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Scheiß Diebe. Die Hände sollte man ihnen abschlagen...
Seltsame Gedanken, wenn man bedachte, dass er selbst unter Beutelschneidern groß geworden war. Wobei es dabei wohl einen gravierenden Unterschied gab: die Jungs damals hatten gestohlen, um zu überleben. Der Typ dort stahl aus Langeweile und prahlte auch noch damit herum. Schwachkopf.
Unwirsch packte Maris den Sumpfkrautstängel und ließ ihn sich anzünden. War schon lange her, dass er eine geraucht hatte, aber jetzt grade konnte es nicht schaden, musste er zugeben.
"So lang du dein Ding nicht jedesmal auspackst und mich damit verdrischst, wenn wir uns sehen...."
Ja, Aniron hatte ihm erzählt, dass Carras auch hier war, und dass er recht normal war. Klar, wär ja auch kacke gewesen, wenn das Zeug von damals immer noch wirken würde.
"Was soll ich mit einem verschissenen Sandkasten? Ihr Nordlinge versteht echt einen Scheiß von der Wüste... Ach was soll’s, wenn du so blöd fragst, dann ja: bau mir 'nen Sandkasten! Hier und jetzt! Vielleicht geht's mir dann besser."
Und bevor er sich zurücklehnte, um verdrossen an seinem Sumpfkraut zu nuckeln, beugte er sich noch vor, um seinen ohnehin fast leeren Beutel wieder an sich zu nehmen und dem verdammten Dieb, der es sich definitiv direkt mit ihm verschissen hatte, einen todesmäßig tödlichen Todestötungsblick zuzuwerfen.
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Was sollte das denn jetzt? Man sagte doch nicht einfach so zu einer wildfremden Person, dass man ein Dieb war! Der Fremde schien es auch nicht sonderlich gut aufzunehmen und warf Dennik einen Blick zu, den der Schweigsame nicht tödlicher hätte hinbringen können. Alleine dieses Talent machte Maris Rekhyt sympathisch. Ob er wirklich Maris hieß, wusste er nicht, schließlich hieß Carras auch nicht Mira, aber einen anderen Namen hatte er für den Mann nicht.
Ein eigenartiges Projekt war das, was jetzt plötzlich noch ins Leben gerufen worden war und der Blauäugige war sich zuerst nicht sicher, ob es auch ernst gemeint war, erkannte dann aber, dass dem so war. Also beschloss auch er mitzuwirken und erhob sich wieder von seinem Sessel. Sonderlich Lust hatte er nicht, doch auf andere Gedanken zu kommen, würde nicht schaden.
"Ich gehe Sand holen", informierte er die anderen, denn der wäre schließlich notwendig für eine Sandkiste und überließ den Rest den anderen.
Ob es Maris wirklich helfen würde eine Sandkiste zu haben? Der Schweigsame bezweifelte es, doch eigentlich wäre es schön, wenn man sich so leicht von seinen Problemen ablenken könnte.
Seine Schritte führten ihn also Richtung Meer und zu dem dort vorhandenen Strand bei dem sich sicher keiner aufregen würde, wenn ein paar Sandkörnen fehlen würden. Ein paar viele, schließlich würde viel in eine Sandkiste passen!
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Carras grinste. Ohh, Maris. Das war ein Fehler. Seitdem die Myrtaner hier waren wurde die ein oder andere Hütte und gelegentlich sogar mal ein Haus gebaut, also war es recht leicht gewesen ein paar Bretter abzustauben. Hammer und Nägel hatten sie sich kurzerhand von der Wirtin besorgt, die wohl oft genug Tisch und Stuhl wieder zusammenarbeiten musste. So dauerte es alles in allem vielleicht eine Bierlänge die Bretter aufzutreiben, der Sand würde bestimmt auch gleich kommen - war ja nicht so weit entfernt.
