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Aidar war ein ziemlich gesprächiger Kerl, wenn man einen Nerv traf. Es freute Nanami sehr, dass ihr Auftritt in der Krähe den Leute so sehr gefallen hatte. Angeblich wurde Aidar sogar des öfteren gefragt, wann sie denn wieder auftrete. Sie glaubte ihm das nicht ganz, aber fühlte sich dennoch geschmeichelt.
Sie machte sich gerade über ein weiteres Stück Fleisch her und trank gerade aus ihrem Krug Bier, als die Tür aufschwang und ein junges Kerlchen eintrat. Er schaute sich kurz um und trat dann zu ihr an den Tisch, setzte sich und ließ sich von Aidar ein Bier bringen.
Nanami besah sich den Jüngling, sie schätzte ihn auf 5 Jahre jünger als sie. Vielleicht sogar 6. Auf jeden Fall waren seine Gesichtszüge die eines Jungspundes, der wohl noch nicht allzu viel gesehen hatte von der Welt. Aber man konnte sich irren. Auch ihr hätte man in diesem Alter noch nicht zugetraut, ganz Myrtana und noch mehr bereist zu haben.
Plötzlich fiel der Blick des Mädchens auf das rechte Bein des Neuankömmlings, denn er humpelte. Es war verbunden und teilweise drang etwas Blut durch die Bandagen, was sie fleckenweise rot färbte. Alles in allem sah es aus, als hätte dieser Kerl etwas heftiges erlebt. Unweigerlich musste Nanami daran denken, wie sie Samorin an eben dieser Stelle kennengelernt hatte, ebenfalls verletzt. Nur waren es bei ihm die Arme gewesen, weil ein paar Raben wild auf ihn eingehackt hatten. Außerdem sah der Verband dieses Jungen frischer aus als damals der von Samorin.
"Ohje, was hast du denn angestellt?", fragte sie ihn bestürzt.
"Kann ich dir helfen? Brauchst du einen Heiler?"
Dann dachte sie kurz nach. Wenn der Junge Hilfe oder einen Heiler bräuchte, hätte er sich jemanden gefragt, statt sich Bier zu bestellen. Sie wurde leicht rot.
"Ähm... Nun, mit wem habe ich denn das Vergnügen?"
Sie schüttelte seine ihr noch nicht gereichte Hand.
"Mein Name ist Nanami Rin."
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Schön war sie ja, aber allzu schlau anscheinend nicht. Zumindest machte sie nicht den Eindruck. "Brauchst du einen Heiler?", was war das für eine Frage? Natürlich brauchte er einen Heiler! sein rechtes Bein war halb zerfetzt. Wäre er nicht so geschwächt gewesen, wäre er auch direkt zum Heiler gelaufen. Doch wenn er nicht bald etwas trinken würde, bräche er vor Erschöpfung zusammen. Außerdem wusste er nicht genau wo es hier in Silden einen Heiler gab. Vielleicht wusste Namani es ja.
"Hallo, ich heiße Samarus, freut mich euch zu treffen.", der Grünäugige reichte ihr seine Hand.
"In der Tat ich bin auf deer Suche nach einem Heiler, wisst ihr wo hier in Silden einer zu finden ist?", fragte der junge Mann, während er einen tiefen Zug aus seinem Bierglas nahm.
Geändert von Samarus (27.06.2009 um 15:33 Uhr)
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Wieso sitzt man gemütlich in der Krähe, trinkt ein Bier und unterhält sich mit Fremden, anstatt einen Heiler aufzusuchen, wenn man ein kaputtes Bein hat?, überlegte Nanami stirnrunzelnd. Wohl ein helles Köpfchen...
"Einen richtigen Heiler kenne ich leider nicht."
Sie besah sich noch einmal das Bein.
"Sieht nicht gerade aus, als wäre es nur eine leichte Schramme. Ich kenne eine Barbierin, die kann wohl leichte Wunden heilen, aber ich denke, damit ist die Gute überfordert."
Sie versuchte sich daran zu erinnern, was Vida ihr erzählt hatte. Heilerin war sie gewesen, zumindest so etwas ähnliches, hatte Kriegsverletzte geheilt. Beherrschte sie die Kunst immer noch, oder hatte sie sich zu lange nur leichten Wehwehchen gewidmet? Sicher war es einen Versuch wert, Samarus zu ihr zu bringen. Wenn sie ihm nicht weiterhelfen konnte, wusste sie aber bestimmt einen besseren Heiler.
"Vida heißt die Dame, ich kann dich zu ihr bringen, nur bin ich mir nicht sicher, ob sie zur Zeit zu Hause ist. Vielleicht kennt hier aber auch jemand einen richtigen Heiler, dann würden wir nicht unnötig zu ihr laufen, wenn sie dir wohl sowieso nicht helfen kann."
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"Ich denke eine Heilerin, die sich mit größeren Verletzungen nicht auskennt, ist immer noch besser, als keine Heilerin.", sagte Samarus.
"Aber so sehr eilt es nicht, das gröbste hat ein freundlicher Ork schon erledigt."
"Trotzdem würde ich nicht allzu lange warten.", erwiederte seine Gegenüber besorgt.
Schweigend trank der Jungspund sein Bier zuende und aß noch eine Scheibe Brot. Danach wandte er sich wieder der gutaussehenden Frau zu, die sich als Namani vorgestellt hatte.
"Währt ihr so freundlich, mir den Weg zu dieser Heilerin namenss Vida zu zeigen?"
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"Gerne", antwortete Nanami.
