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Otaku - Hurra ?

  1. #1 Zitieren
    Irregular  Avatar von Zetubal
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    ...oder: „Juhu, wir sind eine Nische!“




    Vorwort

    Der Diskussionsschuh hat nun endgültig doll genug gedrückt – der angekündigte große Disku-EP, wie er sich letztes Jahr eingebürgert hatte, ist das hier zwar nicht, aber vielleicht dient er ja als Appetithäppchen, um den Diskutanten in euch allen aus seinem Schlummer zu erwecken. Denn zu bereden gibt es reichlich!
    Den späten Start ins Foren-Diskussions-Jahr möchte ich heute mit einem Thema machen, das beileibe nicht neu ist. Mitnichten sogar - „darüber“ wird mit gewisser Regelmäßigkeit schon seit etlichen Jahren gesprochen.
    Man könnte also stattdessen sagen, dass es sich um ein Thema handelt, das immer aktuell ist und hier so gesehen schon lange überfällig war.
    Quellen habe ich deswegen diesmal auch nicht extra herausgesucht – wer sich für das Thema interessiert, findet mit Leichtigkeit unzählige Threads, Artikel und Diskussionen dazu in den Untiefen des digitalen Äthers.





    Thema


    Worüber rede ich denn nun aber?
    Über etwas, was ich im Folgenden „Otaku-Problem“ nennen will. Otaku ist, wie einige von euch wohl wissen, ein ziemlich problembehafteter Begriff, der in Japan anders konnotiert ist als im Westen. Hier wird der Ausdruck oft mit „Animanga-Fan“ gleichgesetzt und ist eine Art Gruppenbezeichnung, mit der sich unsereins teilweise gerne und freiwillig schmückt.
    Fitti tat das noch im vergangenen Jahr, wenn ich mich recht entsinne und auch viele Conventions spielen mit dem Titel. So zum Beispiel die Otakon in Baltimore, deren Selbstverständnis so formuliert wird
    Zitat Zitat von Otakon Homepage
    Otakon is the convention of the otaku generation: by fans, for fans
    Ganz so rosig ist die ursprüngliche Herkunft des Begriffs in Japan allerdings nicht. Otakus sind in Japan vor allem obsessive Fans, die so sehr ihrem Hobby – zocken, Animes schauen, Mangas lesen etc. - nachhängen, dass sie kaum noch ihr eigenes Haus (oder ihr Zimmer) verlassen. Der Otaku in diesem Sinn ist eine Figur, der folglich soziale Kompetenzen fehlen, die am Rande der Gesellschaft steht. Oft wird das auch in einen Kontext damit gesetzt, dass Otakus - Abweichler sind sie ja schon - auch Material konsumieren, das der gesunden Bürgerschaft krank und widerwärtig erscheint. Hentai, Tentakeln, Splatter, Homoerotik, pädophile Inhalte, Crossdressing. Frei nach dem Motto: „Wer außerhalb der normativen Gesellschaft steht, tut auch all das, was in der Gesellschaft nicht gern gesehen ist“. Seltener findet man auch Hinweise darauf, dass Otakus ein Hang zum Drogenkonsum oder (Internet-)Kriminalität nachgesagt wird.

    In Europa hat sich daraus eine eigenartige Dynamik entwickelt. Das Stigma gegenüber „Otakus“ im japanischen Sinne besteht weiterhin. Wer kennt nicht die „grandiosen“ investigativ-journalistischen Beiträge von RTL2 zu dem Thema? Animanga-Fan sein ist je nach Situation etwas, was man nicht unbedingt an die große Glocke hängen mag. Wohl weil damit unweigerlich die Angst verbunden ist, als „Freak“ abgestempelt zu werden.
    Zugleich – und da wird es spannend – gibt es aber eben auch dieses Gruppenverständnis, in dem Otaku-Sein zelebriert wird. Riesige Convention laden die Otakus ein – Leute, die sich anscheinend (gerne) mit dem Label angesprochen, ja sogar angezogen fühlen.

    „Otaku“ ist ein Paradebeispiel für einen ambivalenten Begriff. Ein Titel auf den man in der In-Group vielleicht stolz sein kann, der aber in der Außenwelt ein gehütetes Geheimnis bleiben sollte.
    (Hier bieten sich unmittelbare Vergleiche zur LGBT-Szene und ihren Festivals wie dem Christopher Street Day an – das will ich aber an dieser Stelle nicht weiter vertiefen. Andernmal vielleicht )

    Das Otaku-Problem ist also die Verhandlung zwischen den positiven und negativen Bedeutungen der Bezeichnung.


    Diskussion


    So, der Begriff und seine Bedeutungen sind erläutert. Worüber also diskutieren?

    Nun zweierlei Vorgänge gilt es zu beobachten: Die Einstellung der Industrie, die „Otakus produziert“ und die sich wandelnde Einstellung der Otakus selber.

    Fangen wir mit den Otakus an, denn da kann ich hauseigene Beispiele heranziehen. Immer wieder kam hier nämlich in der Vergangenheit ein und dasselbe Verlangen auf – gerade dann, wenn jemand berichtete, er/sie wolle irgendeinen Skeptiker aus dem Bekanntenkreis für Animanga begeistern.
    Da lamentierten dann UserInnen hier „Mensch, bei Animanga denken hierzulande auch alle direkt an Freak-Unterhaltung und Kinderkram“, „Die meisten Leute wissen ja gar nicht, wie erwachsen Animanga sein kann“, „Animanga ist Kunst – das verstehen einfach viele Außenstehende nicht“ und „Zeig ihm/ihr Animanga XYZ – dann sehen sie, dass Animanga nicht das ist, wofür es Nörgler es halten“.
    Scheinbar gibt es ein konstantes Bestreben, Animanga von seinem Standpunkt im Abseits der Gesellschaft zu befreien. Und eine verfolgte Strategie lautet, „ein Vorurteil zu falsifizieren“, also zu zeigen, dass es unwahr ist, was man sich über Animanga erzählt.

