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    Die Bourne Identität

    [Bild: 474_xl.jpg]

    Kinostart: 26.11.2003
    Genre: Thriller/Action
    Regie: Doug Liman
    Darsteller: Matt Damon, Franka Potente, Chris Cooper
    FSK: 12

    Inhalt: Etwa hundert Kilometer von Marseille entfernt fischt ein Fischkutter einen jungen Mann mit zwei Kugeln im Rücken drin aus dem Wasser heraus. Der kann zwar französisch und flämisch, hat aber keinen gesteigerten Plan davon, wer er ist, bzw. wieso man ihm balistisch zu Leibe rücken wollte. Auch ein Besuch bei einer schweizer Bank verschafft nur wenig klarheit, aber immerhin merkt uns' Held, der sich fortan Jason Bourne nennt, bei der haarsträubenden Verfolgungsjagd, dass er Fiesärschen ganz gut auf's Maul geben kann. Gemeinsam mit der Studentin Marie macht er sich auf gen Paris um herauszufinden, wer, was, wann, wieso und überhaupt...

    Kritik: Donnerstag: Ich hab' gerade meine liebste Gitarre halbwegs zu Hackfleisch verarbeitet (beim Saiten aufziehen ist irgendwo am Tremolo ein Stück abgebrochen, Scheiße auch) und auch sonst keinen gesteigerten Plan, was ich tun soll, denn ich sitz bei meinen Eltern und Marla ist irgendwo, aber nicht hier. Also muss ich mich mal wieder aufs Fernsehprogramm verlassen und wer sich darauf verlässt ist verlassen, wie man so schön sagt... Glück nur, dass Vox an diesem Donnerstag (dem 29. Januar, übrigens dem 25. Geburtstag meines Bruders) gar nicht so fies in den Komposthaufen griff sondern etwas halbwegs ansehbares aus dem Hut zauberte. Namhaft "Die Bourne Identität", ein Agententhriller basierend auf dem Buch von Robert Ludlum, den ich nicht zum ersten Mal sah. Irgendwann drängte ein Kumpel mir den Streifen schon auf DVD auf und da nahm ich das gute Stück in Augenschein und lasst euch nicht zu viel verraten, aber der heutige Film ist der Auftakt zu einer Trilogie und den dritten Teil, "Das Bourne Ultimatum", hab ich noch daheim auf DVD rumliegen, nur noch nicht angeschaut, weil ich den zweiten Streich bis zum heutigen Tag noch nicht sah...
    Egal, wir haben es also mit einem Agentenfilm, einer Literaturverfilmung und dem ersten von mehreren Parts zu tun, drei potentielle Möglichkeiten, um viel zu verkacken. Aber ich deutete es im oberen Ansatz schon an, ansehbar ist "Die Bourne Identität" allemal, wenn nicht sogar mehr. Und das hat mehrere Gründe. Allen voran die Tatsache, dass Regisseur Doug Liman ("Mr. & Mrs. Smith", "Jumper") eine sehr stringente Inszenierung aus dem Hut zaubert. Man sollte keine inszenatorischen Großleistungen erwarten, aber Liman nimmt das Skript, das das Drehbuchautorengespann Tony Gilroy ("Armageddon", "Lebenszeichen") und W. Blake Herron ("Vorbilder") aus dem Ludlum-Klassiker (übrigens Jahre zuvor schon mal mit Richard Chamberlain in der Hauptrolle auf Zelluloid gebannt) extrahierte, und bastelt ein spannungstechnisch sehr dichtes Ding daraus. Das fängt schon an, wenn unser da noch namenloser Held eher leblos im Mittelmeer (oder gehört der Part schon zum Atlantik?) herum schwimmt und von den eher schlichten Fischern geborgen wird. Auch die quasi-Vorstellung von Bourne ist sehr gut gelungen, auch wenn hier die Zeitspanne, die der Film zu überbrücken versucht, etwas... äh... schlecht rüberkommt. Wenn Bourne nicht so etwas fallen lassen würde wie "Ich bin jetzt schon zwei Wochen auf diesem Schiff", dann hätte ich geahnt, dass sie ihn vor ein paar Stunden aus dem Wasser gefischt hätten, aber gut, ich war eh nie so der Beste darin, solche Zeitspannen in Filmen einzuschätzen.
    Hauptsächlich haben wir es bei "Die Bourne Identität" aber mit einem Actionstreifen zu tun, oder? Hm, ja, irgendwie schon, auch wenn die 12er-FSK da etwas verwunderlich ist, denn wenn man sich ein zünftig bretzelndes Baller-Feuerwerk wünscht, dann muss da doch mindestens mal ein blauer Aufkleber drauf sein, oder? Immerhin sehen es die deutschen Jugendschützer ja gar nicht so gerne, wenn Homo Sapiens Sapiens auf Artgenossen schießen... "Die Bourne Identität" findet da glücklicherweise einen gesunden Mittelweg. Ja, es gibt coole Actionszenen. Wenn Bourne zum Bleistift zwei schweizer Polizisten in wenigen Augenblicken zu Hackfleisch verarbeitet, wenn er in der amerikanischen Botschaft in Zürich einen gewaltigen Aufruhr verursacht, wenn er in einem Hotelzimmer in Paris gegen einen Killer mit Martial-Arts-Skills auftrumpft. Es gibt immer wieder nette Actioneinsprengsel, die relativ realistisch inszeniert sind (mit Ausnahme der letzten des Films) aber viel Freude machen, Überhand nehmen diese aber nie.
    Die meiste Zeit über schlägt das Regisseur/Drehbuchteam Liman/Gilroy/Herron nämlich damit tot, Bourne auf der Flucht zu zeigen und dabei versucht er auch noch herauszufinden, was denn überhaupt Sache ist. Hier greift wieder die Spannungsschraube, man selbst weiß nämlich kaum mehr als der nominelle Held (okay, ein bißchen mehr schon), man spürt nur diese allgegenwärtige Bedrohung. Der Feind ist einfach übermächtig und unser Heldengespann quasi dauernd in Gefahr. Das schafft Atmosphäre, das ist sehr gut durchgezogen, so machen Agententhriller Freude.
    Etwas weniger mit Ruhm bekleckert der Streifen leider sich von Seiten der Darsteller, zumindest was die Hauptrollen betrifft. Jason Bourne wird gespielt von Matt Damon ("Good Will Hunting", "Dogma") und der zeigt sich in diesem Film zwar ziemlich muskulös und kampftechnisch gar nicht übel, aber einen guten Schauspieler macht das immer noch nicht aus ihm. Ich mag Matt Damon nicht, das gebe ich freimütig zu. Er hat einfach seine Mimik nicht ordentlich unter Kontrolle... oder zu gut, auf jeden Fall tut sich da nicht sonderlich viel. Ihm zur Seite als Studentin Marie steht die deutsche Franka Potente ("Anatomie", "Lola rennt", "Creep") und sie wirkt hier... sagen wir mal "befremdlich". Per deffinitionem halte ich die gute Frau eh schon für keine gute Darstellerin, aber hier zieht sie ihre Rolle souverän durch, was stört ist ihre Synchronisation, die zwar soweit ich weiß von Potente selbst übernommen wurde, die aber - so komisch das klingen mag - nicht passt. Deutsche in amerikanischen Produktionen, das ist immer ein Gefahrenfaktor, wobei Benno Fürmann in "Mutant Chronicles" bewieß, dass es auch gut geht, Potente hingegen fügt sich so gut in den Film ein wie ein fünf Meter großes Eichhörnchen in eine Selbsthilfegruppe für anonyme Sexsüchtige. Blumiger Außdruck, ich weiß, also noch mal kurz zum mitschreiben: Potente passt nicht. Wesentlich besser sieht es schon in Sachen nebenrollen aus. Den besten Eindruck hinterlässt da wohl zweifelsohne Chris Cooper ("Interstate 60") als so was ähnliches wie der Chef des Treadstone-Projekts, der so eine Art Gegenspieler für Bourne darstellt (wobei es eine ganze Weile dauert, bis die beiden sich tatsächlich mal gegenüber stehen). Cooper hat einfach das perfekte Gesicht für einen gemäßigten Fiesarsch und spielt wie immer große Klasse. Weiterer Höhepunkt ist der damals noch unbekanntere Clive Owen ("Shoot 'em Up", "Children of Men") als schweigsamer Killer "The Professor" (hier auch mit Brille). Owen als Bösewicht ist etwas, was man nicht jeden Tag zu sehen bekommt. Und hier wirkt er auch endlich mal anders als in all seinen anderen Rollen, nämlich nicht so erzwungen cool, sondern tatsächlich eiskalt, effizient und bedrohlich. Auch Altstar Brian Cox ("Blutmond") liefert mal wieder gute Arbeit ab, seine Figur kommt etwas kurz, dadurch kann er nicht wirklich glänzen, aber ich laß, dass das in den folgenden Teilen noch ausgebaut werden würde. Und auch Julia Styles ("Save the Last Dance") hat mich beim ersten Sehen positiv überrascht. Ich hatte die Frau eigentlich immer für eine untalentiertere Leelee Sobieski gehalten, aber sie macht die eigentlich eher nicht so impressive Rolle der Treadstone-Koordinatorin Nikki sehr memorabel. Bin ich mal auf die folgenden Teile gespannt, was die gute Frau da noch rausreißt.
    Hier kommt auch der Wermuthstropfen daher: "Die Bourne Identität" ist - wie schon mehrfach erwähnt und angedeutet - der Auftakt einer Trilogie und zwar einer, die tatsächlich in allen drei Teilen eine fortlaufende Geschichte erzählt. So ist es kein Wunder, dass am Ende des ersten Teils noch nicht alle Geheimnisse aufgedeckt wurden, ja der Zuschauer tatsächlich kaum schlauer ist als vorher. Deswegen lässt einen das Ende des Films etwas in der Luft hängen, macht andererseits aber den Fehler eine total dämliche Endszene dranzutackern, die mehr zu einem Einzelfilm als zum ersten Teil einer Trilogie passt. Ich will jetzt nicht groß spoilern, aber für die bedrohliche Atmosphäre des Films ist diese letzte Szene viel zu unbeschwert. Vielleicht verliert sie ein wenig an destruktiver Wirkung, wenn man direkt hinterher den zweiten Teil sieht und es dann quasi direkt weiter geht, ich weiß es nicht, ich sah den zweiten Teil noch nicht, aber so... Hm...
    Wenn man davon jetzt aber mal absieht, dann ist "Die Bourne Identität" eine sehr runde Sache, die vielen anderen vergleichbaren Filmen des Agentenfilm-Genres (also zum Bleistift den neueren "James Bond"-Teilen oder den "Mission: Impossible"-Filmen) eine wichtige Sache voraus hat, nämlich ein tatsächlich inspiriert geschriebens Drehbuch abseits der dämlichen "Sie haben einen Auftrag, dieses Band wird sich in zehn Sekunden selbst zerstören"-Plotten. In Sachen Action zieht der Film zwischen "Mission: Impossible 2" natürlich den kürzeren (um jetzt mal im gleichen Genre zu bleiben), aber ansonsten...
    Kommen wir zum Fazit: "Die Bourne Identität" ist relativ kompromissloses, unterhaltsames Agentenkino der intelligenteren Variante. Ein schnieker Plott, gute Actionszenen und eine hochkarätige Nebendarstellerriege sowie eine tolle, bedrohliche Atmosphäre halten den Zuschauer die vollen zwei Stunden bei der Stange. Die Endsequenz wirkt etwas dämlich und als Hauptdarsteller hätte ich mir wen anders gewünscht, trotzdem bin ich sehr gespannt auf die folgenden zwei Teile (zumal vor allem der dritte Teil "Das Bourne Ultimatum" noch besser sein soll). Gute Arbeit.

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 07/10 (die Nebendarsteller sind großartig, die beiden Hauptrollen... naja)
    Plot: 09/10 (sehr gute, spannende Story und ausgesprochen intelligent)
    Effekte: 07/10 (die Actionszenen sind größtenteils sehr schick anzuschauen, bei der Letzten stieß mir aber der Einsatz einer Puppe an einer Stelle ziemlich sauer auf)
    Anspruch: 05/10 (an sich zwar recht clever und auch mit ein paar moralischen Ansätzen, aber nichts, was großartige Denkarbeit benötigen würde)
    Gesamtwertung: 08/10 (guter Actionthriller, als einzelner Film hat er ein etwas ernüchterndes Ende, als Teil der Trilogie... wer weiß?)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.7)
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    Kinostart: 31.03.2005
    Genre: Komödie/Thriller
    Regie: F. Gary Gray
    Darsteller: John Travolta, Uma Thurman, Vince Vaughn
    FSK: 12

    Inhalt: Der Ex-Gangster Chilli Palmer ist mittlerweile ein erfolgreicher Hollywood-Produzent, aber das Filmgeschäft kotzt ihn an. Als sein alter Kumpel Tommy Athens, ein Musikproduzent, auf offener Straße erschossen wird, hängt Chilli sich an dessen Witwe und versucht so Fuß im Musikgeschäft zu fassen...

    Kritik: Ihr kennt mich, es dürfte kein großes Geheimnis sein, dass ich persönlich Quentin Tarantino für einen unsäglichen Stümper halte, der sich wahrscheinlich nicht mal alleine die Schnürsenkel zubinden kann, geschweige denn einen guten Film drehen. Aber es ist wahrscheinlich ein noch viel weniger großes Geheimniss, dass viele andere Leute auf dieser unseren schönen Erde Tarantino mindestens mal für eine obskure Kreuzung aus Gott, Achilles, Mahatma Ghandi und Optimus Prime halten und ihm wohl ihre ungeborenen Kinder opfern würden, wenn er darum bitten täte. Schön und gut, einer davon nennt sich Barry Sonnenfeld und der drehte im Jahre 1995 einen Film namens "Schnappt Shorty", basierend auf einem Buch von Elmor Leonard (der übrigens auch die Romanvorlage zu Tarantinos "Jackie Brown", tatsächlich einer seiner besseren Filme) schrieb. Das Ding war sehr erfolgreich, kein wunder, erschien es doch nur ein Jahr nach "Pulp Fiction", schien auf den ersten Blick recht ähnlich zu sein und John Travolta spielte da auch die Hauptrolle. Ich hab "Schnappt Shorty" zweimal gesehen, beim ersten Mal habe ich ihn gehasst, beim zweiten Mal fand ich ihn ganz lustig, auf jeden Fall unterhaltsam und kurzweilig, wenn auch nichts, was ich jetzt per se mal anbeten würde.
    Wie gesagt, der Film war recht erfolgreich und wie das mit erfolgreichen Filmen so ist versucht man irgendwann noch ein paar mickrige Mäuse rauszuschlagen. Im Falle von "Schnappt Shorty" manifestierte sich dieses Prügeln der Geldkuh im Jahre 2005 im Film "Be Cool", einer mehr oder weniger direkten Fortsetzung des Stoffes. Nachdem also im ersten Teil schon das Filmgenre auf mehr oder weniger subtile Art und Weise abgegrast wurde und man dabei so große Namen wie Gene Hackman, Renee Russo (damals sogar noch "relativ" jung und ziemlich heiß... ja gut, kurz vor den vierzig war die Frau schon), Danny DeVito, Dennis Farina, James Gandolfini und Delroy Lindo abgegrast hatte, musste jetzt ein Themenwechsel her. Neue große Darsteller, neues Themengebiet, der Rest ist beim Alten geblieben, schön und gut. Da ich irgendwie nichts besseres zu tun hatte riskierte ich also mal einen Blick, um zu schauen, wie sich ein nach neun Jahren entstandenes Sequel so schlägt. Zugegeben, ich verschieße jetzt schon eine Menge Pulver wenn ich das verrate, aber: Mieserabel. Grottig. Scheiße. Schlecht. Und gar nicht mal so gut.
    Ich könnte das jetzt als Fazit stehen lassen und dieses Review an dieser Stelle beenden, aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht noch ein wenig ins Detail gehen, Salz in die Wunde streuen, einen ganzen Haufen Zeilen schinden und viel Blödsinn labern würde, also here we go. Wir kennen das ja schon aus den großartigen neuzeitlichen Judd Apatrow-Filmen, die alle bis zum Umfallen hip sein müssen und das dadurch am Besten erreichen, indem sie ihre Helden sich gegenseitig verbal so ziemlich alles um die Ohren hauen lassen, was gerade so angesagt ist. Ich will ja nicht sagen, dass es ein Trugschluss ist, wenn man so etwas für cool hält, aber meiner Meinung nach ist es das absolut nicht, schon gar nicht in auf Zelluloid gebannter Form. Jede Szene, in der mal wieder der Popkultur verbal die Nudel massiert wurde (im übertragenen Sinne) war einfach nur schmerzhaft schlecht und in den knappen 110 Minuten, die der Film läuft, waren das gar nicht so wenige.
    Dazu kommt eine unglaubliche Ideenlosigkeit, was den tatsächlichen Plot des Streifens angeht. Eigentlich wird nur noch mal die komplette "Schnappt Shorty"-Story neu aufgegossen, allerdings ohne den Charme, ohne den Witz. Und halt mit Musik statt mit Filmen. Die neu eingeführten Figuren sind dabei an Lächerlichkeit kaum zu überbieten, vor Allem Harvey Keitel, Vince Vaughn und Cedric the Entertainer lernt man im Verlauf des Films wirklich zu hassen, aber auch die Figur des Chilli Palmer hat stark nachgelassen... Naja, eigentlich nicht, er ist immer noch dieselbe coole Sau, die die Situation jederzeit in der Hand hat. Dem gelingt einfach alles. Das war bei "Schnappt Shorty" nicht anders, aber während dieses Konzept im ersten Teil noch frisch und neu war, es einfach Spaß gemacht hat, diesem selbstsicheren Typen bei der formvollendeten Durchführung seines Plans zuzuschauen (ohne irgend welche Rückschläge oder Schwierigkeiten, im krassen Gegensatz zu beispielsweise "Ocean's Eleven"), so abgedroschen wirkt der Neuaufguss dieses Szenarios im zweiten Teil. Chilli Palmer ist zu cool und ihm zwei Filme lang bei seiner Masche zuzuschauen langweilt einfach nur extrem. Dadurch, dass der Mann so "gut" ist ist auch die Spannung von Anfang an auf dem Nullpunkt, man weiß ja doch, dass er eh mit heiler Haut aus der Sache rauskommt und alle an der Nase herum führt, da langweilt es irgendwann einfach nur noch, wenn ihm mal wieder jemand eine Waffe unter die Nase hält, weil geht doch eh wieder gleich aus (es wäre zwar irgendwie komisch, aber der Film wäre wesentlich besser gewesen, wenn Chilli nach der Hälfte der Laufzeit plötzlich eine Kugel abgekriegt hätte und gestorben wäre... da hätte Hollywood sich endlich mal was getraut).
    Passend zu den grauenhaften Figuren, die hier vor der Kamera herumhampeln, sind auch die Darsteller. John Travolta ("Pulp Fiction", "Grease", "Battlefield Earth") ist zwar normalerweise gut, aber er hat wohl bemerkt, in was für einem Käse er hier mitspielt. Denn er spult die Rolle des Chilli so unglaublich gelangweilt, so völlig ohne jede Hingabe für die Rolle herunter, dass ich gerne glaube, dass es ihm nur ums Geld ging oder er einen Vertrag zu erfüllen hatte. Ihm zur Seite steht Uma Thurman ("Kill Bill", "Pulp Fiction", "Die Super-Ex"), die nicht nur vom Aussehen her nicht im Geringsten mit Renee Russo mithalten kann, sondern auch mal wieder eine erbärmliche darstellerische Leistung abfeiert. Wie immer hat sie die volle Lauflänge über denselben Gesichtsausdruck drauf und ihre Präsenz ist eh vergleichbar mit der eines überfahren Eichhörnchens. Christina Milian (die Sängerin) spielt ebenfalls furchtbar. Die Gesangsparts hat sie drauf, keine Frage, damit verdient sie ja normalerweise auch ihre Brötchen, aber wann immer sie etwas anderes tun muss versagt sie gnadenlos. Kompetenz hingegen steuert einerseits Harvey Keitel ("Reservoir Dogs", "Taxi Driver", "Bad Liutenant") bei, der sowieso immer ein Hochgenuss ist. Sein Talent ist in diesem Film leider völlig verschenkt. Und andererseits ist da jemand, von dem man so etwas eigentlich gar nicht erwarten würde. Aber Dwayne "The Rock" Johnson ("Southland Tales", "Walking Tall", "Welcome to the Djungle") feiert hier als schwuler Bodyguard mit Ambitionen zum Schauspieler so eine großartige Show ab, dass man ihn dafür am Liebsten knutschen würde. Auch hier muss wieder gesagt werden: Seine Darstellung (und seine Figur, die tatsächlich im Gegensatz zu allen anderen cool ist) ist völlig verschwendet, aber Ehre wem Ehre gebürt. Dann ist da noch Cedric the Entertainer ("Street Kings", "Barbershop") als Musikproduzent Sin LaSalle, der auch einfach nur nervt und jede Szene, in der er teilhaben darf, gnadenlos verkackt. Genau wie Vince Vaughn ("Paparazzi", "Trennung mit Hindernissen", "Mr. und Mrs. Smith"), von Natur aus schon ein schlechter Darsteller, der hier aber wirklich den Tiefpunkt erreicht. Danny DeVito ("Batmans Rückkehr", "Big Fish", "Twins") taucht übrigens auch wieder auf, aber nur in einer besseren Statistenrolle. Schade drum. Genau wie der Gastauftritt von Aerosmith-Sänger Steven Tyler. Die Gage muss echt gut gewesen sein, anders kann ich mir nicht erklären, wieso der Mann sich zu so etwas hat breitschragen lassen.
    Ich könnte jetzt noch weiter über den Film herziehen, über seinen mieserablen Soundtrack, der so plump eingesetzt wird, dass man eigentlich permanent das Gefühl hat ein überlanges Musikvideo zu sehen, oder über die perverse Faszination des Films mit sinnloser Gewalt, die dann nicht mal besonders überzeugend eingebracht wird (im Gegensatz zum Rest des Films, der wirklich sehr "slick" inszeniert ist), aber sagen wir es einfach so...
    Kommen wir zum Fazit: "Be Cool" ist ein absolut ekelhafter Streinfe, der quasi eine Checklist in Form eines Films ist, auf der man so ziemlich all das abhaken kann, was schlecht und böse an modernem Unterhaltungskino ist. Eine schicke aber völlig unmemorable Inszenierung, ein bodenlos mieses Drehbuch, hassenswerte Charaktere und lustlose Darsteller verbinden sich hier zu einem Film, der nicht nur ein total verhunztes Sequel zu einem ganz ordentlichen Film ist, sondern auch als eigenständiges Ding sehr missraten ist. Einzig und allein die Leistungen von Keitels Harvey und Rocks The (haha) rechtfertigen das Teil hier im Allerentferntesten, aber um es kurz zu machen: "Be Cool" ist scheiße und sollte von niemanden angesehen werden, der zumindest einen gewissen Qualitätsanspruch an Filme hat.

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 04/10 (einige ohne Talent, einige mit Talent, einige, die sich einen Scheiß um den Film kümmern)
    Plot: 02/10 (dummdreister Neuaufguss des ersten Teils, völlig zahnlos und uninteressant)
    Effekte: --/10 (keine nennenswerten Effekte drin)
    Anspruch: 01/10 (Popcorn-Kino der miesesten Sorte)
    Gesamtwertung: 02/10 (ein fieser Scheißfilm, fertig aus)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.6)
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    Highway Psychos

    [Bild: highpsych.jpg]

    DVD-Start: 11.12.2003
    Genre: Thriller
    Regie: Scott Reynolds
    Darsteller: Radha Mitchell, Josh Lucas, Barry Watson
    FSK: 16

    Inhalt: Beth ist Besitzerin eines kleinen Dinners und eines Motels irgendwo in der amerikanischen Pampa. Eines Tages taucht ein verwirrter junger Mann dort auf, der nicht nur kein Geld und keine besonders gesunde Gesichtsfarbe hat, sondern auch noch ziemlich am Rad dreht, als ein paar andere Kerle das Dinner erreichen. Er vertraut Beth an, dass die Männer ihn verfolgen und umbringen wollen und sie auch ihn Gefahr ist. Aber so einen fiesen Eindruck macht das Dreiergespann gar nicht...