Sie trank ihren Krug aus und stellte ihn auf den Tisch.
"Wir können gerne gleich losgehen, ich bin hier fertig."
Sie nahm Samarus' Krug und ihren und stellte sie Aidar auf den Tresen, um ihm ein bisschen Arbeit zu ersparen.
"Es ist nicht weit."
Sie öffnete ihm die Tür und überlegte kurz, ob sie ihn stützen sollte.
Aber immerhin war er den ganzen Weg schon alleine gelaufen. Aber fragen kostete nichts.
"Kann ich dir helfen? Ich könnte dich stützen."
Sie überlegte kurz wie weit es genau war bis zu Vidas Stube. Normalerweise brauchte man keine fünf Minuten, aber mit einem Jungspund mit verletztem Bein würde sie wohl doppelt so lange brauchen.
Auf dem Weg erzählte Nanami dem Jüngling von Vida. Er schien einigermaßen interessiert, achtete aber öfter auf sein Bein als auf ihre Worte.
"Alles in Allem ist sie eine sehr nette, alte Frau. Etwas schrullig vielleicht, und ein bisschen aufgedreht. Aber sie ist wirklich nett."
Sie klopfte an die Tür zu Vidas Stube.
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Ornlu nickte lediglich auf Adrastos fragenden Blick.
"Pflanzen sind in der Regel recht eigen, weißt du. Aber es kommt auch auf die Umstände an. Nehmen wir einen Hain alter Bäume in dem sich Holzfäller breit machten. Ohne dich sind die Bäume verloren. Das wissen sie auch. Bist du dann da, werden sie plötzlich hören. Ich habe es sogar erlebt, dass ich nur meine Magie anbieten musste und alles weitere vollbrachten die Bäume. Es kommt wirklich auf den Umstand an und die Rolle die du spielst. Gewöhnlich hast du aber Grenzen. Junge Bäume sind für den Anfang und auch danach schon was Gutes. Mit der Zeit, Erfahrung und genug Resonanz, geht auch mehr.", erklärte Ornlu, ehe er auf einen morschen, umgefallenen Baumstamm sprang und Adrastos gebot aufzupassen.
"Wir sind die, die über das Element Holz herrschen können. Holz ist voller Leben, selbst wenn es längst tot wirkt. Unsere Magie kann es wiederbeleben. Doch du solltest nicht zu viel erwarten. Nur die mächtigsten Druiden können tote Wälder wiederbeleben oder Holzhütten absolut verändern. Totes Holz kannst du momentan nicht mehr beeinflussen, als die Pflanzen, bevor du die Grenze überschritten hast. Du kannst Magie regelrecht reinpumpen, was aber daraus wird kannst du nicht bestimmen. So kann ein toter Ast Blätter tragen oder ein Stuhl Wurzeln schlagen. Seh es als weitere Grenze, die du mit der Zeit irgendwann überschreiten wirst. Aber es gibt noch eine andere Sache. Wir können das Element Holz auch bewegen. Es ist wie die Telekinese - nur auf unser Element gebunden und weit mächtiger. Es ist wie bei den Wassermagiern, die Gestein bewegen können. Wie sie es machen, weiß ich nicht. Doch um Holz oder auch ein manipuliertes Blatt zu lenken, benötigt es mehr magischer Kraft. Verständlich, denn du musst die Verbindung und Konzentration halten.", einte der Druide, kniete sich hin und legte seine Hände auf den morschen Stamm ab. Dann war deutlich zu vernehmen, wie seine Magie entfacht wurde und pulsierte. Seine Augen bekamen den magischen Schimmer, je mehr er sich sammelte, umso mehr richteten sich seine Haare leicht auf. Einen Moment wartete er noch, ehe er die Magie entließ und die Magie in regelrechten schleiern den Baum umfasste und in diesen eindrang. Einen Augenblick später zitterte der Stamm und erhob sich unter reißenden Geräuschen vom Boden in die Schwebe. Ein Meter, zwei Meter, ja gar drei Meter waren es, ehe sich der Druide auf dem Stamm leicht erhob und nach vorne blickte, ehe er sich etwas schneller als Schritttempo um einige Meter geradeaus bewegte und dann landete. Anstrengend war es für ihm, nutzte er nicht seinen Druidenstein. Adrastos kam angelaufen.
"Meister Faun hat mir diesen Zauber gezeigt und nannte es Baumstammsurfen. Sowas ist natürlich eine Nummer zu groß für dich und für einen wie mich, eher etwas unnötiges zum reisen durch die Wälder, ausser ich möchte mal vor Leuten prahlen oder es ist eben doch nötig oder ich habe wirklich die Muse und Zeit sowas zu machen. " - Ornlu zwinkerte - "Aber denk bei dir an leichte Möbel, an Holzscheite, an Kisten. Du solltest es auf diesem Grad schaffen. Dabei ist das Magie wirken etwas anders. Totes Holz kannst du wiederbeleben oder auch nicht und nutzen. Du kannst auch mit deiner Magie das Holz greifen, Macht über dieses gewinnen. Es gibt dann keinen wie soll ich sagen, emotionalen oder geistigen Widerstand. Für den Anfang ist das einfacher, denn mit lebendigem Holz und Pflanzen kannst du dir das Theater denken. Aber auch da werden wir noch etwas machen. Du musst deine Kraft sammeln und deinen Willen umsetzen. Du musst das Holz zu Geschossen machen, sie lenken, wie eine Lichtkugel die deinem Willen folgt. - Hier. Damit kannst du üben.", meinte der Jäger und warf Adrastos einen knüppelgroßen, länger abgebrochenen Ast zu.
