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Reviewcenter Archiv #1

  1. #221 Zitieren
    Held Avatar von Re'on
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    Name: Hard Boiled
    Erscheinungsjahr: 1992
    Regie: John Woo
    Genre: Action
    Darsteller: Yun-Fat Chow, Tony Leung Chiu Wai
    FSK: Ab 18 (in Deutschland in dieser Fassung nicht erhältlich)
    Laufzeit: 122 min.


    Inhalt:
    Die Story dreht sich um Inspektor Yuen alias Tequila und den Gauner Toni, die beide mit Waffenschmugglern zu tun haben.


    Meinung:

    Wer sich jetzt denkt, dass ich einfach nur faul gewesen war, als ich die gesamte Story eines 2-Stunden Films in einem Satz zusammengefasst habe, irrt. Zwar nicht in der Tatsache, dass ich faul wäre, sondern in der Annahme, dass es außer oben genanntem noch irgendetwas hinzuzufügen gäbe.
    Wenn es eines gibt, dass „Hard Boiled“ ausmacht, dann sind es die zahlreich vorhandenen Schussszenen.

    Der Film hebt sich von anderen Actiontiteln vor allem durch eines besonders ab: Er ist absolut schonungslos und fernab jeglicher Moral.
    Gleich in den ersten Filmminuten feuert ein Gangster mit einer Uzi blind in die Menge anwesender Gäste in einem Teehaus, ein anderer schießt sich einfach durch die Gäste hindurch und am Ende der Szene benutzt einer noch einen unschuldigen Koch – der dann selbstverständlich erschossen wird- als Schutzschild.
    In den heutigen Hollywood-Filmen ist es noch großes Drama wenn einmal ein Polizist dran glauben muss, auch das ist „Hard Boiled“ relativ egal, denn im Laufe des Films werden eine Reihe einfacher Polizisten bis hin zu Elite-Truppen ihr Leben lassen müssen.

    Im Bereich der Technik passt bei „Hard Boiled“ größtenteils alles. Die Explosionen müssen sich nicht verstecken, sondern können sich sehen lassen und auch davon gibt’s in dem Film mehr als nur genug.
    Denn Realismus gibt’s in „Hard Boiled“ nicht. Ein auf Inspektor Yuen zufliegendes Motorrad samt Fahrer verwandelt sich durch einen einzigen Schuss einer Schrotflinte in einen Feuerball. Selbst wenn in ein ausgeschlachtetes Auto gefeuert wird, gibt’s eine kleine Explosion. Das muss aber nicht heißen, dass Autos wie in dem Spiel „Total Overdose“ nur dazu da wären um zu explodieren. Ganz im Gegenteil, Autos eigen sich sogar sehr gut um dahinter Deckung zu suchen und sie schon mal durch eine Lagerhalle zu schieben, während man beschossen wird, dass nur so die Funken sprühen.
    Aber wo war ich stehen geblieben: Die Technik.
    Wie bereits gesagt, ist die größtenteils sehr in Ordnung, da Explosionen und Einschusslöcher so aussehen wie sie aussehen sollen, wenn vielleicht immer wieder etwas übertrieben.
    Nur mit dem Sound gibt’s stellenweise Probleme, vielleicht liegt es an der DVD, aber das kann ich mir nicht so recht vorstellen.
    Was ich konkret meine ist, dass die Lautstärke von Schussgeräuschen immer wieder schwankt. So hört man in voller Lautstärke die Schüsse, die gerade von der Person im Bild abgegeben werden, im nächsten Moment rutscht ein Handlanger mit einer Uzi über ein Autodach und die Schüsse, obwohl die Person ebenfalls genau im Bild ist, wirken irgendwie gedämpft, außerdem sind manchmal Schüsse im Hintergrund (und davon gibt’s jede Menge) lauter als die, die gerade direkt On-Screen abgefeuert werden.
    Wichtig ist dabei jedoch nur, ob einen das stört. Die Antwort darauf ist: Nein.
    Noch weniger störend, aber trotzdem für den einen oder anderen nicht ganz ideal sind die Schlaggeräusche, die zwar im Gegensatz zu Schussgeräuschen nur in einer einzigen Szene vorkommen, die hören sich nämlich einfach nur billig an, aber gerade deshalb haben sie mich wieder zum Lachen gebracht.

    Eine Überraschung ist die Hauptperson Inspektor Yuen aka Tequila. Ich hätte mir einen wortkargen Cop erwartet, der einfach nur die ganze Zeit wild herumhüpft und böse Jungs abknallt.
    Gut, der zweite Punkt stimmt, aber Tequila ist definitiv nicht wortkarg oder humorlos. So betet er etwa zur Göttin der Liebe, dass seine Beziehungsprobleme gelöst werden und dass er, nebenbei noch, endlich eine neue Wohnung bekommt und ist auch so ein eher gelassener Mensch und das lockert das Ganze wieder etwas auf.

    „Hard Boiled“ ist sicherlich nichts für Zartbesonnene. Insgesamt lassen in der unzensierten Fassung an die 250307 Menschen ihr Leben und allgemein dient jeder Gangster, Zivilist oder Polizist nur als Mittel zum Zweck, nämlich zu zeigen wie ungeheuer unterhaltsam Gewalt und Explosionen sind.
    „Hard Boiled“ versucht an keiner Stelle irgendeine Moral oder eine Botschaft auszudrücken, der Film will einfach nur laut sein und zeigen wieviel in 122 Minuten kaputt gehen kann, ohne dass dem Zuseher dabei langweilig wird.
    Beziehungsweise in 92 Minuten, denn so lang ist die in Deutschland erhältliche Fassung, wo man tatsächlich den Nerv hatte 30 Minuten herauszuschneiden und wer sich den Schnittbericht durchliest, kann im Nachhinein den ganzen Film zusammenfassen, da einfach an allen Ecken und Enden etwas weggeschnitten wurde.

    Zu Beginn noch liefert der Film eine ordentliche Schießerei (wobei es sowieso nur ordentliche Schießereien gibt und Tequilas Aussage zu seinem Kollegen „Wir ziehen doch nicht in den Krieg“ für den Zuseher Sarkasmus pur ist), anschließend gibt es sogar einige Dialoge, wodurch auch die Story vorangetrieben wird, bis es dann wieder zu einer Schießerei kommt und das Spiel wird in etwa bis zum letzten Shootout gespielt und dann herrscht einfach gesagt nur noch Krieg.
    Die geschätzte letzte halbe Stunde ist ein einziges Herumgeballere, wie man es sonst nirgendwo zu sehen kriegt.
    Die Hauptpersonen rutschen auf Leichenbahren in Leichenhallen herum und feuern dabei möglichst viele Kugeln ab (habe ich schon erwähnt, dass in „Hard Boiled“ schon mal ein paar Kugeln mehr als in der Realität in einem Magazin sind?), springen durch Fenster, natürlich schießend, und machen sonst noch lauter Sachen während sie schießen, dass es einfach eine Freude ist dem Ganzen zuzusehen.

    Fazit: Wer einfach nur einen Film sehen will, der auf jegliche Moral oder Storywendungen verzichtet und trotzdem eine Genre damit geprägt hat, der kann bedenkenlos zu „Hard Boiled“ greifen.
    Denn alles was der Film eventuell für Schwächen aufweist, nach spätestens der letzten halben Stunde hat man ihm verziehen, solange man nur zur unzensierten Fassung greift.
    Denn dann ist und bleibt „Hard Boiled“ die Mutter, der Vater, der Bruder, die Schwester, die Tante, der Onkel, die Cousine und der Cousin aller Grade aller Actionfilme dieser Welt.



    Einzelwertungen:

    Darsteller: 06/10 (Weit davon entfernt meisterlich zu sein, aber das ist für den Film sowieso nicht relevant)
    Effekte: 07/10 (An Explosionen und Einschusslöcher gibt’s nichts auszusetzen, nur mit dem Sound haut nicht alles so gut hin)
    Plot: 05/10 (Da gibt’s nichts was einen überraschen würde, geschweige denn das irgendwas innovativ wäre)
    Anspruch: 02/10 (Der Film hat keine Moral und keine Botschaft, es ist schlicht und ergreifend sinnlose Action)
    Gesamteindruck: 08/10 (Action vom Feinsten, „Hard Boiled“ hat definitv das Genre geprägt)

    imdb 7.9
    DVD bei Amazon (gaaaaanz böse geschnitten, es fehlen sogar 30 min.)
    Re'on ist offline Geändert von Re'on (24.07.2008 um 19:01 Uhr)

  2. #222 Zitieren
    Forentroll Avatar von Harbinger
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    DVD-Start: 27.03.2007
    Regie: Dan Turner
    Genre: Thriller/Drama
    Darsteller: John Hopkins, Georgina French, David Gant
    FSK: 16

    Inhalt: Mitten in Prag wird eine junge Frau mir nichts dir nichts aus einem Lieferwagen auf die Gasse geschmissen. Gleichzeitig treibt ein junger Mann mit der Nase nach unten in der Moldau (so heißt der Fluss doch, oder?). Tot sind beide nicht, aber beide haben sie das Gedächtnis verloren. Er heißt Morgan, sie Anna und irgend etwas scheint sie zu verbinden, denn jeder von ihnen erhält die seltsame Anweisung, den anderen zu finden...

    Kritik: Ein Uhr in der Früh und ich hatte irgendwie noch keine Lust pennen zu gehen (obwohl ich im Augenblick scheiße müde bin, vielleicht war das doch keine so gute Idee...). Was also tun? Hm... mein Sofa wunk mir da so einladend zu (man stelle sich das bitte mal bildlich vor, ahua!), also tat ich ihm den Gefallen, ließ mich auf ihm nieder und warf einen Blick auf den Stapel, auf dem wenn er eine Betitelung tragen würde, wohl einen Aufkleber mit den Worten "Not seen" prangen würde. Auf der Spitze lag ein Film, den ich eigentlich gar nicht haben wollte (interessierte können Gründe dafür in meinem "NBK"-Review nachlesen oder sich eh denken "Is' halt der Count, der spinnt halt eh ein bißchen", it's for you to decide) und was macht man mit Filmen, die man nicht haben will? Richtig, trotzdem anschauen (außer "Lissi und der wilde Kaiser", den ich bei einem Gewinnspiel... äh... gewann, den hab ich über eBay vertickt, har har).
    "Experiment" trägt fast den gleichen Titel des verdammt guten deutschen Psychothriller/dramas mit Moritz Bleibtreu und Andrea Sawatzki (den könnte ich mir auch endlich mal zulegen), hat aber abgesehen von der groben Genrezuordnung absolut nix damit zu tun. Aus Großbritannien stammt die Chose hier, gedreht wurde aber in Prag (und um das mal vorweg zu nehmen wohl etwa mit dem gleichen Budget, das ein Kumpel und ich auf unserer Studienfahrt in die malerische Hauptstadt Tschechiens vor drei Jahren oder so in der Tasche hatten, als wir eines Abends einen Stripclub... äh... wo war ich?). Nunja, mit englisch/anderssprachigen Co-Produktionen machten wir ja letztlich keine so schlechten Erfahrungen, oder? Auch "Das Kovak Labyrinth" kann sich dieses Prädikat auf die Fahne schreiben und der kostete ja auch nicht viel mehr als eine etwa fünfstellige Zahl an Butterbroten, war aber trotzdem sehr gute Thriller-Kost mit einem winzigen Spritzer Sci-Fi (den unser heutiger Film laut Internet-Berichten angeblich auch haben sollte... err... Idjetz!). Ob "Experiment" da mithalten kann gilt es nun herauszufinden...
    Was fällt gleich ins Auge? Regisseur Dan Turner (ist sein Debut gewesen und seitdem hat er auch nix mehr angepackt) kann ganz gut mit der Kamera umgehen. Die ersten paar Shots der Prager Straße mit uns' nominellen Heldin Anna drauf sind sehr schick. Welche Erkenntnis trifft uns gleich als nächstes mit der Wucht einer Dampfwalze? Unsere nominelle Heldin Anna ist eine Flachpfeife. Ne, nicht wirklich, aber Madame Georgina French (spielte bislang nur in "Experiment"), die die Dame darstellt. Grauenhaft. Was die abzieht ist bestenfalls Tischtennis... Und dann nicht mal besonders großes. Was um so erstaunlicher ist, da sie in den gefühlten ersten vier Stunden (mehr dazu später) keine Sprechrolle hat, sondern sich immer nur verwirrt umguckt, panlos durch die Gegend stakst, dumm kreischt und hin und wieder auch mal völlig unmotiviert aus den Latschen kippt. Und das macht die Frau so dermaßen talentfrei und aufdringlich künstlich, dass das Zusehen zur Tortur wird.
    Die restlichen Darsteller gehen glücklicherweise in Ordnung. Wirkliche Glanztaten liefert eigentlich nur Nick Simons (der von IMDB in der Darstellerriege lustigerweise gleich zweimal aufgeführt wird... passend, er ist ungefähr doppelt so gut wie alle anderen Schauspieler) ab und auch unser männlicher Protagonist John Hopkins (spielte in der TV-Version von "Nicholas Nickleby" und im deutschen Teenie-Slasher "Swimming Pool" mit) als Morgan macht gar nicht mal so viel Falsch, aber auch der restliche Cast (alles komplett unbekannte Nasen, die größtenteils auch bislang nix anderes gespielt haben) zieht sich zumindest solide aus der Affäre. Wenigstens in einer Hinsicht kann der Film punkten...
    In den meisten anderen sieht's nämlich fast so duster aus, wie auf dem Cover (der Film selbst spielt übrigens fast komplett bei strahlendstem Sonnenschein, lang lebe der Etikettenschwindel). Vor allem, wie weiter oben schon angedeutet, ist der Streifen unheimlich langatmig. Und das hat auch Regisseur Dan Turner verschuldet. Denn während er seinen Kameramann ganz gut im Griff hat, hat er sich selbst beim Pacing grobe Schnitzer geliefert. Das geht gut damit einher, dass er auch Autor des Screenplays in Personalunion ist, denn das schießt sich unzählige Male während den gefühlten drei Tagen, die der Film dauert, zielsicher und mit geradezu unheimlicher Begeisterung abwechselnd in den linken und den rechten Fuß und hin und wieder, nur um nicht aus der Übung zu kommen, auch mal sehr geschickt in die Schulter. Ganz ehrlich, hier werden Plotpoints mit dem Salzstreuer verteilt, die unwichtigsten Szenen zu epischer Größe aufgebauscht und sowieso jede Einstellung bis zum Erbrechen ausgespielt. Unfreiwillige Komik inklusive. Vor allem bei der Szene, in der Morgan unter die Dusche geht, völlig ungerührt da steht und Anna ihn etwa zwei Minuten lang mit einem Stück Seife bearbeitet (übrigens so lustlos, dass man meinen möchte, Madame French hätte sich am vorigen Abend mit einer Flasche Jack Daniels und einer Packung Aspirin die Birne weggeballert und wäre noch nicht ganz auf dem Damm), ehe sie es ihm in die Hand drückt und sagt "Mach's doch selber"... Mister Turner, ich sage es Ihnen nur ungern, aber großes Kino sieht anders aus. GANZ ANDERS, verdammich.
    Das ist verdammt schade, denn so verkorkst das Screenplay ist, so nett ist eigentlich die Story, die ihm zugrunde liegt. Der Film ist theoretisch ziemlich spannend und unvorhersehbar und scheut sich auch nicht davor, unbequeme Entscheidungen zu treffen. Das ist es, was mir am Independent-Kino so sehr gefällt. Problem ist halt die Umsetzung des Skripts, denn der Film schaut sich so, als hätten beim Umarbeiten der Storyvorlage zum tatsächlichen Screenplay hin und wieder ein paar Seiten des Drehbuchs zusammengeklebt. Klar, ich kann das jetzt nicht so beweisen, aber der Film fühlte sich einfach so an, als hätten einige wichtige Szenen gefehlt (vielleicht sollte ich dankbar sein, denn wenn die drin gewesen wären, dann wäre der Film am Ende noch einen Tag länger geworden...). Im Endeffekt bleibt alles relativ logisch und nachvollziehbar (die Story hat ihre Schwächen, aber meine Suspension of Disbelief hat sowieso die Größe des Mount Everest), aber es funktioniert einfach nicht anständig, weil einige elementare Dinge einfach zu rudimentär angerissen werden, da fehlen die Details. Und was mich wirklich maßlos ärgert... Ich will ja jetzt nicht spoilern, aber das Ende des Films... Sagen wir mal so, in den letzten Sekunden/Minuten kam uns' Drehbuchautor noch auf die unglaublich lustige Idee, den Weg einzuschlagen, den vor ihm schon "Versus" oder aber auch das "Planet der Affen"-Remake gingen: ein Twist um des Twists Willen. Nicht um den Zuschauer mit einer logischen neuen Betrachtungsweise der ganzen Geschichte zu überraschen, sondern um den Zuschauern metaphorisch in die Klöten zu treten und dabei "Haha, ich hab euch gefickt!" zu brüllen. Das kann man bei einem Kurzfilm machen, aber als Pointe eines Full-Length-Features ist das einfach nur scheiße und sinnlos, if you know what I mean.
    So, genug gemotzt. Ne, doch nicht. Die wenigen Computereffekte, die Turner irgendwie in den Film gemogelt hat (einer davon der wohl hässlichste Blutspritzer ever) sind auch großer Mist, aber gut, es war ja kein Geld da. Jetzt ist das Motzen aber rum und zum Abschluss sag ich noch mal was nettes über den Film: Er hat einen tollen Score, der aber leider etwas zu selten eingesetzt wird. Und die Sex-Szene war auch ganz okay, insofern man sich dafür erwärmen kann, dass zwei Menschen den menschlichsten aller Akte ausüben ohne die Hosen auszuziehen. Wem's gefällt...
    Kommen wir zum Fazit: "Experiment" schafft es mit beeindruckender Treffsicherheit und Kaltblütigkeit seinem kompletten Potenzial in den Rücken zu schießen. Jeder Anflug von Kompetenz wird gleich mit dem Holzhammer ins Nirvana geprügelt, was schade ist, denn diese Kompetenz ist wie gesagt vorhanden. Aber durch die groben Schnitzer, die sich sowohl Regisseur Dan Turner als auch Teile des Casts geleistet haben ist der Film größtenteils absolut vergessenswerte, etwas konfuse anti-Unterhaltung. Die wenigen guten Szenen entschädigen nur mäßig, weswegen man den Film wohl nur Thriller-Komplettisten ans Herz legen kann. Denn alle anderen werden mit "Experiment" wohl nicht viel anfangen können.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 05/10 (solides Mittelmaß mit einem Totalausfall)
    Plot: 07/10 (die Story ist eigentlich ziemlich gut, leider Gottes hat Turner sie unglaublich scheiße umgesetzt)
    Effekte: 02/10 (haha, das Blut sah so schlecht aus)
    Anspruch: 05/10 (prinzipiell verbirgt sich hinter dem Film keine große Aussage, keine tiefere Moral, keine wichtige Einsicht, trotzdem ist er nicht einfach, weil man sich Teile selbst erarbeiten muss, da das Screenplay sich darüber ausschweigt... leider hat man aber nix davon)
    Gesamtwertung: 04/10 (unterdurchschnittlicher Film mit ein paar lichten Momenten, die aber meistens sofort wieder ausgemerzt werden... schade drum)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 4.1)
    Link zum Trailer (wow, ist der nichtssagend)
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (27.08.2009 um 16:20 Uhr)

  3. #223 Zitieren
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    Spiel mir das Lied vom Tod
    [Bild: dvd_tod.jpg]

    Name: Spiel mir das Lied vom Tod
    Erscheinungsjahr: 1968
    Genre: Western
    Darsteller: Henry Fonda, Claudia Cardinale, Jason Robards, Charles Bronson
    FSK: 16
    Laufzeit: 159 Minuten

    Inhalt:
    Eine Frau kommt aus New Orleans zu ihrem neuen Mann und seiner Familie, die sind aber von einem gewissen Frank und seinen Männern getötet worden. Außerdem sollten 3 von Franks Männern einen Mann auf einem Bahnhof abfangen, doch keiner von ihnen sollte diesen Bahnhof je wieder lebend verlassen.


    Meinung:

    Nachdem er ursprünglich dem Western-Genre nach „Zwei glorreiche Halunken“ abgeschworen hatte, ließ Sergio Leone sich dazu überreden doch noch einmal einen Western zu drehen: Spiel mir das Lied vom Tod.
    Gleichzeitig wollte er mit „Spiel mir das Lied vom Tod“ mit der Dollar-Trilogie endgültig abschließen, in dem er Lee Van Cleef, Clint Eastwood und Eli Wallach für die Rolle der 3 Killer zu Beginn des Films einplante.
    Leider, oder eher Gott sei Dank, denn soviel Genialität in einer Szene hätte mein schwaches Herz wohl nicht ausgehalten, wurde daraus nichts und sie widmeten sich anderen Projekten.

    Eine der Stärken von „Spiel mir das Lied von Tod“ ist das Aufbauen von Spannung ohne Hintergrundmusik, sondern nur durch Umgebungsgeräuschen oder Handlungen von Personen.
    Das beste Beispiel hierfür ist wohl das Opening selbst, das an die 10 Minuten dauert und währenddessen gibt es keine legendäre, von Ennio Morricone komponierte Musik zu hören.
    In dieser Zeit hört man nur das Quietschen von Scharnieren, das Tropfen von Wasser auf einen Hut und das Surren einer Fliege (aber keine Dialoge oder Hintergrundmusik!) und das ganze 10 Minuten lang und irgendwie hat Sergio Leone es geschafft, dass einem das trotzdem nicht langweilig wird.
    Das gilt auch für den Rest des Films, den trotz seiner Überlange unterhält der Film durchgehend und bietet eben immer wieder diese atmosphärischen Szenen.
    Natürlich kommt immer wieder Westernmusik vom Feinsten vor, allen voran „Man with the Harmonica“, ein Lied, das heutzutage zur Allgemeinbildung gehört.