"HARR!" brüllte er als er die Taverne wieder betrat, Maris heranwinkte und vor allen Beteiligten anfing den Sandkasten zusammenzubauen. Ein Unterfangen was normalerweise sicher leicht gewesen wäre, einige Sumpfkrautstengel und mehrere Bier später sich aber als ungewöhnlich schwierig herausstellte. "Stecken sie Bauteil Z3 in Öffnung 7A...." murmelte der Hühne sich seine Sandkastenbauanleitung in den Sinn rufend. Aber irgendwie passte das hier nicht. Es dauerte einen Moment bis der Kopf des ehemaligen Schmiedes wieder klarer wurde und er ohne größere Probleme 4 Bretter aneinander hämmern und mit einem Boden versehen konnte. Gott, war er ein Held. Jetzt das Ganze noch etwas befestigen und auf den Sand warten, der just im Moment in Eimern um die Ecke gewankt kam.
So standen also Nachts die beiden Baumeister der südlichen Insel, Carras und Rekhyt, vor ihrem rustikalen aber irgendwie halt doch stabilen Konstrukt namens Sandkasten und präsentierten es nach circa 10 Bierlängen, einer kleinen Kneipenschlägerei und 2 Wachwechseln mit einem dicken Grinsen und einem lauten "Tadaa!" Maris dem Wüstenschlumpf.
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Kopfschüttelnd hätte sich Maris wohl am liebsten verkrochen. Dass er solche Leute auch noch kannte... und dass sie das Scheißding auch noch wegen ihm gebaut hatten! Hoffentlich erkannte ihn hier keiner.
Also zog sich der Wüstensohn den Kragen seines Mantels etwas höher, um sich zumindest ein wenig zu verdecken, ging hinüber und setzte sich im Schneidersitz in den Sand, um weiter an seinem mittlerweile wohl fünften Stängel zu rauchen - schließlich trank er nicht mehr, seit er damals in Nordmar gewesen war, da musste er die Zeit anders überbrücken.
"Irgendwas fehlt", stellte er trocken fest, während sich einige Tavernengäste echauffierten und auch die Belegschaft hinter der Theke nicht allzu glücklich aussah.
Klar fehlte etwas, schließlich war das nur ein beschissener Sandkasten, aber er wollte Carras gern das Gefühl geben, helfen zu können... und ihn sinnlos herumscheuchen natürlich. Das hatte er verdient für die Nummer mit seinem Dödel damals.
"Stimmt, der freie Himmel... Ich fühl mich so eingeengt. Das Dach müsste wohl weg..."
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"Das Dach müsste wohl weg..."
Der radikale Weg wäre gewesen, das Gebäude nieder zu brennen, das Dach in die Luft zu jagen oder es sonst irgendwie zum Einsturz zu bringen, doch dazu hatte er weder die Mittel, noch würde er es so durchführen wollen. Die andere Möglichkeit war das ganze Konstrukt nach draußen zu tragen und es dort unter dem freien Himmel zu platzieren.
Jetzt hieß es anpacken! Dem riesigen Carras würde das wohl keine Probleme bereiten und auch Rekhyt hatte schon einiges Schweres gehoben.
Warum tat er sich das eigentlich alles an für eine Person die er nicht kannte, die sich dadurch nicht aufheitern ließ und wodurch er sich total zum Gespött machte? Denn wer baute schon Mitten in der Nacht in einer Taverne eine Sandkiste? Wie auch immer, was andere dachten war ihm egal und nur die Chance den Meister der tödlichen Blicke etwas aufheitern zu können schien ihm die Sache dann aber doch wert zu sein.
Also schleppten sie die Kiste gemeinsam nach draußen und setzten sie dort auf ein ruhiges Plätzchen.
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Kein Zweifel, der Fortschritt war spür- und sichtbar. Immer seltener fiel ihm der Pfeil von der Sehne, immer seltener schnellte ihm die Sehne gegen den Arm, immer öfter flog der Pfeil dorthin, wo er ihn haben wollte. Die Zielscheibe, die vielleicht fünf Schritt von ihm entfernt stand war inzwischen stark von ihm beansprucht. Kaum einer der Pfeile, die er anlegte verfehlte sie und meist konnte er inzwischen sogar so genau zielen, dass er wie von Jaryvil bestimmt die einzelnen Viertel anvisieren konnte. Doch noch immer hatte er keinen eigenen Bogen, musste sich jedes Mal Jaryvils ausleihen, wenn er üben wollte – konnte also auch nicht allein üben. Er betrachtete die anderen Bogenschützen der Akademie fast mit Neid. Langbogen, Kurzbogen, alles schien da zu sein. Doch die meisten von ihnen konnte der junge Mann gar nicht mit Namen benennen.