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Östliche Wälder Sildens, Am Rand der Monterawälder
Yared zog die letzten Riemen fest, dann tätschelte er freundschaftlich den Hals von Alana und ging hinüber zu der Eiche an deren Füßen sein Marschgepäck, seine Waffen und der Granatenbeutel lagen.
Etwas Zeit hatte er noch bevor sie weiter ziehen würden, etwas Zeit die er nutzen wollte um seinen Stil zu entwickeln, wie Tavik das nannte. Irgendwie hatte er die ewigen Luftgefechte satt und für besonders weiterführend hielt er sie sowieso nicht. Aber Tavik hatte sich noch nicht erhoben von seinem Taglager, von daher war zumindest von seiner Seite keine Unterstützung zu erwarten.
Also nahm er das Schwert vor sich und fuchtelte weiterhin in der Luft herum, bis Orthego vom Bach hinauf kam, er hatte ihre Wasservorräte aufgefüllt, und dem Sappeur eine Idee kam.
"Sag mal Orthego, würde es dir etwas ausmachen für mich heute den Sparringspartner zu spielen? Ich weiß, dass ich nicht besonders gut bin im Gegensatz zu dir und daher nicht wirklich eine Herausforderung, aber wenn ich hier noch weiter ohne Widerstand mit Luftgegnern kämpfe, werde ich auch nicht besser."
Geändert von Yared (27.06.2009 um 22:53 Uhr)
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Orthego legte die Wasserschläuche in der Nähe vom dösenden Tavik ab, reckte sich und sah schließlich zu Yared hinüber. Der stecke gerade mitten in seiner Ausbildung beim Nordmann, die Orthego in den letzten Tagen ihrer gemeinsamen Reise zur Küste beobachtet hatte. Der Schüler stellte sich gut an, machte Fortschritte. Es war, als würde man einem Kind dabei zu sehen, wie es langsam lernt zu laufen. Der Sildener erkannte Fehler, wusste, wie man sie korrigieren konnte und hatte selbst bemerkt, wie Yared scheinbar versuchte, seinen eigenen Stil zu finden. Orthego hatte beobachtet, wie der Schüler von Trainingseinheit zu Trainingseinheit verschiedenes ausprobiert hatte. Er versuchte sich zu erinnern, wie es bei ihm gewesen ist, doch dieser Bereich seiner Ausbildung war eine einzige schwarze Lücke. Zumindest war er sich sicher, dass sein Meister ihn nicht auf die Notwendigkeit einer eigenen Technik hingewiesen hatte. Doch es war auch nicht nötig gewesen. Wer lange genug mit dem Schwert kämpft, merkt gar nicht, wie er von alleine anfängt, Bewegungen anzupassen und zu verbinden, um Vorteile zu gewinnen, wie es der Gegner nie erwartet hätte.
Ursprünglich hatte Orthego nun vorgehabt, dem Beispiel Taviks zu folgen, doch diese Chance wollte er sich nicht entgehen lassen. Er wollte herausfinden, wie weit Yared tatsächlich gekommen ist, und ein paar nützliche Tipps konnte er ihm wohl auch noch geben. Grinsend legte er seinen Reisemantel ab, befreite die Klinge aus der Scheide und ging einige Meter vor Yared in Stellung.
„Greif an!“
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Östliche Wälder Sildens, Am Rand der Monterawälder
Das war Yareds Startsignal. Der Sappeur hob das leichte Falchion und zog, während er sich gleichzeitig vorwärts bewegte eine Diagonale von oben nach unten über Orthegos Brust, die dieser aber mit Leichtigkeit abfing, was jedoch Yared nicht aus dem Konzept brachte. Der erste Streich, war selten mehr als ein Herantasten an den Gegner zumindest im fairen Duell. Im Schlachtgetümmel, war das natürlich ganz anders, aber dort waren auch die Eins-gegen-Eins-Situationen ungleich seltener.
Als nächstes machte Yared einen Ausweichschritt nach hinten rechts, gefolgt von einem weitern schnellen Angriff gegen Ortegos linkes Bein diagonal von unten, den dieser aber auch abblockte, ohne allzu sehr ins Schwitzen zu kommen.
Der stellvertretende Lagermeister musst sich etwas anderes einfallen lassen, um den erfahrenen Schwertkämpfer auf der Gegenseite erreichen zu können.
Aber bevor Yared weiter über eine Strategie nachdenken konnte, ging eben jener in den Angriff über.
Orthego riss sein Schwert aus der Blockstellung in die Höhe und vollführte dabei einen Schlenker nach rechts, dem der Sappeur nur durch einen hastigen Ausfallschritt nach hinten ausweichen konnte. Um abzublocken, hielt er sein Falchion zu tief.
Durch den Ausweichschritt aber konnte Yared sich genügend Zeit verschaffen, um nun selbst einen Gegenangriff durchführen zu können, indem er das Falchion erst schräg nach oben Zog, worauf Orthego einen Abwärtsstreich führte und die Klinge des Belagerungsexperten abprallen ließ, um sich dann unter dem Konter des Waldvolkkriegers hindurchzuducken, wobei Yared von einem Tritt am Schienbein getroffen wurde. Aufgrund der Schmerzen in seinem Unterschenkel, presste der stellvertretende Lagermeister Sildens seine Lippen fest aufeinander und schnaubte vor sich hin, nur um dann Luft zu holen und einen vertikalen Schlag von Oben auf seinen Trainingspartner zu führen, den dieser nur mit Mühe und Not an seiner Schwertspitze abrutschen lassen konnte.
