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Sie schüttelte den Kopf, starrte weiterhin auf den Bogen und lächelte dann.
Konkurrenz...ja davon hatte sie gesprochen, aber sie wollte sie ganz und gar nicht und wie auch ohne die Fähigkeit einen Stock zu einer Waffe werden zu lassen.
"Ja...ich kann nicht schnitzen, aber ich will...", sie stockte einen Moment, blinzelte, weil sie den Kopf erhoben hatte und sich Fragen musste, ob Vareesa auch bei einem Quacksalber gewesen war. Vielleicht hatte sie aber auch..."ähm ich will nicht zur Konkurrenz werden, das ist es ja", sagte sie und war dabei in Gedanken immernoch bei den seltsamen Strähnen. Wie hätte sie das angestellt? In Gras gebadet...vielleicht Lauch oder Spinat?
"Könnte man nicht zusammenarbeiten? Du und ich? Lockenkopfs und Grünhaars Bogenbedarf...soll es kunstvoll geschnitzt oder zauberhaft verdreht sein? Bögen und keiner zweimal, so schön wie eine Frau und praktisch wie ein Kerl...", murmelte sie und presste die Worte ein wenig glucksend hervor.
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Nie hätte Vareesa es gewagt auch nur daran zu denken an diesem Ort lachen zu müssen. Doch genau das tat sie: Lachen. Und es tat gut. Gut genug um sogar einige Tränen hervorzubringen. Ob nun Suzuran's halbwegs scherzhafter Werbung willen oder einfach der Erleichterung, wieder einmal einfache Freude zu verspüren. Das wusste sie nicht. Aber das lange verloren geglaubte Wohlfühlen kehrte fünkchenweise zurück. Aber Fragen dazu gab es schon.
"Wie kommst auf... Auf... Auf Grün..." und da waren die Erinnerungen wieder. An das was sie war. Was sie sein würde. Verschrocken zog die Bognerin die Kapuze wieder nach vorne. Die Unsicherheit hatte sich also nur kurz von ihr getrennt. Mit einem Lächeln versuchte sie abzulenken. "Der Spruch ist gut! Den sollten wir gleich auf einem Schild verewigen ja? Das ist bestimmt ein Magnet für Kunden oder Schaulustige!"
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Jeder, der die Blonde beim Aufstehen beobachtete, würde erkennen können, dass sie unter heftigen Schmerzen litt. Zwar hatte sie noch ihren linken Arm, um sich abstützen zu können, doch allein die passiven Bewegungen des rechtens Arms erzeugten neue Wellen des Schmerzes, die sich weit durch ihren Körper ausbreiteten und nicht nur an der eigentlichen Armverletzung zu spüren waren. Und jeder Versuch, den Arm so still wie möglich zu halten, machte die Sache scheinbar nur schlimmer. Zum Glück sah Thorwyn sie nicht dabei, der schlief noch immer. So weit war der Morgen auch eigentlich noch gar nicht vorangeschritten, wenn sie das richtig einschätzte. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen spürte sie ein leichtes Hungergefühl. Leyla entschied deshalb, in der Taverne ein paar Kleinigkeiten zu besorgen, für sie und auch für Thorwyn, der zu ihrer Rückkehr dann hoffentlich wach war.
Dass man ein Dorf komplett erhöht über dem Wasserstand des Sumpfes bauen konnte, war schon recht faszinierend. Die gesamte Anlage der Stege, die mächtigen Stelzen der Häuser, es schien wie aus einer Hand geplant, eine nahezu perfekte Symbiose zwischen vom Menschen geschaffenen Gebäuden und Wegen aus Holz und natürlichen Gebilden - Bäumen, Sträuchern, Felsformationen - die sich mal mehr, mal weniger dicht an die Gebäude anschmiegten. Und auch wenn inzwischen deutlich mehr Hütten belebt zu sein schienen als vor einigen Tagen, als die zwei Jäger hier ankamen, so entdeckte die Ovates selbst jetzt noch Gebäude, die wie zurückgelassen wirkten. Dass hier nicht mehr diejenigen Menschen hausten, die diesen Ort erschaffen hatten, das schien somit auf der Hand zu liegen. Wie zum Beispiel der ursprüngliche Bewohner der Hütte, an der sie soeben vorbei kam. Ein marodes Holzschild zierte die modrigen Balken, auf dem ein Gefäß abgebildet war. Darüber stand ein Name geschrieben, den sie nicht wirklich entziffern konnte. Darunter jedoch las Leyla das Handwerk, das er einst ausübte. Sie musste die Worte ein zweites Mal und laut aussprechen, ehe sie realisierte, was dort stand: Heiler und Alchemist.