    Kritik: So kurz nach Mitternacht ist ja immer so die Zeit, wenn Wiederholungen des vorigen Programms kommen (wir erinnern uns, so sah ich damals auch "Dirty Dancing"), oder wenn die Privatsender irgend welche ollen Kamellen, die kein Mensch sehen will, ins Nachtprogramm kloppen. Meistens irgend welche Actionreißer oder Thriller von Anno Tobak, die zu brutal für's Nachmittagsprogramm sind, aber zu wenig Publikum für die Prime Time ziehen (naja, Pro7 umgingen diese Schwierigkeit mal, als sie den echt guten Fantasy-Reißer "Fallen Angels" bis zur unkenntlichkeit verstümmelt um den Mittag rum brachten, eine Schande...). Meistens sah ich bei solchen Gelegenheiten eher große Grütze, aber manchmal stößt man da auch auf so etwas, was man mit sehr viel Fantasie "Kleinode" nennen könnte. Nachdem also am Samstag abend erst das Crapfest "Be Cool" lief und danach Wesley Snipes in "The Marksman" ein weiteres Mal eindrucksvoll bewieß, dass er für Geld wirklich jeden Scheiß spielt (wobei der Film gar nicht so übel war, zwar absolut nicht memorabel, aber gegen Ende rumste und krachte es ganz gut an allen Ecken und Enden und das ist ja auch etwas wert), flimmerte ein gewisser "Highway Psychos" über die Mattscheibe. Die Pre-Title-Sequenz verpasste ich zwar, aber nachdem ich dann kurz darauf Radha Mitchell ("Silent Hill", "Pitch Black") in einem sehr niedlichen Kellnerinnen-Dress erkannte, da blieb ich doch mal dran, um die Sache etwas genauer in Augenschein zu nehmen.
    Um es gleich mal etwas kürzer zu machen: Der erste Akt von "Highway Psychos" ist langweilig. Und das hat zweierlei Gründe, zum einen die sehr uninspirierte Inszenierung aus dem Hause Scott Reynolds ("The Ugly", ein neuseeländischer Serienkiller-Streifen, den ich tatsächlich auf DVD und auch zweimal gesehen habe... gar nicht übel), die einfach keinen anständigen Spannungsbogen auf die Reihe kriegt, zum Anderen die durchwachsenen Schauspielleistungen. Mitchell ist zwar gut und sieht auch nicht übel aus, aber vor Allem Barry Watson (spielte die Hauptrolle im neuen "Boogeyman") als mysteriöser Landstreicher Jack stieß mir ziemlich sauer auf, wirkte er doch über weiteste Strecken ziemlich blass, steif und wenig überzeugend. Hier hätte man dringend einen besseren Darsteller gebraucht, denn wirklich bedrohlich wirkte der gute Mann nie, obwohl seine Rolle das dringend nötig gehabt hätte. Besser, wenn auch nicht viel, war Josh Lucas ("Stealth", "Poseidon", "Session 9") als Peter, der Anführer des Dreiergespanns, das Jack möglicherweise auf den Fersen war oder auch nicht. Den netten Kerl konnte er einfach nicht gut rüberbringen und seine Synchronstimme war auch etwas daneben. Seine beiden Sidekicks, gespielt von Jonathan Blick ("The Frighteners") und Eryn Wilson ("Cleopatra 2525"), waren übrigens auch figürlich völlig farblos und deswegen sehr vernachlässigbar. Die letzte etwas größere Rolle spielte Kevin Anderson ("Tausend Morgen") als örtlicher Sheriff Bryce, mit dem Mitchells Figur Beth das eine oder andere Problem hate, was plottechnisch zu ein paar Reibereien führt, aber besonders gut war der Knabe auch nicht.
    Hier kommt aber ein großer Pluspunkt ins Spiel, denn nach dem drögen Auftakt zieht die Story von "Highway Psychos" mächtig an. Die Idee ist nicht neu, aber sie wird hier erstaunlich gut rübergebracht. Genau so wenig wie Beth weiß der Zuschauer, was hier überhaupt gespielt wird, wer der Gute ist, wer der Böse... Oder alle? Oder garkeiner? Das Skript ist erstaunlich clever für einen mitternächtlichen Low-Budget-Thriller, die Entwicklungen, die der Plot durchmacht, sind geschickt eingeflochten, Hut ab dafür. Und noch dazu traut der Film sich ein paar eher unpopuläre Entscheidungen zu treffen und ein paar sehr coole Szenen (die als Beth im Dinner am Telefon war und eine langhaarige Gestalt auf sie zuschlich, verdammt cool, muss ich zugeben) einzubauen. Aber auch hier kommt die Unsicherheit von Regisseur Scott Reynolds wieder zum vorschein, denn ähnlich wie Simon Fellows bei der Wesley Snipes Gurke "7 Sekunden" traut er dem Publikum weder gesteigerte Hirnaktivität noch ein kleines Fünkchen Suspension of Disbelief zu. Deswegen spart das Skript sich seine gar nicht so üblen Twists und Turns einfach nicht auf, wann immer irgend etwas angedeutet wird, muss es Sekunden später aufgeklärt werden, damit das doofe Publikum nicht den Faden verliert. Vor allem in einer Szene fiel mir das extrem negativ auf (Beth und Jack sind im Klo eingeschlossen, Peter steht vor der Tür), denn die Szene war vom Aufbau her so unglaublich gut, damit hätte man dem Zuschauer (im positiven Sinne) quasi mit Anlauf ins Gesicht treten können, so eine gute Überraschung hätte man da rauskitzeln können. Wird aber nichts, denn in der direkt vorhergehenden Szene wurden mal wieder alle Andeutungen, alle Unklarheiten aus dem Weg geräumt und man weiß, wer hier die Wahrheit sagt und wer lügt...
    Kurzum: Der Mittelteil von "Highway Psychos" ist ein klassisches Beispiel von einer guten Idee, die ungut umgesetzt wurde. Reynolds schafft es endlich, die Spannungsschraube etwas anzuziehen, aber dummerweise immer nur für kurze Zeit, zu schnell wird wieder mit dem Holzhammer gearbeitet. Es gibt immer noch coole Szenen und ein paar nette Ideen, aber es fehlt einfach an Mut, um was richtig Großes daraus zu machen. Hier kommt dann auch ein weiterer Schwachpunkt ins Spiel: Der Film ist zu lang (mit den heruntergefahrenen mitternächtlichen Werbepausen 120 Minuten, also reine Lauflänge wohl etwas zwischen 100 und 110 Minuten), der letzte Part zu langatmig und zu sehr gestreckt. Die Spannung verabschiedet sich knappe 20 Minuten vor dem Ende auch in die Sommerpause, von nun an gibt's ein wenig Action, Explosionen, Feuer und Schießereien, so was in der Art, auf die Augen. Auch verkackt die Erzählstruktur es hier ein wenig, denn man bricht mit dem vorherigen Erzählstrang, nur um ein paar billige Thrills reinzuhämmern. Gemeinsam mit der Spannung gingen übrigens auch die Grenzen der physikalischen Realität, weswegen der Showdown etwas gekünstelt und sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt. Zumal das Drehbuch an dieser Stelle vollends kapituliert, denn das Hinterherjagen eines McGuffins kann schon als Motivation funktionieren, wenn die handelnden Personen einen tatsächlichen Grund dafür haben... Hier versagt "Highway Psychos", Beths Halsstarrigkeit gegen Ende entbehrt einfach jeder Grundlage (wenn man mal von einer gewissen Todessehnsucht oder so absieht). Einen gewissen Unterhaltungswert kann man dem Ding aber nicht absprechen, auch wenn es - wie gesagt - etwas zu sehr in die Länge gezogen wird.
    So teilt "Highway Psychos" sich in drei sehr merkwürdige Teile ein. Den ersten langweiligen Part, den man mit ein paar besseren Darstellern und Dialogen hätte retten können, den zweiten extrem guten Teil, der nur an der mutlosen Inszenierung krankt, und den dritten Akt, der einfach zu langgezogen ist. Keiner der Parts ist perfekt und der Film ist auch nicht mehr als die Summe seiner Teile, deswegen auch sicher kein besonders toller, aber er hat seine Augenblicke. Und zwar gar nicht so wenige. Trotzdem verschenkt der Film frustrierenderweise sehr viel Potential, denn die Story ist gut (auch wenn sie gegen Ende wie gesagt ziemlich blödsinnig und ein bloßer Vorwand zum Zeigen von Actionszenen wird) und clever, man hätte nur etwas mehr daran fielen müssen. Und wieso Reynolds sich um eine massenkompatible Inszenierung schert werde ich auch nicht verstehen, diese Kompatibilität gibt der Film mit ein paar ziemlich fiesen Szenen nämlich eh schon auf. Darum...
    Kommen wir zum Fazit: Es gibt mit Sicherheit wesentlich schlechtere Filme als "Highway Psychos", aber dummerweise gibt es auch viel bessere. Ein ausgefeilteres Drehbuch (im Großen und Ganzen, die Details sind nämlich schon sehr gut), eine mutigere Inszenierung, ein paar bessere Darsteller und eine Straffung des letzten Akts, das hätte der Film gebraucht, um wirklich gut zu werden. So reicht es für einen ungefähr durchschnittlichen Thriller, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 05/10 (Mitchell ist gut, Lucas ganz okay, der Rest nicht wirklich gut)
    Plot: 07/10 (sehr clever aufgezogen, dummerweise gegen Ende zu unlogisch)
    Effekte: 05/10 (actiontechnisch hat man sicher schon besseres gesehen als den letzten Akt von "Highway Psychos", aber übel ist es nicht und stellenweise auch gar nicht so unblutig)
    Anspruch: 03/10 (dummerweise traut der Film seinem Publikum keine eigenständige Denkarbeit zu...)
    Gesamteindruck: 06/10 (ordentlicher Thriller, der wesentlich besser hätte sein können)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.4)
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  4. #24 Zitieren
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    A.I. – Künstliche Intelligenz

    [Bild: 51409M64HBL._SS500_.jpg]

    Erscheinungsjahr : 2001
    Genre : Science-Fiction / Fantasy
    Regie : Steven Spielberg
    Darsteller: Haley Joel Osment, Frances O’Connor, Jude Law
    FSK : 12
    Länge : 146 Minuten


    Ich empfehle für: Alle, die Spielberg mögen

    Inhalt: In einer Zukunft, in der Roboter ein Bewusstsein besitzen, wird ein Roboterkind gebaut, dass fähig ist, Emotionen zu erfahren.

    Kritik: Den Stoff zu diesem Film hat Stanley Kubrick vorgeschlagen, man sollte jedoch nicht den Fehler begehen, A.I. als Kubrick-Film zu beurteilen. Das ist A.I. nicht und das will er auch gar nicht sein, die Umsetzung trägt eindeutig die charakteristische Handschrift Spielbergs, mit allen Vor- und Nachteilen.

    An Vorteilen wäre neben der von Spielberg gewohnten, dem hohen Budget angemessene, gute technische Umsetzung und gute Darsteller zu nennen. Außerdem unterstützt die Tatsache, dass Kinder in Spielbergfilmen meist etwas überzeichnet dargestellt werden, diesen Film, was ja so nicht immer der Fall ist (Krieg der Welten, Indiana Jones und der Tempel des Todes).

    Allerdings weist A.I. einen großen, ja fast schon gewaltigen Makel auf: Der Plot ist völlig inhomogen und wirkt zusammengewürfelt. Wer darin eine Referenz an „2001 Odysee im Weltraum“ mit seinen Episoden sehen will, kann das gerne tun, ich kann das aber nicht. Denn während 2001 auf seine Art absolut homogen, offen und doch zugleich geschlossen ist, so hatte ich A.I. das Gefühl, zwischen zwei Sendungen zu zappen, einem „Anspruchsfilm“ und einem „Unterhaltungsfilm“: Es gibt starke Szenen (Prägung, Treffen auf Schöpfer) und gründlich daneben gegangene Szenen (Verschrottung, Infocenter), vermeintlich handgemachtes und CGI-Fluten. Es ist nicht schlimm, dass Spielberg seine und Kubricks „Variante“ unverfälscht kommunizieren will, aber leider wirken die Teile wie mit Gewalt aneinandergefügt. Ich vermute, dass Spielberg durchaus diesen Kontrast betonen oder zumindest akzeptieren wollte, das Resultat ist allerdings suboptimal, den der Film leidet dadurch eindeutig.

    Etwas, das ich (leider nur) prinzipiell gut gelungen finde, ist das Ende, das gegen die Erwartung des Zuschauers geht, doch gerade das es dem typischen Kubrick-Anhänger wohl gegen den Strich geht, zeigt, dass Spielberg Kante bewahrt. Trotzdem ein kleines Minus für den Schluss, der zwar als Spielberg-Deutung des Stoffes absolut in Ordnung geht und als solches zu unrecht gebasht wurde, aber leider miserabel (pseudowissenschaftliches Geplapper, überhastet) umgesetzt ist.

    Darsteller: Die zwei Jungen machen ihre Sache ausgezeichnet, die Mutter bleibt allerdings etwas blass. Alle anderen Schauspieler sind wirklich gut.

    Plot: Der Plot wirkt konfus, nicht aus einem Stück geschnitzt.

    Effekte: Die Kamera ist für meinen Geschmack zu schnell und unruhig, dies gehört aber zu Spielbergs Stil. Ausstattung und Kulisse sind gut, die Beleuchtung weitgehend atmosphärisch. Die Computereffekte sind professionell. Für den suboptimalen Soundtrack und die aufdringliche Computereffektflut ab der Manhattansequenz ziehe ich einen bzw. zwei Punkte ab, sodass 7/10 Punkte zu Buche stehen.

    Anspruch: A.I. hat definitiv einige Momente, in denen er wahre Größe aufweist. Spielberg hat hier eindeutig mehr getan, als reine Routine abzuleisten. Allerdings vermisse ich etwas Authentizität, da eine Gesamtvision nur schwer zu erkennen ist.

    Gesamtwertung: Der Spagat zwischen Anspruch und Familienfilm-Mainstream ist leider nicht völlig gelungen, aber es hätte auch deutlich schlimmer kommen können. Definitiv einer der besseren Spielbergfilme. Kubrick hätte den Stoff zwar sicher in einer ganz anderen Liga umgesetzt, aber die oft gelesenen Beschimpfungen gegen Spielberg, er hätte nur vom Rufe Kubricks nach dessen Tod profitieren wollen, ist einfach nur arm. Das Spielberg sich nicht als zweiter Kubrick profilieren wollte, zeigt schon die Beibehaltung seines eigenen Stils. Spielberg wollte sowohl Kubrick als auch sich selbst gerecht werden, ironischerweise verursacht ausgerechnet dies die Plotschwäche.

    Einzelwertungen:
    Darsteller : 9/10
    Plot : 3/10
    Effekte : 7/10
    Anspruch : 7/10
    Gesamtwertung : 7/10


    Amazon (DVD)
    IMDB (Wertung 6.9)
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (04.02.2009 um 06:15 Uhr)

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    Kinostart: 08.04.2004
    Genre: Fantasy/Komödie/Drama/Liebesfilm/Abenteuer
    Regie: Tim Burton
    Darsteller: Ewan McGregor, Albert Finney, Billy Crudup
    FSK: 6

    Inhalt: Will Bloom hat ein Problem mit seinem Vater Edward, nämlich die Tatsache, dass der alte Mann ein unverbesserlicher Geschichtenerzähler ist, der es mit der Wahrheit oft nicht so genau nimmt und sich immer in den Mittelpunkt stellen muss. So auch auf Wills Hochzeit. Daraufhin spricht Will volle drei Jahre nicht mehr mit Edward. Erst als er von seiner Mutter erfährt, dass Edward im Sterben liegt, rafft Will sich auf, um seinen Vater wieder zu sehen und endlich herauszufinden, was dieser wirklich für ein Leben geführt hat...

    Kritik: Filme sind eine wundervolle Sache, denn sie können so unheimlich viele Emotionen transportieren. Sei es Entspannung (ja, ich fand "Begotten" meditativ, ihr könnt das krank finden, wenn ihr wollt), Aufregung (mal ehrlich, welcher echte Mann hat am Ende von "Phantom Kommando" nicht Herzklopfen?), Trauer ("Dragonheart"... Schluchz), Ärger (ich hasse dich immer noch, "Possession") oder Freude, Gelächter, Unterhaltung, you name it. Alles davon ist ja an sich schon mal eine feine Sache (außer Ärger vielleicht, außer man ist ein wenig masochistisch veranlagt, was ich auf jeden Fall bin, ich gebe es gern zu), wenn ein Film es dann aber schafft, alles davon auf wunderbare Art und Weise miteinander zu verbinden, dann ist er wirklich einer von wenigen, vielleicht sogar eine ganz einzigartige Erfahrung. Auf Anhieb fallen mir gar nicht so viele Streifen ein, die das können (mach Dinger, du sagtest ja auch gerade, dass es nicht viele davon gibt, du Genie... - der Setzer), "Bubba Ho-Tep" gehört auf jeden Fall dazu, "Dragonheart" wohl auch, "300" vielleicht und die "Herr der Ringe"-Trilogie, dann vielleicht noch Bob Gales genialer "Interstate 60" und mit Sicherheit *tamtam* Tim Burtons "Big Fish" (der übrigens eine erstaunliche Ähnlichkeit zu "Interstate 60" hat... ich bezweifle aber, dass Burton bei dem ein Jahr früher entstandenen Film abguckte, dazu ist der zu unbekannt und der Zeitrahmen zu kurz).
    Ich leugne nicht, Tim Burton ("Batman", "Sleepy Hollow", "Ed Wood", "Sweeney Todd") ist mit Sicherheit einer meiner Lieblingsregisseure (neben John Carpenter, David Lynch, David Fincher, Sam Raimi und noch ein paar anderen), dafür sorgt schon allein der sehr individuelle Stil des guten Mannes und vor Allem seine Liebe zum Detail, mit der er jeden von seinen Filmen veredelt (vielleicht mit Ausnahme des leicht bekloppten "Planet der Affen"-Remakes, das Burton selbst gerüchteweise aber auch absolut nicht ernst genommen hat). Im Falle von "Big Fish" berief er sich auf ein Buch von einem gewissen Daniel Wallace, das von John August (schrieb auch den grottenschlechten Episodenfilm "Go" und arbeitete im weiteren Verlauf noch öfter mit Burton zusammen) zu einem Drehbuch umgearbeitet wurde. Sich an etwas bestehendem zu orientieren ist immer mehr oder minder gefährlich, aber hey, it's Tim Burton, der Mann verfilmt wenn ich mich recht entsinne in knapp 9 von 10 Fällen fremden Stoff, seien es nun Remakes, Comicverfilmungen, Musicalverfilmungen, Aufarbeitungen von uralten Legenden (ich schaute mal gerade durch, tatsächlich ist nur wenig von dem, was er verfilmte, auf seinem eigenen Mist gewachsen, mit Ausnahme von "Edward mit den Scherenhänden"), von daher sollte das kein Problem sein...
    Gut, so viel zur etwas aufgeplusterten Exposition, nachdem ich zuletzt wieder Marla fern war und dementsprechend das Fernsehprogramm verfolgen musste, würfelte ich heute tatsächlich im keine Ahnung wievielten Anlauf mit dem zehnseitigen Würfel eine physikalisch mögliche Zahl, nämlich eine 10. "Big Fish". Ich versuchte erst noch ein wenig zu schummeln, weil der Film mit zwei Stunden gar nicht so kurz und es schon spät war, aber naja, was wär ich denn für ein Kritiker, wenn ich mich aus solchen Gründen davon abbringen lassen würde, mir einen Film anzuschauen? Also den Film gepackt, Leopold mitgeschleift und auf zum Sofa (heute gesellte sich in das... äh... "Decavirat"? So was war noch nie meine Stärke... jedenfalls war's Uwe Bolls "Alone in the Dark", den ich vor ein paar Tagen für einen Euro bei eBay ersteigerte, um mal zu schauen, was an den negativen Kritiken so dran ist... leider nur die 16er-Kinofassung und nicht die aufgebohrte mit dem roten Aufkleber), wo ich mir höchst selbst dann zum dritten Mal (das erste Mal sah ich ihn glaub ich mit meiner damaligen Freundin oder vielleicht waren wir da auch gar nimmer zusammen, zum zweiten Mal dann mit meiner Mutter und meinem Bruder zusammen) den Film kredenzte. Wohl bekomms.
    Wie beschreibt man "Big Fish" am Besten? Vielleicht als eine Mischung aus "Baron von Münchhausen" und "Forrest Gump". Der Film besteht quasi aus einer Rahmenhandlung, die dazu genutzt wird, um die einzelnen Rückblenden, sprich die Episoden aus Edwards Leben, zusammen zu halten. Immer wieder wird ins "Jetzt" geschaltet, wo Will und seine Frau bei seinen Eltern auf Besuch sind, dann wird wieder an der passendsten Stelle ein Schwenk aus der Vergangenheit eingeflochten. Und diese Erzählungen haben es - wie in der Inhaltsangabe angedeutet - in sich. Fängt es zwar skurril aber doch noch irgendwie... äh... "normal" an, indem der junge Ed Bloom einen Fisch mit seinem Ehering als Köder fängt, so tauchen in späteren Geschichten Riesen, Hexen und Werwölfe auf, geheime Städte, siamesische Zwillinge, Meerjungfrauen und so weiter und so fort. Die einzelnen Episoden sind dabei genau so kurzweilig wie sie unterhaltsam sind, vor Allem aber kann man ihnen eines attestieren: eine unheimliche Intensität. Ich kann nicht genau sagen woran es liegt, vielleicht an den sowieso schon sehr sympathischen Figuren oder den guten Schauspielleistungen, vielleicht auch an der netten (aber etwas unmemorablen) Inszenierung Burtons oder der für einen Oscar nominierten Filmmusik von Burtons Kumpel Danny Elfman (übrigens auch ein guter Bekannter von Sam Raimi, der mitunter auch für "Darkman" und die "Spider Man"-Filme komponierte - die Oscarnominierung war übrigens seine dritte von mittlerweile vieren), Fakt ist einfach, dass die kurzen Episoden tierisch unter die Haut gehen und trotz ihrer kurzen Lauflänge fast die gleiche Wirkung entfalten, wie ein handelsüblicher ganzer Film ähnlichen Genres. Das ist auch die große Stärke von "Big Fish": seine Vielseitigkeit. Und zwar keine Vielseitigkeit, die zusammengestückelt wirkt, sondern eine, die ein homogenes Ganzes ergibt, seien es die komödiantischen Episoden, die abenteuerlichen, die dramatischen, Herrgott, es gibt sogar eine etwas actionreichere (Ba-Ba-Ba-Banküberfall sag ich mal) und eine im Krieg (trotzdem FSK 6, nicht schlecht). Hier passt alles zusammen, auch dank der tollen Narration, die manchmal von Ed, manchmal von Will und einmal auch von Helena Bonham-Carters Figur übernommen wird.
    Wie schon erwähnt, die Figuren sind verdammt sympathisch, auch wenn es Augenblicke gibt, in denen man dem alten Ed gerne die Gurgel umdrehen würde, weil er sich ziemlich plump mal wieder in den Mittelpunkt mogelt (Kommentar meiner Mutter an der Stelle, an der Will erzählt "Danach habe ich drei Jahre lang nicht mit meinem Vater gesprochen": "Das kann ich gut verstehen"). Hier liegt auch der einzig wirkliche Schwachpunkt des Films, die Dialoge sind manchmal etwas daneben geraten, aber das kann man verschmerzen. Was gehört aber zu sympathischen Charakteren dazu? Richtig, gute Schauspieler. Ich find's schade, dass Burton seinen Lieblingshauptdarsteller Johnny Depp hier nicht reinschummelte, aber das ist angesichts der Darstellerriege in "Big Fish" nur ein kleiner Wermuthstropfen. Edward Bloom ist dabei wohl die größte Rolle und die teilen sich Ewan McGregor ("Lebe lieber ungewöhnlich", "Star Wars Episode I", "Trainspotting") als junger und Albert Finney ("Das Bourne Ultimatum", "Erin Brockovich", "Miller's Crossing") als greiser Ed. Tadellos spielen beide, keine Frage, was die Besetzung angeht bin ich mir aber nicht ganz sicher... Angeblich wurde McGregor ausgewählt, weil er Finney auf alten Fotos unheimlich ähnlich sehen soll, aber so viel Ähnlichkeit ist meiner Meinung nach nicht da. Kann man aber zum Glück verschmerzen. Eds Sohn Will wird (zumindest in der älteren Ausgabe) von Billy Crudup ("Mission: Impossible III", "Die Liebe der Charlotte Gray", "Almost Famous") gespielt und auch wenn der Gute hin und wieder etwas hölzern wirkt, kann man sich mit ihm anfreunden. Ist wohl aber auch vom Skript so vorgesehen, dass wir es bei seiner Figur mit einem eher humorlosen Gesellen zu tun haben. Wills Mutter/Eds Frau spielt Jessica Lange ("Tausend Morgen", "Rob Roy"... genialer Film, da zieht "Braveheart" so wat von den Kürzeren gegen) und sie und Finney verbindet eine sehr nette On-Screen-Chemie. Auch ihr Schauspiel ist tadellos, so dass ihre Figur gut rüberkommt. In der jüngeren Ausgabe wird diese Rolle übrigens von Alison Lohman ("Die Legende von Beowulf") übernommen und auch sie zieht eine gute Show ab, wenn sie auch nur in den wenigsten Szenen viel zu tun hat. Dann ist da noch Helena Bonham-Carter ("Fight Club", "Mary Shelly's Frankenstein" - klar, ohne die ist kein Burton komplett, sind die beiden doch immerhin verlobt) und die Frau halte ich persönlich zwar für ziemlich unattraktiv (aalten Chauvinist ich, aber hey), dafür aber um so talentierter. Auch hier zeigt sie sich wieder von ihrer besten Seite, auch wenn ich ein paar Probleme mit ihrer Synchronstimme hatte, da bin ich einfach was anderes gewohnt. Egal, gute Arbeit. Damit sind die wichtigsten Rollen eigentlich schon untergekommen, allerdings gibt es noch einen ganzen Haufen Gaststars zu verzeichnen, darunter Steve Buscemi ("Das Leben nach dem Tod in Denver", "Reservoir Dogs", hier absolut cool als Poet Norther Winslow... ich sag nur "Die Rosen sind rot und braun ist die Kuh..."), Danny DeVito ("Mathilda", "Batmans Rückkehr"), Robert Guillaume ("Agent 00", "Der König der Löwen"), der 2005 verstorbene Matthew McGrory ("DarkPlace", "The Devil's Rejects", "The Dead Hate The Living"... den hab ich ja auch noch auf Silberscheibe hier rumliegen, könnte ich mal wieder anschauen) und die Sängerin Miley Cyrus hat auch noch einen kurzen Auftritt (wobei sie damals, wenn ich mich nicht täusche, noch niet wirklich bekannt war). Kurzum: tolle Sache, das. Vor allem Buscemi ist große Klasse, aber von dem Mann ist man ja nichts anderes gewohnt.
    Was so ein waschechter Fantasy-Film sein will (ist er das überhaupt? Der Antwort auf diese Frage entzieht der Streifen sich recht galant...), der braucht aber auch gute Effekte, oder? Hier fällt der Film etwas flach, das Team um Eric Allard (war für "Stuart Little" für einen Oscar nominiert) bekleckert sich nicht gerade mit Ruhm, bewirft sich aber auch nicht mit Kot. Die Sets sind größtenteils richtig cool, der Riese Karl wird auch gut in Szene gesetzt, aber wann immer CGI ins Spiel kommt, sieht die Sache nicht ganz so dufte aus. Der große Fisch ist da noch das kleinste Übel, vor allem in der Szene, in der Will und seine Frau im Flugzeug sitzen (beziehungsweise die, in der man das Vehikel von außen sah), war ich überrascht, wie unglaublich falsch so ein CGI-Flugzeug doch aussehen kann. Wie auch immer, die CGI-Effekte sind jetzt keine Filmkiller, denn was handwerklich hier gebastelt wurde haut das locker wieder raus. Die Sets sind wie gesagt fantastisch und auch wenn Burton sich mit seiner Inszenierung etwas zurückhält (schon merkwürdig, dass der Mann gerade bei seinem wohl fantasievollsten Film eine eher stringente Inszenierung anstrebt) sieht das alles doch sehr cremig aus.
    Was genau macht man jetzt aber aus "Big Fish"? Lasst es mich so sagen:
    Kommen wir zum Fazit: Es gibt viele Filme, die "gut" sind. Aber es gibt nur wenige, die "schön" sind. "Big Fish" ist schön, vielleicht sogar der schönste Film, den ich jemals gesehen habe. Er bringt einen zum Lachen, zum Weinen (vor Allem das Ende, aber auch der Abschluss des Kriegs-Abschnitts), er unterhält prächtig und zieht den Zuschauer mühelos in seinen eigenen Mikrokosmos, so dass die 120 Minuten, die der Film dauert (okay, ohne Abspann nur 115), wie im Flug vergehen. All das und noch viel mehr erreicht Tim Burton mit seiner neunten Full-Length-Regiearbeit: Einen wunderschönen, unvergesslichen, einzigartigen Film zu drehen, der sehr dicht an der Perfektion dran ist...

