Seite 19 von 20 « Erste ... 812151617181920 Letzte »
Ergebnis 361 bis 380 von 400

Reviewcenter Archiv #1

  1. #361 Zitieren
    Legend Avatar von LorD AvengeR
    Registriert seit
    Aug 2006
    Ort
    Oberhausen
    Beiträge
    7.500

    Laufzeit: ca. 101 Minuten
    Genre: Fantasy
    Regie: Joe Johnston
    Darsteller: Robin Williams, Kirsten Dunst, Bonnie Hunt
    Gesehen auf: Deutsch / Englisch

    Kinostart: 22. Februar 1996

    Inhalt:
    Der kleine Alan Parrish findet bei Bauarbeiten ein altes Brettspiel in der Erde, das zwei Jugendliche Jahrzehnte vorher aus Angst dort vergraben hatten. Er spielt es mit seiner Freundin Sarah und damit nimmt das Schicksal seinen Lauf: Das Spiel, offensichtlich magisch, richtet bei jedem Zug eine Katastrophe an und Alan wird hineingezogen. Erst 26 Jahre später, als Judy und Peter das Spiel finden und sein Spiel fortführen, kann er befreit werden und der Wahnsinn geht weiter – denn alles kann nur so werden, wie es vorher war, wenn das Spiel zu Ende gespielt wird…

    Kritik:
    Ich verbinde einiges mit diesem Film. Als Kind war es Pflicht für mich, ihn ein Mal im Jahr zu sehen und damals hatte ich noch einen gewissen Respekt davor, da er auf seine eigene Art recht gruselig war. Das ist er heute natürlich nicht mehr, aber ich würde weiterhin sagen, dass er definitiv nicht der typische Kinderfilm ist. Schwer zu beschreiben, was mich zu dieser Aussage veranlasst, aber es ist einfach die Wirkung des Films.
    Ich mag ihn jedenfalls und das, seit ich ihn das erste von vielen Malen gesehen habe. Mir gefällt die Idee um das mysteriöse Spiel, das bei jedem Zug ein Stück katastrophalen, gefährlichen Dschungel heraufbeschwört, mir gefallen die bei weitem nicht perfekten Animationen und die Schauspieler – alles ist sehr stimmig. »Jumanji« ist einer der Filme, bei dem ich mir auf jeden Fall eine Fortsetzung mit ähnlich namhafter Besetzung wünschen würde, anstatt solche Grütze wie »Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers«, »Ein Quantum Trost« etc.
    Das Schöne an dem Film ist, dass er quasi direkt in die Handlung springt. Sowohl Vor- als auch Nachgeschichte sind derart kurz gefasst, dass sie schon vorbei sind, ehe man sich versieht und trotzdem kommt der Film noch auf gute 100 Minuten Spielzeit. Anspruch ist quasi nicht vorhanden, da es nur darum geht zu Würfeln und der nächsten Katastrophe auszuweichen um weiterspielen zu können. Es gibt keine Vorgeschichte oder auch nur Hinweise darüber, woher das Spiel stammt, es gibt keine komplizierten Regeln (im Grunde muss man wirklich nur würfeln) oder sonstiges, man genießt einfach nur das Chaos von Löwen in Schlafzimmern, Nashörnern und Elefanten auf den Straßen, einem schießwütigen Jäger und so weiter. Ein reiner Unterhaltungsfilm also mal wieder.
    Die Effekte sind kein Wunder der Technik, aber ich würde sagen, dass sie doch dem Produktionsjahr entsprechen. Die Animationen sind nicht wirklich schlecht, wirken stellenweise nur sehr stark ins Bild eingefügt – so finde ich den Löwen z.B. sehr gelungen, während Fledermäuse und Affen eher misslungen sind. Es wird auch noch viel mit Requisiten und Puppen gearbeitet, was man diesen natürlich deutlich ansieht, was im Grunde genommen aber kein Störfaktor ist. Im Gegenteil, es trägt meiner Meinung nach zum Charme des Films bei, den perfekte Computeranimationen zerstört hätten.
    Genug Witz hat der Film auf jeden Fall, auch wenn ich ihn nicht als Komödie bezeichnen würde. Das Chaos, das die bösen Affen anrichten, der Polizist, der immer wieder nach ein paar Szenen gezeigt wird und jedes Mal ein noch mehr demoliertes Auto fährt, der Jäger – ein passendes Maß also definitiv.

    Ich mag den Film und werde ihn wohl auch noch sehr oft anschauen, da er auf seine eigene Art und Weise zeitlos und etwas Besonderes ist und ich ihn immer mit meiner Kindheit verbinden werde.

    Bewertung:
    Darsteller: 7/10 (nichts Überragendes, nicht mal Williams, aber in Ordnung)
    Plot: 2/10 (würfeln, Katastrophe, würfeln)
    Effekte: 7/10 (ich würde sagen, passend zum Film)
    Anspruch: 2/10
    Gesamteindruck: 7/10

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.3)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    LorD AvengeR ist offline

  2. #362 Zitieren
    Legend Avatar von LorD AvengeR
    Registriert seit
    Aug 2006
    Ort
    Oberhausen
    Beiträge
    7.500
    Dead Like Me Season 1

    [Bild: deadlikeme.jpg]

    Laufzeit: ca. 600 Minuten
    Genre: Fantasy / Comedy
    Regie: David Grossman u.a.
    Darsteller: Ellen Muth, Callum Blue, Mandy Patinkin
    Gesehen auf: Deutsch / Englisch

    Inhalt:
    Georgia »George« Lass wirft ihr junges Leben weg. Sie hat frisch das College abgebrochen und hängt nun nur noch beschäftigungslos zuhause herum. Als ihre Mutter sie zur Arbeit scheucht, wird sie von der herabstürzenden Klobrille einer alten Raumstation getroffen und getötet. Doch tot bleibt sie keineswegs, denn fortan fristet sie ein Dasein als Seelensammler und muss die Seelen von Menschen aus ihrem Körper entfernen, wenn – oder am besten noch bevor – diese sterben.

    Kritik:
    Die Serie ist großartig und ich schäme mich fast, noch nie zuvor von ihr gehört zu haben! Derartig viel schwarzer Humor und so wundervoll abgedrehte Figuren habe ich selten erlebt und wahrscheinlich noch nie in dieser Qualität.
    Die ganze Geschichte um die Seelensammler ist eher flach und mehr oder weniger bereits abgedroschen – als neu kann man die Idee zumindest nicht bezeichnen, aber einige neue Ideen lockern das Ganze wunderbar auf. So wird der Tod z.B. als reine Bürokratie abgetan, der verwaltet, organisiert und abgearbeitet werden muss. Auch der Faktor, die Seelen vor ihrem eigentlichen Tod aus ihrem Körper zu entfernen, damit sie in ihrem nächsten Leben nicht entstellt sind, hat mir sehr gefallen und die Figuren in der Serie einige Male vor bizarre Situationen gestellt.
    Wo wir auch direkt bei den Figuren wären, die das absolute Juwel der Serie sind. Nicht nur die Hauptfiguren, also die Seelensammler, die sich Tag für Tag im deutschen Waffelhaus treffen sind geradezu genial gezeichnet und vor allem auch gespielt, sondern vor allem Nebenfiguren wie Delores Herbig, as in "her big brown eyes" (die in der deutschen Übersetzung Diemit, wie in »die mit den großen braunen Augen« heißt) oder die Sekretärin Crystal machen eine Menge des Humors aus. Das Tolle an ihnen allen ist, dass sie ziemliche Extreme darstellen und viel zu abgedreht sind, als dass man sie wirklich ernst nehmen könnte. Die Hauptfigur George alleine schon, mit ihrer äußerst stark ausgeprägten phlegmatischen Ader, die immer ein Schmollgesicht zieht, dementsprechend monoton redet und auch vor so ziemlich jedem Satz ein paar Sekunden nachdenken muss. Dann mein Lieblingsseelensammler Mason, stets auf Drogen, unbekümmert, immer gut drauf und durch nichts aus der Ruhe zu bringen – sieht man von der Flughafenszene ab – und die strenge Politesse Roxy, die man eigentlich nie ohne ihren lächerlichen Hut herumlaufen sieht. Etwas geärgert hat mich, dass Rebecca Gayheart als Betty schon so früh ausgeschieden ist und durch die nervige Daisy Adaire (Laura Harris) ersetzt wurde, der ich absolut nichts abgewinnen kann – ich finde sie kein Stück unterhaltsam. Sogar die junge George in den Flashbacks spielt die Rolle für ihre paar Jahre ausgezeichnet und brachte mich sehr häufig zum Lachen – am meisten Luft hat mir aber definitiv Delores geraubt. Die Figur ist einfach die abgedrehteste von allen mit ihrer merkwürdigen guten Laune und Fürsorge. Eine der tollsten Serienfiguren überhaupt! Genau wie die stämmige Kellnerin im Waffelhaus, die in der deutschen Version einen derart amüsanten bayrischen Akzent hat, den man in der englischen Ausgabe nur vermissen kann. Überhaupt sind die deutschen Synchronstimmen perfekt ausgewählt und übertreffen ihre Originale um Weiten.
    Zudem ausschlaggebend für den meist schwarzen Humor sind natürlich die Dialoge und Situationen. Situationen, in denen George Skrupel hatte den Menschen ihre Seele wegzunehmen und sie dann erst in der Leichenkammer »aufwachen«, komplett obduziert und deswegen seelisch am Ende zum Beispiel. Vor allem die Dialoge haben es mir aber angetan, da in jeder einzelnen Folge mehrere geniale Sprüche fallen und diese nicht nur purer Witz sind, sondern oftmals auch einiges an Hirnschmalz dahintersteckt, der durchaus Tiefgründigkeit vorweisen kann. Hier findet sich also auf jeden Fall eine Serie mit Köpfchen, die nicht nur niedergeschrieben wurde um Leute zum Lachen zu bringen, obgleich das wohl das Hauptziel war.

    Ich kann die Serie nur jedem empfehlen, der schwarzen Humor und abgedrehte Figuren mag und nichts gegen ein bisschen Fantasy hat. Ich habe mich köstlich amüsiert und finde es nur schade, dass die Staffel lediglich 14 Folgen umfasst. Andererseits sind die Folgen auch immer gut 40 Minuten lang, was sich irgendwo wieder ausgleicht – weshalb ich ein paar Folgen mehr aber dennoch nicht abgeneigt gewesen wäre.
    Dass Produzent Bryan Fuller, der auch für »Pushing Daisies« verantwortlich ist, bereits nach fünf Folgen ausgestiegen ist, merkt man überhaupt nicht und angesichts seiner Ideen, z.B. Georges Vater schwul werden zu lassen, empfinde ich sein Aussteigen als wenig enttäuschend… aber immerhin hätte er Betty zurückgebracht, so sagte er.

    Oh, und das Intro ist ganz große Klasse! Vor allem auch wegen der brillanten Musik.

    Bewertung:
    Darsteller: 10/10
    Plot: 6/10 (Die Grundstory ist schwach, aber die Ideen sind immer wieder aufs Neue gut)
    Effekte: 9/10
    Anspruch: 6/10
    Gesamteindruck: 9/10 (mit Tendenz zur 10)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 8.9)
    Die DVD bei Amazon.de
    LorD AvengeR ist offline

  3. #363 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
    Registriert seit
    Oct 2006
    Beiträge
    536
    2001: Odyssee im Weltraum

    [Bild: 514BKDMK24L._SS500_.jpg]

    Erscheinungsjahr : 1968
    Genre : Science-Fiction
    Regie : Stanley Kubrick
    FSK : 12
    Länge : 143 Minuten

    Ich empfehle für: Filmliebhaber, Sci-Fi-Fans, Klassiker!


    Inhalt: 2001: Odyssee im Weltraum ist in mehrere Abschnitte unterteilt: Nach der Anfangssequenz „The Dawn of Man“, die zeigt, wie „Affenmenschen“ mit einem schwarzen Monolith konfrontiert werden, sieht man ein Raumschiff an eine Raumstation andocken. Der Passagier wird zum Mond gebracht, wo man ihm einen schwarzen Monolith zeigt, der ausgegraben wurde. Es findet ein erneuter Zeitsprung statt und ein Raumschiff fliegt zum Jupiter. Die Besatzung wird bis auf einen vom Bordcomputer getötet. Schlussendlich, nach einer Zwischensequenz, sehen wir den Überlebenden in einem Raum, die zeitliche Kontinuität zwischen Schnitten wird vollständig aufgelöst. Der Film endet mit einem im Weltall schwebenden Fötus, der die Erde betrachtet.

    Kritik: Zuerst eine Warnung: Man sollte 2001 nicht mit der Erwartung auf schnelles Actionkino sehen. Er ist „langatmig“, die Schnittfrequenz ist sehr niedrig, es wird kaum gesprochen, alle Szenen bleiben (bis auf die Bezeichnung der einzelnen Sequenzen) unkommentiert der Interpretation des Zuschauers überlassen. Deshalb wird 2001 – zumindest beim ersten Sehen – überfordern.

    2001 ist ein ganz und gar außergewöhnlicher Film, ein Film der keinem Klischee gerecht wird und keines benutzt. Ich will mir nicht anmaßen, eine Interpretation o.ä. zu schreiben, deshalb begründe ich direkt meine Wertungen :

    Darsteller:
    Es sind kaum Dialoge vorhanden, es gibt keine Identifikationsfiguren. Deshalb ist es nicht möglich, die Darsteller nach klassischen Kriterien zu beurteilen.

    Plot:
    Ich gebe dem Plot 10/10 – und lasse mich dabei ausdrücklich nicht vom Buch (Der Wächter von Arthur C. Clarke) leiten. Dieses ist gut, wirkt aber gegen den Film banal und ist erst recht nicht für das „Verstehen“ dieses Filmes nötig. Natürlich kann man meinen, man hätte mit dem Buch den Film verstanden, liegt dabei aber zumindest zum Teil falsch. Wer mehrere Kubrick-Filme und die dazugehörige Literatur kennt, wird wissen, was ich meine: Kubrick schafft es eigentlich immer, das Buch perfekt zu verfilmen (bei Lolita kann man sich streiten), aber die Filme besitzen immer ganz neue Ebenen und weichen zumindest deutlich von der Handlung des Buches ab.

    Der Betrachter wird dabei nicht an der Leine geführt und die ungeheure Substanz des Plots fällt nicht unbedingt auf den ersten Blick ins Auge.

    Es gibt keinen anderen Tonfilm, bei dem überhaupt gesprochen wird und bei dem der Quotient von Inhalt und gesprochenem Wort derart hoch ist.

    Effekte:
    Bei 2001 kann man sich über alles streiten – aber nicht über die Effekte. Denn die waren wegweisend und dürften selbst von denen, die diesen Film überhaupt nicht mögen, als 10/10 eingestuft werden. Selbst heute wirken Ausstattung und Spezialeffekte nicht wirklich angegraut und realistischer als einige der heutigen Genrevertreter, die mit überzogenen Computereffekten arbeiten.

    Anspruch:
    Bei 2001 ist es so, dass das Bedeutsame gegenüber dem "Unbedeutenden" nicht hervorgehoben wird und daher für jeden etwas anderes wichtig sein kann - selbst wenn dies nicht von Kubrick so gedacht worden sein sollte. Möglich, das dies, da man ja leider gewohnt ist, alles "Bedeutsame" an einem Film dreimal um die Ohren gehauen zu bekommen, eine verwirrende, ungewohnte Wirkung hat und dazu führt, dass - wenn man sich nicht näher mit dem Film beschäftigt - der Eindruck von krampfhaftem Pseudoanspruch entsteht. Letztendlich ist gerade dies, nicht die überragende Technik, für mich der Grund diesen Film so zu bewerten.

    Ich bin nicht so mutig, einen inhaltlichen „Beweis“ für die Behauptung zu liefern, dass 2001 ein Film ist, dessen Storytiefe, Bedeutung und Signifikanz unübertroffen ist, anhand belastbarer Tatsachen lässt sich jedoch zeigen, dass 2001 ein ungeheuer durchdachtes visionäres Kunstwerk ist, ich führe nur sechs aus einer riesigen Menge an Details auf:
    • Die Kommunikation läuft zu einem großen Teil elektronisch ab, der Einfluss auf zwischenmenschliche Beziehungen ist unverkennbar.
    • Flachbildschirme! (Nicht mal in Matrix dachte man daran – und das war zur Jahrtausendwende)
    • Spracherkennung wird als Identifikationsmethode benutzt.
    • Bei Schwerelosigkeit gibt es Spezialessen, beim Flug über einen Planeten Kaffee, der dann wiederaus einer Kanne eingeschenkt werden kann.
    • Weltraumtoilette
    • Firmennamen


    Gesamtwertung:
    Das geringe Tempo scheint im ersten Moment zu stören, ist aber für den Film essentiell. Genauso verhält es sich mit dem Fehlen von Emotionen – ein genauer Beobachter wird feststellen, dass es durchaus Emotion zu geben scheint – Angst, ausgerechnet bei HAL – aber das führt schon zu weit ins Interpretative...

    Epochenmachende, visionäre Kunst – die 10er Wertung versteht sich von selbst und ist eigentlich noch zu niedrig gegriffen. 2001 setzte in Sachen Technik, Erzählkunst, Soundtrack, wissenschaftliche Korrektheit Maßstäbe.

    Ach ja, der schwarze Monolith: Ob Gott, Alien, Bewusstsein, Leinwand, Deus ex machina, gar nichts oder etwas völlig anderes: Diese Frage wird wohl für immer ungelöst bleiben – ich persönlich finde ja den Zufall ganz toll .

    Einzelwertungen
    Darsteller : -/10 (nicht bewertbar)
    Plot : 10/10
    Effekte : 10/10
    Anspruch : 10/10
    Gesamtwertung : 10/10

    Link zu IMDB (Wertung 8.4)

    Der Anfang bei YouTube

    Amazon (DVD)
    Amazon (Blu-Ray)
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (26.01.2009 um 23:15 Uhr) Grund: Amazon-Link, Rechtschreibung

  4. #364 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
    Registriert seit
    Oct 2006
    Beiträge
    536

    Erscheinungsjahr : 1975
    Genre : Historienfilm
    Regie : Stanley Kubrick
    Darsteller: Ryan O' Neal, Marisa Berenson, Hardy Krüger
    FSK : 12
    Länge : 177 Minuten

    Ich empfehle für: Alle, insbesondere Liebhaber von Historienfilmen oder Filmen überhaupt


    Inhalt: „Barry Lyndon“ ist eine Verfilmung des gleichnamigen* Romans von William Makepeace Thackeray. Barry, ein junger irischer Mann verlässt, nicht ganz freiwillig, seine Heimat, wird Soldat im dreißigjährigen Krieg, desertiert, wird für eine andere Armee zwangsrekrutiert und beginnt nach erneuter Flucht eine Karriere als Spieler an den Höfen Europas. Um gesellschaftlichen Aufstieg zu verwirklichen, strebt er eine Ehe mit Lady Lyndon an, die bereits einen Sohn hat. Dies gelingt ihm, die Ehe verläuft aber unglücklich und als Barrys und Lady Lyndons Sohn stirbt und Lady Lyndon versucht sich das Leben zu nehmen, fordert Barrys Stiefsohn diesen zum Duell.

    Kritik: Eines vorweg: Wie man an meinem Benutzerbild erkennen kann, bin ich Fan dieses Films, ich bin also nicht ganz „neutral“. Da ich diesen Film jedoch schon viele, viele male gesehen habe und auch den Roman, auf dem er beruht, gelesen habe, fühle ich mich jedoch einigermaßen qualifiziert, zu schreiben, dass „Barry Lyndon“ – ganz im Gegenteil zu der Meinung vieler, die ihn zwar wunderschön gefilmt, aber inhaltlich belanglos finden – ein Film ist, der unter anderem in unvergleichlicher Manier das Fundament des Glaubens an die Menschliche Freiheit des Willens hinwegschwemmt.