    Weiter mit der japanischen Industrie. Hier wird das Bild sehr stark ausdifferenziert, je nach dem, wie genau man ins Detail geht. Im groben Sinne lassen sich aber zwei Strömungen erkennen: Auf der einen Seite gibt es ein riesiges kommerzielles Interesse am „Züchten von Otakus“. Überspitzt gesagt. Denn Otakus sind langfristige Dauerkonsumenten, die überproportional viel Geld investieren und dabei als verhältnismäßig anspruchslos gelten. Weil sie eben im Zweifelsfall „nichts anderes haben als Animanga“, kann man ihnen theoretisch auch zweitklassigen Kram en masse unterjubeln.
    Und so kommt es, dass ein Großteil der Animanga-Industrie ein verfälschend positives Bild davon zeichnet, als abgegrenzter Sonderling zu leben. Man könnte nun argumentieren, dass das etwas Gutes sei. Schließlich ist die Message „Diversity – hurray! Sei wer immer du sein magst“.
    Zugleich rückt aber auch immer wieder das blanke Markt-Kalkül in den Vordergrund. Fanservice und unzählige Auflagen von Kram, der ganz klar für das Alleineschauen im stillen Kämmerlein gemacht ist. Kram, der Fetische befriedigt, aber die Zuschauerschaft auch weiter marginalisiert. Wo man durch den Protagonisten ein Weltbild vermittelt kriegt, bei dem klargemacht wird „dass es nur in Animanga so geht“.
    Ich hatte in der Richtung etwa Me~Teru no Kimochi negativ beäugt, weil der in meinen Augen an Hikikomoris/Otakus die Botschaft sendet: Bleibt ihr mal schön die, die ihr seid – irgendwann kommt schon wie von Zauberhand ein vollbusiger Engel und 'rettet' euch." Die Liste kann man aber willkürlich verlängern. In den Sinn kommen Wish-fulfillment-Charaktere wie Kirito aus SAO oder surreale Fetisch-Befriedigungen wie in zahlreichen Wincest- und Haremgeschichten à la KissxSis.

    Und für dieses kritische Auge sprechen mittlerweile auch einige Vertreter der Animanga-Industrie. Neon Genesis Evangelion wird beispielsweise häufig als Kritik am abgeschotteten Otaku gelesen. Shinji Ikaris Werdegang als Held zeichnet sich immerhin dadurch aus, dass er sich sozial integriert und den Wert von Gesellschaft schätzen lernt. Unvergessen bleibt in dem Zuge übrigens die Dekonstruktion von Fanservice in der letzten Folge.
    Das bekannteste Beispiel dürfte wohl aber Altmeister Hayao Miyazaki geliefert haben, als er im vergangenen Jahr wortwörtlich sagte, das Problem der Anime-Industrie läge darin, dass sie voll von Otakus wäre. Verständlich aus seiner Perspektive, denn in seinen Filmen weigerte er sich bis zuletzt, Fanservice oder andere unrealistische Vehikel einzubauen, um eine von der Gesellschaft abgewandte Gruppe zu beweihräuchern.
    Interessanterweise wird diese Haltung aktuell auch für den Niedergang des Studios (etwa im Vergleich mit Disney) verantwortlich gemacht.
    Spricht auch Bände dafür, wer die Animanga-Industrie und ihre Angebot-Nachfrage-Mechanismen mittlerweile steuert.


    Wir haben also eine Industrie, die viel Geld damit verdient, diese Otakus im negativen Sinn zu züchten, indem sie ihren abgeschotteten Lifestyle zelebriert. Dem gegenüber stehen ein paar Kritiker, die das für unethisch halten.
    Was uns der finanzielle Erfolg aber zeigt ist, dass es eine riesige Menge an Fans gibt, die darauf anspringen. Es werden also scheinbar erfolgreich Otakus herangezogen.
    Und mittendrin steht eine gespaltene Community, die sich fragt, was denn nun Sache ist. Sind wir stolz darauf, „Freaks“ zu sein? Sind wir gar keine Freaks und das ist alles nur Nachrede? Ist unser Fan-Gegenstand nun ein erwachsenes, seriöses Medium oder Nischenprodukt für Fetischisten?

    Quo vadis, Otaku?




    [Bild: zetubal_1.png]

    ...Und jetzt seid ihr dran

    Boah, das war nun doch etwas länger als eingangs beabsichtigt. Wird also Zeit, dass ihr mal übernehmt!

    Ich möchte gerne eure Haltung zu den angesprochenen Themen hören:

    • Seht ihr euch selber als Otakus an? Wie steht ihr zu dem Begriff? Positiv, Negativ? Lehnt ihr ihn vielleicht ganz ab? Besteht ihr auf ihn?
    • Findet ihr, dass die Anime-Industrie diesen negativen Otaku-Lifestyle thematisch fördert? Wenn ja, was haltet ihr davon?
    • Was haltet ihr vom derzeitigen Stellenwert von Otakus in der Öffentlichkeit? Ist der berechtigt oder nicht?




    Eigentlich interessiert mich alles, was euch auf Grundlage des obigen Texts (bzw. des Themas) zur Diskussion einfällt. Meinungen, Standpunkte, Thesen, Überlegungen, Erfahrungen.





    Ich würde mich riesig freuen, wenn ihr mit mir (ein wenig) hierüber reden würdet



    Diskussions-Archiv:
    Zetubal ist offline Geändert von Zetubal (02.07.2015 um 14:35 Uhr) Grund: Typos

  2. #2 Zitieren
    Frau General Avatar von Shana
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    Hayao Miyazaki meinte schon, dass die Animeindustrie inzwischen voller Otakus ist, sie fördern das schlechte Image von Animus, indem sie den Markt mit ihrem Scheiß überfluten. Für denjenigen der nicht viel Ahnung von sowas hat, sieht es dann so aus, als wären alle Animus so.
    Shana ist offline