Aufgeregt blickte sie sich um, weit und breit war niemand zu sehen, der sie am Betreten der Hütte hindern konnte. Ob das hier überhaupt jemanden interessierte? Erwartungsvoll und neugierig zugleich, ob der ehemalige Bewohner wohl etwas von seiner Arbeit hinterlassen hatte, stieß sie die Tür auf.
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Friedlich döste Lina mal wieder in dem hohen Lehnsessel. Heute war sie früh aufgestanden, vor den ersten Sonnenstrahlen schon, und hatte sich nach einem Spaziergang über die unbelebten Stege zum Lesen niedergesetzt. Nun schlief sie, schöne Träume im Kopf und das Tagebuch des Alchemisten auf dem Schoß, die Decke war ihr von den Schultern gesunken. Noch beherrschte die Kälte den Sumpf und so langsam fragte Lina sich, ob jemals der Frühling dieses Dorf erreichen würde.
Dieser Gedanke wurde stärker, als das quietschende Geräusch der Tür von Schritten abgelöst wurde. Erst realisierte Lina nichts dergleichen. Es war ein angenehmes zweites Erwachen, Zeit für ein Frühstück. Lächelnd stand sie auf. Die Decke glitt auf den Boden, Lina reckte ihre Arme zu den Seiten. Gähnend wandte sie sich um.
„Whaa!“, stieß sie aus und fiel vor Schreck fast neben die Decke, als sie das blonde Mädchen sah. „Äh… hallo?“ Gefährlich sah sie nicht aus. So beruhigte Lina ihre Nerven und atmete tief durch. Sie ließ auch das Buch wieder sinken, das sie schützend vor ihre Brust gezogen hatte.
„Kann ich euch helfen?“, meinte sie schließlich. Ihr lag das Gefühl des Zorns nicht wirklich. Daher fragte Lina gar nicht, warum die Blonde nicht geklopft hatte, einfach eingedrungen war. Lina hatte sich ja nicht anders verhalten. Es dauerte einen Moment, das zu erkennen. Sie fühlte sich hier schon viel zu heimisch, fand sie. Sie sollte Corax fragen, wann er losziehen wollte.
Fragend spähte sie kurz nach der Eule. Sie war nicht hier.
Dann zurück zu der Fremden
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Der erste Blick in die Hütte war viel versprechend, denn sie wirkte halbwegs aufgeräumt, zudem schien ihr alter Besitzer tatsächlich etwas zurückgelassen haben. Der zweite Blick dann war von einem Aufschrei begleitet, den eigenen konnte sie gerade noch unterdrücken, sodass es nur ein erschrockenes Zucken war, das sie sich anmerken ließ, ehe sie die linke Hand halb abwehrend, halb entschuldigend vor sich hob; der damit verbundene Reflex, der beide Hände gleichermaßen ansprach, verursachte zeitgleich neuerliche Wellen des Schmerzes, die von ihrem rechten Arm ausgingen.
"Oh...entschuldigt, dass ich hier so...hereinplatze. Ich...ich dachte, die Hütte sei verlassen. Wegen dem...Schild."
Die Situation war ihr sichtlich peinlich, auch wenn der Schmerz deutlich stärker in ihren Gesichtsausdruck drängte, sodass sie bei ihrem Gegenüber wohl möglich nicht den Eindruck hinterließ, den sie beabsichtigte. Jede Ansatz von einer beschwichtigenden Bewegung verursachte allerdings nur zusätzliches Leiden, sodass sie schnell wieder damit aufhörte.
"Ihr wohnt hier?", fragte Leyla, als sie zumindest den Schrecken abgelegt hatte. "Ich hatte nämlich Hoffnung, hier das zu finden, auf das das Schild dort draußen hinweist."
Der Versuch, den rechten Arm so zu präsentieren, dass die etwa gleichaltrige Frau vor ihr die Absichten der Blonden besser verstand, scheiterte erwartungsgemäß, für die zusätzlichen Schmerzen hätte sie sich am liebsten selbst gescholten.
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„Hm“ Sie zuckte leicht mit den Schultern. Sollte sie sich ertappt fühlen? „Ich bin noch nicht lange hier.“, sagte sie dann und machte einen Schritt auf die Hilfesuchende zu, nicht ohne sie mit einem schnellen Blick anzusehen.