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 09/10 (tolles Darstellerensemble, bis in die Nebenrollen gut besetzt)
    Plot: 09/10 (extrem sympathischer, gut durchdachter und einfach innovativer Plot)
    Effekte: 07/10 (die Designs und Sets sind toll, die CGI-Effekte irgendwie nicht das Gelbe vom Ei)
    Anspruch: 06/10 (eigentlich recht klar mit ein paar schönen Botschaften, aber Interpretationsspielraum ist noch drin)
    Gesamteindruck: 9.5/10 (so dicht, wie man nur an die 10 rankomen kann)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 8.1)
    Link zum Trailer (die Hälfte der Synchronstimmen sind übrigens völlig andere als im Film selbst)
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist gerade online Geändert von Harbinger (10.01.2010 um 16:27 Uhr)

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    Kinostart: 26.03.2009
    Genre: Komödie/Liebesfilm
    Regie: Sean Anders
    Darsteller: Josh Zuckerman, Amanda Crew, Clark Duke
    FSK: 12

    Inhalt: Ian ist 18 und hatte noch nie eine Freundin und dementsprechend noch nie Sex, was ihn ziemlich nervt. Im Internet lernt er eine gewisse Miss Tasty kennen und die verspricht ihm eine heiße Nacht, wenn er zu ihr nach Knoxville gefahren kommt. Also packt Ian sich seinen Kumpel Lance und seine beste Freundin Felicia, klaut das Auto seines Bruders und macht sich auf den Weg zur Entjungferung...

    Kritik: Nach den 90 Minuten, die ich heute im Mainzer CineStar saß und auf die Leinwand schaute, war ich wirklich erstaunt. Erstaunt, was für eine unglaubliche Stagnation im Genre der Teenie-Komödie herrscht. Erstaunt, wie unglaublich ideenlos die Macher dieser Streifen doch seit "American Pie" geworden sind. Und erstaunt, dass einem 90 Minuten endlich mal wieder wie 90 Minuten vorkommen können. Oder 80. Oder so was in der Art.
    Egal, machen wir heute mal eine fixe Sache draus, zu "Spritztour", beziehungsweise "Sex Drive", wie er im Original heißt, gibt es nämlich so viel gar nicht zu sagen. Der Streifen ist wie gesagt eine Teenie-Komödie, in der es hauptsächlich um's Erwachsenwerden und damit verbundenen Austausch von Körperflüssigkeiten und Witze über eben dies geht. Der Eine oder Andere mag es beim Lesen schon vor sich hin gemurmelt haben, irgend etwas im Sinne von "Ich will verdammt sein, irgend jemand hat "American Pie", "Road Trip" und "The 40 Year Old Virgin" gekreuzt...". Wer jetzt erwartet, dass ich hier in die Bresche springe und sage "Ne, halt mal, das mag auf den ersten Blick so aussehen, aber in Wirklichkeit ist die Sachlage gaaaanz anders"... Naja, der hat sich geschnitten. Genau so ist es nämlich schlicht und ergreifend. Die Story, die Witze, die Twists und Turns und vor allem das Ende, das haben wir alles schon bei genau diesen Filmen gesehen. Schon die Anfangsszene ist so dermaßen "American Pie", dass man hier wirklich nur von geistiger Armut bei den Skriptschreibern Sean Anders (gleichzeitig auch Regisseur der Chose) und John Morris (machte bislang noch nichts erwähnenswertes) sprechen kann. Auch ansonsten sind die Rollen klar verteilt. Ian der Loser, Lance sein beliebter Kumpel, Felicia seine beste Freundin mit der er am Ende in den Sonnenuntergang knutschen darf... Huch, hab ich da wohl etwas verraten? Ne, jeder, der auch nur einen einzigen Teeniefilm in den letzten zehn Jahren gesehen hat, der weiß eh, wie der Hase läuft... Okay, zugegeben, zu den drei großen Paten kommen auch noch ein paar andere Einflüsse, manchmal fühlte ich mich auch dezent an "Detroit Rock City" erinnert, die Sache mit Ians Bruder Rex, der die Bande verfolgt, hatte ein bißchen was von diesem komischen Trekkie aus diesem Film mit der asozialen Schulklasse im Weißen Haus... wie hieß der noch mal? Ah, genau, "Die Chaos-Clique auf Klassenfahrt"... Besser als der Titel vermuten lassen würde. Aber solche Dinge findet man ja auch in genügend anderen Teenie-Komödien, sprich: Nichts weltbewegendes hier.
    Allerdings muss ich den Film jetzt doch mal kurz in Schutz nehmen, denn ja, eigentlich ist alles hier geklaut und schon mal dagewesen (meistens besser, "American Pie" und "Road Trip" sind nämlich ziemlich gute Filme wenn ihr mich fragt, teilweise aber auch schlechter, man schaue nur mal zu "The 40 Year Old Virgin" rüber), trotzdem ist der Film - das muss ich neidlos zugeben - wirklich lustig. Nicht immer, manchmal ergeht er sich in wüsten Schimpftiraden, die wohl zwölfjährige irgendwie cool finden, manchmal wird halt auch der Coitus- und Pisshumor ausgepackt, dann zeigt "Spritztour" sich von seiner schlechtesten Seite. Ganz besonders im ersten Akt des Streifens (dem "American Pie"-Part, die einzelnen Abschnitte wirken ziemlich sauber hintereinander getackert) war die Gagdichte sehr unausgegoren. Es gab ein paar extrem coole Szenen mit guten Brüllern (Ians Traum, als er plötzlich anfängt beim Sex Gewichte zu stemmen...), dann war wieder Leerlauf angesagt und der Film erging sich in sehr bemühten Kalauern, die einfach nicht zogen. Das wurde zum Glück graduell besser und der Humor stabilisierte sich. Okay, die meisten Witze sind jetzt auch nicht legendär oder so, viele sind vorhersehbar und auch eher lau, aber es gab ein paar tatsächlich richtig lustige Stellen, vor allem das Ende konnte gut punkten, aber auch die Figur von Seth Green ("Austin Powers", "Knockaround Guys") - der Amish Ezekiel - war ein Garant für ein paar echte Schenkelklopfer.
    Da steckt auch die zweite Stärke des Films, in seinen Darstellern. Seth Green war wirklich gut, hatte aber nur eine eher kleine Rolle, unseren Hauptdarsteller Ian mimt Josh Zuckerman ("Austin Powers 3", "Feast"... der war auch ziemlich gut, fand ich) und man kauft ihm sowohl den Waschlappen, der er am Anfang ist, als auch den Rebellen, in den er sich verwandelt, durchaus ab. Keine schlechte Arbeit, das Charisma von Jason Biggs erreicht er zwar nicht ganz, aber mehr als Breckin Meyer in "Road Trip" hat er schon drauf, der war nämlich eher blass... Ihm zur Seite steht einerseits Amanda Crew ("Final Destination 3", "John Tucker Must Die"), die nicht nur gut aussieht sondern auch sehr ordentlich schauspielert, andererseits Clark Duke ("Superbad") in der Rolle des Lance... Ihn fand ich nicht ganz so berauschend, er hat einfach nicht in die Rolle des Womanizers und Everybody's Darling gepasst (wobei die Rolle an sich sehr cool war, vor allem in der Szene, in der das Dreiergespann aus dem Gefängnis kam und Lance mit den Wärtern schon per du war), aber war jetzt auch nicht so schlimm, dass ich den Film dafür hassen würde. Erwähnenswert ist auch noch James Marsden ("Interstate 60", "X-Men") als Ians Bruder Rex, der unserem Trio auf den Fersen ist, um seine Karre zurückzubekommen. Ich hab ihn ehrlich gesagt mit dem Bart und der komischen Frisur gar nicht erkannt, er spielt aber wie immer verdammt gut (in "X-Men" hab ich ihn wegen seiner beschissenen Figur trotzdem gehasst), da gibt's nix zu meckern. Auch Charlie McDermott und Mark L. Young als Andy und Randy hatten ein paar coole Szenen auf ihrer Seite und wussten ihre eher planlosen Figuren gut rüberzubringen. Ansonsten gibt's keine besonders bekannten Nasen im Cast und auch keine, die größere Rollen hatten. Einen Gastauftritt gibt's übrigens von der amerikanischen Band Fall Out Boy.
    Viel mehr gibt es zu dem Film eigentlich nicht zu sagen, vielleicht mit Ausnahme davon, dass Sean Anders den Film hier flott und routiniert durchzieht und hin und wieder wirklich gute Ideen in Punkto Inszenierung hat (Blogs, Youtube, etc. sei hier mal als Stichwort genannt). Und auch ansonsten zieht der Film sich trotz seiner extremen Ideenlosigkeit und seiner mangelnden Eigenständigkeit geradezu blendend aus der Affäre, also...
    Kommen wir zum Fazit: "Spritztour" ist prinzipiell das, was man ganz gerne als "Filmkannibalismus" bezeichnet. Zwar werden hier nicht andere Filme zusammengeschnitten, sondern eher deren Drehbücher. Rum kommt dabei eine sehr kuriose Mischung aus den oben schon genannten Filmen, dem man zwar vieles ankreiden kann, aber zwei sachen nicht: dass er unlustig und wenig unterhaltsam wäre. Okay, es kommt sicher noch auf den persönlichen Geschmack an, aber im Rahmen eines völlig innovationsfreien Films ohne eine einzige eigene Idee (außer der Donutmann, der war aber auch zu gut) schlägt "Spirtztour" sich geradezu beneidenswert gut. Sicher kein Meilenstein, aber einmal anschauen kann man ihn sich sicherlich.

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 08/10 (Zuckerman, Crew und Marsden sind gut, Green einfach nur göttlich)
    Plot: 01/10 (man nehme die Scripts von "American Pie", "Road Trip" und "The 40 Year Old Virgin" und tackere sie irgendwie zusammen... fertig)
    Effekte: --/10 (keine nennenswerten Effekte drin)
    Anspruch: 02/10 (im Endeffekt doch wieder nur dieselbe alte Leier von Liebe, Freundschaft und so weiter und so fort, nett aber nichts neues)
    Gesamteindruck: 07/10 (ich habe stark zwischen 6 und 7 geschwankt, aber die vielen Lacher, die er provozierte, rechtfertigen eigentlich die 7, wobei die Wertung bei mehrmaligem Anschauen wohl stark runtergehen kann, ich schätze mal, das nutzt sich stark ab)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.9)
    Link zum Trailer
    Harbinger ist gerade online Geändert von Harbinger (02.10.2009 um 13:37 Uhr)

  7. #27 Zitieren
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    Das Ende - Assault on Precinct 13

    [Bild: B0007W7I4W.01.LZZZZZZZ.jpg]

    DVD-Start: 12.01.2006
    Genre: Action/Thriller/Krimi/Drama
    Regie: Jean-François Richet
    Darsteller: Ethan Hawke, Laurence Fishburne, Gabriel Byrne
    FSK: 16

    Inhalt: Es ist Silvester und das 13. Revier in Detroit soll im neuen Jahr stillgelegt werden. Anwesend ist nur noch eine kleine Gruppe, bestehend aus dem abgehalfterten Seargant Jake Roenick, dem alten Cop Jasper und der Sekretärin Iris, doch draußen tobt ein Sturm und so wird ein Gefangenentransport für die Nacht zu diesem Revier umgeleitet. Mit an Bord: Gangsterboss Marion Bishop. Kurz darauf versammelt sich vor den Toren des Precincts eine Meute von maskierten Kerlen, die Bishop scheinbar aus dem Kittchen holen wollen, der Boss ist sich aber sicher: Seine Leute sind das nicht...