Der letzte Pfeil fand sein Ziel und Calan – immer zufriedener mit sich selbst – gab den Bogen wieder an Jaryvil ab und beschloss, ihn gleich darauf anzusprechen.
„Meister, was sind das für verschiedene Bögen? Woraus bestehen die, wozu sind die da?“
er zögerte kurz. „Wisst ihr, ich frage nur, weil ich ja auch irgendwann einen Bogen haben will.“
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Dennik kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus. Sie waren tatsächlich beim Sandkasten bauen... Ein zwei Meter großer Hüne, ein Heimweh fühlender deprimierter Varanter und zwei Diebe von denen der so gut, wie nie etwas sagte und seinem festen Freundn hinterher trauerte und der Andere so stolz darauf war, dass er mehr oder weniger ein Meisterdieb war,so dass er jeden bestahl nur um ihm danach das Geld wieder zu geben und stolz sagen konnte: "Ich bin ein verdammt guter Dieb!"... was für eine Truppe und das mitten in der Nacht und alle bis auf Rekhyt schon ein wenig angetrunken... ein Bild, dass man so schnell nicht vergaß und ein Bild, dass die Setarrifer sicher nicht sagen ließ: "so Anders, als wir, sind diese Einwanderer aus Myrtana nun auch wieder nicht".
Irgendwann musste der Spaß jedoch wieder aufhören und so waren sie alle, einer nach dem Anderen in ihre Betten geschlüpft. Jetzt, sie hatten kaum geschlafen, saßen sie, Illdor, Rekhyt und Dennik selbst, müde und etwas schlaftrunken in der Taverne und schwiegen sich gegenseitig an und schlürften nur hin und wieder an ihren Getränken.
"Wie hat euch eigentlich unsre mega Lehre gefallen?", wollte Dennik aus Interesse wissen und durch brach so das Schweigen.
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Tja, die Diebe waren gestern wohl doch nicht da, aber nunja, was auch immer sie getrieben hatten war Gath relativ egal. Er vertraute seinen Freunden, sie waren talentiert und würden schon aufpassen und sich nicht so saumäßig blöd anstellen, wie im Kastell. Wobei, was war im Kastell eigentlich das Problem gewesen? Hatten sich die drei - nein, vier waren es gewesen - wirklich zu blöd angestellt, oder hatten sie nur ganz einfach Pech gehabt, bezwiehungweise mit einem zu mächtigen Gegner - eigentlich mit Beliar persöhnlich - angelegt?
Im Prinzip war es egal. Sie alle hatten es überlebt, würde jetzt vorsichtiger sein und das reichte, damit sich Gath keine Sorgen um sie machen musste.
Ein neuer Tag...
Gath war aufgestanden und einfach durch die Stadt gelaufen, um sich die Beine zu vertreten und um Manuele bescheid zu sagen, dass er heute Setarrif für ein Weilchen verlassen würde, aber letzteres war nicht so wirklich erfolgreich, denn sein Kollege war leider einfach nicht auffindbar gewesen. Im Endeffekt hatte er einem der Freunde Manueles einfach aufgetragen, dass er die Nachricht weitergeben sollte, und dass er sich für ihn bei dem Nordmann entschuldigen sollte, dass er ihm die Nachricht nicht persönlich überbringen konnte.
Nach diesen halb verrichteten Dingen und einem kurzen Vorbeischauen bei Sans Werkstatt, wo sich niemand blicken ließ, war er zur Taverne zurückgelaufen, um etwas zu essen und um mal nach den Dieben zu suchen, denn in der Regel waren die tagsüber nicht so wahnsinnig beschäftigt.