    Stanley Kubrick setzte diesen Film mit fanatischer Korrektheit und Genauigkeit um: Die Kostüme sind authentisch, es gibt kaum Fehler, es wurde nahezu nur natürliches Licht benutzt: Für die Innenaufnahmen wurden Speziallinsen, die von Zeiss für die NASA entwickelt worden waren (nicht für den Film, wie teilweise behauptet wird) benutzt, um auch bei Kerzenlicht filmen zu können. Das Resultat ist, dass die Innenräume umwerfend aussehen, und ich bis heute nichts auch nur annähernd vergleichbares zu Gesicht bekommen habe, die Außenaufnahmen stehen dem jedoch in Einzigartigkeit in nur wenig nach. Alles wirkt wie ein Gemälde, was durch eine entsprechend bewegungsarme Kamera und langsame Schnittfrequenz verstärkt wird (vgl. den Anfang von "Spiel mir das Lied vom Tod“, allerdings distanzierter). Als Laie wähle ich zwischen Kubrick und Rembrandt ohne mit der Wimper zu zucken ersteren.

    Um nicht völlig auszuufern, möchte ich nur exemplarisch einen Aspekt des Filmes darstellen, nämlich seinen Zynismus, dies jedoch auch nur sehr begrenzt, da ansatzweise Vollständigkeit ganze Bücherregale füllen würde. Die Notwendigkeit, dass die zwei folgenden Abschnitte nur von jemand, der den Film bereits kennt, eingeordnet werden können, ergibt sich leider daraus.

    Man vergleiche das (hervorragende) Buch, bei dem Barry Erzähler ist und bei dem der Untergang Barrys im letzten von 19 Kapitel behandelt wird, mit den Dialogen des Filmes, bei dem die ganze zweite Hälfte diesen ausführt, bei der Sterbeszene Barrys Sohnes:
    „[…] But what does a doctor avail in a contest with the grim invincible enemy? […]
    He remained yet for two days with us; and a sad comfort it was to think he was in no pain.
    […] And, taking a hand of his mother and mine in each of his little clam-
    my ones, he begged us not to quarrel so, but love each other, so that we might meet
    again in heaven, where Bully told him quarrelsome people never went. […]”

    (Barry Lyndon*, Kapitel 19) Vgl. mit Film: http://de.youtube.com/watch?v=OQsm4wfoTnk
    „Papa, if I die, will i go to heaven?“ “Of course you will, my darling, but your not going to die” […] “ [...] in three minutes time, we left”
    Man beachte dabei das Holzpferd(!), das im Hintergrund steht und die Bilder von Pferden(!), die an der Wand hängen (leider in YouTube-Qualität nur schlecht zu sehen).

    Wem das nicht zynisch genug ist, dem biete ich, wie ich in meiner Einleitung schon andeutete, den Gedanken, dass Barrys Handlungen und Entscheidungen in der zweiten Hälfte des Filmes aufgrund seiner Erfahrungen in der ersten Hälfte determiniert sind – und zwar vollständig. Belegen lässt sich dies z.B. durch die Aussagen des Sprechers oder Barrys Reaktion auf das Aufbegehren seines Stiefsohnes vor versammelter Gesellschaft. Selbst seine Entscheidung in dem Moment, als er der beim Duell gegen seinen Stiefsohn (http://de.youtube.com/watch?v=rDupoFh5Op0)
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    in den Boden schießt,
    was Tauben (!) zum aufstieben veranlasst, ist aufgrund seines ersten Duells keine Entscheidung des freien Willens: Selbst in seiner „Menschlichkeit“ ist der Mensch nicht frei, war es nie und wird es niemals sein.

    Die Leuchter glühen, die Musik rafft dahin, ein Orgasmus für drei Stunden.

    “It was in the reign of George III. that the aforesaid personages lived and quarreled; good or bad, handsome or ugly, rich or poor, they are all equal now.”

    Vorhang zu. Auf Wiedersehen.


    Einzelwertungen:

    Darsteller:
    Die Hauptdarsteller spielen die Rolle ihres Lebens – allerdings wird der Dialekt des Barry-Darstellers Ryan O‘ Neal von einigen kritisiert – mich stört dies allerdings nicht, daher gibt es volle Punktzahl. Und selbst wenn dieser Dialekt stört, für die Körpersprache in der Szene, in der Lady Lyndon (Marisa Berenson) von Barry verführt wird, ist jede Wertung zu niedrig.

    Plot:
    Nach meinen Ausführungen bleibt mir keine Wahl: glatte 10! Wird zwar von manchen als quälend langsam empfunden, ich empfinde ihn jedoch als perfekt, sowohl als Literaturverfilmungsplot als auch als eigenständiges Werk. Jeder Handlungspunkt besitzt einen Kontrapunkt, nichts schwebt im Leeren.

    Effekte:
    Die Aufnahmen bei Kerzenlicht mit NASA-Speziallinse von Zeiss sind unerreicht, die Kostüme authentisch, die Kamera göttlich. Die Einbindung des großartigen Soundtracks ist vorbildlich.

    Anspruch:
    „Barry Lyndon“ ist ein „Blender“ – wie eine Kerze in einem Thronsaal.

    Gesamtwertung:
    Auch unter dem Vorbehalt, dass ich diesen Film sehr, sehr mag, finde ich die Wertung 10 vollständig gerechtfertigt, bin mir jedoch dessen bewusst, dass man „Barry Lyndon“ entweder in den Himmel hoch loben oder als belanglosen Schinken mit toller Musikuntermalung abtun kann.

    „Barry Lyndon“ ist als Historienfilm vollkommen und - noch darüber hinausgehend - große, epochale Kunst, ungeheuer zynische Unterhaltung mit Stil. Die Qualität dieses Filmes geht weit über das hinaus, was ich mit dem inflationär benutzten Begriff „Meisterwerk“ beschreiben könnte. Ich kann kaum noch einen Film sehen, ohne ihn nicht mit Bezug auf Barry Lyndon zu beurteilen, sowohl was Kamera, Beleuchtung, Drehbuch, Unterhaltungswert, Soundtrack, Körpersprache, Kostüme und Dialoge angeht. Mir ist bewusst, dass die Definition von einem perfekten Film eine relative ist, müsste ich jedoch den „Perfekten Film“ definieren, ich würde „Barry Lyndon“ ins Wörterbuch schreiben.

    Und obwohl - oder gerade weil - Barry Lyndon so perfekt ist, ist er auch ein ungeheuer menschlicher Film. Wer allen ernstes behauptet, Kubricks Filme seien kalt oder unmenschlich, hat sich, wie viele zeitgenössische Kritiker selbst disqualifiziert. Dem Zynismus der Kommentare stehen tiefe, echte Empfindungen gegenüber. Doch eine Genialität dieses Kunstwerks ist es, diese, analog zur Einordnung der Handlung als historisch unbedeutend, nicht unkommentiert oder gar als Mittel zur Unterhaltung einzusetzen.

    Abschließend möchte ich eine persönliche Erfahrung schildern: Ich hatte Barry Lyndon insgesamt schon zwei- oder dreimal gesehen, als ich im Fernsehen eine Werbung sah, die mit einem Soundtrack aus diesem Film unterlegt war (Diesel). In diesem Moment spürte ich eine ungeheuer starke körperliche und emotionale Reaktion, in meinem Kopf explodierten detaillierte Bilder aus Barry Lyndon.

    Und bevor ich es vergesse: Auf Deutsch verliert der Film trotz bemerkenswert guter Sprecher ein Stück an Verzauberungskraft, leider ist zum vollständigen Verständnis gutes bis sehr gutes Englisch nötig. Aber auch so fraglos 10/10, der fantastische Soundtrack (der mich zu einem Händel-Hörer gemacht hat, ich mag Klassik eigentlich nicht) bleibt zum Glück davon unberührt.

    Darsteller : 10/10
    Plot : 10/10
    Effekte : 10/10
    Anspruch : 10/10
    Gesamtwertung : 10/10


    IMDB (Wertung 8.0)
    Kauf bei Amazon (DVD)


    *genauer: Die Memoiren des Junkers Barry Lyndon (1844), da die Urheberrechte abgelaufen sind ist es kostenlos als E-Book erhältlich (Project Gutenberg)
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (02.02.2009 um 08:23 Uhr)

  5. #365 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
    Registriert seit
    Oct 2006
    Beiträge
    536

    Erscheinungsjahr : 2005
    Genre : Action / Sci-Fi
    Regie : Steven Spielberg
    Darsteller: Tom Cruise, Dakota Fanning
    FSK : 12
    Länge : 112 Minuten

    Ich empfehle für: Absolut Niemand


    Inhalt: Aliens greifen an, um die Weltherrschaft zu übernehmen. Der Film konzentriert sich auf eine Familie auf der Flucht. Sehr frei nach dem Buch von Wells.

    Kritik: Um eine klare Struktur zu bewahren, werde ich meinen kurzen Review nach den Einzelnen Bewertungskriterien strukturieren:

    Darsteller: Masochisten sind über die kleine, nervtötende, schreiende Dakota bestimmt begeistert. Tom Cruise liefert eine katastrophale Leistung ab, mit dem Junge kann man nur noch Mitleid haben. Vielleicht ist es beabsichtigt, dass dem Zuschauer danach sein soll, den Protagonisten die Fresse einzuschlagen, in diesem Fall würde ich 10/10 geben, solange mir „Krieg der Welten“ diesen Beweis aber schuldig bleibt, gibt es eine zwei.

    Plot:
    Wenn man schon meint, die Handlung in die Neuzeit verlegen zu müssen und auf den Drehort scheißt, dann hätte man auch die – für heute - lächerliche Auflösung modernisieren können.
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Das Aliens nicht von unseren Viren und Bakterien etc. infiziert werden können, weiß heute jedes Grundschulkind.
    Mit Krieg der Welten verbinde ich ein Untergangsszenario – und was bekomme ich hingerotzt – das tolle Konzept, Krieg der Welten mit einem miesen Die-Vögel-Plagiat zu verbinden. So weit, so schlecht, so Atmosphäresteril. Den Vogel schießt der Film aber mit einem Ende-gut-alles-gut-Sonne-bricht-durch-die-Wolken-alle-umarmen-sich-freudestrahlend-Ende ab. Wer meint, na gut, man könne Krieg der Welten wenigstens als reines Actionkino genießen, der irrt. Dazu sind die Schauspieler zu schlecht, sodass die Atmosphäre eines Fremdschäm-Filmes entsteht. Wir sind schon bei 1/10. Habe ich schon die unzähligen Fehler erwähnt? Na egal, schlechter geht’s eh nimmer.

    Effekte:
    Eindeutig das Highlight an diesem Film – allerdings hat man schon deutlich besseres bei erheblich billigeren Filmen gesehen. Die Sequenz, als das Alien (in seinem Fahrzeug) aus dem Boden kommt wirkt unfreiwillig komisch. Der Sound geht in Ordnung, das Aliendesign nicht. Die Kameraführung ist weitgehend relativ temporeich, wirkt aber immer völlig deplaziert.

    Anspruch:
    Da ich es einfach nicht fassen kann, WIE schlecht dieser Film ist, verfahre ich jetzt einmal nach dem Konzept „im Zweifel für den Angeklagten“ und werte den Militäreintritt des Jungen als (wenn auch kläglich Misslungene) Satire. Der Umstand, dass Cruise am Ende nicht den Superhelden spielen darf, ist nicht dem Film zu verdanken, aber zum Glück hält man sich wenigstens insoweit an die Vorlage. Zusammen mit der Tatsache, dass die Dialoge immerhin den durchschnittlichen Porno übertreffen, kann ich mich zu einer 4 durchringen.

    Gesamtwertung:
    Eine Verfilmung, die niemand braucht. Müll, Mist, High-Budget-Trash der nicht einmal Charme besitzt. Ich frage mich, was Spielberg geritten hat, seinen guten Namen so ins Klo zu schmeißen und runterzuspülen.

    Wertungen:
    Darsteller : 2/10
    Plot : 1/10
    Effekte : 6/10
    Anspruch : 4/10
    Gesamtwertung : 3/10


    IMDB (Wertung 6.6)
    Kauf bei Amazon (DVD)
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (27.12.2008 um 19:04 Uhr) Grund: Spoiler entschärft

  6. #366 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
    Registriert seit
    Oct 2006
    Beiträge
    536
    Königreich der Himmel (Directors Cut)

    [Bild: 51E65O063TL._SS500_.jpg]


    Erscheinungsjahr : 2005
    Genre : Monumentalfilm / Actionfilm / Historienfilm
    Regie : Ridley Scott
    Darsteller: Orlando Bloom, Eva Green
    FSK : 16
    Länge : 185 Minuten

    Ich empfehle für: Action- und Fantasyfans


    Inhalt: Königreich der Himmel spielt zur Zeit der Kreuzzüge, während Jerusalem von der Armee Saladins belagert wird. Die Geschichte begleitet einen Protagonisten, ursprünglich ein armer Schmied in England, der als Ritter in die heilige Stadt kommt.

    Kritik: Die einzelnen Bewertungspunkte sind dazu geeignet, die gewaltige Kluft bei Königreich der Himmel in der Qualität der Umsetzung von Form und Inhalt aufzuzeigen, wer Spoiler vermeiden will sollte den Abschnitt Anspruch weglassen:

    Darsteller:
    Ein zweischneidiges Schwert. Einige (vor allem Nebenrollen) überzeugen durchaus. Es ist nicht Orlandos Schuld, dass er den Übermenschen schlechthin spielen muss, aber etwas Ironie zu seiner Figur zu zeigen hätte nicht geschadet. Die Königin ist schwer zu beurteilen, ich schwanke zwischen schrecklich und sehr gut. Die „Bösewichter“ sind allerdings unglaubwürdig und als zu typische Böslinge bei einem Film, der stets darum bemüht ist, zu betonen, wie liberal er doch ist, eine Fehlbesetzung.

    Plot:
    Der Plot ist die ersten zwei Drittel des Filmes zwar rettungslos klischeehaft, unterhält aber ordentlich, den Genrestandards überlegen. Es gelingt dem Film anfangs sogar, dass man sich mit dem Protagonisten identifiziert, sich mit ihm „gut“, „stark“ fühlt. Dies kippt aber spätestens in der zweiten Hälfte des Filmes, als Orlando den Alleskönner zeigen muss, gegen Ende wird es lächerlich bis unerträglich. Nicht nur ein Held ohne Fehl und Tadel, nein, ein wahrer Superheld soll Identifikationsfigur werden.

    Dialoge und Actionszenen sind ausgewogen, es wird spürbar darauf Wert gelegt, den Charakteren Tiefe zu verleihen. Man ahnt es, leider scheitert auch dies an der fast schon karikaturistischen Klischeehaftigkeit. Zumindest ich fühle mich nicht in ein Mittelalter versetzt, sondern eher in eine Fantasywelt a’la HdR, was per se nichts schlechtes sein muss, nur leider drängt sich mir dementsprechend auch der erwähnte Vergleich auf und da steht Königreich der Himmel in seiner Nuancenlosigkeit sehr bescheiden da.

    Trotz aller Kritik 5/10, schließlich ist es ja kein Dokumentarfilm.

    Effekte:
    Man kann nur anerkennend über die Effekte staunen, die sich wie die Kampfszenen auf durchgängig höchstem Level bewegen. Allerdings kommt es hin und wieder zu einem Deja-vu, HdR und Gladiator lassen grüßen. Die Aufnahmen in Innenräumen mit Kerzen lassen an Brillanz missen, wirken aber wenigstens natürlich, daher dürfte dies nur jemanden stören, der „Barry Lyndon“ kennt. Die Außenaufnahmen sind dagegen hervorragend gelungen. Fast eine 10, die aber durch die innovationsarme Herangehensweise knapp verhindert wird.

    Anspruch:
    Leider muss ich dem Film aufgrund seiner Vorhersehbarkeit, seiner Klischeehaftigkeit (ja, ich kann es nicht oft genug wiederholen) und seinem Bestreben, dem Zuschauer so glatt wie Schmieröl ja keine offene Reibestelle zu bieten, beinahe jeglichen Anspruch absprechen, vor allem, da Königreich der Himmel krampfhaft versucht, Tiefe und Liberalität zu zeigen. Deutlich wird dies an den sorgfältigen Hinweisen, die beinahe jede Minute eingeschoben werden, dass die Moslems nicht die Bösen sind, Saladin edel und die Kirche fett, korrupt und böse, die einfachen Leute, die nichts als Friede wollen ausblutend, und an den Charakteren, die Schicksalsschläge noch und nöcher einstecken müssen.

    Das der Held sich auf Selbstfindungssuche befindet– na ja, zumindest will uns das das Drehbuch weis machen – schreit geradezu: „Wichtig, wichtig, Anspruch, Anspruch, ich bin ja so zerissen“.

    Einen Held, der ein ehemaliger Schmied war, als Meisterkämpfer und begabten Handwerker hinzustellen mag ja durchaus noch angehen, aber dass dieser in „Leonardo-Style“ nicht nur Bewässerungsanlagen konstruiert und geniale Belagerungswerke baut, sich als Anführer an vorderster Front in die feindlichen Massen wirft und dennoch immer überlebt, ist, mit Verlaub gesagt, nicht nur unglaubwürdig sondern hochgradig lächerlich. Besonders eklig wird dies gegen Ende, als unser Übermensch mit einer flammenden, vor Pathos triefenden Ansprache alle Entmutigten aufrichtet, die Trauernden tröstet und sich wie ein Selbstmordwütender alleine in die Horde gegnerischer Angreifer schmeißt, dies natürlich überlebt, allen Menschen der Stadt ihr Leben rettet und die Königin bekommt. Er ist sogar so edel, dass er ihren Verzicht auf den Thron fordert. Ach ja, auf Geld und Ansehen ist unser Supermann also auch nicht aus. Die Dreifaltigkeit aus Jesus, der Protagonistin aus Nirgendwo in Afrika und einem Leonardo mit den zwei Persönlichleiten als Titanic-schmachtboy und Universalgenie wäre neidisch.

    Keine Angst, Königreich der Himmel ist natürlich nicht so unkorrekt wie ich und vermeidet natürlich auf den Tod jegliches, was auch nur ansatzweise mit Islamkritik oder Religionskritik allgemein verbunden werden könnte. Wer jetzt meint, empört aufschreien zu müssen, weil ich nicht die Tatsache hinterherschiebe, das die Kreuzzüge alleine auf dem Mist der Christen gewachsen sind, der hat, abgesehen von der Tatsache, dass der Film dies schon mehr als Genüge getan hat, meinen Punkt verpasst: Mir geht es um das Fehlen jeglicher Religionskritik auch und vor allem! für das Christentum: Schuld sind alleine die fetten, geldgierigen, demagogischen, eitlen, korrupten Kirchendiener, nicht aber die heldenhaften Ritter oder die bedingungslos missionarischen Züge des Christentums der Voraufklärung. Ich will mich hier nicht dagegen stellen, dass dieser Papst und seine ganze Räuberbande Böslinge waren, aber als Repräsentanten des Christentums fällt ihr tun nun mal auch auf das Christentum zurück.