  3. #3 Zitieren
    Frau General Avatar von Millhi
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    Zitat Zitat von Zetubal Beitrag anzeigen
    • Sehr ihr euch selber als Otakus an? Wie steht ihr zu dem Begriff? Positiv, Negativ? Lehnt ihr ihn vielleicht ganz ab? Besteht ihr auf ihn?
    • Findet ihr, dass die Anime-Industrie diesen negativen Otaku-Lifestyle thematisch fördert? Wenn ja, was haltet ihr davon?
    • Was haltet ihr vom derzeitigen Stellenwert von Otakus in der Öffentlichkeit? Ist der berechtigt oder nicht?
    1. Nein. Ich fühle mich auch grundsätzlich angegriffen, wenn man mich so bezeichnet.
    2. ich denke schon. Zieht auch das Image der ganzen Industrie runter, da ist es kein Wunder, dass Anime von Außenstehenden öfters mit etwas perversem gleichgesetzt wird.
    3. Den positiven Stellenwert finde ich nicht berechtigt, dass finde ich aber auch bei allen ähnlichen Gruppen.
    Millhi ist offline

  4. #4 Zitieren
    Ritter Avatar von HappyTurtle
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    Das Thema weckt bei mir eine Frage an alle die mir immer wieder unter den Nägeln brennt:
    Wie geht ihr mit dem Hobby Animanga im Bekanntenkreis um?
    Selbst der Begriff Anime wird meiner Erfahrung nach unglaublich schei** aufgefasst und in den meisten Fällen mit Pornos, Otakus etc. verbunden. Anfangs bin ich offener damit umgegangen, mittlerweile würde ich das aber nur noch engeren Freunden erzählen. Und verbuche das Ganze ansonsten erstmal unter "Serien gucken". Was habt ihr da so für Erfahrungen gemacht?

    Zitat Zitat von Zetubal Beitrag anzeigen

    • Seht ihr euch selber als Otakus an? Wie steht ihr zu dem Begriff? Positiv, Negativ? Lehnt ihr ihn vielleicht ganz ab? Besteht ihr auf ihn?
    • Findet ihr, dass die Anime-Industrie diesen negativen Otaku-Lifestyle thematisch fördert? Wenn ja, was haltet ihr davon?
    • Was haltet ihr vom derzeitigen Stellenwert von Otakus in der Öffentlichkeit? Ist der berechtigt oder nicht?
    Nein, ich sehe mich nicht als Otaku. Und möchte auch nicht als solcher dastehen, lehne ihn demzufolge auch ab. Weil er, wie du schon schreibst, immer die negative Konnotation des sozialen Verfalls hat. Das ist ein etwas empfindlicheres Thema für mich, ich möchte damit nicht verbunden werden.

    Wenn ich mir Season-Material anschaue würde ich auch auf jeden Fall sagen, die Industrie fördert den Otaku-Lifestyle. Auch mir erscheint viel Material als reine Fanservice-Produktion, das beginnt allein schon mit Verwurstungen durch 2. Staffeln, z.B. in Chuunibyou oder Nisekoi (bei dem auch die 1.Staffel schon recht lahm war).

    Für gewisse Personen, die sich Otakus nennen wollen, halte ich den schlechten Stellenwert tatsächlich für berechtigt. Ich hatte da zu Studienbeginn so eine skurrile Begegnung in einer Metal-Bar.
    Ich weiß, es ist eigentlich unberechtigt den Stellenwert an so einem Begriff festzumachen. Bin da aber eben selbst auch kein Gegenbeispiel.
    HappyTurtle ist offline

  5. #5 Zitieren
    Irregular  Avatar von Zetubal
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    Zitat Zitat von Shana Beitrag anzeigen
    Hayao Miyazaki meinte schon, dass die Animeindustrie inzwischen voller Otakus ist, sie fördern das schlechte Image von Animus, indem sie den Markt mit ihrem Scheiß überfluten. Für denjenigen der nicht viel Ahnung von sowas hat, sieht es dann so aus, als wären alle Animus so.
    Wie ist denn das "schon" zu verstehen?
    Ist das denn aber für sich gesehen ein Problem. Also gerade für dich persönlich? Hättest du lieber eine Animelandschaft, in der weniger Otaku-Kram produziert wirst? Oder gehört das nicht zur Kultur dazu?

    Zitat Zitat von Millhi Beitrag anzeigen
    1. Nein. Ich fühle mich auch grundsätzlich angegriffen, wenn man mich so bezeichnet.
    2. ich denke schon. Zieht auch das Image der ganzen Industrie runter, da ist es kein Wunder, dass Anime von Außenstehenden öfters mit etwas perversem gleichgesetzt wird.
    3. Den positiven Stellenwert finde ich nicht berechtigt, dass finde ich aber auch bei allen ähnlichen Gruppen.
    Ähm falls du da mehr sagen möchtest: Wer käme denn darauf, dich so zu nennen und aus welchem Grund?

    Meinst du mit positivem Stellenwert die Fans, die sich selber gerne als Otakus betiteln? Also die, die versuchen, den Begriff positiv einzufärben? Was ist denn daran unberechtigt in deinen Augen?
    Zetubal ist offline

  6. #6 Zitieren
    Frau General Avatar von Millhi
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    Zitat Zitat von Zetubal Beitrag anzeigen
    Ähm falls du da mehr sagen möchtest: Wer käme denn darauf, dich so zu nennen und aus welchem Grund?

    Meinst du mit positivem Stellenwert die Fans, die sich selber gerne als Otakus betiteln? Also die, die versuchen, den Begriff positiv einzufärben? Was ist denn daran unberechtigt in deinen Augen?
    Direkt wurde ich glaube ich noch nicht so genannt, aber auf Steam ist es ab und zu schonmal vorgekommen, dass ich in solche Gruppen eingeladen wurde, die Otaku im Titel tragen.