Als er den Schankraum betrat, erkannte er auch gleich die altbekannte Gruppe aus Dennik, Rekhyt und Illdor an einem Tisch sitzten, wenn auch leicht träge, so wie es den Anschein hatte.
Gath ging also zur Theke, kaufte sich einen Telle Eintopf mit der Hoffnung, dass er nicht komplett ungenießbar war, und ging zu den anderen hinter.
"Hallo allerseits!"
begrüßte er seine Freunde, welche seine Begrüßung teilweise stumm, teilweise etwas - äh - mürrisch? Nein, irgendwie nicht schlecht gelaunt bezogen auf ihn sondern allgemein - quitierten.
"Was ist denn mit euch los? Gestern abend zu viel getrunken?"
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„Meister, was sind das für verschiedene Bögen? Woraus bestehen die, wozu sind die da?“ wandte sich sein Schüler an ihn. „Wisst ihr, ich frage nur, weil ich ja auch irgendwann einen Bogen haben will.“ Die Frage war wohl berechtigt, doch was konnte ihm Jary schon erzählen? Es gab so viele Arten von Bögen und Materialien, aus denen man Bögen herstellen konnte. "Also ein Bogen besteht normalerweise aus Holz und einem Tierdarm. Geeignete Hölzer wären die Esche, die Eibe oder Ebenholz, welches jedoch verdammt teuer ist. Doch es gibt auch Bögen, die aus verschiedenen Hölzern gleichzeitig bestehen. Kompositbögen nennt man die Dinger. Bögen aus Horn gibt es auch." Nun, was wusste er noch? Jedes Holz hatte so seine guten und schlechten Eigenschaften. "Dann kommt es noch auf die Bauart des Bogens selbst an. Beispielsweise Kurz- und Langbögen. Letzteren wirst du wohl am häufigsten vorfinden. Ansonsten allerlei besondere Bauarten für bestimmte Zwecke. Manche sind gut für die Jagd, manche haben eine stärkere Durchschlagskraft und so weiter." erklärte er dem jungen Mann, der gespannt zuhörte.
"Welchen Bogen du dir kaufst, hängt hauptsächlich an deinen Vorlieben... und an deinem Geldbeutel" Grinsend zeigte er auf einen der Pfeile, die in der Zielscheibe staken. "Wie ich schonmal erwähnt habe, gibt es auch verschiedene Pfeilarten. Normalerweise benutzt man solche, wie ich sie dir gegeben habe. Es gibt aber auch Pfeile mit Widerhacken, damit man sie nicht so einfach aus dem Fleisch bekommt, Feuerpfeile, an denen brennbares Material befestigt ist, vergiftete Pfeile oder auch sogenannte Seilschneider, die eine Halbmondförmige Spitze haben." Das waren gerade alle Arten die ihm einfielen. Sicher gab es noch mehr, doch das würde der junge Calan schon noch selbst herausfinden. "Mit jedem neuen Bogen und mit einer anderen Pfeilart musst du erneut gut trainieren um dich an den Bogen und seine Fähigkeiten, den Pfeil und seine Eigenschaften zu gewöhnen. Das kann ich dir nicht beibringen, dieses Gefühl musst du selbst bekommen und wie ich sehe, hast du dich an diesen Bogen und die normalen Pfeile schon gewöhnt."
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Lange war die gestrige Nacht gewesen, in der sie doch tatsächlich eine Sandkiste für diesen Maris gebaut hatten. Auf solche Ideen konnte man wirklich nur durch übermäßiges Reden kommen! Doch vollbracht hatten sie ihr Werk dann doch und waren heute dementsprechend müde, was dazu führte, dass nicht einmal Dennik viel sagte.
Als er dann doch eine Frage stellte, kam aber Gath herein und ließ sie unbeantwortet im Raum stehen. Rekhyt munterte Gaths Erscheinen aber etwas auf. Schon viel zu lange hatte er seinen Freund nicht mehr gesehen!
"Hallo! Jemand kam auf die Idee eine Sandkiste zu bauen, da war unsere Nacht dann sehr kurz, frag nicht."