„Was habt ihr?“
Lina wies auf den Arm der Fremden. Ihre Gestik mit der linken Hand wirkte seltsam, wie ungewohnt anzusehen.
Besorgnis wanderte ins Gemüt der Heilerin. Halb im Morgenlicht erkannte sie nun den Schmerz im Gesicht der jungen Frau. Hektisch suchte sie einen… hier gab es ja gar keine Stühle, fiel ihr auf. Lina kannte sich hier eindeutig nicht gut genug aus.
„Zieht erstmal euren Umhang aus“, forderte sie und half dem Besuch bereits dabei, „Wollt ihr euch setzen?“ Auch dies mehr eine Forderung, Lina schob bereits mit sanftem Druck zum Sessel, sich selbst daneben kniend.
Auffordernd blickte sie der Frau in die Augen..
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Etwas überrascht aufgrund der Hektik, die die Frau plötzlich an den Tag legte, versuchte Leyla in größtmöglicher Ruhe zu befolgen, ohne dabei neuerliche Schmerzensschübe auszulösen. Was jedoch ebenso erfolglos war, wie die vorherigen Versuche. Ob sie der Blonden helfen konnte?
"Das ist eine ziemlich lange Geschichte, mit der ich euch jetzt ungern belasten will. Kurz gesagt wurde ich von einem Pfeil schwer verletzt. Ich bin mir nicht sicher, ob es nur eine Fleischwunde ist, aufgrund der Schmerzen denke ich, dass ein bisschen mehr kaputt ist."
Seufzend strich die Ovates mit der linken Hand über den Druckverband, der nach wir vor als einzige Heilungsmaßnahme diente. Dass die Szenerie oben in der Baumkrone so enden würde, hätte sie sich im Traum nicht ausgemalt.
"Nun steht auf dem Schild draußen Heiler und Alchemist. In der Hoffnung, hier intakte Laborutensilien zu finden, kam ich einfach mal herein. Ich bin selbst in diesen Künsten bewandert und hatte vor, mir eine Salbe oder vielleicht sogar einen Heiltrank herzustellen, um zuerst mal die Schmerzen zu lindern, aber auch, um die Sache ohne Komplikationen verheilen zu lassen."
Das Leid, das sie heimsuchte, schwang deutlich in ihrer Stimme mit. Etwas weinerlich, unglücklich und zugleich hoffnungsvoll, die Schmerzen baldigst verringern zu können. Denn je länger sie andauerten, desto unerträglicher wurden sie. Raubten ihr die Ruhe zum Schlafen, schränkten sie in nahezu allen alltäglichen Handlungen ein und minimierten ihr Dasein auf das Warten, bis alles irgendwann vorbei war. Auf die Gruppe Mensch, mit der kaum jemand etwas anfangen konnte.
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„Es ist alles hier“, sprach sie mit leisen Worten und betrachtete den Verband genauer, „Ihr könnt es gerne benutzen“ Kurz blickte Lina nach oben in das geplagte Gesicht. „Ich hab aber keine Ingredienzien hier“ Ruhe lag in ihrer Stimme, während sanfte Finger den Verband zu lösen begannen. „Die nahen Gewässer bieten nicht so viel, wisst ihr, und schicken konnte ich auch noch niemanden“ Seufzen. „Eigentlich sollte ich besser selbst gucken.“ Konzentriert sah Lina ihren Händen zu – gleichzeitiges Ab- und Aufwickeln –, als machte sie im Kopf jede ihrer Bewegungen vor. „Wenn ihr etwas habt…“, meinte sie hintergründig, „Vielleicht kann ich ja was lernen“ Erfreut sah sie, als die Wunde offen lag, erneut in das junge Gesicht, das so gefasst sein wollte.
„Oh“, kommentierte sie nur den geröteten Anblick, „Gut, dass ihr hergekommen seid“
Die Hektik war vergangen. In aller Ruhe machte Lina ein Feuer, um das Wasser in dem kleinen Kessel darüber zum Kochen zu bringen. Dieses Dorf hatte nur diese sumpfige Matsche, mit der man so nichts anfangen konnte. Sehr störend, kein frisches Wasser zu haben.