    Kritik: Hach LorDi, dein Review zu diesem Streifen ist ja schön und gut, aber es stimmt einfach nicht... Tut mir Leid dir das sagen zu müssen. Ja, es ist schwer... Aber da musst du jetzt durch. Kopf hoch, wird schon wieder, kannst mir ja Übermorgen höchstpersönlich von Angesicht zu Angesicht dafür danken, dass ich dir diese Nachricht so schonend beibrachte, wa? Okay, genug der herablassenden Bemerkungen, der Kleine weiß es ja nicht besser...
    "Das Ende" steht also heute auf dem Programm, besser bekannt vielleicht als "Assault on Precinct 13" (ich liebe Filme, die ihre ganze Handlung schon im Titel zusammengefasst haben). "Moment mal", wird jetzt der Eine oder Andere sagen, "Den kenn ich doch. Aber die Inhaltszusammenfassung oben kommt mir gar nicht so bekannt vor. Was denn hier los?". Einfache Sache. Unser aller Lieblings-Hut-und-Schnurrbart-Träger (also meiner zumindest) John Carpenter drehte im Jahre 1976 mit einem handlichen Budget von 150.000 Dollar einen Film, der ziemlich wegweisend für das Action- und Thrillergenre (irgendwie auch noch ein wenig Horror- oder zumindest Terrorfilm, wobei ich immer noch der Ansicht bin, dass es dieses Genre nicht gibt) war. "Assault - Anschlag bei Nacht" der Titel (und im Englischen halt auch "Assault on Precinct 13"). Auf engstem Raum zusammengepfercht mussten ein mutiger Cop und ein Serienkiller gemeinsam mit ein paar weiteren, vernachlässigbareren Figuren gegen eine lebensmüde Jugendgang kämpfen. So weit so krass, der Film avancierte in kurzer Zeit zum Kultklassiker und gilt heutzutage noch als Referenz, wenn es um solche Belagerungsfilme geht (dass die ganze Chose ein Remake des Westerns "Rio Bravo" war lassen wir mal fix unter den Tisch fallen). Nun ist Carpenter nicht mehr der jüngste, würde aber gerne noch weiter Filme machen. Dummerweise hapert es bei ihm in der Portokasse, seine letzten Filme "John Carpenters Vampire" und "Ghosts of Mars" waren keine so großen Publikumsmagnete und gingen kommerziell gesehen ziemlich baden (wobei ersterer absolut genial ist). Wie also Kohle auftreiben, um neue Projekte in Angriff zu nehmen? Ganz einfach, man verschachert ein paar Rechte und lässt Remakes von Klassikern drehen. Das geschah mit äußerst mäßigem Erfolg mit Carpenters Horrorklassiker "The Fog" (das Remake soll echt zum Fürchten sein) und auch mit "Assault on Precinct 13"...
    Lasst es mich so sagen: Ich bin ein großer Fan des Originals. Es ist wohl ewig und drei Tage her, dass ich den Streifen zum ersten Mal im Free-TV sah (die Recherche ergab wie immer nix, ich erinnere mich noch daran, mir damals einen Wecker gestellt zu haben, um rechtzeitig aufzustehen und den Film zu sehen, es war wohl 2001 oder 2002 rum), danach noch einmal und irgendwann kaufte ich mir dann die DVD (im Pappschuber, Doppel-Edition, versteht sich... ich glaub das Bonusmaterial hab ich bis heute nicht in Augenschein genommen), denn... der Film hat ganz einfach was. Er ist trotz seines geringen Budgets eine extrem einprägsame Sache. Naja, als dann jedenfalls bekannt wurde, dass ein Remake von dem Streifen gedreht werden würde, war ich sofort Feuer und Flamme. Ernüchterung kam dann in Form der Tatsache, dass der Streifen nicht im Kino laufen würde, um die Ecke. Scheiße das, neue DVDs sind doch so schweineteuer. Um so ärgerlicher, da die Kritiker sehr generös mit Lob waren. Meine Frustration wandelte sich in Resignation und irgendwie hatte ich den Film dann schon fast wieder vergessen, bis ich vor knapp anderthalb Jahren in Wiesbaden durch den Expert schlurchte, weil es Zeit tot zu schlagen gab. Dabei stolperte ich nicht nur über Sabus "Postman Blues" (eine Zange und ein abgetrennter Finger auf dem weißen Cover und drunter steht "This is not a funny movie"... You've gotta love it...), sondern auch über unseren heutigen Film. "I'll be damned", schoss es mir durch den Kopf, "9€... Das ist nicht wenig Holz, aber die hab ich gerade in der Tasche." Das nächste, woran ich mich erinnere ist... eh... heute morgen. Aber die Tatsache, dass der Film im guten alten Zehnerstapel herumlag, bedeutet wohl, dass ich ihn gekauft habe. Oder geklaut. Oder... naja... wahrscheinlich gekauft. Heutiger Neuzugang in die heiligen Hallen übrigens: "Jack Brooks Monster Slayer". Ich freu mir drauf einen Ast oder fünf.
    Genug des Gesülzes (fock ey, schon fast anderthalb Din-A4-Seiten und noch kein Wort über den Film verloren, ich steigere mich), kommen wir doch lieber zu "Das Ende - Assault on Precinct 13" (ich versteh den eigentlichen Titel immer noch nicht, ich meine klar, irgendwann ist der Film halt zu Ende, wär auch schlimm wenn nicht, aber... ihr versteht?). Der Film ist wie gesagt ein Remake des Carpenter-Klassikers und zwar vom Franzosen Jean-François Richet (drehte zwei komische Gangsterfilme mit Vincent Cassel) und wie wir uns erinnern, nahmen die Franzosen ja schon ein Jahr zuvor das Gesetz... öh... oder etwas ähnliches selbst in die Hand und drehten mit "Das tödliche Wespennest" (der übrigens von Florent Emilio Siri stammte, der sich danach mit Bruce Willis zusammen in "Hostage" austobte) quasi schon mal das Gleiche in frankophon. "Das tödliche Wespennest" war ein guter Film, keine Frage, aber es mangelte einfach etwas am Budget. Und außerdem war die ganze Kulisse des Streifens eher... mager. Also ging jetzt der zweite Franzose ans Werk, um dem 13. Revier ins 21. Jahrhundert zu verhelfen und das mit einer zwar gar nicht so gut gefüllten Portokasse, aber wenn Carpenter die Kohle in den 70ern gehabt hätte, der hätte wohl sofort das Koksen angefangen oder so. Die Rede ist von 20 Mille. Handlich.
    Was macht man jetzt aber mit so viel Kohle bei einem dermaßen minimalistischen Film wie "Assault - Anschlag bei Nacht"? Gute Frage, denn so günstig wie das Original war, mehr Kohle brauchte es eigentlich nicht. Der Film funktioniert auch in der Sparversion prima. Wohin also mit der Kohle? Erst mal in ein paar große Namen stecken, gute Idee. Als da wären: Ethan Hawke ("Gattaca", "Das Traumdate", "Lord of War") als Jake Roenick, dem kaputten Cop, der das Kommando hat. Ich muss sagen, ich mag Hawke eigentlich richtig gern. Er ist ein sehr guter Darsteller und hat eine ziemlich beeindruckende Präsenz, leider schafft er es (mit Ausnahme von "Das Traumdate" vielleicht, wo er zwar eine elementare, aber keine große Rolle hatte) oft ziemlich doofe Figuren zu spielen und verschenkt dadurch viel Potential. Hier passiert das endlich mal nicht. Roenick ist eine verflucht coole Rolle, weil er einfach kein Held ist, sondern ein richtiges Wrack von einem Mann. Er säuft, er ist Tablettensüchtig, er drückt sich vor jeder Verantwortung und hat viel zu viel mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, als dass ihn irgend jemand oder irgend etwas interessieren würde. Und so einen Kerl schmeißt das Schicksal (oder besser gesagt der Zufall, Rainer mit Vornamen) in eine Situation, in der er über seinen eigenen Schatten springen muss und sich nicht nur mit Mördern und anderen Verbrechern verbünden muss, um die Nacht zu überleben, sondern auch das tun muss, was er nie wieder tun wollte: Verantwortung übernehmen. Den Grund dafür möchte ich hier nicht verraten, auch wenn der Film direkt damit beginnt, aber die Szene ist einfach zu gut, um sie zu spoilern... Wurscht, weiter geht's mit Laurence "Larry" Fishburne ("Matrix", "Apocalypse Now", "Mystic River" - da spielte er Seargant Whitey Powers... der Name ist so geil für einen Schwarzen), der hier Gangsterboss Bishop darstellt. Fishburne ist einfach cool und was ihm bei manchen Rollen etwas zum Verhängnis wurde (Morpheus war einfach ein Arschloch, feddich aus) zahlt sich hier voll aus. Der Mann wirkt in jeder Hinsicht überlegen und zu allem Fähig, total kühl, berechnend, einfach nur cool. Das Zusammenspiel zwischen ihm und Hawke ist zwar nicht ganz so makellos wie drießig Jahre zuvor zwischen Austin Stoker und Darwin Joston, aber die Beiden verstehen sich trotz ihrer Unterschiede. Den Fiesarsch spielt Gabriel Byrne ("Die üblichen Verdächtigen", "Stigmata") und hier muss ich sagen, dass es gut ist, dass er weitestgehend aus dem Skript herausgehalten wird. Byrne ist nicht gerade der größte Schauspieler, den die Welt je gesehen hat, de facto ist er sogar ziemlich unfähig. Seine coole Maske kann er wenige Augenblicke aufrecht erhalten, aber danach wird's lächerlich (außer er ist gerade Dean Keaton). So macht er sich in seinen kurzen Szenen immer ganz gut und fällt nicht weiter negativ auf. Noch mit dabei ist Brian Dennehy ("Who are you?" - "I'm Brian Dennehy.") als pensionierter Cop Jasper, der am Anfang gut sympathien aufbauen kann, im weiteren Verlauf aber etwas zu sehr aus dem Drehbuch verschwindet. Schade drum, er spielt ziemlich gut, aber das ist man von ihm ja eh gewohnt. Wichtige weibliche Rollen gibt's gleich zwei, einmal Maria Bello ("Payback", "Das geheime Fenster") als Psychiaterin, die ein paar sehr starke Szenen hat, hin und wieder aber auch etwas negativ auffällt (vor Allem ihre Rechnerei war zumindest in der ersten Szene eher komödiantischer Natur), andererseits ist da noch Drea de Matteo ("Passwort: Swordfish", "The Sopranos") als Sekretärin/Schlampe Iris, die größtenteils ziemlich cool daher kommt, aber große Probleme in Sachen Charaktereinführung hat, denn da ist sie wirklich nur zweiteres, nämlich eine Schlampe par excellence. Das bessert sich, trotzdem, hier hätte Drehbuchautor James DeMonaco (schrieb auch den netten "Verhandlungssache" und - festhalten jetzt - "Skinwalkers"... komm an mein Herz, alte Socke) mehr Sorgfalt walten lassen können. Wirklich negativ kann ich mich eigentlich nur über Rapper Ja Rule als Gangster Smiley äußern, der ziemlich bescheuert rüberkommt, sogar John Leguizamo ("Spun", "Collateral Damage", "Land of the Dead") als Nervensäge Beck gefiel mir da besser, wenn auch nicht viel. Das war's eigentlich schon mit den wichtigen Rollen, ein paar wenige Nebendarsteller gibt's noch zu verzeichnen, die aber nicht der Rede wert sind und sich auch nicht gesondert in die Nesseln setzen. Ach ja, Kim Coates ("Silent Hill", "Skinwalkers") schaut auch mal vorbei, geht aber bald wieder...
    Danach schien aber noch einiges von der Kohle übrig geblieben zu sein, also langte Richet in die Vollen und bohrte noch ein wenig an diesem unserem Streifen herum. Der Plot wurde verschlimmbessert (ney, das wäre zu hart zu sagen, er wurde einfach verändert, was ich eigentlich nur unterstützen kann, denn Shot by Shot Remakes sind das Werk des Teufels, mark my words), damit Hand in Hand geht dann auch eine kinematischere weil teurere Inszenierung. Wirklich wahr, die technische Arbeit von Richet ist eine Wonne, es gibt ein paar wundervolle Shots und Kamerafahrten, die Sets sind sowieso toll, ein paar Einstellungen zum Niederknien gut und die zahlreichen Feuergefechte bringen auch den nötigen Wums mit und sind noch dazu sehr rasch runtergekurbelt, so dass hier viel Spaß mit an Bord ist. Einzig die kleine Klopperei im Schnee zwischen Hawke und irgend so einem Futzie (inklusive "Stirb Langsam 2"-Gedächtnis-Eiszapfen (TM)) ist etwas unübersichtlich geraten und lässt die rohe Gewalt der anderen Kampfszenen vermissen. Auch ein paar von den Schießereien sind etwas dunkel geworden, aber allgemein wird hier gute Arbeit geleistet. Und die Computereffekte (in Sachen Blendgranaten) wurden auch cool implementiert, da kann man nicht meckern. Das sieht alles äußerst schnieke aus und macht sehr viel Spaß. Und die Spannung killen tut's auch nur bedingt. Zwar wirken die Schusswechsel sich natürlich nicht zuträglich auf den Spannungsbogen aus, aber in den Szenen dazwischen ist der doch angenehm hoch, die Hoffnungslosigkeit der Eingeschlossenen ist wirklich greifbar. Und die Idee von Richet oder DeMonaco (weiß niet wer's im Endeffekt war) die Situation von "irgendwann halt" in einen deftigen Schneesturm zu verlegen hilft da auch noch mal (vor allem beim Showdown), der Film versprüht hin und wieder wirklich eine klirrend kalte Atmosphäre.
    Alas (ein tolles Wort), auch ein guter Film wie "Das Ende" ist nicht gefeit vor negativer Kritik. Der Plot ist etwas vorhersehbar geraten und die Aufbohrung des Stoffes hat auch einige blöde Momente mit sich gebracht, so vor allem ungefähr alle, die Ja Rule und John Leguizamo enthielten, die beiden waren einfach nur doof. Und was den Showdown angeht... Wo plötzlich der Wald herkam versteh ich immer noch nicht. Die Plotholes, die LorDi aber an jeder Ecke gesehen haben will, sind mir nicht untergekommen, wer weiß wo sie nur waren. Was ich dem Film hoch anrechne (das sag ich in letzter Zeit irgendwie ziemlich oft) ist seine Bereitschaft, wirklich Hollywood-untypische, sehr unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Der Film ist eigentlich A-Klasse-Kino (auch wenn er bei uns Direct-to-Video-Material war), benimmt sich stellenweise aber wie ein wildgewordenes Opossum, sprich: sehr unvorhersehbar. Ich will jetzt keine Namen nennen, aber eine ganz besondere Szene in der zweiten Hälfte hat mich beim ersten Sehen tatsächlich wie ein Tritt mit Anlauf in die Leistengegend getroffen und auch heute, beim zweiten Mal, hat diese Szene nichts von ihrer Intensität verloren.
    Intensität ist übrigens ein gutes Stichwort, denn die besitzt der Film auf alle Fälle. Das liegt nicht nur an der extrem memorablen Inszenierung Richets, sondern vor Allem auch an dem genialen Score aus der Feder meines alten Freundes Graeme Revell ("From Dusk Till Dawn", "Fled"... shiet, wo ist eigentlich die DVD von dem hin? Ich mag den Film irgendwie...), der sich diesmal nicht in erdig rockigen Tönen gibt, sondern voll und ganz auf dramatische Musikuntermalung setzt. Und die Rechnung geht auf, der geniale Soundtrack trägt wahrlich zur Stimmungssteigerung beim Zuschauer bei. Wunderprächtig.
    So weit ist "Assault on Precinct 13" also ein guter Film, ein verdammt guter vielleicht sogar, aber wie sieht es denn jetzt vergleichend mit dem Original aus? Hm, ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß es nicht. Die Filme sind unterschiedlich, auch wenn sie ein paar sehr ähnliche Motive und Szenen enthalten. Das Remake ist auf jeden Fall der spaßigere Film, da er ein paar wirklich verdammt gute Actionszenen besitzt und über weite Strecken weniger provokant ist als das Original, das Original hingegen hat einfach die bessere Atmosphäre zu bieten. Carpenters Film ist wirklich ein greifbares Stück Hoffnungslosigkeit... Gut sind beide und ich kann wirklich nicht sagen, welcher besser ist, wie gesagt, sie sind einfach... anders. Also...
    Kommen wir zum Fazit: Das Remake des Carpenter-Klassikers "Assault - Anschlag bei Nacht" ist eine verdammt runde Sache und zwar in fast jeder Hinsicht. Grandiose Darsteller, ein Plot der anders genug ist, um Fans des Originals bei der Stange zu halten, verdammt coole Actionszenen und gute Effekte sowie eine finstere, hoffnungslose Atmosphäre und ein paar sehr interessante Schritte im Drehbuch machen "Das Ende" zu einem absolut sehenswerten Actionthriller, sowohl für Fans des Originals als auch für Neulinge. Ich kann's nicht beschwören, aber ich glaube Carpenter ist stolz.

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 08/10 (Hawke ist ein toller Protagonist, Fishburne ein cooler unfreiwilliger Sidekick, Ja Rule nervt)
    Plot: 06/10 (eher Mittel zum Zweck, aber mit ein paar netten Twists)
    Effekte: 07/10 (der Sturm ist sehr cool, ich frage mich, wieviel CGI da verwendet wurde)
    Anspruch: 05/10 (dank der nicht ganz so tollen Chemie zwischen Hawke und Fishburne verliert der Film einiges von seiner Durchschlagskraft in dieser Richtung, aber es ist immernoch genug davon vorhanden)
    Gesamteindruck: 08/10 (toller Actionthriller, der auch mehrmals viel Freude bereitet)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.3)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
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  8. #28 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Haldir123
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    Die Klapperschlange

    [Bild: klapperschlangemq2.jpg]

    DVD-Start: 10.07.1981
    Genre: Action/Thriller/Horror
    Regie: John Carpenter
    Darsteller: Kurt Russel,Lee Van Cleef,Ernest Borgnine
    FSK: 16

    Inhalt: Das Verbrechen hat seit 1988 derart zugenommen, dass herkömmliche Gefängnisse nicht mehr ausreichen. Ganz Manhattan ist ein Hochsicherheitsgefängnis. Wer dort einfährt, kommt nie wieder heraus. Abgeschottet von der Außenwelt werden dort etwa drei Millionen Gefangene sich selbst überlassen und haben eine eigene Gesellschaftsform entwickelt. Eines Tages lassen Terroristen die Präsidentenmaschine Air Force One über New York abstürzen und die Rettungskapsel des Präsidenten landet ausgerechnet in Manhattan, wo er von den Häftlingen als Geisel genommen wird. Dem Sträfling und Ex-Elite-Soldaten Snake Plissken wird die Freiheit versprochen, wenn es ihm gelingt, den Präsidenten mitsamt einer Audiokassette, die Informationen zu einer neuartigen Energiequelle, der Kernfusion, enthält, wieder heil aus Manhattan heraus zu holen. Da der Präsident auf dem Weg zu Friedensgesprächen mit China und Russland war, bleiben Plissken nur 24 Stunden Zeit. Um Plissken gefügig zu machen, werden ihm explosive Miniaturkapseln in die Halsschlagadern eingepflanzt, die nach eben jenen 24 Stunden detonieren. Snake gelangt mit einem Segelflugzeug nach Manhattan und macht sich von dort aus auf die Suche nach dem Präsidenten.

    Kritik: Also zur Kritik habe ich eigentlich nicht viel zu sagen da ich diesen Film einfach nur Super finde. Die Story ist relativ gut (für das Jahr 1981) und sehr gute Schauspieler. Am besten hat mir Kurt Russel (Snake Plisskin) in diesem Film gefahlen weil er erstens der Hauptcharakter ist und zweitens weil ich finde das er sozusagen ein mix aus allen Superhelden ist. Er hat diesen Emotionslosen Ausdruck eines John Rambo. Schießen und kämpfen kann der gute Mann wie John McClain. Letztendlich ist der Typ mindestens so cool wie John Matrix (Arnold Schwarzenegger). Er ist ein Eiskalter Krieger der wohl alles vernichten kann, was ihm in den Weg kommt. Die Augenklappe verleiht Kurt Russel ein dunkles und böses Aussehen und erinnert an Big Boss aus Metal Gear Solid. Eine Sache die mir auch wirklich sehr gefählt ist die Tatsache, dass es Snake vollkommen egal ist ob der President überlebt oder nicht. Er macht das ganze nur um den Virus aus seinem Körper rauszukriegen, dem ihm das Militär eingepflanzt hat. Hierbei kommt wieder der Vergleich zwischen Ihm und Naked Snake, beiden ist alles vollkommen egal. Obwohl Plisskin da etwas härter ist als Big Boss. Letztenendes ist Snake eine wahre Kult Figur. Ich bin mir zu 99% sicher das viele Helden die nach Ihm kammen, Ihn als Ihr Vorbild nutzten. Mal davon abgesehen das Kojima seinen Namen verwendet hat. Snake = Solid Snake (MGS). Snake Plisskin = Plisskin (MGS2). Naja was sich Hideo dabei nur gedacht hat, ich frage mich tatsächlich ob es Copyrights für Snake gibt ? Sicherlich hat Kojima den Namen einfach genommen. Okay kann man ja mit leben. Beigeistert hat mich die Tatsache, dass man den Mann verletzen kann. Bei Alarmstufe Rot z.b. mit Steven Seagal oder überhaupt Filme mit dem Aikido Meister merkt man ganz deutlich, dass der Kerl einfach nur Unsterblich ist. Selbst bei Hard To Fight wo Mr.Seagal für ca. sechs Minuten im Film war und noch davon abgesehen, dass er der Böse war, hat den Hauptcharakter einfach nur zusammen geschlagen. Er war Böse und trotzdem gewinnt er, Oh Mann ! Sieht man sich aber Strib Langsam an, dann bemerkt man das McClain durchaus sterblich ist und nicht so ein Terminator wie Steven Seagal. Kurt Russell ist eher ne Mischung aus beiden, aber durchaus sterblich. Außerdem hat mich der Duke von New York auch wirklich überzeugt, er sah wirklich sehr böse aus. Ich würde mich auf keinen Fall mit so einem teuflischen Kerl anlegen, weil er nunmal ziemlich teuflisch ist. Der Typ wirkt aber erlich gesagt auch so wie der Terminator. Einfach eine große, böse und vorallem Brutale Kante. Was ich persönlich an diesem Film vermisst habe, achtung Spoiler ist die Tatsache, dass es keinen Showdown zwischen Kurt und Isaac gab. Echt traurig, vieleicht hat das Budget dann am Ende nicht mehr für nen kleinen Martial-Arts Kampf gereicht. Ein paar andere Charaktere kommen auch vor von dennen man denken könnte, dass sie später eine große Rolle spielen werden, aber diese Charaktere werden schnell zur Seite geworfen.

    Okay nun zur eigentlichen Handlung. Die Geschichte ist ganz gut also ich meine die Idee mit den Gangstern in New York. Ich weiß natürlich nicht ob es sowas schonmal gab aber ich habe so ein Szenario nur zweimal gesehen. Und zwar bei diesem Film und bei der Fortsetzung Fluch aus L.A. Ein weiterer Kritik Punkt, ist die tatsache, dass die meiste Zeit der Film im Dunklen spielt. Ist zwar schön und gut und baut natürlich auch eine gewisse Atmo auf, aber immer nur das selbe Wetter ! Ist vieleicht doch nicht so toll. Natürlich gibt es auch helle Szenen aber ca. zu 85% alles im dunklen.

    Für das Jahr 1981 sieht der Film eigentlich ganz gut aus. Okay es ist kein AVATAR, aber immernoch gut, Leute sollten sich nicht vom alter des Films abschrecken lassen, auch alte Filme können gut sein (was sehr oft auch stimmt, siehe Terminator 1 oder Phantom Commando). Es ist natürlich jedem selbst überlassen, ob er sich den Die Klapperschlange kauft oder nicht, aber ich finde dieser Film ist sowieso ein Klassiker, den man gesehen haben muss. Aber wie gesagt eure Entscheidung. Falls ihr euch den zulegen wollt, solltest ihr eventuel gleich zur Blu-Ray Version greifen. Weil der Preis, wenn ich mich nicht irre der selbe ist, wie für die DVD. Wenn man aber schon die DVD hat, kann man sich die Blu-Ray auch sparren. Hab den Film selber nur auf DVD keine Blu-ray.

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 07/10 (Einfach super Schauspieler die sehr gut rüberkommen vorallem Kurt Russel)
    Plot: 09/10 (naja für die damaligen Verhältnise sicher eine nette Gesichte)
    Effekte: 05/10 (Naja der Film ist aus dem Jahre 1981 sehr tolle Effekte gibts da nicht)
    Anspruch: 06/10 (Kann diesen Film wirklich nur empfehlen, allerdings denke ich, dass wegen dem Alter keiner Interesse daran haben wird.)
    Gesamteindruck: 07/10 (Super ActionHorroThriller der mich begeister hat dafür das er so alt ist)

    Trailer:
    http://www.youtube.com/watch?v=-dsSbGLkqOs

    IMDB Bewertung:
    7.1/10
    Haldir123 ist offline Geändert von Haldir123 (12.02.2010 um 23:21 Uhr)

  9. #29 Zitieren
    Ritter Avatar von poupee de cire
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    Tanz der Teufel 2

    [Bild: 51ME8T3N6QL.jpg]

    Kinostart: 1987
    Genre: "Horror"/Komödie/Splatter
    Regie: Sam Raimi
    Darsteller: Bruce Campbell, die anderen sind egal
    FSK: 18+ (Kinowelt Version 2008)

    der film is keine fortsetzung von tanz der teufel 1 und auch kein remake, zum teil schon remake, aba ich denk, dass sam raimi mit dem 2. teil genau das geschaffen hat was er bei tanz der teufel 1, durch das geringe budget nicht durchführen konnte. die grundhandlung is die gleiche. (haus im wald, ash, necronomicon, untote, kettensäge)

    der film is in fast jeglicher hinsicht perfekt inszeniert. in jeder szene gibt es etwas neues was mich an den bildschirm gefesselt hat, es gibt keine längen oder langweilige momente, die kamerafahrten sind so verdammt geil (ash liegt in der pfütze, kamera macht eine spirale in die luft) und die kulisse sowieso, teilweise haben mich ein paar szenen ein bisschen an tim burton filme (sleepy hollow) erinnert, zB die brücke, der wald und die bäume, nja vll hat sich einer ein bisschen was vom anderen abgeschaut.

    gestört hat mich, was aba warscheinlich an der deutschen synchronisation liegt, die stimme von seiner untoten freundin, ich hasse stimmen die auf so eine art verzerrt sind, hört sich einfach nur dumm an, da is von einer sekunde auf die andere meine faszination weg... ein paar szenen sind ein bisschen überzogen, aba nur ein bisschen. (das lachende reh is ja xD voll witzig, aba dann die lampe und dann noch die bücher.. njaa)

    zu blut und splatter: ich hab mir zuerst wegen dem ganzen indizierungs und zensur gerede gedacht dass der film an braindead (den ich, abgesehen von 2,3 szenen, sehr mittelmäßig find) herankommen könnte, aba im endeffekt war keine szene die irgendwie für menschen über 10 jahre ekelhaft oder abstoßend wirken könnte. die bluteffekte passen einfach alle, da gibts nix zu bemängeln, es is nicht vieeel zu übertrieben wie bei braindead eben, sondern sieht einfach nur gut aus, perfekt.

    zur maske und zu den effekten kann ich sowieso nur sagen, fast perfekt (ausser bei der szene wo das haus redet und augen in die fenster reinretuschiert wurden, da hätte man sich was besseres einfallen lassen können, oder es einfach weglassen, das haus sieht eh aus wie ein gesicht).
    ich bin ein riesen fan von stop-motion und die 2,3 szenen in denen es zum einsatz kam waren verdammt gut gemacht!

    ich hab mich gewundert wie sehr sich bruce campbells schauspielkunst seit dem ersten teil gewandelt hat, er is einfach der alleinunterhalter des ganzen filmes (ja war er schon beim ersten, aba beim 2. is er einfach viel besser). seine hand is besessen und man nimmt es ihm durch seine mimik und gestik komplettestens ab.

    Fazit: die evil dead reihe hat einfach seinen komplett eigenen stil und der wurde mit dem 2. teil perfektioniert (bei armee der finsternis fehlt mir leider der splatter-aspekt ein bisschen)

    E: nachdem ich den film jez nochamal angeschaut hab, hab ich mich doch dazu entschieden 2 punkte abzuziehen. die stimmen vom bösen sind mir einfach zu dumm und dass die hand so blöde geräusche macht nervt mich einfach. die szene mit den lachenden einrichtungsgegenständen könnte allein wegen dem lachenden hirsch eine der witzigsten der filmgeschichte sein, wenn da nicht diese blöde lampe und das darauffolgende overacting von bruce campbell wäre.. schade

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 08/10 (Bruce Campbell spielt (fast) perfekt! leider gefällt mir Annie rein optisch nicht und Bobbie Joe is viel zu hübsch als freundin des hinterwäldlers Jake, der aba sehr gut gespielt wird von Dan Hicks!)
    Plot: 10/10 (einfach geil!)
    Effekte: 10/10 (ja ich steh auf stop motion und die anderen effekte sind sowieso perfekt, heil 80er jahre! ich hasse CGI über alles)
    Anspruch: 03/10 (nicht viel zum nachdenken, einfach nur spaß)
    E: Gesamteindruck: 8/10
    poupee de cire ist offline Geändert von poupee de cire (17.02.2009 um 14:37 Uhr)

  10. #30 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
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    The Curious Case of Benjamin Button
    [Bild: w120.jpg]

    Erscheinungsjahr : 2008
    Genre : Fantasy / Drama
    Regie : David Fincher
    Darsteller: Brad Pitt, Cate Blanchett
    FSK : 12
    Länge : 166 Minuten

    Ich empfehle für: Niemand

    Inhalt: Ein Baby wird als Greis geboren und altert rückwärts.

    Kritik: Ich komme gerade aus der Spätvorstellung, in der ich nicht ganz freiwillig war. Da ich schon Forrest Gump nicht mochte, hatte ich an den inoffiziellen Nachfolger keine allzu großen Erwartungen, aber zumindest der Name Fincher versprach tolle Optik. Meine Lehrstunde in Sachen: warum gekaufte, inkompetente oder feige Massenmedien kombiniert mit Gruppenzwang eine fatale Mischung sind.

    Darsteller: Keine Katastrophe, aber für diese Besetzung doch enttäuschend, wobei man sicher auch bedenken muss, dass Brad Pitt sich evtl. einschränken musste, um die CGI-Effekte nicht zu entlarven.

    Plot: Etwas Rote Grütze (Gump), etwas Grüne Grütze (Amelie) lieblos heruntergeleiert und konfus zusammengerührt. Titanic ist dagegen packendes Intellektuellenkino.

    Imo funktiniert der Film nicht, er ist
    - zu dumm, um ernsthaft zu sein
    - die Story zu absurd, um authentische Gefühle zu vermitteln
    - das Drehbuch zu konfus, um spannend zu sein
    - zu banal, um witzig zu sein
    - zu leer, um seine Länge zu rechtfertigen
    - sogar zu aufgesetzt, um sich das Prädikat „kitschig“ zu verdienen
    - zu vorhersehbar, um nicht als einzige große Schlaftablette zu dienen
    - nicht in der Lage, die wandelnden Pixel auch nur in die nähe eines Charakters
    zu bringen. Zombiefilme verleihen ihren Zombies mehr Persönlichkeit.