Rekhyt musste grinsen bei dem Gedanken wie komisch sich das für den Bootsbauer anhören musste.
"Was hast du so getrieben? Und wie gefällt es dir hier?"
Die erste Stadt die sie gemeinsam angesteuert hatten, hatte Gath ja nie gut gefallen. Hoffentlich war es hier besser!
Immerhin lag die Stadt auch am Meer, vielleicht konnte er hier seiner Arbeit nachgehen und vielleicht einmal sogar groß rauskommen.
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Neugierig hatte der junge Lehrling des Bogenschießens gelauscht. Er war nie auf die Idee gekommen, dass man diese Waffen aus verschiedenen Materialien fertigen konnte, auch wenn es logisch war. Verschiedene Hölzer hatten verschiedene Eigenschaften. Das eine war härter, das andere biegsamer oder weicher. Auch aus Horn konnten sie sein, während die Sehnen, wie er erfuhr, meist aus Tierdärmen oder aus dem bestanden, von dem sie ihren Namen hatten: Sehnen.
Auch auf die Idee der verschiedenen Pfeile wäre Calan nicht gekommen. Seilschneider – wer wäre auch schon auf eine solche Idee gekommen? Doch bisher glaubte er, mit ‚seinen’ normalen Pfeilen ganz gut zurecht zu kommen und keinen großen Nutzen von solch sonderlichen Geschossen zu haben.
„Mir gefallen die Langbogen.“ meinte er mit dem Blick auf einen übenden Schützen, der seinen großen Bogen spannte und den Pfeil mit großer Geschwindigkeit auf eine Scheibe schoss. „So einen hätt’ ich gern – wenn ich Geld hätte.“
Aber er hatte keines. Nicht eine Münze hatte er dafür übrig, denn alles was er besaß brauchte er, um selber über die Runden zu kommen. Sie hatten den Pakt geschlossen, dass Jaryvil ihm einen Bogen kaufen würde, schon damals, in Al Shedim. Doch wollte der Varanter seinem Lehrmeister auch nicht ein zu großes Loch in den Goldbeutel reißen.
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Äh, was haben die?? Eine Sandkiste gebaut??
Gath musste wohl sehr erstaunt drein geschaut haben, denn Illdor fing leise das kichern an, Dennik konnte ihn nicht so gut sehen, weil er mit dem Rücken zu ihm saß und Rekhyt war ja darauf vorbereitet gewesen.
Das änderte nichts daran, dass sich der junge Bootsbauer in diesem Moment irgendwie auf den Arm genommen vorkam und das ganze erstmal unkommentiert im Raum stehen ließ und sich hinsetzte.
Rekhyt behauptete zwar, dass sie nur müde waren, aber wenn man hier, mitten in Setarrif, eine Sandkiste baute, dann konnte man nicht mehr ganz nüchtern gewesen sein. Auf solche hirnrissige Ideen kam man im Normalfall nicht.
"Was hast du so getrieben? Und wie gefällt es dir hier?"
Erstens viel, zweitens nicht so...
Doch das wäre zu kurz gewesen und so fing Gath an zu erzählen:
"Ich habe hier mal, als ihr wieder irgendwo am rumwurschteln wart, einen Seemann getroffen - Manuele hieß er - der mir irgendwie die Idee in den Kopf gesetzt hat, ich könnte mich hier doch als Bootsbauer selbstständig machen. Tja, aus dieser anfänglichen - naja, nicht Schnaps- sondern eher Met-Idee - wurde dann was konkretes. Jetzt gehört ihm ein altes Lagerhaus irgendwo hier in der Stadt und ich habe mir eine kleine Werkstatt da drinnen eingebaut. Nur Kundschaft fehlt noch.
Tja, und damit war ich dann doch ziemlich beschäftigt, aber es ist mal wieder schön, einer sinnvollen Arbeit nachzugehen, und nicht nur hier drinnen umeinander zu sitzten und das scheußliche Bier zu trinken."
Gath guckte kurz in die Runde. So wie die aussahen, hatte es ihnen wohl einigermaßen geschmeckt.
