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Reviewcenter Archiv #1

  1. #241 Zitieren
    Forentroll Avatar von Harbinger
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    DVD-Start: 18.06.2002
    Regie: Peter Medak
    Genre: Horror/Drama/Krimi
    Darsteller: George C. Scott, Trish Van Devere, Melvyn Douglas
    FSK: 16

    Inhalt: John Russells Familie wurde bei einem tragischen Autounfall getötet. Der alte Mann verlässt seine Heimat und zieht sich nach Seattel in ein altes, gewaltiges Herrenhaus zurück, um dort über den Schmerz hinweg zu kommen und sich vielleicht eine neue Existenz als Komponist und Universitätsdozent zu erarbeiten. Doch schon nach wenigen Nächten geschehen merkwürdige Dinge in dem alten Haus. Türen öffnen und schließen sich wie von Geisterhand, nachts erklingen seltsame Geräusche, Fenster springen ohne erkennbaren Grund und langsam aber sicher beginnt John die Warnung einer seltsamen älteren Frau ernst zu nehmen, die da lautete "Niemand kann in diesem Haus wohnen. Das Haus mag Menschen nicht."

    Kritik: Ich schimpfe ja oft und gerne über das Fernsehn, seien es nun die ewigen Werbeunterbrechungen, die oft gekürzten Ausstrahlungen von guten Filmen oder die unsägliche Unsitte, dass man das Fernsehprogramm nicht zurückspulen kann, wenn man was verpasst hat (Unverschämtheit, wie ich finde, was denken die sich nur dabei?). Aber hin und wieder hat man ja keine andere Wahl, als die olle Flimmerkiste einzuschalten und nicht nur dazu zu verwenden, den DVD-Player (oder DVD-Playerin, höhö) daran anzuschließen. Wenn besagter Player zum beispiel gerade nicht verfügbar ist, weil er vielleicht in der eigenen Wohnung steht und man selbst gerade bei den Eltern zu Besuch ist. Wow, merkt ihr was? Das passiert mir in letzter Zeit irgendwie überraschend häufig.
    Jedenfalls begab es sich am Freitag, also Vorgestern, dass ich mal wieder die Fernsehzeitung taxierte, auf der Suche nach irgend was, was man sich an diesem jenen Abend anschauen könnte. Und da fiel mein Blick so mir nichts dir nichts auf die lustige kleine Spalte der nicht ganz so großen Sender der deutschen Fernsehlandschaft. Erst mal fiel mir auf, dass auf dem Sender mit dem tollen Titel "Das Vierte" der gar nicht mal so üble Horrorstreifen "Dead End" lief, aber den schaute ich mir nicht an, denn der Sender direkt neben dran ("Tele 5 - Der Spiefilmsender" - das soll keine Schleichwerbung sein) bot mir ein interessantes Dreierpack: "Clockwise", "Devour" und "Das Grauen", drei Filme von denen ich meinen Lebtag noch nichts gehört hatte. Naja, wobei, "Das Grauen" kam mir schon irgendwie bekannt vor. Aber egal, ich schweife ab. Jedenfalls war es ja seit Jahr und Tag mein Bedürfnis endlich mal völlig unvorurteilsbehaftet an einen Film ranzugehen, mich quasi selbst ins kalte Wasser werfen. Also was gäbe es da besseres, als von 20.15 Uhr bis morgens um zwei auf der Couch meiner Eltern zu liegen und mir drei Filme (mit Werbeunterbrechung, na toll) anzuschauen, von denen ich noch nie gehört habe... Hm... Vanilleeis vielleicht. Ihr entschuldigt mich? *traptrap*
    So, da bin ich wieder, äh... wo waren wir? Ah ja, richtig, es ging um die drei Filme, die ich mir vor ein paar Tagen anschaute. Also besser gesagt um "Das Grauen", denn mein erster Eindruck, dass ich nie von dem Streifen gehört hätte, täuschte mich ganz arg. Denn bei dem handelte es sich um nichts anderes als den 80er-Jahre-Horrorklopper "The Changeling", auf dessen IMDB-Seite ich wenige Tage zuvor noch vorbeigesurft war (irgendwie lande ich seit etwa drei Jahren mit schöner Regelmäßigkeit etwa einmal im Monat auf der Seite des Films) und den ich schon vor knapp acht Jahren oder so im Wiesbadener WoM (gibt's mittlerweile nicht mehr, wenn ich mich nicht täusche) auf DVD gesehen hatte. Und den ich mir eigentlich als Blindkauf zulegen wollte, sobald die Portokasse es mal wieder hergäbe. Das hat mir jetzt das Fernsehprogramm erspart.
    Lange Rede kurzer Sinn (wow, ich hab schon wieder drei Absätze mit völlig nichtssagendem Gelaber vollgekriegt, huldigt mir gefälligst), "Das Grauen" ist unser heutiger Patient in der kleinen Zelluloid-Sezierschule. Der Film aus dem Jahre 1980 ist ein klassisches Exempel für den guten alten Geisterhaus-Horror, wie ihn schon "Tanz der Totenköpfe" oder "House on Haunted Hill" (der alte mit Vincent Price) zelebrierten. Und irgendwie jagten diese Filme mir, wenn sie gut gemacht waren, schon immer einen Schauer über den Rücken. Entsprechend lächerlich sind sie natürlich, wenn das Produktionsteam zu viele bewußtseinserweiternde Drogen geschluckt oder schlicht und ergreifend keinen Bock hatte, aber naja, jeder braucht ein Hobby. Ist "Das Grauen" eher ein Vertreter der ersteren oder der zweiteren Zunft, das ist die Frage, die wir hier jetzt klären wollen.
    Meine Fresse, der Streifen gehört auf jeden Fall auf den ersten Stapel, jawoll. Was Peter Medak ("Romeo is Bleeding", "Species II") hier auf Film bannte ist wirklich ein Ausbund an Atmosphäre und heftigen Thrills, dass sogar gestandenen Horrorfilmfans gehörig der Arsch auf Grundeis gehen kann. Ja, damit meine ich mich. Mister "Mich erschreckt nichts, ihr Weicheier", der immer noch mit schöner Regelmäßigkeit darüber lacht, dass Ponti "The Descent" unheimlich fand. Ja, ich gestehe, "Das Grauen" hat's mir gezeigt. Was um so faszinierender ist, denn eigentlich hatte der Streifen nichts zu bieten, das man als alteingesessener Horrorgucker nicht schon mal irgendwo gesehen hätte. Die Prämisse ist wie gehabt, uns' Held setzt sich mit dem Geist in seinen vier Wänden auseinander und versucht ihn irgendwie los zu werden. Dabei verzichtet Drehbuchautor Russell Hunter (hat sonst nix geschrieben) auf großartige Überraschungen, unvorhergesehene Wendungen oder ähnliches. Ganz und gar der alten Schule ist der Streifen entsprungen, so geradlinig ist er. Und irgendwie auch kammerspielartig.
    Den wirklich tragende Rollen gibt es in "Das Grauen" nur eine und zwei halbe. Unser Leading-Man ist der 1999 verstorbene Oskarpreisträger George C. Scott ("Patton"), der hier den alternden Hausbesitzer und vom Schicksal gebeutelten Witwer spielt und das macht der Mann unglaublich gut. Ihm beim Spielen zuzuschauen ist eine wahre Freude, so emotional und lebensnah ist seine Darstellung. Entgegen heutigen Gewohnheiten ist es wirklich toll einen Film zu sehen, in dem der Hauptdarsteller noch wirklich nach Können und nicht nach Aussehen ausgesucht wurde. Auch sonst fand ich die Darstellerriege recht erfrischend, denn Leute unterhalb von 30 findet man im Cast kaum. Kein Teeniewahn weit und breit, in den achtzigern. Ist doch schön, so einen "alte Leute Film" zu sehen. Egal, ow waren wir? Ah, genau... Die zweite bedeutsame Rolle wird bekleidet von Scotts damals angetrautem Eheweibe Trish Van Devere (spielte in einer "Columbo"-Folge, war damals immerhin auch schon knackige 37 Jahre alt), die so was wie Scotts Love-Interrest abgibt. Nicht wirklich... also irgendwie schon, aber die Chemie zwischen den beiden war... seltsam. Von einem Augenblick auf den Anderen waren die beiden plötzlich per du und so... Nett, ich hatte nämlich absolut kein Bock, mir in dem Film noch irgend welches Liebesgeschnulze anzuschauen, aber etwas befremdlich fand ich das schon. Jedenfalls liefert auch die gute Trish eine ordentliche Darbietung ab, nicht so gut wie Scott, aber sie hat auch weniger Screen-Time, ist dem Zuschauer nicht so nahe und ist außerdem eine Frau (Sexismus ftw!!!). Die dritte "große" Rolle (also mit zehn+ Minuten Screentime) spielt der zweifache Oskargewinner Melvyn Douglas ("Willkommen, Mr. Chance") und auch er muss hinter Scott zurückstecken, hat aber auch ein paar große Charakterszenen, vor allem gegen Ende.
    Aber ach, große Schauspielkunst ist in einem Horrorfilm ja leider Gottes verloren, wenn der Film seinem Genre nicht gerecht wird. Da stellen wir "Das Grauen" gerade noch mal auf den Prüfstand und ich sage gleich vorweg: Er besteht. Die Aufnahmen des düsteren Hauses sind großartig, die Musik und die Soundeffekte tragen ihr übriges dazu bei. Ansonsten ist der Film recht effektarm, was es allerdings zu sehen gibt macht auch heute, nach 28 Jahren, noch einen sehr gute Eindruck (das brennende Treppengeländer war einfach nur geil). Ich kann gar nicht darauf zeigen, woher der Film eigentlich seine Faszination, seine Atmosphäre (die so dick ist, dass man sie mit dem Messer schneiden könnte) und seinen Grusel zieht, es ist irgendwie ein Konglomerat aus allem, aus einer fantastischen aber doch glaubhaften Story, aus der minimalistischen Inszenierung, aus der ruhigen Erzählweise und den wirklich sehr eindrücklichen Bildern vielleicht. Jedenfalls ist Medak mit "Das Grauen" ein wirklich großer Wurf gelungen, der den Test der Zeit besteht und auch heute noch große Klasse und verdammt unheimlich ist. Für jeden, der die Schnauze voll hat von modernem Horrorschmu mit kreischenden Teenies und einer Atmosphäre wie ein Glas Wasser.
    Kommen wir zum Fazit: Beware ye who enter here... Filmfreunde die leicht zu horrifizieren sind, werden von "Das Grauen" wohl eben selbiges sein. Denn der Film ist trotz seiner eher dünnen und vorhersehbaren Story ein atmosphärisches Meisterwerk sondergleichen mit einem großartigen Darstellerensemble und einer wirklich tollen Inszenierung, so dass der Streifen auch fast drei Jahrzehnte nach seinem Erscheinen nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Für anspruchsvolle Horrorfreunde ein Muss.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 09/10 (George C. Scott war ein ganz Großer seines Faches)
    Plot: 05/10 (eher durchschnittliche Kost und nichts, was man heutzutage nicht schon mal irgendwo anders gesehen hätte, aber nett)
    Effekte: 08/10 (relativ effektarm, aber die, die man geboten bekommt, sind große Klasse)
    Anspruch: 07/10 (ein Film, der alle Sinne des Zuschauers packt und nicht mehr loslässt und sich vor allem auch noch recht intelligent aus der Affäre zieht)
    Gesamtwertung: 09/10 (einer der großartigsten Horrorfilme, den ich je gesehen habe... mit Sicherheit wohl der beste klassische Geisterhaus-Film)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.4)
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    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (15.09.2008 um 16:36 Uhr)

  2. #242 Zitieren
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    Devour - Der schwarze Pfad

    [Bild: oyun.jpg]

    DVD-Start: 09.08.2005
    Regie: David Winkler
    Genre: Horror
    Darsteller: Jensen Ackles, Shannyn Sossamon, William Sadler
    FSK: 16

    Inhalt: An seinem 21. Geburtstag wird der Student Jake von seinen besten Freunden Conrad und Dakota bei einem merkwürdigen Spiel angemeldet, bei dem ihm ein mysteriöser Anrufer Aufgaben stellt. Was am Anfang noch spaßig ist wird bald ernst, als die ersten Menschen sterben.

    Kritik: Can you say "generic"? Ohje, beim Tippen der Handlungszusammenfassung ist mir schon aufgefallen, wie strunzlangweilig und absolut abgedroschen der Plot unseres heutigen Streifens ausfällt. Aber was will man machen? Ich schnupperte immerhin rein, ohne vorher auch nur im Entferntesten irgend was von dem Film gehört/gesehen/gelesen zu haben, da konnte ich also anhand der Plot-Outline nicht erkennen, mit was für einem billigen Schinken wir es hier zu tun haben. So saß ich nichtsahnend auf der Couch meiner Eltern und blieb gerade noch auf Tele 5 hängen, nachdem "Clockwise" rum war. Und die ersten Minuten des Films waren auch ziemlich vielversprechend. Genialer Score, ein paar schicke Aufnahmen und vor allem noch recht undurchschaubar, das gefiel.
    Dann mausert der Streifen sich aber in kürzester Zeit zu einem billigen Teenie-Horror-Versatzstück im Stil von "Düstere Legenden", "Wishcraft" (der irgendwie doch ganz lustig war) oder dem absoluten Crapfest "Soul Survivors". Wir kriegen die eindimensionalen, absolut sterotypen Charaktere vorgestellt, dann wird ein wenig gemenschelt, der Plot kommt langsam aber sicher ins Rollen und jeder, der auch nur einen einzigen Horrorfilm nach 1996 (I'm talkin' 'bout "Scream") gesehen hat, der wird gleich sagen können, wie das hier ausgeht. Ein wenig Mysteriösität wird wie mit dem Salzstreuer über's Skript gestreut, hier ein wenig Sex (sehr zahm) und Gewalt (noch viel zahmer), tadaaaa. Das schaut sich genau so langweilig, wie es klingt.
    Das faszinierende an dem Film ist nämlich, dass er bei all dem völlig vergisst, dass er eigentlich ein Horrorstreifen sein will. Er ist nämlich ungefähr so atmosphärisch und grauenerregend wie ein Stück Schwarzbrot und versucht nicht mal, diese Schwäche durch billige Jump-Scares zu kaschieren. Ehrlich wahr, das ist wenn ich mich recht entsinne der erste Horrorfilm, den ich je gesehen habe, der dem Zuschauer nicht ein einziges Mal unerwartet irgend was ins Gesicht wirft. Dadurch fällt der Film als Horrorstreifen natürlich gleich von Anfang an mal durch, denn was ist horrendös daran, wenn man nicht nur nicht mal den Anflug von Grusel verspürt und sich dann auch nicht mal erschreckt? Naja, Blood & Gore hätten da noch was reißen können, damit geht der Film allerdings auch sehr sparsam um, die brutalste Stelle feiert er gleich am Anfang ab, als uns' Held Jake durch den Wald schleicht und einen Berglöwen erschießt und ausweidet. Großes Tennis.
    So merkwürdig das jetzt klingen mag, einen gewissen Unterhaltungswert hat der Film dann letzten Endes doch zu bieten. Klar, er ist nicht spannend, er ist nicht interessant, er ist nicht lustig, aber irgendwie schaut man trotzdem weiter. Die Sets sind nett, die Effekte auch (wobei die Monster, die man hin und wieder zu sehen bekommt, doch sehr bedrömmelt ausschauen), die Darsteller für Teenie-Nasen ganz ordentlich... Jensen Ackles ("Supernatural", "Smallville"), der den Jake spielt, kann sogar tatsächlich ein bißchen was, wenn auch nicht viel. Shannyn Sossamon ("40 Tage, 40 Nächte", "Die Regeln des Spiels", "Kiss Kiss Bang Bang") bietet was für's Auge (ist sie hier doch immerhin mal mit langen Haaren zu sehen, gar nicht übel...), genau wie Dominique Swain ("Alpha Dog", "Face/Off"). Und in einer kleinen Nebenrolle ist auch noch die wohl größte Leuchte des ganzen Ensembles zu sehen, nämlich der gute alte William Sadler ("Ritter der Dämonen", "The Battle of Shaker Heights"), der zwar nur wenig Screentime bekommt, diese aber ausnutzt. Wirklich negativ fällt nur Teach Grant (spielte mal in einer Folge "4400" und "The Dead Zone"), der des Helden ständig kiffenden und dumme Sprüche reißenden besten Freund spielt und das so grottig (zugegeben, die Rolle ist auch kacke), dass der Tod, den man ihm an den Hals wünscht, gar nicht blutig genug ausfallen kann (ohne jetzt zu viel spoilern zu wollen: Da macht der Film schon was ziemlich richtig).
    Das alles macht "Devour" beileibe zu keinem guten Film, ney, der ist schon noch richtig schlecht. Denn gegen einen Plot aus der Feder von Rainer Zufall (mal ehrlich, der hat hier eine ganze Menge Plotpoints beigesteuert) und eine absolut atmosphäre- und schockfreie Inszenierung kommt das alles nicht an. Der Film bleibt trotz aller Höhepunkte (die es gibt, beispielsweise die Tatsache, dass das Drehbuch sich traut, doch ein paar sehr unbequeme Entscheidungen zu treffen) ziemlicher Grützmist, den man absolut nicht gesehen haben braucht, es sei denn aus einem einzigen Grund. Denn Ehre wem Ehre gebührt: Meine Fresse, war der Score des Streifens genial. Die musikalische Untermalung von "Devour" ist absolut großartig gelungen, wäre nur leider besser, wenn sie einen besseren Film untermalen würde.
    Kommen wir zum Fazit: "Devour - Der schwarze Pfad" ist kein Horrorfilm, denn er enthält nicht einmal die kleinste Spur von Horror. Das ist um so ärgerlicher, da das komplette Skript des Streifens auf genau dieses Genre ausgelegt ist und der Film so auch abseits von Thrills und Jump-Scares nichts zu bieten hätte. Da die auch fehlen, hat der Film damit auch quasi direkt seine Daseinsberechtigung verspielt, denn alles was man hier geboten bekommt, hat man eh schon tausend mal gesehen. Und zwar besser. Ein paar Trostpunkte gibt's noch für den netten Score und das relativ kompetente Schauspielergespann, aber trotzdem ist "Devour" ein Film, den absolut niemand gesehen haben muss.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 06/10 (Sadler mag ich einfach, Sossamon sieht mit langen Haaren erstaunlich gut aus, Grant nervt einfach nur)
    Plot: 03/10 (dümmlich, vorhersehbar und von den abstrusesten Zufällen bestimmt...)
    Effekte: 03/10 (wenige und die wenigen, die man geboten kriegt, sehen auch ziemlich schlecht aus... furchtbare Gummimonster)
    Anspruch: 02/10 (dümmlich, ohne tieferen Sinn und Zweck)
    Gesamtwertung: 03/10 (vielleicht kann der Film sich damit trösten, dass er eh nie besonders viel Potential hatte, wenn man vom genialen Score mal absieht)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 4.7)
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  3. #243 Zitieren
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    The Abandoned

    [Bild: abandoned.jpg]

    DVD-Start: 04.10.2007
    Regie: Nacho Cerdá
    Genre: Horror/Drama
    Darsteller: Anastasia Hille, Karel Roden, Valentin Ganev
    FSK: 18

    Inhalt: Eine Familie sitzt im Jahre 1966 irgendwo in Russland gerade beim Abendessen, da hören sie von draußen komische Geräusche. Ein Laster hat gerade in ihrem Vorgarten angehalten, darin eine tote Frau und zwei lebende Kinder. Vierzig Jahre später kehrt Marie nach Russland, ihrem Geburtsland, zurück, um herauszufinden, wer ihre Mutter, die an diesem jenen Tage verblichen war, eigentlich gewesen ist und überhaupt und sowieso...

    Kritik: Bah, wat bin ich sauer. Ne, echt ey. Ich hätte es mir ja schon denken können, traue nie einem Horrorfilm, dessen Titel sich aus einem "The" plus irgend ein beliebiges Wort zusammensetzt... "The Gathering", "The Dark", "The Nameless", was weiß ich (okay, dass "The Crow" und beispielsweise auch "The Changeling" darunter fielen, verschweigen wir lieber mal ganz flink). Jetzt darf sich ein weiterer Film in diese unsägliche Reihe... err... einreihen. Nämlich "The Abandoned". Hab ich gerade "verschwendetes Potenzial en masse" gehört?
    Eigentlich wollte ich nicht gleich alles im ersten Absatz rauslassen, aber wie ihr vielleicht gemerkt habt, bin ich im Augenblick etwas sauer. Sauer auf die guten alten Filmkritiker, sauer auf meine DVD-Playerin (obwohl die wohl am wenigsten dafür kann), sauer auf Nacho Cerdá und sauer auf seinen ersten Full-Length-Featurefilm "The Abandoned". Denn vor etwa zwei Stunden nahm ich auf meiner Couch platz und entschied mich dafür, den Streifen anzuschauen, den ich auch schon wieder etwas länger hier herumliegen hatte. Vorher war mir so einiges versprochen worden, eine großartige Optik zum Beispiel (wofür Cerdá ja schon bei seinen Kurzfilmen bekannt war) und eine Silent Hillisch angehauchte Story, ein wahrhaft surrealer Horrortrip, zutiefst atmosphärisch und so, bla bla bla. Ich schätze, ihr wisst jetzt schon, worauf das hier hinaus läuft, nicht wahr?
    "The Abandoned" wird den zugegebenermaßen doch gar nicht so geringen Ansprüchen nicht mal ansatzweise gerecht. Dabei fängt alles so vielversprechend an. Optisch ist der Streifen wahrlich eine Wonne, wunderschöne Aufnahmen sind an der Tagesordnung, was auch immer hier vor die Kameralinse kommt, es sieht einfach gut aus. Auch die musikalische Untermalung kann da mithalten, es werden ein paar wahrlich atmosphärische Stücke geboten, die gut ins Ohr gehen und schon einen dezenten Schauer über den Rücken jagen, während wir der Dinge harren, die da kommen sollen. Und harren. Und harren. Und verdammt noch mal harren. Eine geschlagene halbe Stunde schauen wir den zugegebenermaßen gar nicht so untalentierten Darstellern bei allem möglichen zu, bloß nicht bei irgend was interessantem. Erschwerend kommt hinzu, dass unsere Heroine Marie, gespielt von Anastasia Hille ("The Hole"), eine doofe Schlampe ist, so sympathisch wie ein Rasenmäher und ungefähr genau so attraktiv. Sie spielt ja nicht schlecht, aber es macht einfach nicht den geringsten Spaß, eine Figur bei langweiligen Dingen zu beobachten, die einem egaler kaum sein könnte.
    Nach einer halben Stunde etwa taucht dann unser zweiter Sympathieträger auf, Nicolai, gespielt vom gern gecasteten Hollywood-Osteuropäer Karel Roden ("15 Minuten Ruhm", "Running Scared", "Hellboy"... wow, der Back-Katalog des Mannes ist echt nicht übel), den ich persönlich auch gerne sehe (davon abgesehen, dass er meistens ziemliche Arschlöcher spielt) und der auch eine gute Show abliefert, dummerweise aber gegen die völlige Charakterlosigkeit seiner Figur ankämpft. Und unterliegt. Bezeichnenderweise sind diese beiden Nasen aber auch die einzigen, die wir über 90% der Spielzeit zu sehen bekommen. Schon mal schlechte Voraussetzungen, für einen guten Horrorstreifen.
    Aber der lebt ja normalerweise auch von etwas anderem, nämlich entweder von Blood & Gore, von Jump Scares oder von mächtig unheimlicher Atmosphäre. "The Abandoned" versucht alles irgendwie einzubringen und steht sich dabei mit beeindruckender Konsequenz dauernd selbst im Weg. Ein paar schicke Jump Scares sind dabei, manche davon sogar so gut ausgeführt, dass sie danach einen richtigen Schauer über den Rücken jagen, der so schnell nicht wieder weggeht (die Taschenlampen-Szene war verdammt cool), Blut und Gekröse gab es auch ordentlich (die FSK 18 finde ich im Gegensatz zu einigen anderen Rezensenten gerechtfertigt), aber wirklich auf Dauer wollte nichts davon funktionieren. Die Atmosphäre hat sich als aller erstes in die Sommerpause verabschiedet und kam nur hin und wieder noch mal für ein paar Sekunden am Set vorbei, was verdammt schade ist, denn genau auf die hatte ich mich bei dieser Art Film gefreut. Und die Jump Scares waren einfach zu vereinzelt, um wirklich ein Gefühl von Terror aufkommen zu lassen.
    Die Parallelen zu "Silent Hill" sind allerdings offensichtlich und gegen Ende hatte ich auch stark das Gefühl, dass Cerdá sich teilweise von Rick Botas "Hellseeker" hat inspirieren lassen, da waren ein paar doch recht ähnliche Motive mit an Bord. Aber vor allem bei der Szene, in der Marie sich im Schrank versteckte und von dort aus das Geschehen im angrenzenden Zimmer beobachtete, da musste ich schmunzeln, denn es erinnerte mich vehement an die Szene in "Silent Hill 2", in der James den Pyramidenkopf bei ein paar unorthodoxen Praktiken mit den Mannequins beobachtete. Coole Sache, sorgte für einen gewissen Charme.
    Aber nur mit guten Darstellern (die scheiß Rollen spielen), einer kleinen Portion Charme und ein paar netten Schockmomenten dreht man keinen guten Horrorfilm, das beweißt "The Abandoned" leider auf sehr schmerzhafte Art und Weise. Es gibt nämlich einen Punkt, an dem es der Streifen so sehr verkackt, dass er jenseits jeglicher Rettung ist. Und der ist das Drehbuch. Das ist nicht nur so lahmarschig aufgebaut, dass es weh tut, nein, es kümmert sich auch nicht um sein eigenes dummes Gewäsch, tritt die filminterne Logik mit Füßen, baut sowieso auf ein paar unglaublich beschrappten Ideen auf und ist im Endeffekt auch noch völlig substanzlos. Allein die Tatsache, die die Geschehnisse des Films in Gang bringt, ist schon völlig hohl, denn der Grund ist von so trivialer Natur (okay, nicht wirklich, aber der Fall ist sicher kein Unikum), dass die Welt, in der "The Abandoned" spielt, geradezu in mysteriösen Todesfällen, die von Geisterhand herbeigeführt wurden, ersticken müsste. Auch das große "WIESO?" bleibt gegen Ende voll und ganz auf der Strecke, da häufen sich die merkwürdigsten Geschehnisse und kein Mensch versteht noch wieso gerade jetzt oder was überhaupt los ist. Und von den losen Enden, die im Skript stecken, will ich gar nicht erst anfangen. Der Film stützt sich einfach auf ein Gerüst aus viel zu vielen Unglaubwürdigkeiten, die nicht mal die größte Suspension of Disbelief mit einem ganzen Liter Whiskey runterwürgen könnte.
    Und dieses Gerüst bricht während dem letzten Akt von "The Abandoned" katastrophalerweise komplett zusammen. Die schlechte Schreibe des Drehbuchs buddelt dem Streifen mit einer Begeisterung das eigene Grab, dass man Drehbuchautor Karim Hussain am liebsten als Leichenbestatter engagieren möchte. Was im Endeffekt dabei raus kommt, kann man wohl am Besten folgendermaßen beschreiben:
    Kommen wir zum Fazit: "The Abandoned" wirft das Potenzial, das der Streifen mal hatte, mit beiden Händen großzügig zum Fenster raus. Die hübsche Optik kann einfach nicht über die Planlosigkeit der Marschrichtung hinwegtäuschen. Und vor allem nicht über die unglaubliche Schlamperei im Drehbuch-Department. Mit einem tighteren Skript und einer klareren Ausrichtung auf Atmosphäre hätte der Streifen hammergeil werden können, so ist er ein Paradebeispiel der verschenkten Gelegenheiten. Ein ganz netter Horrorfilm zum einmal Anschauen und dann darüber Ärgern, dass man daraus nicht mehr gemacht hat. Mehr nicht.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 08/10 (Hille und Roden tragen den Film gut, kämpfen aber gegen ihre scheiß Charaktere an)
    Plot: 02/10 (vollkommen inkonsequent und inkonsistent mit wenigen Augenblicken der Kompetenz)
    Effekte: 07/10 (die Gore-Szenen sehen schon relativ künstlich aus, sind aber trotzdem ganz nett)
    Anspruch: 03/10 (eher darauf ausgerichtet, eine sinnliche Erfahrung zu sein, was sich aber an dem dummbrätzigen Drehbuch stößt)
    Gesamtwertung: 05/10 (ich wollte den Film mögen, aber es hat eben nicht sein sollen...)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.8)
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  4. #244 Zitieren
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    The Warriors (Ultimate Director's Cut)