    So bleibt als Fazit leider: Held guter, vom Schicksal hart geprüfter messiasähnlicher Übermensch, Mitstreiter gut, Saladin edel aber mit dummen Barbaren als Untergebene, Kirche abgrundtief böse. Oder: Ein Film, der völlig an seinen Ansprüchen scheitert und in einem Meer aus Kitsch und Klischee versinkt.

    Gesamtwertung:
    Schade, aber das letzte Drittel ist einfach nur peinlich. Was ein guter bis sehr guter Film hätte werden können, kommt so nur noch auf ein befriedigend, da in der letzten Stunde aufgrund des ganzen lächerlichen Pathos, flachen Gutmenschentums und kindischem Ein-Mann-besiegt-eine-Million-Barbaren-Heroismus bei mir unweigerlich das Gefühl Kotzen zu müssen einsetzt. Da Königreich der Himmel qualitativ kein Trash oder Kloppmist ist, sich durchaus ernst nimmt und sich daher an seinen Ansprüchen messen lassen muss, kommt für mich eine Wertung im oberen Bereich nicht mehr in Frage. Da die Effekte aber bei der Beurteilung eines Filmes dieser Art stark wiegen und Königreich der Himmel über weite Strecken gut unterhält, werte ich mit 6/10. Letztendlich für Actionfans wegen toller Effekte empfehlenswert. Alle anderen weinen über das verschenkte Potential. Und wie immer gilt: Nicht jeder kann sich mit einer Figur gleich gut identifizieren und „Königreich der Himmel“ steht und fällt mit dem Protagonisten, diese Wertung ist also mit Vorsicht zu genießen.

    Einzelwertungen:
    Darsteller : 6/10
    Plot : 5/10
    Effekte : 9/10
    Anspruch : 2/10
    Gesamtwertung : 6/10


    IMDB (Wertung 7.1)
    Kauf bei Amazon (DVD)
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (11.12.2009 um 22:33 Uhr)

  7. #367 Zitieren
    Veteran Avatar von c_87
    Registriert seit
    Oct 2006
    Beiträge
    536

    Erscheinungsjahr : 2000
    Genre : Monumentalfilm / Actionfilm / Historienfilm
    Regie : Ridley Scott
    Darsteller: Russell Crow, Connie Nielson, Joaquin Phoenix
    FSK : 16
    Länge : 145 Minuten

    Ich empfehle für: Actionfans


    Inhalt: Das ganze Mittelmeergebiet ist von Rom besetzt. Als der Kaiser ermordet wird, fällt sein Feldherr Maximus Decimus Meridius, dessen Schicksal Gladiator erzählt , bei dessen Sohn, dem Mörder, in Ungnade und muss fliehen. Er gerät in Gefangenschaft und wird an eine Gladiatorenschule verkauft, sein weiteres Ziel ist, gemeinsam mit der Schwester des neuen Imperators Rache an diesem zu üben.

    Kritik:

    Darsteller:
    Der Protagonist (Russell Crowe) trägt den Plot, der Imperator überzeugt, seine Schwester ebenso. Kurz: passt!

    Plot:
    Ein Held auf Rachefeldzug und eine Verschwörung gegen den Kaiser, dies ist zwar nichts neues und auch nicht besonders glaubwürdig oder raffiniert umgesetzt, reicht aber immerhin für ordentliches Actionkino aus.

    Die Action bzw. „Monumentalszenen“ überwiegen meinem Empfinden nach gegenüber den Dialogszenen, Leerlauf entsteht nicht.

    Effekte:
    Tolle Musik, fantastische Effekte, packende Actionszenen. Der einzige Kritikpunkt, der mir überhaupt einfällt, sind manche Kameraeinstellungen, bei denen etwas zu deutlich auffällt, das es sich um künstliche Effekte handelt. Aber dies allein rechtfertigt keine Abwertung.

    Anspruch:
    Nüchtern betrachtet ist es mit dem Anspruch nicht weit her: Der Film ist glatt gebügelt (vgl. zu z.B. Spartakus), die Story nur eine Stütze der Action. Auch wenn man sich mit dem Protagonisten relativ gut identifizieren kann (ging zumindest mir so), trifft das Klischee eines Helden voll auf ihn zu. Das die Kämpfe als furioses Actionspektakel inszeniert werden ist für die Funktion des Filmes nötig, allerdings, wie ich mich aus meinem Lateinunterricht zu erinnern glaube (lange her), historisch nicht so ganz korrekt. Und sowieso, ein Historienfilm, als welcher Gladiator manchmal bezeichnet wird, hat für mich total anders auszusehen, dafür fehlt Gladiator schlichtweg so gut wie alles, in dieser Hinsicht gefällt mir sogar der eigentlich noch pathetischere Ben Hur deutlich besser.

    Anspruchsvoll kann man Gladiator also nicht nennen, da mache ich mir nichts vor, aber die fehlende Substanz geht in einem furiosem Actionfeuerwerk unter und wird somit (beim ersten anschauen) nicht wirklich vermisst. Die Stärke von Scotts Filmen (Alien etc., ein Ausreißer nach oben ist Blade Runner) liegt sowieso in den wenigsten Fällen in einer hintergründigen Erzählung, sondern darin, toll bebildertes bestes Unterhaltungskino abzuliefern. Und dies gelingt Gladiator, deshalb reite ich nicht weiter auf Negativpunkten herum, sondern gebe 4 Punkte für grundsolides Actionkino.

    Gesamtwertung:
    Gladiator ist ein Film, der mir wirklich gut gefallen hat, mich aber (siehe Anspruch/Plot) nicht begeistern konnte. Dementsprechend 7/10 Punkten. Gladiator ist, um dies noch einmal festzuhalten, ein A-Movie in bester Hollywood-Manier und lässt in dieser Hinsicht eigentlich keine Wünsche offen, auch wenn er trotz 5 Oscars wohl nicht das Zeug zum Klassiker hat. Nachahmer wie Troja übertrifft er - so sehe ich das – aber spürbar.

    Einzelwertungen:
    Darsteller : 8/10
    Plot : 5/10
    Effekte : 10/10
    Anspruch : 4/10
    Gesamtwertung : 7/10


    IMDB (Wertung 8.3)
    Kauf bei Amazon (DVD)
    c_87 ist offline Geändert von c_87 (13.03.2009 um 19:51 Uhr)

  8. #368 Zitieren
    Ritter Avatar von The Joker
    Registriert seit
    Dec 2004
    Ort
    Ich bin überall und nirgendwo
    Beiträge
    1.731
    Twin Peaks
    1. Staffel
    [Bild: twinpeaks.jpg]
    Daten:
    Erscheinungsjahr: 1990
    Regie: David Lynch, Mark Frost
    Darsteller: Kyle McLachlan (Unzählbar)
    FSK: 16


    Inhalt:
    Twin Peaks, fiktives kleines Städtchen im beschaulichen mit üppigen Nadelwäldern bedecken Nord-Westen von Amerika und Schauplatz von David Lynch’s und Mark Forts Crime-Mystery Serie die heute beliebter aber gleichzeitig umstrittener Kult ist.
    In Twin Peaks scheint alles in bester Ordnung zu sein. Es gibt ein Hotel, es gibt ein nettes Kaffee, es gibt einen wunderschönen Nadelwald und jeder kennt jeden. Ein netter Ort, am Ende der Welt.
    Dieses Bild wird von einem Tag auf den anderen Tag getrübt, denn es wird die Leiche der Schönheitskönigin Laura Palmer von einem Sägewerkbesitzer in einem Plastiksack am Flussufer gefunden.
    Zuerst scheint dieser für die Menschen in Twin Peaks tragischer Mord wie ein übliches Gewaltverbrechen, die Täter scheinen schon fast klar als sich plötzlich der smarte FBI Agent Dale Cooper einschaltet, die Leiche ein zweites mal obduziert und sich herausstellt das Laura ein weiteres Opfer einer Mordserie ist die im Norden von Amerika wütet.
    Ab diesem Zeitpunkt werden nicht nur die Machenschaften die hinter dem Mord stehen aufgedeckt sondern gleich auch das gesamte Leben der einzelnen Bewohner die ein interessantes Schicksal innehaben oder in irgendwelche Machenschaften verwoben sind.

    Kritik:

    Dieser David Lynch! Für die einen Musik in den Filmohren für die anderen einer der Meist überbewerteten Regisseure dieser Zeit. Mit Filmen wie Blue Velvet, Mulholland Drive oder Lost Highway hat er sich die Liebe und den Hass vieler Filmfans eingefangen und tut dies auch ohne Rücksicht in seiner eigenen Serie, dessen Produktion er sich mit Mark Frost geteilt hat. Wieder.
    Um den Mord an Laura Palmer dreht sich natürlich anders, aber Lynch tut auch die Abgründe auf die die Schicksale der Bewohner des Örtchen symbolisieren. Dabei spielt er vor allem mit einfachen Stilmitteln der Soap – Opera und wirft uns kurz vor Schluss einer Folge noch einen ganz gewaltigen Brocken hin bei dem man sich denkten muss: „Verflucht! Wie wird das wohl ausgehen!“. Diese Schema führt er unbeirrt durch die gesamte Szene, immer wieder lockt er uns mit irgend etwas Schauderhaften oder Erschreckendem und langweilt dabei nie! Nein ganz und gar nicht und das liegt vor allem an den Schauspielern die Charaktere die sie verwirklichen.
    Gekonnt wird hier der Stereotyp eingesetzt der im nächsten Moment wieder ein ganz anderer ist. Der schmierige Lastwagenfahrer, der Ausgefuchste Geschäftsmann, der trauernde Vater und der coole Sheriff. Zeitweise hat man den Eindruck, Lynch und Frost panschen ihre Storylines durcheinander und denkt, das sich das ganze wohl in eine langweilige Soße verlieren wird. Aber nein! Alles ist rund! Alles geht auf und doch wieder nicht, denn am Ende steht man trotzdem wieder mit einem großen Haufen fragen da.
    Dieses ganze verzwickte Zeug (Bei dem einige meiner „Bekannten“ sagen: „Das versteh ich nicht!“ Was ich überhaupt nicht verstehen kann, denn: Was zur Hölle ist an dieser Serie so kompliziert?) wird dabei von einer überschaubaren Anzahl von Selbstkomponierten Themas untermalt manchmal auch das lynsche’ Hintergrundbrummen.
    Diese Musik wird dabei so gekonnt eingesetzt, dass man ständig mit neuen verstörenden und beunruhigenden Sinneseindrücken konfrontiert und geplagt wird (Stellenweise viel mir nach dem sehn der Serie (Was ich zwecks der Atmosphäre immer am späten Abend tat) das einschlafen schwer, erstens weil ich unbedingt weiterschaun musste und zweites weil ich mich wirklich gegruselt hab (Was natürlich nie passiert). Das ist eben Lynch pur, wer sich von der Serie mitreisen lässt wird diese erleuchtenden und aufregenden Momente haben, andere werden diese Serie zum Teufel schicken.
    Vor allem in den teilen indem die Mystery (Welches in der ersten Staffel noch relativ rar gesät ist) zutage kommt haut Lynch sein ganzes Bilderpotenzial raus. Dabei verzichtet er auf PC-Effekte oder sonst welchen Schnickschnack sondern macht das alles auf altmodische und subtile Weise: Zeitlumpen, verschwommene Kamera, lange Fahrten, lange Totalen und das von mir so geliebte möglichst viel unwichtige Details eines Raumes zu zeigen und dabei möglichst das Wichtigste außen vor lassen. Eben diese netten Schattenspielereien.
    Mein ganz besonderer Typ: Coopers erster Traum, ein Meisterwerk für sich.

    Fazit:
    Ich kann mir vorstellen das Twin Peaks für viele zu abgedreht, langweilig und kompliziert ist. Berauschen lassen kann man sich nicht, das lässt Lynch überhaupt nicht zu. Entweder man gibt sich hin oder man lässt es bleiben. Man hat nur wirklich Spaß an der Serie wenn man sich dafür Zeit nimmt, bis in die Nacht wartet und dann die erste Folge anschaut. Dann wird man lachen, weinen und sich mächtig gruseln.
    Ich denke, das die Serie bei der neuen Welle von Slasher Horrorfilmen und Nonstopaction mit Superhelden, Antihelden usw. keinen großen Zulauf mehr hat und die meisten sich keine Serie bis zum Ende anschauen nur um dann (Mehr oder weniger) zu wissen wer der Mörder war.
    Aber für alle die Zeit und Lust haben kann ich dieses kultige Meisterwerk nur empfehlen. Ich bin Dr. House Liebhaber und schau mir gerne die Sopranos an aber mit Twin Peaks würde ich ohne mit der Wipper zu zucken ins Bett steigen.

    Einzelwertungen:
    Darsteller: 9/10 (Wie in jeder Serie gibt es Rausreisser, an die man sich gewöhnen muss)
    Plot: 10/10 (Allein die MENGE der Plots rechtfertigt diese Wertung)
    Effekte: 8/10 (Wie einfach es doch ist grandioses zu zaubern für die meisten nicht mehr Zeitgemäß, für mich DAS ZEITMAß!)
    Anspruch: 10/10 (Hier gibt’s nichts zum berieseln)
    Gesamtwertung: 10/10 (Meisterhaft)
    The Joker ist offline Geändert von The Joker (26.12.2008 um 23:44 Uhr)

  9. #369 Zitieren
    Forentroll Avatar von Harbinger
    Registriert seit
    Jul 2003
    Ort
    Rheinhessische Toscana
    Beiträge
    19.038

    Kinostart: 22.04.1993
    Genre: Fantasy/Horror/Komödie
    Regie: Sam Raimi
    Darsteller: Bruce Campbell, Embeth Davidtz, Marcus Gilbert
    FSK: 16

    Inhalt: Ashley Williams hat es geschafft, er hat das Böse aus den Wäldern, das ihn seine Freundin und seine Hand gekostet hat, tatsächlich besiegt. Aber das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm, denn gemeinsam mit dem Dämonen wurde er in den Dimensionsriss gezogen und auf der anderen Seite von diesem findet er sich im 13. Jahrhundert in England wieder. Dort sieht man ihn nach Anlaufschwierigkeiten als den großen Erlöser an, dessen Mission klar ist: Das Nekronomikon finden und die Armee der Finsternis aufhalten...