    Ja, richtig. Sie werden es meiner Meinung nach einfach nicht (in absehbarer Zeit) schaffen, dass der Begriff nur noch positiv gesehen wird.
    Millhi ist offline

  7. #7 Zitieren
    Irregular  Avatar von Zetubal
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    Zitat Zitat von HappyTurtle Beitrag anzeigen
    Das Thema weckt bei mir eine Frage an alle die mir immer wieder unter den Nägeln brennt:
    Wie geht ihr mit dem Hobby Animanga im Bekanntenkreis um?
    Selbst der Begriff Anime wird meiner Erfahrung nach unglaublich schei** aufgefasst und in den meisten Fällen mit Pornos, Otakus etc. verbunden. Anfangs bin ich offener damit umgegangen, mittlerweile würde ich das aber nur noch engeren Freunden erzählen. Und verbuche das Ganze ansonsten erstmal unter "Serien gucken". Was habt ihr da so für Erfahrungen gemacht?



    Nein, ich sehe mich nicht als Otaku. Und möchte auch nicht als solcher dastehen, lehne ihn demzufolge auch ab. Weil er, wie du schon schreibst, immer die negative Konnotation des sozialen Verfalls hat. Das ist ein etwas empfindlicheres Thema für mich, ich möchte damit nicht verbunden werden.

    Wenn ich mir Season-Material anschaue würde ich auch auf jeden Fall sagen, die Industrie fördert den Otaku-Lifestyle. Auch mir erscheint viel Material als reine Fanservice-Produktion, das beginnt allein schon mit Verwurstungen durch 2. Staffeln, z.B. in Chuunibyou oder Nisekoi (bei dem auch die 1.Staffel schon recht lahm war).

    Für gewisse Personen, die sich Otakus nennen wollen, halte ich den schlechten Stellenwert tatsächlich für berechtigt. Ich hatte da zu Studienbeginn so eine skurrile Begegnung in einer Metal-Bar.
    Ich weiß, es ist eigentlich unberechtigt den Stellenwert an so einem Begriff festzumachen. Bin da aber eben selbst auch kein Gegenbeispiel.

    Jau, das ist wohl eine Frage, die sich an dem Punkt aufdrängt.
    Ich würde sagen, dass ich damit nicht hausieren gehe, aber letztendlich auch kein Geheimnis draus mache. Da Animes auch in meiner Arbeit eine (hoffentlich wachsende) Rolle spielen, wissen meine KollegInnen und mein Chef, dass ich mich hobbymäßig und fachlich dafür interessiere. Eltern und Familie und die meisten meiner FreundInnen wissen das auch. So manche/n kenne ich auch erst über das Hobby.
    Wenn ich irgendwen gerade erst kennengelernt habe und wir über Hobbies reden, bleibe ich aber erstmal bei allgemeineren Bezeichnungen wie auch du. Eben weil es ein leidiges Hin&Her ist zu erklären, dass es da mehr als profanen Ecchi und Hentai gibt, ich mich für andere Genres interessiere, was die so bieten etc.
    Wenn ich auf derbe Splatterfilme aus dem Realfilm stehen würde, wäre das aber auch nichts, was ich beim ersten Date zur Sprache bringen würde.
    Ich hatte ein oder zweimal den Fall, dass jemand bei mir in der Bude war, und ihr ein paar Sachen aus meiner Filmsammlung aufgefallen sind. Das war nach ein bisschen Erklärung aber auch nicht weiter wild.
    Zu Schulzeiten war ich in der Hinsicht wohl aber etwas reservierter und habe gegenüber Außenstehenden schon eher ein Geheimnis drum gemacht.

    Hast du denn irgendeinen Bezug zu der positiven Auslegung des Begriffs. Du sprichst ja von einer skurrilen Begegnung Kennst du jemanden, der sich mit dem Titel schmückt.
    Was für einen Begriff fändest du für dich denn passender. Gesetzt den Fall, dass dir da einer in den Sinn kommt.

    Inwiefern meinst du denn, dass Fanservice-Produktionen den Otaku-Lifestyle verstärken?
    Dass Sachen wie Nisekoi eine 2. Staffel nach sich ziehen, hat mMn (auch) andere Gründe, die eher mit dem finanziellen Zustand der Anime-Industrie zusammenhängen. Stoff für eine andere Diskussion

    Zitat Zitat von Millhi Beitrag anzeigen
    Direkt wurde ich glaube ich noch nicht so genannt, aber auf Steam ist es ab und zu schonmal vorgekommen, dass ich in solche Gruppen eingeladen wurde, die Otaku im Titel tragen.

    Ja, richtig. Sie werden es meiner Meinung nach einfach nicht (in absehbarer Zeit) schaffen, dass der Begriff nur noch positiv gesehen wird.
    Also bist du bisher aber nur mit dem Begriff in Berührung gekommen durch Leute, die den als Selbstbetitelung wertschätzen.

    Hast du (oder hat irgendwer sonst hier) den Begriff denn auch schonmal als Beleidigung - also näher am negativen Sinne der Auslegung - abbekommen?









    Vielleicht mal eine Erweiterung der Eingangsfrage: Bisher scheint ja Einigkeit zu herrschen, dass sich niemand hier als Otaku betiteln würde. Gibt es denn einen konkurrenzfähigen Begriff, den ihr treffender findet? Meint ihr, dass es hierzulande tatsächlich viele "Otakus" gibt oder dass die meisten Leute sich fälschlich mit dem Titel schmücken? Oder, oder, oder
    Zetubal ist offline