    [Bild: WARRIORS-Dvdcover.jpg]

    Name: The Warriors
    Erscheinungsjahr: 1976
    Genre: Crime / Drama
    Regie: Walter Hill
    Darsteller: Michael Beck, James Remar, Dorsey Wright u.a.
    FSK: 18
    Laufzeit: 93 min.

    Inhalt:
    Bandenchef Cyrus ruft zum großen Zusammentreffen der Straßenbanden auf, jeweils 9 Mann einer Gang sollen unbewaffnet sich mit allen anderen an einen Ort treffen und hören was Cyrus zu sagen hat. Der hat nach seiner Rede die Menge auf seiner Seite, kann den Erfolg aber auch schon nicht mehr auskosten, da mal wieder einer sich nicht an die Regeln halten konnte und einen Revolver mitgebracht und den guten Cyrus einfach mal erschossen hat. Und weil der Mörder so blöd nicht ist, beschuldigt er gleich einmal eines der nahestehenden „The Warriors“-Mitglied. Ob nun unschuldig oder nicht, müssen sich die Warriors nun ihren Weg in das Heimatviertel nur mit ihren Fäusten freikämpfen.



    Meinung:

    Ach, die lieben Kultfilme. Es gibt ein paar bei denen sich die Allgemeinheit einig ist, dass es Kultfilme sind, dann gibt es wiederrum ein paar bei denen es ein paar einsame Streiter gibt, die den Begriff Kultfilm einfach für einen bestimmten Film nicht anerkennen wollen, weil es einfach kein guter Film ist (bestes Beispiel, „Pulp Fiction“ oder andere Tarantino-Filme wie „Kill Bill Vol.1“ und „Kill Bill Vol.2“ ) und dann gibt es diese Kultfilme mit Verfallsdatum (eigenartiger Begriff…) die zwar zu ihrer Zeit ganz groß waren, heute aber mehr so zum gehobenem Durchschnitt zählen.
    Meiner bescheidenen Meinung nach ist „The Warriors“ ein gutes Beispiel für letztere Kategorie. Im Jahre 1976, als der Film in die Kinos kam, war die Thematik Straßengangs noch heikel, heute gehört das ja praktisch zum Alltag von Film-Schauern und Spielern.
    Die damals heikle Thematik hat damals auch dazu geführt, dass der Streifen von der FSK mit einem „Ab 18“ gebrandmarkt wurde, dazu einmal ein paar Worte: Das ist unter anderem einer der größten Schwachsinnigkeiten der Filmgeschichte, der Film schreit förmlich danach noch einmal eingereicht und geprüft zu werden und ich würde einiges darauf wetten, dass er dann auch mit einer FSK „Ab 12“ davon kommen würde, da der Film nach heutigen Maßstäben nur ansatzweise brutal ist. Um genau zu sein gibt es eigentlich nur in zwei Szenen Blut zu sehen und in diesen Szenen ist nicht einmal jemand gestorben.
    Soweit so gut, jetzt mal zum eigentlichen Film.
    Müsste man den mit einem Adjektiv beschreiben wäre es wohl „cool“, denn das ist „The Warriors“ nämlich und das verdankt es allen voran der Gestaltung der verschiedenen Banden, die optisch unterschiedlicher nicht sein könnten. Angefangen bei ganz normalen Straßenbanden in Jeans und grünem T-Shirt, über eine Mädchenbande bis hinzu zu den „Baseball Furies“ die in voller Baseballmontur und Gesichtsbemalung aufmaschieren, ist alles dabei. Zumindest während der ersten Viertelstunde wo besagtes Treffen stattfindet. Danach gibt’s nämlich gerade noch eine Handvoll Banden die Jagd auf die Warriors machen und das schmerzt dann doch etwas, da der Film einfach noch so viel cooler sein könnte, wenn er etwas länger gewesen wäre und in der Zeit nur ein paar Prügeleien mit unterschiedlichen Banden gezeigt hätte. Nebst diesen coolen Banden gibt’s noch ein paar originelle Ideen wie die immer wieder mal kurz eingeschnittenen Radiosequenzen, moderiert von einer Frau von der man sowieso fast nie mehr sieht als ihre Lippen an einem Mikrofon, während sie die Warriors für vogelfrei erklärt und immer wieder sarkastische Zwischenmeldung der Jagd auf jene liefert.
    Streitpunkt für Fans des Films bilden (die nur in der Ultimate Director's Cut enthaltenen Comic-Szenenübergänge), der eine findet sie passen gut, der andere findet die passen überhaupt nicht. Gerade wegen dem Inhalt der Rede von Cyrus (man will ja nicht spoilern) und den verschiedenen, definitiv nicht-real gestalteten Gangs halte ich diese Comic-Übergänge für eine gute Idee und passt recht gut zum Rest des Films.
    Die Handlung ist, obwohl eigentlich eher grundsolide und ohne große Wagnisse, spannend. Abgesehen von 2 Momenten wo man als Filmfan ganz genau weiß, dass man, wäre man an der Stelle des Warriors/ oder der Warriors, niemals so handeln würde, da das ja nur schief gehen kann. Logikfehler gibt’s eigentlich nur einen, als einer der Warriors, obwohl er ohne Waffen zum Treffen gekommen ist, plötzlich mit Molotow-Cocktail dasteht. Etwas anders sieht’s aber mit den Charakteren aus. Optisch passt eigentlich nahezu jeder in seine Rolle, allen voran Michael Beck als Swan, der die Warriors nach dem Treffen anführt. Wenn der Mann einfach nur mit starrem Blick in die Kamera schaut ist es, mal wieder, einfach nur cool, dafür gibt er kaum mehr als 1-2 Sätze auf einmal von sich und die Charaktergestaltung allgemein ist eher flach gehalten. Blöd, weil die Warriors viel individueller hätten sein können und aus Bösewicht Luther hätte man auch noch so viel mehr machen können.
    Gut, Charaktere die besser sein könnten, es aber nicht sein, müssen einen Film nicht schlecht machen wenn es doch viel erfreuliche Gewalt gibt. Eine richtige Prügelei zögert „The Warriors“ erstaunlich lange heraus und wenn es dann endlich soweit ist, wird man dann doch etwas enttäuscht sein, weil die Kämpfe einfach nicht so gut sind, wie man das heutzutage etwa aus Filmen wie „Hooligans“ gewohnt ist.
    Kurzum also, „The Warriors“ ist ein (cooler^^) Film mit ein paar Stärken, aber eben auch ein paar Schwächen.
    Dass „The Warriors“ zu seiner Zeit ein Kultfilm war überrascht definitiv nicht, aber nach heutigen Maßstäben gemessen gibt es einfach Besseres, das macht den Film aber ja nicht schlecht.


    Einzelwertungen:

    Darsteller: 06/10 (Solide, keine wirklichen Größen dabei)
    Effekte: 06/10 (Ganz okay)
    Plot: 08/10 (Der Plot ist wirklich cool, die Handlung an und für sich spannend und die verschiedenen Gangs sind einfach nur toll)
    Anspruch: 05/10 (Damals war’s wohl wegen dem Szenario nicht für jedermann, heutzutage nichts Besonderes)
    Gesamteindruck: 07 /10 („The Warriors“ ist ein guter Film, aber heutzutage einfach kein Kultfilm mehr)

    imdb 7.6
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    Kinostart: 15.09.1994
    Regie: Mike Nichols
    Genre: Fantasy/Thriller
    Darsteller: Jack Nicholson, Michelle Pfeiffer, James Spader
    FSK: 16

    Inhalt: Der alternde Verleger Will Randall wird auf der Heimfahrt von Neu England nach New York auf einer einsamen Landstraße von einem Wolf gebissen. Kurz darauf bemerkt er Veränderungen an sich. Er fühlt sich jünger, vitaler und seine Sinne haben sich deutlich verbessert, so dass er seine Arbeit nicht nur ohne Brille erledigen kann, sondern auch hört, was hinter verschlossenen Türen gemauschelt wird. Mit diesen neugewonnenen Kräften nimmt er es nicht nur mit seiner betrügerischen Frau, sondern auch mit seinem hinterfotzigen Chef auf. Aber seine Metamorphose bringt nicht nur Vorteile mit sich, denn nachts verwandelt er sich in eine gewalttätige Bestie...

    Kritik: Okay, wen muss ich ficken, um endlich mal wieder einen guten Film zu sehen? Hihi. Sorry, konnte ich mir nicht verkneifen, das Review heute mal mit einem leicht abgewandelten Zitat von Ellen Ripley aka Sigourney Weaver anzufangen (war aus "Alien 4", wenn mich meine grauen Zellen nicht täuschen). Ja, wahr ist es, denn in letzter Zeit lief mir (mit Ausnahme von "Das Grauen") eigentlich nur jede Menge Scheiße übern Weg, besonders wenn ich irgend welche silbern glänzenden Scheiben in meine heißgeliebte DVD-Playerin schob (okay, auch das stimmt nicht ganz, sah ich mir doch vor kurzem noch mit einem Kumpel mal wieder "Serenity" an und der Film rockt einfach nur die Scheiße fett, wenn ich mal bei good 'ol Fäkalsprache bleiben darf).
    Heute Abend fing ich mal wieder mit dem guten alten "Abominable" an, den meine Playerin ein weiteres mal hartnäckig verweigerte (das Ding entwickelt sich langsam aber sicher zum Running-Gag, hab ich so das Gefühl... ich seh's schon kommen, eines Tages kriege ich den Film zum Laufen - oder überwinde meine Faulheit und schlepp das Scheibchen rüber zum Rechner und schau ihn mir da an, aber Filme nicht auf dem Sofa schauen? Ney!!! - und dann ärgere ich mich darüber, wie viele Stunden ich damit verschwendet habe, die Disc zu reinigen und wieder und immer wieder ins Laufwerk zu schieben, denn wahrscheinlich wird der Streifen sehr kacke sein, aber ich schweife ab) und dann schwenkte ich um zur Edgar Allan Poe Verfilmung "The Pit And The Pendulum" aus dem Hause Stuart Gordon/Jeffrey Combs (mal ehrlich, wenn die beiden einen Film drehen und er nicht "From Beyond" heißt, dann kann er gar nicht schlecht sein, oder?), aber da das gleiche. Okaaaaay, schön ruhig atmen, nicht aufregen... Was war denn noch so da, das man audiovisuell goutieren könnte? Ahaaaa, der lag auch schon eine Weile rum und soll (laut meinem Bruder) sehr ansehbar sein. Sein Name: "Wolf". Schlicht, ergreifend, treffend.
    Um auf die anfängliche Frage zurück zu kommen: Na wen muss ich denn nu ficken? Die Antwort ist so einfach wie unüberraschend: Jack Nicholson, den dreifachen Oskarpreisträger, der schon so starke Streifen wie "The Shining", "Departed" und den allerersten "Batman" mit seiner Schauspielkunst veredelte. Und um die homoerotischen Tendenzen hier auszugleichen: Michelle Pfeiffer (leckt mich Leute, is mir Schnuppe ob die Tante über 50 ist, sie ist und war allzeit verdammt heiß, aber wie Ponti eben im ICQ richtig sagte, als ich das ihm gegenüber äußerte: "aber gut, du bist ja auch in etwa ihr Alter"), unsere lieblings-Catwoman aus "Batman Returns" oder George Clooneys Love-Interest aus dem sehr spaßigen "Tage wie dieser". Wat denn, beide auf einmal? Ja ne, wir sollten den Coitus-Humor an dieser Stelle mal abstellen und unser heutiges Review ernsthafter fortsetzen, denn eigentlich musste ich keine sexuellen Dienste ableisten (wobei mich das bei Madame Pfeiffer echt nicht gestört hätte, hehe... argh, ich wollte das ja lassen und hoffentlich ließt meine Liebste das hier nicht... tum di dum, weiter im Text), sondern mich nur dazu durchringen, den Film von Mike Nichols ("In Sachen Henry", "Charlie Wilson's War", "Good Vibrations - Sex vom anderen Stern"... der war irgendwie cool) einzulegen, auf Play zu drücken und die zwei Stunden und zwei Minuten (einer der längsten Filme, den ich in letzter Zeit gesehen habe) durchzuhalten.
    Ja, "Wolf" ist gut. Nicht mehr, aber verdammt noch mal auch nicht weniger. Was wir hier haben ist ein netter kleiner Werwolfstreifen, der niemals nicht die Welt verändern wird oder in irgend einer "Das ist mein absoluter Lieblingsfilm"-Liste auftauchen wird (zumindest nicht in meiner), aber der 120 Minuten absolut solide Unterhaltung bietet, ohne wirklich was außergewöhnliches zu tun, allerdings auch ohne besonders viel zu versemmeln. Ein bißchen was macht er dann doch falsch, aber das lässt sich schnell aufzählen. Die (wenigen) Actionszenen leiden unter dem exzessiven Slow-Motion-Einsatz, denn so wirken sie nicht irgendwie dramatischer, sondern einfach nur verdammt langsam. Auch ansonsten bekleckert der Film sich nicht mit Ruhm, wenn er die Zeitlupen-Keule auspackt (das tut er übrigens in den komischsten Augenblicken, zum Beispiel wenn Michelle Pfeiffer vom Pferd fällt oder Jack Nicholson rückwärts auf's Bett schubst), denn das passt einfach nicht gut und wirkt irgendwie... hakelig. Die Story ist etwas platt, wenn auch sehr sympathisch. Und vor allem das Ende kommt zu plötzlich. Da hätte man vorher ein wenig den breitgetretenen Kram kürzen können, um da noch ein bißchen mehr Spannung aufzubauen. Zudem ist der Film ziemlich vorhersehbar und die Figur von James Spader ("Secretary", "Stargate", "Mannequin") hat zu wenig Screentime dafür, dass sie der Fiesarsch vom Dienst ist (sprich: mehr Zeit auf der Mattscheibe, dann hätte man den Kerl auch wesentlich böser rüberkommen lassen können). Dazu ein paar etwas doofe Dialoge und wenn Nicholson als Wolfmann rumhüpfte wirkte das hin und wieder etwas lächerlich (nicht so lächerlich wie Paul Naschy in diesem 70er-Jahre-Werwolfklopper "Night of the Vampire", aber naja...).
    Damit haben wir alle Schwachpunkte aber schon abgehakt, der Rest des Streifens geht - wie schon zuvor gesagt - schwer in Ordnung. Die Darsteller sind fantastisch, vor allem Langsamsprecher Nicholson ist eine wahre Wonne. Seine Mimik ist einmalig, seine physische Präsenz sowieso. Kein Wunder, dass der Mann drei Academy Awards in der Vitrine hat (oder wo auch immer er die Teile aufbewahrt... vielleicht ja auch als Küchenrollenhalter... nein, ich sollte nicht von mir auf andere schließen). Michelle Pfeiffer steht ihm in wenig nach (und sieht auch noch verdammt scharf aus, erwähnte ich das bereits?), sie hat sich ihre bisherigen drei Oskarnominierungen (ging jedes Mal leer aus) sowieso verdient und spielt auch noch einen sehr coolen Charakter. James Spader macht ebenfalls alles richtig, hat aber wie gesagt relativ wenig Screentime abbekommen, wodurch sein Charakter merklich leidet. Aber immer wenn er zu sehen ist, dann ist seine Performance absolut großartig. In einer tragenderen Nebenrolle sehen wir noch Christopher Plummer (Vater von Amanda Plummer und Darsteller unter anderem in "Alexander" und "A Beautiful Mind"), der dem Film auch sichtlich gut tut. Und David Schwimmer ("Friends", "Big Nothing") hat einen Kurzauftritt als Cop, der Wolfmann Nicholson im Zoo festnehmen will. Wie gesagt, ein absolut genialer Cast mit einem einzigen Schwachpunkt, der da David Hyde Pierce ("Hellboy", "Der Schatzplanet") heißt und Nicholsons Mitarbeiter Roy spielt. Er war nicht gänzlich Scheiße, aber er hatte eine Szene, in der er ein so grottenschlechtes "Oh my God" abzog, dass sich mir schmerzhafterweise die Fußnägel hochrollten. Grauenhaft. Zum Glück verschwindet er nach etwa 30 Minuten auf nimmer Wiedersehen aus der Handlung.
    Auch sonst glänzt der Film in fast jeder Hinsicht. Die Ausstattung ist toll, die Werwolfmasken sehen zwar etwas armselig aus, aber Nicholsons diabolisches Grinsen macht das locker wieder wett. Es gibt ein paar lose Enden im Drehbuch, aber die fallen nicht schlimm ins Gewicht und das Ende war ziemlich zufriedenstellend, wenn auch (ich will nicht spoilern, aber hey) ein wenig tragisch. Wurscht, die Spannung ist jedenfalls den ganzen Film über angenehm hoch, ein paar lustige Szenen sind auch dabei und allem voran ist der Film einfach durchweg unterhaltsam, ohne dass irgendwie Leerlauf aufkommen würde.
    Kommen wir zum Fazit: Man kann zwei Stunden bestimmt schlechter nutzen, als wie wenn man sich "Wolf" anschauen täte. Eine großartige Darstellerriege und eine sympathische Story machen den Film zu einem netten Unterhaltungsschinken für Freunde des Werwolf-Mythos. Alleine um Nicholsons großartige Mimik und Pfeiffers wohlgeformten Hintern... äh... SCREENPRÄSENZ, meinte ich, zu begaffen, lohnt der Streifen sich. Die paar Abzüge im Dramaturgie-Department muss der Streifen sich gefallen lassen, klar, aber abgesehen davon ist er angenehm solide Unterhaltung.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 09/10 (Nicholson und Pfeiffer, was braucht man mehr?)
    Plot: 06/10 (sympathisch, wenn auch weit davon entfernt genial zu sein)
    Effekte: 05/10 (ein wenig Blut und ein paar merkwürdige Wolfsmenschen-Masken, ganz okay)
    Anspruch: 05/10 (mehr Unterhaltungsfilm als irgend etwas sonst, aber nicht hirnverbrannt)
    Gesamtwertung: 07/10 (kein Meilenstein, aber ganz einfach gute, saubere Unterhaltung)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.9)
    Link zum Trailer
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    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (04.03.2009 um 04:07 Uhr)

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    The Gore Gore Girls

    [Bild: GoreGoreGirls.jpg]

    DVD-Start: 29.11.2004
    Regie: Herschell Gordon Lewis
    Genre: Splatter/Krimi
    Darsteller: Frank Kress, Amy Farrell, Henny Youngman
    FSK: 18

    Inhalt: Ein Killer geht um und meuchelt Stripperinnen auf gar grausame Weise. Eine schubst er mit der Plauze mehrfach in einen Spiegel, eine andere wird von ihm per Hackebeil etwas gesichtsloser gemacht. Die Reporterin Nancy Weston engagiert den reichen Privatdetektiv Abraham Gentry um der Sache nachzugehen und möglichst die Exklusivrechte an allem möglichen an sie abzutreten.