    Kritik: "Jetzt halt mal die Luft an, du Weihnachtsmann!" Wie passend zur Jahreszeit und den Feiertagen, die wir gerade hinter uns gebracht haben. Eh, egal, sorry, musste einfach zum Auftakt sein, es war auch bestimmt nicht persönlich gemeint, alle Weihnachtsmänner, die sich jetzt potentiell angesprochen gefühlt haben können, mögen es mir bitte verzeihen, aber... Bei Gott, ich liebe diesen Satz einfach. Und passend zum Thema ist er auch, denn den sagt niemand geringeres als der göttliche Bruce Campbell ("Bubba Ho-Tep", "Tanz der Teufel 2", "Maniac Cop") in der Rolle von uns' Ash zum weisen Mann mit dem langen Rauschebart... Kann man so einem Böse sein?
    Wie auch immer, ich schätze mal ihr habt schon längst erraten, worum es geht, nämlich um den zweiten Neuaufguss der großartigen "Tanz der Teufel"-Reihe, hierzulande meist einfach nur unter dem Namen "Armee der Finsternis" bekannt und unter dem lief er jetzo mal wieder im Fernseher drin. Klar, ich hab den Streifen eh auf DVD (genau wie die beiden Vorgänger), aber wenn man mal wieder fernab der geliebten Marla ist, auf Weihnachtsbesuch bei den Eltern, dann freut man sich doch, wenn der Streifen mal wieder über die Mattscheibe flimmert. Sowieso waren diese Festtage ein paar sehr nette, was gute Filme anging. Mitunter kam mir so nämlich mal wieder der großartige "Gladiator" vor die Flinte, gefolgt von "Darkman" (leider beide geschnitten, aber was will man machen) und zum ersten Mal warf ich auch ein Auge auf "Die Wutprobe" (teilweise zu gutmenschlich, aber nette Unterhaltung). Nach ein wenig Herumgezappe (ich schnupperte sogar kurz in "Tödliche Nähe" herein, aber die meiste Zeit zwischen 22.20 Uhr und 23.00 Uhr blieb ich mal wieder bei "Der Herr der Ringe - Die zwei Türme" hängen... Mister Jackson, Sie haben es mal wieder geschafft...) saß ich dann pünktlichst gemeinsam mit meiner Plüsch-Giraffe Leopold (fragt nicht, er hat mich so nett im Rewe angeschaut, da musste ich ihn einfach mitnehmen) auf der Couch meiner Eltern und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Nicht dass ich großartige Überraschungen erwartete, ich hab den Film schließlich schon etwa zum umpfzigsten Mal gesehen, aber solch eine Floskel ist immer eine nette Überleitung zum eigentlichen Kritiktext, der sich jetzt hier anschließen soll.
    Ja, was soll ich eigentlich groß sagen? Raimi du alter Fuchs, lass dich Knuddeln. Es ist wirklich einfach nur herrlich, was der Regisseur solcher Epen wie "Schneller als der Tod", "Darkman" und natürlich der "Spider Man"-Reihe aus seinem Gedankenkind, dem "Tanz der Teufel"-Franchise, gemacht hat. Begonnen etwa zehn Jahre zuvor (wenn man "Within the Woods" nicht mitrechnet) als hammerharter Horror-Exploitationstreifen packte der Mann aus Michigan im Jahre 1987 (gutter Jahrgang, liebe Freunde, ich weiß wovon ich spreche) noch mal eine Schaufel drauf und modelte das Ganze zu einer zwerchfellerschütternden Splatterorgie um, deren Leading-Man Bruce Campbell sich mit der unkaputtbaren Figur Ash in die Herzen der Fans spielte. Dabei war der Film natürlich mit einer ganzen Schubkarre voller Augenzwinkern versehen worden, das möchte ich jetzt nicht unter den Tisch fallen, aber abgesehen von den Blutfontänen (und natürlich der ganzen Story um wiederbelebte Tote und so) blieben Raimi und sein Kumpel Scott Spiegel (drehte ja ganz gerne "From Dusk Till Dawn 2" und starb auch in "The Dead Next Door") den Grenzen der phsyikalischen Realität noch halbwegs treu... Ne, nicht wirklich, aber was ich meine ist einfach sie behielten eine gewisse Logik im Drehbuchdepartment bei. Nicht so beim dritten Streich. Denn erst hier erreichte der legendäre Ash seinen Zenit, für den man ihn kennt und liebt. Einerseits ein gewöhnlicher Supermarktangestellter, andererseits ohne wirkliche Erklärung dafür die coolste Sau auf Erden (und darüber hinaus), versiert in jeder Naturwissenschaft und allem, was an handwerklichem Krimskrams so anfällt (ich würde gerne sehen, wie der eine Kerl der beim Rewe gegenüber an der Kasse sitzt sich einen bionischen Handersatz herstellt und das mit mittelalterlichem Werkzeug), sowieso der Womanizer schlechthin ("Ich hab das gehört, wie sie Sie zum König machen wollten... Ich finde das irgendwie scharf...") und obwohl er ständig auf's übelste auf den - pardon my french - Sack bekommt schlicht und ergreifend nicht tot zu kriegen. Mal von der Szene zu schweigen, in der er gestandenen Rittern noch ein oder zwei Dinge über den Nahkampf beibringt oder den Kung-Fu-Deadite in der Grube zu Klump haut und sägt...
    Kurzum: "Armee der Finsternis" ist beschrappt, doof und zu keiner Sekunde auch nur ansatzweise ernst zu nehmen. Und das ist auch verdammt gut so. Denn so mausert sich der Streifen hinter der Fassade der leicht horrormäßig angehauchten Fantasy-Plotte zu einem Feuerwerk an kleinen und großen Witzen, coolen Szenen, lässigen Sprüchen, ein wenig Slapstick und einem Fünkchen Gewalt. Klar, die FSK 16 macht es schon deutlich: Mit dem hemmungslosen Gesuppe der Vorgänger hat das hier nichts mehr gemein, es gibt zwar noch eine sehr nette Blutfontäne und einmal spritzt es auch lecker zwischen den zergliederten Einzelteilen eines in die Säge geratenen Deadites herum, aber ansonsten ist die Gewalt sehr moderat und sowieso immer eher von humoristischer Natur. Wenn Ash seinem bösen Zwilling beispielsweise aus nächster Nähe mit der Schrotflinte ins Gesicht schießt und ein "So gut bin ich auch wieder nicht" loslässt (getoppt nur noch vom grandiosen "Good, bad, I am the Ash with the chainsaw" gegen Ende des ersten Videospielablegers der "Evil Dead"-Reihe, "Hail to the King") oder mit nicht enden wollendem Dauerfeuer aus seinem Boomstick eine untote Dame plättet, dann ist man davon nicht schockiert (es sei denn man hat seinen Sinn für Humor irgendwo im Garten vergraben), sondern meistens eher belustigt. Die Gagdichte ist nicht ganz so hoch wie im Vorgänger, deswegen gestaltet der Film sich bei wiederholtem Ansehen stellenweise etwas zäher, aber dafür sind die Scherze auch nicht mehr so zotig, so... "speziell" und ganz bestimmt nicht so arg wie in "Tanz der Teufel 2". Ob man das dem Film jetzt hoch anrechnet oder als KO-Kriterium ansieht muss jeder für sich selbst wissen, genug Slapstick und coole Sprüche sind natürlich trotzdem noch mit an Bord. Und auch ein paar der meiner Meinung nach interessantesten Ideen der Geschichte des humoristischen Films. Ich meine, wer kommt schon auf die Idee beim Aufsagen eines Zauberspruchs zu bescheißen? Wohl niemand, außer Bruce Campbell...
    Wo wir auch schon bei den Darstellern wären. Im Endeffekt ist die ganze Chose eigentlich auch wieder eine Ein-Mann-Show, die uns' Bruce im Alleingang trägt. Er ist ganz einfach Ash und macht jede Szene, in der der Mann aus dem 20. Jahrhundert wieder seinen Charme raushängen lässt ("Wenn einer von euch Primaten es wagt, mich auch nur anzufassen..."), zu einem Hochgenuss. Und wenn man noch dazu bedenkt, dass er hier eine Doppelrolle bekleidet... Hallo? Zweimal Bruce in einem Film? Yey!!! Allerdings muss man dem Rest des Castes zu Gute halten, dass sie nicht ganz so austauschbar sind, wie die Pappnasen in den beiden Vorgängern. Wirklich gesteigert hat zwar niemand was zu tun, aber besonders gut gefielen mir Ian Abercrombie ("Inland Empire"), der den weisen Mann (beziehungsweise den Weihnachtsmann, höhö) spielte, so wie Timothy Patrick Quill (langjähriger Freund von Raimi und Bruce Campbell, der auch schon in "Stryker's War" mitspielte) als glatzköpfiger Schmied, der Ash hin und wieder helfend unter die Arme greift. Auch Marcus Gilbert ("Rambo III") als Lord Arthur gefällt, am Anfang kommt er extrem gut als Fiesarsch rüber, dem Ash mächtig die Meinung geigt ("Weißt du eigentlich, dass dein Schnürsenkel offen ist?"), gegen Ende wird er leider etwas zu sehr aus dem Skript heraus gehalten. Das gleiche Problem hat auch Embeth Davidtz ("The Hole") als Ashs Love-Interest Sheila (die übrigens leider auch so attraktiv nicht ist). Die sorgt nämlich für die eine oder andere minimale Plot-Entwicklung, aber die Chemie zwischen den beiden ist sogar noch misratener als die zwischen Ash und der Knowby-Tochter im zweiten Teil. Was natürlich den Film jetzt nicht bedeutend schlechter macht, denn im Endeffekt ist es eigentlich ziemlich egal, was sich hier zwischenmenschliches abspielt. Eigentlich sehen wollen wir nämlich nur drei Dinge, nicht wahr? Humor, Ash und ein wenig zünftiges Gekloppe.
    Das liefert der Film auch, auch wenn man sagen muss: Die Schlacht von Helms Klamm this is not (das fällt um so schmerzhafter auf, wenn etwa zeitgleich der zweite "Herr der Ringe" läuft und man beides dicht hintereinander weg sieht...). Aber was erwartet man denn auch schon? Es war 1992 (gut, "Jurassic Park" kam auch schon ein Jahr später, aber ich las mal, dass der ursprünglich mit Stop-Motion-Technologie geplant war... man stelle sich das bitte mal vor) und Raimis Mittel waren begrenzt. Dafür hat der Mann wirklich das Optimum herausgeholt. Die Sets sind eine wahre Augenweide (vor allem der Friedhof, auf dem Ash das Nekronomikon sucht, aber auch die Burg und die Windmühle), die restliche Ausstattung macht ebenfalls einen guten Eindruck, von den Effekten her kann man auch nur über einzelne Ausrutscher meckern (auch wenn der Film sich keinen besonderen Gefallen damit tut, die Bösewichte in Großaufnahmen als Stop-Motion-Skelette darzustellen und in echten Kampfszenen dann von Menschen in Kostümen spielen zu lassen), eigentlich ist da alles toll und die Masken sowieso. Auch die Kameraarbeit ist wieder eine wahre Wonne, aber das ist man von Raimi ja eigentlich sowieso gewohnt, er schafft es einfach, dem Film seinen unvergleichlichen Stempel aufzudrücken, der einem überdeutlich zeigt, wie sehr dieser Mann Filme im Allgemeinen und seine Filme im Speziellen liebt. Schön. Und was die Action angeht... Die ist zwar auch eher preisgünstig inszeniert (auch wenn es gegen Ende der großen Schlacht ein paar ziemlich nette Choreographien gibt... da sieht man mal wieder, was so ein durchschnittlicher S-Mart-Angestellter so alles kann), aber sie erfüllt ihren Zweck. Die Kampfszene zwischen Ash und dem falschen Nekronomikon zählt für mich übrigens zu den besten Film-Kämpfen überhaupt, einfach nur herrlich.
    Damit ist auch schon so gut wie alles gesagt, also...
    Kommen wir zum Fazit: Wem "Tanz der Teufel 2" schon zu abgedreht und schwachsinnig war, der wird "Armee der Finsternis" unweigerlich hassen. Wer allerdings den Humor des Raimi-Teams teilt (und da zähle ich mich dazu), der muss diesen Film lieben und gebührend abfeiern. Mit totaler Narrenfreiheit im Drehbuch-Bereich und ein paar sehr netten Production-Values sowie einem großartig aufgelegten Bruce Campbell zeigt Sam Raimi uns wo der sprichwörtliche Hammer hängt und zaubert einen der unterhaltsamsten Filme aller Zeiten aus dem Hut. Zugegeben, die Gag-Dichte könnte von Zeit zu Zeit etwas höher ausfallen (weswegen der Film an der Messlatte seines Vorgängers auch ganz knapp scheitert), aber wenn hier gekalauert wird, dann richtig. Auf jeden Fall ein extrem spaßiger Film und ein würdiger Abschluss der Trilogie... Irgendwie.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 09/10 (hey kids, it's Bruce Campbell... twice!!!)
    Plot: 07/10 (gewöhnliche Fantasy-Story mit ein paar extrem abgedrehten Ideen)
    Effekte: 08/10 (die Stop-Motion-Spielereien sind nicht immer makellos, aber alles in allem macht der Film eine extrem gute Figur)
    Anspruch: 03/10 (die Exploitation-Wurzeln merkt man ihm noch an, hier wird eher mit dem Holzhammer unterhalten)
    Gesamtwertung: 09/10 (ein großartiger Abschluss einer großartigen Trilogie, wenn auch nicht der stärkste Teil)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.6)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline

  10. #370 Zitieren
    Legend Avatar von LorD AvengeR
    Registriert seit
    Aug 2006
    Ort
    Oberhausen
    Beiträge
    7.500

    Laufzeit: ca. 149 Minuten
    Genre: Historiendrama
    Regie: Ridley Scott
    Darsteller: Russell Crowe, Joaquin Phoenix, Connie Nielsen
    Gesehen auf: Deutsch

    Kinostart: 25. Mai 2000

    Inhalt:
    Der römische Truppenführer Maximus gewinnt eine weitere Schlacht und möchte den Krieg nun hinter sich lassen um zu seiner Familie zurückkehren zu können. Der amtierende Cesar erwählt ihn allerdings als seinen Nachfolger um der Korruption ein Ende zu setzen. Cesars Sohn Commodus allerdings, der fest mit der Thronfolge gerechnet hat, missfällt dies dermaßen, dass er seinen Vater vor der Bekanntgabe umbringt und seinen Platz einnimmt. Maximus soll exekutiert werden, schafft es aber zu entkommen – und landet unter Gladiatoren. Entschlossen, sich an Commodus zu rächen, nutzt er diesen Weg ins Collosseum.

    Kritik:
    Da ich gestern ohnehin mal wieder bis in den Nachmittag hineingeschlafen habe, dachte ich mir, nutz ich meine ausbleibende Müdigkeit um in der Nacht noch Gladiator zu gucken. Dann stimmt auch das Film/Werbung-Verhältnis (Gina Wild und Dolly Buster brauchen nicht so lange wie die anderen). Einziger Nachteil war, dass ich das Ganze aufgrund schlafender Eltern nicht in Dolby Surround erleben konnte, was sicher genauso viel ausgemacht hätte, wie ihn auf einem großen Flachbildfernseher zu sehen – also der Kinobesuch damals anno 2000 war sicher erheblich eindrucksvoller, als den Film leise auf einem gewöhnlichen Fernseher schauen zu müssen. Aber in der Not frisst der LorD Fliegen.
    Mein Urteil gleich zu Beginn wäre, dass der Film zwar gut ist, aber nicht so überragend, wie er gehandelt wird.
    Dank Computertechnik werden einige eindrucksvolle Bilder geliefert, vor allem vom alten Rom, aber diese stehen so dermaßen im Hintergrund, dass sie kaum die Möglichkeit haben zu wirken. Der zentrale Punkt im Film ist nämlich die Schauspielerei. Alles dreht sich um die beiden Hauptfiguren Maximus und Commodus, die von Crowe und Phoenix verkörpert werden. Der Streifen konzentriert sich darauf, so viel wie möglich über diese beiden Figuren zu erzählen und Verständnis für ihr Handeln zu vermitteln. Aus diesem Grund ist er auch ein Stück anspruchsvoller als Genre-Kollegen, die ihren Schwerpunkt auf die Schlachten und Kämpfe legen, wie z.B. »300«. Was keinesfalls bedeuten soll, dass es hier keine Action gibt – ganz im Gegenteil: Es vergeht keine Viertelstunde, in der nicht das Schwert gezückt und eingesetzt wird. Letzteres passiert auch immer in überzeugender Art und Weise und auch unter Einsatz von Blut, obgleich nicht sonderlich brutal. Nun gut, brutale Todesarten und erbarmungslose Hinrichtungen sind sicherlich brutal, aber ihre Darstellung hält sich diesbezüglich sehr in Grenzen. Einschnitte ins Fleisch sieht man nur für Sekundenbruchteile und wenn jemandem der Kopf abgeschnitten wird, hat dieser Jemand beispielsweise einen Helm auf, unter dem mit Sicherheit nicht mal mehr ein künstlicher Kopf steckt. Auch hier bietet sich also ein deutlicher Unterschied zu meinem Vergleichsobjekt »300«.
    Natürlich ist auch die Story wesentlich umfangreicher als ein großer Haufen von Männern, die sich zwischen zwei Klippen aufstellen und alles plattmachen, was ihnen entgegen kommt. Wie schon gesagt sind die Figuren erheblich tiefgründiger und vom Zuschauer wird mehr Anspruch verlangt. Glücklicherweise sorgen die häufigen Kämpfe dafür, dass der Anspruch nicht den Rahmen sprengt und in Langeweile ausartet. Regisseur Scott hat seine 149 Minuten ausgezeichnet ausgefüllt und so aufgebaut, dass es einem kaum wie Überlänge vorkommt.
    Von den Schauspielern her war ich anfänglich etwas skeptisch, aber mir kam zu Beginn auch der Gedanke, dass wir hier einen historischen »Punisher« zu Gesicht bekommen. Erfolgreich in seinem Job, hört auf, dann die Geschichte um ihn und seine Familie, wenn er aufwacht schaut er einem Dunkelhäutigen entgegen – wie viele Parallelen brauch man noch? ^^ Jedenfalls… ach richtig, die Schauspieler. Crowe passt definitiv perfekt in die Rolle, sowohl vom Schauspielerischen als auch vom Typ her. Wie er mit seiner mächtigen Rüstung und dem Pelz darum durch die Soldatenreihen marschierte hatte schon etwas von der Rolle seines Lebens. Bei Joaquin Phoenix kam dann die erste Skepsis auf, ihn in der zweiten zentralen Rollen zu sehen. Doch seit »Walk The Line« hat er mein deutliches Wohlwollen und ich dachte nicht mehr weiter darüber nach – zu Recht. Es dauerte nicht lange, bis er sich als richtige Wahl herausstellte. Der leicht zu erschütternde, etwas kindliche Charakter des Commodus erforderte weit mehr, als ich von dieser Figur erwartet hätte und Phoenix schafft diese Elemente einzubringen.
    Weniger Skepsis, sondern viel mehr ein »Och neee… oder?!«-Gedanke kam dann auf, als Ralf Moeller im Bild auftauchte. Bitte… wenn man einen Film wie Gladiator dreht, kann man doch nicht einen Mann wie Moeller ins Boot holen. Der Typ ist der Uwe Boll unter den Schauspielern, nur in einigermaßen sympathisch. Nun gut, man musste ihn nicht allzu oft sehen, wobei ich mich frage, warum er so eine letzte Szene verdient hat… bei Oliver Reed weiß ich es zumindest. Der Arme starb während den Dreharbeiten an einem Herzinfarkt, das Drehbuch musste umgeschrieben und er per Computer passend dargestellt werden. Gelungen würde ich sagen, man hat absolut nichts gemerkt.

    Alles in allem also ein schöner Film, der wunderbar unterhält, aber kein Wunderwerk ist, wie er gehandelt wird. Er hat ein eindrucksvolles, dramatisches Ende, aber keins von denen, bei dem Einem die Tränen kommen würden – ich hab eher Genugtuung empfunden hinsichtlich des Ausgangs des Kampfes. Ein klein wenig kitschig fand ich dann aber doch diese Jenseitsillusionen, das hätte nicht sein müssen. Dennoch ist es sicherlich ein Film, den man sich öfters ansehen kann, ohne dass er langweilig wird und den man sich auch definitiv ansehen sollte, wenn man etwas sehen möchte, dass sich geradezu ausschließlich um die Darsteller und ihre Figuren dreht. Ich hätte ihm keine fünf Oscars gegeben, aber meine Abneigung gegen die Wahl deren Gewinner sollte auch inzwischen bekannt sein.

    Bewertung:
    Darsteller: 9/10
    Plot: 6/10
    Effekte: 9/10
    Anspruch: 5/10
    Gesamteindruck: 8/10

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 8.3)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    LorD AvengeR ist offline

  11. #371 Zitieren
    Forentroll Avatar von Harbinger
    Registriert seit
    Jul 2003
    Ort
    Rheinhessische Toscana
    Beiträge
    19.038
    Return Of The Living Dead III

    [Bild: 2570.jpg]

    DVD-Start: Wer weiß es nur... vor 2001 jedenfalls. Der Film stammt allerdings von '93
    Genre: Horror/Splatter/Liebesfilm
    Regie: Brian Yuzna
    Darsteller: Melinda Clarke, J. Trevor Edmond, Kent McCord
    FSK: 18

    Inhalt: Curts Vater arbeitet für die Army. Nett also, dass Curt seinem alten eine wichtige Schlüsselkarte klauen und somit seine Freundin Julie in die streng geheime Forschungsbasis einschleusen kann, um sie zu beeindrucken oder so. Curts alter Herr arbeitet jedoch zu unser aller Erstaunen an einer Möglichkeit, um wiederbelebte Leichen als Kampfmaschinen zu verwenden. Es kommt wie es kommen muss, Curt kriegt Stress mit seinem Vater, Julie stirbt bei einem Motorradunfall, Curt belebt sie wieder und Chaos bricht aus...