    Wie schon bei den Filmen der „Dollartrilogie“ („Für eine handvoll Dollar“ , „Für ein paar Dollar mehr” und „Zwei glorreiche Halunken“) gibt es in „Spiel mir das Lied vom Tod wenig bis gar keine Moral oder Freundlichkeiten. Wobei der Film hier mehr in die Sparte von „Für ein paar Dollar mehr” fällt, wo sich diese fehlende Moral auch durch Gewalt an Zivilisten zeigt, während in „Zwei glorreiche Halunken“ ja meist nur Kopfgeldjäger und Soldaten erschossen werden.
    So beginnt „Spiel mir das Lied vom Tod“ damit dass gleich eine ganze Familie förmlich über den Haufen geschossen wird, darunter auch ein kleines Kind (wobei das nicht direkt gezeigt wird).
    Zwar gibt es wie in den „Vorgängern“ keine großartigen Bluteffekte, trotzdem ist der Film, unter anderem wegen oben genannter Szene, doch brutal und richtet sich nicht an Zartbesonnene.
    Der Film behandelt nämlich nicht das Thema Selbstjustiz um etwa die Familie zu rächen, sondern jeder der Charaktere hat seine eigenen, meist egoistischen, Motive und Interessen.
    Kurzum, wer einen „Der Pate“ mit viel Genreromantik erwartet, sollte die Finger von „Spiel mir das Lied vom Tod“ lassen.

    Im Bereich der Charaktere lassen sich sogar einige Parallelen zu „Zwei glorreiche Halunken“ bzw. dem englischen Titel „The Good, the Bad and the Ugly“ finden.
    Der namenlose und wortkarge Held (the Good), der von einem Outlaw (the Ugly) einen Spitznamen bekommt (hier Mundharmonika für Charles Bronson, in „Zwei glorreiche Halunken“ war es Blonder für Clint Eastwood) und dann noch ein gewissenloser Mörder (the Bad).
    Meiner bescheidenen Meinung nach sind „The Good and the Ugly“ in „Zwei glorreiche Halunken“ besser gestaltet, während hier „the Bad“ besser rübergebracht wird (was jedoch nicht an den Schauspielern liegt, sowohl Lee van Cleef und Henry Fonda sind großartig).
    Jedoch sind auch Cheyenne und Mundharmonika keine Charaktere die man einfach vergessen wird und wie gesagt, es lassen sich nur Parallelen finden, vollkommen ident sind die Figuren nämlich nicht.

    Die Story verläuft wünschenswert logisch, bis auf einen Punkt, gegen Ende hin. Entweder habe ich einfach nicht genau verstanden, was einer der Hauptpersonen dort zu suchen hat oder hier gibt’s eine Ungereimtheit im Drehbuch.
    Zwar wird keine Szene im ganzen Film so sehr in die Länge gezogen, wie das Opening, das bedeutet aber nicht, dass der Film nach diesen ersten (legendären) 10 Minuten in irgendeiner Weise einen schnelleren Erzählstil anschlägt. Für die Zugszene würde Cheyenne heute wohl keine ganze Minute brauchen um diese 3 Handlanger auszuschalten, doch im Jahre 1969 braucht der gute Mann noch dafür seine Zeit und nimmt sich jeden einzeln vor um danach wieder auf das Zugdach zu klettern und sich dann erst gemütlich dem nächstem zu widmen.
    Ich habe den Film jetzt zwei mal gesehen und wusste wie es ausgeht und als es dann gefühlt auf das Ende zuging warf ich einen Blick auf den DVD-Player und musste feststellen, dass der Film noch 30 Minuten Spielzeit hatte und am Ende konnte ich mich dann doch nur wundern, wie Leone es geschafft hat tatsächlich noch 30 Minuten rauszuholen ohne das dem Zuseher langweilig wird.

    Fazit: „Spiel mir das Lied vom Tod“ ist ein epischer Western und weiß als solcher auch zu überzeugen, die Aufmachung und der Stil sind perfekt, nichts desto trotz bleibt der Film hinter zwei seiner Vorgängern, hat aber dennoch das Genre geprägt und als Westernfan muss man diesen Film einfach gesehen haben.


    Einzelwertungen:

    Darsteller: 09/10 (An den Hauptdarstellern gibt’s nichts auszusetzen, der Rest hat sowieso nur Kurzauftritten und wird meistens gleich mit Blei von der Bildfläche gejagt)
    Effekte: 05/10 (Es wird nichts niedergebrannt oder in die Luft gesprengt, nur geschossen und viel Blut gibt’s da nicht zu sehen)
    Plot: 06/10 (Nichts besonderes, ein wortkarger Fremder, ein sympathischer Banditenanführer und ein Haufen Mörder und noch dazu eine nette Geschichte – ein typischer Western halt)
    Anspruch: 03/10 (Es ist ein klassischer Western, es gibt keinen Anspruch)
    Gesamteindruck: 08/10 (Ein sehr guter Western, kann aber nicht gegen „Für ein paar Dollar mehr“ oder „Zwei glorreiche Halunken bestehen“, als Fan des Genres muss man den Film trotzdem gesehen haben)

    imdb 8.8 / Top 250: #20
    DVD bei Amazon (Einzel-DVD)
    DVD bei Amazon (2 DVDs)
    Trailer
    Re'on ist offline Geändert von Harbinger (27.08.2009 um 16:22 Uhr)

  4. #224 Zitieren
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    Kinostart: 20.03.1986
    Regie: Dan O'Bannon
    Genre: Splatter/Horror/Komödie
    Darsteller: Clu Gulager, James Karen, Don Calfa
    FSK: 18

    Inhalt: Freddy hat vor kurzem einen Job in einem Lagerhaus angenommen, das sich auf medizinisches Fachwerkzeug und ähnlichen Kram spezialisiert hat. Mitunter werden hier auch echte menschliche Skelette und halbe Hunde für anatomische Studien gelagert. An seinem ersten Arbeitstag erzählt ihm dann sein Vorgesetzter Frank eine wahrlich haarsträubende Geschichte: "Nacht der lebenden Toten", der Kultfilm von George Romero, wurde von wahren Geschehnissen inspiriert und durch eine Verwechslung bei der Army wurden ein paar der damals wiedererweckten Zombies aus Versehen in das Lagerhaus geliefert. Als Frank Freddy die Leichen zeigen will, machen die beiden Döspaddeln aus Versehen den Tank kaputt und lassen die Zombies raus...

    Kritik: In jeder guten Liebesbeziehung krieselt's mal und so haben auch mein DVD-Player und ich im Augenblick ein paar Schwierigkeiten miteinander. Gestern abend zum Beispiel wollte ich mir den (Kritikern zufolge recht durchschnittlichen) Bigfoot-Klopper "Abominable" noch mal anschauen, nachdem ich vor ziemlich genau einem Jahr nach etwa zehn Minuten daran gescheitert bin. So saß ich auf meiner Couch und klimperte die Top-Hits der 80er und 90er auf meiner Gitarre rauf und runter, während mein DVD-Player sich mit der Disc einen abrödelte. Bestimmt zwanzig Minuten hab ich sie wieder und immer wieder in den kleinen Schlitz geschoben, sie zwischendurch sauber gewischt oder auch mal unter laufendes Wasser gehalten (works almost every time), aber ney, das doofe Ding wollte nicht. "Disc kann nicht gelesen werden." Toll. Frust war angesagt und langsam gingen mir auch die Lieder aus, die ich zum Besten geben könnte, also ein fixes "Na gut, du hast gewonnen" gemurmelt und die Silberscheiben-Sammlung nach irgend etwas durchsucht, was ich alternativ anschauen könnte. "Verdammt, die Zombies kommen" (besser bekannt als "The Return of the Living Dead") hatte ich noch rumliegen. Disc gepackt, in den Player geschoben und der Film lief wie eine Eins. Versteh das mal einer.
    Schnurz, wie es dazu kam, dass ich mir eben diesen Film ansah, ist wohl nicht so unsagbar interessant, viel eher, wie sich dieser (zugegeben doch recht legendäre) Streifen ausnimmt. Und ich muss sagen: Hmjoar. Das alleine ist aber nicht so aussagekräftig, also basteln wir uns doch fix noch mal eine kleine Exposition zurecht:
    Dan O'Bannon sollte jedem halbwegs gebildeten Sci-Fi-Fan ein Begriff sein, schließlich schrieb der Kerl das Drehbuch zu James Camerons Meilenstein "Alien", spielte eine der Hauptrolle im John Carpenterschen Frühwerk "Dark Star", führte Regie bei der Lovecraft-Verfilmung "The Resurrected" und war an solchen epochalen Werken wie "Heavy Metal", "Lifeforce" und "Total Recall" beteiligt. Nicht schlecht, Herr Specht. Im Jahre 1984 fiel dem guten Mann auf, dass er Zombiefilme ja eigentlich ganz dufte findet, vor allem "Nacht der lebenden Toten" von Papa Romero hatte es ihm angetan. Also sammelte er eine mutige kleine Crew um sich, trieb irgendwie vier Millionen Dollar auf (dürfte ihm nicht so schwer gefallen sein... hallo, der Mann hat "Alien" gemacht...) und setzte es sich in den Kopf, ein quasi-Sequel zum Urvater des Zombie-Apocalypse-Genres zu drehen. Allerdings mit mehr Spletter und einem Augenzwinkern inszeniert. Gesagt, getan. Die Idee zu "The Return of the Living Dead" war geboren.
    Der Film fängt dabei sehr vielversprechend an. Ohne großes Trara wird gleich losgekalauert (nicht sonderlich gut, leider) und nach grob fünf Minuten steht auch schon das Setup für die sich anbahnende Zombie-Katastrophe. Dabei werden uns zwei Nasen nähergebracht, die eigentlich ein gutes Protagonistengespann abgegeben hätten, nämlich Freddy, gespielt von Thom Mathews ("Mean Guns", "Project: Peacemaker", "Freitag der 13. VI"), und Frank, den Altstar James Karen ("Das Streben nach Glück", "Herkules in New York", "Poltergeist") gibt. Die beiden Flachpfeifen avancieren nach ihrem anfänglichen Höhenflug aber schon bald zu Ersatz-Violinisten, sprich: Die machen nicht mehr so viel. Was irgendwo auch gut ist, denn wirklich begabt zeigt sich keiner von beiden in diesem Streifen. Da sind die beiden, die die Helden-Jobs übernehmen, schon wesentlich besser: Clu Gulager ("Feast", "The Hidden", "Nightmare On Elm Street 2") als Lagerhallenbesitzer Burt und ein verdammt gut aufgelegter Don Calfa ("H.P. Lovecraft's Necronomicon", "Presidio", "1941") als durchgeknallter Krematoriumsbetreiber Ernie. Vor allem Zweiterer konnte mich gut bei der Stange halten, denn nicht nur spielte er richtig gut, sondern sein Charakter war auch Sympathieträger schlechthin. Yessa, so wünsch ich mir das.
    Die Story verläuft jedenfalls wie gehabt, die Leichen erheben sich aus ihren Gräbern (wat en Zufall, direkt neben der Lagerhalle ist ein Friedhof) und beginnen damit, die Lebenden zu meucheln um ihre Gehirne zu fressen. Die schlagen zurück, haben gegen die Übermacht aber keine Chance. Dabei schafft der Film es ein paar ganz nette Einfälle einzubringen, zum Einen, dass die Zombies nicht strohdoof sind (sie sind dumm, aber sie können noch denken und deswegen gibt's einige sehr lustige Szenen, "Send... more... paramedics" zum Beispiel, die war große Klasse), zum Anderen, dass sie de facto komplett unverwundbar sind (okay, wenn man sie verbrennt sterben sie, aber wer macht das schon?). Auch die teilweise sehr netten Effekte (die halbe Frau, Suicides Kopfbiss und vor allem der berühmt berüchtigte Tarman, der wohl genialst aussehende Zombie, den ich je in einem Film bestaunen durfte) tun ihren Teil und die Kulissen wissen größtenteils auch zu begeistern (der Friedhof sieht fast so cool aus wie der in "Dellamorte Dellamore"), in der Hinsicht ist alles völlig im grünen Bereich.
    Trotzdem schafft der Film es nicht, mich vollends zu begeistern. Er hat nicht viele Schwachpunkte, aber trotzdem um so gravierendere. Erstmal haben wir da das allgemeine Fehlen von On-Screen-Violence. Das ist nicht das erste Mal, dass mich ein Film in dieser Hinsicht enttäuscht. Nach heutigen Maßstäben (und nach dem Anschauen von "Tanz der Teufel" und "Braindead" beispielsweise) verspricht man sich von alten Splatterklassikern immer so viel, was sie aber selten halten können. Das war bei "Das Böse" so, das war stellenweise bei "Hellraiser" so und auch "Return of the Living Dead" muss sich das auf die Fahne schreiben: Splatter ist hier nicht viel. Die FSK ab 18 geht in Ordnung (ein paar der Zombies, allen voran der Tarman, sehen sehr fies aus und hier und da wird ja tatsächlich mal recht explizit ein Gehirn verspachtelt), aber dass der Film in seiner ungeschnittenen Fassung bis heute indiziert ist kann ich absolut nicht nachvollziehen. Seinen zweiten Klopser fährt der Streifen sich dann mit seinem Charakterensemble ein. Freddys Freundeskreis (eine Punk-Clique mit ein paar komischen Anhängseln, die ihn zufällig von seinem Job abholen wollen und mitten in den Zombie-Aufstand geraten) ist eine dämliche Ansammlung von Klischees und mit Ausnahme von Spider eigentlich komplett flach und unsympathisch. Klar, das mag die Absicht von O'Bannon gewesen sein, der Film ist eine Parodie und eine Hommage gleichermaßen, da muss man natürlich Klischees bedienen, aber etwas weniger plakativ hätte es mir besser gefallen. Dritter Fehlstart: das Pacing. Nach dem sehr ordentlichen Anfang (whew geht das schnell) lässt der Film sich im zweiten Viertel viel zu viel Zeit für viel zu viele Dinge, die keinen Menschen interessieren. Hier hätte O'Bannon von Zeit zu Zeit ohne Rücksicht auf Verluste einfach das Gaspedal durchtreten müssen, um seinen Film gut ins Trockene zu retten. So ist er stellenweise etwas langatmig geraten. Und der letzte Schwachpunkt: Hallo? Humor? Wo steckst du? Ne, ehrlich mal, der Film hat ein paar gute Lacher, aber vor allem gegen Ende hin wird er mir zu unlustig, zu ernst. Das teilweise schon etwas deprimierende Ende hat mir auf gewisse Weise den ansonsten doch ziemlich unterhaltsamen und eben auch recht lustigen Film versaut. Nicht komplett, aber... hach, die Inszenierung stimmte da einfach nicht.
    Trotzdem ist "Return of the Living Dead" ein stark überdurchschnittlicher Film, der vor allem wegen seinen abgedrehten Hauptcharakteren und den sehr ordentlichen Effekten, so wie ein paar wirklich zwerchfellerschütternden Lachern punkten kann. Der Soundtrack ist auch ganz ordentlich geraten, wenn ich auch den 80er-Jahre-Punk und Rock nicht immer ganz passend fand. Aber hey...
    Kommen wir zum Fazit: Dan O'Bannons Versuch eine Hommage an den wohl größten Zombie-Apokalypse-Film aller Zeiten zu fabrizieren ist über weite Strecken bestens gelungen. Zwar fährt der Film größtenteils auf der Trash- und Goofy-Fun-Schiene, aber man merkt ihm die Liebe zum Detail und die Verehrung für's große Vorbild an. Der Film wird "Nacht der lebenden Toten" rein qualitativ zwar nie erreichen können, aber für einen netten Splatterabend ist er doch bestens geeignet. Wenn doch nur der dröge Anfang und das Ende mit dem leicht bitteren Beigeschmack nicht wären, dann könnte er eine echte Partygranate abgeben.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 07/10 (Don Calfa und Clu Gulager sind wirklich genial, der Rest mittelmäßig)
    Plot: 05/10 (das Setup ist ziemlich lustig, ansonsten 08/15-Zombiestreifen)
    Effekte: 08/10 (mit dem Blut wurde recht sparsam umgegangen, aber der Tarman sieht einfach nur verdammt geil aus)
    Anspruch: 02/10 (spaßiger No-Brain-Klopper ohne tieferen Sinn und Zweck)
    Gesamtwertung: 07/10 (großartige Hommage mit wenigen Schwachpunkten)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.1)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de (Achtung, cut! Möglicherweise uncut-Angebote über Marketplace)
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (27.08.2009 um 16:25 Uhr)

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    Butch Cassidy and the Sundance Kid


    [Bild: 4010232031716f.jpg]

    Name: Butch Cassidy and the Sundance Kid
    Erscheinungsjahr: 1969
    Genre: Western, Komödie
    Darsteller: Robert Redford, Paul Newman
    Regie: George Roy Hill
    FSK: 16
    Laufzeit: 106 min.

    Inhalt:
    Butch Cassidy und Sundance Kid sind zwei berühmt-berüchtigte Banditen, die vorhaben ein und denselben Zug 2-mal auszurauben. Der erste Überfall klappt perfekt, beim zweiten wartet schon eine Gruppe zusammengesetzt aus den besten Gesetzeshütern und einem der besten Fährtenleser schon auf sie und hetzt die beiden Outlaws gnadenlos von einem Ort zum anderem.


    Meinung:

    Es gibt diese Momente im Leben eines wahren Mannes, in denen er sich fragt: „Wie?“, „Warum?“ und „Wieso?“.
    Einer dieser Momente ist, wenn ich einen Blick auf den Post werfe, der die Reviews für das Gerne „Western“ zeigt, denn alles was ich dann vor meinem geistigen Auge sehe ist eine Einöde mit einem trockenen Busch der durch den Wind vorbeigewirbelt wird.
    Ich könnte an diesem Anblick verzweifeln, aber ich tue es nicht und so habe ich mir vorgenommen diesem einen Post mal etwas mehr Inhalt zu bieten.
    Wie passend, dass ich erst vor ein paar Tagen erfolgreich die Premium-Edition von „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ bei Ebay ersteigern konnte.
    Da ich den Film das erste Mal vor einigen Monaten gesehen habe, war die DVD auch gleich im DVD-Player (welch Überraschung).
    Wenn man „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ kennen sollte, auch wenn man sich selbst nicht zu der offenbar vom Aussterben bedrohten Art der „Westernfans“ zählt, dann ist es wegen der Darsteller.
    Davon gibt es im Film allgemein nicht allzu viele, aber noch weniger sind die von Bedeutung.
    Davon gibt es nämlich genau 3: Paul Newman, Robert Redford und Katharine Ross.
    Die ersten beiden verkörpern auch die namensgebenden Banditen, um die es letzten Endes auch geht, die Rolle der Etta Place zwar zu den Hauptpersonen gezählt werden kann, aber nicht von solcher Bedeutung ist wie Butch Cassidy und Sundance Kid.
    Die Figuren basieren dabei auf den historischen Persönlichkeiten, wobei das ganze Hollywood-typisch zusammengeschustert wurde, damit das einen ordentlichen Film ergibt.
    Die erste Hälfte des Films basiert dabei auf historischen Ereignissen wie etwa angeheuerte Gesetzeshüter die aus einem Spezialzug springen, und den bereits genannten Hollywood-Elementen wie etwa die Tatsache, dass Butch Cassidy und Sundance Kid von diesen Gesetzeshütern durch alle Welt verfolgt werden. In der Realität hat Butch, bekannt dafür keine Gewalt anzuwenden, sofort die Flucht ergriffen und wurde nicht weiter verfolgt.
    Auf diese erste Hälfte folgt eine elegante Überleitung durch Bilder der Reise nach New York und schließlich nach Südamerika im Stil der damaligen Zeit und die zweite Hälfte beginnt dann in Bolivien.
    Da es aber irgendwie langweilig gewesen wäre, sich darauf zu beschränken, dass die guten Herren nur 2 Banken überfallen haben, hat man sich dazu entschlossen, Hollywood-typisch, gleich einen Haufen Banken daraus zu machen.
    Soviel zum Vergleich Realität-Fiktion, wer sich darüber informieren will, muss sich sowieso die Premium-Edition des Films zulegen, wo man sich gute 25 Minuten damit auseinandersetzt.
    Eine große Stärke des Films sind die zwei Hauptdarsteller Robert Redford und Paul Newman, womit ich auch gleich auf das Thema „nicht nur für Fans von Western geeignet“ komme.
    Diese zwei Kerle passen so gut zueinander wie die Faust aufs Auge.
    Robert Redford spielt den eher wortkargen Meisterschützen Sundance Kid (der Legende nach soll er einfach schüchtern gewesen sei und auch nicht unbedingt ein Meisterschütze) und Paul Newman den charismatischen Butch Cassidy.
    Den beiden zuzusehen wie sie durch die Wüste gehetzt werden macht sogar mehr Spaß als Mel Gibson und Danny Glover in einem ihrer „Lethal Weapon“-Filme zu sehen.
    Gerade deshalb ist und bleibt „Butch Cassidy and the Sundance“ Kid einer der Buddyfilme schlechthin.
    Ähnlich gut harmonieren sonst etwa die Hauptdarsteller in „Der Clou“, ebenfalls von George Roy Hill, leider sind mir gerade die beiden Hauptdarsteller entfallen*hust*
    Wer also nur irgendwas mit „Lethal Weapon“ anfangen konnte, weil er sehen wollte wie lustig es sein kann, wie gut 2 Männer zusammenpassen (nur Männerfreundschaften sind wahre Freundschaften) kommt an „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ nicht vorbei.
    Auch sonst entfernt sich der Film geradezu meilenweit vom Klischee der Sergio Leone-Western. „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ ist gegen diese Filme das pure Vergnügen und der Film zeigt sich durchgehend ironisch und heiter, weit davon entfernt so todernst wie die meisten anderen Western zu sein.
    Angefangen als man Butch auf Leone-typische Weise als Anführer der Bande ablösen will und er den Kampf dadurch gewinnt, indem er seinem Gegenüber durch Täuschung das Gefühl gibt, der Kampf habe noch nicht begonnen in die Weichteile tritt, bis hin zu der „Raindrops keep falling on my head“-Szene bis hin sogar zum Ende, das dann doch irgendwie ein typisches Westernende ist, das jeden Actionfan zufrieden stellen wird.
    Der Film strahlt einfach eine gewisse Harmonie aus und dazu trägt auch die Wahl der Musik bei, die sich ebenfalls mehr von Sergio Leones-Western nicht unterscheiden könnte und dem Film eine gewisse Fröhlichkeit verleiht.
    Nebst seinem Westerndasein und den Komödienelementen gibt’s noch leichte Ansätze von Dramatik.
    So wird zu Beginn das Fahrrad angepriesen, dass das überflüssige Pferd als Transportmittel ablöst und Butch vor dem Aufbruch nach Bolivien in den nächsten kleinen Bach katapultiert und dabei sarkastisch meint „Die Zukunft gehört dir“.
    Doch vor allem durch Aussagen wie die eines altersschwachen Sheriffs, dass Butch und Sundance dem Gesetzt nicht entkommen werden und es nun mit ihnen zu Ende geht und sie sich nur noch aussuchen können wo oder Ettas Bedingung mit ihnen nach Bolivien aufzubrechen, dass sie alles mache außer ihnen beim Sterben zuzusehen.
    Dadurch zieht sich eine Aussage durch den Film, dass den beiden Banditen nicht nur die Zeit, sondern auch der Platz zum Leben ausgeht, also sozusagen, dass die Welt sich weiterentwickelt und keinen Platz mehr für Männer ihres Schlages hat.
    Das ist jedoch alles nur ein einfacher Zusatz zu den zahlreichen coolen Sprüchen und Momenten wie den Banküberfall in Bolivien (über den ich selbst nach dem 4. Mal ansehen noch lachen kann), bis hinzu den Last Lines, die wirklich mehr als nur gelungen sind.
    Ob die damals 400.000 Dollar für das Drehbuch angebracht waren, muss jeder für sich selbst entscheiden, denn der Film lebt definitiv nicht von irgendwelchen Wendungen in der Handlung.
    Primär geht es um die beiden Banditen und deren Geschichte und zwar vom Anfang bis zum (meiner Meinung nach legendärem) Ende, denn das ist dann doch etwas anders als man es vielleicht erwartet und macht nicht etwa wie in „Running Scared“ oder vielleicht auch ein „Departed“ durch eine letzte Minute alles kaputt.
    Zum Abschluss lässt sich noch sagen, dass der Film sich auch gut zum immer wieder anschauen reicht, unter anderem auch wegen seiner Heiterkeit und der Tatsache, dass er nicht überlang ist, sonder bereits nach 106. Minuten zu Ende ist.
    Fazit: „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ eignet sich für jeden der etwas mit Western, Komödien oder/und Buddy-Filmen anfangen kann und man sollte den Streifen von daher einfach gesehen haben, weil es schlicht und ergreifend zu den Klassikern der Filmgeschichte zählt.
    Wer aber unbedingt einen Western wie von Sergio Leone sehen will, soll sich dann doch besser gleich diese noch einmal anschauen, denn davon ist „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ weit entfernt.