    Kritik: Der gestrige Abend fing prinzipiell an wie jeder andere. Für's Protokoll: Ja, ich schob "Abominable" mal wieder in Marla (endlich hat sie einen Namen, ich bin ja sooooooo glücklich) und nein, er lief schon wieder nicht. Aber diesmal versuchte ich es tatsächlich nur ein einziges Mal (aufgeschoben ist nicht aufgehoben, eines Tages krieg ich dich, du dummer Film!!!), danach durchforstete ich wieder den stetig anwachsenden Stapel nicht gesehener Filme (auf den sich letztens noch Michele Soavis "The Church" gesellte, auf den bin ich mal äußerst gespannt) mit einem Gedanken im Hinterkopf: "Heute will ich mal wieder was blutiges, komme was da wolle!" Das kann ja gründlich schiefgehen, das merkte ich schon das eine oder andere Mal, zuletzt wohl bei "Botched", der zwar relativ blutig, aber weit davon entfernt war, gut zu sein. Der gestrige Streifen (eigentlich eher heutige... ich kam erst gegen halb zwei in der Früh dazu, mich auf dem Sofa niederzulassen) hatte auch viel Potential einiges zu verkacken und ohne zu viel verraten zu wollen: Er hat's gut genutzt.
    Egal, es handelt sich dabei nämlich um "The Gore Gore Girls", ein Splatterfilm aus dem Jahre 1972 vom Exploitation-Erfinder Herschell Gordon Lewis höchstpersönlich. Der Streifen lag hier schon seit ewigen Zeiten rum, aber nach der "The Wizard Of Gore"-Katastrophe hätte ich mir lieber zwölf Stunden im Akkord in die Eier treten lassen, als mir noch einen Film von diesem Stümper anzuschauen. Naja, ihr habt's ja eh schon geahnt: Alten Count hat irgendwo eine masochistische Ader und so schob ich "The Gore Gore Girls" schließlich ohne Rücksicht auf Verluste in Marla rein, weinte innerlich ein paar bittere Tränen, weil mein Bier alle war (das hätte vielleicht helfen können), und harrte dann der Dinge, die da kommen sollten...
    Gut, fassen wir doch mal zusammen, was "The Gore Gore Girls" verkackt, als ob's kein Morgen mehr gäbe. Die Darsteller sind zwar nicht so unglaublich schlecht wie in "The Wizard Of Gore", Frank Kress' Darstellung des chauvinistischen Detektivs ist teilweise sogar richtig nett, wenn auch total over the top und so lebensnah wie ein Pappaufsteller von Sylvester Stalone. Amy Farrell, die Nancy spielt und skriptbedingt quasi dauerscharf auf Abraham ist (wie jede Frau in diesem Film, hehe), spielt grauenhaft, sieht aber ganz gut aus, was sich durch ihre unglaublich schlechte Stripeinlage wieder relativiert. In einer Nebenrolle dürfen wir auch noch Ray Sager bewundern, der Montag the Magnificent spielte im "Wizard Of Gore", ansonsten gibt's hier keine Nasenbären die davor oder danach noch mal ihren Allerwertesten vor eine Kamera befördern durften. Typisch Lewis halt.
    "Schlechte Stripszenen" schnitt ich schon mit einem Halbsatz an... Ja, das Drehbuch will es so, dass wir uns im Stripschuppen-Milieu bewegen (da kann Lewis wenigstens Möpse zeigen und die hat der Mann ja sehr gern... na gut, wer eigentlich nicht?). Okay, ich war erst einmal in meinem Leben in so einem Etablissement und das war weder in den USA noch in den 1970ern, aber... Meine Fresse. Ich glaube nicht mal damals und da wurde die Männerwelt so bescheiden erotisiert, wie es uns der Film weiß machen will. Die Stripperinnen sehen nicht nur größtenteils völlig daneben aus, ihre Tanzkunst lässt sich auch mit "affiges Rumgehüpfe zu unpassender, sich ständig wiederholender Musik" ganz gut zusammenfassen. Bei jedem Applaus, den eine der Damen nach ihrer Show bekommen hat, befiel mich ein gar heiterer Lachanfall, denn verdient war da gar nix. Den Höhepunkt bildet, wie bereits angedeutet, die Szene, in der Amy Farrell die Hüllen fallen lässt, denn aus irgend einem Grund wollte die Dame wohl ihre Hupen nicht vor die Kamera halten, so dass wir sie ständig nur von den Schultern an aufwärts sehen, während sie mit einem Gesichtsausdruck wie mindestens drei Pillen Ecstasy ihren spastischen Zuckungen erliegt... eh, sorry. Tanzt. Haha, guter Witz.
    Das musikalische Department hab ich auch mal schon am Rande mitgenommen... Das war scheinbar völlig überfordert damit, einen anständigen Soundtrack für den Film zu komponieren. Anders kann ich mir den inflationären Einsatz von immer wieder denselben basslastigen Clubsounds in jeder möglichen und unmöglichen Szene nicht erklären. Ohrwurmig ist es ja irgendwie, aber eigentlich eher auf eine erheiternde Art und Weise. Ehrlich, die Musik des Films wird über alle Maßen strappaziert und kommt außerdem immer dann um die Ecke, wenn man sie am wenigsten erwartet hätte, resp. gebrauchen könnte. Akustisch ist der Film ein Graus.
    Auch optisch ist nicht viel zu holen. Die Sets sind so billig, dass man meinen möchte, sie wären vom Spermüll oder so. Auch die sonstige Ausstattung leistet nicht gerade großes, aber das kennen wir ja von Lewis. Und die Gore-Effekte sind auch absolut schundig. Nicht ganz so schlimm wie bei "The Wizard Of Gore", das muss zur Ehrenrettung des Streifens gesagt werden. Aber gut ist anders. Die Gummimasken sind absolut offensichtlich, oft wird viel zu dunkel gefilmt, so dass man überhaupt nicht erkennen kann, was da los ist. Das Blut ist zu wässrig und wie schon ein paar Jahre zuvor ruht Lewis sich manchmal viel zu sehr auf ewigen Close-Ups seiner hässlichen Schmoddereien aus. Es ist nicht so schlimm wie noch beim "Wizard Of Gore", aber manchmal nervt's einfach.
    Die größten Klopser aber leistet sich das Drehbuch. Die Story ist prinzipiell völlig simpel, aber stellenweise absolut nicht nachvollziehbar, Spannung kommt auch keine auf (obwohl es theoretisch eine ganz nette Murder-Mystery sein könnte), das verhageln die immer wieder eingeschobenen Stripsequenzen und die bedrömmelten Morde total. Und wenn unser Held am Ende bei der Enthüllung des Mörders mit Fakten daher kommt, die der Zuschauer überhaupt nicht kannte und die ihn auf die Spur des Täters führten, dann kann man sich nur noch auf die Stirn patschen und sich fragen, was das eigentlich soll. Immerhin ist das pacing relativ flink, wenn auch die ein oder andere Szene zu sehr plattgetreten wird.
    So weit so grützig. Bleibt jetzt eigentlich nur noch eine Frage zu beantworten... Wenn alles an dem Film so scheiße ist... Warum fühlte ich mich dann so gut unterhalten? Ehrlich wahr, so kacke der Film prinzipiell war, so viel Spaß hatte ich eigentlich dabei. Hin und wieder musste ich wegen all der Dummheit, die sich da vor mir abspielte, herzhaft lachen, ein paar der Schmoddereien waren sogar ganz kompetent und interessant und das wichtigste von allem: Abraham Gentry ist die verdammt coolste Sau, die ich seit langem in einem Film gesehen habe. So lachhaft das Spiel von Frank Kress eigentlich ist, so verdammt genial bringt er den absolut selbstverliebten, total von sich überzeugten und dermaßen lässigen Detektiv rüber. Klar, er ist ein wandelndes Klischee, absolut Stereotyp. Aber ich liebe ihn, wahrlich und wahrhaftig. Dem hätte ich noch stundenlang dabei zuschauen können, wie er einfach nur durch die Gegend läuft und die Selbstsicherheit in Person ist.
    So trägt Frank Kress, ein absolut untalentierter Schauspieler vor dem Herren, diese prinzipiell total verkackte Lachnummer im Alleingang und sorgt dafür, dass aus einem Film für die Tonne doch noch etwas ansehnliches wird. Unglaublich aber wahr.
    Kommen wir zum Fazit: Mit "The Gore Gore Girls" rehabilitiert Lewis sich zumindest ein wenig in meinen Augen. Zwar ist der Film objektiv betrachtet ziemlich scheiße und uns' Regisseur selbst tut nichts dazu um ihn zu retten, aber allein für die genial schlechte Performance von Frank Kress lohnt es sich, den Film in Augenschein zu nehmen, sofern man ein bißchen was mit Exploitation-Cinema anfangen kann. Sicher muss man den Streifen nicht gesehen haben, aber im Gegensatz zu "The Wizard Of Gore" wird's auch keinem weh tun, wenn er es trotzdem tut.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 03/10 (allesamt unter aller Sau, aber Frank Kress ist einfach zu cool)
    Plot: 01/10 (dünner als dünn, dümmer als dumm, total inkonsistent und eh nie spannend)
    Effekte: 03/10 (schlechte Blood & Gore Effekte so weit das Auge reicht)
    Anspruch: 01/10 (vollkommen daneben... Exploitation halt)
    Gesamtwertung: 06/10 (irgendwie mag ich den Film, auch wenn er es theoretisch nicht verdient hat)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.3)
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    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (04.03.2009 um 04:06 Uhr)

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    Name: Der Soldat James Ryan
    Erscheinungsjahr: 1998
    Genre: Krieg
    Regie: Steven Spielberg
    Darsteller: Tom Hanks, Tom Sizemore, Edward Burns
    FSK: 16
    Laufzeit: 163 min.

    Inhalt:
    Eine Gruppe von Soldaten soll nach dem D-Day den Private James Ryan finden, da dessen 3 Brüder gefallen sind und dieser, der letzte lebende Sohn, deshalb nach Hause geschickt werden soll.



    Meinung:

    Man kennt das doch, irgendjemand den man sehr schätzt und verehrt meint es nur gut mit einen und rät einem eine bestimmte Tätigkeit einfach bleiben zu lassen. Aber, weil man sich ja selbst jeden Tag auf’s neue beweisen muss wie eigenständig man ist und dass die Welt eigentlich nur eine Ansammlung unfähiger Menschen ohne Filmgeschmack ist, hört man nicht auf diese geschätzte und verehrte Person und macht genau das Gegenteil von dem was man eigentlich machen sollte.
    Lange Rede, kurzer Sinn, Count sagt ich soll mir „Der Soldat James Ryan“ nicht ansehen, ich sag „Du hast ja keine Ahnung, du fandest ja „Full Metal Jacket“ auch schon schlecht.“ und zieh natürlich los und schau mir den Film an.
    TjaDa sind wir nun also und für die meisten unter euch wohl wenig überraschend, Count hatte mal wieder vollkommen Recht.
    Paul Giamatti durfte in "Shoot 'Em Up" einen unglaublich weisen Satz sagen: „Besides, violence is one of the most fun things to watch.” Und weil der gute Mann damit vollkommen Recht hat, müssten Kriegsfilme aller Art, die gerne und offen Gewalt zeigen, eigentlich einfach richtig gut sein. Jop, Ausnahmen bestätigen die Regel und „Saving Private Ryan“ (wie er im Englischen heißt) ist für diese These eine Lehrbuchausnahme.
    Bei dem Film handelt es sich, angeblich, um einen der härtesten und packensten Kriegsfilme unserer Zeit. Die Grundidee auf die der Film aufbaut ist eine PR-Mission, in der ein junger Soldat nach Amerika zurückgeschickt werden soll, nachdem all seine Brüder gefallen sind.
    Um auf das unterhaltsame Thema „Gewalt“ zurückzukommen: Was das betrifft ist der Film absolut schonungslos, aber leider unglaublich weit davon entfernt, das als positive Eigenschaft zu nutzen. Nach den ersten Minuten D-Day wusste ich nicht ob ich über die dargestellte Gewalt lachen oder weinen soll. Damit meine ich nicht die Szene wie etwa die Landungsboote den Strand erreichen und die Soldaten sofort von MGs niedergemäht werden, aber alleine in dieser ersten Sequenz gibt es einfach zahlreiche, sinnlos und geschmacklos brutale Szenen. Um ein paar Beispiele zu nennen, etwa das Ableben des Funkers mit dem Tom Hanks redet, sich wegdreht, nochmal mit ihm redet, sich wieder wegdreht und als er nochmal mit den Funker reden will hat der ein großes Loch im Kopf, blöd dabei ist nur, dass man sowieso schon weiß, dass der gute Mann sterben wird, von dem Moment an wo er zum ersten Mal im Bild war, einfach weil in „Der Soldat James Ryan“ gestorben wird ohne dadurch irgendeine moralische Botschaft auszudrücken oder ohne den Tod wirklich als ein großes Drama darzustellen. Den Gipfel des Schwachsinns bildet für mich in den ersten 20 min. die Szene wo ein Soldat von einem Scharfschützen den Helm weggeschossen bekommt, sich ungläubig an den Kopf fasst, man ihm noch gratuliert, dass er es überlebt hat, aber in keinster Weise daran denkt seine Birne aus der Schussbahn zu bringen und dann – richtig, der darf dann auch gleich draufgehen. Gleich zu Beginn zeigt sich auch noch eine weitere Schwäche des Films, die aber dann auch nur einmal auftritt, nämlich eigenwillige Kamerawinkel. Damit meine ich etwa die Szene wo der amerikanische Scharfschütze zu Beginn ein paar Deutsche erschießt und dabei seine Gebete vor sich hinmurmelt (was später im Film eigentlich ganz cool kommt, während es hier einfach nur so unglaublich lächerlich wirkt).Wovon es in dem Film wirklich, neben sinnloser Gewalt, mehr als nur genug gibt ist, genauso wie die meisten Gewaltszenen, sinnlose Dramatik. Damit meine ich unter anderem solche Hintergrundinformationen zu Charakteren wie die des Sanitäters, der von sich und seiner Mutter erzählt, wo man sich schon vorab denkt: „Na, was für ein Drama wirst du mir gleich wieder erzählen?“ oder Szenen wo ein einziger Soldat nach dem D-Day weint (später will er aber wieder einen Gefangenen erschießen und ist vom Krieg wieder überhaupt nicht geschockt…) und was weiß ich noch alles. Man fühlt sich beim Anschauen des Films durch die Gewaltdarstellung und diese ganzen Dramen einfach gerade dazu gezwungen irgendwie davon betroffen zu sein, so wie wenn man in einer Show ein „Applaudieren“-Schild hinhalten würde, nur dass in diesem Fall „Fühle dich von den Gräueln des Krieges geschockt und zeige Betroffenheit“ draufstehen würde.
    Um gleich die Sache mit dem Sanitäter fortzuführen, was die Charaktergestaltung betrifft ist der Streifen auch mehr als nur etwas weit davon entfernt überzeugend zu sein. Die Geschichte um Cpt. Miller, die keiner kennt und deshalb demjenigen der sie herausfindet ein Jackpot zusteht ist ja noch halbwegs akzeptabel, das war’s dann aber schon. Der restliche Trupp der Hauptpersonen bleibt den ganzen Film durchgehend relativ flach. Die Beziehung zwischen Tom Hanks und Tom Sizemore als zwei altgediente Veteranen hätte viel mehr ausgebaut werden müssen, der religiöse Scharfschütze hätte eine Kultfigur werden können (immerhin stammt von dem Mann der einzig coole Spruch im ganzen Film) und die anderen hätten zumindest irgendwas sein können und nicht die 08/15 Charaktere, die sie nun einmal darstellen.
    Weiterer störender Punkt, Szenen die man vollkommen zu Recht, auch wenn das jetzt unprofessionell klingen mag, „Wtf?“-Szenen nennen kann. Das sind schlicht und ergreifend die Art von Szene, in denen es immer wieder zu den Höhepunkten des Schwachsinns in diesem Film kommt. Bestes Beispiel etwa die Szene in der Paul Giamatti sich hinsetzt, dabei ein paar Holzbretter und Pfosten umstößt, die natürlich die Wand hinter ihm einreißen, wo ein ganzer Trupp von deutschen Soldaten lauert, die selbstverständlich offenbar gerade in angenehmer Unterhaltungslaune waren, weil sie das Gerede von feindlichen Soldaten, nur durch eine Mauer getrennt, nicht gehört haben, genauso wenig wie etwa Späher den MG-Soldaten, nur ein paar Meter entfernt von ihnen, ausgemacht hätten. Yay, klingt realistisch, so überlebt man nämlich den Krieg, blind und taub und um ehrlich zu sein, genau das hätte ich mir stellenweise in "Der Soldat James Ryan" gewünscht zu sein...blind und taub.

    Fazit: „Der Soldat James Ryan“ ist ein Film mit flachen Charakteren, immer wieder auftretenden bescheuerten Szenen, Pseudo-Dramatik und inkonsequenter Gewalt, die einen eigentlich keinen Moment lang erschüttert und den Krieg als das darstellt was er ist.


    Als kurzer Rauschmeiser zum Schluss: Meines Wissens nach sind die ausführenden Leute hinter „Band of Brothers“ dieselben wie die, die „Der Soldat James Ryan“ geschaffen haben. Davon sollte man sich nicht täuschen lassen, denn im Gegenteil zum Film ist die Serie nämlich ziemlich gut und würde von mir sicherlich 09/10 bekommen. (Aber mehr dazu eventuell irgendwann einmal in einem eigenen Review).


    Einzelwertungen:

    Darsteller: 07 /10 (Gibt nichts zu klagen, aber auch nicht wirklich was großartig zu loben)
    Effekte: 07/10 (Sind eigentlich ganz in Ordnung)
    Plot: 07/10 (Die Idee ist eigentlich gar nicht so schlecht)
    Anspruch: 06/10 (Na ja, es ist halt Krieg mit Nazis und so^^)
    Gesamteindruck: 04/10 (Der Film ist einfach nicht gut, ich kann jedem nur zu „Band of Brothers“ raten, wenn man etwas in dem Genre sehen will)

    imdb 8.5/ Top 250: #59
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    Trailer
    Re'on ist offline Geändert von Harbinger (04.03.2009 um 04:08 Uhr)

  8. #248 Zitieren
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    DVD-Start: 14.06.2005
    Regie: Malcolm Marmorstein
    Genre: Horror/Krimi/Komödie
    Darsteller: Eliott Gould, Melissa Sue Anderson, Mark Moses
    FSK: 12 (auf dem DVD-Backcover steht noch 16, aber der Film wurde ein paar Monate nach der Veröffentlichung erneut geprüft und ab 12 freigegeben)

    Inhalt: Barry Baron ist Nachrichtensprecher bei World Wide News und war mal ein ganz großer unter den Starreportern, aber mittlerweile tendiert seine Karriere eher gegen den Nullpunkt. Da kommt es ihm ganz gelegen, dass er ein paar Kokainschmuggler im Redaktionsgebäude auf frischer Tat ertappt. Dummerweise tappen sie zurück und erschießen ihn flugs. Doch glücklicherweise ist die örtliche Putzfrau Chafuka eine Voodoopriesterin und holt den verblichenen Moderator zurück ins Leben...

    Kritik: Um das gleich mal klar zu stellen: Ja, ich hab gestern abend versucht "Abominable" zum Laufen zu kriegen. Dabei hatte ich eine ganz neue Taktik. Erst mit feuchter Küchenrolle die Scheibe abgewischt, dann noch feucht in Marla reingeschoben (whew, penetration-puns and no end in sight...) und als sie erneut "Disc nicht lesbar" so getan, als ob ich schon aufgeben wollte, dann den guten alten T-Shirt-Wisch-Move (Experten werden wissen wovon ich spreche) und gleich noch mal in den Schlitz rein. Har har! Brachte aber dummerweise nix, der Film flimmerte immer noch nicht über die Matscheibe. Erneut resignierte ich gar fürchterlich und machte mich erst mal daran, ein wenig Ordnung in meinem Wohnzimmer zu schaffen, denn vor ein paar Tagen hab ich alle meine DVDs da hin geschafft und quasi überall ausgebreitet. Das ganze nutzte ich dann auch nebenbei, um einen Film auszusuchen, den ich mir antun könnte. Klar, ich hätte "The Church" nehmen können, aber auf den will ich mich noch ein bißchen länger freuen. Auch "Satan der Rache" mit Kinski liegt noch hier rum, "Suspect Zero" mit Aaron Eckhart, "Einer flog über's Kuckucksnest" hab ich auch noch nicht gesehen und "Dune" wollte ich mir eh ewig schon antun (Lynch rockt). Aber dann fiel mein Augenmerk wieder auf eine DVD-Kollektion, die ich vor ein oder zwei Jahren mal gekauft hatte (so ein Steelbook mit zwei DVDs, wo jeweils vier Filme drauf sind) und die den hochkreativen Titel "Horror Box" trug. Horrendös an der Box ist vor allem, wie übel die Filme darauf geschnitten sind, aber gut, einer war drauf, daran erinnerte ich mich noch, der dann doch irgendwie was konnte. Den hatte ich nämlich damals schon mal mit meiner Ex-Freundin angeschaut und ich glaubte mich erinnern zu können, dass wir viel lachten. Der Titel: "Dead Men Don't Die". Großes Tennis...
    Wow, schon wieder ein ewig langer Absatz, der quasi gar nichts aussagt. Ich bin gut. Auf jeden Fall unterzog ich den Streifen aus dem Jahre 1991 einer zweiten Prüfung und nach dem Anschauen muss ich sagen, dass mich mein Gedächtnis nicht gerade trog. "Dead Men Don't Die" ist eine Familienkiste, nicht in dem Sinne, dass der Film was für die ganze Familie wäre, sondern in der Hinsicht, dass hier hinter den Kulissen mächtig Vetternwirtschaft betrieben wurde. Autor und Regisseur in Personalunion ist Malcolm Marmorstein, der abgesehen von "Dead Men Don't Die" nur noch eine Vampirromanze namens "Love Bites" drehte und unter anderem das Drehbuch zu "Eliott das Schmunzelmonster" schrieb. Der ausführende Produzent nennt sich Wayne Marmorstein und im Kostüm-Department saß ein gewisser Darragh Marmorstein. Alles natürlich nur rein zufällig, versteht sich. Da merkt man schon, dass hier eher auf den Nachnamen als auf die Fähigkeiten des Betreffenden geachtet wurde. Und das sieht man dem Film auch an.
    Rein inszenatorisch ist "Dead Men Don't Die" eine Katastrophe. Der Film hat keinerlei Drive, sieht schauderhaft aus, die Ausstattung ist grandios schlecht und Geld war wohl eh keins da. Um so verwunderlicher, dass die Hauptrolle mit einem gestandenen Charaktermimen und Oscar-Nominee wie Eliott Gould ("M.A.S.H.", "Ocean's Eleven", "American History X") besetzt ist. Vielleicht hatte er eine Wette verloren, vielleicht musste er Rechnungen bezahlen, keine Ahnung, vielleicht hatte er auch nur Spaß an dieser fürchterlich bedrömmelten Story rund um die Zombies im Nachrichtenstudio. Kann ich mir auf jeden Fall gut vorstellen, denn der Mann liefert eine Schauspielleistung ab, die absolut kein Auge trocken lässt. Die Tatsache, dass seine Figur schon nach etwa zehn Minuten ins Gras beißt, lässt ihn eine eher schweigende Rolle abfeiern, aber das hindert ihn nicht daran, als zombiefizierter Nachrichtenmann die wüstesten Grimassen zu schneiden. Ganz ehrlich, Goulds Mimik allein ist es schon wert, sich den Film anzuschauen.
    Ansonsten kann man den Humor des Streifens theoretisch folgendermaßen beschreiben: Running-Gag folgt Running-Gag. Ja, ist so. Es gibt in dem Film quasi keinen Witz, der nicht mindestens zweimal plattgewalzt wird, meistens sogar noch wesentlich öfter. Der Humor bewegt sich dabei meistens im Slapstick-Bereich und ist lustigerweise sehr kindgerecht, was ich bei einem Zombiefilm gar nicht erwartet hätte. Coitus-Witze gibt's keine, Gewalthumor auch nicht (mit Ausnahme der dreifachen "Tritt in den Schritt"-Szene, die irgendwie geil ist), dafür jede Menge dämliche Mimik, ein zombiefizierter Eliott Gould der das Wort Pasadeena nicht herausbekommt, ständiges Verschwinden von Leichen und wieder Auftauchen, das ewige "Er lag hier und schaute in etwa so...", den dämlichen Jungpolizisten der dauernd seinen Chef anruft, und und und. Das klingt jetzt erst mal merkwürdig, aber wenn man sich darauf einlassen kann (und möglichst noch ein paar Bier intus hat, hatte ich leider nicht...), dann kann man da gar herzlich drüber lachen.
    Das ist auch die einzige Möglichkeit, um diesen Film durchzustehen. Denn zwischen allen Running Gags vergisst Autor Marmorstein irgendwie die Story. Das Skript hangelt sich von einem Lacher zum Nächsten und hat dazwischen nicht viel zu tun. Auch effekttechnisch sieht's eher mau aus, da der Film ab 12 ist wird wohl niemand Blood & Gore erwarten, die Zombiemasken sehen auch eher scheiße aus (Gould wurde ein bißchen weiß angemalt und ihm wurde die Frisur verwuschelt...), eine kurze Schießerei gibt es (die auch nicht der Rede wert ist) und gegen Ende eine Autoverfolgungsjagd. Nichts, was man nicht schon irgendwo besser gesehen hätte, aber auch nur selten so dermaßen inkompetent umgesetzt, dass man sich an die Stirn patschen würde. Naja, trotzdem, Production Values sind was anderes.
    Also doch lieber wieder ein paar Running Gags aneinander gepappt. Die profitieren vor allem von dem illustren Darstellerensemble. Gould hab ich ja schon eingehend gewürdigt, der Mann ist aber auch zu gut. An seiner Seite zu sehen sind Melissa Sue Anderson ("The Suicide Club") als Goulds karrieregeile Co-Moderatorin und Mark Moses ("Swing Vote", "Letters From Iwo Jima") als inkompetenter Polizist, der ständig Leichen verliert. Die beiden haben eine nette Chemie (sind auch meistens gemeinsam zu sehen) und spielen auch nett, vor allem Moses hat einige gute Lacher auf seiner Seite. In einer Nebenrolle taucht dann noch Jack Betts auf (spielt den Präsidenten im Kurzfilm "It's A Wonderful Death", den ich unbedingt sehen will!!!), der ein ziemlich nettes Ekel abgibt. Alles im grünen Bereich soweit. Lediglich Mabel King (war Steve Martins Mutter in "Reichtum ist keine Schande") gefiel mir nicht sonderlich, aber das lag vielleicht daran, dass ihr Charakter einfach zu over-the-top und nervig war.
    Aber gut, das sind Dinge, über die man wohl problemlos hinweg sehen kann, wenn man damit leben kann, dass "Dead Men Don't Die" prinzipiell ein Scheißfilm ist und man trotzdem seinen Spaß dran haben kann, denn...
    Kommen wir zum Fazit: Theoretisch ist "Dead Men Don't Die" alles andere als gut. Miese Inszenierung, ein hauchdünner Plot, schlechte Ausstattung und Logiklöcher so weit das Auge reicht. Dazu die total totgespielten Running Gags. Aber lustig sind sie irgendwie trotzdem immer wieder, vor allem dank der tollen Darsteller, allen voran der geniale Eliott Gould, der hier die wüstesten Grimassen reißt und damit immer wieder punkten kann. Wer Trashfilme mag, der dürfte an "Dead Men Don't Die" seine helle Freude haben, vor allem kann man sich den Film bestimmt noch mal so lustig saufen. In diesem Sinne: "Passadeeeee... Passadeeeeee... Passa..." - "Sag es! Passadeena!"