    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Die Wurzel allen Übels ist schon die Rahmenhandlung: Durch die völlig bescheuerte Idee, die Geschichte zu erzählen, indem sie einer sterbenden Frau während des Hurrikan Kathrina aus einem Tagebuch vorgelesen wird und irgendwie noch eine rückwärts gehende Uhr darin verwurstet wird, gibt Button sämtliche Zeitlosigkeit auf, und damit versagt er als Film, der eine Lebensgeschichte in Rückblenden erzählt. Zusätzlich raubt sie jede Möglichkeit, so etwas wie Gefühl für den Protagonisten zu entwickeln, dieser bleibt ein Gimmick. Und warum überhaupt Kathrina? Was soll das bewirken? Etwa dramatisch sein? Da ist ein Daily-Soup-folge dramatischer. Gar tiefsinnig? Eine Kellerassel würde das noch als Beledigung empfinden. Warum die Uhr, die am Ende natürlich melodramatisch in den Fluten versinkt, einbringen? Als Erklärung? Als Gedankenspiel? Wie auch immer, es wirkt lächerlich. Button als Märchen aufzufassen, dass einer Frau am Sterbebett erzählt wird, dass mag ja noch nachvollziehbar sein, aber die Umsetzung war hundsmiserabel. Ein am Sterbebett in Rückblenden erzähltes Leben, das ist ein Konzept, dass schon steinalt ist und doch fast nie funktionierte.


    Effekte: Fairerweise muss ich zugeben, dass die Computereffekte nahezu perfekt sind. Optisch würde ich den Film aber trotzdem als höchstens gut bezeichnen, denn Fincher gibt sämtlichen Details auf, um „atmosphärisches Licht“ oder was auch immer zu erreichen (das gelingt natürlich nicht). Wenn auf der Leinwand an vielen Stellen schwarze Löcher vorhanden sind, stört das (zumindest mich). Kontrastarmer Matsch in weiten Teilen. Man kann dass als künstlerische Ausdrucksweise sehen, oder man kann darauf schließen, dass mangelnde Sorgfalt im Spiel war. Wobei dies bei einer Produktion dieser Größenordnung ausgeschlossen scheint. Also einfach nur mein altmodischer Geschmack, CGI-Effekte müssten entweder bewusst auffallen oder eben gar nicht. Wenn die Beleuchtung allerdings "handmade" war, dann war sie - in meinen Augen - suboptimal.

    Anspruch: Eigentlich müsste ich eine eins geben, denn im Drehbuch steht aufgesetzter Mist, wer darin eine ernsthafte Beschäftigung mit der menschlichen Vergänglichkeit sieht, findet nicht meine Zustimmung, denn dann wäre jede Tatort-Folge eine Philosophievorlesung. Als Positiv sehe ich jedoch, dass einige Schilder ironisch zu sein scheinen (don't forget the dessert / Export / Awards), allerdings gut möglich, dass ich den Film damit überbewerte. Andererseits: Fincher, den ich zwar schon nicht bisher mochte, dem ich aber zumindest zugestehen konnte, ein großer Filmemacher zu sein, muss sich bewusst gewesen sein, was für eine ******* er da drehte. Etwas Distanzierung traue ich ihm also schon zu, ja erwarte ich sogar von ihm.

    Die Symbolik dieses Filmes, u.a. weiße, transzendental scheinende Fenster und - wen überascht es - ein Kolibri ist wie für Bratpfannen gemacht. Die "Botschaft", das unser Leben von Zufällen bestimmt wird, wird abgemildert durch die "Erkenntnis", dass anscheinend trotzdem alles Vorherbestimmt ist. Das ganze wird dermaßen stupide vorgekaut, wie nicht einmal ein unmotivierter Lateinlehrer Vokabeln abfragen würde. Besonders übel wird mir aber dabei, wenn ich annehmen muss, dass große Teile des Filmes durchaus ernst gemeint sind. Als ob das nicht genug wäre, wird die historische Geschichte romantisiert (alle Geschlechter und Hautfarben in Friede, Freude und Eierkuchen).

    Ich hoffe sehr stark, dass Fincher, als Bedingung, diesen Film zu drehen, freie Hand für seinen nächsten Film verlangt hat. Denn sonst wäre er in der Tat kein Künstler, sondern ein Schlepperkapitän.

    Gesamtwertung: Zusammen 2/10 Punkte und ein neuer Anlass, Kolibri als Unwort des Jahrtausends zu wählen. Wenn man aus dem Kino geht, und weiß, dass an der Decke 612 Platten sind, dann war das... der schlechteste Film, den ich je dort gesehen habe.

    Ja, Benjamin Button ist für 13 Oscars nominiert. Wer mich jetzt für einen Ignoranten hält, mag recht haben. Angesichts einer IMdB-Wertung von 8.4 frage ich mich allen ernstes, was mit mir und meinen Nebensitzern im Kino nicht in Ordnung war. „Brilliant“, „tief bewegendes Epos“, schreibt die Abiturientenbild mit dem Namen eines reflektierenden Mediums. „Wem dieser Film nicht zu Herzen geht, der hat keins.“ Ach ja? Entweder wir haben nicht den gleichen Film gesehen, oder ich bin bereits tot. Buh.

    Einzelwertungen:
    Darsteller : 5/10
    Plot : 2/10
    Effekte : 7/10
    Anspruch : 2/10
    Gesamtwertung : 2/10


    IMDB (Wertung 8.1)
    c_87 ist offline Geändert von Harbinger (02.10.2009 um 13:38 Uhr)

  11. #31 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Haldir123
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    Flucht aus L.A

    [Bild: 2013rescateenlosangelesbz8.jpg]

    Erscheinungsjahr: 09.08.1996
    Genre: Action/Thriller/Horror
    Regie: John Carpenter
    Darsteller: Kurt Russel,Stacy Keach,Bruce Campbell
    FSK: 16
    Länge: 101 Minuten
    Produktionsland: U.S.A

    Inhalt: Der Outlaw Snake Plissken wird erneut vor die Wahl gestellt, entweder einen gefährlichen Auftrag zu übernehmen oder innerhalb weniger Stunden qualvoll an einem injizierten Virus zu sterben. Er entscheidet sich für Ersteres, schwört den Verantwortlichen aber bittere Rache dafür. Also macht er sich auf zur Insel L.A., die nach einem Erdbeben losgelöst von den faschistisch regierten USA als Ghetto und Gefängnis für unerwünschte Personen und Kriminelle dient. Ziel ist es, ein Gerät zurückzubringen, welches in falschen Händen den Untergang der Zivilisation bedeuten könnte. Dieses Gerät wurde von der Tochter des Präsidenten gestohlen und ihrem Geliebten, einem Guerillaführer, ausgehändigt. Fortsetzung des Films Die Klapperschlange aus dem Jahre 1981. Kurt Russel spielt erneut die Hauptrolle des Ex-Elite-Soldaten Snake Plissken.

    Kritik: Nun ich würde diesen Film nicht wirklich als eine Fortsetzung von Die Klapperschlange ansehen sondern eher als ein Remake des Originals. Die Story ist praktisch genau die selbe nur das es nicht in New York sondern in Los Angeles spielt. Denn Snake Plissken kehrt als Hauptrolle zurück mit demselben Schauspieler wie schon in Die Klapperschlange. Die Effekte sind diesmal etwas schöner und besser ausgefahlen, außerdem gibt es viel mehr davon als im Original. Na klar der Film entstand ja auch ca.16 nach der Klapperschlange. Russell sieht leider nicht mehr so jung und frisch wie im ersten Film aus, schade eigentlich. Okay es gibt viel mehr Effekte, was darauf schließen lässt, dass hierfür mal ein vernünftiges Budget hingeworfen wurde. Außerdem waren die Computer viel besser im Jahre 1997 als in 1981.

    Wie bereits oben schon erwähnt ist die Story, genau die selbe wie beim ersten Film. Hier wurden einfach die Charaktere und der Name der Stadt geändert. Bye Bye New York, welcome to Los Angeles. Im Grunde total genial, zuerst das arme New York und jetzt ist es Los Angeles als nächstes sollte Las Vegas kommen. Ohja das währe mal was. Paar unterschiede gibt es allerdings doch. Kurt kommt nicht mit einem schlecht animirten Flugzeug nach L.A. sondern mit einem teilweise gut animirten U-Bot, dass so schnell ist wie ein Flugzeug oder so. Was auch immer also hauptsache er kommt da überhaupt an.

    Diesmal hat Plisskin mal ein cooles Outfit bekommen. Einen langen schwarzen Leder Mantel, richtig klasse. Neo aus Matrix is nix gegen Plisskin aus dem Jahre 1997. Außerdem gibt es hier viel mehr Action als im Vorgänger, wir haben Motorräder, Autos, Mini-Flugzeuge und sogar Surf-Boards. Alles was das Herz einen Action-Fans begehrt. Leider fehlt mir hier allerdings der coole Böse Typ. Der Duke von New York war echt ne Harte Nuss, vor dem sollte man sich hütten. Der neue coole Typ isn Witz gegen den Duke, nein erlich jetzt man hätte einen besser Bösen suchen sollen. Man hätte The Rock nehmen sollen. Der würde richtig Fresh aussehen, so als Boss der Gangster aus Los Angeles. Naja dafür hat der Duke ein Cameo hier, ich sag nur Basketball.

    Ganz besonders lustig fand ich den Hauptartz von L.A. gespielt von Bruce Campbell (Ash aus Tanz der Teufel, siehe oben das Review dazu). Wie der arme Kerl aussah oder seine Experimente. Erlich er war der Moderne Frankenstein, nur noch schlimmer und wer dachte es geht nicht mehr schlimmer, der soll sich den netten Mann mal ansehen. Er schneidet Leuten gerne verschiedene Körperteile ab und verwendet es für andere Zwecke. OHO wie gruselig. Naja zu schade, dass er nur eine sehr kleine Mini-Rolle hat. Der Typ hätte mehr verdient, aber dann währe der Film sicher überall Indizirt und dass will sicher niemand.

    Aber Bruce is nicht der einzige Verrückte, es gibt noch einen den sicher jeder von euch kennt. Der Mann trägt den Namen Steve Buscemi und spielt glaube ich nur Verrückte Leute in Filmen (Siehe Con Air oder Armageddon). Hier verkörpert der Typ noch so einen gestörten Typen schonwieder.

    Im großen und ganzen ist es doch ein guter Action Film bei dem man einfach nur zu gucken muss. Auf keinen Fall nachdenken, denn das bringt überhaupt nix bei sowas, würde nur den Film verderben.

    Einzelwertungen:
    Darsteller : 07/10 (gute Schauspieler die auch in ihre Rollen passen außer einigen Leuten)
    Plot : 05/10 (Fasst das selbe wie bei der Klapperschlange)
    Effekte : 07/10 (Gute Effekte vorallem bei der Wasserszene)
    Anspruch : 05/10 (Siehe Klapperschlange)
    Gesamtwertung : 07/10 (Eine Gute Fortsetzung zu dem Original aus dem Jahre 1981)

    IMBD Bewertung:
    5.2/10
    Haldir123 ist offline Geändert von Haldir123 (12.02.2010 um 23:49 Uhr)

  12. #32 Zitieren
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    Name: The Wild Bunch
    Erscheinungsjahr: 1969
    Genre: Action / Western
    Regie: Sam Peckinpah
    Darsteller: William Holden, Ernest Borgnine, Robert Ryan
    FSK: 16
    Laufzeit: 139 min.

    Inhalt:
    Nach einem Überfall auf ein Büro der Eisenbahngesellschaft, der in einem blutigen Massaker endet, fliehen die Banditen um Pike Bishop nach Mexiko.


    Meinung:

    Es ist gut 6 Monate her, dass ich bei eBay diesen Film ersteigert habe, zum, wohlgemerkt, Schnäppchenpreis von 3,50€ zu dem aber blöderweise noch 6 Euro Versand dazu kamen. Kaum traf der Film damals bei mir ein, lag er auch schon im DVD-Player (bzw. damals wohl noch im PC-Laufwerk…traurige Zeit) und 139 min. später wusste ich nicht ganz was ich eigentlich davon halten sollte, ich konnte mich zwar schon damals auf eine Wertung von gut 08/10 einigen, aber wirklich in Worte fassen wie und warum eigentlich nicht, ein Review blieb also aus. Viel besser sah es auch nicht erst vor ein paar Wochen aus, als ich den Film wieder sah (eigentlich mit dem ganz großem Wille zum Review) und wieder nichts draus wurde. Wie es das Schicksal so wollte schleppte ich den Streifen dann auch noch zum CT mit, das dieses Wochenende stattfand und so kam es dass ich mit Count höchstpersönlich auf der Couch vor dem Fernseher saß und nun zum dritten Mal „The Wild Bunch“ schaute. Es ist zwar leicht frustrierend, aber ich weiß immer noch nicht was ich eigentlich großartig über den Film schreiben soll, da er sich aber sein Review verdient, versuch ich es trotzdem einfach einmal.
    1969 entschied sich Sam Peckinpah dazu einen Western zu drehen, der sich in so mancher Hinsicht von seinen Genrevorgängern unterscheiden sollte. Im Vergleich zu etwa den Sergio Leone Werken wie „Für eine Handvoll Dollar“ oder „Zwei glorreiche Halunken“ spielt „The Wild Bunch“ zeitlich um einige Jahre später, nämlich 1914. Folglich sind die durch das Genre legendär gewordenen Revolver im Film eher eine Seltenheit, die meiste Zeit über gibt’s Schrotflinten (und zwar nicht die Dinger mit den 2 Läufen, sonder solche wie man sie eher in Mafia-Filmen erwarten würde) oder Militärpistolen wie den Colt 1911 zu sehen, also Waffen wie sie im 1. Weltkrieg verwendet wurden (darunter übrigens auch Granaten). Neben den Waffen gibt es noch einen weiteren merklichen Unterschied zwischen anderen Western. John Wayne himself soll mal gesagt haben, dass Peckinpah mit „The Wild Bunch“ den Mythos des Alten Westen zerstört hätte. Ich hab bis dato nur einen Western mit Wayne gesehen (nämlich „Rio Bravo“, der als Vorlage für „Das Ende – Assault on Precinct 13“ diente) und in dem waren die Rollen klar verteilt. Das sind die Guten, die moralisch korrekt handeln, das sind die Bösen und irgendwo gab’s noch das arme, aber sittliche Fräulein. In Leones Italowestern lief das schon anders ab, aber es gab nach wie vor gewisse Richtlinien an die sich die „Good Guys“ (wenn man Clint Eastwood&Co so nennen kann…)halten mussten, zum Beispiel, dass man in einer Schießerei sich keine Frau krallt und als lebendes Schutzschild vor sich hält und sie dann einfach wegwirft, nachdem man an den Gegner nah genug rangekommen ist um sich auf ihn zu stürzen. Oder das man etwa keine Frauen erschießt, die das eigene Dorf verlassen und damit die Familie verraten haben, nur um so etwas wie ein menschenwürdiges Leben zu genießen. Oder das der Held niemals in einer Schießerei einen so lockeren Finger haben darf, das er mal eben einer Bediensteten eine Kugel in den Bauch schießt, als die aus einem Zimmer, während einer Schießerei versteht sich, gestürmt kommt. Und natürlich darf man niemals einen unschuldigen Angestellten aus einem Fenster werfen, in der Gewissheit, dass er nur wenige Sekunden später von Kugeln zerfetzt wird, um damit kurz Ablenkung zu schaffen um sich selbst am Leben zu erhalten. Wie man vielleicht schon raus lesen konnte, verzichtet „The Wild Bunch“ auf diese simplen Regeln des Anstands und als William Holden als Pike Bishop seinen Männer zu Beginn im Büro, das sie überfallen befiehlt „If they move, kill 'em“ glaubt man an die Ernsthaftigkeit des Befehls nur zu gut. Zwar sind die Protagonisten jetzt keine großartigen Massenmörder oder Vergewaltiger, aber bei weitem keine weiter angenehmen Persönlichkeiten, denen das eigene Wohl so wichtig ist wie kaum etwas anderes. Also nicht weiter verwunderlich, dass ein Haufen Prominenter damals die Rolle für Bishop abgelehnt haben.
    So ganz nebenbei schafft es der Film dann auch noch sich die Bezeichnung „Männerfilm“ mehr als nur redlich zu verdienen. Eher zu Beginn gibt es einen Dialog darüber wie die beiden Gebrüder Gorch jeder zwei Frauen auf einmal hatte, während Bishop von Unterlegern geträumt hat (hängt mit vorangegangenen Ereignissen zusammen) und dieser Dialog, auf einer alles anderen als geistig hochwertigen Ebene geführt, endet einfach nur darin, dass ein Haufen Männer da steht und lacht. Und das passiert bei weitem nicht nur einmal im Film, immer wieder Mal gibt es solche Dialoge oder die Mitglieder der Bande machen sich über jeweils ein anderes lustig (einem werfen sie sogar Dynamit zu oder… noch schlimmer, sie trinken den gesamten Alkohol und geben ihm nichts!!!), was damit endet, das alle dastehen und teils viel zu laut und überzeugt lachen. Klingt irgendwie bescheuert, ist es eigentlich auch, doch selbst beim 3. Mal kam ich nicht darum einfach auch gleich mitzulachen, einfach weil die Dialoge teils so niveaulos und die Gemeinheiten einfach so richtig gemein waren, das man(n) einfach mitlachen muss. Das aber was den Film wirklich zu einem wunderschönen Männerfilm macht ist die Gewaltdarstellung, die einfach unglaublich gut gelungen ist. Nachdem in den Leone-Western kaum Blut floss und selbst „Das Dreckige Dutzend“ noch 2 Jahre zuvor an Blutarmut litt, fließt in „The Wild Bunch“ schon einiges an Kunstblut und es gibt kaum jemanden der ohne Einschussloch zu Boden geht, wie das sonst leider oft so üblich war. Doch es ist nicht nur die Verwendung von Blut, die die Gewalt im Film zu dem macht was sie ist, denn Peckinpah macht noch von einer Methode Gebrauch die ich so in einem Film aus dieser Zeit noch nie gesehen habe (ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, aber es ist ja auch schon spät…), nämlich der guten alten Slow-Motion, die er in den Schießereien benutzt und schon mal ein vom MG durchlöcherter Soldat schön langsam rückwärts eine Stufe runterfliegt oder einige seine Kameraden von einer Granate durch die Luft geschleudert werden. Das sieht stellenweise so gut aus, dass es mich nicht wundern würde, wenn John Woo hier einiges an Inspiration für seine Filme gefunden hätte. Diese Blut-Zeitlupen Kombination führen dazu, dass ich selbst nach dem 3. Mal immer noch verdammt vom finalen Shootout eingenommen bin, der in seiner Inszenierung selbst gegenüber so manchen Enden heutiger Action-Filmen die Nase vorne hat.
    Apropos, Shootout. Der Film liefert in seiner doch ganz ansehnlichen Laufzeit von 139 Minuten 2 größere Schießereien, die sich beide wirklich sehen lassen können und in der Mitte dann noch einen kleineren Schusswechsel. Hierbei zeigt sich dann die Schwäche von „The Wild Bunch“, denn so grandios die Schießereien auch sein mögen, sie können einen nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Film eine Kürzung von fast bis sogar 20, wenn nicht gar 30 Minuten, bei weitem nicht geschadet hätte. Hier und da stellen sich Längen ein, die einfach nicht hätten da sein sollen. Dafür versucht der Film das wieder mit seiner stellenweise sehr gelungenen Inszenierung auszugleichen. Der Beginn, in der das Bild immer wieder einfriert und die Namen der Schauspieler eingeblendet werden ist wirklich unglaublich stylisch, die Szene mit den Skorpionen und den Kindern zu Beginn erschafft für den Moment eine bedrohliche Atmosphäre (auch wenn ich gewisse Interpretationen zu dieser Skorpion-Geschichte für übertrieben halte) und dann wäre natürlich noch die Szene zu Schluss in der Warren Oates sein vollkommen nasses Gesicht in die Kamera halten darf. Es ist schwer schriftlich zu erklären was ich an letzterem so gut finde, aber diese erschöpfte Blick, die Wassertropfen dazu über dem ganzen Gesicht verteilt erschaffen einfach eine packende Atmosphäre. Unter anderem wohl einer der Gründe der dazu geführt hat, das "The Wild Bunch" von vielen so ausgelegt wird, dass es die Geschichte von Männern erzählt die merken, dass ihre Zeit und Ära sich dem Ende neigt. (so wahr das auch sein mag, es kommt bei weitem nicht so sehr rüber wie bei "Butch Cassidy and the Sundance Kid").
    Bei den Schauspielern gibt es absolut nichts zu klagen, spielen sie doch tadellos, wenn auch nicht so dermaßen brillant, dass ich es für nötige halte einzelne Leistungen herauszuheben.
    Fazit:“The Wild Bunch“ ist wegen seiner Charaktere und der grandios inszenierten Schießereien vorrangig ein Film für Männer, der hier und da eine tolle Atmosphäre und Inszenierung vorweisen kann, jedoch einfach etwas zu lang geraten ist und deshalb mit der einen oder anderen Länge zu kämpfen hat. Nichtsdestotrotz für Western-, wie auch Actionfans, oder für jeden der sich als Mann bezeichnet, ein Muss.

    Einzelwertungen:

    Darsteller: 08/10 (Gibt nichts zu klagen)
    Effekte: 08/10 (Für die damalige Zeit wohl revolutionär)
    Plot: 06/10 (Guter Westernplot ohne großartige Wendungen)
    Anspruch: 05/10 (Man kann schon mal hier und da einen Blick an die Decke werfen…*CTInsider*)
    Gesamteindruck: 08/10 (Schöne Männerunterhaltung)

    imdb 8.2
    DVD bei Amazon
    Trailer (mit etwas Fantasie kann man sich da nen ganzen Film zusammenreimen, ich würd’s lassen)
    Re'on ist offline Geändert von Re'on (08.12.2009 um 22:27 Uhr)

  13. #33 Zitieren
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    xXx – Triple X

    [Bild: TripleX.jpg]

    Laufzeit: ca. 119 Minuten
    Genre: Action
    Regie: Rob Cohen
    Darsteller: Vin Diesel, Asia Argento, Samuel L. Jackson
    Gesehen auf: Deutsch

    Kinostart: 17. Oktober 2002

    Inhalt:
    Die Geheimdienste der USA versagen, also wird etwas Neues ausprobiert: Nun will man Kriminelle mit Ihresgleichen jagen und Xander »Triple X« Cage ist der unfreiwillig Auserwählte. Er wird Undercover nach Prag geschickt um sich in eine geheime Organisation namens »Anarchie 99« einzuschleusen und mehr über sie herauszufinden.

    Kritik:
    So, ich würde meinen, ich habe mich lange genug auf meinen Lorbeeren ausgeruht – es wird wieder Zeit für ein LorD’sches Review! Und da neben meiner »Sopranos« Mafia Box auch noch »Triple X« heute angekommen ist und ich mir ohnehin einen chilligen Tag machen wollte, gehörte der direkt eingeworfen. Und ich muss gestehen… obwohl ich ihn bereits mindestens zwei Male gesehen habe, hatte ich ihn besser in Erinnerung.

    Der Film strotzt nur so vor Action und er hat auch wirklich saucoole Szenen, aber es gibt doch genug auszusetzen. Allen voran hat mich wirklich ausnahmsweise mal die deutsche Synchronisation gestört, die noch erheblich schlechter war als Vin Diesels Schauspielerei (wenn man das so nennen darf). Versteht mich nicht falsch, ich liebe Vin Diesel, aber für seinen Beruf kann er doch wirklich nicht viel mehr als gut aussehen. Und die Synchronisation beschränkt sich auch nicht nur auf Diesel, sondern eigentlich auf alle Figuren, abgesehen von Samuel L. Jackson mit Originalstimme. Sie wirkten ziemlich amateurhaft und emotionslos (gut, was man bei Diesel ruhig erwarten darf). Die Osteuropäer haben ihren gewohnt betonten und etwas nervigen Akzent, aber das geht noch in Ordnung.