„Wollt ihr euch selbst versorgen, oder soll ich? -- Es sieht wirklich nicht gut aus.“
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Auch wenn sie den Verband sorgfältig und mit Bedacht gelöst hatte, so musste Leyla dennoch mehrfach die Zähne zusammenbeißen und einen plötzlichen Aufschrei unterdrücken. Angenehm war anders. Und trotzdem kam in ihr eine leichte Freude darüber auf, dass zumindest die Ausstattung des Alchemisten, der hier einst lebte, noch vorhanden war.
"Ich bin nicht mal in der Lage, mir den Verband allein anzulegen..."
Ein zaghaftes, nach Entschuldigung suchendes Lächeln zierte dabei ihr Gesicht und gewann kurzzeitig den unscheinbaren Kampf gegen die schmerzerfüllten Blicke.
"...dabei habe ich mir schon helfen lassen. Zum Glück wurde so wenigstens die Blutung gestoppt."
Die Stimme der Blonden war deutlich schwächer, als ihr Wille, gegen dieses Leid anzukämpfen.
"Wenn ihr mir also helfen könntet..."
Sie überlegte einen Moment, während im Hintergrund das Geräusch kochenden Wassers aufkam. In der Tat war dieser Ort nicht gerade mit dieser Ressource gesegnet. Wie man es hier nur über Jahre hin aushalten konnte?
"Leyla heiße ich übrigens.", merkte sie dann noch spontan an, um die aufkommende Stille zu überbrücken. Einen Augenblick später streckte sie die linke Hand nach ihren Sachen aus. Irgendwo hatte sie doch...
"Hier!", rief sie mit einem Anflug von begeisterter Freude, "Die habe ich aus dem Wald jenseits des Gebirges. Auf der Reise hier her konnten sie bereits ein wenig trocknen."
Das kleine Bündel mit verschiedenen Pflanzen. Es war an dem Morgen nach Thorwyns Vergiftung gewesen, als er zurecht lange ausgeschlafen hatte. Sie hatte die Zeit genutzt, um sich umzusehen und bei der Gelegenheit einige Kräuter zu sammeln. Heute zahlte es sich wohl möglich aus. Das Eine oder Andere ließ sich garantiert verwenden.
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„Ich bin Lina“, stellte sie sich vor und nahm das gesund riechende Bündel entgegen. „Damit kann ich bestimmt eine Salbe machen, bleib nur sitzen“, riet Lina der Verwundeten, erhob sich aber ihrerseits, um einen Teil des kochenden Wassers in ein kannenartiges Gefäß abzuschöpfen, das ihre letzten getrockneten Krautblätter enthielt. Bald nach dem aufgießen, ergoss sich der grünliche Wasserdampf des Sumpfkrauttees in der Hütte und erfüllte sie mit seinem süßlichen, entspannenden Duft. Einen weiteren Teil des Wassers schöpfte sie zum Abkühlen in eine Schüssel und stellte alles auf das Tischchen neben dem Sessel.
Wieder auf dem Boden sitzend, begann sie, die Kräuter zu sortieren. Viele davon kannte sie gar nicht. Die Pflanzen auf dieser Insel schienen ganz anders zu wachsen, als in Myrtana.
„Kommst du von hier?“, fragte sie unterdessen ohne aufzublicken. „Du weißt doch bestimmt mehr über die Pflanzen.“
Lina wusste nicht genau, ob die Menschen hier anders aussahen. Die Bewohner des Dorfes machten keinen ausländischen Eindruck, Leyla auch nicht. Auch wenn blondes Haar hier wohl eher selten war, überlegte sie und sah kurz in eine abwesende Ferne, die ihr das Bild des eigenen Schopfes offenbarte. Sie sollte wirklich einen Haarschneider aufsuchen.
„Kennst du einen Barbier?“
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Ein wenig entspannter, als noch zuvor verfolgte sie die Arbeit von Lina. Sie verstand etwas davon, das hatte Leyla bereits festgestellt, als sie ihr den Verband abgenommen hatte. Sowas nannte man wohl Glück im Unglück. Der süßliche, raumerfüllende Duft gehört nicht zu den Sachen, die sie mochte, jedoch war es die falsche Situation, um sich über derartiges zu beschweren. Sowieso war es wahrscheinlich angebrachter, Lina einfach machen zu lassen. Sie konnte im Angesicht einer solchen Verletzung schlichtweg nicht die Kontrolle über alles und jeden behalten. Doch war sie als Frau vom Fach natürlich vorbelastet. Genauso, wie ein Händler der schlimmste Kunde eines anderen Händlers war, verhielt es sich bei ihr, wenn jemand anderes etwas an mir machen wollte.