    Einzelwertungen
    Darsteller: 08/10 (Gould ist unglaublich, der Rest auch sehr gut, außer Mabel King)
    Plot: 03/10 (fängt gar nicht mal so uninteressant an, ist aber dummerweise völlig unterentwickelt und geht im Gag-Feuerwerk unter)
    Effekte: 02/10 (weitergehen, Leute, hier gibt es nichts zu sehen...)
    Anspruch: 01/10 (Slapstick beißt sich ja ganz gerne mit Anspruch...)
    Gesamtwertung: 07/10 (toller Partyfilm für alle Leute, die sich immer noch über völlig harmlosen Humor amüsieren können)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 3.8)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
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    Kinostart: 16.03.1984
    Regie: John Carpenter
    Genre: Fantasy/Drama/Horror
    Darsteller: Keith Gordon, John Stockwell, Alexandra Paul
    FSK: 16

    Inhalt: Arnie ist ein absoluter Loser, der eigentlich nur deswegen noch am Leben ist, weil sein bester Kumpel Dennis ein ziemlich beliebter Typ ist. Seine Eltern behandeln ihn wie ein Kind, in der Schule wird er konstant fertig gemacht und mit Frauen hat er auch kein Glück. Aber wenigstens in eine Richtung will er sich selbst verwirklichen, das hat er sich fest vorgenommen. Denn für 250 Dollar hat er sich eine heruntergekommene Schrottkarre namens Christine gekauft und steckt all seine Zeit und Energie in den Wagen hinein. Doch seine Begeisterung wird schon bald zur Obsession und nimmt mörderische Züge an...

    Kritik: Um das gleich mal klar zu machen: Ich hab gestern abend nicht versucht "Abominable" zum Laufen zu kriegen, ich lass mich doch nicht von so einem blöden Film runter machen, yarr! Ne, eigentlich hab ich's nur vergessen, ich gestehe. Denn den Streifen, den ich mir an diesem jenen Abend antun wollte, hatte ich schnell herausgesucht. Der da "Christine" hieß, die bisher erste und einzige Verfilmung eines Stephen King Romans aus dem Hause John Carpenter und wer mich ein wenig kennt wird wohl wissen, dass ich den alten Mann mit dem Cowboyhut vergöttere. Ehrlich, der kann keinen schlechten Film machen. Okay, "Ghosts of Mars" und "Body Bags" waren nicht ganz so prall und auf "Flucht aus L.A." muss man sich einlassen können (aber ist doch mutig, selbst eine Parodie auf seinen Jahre zuvor selbst erdachten mega-coolen Actionhelden zu drehen...). Aber ansonsten ist das carpentersche Gesamtwerk (bzw. das was ich bisher davon sah, mir fehlen wenn ich mich recht entsinne noch "Starman", "Elvis", "Village Of The Damned" und die frühen Kurzfilme) eine wahre Wonne mit ein paar der besten Filme, die ich überhaupt kenne. Also kann dieser hier schlecht sein?
    Sagen wir es mal so, Stephen-King-Verfilmungen sind dann nicht ganz so meine Baustelle. Klar, es gibt ein paar sehr kompetente. "Zimmer 1408" ist einfach nur genial, "Shining" sowieso verdammt gut, "Needful Things" leidet etwas an seiner zurückgefahrenen Inszenierung, "Night Flyer" hat ein durchwachsenes Ende und "Dreamcatcher" ist ganz einfach große Scheiße. Ich weiß nicht, ob es ein gutes Zeichen ist, dass die Vorbereitungen für "Christine" schon angefangen haben, als das Buch noch nicht mal fertig war, denn damals, 1983, war Stephen King so bekannt und beliebt, dass sich alles, wo sein Name draufstand, wie geschnitten Brot verkauft hat. Ich hab das Buch jetzt nicht gelesen (hab ich übrigens bislang mit noch keinem Stephen King Buch getan), aber ich hab gehört, dass der Film sich einige Freiheiten nimmt... Good or bad, it's for you to decide...
    Überraschenderweise (oder nicht) zieht sich "Christine" verdammt gut aus der Affäre. Das liegt vor allem (wer hätte es gedacht) an dem unglaublichen handwerklichen Geschick, dass John Carpenter besitzt. Er schafft es tatsächlich, den Film nur selten so dämlich wirken zu lassen, wie man anhand der Grundidee glauben könnte, dass er wird. Ich meine... Gegenstände gaben bislang nur selten gute Bösewichte ab. Dick Maas löste das Ganze mit seinem Killerfahrstuhl in "Down", indem er den Film in eine gewaltige Lachnummer verwandelte. Das ist aber eine riskante Sache, denn es soll tatsächlich noch Leute geben, die lieber ernsthafte Filme sehen. Also... hab ich gehört. Und tatsächlich, nach einem ziemlich leicht verdaulichen Teenie-Komödien-Anfang mausert "Christine" sich zu einem wirklich ernsthaften Film. Keinem Horrorfilm, die Gruseleinsprengsel beschränken sich auf das letzte Drittel. Die meiste Zeit über ist der Film eine Art modernes Fantasy-Drama, das sich vor allem auf die Obsession konzentriert, die unseren nominellen Helden Arnie ergreift.
    Und da leistet der Film sich dann seinen größten Klopser. Denn hier gibt's mistige Entscheidungen im Detail. Klar, Keith Gordon (spielte auch im DePalma-Klassiker "Dressed to Kill") ist zwar ein sehr kompetenter Darsteller, aber die Entwicklung, die seine Figur Arnie durchmacht, ist - gelinde gesagt - dämlich. Man sollte bei so einem Film erwarten, dass aus dem nerdigen Loser erst ein großer Actionheld und dann eine tragische Figur wird. Dummerweise bleibt Arnie erst mal der dämliche Loser, reißt dann kurz den aufsässigen Sohnemann an um direkt in die "Arschloch der Woche"-Schublade zu rutschen und da den Rest des Films zu verbleiben. So gut mir der Konflikt zwischen Arnie, seinem Auto und seinen Freunden gefallen hätte, ich konnte einfach keinen richtigen Draht dazu aufbauen, weil unser nomineller Held so unsympathisch war, dass ich ihm den halben Film lang einen schmerzhaften und blutigen Tod gewünscht habe. Dumme Sache das. Auch die Chemie zwischen Arnie und seinem Schnuckiputzi Leigh (gespielt von Ex-Baywatch-Nixe Alexandra Paul) ist... sagen wir mal "stressed". Wie die beiden zusammen kommen verschweigt der Film galant, auf einmal ist es so (sehr zum Misfallen von Arnies Kumpel Dennis, ich bin ja normalerweise sehr unempfänglich für so was, aber in dem Film spürte ich dermaßene homoerotische Untertöne, dass Clive Barker wahrlich begeistert wäre... das soll jetzt kein negativer Kritikpunkt sein, de facto fand ich das sogar sehr erfrischend). Und wenn ich die Tante wäre, ich hätte den Arsch schon fünfmal auf den Mond geschossen, aber ney, das waren die achtziger, hier hält man noch zueinander, egal was für eine miese Mistratte der Freund geworden ist.
    Das nimmt dem Film natürlich teilweise ziemlich die Puste und immer wenn Arnie auf dem Bildschirm zu sehen war hatte ich so dieses "Ach, weg mit dem Arschloch"-Gefühl. Glücklicherweise hat der Film ja andere Stärken. Die Darstellerriege ist wirklich durchweg hochklassig, die größtenteils unbekannten Mimen (John Stockwell hatte eine bessere Statistenrolle in "Turistas", Harry Dean Stanton kennt man als David-Lynch-regular-cast-member, Kelly Preston hat auch eine Nebenrolle, gut, die sollte man wenigstens kennen...) liefern hier einen ganzen Haufen guter Performances ab. Die visuellen Effekte werden sparsam eingesetzt, aber wenn, dann verdammt gut. Großartig Blood & Gore gibt's nicht, die meisten Morde werden offscreen verübt oder fallen so zahm aus, dass man hier fast eine FSK 12 hätte vergeben können. Aber es gibt eine Szene, in der Carpenters Effektteam die ganz große Keule auspackt und systematisch eine Tankstelle dem Erdboden gleich macht und die ist einfach nur geil, vor allem wenn man Christine dann im brennenden Zustand durch die Gegend fahren sieht... woah. Auch nicht schlecht sind die Szenen, in denen das böse Auto sich selbst wieder repariert. Klar, es wurde mit reverse-footage gedreht, aber es sieht trotzdem sehr beeindruckend aus, wie sich hier alles wieder zusammensetzt. Und ein weiteres Mal eine wahre Wonne, wie bei jedem John Carpenter Film: Die Musik aus der Feder des Mannes selbst. Große Klasse, Carpenter kann keine schlechten Soundtracks komponieren. Und wo wir gerade dabei sind...
    Kommen wir zum Fazit: Er kann auch keine schlechten Filme drehen. Klar, "Christine" ist kein Meisterwerk. Die Storyline gibt von Anfang an schon eine gute Steilvorlage für ein richtiggehendes Crapfest, aber Carpenter zieht's auf beeindruckende Art und Weise durch. Der Film hat seine Schwächen in der dramaturgischen Abteilung, kann die aber durch ein paar großartige innere Werte und eine absolut tolle Inszenierung wieder teilweise ausbügeln. Zwar einer von Carpenters schlechteren (was bei dem Back-Katalog nix heißen will), aber sicher eine der besten Stephen King Verfilmungen.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 08/10 (alles in allem eine verdammt runde Sache ohne Ausfälle)
    Plot: 06/10 (die typischen "Der Böse ist ein Gegenstand"-Schwächen, aber recht kompetent geraten)
    Effekte: 07/10 (wenige, aber die wenigen sind verdammt gut)
    Anspruch: 06/10 (relativ moralisch geraten, nicht wirklich tumb, durch die doofe Protagonisten-Figur leider vielem beraubt)
    Gesamtwertung: 07/10 (ein paar Schwächen sind drin, aber trotzdem ein guter Film)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.3)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
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    DVD-Start: 02.05.2005
    Regie: Michele Soavi
    Genre: Fantasy/Splatter/Horror
    Darsteller: Hugh Quarshie, Tomas Arana, Asia Argento
    FSK: 18

    Inhalt: Im 12. Jahrhundert veranstaltete eine Gruppe teutonischer Ritter ein Massaker unter Satansanbetern, begrub sie und errichtete über dem Massengrab eine gewaltige Kathedrale. Acht Jahrhunderte später stößt der Bibliothekar des Gotteshauses zufällig auf Hinweise, das unter dem Gebäude etwas verborgen ist und macht sich auf die Suche danach. Dass das, was verborgen war, besser nicht ans Tageslicht gekommen wäre, brauch ich wohl nicht zu erwähnen...

    Kritik: Ich hab echt versucht mich zu drücken... Aus irgend einem mysteriösen Grund wollte ich mir "The Church" nicht anschauen, obwohl die DVD schon seint ein paar Wochen hier bei mir herumliegt (hab sie durch Zufall von einem eBay-Verkäufer angeboten bekommen und für 5€ hab ich glatt zugeschlagen). Erst versuchte ich LorD und Re'on zu überreden, mir zu einem anderen Film zu raten, dann durchforstete ich selbst die ewigen Stapel schon gesehener und noch nicht gesehener Filme, versuchte mich mal wieder an "Abominable" (den Erfolg dieses Unterfangens könnt ihr euch in etwa vorstellen, oder?) und schob danach noch die Scheibe des Shane Meadows/Robert Carlyle-Streifens "Once upon a Time in the Midlands" rein, aber auch den wollte Marla nicht abspielen (ich sollte die Filme, die ich noch nicht gesehen habe, endlich mal pfleglicher behandeln, verdammich). Fingernägelkauend saß ich also da (ne, nicht wirklich, damit hab ich schon vor Jahren aufgehört) und versuchte noch, einen kleinen Aufschub zu erhaschen, auch als ich die DVD dann endlich eingelegt hatte. Aus irgend einem Grund nudelte ich die komplette Laser-Paradise-Trailershow auf der Silberscheibe durch ("Alive" gab's, einen Kitamura-Fantasy-Action-Klopper, den ich sogar auch auf DVD hab... nicht so doll... dann noch den Ittenbach "Beyond the Limits", den ich mir nach goutirung des Trailers doch mal auf die Liste zukünftiger Anschaffungen setzte... und irgend ein Schrotthobel namens "One Hell of a Christmas" war auch noch dabei, der sah echt kacke aus), ehe ich dann endlich den Film startete...
    Was war es nur? Eine böse Vorahnung? Das nagende Gefühl, dass Michele Soavi es verkacken könnte? Ich meine, "Dellamorte Dellamore" ist de facto einer der besten fünf Filme aller Zeiten (jeder der da anderer Meinung ist kann mich mal kreuzweise, har har) und "Stage Fright" war zwar theoretisch ein absolut generischer, stink normaler Slasher, aber verdammt, er sah einfach nur geil aus und machte ordentlich Laune. Was wenn Soavi mit "The Church" jetzt ins Klo gegriffen hätte? Ich meine, abgesehen von ein paar TV-Filmen drehte der Mann nur fünf Kinostreifen und wenn da schon zwei so gut sind, dann ist jeder Fehltritt unverzeihlich, oder? Oder mach ich mir einfach nur zu viele Gedanken? Oder sind das überhaupt meine eigenen Gedanken? Argh, hört auf mich zu quälen, ihr flüsternden Stimmen...
    Tudidu, geht schon wieder, war kurz etwas weggetreten. Egal, "The Church" trägt jedenfalls je nach Veröffentlichung eine ganze Reihe von Titeln spazieren. Einer davon ist "Demons 3", manchmal noch in Verbindung mit dem Namen Dario Argento, der ja, wie viele wissen (or not), quasi der Ziehvater von uns Michele war, ihn unter seine Fittiche nahm und hin und wieder mal an so Pappnasen wie Lucio Fulci oder Joe D'Amato ausborgte, ihm größtenteils aber alles beibrachte, was er wusste ("Das kann gut und gerne fünf Minuten dauern..." - Darkwing Duck). Egal, falsche Abzweigung genommen, jedenfalls hätte "The Church" mal ein zweites Sequel zu Lamberto Bavas "Demons" werden sollen, aber das verlief sich dann im Sand und letzten Endes wurde er nur noch der Publicity wegen so vermarktet. Das ist übrigens eine ganz lustige Geschichte, wir kennen das ja schon von unseren italienischen Freunden, hier nimmt man tatsächliche Franchise-Grenzen nicht so ernst (ja, Fulcis "Woodoo" wäre ja auch gerne die Fortsetzung von "Dawn of the Dead") und so kam im selben Jahr wie "The Church" schon ein Film heraus, der teilweise als "Demons 6" angepriesen wurde. Der tatsächliche dritte Teil des Franchises erschien 1991, aber das nur am Rande.
    Denn viel wichtiger ist, dass "The Church" letzten Endes als eigenständiger Streifen rauskam, produziert von Onkel Dario, geschrieben von eben diesem gemeinsam mit uns' Michele und zum zweiten mal bezüglich eines tatsächlichen Kinofilms saß auch dieser hinter der Kamera. Und dafür machte Soavi gar nicht mal so eine schlechte Figur. Denn, das muss man dem Film lassen, er sieht einfach nur scheißen gut aus. Er ist optisch nicht ganz so genial wie "Dellamorte Dellamore", aber er steckt den schon sehr gut aussehenden "Stage Fright" mit Leichtigkeit in die Tasche. Die Ausstattung ist fantastisch, die Kameraführung eine wahre Wonne, ein paar der Shots sind einfach nur zum Niederknien (auch wenn von Zeit zu Zeit die POV-Kamera etwas überstrapaziert wurde) und auch die Effekte gefallen nach nunmehr 19 Jahren immer noch gut.
    Das ist leider das einzige am ganzen Film, das ich vorbehaltslos heilig sprechen kann. Denn alles andere an "The Church" hat seine Macken. Angefangen bei den Darstellern, die größtenteils etwas hölzern daher kommen, von der deutschen Synchronfassung aber noch mal zusätzlich kräftig das Knie in die Klöten gebretzelt bekommen. Die ist nämlich leider sehr furchtbar ausgefallen, so dass alle handelnden Akteure selbst im Angesicht größter Gefahr etwa so klingen, als wären sie gerade aufgestanden und hätten ihren morgendlichen Kaffee noch nicht bekommen. Argh...
    Ansonsten gehen die darstellerischen Leistungen aber für das Genre doch ganz in Ordnung. Unser nomineller Held Hugh Quarshie (meine Fresse, der Kerl hat richtig Karriere gemacht, er spielte immerhin Captain Panaka in "Star Wars - Episode I" und hatte auch eine kleine Rolle in "Cabal") gefiel mir sogar gar nicht so übel, schlimmer war der Kerl, der uns in der ersten Stunde als solcher näher gebracht werden sollte, nämlich Tomas Arana ("Die Bourne Verschwörung", "Gladiator" - wow, Star-Gallore in dem Streifen hier... seine Rolle ist übrigens lustig, in der englischen Fassung heißt er Evan, in Deutschland "Ewald", har har). Der wirkte nämlich leicht... naja, schweigen wir drüber...
    Aber da komm ich auch zu was, was mich etwas enerviert hat. Und zwar das seltsame Fehlen eines Protagonisten. Der fehlt nämlich fast den ganzen Film über. Am Anfang denkt man noch es könnte sich um Ewald und sein Schnuckiputzi Lisa (ganz nett gespielt von Barbara Cupisti, Fans kennen sie noch aus "Dellamorte Dellamore") handeln, aber er wird bald zum Antagonisten umgemünzt und sie zieht sich in eine bessere Statistenrolle zurück. Knapp eine halbe Stunde vor Schluss fällt Drehbuchautor Argento dann aber auf, dass wir eigentlich einen Helden gebrauchen könnten, also wird die vorherige Nebenrolle "Father Gus" (ich könnte schwören, dass er sich in der deutschen Synchro ständig "Vater Krass" nannte, aber gut...) schnell befördert und darf uns von nun an den Actionhelden mimen.
    Naja, wenn's denn so wäre. Aber da langt der Film auch nicht gerade in die Vollen. Es fehlt einfach an tatsächlicher Handlung. Der Film stützt sich mehr auf seine Bilder, als auf einen konsistenten und vor allem ausgefüllten Plot. Eigentlich kann ich das ja nicht gutheißen, aber da der Film so fantastisch ausschaut, will ich da noch mal ein Auge zudrücken. Trotzdem ärgerte es mich ein wenig, dass das absolut kompetente Make-Up- und Special-Effects-Department nicht mit ein wenig mehr Action beschäftigt wurde, denn was wir hier an Blood & Gore, an Monstereffekten und an sonstigem geboten kriegen ist großartig. Die Höhepunkte sind wohl die Presslufthammer-Selbstmordszene, die spontane Verflüssigung der Dame die Bekanntschaft mit einer U-Bahn macht und der geflügelte Dämon, sowie das merkwürdige dämonische Gebilde, dem unser Held sich kurz vor Schluss gegenüber sieht, aber auch sonst kann da alles nach 19 Jahren noch locker überzeugen. Wenn's doch nur etwas mehr gewesen wäre, ein kleines bißchen Gemetzel, och bütte bütte bütte... Naja, betteln nützt heutzutage wohl nicht mehr viel, aber ich denke ihr versteht, worauf ich hinaus will. Die 18er-Freigabe ist aber voll und ganz gerechtfertigt.
    Auch noch etwas merkwürdig mutet von Zeit zu Zeit der Soundtrack aus der Feder der gern gebuchten italienischen Band Goblin an. Meistens schaffen die Herren es das Geschehen gut zu untermalen, aber hin und wieder vergreifen sie sich doch etwas im Ton. Bei der Massaker-Szene am Anfang zum Beispiel, wo ich mich kurz fragen musste, ob ich mir nicht doch eine Zirkusmanege anschaue. Zumindest suggerierte das die Musik. Aber ansonsten wissen die Herren doch, was sie zu tun haben.
    Trotzdem ist, wie vielleicht schon angedeutet, nicht alles Gold was glänzt. Der Film hat seine Schwächen und die sind teilweise wirklich schmerzhaft offensichtlich. Aber: Der Film punktet da, wo Fulci regelmäßig versagte. Ja, er leistet sich in etwa die gleichen Schnitzer, die der olle Lucio in seine Filme friemelte, aber Soavis regietechnische Kompetenz zieht ihn da raus. Ja, das Skript ist nicht prall, ja, die Charaktere sind flach und irgendwie teilweise sinnlos, aber verdammt noch mal, die Atmosphäre ist toll. Der Film hat diesen surrealistischen Touch, der den einen oder anderen Fulci aus der Scheiße hätte ziehen könne. Man verzeiht die Fehler, denn man wird das Gefühl nicht los, dass man mindestens mal bis zum Hals in einem Albtraum steckt und da muss nicht alles logisch sein. Die großartige Optik tut da ihr übriges, um abschließend zu sagen...
    Kommen wir zum Fazit: "The Church" ist nicht so gut wie "Stage Fright" oder "Dellamorte Dellamore" (zweiteres hätte auch keiner ernsthaft erwartet, oder?), dazu fehlt es einfach an ein paar Ecken und Enden. Die Figuren hätten besser ausgebaut und vor allem klarer deffiniert werden sollen, das Drehbuch vielleicht etwas gestrafft, den Special Effects Futzies hätte man noch ein wenig mehr Arbeit verschaffen können, das hätte den Film noch ein gutes Stück aufgewertet. So bleibt ein atmosphärischer und verflixt hübscher Horror-Splatter-Fantasy-Streifen, der mehr was für's Auge als für's Hirn bietet. Als Fan von Soavi sollte man den Film eh gesehen haben, auch als aufgeschlossener Freund von gepflegtem Gothic-Horror kann man einen Blick riskieren. Aber ein Muss ist er leider nicht.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 05/10 (ich bin mir nicht ganz sicher, wieviel die Synchro verschuldet hat, aber die war echt mies)
    Plot: 04/10 (dummerweise wurde, wie so oft in bella Italia, hier mal wieder am kräftigsten gespart...)
    Effekte: 09/10 (absolut großartig, wenn auch etwas unterfordert)
    Anspruch: 02/10 (viel Sinn steckt nicht dahinter und auch sonst mehr Unterhaltung)
    Gesamtwertung: 07/10 (da wäre mehr drin gewesen, aber schlecht ist er beileibe nicht)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.1)
    Link zum Trailer
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (04.03.2009 um 04:18 Uhr)

  11. #251 Zitieren
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    Laufzeit: ca. 123 Minuten
    Genre: Action Thriller
    Regie: Jonathan Hensleigh
    Darsteller: Thomas Jane, John Travolta
    Gesehen auf: Deutsch, Englisch

    Kinostart: 10. Juni 2004

    Inhalt:
    Frank Castle, Undercover-FBI-Agent, geht nach seinem letzten, erfolgreichen Auftrag in den Ruhestand. Er will mit seiner Familie wegziehen und sein Leben leben. Allerdings wurde bei jenem letzten Auftrag der Sohn des Mafia-Bosses Howard Saint getötet, der nun auf Rache sinnt und Castle alles nehmen will, das er liebt. Eben dessen beraubt, sinnt Castle nicht nach Rache… sondern nach Bestrafung.