    Einzelwertungen:

    Darsteller: 09/10 (Es gibt nur 3 wichtige Rollen und zwei davon werden von Robert Redford und Paul Newman verkörpert und nichts funktioniert so gut wie diese zwei zusammen vor einer Kamera)
    Effekte: 08/10 (Die Explosion sieht gut aus und die Musik wird gut eingebracht)
    Plot: 08/10 (Zwei Freunde die von einem Ort in den nächsten gehetzt werden und irgendwo nie so wirklich ihren Platz finden und dass es ein Western ist gibt bei mir nur Bonuspunkte)
    Anspruch: 07/10 (Hat mehr Anspruch als man zunächst vermuten mag)
    Gesamteindruck: 09/10 (Einer der besten Buddy-Filme überhaupt, eine Empfehlung nicht nur für Fans von Western)

    imdb8.2 / Top 250: #149
    DVD bei Amazon (Special Edition)
    Trailer
    Re'on ist offline Geändert von Harbinger (15.09.2008 um 17:27 Uhr)

  6. #226 Zitieren
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    Für eine Handvoll Dollar


    [Bild: B000A7DMUI.01.LZZZZZZZ.jpg]
    Name: Für eine Handvoll Dollar
    Erscheinungsjahr:1964
    Genre: Western
    Regie: Sergio Leone
    Darsteller: Clint Eastwood, Gian Maria Volontè
    FSK: 16
    Laufzeit: 97 min.

    Inhalt:
    In einem kleinem Dorf im Nirgendwo haben sich zwei rivalisierende Banden niedergelassen. Ein Fremder erreicht das Dorf und beginnt die beiden Banden gegeneinander auszuspielen, um damit reich zu werden.



    Meinung:

    Remakes sind doch immer wieder etwas Schönes und scheinen offenbar immer dann ganz gut zu funktionieren, wenn die Vorlage aus Asien stammt, wie zuletzt „Departed“ bewiesen hat, das auf den Film „Infernal Affairs“ basiert.
    „Für eine Handvoll Dollar“ ist ein Remake des drei Jahre zuvor entstandenen japanischen Streifens "Yojimbo" vom legendären Regisseur Akira Kurosawa. 1966 folgten als Filme mit dem gleichen Handlungsprinzip noch „Django“ und 1996 „Last Man Standing“. 2007 erschient mit „Sukiyaki Western Django“ die vorerst letzte Neuauflage.
    Wie alle Sergio Leone Western hat „Für eine Handvoll Dollar“ nahezu keine Moral.
    Clint Eastwood verkörpert einen namenlosen Fremden (der ohne sich je vorgestellt zu haben auf einmal Joe genannt wird) der in eine Stadt kommt und feststellt, dass es zwei Familien gibt, die sich gegenseitig bekämpfen und sofort beschließt der gute Mann, dass er das zu seinem Vorteil ausnutzt um damit jede Menge Geld zu verdienen. Als dieses Vorhaben wegen einem vorzeitigen Waffenstillstand zu scheitern droht, zieht er nicht etwa weiter um sich die nächsten Streithähne zu suchen, sonder stiftet erst recht wieder Unruhe zwischen den zwei Familien, um daran zu verdienen.
    Lediglich gegen Ende gibt es genau eine Tat des Fremden, die nicht von Eigennutz ist. Die Einstellung des Fremden/ Joe bedeutet jedoch nicht, dass er sich dabei bei dem Zuseher unbeliebt macht, denn die beiden rivalisierenden Banden werden alle beide nicht unbedingt in einem guten Licht dargestellt, sondern eher als launische Mörder, die sich nehmen was sie wollen.
    So gesehen herrscht auch im ersten der drei Dollar-Filme dieses Schema, dass es nur böse Menschen und weniger böse Menschen und noch dazu ein paar Zivilisten gibt, was in diesem Film immer wieder dadurch untermauert wird, das es Aussagen wie „In den letzten 20 Jahren ist in diesem Ort keiner mehr im Bett gestorben“ gibt.
    Aber darauf baut die Handlung nun einmal auf, es gibt die Bösen und ein weniger Bösen der die ganz Bösen gegeneinander ausspielt, und das alles nur aus purem Egoismus ohne seine Taten auch nur im Geringsten zu bereuen.
    Verglichen mit etwa „Zwei glorreiche Halunken“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“ baut auf „Für eine Handvoll Dollar auf dem „In der Kürze liegt die Würze“-Konzept auf und bietet einem seine ganze Handlung in gerade einmal 97 Minuten und ist damit eindeutig der kürzeste der Dollar-Filme.
    Der Film hat an und für sich nur zwei große Schwächen.
    Erstens, die Synchronisation des Totengräbers. Die Stimme von diesem Kerl passt einfach nicht zu der Rolle und ich bin jedes Mal zusammengezuckt wenn er einen Satz von sich gegeben hat.
    Außerdem versagt nicht nur die Stimme, sondern auch der Text. Für mich gibt es einen Unterschied zwischen Pistole und Revolver und wenn dann mit dieser absolut nicht passenden Synchronisationsstimme gesagt wird „Da dachte ich mir, dass Joe doch bestimmt eine zweite Pistole braucht“ würde ich am liebsten meinen Kopf gegen den Tisch hämmern.
    Der zweite große Kritikpunkt findet im ersten Abschnitt von „Für eine Handvoll Dollar“ statt, wo Ramón mit seinen Leuten eine Gruppe Soldaten überfällt, die Gold transportieren.
    Da Ramón aber ein wenig verrückt ist, benutzt der gute Mann dafür aber nicht seine geliebte Winchester, sondern eine Gatling Gun, also das MG des Western.
    In dieser Szene legt Ramón einen ganzen Haufen armer Soldaten um, dass Sylvester Stallone wohl bei den Dreharbeiten zu „John Rambo“ als er seine MG-Szene gedreht hat, nur einen einzigen Gedanken hatte, nämlich dass er es cooler rüberbringen muss als anno 1964 Gian Maria Volontè als Ramón und dabei noch mehr Leute draufgehen müssen.
    Ob er das geschafft hat, soll jeder selbst entscheiden, Fakt ist, in „John Rambo“ sieht das Ganze wenigstens realitätsnäher aus als in „Für eine Handvoll Dollar“.
    Jedes Mal wenn Soldaten gezeigt werden, die gerade ein paar Kugeln der Gatling abbekommen vollführen sie irgendwelche Drehungen und Strecken sich oder greifen sich in den Rücken, um dann einen Hang, über den sie gerade fliehen wollten, herunter zu rollen. Nicht nur, dass diese Darstellung etwas..nennen wir es eigenwillig, aussieht, hinzu kommt die Tatsache, dass dabei kein Tropfen Filmblut vergossen wird.
    Ja, es mag gut sein, dass ich gerne in Filmen Gewalt sehe und dass die Sergio Leone nicht gerade dafür bekannt sein, Gewalt durch Einschusslöcher und Blut zu zeigen, aber in dieser Gatling-Szene hätte Blut einfach da sein müssen oder wenigstens Sand der durch den Kugel einschlag effektvoll aufgewirbelt wird, soviel musste auch 1964 schon möglich sein. Zugegeben, vielleicht wollte es Leone auch machen und es hat einfach ins Budget gepasst, aber das ändert nichts daran, dass diese Szene dadurch einfach einiges an ihrer Ästhetik einbüßt. (Insofern man zu den Leuten zählt die so etwas unterhaltsam finden)
    An den Darstellern gibt es jedoch nichts auszusetzten, was auch nicht schwer ist, da Clint Eastwood eindeutig im Mittelpunkt steht. Sein „Gegenspieler“ und damit wichtigster Fiesling ist Ramón, gespielt von Gian Maria Volontè, an dem es zwar schauspielerisch nichts auszusetzten gibt, der aber einfach nicht so oft vor der Kamera zu sehen ist wie Mr. Eastwood.
    Für die Filmmusik zeigt sich Ennio Morricone verantwortlich und folglich bekommt man in dem Film auch was fürs Ohr geboten.

    Fazit: „Für eine Handvoll Dollar“ ist für Fans von guten Western ein Muss und auch für Leute interessant die etwas mit dem Storykonzept des Einzelgängers, der geschickt zwei Banden zu seinem Gunsten gegeneinander ausspielt, anfangen können.
    Den Trailer enthalte ich euch mal vor, da der doch extrem spoilert und außerdem noch einen der besten Sprüche im Film zeigt.


    Einzelwertungen:

    Darsteller: 07/10 (So richtig zur Geltung kommt sowieso nur Eastwood)
    Effekte: 05/10 (Die Gatling-Szene zieht den ganzen Film in dem Bereich runter)
    Plot: 08/10 (Der Plot ist gut und kann einen überraschen wenn man nicht schon einen Film mit der selben Story wie „Last Man Standing“ gesehen hat)
    Anspruch: 04 /10 (Zwar trickst Eastwood immer alle aus, aber das ist logisch nachzuvollziehen und auch sonst gibt’s nichts nicht zu verstehen)
    Gesamteindruck: 08 /10 (Ein guter, solider Western mit interessantem Plot)

    imdb 8.0
    DVD bei Amazon
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  7. #227 Zitieren
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    Zwei glorreiche Halunken


    [Bild: cover.jpg]


    Name: Zwei glorreiche Halunken (The Good, the Bad and the Ugly)
    Erscheinungsjahr: 1966
    Genre: Western
    Regie: Sergio Leone
    Darsteller: Clint Eastwood, Eli Wallach, Lee Van Cleef
    FSK: 16
    Laufzeit: 171 min.

    Inhalt:
    Irgendwo ist die Kriegskasse eines Regimentes vergraben und 3 Männer versuchen das Geld zu finden und müssen zu ihrem Unbehagen feststellen, dass sie aufeinander angewiesen sind.


    Meinung:

    Es gab eine Zeit in der man nicht 3 Jahre warten musste, damit ein Teil einer Trilogie auf den anderen folgte, eine Zeit die man heute „Die 60er“ nennt, als noch Leute wie Sergio Leone sich Regisseur nannten und ganze Trilogien innerhalb weniger Jahre produzierten.
    „Zwei glorreiche Halunken“ kam nämlich schon 1967 in die Kinos und bildet damit den Abschluss der Dollar-Trilogie und sollte eigentlich auch der Abschluss aller Leone-Western sein, da dieser sich dann „Es war einmal in Amerika“ widmen wollte, dann aber trotzdem noch „Spiel mir das Lied vom Tod“ drehte.
    Der Film spielt in der Zeit des Bürgerkrieges und grob gesagt geht es darum, dass ein Regiment seine Kriegskasse verloren hat und nur ein Mann weiß, wo das Geld ist.
    Es ist schwer zu sagen, wann die Haupthandlung eigentlich wirklich beginnt, da der Film sich in zwei, nenne wir es einfach mal so, Parteien einteilt.
    Erstmal beginnt er mit der Vorstellung der Charakter und zeigt etwa Tucco, der fluchtartig, nachdem er 3 Leute abgeknallt hat, mit dem Colt in einer, einer Fleischkeule in der anderen, durch ein Fenster springt. Dabei wird ein Effekt eingesetzt der heute Gang und Gebe ist, nämlich das Anhalten des Films und Einblenden des Namens bzw. in diesem Fall „The Good“, „The Bad“ und „The Ugly.
    Sentenza, gespielt von Lee Van Cleef erfährt in seiner „Vorstellung“ gleich von dem Gold, während Tuco Benedicto Pacífico Juan María Ramírez, im Film einfach nur Tuco der von Eli Wallach verkörpert wird, und der Blonde, gespielt von Clint Eastwood, erstmal gemeinsam einen Handel eingehen, dann versuchen sich umzubringen und dann erst, nach einer Stunde Laufzeit von dem Gold erfahren, während Sentenza schon Nachforschungen angestellt hat.
    Somit beträgt die Zeit, in dem sich wirklich auf das Hauptziel konzentriert wird das 3-fache als im Vorgänger, was dem einen oder anderen vielleicht nicht gefällt und derjenige hätte vielleicht gewollt, dass es einen kürzeren Weg gab, die beiden auf das Gold zu bringen, denn letzten Endes führt ja gerade der gegenseitige Hass der in der ersten Stunde entsteht genau dazu.
    Aber was bringt einem die beste Handlung, wenn es darin trotzdem noch Lücken oder Logikfehler gibt, denn davon gibt’s eine Handvoll in „Zwei glorreiche Halunken“.
    Angefangen bei Kleinigkeiten, dass Clint Eastwood (der nebenbei bemerkt aus mir schleierhaften Gründen „Blonder“ genannt wird“) durch die Wüste gehetzt wird und sein ganzes Gesicht voller Blasen ist, er nach 2 Tagen aber bereits wieder ein makelloses Gesicht hat, während ich Tage später nach einer Doppelstunde in einem Freibad noch unter meinem Sonnenbrand zu leiden habe.
    In die selbe Kategorie fällt dann noch die Aussage eines Mannes, der von dem was er da sagt, nicht unbedingt was wissen kann aber diese beiden Sachen sind für die Handlung bedeutungslos und meinetwegen, soll es halt so sein.
    Einen richtigen Fehler von dem die Handlung betroffen wird, gibt es nur einmal, wo Clint Eastwood meint, jeder Revolver hätte seinen eigenen Klang und sofort weiß, dass das Tucos Revolver sein muss. Blöd nur, dass es eigentlich nicht möglich ist (oder es hätte zumindest in einer zusätzlichen Szene gezeigt werden müssen), dass Tuco nach vorangegangen Ereignissen immer noch seinen eigenen Revolver hat und deshalb nicht an dessen Klang erkannt werden kann.
    Außerdem ist es eigenartig, dass Sentenza Sergeant in der Armee ist, wenn er doch am Anfang noch für jemanden den Auftragskiller spielt.
    Ansonsten verläuft die Handlung reibungslos und präsentiert sich kritisch gegenüber dem Bürgerkrieg, da sowohl Blonder als auch Tuco das Verlangen für etwas anderes als Geld zu Sterben nicht nachvollziehen können.
    Eine Stärke des Films besteht auch in den Charakteren und deren Darstellern. Die sind, wie aus Sergio Leone Western nun einmal gewohnt immer auf den eigenen Profit aus und man weiß stets, dass sowohl Blonder als auch Tuco, die die meiste Zeit gemeinsam vor der Kamera auftreten, einander verraten würden, wären sie nicht aufeinander angewiesen um das Geld zu finden. Was die Schauspielkunst selbst betrifft gibt es an den Hauptdarstellern (und sonst ist niemand von Bedeutung) nichts auszusetzen.
    Clint Eastwood hat sein grimmiges Geschau zur Perfektion gebracht, Lee Van Cleef zeigt, dass er auch wunderbar böse sein kann, aber den größten Verdienst erbringt meiner Meinung nach Eli Wallach als Tuco, der einzige Hauptdarsteller der Dollarfilme der nur in einem dieser zu sehen ist.
    Selten sieht man jemanden der so dermaßen gut einen solch hinterhältigen Charakter darstellen kann und eine so gute Gesichtsmimik drauf hat. Die Mimik in der Szene in der er den Strick um den Hals hat und nicht weiß ob Clint Eastwood schießen wird oder nicht ist einfach nur göttlich, außerdem hat man seiner Rolle am meisten Tiefe verliehen und sie war sicher die am Schwerst zu spielende. Es gibt Momente im Film wo er mich sogar etwas an den von Johnny Depp gespielten Jack Sparrow aus den „Fluch der Karibik“-Filmen erinnert hat.
    Bei den Nebendarstellern handelt es sich teils um bekannte Gesichter von Schergen in den vorangegangenen Dollarfilmen, aber nichts was hier eine namentliche Erwähnung verdient hätte.
    Das allergrößte und unverzeihlichste Manko des Films ist die Synchronisation. Ich weiß nicht genau warum oder wieso, aber offenbar hat man Szenen in den Film eingebaut die ursprünglich nie ins Deutsche übersetzt wurden und musste dann andere Synchronsprecher verwenden. Es ist zwar jetzt nicht so, dass Eli Wallach auf einmal eine piepsige Stimme hätte (eher im Gegenteil, die neuen Synchronsprecher haben eher eine tiefe Stimmlage) aber der Unterschied zwischen den einzelnen Stimmen der Hauptpersonen ist doch eindeutig und es ist leider auch nicht so, dass das nur eine Szene wäre, sondern es sind einiges an Szenen in denen diese andere Synchronisation verwendet wurden.
    Wenn man also der Sprache mächtig ist, sollte man sich den Film gleich auf Englisch anschauen, ein allzu hohes Sprachniveau setzt er sowieso nicht voraus .
    So oder so, am Ende hat man wieder alle Fehler vergessen und verziehen und darf einen der besten Showdown der Filmgeschichte betrachten.
    Alles in allem ist der Film Leones bester Western, da er alle gute Eigenschaften der Vorgänger übernimmt und gleichzeitig noch verbessert wie zum Beispiel die Schauspieler und das ganze noch mit einer epischen Story würzt.
    Die große Frage die sich wohl jeder stellt ist, können 171 min. wirklich durchgehend unterhalten ohne langweilig zu werden? Die Antwort darauf ist ein klares Ja, der Film hat seine Längen aber es wird trotzdem dabei nie langweilig, sei es nun weil gerade wer erschossen wird, gerade zufällig eine Kanonenkugel ein Haus einstürzen lässt und jemandem damit das Leben rettet (so widersprüchlich das klingen mag), man Clint Eastwoods grimmiges Gesicht sieht oder gerade irgendein lockerer Spruch gerissen wird.
    „Zwei glorreiche Halunken“ unterhält vom Anfang bis zum Ende und ist und bleibt ein Meilenstein in der Filmgeschichte und wenn man nichts mit Western anfangen kann, dann sollte man den Film trotzdem gesehen haben, nur um zu zeigen, dass man Geschmack hat.