  8. #8 Zitieren
    Frau General Avatar von Shana
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    Zitat Zitat von Zetubal Beitrag anzeigen
    Vielleicht mal eine Erweiterung der Eingangsfrage: Bisher scheint ja Einigkeit zu herrschen, dass sich niemand hier als Otaku betiteln würde. Gibt es denn einen konkurrenzfähigen Begriff, den ihr treffender findet? Meint ihr, dass es hierzulande tatsächlich viele "Otakus" gibt oder dass die meisten Leute sich fälschlich mit dem Titel schmücken? Oder, oder, oder
    Weeb, aber nur selbstironisch.
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  9. #9 Zitieren
    Ritter Avatar von HappyTurtle
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    Zitat Zitat von Zetubal Beitrag anzeigen
    Jau, das ist wohl eine Frage, die sich an dem Punkt aufdrängt.
    Ich würde sagen, dass ich damit nicht hausieren gehe, aber letztendlich auch kein Geheimnis draus mache. Da Animes auch in meiner Arbeit eine (hoffentlich wachsende) Rolle spielen, wissen meine KollegInnen und mein Chef, dass ich mich hobbymäßig und fachlich dafür interessiere. Eltern und Familie und die meisten meiner FreundInnen wissen das auch. So manche/n kenne ich auch erst über das Hobby.
    Wenn ich irgendwen gerade erst kennengelernt habe und wir über Hobbies reden, bleibe ich aber erstmal bei allgemeineren Bezeichnungen wie auch du. Eben weil es ein leidiges Hin&Her ist zu erklären, dass es da mehr als profanen Ecchi und Hentai gibt, ich mich für andere Genres interessiere, was die so bieten etc.
    Wenn ich auf derbe Splatterfilme aus dem Realfilm stehen würde, wäre das aber auch nichts, was ich beim ersten Date zur Sprache bringen würde.
    Ich hatte ein oder zweimal den Fall, dass jemand bei mir in der Bude war, und ihr ein paar Sachen aus meiner Filmsammlung aufgefallen sind. Das war nach ein bisschen Erklärung aber auch nicht weiter wild.
    Zu Schulzeiten war ich in der Hinsicht wohl aber etwas reservierter und habe gegenüber Außenstehenden schon eher ein Geheimnis drum gemacht.
    Hast du denn irgendeinen Bezug zu der positiven Auslegung des Begriffs. Du sprichst ja von einer skurrilen Begegnung Kennst du jemanden, der sich mit dem Titel schmückt.
    Was für einen Begriff fändest du für dich denn passender. Gesetzt den Fall, dass dir da einer in den Sinn kommt.
    Naja, das waren ein paar Jungs um die Volljährigkeit. Hatten als Outfit diesen Emo-Style(?), schwarze hochgegelte Haare, Ketten und Bänder als Accessoires, dazu bunte Kontaktlinsen und ähnliches. Die haben sich als Otakus bezeichnet, waren ganz begeistert von SAO, hatten ihre 'Otaku WhatsApp-Gruppe'. Das wirkte mehr wie jugendliche Rebellion. Gruppengefühl, etwas Besonderes sein, obwohl man sich mit dem Thema an sich vielleicht gar nicht wirklich beschäftigt hat. Das waren die einzigen selbsternannten Otakus, die mir bis jetzt begegnet sind.

    Ein konkreter Begriff fällt mir so jetzt nicht ein. Den Begriff Anime würde ich einfach gerne offener gebrauchen können. Dann könnte man sich da etwas besser austauschen. Die meisten haben ja durchaus auch schon Material aus der Kategorie gesehen, sei es Attack on Titan oder auch nur Frozen.

    Inwiefern meinst du denn, dass Fanservice-Produktionen den Otaku-Lifestyle verstärken?
    Dass Sachen wie Nisekoi eine 2. Staffel nach sich ziehen, hat mMn (auch) andere Gründe, die eher mit dem finanziellen Zustand der Anime-Industrie zusammenhängen. Stoff für eine andere Diskussion
    Einmal hat das zur Folge, dass Fanservice-Material einen Großteil des Angebots ausmacht. Und wenn du den finanziellen Zustand der Industrie nennst begründet sich das doch auch gegenseitig. Du hast bereits geschrieben, dass Otakus der Industrie viel Geld einbringen.
    Die genannten 2. Staffeln z.B. sind nun alleine auf die Zelebrierung von Fanservice und Charakterliebe ausgelegt. Die Charaktere bleiben genau die selben, die Story entwickelt sich kein bisschen weiter. Die Art von Unterhaltung, die der 'Otaku' möchte. Man soll sich seinen Lieblings-Moe/Tsundere-Charakter raussuchen, und dann wird der immer wieder in leicht anzüglichen Szenen ein bisschen emotional angehaucht.
    Die Industrie fördert diesen Lifestyle, weil sie ihm mit solchen Produktionen in die Hände spielt und ihn zelebriert. Und das in sehr vielen Produktionen.


    Vielleicht mal eine Erweiterung der Eingangsfrage: Bisher scheint ja Einigkeit zu herrschen, dass sich niemand hier als Otaku betiteln würde. Gibt es denn einen konkurrenzfähigen Begriff, den ihr treffender findet? Meint ihr, dass es hierzulande tatsächlich viele "Otakus" gibt oder dass die meisten Leute sich fälschlich mit dem Titel schmücken? Oder, oder, oder
    Vor ein paar Jahren, jedenfalls bei mir in der Schule, war Nerd/Geek noch eine ernsthafte Beleidigung. Dann wurde das irgendwie ein bisschen in. 'Otaku' hat für mich als Begriff eine ähnliche Bedeutung wie der frühere 'Nerd'.

    Ich wüsste keinen wirklichen alternativen Begriff. Und mein Beispiel Nerd soll auch ein bisschen deutlich machen, dass so ein Begriff immer die Identifizierung mit einer Nische mit sich bringt. Sei die gut oder schlecht angesehen. Das kann ein eigenes nettes Gruppengefühl geben, mir wäre ein bisschen weniger Nischencharakter von Animanga aber doch lieber.

    Zitat Zitat von Shana Beitrag anzeigen
    Weeb, aber nur selbstironisch.
    Der Begriff ist eher selbstironisch, ja. Aber hat an sich die gleiche schlechte Bedeutung wie Otaku. Ist dann auch nur um vorwegzunehmen abgestempelt zu werden.
    HappyTurtle ist offline

  10. #10 Zitieren
    Frau General Avatar von Shana
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    Zitat Zitat von HappyTurtle Beitrag anzeigen
    Der Begriff ist eher selbstironisch, ja. Aber hat an sich die gleiche schlechte Bedeutung wie Otaku. Ist dann auch nur um vorwegzunehmen abgestempelt zu werden.
    na wnen ihr unbedingt eine bezeichnung benötigt, um euch mit nem hobby zu identifizieren
    Shana ist offline

  11. #11 Zitieren
    Frau General Avatar von Millhi
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    Zitat Zitat von Zetubal Beitrag anzeigen
    Also bist du bisher aber nur mit dem Begriff in Berührung gekommen durch Leute, die den als Selbstbetitelung wertschätzen.