    Kritik:
    Ich weiß gar nicht, warum ich dieses Review nicht viel früher, ja sogar als mein allererstes, geschrieben habe – der Film hat es nämlich gar nicht anders verdient. Die Grundlage für meinen Nickname, denn genau dieser Punisher hat aus mir den Avenger gemacht. Ich habe eine verdammte Menge an Filmen gesehen, aber keiner hat einen dermaßen bleibenden und prägenden Eindruck hinterlassen. »Si Vis Pacem Para Bellum« ist zu meinem Lieblingszitat der Filmgeschichte avanciert, überhaupt mach ich von den Filmzitaten im Alltag Gebrauch, als wären es meine eigenen, geistigen Ergüsse. Selbst Thomas Jane ist mir vorher nie sonderlich aufgefallen, obwohl ich den ein oder anderen Film mit ihm bereits gesehen hatte. Oh, und natürlich vergöttere ich den neuen Punisher-Skull als Inbegriff der Coolness und habe das Shirt auch in meinem Schrank liegen Das ist doch schon mal gar nicht schlecht, für einen Film, von dessen Existenz ich erst ein Jahr nach seinem Kinostart über einen Freund erfahren habe.
    Nachdem der Film von diversen Kino-Forum-Stammis, die ich selbstverständlich nicht namentlich erwähnen möchte, runtergemacht oder zumindest als unspektakulär abgetan wurde und nachdem das einzige Review zu The Punisher von Ponti eine läppische 7/10 bekommen hat, konnte ich nicht anders, als früher oder später einzugreifen. Es ist eher später daraus geworden – sehr viel später um genau zu sein – aber ich habe mir die Zeit genommen um auch die 118-minütige Kinofassung anzusehen, über die Ponti geschrieben hat und die, wie ich annehme, auch die anderen Frevler angeschaut haben. Der bezüglich kann ich sogar zumindest einen Kritikpunkt nachempfinden und da diese Tatsache der vollen Punktzahl Abbruch tun würde, behandle ich hier definitiv die ungeschnittene Fassung, die sich ebenfalls jeder zulegen sollte, wenn er sich für diesen Film interessiert.

    Gut, das sollte jetzt allein schon reichen um Counts Kritik an meinen »5-Zeiler«-Reviews auszumerzen, aber wo ich gerade in Fahrt bin und im Grunde genommen noch so gut wie gar nichts über den Film an sich gesagt habe, fahre ich unbeirrt fort.
    Direkt wenn ich den Film in meinen namenlosen DVD-Player einlege, bin ich vom genialen Punisher Theme Song hin und her gerissen, der sofort die Ernsthaftigkeit und Dramatik des beginnenden filmischen Meisterwerks offenbart und mich direkt in eine freudige Aufregung versetzt. Dann drücke ich auf »Film starten«.
    Die Anfangsszene, ein finsterer Hafen bei Nacht, russische Waffenschmuggler, ja selbst der einsetzende Polizeigroßeinsatz mit der Schießerei – das alles ist nichts besonderes, nichts neues, typisch Action-Film eben. Wenn man auch nur etwas über den Film weiß, oder Thomas Jane bereits auf dem DVD-Cover gesehen hat, wird es einen auch kaum überraschen, ihn aus seinem Leichensack aufstehen zu sehen (auch wenn die Szene klischeehaften Zombie-Film-Charakter hatte). Ich will auch gar nicht alles aufzählen, was nicht schon mal irgendwo dagewesen ist, wie der rachenehmende Mafiaboss, sondern direkt zu den Stellen übergehen, ab denen der Film zu etwas Besonderem wird: Das Familienmassaker, das den Grundstein für die Entstehung des Punishers legte. Als ich den Film das erste Mal sah, und obwohl ich es besser wusste, hatte es für mich doch noch den Anschein, als würden Castles Frau und Kind überleben, als ich sah, wie sie flüchteten. Es mag daran liegen, dass die ewig gleichen Actionstreifen dieses Bild in meinem Kopf als festen Bestandteil des Genres eingebrannt haben um doch noch ein Happy End zu sichern, was es wie Sand am Meer gibt. An allen Meeren, würde ich sogar sagen. Nun, beim Punisher darf man darauf aber nicht hoffen und das ist verdammt noch mal auch gut so (sonst hätte der ganze Film auch äußerst wenig Sinn). So hat es der Film also geschafft, mich noch mit dem Offensichtlichen zu überraschen.
    Es folgt mein einziger, winziger Kritikpunkt am Film: Castles körperliche Widerstandskraft. Mit ein paar Kugeln im ganzen Körper und einer aus nächster Nähe in die Brust, plus Brandwunden überlebt er mehrere Stunden im Meer treibend, ohne nennenswerte Folgeschäden davonzutragen. Im Übrigen macht ihm auch eine Schrotflinte aus nächster Nähe nichts aus, bringt ihn nicht mal ins Wanken, solange er denn eine kugelsichere Weste anhat. Aber man darf schließlich auch nicht vergessen, dass es sich um eine Comicverfilmung handelt. Klar, wäre es schön gewesen - vor allem bei einem Helden, der endlich mal keine Superkräfte hat und damit aus der Menge von Spider-, Bat-, Super-, Iron-Mans und Hulks, etc. hervorsticht – die ulitmative Realistik vorzufinden, aber wäre das nicht immer schön? Und wann sieht man das schon mal? Meiner Meinung nach, ist das kein sonderlich plausibler Kritikpunkt mehr.
    Natürlich habe ich mir auch vor dem Anschauen der Kinofassung Pontis Review durchgelesen, dessen Hauptkritikpunkt ja das Ausblenden und Schneiden der etwas heftigeren Szenen ist. Da muss ich zustimmen. Nicht nur, dass sämtliche brutalen und blutigen Szenen entfallen, sie sind auch noch erbärmlich schlecht und offensichtlich geschnitten. Umso geiler ist die komplette Version, die bei der »Schießerei mit Messer«, dem »Entpierchen«, dem Showdown und noch einigen anderen Szenen ihre volle Pracht entfaltet und doch recht heftige Szenen offenbart. Nicht sehr heftig für abgebrühte Splatter-Gemüter (ungefähr so abgebrüht wie The Russian im Film ), aber für einen Action-Thriller doch schon beachtlich. Das sollten meiner Meinung nach sogar neue Maßstäbe werden, aber mich fragt ja keiner.
    Die schauspielerische Leistung steht durch die Top-Besetzung zweifelsohne außer Frage. Ich war ebenfalls skeptisch angesichts der Wahl für Frank Castle, aber im Nachhinein hat Jane sich als großartiger Punisher erwiesen, den ich nicht mehr missen möchte. Allemal besser als Dolph Lundgren im gleichnamigen früheren Punisher-Film, aber den Schrott überhaupt so zu betiteln ist bereits ein Verbrechen, das mit zwei Mal lebenslänglich geahndet werden sollte plus nur ein Mal Wasser mit Knäckebrot am Tag. John Travolta als Gegenspieler macht ebenfalls einen genialen Job und wirkt mehr als glaubwürdig in seiner Rolle, aber den Schurken kauft man ihn ja spätestens seit Password: Swordfish ab. Ich wüsste sogar nicht mal eine einzige Nebenfigur, die mich gestört oder nicht zufrieden gestellt hätte, angefangen bei Quentin und endend bei Castles abgedrehten Nachbarn.
    Als ebenso makellos empfinde ich das Drehbuch, mit einer derartigen Vielzahl an genialen Sprüchen, die sowohl immer passen, als auch nie aufgesetzt wirken und einer gut durchdachten, intelligenten Story. Die Planung und Durchführung seines Rache… – pardon, der Avenger in mir – Bestrafungsfeldzuges ist immer wieder aufs Neue beeindruckend und unterhaltsam mit anzusehen. Castles Menschenkenntnis und die Vorausberechnung der Handlung seiner Opfer machen ihn, neben seiner skrupellosen, durchdachten Art (und natürlich seinem affengeilen Shirt) zu einer dermaßen coolen Figur, dass John McClane, Martin Riggs und Mike Lowrey gleichermaßen einpacken können.
    Auch die Regie lässt bei mir keinerlei Wünsche offen, obwohl die ganze Aufmachung definitiv etwas düsterer hätte gestaltet werden können – das sag ich aber auch nur, weil ich jetzt das Non plus ultra in dieser Hinsicht, The Dark Knight, gesehen habe; vorher war mir dieser Punkt nicht in den Sinn gekommen. Vor allem die Schießereien und natürlich allen voran die Bogen-Szenen und ganz besonders der Kampf gegen The Russian mit der genialen Musikuntermalung empfand ich als großartig inszeniert.
    Für den Theme Song habe ich mich ja bereits ausgesprochen, aber mit Drowning Pool, Nickelback, Puddle Of Mudd und Evanescene ist auch der Soundtrack das Besitzen wert.

    Nach dem 5-Zeiler der etwas anderen Art nun endlich mein Fazit: Ich finde den Film schlichtweg genial, da er meinen gesamten Filmgeschmack auf äußerst prägende Weise beeinflusst hat und scheinbar nicht zu toppen ist. In erster Linie liegt das daran, dass er einen fast unerreichten Wiedersehwert hat, was in meinen Augen ein sehr wichtiges Kriterium für Filme ist. Wenn ich einen Film 10 Mal gesehen habe, allein 3 Mal in einer Woche und er wird kein einziges Mal weniger spannend oder unterhaltsam und ich entdecke immer wieder neue Sachen an ihm, dann ist das schon sehr schwer zu toppen. Einen ähnlichen Wiedersehwert kenne ich nur von Der Supercop und… jaah, Space Jam
    Die wirklich eher geringfügigen Mängel in Sachen biologischer und physischer Logik werden durch den 1A-Plot, die intelligenten Dialoge und Spitzenschauspieler ausgebügelt und sind angesichts der Comicvorlage wohl ohnehin schon äußerst rar ausgefallen. Und da mir ansonsten nicht das geringste einfallen will, das mich hier nicht überzeugt hat, obwohl ich den Film die letzte Stunde in seine Einzelheiten zerlegt habe, bleibt mir nur – erfreuter weise – die volle Punktzahl zu geben, wie es für meinen Lieblingsfilm wohl auch nicht anders zu erwarten war. Und, ich meine, wenn Mortal Kombat und Toxic Avenger IV 10/10 kriegen... ^^

    Ich erwarte von keinem, dass er meine Meinung teilt – jeder hat seine Favoriten und dies hier ist eben meiner, aber bevor man mit einer Meinung wie Pontis das Filmgeschehen verlässt, bestehe ich doch darauf, die richtige Version anzuschauen um ein repräsentatives Resümee ziehen zu können.
    Ob auf deutsch oder englisch ist hierbei relativ egal… ich persönlich finde Janes deutsche Stimme ansprechender, die von Travolta hingegen eher im Originalton. Das bleibt jedem selbst überlassen.
    btw. ist auch das Punisher-Game sehr zu empfehlen

    Bewertung:
    Darsteller: 9/10
    Plot: 8/10
    Effekte: 8/10
    Anspruch: 6/10
    Gesamteindruck: 10/10
    LorD's FilmList-Platzierung: 1 (hell yeah, Baby!)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.3)
    Link zum Trailer (Am besten nach etwa einer Minute ausmachen)
    Die DVD bei Amazon.de (Vorsicht! Die Kinofassung!)
    LorD AvengeR ist offline Geändert von Harbinger (04.03.2009 um 04:21 Uhr)

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    Die Killerhand

    [Bild: DSC0001.jpg]

    Kinostart: 26.08.1999
    Regie: Rodman Flender
    Genre: Horror/Komödie
    Darsteller: Devon Sawa, Jessica Alba, Seth Green
    FSK: 16

    Inhalt: Anton ist ein absoluter Taugenichts, der seine Tage damit zubringt, vor dem Fernseher zu vergammeln, sich die Birne zuzudrönen und seinem heimlichen Schwarm Molly hinterher zu stieren. Bis er eines Tages die Leichen seiner Eltern im Wohnzimmer findet. Und merkt, dass er selbst sie über den Jordan geschickt hat. Oder besser gesagt seine vom Teufel besessene rechte Hand...

    Kritik: Wenn meine Recherchen mich nicht täuschen ist es jetzt etwa siebeneinhalb Jahre her, da erzählte mir ein Freund von einem relativ interessanten Horrorfilm namens "Die Killerhand". Ich, der ich damals noch im zarten Alter von knapp vierzehn Jahren war, nutzte dann eines Tages die Gelegenheit, als Premiere den Film zeigte, und warf einen Blick auf den Streifen. Dumm nur, dass ich keinen Decoder besaß und mir das ganze mit lustigem Geflicker und Geflimmer im Bild anschauen durfte. Doch das machte nichts, ich war trotzdem ziemlich fasziniert und vor allem begeistert. Ein weiteres Jahr später lieh mein Bruder auf mein Anraten den Film noch mal aus der Videothek aus (ich hatte da keine Mitgliedskarte und wäre außerdem noch zu jung gewesen, um ihn leihen zu dürfen *hüstel*) und da sah ich ihn dann zum zweiten Mal, diesmal ohne Premiere-Verschlüsselung im Weg. Und zum dritten Mal. Und dann kaufte ich, etwa ein weiteres Jahr später (ja, dürfte 2003 gewesen sein, oder Anfang 2004) endlich von meinem eigenen Geld die DVD. Ja, das war der Film mir wert. Und bis zum heutigen Tag habe ich ihn... keine Ahnung wie oft, jedenfalls nicht gerade selten gesehen. Das schreit doch geradezu nach einem Review.
    Im Endeffekt lief's dann darauf hinaus, dass ich Kollege Re'on vorhin im ICQ fünf Filmtitel vor den Latz knallte ("Equilibrium", "Die Mächte des Wahnsinns", "Dragonheart", "Braindead" und eben "Die Killerhand") und sagte "Such einen aus, den ich mir anschaue und reviewe". Auf die lapidare Frage "Warum nicht 'Braindead'?" bekam ich übrigens ein vielsagendes "Einfach so" als Antwort... Äh, egal. Jedenfalls beugte ich mich dem Willen der Masse (höhö), schob das Ding in Marla rein und tat es mir ein weiteres Mal an, diesmal die kritische Reviewerbrille aufgesetzt (ehrlich gesagt nicht, ich bin sogar in meinen eigenen vier Wänden zu eitel das Ding zu tragen, dass mir vor drei Jahren von der Augenärztin zum Autofahren verschrieben wurde...) und mal fix überprüft, ob die Euphorie bezüglich des Films mit dem Alter abklang.
    Tatsächlich, nach der tollen Anfangsszene ergeht der Film sich erst mal in ein wenig Leerlauf. Er ist nicht langweilig, mitnichten, aber er versemmelt gnadenlos einen ganzen Haufen Pointen, ruht sich auf seiner "kiffende Teenies sind lustig"-Mentalität aus und kann nicht wirklich punkten. Auch die eingestreuten Suspense-Szenen wissen nicht wirklich zu zünden und Vivica A. Fox nervt jetzt schon. Schlechte Vorzeichen... Ab der Szene, in der uns' nomineller Held Anton aber bemerkt, dass seine Hand besessen ist und der Film im gleichen Atemzug jeden Anflug von Ernsthaftigkeit über Bord wirft, ab da geht es steil bergauf. Jetzt wird vermehrt auf Slapstick gesetzt und wenn der gut gemacht ist, dann kann man damit bei mir immer punkten. Dazu ein paar wirklich himmelschreiend bedepperte Dialoge ("Die leben ja noch!" - "Nein, die tun nur so...") und eine ganze Wagenladung an Anspielungen auf große Filmvorbilder ("Tanz der Teufel 2" ist mit der Possessed-Hand-Thematik natürlich der augescheinlichste Pate, aber auch "Braindead", "Shining", "Re-Animator" und "Carrie" kriegen ihr Fett weg, an "Chucky die Mörderpuppe" musste ich auch mal denken und in ein paar Szenen läuft bei Anton im Fernsehn sogar "Night of the living Dead" und die Fortsetzung "Dawn of the Dead"... pöhs) machen dann wieder mächtig Laune. Ganz ehrlich, so viele zitierenswerte One-Liner findet man in keinem anderen Horrorfilm.
    Aber das ist der Streifen ja auch nicht wirklich. Klar, wir haben das horrendöse Element der besessenen Hand, dazu kommen sogar noch ein paar waschechte Zombies und ein wenig Slasher-Thematik, aber dadurch, dass der Film sich zu keiner Sekunde wirklich ernst nimmt, kommt einfach kein Grusel auf. Die unheimlichste Szene wird ungalant mit einer bedrömmelten Dialogzeile abgewürgt, die fieseste Schplodderei (okay, soooo fies wird der Film nie, aber die FSK 16 ist stellenweise schon gewagt) endet in einer Lachnummer. Das kann natürlich arg ins Auge gehen, aber dank der tighten Inszenierung aus dem Hause Rodman Flender ("Leprechaun 2", ansonsten Serien-Regisseur) sitzen die Gags hier. Und die größtenteils ordentlichen Schauspielleistungen tun ihr übriges.
    Vor allem Jungdarsteller Devon Sawa ("Final Destination", "Casper"), der den Part des Anton übernimmt, liefert eine astreine Show ab, vor allem in den Szenen, in denen er darstellen muss, dass seine Hand nicht zu ihm gehört. Die sind einfach nur geil. Die zweite große Nummer muss man wohl Christopher Hart zubilligen, der quasi seine Rolle aus den "Addams Family"-Filmen wiederholt und ab dem Zeitpunkt, da Anton sich seiner Hand entledigt, eben diese spielt. Und man kann sagen was man will, die abgetrennte Pfote ist einfach nur ein sau geiler Bösewicht und einer mit einer wirklich beeindruckend ausgearbeiteten Persönlichkeit. Der Rest des Casts geht in Ordnung, Seth Green ("Austin Powers", "The Italian Job") und Elden Henson ("Deja Vu", "Butterfly Effect") machen als Antons zombiefizierte Kumpels einen guten Eindruck und haben viele Lacher auf ihrer Seite, Jack Noseworthy ("Cecil B. Demented", "Breakdown", "Event Horizon") leidet ein wenig darunter, dass seine Rolle fast so überflüssig ist wie ein Kropf, Jessica Alba ("Sin City") spielt einen ganz netten Charakter (wenn auch völlig realitätsfern) und das auch gar nicht so übel, sieht aber dummerweise nicht gut aus. Und Vivica A. Fox ("Independence Day", "Kill Bill: Vol. 1") sieht nicht nur nicht gut aus sondern nervt auch und spielt scheiße. Dumme Sache das. Zum Glück wurde ihre Rolle weitestgehend aus dem Script herausgehalten.
    Die größte Überraschung im Cast ist allerdings ein gewisser Dexter Holland, dem ein oder anderen vielleicht bekannt als Sänger und Gitarrist von The Offspring, der komplett mit seiner ganzen Band in der Szene auf dem großen Halloween-Ball in der Schule auftreten darf. Verdammt netter Einfall der Produzenten, die vier Jungs haben zwar nicht viel zu tun, außer ein Ramones-Cover und einen eigenen Song (so weit ich weiß) zu zocken und dann relativ effektiv zu sterben (partially), aber der Auftritt schlägt meiner Meinung nach sogar den von Cannibal Corpse in "Ace Ventura" (und der war schon genial), vor allem, da die Band damals, als ich den Film zum ersten Mal erblickte, meine absolut liebste war. Und wer auch sonst auf Punk Rock steht, der kann sich darüber freuen, dass neben The Offspring auch Blink 182-Gitarrist Tom DeLonge einen kleinen Cameo-Auftritt als Burger-Buden-Schalter-Fritze hat.
    Ansonsten liefert der Film sich keine Patzer. Die Sudeleien, die hin und wieder mal über den Bildschirm flimmern, sind kompetent umgesetzt, das Effekt-Department kann wirklich was, Hut ab (wurden übrigens teilweise von Ken Tarallo realisiert, der unter anderem auch bei "Cloverfield" und "Shoot 'em Up" seine Finger mit im Spiel hatte). Auch die Musik aus der Feder des gern gebuchten neuseeländischen Score-Komponisten Graeme Revell ("Sin City", "The Crow" und fufzigtausend andere Filme, die jeder Mensch kennt) ist ein schicker Ohrwurm, fein. Und um den Trashfaktor noch etwas in die Höhe zu treiben zaubert Flender in einer Szene gegen Ende auch noch mal völlig unmotiviert ein paar Möpse aus dem Hut. Die hatten noch gefehlt, jetzt ist der Film komplett.
    Kommen wir zum Fazit: Nach geringen Anlaufschwierigkeiten mausert "Die Killerhand" sich zu einer durchweg unterhaltsamen Horrorkomödie mit ein paar netten Überraschungen, kompetenten Effekten, einem ordentlichen Darsteller-Ensemble und ein paar absolut genialen Scherzen. Der Film ist nicht der Überhammer aus meinen kindlichen Erinnerungen, aber er ist so grundsolide, dass ich ihn dafür am liebsten knutschen würde, denn falsch macht der Film so gut wie nichts. Ein paar hübschere Protagonistinnen hätte ich mir noch gewünscht, aber ja mei, man kann nicht alles haben...

    Einzelwertungen
    Darsteller: 07/10 (Sawa und Hart tragen den Film quasi allein, Henson und Green sorgen für den Comic Relief, Fox nervt)
    Plot: 06/10 (total dummbrätzig, aber eigentlich ganz cool und vor allem absolut konsistent ohne großartige Löcher)
    Effekte: 08/10 (in ordentlicher Menge vorhanden und hübsch anzusehen, vor allem die Hand in der Mikrowelle ist echt cool)
    Anspruch: 02/10 (Hirn ausschalten, lachen, das ist ein Befehl!!!)
    Gesamtwertung: 7.5/10 (beinahe grundsolide Horrorkomödie mit einem nahezu unerschöpflichen Unterhaltungspotential, sollte jeder mal gesehen haben)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.7)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (10.01.2010 um 16:38 Uhr)

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    Laufzeit: ca. 118 Minuten
    Genre: Fantasy-Action
    Regie: Mark Steven Johnson
    Darsteller: Nicolas Cage, Eva Mendes
    Gesehen auf: Deutsch

    Kinostart: 22. Februrar 2007

    Inhalt:
    Johnny Blaze, ein motorradbegeisterter Junge, der mit seinem Vater eine Stuntshow auf einem Jahrmarkt betreibt, wird eines Abends vom Teufel persönlich besucht und vor eine Entscheidung gestellt. Für einen falschen Gefallen verkauft er seine Seele an den Höllenfürsten und Jahre später, nachdem er bereits ein berühmter Stuntman geworden ist, kommt die Zeit, den unterschriebenen Vertrag einzulösen, sprich der Kopfgeldjäger des Teufel zu werden: Der Ghost Rider.