    Kritik: Ich wollte den Film mögen. Ganz ehrlich. Er genießt unter Freunden der eher blutigen Unterhaltung schließlich einen exzellenten Ruf, gilt als eines der besten Sequels ever (das laut einiger Meinungen immerhin auch das Original übertrifft) und Brian Yuzna ist ja so was wie ein Kult-Regisseur. Okay, ich mochte den Mann nie so, "Faust" war unterhaltsam und ich hab ihn sogar auf DVD (wenn auch geschnitten... will mir nicht einer die Uncut-Version schenken, biddöööö...), "Beyond Re-Animator" sogar richtig gut, aber beides lag nicht an Yuznas Fähigkeiten als Regisseur. Die Filme des Mannes wirken mir irgendwie immer zu kalkuliert, zu wenig gewagt, nicht wie ein Peter Jackson oder Sam Raimi, die auf Teufel komm raus ihren eigenen, abgedrehten Stil verfolgen. Yuzna wirkte mir immer zu sauber (zumindest im Rahmen seines beschränkten Budgets, wobei der Mann ja mittlerweile relativ viel Kohle und eine eigene Produktionsfirma am Start hat, die solche Gurken wie "Romasanta" auf die Welt loslässt, aber immerhin auch irgendwie Stuart Gordons ganz interessanten Reißer "Dagon" verbrochen hat), aber die Grundidee von "Return Of The Living Dead III" schien mir doch - vorrausgesetzt man setzt sie gut um - seeeeehr interessant. Ich mag die Vermischug von Zombie/Splatterfilmen mit Liebesgeschichten, wie sie schon in "Shaun of the Dead", "Braindead" und "Dellamorte Dellamore" zelebriert wurde (wobei alle drei Filme nach unserem heutigen Kandidaten rauskamen), aber die Idee "Mensch liebt Zombie" war doch mal ganz was extremes und von daher einen Blick wert. Und ihr kennt mich, ich bin ja auch ein Mensch mit Herz und mit guten Liebesfilmen (willst du mich heiraten, "It's all about Love"?) kann ich immer was anfangen, also ab dafür...
    Verdammt, jetzt hab ich so viel Spannung aufgebaut, den Konsens des Ganzen aber schon vorweg genommen... Ja, ich wollte "Return of the Living Dead III" mögen, aber es klappte eher suboptimal. Will heißen: Gut ist anders. Wobei der Film sich in seinem schlechtesten Licht auch noch gerade am Anfang darstellt. Gut, zuerst hören wir mal was über die auferstandenen Toten, was etwas Nostalgie in uns weckt (ja, es ist schon eine Weile her, dass ich "Return of the Living Dead" und seinen Nachfolger - den ich übrigens zu reviewen vergaß, aber seid euch versichert, es ist der gottverdamt generischste Zombiefilm aller Zeiten - sah, von daher ist ein wenig Nostalgia erlaubt, oder etwa niet?) und uns an die gloreichen Tage erinnerte, da die Zombies solch unsterbliche Phrasen wie "Send... more... Paramedics" ins Mikro keuchten. Äh... ich glaub ich bin irgendwo falsch abgebogen, allerdings dürfte die Idee hinter diesem Abschnitt zu den Zulesern durchgedrungen sein, nämlich: Welcome back, Zombiebrut und Verwandte.
    Nach diesem kurzen Auftakt kriegen wir aber schon usnere nominellen Helden namens Curtis und Julie vorgestellt und während Curtis eine recht blasse Nase (von der Charakterisierung her, niet die Hautfarbe) ist machte ich in Julie gleich eins aus: Bitch vom Dienst. Es war so eine Art Hass auf den ersten Blick, vor allem wohl, weil ich schon etwas länger Filme schaue (ich werd bald 22 und meine Eltern hatten schon immer einen Fernseher, macht selbst was draus) und weil ich weibliche Figuren, die sich dadurch beeindrucken lassen, dass ihr nomineller Lebensabschnittsgefährte (ein wunderbares Wort, solange es einem nicht selbst passiert...) Daddy die Schlüsselkarte zum ultrageheimen Forschungskomplex mopst und zwecks koitaler Absichten auch noch... Ach ihr wisst schon, ich hatte einfach den Eindruck, die hobelt den guten Kurt nur, weil sein Vatter mit Leichen rumspielt (klingt pervers, ist es auch). Kein guter Auftakt für eine Beziehung und da die gute Julie etwa fünf Minuten später ins Gras beißt sollte es auch dabei bleiben.
    Ja, ich mag Melinda Clarke (hier als "Mindy Clarke" gebillt, sie spielte auch im irgendwie putzigen "Spawn" die Bitch-Queen) nicht, aber ihre Figur Julie verachte ich mit Leib und Seele und das ist gar nicht mal so gut, wenn hier eine heiße Liebesgeschichte zwischen ihr und J. Trevor Edmond (haha, der kasperte mal in "Beverly Holz 08/15" herum... err, sorry, "Bifi - Action in Hollywood"-Geschädigter am Werk, ich meinte natürlich "Beverly Hills 90210") als uns' Actionheld Crutis entbrennen soll. Denn so ging mir vieles von dem eigentlich relativ gut inszenierten Geheule ziemlich am Allerwertesten vorbei und ich musste mich doch zeitweise fragen, wieso ich eigentlich Mindy und nicht den Marines, bzw. den bekloppten lateinamerikanischen Gangstas, die ihr das Lebenslicht auspusten wollten (was, wie wir in "Return of the Living Dead" lernten, gar nicht so einfach ist), die Daumen drücken sollte. So was ist ziemlich fatal für einen Film, der versucht abseits von sinnentstelltem Geschplodder noch eine Daseinsberechtigung zu haben, wenn ihr versteht, was ich meine...
    Hier kommt auch der zweite Knackpunkt ins Spiel. Splatter. Ja, ihr last es bestimmt schon in einigen meiner Fulci-Reviews, aber ich hasse Splatter wenn er nicht kurzweilig inszeniert ist. Ich will jetzt nicht sagen, dass das in "Return of the Living Dead III" der Fall wäre, aber mir fällt nicht wirklich viel dazu ein. Ja, die Effekte sind eigentlich ziemlich Sahne und gar nicht mal so rar (auch wenn ich die quasi lebenslange Indizierung der ungeschnittenen Fassung so was von überzogen finde...), vor allem der komische Zombie, der quasi der Nachfolger des von mir sehr verehrten Tarmans mimte, sah einfach nur klasse aus, aber die optischen Sauereien ließen mich kalt, denn hier wurde einfach viel zu ernst gekocht. Ich konnte nicht über die exzessive Gewaltdarstellung lachen (die wiederum so exzessiv gar nicht war), weil der Film rings herum es mir verboten hat. Und was bleibt denn da noch? Wir haben hassenswerte Hauptfiguren (okay, Curtis war nicht so schlimm, aber einfach blass und so sehr ist Edmond auch nicht mit Schauspieltalent gesegnet) und eine Inszenierung, die jegliche Form von Freude an Blut und Gekröse unterbindet. Darf ich dich jetzt schon hassen, "Return of the Living Dead III"? Darf ich? Darf ich?
    Ney, eigentlich nicht. Ich dürfte schon, aber dann wäre ich jemand, der verborten Vorurteilen folgt und einem Film deswegen eh von vorneherein keine Chance gibt, wie mein Mitbewohner (harr, der Seitenhieb hat gesessen, wa? - apropos, mitten im Film verschluckte ich mich an meinem Bier und brach in einen exzessiven Hustenanfall aus, woraufhin er mir aus seinem Zimmer zurief "Ist der Film denn so schlecht?"... verdammt...). Das bin ich aber nicht, denn ich gebe jetzt und hier zu: "Return of the Living Dead III" wurde besser. Klingt komisch, ist aber so... Je länger der Film lief, desto besser wurde er aus irgend einem Grund. Vielleicht lag es an fortschreitendem Alkoholkonsum, aber ich bezweifle es, denn irgendwie mauserte der Film sich nach seinem katastrophalen Start zu etwas besserem. Erst "Knapp ansehbar" als die Jagd auf Curt und Julie begann und die Latinos auftauchten, dann "Ganz okay", als endlich ein wenig Drama zwischen den Liebenden entsteht (das von daher schwächelt, dass ich Julie eben AUF DEN TOD NICHT AUSSTEHEN KANN) und schließlich "Wirklich gut", als Basil Wallace ("Blood Diamond", "Joy Ride") als Riverman auftauchte und den Film endlich abseits der verkorksten Liebesgeschichte interessant machte. Wirklich wahr, der Mann ist talentiert und sein Auftritt macht einen Haufen Spaß. Wie der Rest des Films ab dem Augenblick, da Mister Wallace über die Leinwand geistert. Plötzlich mausert sich hier alles nämlich zu einem sehr ambitionierten Zombiefilm mit leichtem Romance-Einschlag, den man auch dann noch gern haben kann, wenn man Miss Clarke vorher gehasst hat (yep, that would be me...).
    Trotzdem ist "Return of the Living Dead III" zum bekannten und beliebten Aus-der-Haut-fahren. Größtenteils gar nicht so untalentierte Darsteller (Basil Wallace würdigte ich bereits, auch Kent McCord - der in jeder Serie mitspielte, die nicht bei drei aufem Baum war - als Curts Vater machte eine verdammt gute Figur und hatte ein paar gute Szenen) agieren gegen die total uninteressante Liebesgeschichte an, die an ihren dämlichen Protagonisten scheitert. Mister Yuzna... ehrlich ey, schieß den John Penney (adaptierte auch "Talos - Der Fluch der Mumie", oder wie der Käse da hieß) ab oder tret ihm kräftig in den Arsch, hätte irgend jemand den Film eine halbe Stunde länger gemacht und die Charaktere ordentlich eingeführt (zum Beispiel Julie und bei der Gelegenheit mal gezeigt, dass sie nicht 24 Stunden am Tag im "blöde Schlampe"-Modus mit kurzen Abstechern in die "perverse Schlampe"-Kiste ist), dann wäre der Film genial geworden und hätte all die hochgesteckten Ziele erreicht, die er gerne erreichen würde. So bleibt aber eine sehr ärgerliche erste und eine sehr nette zweite Hälfte, die sich zwar zu einem relativ konsistenten Ganzen zusammenfügen lassen, aber beileibe zu keinem, das ich mir gerne anschauen würde. Meine Freunde, ein Remake tut Not, wenn man diese Idee noch mal inkorporiert und anständig umsetzt, dann könnte der Film äußerst genial werden, in seiner jetzigen Form bleibt aber nur zu sagen:
    Kommen wir zum Fazit: "Return of the Living Dead III" ist ein weiteres Mal ein gutes Beispiel für einen Film der verschenkten Möglichkeiten. Wenn ich so eine Story hätte, dann würde ich da einen Hammerfilm drauß machen, aber Penney schafft es einfach nicht, sympathische Charaktere zu basteln und versemmelt somit die Hälfte des Films, denn der konzentriert sich auf die Tragödie zwischen Curtis (langweiliger Futzie) und Julie (dämliche Bratze) und macht deswegen ausgesprochen wenig Spaß. Dank Basil Wallace und einem rech tighten letzten Drittels ist der Film trotzdem ansehbar, aber man hat schon viiiiiiiel besseres da draußen gesichtet, glaubt mir gern...

    Einzelwertungen
    Darsteller: 06/10 (McCord und Wallace sind stark, Edmond ziemlich blass und Clarke... naja)
    Plot: 07/10 (die Idee ist toll, allerdings scheitert Penney an den Charakteren)
    Effekte: 07/10 (etwas mehr Splatter hätte ruhig sien dürfen und vor allem unterhaltsamerer, aber eigentlich kann man nicht meckern)
    Anspruch: 04/10 (hier werden schon ein paar moralistische Gedanken vermittelt, allerdings nicht sonderlich subtil)
    Gesamtwertung: 05/10 (macht 'ne bessere erste Hälfte dran und ich penn mit dem Film, aber so...)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.6)
    Link zum Trailer
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (07.01.2009 um 23:16 Uhr)

  12. #372 Zitieren
    Legend Avatar von LorD AvengeR
    Registriert seit
    Aug 2006
    Ort
    Oberhausen
    Beiträge
    7.500
    Bedtime Stories

    [Bild: adam_sandler.jpg]

    Laufzeit: ca. 95 Minuten
    Genre: Komödie
    Regie: Adam Shankman
    Darsteller: Adam Sandler, Courteney Cox, Guy Pearce
    Gesehen auf: Deutsch

    Kinostart: 25. Dezember 2008

    Inhalt:
    Hotelhausmeister Skeeter ist ein Loser und die Lachnummer von Allen – bis er eines Tage für eine Woche auf die beiden Kinder seiner Schwester aufpassen soll. Es dauert nicht lange, bis er merkt, dass die Gute-Nacht-Geschichten, die er und die Kinder abends zusammenspinnen, am nächsten Tag Realität werden.

    Kritik:
    Ich gebe zu, etwas mehr hatte ich mir schon erhofft. Andererseits hat es Disney auch nicht so wirklich mit Komödien mit realen Schauspielern, siehe »Der Babynator« oder »Die Geistervilla« - egal ob Vin Diesel, Eddie Murphy oder eben Adam Sandler, keiner kann über die schwammig schlechten Drehbücher hinwegtäuschen. Der Film war, trotz der interessanten Idee, doch höchstens unterer Durchschnitt und viel zu klischeehaft. Gut, es ist als Kinderfilm gedacht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die auch immer dasselbe sehen wollen?
    Zum Script muss ich also kaum noch etwas sagen… nette Idee, aber miese Umsetzung. Vor allem sind auch die Gags sehr flach, selbst für Sandler-Verhältnisse. Wirklich gelacht habe ich in der Tat nur bei den Szenen mit dem glubschäugigen Meerschweinchen – dafür dann aber auch bei jeder! Einfach zu abgedreht das Teil.
    Schauspielerisch… nun ja, was will man sagen. Sandler spielt wie immer den liebenswerten, leicht trotteligen Loser, den er in genug Filmen wie »Mr. Deeds«, »Die Wutprobe« oder »Big Daddy« bereits unter Beweis gestellt hat und die ihn scheinbar gebrandmarkt haben. Er ist kein Johnny Depp, aber er ist auch nicht schlecht – zumindest erkennt man dies nicht unter den spärlichen Gesichtszügen, die er spielen muss. Natürlich darf auch Rob Schneider in einer Gastrolle in keinem seiner Filme fehlen, da das schon Running Gag Status hat. Courteney Cox kann man fast auch schon als Gastrolle abtun, da sie abgesehen vom Anfang und Ende keine nennenswerten Auftritte hat, und die anderen beiden weiblichen Rollen, besetzt von Keri Russell und Teresa Palmer, müssen lediglich gut aussehen – was vor allem Letztere ausgezeichnet hinbekommt. Sonstige Erwähnung hätte vielleicht noch Richard Griffiths verdient, den meisten wohl als Dr. Albert S. Meinheimer aus »Die Nackte Kanone 2 ½« oder Vernon Dursley aus »Harry Potter« bekannt, von dem man allerdings ebenfalls nicht allzu viel zu sehen bekommt.
    Eine Erklärung bietet wohl die Tatsache, dass der Film sehr schnell erzählt wird. Es dauert gerademal ein Handumdrehen, bis das Hauptthema mit den Bettgeschichten startet, noch weit weniger Zeit nimmt es in Anspruch, bis Hauptfigur Skeeter kapiert was los ist. Von dem sonstigen Verlauf und dem Ende ganz zu schweigen. Wahrscheinlich hat hier auch wieder der Status Kinderfilm dazwischengefunkt, da man die lieben kleinen Nervzwerge ja nicht überstrapazieren möchte…

    Wie dem auch sei, kurzum: Ein Film, den man sich ein Mal im FreeTV anschauen kann, darüber hinaus aber nicht sehr lohnenswert ist – auf jeden Fall ist er keine Geldinvestition wert.


    Bewertung:
    Darsteller: 7/10
    Plot: 3/10
    Effekte: 7/10 (gab’s so gut wie gar nicht, aber das rote Pferd sah irgendwie sehr künstlich aus)
    Anspruch: 2/10
    Gesamteindruck: 5/10 (Glubschi hat’s gerettet)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.1)
    Link zum Trailer
    LorD AvengeR ist offline

  13. #373 Zitieren
    Held Avatar von Re'on
    Registriert seit
    Aug 2005
    Ort
    Österreich
    Beiträge
    5.904
    Rom – Season 1
    [Bild: L10288770.jpg]


    Name: Rom Staffel 1
    Erscheinungsjahr: 2005
    Genre: Serie / Drama
    Darsteller: Kevin McKidd, Ray Stevenson, Ciarán Hinds
    FSK: 18
    Laufzeit: 600 min.

    Inhalt:
    Nachdem Caesar Gallien unterworfen hat, wird er der illegalen Kriegsführung beschuldigt und es kommt zum Bürgerkrieg. Die Geschehnisse der darauffolgenden Jahre werden allen voran aus der Sicht von 2 Soldaten erzählt, aber auch aus der von historischen Persönlichkeiten.


    Meinung:

    Vor etwas über einem Jahr, als ich feststellen musste, dass ich für gute TV-Serien ziemlich viel übrig habe und damit spiele ich konkret auf den Kauf der ersten Staffel von „Deadwood“ an, begann ich nach und nach mir eben solche zuzulegen. Dazu gehören bereits erwähntes „Deadwood“, von dem ich alle 3 Staffeln besitze, „The Sopranos“ von denen ich morgen alle 6 (bzw. 7 wenn man 6.2 als eigene Staffel zählen will, genug Folgen hat sie ja) Staffeln habe, „Entourage“ von dem ich immerhin eine Staffel besitze und natürlich „The Wire“ von der die 4. Staffel gerade bestellt wurde. Wer glaubt in der Aufzählung dieser allesamt genialen Fernsehserien ein gewisses Schema zu erkennen, liegt vollkommen richtig, werden doch alle vom amerikanischen TV-Sender HBO produziert, die, Überraschung, sich auch für „Rom“ verantwortlich bekennen müssen, eine TV-Miniserie wie HBO schon „Band of Brothers“ und auch vor gar nicht langer Zeit „John Adams“ produziert hat. (Letztere wird pünktlich zum Release am 2. Februar bei amazon.co.uk gekauft und dank aktuellem Pfund-Kurs ist das ein Schnäppchen, des einen Freud des anderen Leid).

    Für die Serie selbst wurde eine gewaltiges Set gebaut und soweit ich darüber informiert bin darf sich „Rom“ die bis dato teuerste TV-Produktion nennen und das hat sich ausgezahlt. Erst vor ein paar Tagen, passenderweise zwischen zwei Folgen „Rom“, durfte ich einige Blicke auf die TV-Produktion „Spartacus“ werfen, die da gerade im Fernsehen lief. Ich will hoffen, dass dem nicht so ist, aber offenbar wurde dort auch der Senat gezeigt, dessen Tagungsort gerade zu lächerlich klein war, dass sie dazugehörigen Senatoren sich eng aneinander drücken mussten, damit sie überhaupt alle ins Bild passen. An den TV 2-Teiler über Attila mit Gerard Butler und die darin benutzen Kostüme will ich jetzt erst gar nicht denken, sahen die doch nach unterster Hollywood-Schublade aus. Nun, all diese Probleme hat „Rom“ nicht einmal ansatzweise. Jede einzelne Kulisse sieht aus als wäre sie real und an den Kostümen gibt es nicht das Geringste auszusetzen, dafür gibt es von mir einfach nur ein ganz großes Lob. Normalerweise würde ich die Effekte bei so einer Serie nicht bewerten, da sie sonst eigentlich praktisch nicht vorhanden sind, immerhin explodiert nichts oder dergleichen, aber weil „Rom“ mit Abstand die besten Kulissen bietet, die sich locker mit Hollywood – High-Budget Produktionen messen können und das im Bereich der TV-Produktionen einfach außergewöhnlich ist, gebe ich hier die 09/10 Punkte.

    Um gleich auf die ansonsten praktisch nicht vorhandenen Effekte zu sprechen zu kommen, die Serie hat eine Beschränkung von „Ab 18“ bekommen, zumindest wenn man sich für die Uncut-Version entscheidet und wer tut das nicht, und da würde einem der gesunde Menschenverstand doch eigentlich sagen, dass die Serie massenweise Kämpfe und brutale Abschlachtereien bietet, die makellos inszeniert sein müssen. Nun, ja und nein, den „Rom“ vermeidet große Schlachten und das obwohl die Serie eigentlich sogar mit einer beginnt. Hierbei sieht man jedoch nur in relativ kleinem Rahmen wie sich ein Haufen Legionäre mit einem Haufen Galliern prügeln und das ist auch eher kurz gehalten. Die zweite Schlacht ist sowieso nur eine kurze Aufnahme als so etwas was man wirklich als "Schlacht" betiteln könnte. Die dabei gezeigte Gewalt ist dabei genauso fernab von „Ab 18“ wie der ganze „The Warriors“-Streifen von Walter Hill und das ändert sich auch in der ganzen restlichen Serie nur einmal in einer der letzten Folge, als man einen Gladiatorenkampf zu sehen bekommt. Für Freunde brachialer Gewalt ist dieser Kampf schlichtweg hin eine Offenbarung, denn das ist so ziemlich der mit Abstand einzige Grund warum die Serie auch mit „Ab 18“ eingestuft wurde. Hier wird alles in dem Ausmaß gezeigt was man sich anhand der Altersbeschränkung erwartet, jeder Moment der Serie in der jemand getötet wird und das, ohne dabei lächerlich zu wirken was bei sowas ja immer eine gefährliche Sache ist, ohne weiteres für „Ab 12“ zugänglich wäre (wie es da mit den zahlreich vorhandenen Sexszenen aussieht ist wieder eine andere Sache...), manchmal auch „Ab 16“, wird hier gnadenlos hintergangen und ignoriert und jetzt kommt das zweifellos überraschende, ich fand diese Stelle irgendwie geschmacklos und unnötig brutal und ich habe bin sicherlich einer der letzten der mit Gewalt normalerweise ein Problem hat. An dieser Stelle werden Beine abgehackt und dabei spritzt schmerzhaft realistisch viel Blut herum, Leute gegen dornenbestückte Holzsäulen geschmissen und schließlich bekommt ein Kerl dann auch noch seine Waffe durch die Schulter zur Gänze reingestoßen und das ist meiner Meinung nach einfach gar nicht mehr schön. Hier hätte man einfach auf diese ganzen „Details“ verzichten sollen und es eher..hm, wie sagt man das schön, schlichter und dezenter halten sollen. Um ehrlich zu sein, für einen Moment dachte ich mir fast schon ich wäre auf einmal im falschen Film/Serie, da diese Szene einfach nicht in das Gesamtschema passen wollte, geradezu schon lächerlich brutal ist, und alleine die Tatsache, dass ich eine ausführliche Gewaltszene als negativen Kritikpunkt anführe, sollte eigentlich schon Aussagekraft besitzen um klar zu machen, das sie einfach nicht gut ist. (Obwohl sie von der Inszenierung her doch eigentlich tadellos ist…).