    Vielleicht mal eine Erweiterung der Eingangsfrage: Bisher scheint ja Einigkeit zu herrschen, dass sich niemand hier als Otaku betiteln würde. Gibt es denn einen konkurrenzfähigen Begriff, den ihr treffender findet? Meint ihr, dass es hierzulande tatsächlich viele "Otakus" gibt oder dass die meisten Leute sich fälschlich mit dem Titel schmücken? Oder, oder, oder
    Ja, das trifft wohl zu.

    Man braucht da keinen Ersatzbegriff für. Wenn ich jemandem klar machen will, dass ich Anime gucke, kann ich das so sagen, beim Sammeln von Manga ist es das gleiche. Für einen Begriff, den eventuell nur wenig Leute verstehen, sehe ich da keinen Bedarf.
    Millhi ist offline

  12. #12 Zitieren
    Ritter Avatar von HappyTurtle
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    Zitat Zitat von Shana Beitrag anzeigen
    na wnen ihr unbedingt eine bezeichnung benötigt, um euch mit nem hobby zu identifizieren
    Ja, sonst weiß ich nicht was ich in meine Facebook-Infos eintragen soll.
    HappyTurtle ist offline

  13. #13 Zitieren
    Frau General Avatar von Shana
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    Zitat Zitat von HappyTurtle Beitrag anzeigen
    Ja, sonst weiß ich nicht was ich in meine Facebook-Infos eintragen soll.
    wer lesen als hobby hat braucht auch kein besonderes ausgefallenes substantiv um dem ausdruck zu verleihen, ich denke mal das geht auch ohne bei dir
    Shana ist offline

  14. #14 Zitieren
    Irregular  Avatar von Zetubal
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    Zitat Zitat von HappyTurtle Beitrag anzeigen
    Naja, das waren ein paar Jungs um die Volljährigkeit. Hatten als Outfit diesen Emo-Style(?), schwarze hochgegelte Haare, Ketten und Bänder als Accessoires, dazu bunte Kontaktlinsen und ähnliches. Die haben sich als Otakus bezeichnet, waren ganz begeistert von SAO, hatten ihre 'Otaku WhatsApp-Gruppe'. Das wirkte mehr wie jugendliche Rebellion. Gruppengefühl, etwas Besonderes sein, obwohl man sich mit dem Thema an sich vielleicht gar nicht wirklich beschäftigt hat. Das waren die einzigen selbsternannten Otakus, die mir bis jetzt begegnet sind.
    Mal aus dem Bauchgefühl heraus: Hälst du das für repräsentativ. Also ist dein Bild von selbsternannten "Otakus" von solchen Leuten geprägt? Und ist das zwingend etwas verkehrtes?

    Ein konkreter Begriff fällt mir so jetzt nicht ein. Den Begriff Anime würde ich einfach gerne offener gebrauchen können. Dann könnte man sich da etwas besser austauschen. Die meisten haben ja durchaus auch schon Material aus der Kategorie gesehen, sei es Attack on Titan oder auch nur Frozen.
    In der Hinsicht finde ich es ganz spannend, dass man mit dem Begriff Animationsfilm oder Zeichentrickserie wesentlich weniger Stigma abbekommt. Ich kenne eine ganze Menge Leute, die erwachsen sind und pflichtgemäß Pixar und Disney Produktion alle Weile schauen. Frozen zB. Das scheint mir wesentlich mehr in der gesellschaftlichen Mitte angekommen zu sein.
    Dass Anime eine Subkategorie eines größeren Animationsbegriffs darstellt, wird da aber ausgeklammert. Irgendwie gelten da noch mal ganz andere Vorurteile. Die sowohl von Außenstehenden als auch von Animanga-Fans reproduziert werden.

    Einmal hat das zur Folge, dass Fanservice-Material einen Großteil des Angebots ausmacht. Und wenn du den finanziellen Zustand der Industrie nennst begründet sich das doch auch gegenseitig. Du hast bereits geschrieben, dass Otakus der Industrie viel Geld einbringen.
    Die genannten 2. Staffeln z.B. sind nun alleine auf die Zelebrierung von Fanservice und Charakterliebe ausgelegt. Die Charaktere bleiben genau die selben, die Story entwickelt sich kein bisschen weiter. Die Art von Unterhaltung, die der 'Otaku' möchte. Man soll sich seinen Lieblings-Moe/Tsundere-Charakter raussuchen, und dann wird der immer wieder in leicht anzüglichen Szenen ein bisschen emotional angehaucht.
    Die Industrie fördert diesen Lifestyle, weil sie ihm mit solchen Produktionen in die Hände spielt und ihn zelebriert. Und das in sehr vielen Produktionen.
    Sogesehen hast du wohl recht. In gewisser Weise animiert das die Industrie dazu, bei bewährten, sicheren Formeln zu bleiben. Hemmt die Otaku-Kultur also kreative Freiheit? Genau das hat Hideaki Anno, der Schöpfer von NGE, in einem Interview letztes Jahr beklagt. Da meinte er, es werde immer schwieriger für ihn, Studios dazu zu überreden, seine Visionen umzusetzen, weil die ihrerseits lieber mit einer Konsumentenschicht kalkulieren, die sehr festgefahren ist auf den Kram, der so seit 2004 den Ton angibt. Slicer, Moe und Ecchi.
    Ich will mal schauen, ob ich das Interview oder einen Artikel darüber auftreiben kann und verlinke ihn ggf.

    Vor ein paar Jahren, jedenfalls bei mir in der Schule, war Nerd/Geek noch eine ernsthafte Beleidigung. Dann wurde das irgendwie ein bisschen in. 'Otaku' hat für mich als Begriff eine ähnliche Bedeutung wie der frühere 'Nerd'.
    Würdest du denn sagen, dass Otaku ein geläufiger Begriff in unserer Gesellschaft ist? Also...diejenigen, die einen so betiteln, müssen den Begriff ja erstmal kennen...und etwas damit verbinden.