    Einzelwertungen:

    Darsteller: 10/10 (Einfach genial, selten haben Hauptdarsteller besser zusammengepasst)
    Effekte: 07/10 (Nette Explosion)
    Plot: 07/10 (Nicht unbedingt Westernstandart mit Banken und Zügen, aber es geht halt um vergrabenes Geld und Bürgerkrieg, ich find’s unterhaltsam)
    Anspruch: 07/10 (Der Film ist manchmal etwas zäh, aber nicht so simpel wie der Vorgänger)
    Gesamteindruck: 09/10 (Der beste der Sergio Leone-Western und ein Meilenstein der Filmgeschichte)

    imdb 9.0 / Top 250: #5
    DVD bei Amazon (Steelbook)
    Trailer
    Re'on ist offline Geändert von Re'on (07.08.2008 um 16:01 Uhr)

  8. #228 Zitieren
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    The Kentucky Fried Movie

    [Bild: kfm-poster.jpg]

    Kinostart: 16.05.1980
    Regie: John Landis
    Genre: Komödie
    Darsteller: Donald Sutherland, George Lazenby, David Zucker
    FSK: 16

    Inhalt: Well, there is none. "Kentucky Fried Movie" ist eine etwa 80 minütige Aneinanderreihung von Slapstick-Scherzen und TV-Parodien.

    Kritik: Dieser Film rockt. THE END!

    Ney, das war natürlich noch nicht die ganze Kritik, die ich zu "Kentucky Fried Movie" abgeben möchte, aber ehrlich gesagt ist es verdammt schwer, ein wirklich gerechtes Review zu diesem Streifen zu schreiben. Denn das erste Werk der ZAZ-Crew (die Zucker-Brüder und Jim Abrahams, die später mit solchen Knallern wie "Airplane!" und "Die nackte Kanone" riesen Erfolge feierten) ist eigentlich gar kein Film. Wie schon im Inhalt erwähnt handelt es sich um eine Reihe von manchmal weniger lustigen, aber meistens bestens gelungenen kurzen Scherzen (mit einer Ausnahme), die den typischen ZAZ-Humor versprühen, sprich: Slapstick, Sex und purer Schwachsinn, vor allem zweiteres aber im Gegensatz zu aktuellen Produktionen dieses Genres mit 'ner ordentlichen Portion Nivea oben drauf.
    Hier wird alles auf die Schippe genommen, was nicht niet und nagelfest ist. Anfangen tut die Chose mit einer völlig bekloppten Nachrichtensendung (mein Favorit sind immer noch das Horoskop und der Bericht über den Zwerghamster), die damit endet, dass ein wildgewordnener Gorilla das Studio zerlegt. Weiter geht es mit ein paar Werbeeinblendungen, Trailern für fiktive Filme aus dem Hause Samuel L. Bronkowitz (wem der Name bekannt vorkam: Der gute Mann bekam in "Die nackte Kanone 33 1/3" einen Oskar für sein Lebenswerk überreicht), die so klangvolle Titel wie "Cleopatra Schwartz" und "That's Armageddon" (sowieso der geilste überhaupt) tragen, dann eine kurze Episode im "Gefühlskino", die Wissenschaftssendung "Ihr Leben ohne Zink-Oxid", ein wenig Reality-Soap und dann das Main-Feature des Streifens (der quasi einen gewöhnlichen amerikanischen Fernsehabend der 70er Parodierte): "Für eine handvoll Yen". Kurzum: Da ist für jeden was dabei.
    Schauspielerisch gibt's nicht viel zu berichten, man sieht kaum ein und dieselbe Nase länger als zehn Minuten auf dem Bildschirm, Donald Sutherland und George Lazenby werden normalerweise nur als Stars gebillt, weil sie die größten Publikumsmagneten damals waren (spielen beide im "That's Armageddon"-Trailer mit), auch Effekte spielen hier keine große Rolle, was zählt ist der Humor. Und da muss man gleich sagen, wer mit den anderen ZAZ-Filmen nichts anfangen kann, der wird auch an "Kentucky Fried Movie" keinen Gefallen finden, denn wo "Die nackte Kanone" immerhin noch so etwas ähnliches wie einen Plot hatte und "Hot Shots II" sich selbst den "brutalsten Film aller Zeiten" nennt, ist "Kentucky Fried Movie" quasi die Quintessenz, das Skelett dieses Genres. Witze, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    Und die sind, wie oben schon gesagt, fast immer sehr gut, manchmal nicht so prall gelungen. "Rex Kramer, Gefahrensucher" ist zum Beispiel eine kurze, knackige, sehr feine Sache. "That's Armageddon" auch, genau wie "Ihr Leben ohne Zink Oxid" und auch "Hilfe für die Toten" ist sehr genial. Nicht zu vergessen der "Schütze"-Running-Gag, der zwar sparsam aber dafür genau an den richtigen Stellen eingesetzt wird. Aber vor allem "Für eine handvoll Yen" muss sich Kritik gefallen lassen. Das Segment ist zu lang und bietet teilweise zu viel Leerlauf. Das Feature hat ein paar sehr geniale Scherze zu bieten ("Ah, ein Spielzeugroboter" zum Beispiel, oder der tolle Anwerbespruch "Sie haben die einmalige Gelegenheit vierzig oder fünfzig Menschen zu töten", sowie die Freiheitsstatue mit dem Untertitel "Hong Kong"... Klassiker wie aus dem Lehrbuch), aber für seine Länge (knapp eine halbe Stunde) kann es nur bedingt überzeugen. Und auch der "Rausschmeißer" "Eyewitness News" ist zwar schön bescheuert, aber auch nicht so lustig...
    Davon abgesehen zieht der Streifen sich exzellent aus der Affäre. Mit Ausnahme von "Für eine handvoll Yen" ist der Film extrem kurzweilig und macht immer wieder Spaß (hab ihn jetzt etwa sechs oder sieben mal gesehen und kann immer noch lachen) und das DVD-Menü ist sowieso hohe Kunst.
    Kommen wir zum Fazit: Wer vom ZAZ-Humor nicht genug kriegen kann, für den ist "Kentucky Fried Movie" sowieso ein Muss und der wird auch nicht enttäuscht werden. Hier jagt ein Witz den nächsten, natürlich komplett an jeglicher political correctnes vorbei und teilweise auch jenseits des guten Geschmacks. Wer über "Airplane!" schon nicht lachen konnte wird hier auch nicht glücklich. THE END! Wow, echt kurz geworden.

    Einzelwertungen
    Darsteller: --/10 (da es keine wirklichen "Darsteller" gibt, gibt's hier auch nix zu bewerten)
    Plot: --/10 (es gibt keinen)
    Effekte: 03/10 ("That's Armageddon" hat ein paar ganz nette Szenen)
    Anspruch: 05/10 (bissige Satire meets spaßigen Slapstick)
    Gesamtwertung: 08/10 (ein gelungener Spaß für jeden ZAZ-Fan)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.4)
    Einen Trailer gibt es so weit ich sehe nicht, deswegen verlinke ich einfach mal zwei Segmente des Films:
    That's Armageddon Trailer
    Cleopatra Schwartz Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (27.08.2009 um 16:31 Uhr)

  9. #229 Zitieren
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    Name: Departed
    Erscheinungsjahr: 2006
    Genre: Thriller / Krimi
    Darsteller: Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Vera Farmiga
    Regie: Martin Scorsese
    FSK: 16
    Laufzeit: 145 Minuten

    Inhalt:
    Polizeischulabsolvent Billy Costigan arbeitet undercover bei dem Bostoner Paten Frank Costello. Sein Gegenüber ist Colin Sullivan, Costellos Maulwurf in der Einheit zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens. Nach einigen seltsam abgelaufenen Einsätzen dämmert es sowohl Costello als auch Captain Queenan, dass sich ein Verräter in den eigenen Reihen befinden muss. So gilt es für Billy und Colin, ihre Deckung um jeden Preis zu bewahren und gleichzeitig die des anderen auffliegen zu lassen. (Inhalt von Amazon.de übernommen)


    Meinung:

    In meinem „Für eine Handvoll Dollar“-Review habe ich behauptet, dass Remakes zu asiatischen Filmen dazu neigen verdammt gut zu sein. Ich muss gestehen nicht einmal annähernd eine Ahnung zu haben wieviele Remakes asiatischer Filme es gibt, aber die, die ich kenne sind gut oder zumindest brauchbar.
    Dass einige davon sogar sehr gut sein können hat „Für eine Handvoll Dollar“ ja schon bewiesen, dass einige davon aber auch sogar wahre Meisterwerke sein können hat Martin Scorsese anno 2006 bewiesen.
    Da hat der gute Mann nämlich beschlossen ein Remake von „Infernal Affairs“ zu drehen, gesagt getan und heraus kam ein Film mit der Nebenwirkung, dass man bis zum Ende seiner Tage nicht mehr mit „Infernal Affairs“ glücklich werden würde, da der Film praktisch alle Storywendungen vom Original übernimmt und nochmal zusätzlich eine draufpackt, die der gute Mr. Scorsese besser nicht draufgepackt hätte, aber das lässt sich ohne Spoiler nicht so einfach erklären.
    Der größte Unterschied zwischen „Departed“ und „Infernal Affairs liegt, neben anderem Schauplatz, in der Laufzeit. Departed bietet dem Zuseher 145 Minuten Unterhaltung, „Infernal Affairs“ bringt es gerade einmal auf 97 min, verwunderlich, da beide jedoch eine nahezu idente Story haben.
    Der Grund für die paar Minuten mehr bei „Departed“ ist, dass Scorsese sich viel mehr Zeit lässt die Geschichte zu erzählen und vor allem geht er näher auf seine Protagonisten ein und liefert so etwa eine längere Einleitung.
    Bis der Titel erscheint vergeht tatsächlich etwas an Zeit und gerade in diesen ersten Minuten heißt es mehr aufpassen, als in dem was danach folgt. Der Film scheut sich nicht davor erstmal einen Leo DiCaprio in einem Büro zu zeigen, wie er sich von Mark Wahlberg niedermachen lässt, dann auf einen Matt Damon umzuspringen, dann wieder kurz zurück ins Büro und schon werden auch noch ein paar Szenen aus der Vergangenheit von DiCaprios Charakter Billy Costigan dazu geschnitten. (siehe mehr Zeit für die Protagonisten)
    Wer sich in etwa so oft mit Filmen auseinandersetzt wie ein paar Kumpels mit denen ich damals im Kino war, dürfte bereits schon einige Schwierigkeiten haben, dem Film zu folgen, da ich aber mal davon ausgehe, dass sich hier keine solche Kretins der Filmkunst befinden, dürfte auch keiner damit Probleme haben.
    Eine Eigenschaft die ebenfalls den Unterschied von „Infernal Affairs“ und „Departed“ ausmacht, ist, dass „Departed“ schlicht und ergreifend etwas abnormal ist, was vor allem den Charakteren auf der Mafia-Seite zu verdanken ist, angeführt von Jack Nicholson (den ich übrigens für diese Rolle besser besetzt halte als ein Robert DeNiro).
    Angefangen mit einem der besten First Lines der Filmgeschichte „I don't want to be a product of my environment. I want my environment to be a product of me.”, einer Rückblendein seine Vergangenheit wo er zwei Menschen erschießt und es mit einem „Sie ist aber lustig hingefallen“ kommentiert, über mit einem Herumfuchteln einer abgehakten Hand oder einem Auftritt mit vollkommen blutbesudelter Kleidung und Händen.
    Es gibt nahezu zig Zitate und Szene die ich hier jetzt aufzählen können, denen „Departed“ diese Bezeichnung als nicht ganz normaler Film verdankt, trotzdem wird er, wie man vielleicht jetzt vermuten könnte, nie unrealistisch. Einige Aktionen, hervorgehoben durch passende Schnitte und Zitate bringen einen selbst nach mehrmaligen Anschauen immer noch zum Lachen.
    An der Handlung gibt es in diesem Film, abgesehen von einem kleinen Punkt am Ende, nichts auszusetzen, insofern man noch nicht „Infernal Affairs“ gesehen hat, da es einige Wendungen gibt, die man einfach nicht voraussehen konnte.
    Schauspielerisch schwebt man bei „Departed“ im siebten Himmel.
    Dicaprio und Damon spielen sehr gut, aber erstaunlich ist eher die Leistung von Mark Wahlberg und Martin Sheen oder Alec Baldwin, die zusammen ihre Rolle so großartig rüberbringen, dass man mit diesen 3 schon einen eigenständigen Film hätte drehen können.
    Jack Nicholson mimt den doch etwas durchgeknallten Mafiapaten absolut fabelhaft und auch an Ray Winstone gibt’s überhaupt nichts auszusetzen.
    Wie schon in anderen Scorsese-Filmen wird mehr Wert darauf gelegt Gewalt auch realistisch aussehen zu lassen, als stattdessen die Körper anzuhäufen. On-Screen bekommt man 21 Leichen zu sehen, deren Ableben auch nicht immer und wenn auch nur kurz gezeigt wird.
    Kurzum, der Film punktet durch gute Protagonisten,genialen Schauspielern und einer sehr spannend inszenierten Handlung frei von Logikfehlern , wie auch dem guten Einfügen von Musik wie etwa „I’m Shipping up to Boston“ von den Dropkick Murphys.
    Das alles macht „Departed“ in meinen Augen zu einem Meisterwerk, das selbst nach dem 4. Mal ansehen immer noch nicht langweilig wird.

    Einzelwertungen:

    Darsteller: 10/10 (Alle miteinander genial)
    Effekte: 08/10 (Wenn was explodiert, dann richtig und Einschusslöcher sehen aus wie Einschusslöcher)
    Plot: 09/10 (Eigentlich ist ein Undercoverpolizist nichts besonderes, aber „Departed“ inszeniert das alles so unglaublich spannend)
    Anspruch: 08/10 (Man muss in der Story aufpassen)
    Gesamteindruck: 09/10 (Ein genialer Film von Meister Scorsese)

    imdb 8.5 / Top 250: #45
    DvD-Kauf bei Amazon (Single-Disc)
    DvD-Kauf bei Amazon (2Disc-Fassung)
    Trailer
    Re'on ist offline Geändert von Harbinger (15.09.2008 um 17:28 Uhr)

  10. #230 Zitieren
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    Name: Der Texaner
    Erscheinungsjahr:1976
    Genre: Western
    Regie: Clint Eastwood
    Darsteller: Clint Eastwood
    FSK: 16
    Laufzeit: 130 min.

    Inhalt:
    Josey Wales Familie wird von Nordstaatlern ermordet, er schließt sich der anderen Seite an um Rache zu nehmen und wird zum gefürchteten Guerilla.
    Als der Krieg zu Ende ist, müssen Wales und seine Kameraden einen Eid schwören, doch Josey Wales weigert sich in das feindliche Lager zu kommen. Der dortige Befehlshaber hat aber gar kein Interesse daran, die ehemaligen Feinde am Leben zu lassen und trotz Wales wagemutigen Einsatz können nur er und ein verwundeter, junger Guerilla fliehen.


    Meinung:

    Es ist ja nicht ungewöhnlich, wenn Schauspieler beschließen selbst eines Tages Filme zu drehen. So auch Clint Eastwood der 1971 selbst das erste Mal Regie führte. 4 Filme in eigener Regie später begann er dann den Film mit dem Titel „The Outlaw Josey Wales“, zu Deutsch „Der Texaner“ , genau 10 Jahre nach „Zwei glorreiche Halunken“.
    Ich will es gleich auf den Punkt bringen, allzu viel gibt es über „Der Texaner“ nicht zu sagen, denn der Film entpuppt sich als grundsolider Western ohne wirkliche Schwächen, dafür aber auch ohne irgendwelche besonderen Stärken.
    Auch „Der Texaner“ schwächelt schon wie etwa „Für eine Handvoll Dollar“ im Effekt-Bereich. Zwar kennt der Film durchaus Einschusslöcher, aber das Kunstblut sieht leider auch eindeutig genau wie Kunstblut aus. Dafür sieht die Szene zu Beginn wo Clint Eastwood als Josey Wales mit der Gatling Gun aufräumt(was anno 1964 ja schon Gian Maria Volonté in „Für eine Handvoll Dollar“ tun durfte), besser aus als im ersten Dollar-Film, da hier sogar Zeltwände von Kugeln zerfetzt werden (!!!).
    Die Handlung von „Der Texaner“ ist simpel, simpler als etwa „Für ein paar Dollar mehr“ und der Film erzählt einfach die Geschichte des Outlaws der vor dem Gesetzt flieht ohne dabei wirklich auf ein bestimmtes Ziel (wie etwa das Finden des Goldes in „Zwei glorreiche Halunken“) hinzusteuern.
    Die Handlung wartet also nicht mit spektakulären Wendungen auf einen, mit der Zeit gesellen sich ein Indianer, ein Hund und eine Indianerin plus ein paar weiterer Personen noch um den wortkargen, stets miesgelaunten Meisterschützen, aber das war’s im Großen und Ganzen auch schon, immer wieder gibt’s dann einen Schusswechsel und am Ende noch eine etwas größere Schießerei.
    Wie von Clint Eastwood aus den Dollar-Filmen gewohnt gibt’s ein paar makabere Sprüche und vorranging Personen von gewalttätigem Charakter, die einfach nur zum Spaß morden wie die Bande von Redlegs oder Kopfgeldjäger, die einfach nur bezahlt werden wollen, jeder der von fröhlicher Gesinnung ist muss damit rechnen, das ihm auch etwas Böses wiederfährt. Von Zeit zu Zeit versucht der Film von diesem Muster abzuweichen und eher in die Richtung eines Dramas zu gehen, wenn etwa der Indiana zu erzählen beginnt wie sie „zivilisiert“ wurden oder ein Kopfgeldjäger, der einsieht, dass er, obwohl er unterlegen ist, sich Josey Wales stellen muss, da er von etwas anderem als diesem Beruf nicht leben kann. Zugegeben, wirklich betroffen macht einen beides nicht. Wer wirklich einen Western sehen will der auch die Bezeichnung „Drama“ verdient soll sich Eastwoods 1992 entstandenen Film „Unforgiven“ anschauen.
    Der größte Unterschied zu den „Dollar“-Filmen ist noch, dass es in diesem Western hier Indianer gibt, von denen kein einziger in einem Sergio-Leone Western aufgetaucht ist.
    Schauspielerisch steht Clint Eastwood klar im Mittelpunkt, neben seiner Rolle gibt es vielleicht 2-3 Leute die Sätze von Bedeutung von sich geben dürfen, kein Vergleich also zu den „Dollar“-Western wo man etwa gleich 3 sehr gute Schauspieler geboten bekam.
    Fazit: “Der Texaner“ ist ein Film ohne großen Anspruch, großartige Storywendungen oder Charaktertiefgang. Nicht so gut wie die „Dollar“-Filme, aber definitiv kein schlechter Film. Für Leute die auf Western stehen ideal, wer aber sich Western nur anschaut wenn sie wirkliche Must-See-Filme sind, der schaut sich lieber „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ an.
    Wer aber neu im Western-Gerne ist greift zuerst zu den "Dollar"-Filmen und zu "Unforgiven", denn die machen alles was auch "Der Texaner" macht einfach um einiges besser.

    Einzelwertungen:

    Darsteller: 07/10 (Clint Eastwood zählt, alle anderen sind nicht so wichtig)
    Effekte: 06/10 (mehr als der erste Dollar-Film )
    Plot: 05/10 (Nichts besonderes)
    Anspruch: 04/10 (Leicht zu verstehen, stellt auch sonst keine besonderen Ansprüche)
    Gesamteindruck: 07/10 (Unterhaltsamer Western, aber nicht so gut wie die Dollar-Filme)

    imdb 7.8
    DVD bei Amazon
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  11. #231 Zitieren
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    Name: Seraphim Falls
    Erscheinungsjahr: 2006
    Genre: Western
    Regie: David Von Ancken
    Darsteller: Pierce Brosnan, Liam Nesson
    FSK: 16
    Laufzeit: 108 min.

    Inhalt:
    Einige Jahre nach dem Bürgerkrieg jagt Carver gemeinsam mit einigen Handlangern einen Mann namens Gideon gnadenlos von einem Ort zum anderen.