"Nein, ich kenne hier so gut wie niemanden. Ich komme vom Festland, diese Insel hier habe ich noch nie zuvor besucht. Bis vor einigen Wochen wusste ich nicht einmal von ihrer Existenz. Dabei ist sie so...schööön..."
Die Atmosphäre in der kleinen Hütte verleitete die Ovates zum Schwelgen. Gedanken an die gemeinsamem Momente mit Thorwyn, erst an der Küste, danach am See. Sie waren allesamt so unbekümmert gewesen. Und nun, seit sie hier im Sumpf waren, zeichneten sich dieselben alten und belastenden Muster ab, vor denen sie geflohen waren.
Das eigene Seufzen brachte sie wieder in die Wirklichkeit zurück und offenbarte ihr den erwartungsvollen Blick ihres Gegenübers, dem sie schleunigst nachzukommen versuchte.
"Aber die Pflanzen halte ich allesamt für brauchbar. Ich habe nicht blind gesammelt, sondern mir ihre Strukturen und den Standort angesehen. Dieses nesselartige Gewächs, was du gerade weggelegt hast, ähnelt sehr einer Pflanze, die ich früher immer für Beruhigungsmittel benutzt habe. Wenn sie auch nur annähernd dieselben Eigenschaften besitzt, dann sollten wir sie benutzen. Als zweites würde ich noch das Kraut mit den dunklen Knospen nehmen. Behandle es wie Heilkraut und dann probieren wir die Mixtur an mir aus."
Erst, als die Worte ihren Mund verlassen hatten, wurde ihr klar, was sie da gesagt hatte. Doch nach erster Panik über diesen mutigen Vorstoß realisierte Leyla, dass sie quasi keine Alternative hatten.
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Idun und Snydex waren nun schon einige Zeit unterwegs. Des Lehrlings Füße pochten, jeder Schritt war schmerzhaft und so war es gut, dass sie wenigstens eine kurze Rast während der Überfahrt machen konnten. Der Alte, welcher die beiden über den Sumpf brachte brachte die ganze Zeit kein Wort über die Lippen. Auch Lehrer und Schüler sagten keinen Ton. Einzig das surren der Moskitos war zu hören.
Auf der anderen Seite angekommen übernahm der Alte plötzlich das Wort, sodass Idun und Sny fast Zeitgleich zusammenzuckten.
"Wir sind da."
Snydex zögerte nicht lang und machte direkt einen Satz nach vorn, wieder auf sicherem Boden.
Idun redete noch etwas mit dem Mann, während Snydex sich schon etwas umsah. Kaum hatten die beiden ihr Gespräch beendet machten sich Sny und Idun wieder auf den Weg. Wohin, das wusste er nicht. Er fragte aber auch nicht, denn wahrscheinlich wusste das Idun selbst nicht einmal...
Als es langsam dunkel wurde entdeckten die beiden ein Lager.
Die drei Typen laberten die ganze Zeit irgendetwas von Heldentaten oder sonst was. Snydex hörte aber nur halb mit, denn er war in Gedanken versunken.
Wo würde er hingehen wenn er seine Ausbildung abgeschlossen hatte?
Nach Tooshoo ganz sicher nicht, das war klar.
Was gab es sonst noch? Er hatte mal von einer Stadt namens Thorniara gehört, vielleicht sollte er dorthin gehen. Ja, da würde er als nächstes hingehen. Dort gab es bestimmt eine gute Taverne und noch besseren Schnaps. Oh ja, Schnaps hatte er lange keinen mehr.
Idun stupste ihn an und deutete ihm, Platz zu nehmen. Sein Lehrer blickte etwas misstrauisch drein, warum wusste Sny nicht, denn er hatte ja nicht zugehört.
Einer der Männer fing plötzlich an irgendwelche Geschichten zu erzählen und auch dieses mal bekam Sny nur die Hälfte mit, so schnell war er eingeschlafen...
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„Na gut“
Lina überlegte und sah die erwähnten Pflanzen genauer an, roch an ihnen. Ihr frischer Geruch übertönte den des Tees. Mittlerweile sollte er fertig sein. Beruhigend warm wirkte jetzt die Luft in der Hütte. Sie Sonne musste auf sie scheinen und die Kälte der Nacht vertreiben. Von irgendwoher zog es, die alten Bretter boten nicht mehr den besten Schutz vor Wind. Nach ihrer Rückkehr würde Lina sich darum kümmern.