Yared wich sofort zurück, um nicht von einem Aufwärtsstreich Orthegos am Hals erwischt zu werden.
Langsam merkte er, dass sich die Lehrstunden mit Benjen wirklich gelohnt hatten. Der ehemalige Pionier war zwar nicht viel eleganter geworden, doch wesentlich überlebensfähiger.
Sowohl Orthego aber vor allem auch Yared hatten sich in dem schnellen Schlagabtausch ordentlich verausgabt und gönnten sich eine Runde Umeinanderkreisens, um erstmal wieder ihre brennenden Lungen mit der schwülen Abendluft zu füllen. Yared wischte sich den Schweiß von der Stirn und wollte gerade wieder einen Ausfall angehen, als Tavik, der gerade aufgewacht war aus seinem Nickerchen, sie darauf aufmerksam machte, dass sie sich nun doch auf den Weg machen mussten, um den Stützpunkt der Falkensippe wie geplant am übernächsten Morgen erreichen zu können.
Glücklicherweise hatte es bisher nicht wieder zu regnen angefangen und so marschierten sie ohne viel matsch zu durchwaten durch das jedoch immer noch etwas feuchte Unterholz und übertraten die Schwelle zum Hoheitsgebiet der Sippe des Arkantos, betraten das unberührte Herz der dichten Wälder von Montera.
Geändert von Yared (28.06.2009 um 00:32 Uhr)
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In einer solch warmen Sommernacht konnte die Blonde gar nichts anderes machen als noch etwas an der frischen Luft zu bleiben.
Sie hatte nach einiger Zeit damit aufgehört auf dem Balkongeländer zu sitzen und in den Himmel zu starren, als sich vor ihrem Haus eine kleine Traube von Menschen gebildet hatte, die ihr dabei gespannt zu gesehen hatten. Wahrscheinlich wurden Wetten darüber abgeschlossen, wann sie wohl von dem Balkon herunterfallen würde. Doch diesen Gefallen hatte die Adlige den gehässigen Einwohnern von Silden nicht getan. Vielmehr hatte sie sich nach ihrer kleinen aber intensiven Konzentrationsübung wieder in ihre Villa zurückgezogen.
Nun aber hatte sich die Adlige auf den Weg zum See gemacht. Warum sie das tat, wusste sie auch nicht so genau, denn schließlich war es finster, sodass sie kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Doch ihr Drang danach in der Natur zu sein, schien von Tag zu Tag größer zu werden. Die Schönheit hatte den Verdacht, dass ihr Hausgeist ihre Gedanken so manipulierte, dass sie dieses Verlangen spürte. Wahrscheinlich hatte er sich mit der Niederlage von vor ein paar Tagen immer noch nicht abgefunden.
Während sie das von Schilfbewachsene Ufer entlang schritt, bemerkte sie einen sich schnell bewegenen Schatten. Zum Glück hatte die Grünäugige ihr Schwert mitgenommen. Zwar konnte sie mit der großen Waffe nicht kämpfen, aber sie hoffte, dass allein die Größe des Schwertes den Gegner verscheuchen würde. Bis jetzt hatten solche psychischen Tricks gut funktioniert. Doch der Schatten schien sich gar nicht um sie zu kümmern, vielmehr wiederholte dieser die immer gleichen Bewegungen, als würde jemand trainieren. Doch wer war so seltsam und trainierte mitten in der Nacht.
Vorsichtig ging die junge Schneiderin auf den Schatten zu und schon bald konnte ihr Verstand aus den Umrissen eine bekannte Person erkennen, obwohl sie diese mit ihren Augen noch gar nicht richtig erfasst hatte.
"Ryu? Trainierst du etwa mitten in der Nacht?"
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Ein Schritt nach vorne. Einer nach hinten. Ausfallschritt! Stich! Hin und her. Eine Drehung mit wirbelnder Klinge. Überkopfschlag! Es war ein seltener Anblick, wie die heutige Nacht. Nachdem es den Tag über geregnet und aus Eimern geschüttet hatte, hatte Ryu beschlossen in der Nacht trainieren zu gehen. Das Besondere jedoch daran war, dass in Nächten, die nach einem ungeheuren stürmischen Tag ihren Vorgang fanden immer einen so sternenklaren Himmel boten, wie man es sonst nicht für möglich hielt. Ein Naturspektakel, dass man sich einfach nicht entgehen lassen durfte. Und desweiteren einer dieser Momente, in denen Ryu sich völlig eins fühlte mit der Natur. Unter dem Sternenhimmel, in der Dunkelheit der Nacht und doch erleuchtet von den strahlenden Punkten dort oben. Sie waren ein wenig wie Ryu, diese Sterne. Jeder einzelne von ihnen versuchte, seinen Glanz in der Dunkelheit zu behaupten und am hellsten zu strahlen - perfekt zu scheinen und ihren eigenen Glanz zu bewahren.
Immer und immer wieder vollführte der Hayabusa diese Bewegungen. Aufs Genauste hin versuchte er, seine Klinge vor einem, von ihm festgelegten Punkt abzubremsen, herumzuwenden und dann mit einer anderen Attacke zuzuschlagen. Er wollte eine neue Technik entwickeln, die schneller und tödlicher war, als das, was er bisher zustande brachte. Etwas, mit dem er in sekundenschnelle den Schwachpunkt jeder Rüstung durchdringen und verherenden Schaden anrichten konnte. Die "Windnarbe". Er erinnerte sich an seine Zeit auf Onars Hof damals. In dieser einen Nacht, als er die Trainingspuppe mit drei geschickten Schlägen vollends zerlegt hatte. Nun, damals war es wohl Glück, doch nun versuchte er, diese Technik neu zu definieren und zu erlernen. Doch etwas unterbrach ihn je aus seinem Training.
"Ryu? Trainierst du etwa mitten in der Nacht?"
Es war Myra, eines der allerschönsten Mädchen Sildens. Seine Schülerin und ehemalige Guru des Sumpfes. Mit zwei kurzen Bewegungen drehte er das Schwert mit der Klinge nach hinten gerichtet in seine linke Hand und verbeugte sich kurz vor ihr.
"Gute Abend, Myra. Ja, ich trainiere auch Nachts... Zumindest speziell heute Nacht. Wenn du nach oben schaust, wirst du sicher verstehen, warum ich mir diese Zeit ausgesucht habe... Wenn die Sterne dort oben so strahlen... Nun... Ich fühle mich in solchen Nächten mehr als eine Einheit mit der Natur, als sonst..." er atmete die kühle Nachtluft tief ein und wieder aus. "Aber was machst du zu solch später Stunde hier? Schließlich brauchst du auch deinen Schönheitsschlaf... Nun... Auch wenn du schon schön bist." sprach er augenzwinkernd mit einem Lächeln im Gesicht. Normalerweise schlief sie schon tief und fest um diese Uhrzeit. Zumindest dachte Ryu dies bisher immer...
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"Hmm, ganz verstehen kann ich es nicht.", sagte die Blonde, "Denn schließlich ist die Natur bei nacht keine andere als am Tage. Aber nun gut, wenn es dir mehr behagt Schattenkämpfe durchzuführen, möchte ich dich nicht dran hindern.
Abgesehen davon habe ich in den letzten Tagen auch eine stärkere Verbindung zu der Natur gesucht und habe aber jetzt irgendwie das Problem, dass ich nicht mehr davon loskomme. Ich weiß nicht genau woran es liegt. Natürlich ist es nicht schlecht, wenn ich durch Konzentration meine geistigen Stärken und meine Naturverbundenheit ausbauen kann, doch wenn mein Körper förmlich nach diesem Gefühl der kompletten Konzentration schreit, dann bekomme ich schon etwas Angst. Nur weiß ich eben nicht, was ich dagegen tun könnte, denn an sich ist es ja nichts schlechtes sich einfach nur auf die Natur einzulassen.
Ich bin der Meinung, dass der Geist in meinem Kopf herumspukt und meine Gedanken durcheinanderbringt, sodass ich auf Bahnen denke, die er voraus bestimmt. Mit diesem seltsamen 'Hausgeist', wie er sich selbst immer nennt, habe schon seit einiger Zeit zu kämpfen. Ich weiß es klingt total verrückt, aber dieses Ding habe ich mir damals eingefangen, als ich im Wald in irgendein verrücktes Gemäuer gelangt bin. Bis jetzt hab ich mit noch niemanden darüber gesprochen, aber da es sich nun zu einem gewissen Teil auf die Lehre bezieht, würde ich schon gern deine Meinung zu dem Thema hören."
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Dem Hüter des Waldes fuhr ein kurzer, wenn auch kalter Schauer über den Rücken. "Ein Hausgeist... Aus einer alten Ruine..." murmelte er. Bilder an seine innere Zerrissenheit und den Kampf um sein Selbstbewusstsein mit dem Behemoth kamen ihm in den Sinn. Konnte es denn sein, dass Myra auch vom Geist des Waldes erfüllt, aber nicht richtig "gesegnet" war? Der Hayabusa hatte schon desöfteren diese Vermutung, aber ihrer Erzählung nach verfestigte sich sein Eindruck nun noch mehr. Wie sollte er es ihr erklären, wenn er es doch selbst nicht genau definieren konnte.
"Nun, Myra... Ich kann mir denken, was mit dir los ist...". Sein bernsteinfarbenes Augenpaar blinzelte einen Moment, ehe er weitersprach.
"Für jeden Krieger, der auch nur ein wenig empfänglich ist für die Gesetze unserer Natur kommt eines Tages der Punkt, an dem er auf die Prüfung gestellt wird... Es ist eine harte Prüfung... Voller Gefahren und mit ständiger Gefahr, zu einem Teil der Natur zu werden, der sich ihr völlig unterordnet... Sein eigenes Ich zu verlieren... Dies passiert, sollte man scheitern..."
Er machte eine kurze Pause und musterte sie eingehend mit seinem unnatürlichen Augenpaar. Trotz der Ruhe, in der sie da stand, schien etwas Wildes sich in der jungen Schönheit auszubreiten. Ryu fühlte es mit jeder Faser seines Körpers. Er genoss es teilweise sogar, eine weitere Erwählte vor sich zu haben, doch fürchtete er auch ein wenig um sie.
"Bestehst du diese Prüfung jedoch, so wird dir ein großes Geschenk der Natur zu teil. Ich weiß nicht, was es bei dir ist, doch nachdem ich einen Geist der Natur selbst bezwang, nachdem er mich fast zugrunde getrieben hatte, schenkte mir die Natur selbst die Kräfte des Behemoths... Stärke... Schnelligkeit... Eine unvorstellbare Macht, wie man sie sich nicht vorstellen kann... Du musst wissen, der Behemoth war der Geist der Säbelzähne... Vielleicht hast du schon von diesen Wesen gehört. Aber wie auch immer, was ich damit sagen will ist, dass du, allem Anschein nach erwählt wurdest, deine Prüfung zu bestreiten. Und damit, dass du dich in die alten Ruinen begeben hast, hat dieser "Hausgeist" wie du ihn nennst, es wohl geschafft, sich in deinem Kopf breit zu machen... Kämpfe gegen diesen starken Drang an, sich mit der Natur zu einen. Versuche den Unterschied festzustellen, ob du selbst es bist, die sich der Natur nähern will, oder ob es der Geist in deinem Kopf ist, der dich dazu treibt... Du darfst ihm niemals nachgeben, sonst bist du eines Tages selbst ein Tier, wie es viele in der Natur gibt..."
Ryu machte erneut eine kurze Pause, als er ein paar Schritte auf sie zuging und langsam seine Hände auf ihre zarten Schultern legte. Sein Blick fest auf ihre Augen gerichtet, fast schon ein wenig bedrängend und doch mit der Aussage eines "Ich werde dir helfen" in seinen Augen.
"Drum ist es umso wichtiger, dass du stark wirst. Körperlich, wie auch geistig, um diesem "Hausgeist" zu widerstehen und ihn zu bezwingen... Ich könnte es nie zulassen, dass du eines Tages... Nun... Denken wir nicht darüber nach, Myra..."
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Myra lauschte den Worten ihres Lehrmeisters. Auf eine gewisse Art und Weise war sie beruhigt von dem, was er sagte, weil sie nun wusste, dass sie nicht vollkommen den Verstand verloren hatte, sondern dass Ryu scheinbar auch schon so etwas durchgemacht hatte. Aber aus einer anderen Perspektive heraus fürchtete sich die Blonde, denn schließlich wollte sie auf keinen Fall zu einem willenlosen Tier werden. Sie wollte nicht durch die Wälder kriechen und all ihre Grazie und Schönheit verlieren. Dafür hatte sie nicht all die Jahre gelebt, für ein solch willenloses Leben wurde sie auch nicht geboren.
"Ich habe auch nicht vor diesem Geist meinen Geist zu überlassen. Bis jetzt hatte er keinen großen Einfluss auf mich, doch gerade in den letzten Tagen, seitdem du mir die Übung der Konzentration näher gebracht hast, begann sich in mir dieser Drang zu entwickeln. So richtig kann ich noch nicht verstehen, was eigentlich dieser Geist in meinem Körper will, bisher hab ich ihn einfach geduldet und versucht zu verdrängen.
Doch scheinbar ist das Problem schwerwiegender als ich es mir vorgestellt habe. Ich möchte auf keinen Fall zu einem Tier werden, es gibt wirklich schönere Möglichkeiten mein Leben zu gestalten. Nur verstehe ich nicht genau, warum gerade die Natur mir diese Prüfung auferlegt hat. Bis vor kurzem hab ich nur neben ihr her gelebt und mich nicht wirklich um irgendeine Verbundenheit gekümmert. Wie kann es dann sein, dass die Natur mir eine solche Bürde auferlegt? Hast sie denn niemand anderen gefunden? Es gibt soviele Fragen, die mir wahrscheinlich niemand beantworten kann."
Traurig schaute die Grünäugige zu Boden und versuchte stark zu bleiben, schließlich stand Ryu ganz nah bei ihr und da durfte sie keine Schwäche zeigen. Sie hatte nicht einmal den Elan dazu ihren Lehrmeister dafür anzugehen, dass er einfach ungefragt seine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte. Schließlich wollte er nur helfen, auch wenn es nicht gerade die feine Art war.
Die Adlige wischte einmal mit ihrem Arm über ihre Augen und sprang dann aus dem Griff ihres Lehrmeisters heraus. Dann zog sie ihre Waffe vom Rücken und hielt diese starr vor ihren Körper.
"Ich bin gewillt diesem Geist und der Natur zu zeigen, dass sich keiner mit mir anlegt ohne mit den Konsequenzen rechnen zu müssen. Lass uns trainieren."
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Bedächtig nickte der Lehrmeister, als er ihren Elan mitansah. -Tapfer ist sie ja.- dachte er mit einem leichten Grinsen, als er sie noch einmal musterte. "Du willst also diesen Geist besiegen, richtig? Gut, Abmarsch! Eine Runde um den See, danach wirst du mir durch den Wald folgen, mit Gewichten, die ich auch tragen werde. Danach Konzentrationsübungen. Ich werde dir erklären, wie du Konzentration von der Hingezogenheit zur Natur unterscheiden kannst. Es wird Zeit brauchen, doch zeige ich dir auch eine neue Übung. Aber lass uns erstmal anfangen. Los! Los! Los!" drängte der Schwertmeister seine Schülerin, die noch immer ihr Schwert erhoben hatte. Scheinbar war ihr Unmut verflogen und es kam neuer gegenüber seinen "Befehlen" auf, doch sie tat wie ihr geheißen und rannte los. Zufrieden nickend folgte Ryu ihr auf gewissem Abstand, um sie genaustens zu beobachten.
"Und wehe du verlässt dich auf andere Kraft, Myra!" rief er ihr nach, worauf er nur einen leicht verärgerten, wenn auch fragenden Blick zurückbekam. -Sie wird schon noch verstehe, warum die Natur sie gewählt hat... Wenn sie es schafft, dann bin ich mir sicher, "wer" sie ist.- ging es ihm nur durch den Kopf, während er sie bei jedem Schritt genaustens beobachtete...
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Und schon wieder durfte die Adlige laufen. Langsam zweifelte sie wirklich an der Kreaitivität ihres Lehrmeisters. Wäre sie nicht gerade voller Elan gewesen sich gegen diesen seltsamen Bewohner in ihrem Kopf zu wehren, dann hätte sie wahrscheinlich nur mit den Augen gerollt und wäre Nachhause gegangen. Doch irgendein Teil von ihr schien immer noch zu hoffen, dass Ryu mit diesen Laufübungen irgendetwas bezwecken wollte. Doch ihr Geist war auf jeden Fall strikt gegen diese Position und rieb ihr dies während des Laufens immer wieder unter die Nase.
Eine andere Sache, die sie an der Glaubwürdigkeit ihres Lehrmeisters zweifeln ließ, war, dass er hin und wieder wirres Zeug von sich gab. Wie sollte sich denn die Blonde auf andere Kräfte als auf ihre eigenen verlassen? Sollte sie etwa auf den Rücken eines Tieres springen und so ohne Probleme ans Ziel gelangen? So etwas war einfach absurd und Myra konnte sich auch nicht wirklich vorstellen, dass Ryu dies damit gemeint hatte, obwohl die ganze Sache an sich nicht abwägig war, jedenfalls war es eine Überlegung wert.
Mit jedem Schritt wurden ihre Arme und Beine schwerer. Der See hatte schon lang an Interesse verloren. Sie hatte das Gefühl als könnte sie auch ohne hinzusehen am Ufer des Sees entlang laufen, schließlich war sie in letzter Zeit fast täglich drum herum gelaufen. Doch diesmal durfte sie wieder mit Gewichten laufen und so etwas passte ihr gar nicht in den Kram, vorallem weil die schweren Dinger immer an ihren zarten Gelenken zogen.
Lass dich doch von den paar Gewichten nicht einschüchtern.
"Du bist ruhig. Mit dir beschäftige ich mich später und mach dich auf etwas gefasst.", keuchte die Grünäugige.
Pah, glaubst du etwa den Schwachsinn, den dein sogenannter 'Lehrmeister' von sich gibt? Ich glaube eher, dass er sich groß tun will. Von wegen Geist eines Säbelzahntigers. Warum sollte die Natur ihm so eine Kraft zukommen lassen? Einfach absurd.
"Du sollst die Klappe halten. Langsam gehst du mit deinem Gerede wirklich zu weit.", sagte Myra und versuchte dabei im Schritt zu bleiben, um ihre Kräfte zu schonen.
Du weißt ganz genau, dass ich, wenn ich will, über deinen Körper verfügen kann, also sei lieber vorsichtig in deiner Wortwahl. Dieser Kerl will dir nur einen Floh ins Ohr setzen, davon hat er ja auch scheinbar mehr als genug. Warum solltest du mich loswerden wollen? Ich kann dir mehr Kraft geben, wenn du willst. Pass auf.
Plötzlich fühlten sich die Beine der Adligen leichter an, alsob jemand die Gewichte abgenommen hätte, doch als sie nach unten schaute, sah sie dort immer noch die gleichen Gewichte wie vorher. Auch wenn dies das Laufen erleichterte, wollte sie nicht, dass der Hausgeist sie unterstütze, schließlich hatte sie gehört, was Ryu gesagt hatte und als Tier wollte sie auf keinen Fall enden.
"Hör auf mit dem Mist, sonst setzt es was!", rief sie zu sich selbst.
Was willst du denn machen? Dich selbst verletzen?
"Nein, etwas viel schlimmeres. Ich werde ich ignorieren!"
Pah, das schaffst du niema...
Die Stimmen in ihrem Kopf verhallten, als die Schneiderin damit begann ein Lied zu summen, was ihre Mutter früher immer gesungen hatte. Dadurch wurden ihre Beine und Arme wieder schwer, aber immerhin hatte sie einen freien Kopf.
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Kavernen
Endlich hatte sie es gefunden, glaubte sie. Ein dicker, alter Einband, darauf verblichene Zeichen, die sie allerdings nicht einmal lesen konnte. Ihr Gefühl bestätigte ihr jedoch, dass es das richtige Buch war. Und es stand sehr weit oben im Regal.
Behutsam lehnte die Blonde sich gegen die alte hölzerne Stütze, streckte den Arm aus und reckte sich, so sehr sie nur konnte. Doch auch auf Zehenspitzen stehend gelangte sie lediglich mit den Fingerspitzen an die unterste Kante des Regalbodens.
Verbissen drein schauend und verärgert über ihre geringe Größe trat sie deshalb einige Schritte zurück, schaute sich kurz um und fixierte danach das Buch. Leyla entsandte einige magische Ströme, ehe sie wieder näher heran ging.
Die Methode der kurzen Wege hatte sie nach einer länger zurückliegenden Erfahrung inzwischen einigermaßen verinnerlicht: Es hatte wenig Sinn, übermäßig viel Aufwand zu betreiben, wenn daraus ein Risiko entstand, das sie möglicherweise sogar selbst ereilen konnte. Deshalb würde sie dieses Buch nicht durch die halbe Höhle schweben lassen, sondern nur von dort oben direkt hier herunter.
Stück für Stück offenbarte sich nun die telekinetische Wirkung der Magie, das Schriftstück rutschte langsam hervor. Als das Buch soweit über den Regalboden stand, dass der größere Teil seiner Fläche in der Luft hing, begann das Übergewicht zu wirken: Langsam neigte sich der Einband gen Boden und drohte, herabzustürzen. Gerade wollte sie die magische Wirkung deshalb noch etwas verstärken, da stieß sie von hinten jemand hinweg, griff nach dem Buch und blickte die Jägerin dann entsetzt an. Selbiger war in dem Moment ein erschrockener Schrei aus dem Hals gefahren, nun rücklings am Boden liegend erwiderte sie seinen Blick förmlich.
"Seid ihr des Wahnsinns? Das Buch hätte euch beinahe erschlagen!", fuhr sie der Mann an, den sie spontan nur wenig älter als sich selbst schätzte.
"Ich hatte alles unter Kontrolle, bis ihr mich plötzlich weggestoßen habt. Was fällt euch ein?!"
Verärgert rappelte die Ovates sich wieder auf und gelangte wieder auf die Beine. Vor ihrem Gegenüber stehend musste sie direkt wieder zwei Schritte Abstand nehmen, da er gut zwei Köpfe größer als sie war.
"Wenn das bei euch Kontrolle bedeutet, möchte ich nicht in eurer Nähe leben müssen. Entschuldigt, aber dieses Buch..."
Neugierig musterte er den Einband und murmelte etwas, ehe er sie wieder anblickte.
"Druidensprache? Seid ihr dafür nicht etwas zu jung?"
Verwirrt schüttelte Leyla den Kopf, trat wieder an ihn heran, riss ihm das Buch aus den Händen uns antwortete: "Ich wüsste nicht, was euch das angeht."
"In Ordnung. Tut mir leid. Einverstanden?"
Die Nase rümpfend wandte sie sich von ihm ab und nahm in einer etwas entlegenen Ecke der Höhle Platz. Der junge Mann widmete sich dann irgendwann auch etwas anderem, blieb aber ebenfalls in der Höhle.
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Braun färbte der Stock auf Adrastos’ Hand ab. Er war schon leicht morsch, lag wohl schon eine ganze Weile auf dem Boden. Er zweifelte nicht daran, ihn mit bloßen Händen zerbrechen zu können. Doch was hätte er davon gehabt? Zwei kleine, halb morsche Stöckchen anstatt von einen. Es würde nichts bringen...
Bedächtig wiegte er es in der Hand. Es war nicht schwer, im Gegenteil war es relativ leicht. Er warf es in die Luft und fing es kurz darauf wieder auf. Vermutlich hatte Ornlu das Stück Holz mit Bedacht ausgewählt. Eine leichte Übung zum Anfang. Er schluckte aufgeregt, wie jedes Mal, wenn er eine neue Hürde in den Weg gestellt bekam, löste die Zunge vom Gaumen und schnalzte aufgeregt.
Er legte das Stöckchen in beide Hände und sammelte voll Aufregung die Magie aus dem Stein, die prickelnd durch seinen Arm strömte. Ein magischer Wind, der sich aus dem Stein ergoss wie ein Strom von Gefühlen und Emotionen, die plötzlich greifbar wurden.
Und tatsächlich – das tote, abgefallene Holz leistete keinerlei Widerstand, lies sich vollkommen mit der magischen Kraft ausfüllen, als wäre er nur ein leerer Behälter, in das das frische Wasser nur so strömen konnte. Er war glücklich, dass es so schnell geklappt hatte, das Holz unter seine – vermutlich dennoch schwache – Kontrolle zu bringen. Er fühlte sich, als ob er fliegen wollte – und gab dies auch dem Holz mit. Es schien sich nun genauso zu fühlen, denn mit langsamen, ruckartigen Bewegungen erhob es sich aus der Unterlage seiner Hände. Schwankend lag es in der Luft, vielleicht zwei Zoll über seinen Handflächen, bevor er die Winde der Magie abbrach und der Stock mit einem Male wieder in seine Hand fiel.
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"Gut. Und nun beschleunige es. Werf es magisch. Das eben können auch die ganzen magischen Anfänger.", meinte Ornlu und hörte auf an Trockenfleisch zu kauen.
"Beschleunigen geht auf unterschiedliche Art. Ich gehöre zu jenen die die Dinge zum rotieren bringen, wenn du dich erinnerst. So lange bis ich merke, dass da eine gewisse magische Kraft sich angestaut hat. Wie bei...wie bei einer Feder oder einem Bogen. Kannst du es dir denken? Andere sammeln sich so ohne die ganze Rotationsgeschichte und können die Dinge schleudern.", erklärte der Druide, ehe er ein kleines Ästchen vom Boden magisch aufhob und zwischen seinen Händen hielt. Dann begann er die Hände so zu bewegen, als ob er an etwas drehen würde und das Ästchen begann zu rotieren. Immer schneller wurde es, ehe es durch die Kraft der Drehung in drei Stücke brach.
"Natürlich sollte man bedenken was für Material und wie viel Kraft man einsetzt. Versuch es mal.", wies der Jäger an und kaute weiter am Trockenfleisch.
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Da die Heilerin Vida am gestrigen Tage anscheinend nicht zu Hause gewesen war, hatten sich Nanami und Samarus zurück zur Taverne begeben, dort noch ein wenig gegessen und getrunken und sich blendend unterhalten.
Am späten Abend war Nanami dann leicht angetrunken zu ihrer Hütte gegangen, um zu schlafen, während der Jungspund hingegen noch einige Zeit am Tisch sitzengeblieben war, bis er sich schließlich, als es schon fast morgen war, ein Zimmer gemietet hatte und dort Schlafen gegangen war.
Nun war er gerade aufgestanden und hatte festgestellt, dass sein Verband wohl wieder mal gewechselt werden musste. Also ging er die Treppen hinunter, um den Wirt der Taverne nach Verbänden zu fragen.
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