    Kritik:
    Im Grunde genommen ist dieser Film alles, aber nicht gut. Die Story ist Riesenschrott, die Dialoge so strunzdämlich, wie man sie selten in diesem Ausmaß erlebt, die Figuren geradezu lächerlich, ja sogar die Regie wirkt amateurhaft vom Feinsten, aber nichts desto trotz, ist da irgendwas…
    Ich weiß noch, wie ich hier im Forum von dem Film erfahren habe. Ghost Rider. Marvel Verfilmung. Nicolas Cage. Ich dachte mir »geil! Ein weiterer saucooler Antiheld aus dem Hause Marvel, auch noch von Nicolas Cage gespielt, muss der Punisher sich da wohl warm anziehen?«. Nun…nein, muss er nicht. Er könnte sogar in Badehose, von mir aus auch ohne herumlaufen. Ich weiß zwar nicht, wie die Comics zum Ghost Rider aussehen, aber der Film wurde gehörig verhunzt. Zumindest in der Hinsicht, wie er wahrscheinlich gedacht war. Ernst nehmen kann man in den ganzen zwei Stunden wohl keine einzige Szene, aber man kann sich gehörig über den Film lustig machen und die lächerlichen Seiten zu seinem Amüsement nutzen! Als ich im Kino saß, trotz ellenhoher Erwartungen, brach ich immer wieder gellend in Lachen aus und auch gerade, während ich mir die DVD zu Gemüte geführt habe, musste ich immer wieder schmunzeln, auch wieder lachen. Anders als bei Filmen wie z.B. Botched, wollte dieser Film sich natürlich nie selbst verschaukeln, aber allein angesichts des Erscheinungsbildes des Ghost Riders hätte auch niemand ernsthaft annehmen können, einen gescheiten Film auf die Beine zu stellen. Ich meine… die Fratze ist alles, aber nicht cool oder unheimlich, wie sie eigentlich hätte sein sollen. Ich erinnere mich an einen Grafikkartentester von einem Kollegen, da gab es einen Totenschädel, der ganz genauso aussah… hier haben die optischen Effekte zweifelsohne am meisten versagt. An vielen anderen Stellen auch, aber es gab ebenso schön anzusehende Szenen, daran hat’s nicht gehakt.
    Schon eher Schuld ist da mit Sicherheit die Story. Das Intro mit dieser cooler-Cowboy-Erzählerstimme, die irgendeine dämliche Vorgeschichte erzählt, worauf eine noch viel dämlichere Hauptstory aufbaut, ist nur der Anfang. Es folgt nämlich noch eine weitere Vorgeschichte, die ermüdend lang ist und direkt alle Hoffnungen nimmt, noch einen guten Film sehen zu können. Gut, noch nicht alle, schließlich war bis zu diesem Punkt Nicolas Cage noch nicht im Bild gewesen, aber doch schon einen halben Einkaufswagen voll. Ich weiß nicht, wer sich die Entstehungsgeschichte von Blaze zum Ghost Rider ausgedacht hat, aber derjenige muss zu jener Zeit sehr, sehr müde gewesen sein. Oder einfach talentfrei, das sei dahingestellt. Ich will die Szene auch gar nicht beschreiben, da ich sie in ihrer Gesamtheit schlicht lächerlich fand – wenn man sie sieht, wird man mich sicher verstehen. Und nicht genug, dass neben der Entstehungsgeschichte noch eine fast überflüssige Vater-Sohn-Story erzählt werden muss, nein! Um Gottes Willen! In jeden schlechten Film – oder die, die es werden wollen – gehört natürlich auch noch eine Lovestory. Und in ganz besonders schlechte Filme natürlich eine, die kompliziert beginnt, noch komplizierter fortläuft und dann am Ende urplötzlich in eine Friede-Freude-Sahnetorte-HappyEnd umspringt. Aber immerhin kann der Film so eine optische Note hinzugewinnen, denn ohne Love Story, würde es auch keine heiße Eva Mendes vor der Kamera geben, die die öde Stunde etwas versüßt, bevor der Film eigentlich erst richtig losgeht. Und ehrlich gesagt, frage ich mich kopfkratzend, warum er so verdammt lange gebraucht hat um in Fahrt zu kommen?! Von der/den Vorgeschichte/n mal abgesehen, geht eigentlich alles in Windeseile vonstatten. Blaze verwandelt sich von der einen in die andere Szene in den Höllensöldner ohne eine wirkliche Entwicklung durchzumachen. Er muss seine Kräfte nicht erst kennenlernen, nein, sein Kopf fängt an zu brennen und er weiß sofort mit all seinen Fähigkeiten zu kämpfen und irgendwelche überzogenen Bibelsprüche abzulassen. Gut, es handelt sich bei dem Ghost Rider Zustand, wie man später im Film sehen kann, eher um eine Art gezielte Raserei, aber trotzdem.
    Die ganzen Mängel der Story aufzuzählen, würde aber zu viel Zeit in Anspruch nehmen und immer nur wieder auf dasselbe hinauslaufen, daher überspringen wir den Teil an dieser Stelle lieber und widmen uns den Figuren. Da haben wir zum Einen den – wie in jedem schlechten Film – nicht ganz so hellen, besten Freund, der aber so unwichtig ist, dass Blaze bei dem Anblick seiner Leiche nur ein »Oh, Mack« von sich gibt und weitergeht. Auch Roxanne ist als Figur völlig unzureichend aufgebaut und entwickelt worden. Auf der einen Seite ist sie naiv und kindlich, was der lächerlichen Note des Films nicht gerade entgegenwirkt, auf der anderen emotional und gebildet (»Haben Sie schon mal das alte Testament gelesen?« - Na klar, Süße, ist das nicht der Neue von Stephen King?)… Dann haben wir da natürlich die Höllenbruten. Ich habe mich den ganzen Film über gefragt, warum jeder einzelne von diesen übernatürlichen Viechern, allen voran der Ghost Rider himself, in so einem unglaublich nervenden Echo-Ton sprechen muss!? Ich meine, ist das nicht schon genug peinliche Inszenierung, dass beim Blitzschlag ihr Gesicht kurz eine Mischung aus Kakihara (»Ichi the Killer«) und Godzilla annimmt? Offensichtlich nicht. Nun ja, die drei Handlanger von Blackheart sind ungefähr so bedeutsam wie Mack. Jeder von ihnen hat ungefähr vier Sätze im ganzen Streifen zu sagen und tritt dann in Sekundenschnelle ab. Jaah, die Kämpfe machen wirklich Spaß... denn sie sind ungefähr so lange, wie die Trauer um Mack (irgendwie mag ich den Typen – auch wenn er tot ist). Wahrscheinlich wäre es einfach zu aufwendig gewesen, den Grafikkartentester auf den Schultern von Nicolas Cage in einen Kampf zu verwickeln. Ich fand es schon beeindruckend, dass sich der Schädel ein ganzes Mal im Film geändert hat, und zwar als ihm ein Cop den Unterkiefer ausrenkte… Und überhaupt die ganze Aufmachung, insbesondere von Blackheart war dermaßen 80er-Jahre-Billig-Horrorfilm-mäßig… schwarze Klamotten, blasser Teint, später dann in seiner ultimativen Form große, rot leuchtende Augen. Wenn ich es mir so recht überlege, ist der letzte Punkt sogar eher 50er-Jahre-Billig-Horrorfilm-mäßig. Nicht mal die Figur des Johnny Blaze ist gelungen. Auf der einen Seite gibt er sich eitel, auf der anderen Seite zurückhaltend und einzelgängerisch und zum Schluss dann so unpassend heldenhaft: »Nö, ich behalte die Kräfte um dir, dem Teufel, damit in den Arsch zu treten.« Natürlich in gehobener Sprache, wie sie nur im Alten Testament vorkommt, das wiederum eigentlich Roxanne lückenlos zitieren könnte. Das ist doch nur eine Absicherung, damit ein zweiter Teil entstehen könnte und ein erbärmlicher Versuch, das Happy End doch noch in eine ernste Angelegenheit zu drehen.
    Was mich dann noch an der Regie gestört hat? Vor allem in Erinnerung sind mir diese andauernden Gesichtszooms geblieben, was auch eher in den Filmen von vor 50 Jahren Gebrauch gefunden hat. Alles wirkte einfach wie von einem blutigen Anfänger zusammengewürfelt, eben wie die Story auch – kein Wunder, ich sehe gerade, dass der gute Johnson für beides verantwortlich ist… Bei Daredevil hat er irgendwie bessere Arbeit geleistet… hier waren sogar einige Settings einfach nur armselig; ich möchte an den Sumpf gegen Ende erinnern, der genauso gut eine schwarz gestrichene Garage mit Baumattrappen und einer Nebelmaschine hätte sein können.
    Oha… jetzt habe ich mich eine geschlagene Stunde über die Grausigkeit des Films aufgeregt, dabei wollte ich doch eigentlich seine positiven Seiten hervorheben und ihn im Vergleich zu Pontis Review ein paar Punkte dazugewinnen lassen, aber… ich vermag nicht mal richtig zu benennen was mir gefallen hat. Es gibt einige Szenen, die einfach gewollt komisch sind (»Desinfizieren Sie bitte die Nadel.«) und ihr Ziel auch erreichen, wobei ich mich frage, was sie im Screenplay zu suchen haben, wenn das Projekt doch eher ernst ausfallen sollte. Wie dem auch sei… dann gibt es noch einige wenige Szenen, in denen Nicolas Cage einfach dazu beiträgt, die Lachmuskeln zu reizen. Sei es durch seine Situationsinterpretation oder sein Schauspielern

    Ich will einfach damit verbleiben, die nutzlose Aussage zu tätigen, dass der Film grottig ist, aber nicht schlecht. Zumindest nicht über alle Maße. Wenn Nicolas Cage nicht mitspielen würde, ließe sich da noch mal drüber reden, aber allein um sich ihn anzusehen (bei ihm die Schauspielerei, bei Eva Mendes… was anderes), kann man sich den Film antun. Eine 3/10 hat er meiner Meinung nach definitiv nicht verdient. So eine Punktezahl würde ich vergeben, wenn ich enttäuscht oder verärgert aus dem Kino gekommen wäre, aber ich war fast schon begeistert. Wie gesagt, man muss es schaffen, sich über den Film lustig zu machen, dann kann er ziemlich gut unterhalten. Ich bin zwischen zwei Punkten hin und her gerissen, werde mich aber wohl für die 6 entscheiden. Unbegründet, aber in vollster Überzeugung!

    Na gut, doch 5.

    Nein, 6! So, Schluss jetzt. Heia bubu machen.

    Bewertung:
    Darsteller: 7/10
    Plot: 2/10
    Effekte: 6/10
    Anspruch: 2/10
    Gesamteindruck: 6/10
    LorD's FilmList-Platzierung: 204 (irgendwie immer noch ziemlich hoch…^^)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.3)
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  14. #254 Zitieren
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    Sweeney Todd- The Demon Barber of Fleet Street
    [Bild: sweeneytodd.jpg]

    Name: Sweeney Todd- The Demon Barber of Fleet Street
    Erscheinungsjahr: 2007
    Genre: Musical / Drama
    Regie: Tim Burton
    Darsteller: Johnny Depp, Alan Rickman, Helena Bonham Carter
    FSK: 16
    Laufzeit: 116 min.

    Inhalt:
    Sweeney Todd kehrt nach England zurück um sich dort an dem Richter Turpin zu rächen, der ihn zu Unrecht einsperren hat lassen, damit er sich indessen seine Frau schnappen konnte, die sich daraufhin mit Gift umbrachte.


    Meinung:

    Irgendwann, schon vor ein paar Wochen, da hatte ich gerade einen kurzen Lauf bei eBay, in dem ich allerlei gute Filme für wenig Geld ersteigert habe. Während dieser Zeit durfte sich auch „Sweeney Todd –The Demon Barber of Fleet Street“ als Objekt der Begierde bezeichnen, schaffte es dennoch mir gerade so in den letzten 30 Sekunden später wegersteigert zu werden. Während ich also vor mich hinfluchend dasaß kam dieser Vorschlag wie ihn einem nur Eltern vorschlagen können. Beim nächsten „Sehr Gut“ auf irgendein Schularbeitsfach, würde ich den Film als eine Art Lehrbelohnung bekommen.
    Tja, da ich aber vorhatte den Film in diesem Leben noch zu sehen, musste man sich wieder selbst um alles kümmern und so kam’s dass ich die gute Disc erst neulich in den DVD-Player reinschob (der wohlbemerkt Familienbesitz ist und gelegentlich kommt einer von denen auf die Idee sich darauf auch was anzuschauen, aber mein eigener ist ja schon bestellt und heute auch angekommen ^_^) .
    Nun, ich muss sagen ich hab mich auf den Film ziemlich gefreut, da er versprach mal was anderes zu sein. Sei es nun weil es ein Musical ist und einerseits weil nun einmal Johny Depp mitspielt, also der Mann der besser zu den schrägen Ideen in Sweeney Todd nicht passen könnte.
    Um gleich bei den Schauspielern zu bleiben, die müssen in diesem Fall natürlich vor allem eines können: Singen. Ich behaupte einfach mal, dass die das alle eigentlich ziemlich gut hinkriegen und überzeugend sind, klar, es könnte natürlich besser sein, aber stören tut es bei weitem nicht.
    Johnny Depp konnte mich eigentlich von Anfang an überzeugen, Helena Bonham Carter war für meine Ohren etwas bewöhnungsbedürftig, nach ein paar Minuten hatte ich daran auch nichts mehr auszusetzen und der Rest kriegt seine Sache auch ganz gut hin, wobei es doch ganz gut war, dass man die Sing-Parts für Alan Rickman verglichen mit den anderen eher kurz gehalten hat.
    Aber in „Sweeney Todd“ wird ja nicht nur die ganze Zeit gesungen, sondern auch „richtig“ geschauspielert und da gibt es dann auch wirklich gar nichts mehr auszusetzen.
    Wie bereits erwähnt, Johnny Depp könnte gar nicht besser in den Film reinpassen. Die Figur des Sweeney Todd, der bereit ist jederzeit jedem wenn nötig die Kehle mit seinen geliebten Rasiermessern (denen er ja immerhin sogar ein eigenes Lied widmet) durchzuschneiden und der durch und durch nur von Rachegefühlen an Richter Turpin besessen ist, passt zu ihm wie die Faust auf’s Auge, die Figur ist schräg und verrückt, so wie es sich für eine Johnny Depp Rolle auch gehört.
    Ähnliches gilt dann auch für Helena Bonham Carter und ihre Rolle der Mrs. Lovett, die Sweeney Todd zur Ruhe und Geduld überreden will und ihn insgeheim dann auch heiraten will (die Szene in der sie Sweeney Todd ihre gemeinsame Zukunft vorsingt ist einfach nur cool).
    Vielleicht auch ganz essentiell für ein Musical nebst Schauspielern: Was bringen einem Leute die singen können, wenn die gesungenen Lieder nicht zu gebrauchen sind? Hier könnte ich mich dann gleich selbst zitieren, denn es gilt dasselbe wie für die Sänger, ganz gut, passend und auch überzeugend, könnte aber sicher aus besser sein.
    Was an Sweeney Todd aber um einiges besser sein könnte ist die Handlung. Es ist nicht so, dass die Handlung ziemlicher Müll wäre oder unterdurschnittlich und schlecht, aber sie ist für diesen Film einfach zu sehr Standard.
    Der plötzliche Spannungsanstieg um die Mitte herum und das Ende wollen eigentlich überzeugen, können es aber nicht, weil der erfahrene Filmfan das so schon in genau dem 08/15-Schema in anderen Filmen gesehen hat. Die Handlung ist damit leider nichts besonderes, sondern einfach nur solide wie in zig Filmen auch und geht keine großen Wagnisse ein.
    Wenn der Plot von etwas lebt dann sind das 2 Sachen, nämlich die Tatsache, dass Sweeney Todd ein Musical ist was es verglichen mit dem was sonst derzeit so produziert wird zu etwas außergewöhnlichem macht und natürlich der, bezeichnen wir es einmal so, „Charme“ des ganzen und damit die paar schrägen Ideen die der Film hat.
    Um das beste Beispiel zu nennen, etwa dass Menschen zu Fleischpastete verarbeitet werden oder die bereits erwähnte Szene wo Mrs. Lovett die gemeinsame Zukunft vorsingt.
    Der Stil des Films ist durch und durch makaber und düster und spätestens ab der Hälfte fließt dann auch ordentlich, stilistisch bewusst übertrieben, viel Filmblut. Die Menschen tragen, bis auf eine Ausnahme, alle nur dunkle Kleidung als würden sie von einer Beerdigung zur anderen gehen und es scheint niemals die Sonne. Außerdem verdient es ausnahmslos jeder nach Sweeneys Meinung zu sterben. Alles in allem ist die ganze Präsentation also nichts für Menschen mit schwachen Nerven und die gerne Frohsinn in Filmen sehen.

    Fazit: Ich will ehrlich sein, eigentlich würde ich das Review gerne mit einer 09/10 – Bewertung abschließen, kann ich aber leider nicht. Der Film lebt von seinen Darstellern, von seinem Ideen und seinem makaberen Charme und von der Tatsache, dass er ein Musical ist.
    Gleichzeitig hätte die Handlung einfach viel überzeugender sein müssen, damit der Film zu so etwas wie einem „Must See“ wird.
    Freunde von makaberen Settings und Musicals werden aber sicher ihren Spaß damit haben.


    Einzelwertungen:

    Darsteller: 09/10 ( Johnny Depp und Helena Bonham Carter in so einem schrägen Film, kann nur gut sein)
    Effekte: 08/10 (Gibt nichts daran auszusetzen, erfüllt alle Ansprüche die man heutzutage an einen Film hat, übertrifft sie aber auch nicht)
    Plot: 08/10 (Außergewöhnlich ist der Plot nur weil es als ein Musical gestaltet ist, ansonsten gibt’s halt ein paar abgedrehte Ideen.)
    Anspruch: 08/10 (Menschen als Fleischpastete, vielleicht nicht jedermanns „Geschmack“…im wahrsten Sinne des Wortes)
    Gesamteindruck: 07/10 (Guter Film, denn man wegen seiner schrägen Ideen und seinem Muscial-Dasein gesehen habe kann, aber sicher nicht muss.)

    imdb 7.9
    Single Disc
    Special Edition
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    Laufzeit: ca. 125 Minuten
    Genre: Action-Komödie
    Regie: John McTiernan
    Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Austin O’Brien
    Gesehen auf: Deutsch, Englisch

    Kinostart: 07. Oktober 1993

    Inhalt:
    Der 11jährige Danny ist ein kleiner Filmfreak. Und wie sich das für einen ordentlichen Freak gehört, hat er auch keine Freunde – ausgenommen vom in die Jahre gekommenen Filmvorführer Nick, in dessen Gesellschaft er jede freie Minute fristet. So kommt es auch, dass er den neuen Film mit seinem Lieblings-Actionhelden Jack Slater vor der Weltpremiere sehen kann. Was er nicht ahnt, ist, dass ihn das magische Kinoticket von Nick näher an seinen Helden bringt, als er es sich je hätte träumen lassen…

    Kritik:
    Vorgestern habe ich noch geschrieben, dass Frank Castle alle Actionhelden der Filmgeschichte in Sachen Coolness in die Tasche steckt, doch wo ich noch mal Gelegenheit hatte darüber nachzudenken, bin ich mir nicht mehr ganz so sicher. Obwohl ich absolut kein Fan von Arnie bin, ist Jack Slater mindestens genauso cool wie mein heißgeliebter Punisher. Ich kenne den Film ungefähr so lange, wie ich überhaupt Filme gucke, habe ihn mindestens ein halbes Dutzend mal gesehen und bin immer wieder aufs Neue von ihm begeistert. Im Grunde genommen ist das auch kein Wunder, denn eine Parodie auf unrealistische und übertriebene Actionfilme wird solange Wirkung zeigen, wie es unrealistische und übertriebene Actionfilme gibt. Und geht man mit dem Gedanken im Hinterkopf an die Tatsache heran, dass Last Action Hero ein solcher ist, wird der Film noch viel genialer.
    Hunderte von Kugeln, aus nächster Nähe abgeschossen, aber den Helden verfehlend, Sprünge aus abenteuerlicher Höhe ohne beim Aufkommen mit der Wimper zu zucken, geschweige denn, sich etwas zu tun, explodierende Autos bei einer läppischen Kugel in einen irrelevanten Teil der Karosserie, einen Oberschurken, der irgendein dermaßen markantes Merkmal hat, das ihn unverwechselbar macht. Die Bemerkungen von Danny im Film natürlich nicht außer Acht lassend: Es gibt in guten Actionfilmen nur Fleischwunden (höchstens!) und jede Frau ist die personifizierte Attraktivität (»What about this girl right here. She is way too attractive to be working in a video store.«). Oh, und wie attraktiv die Frauen dargestellt werden ist einfach umwerfend übertrieben. Polizistinnen in quietschenden, hautengen Latexanzügen mit Ausschnitten bis zum Bauchnabel, einer Figur, die kurvenreicher nicht sein könnte und der einzigen Aufgabe, aufreizend durchs Bild zu laufen.
    Ich finde den Film von Anfang an erste Sahne, was schließlich auch nicht so häufig passiert. Man denke nur an Dannys Fantasien, als er im Unterricht die Verfilmung von Hamlet sieht und die langweilige Story mit einem Jack-Slater-Hamlet aufpoliert. Einfach eine geniale Idee, die perfekt in die Situation passt und toll inszeniert ist. Ebenso unbezahlbar ist die Szene, bevor die Dauer-Action richtig losgeht, sprich das magische Kinoticket zum ersten Mal wirkt und ein »Stück Film« in den Kinosaal geflogen kommt. Herrlich.
    Und eigentlich, wenn ein Kind eine Hauptrolle abgreift, bin ich schon darauf eingestellt, ein nervendes, quengelndes Blag ertragen zu müssen, aber nein! Nicht nur, dass O’Brien seine Rolle verdammt gut spielt, die Figur des Danny ist nicht weniger Actionheld als Jack Slater selbst. Mann, sogar der Name Jack Slater sprüht nur so vor Coolness… sicher steckt da auch eine Parodieidee hinter. Jedenfalls scheint Danny noch erheblich standfester zu sein, als sein großes Idol, denn während er sich in Sekundenschnelle in die konfrontierte Filmwelt einlebt, ist Slater bei der umgekehrten Reise erheblich geschockter. Überhaupt halte ich die beiden für das am besten miteinander harmonierende Kind-Erwachsenen-Duo der Filmgeschichte. Aber Schwarzenegger kann ohnehin gut mit Kindern die Hauptrolle teilen, siehe Twins.
    Wo wir auch schon bei den Darstellungen wären, die sich von Film zu Realität unterscheiden und in diesem Film kaum besser hätten dargestellt werden können, hinsichtlich dem Einschlagen von Autoscheiben, dem öffentlichen Morden von Menschen (was neben dem ganzen Parodieren auch eine gehörige Gesellschaftskritik darstellt) und den bereits erwähnten lebensbedrohlichen Verletzungen, bzw. Fleischwunden. Auf Dinge, die man in normalen Actionfilmen womöglich aus Gewohnheit übersieht, wird hier bewusst Betonung gelegt und wer Last Action Hero gesehen hat, wird spätestens ab diesem Zeitpunkt bei jedem Scheibe-Einschlagen mit der blanken Faust bei Genre-Kollegen ein amüsantes Déjà-Vu erleben. Überhaupt wird man in anderen Actionfilmen auf bestimmte Dinge achten, nur um festzustellen, dass LAH vollkommen Recht behält – was ihn nicht nur noch lustiger macht, sondern zudem um eine weitere Note auszeichnet. Vergessen wir an dieser Stelle auch nicht Slaters Tochter Whitney – in allen Action enthaltenden Filmen ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Kinder der Helden dieselben Charakterzüge und mindestens genug drauf haben, um ein paar bösen Schurken die Kauleiste zu vermöbeln. Was ich ebenfalls amüsant fand, war, dass Whitney erst in Jack Slater IV vorgestellt wurde (man denke an John McClanes schlagfertige Tochter in Stirb Langsam 4.0 oder Indys frechen Sohn im vierten Indiana Jones Teil…). Natürlich kann es sich kein gewöhnlicher Actionfilm leisten, das Heldenkind so übertrieben darzustellen, dass es den Abschlussball schwänzt um zu Hause seine ak47 zu polieren – Last Action Hero darf und tut dies am laufenden Band!
    Neben den genialen Parodien und der auch sonst absolut großartigen Story, sind natürlich die Unmengen von beinahe historischen Zitaten und die absolut sympathischen Figuren die richtige Würze für einen perfekten Film: Jack Slater als saucooler Actionheld steht natürlich außer Frage, Danny, der ihm gerecht werdende, treue Fan, der Mafiaboss, der kein Sprichwort richtig auf die Kette bekommt und der Oberschurke mit den kultigen Glasaugen, der ihn stets im missbilligendem Tonfall und hinter seinem Rücken korrigiert (und beleidigt). Nicht zu vergessen die ganzen Nebenfiguren wie eben Whitney, die ganz nach ihrem Vater kommt, der schreiende Polizeichef (eine der besten Parodien des Films) oder Whiskas, der Cartoonkater. Denn um die Actionfilme zu parodieren wird auch ordentlich Gebrauch von Cartoon-Elementen gemacht. Einigen wird vielleicht nicht entgangen sein, dass die geworfenen Dynamitstangen (man hätte ebenso gut schwarze, runde Bomben mit Zündschnur nehmen können um den Gedanken davon zu unterstreichen) aus einer Kiste von ACME entnommen werden (die Firma, die in diversen Warner Bros.-Cartoons alles herstellt, nicht zuletzt auch Waffen und eben Dynamit in den Road Runner und Coyote Cartoons, aus denen zu Beginn des Films auch ein Ausschnitt gezeigt wird). Und wie auch Donald Duck in seinem Kleiderschrank lediglich eine Vielzahl von denselben Matrosenjäckchen und –mützen hat, hat natürlich auch Jack Slater ausschließlich die Klamotten in seinem Schrank, die er den ganzen Film über anhat. Wobei mir auch direkt wieder die Szene einfällt, in der Slater aus dem teerartigen Schlamm herausstapft, komplett damit eingedeckt und in der nächsten Szene bereits wieder fast sauber ist, nur mithilfe eines Papiertuches, das er sich wer weiß woraus gezogen hat. Solche parodierten Momente wird man im Film immer wieder vorfinden, selbst wenn man nicht gezielt darauf achtet (aber dann natürlich besonders).
    Viel mehr bleibt mir auch gar nicht zu sagen… in meinen Augen zweifelsohne der beste Schwarzenegger-Film, der existiert, eine der intelligentesten Parodien überhaupt und ein sprudelnder Brunnen an Action und coolen Dialogen. An einigen wenigen Stellen merkt man einen geringfügigen Mangel an Spezialeffekten (z.B. bei der E.T.-Parodie), aber schließlich ist der Film auch nicht der neuste, auch wenn er optisch noch sehr frisch wirkt.
    Und auch, wenn sich mein Review in erster Linie mit den Parodien im Film auseinandergesetzt hat – eben, weil es der Punkt ist, der mich am meisten begeistert hat – ist der Streifen an sich auch ein grundsolider Actionfilm mit einem für sein Genre schon erhöhten Anspruch und ungeheurem Unterhaltungswert. Ein Film, den jeder einfach gesehen haben muss, der auch nur das Geringste auf Filme setzt. Nur ist wohl die deutsche Version erheblich empfehlenswerter, weil Arnies Originalstimme schlicht grausam ist ^^'