"Und zur Stadt hier allgemein..." Er warf noch einen Blick auf Rekhyt. "Ich weiß nicht so recht... Ist irgendwie nicht das Umfeld, in dem ich sonst immer gelandet bin, aber nicht gar so schlimm wie Bakaresh. Die Sache ist, dass ich hier jetzt schon mehr Leute kenne als in dieser Wüstenstadt, und mir auch dank einer halbwegs vernünftigen Arbeit auch nicht mehr ganz so verloren vorkomme, aber..." Eine Pause, in der Gath seinen Freund nochmal fokusierte.
"naja... es ist einfach nicht das Khorinis, dass ich verlassen habe, und ich fürchte, dass werde ich auch kein zweites - eigentlich kein drittes - Mal finden, denn in Vengard hatte ich es fast, aber da mussten wir ja leider weg..."
Sein Gesichtsausdruck trübte sich leicht, als er an seine alte Heimat und Vengard dachte, an all das schöne, was leider nicht mehr war, aber dafür war jetzt wirklich nicht schon wieder Gelegenheit. Nicht vor der versammelten Mannschaft.
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Berek ging durch die Straßen der Stadt. Er hatte sich jetzt die Stadt vertrauter gemacht, er wusste wo er abbiegen musste um dort oder da hin zu kommen.
Als er nun durch die Straßen ging hörte er ein bekannt Stimme, Manuele ging einige Meter vor ihm mit zwei weiteren Männer.
Sie trugen einen Schrank. Berek eilte nach vorn und packte mit an.
„Hey, ich packe mal mit an. Ist das ok?“
Sagte er mit lachender Stimmer.
„Oh Hey schön dich zu sehen. Ja klar Hilfe kann ich immer gebrauchen.“
Antwortete Manuele mit erfreuter Stimme und heiterem Gesichts Ausdruck.
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Der Schweigsame wusste nicht so Recht, ob er sich für seinen Freund freuen sollte oder nicht. Einerseits klang es ja gar nicht so schlecht, was er erzählte, aber wirklich glücklich schien er trotzdem nicht.
"Als Kunde kann ich nicht dienen! Höchstens zum Ausschalten der Konkurrenz", scherzte Rekhyt. Wirklich überraschend sollte die Aussage jedoch eh nicht sein, schließlich war allgemein bekannt, dass er keine Schiffe mochte. Doch sehr viel Konkurrenz war ihm eh nicht aufgefallen und auch kein riesiger Hafen wie in Vengard oder Bakaresh. Vielleicht würde dieses Geschäft also wirklich noch einmal gut laufen, der Dieb würde es Gath vergönnen.
"Ich hoffe trotzdem für dich, dass deine Pläne aufgehen!"
Dann war es wieder still.
Eigentlich gäbe es genug für den Schweigsamen zu sagen, über seine Schwester, die Lehre oder das Ende mit Calidor, doch bei nichts davon hatte er das Bedürfnis es unbedingt loszuwerden. Schließlich griff er Denniks Frage wieder auf.
"Dennik hat uns in letzter Zeit ein paar Tricks gezeigt. Gut hat er es gemacht, gestern waren wir erfolgreich, aber jetzt müssen wir uns zurückhalten."
Ob die anderen das auch so empfanden wusste er nicht, doch die Zettel auf denen sie gesucht wurden und die fortlaufende Einbruchsserie überzeugten Rekhyt, dass sie jetzt etwas Ruhe einkehren lassen müssen.
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Taverne
Wo würde man einen mürrischen Schwertmeister suchen? Natürlich in einer Taverne. So marschierte der Hüne schnurstracks durch die Tür in den Schankraum, sah sich um und erblickte alsbald den dunklen Haarschopf Dels. Grinsend marschierte er auf ihn zu, stellte sich vor den Tisch, schlug die Hacken zusammen und salutierte übertrieben.
„Rekrut Gedyon meldet sich zum Dienst, Sir!“
Etliche Gesichter wandten sich verwirrt, überrascht, grinsend wie zornig ihnen zu. Der Nordmann ignorierte da geflissentlich.