„Ich hab von der Insel nur das Dorf und die nahe Küste gesehen, aber nicht richtig. Aber bald gehe ich auf eine Reise“, schwelgte sie nun selbst, angesteckt von Leylas wehmütigen Worten, unterbrach sich aber. „Ich komme auch aus Myrtana“
Sie goss den Tee in zwei Tassen, eigentlich waren es schäbige Holzbecher, die nicht an die schönen Kelche bei Corax heranreichten. Kaum waren einige Tage vergangen, vermisste Lina schon die belehrende Gesellschaft des Druiden. Seufzend reichte sie ihrer Patientin einen der Becher. Leise sagte sie „Das beruhigt, es schmeckt nur ein bisschen nach Sumpfkraut“ und lächelte, den Blick zu Boden gewandt. Der Gedanke an ihren Meister lenkte zu sehr ab.
Sie verbannte ihn und holte den Mörser, um in Leylas Nähe die Pflanzen zu zerkleinern.
„Die Wunde muss gereinigt werden.“, kommentierte sie den Blick der blauen Augen, „Du weißt sicher, dass das weh tut-- also, naja…“ Lina verzichtete auf weitere Worte und fing an, die Verletzung mit Wasser zu versorgen.
„Wo bist du denn schon gewesen?“, fragte Lina, um Leyla abzulenken. Gespräche konnten viel bewirken. Und vielleicht konnte sie Corax ja vorsichtig zu dem ein oder anderen Ort bewegen. Er wirkte so zielstrebig, dass es fast abfärbte.
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Zögernd nahm sie einen Schluck von dem Tee, der den süßlichen Duft verbreitete. Angenehm war er schon, das musste sie eingestehen. Und auch der Geschmack war nicht aufdringlich oder abstoßend, sondern durchaus zuträglich. Nur ob diese Erfahrung ausreichte, um sie künftig zum regelmäßigen Genuss zu bewegen? Vermutlich nicht, da waren ihr ablenkende Gespräche, wie Lina sie begann, bei weitem lieber.
"Ich...das heißt wir, mein Geliebter und ich...", entgegnete Leyla langsam, den Blick dabei kontrollierend vollends auf den Tupfer in Linas Händen gerichtet, um bloß nicht zu riskieren, dass sie etwas falsch machte...
"...wir kamen an der Westküste dieser Insel an Land und gingen von dort nach Süden. Irgendwann weiter ins Landesinnere, weil uns ein Bauer dazu riet. In einen Wald, der den Namen Bluttal trägt. Wir konnten den Grund dafür nicht herausfinden, außer einem Jägerlager sowie einem Bauernhof gibt es dort nichts. Nun gut, ein paar V-ffff..."
Angestrengt atmete sie tief ein, gerade hatte Lina mit dem feuchten Tupfer direkt die Wunde getroffen. Die Schicht Kruste, die sich darüber gebildet hatte, schien unheimlich dünn zu sein. Vereinzelt färbte es sich darunter bereits wieder rot.
"Ein paar Verwüstungen haben wir gesehen, aber die waren sehr neu, von Orks, so glauben wir. Denen sind wir weiter im Süden auch begegnet, wir hatten unheimliches Glück, dass sie uns nicht gefunden haben. Alle Menschen, die wir getroffen haben, meinten zwar, dass die Orks hier friedlich sind, aber den Eindruck haben wir nicht gewonnen. So traumhaft der Silbersee gewesen ist und so unheimlich der Wald jenseits des Gebirges erschien, die Orks haben all diese Erlebnisse getrübt. Und nun sind wir hier gelandet, rätseln über das Sein dieses Baumes...und nebenher kämpfe ich mit dieser Verletzung."
Noch einmal traf Lina genau die empfindliche Stelle ihres Armes. Doch da musste Leyla durch, das wusste sie nur zu gut. Eine verschmutzte Verletzung war deutlich gefährlicher, als die Schmerzen, die sie nun erleiden musste.
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„Das sieht doch gut aus“
Blinzelnd sah sie wieder zu Leyla auf und betrachtete die Verletzung noch einmal aus allen Blickrichtungen genau, betastete die Ränder. Wundbrand begann schon, sich auszubreiten. Die Salbe, zu deren Vorbereitung Lina jetzt Pflanzenteile zerstampfte, hielt das hoffentlich auf.