    Bewertung:
    Darsteller: 8/10
    Plot: 9/10
    Effekte: 7/10
    Anspruch: 6/10
    Gesamteindruck: 10/10
    LorD's FilmList-Platzierung: 14

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.7)
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    Die DVD bei Amazon.de
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    Kinostart: 21.11.1996
    Regie: Rob Cohen
    Genre: Fantasy/Action/Abenteuer
    Darsteller: Dennis Quaid, Dina Meyer, David Thewlis
    FSK: 12

    Inhalt: 984 nach Christus: Bei einem Bauernaufstand wird der grausame König Freyne vom Lynchmob getötet und sein Sohn Einon schwer verletzt. Einons Mentor Bowen, der letzte Ritter des alten Kodex, und seine Mutter gehen einen Handel mit einem Drachen ein, der dem sterbenden Jungen die Hälfte seines Herzes überlässt und ihm damit das Leben rettet. Als Einon sich dann zum Tyrannen emporschwingt schiebt Bowen die Schuld auf den Drachen, tritt aus dem Dienst des Königs aus und verdingt sich von nun an als Drachentöter. Zwölf Jahre später steht er kurz davor, den letzten Drachen zu erlegen. Doch durch Zufall werden die beiden zusammengeschweißt und aus den einstigen Feinden werden Freunde...

    Kritik: Freunde, eh ich hier mit dem Review anfange, muss ich mir erst mal die Augen trocken wischen, ich seh ja kaum was, so verschwommen ist das alles. Ja, ihr seht (oder lest) richtig, alten Count hat geweint wie ein kleines Mädchen. Lachtränen? Wegen einem zwerchfellerschütternd schlechten Film? Ohne jetzt mein komplettes Fazit vorweg zu nehmen: Ney! Aus einem anderen Grund kullerten mir die Dinger gerade eben, als die letzten Minuten von "Dragonheart" über den Bildschirm flimmerten, über die Wangen. Und das ist ein Grund, für den ich mich nicht im geringsten schäme, jahar! Mein Freund Skogen (ein etwa fünfzehn Zentimeter großer Wikingertroll, der eine oder andere mag Fotos gesehen haben) äußerte sich übrigens auch auf ähnliche Art und Weise über den Film und wer Skogen kennt, der weiß, dass der hart im Nehmen ist (nein, ich bin nicht wahnsinnig)...
    Wurscht, begleitet mich mal kurz auf eine Reise, meine lieben Freunde (und du darfst von mir aus auch mitkommen, Ponti), zurück ins Jahre 1996. Da war euer Lieblings-Count noch zarte neun Jahre alt und ging mit seiner Mutter und seinem Bruder ins Kino (Frevel, der Film war ab 12, den hätte ich ja gar nicht sehen dürfen), um sich Hollywoods neusten Streich in Sachen Swords & Sorcery-Fantasy anzuschauen, "Dragonheart", eine 57-Millionen-Dollar-Produktion von Rob Cohen ("xXx", "Die Mumie 3", "Daylight"... als Produzent hatte der Mann ein glücklicheres Händchen, glaubt's mir), deren Marketing vor allem auf zum Niederknien guten Special Effects beruhte. Doofe Sache, dass euer Count die ganze Story des Films schon kannte, denn schon Monate zuvor war die Videospielfassung des Dings für Gameboy auf den Markt gekommen und die hatte ich da schon zig mal durchgespielt (zugegeben, das Spiel war nicht sonderlich gut, aber irgendwie... egal). Cool hingegen, dass er (also ich... argh, ich sollte aufhören ständig erste und dritte Person zu vermischen) den Film trotzdem hammergeil fand. Irgendwann legte ich mir auch die DVD zu und heute abend überließ ich wieder Kollege Re'on die Entscheidung, welchen der verbleibenden vier Filme ich mir anschauen und hinterher Reviewen sollte. Er und das 20-Cent-Stück, das ich in die Luft schnipste, waren sich einig: "Dragonheart".
    First things first: Als klassischer Sword & Sorcery-Streifen hat man bei mir ja eh schon mal gut gepunktet, gibt's davon doch meiner Meinung nach viel zu wenige (und noch viel weniger gute). Okay, gezaubert wird nicht groß im vorzeitlichen England (wo der Film sich abspielt), aber mit Schwertern fuchteln unsere Helden und Bösewichte schon des öfteren herum. Und das gar nicht mal so übel. Ich bin zwar nach wie vor ein elender Nahkampflaie, aber Dennis Quaids Fechteinlagen sind alles andere als übel, der Kampf am Wasserfall gegen Einon ist richtig klasse und die "große" Endschlacht (kann sich zwar mitnichten mit der Konkurrenz à la "Herr der Ringe" oder "300" messen, aber...) kann sich auch wirklich sehen lassen (ich finde die FSK von 12 übrigens etwas gewagt, der Film wird zwar nie explizit brutal aber der Bodycount wird schon - grob überschlagen - an die 50 gehen), vor allem da die Ausstattung des Films wirklich große Klasse ist, genau wie die Kulissen, die zwar hin und wieder etwas grau in grau, bzw. grün in grün wirken, aber trotzdem auf jeden Fall gut Stimmung machen. Aber gut, das sollte man bei den Produktionskosten auch erwarten können.
    Auch wenn die wohl größtenteils ins Special-Effects-Department geflossen sind. Die wurden nämlich von ILM - Industrial Lights & Magic (wer die nach den grottigen neuen drei "Star Wars"-Teilen schon vergessen hat, das waren die, die groß waren, ehe Weta aufgetaucht ist) - realisiert und... Sagen wir mal so, rein quantitativ hatten die nicht gar so viel zu tun. Es gibt gar nicht so viel fantasy-typischen Kram, der dringend aus der Rechenmaschine stammen musste. Mit einer Ausnahme. Ja was erwartet ihr denn, die zweite Hauptrolle spielt ein Drache, verdammich. Namentlich Draco, nachempfunden unserem Lieblingsschotten Sir Sean Connery (ihr erwartet nicht wirklich, dass ich jetzt anfange hier Filme aufzuzählen, oder?) und auch von diesem gesprochen. Und was soll ich sagen, auch heute, nach etwa dreizehn Jahren, sieht Draco einfach nur hammergeil aus. Der Drache toppt alles, was es davor gab, bei weitem und war auch lange Zeit danach noch eine absolute Referenz, denn... Wie soll ich sagen? Er lebt ganz einfach. Er fügt sich so perfekt in jedes Bild des Films ein, als ob er tatsächlich echt wäre und keine übergroße Flugechse aus der Rechenmaschine. Auch das Zusammenspiel zwischen dem Computerdrachen und den tatsächlichen Darstellern ist ganz einfach herrlich und so absolut natürlich, dass man den Film alleine dafür lieben muss. Und ganz ehrlich: Draco und Sir Bowen sind eins der coolsten Filmduos aller Zeiten.
    Das auch kräftig unterstützt durch die guten Schauspielleistungen... Wobei ich hier jetzt ein wenig relativieren muss und gleich von Anfang an sage: Scheiß auf die Originalfassung, die deutsche Synchronisation rockt einfach nur. Ich hab den Film heute zum ersten Mal auf Englisch gesehen und... Die deutsche Fassung ist einfach überlegen. Sean Connery ist zwar nett, aber Mario Adorf (der Draco hierzulande spricht) ist mindestens genau so gut, der ware Tiefschlag aber ist Dennis Quaid. Der klingt im Englischen nämlich einfach total unnatürlich und gezwungen wenn er versucht den harten Hund raushängen zu lassen, der seine Rolle nun mal ist. Die von Thomas Danneberg (Schwarzenegger yeah) passt wesentlich besser. Aber ansonsten ist Quaids Schauspiel äußerst gut gelungen. Er gibt den abgehalfterten Ritter relativ abgebrüht, aber auch mit den nötigen Emotionen. Ihm zur Seite steht ein gut aufgelegter Pete Postlethwaite ("Die üblichen Verdächtigen") als Comic-Relief Bruder Gilbert von Glockenspur, der ein paar wirklich gute Scherze auf seiner Seite hat. Und eine extrem fesch ausschauende Dina Meyer (die mit den Möpsen aus "Starship Troopers", hrhr), die noch dazu auch in den Kampfszenen eine gute Figur macht. Weiterer Höhepunkt des Casts: David Thewlis ("Gangster No.1", "The Big Lebowski") als König Einon, der ein wirklich extrem heftiges Ekel abgibt. Großartige Hassfigur. Ansonsten bekleidet Jason Isaacs ("Event Horizon") noch die Rolle von Einons schmierigem Berater Lord Felton und Brian Thompson ("Plane Dead") kann als ungehobelter Haudrauf Brok auch Boden gut machen. Die darstellerischen Leistungen sind wirklich große Klasse, auch von den eher unbekannten Nebendarstellern. Selten sieht man einen so hochklassigen Cast auf einem Haufen, Hut ab dafür.
    Und auch ansonsten macht der Film eigentlich alles richtig. Die Story ist zwar nicht der Weißheit letzter Schuss, aber sie ist nett, unkompliziert, trotzdem interessant genug um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Es gibt nicht viele Twists und Turns, aber die, die man geliefert kriegt, sind logisch und nachvollziehbar und auch nicht so unglaublich vorhersehbar. Die Musik aus der Feder von Randy Edelman ("Der letzte Mohikaner", "Die Maske") ist schlicht und ergreifend fantastisch, der großartige Theme treibt mir immer wieder Tränen in die Augen. Auch die Effekte und Kampfszenen habe ich schon eingehend gewürdigt, die bringen (eine makellose Inszenierung aus dem Hause Cohen sei Dank) auch die nötige Intensität mit, um das Publikum zu packen. Interessanterweise (ja, ich weiß, ich überstrappaziere diese Phrase langsam aber sicher) funktioniert "Dragonheart" aber auf so viele unterschiedliche Arten. Es gibt tolle Actionszenen, es gibt viel zum Grinsen und zu Lachen (wirklich nur ganz wenige Pointen gehen daneben), eine nette Moral wird auch noch mitgeliefert und das Ende... Ich schätze mal der erste Absatz des Reviews sagt da schon einiges aus. Ich bin 21 Jahre alt und nicht gerade zimperlich und ich habe schon vieles gesehen (auf der Kinoleinwand und auch außerhalb). Aber wenn ein Film mich auch beim sechsten oder siebten Anschauen (ich hab nicht mitgezählt, aber das sollte so in etwa hinkommen) noch dazu bringt, gar heftig in Tränen auszubrechen (da spielt auch der Theme wieder mit rein, der gegen Ende an genau der richtigen Stelle eingesetzt wird), dann muss da was besonderes dran sein. Und das ist "Dragonheart" auf jeden Fall...
    Kommen wir zum Fazit: Ich stecke in einer Zwickmühle... Denn "Dragonheart" ist auf keinen Fall ein objektiv betrachtet perfekter Film. Aber er ist einfach so gut, so rührend, so mitreißend, dass ich die schlechten Seiten liebend gerne übersehe. Und genau das ist es, was für mich einen großen Film ausmacht. Hier stimmt einfach alles, die effektive Story, die genialen Special Effects, die guten Darsteller, die klasse Ausstattung, die perfekte Musik und vor allem das Kribbeln in der Magengrube, das heftige Klopfen des Herzens, das Zusammenschnüren der Kehle und das Kullern der Tränen am Ende. Das macht einen großen Film aus. Und obwohl ich das eigentlich nicht mehr tun wollte... scheiß drauf. HÖCHSTNOTE!

    Einzelwertungen
    Darsteller: 09/10 (alle miteinander großartig, die deutsche Synchrofassung schlägt das Original)
    Plot: 08/10 (eine sehr straighte Story, die genau weiß wo sie hin will und ihre Sache mehr als gut macht)
    Effekte: 10/10 (sogar nach mehr als einem Jahrzehnt ist Draco schlicht und ergreifend perfekt)
    Anspruch: 07/10 (sehr moralisch aufgezogen, mit ein paar netten Botschaften, allerdings ohne das Entertainment dafür unter den Tisch fallen zu lassen)
    Gesamtwertung: 10/10 (haha, verklagt mich doch, ich liebe diesen Film)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 6.2)
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    Die DVD bei Amazon.de
    Harbinger ist offline Geändert von Harbinger (21.10.2008 um 01:55 Uhr)

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    Name: True Romance
    Erscheinungsjahr: 1993
    Genre: Krimi
    Regie: Tony Scott
    Darsteller: Christian Slater, Patricia Arquette
    FSK: 18
    Laufzeit: 112 min.

    Inhalt:
    Clarence und Alabama haben Glück, denn obwohl sich herausstellt dass sie nur ein Callgirl ist, das Clarence von seinem Boss zu seinem Geburtstag geschenkt wurde, verlieben sich die beiden sofort in einander. Als Clarence dann Alabamas Sachen von ihrem Zuhälter abholen will und ihn dabei umlegt bekommt er nicht etwa Alabamas Sachen, sondern einen Koffer voller schön verpackter Drogen, die er und Alabama so schnell wie möglich los werden wollen.


    Meinung:

    Mit Brüdern hat man im Leben sowieso nur Probleme. Irgendwann kauft man sich mit denen einen Fernseher der dazu da ist, dass man darauf mit diversen Konsolen spielen kann und beschließt dann, nachdem es das Schicksal gut mit einen meint und einem einen zweiten Fernseher schenkt, dass der eine Fernseher denen für ihre Konsolen gehört und der andere einem selbst, damit man darauf Filme schauen kann.
    Klar, es kommt wie es kommen muss, keine ganze Woche später ist der Fernseher von meinem Brüder nur noch Schrott und mein Fernseher durfte teilweise wochenlang aus meinem Zimmer verschwinden und ich musste mir meine Filme am PC (!!!) ansehen. Da das so aber überhaupt nicht mehr weitergehen kann wenn man sich dann extra noch einen eigenen DVD-Player bestellt (bzw. ihn mittlerweile auch schon hat) hab ich mir den verloren geglaubten Fernseher einfach wieder zurückgeholt und hatte dann neulich jüngeren Bruder und Kumpane im Zimmer sitzen, damit sie PS2 spielen konnte.
    Lange Rede, kurzer Sinn, bevor ich mich endlich auf die Couch schmeißen konnte um mir „True Romance“ anzusehen, durfte ich erstmal nur auf einen einfärbigen Bildschirm starren und mich wundern, warum zum Teufel sich das verdammte DVD-Menü nicht startete obwohl der Player lief. Der eine oder andere hat vielleicht den Zusammenhang mit Brüdern und PS2 schon verstanden, dem anderen sei noch gesagt, dass der gute Fernseher nur einen Anschlusshat , man deshalb also immer schön die SCART-Kabeln umstecken muss, sonst kann man auf die Fernbedienung des DVD-Players einhämmern wie man will (keine Sorge, ist noch das alte Teil der meiner Familie gehört und nicht mein neuer, bei „True Romance“ war er noch nicht da), man wird nichts zu sehen bekommen. Soweit so gut, da ich das Problem nach relativ kurzer Zeit auch erkannt hatte, konnte es dann auch endlich losgehen.
    „True Romance“ stammt aus der wunderschönen und friedvollen Zeit, in der Quentin Tarantino erst bei 2 Filmen seine Finger im Spiel hatte, nämlich einerseits „My Best Friend's Birthday“, der mir absolut gar nichts sagt und „Reservoir Dogs“, den ich eigentlich ganz gut finde, ehe Machwerke wie „Pulp Fiction“ folgten.
    Bei „True Romance“ handelt es sich um den dritten Film, wo der gute Mann, Gott sei’s gedankt, weder Regie führte noch selbst mitspielte. Unter den wenigen Menschen dieser Welt die nicht finden, dass Quentin Tarantino ein Meister der Regieführung und ein Geschenk von Gott an die Filmkunst ist, gibt es nämlich die Meinung, dass der Mann eigentlich doch nicht so unfähig ist wie man ihn nach seinen *hust* Meisterwerken *hust* wie „Pulp Fiction“ und „Kill Bill Vol.1+Vol.2“ eigentlich halten müsste und eigentlich nur ein Kretin am Regiestuhl ist und doch ganz gute Drehbücher schreiben kann. „Pulp Fiction“ und „Kill Bill“ strotzen meiner Meinung nach nur so von guten, aber nicht einmal annähernd gut ausgeführten Ideen (was dann auch zu den miserablen Wertungen führt die man ihnen gerechterweise geben muss, was aber offenbar nur ganz wenige tun…). Von daher war ich von der Vorstellung, dass Quentin Tarantino die größte Gefahr für seine eigenen Drehbücher ist, ziemlich angetan (im Sinne von Genie und Wahnsinn liegen eng beieinander )
    Nun, eine Auszeichnung für das Drehbuch von „True Romance“ gibt’s sicher nicht, weshalb ich den Mann vorerst (sollte ich jemals „Natural Born Killers“ sehen – was ich durchaus vorhabe- könnte sich meine Meinung über ihn natürlich auch ändern) als einfach unfähig und overhyped abstemple. Die Handlung von „True Romance“ ist sicher nicht schlecht aber auch sicher nicht außergewöhnlich und verschleudert massenhaft Potenzial (was dank fähiger Regie nicht so sehr in’s Gewicht fällt wie bei Tarantino-Filmen). Sagen wir einfach sie ist grundsolide, mit ein paar Ansätzen zu etwas außergewöhnlichem die nicht wirklich wahrgenommen werden.
    Vor allem zwei Dinge hätten so viel besser gemacht werden können: Einerseits der „Mentor“ von Clarence, der nur geschätzte 2 Szenen im ganzen Film hat, obwohl man damit so viel mehr coole Dialoge hätte machen können. Und dann noch die zwei Polizisten die man erst gegen Ende einfügt. Chris Penn und Tom Sizemore rocken als Cody Nicholson und Nicky Dimes einfach nur. Man hätte versuchen können die zwei schon zu Beginn einzubauen, so dass sie etwa bereits auf den Mord an Drexl angesetzt werden und so Clarence und Alabama immer mehr auf die Spur kommen. Wenn wir gerade bei Chris Penn und Tom Sizemore, also zwei Schauspieler die dem einen oder anderem etwas sagen die einen viel zu kurzen Auftritt haben, nebst den beiden gibt es in „True Romance“ so dermaßen viele von bekannten Schauspielern verkörperte Rollen, dass es eine Freude ist. Val Kilmer als der Mentor von Clarence (was hab ich mich stundenlang, wenn nicht ganze Nächte lang, gefragt wenn zum Teufel der gute Mann eigentlich gespielt habe, nur weil man das Gesicht von den Typen im Film nie sieht), Christopher Walken als sizilianischer Gangster, Dennis Hopper als der Vater von Clarence und natürlich Brad Pitt als dauerbekiffter Zimmergenosse von Dick Ritchie, einem Freund von Clarence. Leute die mit den Serien von HBO vertraut sind finden in „True Romance“ noch zwei zusätzliche Bekannte: Erstens, Paul Ben-Victor, als Handlanger von Christopher Walken, den hier vermutlich sowieso nur ich aus der 2.Staffel von „The Wire“ kenne und natürlich James „Tony Soprano“ Gandolfini, ebenfalls als sizilianischer Mafiahandlanger, der einen richtig coolen Auftritt in einem Motel hat, der neben dem „Gespräch“ Dennis Hopper – Christopher Walken wohl einen der Höhepunkte dieser Auftritte ausmacht. Die Hauptdarsteller selbst erledigen ihre Arbeit auch sehr zufriedenstellend, wäre aber wegen der ganzen Nebenrollen sowieso ziemlich egal.
    Nun, für alle die sich jetzt denken: „Hey, der kreative Kopf hinter „True Romance ist doch der selbe wie bei „Pulp Fiction“, da muss doch auch der Stil gleich sein!“. Der Stil von „True Romance“ und „Pulp Fiction“ ist sehr unterschiedlich, obwohl sich auch „True Romance“ sicherlich nicht an jeder Stelle der 112 Minuten Laufzeit ernst nimmt. Was ich damit sagen will ist, dass niemand einen Schwarzen mit Afrofrisur erwarten sollte oder natürlich auch die aus „Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“ bekannten Nonsense-Dialoge (wobei ich sagen muss, dass ich den „Like a Virgin“ und „Trinkgeld“-Dialog zwischen den farbenreichen Herren doch ganz unterhaltsam fand).
    Die Darstellung der Mafia oder Gary Oldman als Drexl ist deutlich „harmloser“, also nicht so sehr überzogen, wie gewisse Elemente in Tarantino-Filmen.
    Fazit : Quentin Tarantino konnte mich immer noch nicht davon überzeugen, nur halbwegs so gut zu sein wie alle sagen, nichtsdestotrotz ist „True Romance“, obgleich das Skript an vielen Stellen mehr Potenzial gehabt hätte, ein guter, unterhaltsamer Film, den man nicht gesehen zu haben bereuen wird.


    Einzelwertungen:

    Darsteller: 09/10 (Hauptdarsteller solide, aber für die zahlreichen prominenten Nebenrollen gibt’s nen Extrapunkt)
    Effekte: 07/10 (Gibt nichts daran auszusetzen)
    Plot: 07/10 (Verschenkt Potenzial, aber ganz gut)
    Anspruch: 06/10 (Die Handlung ist nicht schwer zu verstehen, man kommt gut mit)
    Gesamteindruck: 07/10 (Guter Unterhaltungsfilm, der aber auch das Potenzial hätte um einiges besser zu sein.)

    imdb 7.9
    DVD bei Amazon
    Trailer (nicht unbedingt spoilerfrei)
    Re'on ist offline Geändert von Re'on (02.10.2008 um 17:48 Uhr)

  18. #258 Zitieren
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    Laufzeit: ca. 93 Minuten
    Genre: Komödie
    Regie: Steven Brill
    Darsteller: Adam Sandler, Winona Ryder
    Gesehen auf: Deutsch

    Kinostart: 15. August 2002

    Inhalt:
    Nachdem der stinkreiche und etwas hochmütige Preston Blake beim Erklimmen des Mount Everest abtritt, geht sein Vermögen an den einzigen, lebenden Nachfahren: das Landei Longfellow Deeds. Der Vorstand der Blake-Gruppe verfolgt aber das Ziel Deeds seine Aktienanteile abzukaufen um frei über die Firma verfügen zu können. Bis die Papiere aufgesetzt sind, dauert es aber einige Tage, in denen Deeds das ihm völlig fremde New York erkundet.

    Kritik:
    Ich brauchte heute einfach leichte Kost, und als ich so an meinem DVD-Regal entlangging fiel mir beim dritten Meilenstein die Adam Sandler Box auf. Was könnte leichtere Kost sein? Also griff ich zu, riss die Folie auf und starrte auf die Auswahl: Big Daddy, Die Wutprobe oder Mr. Deeds? Da mir erstere beiden noch recht gut in Erinnerung waren, fiel mir die Wahl nicht sonderlich schwer.
    Der Film ist die typische Adam Sandler Komödie. Er selbst spielt mal wieder einen liebevollen, nicht mit übermäßiger Intelligenz beschenkten Loser – dieses Mal in der Verkörperung des weltfremden Landeis, es gibt eine Menge bizarr komischer Figuren, die in ihrer Übertriebenheit meist auch nur in Filmen mit Sandler anzutreffen sind; sei es der anschleichende, spanische Butler, der schielende und paranoide Irre oder der Opernsänger, der auch im Privatleben auf seinen Berufston zugreifen muss. Wie gesagt sind sie ziemlich übertrieben, das stört aber im Grunde genommen weniger, da gerade diese Figuren eher einen Nebenpart übernehmen.
    Die Story ist natürlich kein Meisterstreich, gewöhnliches Komödienmaterial: Ein Landei kommt in die große Stadt, eine Reporterin will seine gute Art ausnutzen, verliebt sich letztendlich und unweigerlich in ihn  Happy End. Das ist nicht überraschend und ohnehin Grundelement eines Sandler-Films, was auch einer der Gründe dafür ist, warum man bei diesen nie mit Anspruch zu rechnen hat. Apropos Anspruch: Auf den gewohnten, niveaulosen Humor wurde hier weitesgehend verzichtet, einen gewissen schwarzen Fuß außer Acht lassend.
    Schauspielerisch fand ich das Ganze ebenfalls akzeptabel, bis auf Winona Ryder – die Frau wollte mir absolut überhaupt nicht gefallen. Irgendwie wirkte sie furchtbar untalentiert und schaffte es selten mit ihrem Gesicht das auszudrücken, was von ihr verlangt wurde. Ganz im Gegensatz zu John Turturro, der seine Rolle mindestens so großartig spielte wie den Terroristen in »Leg dich nicht mit Zohan an«. Diese übertriebenen Rollen scheinen ihm sehr zu liegen… zumindest prägen sie sich im Zusammenhang mit seinem Namen erheblich mehr ein als ernstere Rollen wie z.B. in »Das geheime Fenster«. Und wie in so ziemlich jedem Sandler-Film hat auch Rob Schneider wieder einen Gastauftritt, der inzwischen bereits ein amüsanter Running-Gag ist.
    Vom Humor her bin ich fast vollkommen zufriedengestellt, der Film war auch noch etwas lustiger, als ich ihn in Erinnerung hatte. Gute bis ziemlich gute Gags sind auf jeden Fall enthalten und ich persönlich musste überraschend häufig lachen. Zumindest unterdrückend keuchen, da ich sonst meine Eltern aufwecken würde zu dieser späten Stunde… Eben ein Film, den man sich ansehen kann, wenn man in der Situation ist wie ich (oder einer ähnlichen): Wir haben 1 Uhr, man ist noch nicht müde, will wohl noch einen Film gucken, aber nichts anspruchsvolles um diese Zeit, lieber etwas um den Tag chillig ausklingen zu lassen, vielleicht noch etwas zu lachen aber definitiv etwas, über das man im Nachhinein nicht mehr nachdenken muss – genau dann ist Mr. Deeds eine recht passende Wahl um damit seinen DVD-Player zu füttern.

    Bewertung:
    Darsteller: 7/10 (alles relativ durchschnittlich, John Turturro darüber, Winona Ryder darunter)
    Plot: 5/10 (wenig originelle Komödien-Story mit gewohnt kitschigem, ziemlich unrealistischem Ende (das aber auch gar nicht anders gepasst hätte))
    Effekte: -/10 (Was für Effekte?)
    Anspruch: 2/10 (Es geht hier um einen Sandler-Film… der fehlende Anspruch ist, was den Film auszeichnet)
    Gesamteindruck: 7/10 (unterhaltsame Komödie im Bereich des oberen Durchschnitts)
    LorD's FilmList-Platzierung: 201

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 5.5)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
    LorD AvengeR ist offline Geändert von LorD AvengeR (03.10.2008 um 03:15 Uhr)

  19. #259 Zitieren
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    I'm A Cyborg, But That's OK

    [Bild: 51Bh%2BU-227L._SL500_.jpg]

    Kinostart: 17.01.2008
    Regie: Chan-Wook Park
    Genre: Komödie/Drama/Liebesfilm
    Darsteller: Su-jeong Lim, Rain, Yong-nyeo Lee
    FSK: 12

    Inhalt: Während die junge Young-goon in der Fabrik am Fließband sitzt, schneidet sie sich die Pulsadern auf, klebt sich ein paar Kabel daran fest und steckt diese in die Steckdose. Ihrem kurzen Ausflug auf den Boden der Tatsachen folgt ein längerer in die Klapse. Dort unterhält sie sich gerne mit dem Getränkeautomaten oder auch mal einer Lampe. Denn Young-goon ist sich sicher: Sie ist ein Cyborg. Aber sie weiß nicht, was der Sinn ihres Lebens ist. Also macht sie sich auf die Suche danach...

    Kritik: Hallo? Geht's noch? Alle Schrauben noch drin, Mister Park? Oder sind Sie jetzt vollends dem Wahnsinn verfallen? Schon mal daran gedacht sich selbst einweisen zu lassen, anstatt Filme in Irrenhäusern zu drehen? Wäre mal ne Möglichkeit, wa?
    So, jetzt geht's mir besser. Halli hallo, ihr entschuldigt meinen kurzen Ausbruch, aber das musste halt einfach mal sein. Der Grund dafür ist unser heutiger Film, "I'm A Cyborg But That's OK", den ich eigentlich mehr oder minder unfreiwillig anschaute. Eigentlich stand ja gestern ein weiterer Film des mittlerweile Dreierpacks "Equilibrium", "Braindead" oder "Die Mächte des Wahnsinns" auf dem Programm, aber das Schicksal (or rather not) wollte es so, dass gestern mein Mitbewohner einzog und als wir den ganzen Kram die Treppe hinauf geschleppt hatten und so eröffnete er mir, dass er noch zwei DVDs mitgebracht hat, die ihm ein Kumpel geliehen hatte und die er sich über's verlängerte Wochenende (dieser Feiertag überraschte mich ziemlich plötzlich und jetzt ist der Rewe zu, toll...) anschauen sollte/wollte. Einer davon "Kite Runner", der andere besagter "I'm A Cyborg, But That's OK". Als er fragte, welchen ich davon lieber sehen wollte, war die Antwort einfach: CYBORG!!!
    Von dem Film gehört hatte ich natürlich schon vorher, ist ja immerhin der neuste Streich von Chan-Wook Park ("JSA", "Oldboy", "Sympathy for Mr. Vengeance"), der in gewissen Kreisen ja als so was wie ein Kultregisseur abgefeiert wird. Ich sah von ihm vorher nur "JSA" und der war... gut. Mehr aber auch nicht. Aber hey, kann ein Film mit einem Cyborg darin überhaupt schlecht sein, frage ich mich? Und direkt am Anschluss an diese Frage fällt mir auf, dass ich bislang noch kaum Filme mit Cyborgs darin gesehen habe, also relativiert sich das alles.
    Wurscht, ich schweife ab. Jedenfalls ist "I'm A Cyborg, But That's OK" (argh, der Titel ist zu lang, ich brauch ne Abkürzung... ab sofort nenn ich das Ding nur noch "IACBTO") ein sehr kurioser Streifen. Gefühlte sechs bis acht Stunden (in wirklichkeit geht er nur etwa eine Stunde und 45 Minuten) schauen wir einem Haufen von völlig durchgeknallten Pappnasen dabei zu, wie sie durch die Landschaft staksen und den größten Blödfug betreiben, den ich seit "Survive Style" auf der Mattscheibe beobachten durfte. Ehrlich wahr, im ganzen Film gibt es nicht eine halbwegs normale Figur. Das wäre so weit nicht so schlimm, wenn die ganze Chose denn wenigstens irgendwie interessant wäre, da versagt der Streifen aber ziemlich, denn wenn man die Figuren erst mal durchschaut hat (was gut und gerne zwölf Sekunden dauern kann), dann wird das eigentlich nur repetitiv und auf gewisse Art und Weise auch nervig. Das ist aber nicht alles, was "IACBTO" so richtig in den Sand setzt...
    Auch die Story selbst leistet sich ein paar wirklich bahnbrechende Schnitzer. Die Tatsache, dass der Film in einem Irrenhaus spielt, bietet natürlich viel Freiraum, um sich wirklich grandios übergeschnapptes Zeug auszudenken (was der Film auch am laufenden Band tut), das Problem ist aber, dass das alles (zumindest für meine Begriffe) einfach nur aus einem einzigen Grund gemacht wurde: das gute alte "Lass mal voll verrüüüühüüüühüüückt sein"-Syndrom. Der Film versucht nicht auf unkonventionelle Art eine eher konventionelle Geschichte zu erzählen, er versucht einfach nur, dem Zuschauer eine volle Packung seines eigenen Wahnsinns um die Ohren zu hauen. Sinn und Zweck bleiben dabei völlig auf der Strecke. So nimmt der Film über weite Strecken einen richtig episodenhaften Charakter an, indem er eine bescheuerte Szene nach der anderen abspult und schlicht und ergreifend nicht auf den Punkt kommt. Das zerrt nicht nur an den Hirnwindungen des Zuschauers sondern auch kräftig an seinen Nerven, denn wie gesagt, das Pacing läuft schon nach etwa zwei Minuten mit dem Kopf voran gegen einen Mauer und ist dann den Rest des Films ausgeknockt. So ziehen sich diese kleinen Episoden wirklich ewig hin und das Publikum (also ich und hört auf mir zu widersprechen) würde am Liebsten ins Sofa beißen, weil einfach kein Ende in Sicht ist.
    Auch darstellerisch sieht's eher duster aus, aber das war von Mister Park wohl so geplant, immerhin gibt seine Schauspielerrunde einen Haufen Wahnsinniger. Die Hauptrolle wird dabei von Su-jeong Lim übernommen, die schon im grottenschlechten Asia-Horror-Drama "A Tale Of Two Sisters" nicht glänzen konnte. Hier schaut sie die meiste Zeit über einfach nur mit großen Augen in die Kamera, stakst verwirrt durch die Gegend, macht alles andere als eine gute Figur und geht hin und wieder mal in den Cyborg-Kampfmodus (dazu später mehr). Ihr zur Seite steht der koreanische Musiker Rain, der den "Dieb" Il-sun Park spielt, der abgesehen von einer erschütternden Frisur auch nicht wirklich viel auf der Haben-Seite verzeichnen kann. Sein Schauspiel ist hölzern und eindimensional, genau wie der Rest der Truppe. Okay, ich gebe zu, ich kenn mich mit Asiaten nicht aus. Ich spreche ihre Sprachen nicht, ich war nie in einem ihrer Länder, ich habe keine Ahnung inwiefern Sitten, Gepflogenheiten oder was weiß ich hier Einfluss auf das Schauspiel nahmen. Ich weiß nur: Es gefiel mir nicht. Fertig aus.
    Den Cyborg-Kampfmodus schnitt ich ja bereits mit einem Halbsatz an. Das ist eigentlich eine relativ lustige Sache und auch ziemlich gelungen, denn in zwei Szenen erinnert unsere nominelle Heldin sich wieder daran, dass sie ja eigentlich ein Cyborg ist, klappt ihre Fingerkuppen um, entblößt dadurch ihre eingebauten Maschinengewehre und veranstaltet ein gar freudiges Gemetzel unter den Angestellten der Irrenanstalt (unterlegt mit klassischer Musik). Die Szenen sind cool, die machen Freude, die sind auch überraschend brutal, so dass ich hinterher nicht schlecht staunte, dass der Streifen ab 12 freigegeben ist. Aber gut, die BPJM wird schon wissen, was sie tut. Auch ansonsten gehen die Effekte ganz klar in Ordnung, hier wurde gute Arbeit geleistet. Genau wie im Kamera-Department, das zeigt überraschende Kompetenz und leistet ein paar sehr schicke Shots, die gut Stimmung machen.
    Was dem aber entgegen wirkt: Der Ausstatter des Films muss mindestens blind und blöd gewesen sein. Was haben die Asiaten nur mit so grellen Farben und komischen Designs? Das gab mir schon bei "Wu Ji" zu Denken auf, aber auch hier wird wieder gekonnt ins Klo gegriffen. Das Irrenhaus sieht einfach nur zum Fürchten aus. Merkwürdige Farbkombinationen der Wände, Böden, Decken und was weiß ich, die Einrichtung der Räume hält da konsequent mit, die Darsteller wurden echt erschütternd zurecht gestylet... Das mag alles gewollt sein, aber es sieht trotzdem beschissen aus.
    So weit, so seltsam. Um so schwerer fällt es mir auch, aus dem ganzen Kram ein anständiges Fazit zu ziehen, aber ich will es mal probieren...
    Kommen wir zum Fazit: "I'm A Cyborg, But That's OK" ist ein fehlgeschlagenes Experiment. Entweder das, oder er ist ein schlechter Film. Ein verkorkstes Pacing und eine Inszenierung, die sich selbst nicht mit so Nebensächlichkeiten wie einer konsistenten Story aufhält, sondern lieber ihre eigene Verrücktheit auslebt, verbindet sich mit schlechten Darstellern und einem grausigen Szenenbild zu etwas, das man bestenfalls "verkorkst" nennen kann. Trotz einiger guter Szenen und ein paar netten Einfällen sowie einem gar nicht so üblen Unterhaltungswert, wie man jetzt vermuten könnte, ist der Film leider vollends in die Hose gegangen. Und ich fühle mich mal wieder darin bestätigt, dass asiatisches Kino überbewertet wird.

    Einzelwertungen
    Darsteller: 03/10 (alle sehr hölzern, vielleicht so gewollt, aber egal, furchtbar)
    Plot: 03/10 (wenn ich wüsste, wo der war...)
    Effekte: 06/10 (die beiden Schießereien sind sehr cool, auch ansonsten alles ganz nett)
    Anspruch: 02/10 (ich will jetzt nicht sagen, dass der Film leicht verdaulich wäre, aber er hat einfach keine Aussage, keinen Sinn, keinen Zweck, keinen Anspruch)
    Gesamtwertung: 04/10 (gut ist gaaaaanz anders)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.2)
    Link zum Trailer
    Die DVD bei Amazon.de
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  20. #260 Zitieren
    Legend Avatar von LorD AvengeR
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    Beim ersten Mal

    [Bild: Heigl1.jpg]
    Laufzeit: ca. 128 Minuten
    Genre: Komödie
    Regie:
    Darsteller: Seth Rogen, Katherine Heigl
    Gesehen auf: Deutsch

    Kinostart: 23. August 2007

    Inhalt:
    Nach einer wilden Nacht und einer gehörigen Portion Alkohol landen die grundverschiedenen Menschen Ben und Alison zusammen in der Kiste und wie es das Schicksal so will, hat das Auslassen der Verhütung gottgegebene Konsequenzen…

    Kritik:
    Als ich letztes Jahr zu dem Film im Kino war, sprudelte die pure Begeisterung aus mir heraus. In der Auflistung der »Filme des Jahres 2007« setzte ich ihn sogar auf Platz 2, einfach, weil ich schon ewig nicht mehr bei einem Film so herzhaft lachen musste. Inzwischen habe ich ihn ein zweites und ein drittes Mal gesehen und musste leider feststellen, dass kaum ein Gag noch zündete. Ja, durch die für einen derartigen Film recht lange Spieldauer wird er sogar ermüdend langweilig und man wünscht sich das Ende herbei. Das macht es mir nun auch sehr schwer, den Streifen zu bewerten – dennoch springe ich in die Höhle der Möwen und werde es versuchen!
    Allein die Idee für die Story fand ich bereits recht interessant, da eher ein unkonventioneller Gedanke dahinter steckte – ich kannte zumindest vorher keine Beziehungskomödie, in der es um einen Betriebsunfall ging. Während des Filmes wurde ich dann noch zusätzlich damit überrascht, dass die Handlung sich zum Großteil auf die Zeit der Schwangerschaft beschränkt und die tatsächliche Geburt bis ganz zum Schluss aufgespart wird – auch eher ungewöhnlich, möchte ich meinen. Zudem sagten mir auch die Schauspieler absolut nichts (außer Katherine Heigl vielleicht vom Namen her) und ich gebe zu, ich war nur in dem Film, weil die Kritiken ihn in den Himmel gelobt haben und sich eine Beziehungskomödie immer für ein Date anbietet. Inzwischen sind die Schauspieler keine unbekannten Gesichter mehr für mich, im Gegenteil: sie scheinen die neuen Comedy-Ära zu bilden. Da hätten wir schließlich Jonah Hill, der zusammen mit Seth Rogen noch im selben Jahr in Superbad spielte (der entgegen meines Verständnisses ebenfalls Top-Kritiken bekommen hat) und Jason Segel, der dieses Jahr mit »Nie wieder Sex mit der Ex« im Kino zu sehen war (Durchschnitt). Jedenfalls waren alle sehr überzeugend und verkörperten auch sympathische, wie lustige Figuren – sei es der seiner Ehe entfliehen wollende Pete oder der durch eine Wette in den Mittelpunkt diverser Sticheleien gelockte Martin. Die Hauptfiguren sind natürlich wieder so gegensätzlich gestaltet, wie es nur geht und wie wohl keine Beziehungskomödie sonst funktionieren könnte. Andererseits hält dieser Punkt sich auch wieder in Grenzen und ist nicht der zentrale Punkt des Humors, wie man dies eigentlich gewohnt ist. Ganz im Gegenteil! Der Witz hier ist viel mehr in den Figuren und ihren Dialogen versteckt, was in meinen Augen ebenfalls ins Fass des Unkonventionellen fließt.
    Und die Sprüche sind wirkliche Knaller, darauf solltet ihr gefasst sein! Oder vielleicht auch besser nicht, dann zünden sie wahrscheinlich noch erheblich mehr. Das zu Beginn herzhafte Lachen, das beim ersten Mal (ha! Welch genialer Wortwitz…) Anschauen des Öfteren aus mir hervorbrach, rührte in erster Linie durch eben diese hervor. Die Sprüche kommen derartig genial aus der Situation heraus und fließen nahtlos in den Dialogen mit, und alles passt perfekt zu den jeweiligen Figuren, so dass kaum etwas wirklich aufgesetzt wirkt und durch die Tatsache, dass man es ihnen abkauft, wird es noch einen Ticken lustiger. Das in die Dialoge eingearbeitete macht die Gags natürlich auch weniger vorhersehbar und lässt sie dann einschlagen wie Ottfried Fischer vom 10-Meter-Brett. So verhält es sich zumindest beim ersten Mal (ha! Oh, den hab ich schon mal benutzt, oder…?). Der BOOM-Effekt ist beim wiederholten Gucken futsch und die genialsten Sprüche bringen schwerlich noch die Mundwinkel zum Zucken, fallen sogar kaum noch auf. Selbstverständlich gibt es trotzdem noch einige Szenen, die einen zum Lachen bringen, aber auf einer Länge von 128 Minuten sind sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein auf der Durststrecke des Humors. Ich denke, dass wirklich die lange Spieldauer das größte Manko am Film darstellt, da er sonst womöglich noch Potenzial zum Wiedergucken gehabt hätte.
    Nichts desto trotz, muss man zugeben, dass das Beziehungsleben unter diesen (im Filmgeschäft) außergewöhnlichen Umständen, sowie das Verhalten der beiden Hauptfiguren mit der ungeplanten Schwangerschaft einwandfrei dargestellt wird. Alison, die zwar ihre Karriere gefährdet sieht, aber sich sehr schnell entschließt, das Kind zu behalten und auch trotz aller Bedenken Ben mit einbeziehen will. Auf der anderen Seite Ben, den im Kopf sehr jung gebliebenen, arbeitslosen Kiffer, der den ganzen Tag mit seinen Mitbewohnern rumalbert, und anfänglich in der Beziehung nur den automatischen Toröffner für eine Penisgarage sieht. Sein Sinneswandel und das daraus resultierende Reifen ist zwar wieder Beziehungskomödien-Klischee, aber ganz ohne geht’s wohl einfach nicht und an den gröbsten hat der Film sich immerhin vorbeigemogelt.
    Auch sehr schön gemacht ist das parallele Bild der Ehe von Alisons Schwester, die ebenfalls aus zwei grundverschiedenen Personen besteht, aber weniger, weil sie wie Ben und Alison von vorneherein grundverschieden waren, sondern weil die Ehe sie dazu getrieben hat sich so zu entwickeln.

    Nun… ich hätte den Film wirklich gerne so in Erinnerung behalten, wie er Beim ersten Mal (jaah, ich weiß, langsam ist’s gut… aber so einen Titel muss man wohl ausnutzten!) auf mich gewirkt hat, als meine Nummer 2 des Jahres 2007, aber es sollte nicht sein… und da ich jemand bin, der den Wiederguckwert eines Filmes als sehr wichtigen Faktor bei der Bewertung einstuft, kann ich ihm auch leider keine Punktzahl geben, wie er sie vielleicht verdient hätte. Hätte ich dieses Review letztes Jahr geschrieben wäre es mindestens eine 9/10 geworden, aber da ich jetzt neue Sichtweisen auf den Film habe, kann ich diese natürlich nicht ignorieren. Er ist einfach zu lang und zu sehr aufs einmalige Anschauen ausgelegt, was seine Genialität aber nicht mindern sollte. Viel mehr dient das hier als Ratschlag, den Film so in Erinnerung zu behalten, wie ich es mir vermasselt habe.

    Bewertung:
    Darsteller: 8/10 (trotz bis dato eher unbekannter Gesichter eine sehr überzeugende Vorstellung)
    Plot: 8/10 (einfach eine Geschichte, die sich derart vom Klischee abhebt, dass sie eine 8 verdient)
    Effekte: -/10 (die Vagina mit dem halben Kopf, die daraus hervorschaute, war zwar schon ein nettes Stück bearbeitetes Gummi, aber als Effekte würde ich das dennoch nicht einstufen…
    Anspruch: 5/10 (wer bei den Dialogen schläft, verpasst vielleicht einen der genialen Gags)
    Gesamteindruck: 7/10 (jaah, ganze zwei schmerzende Punkte runter wegen dem wiederholten Ansehen)
    LorD's FilmList-Platzierung: 89 (ursprünglich 44)

    Link zur IMDB-Seite (Wertung: 7.6)
    Link zum Trailer
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