    Meinung:

    Im Leben gibt es gute Überraschungen und böse Überraschungen. Dass ich auf einen Schlag 3 Filme für nur 8,90€ bei eBay ersteigert habe zählt zu den guten Überraschungen, dass der Preis für die „Gladiator“-VHS dann doch um gut 3€ höher war eher zu den bösen Überraschungen.
    Unter diesen 3 besagten Filmen war auch „Seraphim Falls“ von dem ich so gut wie noch nichts gehört hatte. Vor ein paar Monaten bin ich durch Zufall auf den Film gestoßen und nachdem ich den Preis dafür gesehen habe ist er auch wieder schnell in Vergessenheit geraten, aber letzten Endes kam ich als Fan des Westerngenres doch nicht drum herum, schon gar nicht wenn er nur 3,65€ kostet.
    Tja, da fragt ihr euch bestimmt ob der Film jetzt dann eine gute oder eine böse Überraschung war, nicht?
    Die Antwort darauf ist weder noch, wenn aber eher eine gute Überraschung, nur eben nicht eine verdammt gute.
    Der Film erzählt nicht lange herum, sondern bietet dem Zuseher einen direkten Einstieg in das Geschehen, bekommt Brosnans Figur doch gleich in den ersten 2 Minuten eine Kugel in die Schulter, woraufhin der gute Mann sich den nächsten Hang hinunterrollen darf und damit die geschätzten 20 Minuten einläutet, wo er praktisch nichts anderes von sich gibt als Stöhnen, Keuchen und Jammern.
    In diesen ersten Minuten zeigt sich gleich eine leichte Schwäche im Effekt-Bereich, als Brosnan zu sehen ist wie er sich unter Wasser den Mantel wegreißt und dabei aber kein Blut zu sehen ist, wie man es sonst doch aber immer in anderen Filmen zu sehen bekommt. Ansonsten zeigt der Film Kunstblut und obwohl es sich einmal anbietet nicht einmal geschmacklos übertrieben viel.
    Die bedeutenden Schauspieler sind eindeutig Pierce Brosnan und Liam Nesson. Alle anderen haben meist nur kurze Auftritte, passen aber dann immerhin gut zu ihren Rollen, besonders haben mir dabei vor allem Michael Wincott als Hayes und Ed Lauter als Parsons gefallen, die wirklich gut in das Western-Szenario passen.
    Apropos, Western-Szenario, dabei denken die meisten an staubige Saloons und weite Wüstenlandschaften. Die erste Hälfte von „Seraphim Falls“ spielt gänzlich im Schnee, erst die zweite aber dann in der Wüste, aber das ist nicht das Einzige wodurch sich der Film von Filme die ihrem Genre treu bleiben differenziert.
    Der Film gibt sich nämlich Mühe die Hintergrundgeschichte die dazu führt, dass Liam Nesson Pierce Brosnan jagt etwas anders zu gestalten als man anfänglich glauben zu vermag, zwar ist es nichts was einem Tage später noch wach halten würde, weil man es nicht fassen kann, aber immerhin eine modifizierte Version des 08/15-Krams. Außerdem ist das Gut/Böse-Schema etwas anders, denn in dem Film ist eigentlich niemand so richtig böse und wenn man unbedingt mit dem Finger auf einen zeigen muss damit man einen hat, dann wäre das die Rolle des Carvers, gespielt von Liam Nesson, also die Rolle, von der man eigentlich ausgeht, dass sie der Gute sein müsste.
    Gideon, gespielt von Pierce Brosnan, hingegen zeigt sich für einen Film dieser Art ungewöhnlich sympathisch obgleich er ein paar abartige Methoden zur Entledigung von Bedrohung hat (man kann ihm jedoch niemals Mord unterstellen, da er eigentlich stes aus Notwehr handelt), wobei ich an dieser Stelle gleich nur dazu raten kann, sich den Trailer nicht anzusehen, denn einige wirklich gute Szenen zeigen eben wie Gideon genau so etwas macht und diese Stellen kann man an einer Hand abzählen und 2 davon sind bereits im Trailer zu sehen.
    Die Handlung verläuft von Anfang bis Ende klar und weist keinerlei Logikfehler auf und bleibt spannend. Im Verlauf der ersten Hälfte sinkt der Spannungsbogen jedoch immer wieder weiter nach unten, nur damit dann wieder was unglaublich Cooles passiert.
    Ansonsten gibt es zu „Seraphim Falls“ auch schon nicht allzu viel zu sagen, was auch schon eine Begründung für meine Gesamtwertung ist. Der Film macht eigentlich nichts falsch, hat eine fehlerfreie Handlung, zwei gute Hauptdarsteller und eine Handvoll guter Ideen, jedoch hat der Film nichts was wirklich das Prädikat „Genial“ oder „Ausgezeichnet“ verdienen würde.
    Fazit:"Seraphim Falls" weis mit ein paar eigenen Ideen und guten Hauptdarsteller zu unterhalten, durch die sich der Film vom Hollywoodeinerlei abhebt.


    Einzelwertungen:
    Darsteller: 08/10 (Passen alle, gibt nichts daran auszusetzen)
    Effekte: 07/10 (Manchmal fehlt das Blut)
    Plot: 07/10 (Gestaltet sich etwas anders als erwartet)
    Anspruch: 06/10 (Die Story verläuft nicht kompliziert, alles in allem Standard)
    Gesamteindruck: 07/10 (Guter Film mit zwei guten Schauspielern mit ein paar guten Ideen, der sich vom Hollywoodeinerlei abhebt)

    imdb 6.9
    DVD bei Amazon
    Trailer (Braucht und sollte man nicht unbedingt gesehen haben)
    Re'on ist offline Geändert von Re'on (12.08.2008 um 00:10 Uhr)

  12. #232 Zitieren
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    Name: Star Wars: The Clone Wars
    Kinostart: 14 August 2008 (Deutschland, Australien), 15 August 2008 (UK, USA)
    Genre: Star Wars (imo schon ein eigenes Genre)
    Regie: Dave Filoni
    Synchronsprecher (eng. Org.): Christopher Lee, Samuel L. Jackson, Anthony Daniels
    FSK: 12
    Laufzeit: 90min


    Inhalt:
    Der Krieg zwischen der Galaktischen Republik und den Seperatisten der Förderation erschüttert weiterhin die Galaxis. Eine republikanisches Klonbattalion, angeführt von den Jedi-Generälen Kenobi und Skywalker leistet sich mit den speratistischen Droidenarmeen einen erbitterten Kampf auf dem Planeten Christophsis.
    Dort erhält der hitzköpfige Skywalker nicht nur einen noch hitzköpfigeren Padawanschüler, sondern auch einen Auftrag von kriegsentscheidender Bedeutung: Um einen Vertrag mit dem kriminellen Huttclan zu besiegeln, muss er den Sohn von Jubba dem Hutten aus den Händen des Count Dooku befreien.


    Kritik:
    Endlich wieder Star Wars im Kino!
    Es mag nur computeranimiert sein, aber ein Junkie gibt sich eben auch mit Methadon zufrieden.
    Zunächst stellt sich die Frage: Kann sich dieser 1,5 stündige Trickfilm überhaupt mit den großen Episoden messen? Nein, dass kann er nicht. Aber wer das auch gar nicht erst erwartet, wird mit The Clone Wars äußerst zufrieden sein, denn die epische Grundstimmung, markante Sprüche und das typische Star Wars Feeling kommen wieder voll auf.
    Der Stil mag manchen Leuten etwas missfallen. Man hat sich für eine eckige, comichafte Darstellung der Personen entschieden, während Raumschiffe, Waffen und Sonstiges einen sehr realistischen Eindruck machen. Das mag etwas irritierend sein, wenn es nach einer actionlastigen Klon-Droiden-Begegnung (welche sehr real wirken) plötzlich zu einem Dialog zwischen zwei Hauptpersonen kommt und praktisch ein kompletter Stilumschwung ist. Ich persönlich, hab das aber bereits nach den ersten 10 Minuten komplett ignorieren können, für mich war der Film an sich stärker als sein (umstrittener) Stil.
    Ein weiterer Streitpunkt: Es treten wieder massig B1-Droiden, welche für ihre mangelnde KI und daher oft witzigen Sprüche bekannt sind. Das ist an sicher sehr schön, und sehr Star Wars, aber es kommen einfach zu viele dieser Situationen vor. Ich hab mich zwar über jede einzelne dieser Witzeleien amüsiert aber das Gesammtbild ergab schon den anschein, als wolle man damit auch gezielt ein jüngeres Publikum locken.
    Zu loben ist, dass auf einiges Hintergrundwissen des Expanded Universe (dem Teil von Star Wars, welcher nicht in den Episoden behandelt wird, aber trotzdem kanonisch ist) zurrück gegriffen wird - fortgeschrittene Star Wars Süchtlinge bemerken und erfreuen sich an diesen Referenzen.
    Was besonders herausgestochen hat waren die Laserschwertkämpfe - mit computeranimierten Darsteller lässt sich halt doch mehr anstellen, als mit Realen, das ist nicht von der Hand zu weisen. ;)
    Die Story entwickelt sich gut, steht imo nicht im Schatten der Action und bietet als Pilotfilm einen guten Auftakt zur kommenden Clone Wars Fernsehserie.

    Fazit:

    Wer mit dem umstrittenen Comicstil kein großes Problem hat und begeisterter Anhänger des Expanded Universe ist wird sich an einem kurzweiligen, actionlastigen aber auch storytechnisch nicht zu verachtendem Star Wars Film erfreuen.
    Jedoch alle, die als Star Wars nur Episode 4-6 bezeichnen sollten einen großen Bogen um dieses Werk machen. Es spricht eine deutlich andere Fangruppe an.

    Einzelwertung

    Synchronsprecher: 09/10 Die deutsche Fassung ist gelungen, besonders da man alle Originalsprecher aus den Filmen verpflichten konnte (anders als in der englischen Version)
    Animation: 09/10 Rein objektiv gesehen ist die Animation von überzeugender Qualität. Ob man den Stil mag oder nicht, ist Geschmackssache.
    Story: 06/10 Nicht zu verachten, die Padawansache bringt frischen Wind um die Entwicklung Skywalkers. Allerdings sehr vorrausschauend.
    Anspruch: 04/10 Man hat Rücksicht auf das jüngere Publikum genommen. Sagen wirs so. ;)
    Gesamteindruck: 08/10 Steht in keiner Relation zu den Episoden, dass soll es aber glaub ich auch nicht. Für sich und als Pilotfilm ein schöner Star Wars Film, der alle nötigen Elemente für einen solchen besitzt.

    imdb 5.0
    Trailer
    calapuno ist offline Geändert von Harbinger (15.09.2008 um 17:28 Uhr)

  13. #233 Zitieren
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    The Dark Knight

    [Bild: dark_knight.jpg]

    Erscheinungsjahr: 2008
    Genre: Thriller, Comic-Verfilmung
    Regie: Christopher Nolan
    Darsteller: Heath Ledger, Christian Bale, Gary Oldman, Maggie Gyllenhall, Morgan Freeman, Michael Caine, Aaron Eckhart


    Inhalt

    Ein neuer Bösewicht bedroht Gotham City. Um ehrlich zu sein, ist Bösewicht eigentlich zu einfach für den psychopathischen und anarchistischen Joker, dessen Ziel es ist, ganz Gotham in Chaos zu verwandeln und gleichzeitig Batmans Identität freizulegen. Zur selben Zeit tritt der idealistische Anwalt Harvey Dent in den Vordergrund, der ebenfalls auf seine Weise versucht, Ordnung in Gotham einkehren zu lassen. Drei Idealisten also, dessen gegenseitiges Zusammenspiel die Ereignisse in der Stadt bestimmen, und zu ihrem dramatischen Höhepunkt treiben ...

    Kritik

    Batman, der Comic-Held. Batman, die Comic Verfilmung. Richtig? ... Nein, Batman, der Erstklasse-Thriller!

    Vorweg; Meiner Meinung nach, hat diese Comic-Verfilmung den Wunsch nach Seriösität und Ernsthaftigkeit seiner Handlung und seiner Personen wirklich intelligent und gut hingebracht. Von Lächerlichkeit keine Spur. Diesem Film nimmt man seine, für Comic-Verfilmungen ziemlich untypisch tiefgehende, Handlung mehr als ab. Eigentlich geht es bei diesem Film nicht um Batman. Vielmehr dreht sich alles um das Wechselspiel dreier Individuen und Idealisten, die für sich beanspruchen, den richtigen Weg für Gotham City zu kennen und diesen streng durchzusetzen.

    Batman, der "dunkle Held". Er bekämpft Verbrechen und ruft aber etwas noch viel Schlimmeres hervor. Er "erweckt" den Joker gewissermaßen erst zum Leben; einen Psychopathen, oberflächlich betrachtet; Bei genauerer Hinsicht ist er das vielleicht immer noch, allerdings mit Zielen und Idealen: Anarchie und Chaos in Gotham City; Und die Demaskierung des Batman. Der dritte Mann im Spiel (und "Game" wird im Film tatsächlich auch häufig verwendet) ist Harvey Dent, ein charismatischer Anwalt, der für den Bürgermeister-Posten kandidiert und ebenfalls Recht und Ordnung in Gotham schaffen will.

    Der gesamte Film wird eigentlich durch die Handlungen und Reaktionen dieser drei Protagonisten vorangetrieben. Im Laufe der Geschichte ergeben sich vor allem für Batman und Harvey Dent immer mehr Situationen, in denen sie ihre eigenen Ideale und Handlungsweisen hinterfragen müssen, und man fragt sich mit der Zeit immer häufiger, wer nun eigentlich der Gute, und wer der Böse ist... Ausgelöst wird das alles durch die genialen Schachzüge des irren Joker, gespielt von einem Heath Ledger in Höchstform. Der Joker ist nicht nur witzig und zum Fürchten, er handelt mit einer Rafinesse, die immer wieder Überraschungen und grenzwertige Situationen hervorruft.
    Ich sage nur Bleistift-Zaubertrick. ^^ ...

    Die Dialoge bewegen sich dabei ständig von amüsant zu genial, ohne jemals an Ernsthaftigkeit zu verlieren, oder Gefahr zu laufen, dass sie lächerlich wirken würden.

    Die Action-Szenen sind natürlich auch hier wieder in Übermaß vorhanden, wie man sich das bei diesem Genre natürlich erwartet, auch teils unrealistische Technik-Spielereien sind natürlich wieder mit an Bord. Trotzdem ist die gesamte Action sehr gut gemacht und man hat selten das Gefühl, dass das jetzt gar zu unrealistisch ist, selbst wenn man diesen Vorwurf bei dieser Thematik natürlich niemals völlig vom Tisch fegen kann.

    Die Story ist, wie bereits beschrieben, mehr die eines sehr guten und wendungsreichen Thrillers, die zwar aufgrund ihrer Konstruktion vielleicht nur mit unwirklichen Charakteren wie Batman und Joker funktioniern kann, aber dadurch ihre Seriösität trotzdem nicht verliert. Auch die moralischen Zwickmühlen, die in nahezu jeder Situation vorhanden sind, nimmt man der Handlung ohne weiteres ab. Und auch das Ende, auf das ich nicht vorgreifen möchte, ist nicht nur temporeich und spannend inszeniert, sondern beinhaltet auch wieder eine moralische Erklärung, die durchaus ernst genommen wird.

    Die schauspielerische Leistung ist dabei eigentlich durchwegs sehr gut. Dass Heath Ledger mit seiner Joker Performance beinahe alle an die Wand spielt, und so der Film eigentlich The Joker heißen müsste^^, verleiht dem Ganzen noch einmal ein spezielles Flair.

    Die Kamera-Fahrten und die düstere Atmosphäre sind dafür wieder comic-typisch, was halt die gut gemachten Action-Szenen unterstützt und einen gleichzeitig wieder ins Gedächtnis ruft, dass natürlich aller restlichen Indizien zum Trotz ein großes Augemerk auch auf der Comic-Action liegt.

    Die Musik, komponiert von Hans Zimmer und James Newton Howard, beinhaltet sowohl bombastische Stücke für die Action-Szenen, als auch ruhigere Momente für die Szenen, in denen die Moral und die Ideale im Vordergrund stehen. Insgesamt gesehen ebenfalls ein äußerst cooler Soundtrack, den ich mir ziemlich sicher zulegen werde. Viele Melodien wiederholen sich zwar immer wieder, allerdings stört das nicht wirklich.

    Der Anspruch ist also, zusammenfassend gesagt, nicht der eines einfachen Popcorn-Action-Films, oder Popcorn-Comic-Action-Films. Vielmehr würde ich The Dark Knight als einen intelligenten Action-Thriller mit Psycho und Comic-Elementen bezeichnen.

    Fazit:

    Ein Comic - Film, der den Absprung zur Seriösität seiner selbst gekonnt meistert und trotz der Ernsthaftigkeit seiner Story und der Charaktere niemals lächerlich wirkt. Batman, der Held, Joker, der Böse, Happy End, alles gut? Nicht so beim dunklen Rächer aus The Dark Knight. Während Batman Begins eine gut gemachte Comic-Verfilmung ist, verspricht dieser Film mehr zu sein, und hält es auch. Die eigentlichen drei Protagonisten, die ja bereits im Vorfeld durch die aufwändige Medienkampagne vorgestellt wurden, und das Wechselspiel ihrer Handlungen machen den speziellen Charakter dieses Films aus. Christopher Nolan (und sein Bruder) beweisen was sie drauf haben, in diesem Film der Extraklasse!

    Natürlich ist kein Film perfekt, so auch nicht The Dark Knight. Verbessern kann man immer, und fraglich ist auch, ob es angebracht ist, diesen Film bei der ImdB-List nach oben zu hypen. Andererseits muss man sich auch die Frage stellen, wie aussagekräftig so eine Liste doch ist, und ob nicht ein Pate an erster Stelle genauso unangebracht ist, wenn am Ende dann doch alles wieder subjektiv ist. Fakt ist, dieser Film ist extrem gut gemacht und ist keineswegs nur wegen Heath Ledgers Tod zurecht gehypt worden.

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 10 (Heath Ledger spielt oscarwürdig; darüber hinaus ist eine wirkliche Star-Besetzung am Werk, die ebenfalls sehr gut spielt, auch wenn sie teilweise ein wenig unter gehen neben dem Joker; )
    Effekte: 8 (Sehr gut gemacht, aber im allgemeinen Vergleich im Grunde Standard; außer Two Face, da frage ich mich heute noch wie die das gemacht haben
    Plot: 9 (Zahlreiche Wendungen, ständige moralische Zwickmühlen, der immerwährende Konflikt zwischen Selbstjustiz und Recht; sehr ansprechendes Thema)
    Anspruch: 8 (Für einen Comic-Film natürlich überaus viel Anspruch; trotzdem muss man sich nicht zu stark konzentrieren um die Handlung zu verstehen; außerdem sind auch die Action-Elemente ziemlich zahlreich, und da muss man sich nicht wirklich anstrengen, sondern kann einfach genießen)
    Gesamteindruck: 10 (Die Einzelwertungen würden keine 10/10 ergeben, richtig; Aber der Eindruck, den der Film bei mir hinterlassen hat, rechtfertigt diese Bewertung trotzdem, mit dem Hinweis darauf, dass 10/10 nicht heißt, dass ein Film unverbesserlich und perfekt ist, sondern einfach etwas besonderes und sehr gut gemachtes; ich werde The Dark Knight zu meinen persönlichen Top-Favoriten dazugeben)

    Imdb Wertung 9.1 (Platz #3)
    Trailer bei YouTube
    Kauf bei Amazon (vorbestellbare UK-Import Version)
    Aratirion ist offline Geändert von Harbinger (15.09.2008 um 17:29 Uhr)

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    Kinostart: 08.10.1987
    Regie: Emile Ardolino
    Genre: Drama/Liebesfilm/Tanzfilm
    Darsteller: Patrick Swayze, Jennifer Grey, Jerry Orbach
    FSK: 12

    Inhalt: 1963: Die junge Baby ist mit ihren Eltern und ihrer Schwester im Urlaub an einem stinklangweiligen Ferienort. Ihre Hauptbeschäftigungen dort sind unter anderem fremden Leuten beim Tanzunterricht auf die Füße zu treten und den Avancen des schleimigen Juniorchefs des Schuppens entgegenzuhalten. Bis sie den coolen Tanzlehrer Johnny kennen und lieben lernt.