    Was mich mit am meisten gestört hat war aber weder Schauspielerei noch Synchronisation, sondern diese offensichtliche Kopie von »James Bond« mit mehr Action. Die Story ist der von einigen Bond-Teilen sehr ähnlich, wenn auch deutlich simpler gestrickt, xXx ist dieser typische extravagante Superagent, nur in diesem Fall mehr draufgängerisch und adrenalingeil als charmant und diskret, plus die übertriebenen technischen Hilfsmittel. Hierbei spiele ich vor allem auf das Röntgen-Fernglas an, dass genauso in einem von Brosnans letzten Bonds hätte enthalten sein können… Das mit Waffen vollgestopfte Auto müsste man ähnlich sehen, aber das Ganze hielt ich schon viel mehr für eine Parodie. Bond-Girl gab es natürlich auch noch und noch sehr gravierend war die musikalische Untermalung. Während der Film einen saugeilen Soundtrack hat, der mit einem Live-Auftritt von Rammstein beginnt und über Drowning Pool (die spätestens seit »The Punisher« einen Stein bei mir im Brett haben) bis hin zu Hatebreed geht, gibt es immer wieder diese Melodie, die weit mehr als nur etwas an das Bond-Theme erinnert.

    Und der andere Punkt wären die saudummen Dialoge. Vin Diesels Sprüche sind einfach nicht cool (oder kommen vielleicht auch durch die Synchronisation nicht richtig rüber) und mehr als aufgesetzt. In einige Szenen wirken sie wie willkürlich hineingeworfen, damit keine zu langen dialogfreien Strecken entstehen. Einige Logikfehler finden sich ebenfalls in den Dialogen. So finde ich es zum Beispiel sehr interessant, dass einer der Soldaten meint, es wäre noch etwas auf dem Radar zu erkennen – ein blauer GTO. Das Radar möchte ich gerne mal sehen.

    Von der Action her kann man sicher nicht meckern. Die ganze Zeit rumst und bumst es, alles mit schön viel Budget produziert (abgesehen vielleicht von dem Raketenwerfer mit Wärmesuchrakete, der nicht mehr als eine lackierte Kamera war), schöne Frauen (wobei die noch am wenigsten ansehnliche in die weibliche Hauptrolle gepackt wurde), heiße Schlitten und coole Gastauftritte von eben Rammstein, aber auch Tony Hawk und Mat Hoffman.

    Der Film ist also ein versuchter Abklatsch von einem actionreichen James Bond mit stumpfen Dialogen und mäßigen Schauspielern, der rein optisch aber auf jeden Fall überzeugt und auch kurzweilig ist. Er macht nicht so viel Spaß wie z.B. »Resident Evil: Apocalypse« und eigentlich müsste ich ihn auch dementsprechend schlechter bewerten, aber eine 6/10 gehört sich hier schon – ich müsste wohl einfach den Zombie-Streifen höher kategorisieren. Wie dem auch sei, allein die Stunts mit der rockigen Musikuntermalung sind schon das Ansehen wert – dann ist der Stuntman bei der Paragliding-Szene auch nicht umsonst gestorben.

    Bewertung:
    Darsteller: 6/10 (Vin Diesel ist schauspielerisch schon irgendwie der Schwarzenegger unserer Zeit)
    Plot: 6/10
    Effekte: 9/10
    Anspruch: 3/10
    Gesamteindruck: 6/10

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.5)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
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  14. #34 Zitieren
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    Laufzeit: ca. 141 Minuten
    Genre: Drama / Thriller
    Regie: Barry Levinson
    Darsteller: Kevin Bacon, Robert De Niro, Brad Pitt, Dustin Hoffman
    Gesehen auf: Deutsch

    Kinostart: 30. Januar 1997

    Inhalt:
    Vier Freunde leben ein unbeschwertes Dasein in Hell’s Kitchen, bis eines Tages einer ihrer Streiche fehlschlägt und sie in einer Jugendstrafanstalt landen. Die Wärter dort sind nicht gerade vom besten Schlag und missbrauchen die jungen Insassen, speziell die vier Jungs, nach Herzenslust. Jahre später kommt es zu einem Aufeinandertreffen von zweien der inzwischen erwachsenen Jungs und dem Drahtzieher unter den Wärtern, der tödlich ausgeht…

    Kritik:
    Als ich in die Fernsehzeitung sah und die Besetzung durchlas… Robert De Niro, Dustin Hoffmann, Brad Pitt… da war mein Abend augenblicklich verplant. Und auch wenn ich anfänglich ein paar Szenen wiedererkannt habe, dauerte es doch, bis zu Kevin Bacons erster Szene um mich komplett daran zu erinnern, dass ich den Film bereits kannte. Die alte Schweinsnase… Somit folgt nun, an einem Freitag, den 13., kein Horrorfilm-Review, sondern eines über mein Hass-Genre: Das Drama.

    Und obwohl sich meine Vorliebe derart verhält, mag ich den Film doch wirklich gerne. Mir gefällt die Story sehr gut und der Erzählstil ist auch sehr klug gehalten. Die Vorgeschichte zieht sich leider etwas und lässt daher ein wenig Langeweile aufkommen, was vielleicht mit ein paar schockierenden Bildern hätte vermieden werden können. Ich meine nicht, dass man die Folter und Vergewaltigung der Jugendlichen gleich im Stil von »Jack Ketchum’s Evil« zeigen sollte, aber irgendwie kam das Ganze nicht ausreichend rüber, finde ich. Es gibt eine Szene, mit dem Protagonisten in Einzelhaft, in der er ziemlich entstellt ist, aber das wäre wohl der Tropfen auf den heißen Stein – mal davon abgesehen, dass es in der Form ohnehin keine große Wirkung hat. Ein wirkliches Gefühl dafür, wie sich die vier Jungs gefühlt haben sollen, kann man wohl nur durch die Worte des Erzählers entwickeln.

    Im Allgemeinen bin ich Gegner von Erzählern in Filmen, vor allem, wenn sie eine derart große Rolle einnehmen und quasi die ganze Geschichte auf ihren Worten aufbaut. Meist finde ich es recht unkreativ, dass man keine andere Lösung gefunden hat um die Geschichte zu erzählen, aber bei »Sleepers« wird es konstant durchgezogen und passt auch wirklich sehr gut. Hätte man die Gedanken der Figuren und Handlungsstränge ohne die allwissende Stimme bewältigen sollen, wären mit Sicherheit noch mindestens sechzig Minuten oben drauf gekommen, die schließlich unnötig wären. Wie erwähnt halte ich auch nicht alle Minuten von den 141 für unbedingt nötig, aber es ergibt sich nun mal so.

    Schauspielerisch ist alles erste Sahne. Die jungen Darsteller, die in der Vorgeschichte die Protagonisten verkörpern, sind für ihr Alter äußerst überzeugend und man muss ihnen zu Gute halten, dass sie durchaus Rollen mit Anspruch zu spielen hatten. Insgesamt hielt ich sie sogar für wesentlich überzeugender, als die erwachsenen Varianten ihrer Figuren. Ron Eldard hielt ich aus irgendeinem unerfindlichen Grund für eine Fehlbesetzung, Jason Patric war ohnehin eine nichtssagende Gestalt, trotz seiner tragenden Funktion und obwohl ich Brad Pitt inzwischen geradezu vergöttere… in diesem Film konnte er weiß Gott nicht gerade zu Hochtouren auffahren. Er war in seiner Rolle nicht hervorstechender als seine drei anderen Kollegen – mit der Ausnahme, dass ich bei der Szene, in der er einen Hot Dog verdrückt, schmunzelnd an seine verfressene Rolle in »Ocean’s Eleven« denken musste. Umso genialer fand ich aber Robert De Niro als coolen Priester und Dustin Hoffman als sehr zerstreuten, erfolglosen Anwalt. Die beiden haben einfach großartig gespielt, wie man es von ihnen gewohnt ist, den Rollen etwas äußerst Liebenswertes verpasst und das Niveau des Films ungemein angehoben. Umso enttäuschter war ich, dass De Niro zum Ende hin überhaupt nicht mehr behandelt wurde und der Verbleib seiner Figur ungeklärt blieb.

    Mehr oder weniger direkt behandelt der Film auch das Thema, ob ein Mord in gewissen Fällen nicht sogar gerechtfertigt sei, was schon in eine heikle Richtung steuert. Meiner Meinung nach, lag der Schwerpunkt des Films aber nicht auf dieser Thematik, sondern viel mehr auf der Intensität der Freundschaft unter den vier Jungen und der Charakterentwicklung angesichts der schrecklichen Geschehnisse in ihrer Kindheit. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass es mich nicht sonderlich kümmert, ob die Geschichte nun auf einer wahren Begebenheit basiert, wie der Autor behauptet, oder nicht, wie diverse Behörden unterstreichen. Ich mag den Film, auch wenn er seine deutlichen Schwächen hat, eben aber auch sehr eindrucksvolle Stärken.

    Bewertung:
    Darsteller: 8/10
    Plot: 6/10
    Effekte: -/10
    Anspruch: 4/10
    Gesamteindruck: 8/10

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.3)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
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  15. #35 Zitieren
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    Kinostart: 19.03.2009
    Genre: Drama/Thriller
    Regie: Danny Boyle
    Darsteller: Dev Patel, Anil Kapoor, Freida Pinto
    FSK: Noch nicht geprüft.

    Inhalt: Jamal Malik ist auf den Straßen von Bombay und an noch viel ungemütlicheren Orten aufgewachsen, hat nie eine Schule besucht und ist auch nicht gar so klug beziehungsweise erfolgreich im Leben. Trotzdem hat er gerade die vorletzte Frage bei der indischen Ausgabe von "Wer wird Millionär?" beantwortet und steht kurz davor, eine ganze Menge Schotter zu gewinnen. Doch man wittert Verrat, also schnappt die Polizei sich Jamal und versucht aus ihm herauszuprügeln, wie er denn bitte beschissen hat. Doch Jamal beharrt darauf, dass das Schicksal es wohl so wollte, dass er all diese Fragen beantworten konnte, denn er wusste die Antworten ganz einfach...

    Kritik: Akkute Müdigkeit und generelle Lustlosigkeit befallen mich just in diesem Augenblick, außerdem bin ich schon das halbe Wochenende dabei, Reviews zu schreiben (allerdings zu CDs, nicht zu Filmen, wie ich Re'on am Ende des CTs noch steckte: "Ich werd jetzt bestimmt eine ganze Weile keinen Film mehr schauen"), deswegen fass ich mich heute mal ein wenig kürzer und spare mir den Ellenlangen Sermon, den ich normalerweise vorne an meine Rezensionen dranklatsche. Ja, hiss boo, euer Entertainment für den heutigen Abend müsst ihr euch von wo anders holen, so ist das Leben nun mal. Zur Sache:
    "Slumdog Millionaire" ist im Augenblick so ungefähr einer der angesagtesten Streifen überhaupt, tummelt er sich doch irgendwo in der Top 250 der IMDB (Platz 34 im Augenblick), ist für haste nich gesehen viele Oscars nominiert (10 um genau zu sein), wird sowieso frenetisch abgefeiert und ist ja eh der neuste Streich des großen Danny Boyle ("Sunshine", "28 Days Later"). Gründe genug, um mal selbst zu schauen, was an den Vorschusslorbeeren, die dieses Filmchen hier in den Hintern gepustet bekommt, denn so dran ist, oder? Ja, ihr ahnt es bereits an meiner geradezu euphorischen Schreibe, ganz so beeindruckt wie all die positiven Resonanzen es gerne hätten, war ich nicht von "Slumdog Millionaire". Das hat mehrerelei Gründe, vielleicht aber auch nur den, den Ponti mir kürzlich mal wieder an den Kopf warf: "Du magst ja eh keine Filme, die alle anderen Leute gut finden." Mit Dank zurück. Harr, hab ich's dir mal wieder gegeben...
    Egal, weiter im Text, wir essen ja heut zeitig, jedenfalls haben wir es bei "Slumdog Millionaire" auf den ersten Blick mit einer ziemlich ausgeklügelten Idee zu tun, eine doch eher fiktive Geschichte (die man wohl am Besten als eine Melange aus "Forrest Gump" und "City of God" beschreiben könnte, wobei ich zweiteren immer noch nicht gesehen habe und "Slumdog Millionaire" mir nicht unbedingt Lust drauf machte) mittels eines allseits bekannten Mediums (in diesem Fall "Wer wird Millionär?") direkt an unsere physikalische Realität dran zu tackern. Der Vorsatz ist nobel und hat auf dem Papier bestimmt ziemlich gut funktioniert, in der Realität gibt es aber drei mehr oder weniger große Mankos, die diesem Vorhaben so etwa sechs bis acht Beine stellen.
    Punkt eins: grottenschlechte Darsteller. Mein Bruder erzählte mir hinterher, dass Hauptdarsteller Dev Patel für den BAFTA-Award nominiert worden war, bzw. diesen sogar bekam. Okay, damit dürfte mein Vertrauen in die Seriösität dieses Preises vollends dahin sein, so eine aufgesetzte und unnatürliche Darstellung, wie Patel sie betrieb, ist echt nicht mehr feierlich. Um den guten Mann zu verteidigen hängte mein Bruder noch so was an wie "Er hat es immerhin gut geschafft, wie ein Idiot auszusehen", aber das ist meiner Meinung nach nicht gerade das tollste Qualitätssiegel von Welt. Man muss hier aber auch relativieren, ich kenn mich mit Indien kaum aus, weiß nicht so wirklich, wie die dortige Mentalität bzw. das dortige alltägliche Verhalten ausschaut, deswegen kann ich wohl nur aus westlicher Sicht sagen, dass Patel die meiste Zeit über wie eine dümmliche Schaufensterpuppe mit eingebautem Tonband wirkte. Dem entgegen (also der Tatsache, dass es vielleicht alles an der indischen Kultur liegt) wirkt allerdings niemand geringeres als Anil Kapoor, der den Showmaster der Millionärs-Sendung spielt. Der Mann war geradezu anbetungswürdig gut in seiner Rolle als charismatischer, stets gut aufgelegter und doch irgendwie schmieriger Quizmaster. Jauch, da kannste einpacken, ey. Dummerweise aber auch der einzige wirklich gute Darsteller, vielleicht noch mit Ausnahme von Irrfan Khan als Polizeichef und keine Ahnung wer (ich werd aus den indischen Namen niet schlau) als dessen übergewichtiger, cholerischer Handlanger. Die hatten aber auch nicht gerade viel zu tun, deswegen schenke ich mir da eine genauere Betrachtung. Der Rest des Casts war quasi durch die Bank weg scheiße, ganz besonders die Kinderdarsteller, wenn mal wieder in eine Rückblende zu Jamals Kindheit geschaltet wurde. Die waren nicht nur furchtbare Darsteller sondern hatten auch nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihren erwachsenen Pendants, bzw. den Schauspielern, die sie dann als etwas ältere Kinder darstellten. So weit also schon mal so Grütze.
    Der zweite Schwachpunkt, den der Film sich auf die Flagge schreiben muss, ist eine sehr durchwachsene Inszenierung aus dem Hause Danny Boyle. Hin und wieder bedient er sich beim guten (und wenn ich sage "gut" dann meine ich "lasst es, es nervt halt einfach") Videoclip-Stil des neueren Tony Scott (wir erinnern uns ja alle noch an "Mann unter Feuer"... der Film war gut, die Umsetzung... naja), da wird schnell geschnitten, übermäßig laute Musik eingespielt, die sich mit den gaaanz toll eingefangenen Bildern verbindet, und so weit und so fort. Im krassen Gegensatz dazu hält er ansonsten ein wenig Panning mit der Kamera schon für die Meisterklasse des artistischen Kinos. Gut ist anders. Die paar wenigen Brüche in der Erzählweise hingegen sind kein Beinbruch, die wirken zwar etwas bescheuert, fügen sich letzten Endes aber doch relativ gut ins Gesamtbild ein. Das kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass Boyle hier versucht viel zu viele Gedanken und Ideen zusammen zu führen und sie in einen zu kurzen Film hinein zu quetschen. Die Dinge, die mehr Ausführung auf dem Bildschirm verdient hätten, werden so nur kurz und knapp angerissen und entwickeln dadurch extremes Potential für Ärgernis beim Zuschauer. Wobei das, was ich eben sagte, auch nicht stimmte... Der Film ist nicht zu kurz. Im Gegenteil, er ist mit seinen knappen zwei Stunden sogar noch zu lang, denn Boyle (arr, ich hab's schon wieder getan, schon zum zweiten Mal schrieb ich eben aus Versehen Scott statt Boyle, das ist wohl ziemlich bezeichnend) tritt hier einfach andererseits Kram breit, der so eine Auswalzung des Stoffes gar nicht verdient hat. So zieht sich der Film ganz elendig.
    Und das geht auch Hand in Hand mit dem dritten Punkt, der hier verkackt wurde: Die Binnenhandlung des Films ist so interessant wie ein Kieselstein. Hier gibt es absolut nichts, was man nicht schon mal irgendwo anders so oder so ähnlich (und meistens besser) gesehen hätte. Jamals Lebensgeschichte ist - das muss einfach so gesagt werden - scheiße langweilig, nimmt aber mehr als die Hälfte des Films ein und nimmt dafür dem den Platz weg, was auf merkwürdige Art und Weise tatsächlich mitreißen kann: den Szenen in der Spielshow und bei der Polizei. Die sind einfach um ein vielfaches besser. Dass die ganze Chose in Indien spielt ist dabei sogar noch eine richtig dämliche Idee (oh Gott, jetzt fang ich wieder an xenophob zu klingen), denn mein kosmopolitisches Bewußtsein geht einfach nicht so weit, als dass mich ein Slumdog in Indien irgendwie mehr jucken würde als der gute alte Sack Reis in China. Dazu bin ich persönlich einfach zu weit weg vom eigentlichen Brennpunkt des Geschehens in diesem Film, wenn genau das aber Danny Boyles Intention war, unser Augenmerk auf die miesen Verhältnisse in den Slums von Bombay zu lenken, dann ist er dabei so gloreich gescheitert, wie er nur sein kann, denn anstatt stumm anzuklagen zieht er einfach nur ein paar mehr oder weniger gelungene Scherze und eine generische Gangsterplotte mit ein wenig Liebesdrama auf, das genau so gut in jedem anderen Land der Welt funktioniert hätte. Und mit besseren Schauspielern sowieso. Die Liebesstory funktioniert dank misratener Chemie zwischen den Liebenden nämlich nicht mal im Ansatz (auch wenn die letzten Bilder dann doch etwas emotional waren, aber die Betonung liegt hier auf "etwas"). Um es kurz zu machen: Der ganz interessanten Rahmenhandlung zum Trotz ist die Binnenhandlung von "Slumdog Millionaire" einfach nur scheiße.
    Merkwürdig aber, dass der Film trotzdem irgendwo funktioniert. Ich gebe es zu, er stieß bei mir nicht gerade auf die besten Voraussetzungen, um zum Film des Jahres gekrönt zu werden. Ich mag indische Filme nicht, ich mag auch englische Filme nicht, die in Indien spielen. Ich mag solche "Lebensgeschichten" nicht, ich mag Gangsterfilme nicht, okay, ich mag "Wer wird Millionär?" (hehe, didn't see that one coming, did you?), aber ansonsten stand ich so ziemlich allem, was der Film repräsentiert, von Anfang an kritisch, wenn nicht sogar feindlich gegenüber. Mit Ausnahme der Schauspieler ist "Slumdog Millionaire" aber für mich, gemessen an den Möglichkeiten, die er hatte, eine volle Ausschöpfung des Potentials. Dabei kommt immer noch beileibe kein guter Film rum, aber ein schlechter glücklicherweise auch nicht.
    Kommen wir zum Fazit: Gebt die Oscars wem anders ey, "Slumdog Millionaire" hat sie nicht verdient. Grottige Schauspieler und ein uninteressanter Plot treffen auf eine sehr durchwachsene Inszenierung und zu viel Leerlauf. Im Endeffekt funktioniert der Film trotzdem irgendwie. Die Grundidee ist clever und die Spielshowszenen machen Spaß, nicht zuletzt wegen Anil Kapoors großartigem Charisma, das Ende ist sogar emotional ziemlich gut gelungen und ein paar sehr nette Ideen hat der Film auch, trotzdem ist er schlicht und ergreifend nicht gut. Durchschnitt.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 03/10 (Kapoor ist toll, der Rest ein Haufen von Versagern)
    Plot: 04/10 (die Grundidee ist super, die Binnenhandlung so langweilig, dass sich einem die Fußnägel hochrollen)
    Effekte: --/10 (wenn man mal von den Spielshowanimationen absieht keine... gutes "Wer wird Millionär?"-Niveau, hehe)
    Anspruch: 03/10 (ein kleiner Exkurs in Sachen Schicksal, der plump vorgetragen wird und einfach nicht richtig zieht, da er nicht die Bohne juckt)
    Gesamteindruck: 5.5/10 (ich schwankte zwischen 5 und 6, letzten Endes tendierte ich zur 5.5, weil ich trotz aller dummen Entscheidungen des Drehbuchs doch eigentlich gar nicht so schlecht unterhalten wurde)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 8.4)
    Link zum Trailer
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    Kinostart: 24.03.2005
    Genre: Komödie/Krimi
    Regie: John Pasquin
    Darsteller: Sandra Bullock, Regina King, Diedrich Bader
    FSK: 12

    Inhalt: Gracie Hart kehrt nach ihrer gelungenen Undercover-Aktion bei der Miss America Wahl zurück in den FBI-Dienst. Nach ein paar persönlichen Rückschlägen entschließt sie sich, ihr "Benimm-Programm" wieder aufzunehmen und wegen guter Publicity das neue Gesicht des FBI zu werden. Zehn Monate später ist sie zum Vorzeigepüppchen mutiert, trotzdem ist ihr Format gefragt: Ihre Freundin, die amtierende Miss America, wurde entführt...