    Ich wüsste keinen wirklichen alternativen Begriff. Und mein Beispiel Nerd soll auch ein bisschen deutlich machen, dass so ein Begriff immer die Identifizierung mit einer Nische mit sich bringt. Sei die gut oder schlecht angesehen. Das kann ein eigenes nettes Gruppengefühl geben, mir wäre ein bisschen weniger Nischencharakter von Animanga aber doch lieber.
    Da wirds nun spannend, oder? Hat Animanga denn überhaupt Eigenschaften, die es zulassen, im Mainstream anzukommen? Oder diktieren die vorherrschenden Themen nicht schon das Nischedasein?
    Zetubal ist offline

  15. #15 Zitieren
    Ritter Avatar von HappyTurtle
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    Zitat Zitat von Zetubal Beitrag anzeigen
    Mal aus dem Bauchgefühl heraus: Hälst du das für repräsentativ. Also ist dein Bild von selbsternannten "Otakus" von solchen Leuten geprägt? Und ist das zwingend etwas verkehrtes?
    Das halte ich erstmal für repräsentativ, ja. Mein Bild entspricht solchen Leuten. Bin mir gerade nicht ganz sicher was du mit dem "das" in der letzten Frage meinst. Ihre Otaku-Repräsentation oder mein Bild von Otakus? Ich würde sagen, ihr Auftritt ist erstmal nichts verkehrtes. Mein schlechtes Bild davon hat sich da aber erstmal bestätigt, auch wenn es etwas fies ist noch große Ansprüche an betrunkene Menschen zu haben.

    In der Hinsicht finde ich es ganz spannend, dass man mit dem Begriff Animationsfilm oder Zeichentrickserie wesentlich weniger Stigma abbekommt. Ich kenne eine ganze Menge Leute, die erwachsen sind und pflichtgemäß Pixar und Disney Produktion alle Weile schauen. Frozen zB. Das scheint mir wesentlich mehr in der gesellschaftlichen Mitte angekommen zu sein.
    Dass Anime eine Subkategorie eines größeren Animationsbegriffs darstellt, wird da aber ausgeklammert. Irgendwie gelten da noch mal ganz andere Vorurteile. Die sowohl von Außenstehenden als auch von Animanga-Fans reproduziert werden.
    Ja genau, da wollte ich auch drauf hinaus. Man merkt da wie viel allein die Begrifflichkeit ausmacht. Niemand beschwert sich wenn du das Dschungelbuch gut findest. Aber wenn du einen Ghibli-Film einfach nur Anime nennst wird erstmal komisch geguckt.

    Sogesehen hast du wohl recht. In gewisser Weise animiert das die Industrie dazu, bei bewährten, sicheren Formeln zu bleiben. Hemmt die Otaku-Kultur also kreative Freiheit? Genau das hat Hideaki Anno, der Schöpfer von NGE, in einem Interview letztes Jahr beklagt. Da meinte er, es werde immer schwieriger für ihn, Studios dazu zu überreden, seine Visionen umzusetzen, weil die ihrerseits lieber mit einer Konsumentenschicht kalkulieren, die sehr festgefahren ist auf den Kram, der so seit 2004 den Ton angibt. Slicer, Moe und Ecchi.
    Ich will mal schauen, ob ich das Interview oder einen Artikel darüber auftreiben kann und verlinke ihn ggf.
    Sie überschwemmt auf jeden Fall den Markt mehr mit Material dem ich weniger kreativen Wert zusprechen würde, ja.

    Würdest du denn sagen, dass Otaku ein geläufiger Begriff in unserer Gesellschaft ist? Also...diejenigen, die einen so betiteln, müssen den Begriff ja erstmal kennen...und etwas damit verbinden.
    Hm, stimmt, der Begriff Otaku ist nicht unbedingt geläufig. Er fasst aber ganz gut die Gedanken eines Fremden zusammen, wenn man das Wort Anime/Manga in den Mund nimmt. Finde ihn also trotzdem recht passend zum Thema.

    Da wirds nun spannend, oder? Hat Animanga denn überhaupt Eigenschaften, die es zulassen, im Mainstream anzukommen? Oder diktieren die vorherrschenden Themen nicht schon das Nischedasein?
    Uff, schwierige Frage. Einerseits sind, wie wir schon festgestellt haben, die vorherrschenden Themen wohl nicht so gut für den Mainstream, sondern wohl mehr für den "Otaku" geeignet. Andererseit hätte ich das auch für Computerspiele gesagt. Vorherrschend sind dort auch erstmal für den Außenstehenden Spiele wie Call of Duty, World of Warcraft und ähnliches. Das war aber kein Hindernis um im Mainstream anzukommen. Sexy Mädels dürfen jetzt auch Ego-Shooter spielen, ohne als potentielle Amokläufer ins Visier zu geraten. Und dabei steckt auch in der Computerspiel-Szene sehr viel kreativeres Material.
    HappyTurtle ist offline

  16. #16 Zitieren
    Irregular  Avatar von Zetubal
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    Zitat Zitat von Millhi Beitrag anzeigen
    Ja, das trifft wohl zu.

    Man braucht da keinen Ersatzbegriff für. Wenn ich jemandem klar machen will, dass ich Anime gucke, kann ich das so sagen, beim Sammeln von Manga ist es das gleiche. Für einen Begriff, den eventuell nur wenig Leute verstehen, sehe ich da keinen Bedarf.
    Leitet sich denn daraus ab, dass du dich keiner Animanga-Fangemeinschaft zugehörig fühlst oder stattdessen, dass du dich schon zu einer zählst, die aber keinen Namen trägt?
    Zetubal ist offline

  17. #17 Zitieren
    Frau General Avatar von Millhi
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    Zitat Zitat von Zetubal Beitrag anzeigen
    Leitet sich denn daraus ab, dass du dich keiner Animanga-Fangemeinschaft zugehörig fühlst oder stattdessen, dass du dich schon zu einer zählst, die aber keinen Namen trägt?
    Ich fühle mich generell keinen größeren Gemeinschaften zugehörig, die Nachteile sind mir da zu groß, wenn man zu einer gehört.
    Millhi ist offline