„Melde Mission ‚Ausdauertrainig’ als beendet, Sir!“
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"Wie, ihr müsst euch zurückhalten?"
Bei Gath waren die Alarmglocken losgegangen. Hatten es die Diebe etwas übertrieben? War irgendetwas schief gegangen?
"Könntest du mir ein bischen genauer erklären, was hier nicht so wirklich geklappt hat? Ich meine, ich weiß, was Dennik wahrscheinlich konnte und ihr beide nicht." Er blickte von dem eben genannten zu Illdor und Rekhyt. "Aber trotzdem, was ist schief gegangen? Ich habe keine Lust auf so eine Sache wie das Kastell. Schon schlimm genug, dass es euch da drinnen mies ging, aber ich bin in der Zwischenzeit durch die komplette Stadt gerannt und habe euch gesucht! So einen Mist macht ihr bitte nicht nochmal!"
Im Prinzip versteckte sich nur Sorge und Angst um seine Freunde hinter diesem kleinen Ausbruch, doch er war nicht gerade freundlich geworden, irgendwie so eine Mischung aus Wut und Panik, denn der junge Bootsbauer wusste vor allem eines: Er würde die drei nicht von dem abbringen können, was sie waren, und seine warnenden Worte würden auch nicht wirklich viel bringen.
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Verwirrt kratzte sich Deloryyan am Kopf und versuchte, die nicht bloß auf Gedyon gerichteten Blicke der anderen Gäste zu ignorieren. Mit einem Anflug von Mühseeligkeit erhob er sich von seinem Platz, ließ ein paar Goldmünzen auf dem Tisch zurück und gab Gedyon im Vorbeigehen einen Wink, ihm zu folgen. Draußen angekommen stauchte er seinen Schüler erstmal ein klein wenig zusammen: "Du tust scheinbar, was man dir sagt, das ist gut, den restlichen Blödsinn lässt du in Zukunft bleiben, verstanden?" Gedyon nickte stumm, hatte scheinbar also alles begriffen. Schweigend machten sie sich schließlich auf den Weg zum Trainingsplatz, welchen sie bereits nach wenigen Minuten erreichten. Wie gewohnt blickten die anwesenden Klingen bei ihrer Ankunft überrascht und spöttisch aus der Wäsche, wandten sich dann allerdings wieder ihren Übungen zu.
"Wie man richtig steht, hast du inzwischen gelernt", begann der Rastlose schließlich mit seinen Ausführungen, "es muss natürlich noch weit besser werden, aber das sollte sich mit der Zeit entwickeln. Nun beginnen wir mit der Schwertführung." Gedyon zog sogleich seine Waffe und brachte sich in Position. Das Gesamtbild, welches er abgab, schien tatsächlich erstaunlich stabil. "Das Wichtigste", fuhr Deloryyan fort," ist auch hier die Haltung. Achte darauf, deinen Schwertarm trotz aller Kraft nie zu verkrampfen, besonders dein Handgelenk darf nicht ermüden, sonst bist du verloren. Hole deine Kraft zum Zuschlagen daher immer Aus dem Arm und deinem Oberkörper." Nachdem Gedyon dies scheinbar verinnerlicht hatte, zeigte Deloryyan ein paar einfache Schlagtechniken, welche sein Schüler zunächst ausführen sollte, um sich wirklich an die Waffe in seiner Hand zu gewöhnen.
"Dein Schwert muss zu einer Verlängerung deines Arms werden, ein Teil von dir sein, kein bloßer kalter Fremdkörper."
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Der sonst so Schweigsame, der sich jetzt aber anscheinend alleine mit Gath unterhielt war erstaunt über dessen plötzliche Aggressivität, als er Rekhyts Bedenken hörte.
"Es hängen Zettel draußen, mit denen sie uns suchen", war die Erklärung warum der Dieb der Ansicht war, dass sie unauffälliger werden sollten.