    Kritik: Ha, das hattet ihr nicht erwartet, oder? Ja, ich war gestern aus gewissen Gründen der Indisponiertheit am vorigen Wochenende (KNABBERSAAAACK!!!) gestern auf Kurzbesuch bei meinen Großeltern und was macht man da an so einem schönen Abend, wenn kein DVD-Player, keine Stereoanlage und kein Computer in der Nähe steht? Richtig, Fernsehprogramm einschalten. Nachdem erst um 20:15 der Leslie-Nielsen-Klopper "Sehr Verdächtig" und zwei Stunden später das unglaublich spaßige Verhoeven-Sci-Fi-Action-Thriller-Vehikel "Hollow Man" (ich liebe dich, Kevin Bacon) kredenzt wurden, saß ich am Morgen des neuen Tages immer noch im Wohnzimmersessel und wollte eigentlich nur noch ein paar Dinge auf einen Schmierzettel notieren, aber das geht bei mir immer besser, wenn im Hintergrund irgend was läuft. Also auf Sat.1 gezappt (das sollte jetzt keine Schleichwerbung sein... oder doch?) und im Nachtprogramm die Wiederholung des wohl größten Tanzfilms aller Zeiten (haha, die Konkurrenz ist mächtig mächtig, möcht ich meinen) angeschaut.
    Ja, so sieht's aus, euer lieber Count, der nach wie vor alles vergöttert, was möglichst viel sinnlose und spaßige On-Screen-Violence abfeiert, guckt auch gerne mal 'nen Liebesschinken, wenn sich niex anderes ergibt. Und anderes ergab sich auch nicht, aber das ist hier nicht das Thema und eigentlich auch nicht der Grund, wieso ich die knapp anderthalb Stunden von "Dirty Dancing" durchhielt, denn das lag eher daran, dass ich mir selbst sagte "Mensch, das ist ein Kultfilm, den solltest du mal gesehen haben" (naja, im übertragenen Sinne... nein, ich führe keine Selbstgespräche... oder sagen wir lieber nur sehr selten). Und wenn ich das mal vorweg nehmen darf: Es gab schon enttäuschtere Gesichter als meins, als der Abspann (resp. die Sat.1'schen TV-Tipps für die nächsten Tage und Werbung für 'ne Anti-Falten-Creme oder so ein Mumpitz) über die Mattscheibe rollte. Aber da ihr wisst, dass ich Trashgranaten genau so gerne mag wie großes Kino ist damit ja noch nicht so viel gespoilert, höhö.
    Egal, kommen wir doch zu dem, was hier eigentlich Dreh und Angelpunkt sein sollte, nämlich der oscarprämierte Streifen (Beste Musik für den Song "(I've Had) The Time Of My Life"... na, wer kennt ihn nicht?) des 1993 verstorbenen Regisseurs Emile Ardolino (machte unter anderem auch "Sister Act"). Der ist ja nun schon fast so alt wie ich und wird dementsprechend ganz gerne von Leuten, die damals jung (nicht so jung wie ich, ich hatte gerade mal neun Monate auf dem Buckel, als der Film die Lichtspielhäuser enterte) waren, als ein Spiegelbild ihres Lifestyles abgefeiert... Komisch, wo der Film doch in den 60ern Spielt. Aber sei's drum, die Filmbranche ist sowieso eine Geschichte voller Missverständnisse. Jedenfalles erzählt der Film die mächtig spannende Story von Baby (die eigentlich Frances heißt) und Johnny, wie sie tanzen und sich lieben und... ach, es weiß doch eh jeder schon nach dem ersten Satz der Inhaltsangabe, wie die Chose ausgeht.
    Ja, sicher, die Story ist nicht spannend, nicht überraschend, nicht mal besonders dicht. Der ganze 90-Minüter ruht sich auf einem Skript aus, das wohl in etwa so dick war wie mein Daumennagel lang. Problematiken gibt es da überraschend wenige und wenn mal eine auftritt, dann wirkt die so dümmlich, so konstruiert und wird dann dermaßen treudoof gelöst, dass der kultivierte Filmfan am Liebsten einen Schreikrampf bekäme. Auch die sozialen Kommentare der Macher ("Jeder Mensch hat die gleiche Chance verdient!!!" und so Scherze) werden dem Zuschauer mit der ganz großen Kelle um die Ohren gehauen und am Ende weiß doch eh jeder, dass der konservative Vater sich bei dem halbstarken Tanzlehrer, den sein liebstes Töchterlein als Lebensabschnittspartner auserkoren hat, für sein unwirsches Verhalten entschuldigt und so, bla bla bla. Das ist ja soooooooo spannend. Nicht.
    Faszinierend ist daran dann aber, dass der Film trotz aller Plattitüden, aller Vorhersehbarkeiten, trotz der absolut klischeehaften Figuren und der dummbrätzigen Moral bestens funktioniert. Ohne Scheiß, das Ding unterhält aus irgend einem Grund blendend, macht Spaß und geht von Zeit zu Zeit sogar richtig nahe (wie gesagt, die Figuren sind irgendwo Scheiße, aber den Klos im Hals hatte ich schon bei der Trennungsszene von Baby und Johnny). Was ist es nur, was "Dirty Dancing" irgendwie zu einem guten Film macht? Ich bin ehrlich gesagt relativ ratlos, will aber trotzdem mal versuchen, mich ein wenig ranzutasten...
    Die Darsteller können's prinzipiell nicht sein. Die sind zwar (obacht, das sag ich als relativer Tanzlaie) auf dem Parkett ganz gut, aber schauspieltechnisch ist da nicht gar so viel zu holen. Patrick Swayze ("Fackeln im Sturm", "Donnie Darko", "Gefährliche Brandung") ist zwar kein von der Stange weg gecasteter Holzklotz, aber immer wenn er irgend was anderes, als cool schauen oder tanzen machen soll, da wird's schon etwas eng. Jennifer Grey (spielte sich selbst in der Sitcom "Irgendwie L.A.") steht ihm da in nichts nach, ihre Baby wirkt meistens irgendwie gelangweilt, vielleicht auf Valium, wer weiß, jedenfalls scheint ihr nur recht wenig nahe zu gehen. Jerry Orbach (spielte bis zu seinem Tod 2004 in "Law & Order" mit) als Babys Vater geht ganz in Ordnung, hat sogar eine ziemlich starke Charakterszene, aber naja, ansonsten... Es ist halt ein Tanzfilm, der Großteil des Casts kann Tanzen und macht das auch sehr ordentlich, dafür fielen andere Talente flach.
    Und was die Tanzszenen angeht... Wow, ich denke die könnten es sein, die den Film wirklich gut machen. Versteht mich jetzt nicht falsch, ich bin eigentlich auch kein Fan davon, Leuten zuzusehen, wie sie sich schwindelig drehen und lustig durch die Landschaft hüpfen (wer will das zur besten Beschreibung aller Zeiten von "Tanzen" wählen?), aber wie die Szenen hier eingefangen wurden... Große Klasse. Ich habe selbst keine wirkliche Vermutung, wie sie das so gut hingekriegt haben, entweder waren die Kameraleute und die Darsteller echt auf Zack, und/oder (wahrscheinlich beides) im Editing-Department saßen ein paar echte Künstler. Die Tanzszenen sind nicht aus einer einzigen Einstellung gedreht, es gibt jede Menge Schnitte und Positionswechsel des "Auges", aber es wirkt alles so dermaßen flüssig, so lebensnah... Yey. Sowieso ist der Film inszinatorisch eine Wonne. Schöne Sets, gute Kameraführung, perfekte Ausleuchtung... Die Crew verstand ihr Handwerk wirklich.
    Und dann ist da ja noch der gewonnene Oscar für die Musik. Die ist sowieso auch sehr toll, allen voran natürlich der Evergreen "(I've Had) The Time Of My Life", der wahren Ohrwurmcharakter hat, aber auch sonst ist die akustische Untermalung des Streifens sehr ordentlich gelungen. Das alles trägt massiv dazu bei, dass "Dirty Dancing" ein mehr als ansehbarer Film geworden ist (auch noch nach 21 Jahren) und so bleibt im Endeffekt wohl nur zu sagen...
    Kommen wir zum Fazit: ...dass "Dirty Dancing" trotz eines blöden Skripts und eher mittelmäßigen Darstellern doch gut ist, nicht nur für Freunde von Tanzfilmen, sondern auch für all diejenigen, die auch nur im Entferntesten etwas mit Liebesschnulzen anfangen können. Wer sich nicht an der tumben "Liebe und Tanzen können die Welt verändern"-Botschaft stößt, der kann hier 90 Minuten seichte aber herzerwärmende Unterhaltung vorfinden.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 05/10 (durchschnittliche Leistung im Schauspielbereich, dafür gute Tanzszenen)
    Plot: 04/10 (nach fünf Minuten weiß jeder, wie's ausgeht)
    Effekte: 09/10 (packen wir da auch mal das Editing drunter, das ist nämlich hier zum Niederknien)
    Anspruch: 03/10 (der Film ist so gutherzig und moralisch, dass man glatt Karies bekommen könnte)
    Gesamtwertung: 07/10 (netter Kultfilm, trotz Mängel sehr unterhaltsam)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.1)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (15.09.2008 um 17:29 Uhr)

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    DVD-Start: 05.04.2005
    Regie: Alex Turner
    Genre: Horror/Western
    Darsteller: Henry Thomas, Patrick Fugit, Nicki Aycox
    FSK: 16

    Inhalt: 1863: William und seine Gang überfallen eine Bank, erschießen ein paar Leute und machen sich dann mit dem erbeuteten Geld auf den Weg zu einer verlassenen Farm, auf der sie die Nacht verbringen wollen, ehe sie sich am nächsten Morgen nach Mexiko absetzen. Aber in der Nacht geschehen seltsame Dinge, die Männer sehen und hören seltsame Dinge und schließlich verschwinden oder sterben einige von ihnen unter mysteriösen Umständen...

    Kritik: Das Western-Genre mag ja nun nicht tot sein, aber es riecht auf jeden Fall schon sehr merkwürdig. In den 60ern, 70ern und auch noch den frühen 80ern, da gab es Filme dieser Gattung noch und nöcher. Und dann brach der Boom irgendwann ein, was moderneres musste her und der Western selbst verschwand in der Versenkung. Die wirklich nahmhaften Filme, die seitdem rauskamen, kann man wohl problemlos an ein bis zwei Händen abzählen. "Erbarmungslos" ist so einer, "Last Man Standing" oder vor kurzem auch "Todeszug nach Yuma", bald kommt "Appaloosa" und daneben gibt's noch die niedrig budgetierten Underground-Streifen wie "Blueberry und der Fluch der Dämonen", "Legend of the Phantom Rider", "The Proposition" und "Seraphim Falls".
    Zu zweiterer Gattung zählt sich auch der erste abendfüllende Streifen von Regisseur Alex Turner, betitelt "Dead Birds", der mit 1,5 Mille auch eine recht handliche Portokasse an Bord hatte. Aber bei einem Western braucht man ja normalerweise nicht viel Geld, sondern eigentlich nur eine adäquate Ausstattung und ein paar ordentliche Drehorte. Nebenbei tobt der Streifen sich aber auch noch im Horrorfilm-Genre aus (das versuchte ja auch schon "From Dusk Till Dawn 3" und der war gar nicht so dermaßen übel, wenn ihr mich fragt) und dafür kann man schon eher großes Geld gebrauchen. Muss natürlich nicht, aber es kann wohl hilfreich sein. Wurscht, was red' ich hier eigentlich so lang drum rum? Kommen wir lieber zu dem, was "Dead Birds" schafft und nicht schafft...
    Der Film beginnt eher ruhig mit interessanten Landschaftsaufnahmen über die die Anfangstitel gelegt werden. Dazu sehr... interessante Musik, die auf jeden Fall der Stimmung des Streifens sehr zuträglich ist, nicht schlecht. Die Ausstattung macht auch einen sehr ordentlichen Eindruck, wie ich las wurde ein Set von Tim Burtons "Big Fish" für die Anfangsszene zweckentfremdet. Wäre mir jetzt nicht so aufgefallen, aber gut. Nach einer kurzen Actioneinlage (Schießerei in der Bank inklusive einem platzenden Kopf, was zum...?) kommen wir dann schon zum eigentlichen Thema des Films, die Bande macht sich nämlich auf zu ihrem Unterschlupf. Und da leistet der Film sich schon seinen ersten Klopser. Ab diesem Zeitpunkt gibt es erst mal ein wenig Leerlauf, Regisseur Turner hat allerdings vergessen, das Band mit der Stimmungsmusik abzustellen. Die dudelt fröhlich weiter nebenher und irgendwie verfliegt der Effekt, den sie haben sollte, dadurch ziemlich bald. Das funktioniert einfach nicht, Horrorfilmmusik auf Dauerschleife zu absolut nicht horrifizierenden Bildern zu zeigen.
    Auch sonst ist in der ersten halben Stunde nicht sonderlich viel mit Grusel und Thrill, da ergeht der Streifen sich nämlich ganz gerne in total vorhersehbaren und nicht mal sonderlich effektiv inszenierten Jump Scares. Ganz ehrlich, da konnte keiner von mich vom Hocker (resp. der Couch) hauen. Gutes gibt es aber trotzdem zu berichten. Die Kulissen sind grandios (allen voran das Feld rings um's Haus, yey) und die Schauspieler sind auch alles andere als Pappnasen vor dem Herren. Unser nomineller Held William wird von Henry Thomas ("11:14", "Gangs Of New York") gegeben und er ist in der Chose sogar noch einer von den schlechteren Darstellern, darf dafür hin und wieder mal mit seiner Knarre rumfuchteln und hat sogar den einen oder anderen Charaktermoment, ist problematischerweise aber alles andere als ein Sympathiebolzen vor dem Herren. Doof das. Sein Schnuckiputzi Annabelle spielt Nicki Aycox ("Jeepers Creepers II" und hatte auch eine Nebenrolle im Low-Budget-Killer-Thriller "Cypher") und das macht die Dame auch ganz gut, sieht vor allem sehr anständig aus. Die Höhepunkte des Casts sind allerdings ganz klar Isaiah Washington ("Ghost Ship", "Exit Wounds", "Out Of Sight") als Todd und Mark Boone Junior ("Memento", "30 Days Of Night") als Joseph. Zweiterer hat zwar nur eine kleine Rolle, kann aber vollauf überzeugen. Und Washington ist nicht nur ganz große Klasse, sondern spielt auch den sympathischsten Charakter des ganzen Films.
    Naja, nachdem die 30-Minuten-Marke überschritten ist, kommt der Film aber endlich in die Gänge. Jetzt wirkt das Grusel-Thema nicht mehr so überstrapaziert, denn endlich passen die Bilder. Ehrlich, ich habe lange keinen Film mehr gesehen, der so eine dermaßen unheimliche Atmosphäre erzeugt wie "Dead Birds". Die Bilder des dunklen Feldes rings um's Haus, die großen, fast leeren Räume, durch die die Protagonisten wandern, das ist alles ganz groß. Dazu die Musik und einige merkwürdige Geräusche, die seltsamen Erscheinungen (wow, das unter dem Bett war gut) und hin und wieder ein wenig Blut und Gekröse. Die Story ist relativ 08/15, aber sie wird wenigstens lange Zeit über im Dunkeln gehalten, so dass der Zuschauer das eine oder andere "Was zum Teufel..." loswerden kann. Gegen Ende schwächelt der Streifen in der Hinsicht dann zwar wieder, da macht der Film den klassischen Horror-Fehler und tauscht Gruselstimmung gegen Gekloppe ein, aber ich sag mal so, es gab durchaus schon schlechtere Horror-Enden (wenn ich nur mal an "Dead End" oder "Breaking Dawn" denke... brrrrr...). Das Western-Setting wird allerdings nicht wirklich ausgereizt. Es ist nett, aber prinzipiell hätte vieles daran auch in jeder anderen Zeit und an jedem anderen Ort funktioniert. Trotzdem fand ich es sehr erfrischend, endlich mal einen ordentlichen Horror-Western zu sehen (nachdem "Legend of the Phantom Rider" zwar sehr gut, aber absolut kein Horror war).
    Sehr zuträglich sind dem guten Gesamteindruck auch die sauberen Effekte. Der geplatzte Kopf am Anfang sah sehr nett aus und ich musste mich echt wundern, als ich dann sah, dass der Film eine 16er-Freigabe hat. Auch die "Ausweidungsszene" und die toten Pferde haben was, genau wie die Monster und Erscheinungen. Sieht alles sehr cool aus, viel CGI wurde da nicht angewandt, dadurch haben ein paar Effekte diesen zweifelhaften "Muppett"-Charme, aber gut sind sie allemal. Und wie schon gesagt, die Atmosphäre ist genial, ich würde sogar so weit gehen, den Streifen in meine persönliche Top 3 der gruseligsten Filme aller Zeiten zu lassen (nach "Die Mächte des Wahnsinns" und "Event Horizon"). Mühelos.
    Kommen wir zum Fazit: "Dead Birds" ist, abgesehen von der etwas strapazierten Anfangsphase und dem eher generischen Ende, eine verdammt runde Sache. Wenn man mal über die billigen Jump Scares hinweg sieht, hat man einen extrem effektiven, unheimlichen, gut gespielten Horrorfilm vorliegen, der auch dank seines ungewöhnlichen Settings punkten kann. Gerne mehr davon.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 08/10 (so gute Nasen sieht man nur selten in einem niedrig budgetierten Horrorfilm)
    Plot: 06/10 (recht generisch, aber ganz gut inszeniert)
    Effekte: 08/10 (die Gummimonster waren etwas... hm... aber ansonsten alles im grünen Bereich, auch ordentlich Blood & Gore)
    Anspruch: 02/10 (keine Moral, kein tieferer Sinn, einfach nur ein atmosphärischer Horrorstreifen... die Allegorie, die der Titel nahelegt, ist absolut vernachlässigbar)
    Gesamtwertung: 08/10 (wirklich unheimlicher, sehr guter Horrorstreifen, die DVD wird wohl bald gekauft)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.7)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (16.09.2008 um 01:53 Uhr)

  16. #236 Zitieren
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    Down - Fahrstuhl des Grauens

    [Bild: down.jpg]

    Kinostart: 23.05.2002
    Regie: Dick Maas
    Genre: Horror/Komödie
    Darsteller: James Marshall, Naomi Watts, Michael Ironside
    FSK: 16

    Inhalt: Im "Millenium Building", einer fiktiven Version des guten alten Empire State Buildings, spielen die Express-Aufzüge verrückt. Egal ob eine Verkettung unglücklicher Zufälle oder böswillige Absicht einer infernalischen Maschine, eins steht fest: Menschen sterben in den Schächten. Und der Ex-Soldat und Aufzugstechniker Marc und die Reporterin Jennifer müssen etwas dagegen unternehmen...

    Kritik: Holländer nehmen Drogen (mark my words), das klingt erst mal nach einem doofen Vorurteil und bla, aber es stimmt wirklich. Ja, ganz ehrlich. Wenn irgend jemand noch einen Beweis für diese gar nicht mal so gewagte These braucht, der solle sich doch bitte einfach mal unseren heutigen Beitrag zum netten, kuscheligen Reviewstübchen anschauen. Der da "Down - Fahrstuhl des Grauens" heißt. Und der Titel legt es irgendwo schon nahe: Der Bösewicht in der Chose hier ist ein waschechter Fahrstuhl. Coole Idee, Herr Maas, wäre mir im Traum nicht eingefallen. Ihnen bestimmt auch nur auf einem gar lustigen Trip, nech?
    Wurscht, jedenfalls wanderte das Scheibchen heute mittag mal wieder in den DVD-Player, weil seit ein paar Tagen ein Kumpel bei mir wohnte und wir Lust hatten uns großen Schwachsinn anzuschauen. Erst musste "Running Scared" dran glauben (wegen dem ich mich fast mit meinem DVD-Player verkrachte, weil das untreue Teil bei der Pädophilen-Szene in besagtem Streifen komplett die Grätsche machte... ich glaub allerdings, es lag eher an der DVD als an meinem heißgeliebten Player), danach goutierten wir noch den bekannten und beliebten (or rather not) "Dead Heat" (auch beim zweiten Mal noch eine wahre Freude, der Streifen) und heute nachmittag, als wir noch etwas verkatert auf der Couch rumfläzten, wanderte dann das Silberscheibchen des 2001er-Remakes des holländischen Kultfilms "De Lift" (hierzulande besser bekannt als "Fahrstuhl des Grauens") in den Player rein.
    Das Original bestaunte ich vor ein paar Jahren auch schon mal im Free-TV, aber das Remake mit aufgebohrtem Budget und gleichem Regiestuhlbesetzer langt da gleich noch mal ein ganzes Stück größer in die Vollen. Ganze 15 Millionen Dollar durfte der holländische Kult-Regisseur Dick Maas ("Do Not Disturb", die "Flodder"-Filme) verpulvern, um seine Vision des mordenden Fahrstuhls auf die Leinwand zu bringen. Scheinbar war der Mann auch damals, wo er schon 50 Jahre alt war, den Drogen noch recht zugetan, denn er schießt die Kohle bei diesem Streifen dermaßen in den Wind. Und so merkwürdig das klingt: Das ist absolut positiv gemeint.
    "Down" ist objektiv gesehen ein absolutes Verbrechen von einem Film, daran lässt sich nur schwerlich rütteln. Zugegeben, der Cast ist ein recht guter und mit B- und teilweise sogar A-Prominenz besetzt. Unser Held James Marshall ("Eine Frage der Ehre") ist da sogar noch eine recht kleine Leuchte. Vom Star-Dasein her, nicht von seiner Schauspielkunst. Er gibt den leicht vertrottelten Aufzugmechaniker mit einer Hingabe und einer Spielfreude, die man so manchem Star wünscht. Den Part seines Love-Interrests übernimmt die Engländerin Naomi Watts ("The Ring", "Mulholland Drive", "King Kong"... is mir doch Schnuppe, dass die Frau diesen Monat noch 40 wird... sie ist verdammt heiß, yarr!!!) und obwohl ihre Figur klischeehaft und irgendwie auch recht doof ist, sie funktioniert einfach (vor allem wegen ein paar absolut genialen Dialogen, aber dazu später mehr). In weiteren Rollen finden sich die Veteranen Michael Ironside ("Starship Troopers", "Total Recall", "The Machinist"), Ron Perlman ("Duell - Enemy at the Gates", "Hellboy", "Blade II") und Dan Hedaya ("Die üblichen Verdächtigen", "Phantom Kommando", "Shaft"), die alle drei auch eine gute Figur machen. Ironside wirkt zwar manchmal etwas planlos und Hedaya ist mit der Rolle, die er hat, ziemlich unterfordert, aber trotzdem zieht er eine gute Show ab. Übrigens wird der Präsident der vereinigten Staaten hier von Michael J. Reynolds ("The 51st State") gespielt, einem gestandenen Mimen, der schon seit über 30 Jahren im Geschäft ist. Leider sagt er mir persönlich gar nichts, ich hätte in dieser kurzen Rolle gerne einen Cameo-Auftritt von irgend einem großen, gestandenen Schauspieler gesehen, den ich selbst schätze. Das wäre verdammt cool gekommen, aber hey...
    Aber ich will hier nicht zu viel objektiv in der Gegend rumloben, denn das hat "Down" sich eigentlich nicht verdient. Die Story ist so dermaßen hanebüchen und an den Haaren herbeigezogen, dass der gern gebuchte Drehbuchautor Rainer Zufall wohl extreme Überstunden schieben musste. Konsequenz wird hier auch nicht groß geschrieben, so dass als mein Kumpel hin und wieder ein retorisches "Woher weiß der und der das und das?" in den Raum warf ich nur mit einem "Der hat das Drehbuch gelesen" reagieren konnte. Die Effekte sind teilweise auch etwas unschön geraten. Tiefpunkt ist wohl der abgetrennte CGI-Kopf. Gut, das hätte man nur schlecht anders realisieren können, aber es sieht trotzdem einfach kacke aus. Und sowieso... ich meine... Hallo? Der Bösewicht in dem Film ist ein gottverdammter AUFZUG! Was zum Geier ist das für ein Aufhänger für einen Horrorfilm?
    Glücklicherweise ist der Streifen, im Gegensatz zu seinem Original, auch keiner. Denn entweder hat Regisseur Maas am Set eine große Runde Joints geschmissen, oder die ganze Crew hatte geschlossen denselben Sinn für Humor. Denn: "Down" ist von vorne bis hinten eine einzige große Lachnummer. Der Film ist irgendwo noch ein Horrorstreifen, ja, sicher. Aber er ist mit ungefähr drei bis fünf Dutzend Augenzwinkern gleichzeitig inszeniert worden. Und ganz ehrlich, da sind ein paar der großartigsten Lacher dabei, die ich je auf Zelluloid gesehen habe. Das unsterbliche "Vorsicht, da drüben, ein Fahrstuhl!!!" zum Beispiel, die gloreiche Hand-Szene (Best. Scene. Evarrrr!) und der brillante "Wir könnten ficken, wenn wir wollten." - "Nicht heute abend."-Dialog... Das sind glücklicherweise nur drei von unzähligen absolut göttlichen Szenen, die absolut meinen Sinn für Humor trafen. Und man muss dem Film da zu Gute halten: Das ist nicht trashig, das ist kein unfreiwillig komischer Scheiß, die Scherze wurden von Maas alle auf diese Art und Weise geplant und sie funktionieren absolut bewundernswert. Mein Bruder sah den Film übrigens damals vor sechs Jahren im Kino und erzählte mir mit leuchtenden Augen, dass das ganze Publikum komplett mit dabei war und jemand in einer Szene, in der es bei unserem Helden an der Tür klingelte, durch den Saal rief "Mach nicht auf, es ist der Fahrstuhl!!!". Herrlich...
    Klar will ich den Film nicht heilig sprechen. Er ist und bleibt an Doofheit kaum zu überbieten, er hat teilweise ein paar Pacing-Probleme und die CGI-Effekte hauen wie gesagt manchmal etwas daneben, aber wenn man sich auf dumme Filme mit dummem Humor einlassen kann, dann sollte man sich das folgende hier einrahmen und an die Wand hängen:
    Kommen wir zum Fazit: "Down" ist Grützwurst. Ja, die Darstellerriege ist recht talentiert, aber ansonsten hat der Film ein paar ganz ernsthafte Probeme. Die liegen nicht bei der Inszenierung, die ist absolut makellos, sondern schlicht und ergreifend daran, dass EIN GOTTVERDAMMTER AUFZUG DER BÖSEWICHT IST! Wer nach diesem Satz noch interesse hat, muss den Film einfach aufgrund seiner perfekt ausgespielten Goofy-Fun-Art mögen. Ich tue das. Sehr unterhaltsames Teil.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 07/10 (gute Darsteller, alle mit ganzem Herzen bei der Sache, allerdings keine Höhenflüge)
    Plot: 02/10 (ein... Fahrstuhl... hehe)
    Effekte: 05/10 (teilweise netter Blood & Gore, aber relativ schlechte CGIs)
    Anspruch: 01/10 (Popcorn-Kino ohne Sinn, Zweck und vor allem Verstand)
    Gesamtwertung: 08/10 ("Down" rockt einfach nur gewaltig und ist so unterhaltsam, dass ich den Film am liebsten heiraten würde)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 4.4)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
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  17. #237 Zitieren
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    DVD-Start: 24.04.2008
    Regie: Gregory Wilson
    Genre: Drama/Thriller
    Darsteller: Blythe Auffarth, Daniel Manche, Blanche Baker
    FSK: 18

    Inhalt: 1958: David ist mit Megan befreundet, einem verwaisten Mädchen, das gemeinsam mit seiner Schwester von Davids Nachbarin Ruth aufgenommen wurde. Aber es ist was faul im Staate Dänemark, denn Ruth sperrt Meg unter Vorwänden in ihrem Keller ein und beginnt, das Mädchen zu foltern. Ruths Söhne sind da voll dabei und auch David muss gegen seinen Willen daran Teil haben...

    Kritik: Von "The Girl Next Door" (wie der Streifen im Original heißt) hörte ich schon vor einer ganzen Weile (kein Wunder, Ponti eröffnete ja einen Thread im Forum und lobte das Ding über den grünen Klee), aber irgendwie kam ich nicht dazu ihn mir zu besorgen und als ich's dann letzten Endes doch tat lag er erst mal eine ganze Weile auf Eis. Ich wollte mir den Streifen eigentlich nicht anschauen, weil überall dieses Gemauschel ausbrach. "Buh huh, der Film ist ja so grausam, so aufrüttelnd, so eindringlich, etc. pp." Dieses typische Bla Bla eben, das unerreichbare Erwartungen schürt, die dann eh nur enttäuscht werden können. Ich meine, wie kann man noch objektiv an einen Streifen rangehen, wenn dir überall schon erzählt wird, was du im Endeffekt von dem Film zu halten hast? Entweder du gehst konform oder stellst dich quer und findest das ganze dann schon mal aus Prinzip scheiße, eine andere Meinung zu haben nach so einer "Bearbeitung" von allen Seiten ist immer schwer. Naja, wurscht, ich will hier nicht über Psychologie quatschen, davon hab ich nämlich glücklicherweise absolut keine Ahnung. Eher bin ich hier, um mich mit "Jack Ketchum's Evil" und den unglaublich begeisterten Kritiken aller möglichen Leute auseinanderzusetzen. Time to prove them wrong, har har!!!
    Okay, jetzt bin ich auf jeden Fall irgendwo falsch abgebogen und hab schon der Hälfte der Leser verbal in den Sack getreten. "Is doof jetzt", um mal eine Person zu zitieren, die mir sehr am Herzen liegt. Also kommen wir doch lieber wieder auf die richtige Strecke und fangen gaaaanz am Anfang an, nämlich beim Titel. "The Girl Next Door" ist ein unglaublich schockierendes und erschreckendes Buch von Dallas William Mayr Jr., das er unter dem Pseudonym Jack Ketchum veröffentlichte. Ich kann nicht so viel dazu sagen, ich hab's nicht gelesen, aber angeblich hält der Film sich sehr strikt dran. Das Buch ist aber auf jeden Fall eine Dramatisierung eines Mordfalls aus den mittleren 60ern (auf dem auch der Film "An American Crime" mit Ellen Page basiert). So weit, so schön. Auf jeden Fall verfilmte ein gewisser Gregory Wilson (war seine erste Regiearbeit, aber er spielte den - festhalten - "Poker Player" in "We Own The Night"... yey, "Bearded Man exiting the Cable Car" Joe D'Amato hat einen würdigen Nachfolger...) eben dieses Buch letztes Jahr. Wie erfolgreich das ganze war hab ich keine Ahnung, dazu schweigt sich sogar die IMDB aus, auf jeden Fall waren die Kritiken doch eher positiv...
    Und jetzt komm ich auf einmal daher und sage "So toll ist der Film nicht, Leute". Harr, gegeben hab ich's euch wohl, aber begründen muss ich noch. Also folgt das jetzt auf dem Fuße. Handeln wir doch erst mal das Positive an dem Streifen ab: Die Inszenierung ist ganz ordentlich, das Pacing auch, es gibt so gut wie keinen Leerlauf (ganz im Gegenteil, aber dazu bei den Schwachpunkten mehr) und in ein paar Szenen (am Ende zum Beispiel) ballt der Film seine komplette Kompetenz und schafft es richtig gut zu punkten. Tja, aber "ein paar Szenen" sind dummerweise nicht der ganze Film, denn der verkackt's teilweise sehr ordentlich. Das fängt bei den Darstellern an. Ganz ehrlich: Der ganze Cast war - so leid es mir tut das so sagen zu müssen - geschloßen absolut scheiße. So was ist mir echt seit dem letzten Fulci-Film, der über den Bildschirm flimmerte nicht mehr untergekommen... Ich will die ja jetzt nicht alle als talentfreie Nasen abstempeln, mit William Atherton ("Headspace", "The Crow 3", "Stirb Langsam 2") ist sogar ein eigentlich ganz guter Darsteller mit von der Partie (ist auch hier der beste, was aber absolut nichts heißen will), aber das Dreiergespann an Hauptdarstellern, Blythe Auffarth (als die End-Credits über den Bildschirm flimmerten bekam ich bei dem Nachnamen allen ernstes einen Lachkrampf, aber die arme Frau kann ja nix dafür), Daniel Manche und Blanche Baker, verkackt wirklich jede einzelne Charakterszene schon im Ansatz. Und der Film ist nun mal ein Drama und lebt von seinen Charakterszenen. Schon mal nicht so gut...
    Seinen zweiten Klopser leistet der Streifen sich im Endeffekt dann doch in Sachen Pacing. Nein, er macht nicht den klassischen Dramen-Fehler, irgend welchen völlig uninteressanten Mist komplett platzutreten. Er macht genau den entgegengesetzten Schmu, er packt den Zuschauer am Kragen und schleift ihn in viel zu kurzer Zeit durch die Story. Das ganze Gerüst des Films ist kompetent, aber Wilson hat es einfach nicht geschafft oder nicht für nötig gehalten, sein Gerüst ordentlich zu füllen. Hallo? Warum zum Geier nur 90 Minuten? Der Film ist schon thematisch gesehen eh nichts für die breite Masse, also wieso den Film auf eine massenkompatible Länge bringen? So steckt Wilson viel zu viele psychopathische Szenen in viel zu wenig Lauflänge. Es geht einfach alles zu schnell, es ist keine wirkliche Entwicklung von der trügerischen Idylle zum mörderischen Chaos spürbar. Hier fängt alles böse an und hört alles böse auf und dadurch bricht der Film auch seinem "Basiert auf einer wahren Geschichte"-Aufhänger das Genick. Mal ganz davon abgesehen, dass wir eh alle wissen, dass eine wahre Geschichte und eine "wahre Geschichte auf der ein Film basiert" zwei paar Schuhe sind und die Industrie sich da gerne ein paar Freiheiten herausnimmt, verkommt der Charakter der Ruth dadurch zu einem völlig eindimensionalen, geradezu comichaften Bilderbuch-Bösewicht, der absolut facettenlos einfach nur böse ist. Immer. Zu jedem.
    Dazu passt auch das ziemlich deplazierte Ende. Ich will nichts spoilern, aber Wilson traut sich einfach nicht, sich mit der wahren Natur dessen, was er eigentlich zeigen wollte, auseinanderzusetzen (dem unglaublichen Horror hinter der friedlichen Fassade, da es einfach keine friedliche Fassade gibt...). Vielleicht ist es auch die Schuld von Ketchums Buchvorlage, auf jeden Fall entzieht der Streifen sich durch seine eindimensionale Schilderung jeglicher Aussage, jeglicher Moral, allerdings auch dem Fehlen dieser, was den Streifen irgendwie für Freunde des bösartigen noch interessant machen könnte. Hier herrscht absolute schwarz-weiß-Malerei wie aus dem Lehrbuch. Und das ist in meinen Augen nicht schockierend, wie vielleicht der eine oder andere meinen mag, sondern einfach nur platt, vorhersehbar und absolut überflüssig. Denn so ist Ruth irgendwo nur ein Sauron, ein Imperator Palpatine, ein Freddy Krueger im Blümchen-Kleid, ein schlichtes Übel, das nur auf eine Art und Weise aus der Welt geschafft werden kann und muss.
    Was bleibt da im Endeffekt noch zu sagen? Zum einen rechne ich es Wilson hoch an, dass sein Film weitestgehend auf explizite Gewalt verzichtet, zum anderen muss man wohl Ketchum aka Mayr dazu gratulieren, dass er es geschafft hat, ein absolut sinnloses Buch zu schreiben und dafür gute Kritiken einzufahren. Glückwunsch...
    Kommen wir zum Fazit: "Jack Ketchum's Evil" ist nicht schockierend, nicht erschreckend, so realitätsnah wie eine Folge "Lindenstraße" und bis auf wenige Ausnahmen auch absolut kein guter Film. Glücklicherweise auch so gut wie nie ein schlechter. Sinnlos bleibt er trotzdem, denn er schafft es einfach, keine wirkliche Moral, keine Aussage in den Stoff zu prügeln. Die grottenschlechten Schauspielleistungen tun da ihr übriges und befördern "The Girl Next Door" damit geschickt auf den Stapel der Filme, die die Welt eigentlich nicht bräuchte. Versteht mich nicht falsch, er ist nicht böse und gehört nicht sofort und auf der Stelle vernichtet... Aber durch das Drehen dieses Films wurde nichts, absolut nichts bewegt, nichts gewonnen, nichts erreicht...

    Einzelwertungen
    Darsteller: 02/10 (meine Fresse, es ist wirklich grauenhaft, den Nasen zuzuschauen... und nein, die Synchro war nicht Schuld, ich hab den Film auf Englisch gesehen)
    Plot: 04/10 (dünn und ziemlich vorhersehbar, da wäre mehr ganz einfach mehr gewesen)
    Effekte: 03/10 (das wenige Blut das man zu sehen bekam sah richtig billig aus, war aber zum Glück für den Rest des Films völlig unerheblich)
    Anspruch: 04/10 (der Film ist sicher nicht einfach, aber er schafft es einfach nicht, einen Punkt klar zu machen oder wenigstens eine Moral nahe zu legen...)
    Gesamtwertung: 05/10 (mit einem Wort: Überbewertet)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.1)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (06.09.2008 um 13:35 Uhr)

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    DVD-Start: 04.08.2007
    Regie: Kit Ryan
    Genre: Horror/Krimi/Splatter
    Darsteller: Stephen Dorff, Jaime Murray, Jamie Foreman
    FSK: 16

    Inhalt: Ritchie ist ein Dieb und verkackt einen Job für seinen russischen Boss, bei dem er schon seit 20 Jahren versucht seine Schulden abzubezahlen. Das wäre eigentlich das Todesurteil für ihn, aber er bekommt eine allerletzte Chance: Er soll ein goldenes Kreuz, das vor ewigen Zeiten angeblich mal einem russischen Zaren gehörte, aus einem Penthouse in Moskau klauen. Alles läuft relativ gut, bis Ritchie, seine zwei Spießgesellen und sieben weitere Personen im Fahrstuhl des Hochhauses stecken bleiben und auf ein merkwürdiges, verborgenes 13. Stockwerk stoßen...

    Kritik: Gestern war mal wieder einer dieser Abende, an dem ich Streß mit meiner (zweit... öh, ne... dritt) Liebsten (also meinem DVD-Player... moment, müsste es dann nicht eigentliche "eine DVD-Playerin" sein? Das wird jetzt so übernommen...). Sie wollte mal wieder nicht so wie ich. Die doofe Nuss verweigerte mir ein weiteres mal den Monsterschinken "Abominable", den ich vor einem Jahr schon mal ein Stück weit gesehen und dann aufgrund akuter Müdigkeit abgebrochen habe. Hätte ich's mal gelassen, denn nun will meine DVD-Playerin (klappt irgendwie nicht so gut... das Ding braucht einen Namen, jawoll!!!) mich den Streifen nicht mehr anschauen lassen. Nachdem wir uns dafür eine Weile gefetzt und dann tränenreich versöhnt hatten (ich konnte gerade noch verhindern, dass sie ihre Koffer packt und zurück zu ihrer Mutter geht... nein, ich bin nicht wahnsinnig) stöberte ich weiter in meinem Stapel ungesehener Filme herum und stieß auf einen, den Ponti ja echt toll fand. Ja, klar, ich sollte mir langsam echt mal ein kleines Deckchen mit den Worten "Traue Pontis Filmgeschmack nicht" besticken, mir einrahmen und über's Bett hängen, aber in einem schwachen Moment entschied ich mich dann doch, den Streifen hier in meine Liebste zu schieben (yey, unintentional penetration-puns, I loves 'em), der da heißt: "Botched - Voll verkackt!"
    Haha, geil, der Titel (der auf Deutsch so viel wie "Pfuscharbeit" heißt) und der Untertitel geben ja wohl mal die beste Steilvorlage aller Zeiten für einen Verriss vor dem Herren. Dummerweise hat der Streifen sich das aber nicht verdient. Nicht ganz zumindest. Aber verschieben wir das mal auf später, "Botched" ist jedenfalls das Regiedebüt von Kit Ryan, der ansonsten nur mal irgend was am Set von "Puckoon", einer Komödie mit Elliott Gould und Dave Kelly, machte... Staubsaugen vielleicht, oder die Klos putzen, wer weiß es nur... Jedenfalls dachte der sich, es wäre schon irgendwie lustig einen Splatterfilm mit einem handelsüblichen Heist-Krimi zu mischen. Super Idee, Keule. Man hätte dir aber vielleicht noch sagen sollen, dass ein Film nicht automatisch lustig wird, sondern erst, wenn man auch die richtigen Gags dazu schreibt... Ach scheiße, ich verschieß schon wieder mein ganzes Pulver im ersten Absatz. Also doch lieber wieder zu Production Values. Der Film wird ganz gerne beworben mit dem Totschlagargument "From the Producers of Kiss Kiss Bang Bang". Der war ja nun mal gut, also "Botched" auch? Naja, Tatsache ist, dass ein gewisser Steve Richards sowohl den einen als auch den anderen Streifen produzierte, sprich sowohl Kit Ryan als auch Shane West Kohle in den Allerwertesten pustete. Wow, das ist ja so ein guter Selling-Point für "Botched", ich bin vergeistert. Nicht.
    Ja, mit "Kiss Kiss Bang Bang" verbindet den Film so ungefähr gar nichts. Denn wo ersterer eine verdammt lustige Mischung aus Komödie, Krimi und bissiger Satire war, da ist "Botched" eigentlich nur eine Mixtur aus viel zu schnell abgehandeltem Krimi, eher unterfordertem Splatter, ein paar Horror-Einsprengseln und vor allem einer großen Kelle gesteigerten Schwachsinns. Von Komödie keine Spur, ich musste bei der Chose hier handgezählt ein einziges Mal lachen (und das bei der wohl dümmsten Szene überhaupt, aber zur Ehrenrettung des Films muss gesagt werden, dass ich mich echt richtig heftig beömmelte). Ärgerlich, wenn man so was versprochen kriegt, es aber nicht gehalten wird.
    Darstellertechnisch ist dafür alles mindestens im mittelgelben Bereich, nach der Schauspielkatastrophe "The Girl Next Door" gestern abend kam Stephen Dorff ("Blade", "Riders") mir sogar wie ein Oscargewinner vor, aber der Eindruck täuscht. Er ist gut, spielt den Ritchie ziemlich überzeugend, aber ist jetzt auch nicht das Maß aller Dinge. Auch der Rest des Casts geht durchweg in Ordnung, allen voran Jamie Foreman ("The Football Factory", "Layer Cake") und Edward Baker-Duly (eher ein Neuling im Geschäft, spielte aber auch schon in "De-Lovely" mit Kevin Kline). Die Entscheidung das Ganze nach Russland zu verlagern und alle Russen von Briten mit komischen aufgesetzten Akzenten (hab den Film im Original gesehen) kann ich nicht unbedingt gutheißen, es klang schon sehr merkwürdig teilweise, aber es störte nicht so exzessiv.
    Auch die Effekte leisten sich keine groben Schnitzer, auch wenn das Gore-Department meiner Meinung nach unterfordert war. Seine FSK 16 trägt der Film schon zu Recht, viel On-Screen-Violence bekommt man nicht zu sehen, meistens nur lustige Blutspuren, die irgendwo hin führen. Ganz selten auch mal einen tatsächlichen Effekt, die sind dann sauber gemacht und bieten auch nicht zu viel selbstverliebte Exploitation (schönen Gruß an den guten alten "Wizard of Gore"... Arschloch...), aber allgemein hätte ich mir hier mehr gewünscht. Die Ausstattung und Sets waren auch (obwohl zweitere fast nur aus engen, leeren Gängen bestanden) sehr ordentlich und trugen gut zur anfänglich doch eher klaustrophobischen Stimmung bei.
    Die schmissen die Drehbuchautoren aber ganz schnell über Bord, weil sie sich einfach nicht entscheiden konnten, was sie eigentlich für einen Film drehen wollten. Es hätte zwei Arten gegeben, auf die "Botched" hätte funktionieren können: Entweder mit einem Haufen wirklicher Scherze, die dann auch noch kompetent inszeniert werden und die dem Film ein dickes, fettes Augenzwinkern verpassen. Oder aber das Ganze brutal und todernst inszeniert, mit mehr Sinn für Dramatik, mit mehr von der klaustrophobischen Atmosphäre, die am Anfang geboten wird. Beides ist nicht passiert. Ja, der Film ist schwachsinnig, aber nicht auf eine lustige Art und Weise, sondern einfach nur... naja... daneben. Bei der Disco-Light-Dornenfalle hab ich mir häftig auf die Stirn gepatscht, bei den ach so erzwungen komischen Dialogen mit dem Sicherheitsmann Boris genau so (Ponti gab in seinem Review ja Kostproben davon... kann man wohl ab drei Promille aufwärts drüber lachen) und bei den comichaften Verfolgungsjagden durch die endlosen Gänge erst recht.
    Die Macher waren wohl einfach nicht überzeugt von ihrem Drehbuch. Und ich kann ehrlich nicht verstehen wieso. Das erste Drittel ist nämlich einfach nur gut, sorgt für ziemlichen Nervenkitzel und so gut habe ich die "Furcht vor dem Unbekannten" schon lange nicht mehr erlebt. Naja, Ryan und seine Mannen fanden das wohl nicht so toll und schrieben ab dem Zeitpunkt alles auf eine Slasher-Auswertung des Stoffes um. Plötzlich kommt der Bösewicht angehüpft (wobei seine erste Szene noch richtig gut ist) und schon bald setzt sich die so schön aufgebaute Stimmung in die Ecke und weint herzerweichend, weil sie scheinbar keiner vom ganzen Produktionsteam lieb hatte. Idjetz.
    So spult der Film von da an eine routinierte Nummer ohne Höhepunkte ab. So weit, so schlecht. Aber man kann dem Film einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. So dumm, so klischeehaft alles ist: Es wird nie vorhersehbar. Die Welt des 13. Stockwerks ist ein völlig verrückte, in der aller mögliche Blödsinn passieren kann. Und obwohl sich nie irgend etwas Beeindruckendes, Lustiges oder Spannendes auf dem Bildschirm abspielt, irgendwie hatte der Film mich gepackt. Es ist nicht dieses typische "Oh mein Gott, es ist so schrecklich, ich kann einfach nicht wegsehen"-Gefühl, das man bei Autounfällen oder Fulci-Filmen (ha, gotcha) hat, es ist mehr so ein "Eigentlich juckt mich nicht, was passiert, aber ich will's trotzdem wissen". Sehr merkwürdig.
    Mit diesem einen Wort ist "Botched" schon sehr gut beschrieben. Der Film ist merkwürdig. Nicht gut, nicht schlecht, einfach nur total seltsam. Und so dumm er sich teilweise anstellt, eins hat er nicht: "Voll verkackt!"
    Kommen wir zum Fazit: Ich weiß nicht genau, ob ich "Botched" mag oder nicht. Eigentlich eher zweiteres, denn die Ausführung des eigentlich guten Drehbuchs tritt sich selbst über die linke Schulter den Rücken hinunter in die Eier. Gut, Kit Ryan ist Regiedebütant, aber trotzdem liefert der Film sich in der Hinsicht einige Schnitzer, die absolut nicht hätten sein müssen. Die ordentlichen Schauspieler und die netten Effekte eilen zwar zur Rettung des Patienten, aber wirklich was gutes kommt dabei leider nicht rum. Kann man gesehen haben? Ja, wenn man wirklich absolut nichts besseres zu tun hat. Muss man gesehen haben? Auf keinen Fall!

    Einzelwertungen
    Darsteller: 06/10 (gute Leistungen, die russischen Akzente nervten etwas und trübten den Gesamteindruck)
    Plot: 07/10 (überraschend gut, dummerweise aber ab dem zweiten Drittel furchtbar inszeniert)
    Effekte: 07/10 (oberes Mittelfeld, teilweise etwas unterfordert, aber können einen bei der Stange halten)
    Anspruch: 03/10 (ein paar Irrungen und Wirrungen sind schon drin, aber das ändert nichts daran, dass der Film beim Einschulungstest glanzvoll durchfallen würde)
    Gesamtwertung: 05/10 (irgendwie unterhaltsam, aber absolut nicht gut)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.8)
    Link zum Trailer (enthält übrigens die Szene, über die ich lachen musste... die mit dem Sicherheitsmann und der Tür)
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (17.09.2008 um 00:41 Uhr)

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    DVD-Start: 02.08.2007
    Regie: James Isaac
    Genre: Action/Fantasy
    Darsteller: Jason Behr, Elias Koteas, Rhona Mitra
    FSK: 16

    Inhalt: Irgendwo in Amerika geht eine gar böse, vierköpfige Bikergang um und tötet irgend welche Menschen, die scheinbar etwas vor ihnen versteckt haben. Dieses etwas ist der zwölfjährige Tim, der mit seiner Mutter und seinem Onkel Jonas in einem verschlafenen kleinen Nest lebt. Als die vier Biker in die Stadt kommen, wird er mit dem Konfrontiert, was sie sind, was er ist und wieso sie ihn suchen. Sie sind Werwölfe und er, als ein Werwolf-Halbblut, könnte den Fluch beenden. Das wollen die bösen Wolfmänner nicht, denn sie sehen die Macht als ein Geschenk an. Zum Glück sind da ja noch die guten Werwölfe, die ihr dunkles Erbe loswerden wollen. Chaos ensues...

    Kritik: Trotz der ziemlich mageren IMDB-Wertung hatte ich mir einiges von diesem Film versprochen, seit ich zum ersten Mal von ihm gehört hatte. Werwolf-Filme sind eh führ Monsterfilm-Fans wie mich immer was schönes und nachdem ich mit Titeln wie "Nacht der Vampire" und "Romasanta" herbe Enttäuschungen hinnehmen musste, setzte ich meine Hoffnung in "Skinwalkers". Klar, er würde kein Big-Budget-Actionkopus wie die "Underworld"-Filme werden, aber ich hatte mir schon so was wie eine abgespeckte Version des Vampir-Kloppers "30 Days Of Night" gewünscht, nur halt mit Lykanthropen statt der Blutsauger. Das Setup wäre dafür auch sehr geeignet gewesen. Ich meine, eine Mutter und ihr Sohn, die sich in leergefägten Städten gegen übermächtige Werwölfe verteidigen müssen, cool. Mit ein wenig Einfallsreichtum, Suspense und einer Portion Epik hätte man da schon ordentlich was reißen können.
    "Skinwalkers" hat das alles nicht. Was der Film hat sind viele Plotholes, schlechte Effekte und eine große Kelle Random Acts of Violence. Schade eigentlich. Denn nicht nur das Setup des Streifens ist gut gelungen, auch die komplette Storyline weiß durchaus zu gefallen. Die Details sind es, in denen das Drehbuch-Derpartmen abkackt. Ich rede nicht mal von der Tatsache, dass unsere Hauptdarstellerin seit Jahr und Tag in einer Werwolf-Kommune lebt und es nicht mitbekommen hat. Klar, das ist schon recht schwer zu schlucken, aber gut, meine Suspension of Disbelief wurde schon auf ganz andere Art und Weise strapaziert. Ich meine auch nicht den Verlauf der Story, der auf ewigem "Laufen wir vor den Fiesärschen weg, wird schon gut gehen" aufbaut. Das sind auch so Punkte, die die ganze Chose hier kräftig in den Sack treten. Aber es fängt schon dabei an, wie die ganze Prämisse in Szene gesetzt wird. Ich meine, hallo? In wenigen Tagen ist es soweit, dass der Fluch der Skinwalker (so nennen sich die Werwölfe hier) für immer gebrochen wird und das weiß auch jeder alte Arsch (weil ein Blutmond am Himmel steht... oho, sehr unauffällig), aber wieviele Fiesmänner heften sich dem Knaben an die Fersen? Korrekt. Vier. Truly epic! Das ja schon mal eine halbe Armee. Und es ist ja nicht so, dass es scheinbar nicht viele Skinwalker gäbe, denn die leben ja organisiert in Städten. Was zum Geier...
    Auch dass es in den keine Ahnung wievielen tausend Jahren noch nicht vorgekommen sein soll, dass ein Skinwalker-Halbblut das astronomische Alter von 13 Jahren erreicht hat (das bricht den Fluch) ist irgendwie eine etwas obskure Vorstellung. Nicht nur das, auch die "Regelmechanik" des Skinwalker-Daseins ist eher... merkwürdiger Natur. Bei Vollmond verwandeln die guten sich in (extrem hässliche) Wolfmänner und werden dann irgendwie agressiv und töten alles, was ihnen vor die Flinte kommt. Aber erst wenn man menschliches Blut kostet, wird man einer von den Bösen. Die sich in exakt was von den Guten unterscheiden, abgesehen davon, dass sie auch in menschlicher Gestalt eher unfreundlich sind? Ich hab's nicht kapiert.
    Wer jetzt denkt, dass ich in den oberen Absätzen munter drauf loß gespoilert habe, der hat sich ebenfalls geschnitten. Das ist ein weiteres Problem des Drehbuchs. Am Anfang tut der Film noch ganz geheimnisvoll, so dass der Zuschauer im Dunkeln bleibt, was da eigentlich los ist. Aber ganz schnell hatten die Macher wohl die Schnauze voll davon und so wird dem nichts ahnenden DVD-Normalverbraucher nach rund zehn Minuten der komplette bis dahin aufgebaute Spannungsbogen rechts und links um die Ohren gehauen und gemeinsam mit quasi allem, was der Film an Erklärungsbedarf zu bieten hat, ins Gesicht geworfen. Danke auch, das mysteriöse Element und die damit aufgebaute Atmosphäre war schneller dahin, als ihr "Schau mal an, noch ein Werwolf B-Movie" sagen könnt...
    Wobei der Film sich andererseits gar nicht so sehr damit brüstet, ein Werwolf-Film zu sein. Denn schon nach wenigen Minuten bekommen wir etwas geboten, was ich so noch nicht in einem Monster-Horrorfilm gesehen habe: Einen waschechten Massen-Shootout. Yey, die bösen Werwolfies stürmen das verschlafene Nest und plötzlich bricht die Hölle los. In einem Anflug von Selbstironie lässt der Streifen die Bewohner des Dörfchens Wummen aus allem möglichen auspacken (die nette Oma von nebenan zieht einen Revolver aus der Handtasche, der Postbote eine Shotgun aus seinem Beutel...) und Kleinholz aus allem machen, was da geht und steht... Ne, eigentlich nicht. Die Kombatanten verhalten sich nämlich ungefähr so intelligent wie ein armloser Betrunkener beim Topfschlagen, sprich: Sie treffen absolut nichts. Erneut gehen meine Suspension of Disbelief und ich getrennte wege, als die vier Biker völlig unbeschadet quasi das halbe Dorf ausrotten. Wobei mir da auch noch ein paar Fragezeichen in die Augen springen, denn manch ein Werwolf beißt schon nach den ersten paar Kugeln ins Gras, andere scheinen über beeindruckende Selbstheilungsfähigkeiten zu verfügen. Filminterne Logik, ick hör dir Trapsen...
    Dabei ist der Shootout (und der spätere im Krankenhaus) im Ansatz gar nicht schlecht. Es wird viel geballert, schnell geschnitten und alles macht viel Spaß. Jason Behr ("The Grudge", "D-War") zeigt sich dabei auch als verflucht cooler Actionheld, der gerne Akimbo-Style durch die Gegend holzt (trifft nicht viel, aber hey). Aber im Endeffekt sind die Schießereien zu unspektakulär. Ein paar mehr Explosionen und Kunstblut hätten dem Streifen sichtlich gut getan, dann wäre das alles wesentlich spaßiger daher gekommen. Die Werwolf-Klopperei-Szenen sind allerdings noch übler. Denn die Masken sind, wie vorhin schon angedeutet, oberste Grütze, da wurden den Darstellern ein paar falsche Zähne und Haare angeklebt, ein wenig die Fresse angepinselt und ein paar Kontaktlinsen verpasst, fertig. Sieht echt mies aus. Dass der Kram von Patrick Baxter ("Saw", "Silent Hill", "300") stammt ist echt schwer zu glauben. Davon abgesehen sind die Prügelszenen auch viel zu unspektakulär, größtenteils zu dunkel und auch mal wieder zu unblutig ausgefallen. Bis die Werwölfe gegen Ende meterhoch in die Luft springen und ähnliche Scherze. Da wollte ich mir ganz gerne die flache Hand auf die Stirn patschen...
    Was kann so einen Film noch retten? Gute darstellerische Leistungen vielleicht? Nein, eigentlich nicht. Gute Akteure allein retten eben keinen hirnlosen Fantasy-Klopper. Zu ihrer Ehrenrettung muss aber gesagt werden, dass die Nasen vor der Kamera echt nicht zu knapp Talent haben. Jason Behr ist nämlich neben seinem Talent für Feuergefechte auch noch ein echt guter Antagonist, Kollege Elias Koteas ("God's Army", "Collateral Damage") in der Rolle des Jonas auch sehr sehenswert. Rhona Mitra ("Das Leben des David Gale", "Hollow Man"... spielte in zweiterem die heiße Nachbarin) sieht ganz gut aus und macht auch schauspielerisch nicht viel falsch. Und Kinderdarsteller Matthew Knight ("The Grudge 2") nervt auch kaum, wenn er auch ein paar ziemlich dumme Szenen hat.
    So verschenkt "Skinwalkers" leider mit ganz großen Löffeln das Potential, das er gehabt hätte. Und das war absolut nicht wenig. Schade...
    Kommen wir zum Fazit: "Skinwalkers" ist ein merkwürdiger Film. Er hat ein paar echt kompetente Elemente, wie die nette Story und die im Ansatz ziemlich gelungenen Shootouts, aber er macht sich alles durch ein total schlampig geschriebenes Drehbuch kaputt. Vielleicht fehlte auch einfach das Geld, um größer aufzufahren, aber auch mit den Mitteln, die man hatte, sollte da mehr drin gewesen sein. So ist "Skinwalkers" vielleicht für Werwolf-Komplettisten ganz interessant, alle anderen müssen den Streifen absolut nicht gesehen haben.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 07/10 (Behr und Koteas sind echt gut, der Rest leistet sich nur wenige Patzer)
    Plot: 08/10 (eine wirklich gute Story, die leider nur dann funktioniert hätte, wenn man sie mit wesentlich mehr Geld im Hintern in Szene gesetzt hätte)
    Effekte: 04/10 (recht schlechte Masken, hier und da ein wenig Blut, der CGI-Adler sah ganz cool aus)
    Anspruch: 03/10 (Actionklopper mit ein paar ordentlichen Storyverwirrungen, aber größtenteils recht hirnlos)
    Gesamtwertung: 04/10 (tja, auch aus einer guten Plotidee und einem ordentlich aufgelegten Darstellerensemble kann man einen absolut halbgaren Film machen...)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 4.5)
    Link zum Trailer
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  20. #240 Zitieren
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    Kinostart: 31.08.2006
    Regie: Anders Thomas Jensen
    Genre: Komödie/Drama
    Darsteller: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen, Nicolas Bro
    FSK: 16

    Inhalt: Der Neonazi Adam soll resozialisiert werden und wird aus diesem Grund in die Anstalt des Pfarrers Ivan geschickt, der sich irgendwo im dänischen Hinterland darum bemüht, seine straffällig gewordenen Schäfchen wieder auf den rechten Weg zu bringen. Aber schon bald merkt Adam, dass irgend etwas faul ist im Staate Dänemark, denn Ivan benimmt sich sehr merkwürdig und seine Resozialisierungsmethoden scheinen auch nicht von Erfolg gekrönt zu sein...

    Kritik: Mittwoch ist ein stressiger Tag, denn da hab ich normalerweise Bandprobe, allerdings nicht hier in Mainz, sondern in der kleinen Ortschaft, aus der ich ursprünglich komme und in der meine Eltern noch wohnen. Also nehm' ich jeden Mittwoch die Reise mit Bus und Bahn auf mich und verbring dann den abend bei meinen Eltern (auch immer eine gute Gelegenheit, um die schmutzige Wäsche loszuwerden, hehe...) und da bin ich per deffinitionem schon mal relativ weit von meiner heißgeliebten DVD-Playerin entfernt. Also muss ich da normalerweise irgendwie auf andere Art und Weise den Abend rumkriegen. Glücklicherweise verriet mir die örtliche Fernsehzeitung, dass an besagtem Mittwoch (Vorgestern, that is) auf Arte (um den ich ja gerne einen großen Bogen mache... Deutsch-Französisch und so, geht ja gar nicht) die dänische Komödie "Adams Äpfel" lief. Mein Bruder bezeichnete den Streifen damals als "genial" und auch Schmusekatze schien ziemlich angetan, also wieso nicht mal einen Blick riskieren? Dänemark kann ja filmtechnisch schon was, wie beispielsweise "In China Essen Sie Hunde" oder "Nightwatch" bewiesen...
    Tja, "Adams Äpfel" ist kein leichter Film. Also... nicht leicht zu bewerten. Anschauen kann man ihn sich ziemlich gut, dafür sorgt die gelungene Mischung aus starken Darstellern und wirklich lustigen Momenten. Vor allem Mads Mikkelsen ("Casion Royale") ist absolut genial als verrückter Priester, der immer nur das Gute im Menschen sehen will. Mit der krummen Nase sieht er zwar später etwas bedrömmelt aus, aber viel Spaß macht sein Schauspiel schon. Genau wie das von Ulrich Thomsen ("Hitman", "Das Erbe"... wow, der war echt scheiße), der den Neonazi Adam gibt. Sehr unbewegt stapft er durch die Sets und scheint immer kurz vor der Explosion zu stehen. Paprika Steen ("Dancer In The Dark", "Okay") als einzige Frau im Drehbuch zieht sich auch ganz nett aus der Affäre, Nicolas Bro (eher regional bekannt, spielte in keinen großen Produktionen bisher) enttäuscht da schon etwas mehr, er ist einfach kein wirklich glaubhafter Darsteller und bringt den versoffenen Kleptomanen Gunnar nur bedingt rüber. Der absolute Tiefpunkt ist jedoch Ali Kazim (ebenfalls keine große Karriere gemacht), der mit dem Tankstellenräuber Khalid nicht nur eine unglaublich dumme Rolle erwischt hat, sondern diese auch noch mit der Begeisterung eines Stücks Schwarzbrot spielt. Grauenhaft. In einer Nebenrolle als einen von Adams Nazi-Freunden sehen wir übrigens noch Nikolaj Lie Kaas, der in "In China Essen Sie Hunde" den Koch Martin spielte. Hat hier wenig Screentime und kann daher nicht groß glänzen, aber nett ist sein Auftritt allemal.
    Auch die Komik ist wie gesagt bestens gelungen, größtenteils aber wegen ihrer ausgesprochenen Absurdität. Wenn Adam zum Beispiel ziemlich am Anfang Ivan in einer (ziemlich blutigen) Szene die Scheiße aus dem Leib prügelt (pardon my french) und dieser kurz danach völlig unbeeindruckt, aber blutüberströmt, vor der versammelten Manschaft ein lockeres "Ich fahr ins Krankenhaus, soll ich wem was mitbringen?" von sich gibt, dann kann der Freund des eher dunkleren Humors eigentlich nicht anders, als mindestens fett zu grinsen. Sowieso sind Ivans "Wahnsinnsausbrüche" ständiger Grund zur Erheiterung. Wenn er beispielsweise ein Bild von Hitler anschaut und Adam fragt "Ein gutaussehender Mann. Dein Vater?". Oder wenn er seine Catchphrase "Das finde ich jetzt ziemlich unverschämt" zum drölfzigsten Mal auspackt. Da profitiert der Film ganz stark von Mikkelsen, ein schwächerer Darsteller hätte die Hälfte der Scherze gut verkackt.
    Hin und wieder übertreibt Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion Anders Thomas Jensen ("Flickering Lights") es aber dummerweise, da versucht er mit dem Holzhammer gerade noch ein wenig extremer und schwarzhumoriger zu werden und dann kommt er dummerweise in dämliche und platte Gefilde. Wenn Khalid plötzlich anfängt Krähen aus dem Apfelbaum zu ballern. Da überschreitet der Film die Grenze zwischen gelungenem, schwarzen, teilweise schon irgendwie surrealistischen Humor und vollkommener Dummheit leider und das tut ihm nicht gut. Genau so wenig, wie sein exzessiver Erklärungsdrang. So wird das Rätsel um Ivans Verrücktheit schon viel zu schnell aufgerollt, das hat mich ziemlich geärgert, dass der Film dem Publikum einfach keine gesteigerte Suspension of Disbelief zutraut... Aber das ist nicht sein einziger Fehler.
    Die Crux des Films liegt nämlich auch noch wo anders und da ziemlich heftig: Er versucht zwei Dinge gleichzeitig zu sein. Einerseits eine Dramödie mit dichter Story, skurrilen Charakteren, vielen Lachern und ein paar Momenten zum Tränen verdrücken. Andererseits aber versucht er eine biblische Allegorie aufzubauen und erschlägt den Zuschauer beinahe mit seiner Symbolik. Und beides miteinander kombiniert funktioniert einfach nur suboptimal. Der Allegorie steht einfach die sehr spezielle Storyline im Weg, dem anspruchslosen Spaß die bockschwere Symbolik, die den Zuschauer nie vergessen lässt, dass der Film eigentlich mehr sein will, als ein bloßer Film. Das macht ihn irgendwie Schizophren und nicht immer ganz einfach.
    Komischerweise macht der Film dann letzten Endes doch eine ganze Menge richtig. Neben den guten Darstellern reiht sich auch eine makellose optische Umsetzung ein. Der computeranimierte Sturm sieht einfach nur genial aus, die Aufnahmen des Kreuzes im Regen sind toll, sowieso fängt die Kamera die sehr surrealistischen Bilder der Kirche makellos ein. Und letzten Endes schafft der Film es irgendwie, tatsächlich ein Ende an den Film dranzuklatsche, das nicht nur völlig zufriedenstellend ist, sondern auch die vorher begangenen Fehler zu einem gewissen Grad wieder ausbügelt. Ohne jetzt spoilern zu wollen, das Ende vermittelt einfach trotz seiner Plumpheit eine gewisse Glückseligkeit, die dem Film sehr gut zu Gesicht steht und ihn ziemlich sympathisch macht. Klar, ein Geniestreich ist "Adams Äpfel" deswegen nicht gleich, aber man verzeiht ihm einfach seine unbeholfene Art, will ihm irgendwie auf die Schulter klopfen und sagen "Du bist zwar alles andere als Perfekt, aber ich hab' dich trotzdem lieb".
    Kommen wir zum Fazit: "Adams Äpfel" ist ein ziemlich verwirrter Film, der nicht wirklich weiß, wo es lang geht, das ganze aber dank einer gelungenen optischen Umsetzung, einem Haufen guter Scherze und zwei genial aufgelegten Hauptdarstellern wieder ausbügelt. Die Schwächen im Drehbuchdepartment tilgt er einfach durch seinen charmanten Stil und seine netten inneren Werte. Kein Weltklasse-Kino, aber einfach eine sympathische kleine Komödie.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 07/10 (Bo und Kazim relativieren den guten Eindruck, den Mikkelsen und Thomsen hinterlassen)
    Plot: 07/10 (die beiden Skriptelemente Allegorie und Komödienstory stellen sich gegenseitig so etwa fünf bis acht Beine, trotzdem kommt was ansehbares bei rum)
    Effekte: 07/10 (der Sturm sieht sehr schick aus, ansonsten gibt es auch ein paar wirklich göttliche Aufnahmen)
    Anspruch: 06/10 (sehr moralisch aufgezogen, teilweise etwas plump, aber nie dumm)
    Gesamtwertung: 08/10 (der Film hat seine Schwächen, aber man kann ihm einfach irgendwie nicht böse sein)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.9)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline

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