  18. #18 Zitieren
    Frau General Avatar von Shana
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    Zitat Zitat von Millhi Beitrag anzeigen
    Ich fühle mich generell keinen größeren Gemeinschaften zugehörig, die Nachteile sind mir da zu groß, wenn man zu einer gehört.
    Du gehörst zu den Bakas
    Shana ist offline

  19. #19 Zitieren
    Irregular  Avatar von Zetubal
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    Zitat Zitat von HappyTurtle Beitrag anzeigen
    Das halte ich erstmal für repräsentativ, ja. Mein Bild entspricht solchen Leuten. Bin mir gerade nicht ganz sicher was du mit dem "das" in der letzten Frage meinst. Ihre Otaku-Repräsentation oder mein Bild von Otakus? Ich würde sagen, ihr Auftritt ist erstmal nichts verkehrtes. Mein schlechtes Bild davon hat sich da aber erstmal bestätigt, auch wenn es etwas fies ist noch große Ansprüche an betrunkene Menschen zu haben.
    Na, hier kam ja ein wenig auf, dass es unberechtigt sei, wenn die hiesigen Fans sich mit dem Begriff Otaku "schmücken". Da fragte ich mich (bzw. dich), ob du - ausgehend von deiner Begegnung - der Ansicht warst, die würden sich zu unrecht mit dem Titel schmücken?
    Vielleicht, so die abenteuerliche Annahme, passt es ja sogar zu den Leuten.

    Ja genau, da wollte ich auch drauf hinaus. Man merkt da wie viel allein die Begrifflichkeit ausmacht. Niemand beschwert sich wenn du das Dschungelbuch gut findest. Aber wenn du einen Ghibli-Film einfach nur Anime nennst wird erstmal komisch geguckt.
    Bessert es sich denn, wenn du "von Studio Ghibli" hinter "ein Anime" nachreichst? Immerhin sind deren Filme am nächsten dran, geachtetes Filmgut im Westen zu werden.

    Sie überschwemmt auf jeden Fall den Markt mehr mit Material dem ich weniger kreativen Wert zusprechen würde, ja.
    Dass das passiert stört mich nicht so sehr wie die Konsequenz, derzufolge es für kreative Köpfe schwerer wird, ihren Kram zu produzieren.

    Uff, schwierige Frage. Einerseits sind, wie wir schon festgestellt haben, die vorherrschenden Themen wohl nicht so gut für den Mainstream, sondern wohl mehr für den "Otaku" geeignet. Andererseit hätte ich das auch für Computerspiele gesagt. Vorherrschend sind dort auch erstmal für den Außenstehenden Spiele wie Call of Duty, World of Warcraft und ähnliches. Das war aber kein Hindernis um im Mainstream anzukommen. Sexy Mädels dürfen jetzt auch Ego-Shooter spielen, ohne als potentielle Amokläufer ins Visier zu geraten. Und dabei steckt auch in der Computerspiel-Szene sehr viel kreativeres Material.
    Hinter Videospielen steht ein vielfach umsatzstärkerer Markt. Der es sich leisten kann, sich in Werbung attraktiver darzustellen und der aktiv mit globalen, sozialen Käuferschaften kalkulieren kann.
    Animanga ist kleiner und nischiger. Lohnt es sich da für Anime überhaupt, sich einer größeren Masse zu öffnen. Was müsste deiner Meinung nach geschehen, dami das ginge?
    Zetubal ist offline

  20. #20 Zitieren
    Ritter Avatar von HappyTurtle
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    Zitat Zitat von Zetubal Beitrag anzeigen
    Na, hier kam ja ein wenig auf, dass es unberechtigt sei, wenn die hiesigen Fans sich mit dem Begriff Otaku "schmücken". Da fragte ich mich (bzw. dich), ob du - ausgehend von deiner Begegnung - der Ansicht warst, die würden sich zu unrecht mit dem Titel schmücken?
    Vielleicht, so die abenteuerliche Annahme, passt es ja sogar zu den Leuten.

    Ach so, da liegst du dann mit deiner abenteuerlichen Annahme richtig. Ich schreibe ja bereits dem Begriff Otaku grönteils negative Eigenschaften zu, betrachte es also auch nicht als achtenswert sich als solcher zu bezeichnen. Und in dem genannten Fall fand ich, passte es auch ganz gut zu den Leuten.


    Bessert es sich denn, wenn du "von Studio Ghibli" hinter "ein Anime" nachreichst? Immerhin sind deren Filme am nächsten dran, geachtetes Filmgut im Westen zu werden.

    Das habe ich nur bei meinen Eltern ausprobiert, die waren dann schon ein bisschen wärmer mit dem Thema. Weil sie auch schon Ghibli-Filme gesehen haben. Für andere ist der Begriff Ghibli aber meist nichtssagend. Erst recht für die Personen die die von mir so beklagten Vorurteile mit Anime verbinden.


    Hinter Videospielen steht ein vielfach umsatzstärkerer Markt. Der es sich leisten kann, sich in Werbung attraktiver darzustellen und der aktiv mit globalen, sozialen Käuferschaften kalkulieren kann.
    Animanga ist kleiner und nischiger. Lohnt es sich da für Anime überhaupt, sich einer größeren Masse zu öffnen. Was müsste deiner Meinung nach geschehen, dami das ginge?

    Um Anime einer breiten Masse zu öffnen müsste man sie hierzulande einfach konsequent als Animationsfilme bezeichnen. Die sind gesellschaftlich etabliert, siehe Frozen, Minions etc. Dann empfiehlt man anderen etwas, und die erwarten eben erstmal einen Kinderfilm. Sowas darf ein Erwachsener aber bedenkenlos gucken.
    Würde schon sagen, dass sich für Animanga eine Öffnung lohnt. Probleme wie Ecchi und mangelhafte Qualität kämen mehr in die Kritik. Kleine Künstlerprojekte würden eher unterstützt. Da kann ich aber nur spekulieren, kenne mich zu wenig aus.
    HappyTurtle ist offline

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