"Aber in einiger Zeit wird sich das wieder geben", versuchte er den Bootsbauer zu beruhigen. Warum wurde er nur so aufbrausend? Eigentlich konnte es ihm ja egal sein, wenn sie in Schwierigkeiten steckte, außer er sorgte sich um sie. Eine andere Möglichkeit fiel dem Schweigsamen nicht ein und es machte ja auch irgendwie Sinn, schließlich waren sie gute Freunde und Rekhyt hätte auch nicht wollen, dass ihm etwas passierte.
"Du brauchst dir keine Sorgen machen, wir kommen zu Recht!", fügte er deshalb noch hinzu.
So sehr es ihm egal gewesen war, was mit ihm selbst passieren würde, nachdem Calidor mit ihm Schluss gemacht hatte, desto mehr tat es ihm jetzt Leid, dass sie nicht schon früher vorsichtiger geworden sind.
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"Wir kommen zu Recht."
Gath war sich da nicht so sicher, denn das, was ihm sein Freund gerade erzählt hatte, deutete nicht gerade auf ein zu Recht kommen hin. Es hingen Zettel in der Gegend umher, auf denen die Diebe gesucht waren! Und die behaupteten dann, das sollte kein Problem darstellen!
"Ich hoffe es." antwortete der junge Bootsbauer wenig überzeugt und bedeutete das Thema damit auf sich beruhen zu lassen. Es brachte nichts, mit den Dieben zu streiten. Sie hatten ihre Meinung, er machte sich Sorgen um sie und hatte jetzt auch einen wirklichen Grund dazu und damit hatte sich die Sache halbwegs gegessen.
Es musste also ein Themawechsel her und da bot sich vor allem eine Sache gut an: Die, weswegen Gath eigentlich hergekommen war.
"Ich muss euch mal kurz was erzählen, weshalb ich eigentlich hier bin: Ich werde wahrscheinlich im laufe des verbliebenen Tages nach Stewark aufbrechen, zusammen mit San, der da was abliefern muss. Von daher werde ich wohl ein Weilchen nicht da sein - also diesmal wirklich nicht da."
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Ein tiefes Einatmen, Füße lösten sich vom Boden, ein kurzer scheinbarer Moment der Schwerelosigkeit trat ein während der Körper des Hühnen sich zum Überschlag drehte, die Füße berührten den Boden.. und Carras rutschte weg, konnte sich gerade noch mit dem Verlagern des Standbeins halbwegs auf den Füßen halten.
Früher hatte das besser funktioniert sagte er sich und versuchte sich die Lehre bei Scatty in Erinnerung zu rufen. Tatsächlich konnte er sich jetzt gerade schlecht mit Flusen abwerfen lassen und diesen ausweichen, hatte doch Scatty ihm genau eine solche Aufgabe gestellt.. aber die Dehnübungen, Muskelübungen und Sprungübungen die er ihn gelehrt hatte sehrwohl.
Er rieb sich den schmerzenden Rücken. Er war schon mehr als einmal nicht mit den Füßen gelandet und hatte jedesmal wieder ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. So schwer konnte es doch nicht sein, seine alten Fähigkeiten wieder nutzen zu können... Früher hatte er sowas in Rüstung hinbekommen, heute scheiterte er schon in federleichter Bürgerkleidung. Irgendwann beschloss er sich wieder den Dehn und Muskelübungen zuzuwenden und die Sprungübungen auf den morgigen Tag zu verschieben. Es ärgerte ihn, hatte er doch vom Größten der Größten gelernt. Irgendwie auch vom Verrücktesten der Verrücktesten, aber das tat seinen akrobatischen Fähigkeiten ja keinen Abbruch. Überschläge im Kampf, Abspringen von einer Wand, akrobatisches Ausweichen ... all das war dank Scatty zu seinem Standartrepertoire geworden. Aber da Scatty nicht aufzutreiben war, musste er sich selbst wieder auf diesen Level hiefen. Er seufzte, setzte sich in den Sand am Strand und begann mit den Dehnübungen.
Au.. au... au...
Irgendwas sagte ihm, dass noch einige Arbeit vor ihm lag..
Geändert von Carras (23.01.2011 um 17:38 Uhr)
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