    Absolut nichts zu kritisieren gibt’s bei den Protagonisten. Dabei handelt es sich größtenteils um historische Personen wie Caesar himself oder etwa auch die Legionäre Titus Pullo und Lucius Vorenus, die auf 2 Legionären basieren, die Caesar in seinen Schriften erwähnt haben soll. Letztere stellen dabei die Hauptpersonen der Serie dar, auf die sich der Plot am meisten konzentriert, wobei sich auch die anderen Figuren sich über ausreichend On-Screen Präsenz freuen dürfen und dadurch alle zu genügen dem Zuseher näher gebracht werden und man ihr Handeln nachvollziehen kann. Ein wesentliches Element dabei ist die Beziehung zwischen Pullo und Vorenus, die auf dem guten alten Prinzip der zwei Kerle basieren die unterschiedlicher nicht sein können und es trotzdem schaffen sich irgendwie zusammenzuraufen und miteinander auszukommen. Und den Drehbuchautoren sei es gedankt, es funktioniert so herrlich gut wie man es sonst nur aus „Lethal Weapon“ und „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ kennt. Lediglich der Beginn der Freundschaft ist etwas holprig, da es eigentlich absolut keinen Grund gibt warum Vorenus sich ausgerechnet den wegen Befehlsverweigerung inhaftierten Pullo zur Verstärkung für seine Mission holt, anstatt irgendeinen anderen Soldaten, der vielleicht kein Problem mit dem genauen Ausführen von Befehlen und der Chain of Command im Ganzen hat, was gerade bei der Figur des Vorenus, der sich normalerweise strikt an die Regeln hält, zu erwarten wäre. Ansonsten verläuft der Plot absolut grundsolide, was auch schon der einzige Grund ist warum die Serie auch nicht höher von mir bewertet wird.
    Es gibt Momente in denen man historisches einfach nur unglaublich geschickt mit Fiktion verbindet, etwa als Marcus Antonius auf dem Forum vom Pöbel angegriffen wird und dieser glaubt, dass das auf dem Befehl von Pompeius hin geschehe, in Wahrheit jedoch hat Titus Pullo am Abend zuvor einen Freund der Angreifer getötet und der Angriff galt eigentlich ihm. Wer auf sowas abfährt, und meine Wenigkeit tut das, wird mit „Rom“ hier und da seine Freude haben, denn allzu oft passiert das nicht. Nebst diesen Vermischungen von Fiktion und Historischem gibt es beim Plot noch hier und da einige außergewöhnliche Ideen wie etwa die Thematik von den Banden auf dem Hügel, jedoch hält sich das alles nur in einem normalen Rahmen und ringt einem nicht etwa einen Staunen oder dergleichen ab, also wie bereits gesagt, der Plot bleibt relativ solide und weist dabei leider nicht diese Finessen auf, wie sie etwa „Deadwood“ oder „The Wire“ besitzen.

    Fazit: „Rom“ ist eine Serie die eindeutig in den höheren Ligen mitspielt, einen Haufen wirklich sympathischer Figuren als Protagonisten aufweisen kann und gleichzeitig ein unverbrauchtes Szenario mit perfekter Kulisse besitzt. Einzig allein die Handlung hätte ausgefeilter sein können und die Arena-Szene hätte man weniger brutal gestalten sollen, dann wäre bei „Rom“ eigentlich alles tadellos.



    Einzelwertungen:

    Darsteller: 08/10 (Sehr gut, aber nicht grandios)
    Effekte: 09/10 (Makellose Kulissen, Effekte anderswertige nicht bewertbar)
    Plot: 08/10 (Bürgerkrieg, Gewalt, Sex usw. , mich spricht es ziemlich an)
    Anspruch: 06/10 (Man muss nicht sehr viel Konzentration aufbringen, sollte aber aufpassen)
    Gesamteindruck: 08/10 (Eine sehr gute Serie, aber ohne die Finessen eines „Deadwood“ oder „The Wire“.)

    imdb 9.3
    DVD bei Amazon (cut)
    DVD bei Amazon (uncut) Beide hoffnungslos überteuert, bei amazon.co.uk gibt’s die Serie mit deutscher Tonspur für umgerechnet ca. 21 Euro
    Trailer
    Re'on ist offline Geändert von Re'on (06.12.2009 um 22:17 Uhr)

  14. #374 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von freezing rain
    Registriert seit
    Nov 2006
    Beiträge
    2.255
    [Bild: Hatchet_cover.jpg]

    Name: Hatchet
    Erscheinungsjahr: 2006
    Genre: Horror/Splatter-Komödie
    Darsteller: unter anderem Robert Englund, Kane Hodder, Tony Todd, Mercedes McNab
    FSK: 18
    Laufzeit: ca 81 min

    Inhalt:
    Als Ben seinen Kumpel Marcus bei ihrem New Orleans-Besuch überredet, eine „Haunted Swamp Tour“ mitzumachen, ahnen beide noch nicht, dass die Legende von Serienkiller Victor Crowley ganz und gar der Wahrheit entspricht. Mit ihrem Boot sind sie im Sumpf gestrandet und müssen nun einen Weg zurückfinden. Doch der schrecklich entstellte Massenmörder lauert schon mit seiner Axt und schlägt sich damit buchstäblich durch die jungen frischen Opfer. Eine Spur aus Blut und Körperteilen zieht sich durch das Dickicht, und Ben und Marcus müssen einen Weg finden, Victor Crowley zu stoppen, bevor sie Futter für die Alligatoren werden...

    Meinung:
    Ich denke, der Film hat den Fehler gemacht, zunächst als ernster Horrorfilm angesehen werden zu wollen. Auf der DVD befindet sich immerhin ein Spruch von MTV, der auf die komödiantischen Seiten des Films aufmerksam macht: "Das Publikum vergiesst Tränen vor Angst - und vor lachen." - MTV
    Ansonsten deutet alles auf einen relativ ernsten Slasher.. sogar der Trailer lässt diesen Eindruck zurück. Ich kann nur sagen: Schwer getäuscht! Der Film nimmt sich absolut in überhaupt keiner Weise ernst, ist wohl sogar eher als Horrorfilm-Parodie zu bezeichnen. Das gelingt ihm aber sehr sehr gut. Ich habe sehr viel gelacht.. die Darsteller spielen ihre Rollen mit viel Witz, aber durchweg professionell.
    Zu Beginn des Films werden erste Splattereffekte zum Besten gegeben, dann kippt der Film für die nächste halbe Stunde komplett ins Genre Komödie. Weil das Publikum darauf wohl nicht ganz vorbereitet war, hat es wahrscheinlich dem ein oder anderen Zuschauer nicht so gut gefallen wie mir. Dabei sind die meisten Witze wirklich lustig (meiner Meinung nach), was bei weitem nicht bei jeder Komödie, schon gar nicht bei jeder Horror-Komödie, der Fall ist. Wie gesagt habe ich wirklich viel lachen können.
    Musik von Marylin Manson wird zwischendrin mal eingespielt, die ich auch recht lustig fand.

    Nach ungefähr 45 Minuten Laufzeit kommt dann der Killer um die Ecke. Victor Crowley. Ein verunstaltetes menschenähnliches Monster (ist eigentlich ein Mensch, der mit zahlreichen Verkrüppelungen und Verunstaltungen auf die Welt gekommen ist - sieht aber eher einfach wie'n Monster aus). Und der war für mich wahrlich einer der symphatischsten Killer aller Zeiten! Wie der Typ ausrastet! Herrlich! Ein wahres Fest für jeden Splatterfreak und Gore-Hound! Mister Crowley hat nämlich einiges drauf! Während andere Killer nur einmal zuschlagen, damit der Kopf fliegt, lässt Mister Crowley die Axt rund fünf mal auf einen der Darsteller nieder sausen.. hackt ihn buchstäblich auseinander, während die Kamera draufhält, zwischendurch immer mal auf die schreienden anderen Darsteller umschwenkt, dann wieder drauf hält bis er sein Opfer in zwei Hälften gehackt hat. Dann zur Frau von dem Typen gesprungen und der erstmal kräftig das Maul aufgerissen.. bildlich. Crowley geht da richtig ab! Als Splatterfreak wird man seine helle Freude dran haben. Manchmal hab ich mich wirklich darüber gewundert, dass der Film noch ein FSK-Siegel bekommen hat.
    Aber wie schon erwähnt ist das ganze mit soviel Humor gewürzt, dass man da absolut nichts ernst nehmen kann. Nichts desto trotz sind die Splattereffekte auf hohem Niveau und sehr brutal!

    Fazit:
    Gore-Hounds kommen voll auf ihre Kosten! Wenn man den Film nicht ernst nimmt, was er auch offensichtlich nicht genommen werden will, wird man viel Spaß mit ihm haben. Leider ist er ein wenig kurz geraten, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut.


    Einzelwertungen:
    Darsteller: 08/10 (Nichts zu bemängeln. Ein paar Slasher-Stars haben Gastauftritte und der Humor wird von allen Darstellern recht professionell rüber gebracht.)
    Effekte: 09/10 (Im großen und ganzen wirklich tolle Splattereffekte!)
    Plot: 05/10 (nichts neues, aber dennoch brauchbar)
    Anspruch: 03/10 (Wer braucht bei solch einem Film denn bitte Anspruch??)
    Gesamteindruck: 09/10 (Ich habe mich durchweg sehr gut unterhalten gefühlt)


    imdb 5.8
    Englischer Trailer (ich finde den deutschen gerade nicht)
    Amazon-Link
    freezing rain ist offline Geändert von freezing rain (31.12.2008 um 16:23 Uhr)

  15. #375 Zitieren
    Held Avatar von Re'on
    Registriert seit
    Aug 2005
    Ort
    Österreich
    Beiträge
    5.904
    The Sopranos Season 1
    [Bild: dvdsopranosseason1.jpg]


    Name: Sopranos Season 1
    Erscheinungsjahr: 1999
    Genre: Serie / Drama / Komödie / Krimi
    Darsteller: James Gandolfini, Edi Falco, Michael Imperioli
    FSK: 16
    Laufzeit: 900 min.

    Inhalt:
    Tony Soprano ist Capo bei einer Mafiaorganisation und hat ausreichend Stress in jeder seiner zwei Familien. Nach einer Panikattacke muss er deshalb zur Psychiaterin.


    Meinung:

    Vor gut einem Jahr bekam ich die erste Staffel von „The Sopranos“ zum ersten Mal in die Finger und war sofort hellauf begeistert. Anfänglich, also ehe ich noch die erste Disc eingelegt hatte, vermutete ich, dass sich hinter der vielfach ausgezeichneten TV-Serie eher eine Art „Reine Nervensache“ im Serienformat verbirgt, immerhin konnte ich mir damals nicht vorstellen, das eine halbwegs ernst gemeinte Mafiaserie mit Erpressung, Mord und Totschlag im Fernsehen ausgestrahlt werden würde. Jedoch wurde ich bereits nach wenigen Minuten von etwas besserem belehrt, als die Hauptperson Tony Sopranos mal eben einem davonlaufendem Schuldner mit einem Auto anfährt und was das Zeigen von Gewalt betrifft verändert sich das im Laufe der Serie nicht wirklich. Ganz unrecht hatte ich mit meiner Vermutung dennoch nicht. Eine halbwegs ernst gemeinte Mafiaserie kann man nicht ausstrahlen, zumindest hierzulande nicht, denn ich hätte nicht mitbekommen, dass die Serie hier sich über einen längeren Zeitraum gehalten hätte, während sie in den USA wohl schon zum allgemeinem Kulturgut zählt. Und die Bezeichnung halbwegs ernste anstatt einfach nur ernst ist von mir auch bewusst gewählt, kann man über die erste Staffel bei weitem nicht sagen, dass die Serie sich zur Gänze ernst nehmen würde. Inwiefern das jetzt mit den anderen Staffeln aussieht ist schwer zu sagen, da es schon seine Zeit zurückliegt, dass ich das letzte Mal eine davon gesehen habe.
    Um das Thema der Ernsthaftigkeit in Zusammenhang mit den Sopranos zu erläutern, die Serie zeigt, wie bereits erwähnt, relativ offen Gewalt. Einerseits gibt es etwa die Szene in der Tony jemanden anfährt und ihm dadurch das Bein bricht, wie ebenfalls bereits geschrieben, oder ebenfalls gleich in der ersten Folge, ein Mitglied einer anderen Müllentsorgungsorganisation hinterrücks eine Kugel durch den Kopf geschossen bekommt. Im weiteren Verlauf der Serie werden dann noch Menschen von Brücken geworfen oder in Badewannen erschossen. Hört sich jetzt vielleicht alles etwas brutal und hart an, ist es aber nicht unbedingt.
    Die erste Staffel wandelt auf diesem bestimmten Grat zwischen Realismus und damit verbunden einem Drama und Komödie. Denn jedes Mal wenn in Sopranos jemand „ausgeknipst“ wird, geschieht das immer mit einem Augenzwinkern und ist somit nicht ganz so ernst zu nehmen wie etwa in einem Scorsese Film á la „Goodfellas“ und dergleichen, weil etwa Mickey Palmice gerade wieder einen coolen Spruch reißt, eher den Abzug drückt. Viele der Charaktere die im Mafiamilieu tätig sind, sind klischeehaft gestaltet. Silvio Dante, die rechte Hand von Tony, als etwas verkniffener Mafiosi, Paulie Gualtieri, der schlicht und ergreifend verrückt ist, Pussy Bonpensiero, der von Tony als Erzgangster beschrieben wird, und dann natürlich etwa auch noch Christopher Moltisanti, der das aufstrebende Mitglied im Mafiaverein ist und sich unbedingt beweisen will. Doch so sehr alle diese genannten Figuren auch oberflächlich in die Mafiaklischees haben, so haben sie dennoch auch ihre realen Probleme und „richtige“ Persönlichkeiten, abseits dieser Klischees. (Außer Paulie vielleicht, der ist in etwa das was Jayne für „Firefly“ ist, nämlich verrückt und klischeehaft und das ist hier mindestens genauso gut wie bei Joss Whedons Meisterwerk). Somit gewinnen neben Tony und seiner richtigen Familie auch nach und nach die Mitglieder der „anderen Familie“ immer mehr an Persönlichkeit durch Gespräche oder Situationen und werden einem dadurch immer sympathischer.
    Jedoch funktioniert das leider nicht immer ganz so gut wie es das eigentlich sollte. In einer Folge versucht Christophers Freundin in die Musikbranche einzusteigend und obwohl ich eigentlich immer viel davon halte das normale Leben von Charakteren in Serien zu beleuchten wollte mir dieser Handlungsstrang einfach nicht gefallen, woran auch immer das genau gelegen haben mag. Auch eine relativ wackelige Angelegenheit ist dann auch die Handlung um den Mädchenfußball, die mich auch eher weniger interessiert hat und ich mir stattdessen gewünscht hätte, dass die Drehbuchautoren stattdessen etwas mehr Mafiaszenen und -problematik in den Plot gepackt hätten und diese zwei Stellen dafür in gekürzter Form präsentiert hätten. Oder man hätte diese Alltagsproblematik einfach mehr mit dem Mafiaszenario verbunden (getan hat man es prinzipiell ja, nur eben nicht ausführlich und gut genug), wie etwa in der Episode, in der Tony mit seiner Tochter die verschiedenen Colleges besucht und dabei auf einen alten Bekannten stößt, da hat nämlich diese Vermischung wunderbar geklappt. So entstehen an diesen zwei Stellen jedoch einige Längen, was sonst bei Szenen die nur dazu dienem einem die Charaktere näher vorzustellen überhaupt nicht der Fall ist.
    Dafür gibt es aber wiederrum einige Szenen, in denen nur die Mafiathematik wieder ganz groß geschrieben wird, die für mich fast schon Kultstatus haben. Die Szene in der Christopher zu „I’m a man“ jemanden erschießt könnte ich mir noch genauso oft ansehen wie das Gespräch am Beginn zu Episode 2 wo sie Geld zählen und dabei eine Diskussionsrunde über die Mafia im Fernsehen sehen, ohne das mir auch nur eine einzige davon ansatzweise langweilig werden würde. Zusätzlich gibt es immer wieder einfach nur verdammt coole Sprüche (Ich liebe "Und, wo sind die Römer jetzt?" - "Sie stehen genau vor dir, du Arschloch!", das hat einfach so unglaublich herrlich in die Sitaution gepasst) und eine ganze Reihe geradezu genialer Ideen. Da wären einerseits etwa die Rückblende in Tonys Kindheit, die nicht etwa mit ein paar kurzen Flashbacks abgehakt wird, sondern stattdessen richtig schön ausführlich inszeniert wird (mit Kinderdarsteller und so…). Natürlich etwa noch das Gespräch zwischen Carmela und Tony über ihre Kinder und wie viel sie über die Arbeit ihres Vaters wissen, während dabei immer wieder die Frage seiner Tochter durch Rückblenden reingeschnitten wird, wie auch die psychologischen Szenen, in denen sich etwa Christopher in einem Traum in dem Fleischerladen wiederfindet, wo er von seinem Mordofper eine Bestellung entgegennimmt und dann von einer Hand gepackt wird, die zwischen lauter Fleisch und Wurst herauskommt. (Diese Szene darf man als gutes Beispiel für den Grat zwischen Realismus und Komödie nehmen.) Solche etwas verrückteren Träume, die einem die psycholgische Situation der Protagonisten näher bringen finden sich über die gesamte Staffel verteilt immer wieder einmal.
    Ein wirklich ganz großes Plus sind die Schauspieler und das nicht etwa durch, dass sie alle gut spielen, sondern schlicht und ergreifend auch einfach schon deshalb, das die Hälfte davon schon mal in einem Mafiastreifen mitgespielt haben. Michael Imperioli, Lorraine Bracco, Tony Sirico und auch Tony Darrow waren in „Goodfellas“ zu sehen, James Gandolfini durfte einen italienischen Mafiahandlanger in „True Romance“ verkörpern und alle sehen sie in „The Sopranos“ mehr nach Mafia aus als sonst jemand in irgendeinem Streifen des Genres.

    Fazit: Ich schwanke etwas zwischen 8 und 9, letzten Endes aber entscheide ich mich doch eher für die 08/10. Die Staffel ist zweifellos ein gut gelungener Auftakt für eine grandiose Serie, hat jedoch ihre Schwächen in den genannten zwei Handlungssträngen, die beim zweiten Mal anschauen einfach nicht mehr so viel Spaß machen wie beim ersten Mal und man sich stattdessen mehr Mafiafeeling wünscht. Nichtsdestotrotz ist die Serie ein absolutes Must-See für Fans von Mafia-Filmen und auch jeder andere kann bedenkenlos einen Blick darauf werfen.