„Bluttal klingt ja nicht so einladend. Wenn da Orks sind, sollten wir vielleicht nicht langgehen, ich mag Orks nicht, sie sind so groß und haarig-- haben die dich verletzt?“
Lina wartete die Antwort nicht ab. In ihrem Kopf trügen diese unangenehmen Wesen für Vieles die Schuld, auch wenn sie ihnen selbst noch nie wirklich begegnet ist.
„Aber Silbersee-- Seen sind schön. Früher war ich oft in Seen baden. Hoffentlich komme ich da vorbei, endlich richtiges Wasser…“
Seufzend betrachtete sie ihre Arbeit. Aus den Knospen und Blättern wurde langsam eine einheitliche Masse, zu der ein wenig Wasser hinzugefügt werden konnte. Eingekocht müsste das alles noch werden, und ein paar Zutaten mehr konnten auch nicht schaden. Aber was blieb ihr übrig? Bevor Lina nicht selbst Pflanzen suchen konnte, musste sie mit diesen auskommen – eine gute Gelegenheit, die Reise auszunutzen. Ihnen würde sicher oft langweilig sein, wenn sie rasteten, dachte Lina, obwohl sich im Hintergrund bereits andere Gedanken einschlichen.
„Einen Geliebten hast du“, sprach sie sehnsüchtig. Irgendwo zwischen Frage und Aussage fand Linas Stimme einen passenden Klang, der halb ausdrückte, was sie empfand.
Verträumt begann sie, das Kräuterwasser mit den Fingern über der Wunde und den Rändern zu verteilten.
„Wenn das nicht hilft, musst du nochmal wiederkommen.“, gestand sie und umwickelte den Arm, „Ich versuch‘ dann, was Besseres daraus zu machen--
aber so ist es besser als vorher“
Freundlich lächelte sie Leyla an, wie der Heiler die Patientin und wandte sich dem Tee zurück. Ein großer Schluck sollte ihre Gedanken erleichtern.
Was mach ich nur mit den Haaren?
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Sie watschelten immer noch im Entenmarsch über die Schlammberge und morschen Baumstämme, die so etwas, wie einen Weg durch den Sumpf bildeten. Die kleinen Tümpel, welche rechts und links am Wegesrand vor sich hin blubberten und dabei stinkenden Rauch ausstießen, hatten sich nach und nach zu einem gewaltigen Gewässer zusammen getan. Nun waren es nicht nur vereinzelt kleine Moore, sondern eine großer gewaltiger dunkler Sumpf, durch welchen sie so gut es ging wanderten, ohne durchs Wasser warten zu müssen. Zwei mal hatten sie, bis jetzt ,schon diese Prozedur über sich ergehen lassen müssen, hatten sich durch das Wasser gekämpft, bis zur nächsten Insel, über welche sie laufen konnten. Dennik`s Stoffhose war durchgeweicht und voller Schlamm und Algen und es stank abartig, doch wenigstens hatte sie nichts geschnappt und ins Wasser gezogen, wie er es sich in seiner Fantasie immer ausmalte, wenn er gegen einen Stein Unterwasser stieß, oder wenn ein Fisch an ihnen vorbei schwamm und ihre Beine streifte.
Ihr Führer führte sie unbeirrt weiter, doch Dennik ahnte, dass dieser wohl kaum mehr Ahnung hatte, welchen Weg er nehmen musste, wie die anderen, auch wenn er vermutlich der einzige war, der wusste, in welche Richtung es ging, kannte er keinen Weg der durchs trockene führte.
"Verdammte scheiße!", fluchte Dennik übel launig und kippte sich die letzten Tropfen, welche noch in seinem Wasserschlauch waren in den Mund. "Wie lange dauert denn diese verdammte Wanderung durch den Sumpf noch? Ich habe so langsam das Gefühl, dass wir dieses Schwarzwasser verpasst haben", murrte Dennik und schaute entnervt ihren Führer an und wartete eine Antwort ab. Er trat mit seinem Stiefel gegen einen Baum, welcher unweit ihres Schlammweges aus dem Wasser ragte, und versuchte so den Morast von seinen Schuhen zu bekommen.
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Lehrling
Talian zuckte die Achseln. "Was weiß ich. Ich war hier erst einmal. Wenn ich mich recht erinnere sollten wir Schwarzwasser bald erreicht haben."
Er warf einen Blick über die Schulter um Dennik anzusehen. "Kann aber auch sein, dass wir es wircklich verpasst haben."
Hoffentlich hat ich recht und Schwarzwasser ist nicht mehr weit, dachte Talin bei sich. Es wurde für ihn zunehmend unerträglich im Sumpf. Er war eindeutig nicht für diesen geschaffen.
Außerdem wollte er nicht, dass die Banditen all zu ungeduldig wurden, denn dies war sicher nicht zu empfehlen. Es würde Talian zweifeloss nicht gefallen, wenn dies passierte.
Talian versuchte zu Lächeln um sich selbst einzureden, dass es einen Grund zum Lächeln gab, denn eigentlich gab es genug Gründe, die dagegen Sprachen und ihm das Lächeln eigentlich unmöglich machen sollten.
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hoffi ging als er am nächsten Tag aufwachte in dem Dorf umher und suchte sich etwas zu Essen. Dabei kam er in eine art Kneipe und bestellte sich dort etwas.
Als er mit dem essen fertig war, bezahlte er und ging wider nach draußen um sich noch einwenig in Schwarzwasser um zu schauen.
Er war eigentlich ganz froh sich von Maax getrennt zu haben, denn sie waren schon so lange zusammen unterwgs gewesen, dass hoffi befürchtet hatte das es bald zu einer richtigen Auseinander setzung kommen wird und so war er doch ganz glücklich dass sie nur in einem Streit auseinander gegangen sind. hoffi überlegte kurz wie es Maax jetzt wohl ging doch nicht lange denn dann schwierte in seinem Kopf ein anderer Gedanke umher: Was hat es mit diesem riesigem Baum auf sich?
Er blieb stehen und guckte ihn sich genau an. Einige Minuten blieb er vor dem Baum stehen und dachte über ihn nach bis er seinen Weg durch Schwarzwasser vortsetzte und sich überlegte ob er hier vielleicht jemanden finden würde, der ihm das Bogen schießen bei brächte und ob er hier die Chance bekäme sich den Waldläufern anzuschließen.
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Dennik schaute gen Himmel, oder besser gesagt gen Blätterdach, denn viel war vom blauen Himmel nicht zu sehen. Hier unten herrschte beinahe immer nur dämmeriges Licht und das auch, wenn es mal nicht regnete, doch weit hinten konnte er durch das Blätterdach einen Baum sehen, besser gesagt einen Stamm, dick und breit, breiter als alle Bäume, die er je gesehen hatte. Majestätisch wuchs er in die Höhe, doch es war keine Baumkrone von hier aus zu sehen, da die anderen Bäume die Sicht versperrten. Er senkte seinen Blick wieder und schaute nun gerade nach vorne, konnte aber nichts von dem gigantischen Baum erkennen, da die vielen anderen Bäume und der Nebel sein Lichtfeld hier unten stark einschränkten. Trotzdem machte er die anderen auf den Baum aufmerksam.
"Schaut mal nach oben! Könnt ihr diesen Mega-Baum sehen? Was ist das? Der ist doch mindestens 30ig Mal so groß, wie die anderen Bäume und noch wesentlich breiter!", übertrieb Dennik, denn er war stark beeindruckt.
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Lehrling
Talian blickte nach oben. "Ja, der Baum ist wircklich groß", sagte er. Wircklich interessant fand er den Baum nicht. Bäume waren für ihn Bäume. Egal ob sie klein oder groß waren, es blieben Bäume. Talian ging weiter. hoffentlich ist es nicht mehr weit. Langsam geht es mir auf die Nerven mit diesem Haufen zu reisen. Sie sind so.... Naja, irgendwie seltsam und angsteinflössend.
Nur wenige Sekunden später verfiehl er wieder den Gedanken um seine Mutter. Lebte sie wohl noch? Oder war sie tot, wie es eigentlich zu erwarten war? Nun, wahrscheinlich eher tot. Talians Gemütszustand wurde prompt schlecht. Jetzt kammen auch noch die Erinnerungen an die Zeit gemeinsam mit seinen Eltern zurück und so plötzlich, wie sie da waren, waren sie auch wieder weg. Verdrängt von der Erinnerung an den Tot seines Vaters. Warum hatte es nur so kommen müssen? Warum hatte es ihm passieren müssen? Warum waren die Götter so grausam? Sie sind halt Götter. Weder gut noch böse, könnte man sagen.
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