    Kritik: Ja, ich geb's zu, ich hab den ersten Teil nicht ganz gesehen, eigentlich sogar gar nicht viel davon, vielleicht mal so 'ne Viertelstunde oder was weiß ich. Aber ich wage zu behaupten, dass ich (abgesehen von coolen Szenen mit Michael Caine) nicht viel verpasst hab, der Streifen war halt einfach eine halbwegs lustige jugendfreie Fleischbeschau inklusive "Hässliches Entlein"-Story und ein wenig Krimi, nichts, was man nicht schon mal irgendwo so oder so ähnlich gesehen hat. Trotzdem schien das Ding an den Kinokassen gar nicht so schlecht wegzukommen (könnte mit der "Fleischbeschau"-Kiste zusammenhängen) und so betitelte man nicht nur den Rohrkrepierer "Corky Romano" (okay, ein paar ganz nette Witze hatte er und Peter Falk als Mafiapaten... whoa) in Deutschland in Anlehnung an das Sandra Bullock Vehikel "Mister Undercover", ney, man drehte sogar ein tatsächliches Sequel (haste nicht gesehen, ich dreh mich irgendwie gerade im Kreis). Das lief jetzt im Fernsehn und ich hatte nichts besseres zu tun (leider hatte ich mir die Fingernägel schon ein paar Tage vorher geschnitten, das wäre zum Bleistift was besseres gewesen...), also schaltete ich doch gerade mal ein, versprach ja doch relativ schmerzfreie Unterhaltung zu sein (und nebenbei hatte ich die Schnauze voll davon, dass der Magieranführer auf der Spitze von Kefkas Turm bei "Final Fantasy 6" mich am Ende des Kampfes immer mit einem Ultima wegputzt, das frustriert... äh... egal).
    "Miss Undercover 2" also... Kreativ, man hat sich nicht mal einen doofen Untertitel ausgedacht (Anm. des Setzers: Jetzt, einen Tag später, seh ich, dass man das mit "Fabelhaft und bewaffnet" doch tat, Grütz ey). Das Team ist dabei weitestgehend das gleiche geblieben, okay, Regisseur Donald Petrie wurde gegen John Pasquin ("Joe Jedermann") ausgetauscht, am Drehbuch arbeitete immer noch Marc Lawrence (schrieb in den 90ern ein paar mehr oder weniger erfolgreiche Komödien). Ob das aber eine gute Sache ist? Ich weiß nicht, ich hab den Vorgänger ja nicht in Augenschein genommen, keine Ahnung, wie gute Arbeit da geleistet wurde.
    Bei "Miss Undercover 2" wurde jedenfalls eine ganze Menge verkackt. Klar, man sollte bei so einem Film rein drehbuchtechnisch keinen Shakespear erwarten, aber Hölle noch mal, ein wenig Mühe kann man sich doch geben, oder? Der Plot ist wirklich dummdreist, setzt sich aus Versatzstücken des Vorgängers (so viel hab ich von dem gesehen, dass ich das sagen kann) und so ziemlich jeder gängigen Krimikomödie der letzten fufzehn Jahre zusammen und hat dabei nicht eine einzige eigene Idee. Noch dazu ist er von vorne bis hinten vorhersehbar, wirklich jeder Twist und Turn ist von Anfang an völlig erahnbar. Gut, ist ja kein Beinbruch, immerhin hätte man die Chose noch retten können, indem man ein paar ordentliche Witze schreibt und routiniert abzieht. Allerdings wurde auch hier auf Sparflamme gekocht. Ungefähr die erste Stunde ist quasi komplett scherzfrei, erst dann werden ein paar gute Witze ausgepackt. Die Gagdichte ist dann zwar immer noch schmerzhaft niedrig, aber tatsächlich, hin und wieder kann man sich das Grinsen tatsächlich nicht verkneifen (namentlich dann, wenn Gracie endlich anfängt Probleme wieder mit der Faust und der Kanone zu lösen, das macht Freude).
    Okay, ein fieser Plot und relativ wenige Scherze sprechen schon eine ziemlich eindeutige Sprache über die Qualität von "Miss Undercover 2", aber könnte das Ding denn nicht wenigstens als (naja, jugendfreie) Fleischbeschau funktionieren? Auch hier leistet der Film sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Klopser par excellence. Der spielte ja nun wenigstens bei einer Misswahl und da gab's einiges zu gucken, hier kriegt man abgesehen von Sandra Bullock ("Speed", "28 Tage", "Demolition Man"), ihrer Partnerin Regina King ("Ray", "Der Staatsfeind Nummer 1") und ganz selten noch die Deutsche Elisabeth Röhm (treibt sich des Öfteren bei "Law & Order" herum) als weitere FBI-Agentin wenig zu sehen. Letztere ist blond, King schlicht und ergreifend hässlich und Bullock wird auch nicht jünger, zumal sie auch jetzt nie sooo umwerfend aussah. Und um jetzt gleich noch mal ein Stück sexistischer zu werden... Gott, was hat die Frau denn bitte für Möpse? Das war ja wirklich erschütternd, wie da in der Szene auf dem Flughafen unter ihrem grünen Pullover alles durch die Gegend baumelte. BH vergessen? Man weiß es nicht...
    Um aber noch mal etwas konstruktiveres zu Bullocks Gehampel, äh... Leistung auf dem Bildschirm zu sagen: Sandy, nimmst du Drogen? So absolut begeisterungsfrei und emotionslos wie Bullock in diesem Film herumgeisterte hab ich sie ja noch nie gesehen, obwohl sie eh keine große Akteurin ist. Die restlichen darstellerischen Leistungen waren aber auch grandiose Tiefschläge, Regina King spielte ihre stereotype Rolle mit der proportionalen Menge an Talent zu der Kreativität, die in den Entwurf ihrer Figur wanderte. Ich könnte das jetzt mit den restlichen Nasen so durchexerzieren oder ich sage es einfach so: Brauchbar waren in der Klamotte hier sage und schreibe drei Darsteller. Ersterer William Shattner ("Star Trek", "American Psycho 2", "Tek War"), der sichtlich Spaß an seiner Rolle hatte und scheinbar auch merkte, wo er hier mitspielte. So zog er einfach alle Register und versuchte entweder die ganze Chose damit zu retten oder aber es war ihm schnurz piep egal und er wollte einfach mal die Sau rauslassen. Der zweite im Bunde ist mein guter alter Freund Treat Williams ("Das Leben nach dem Tod in Denver", "Octalus"... den muss ich mir auch dringend mal wieder anschauen, ist er doch sehr geil) als FBI-Obermotz von Las Vegas, quasi so der Semi-Arsch des Films, der Gracie ganz gerne Steine in den Weg legt (ehrlich, ich kann's ihm nicht verdenken) und er spielt seine Rolle wie immer sehr routiniert und hat vor allem das, was Bullock ganz klar fehlt: Präsenz. Wenn er zu sehen ist, dann füllt er quasi den ganzen Bildschirm aus (nicht aufgrund von Leibesfülle, versteht sich), das macht Spaß, dem zuzuschauen. Der dritte ist Diedrich Bader ("Jay und Silent Bob schlagen zurück", "Dead & Breakfast") als Gracies schwuler Styling-Futzie Joel, der verdammt sympathisch ist und viele gute Scherze auf seiner Seite hat. Ohne ihn wäre der Film glatt noch schlechter ausgefallen...
    Naja, viel zu holen ist hier trotzdem nicht, denn...
    Kommen wir zum Fazit: Die meisten Gags sind Rohrkreppierer, Bullocks Anti-Schauspiel und ihre Hängetitten (höhö, ich muss weg...) machen viel kaputt und auch ansonsten hat man absolut nichts verpasst, wenn man "Miss Undercover 2" nicht gesehen hat (außer natürlich der Film entfaltet seine Genialität erst, wenn man den ersten Teil gesehen hat, aber ich zweifle einfach mal so dran, harr!). Allerdings wurde ich im Endeffekt doch nicht enttäuscht, es ist schmerzfreie Unterhaltung, zwar mit einem so zuckersüß moralischen Ende, dass ich fast den Fernseher angeschrien hätte, aber man kann den Film tatsächlich mal schauen, wenn man wirklich absolut gar nichts besseres zu tun hat... Fingernägel schneiden zum Beispiel.

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 04/10 (dank Shattner, Williams und Bader doch noch ganz in Ordnung, den Rest kann man in der Pfeife rauchen)
    Plot: 02/10 (dummdreist, geklaut, fürchterbar)
    Effekte: --/10 (abgesehen von ein wenig Kawumm bei der Piratenshow (!!!) am Ende ist nicht viel los)
    Anspruch: 01/10 (tumber Blödfug mit einem so dermaßen moralischen Ende... das nächste Kind, das ich "Weltfrieden" sagen höre kann sich warm anziehen)
    Gesamteindruck: 04/10 (ja mei, unterhalten tut's irgendwie, aber gut ist ganz anders)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 4.8)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist gerade online Geändert von Harbinger (24.02.2009 um 02:11 Uhr)

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    Kinostart: 11.08.2005
    Genre: Action/Thriller
    Regie: Robert Rodriguez, Frank Miller
    Darsteller: Mickey Rourke, Clive Owen, Bruce Willis
    FSK: 18

    Inhalt: Basin City, genannt Sin City, ist ein übler Pfuhl irgendwo in den US of A. Drei(einhalb) Geschichten aus diesem Verbrechenssumpf werden uns hier kredenzt. In der ersten versucht der rauhbeinige Marv den Mord an einer Prostituierten zu rächen, in der zweiten muss der Killer Dwight ein paar Probleme und Leichen aus der Welt schaffen, die dritte begleitet den Ex-Polizisten Hartigan, der versucht, ein Mädchen aufzuspüren, das er vor acht Jahren vor einem Vergewaltiger gerettet hat.

    Kritik: Und auf zur nächsten Runde inklusive Kontroversen was Gewalt und Film und Fernsehn angeht, lange hatten wir es nicht (obwohl mir zuletzt beim CT doch einige eher gewalttätige Zelluloid-Produkte unterkamen, wie etwa "Phantom Kommando", "Hard Boiled", "The Wild Bunch" und "Ghetto Gangz"... allesamt übrigens nur zu empfehlen), jetzt ist es mal wieder an der Zeit und der Anlass ist auch noch ein ganz schöner, am Abend des 15. Februar zeigte Pro7 nämlich zum allerersten Mal im Free TV "Sin City", in voller Länge, komplett ungeschnitten, nur Farbe war immer noch keine dabei, außer halt der Yellow Bastard. Es war nicht das erste Mal, dass ich ihn sah, sondern eher das dritte, wenn ich mich nicht täusche, allerdings zum ersten Mal auf Deutsch, da konnte ich endlich Bruce Willis' elendes Genuschel verstehen. Dass ich das vorher nicht tat ist aber kein Beinbruch, denn...
    "Sin City" basiert auf den Comicheften von Frank Miller (der uns auch "300" bescherte und mit seiner zweiten Regiearbeit, der Will-Eisner-Comicverfilmung "The Spirit", erst kürzlich grandios baden ging... wie war die Schlagzeile dieser Kritik... "Frank Miller hat noch nicht viele Filme gemacht. 'The Spirit' lässt uns daran zweifeln, dass er überhaupt schon einen gesehen hat"...) und die sind zwar in schwarz-weiß gehalten (außer der Yellow Bastard), das hindert sie aber nicht daran, dreckig, düster, gemein, sau brutal und verflucht cool zu sein. Bei seinen Stories stützt der Mann, der auch mit den "The Dark Knight Returns"-Heften von sich Reden machte, sich hauptsächlich auf den Stil von alten Groschenromanen, verquirlt mit einem Schuss Film Noir, Möpsen und Gewalt. Seine Helden sind Gangster, Killer, Nutten, zwielichtige Cops und sowieso immer mehr oder weniger gescheiterte Existenzen und Probleme werden mit Kugeln aus der Welt geschafft. Wer schon mal in meinen literarischen Ergüssen geschmökert hat, dem dürfte aufgefallen sein: Miller und ich liegen da ziemlich auf einer Wellenlänge.
    Nun ging es aber darum, den monochromen Bildchen des Mannes Leben einzuhauchen und dafür fand sich niemand geringeres als Robert Rodriguez ("Spy Kids", "Desperado", "From Dusk Till Dawn") und jetzt mach ich mir wieder Feinde, wenn ich sage: Ich finde ihn als Regisseur ganz extrem überschätzt. Ja, hiss boo, der Mann gilt ja als so unglaublich durchgeknallter Indie-Gott was das Inszenieren von Filmen angeht, aber das ist meiner Meinung nach ganz großer Blödfug. Versteht mich nicht falsch, ich hab bislang noch keinen Rodriguez-Film gesehen, der mir nicht gefallen hätte (ich mochte sogar "Faculty"), aber das liegt mitnichten an seinen Fähigkeiten als Regisseur, denn die sind absolut durchschnittlich. Es liegt einfach daran, dass er mit guten Drehbüchern arbeitet, wie im Falle der "El Mariachi"-Trilogie, oder aber einfach pure mindless fun auf den Bildschirm bringt, so geschehen in "From Dusk Till Dawn". Die Inszenierung des Stoffes ist dabei immer launig, das Pacing angenehm, aber es ist einfach absolut nichts besonderes. Jetzt mag aber der Eine oder Andere ankommen, der "Sin City" gesehen hat und mir entgegen halten, dass die Inszenierung des Streifens eine wahre Wonne ist. Richtig. Aber kein Stück weit Rodriguez' Verdienst. Denn wenn diese Zweifler mal einen Blick in die Comics geworfen hätten (ich hab' beileibe nicht alle gelesen, aber ich kenn mich doch ein wenig aus), dann hätten sie gesehen, dass der "Schuldige" in dieser Hinsicht einzig und allein Frank Miller (übrigens auch Co-Regisseur des Streifens... oh, ja, Tarantino darf ja auch noch als Special Guest Director auftauchen, tolle Sache, hat man zum Glück nicht gemerkt) ist. Denn der Film ist schlicht und ergreifend eine 1:1-Umsetzung der Bilder, die Miller in seinen Comics gepinselt hat. Hier sieht alles absolut identisch aus (mit Ausnahme von Hartigan... und Jessica Alba wollte ihre Möpse nicht auspacken), die Texte sind dieselben, der ganze Stil: kongruent. Klar, es ist eine ziemliche Leistung die Welt von Sin City genau so umzusetzen, aber das haben wohl eher andere Leute verschuldet als Rodriguez, oder glaubt ihr, dass der gute Mann Mickey Rourke ("Domino", "Thursday", "Angel Heart") höchstpersönlich das Marv-Makeup in die Fresse schmierte?
    Genug der Meckertiraden, gerade fiel der Name schon: Mickey Rourke. Und das leitet auch gut über zu den darstellerischen Leistungen des Streifens. Oben hab ich Rourke auch als Hauptdarsteller genannt, das trifft natürlich nur auf ein Drittel des Films zu. Er spielt Marv, den "Helden" der ersten Episode, einen großen, plumpen, rauhbeinigen, hässlichen Typen (man möchte meinen die Rolle wäre Rourke auf den Leib geschrieben worden, hehe), der über Leichen geht, um den Mörder einer Frau zu finden, die er kaum kannte, die er aber trotzdem seine "Göttin" nennt. Und verdammte Scheiße noch eins, Rourke ist einfach so unglaublich grandios in der Rolle des Marv (lasst mich revidieren... in welcher Rolle war der Mann eigentlich nicht genial?), dass einem dieser doch recht harte Knuddelbär sofort ans Herz wächst. Rourke regiert, keine Frage. Und da die erste Episode quasi eine Ein-Mann-Nummer ist, geht hier auch sehr wenig schief. Zwar tauchen noch Elijah Wood ("Der Herr der Ringe", hier in einer sehr ungewöhnlichen Rolle als Killer Kevin, die ihm aber auch nicht viel Freiraum zum Nerven gibt), Jamie King ("Bulletproof Monk", spielt Goldie und ihre Zwillingsschwester), Rutger Hauer ("Fleisch und Blut", "Blade Runner", "Knockin' On Heaven's Door" - Kardinal Roark) und Carla Gugino ("Spy Kids", eindeutig die besten Möpse des ganzen Films, läuft als Marvs Bewährungshelferin Lucille auch überraschend oft nackt rum) auf, aber wie gesagt, Marv ist hier der Chef und es ist eine wahre Freude ihm dabei zuzusehen. Die zweite Episode hat dann auch ein paar große Namen zu bieten, allen voran Clive Owen ("Children Of Men", "Shoot 'em Up", "Die Bourne Identität") als Dwight McCarthy. Let me get this straight, ich mag Clive Owen, ziemlich gern sogar, er spielt in guten Filmen mit und da auch immer recht coole Rollen, aber er ist ein hundsmieserabler Darsteller, wirklich wahr. Die Rolle des Dwight braucht zum Glück keine große Handfertigkeit, sondern verlangt einfach nach jemandem, der gelangweilt-cool in die Landschaft starrt und manchmal Leute umlegt. Perfekt für Owen. Benicio Del Torro ("Snatch", "The Way Of The Gun"... ich bin unsicher, ob ich mir den endlich mal zulegen sollte, er soll ja ziemlich heftig sein aber ich sah mal das Ende und ich langweilte mich sehr) hält hier auch seine Nase als Jackie Boy vor die Kamera. Er zieht wie immer eine routinierte Show ab, bringt das fiese, besoffene, kranke Arschloch gut rüber und hat auch einige gar nicht so üble Szenen auf seiner Seite. Brittany Murphy ("8 Mile") hat wenig Screentime, macht aber auch nix falsch. Dann wäre da noch Devon Aoki ("Mutant Chronicles", "Dead Or Alive") als Miho, die mir in der Rolle einfach irgendwie nicht gefällt. Ich kann nicht genau mit dem Finger drauf zeigen, aber... Naja, vielleicht liegt's einfach daran, dass ich diese ganze Rolle nicht mag. Rosario Dawson ("Alexander", "Welcome to the Jungle") darf auch noch mitspielen und abgesehen davon, dass sie eine erschütternde Frisur hat, gefällt sie doch sehr gut. Dann ist da noch Michael Duncan Clark ("The Green Mile", "Daredevil") als Gangster Manute, der wie immer gute Arbeit leistet, aber etwas darunter leidet, dass seine Augenprothese etwas doof aussieht. Und Alexis Bledel ("Gilmore Girls") tut sich als Prostituierte Becky auch keinen Gefallen, ich hab zwar nie eine ganze Folge von "Gilmore Girls" gesehen, aber hier ist sie ziemlich furchtbar. In der dritten Episode ist das Staraufgebot dann etwas eingeschränkt, neben Bruce Willis ("Stirb Langsam" - Hartigan) geben sich hier noch Michael Madsen ("Kill Bill 2", "Reservoir Dogs", "Species" - Hartigans Partner Bob), Powers Boothe ("Dämonisch", "Tombstone" - Senator Roark), Nick Stahl ("Terminator 3" - Yellow Bastard) und Jessica Alba ("Die Killerhand" - Nancy Callahan) die Klinke in die Hand. Alle recht überzeugend (wobei natürlich niemand an Rourke herankommt), mit Ausnahme von Jessica Alba, die meiner Meinung nach endlich ihre Pfoten von guten Filmen lassen sollte. Am Anfang und Ende des Films sehen wir übrigens kurz noch Josh Hartnett ("30 Days Of Night", "Lucky # Slevin"), aber der hat nicht viel zu tun, überzeugt aber. Kurzum: Von darstellerischer Seite ist "Sin City" eine verdammt runde Sache, der All-Star-Cast verspricht echt nicht zu viel.
    Und auch in Sachen Effekte ist der Film heute, nach über drei Jahren, noch sehr überzeugend. Fast alles an dem Film entstand, ähnlich wie bei "300", "Casshern" oder "Sky Captain and the World of Tomorrow" am Computer. Man sieht es den Hintergründen manchmal an, aber es stört einfach nicht, denn es passt zum comichaften Stil des Films. Und da er sowieso größtenteils schwarz-weiß realisiert wurde (manche Dinge sind farbig, Blut zum Beispiel, Dwights Auto oder - wie schon erwähnt - der Yellow Bastard) fügt es sich sogar noch ein Stück besser ein. Auch was Gewalt angeht wird nicht gespart. Der Streifen ist ab 18 freigegeben und das absolut zu Recht. Hier werden Menschen mit Äxten erschlagen, von Kugeln durchsiebt, enthauptet, in die Luft gesprengt, kastriert (mindestens dreimal und es wird noch öfter angedeutet... erkenne ich einen Fetisch, Mister Miller?), mit Sägen bearbeitet und dann von Tieren... äh... angeknabbert, hier ist alles dabei, um den Gorehound zufrieden zu stellen. Wenn's Action gibt ist die schnell und routiniert inszeniert, seien es Autoverfolgungsjagden, Schlägereien, Schießereien, die Sachen gehen schnell und brutal vonstatten, Blut ist reichlich vorhanden. Aber auch abseits von diesen Sudeleien gehört "Sin City" bestimmt nicht in Kinderhände. Die "Helden" sind zumeist Gangster die bis zum Umfallen Selbstjustiz propagieren und ausüben, Gewalt ist an der Tagesordnung, angerissene Themengebiete umfassen unter anderem auch Pädophilie, Kannibalismus, Menschenhandel und Vergewaltigung, Korruption, etc. pp. Das volle Programm also. Und eine Moral sucht man hier auch vergeblich, wie üblich glorifiziert Miller Gewalt jeglichen Coleurs und macht aus "Sin City" so eine ziemlich bedenkliche Sache. Aber verflucht noch eins, draufgeschissen, es macht einfach so viel Laune...
    Wobei der Film nicht ganz perfekt ist... Die erste Episode, also die mit Marv (übrigens wenn ich mich nicht täusche die aller erste "Sin City"-Geschichte, die überhaupt erschienen ist), ist verdammt dicht dran, wegen der tollen Hauptfigur, der guten Story, den genialen Darstellern und ein paar absolut tollen Szenen. An einer Stelle kommt sogar so etwas wie tatsächliches Horrorfilm-Feeling rüber, die Atmosphäre ist auf jeden Fall sehr morbide. Kleiner Schwachpunkt aber: Bei dieser Episode hatte ich wegen der Narration am stärksten das Gefühl, eigentlich nur einen Trailer zu sehen (fiel mir schon beim allerersten Sehen auf, es wirkt einfach stellenweise zu sehr zusammengekürzt), das ist aber kein Beinbruch. Die zweite mit Dwight (heißt glaube ich "The Big Fat Kill") muss dann etwas zurückstecken, keine so guten Darsteller, eine schwächere Story, ein paar ziemlich doofe Szenen (es sieht einfach absolut scheiße aus, wenn Dwight durch den Kanaldeckel springt... und Miho... wiesoooo?), dafür die überlegenen Actionszenen. Coole Schießereien gibt es hier, dazu ein paar wirklich nette Splattereffekte und die Szenen zwischen Dwight und Jackie Boy im Auto sind wirklich zu herrlich. Episode drei ("That Yellow Bastard") ist dann klar die schwächste. Und das obwohl sie Bruce Willis hat. Zwar mit einer ganz netten Story angereichert und teilweise sehr surrealistisch-bizarr, aber andererseits doch zu unspektakulär und Jessica Alba nervt zu sehr. Das Ende ist dafür richtig gut.
    Was bleibt jetzt abschließend eigentlich noch über "Sin City" zu sagen? Nicht mehr viel, ich hab schon wieder wahrhaft genug vor mich hin geplappert, also machen wir's kurz und schmerzlos...
    Kommen wir zum Fazit: "Sin City" ist ein fieses Gewaltmärchen voller böser Menschen die böse Dinge tun und man kann sagen was man will, das Ganze rockt einfach nur gewaltig. Ein cooler optischer Stil, schnieke Actionszenen, gute Darsteller und nette Stories, dazu jede Menge Sex, Gewalt, Möpse, alles was das Männerherz erfreut. Perfekt ist der Film nicht, auch wenn er nicht sonderlich weit davon entfernt ist, aber zweifellos ist "Sin City" einer der besten Filme der letzten Jahre (und für meine Begriffe damit einer der besten Filme aller Zeiten, nehmt das, ihr Klassiker...).

    Einzelwertungen
    Darsteller: 08/10 (Alba raus, Aoki hätte es auch nicht gebraucht, der Rest ist ziemlich gut, Rourke einfach nur genial)
    Plot: 07/10 (eigentlich haben wir es mit typischen Pulp-Geschichten zu tun, aber sie sind einfach so gut aufgezogen...)
    Effekte: 09/10 (nahe dran perfekt zu sein, der Film sieht einfach nur wahnsinnig gut aus)
    Anspruch: 01/10 (absolut unmoralisch, bösartig und plump, aber soooo cool)
    Gesamteindruck: 09/10 (toller Film, den ich mir dringend mal auf DVD kaufen sollte, die Fortsetzungen können kommen)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 8.4)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist gerade online Geändert von Harbinger (27.07.2009 um 15:55 Uhr)

  18. #38 Zitieren
    Legend Avatar von LorD AvengeR
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    [Bild: B00004RYMK.03.LZZZZZZZ]

    Laufzeit: ca. 86 Minuten
    Genre: Actionkomödie (?)
    Regie: Jeremiah C. Chechik
    Darsteller: Ralph Fiennes, Uma Thurman, Sean Connery
    Gesehen auf: Deutsch

    Kinostart: 27. August 1998

    Inhalt:
    Ein Agent und eine hauptverdächtige Forscherin versuchen Sir August de Wynter davon abzubringen, die Welt mit einer Wetterveränderungsmaschine zu zerstören…

    Kritik:
    Mir war im Klaren, dass ich nichts Gescheites sehen würde, dafür haben schon ausnahmslos alle Kritiken gesprochen, die mir im Vorfeld bekannt waren. Eigentlich habe ich mir den Film auch nur zu Gemüte geführt, weil der englische Originaltitel »The Avengers« lautet. Wer mein Review zu »The Avenger« kennt, wird man Faible für derartige Namensgebungen erkennen.

    Der Film ist einfach nur peinlich. Ich gönne ihm, dass er seine Produktionskosten nicht wieder einspielen konnte. Zwar geht er keine anderthalb Stunden, aber ich habe mir schon vor der ersten Werbung gewünscht, er wäre endlich zu Ende… er zieht sich unheimlich, ist langweilig, strunz dämlich und einfach nur abgrundtief schlecht.

    Die Story hat ein Niveau von Minuszahlen, aber das ist man eigentlich schon von vielen Filmen gewohnt, die dadurch nicht zwingend schlecht werden. Das ist bei diesem auch nicht allein deswegen der Fall, aber der Plot ist schon ein entscheidender Träger der Schmach. Eine Hauptverdächtige wird von einer Spezialeinheit der britischen Regierung einfach laufen gelassen um ihre Unschuld zu beweisen, damit fängt es schon an. Über die dämliche Apparatur, die das Wetter nach Wunsch verändern kann, will ich gar nicht reden… meine Recherche ergab allerdings, dass der Film so stark zusammengeschnitten werden musste, dass die meisten Logikfehler daraus resultierten. Das erklärt zumindest einige Szenen, in denen die Hauptfiguren plötzlich am anderen Ende von London auftauchen, nachdem der Schnitt eingesetzt hat.

    Hinzu kommt sein »Witz« - zumindest der Witz, der scheinbar beabsichtigt wurde. Ein bisschen flacher Humor hier, ein paar abstrakt lächerliche Szenen dort und alles wird direkt viel besser wirken – ja, mit Sicherheit. Ein schurkischer Geheimbund, der seine Treffen in Glücksbärchie-Kostümen abhält passt vielleicht in »Der Wixxer«, aber hier wirkte es einfach nur schrecklich fehl am Platz und ich war gezwungen, mir die Hand vor die Augen zu legen im Sinne von »Oh, lieber Gott… lass das nicht wahr sein!«. Genauso erbärmlich waren auch die meisten Dialoge und Sprüche, die witzig gedacht waren. Nachdem ich, Minuten später, verstanden hatte, dass sie lustig gemeint waren, musste ich nur die Augen verdrehen.

    Mit die größte Katastrophe war aber die Regie. Wo hat man denn bitte den Typen ausgegraben? Sein Stil, wenn man es denn überhaupt so nennen darf, ist genauso schlecht wie sein Nachname – aber für den kann er wenigstens nichts. Alles ist total amateur- und stümperhaft und tut in Herz und Seele weh, als wäre der Mann Uwe Bolls Groß-Cousin. Wobei das einzig »Große« im Unterschied zu Boll wohl das Budget wäre.

    Schauspielerisch kann ich da eigentlich auch keine andere Bahn einschlagen. Ralph Fiennes, den ich ohnehin nur als Voldemort aus »Harry Potter« kenne, ist so nichtssagend in seiner Rolle wie man es in einer Reihe mit Thurman und Connery erwartet. Das soll aber keinesfalls heißen, dass die beiden besser dran sind. Thurman ist bestenfalls oberes Mittelmaß (wie eigentlich in allen ihrer anderen Filme auch…) und Connery geht im abartig grottigen Umfeld des Films einfach unter. Schade, ich hätte ihn außerordentlich gerne als gescheiten Bösewicht erlebt. In einem guten Film. Mit Handlung. Und Sinn am besten auch.

    Der mieseste Film, den ich seit »Snakes On A Train« gesehen habe, schätze ich. Mehr muss dazu jetzt auch gar nicht gesagt werden. Wirklich nicht.

    Bewertung:
    Darsteller: 6/10
    Plot: 2/10
    Effekte: 6/10
    Anspruch: 2/10
    Gesamteindruck: 2/10

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 3.4)
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    Kinostart: 24.02.2005
    Genre: Action/Horror
    Regie: Uwe Boll
    Darsteller: Christian Slater, Stephen Dorff, Tara Reid
    FSK: 16

    Inhalt: Edward Carnby ist parapsychologischer Ermittler und hat gerade ein merkwürdiges Artefakt einer untergegangenen Kultur aus dem Amazonas geborgen. Als er es nach Amerika bringt gehen die Probleme los, denn irgend welche Leute wollen ihn töten. Und es bleibt nicht bei Leuten, auch merkwürdige Monster sind hinter ihm her...

    Kritik: Das war er also, mein zweiter Film aus dem Hause des guten Dr. Uwe Boll... Wir erinnern uns ja alle, der erste war "Postal", ein verdammt blöder Film, mit dem ich aber meine helle Freude hatte. Der gute Uwe (er wohnt übrigens ganz hier in der Nähe) hat es ja nun nicht leicht, er ist ja bekanntermaßen der erklärte Lieblingsfeind von einem ganzen Haufen selbsternannter Filmexperten da draußen (also Leuten, die mich gerne mal kreuzweise können), die wohl zu großen Teilen auf den Bash-Boll-Zug aufgesprungen sind, weil's irgendwie gerade angesagt war. Ich hab diesen Zeitpunkt dummerweise verpasst (wie Ex-Marduk-Sänger Legion dankend ablehnte, als ein Kumpel von mir ihm eine Zigarette anbot: "Ich hab verpasst damit anzufangen, als es noch cool war..."), jetzt muss ich wohl damit leben, objektiv an seine Filme ranzugehen. Verdammte Axt aber auch. Ich wollte allerdings wirklich mal schauen, was eigentlich an der ganzen negativen Kritik bezüglich Bolls Filmen dran ist, also schlurchte ich mal wieder über eBay und ergatterte eine Kopie von unserem heutigen Film für einen Euro. Das ist schon eine Weile her und da ich ihn ja mal schauen wollte, nahm ich ihn irgendwann auch in die Liste der berüchtigten zehn auf. Heute zeigte der Würfel eine 4, damit war die Entscheidung gefallen, "Alone in the Dark" wird geschaut. Der Vollständigkeit halber: Heutiger Neuzugang war die geniale Disney-Superhelden-Komödie "Sky High" (schon fünfmal gesehen, aber immer noch gut...).
    Okay, "Alone in the Dark" ist also eines dieser berühmt berüchtigten Machwerke der Boll KG, die Verwurstung eines Kult-Videospiels, dessen Name gnadenlos ausgeschlachtet wird (and nothing more), um die Fans in den Kinosaal zu locken. Macht Boll ja angeblich gerne. Und eigentlich ist das auch gar kein so feiner Zug von ihm, aber hinder ihn mal einer dran. Der Film also... Ich muss sagen, ich bin kein Experte, was die "Alone in the Dark"-Videospiele angeht, ich hab die ersten vier Teile jeweils angespielt (den vierten glaub ich am weitesten, da war Carnby ein richtig cooler Badass mit langen Haaren, Ledermantel und einem doppelläufigen Revolver, yey!!!), aber damit hat sich's auch. Was ich davon noch zusammenkriege: Edward Carnby ist ein Ermitler of some kind or other der immer wieder mit übernatürlichen Mächten aneinander gerät und wegen mieser Steuerung und unvorteilhaften Kameraperspektiven ständig ins Gras beißt. Daraus kann man jetzt schwerlich einen Film machen, oder? Ja gut, eine Story gibt es meistens auch noch, oft in irgend welchen Geisterhäusern, in die Carnby mehr oder minder reinschlittert und da dann um's nackte Überleben kämpft. "Scheiße langweilig", dachte Boll sich, "Machen wir einen Monsterfilm draus!" Denn wie ich im Vorfeld schon hörte sagte Dr. Boll wohl so was wie "Leute haben keine Angst vor Dingen, die sie nicht sehen können, weil sie sich in der Dunkelheit verbergen, Leute haben Angst vor großen Waffen." Sehr richtig, Herr Doktor. Manche Leute kommen auf Ideen... Das erinnert mich daran, dass Peter Jackson mal sagte, dass Videospiele keine Story brauchen, weil die den Spieler nicht juckt, aber ich schweife ab...
    Ein Monsterfilm also. Okay, kann ich mich auch mit anfreunden, ist mir im Augenblick eigentlich sogar lieber, mich plagte nämlich heut irgendwie eine Matschbirne (böse Zungen wispern mal wieder was von "Dauerzustand") und da wollte ich nicht gar so viel denken müssen und dafür ist "Alone in the Dark" geradezu prädestiniert. Der Film versucht nämlich eine Story zu erzählen, wie sie simpler nicht sein könnte. Und "Erzählen" ist auch schon das richtige Stichwort, denn quasi alles, was es an Plotentwicklung zu bestaunen gibt, wird innerhalb der ersten zwei Minuten von einem Erzähler vorgetragen. Damit ist die Suspense gleich von Anfang an völlig dahin, denn jedes kleine Geheimnis, das sich im gar nicht so üblen Plot (durchschnittliches B-Movie-Niveau) versteckt hätte, wird hier schon platt gewalzt. Ich hab eben ein wenig auf IMDB rumgeschaut, das scheint wirklich Dr. Bolls "Verdienst" zu sein, der bekam nach dem Fertigstellen des Skripts nämlich noch eine gewaltige Finanzspritze (10 Mille, was sein Budget exakt verdoppelte) und steckte das alles in Special Effects, vergaß darüber hinaus aber noch ein bißchen was aufzuheben, um Szenen zu drehen, in denen der Zuschauer mit Hintergrundinfos versorgt wird. Also mal schnell einen durchscrollenden Text an den Anfang gebastelt, ist ja auch ganz nett.
    So komisch das jetzt klingen mag, das ist aber auch beinahe das einzige Manko, das Boll sich ans Knie nageln lassen muss. Denn die komplette Inszenierung des Streifens (mit Ausnahme der dritten Actionszene, ja, ich hab mitgezählt) ist extrem runde Sache, von der sich so manch anderer Regisseur noch eine Scheibe abschneiden könnte. Die Sets sind äußerst schick, die Kameraarbeit geht schwer in Ordnung, der Streifen hier wird absolut routiniert und vor allem sehr flott runtergekurbelt. Leerlauf gibt's kaum, das Ding ist wirklich extrem kurzweilig und daher sehr unterhaltsam. Dazu tragen auch die ganz ordentlichen Actionszenen bei. Okay, die dritte ist wie gesagt nicht so ganz das Gelbe vom Ei, zumindest zur Hälfte nicht, denn die ist so mies ausgeleuchtet, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, was überhaupt abging, es wurde einfach an allen Ecken und Enden geballert und irgend was ist halt manchmal umgefallen, mehr war da nicht auszumachen. Sowieso haben die Leute, die für die Beleuchtung zuständig waren, hin und wieder arg gepennt, da hätte man noch was reißen können. Aber gut, der Film heißt ja immerhin "Alone in the Dark" (wobei hier auch nur die Hälfte stimmt, allein war da so gut wie nie einer).
    Wie gesagt, ansonsten sind die Actionszenen eine flotte, spaßige Sache. Vor allem die allererste gleich am Anfang des Films (die völlig dämlich eingeleitet wird und sich zu etwas entwickelt, was der Engländer wohl "friggin' hilarious" nennt) macht einfach nur mächtig Laune. Wie Carnby sich mit irgend so einem Typen kloppt, dabei die merkwürdigsten Moves auspackt und quasi wie Neo ausschaut, nur nicht ganz so dämlich, große Klasse. Ich konnte mir quasi die ganze Zeit lang das Grinsen nicht verkneifen, die Szene ist einfach so comichaft, so bescheuert, so absolut großartig, yessa. Und wer sich ein wenig mit Uwe Boll auskennt, wer mal ein Interview mit ihm gehört oder gelesen hat, der weiß, das war kein Zufall, das war vollauf so beabsichtigt. Der Mann dreht keine ernsthaften Filme, er will einfach nur unterhalten und das gelingt ihm, oh ja.
    Solche Momente ziehen sich durch den ganzen Film, da werden mal strunzblöde aber irgendwie erheiternde Dialoge geführt und One-Liner gekloppt, da gibt es groß angelegte Massen-Actionszenen (das Ende hat schon relativ viel richtig gemacht, wenn der Showdown auch etwas mau ausfällt), etc. pp. Das ist kein großes Kino, das hat absolut keinen Anspruch, aber es unterhält ganz einfach auf eine inoffensive, spaßige Art und Weise. Ja klar, mit den Spielvorlagen hat das nicht viel zu tun, aber drauf geschissen, wenn man das einfach mal fix ausblendet und den Film als das akzeptiert was er ist (nämlich einen Monster-Actionfilm), dann kann man damit eine Menge Freude haben.
    Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt (wobei ich anmerken muss, dass diese Floskel hier absolut nicht passt, denn glänzen tut hier nix), "Alone in the Dark" muss sich einen ganzen Haufen Kritik gefallen lassen. Sicher, der Film ist scheiße dumm, die Story (die wie gesagt im Ansatz nicht schlecht ist) entwickelt sich kein Stück und wird dann auch noch extrem holprig erzählt, Überraschungen gibt es keine, die Dialoge sind platt wie 'ne Flunder und die Sexszene zwischen Christian Slater und Tara Reid kommt quasi vom Himmel gefallen. Charaktere gibt es nicht, die sind hier alle so flach wie Pappaufsteller. Und wenn's drauf ankommt natürlich allesamt elende Helden, kennt man ja. Ich könnte ja jetzt noch weitere Blödheiten des Skripts (aus der Feder von Elan Mastai, Michael Roesch und Peter Scheerer - allesamt ziemliche Neulinge im Geschäft) aus dem Ärmel schütteln, aber herrgott, wen juckt's? Die Action wird dadurch auch nicht schlechter.
    Und die darstellerischen Leistungen auch nicht. Die waren nämlich von wirklich überraschender Qualität. Unseren Leading-Man Christian Slater ("Hollow Man 2", "True Romance") mag ich eh ziemlich gerne, früher ein hoffnungsvoller Jungschauspieler der A-Liga, dann kamen die Drogen, er saß im Knast, solche Geschichten eben, mittlerweile gehört er zur Garde der B-Nasen, die für Geld jeden Scheiß spielen (ob er wohl manchmal mit Malcolm McDowell und Dennis Hopper an der Bar sitzt?), obwohl er ziemliches Talent hat. Das ist für Carnby allerdings nicht nötig, Slater macht allerdings allein durch seine umwerfende Präsenz und sein Können eine schön runde Sache draus. Er spielt zwar mehr oder minder im Standby-Modus, stellt damit seine Partnerin Tara Reid ("Party Animals", "American Pie", "Düstere Legenden") locker in den Schatten, die stört nämlich eigentlich nur. Boll sagte in einem Interview mal, dass die Frau ständig besoffen am Set erschienen wäre, kann ich mir gut vorstellen, in der ersten Hälfte des Films hab ich ihr des Öfteren ein blutiges Ende gewünscht. In der zweiten steht sie zwar stets irgendwo in der Gegend rum, wird aber glücklicherweise fast komplett aus dem Plot rausgehalten, dann bekommt nämlich Stephen Dorff ("Blade", "Riders", "Botched") größere Bedeutung und der Mann ist auch einfach nur gut. Hauptsächlich muss er hier den harten Kerl raushängen lassen, mit seiner Kanone rumfuchteln, Badass sein, kennt man ja. Kriegt er ziemlich gut hin, für mehr lässt ihm das Skript einfach nicht genug Freiraum. Erwähnenswert ist noch Frank C. Turner ("Scary Movie 3", "Cats & Dogs", "Crime is King") als Regierungs-Doc oder was weiß ich was der eigentlich war, seine Rolle war nicht groß aber er hinterließ einen gewissen Eindruck. Nicht übel der Mann. Ganz im Gegensatz zu Matthew Walker ("The Wicker Man", "Nachts im Museum"), der einen ziemlich jämmerlichen Bösewicht abgibt. Er hat einfach keine bedrohliche Ausstrahlung, er wirkt einfach nicht. Schade drum, aber das wirklich Böse in diesem Film sind ja auch eher die Monster, oder?
    Und die sind sehr nett, zumindest bei der großen Actionszene am Ende (die sowieso eine wahre Wonne war, schönes Geballer, erinnerte mich ein wenig an "Starship Troopers", allerdings ohne dessen Klasse zu erreichen), davor war die Effektqualität etwas durchwachsen. Wann immer die Monster ins Licht kamen sahen sie zwar immer noch nett aus, ihre Bewegungen waren aber etwas... lädiert. Hier hätte das Effektteam noch bessere Arbeit leisten können, aber allgemein ist das schon alles ziemlich nett, was man hier geboten kriegt. Leider fällt das Ende etwas mau aus, nach so einer wuchtigen Packung Monster-Action hätte ich mir noch ein gewaltiges Über-Monster gewünscht, so ein Showdown hätte den Film noch mal ein Stück aufwerten können, ist leider nicht passiert...
    Was macht man aber jetzt eigentlich aus "Alone in the Dark"? Probieren wir's doch mal so...
    Kommen wir zum Fazit: "Alone in the Dark" ist dümmer als dumm, dafür routiniert runtergekurbelt, unterhaltsam, ja, der Streifen macht nicht zu knapp Laune. Prinzipiell haben wir es hier mit einem klassischen B-Movie zu tun, das allerdings wesentlich mehr Geld gekostet hat, als es eigentlich von Rechts wegen gedurft hätte. Und das tut dem Ding hier sichtlich gut. Eine relativ schnieke Materialschlacht ist dabei rumgekommen, absolut souverän durchgezogen, aber eben nichts, was irgendwie die Welt zu einem besseren Ort machen würde, allerdings auch nicht halb so schlecht, wie der allgemeine Hass auf diesen Film wegen seinem Regisseur vermuten lassen würde. "Alone in the Dark" ist nette Unterhaltung, man kann den Abend auf jeden Fall wesentlich schlechter verbringen und sich das Ding hier bestimmt noch mal so lustig saufen. Und außerdem hat der Film mich gelehrt, dass Dr. Boll wohl einen wirklich guten Film drehen könnte, wenn ihm endlich mal jemand ein gutes Drehbuch in die Hand drücken würde... Solider Daumen zur Seite.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 06/10 (Slater und Dorff sind gut, Turner ebenfalls, Reid und Walker Reinfälle)
    Plot: 02/10 (im Ansatz nicht übel, schade nur, dass er nach zwei Minuten schon vorbei ist)
    Effekte: 07/10 (schicke Monster, allerdings fehlt der letzten Schliff, die Actionszenen hätten heller geraten können)
    Anspruch: 01/10 (haha, ne)
    Gesamteindruck: 5.5/10 (ich schwankte zwischen 5 und 6)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 2.3)
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    Harbinger ist gerade online Geändert von Harbinger (10.01.2010 um 16:24 Uhr)

  20. #40 Zitieren
    Legend Avatar von LorD AvengeR
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    Laufzeit: ca. 141 Minuten
    Genre: Science-Fiction-Thriller
    Regie: Steven Spielberg
    Darsteller: Tom Cruise, Colin Farrell, Max von Sydow, Neal McDonough
    Gesehen auf: Deutsch

    Kinostart: 3. Oktober 2002

    Inhalt:
    In nicht allzu ferner Zukunft existiert in Washington eine Regierungsbehörde, deren Mitglieder sich Pre-Crime Cops nennen. Mithilfe von modernster Technik, in erster Linie aber durch drei übernatürlich begabte Jugendliche, ist es dieser Behörde möglich, Verbrechen vorauszusehen. Ihre Aufgabe besteht darin, die Verbrechen zu vereiteln, bevor sie geschehen und den zukünftigen Täter dingfest zu machen. Doch auch das perfekte System hat Zweifler und auch Fehler…

    Kritik:
    Endlich bin ich dazu gekommen, den Film mal einzuwerfen. Nachdem ich jahrelang immer nur davon gehört habe (und das sehr flüchtig), habe ich ihn mir ja kürzlich zugelegt und heute dann endlich angesehen. Meine Erwartungen wurden weder über- noch untertroffen, der Film ist recht passabel. Ich kann mich so gut wie gar nicht mehr an »Die Insel« erinnern, aber irgendwie verbinde ich das Niveau der beiden miteinander… das soll aber auch nicht viel heißen, da ich diverse weitere, eher willkürliche Bezüge aufgestellt habe. Das Medium Agatha z.B. hat mich an Leeloo aus »Das fünfte Element« erinnert, während ich das Autobahnsystem und die Fahrzeuge eher mit »I, Robot« assoziieren konnte. Während der aber Werbung für Audi machte, hat es bei »Minority Report« nur für Lexus gereicht und so schick der Wagen auch ist… ich wusste nie so wirklich wo vorne und wo hinten war.

    Die Story jedenfalls empfand ich als ziemlich gelungen. Die Geschichte um die Verhinderung von Zukunftsmorden allein schon, aber auch die Verstrickung der Ereignisse. Natürlich war direkt von Beginn an klar, wie der weitere Verlauf hinsichtlich des Protagonisten ausgehen würde, das war wirklich mehr als offensichtlich und überhaupt konnte der Film auch nur selten überraschen. Verständlich, da die Vorlage des Films gute fünfzig Jahre alt war und Klischees damals noch andere waren. Jedenfalls mangelt es nicht an Action und Spannung, obgleich die 141 Minuten jetzt auch nicht direkt das kurzweiligste Filmerlebnis waren, das mir bereits untergekommen ist. Sagen wir, die Geschichte wurde für Massentauglichkeit aufbereitet.

    Schauspielerisch ist definitiv alles überzeugend. Tom Cruise steht als Actionstar ja ohnehin außer Frage (höchstens bei Sympathiewerten könnte es zu Streitigkeiten kommen) und macht hier auch wieder einen wirklichen guten Job. Auch die Nebenrollen sind recht passabel ausgestattet, wobei es mich besonders gefreut hat Neal McDonough zu sehen, wobei es Colin Farrell wahrscheinlich mehr verdienen würde, genannt zu werden. Fast noch mehr gefreut hat mich aber der Auftritt von Peter Stormare, den man als John Abruzzi aus »Prison Break« kennen sollte. Hach, Prison Break… <3

    Regietechnisch fand ich das Ganze aber eher unspektakulär. Umso überraschter war ich auch, als am Ende DER Name unter den Regisseuren auf den Bildschirm klatschte. Spielberg hat sich hier in der Tat nicht selbst übertroffen, wobei ich ohnehin bisher auch keine Gründe dafür gesehen habe, warum er als der Godfather of Regie gehandelt wird. Jedenfalls ist das Einzige, was mir regietechnisch nachhaltig in Erinnerung geblieben ist, die Szene in der Cruise an diesem Supercomputer hantiert und die Gedächtnissequenzen analysiert. Die Einblendung der klassischen Musik zu seinen dirigentähnlichen Bewegungen hatte schon etwas für sich.

    Zumindest aber für die Effekte kann man die volle Punktzahl vergeben. Optisch war das Ganze einwandfrei, auch wenn man nicht so viel Fortschritt zu sehen kriegt, wie man vielleicht angenommen hätte, da der Film ja auch zu großen Teilen in den rückständigen Slums oder einfachen Settings spielt, die nicht weniger in einen Film passen würden, der in der Gegenwart spielt. Das was man zu sehen kriegt, ist dafür aber umso eindrucksvoller. Sicher, die Szenen auf der automatischen Autobahn wurden in »I, Robot« neu aufbereitet, ausgereift und verbessert, aber an und für sich war das schon ein ordentliches Stück Ideenreichtum – wobei ich keine Ahnung habe, wem die Lorbeeren gebühren. Dem Autor der Vorlage? Den Zukunftsprognostikern, die für Spielberg den Stand der Technik für das entsprechende Jahr eingeschätzt haben? Dem Pizzajungen? Wie dem auch sei, der-/diejenige hat gute Arbeit geleistet.

    Ich fand den Film also passabel. Er hat seine Durststrecken, ist aber im Großen und Ganzen spannend und unterhaltsam. Die Idee hinter der Story hat was für sich, auch wenn das insgesamt vielleicht etwas abstrakter hätte ausfallen können. So sehr ich Stanley Kubrick auch verabscheue, einen kleinen Touch (wirklich nur einen winzig kleinen, sonst würd ich wieder einschlafen) von ihm hätte dem Film gut getan. Neben der Action und den Effekten bietet der Film außerdem noch eine Reihe unfreiwillig komischer Situationen, die einen behelfsmäßigen Ausgleich für die Vorhersehbarkeit schaffen. Man kann ihn sich ein Mal anschauen, fürs zweite Mal sollte man dann aber definitiv schon eine ganze Weile warten und das Meiste vorher vergessen.

    Bewertung:
    Darsteller: 8/10
    Plot: 6/10
    Effekte: 10/10
    Anspruch: 4/10
    Gesamteindruck: 6/10

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.7)
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