    Einzelwertungen:

    Darsteller: 09/10 (Durchgehend brillant)
    Effekte: --/10
    Plot: 08/10 (Man hätte noch mehr Mafia reinpacken können)
    Anspruch: 06/10 (Das Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf Unterhaltung, jedoch sollte man auch schon gelegentlich aufpassen)
    Gesamteindruck: 08/10 (Eine gelungene Serie, die man als Genrefan gesehen haben sollte)

    imdb 9.5
    DVD bei Amazon
    Trailer
    Re'on ist offline Geändert von Re'on (03.01.2009 um 23:59 Uhr)

  16. #376 Zitieren
    Legend Avatar von LorD AvengeR
    Registriert seit
    Aug 2006
    Ort
    Oberhausen
    Beiträge
    7.500
    Der Herr der Ringe: Die Gefährten [Extended Version]

    [Bild: FellowshipOfTheRing_poster.jpg]

    Laufzeit: ca. 219 Minuten
    Genre: Fantasy
    Regie: Peter Jackson
    Darsteller: Ian McKellen, Viggo Mortensen, Liv Tyler, Elijah Wood, Christopher Lee, Orlando Bloom, Cate Blanchett, Sean Bean
    Gesehen auf: Deutsch

    Kinostart: 19. Dezember 2001

    Inhalt:
    Mittelerde steht einer großen Schlacht bevor. Nach dem letzten Krieg gegen Sauron und seine dunklen Streitmächte sind Jahrtausende vergangen, doch der Ring, der ihm damals seine finstere Macht verliehen hat, existiert weiterhin. Er gerät ihn die Hände des kleinen Hobbits Frodo, dessen Schicksal damit besiegelt wird. Er muss seine Heimat zurücklassen und sich auf den Weg machen, alles Leben zu retten, indem er den Ring in den Flammen des fernen Schicksalsberges zerstört – und um dieses heikle Unterfangen realistischer zu machen, stellen ihm die großen Zivilisationen von Mittelerde ihre besten Kämpfer zur Seite: Die Gefährten.

    Kritik:
    Der Film ist großartig und die ganze Trilogie eines der bedeutendsten Stücke unserer Filmgeschichte, darüber muss nicht diskutiert werden. Eine herausragende Story, die ihrer Zeit mit den Büchern das Genre bis heute begründet hat, Bildgewaltigkeit wie man sie in der Form kaum bisher erleben durfte, überaus tiefsinnige und fantastisch gezeichnete Charaktere, besetzt von einem wahren Starensemble, und und und. Natürlich ist viel davon auf die Vorlage von J.R.R. Tolkien zurückzuführen, aber das sollte man keinesfalls überschätzen. Ich bewundere Peter Jackson zutiefst für seinen Mut, sich an dieses Werk herangewagt zu haben und noch viel mehr dafür, es zu dem gemacht zu haben, was es geworden ist.

    Es mag daran liegen, dass ich die Herr der Ringe Bücher nicht gelesen habe – mir sagt weder Tolkiens Schreibstil noch diese ganze Menschen/Zwerge/Orks Chose zu – aber man merkt deutlich die meisterhafte Umsetzung, vor allem wenn man andere Buchverfilmungen, wie »Harry Potter« betrachtet. Es mag sein, dass einem selbst bei denen nicht auffällt, dass einiges fehlt, das kann ich aufgrund der Reihenfolge lesen und dann anschauen nicht beurteilen, aber man wird kaum bestreiten können, dass sie in einem geradezu rasanten Tempo erzählt werden. Bei Herr der Ringe ist das anders. Sicher, kaum verwunderlich würde man meinen, mit einer Kinoversion von 171 Minuten und dann noch der Extended Version mit 219 Minuten, aber es handelt sich hier schließlich immer noch um eine Buchverfilmung, die erfordert, dass eine Auswahl von Szenen getroffen wird. Und gerade das empfinde ich in diesem Fall überaus gelungen, obgleich ich, wie gesagt, die Vorlage nicht einmal kenne. Aber es handelt sich nicht, wie eben bei »Harry Potter«, um eine Aneinanderreihung von den gewaltigsten und actionreichsten Bildern, die noch gerade mit Müh und Not eine Story zusammen halten können, sondern von einer wirklich perfekten Auswahl, die nie den Eindruck von Hetzerei aufkommen lässt, sondern viel mehr erscheint, als wäre die Geschichte für den Film geschrieben worden. Und das gilt nicht nur für die Extended Version, denn auch bei der Kinoversion hatte ich denselben Eindruck. Ich kann mir gerade auch nicht im Geringsten vorstellen, wo dort diese fast 50 Minuten geblieben sind, bzw. um welche 50 Minuten es sich dabei gehandelt haben mochte. Was aber auch nicht so wichtig sein sollte, denn ich finde, wenn man sich einen Film wie Der Herr der Ringe anschaut, brauch man neben einer ordentlichen Bild- und Tonqualität (bei vielen Bildern kam mir der Gedanke, dass ich dringend einen Beamer bräuchte…) auch direkt die Version, die einem mehr verspricht. Und hierbei sollte man sich auch nicht von der gewaltigen Minutenzahl abschrecken lassen – die Stunden vergehen wie im Flug und auch in den Passagen ohne Action, die sogar den Hauptteil des Filmes einnehmen, kommt nicht das geringste Fünkchen Langeweile auf. Wie gesagt, ein Meisterwerk von Peter Jackson, für das man vor ihm auf die Knie fallen sollte.

    Nicht schlecht. Als ich mich hingesetzt habe, um dieses Review zu schreiben, dachte ich, dass ich in ein paar Minuten fertig sein würde, da mir beim besten Willen keine Details einfallen wollten, die man hier hineinarbeiten könnte. Aber wie die ganzen Worte so aus mir heraussprudelten, habe ich den Kern der Sache automatisch erfasst: Man muss hier nicht aufteilen in Schauspieler, Effekte, Regie und alles einzeln loben, weil alles gesagt ist, wenn man den Film als Meisterwerk bezeichnet. Er lässt keine Wünsche offen und ebenso keinen Platz für Kritik. Ich will nicht sagen, dass mir nicht an einigen Stellen minimale Schwächen in den Computereffekten aufgefallen sind, aber alles ist so inszeniert, dass diese Stellen gerademal für eine Sekunde zu sehen sind und dann schon von der nächsten Bildgewaltigkeit verdrängt werden ohne wirklich groß zur Kenntnis genommen zu werden.
    Ich lehne mich so weit aus dem Fenster zu sagen, dass es keine größere Stimmigkeit in einem Film gibt, sei es gesamt betrachtet oder einzeln, als in der Herr der Ringe Trilogie. Einem Epos.

    Hm, ich frage mich, was ich jetzt zu den anderen beiden Teilen schreiben werde… na immerhin wird mir in deren erster halben Stunde nicht die Synchronisation von LotW vorschweben ^^

    Bewertung:
    Darsteller: 10/10
    Plot: 10/10
    Effekte: 9/10
    Anspruch: 7/10
    Gesamteindruck: 10/10 (angesichts dieses Maßstabes müsste man im Grunde genommen eine 11 einführen)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 8.7) (Trotz #20 in der Top250 eine lächerliche Bewertung für diesen Film.)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    LorD AvengeR ist offline

  17. #377 Zitieren
    Forentroll Avatar von Harbinger
    Registriert seit
    Jul 2003
    Ort
    Rheinhessische Toscana
    Beiträge
    19.038

    DVD-Start: 22.05.2007
    Genre: Western/Drama
    Regie: John Hillcoat
    Darsteller: Guy Pearce, Ray Winstone, Danny Huston
    FSK: 16

    Inhalt: Das ausgehende 19. Jahrhundert in Australien: Nach einer Schießerei werden die Brüder Charlie und Mikey Burns von Captain Stanley verhaftet. Dieser macht dem älteren Charlie ein Angebot: Er lässt Charlie frei und gibt ihm ein Pferd und eine Waffe. Innerhalb von neun Tagen soll Charlie seinen älteren Bruder Arthur, einen gesuchten Mörder und Vergewaltiger, finden und töten, sonst wird Mikey hingerichtet.

    Kritik: Western sind toll. Welcher Mann würde dieser These schon widersprechen? Ja, mir wird auch immer ganz warm um's herz, wenn ich mal wieder staubige Panoramaaufnahmen sehe und Männer in staubigen Mänteln und breitkrempigen Hüten, die Revolver spazieren tragen. Ich mag Western. Und nachdem ich in letzter Zeit mal wieder ein paar dieses Metiers sah (vornehmlich mit meinem leider verblichenen Lieblingsdeutschen Klaus Kinski, namentlich in eben dieser Reihenfolge "Satan der Rache", "Leichen Pflastern Seinen Weg" und "Sartana - Töten war sein täglich Brot", wobei Kinskis Auftritt im dritten davon einfach nur coolest thing evarr!!! war) war heute (der Würfelwurf entschied) einer neueren Datums dran. Western sind in den letzten Jahren ja leider Gottes etwas Mangelware geworden. "Appaloosa" flimmert zur Zeit über die Leinwände, "Todeszug nach Yuma" und "Seraphim Falls" trieben sich auch noch irgendwo in der Gegend herum (wobei ich von den dreien nur den dritten sah), ansonsten waren da in den letzten paar Jahren noch "Legend of the Phantom Rider" und "Blueberry und der Fluch der Dämonen", sowie mit Abstrichen noch "Dead Birds" und wenn man denn so will auch noch "Ravenous" und "The Quick and the Undead", wobei die letzten beiden ja mehr das Horror-Klientel bedienten. Ich warte ja noch auf "Shadowheart", dessen Trailer sehr interessant aussah. Aber wie gesagt, eigentlich liegt unser Hauptaugenmerk heute auf "The Proposition", dem Ausie-Western aus der Feder von niemand geringerem als Nick Cave.
    "Puh, endlich haben wir die scheiß Exposition hinter uns", werdet ihr jetzt denken, aber dass ich so viel und so lange drum herum schwafelte war schon durchaus Absicht. Denn das ist eine Disziplin, die der Film von John Hillcoat (guter Freund von Nick Cave, der unter anderem auch Videos für dessen Band drehte) meisterlich beherrscht: Zeit totschlagen. SCHNARCH, mag sich jetzt der Eine oder Andere denken und... die Gefahr ist tatsächlich quasi omnipresent, dass "The Proposition" auf dem schmalen Pfad der zwischen "Mood" und "Boredom" verläuft ausrutscht und bis in die Kniekehle in zweiteres reinstapft. Und jetzt das große Aber: Das passiert quasi nie. Ja, ohne Scheiß, Hillcoat umschifft diese Klippe meisterlich, seine sehr ruhige Inszenierung packt den Zuschauer ganz einfach und lässt ihn nicht mehr los. Dem zuträglich sind zweierlei Dinge: die unglaublichen Bilder, die der französische Kameramann Benoît Delhomme ("Zimmer 1408") einfängt, sowie die geniale Musik aus der Feder von Nick Cave. So schön sah der Westen (bzw. eher der Südosten, spielt der Film doch komplett in Australien) ehrlich seit "Blueberry und der Fluch der Dämonen" nicht mehr aus. Audiovisuell ist "The Proposition" herrlich. Und nicht nur die Musik macht das, sondern die unglaublich atmosphärische Gesamtkomposition des Krams. Vor allem die immer wieder auftauchende Voice-overs, die manchmal sogar komplett unverständlich sind, tragen stark zur deprimierenden Stimmung des Films bei. Und der Film bringt so viele faszinierende Dialogzeilen... "Arthur Burns is a monster" beispielsweise ließ mir schon beim ersten Anhören einen Schauer über den Rücken laufen, Ray Winstones markige Stimme sei Dank.
    Auch hier braucht der Film sich keinen Tadel gefallen zu lassen, in Sachen Darsteller. Das einzige, was mich an einem Großteil des Casts missfiel, waren die australischen Akzente (ich sah den Film in der OF), die vieles ziemlich schwer verständlich machten. Trotzdem gut der Authentizität zuträglich. Wie gesagt, die Darsteller waren allesamt schlicht und ergreifend großartig, allen voran Ray Winstone ("King Arthur", "Unterwegs nach Cold Mountain", "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels") als Captain Stanley, der eine wirklich geniale Darbietung abfeiert, aber auch sein "Gegenspieler" Guy Pearce ("Memento", "L.A. Confidential", "Ravenous") hielt da mit. Ganz ungewohnt, unrasiert und zottelig (wobei er in "Ravenous" schon recht ähnlich aussah) gibt er den eigentlich bösartigen Charlie Burns, der zwischen seinen beiden Brüdern entscheiden muss. Große Klasse. Kleinere, aber nichts desto trotz memorable Rollen haben unter Anderem John Hurt ("Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels", "Hellboy", "V wie Vendetta"), Emily Watson ("Equilibrium", "Roter Drache"), David Wenham ("300", "Der Herr der Ringe: Die zwei Türme", "Van Helsing") und Danny Huston ("Children of Men", "30 Days Of Night"), die allesamt äußerst großartig spielen. Tatsächlich ist der Film bis in die Statistenrollen großartig besetzt, lange hab ich keine durchgehend so gute Leistung mehr gesehen, Hut ab dafür.
    Und auch mindestens genau so gut ausgestattet. Die Kostüme sind großartig, die Kulissen und Drehorte sowieso, auch das Effekt-Team leistet gute Arbeit. Wobei ich ehrlich sagen muss, ich bin ziemlich überrascht, dass der Film mit einem blauen Stempel davon gekommen ist. Meiner Meinung nach könnte die Chose hier prima ab 18 freigegeben werden, ein paar sehr heftige Szenen sind mit an Bord (beispielsweise der explodierende halbe Kopf des Aborigenees, der mich etwas an den Anfang von "Dead Birds" erinnerte, oder auch die Männer, die Arthur Burns locker flockig enthauptet) und auch ansonsten ist die Stimmung des Films durchweg deprimierend und düster und das mit einer Intensität, dass man als Freund von Gefühlskino (nicht das aus "Kentucky Fried Movie", Gott bewahre) den Film eigentlich lieb haben muss.
    Allerdings: Er bemüht sich redlich, es dem Zuschauer alles andere als leicht zu machen. Und wer ist Schuld daran? Richtig, Drehbuchschreiberling Nick Cave. Denn so beeindruckend die Einzelteile, aus denen "The Proposition" besteht, so schlecht fügen sie sich zusammen. Es ist geradezu ärgerlich, wie schlampig Cave den Hauptplot des Films konzipiert hat, hier ist keine großartige Entwicklung spürbar, ney, der Film wirkt über weite Strecken wie eine Aneinanderreihung von zufälligen Szenen, in denen halt dieselben Figuren zu sehen sind. Ja, der Film verfehlt sein Ziel nicht, seine Punkte klar zu machen (er kriegt die Kurve zur Moral quasi im letzten Moment, aber ich schätze, das war so geplant und das macht der Streifen bravourös), aber ich denke, das hätte auch geklappt, wenn man sich eine dichtere Story überlegt hätte, beziehungsweise die Grundidee besser ausgefüllt hätte.
    Naja, letzten Endes schadet dieser Mangel an dichter Story nicht ganz so sehr, der Film hätte durchaus besser sein können, aber auch so ist "The Proposition" eine verdammt runde Sache und eine sehr intensive Erfahrung, so dass letzten Endes wohl nur zu sagen bleibt:
    Kommen wir zum Fazit: "The Proposition" ist ein handwerklich unglaublich gelungener Spät-Western, der zwar etwas langatmig, aber dadurch auch extrem atmosphärisch geraten ist. Tolle Darsteller, heftige Effekte, eine ordentliche Botschaft und eine makellose Inszenierung trösten glücklicherweise über die dünne Story hinweg und sorgen dafür, dass "The Proposition" ein sehr guter Eintrag im Genre des modernen Westerns bleibt. Den hab' ich sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 10/10 (absolut starkes Darstellerensemble)
    Plot: 05/10 (nett, aber einfach zu dünn und zu konfus)
    Effekte: 08/10 (teilweise recht heftige Gewalt, dafür aber auch ein paar wunderschöne Aufnahmen von allem möglichen)
    Anspruch: 07/10 (auf seine Art ist der Film ziemlich provokativ und entzieht sich jeglicher Parteiergreifung, so dass jeder seine eigene Meinung bilden sollte)
    Gesamtwertung: 08/10 (guter Film, der besser hätte sein können, aber nicht viel)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.5)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline

  18. #378 Zitieren
    Held Avatar von Re'on
    Registriert seit
    Aug 2005
    Ort
    Österreich
    Beiträge
    5.904
    The Sopranos Season 2
    [Bild: 140321.jpg]


    Name: Sopranos Season 2
    Erscheinungsjahr: 2000
    Genre: Serie / Drama / Krimi
    Darsteller: James Gandolfini, Edi Falco, Michael Imperioli
    FSK: 16
    Laufzeit: 690 min.

    Inhalt:
    Tony Soprano ist nun unangefochten der neue Boss, doch neue Probleme lassen nicht lange auf sich warten als seine Schwestern seit Jahren wieder einmal auftaucht und der Bruder des toten Jackie Apriles nach 10 Jahren aus dem Gefängnis kommt.


    Meinung:

    Keine paar Tage nach Weihnachten letzten Jahres (beziehungsweise eigentlich schon vorletzten Jahres), Staffel 1 von „The Sopranos“ natürlich schon zur Gänze angeschaut, griff ich mir auch gleich schon Staffel 2 und Staffel 3 der Mafiaserie, die schon damals bei Müller für 20 Euro zu haben war (mittlerweile kosten 1-5 dort ja nur noch 15€) und musste nach 13 Folgen der 2. Staffel feststellen, dass ich über jene zu einem eher ernüchterndem Fazit gekommen bin, das dazu geführt hätte den Kauf weiterer Staffeln zu unterlassen, hätte ich nicht sowieso gleich Staffel 3 auch gekauft, die alles wieder hingebogen hat. Nun, nachdem ich mir Staffel 2 also nun für meine Reviewreihe mehr oder weniger wieder aufgezwungen habe, sitze ich heute hier und kann beim besten Willen nicht verstehen, wieso zum Teufel ich die 2. Staffel als die mit Abstand Schlechteste verschrieen und als die große Enttäuschung und als Tiefpunkt der gesamten Serie abgestempelt habe. Denn diese Aussage ist schlicht und ergreifend ziemlicher Blödsinn, untermalt von der Tatsache, dass ich während des erneuten Schauens immer wieder zu der Erkenntnis kommen musste, dass mir dieser Handlungsstrang und dies und das eigentlich schon damals ganz gut gefallen hatte und ich es deshalb eigentlich schon eher zu Staffel 3 zugeordnet hatte.
    Die Handlung von Staffel 2 schließt relativ nahtlos an die der vorangegangenen Staffel heran und läuft erst einmal darauf hinaus, dass gewisse Dinge in Ordnung gebracht werden müssen. Hier wird vor allem eines relativ schnell klar: Die Serie erlebt schon mit der ersten Folge der zweiten Staffel im Vergleich zur ersten einen ziemlichen Stilbruch der, meinem Gedächtnis nach, sich im Verlauf der anderen Staffeln nicht mehr ändern wird und das ist meiner Meinung nach auch gut so. Um das Ganze einmal zu konkretisieren. In meinem Review zu Staffel 1 schrieb ich, dass die Serie eine Mischung aus Drama und Komödie sei, immer auf dem schmalen Grat zwischen den beiden Genres entlang wandere und dadurch immer mit einem gewissen Augenzwinkern zu betrachten sei, selbst wenn gerade jemand On-Screen von einer Brücke geworfen wird. Tja, das kann man jetzt vergessen, denn dass ich im Gegensatz zu Staffel 1 hier kein „Komödie“ in die Genrebezeichnung des Reviews geschrieben habe hat tatsächlich einen Grund. Es gibt keinen coole Hintergrundmusik und auch keinen lässigen Spruch mehr, ehe jemand abtreten darf. Mit Staffel 2 lässt die Serie die Zeit hinter sich, in der sie als so etwas wie eine Mafiasatire bezeichnet werden und wird realitätsnäher und um einiges ernster. Gleichzeitig geht aber auch der Bodycount etwas zurück. Gut, das mag jetzt überhaupt nichts heißen, denn um die Leichen in Staffel 1 abzuzählen braucht man nicht einmal 2 Hände.
    Nach wie vor spielen natürlich neben den Mafiageschäften auch wieder die Probleme in der richtigen Familie eine Rolle und was das und das Privatleben der einzelnen Personen an sich betrifft, wage ich zu behaupten, dass Season 2 das eleganter gelöst hat als Season 1. Bei letzterer sagten mir nämlich zwei Handlungsstränge nicht so wirklich zu und das führte zu einigen bösen Längen, in Season 2 ist das nicht so. Ich will ehrlich sein, müsste ich prozentuell aufzeichnen zu welchen Teilen die Serie jetzt aus Mafiabusiness und alltäglichem Stress besteht, den auch normale Menschen haben können, ich könnte es nicht. Das eine geht in das andere problemlos über und jeder Teil kann überzeugen und unterhält, wirkliche Längen entstehen dabei nicht. Somit gibt es dafür natürlich auch einen großen Pluspunkt für die Charakterisierung der Protagonisten, die deswegen auch etwas runder abläuft als in der ersten Staffel. Die Figuren entwickeln sich weiter und machen auch ihre jeweiligen Krisen durch. Was die Dramatis Personae angeht ergibt sich in Staffel 2 aber ein kleines Problem und einige Veränderungen. Erstens einmal kommt eine Person, von der man zuvor noch nie gehört hat und nicht wusste, dass sie überhaupt existiert, aus dem Knast und das ist gut, da die Figur von Richie Aprile frischen Wind in die ganze Angelegenheit bringt und das ein waschechter Italiener eine positive Erweiterung für die Serie ist brauch ich hier hoffentlich nicht zu sagen (auch wenn der gute Mann ordentlich mehr an On-Screen-Zeit nötig gehabt hätte). Das Problem ist aber Tonys Schwester Janice, die mir, schlicht und ergreifend, durchgehend in praktisch jeder Szene, in der sie zu sehen war ziemlich auf die Nerven gegangen ist, wie Mr. Soprano selbst. Ich kann nur für den Typen hoffen, der die Idee hatte, diesen Charakter in die Serie zu bringen, auch der selbe war, der die Idee hatte, sie wenigstens nicht permanent, sondern nur in noch erträglichem Maße auf dem Bildschirm zu zeigen. Klar, man kann dagegen argumentieren, dass sie in einer der letzten Episoden für einen relativen coolen Moment sorgt, tun diese zwei Clowns von Mafiosi, die mich beim ersten Mal auch ziemlich, pardon my french, angekotzt haben auch, nur macht das nicht unbedingt zur Gänze gut, was man damit an Schaden anrichtet, überhaupt wenn man bedenkt, dass sie laut imdb in 73 von 86 Episoden zu sehen ist. (Auch wenn sich das meines Wissens dann immer mehr in Grenzen hält, aber als ich das das erste Mal gelesen habe, da war die Serie für mich fast schon klinisch tot).
    Der Plot der Staffel verläuft in den ersten zwei Dritteln relativ solide, abgesehen von der Italien-Folge sind weiter keine großartigen Besonderheiten dabei, einfach nur gute Familienunterhaltung im zweideutigen Sinne. Im letzten Drittel dann weist die Staffel dann jedoch einige richtig gute Momente auf und die letzte Folge könnte sich möglicherweise einen Platz in den Liste der besten Sopranosfolgen erkämpfen, denn da gibt es dann auch wieder einen längeren, verrückten Traum von Tony zu sehen, ähnliche Traumsequenzen gibt es vielleicht sonst 2 mal in immerhin 12 anderen Folgen, mit teilweise einer Laufzeit von über 50 Minuten, gepaart mit einem der vielleicht tragischsten Momente der gesamten Serie.
    Fazit: Staffel 2 ist, entgegen meiner Behauptungen die ich fast 1 Jahr lang verbreitet habe, eine würdige Fortsetzung der ersten Staffel, trotz der stilistischen Unterschiede. Etwas mehr von den Momenten im letzten Drittel in den zweien davor und hätte man Janice weggelassen und die Serie würde von mir sicher höher eingestuft werden.


    Einzelwertungen:

    Darsteller: 09/10 (Tadellos )
    Effekte: --/10
    Plot: 08/10 (Solide mit einigen außergewöhnlichen Stellen im letzten Drittel)
    Anspruch: 06/10
    Gesamteindruck: 08/10 (Eine gute Fortsetzung der Serie)

    imdb 9.5
    DVD bei Amazon (hoffnungslos überteuert)
    Trailer
    Re'on ist offline Geändert von Re'on (04.01.2009 um 00:02 Uhr)

  19. #379 Zitieren
    Auserwählter Avatar von El Pollo Diablo
    Registriert seit
    Dec 2004
    Ort
    Puerto Pollo
    Beiträge
    6.235
    Serenity







    Erscheinungsjahr: 2005
    Regie und Drehbuch: Joss Whedon
    Genre: Science-fiction
    Dauer: 119 Minuten
    FSK: 16


    Hintergrundszenario:
    Serenity ist die Fortsetzung der Serie "Firefly", von der 14 Folgen produziert und 11 ausgestrahlt wurden.
    Der Film spielt einige Monate nach dem Ende der Serie in einer Zukunft im ca. 26. Jahrhundert. Die Erde bot irgendwann nicht mehr genug Platz und Ressourcen für die Weltbevölkerung, und so suchte man sich in großen Raumschiffen eine neue Galaxie mit vielen Planeten und Monden. Durch sogenanntes "Terraforming" machte man diese bewohnbar, was Jahrzehnte dauerte.
    Die Zentralen Planeten werden von der "Allianz" regiert. Eigentlich eine Demokratie, ist sie letztlich ziemlich autoritär und versucht, ihren Lebensstandart und Wohlstand allen aufzuzwingen.
    Die äußeren Planeten sind kaum unter der Kontrolle der Allianz, sie gleichen dem Wilden Westen. Der Lebensstandart ist nicht so hoch wie auf den Zentralplaneten und es herrschen eine gewisse Gesetzlosigkeit und Primitivität.

    Story:
    Captain Malcom "Mal" Reynolds bekämpfte in einem verloren gegangenen Krieg die Allianz und ist heute Besitzer eines kleinen Raumschiffs, das sich mit Überfällen, Schmuggel und Transporten über Wasser hält. Zur Besatzung des Raumschiffs, die Mal als seine Familie ansieht, gehören Zoe, die schon im Krieg zur Besatzung gehörte, ihr Ehemann Wash (der Pilot der Serenity), Jayne (ein mehr oder weniger skrupelloser Söldner und Waffenfetischist) und Kaylee, die Mechanikerin.
    Gäste an Bord sind River Tam uns ihr älterer Bruder Simon. River, eine telepathiebegabte Siebzehnjährige, wurde jahrelang von der Allianz psychischen Experimenten ausgesetzt, um sie zu einer Killermaschine zu machen. Bis ihr Bruder Simon sein Vermögen opferte und seine aussichtsreiche Karriere als hochbegabter junger Arzt aufgab, um sie zu retten. Seitdem sind die beiden an Bord der Serenity, wo Simon als Bordarzt arbeitet.
    Es wird allerdings deutlich, dass River von einigen hochrangigen Regierungsmitgliedern, die mit ihr in einem Raum waren, Dinge aufgeschnappt hat, die der ganzen Allianz schwer schaden könnten - weswegen ein Agent mit weitreichenden Befugnissen losgeschickt wird, um das Mädchen zurückzuholen.

    Kritik:
    Als ich das erste mal von diesem Film hörte (ohne die Serie gesehen zu haben), war mein erster Gedanke:
    "Böses, allmächtiges Regime gegen kleines Robin-Hood-Raumschiff? Och nö!".
    Doch so einfach ist die Sache nicht.
    Serenity lässt sich nicht auf Klischees und Schwarz-Weiß-Malerei ein. Sein "Böser Bube" weiß, dass er Böse ist, und kämpft eigentlich nur für eine bessere Welt (in der für ihn kein Platz sein würde, darüber ist er sich im klaren). Er verkörpert die Allianz recht gut, wie sie will er eigentlich nur das Gute - nimmt aber das Schlechte auf dem Weg dorthin bereitwillig und Kauf und ist auch nicht bereit, eine Ablehnung seiner "perfekten" Welt zu akzeptieren.
    Auch die "Guten" lassen sich nicht ganz so einfach einordnen. River Tam ist ein zutiefst verstörtes Mädchen, das zwischen Killermaschine und hilflosem Wrack hin und her wechselt. Mal, der Captain, ist ein Mann, den die Niederlage im Krieg hart getroffen hat. Seine alten Ideale musste er der Realität opfern, ist ein desillusionierter Mensch geworden, durchaus mit einer gewissen Skrupellosigkeit.
    Letztlich machen die Hauptpersonen alle eine gewisse Entwicklung durch und sind gut besetzt.
    Die Dialoge sind erstaunlich intelligent für einen Science-Ficiton-Film, und immer wieder ist Serenity richtig witzig.
    Mehrmals kommt es zu Dialogen, die Balsam für die klischee-und pathosgeplagte Seele sind, etwa wenn jemand auf die Aufforderung "Wenn das so ist, erschieß mich lieber gleich" tatsächlich eingehen will, oder ein Besatzungsmitglied nach zuvor geäußerter Kritik am Führungsstil mit der Frage "Willst du das Kommando übernehmen?" in die Schranken gewiesen werden soll, dann aber einfach ein "Ja." geantwortet wird und der Captain plötzlich stammelnd zu erklären versucht, warum das nicht geht.
    Ein weiteres Beispiel wäre Jane, der "harte Hund". In einer "wir werden alle sterben"-Szene gefragt, ob er tatsächlich glaube, eine Person könnte überleben, hat er nur eine Antwort: "Och...ich vielleicht schon!"
    Wer diesen Umgang mit den üblichen Dialogen mag, wird Serenity lieben.

    Die Effekte sind absolut erstklassig, die Kameraführung ebenso. Keine Kritikpunkte daran. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Machwerken, die in dieser Zeit spielen, besticht Serenity außerdem durch eine gute Story mit ausgefeilten Dialogen.
    Ein Film, der trotz seines Genres ohne richtige Aliens auskommt und die hochtechnologisierte Zukunft mal eben in ein Wild-West-Szenarion verlegt - davor kann ich nur den Hut ziehen.

    Darsteller: 9/10. Nicht die absoluten Superstars, aber alle spielen sehr überzeugend
    Plot: 8/10. Gute, tiefgründige Story, vor allem für dieses Genre, gute Dialoge.
    Effekte: 9/10. Die Effekte sind Super.
    Anspruch: 6/10. Sicher kein Bildungsfernsehen, aber erstaunlich intelligenter Film.
    Gesamtwertung: 9/10. Nicht zu Unrecht sehr gute Kritiken bekommen, ich kann mich dem nur anschließen. Diese 9 möchte ich übrigens nicht als "also doch nicht ganz 10..." verstanden wissen, eine 10 gibts mMn für nichtmal eine Handvoll Filme.



    IMDB: 8,0
    Amazon
    El Pollo Diablo ist offline Geändert von El Pollo Diablo (28.03.2009 um 22:30 Uhr)

  20. #380 Zitieren
    Legend Avatar von LorD AvengeR
    Registriert seit
    Aug 2006
    Ort
    Oberhausen
    Beiträge
    7.500
    Batmans Rückkehr

    [Bild: Poster_BR.jpg]

    Laufzeit: ca. 121 Minuten
    Genre: Fantasyaction
    Regie: Tim Burton
    Darsteller: Michael Keaton, Danny DeVito, Michelle Pfeiffer, Christopher Walken
    Gesehen auf: Deutsch

    Kinostart: 16. Juli 1992

    Inhalt:
    Als Kind wurde Oswald Cobblepot aufgrund seines missgestalteten Äußeren von seinen Eltern ausgesetzt. Er wuchs in der Kanalisation auf und sinnt seither auf Rache. Als der Zeitpunkt besagter Vergeltung eintritt, kommt auch die Stunde von Selina Kyle, die durch einen unglücklichen Umstand zu Catwoman wird und mit ihrem zwiespältigen Wesen zu kämpfen hat. Doppelte Arbeit für Batman.

    Kritik:
    Ich wusste schon vor dem Ansehen, dass der Film mich nicht umhauen würde. Bei mir steht Tim Burton für skurril, allerdings eine Art davon, die mir nicht sonderlich zusagen will. Zwar fiel der Film dann doch nicht so skurril aus, wie ich es vermutet hatte, aber naja… so viel Wind wie Burton um seine Produktion gemacht hatte, ist er nicht annähernd wert. Zunächst das Ganze Trara darum, dass er nur den Regisseur spielte, wenn man das Drehbuch komplett umschrieb, wenn man ihm künstlerische Freiheit gewährte… ja, die hat er bekommen, und was hat er daraus gemacht? Ich sehe in dem Film absolut nichts künstlerisch Hochwertiges und auch nichts, dass man als Markenzeichen oder Visitenkarte handhaben könnte. Höchstens Kostüm und Make-Up von Pinguin und Catwoman, die mich augenblicklich an »Corpse Bride« erinnert hatten, den ich zwar nicht gesehen habe, der mir im Zusammenhang mit Tim Burton aber als Erstes einfällt.
    Sein Gutes hat Burtons Aufstand um Batmans Rückkehr allerdings: Da er sich von dem Vorgänger »Batman« distanzieren wollte, bei dem er keine derartigen Freiheiten genossen hatte, schuf er diesen Teil als mehr oder weniger eigenständigen Film (dem der Titel schon irgendwie widerspricht…). Ich schaue für gewöhnlich keine Fortsetzungen, wenn ich einen früheren Teil verpasst habe, aber angesichts dieser Umstände drückte ich ein Auge zu (so lässt sich übrigens erheblich schwerer fernsehen).

    Wie schon gesagt, begeisterte mich der Film überhaupt nicht. Allen voran Bruce Wayne / Batman selbst, der einen so derartig nichtssagenden, uninteressanten Charakter spielte, dass es einem ein Gähnkonzert entlockte. Und im Grunde genommen waren alle Figuren derart schwach gezeichnet, mit Ausnahme von Catwoman. Auf ihre Zwiespältigkeit wurde näher eingegangen (wobei ich ihre »Verwandlung« wiederum als geradezu erbärmlich inszeniert fand), sprich mit ihrem Charakter wurde sich erheblich ausgiebiger befasst, weshalb es auch den Eindruck erweckt, als spiele sie die zentrale Rolle im Film – dann kommt der Pinguin, und dann vielleicht Batman, wenn nicht sogar noch Christopher Walkens Charakter den Rang vor ihm einnehmen müsste. Den fand ich im Übrigen am besten geschauspielert, obgleich Max Shreck hier nicht sonderlich facettenreich gezeichnet ist. Vom Darstellerischen stach er aber eindeutig am meisten hervor und das sollte schon was heißen, denn Danny DeVito hat seinen Job ebenfalls ziemlich gut gemacht, dafür, dass er lediglich Drittwahl gewesen ist. Auch Michelle Pfeiffer war nicht unter Burtons Top-Wünschen und ich muss ganz ehrlich sagen, dass sie auch nicht sonderlich in den teuren, vakuumdichten Anzügen wirkte.

    Mein zweiter, starker Kritikpunkt wäre das ewige Studio-Setting. Es ist nicht so schlecht versteckt wie bei »Zurück in die Zukunft«, aber deutlich häufiger. Dabei wird die Stadt nicht mal als so absonderlich dargestellt, dass man sie extra dafür konzipieren müsste. Sicher, einige Settings erforderten dies unbedingt, aber man hat hier wirklich den ganzen Film über das Gefühl in einem Studio zu sitzen. Ich meine, klar, es gibt Unmengen Filme, die so entstanden sind, aber selten hab ich so ein Gefühl bei einem anderen Streifen gehabt. Es mag an der durchgehenden Nachtphase liegen, die für Studioaufnahmen natürlich vorteilhaft sind, aber es wirkt einfach alles äußerst künstlich, obwohl Kulissen mehr als gelungen sind. Das verdoppelte Budget im Vergleich zum Vorgänger wurde hier zumindest vernünftig angelegt.

    Das wären so die triftigsten Faktoren, warum ich dem Film nicht viel abgewinnen kann. Hinzu kommt noch Burtons Skurrilität, die hier aber so zaghaft auftritt, dass sie den Streifen an vielen Stellen einfach nur lächerlich macht. Die andauernde Zirkusmusik in durchweg ernsten Situationen ist nicht mal annähernd der schlimmste dieser Vergehen. Wobei »durchweg ernst« nicht ganz richtig ist… es tut mir beinahe im Herzen weh, die beiden Filme in Zusammenhang mit diesem 08/15-Streifen überhaupt zu erwähnen, aber springen wir mal in diese masochistische Grube: Während »Batman Begins« und vor allem auch »Dark Knight« eben diese ernste Schiene den ganzen, langen Film durch fahren – und das überaus erfolgreich – scheint Burton sich nicht recht entscheiden zu können, ob er lieber ernst oder lustig fahren möchte. Der Film hatte nicht wenige Szenen, in denen ich auflachen musste (übrigens hat er auch, das muss ich zugeben, eine ganze Reihe an coolen Zitaten) und das nicht, weil sie so schlecht waren, sondern weil sie bewusst humoristisch ausgelegt sind. Diese Parts wegzulassen, hätte den Film noch schlechter gemacht, aber ich würde fast sagen, dass hier das beste Ergebnis hätte erzielt werden können, wenn Burton Batman gänzlich durch den Kakao gezogen und ein wirklich skurriles Stück aus dem Film gemacht hätte.

    Und wo ich Christopher Nolans Batman-Verfilmungen erwähnt habe, fallen einem direkt auch ein ganzer Haufen weiterer Kritikpunkte ein, die er erheblich besser gemacht hat. Allein Batman… während Bale in seinem Anzug wahrhaftiges Heldenformat hat, ist Michael Keaton nicht mehr als ein armseliges Würstchen mit Batman-Logo auf der Brust und flatterndem Cape. Die zahlreichen Nachteile und nicht vorhandenen Vorteile eines solchen Umhangs sind auch nicht wirklich beachtet worden… selbiges gilt für das Batmobil, wobei ich immer Fan dieses designtechnischen Meisterwerkes war… wo Burton doch schon künstlerische Freiheit erkämpft hat, hätte er sich ruhig etwas von der Comicvorlage distanzieren können. Zumindest hätte er Batman die Aufmerksamkeit schenken sollen, die er verdient. Ich gebe zu, in »Dark Knight« stiehlt der Joker Batman fast durchgehend ebenfalls die Show, allerdings aufgrund der schauspielerischen Leistung und nicht den fehlenden Charakterzügen der Figur.


    Ich kann nur jedem zu den neuen Batman-Verfilmungen raten, da ich zumindest »Batmans Rückkehr« nichts abgewinnen kann, das man gesehen haben müsste. Er ist nicht einmal sonderlich fantasievoll oder einfallsreich, was ich mir eigentlich als Einziges beim Namen Burton erhofft hatte.


    Bewertung:
    Darsteller: 7/10
    Plot: 4/10
    Effekte: 6/10
    Anspruch: 3/10
    Gesamteindruck: 5/10 (man will ja nicht zu hart sein)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.9)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    LorD AvengeR ist offline

Seite 19 von 20 « Erste ... 812151617181920 Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •