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Das ging ja fast schneller als erwartet! Aber nur fast, schließlich waren sie auch schon recht lange unterwegs und sie befanden sich hier nicht am Festland, sondern nur auf einer Insel, wenn auch anscheinend eine große.
Zuerst sah man nur den Lichtschein, der viel zu groß war als das er von einem einfach Lager oder einer kleinen Ansammlung von Häusern stammen konnte, aber als sie seiner Quelle näher kamen, offenbarte sich ihnen um was für eine Stadt es sich handelte! Selbst in der Nacht war sie atemberaubend! Aus der Entfernung erkannte man zuerst nicht viel mehr als große Gebäude, doch je näher sie kamen, desto mehr konnte man erkennen wie prunkvoll sie waren. Dächer mit goldenen Kuppeln schmückten die Gebäude und die ordentlich gepflasterten Straßen vermittelten das Bild einer prächtigen und reichen Stadt.
Bartimäus wollte ein Kommentar dazu abgeben, doch er war sprachlos. Wildnis war er gewohnt, viele Städte Myrtanas, teilweise eher Burgen wie Trelis hatte er gesehen, doch nicht einmal die Hauptstadt Vengard kam an diese Stadt heran.
"Wer hier wohl wohnt? Das sieht mehr nach Königen und Adeligen aus, als nach normalen Bürgern."
Doch noch hatten sie Stadt nicht betreten und die Nebengassen nicht gesehen in denen man genauso gut ärmliche Verhältnisse finden könnte die einfach die goldenen Kuppeln nicht überragten.
"Aber mal schauen wie es drinnen aussieht."
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Abwesend belud Schattengreif sein Pferd mit den Waffen, dann schwang er sich auf den Sattel. Lange Zeit ritt er still.
"War das noch gut, Argos?", sagte er schließlich und sprach eigentlich zu sich selbst. "Ich habe so etwas noch nie getan. Sie hatten Todesangst. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob das noch gut war."
Er schwieg mehrere lange Augenblicke.
"Es fühlte sich gut an.", sagte er dann leise.
Die nächste Pause dauerte noch länger. Es war eine sehr nachdenkliche Pause.
"Hmm. Ehrlich gesagt: Ich bin mir nicht unsicher. Es war nicht gut. Aber weißt du was? Das ist mir egal. Es war richtig."
Schattengreif lächelte. "Es war verdammt richtig."
Auch wenn sie's nicht vermuten..., dachte er.
Wir sind die Guten.
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Ein tiefes pochen schmerzte tief in seinem Schädel. Er fasste sich an die Schläfen, lies es aber sofrt wieder sein. In nicht allzu weiter Ferne hörte er einige Stimmen, ein regelmäßiges lachen. Er öffnete langsam die Augen. Über ihm hing die dicke Lederplane eines Zeltes. Unter ihm war ein altes verfilztes Schafsfell. Er blickte an seinem Körper hinab. Anscheinend hatte er nur noch seine Bekleidung bei sich. Was war geschehen?
Er dachte scharf nach, schließlich viel es ihm wieder ein. Er wollte mit einigen eingekauften Waren in richtung Setarriff reisen. Dabei musste er überfallen oder so ähnlich worden sein. Es wogten nur noch dunkle Schatten durch seine Erinnerungen. Langsam kroch er in richtung Eingang des Zeltes und blickte durch den Schmalen Spalt.
Eine Gruppe von 5 zwielichten Gestalten saß am Lagerfeuer. Wohl die Banditen, die ihn überfallen hatten. Ein wunder, dass er noch lebte. Plötzlich stand einer der fünf auf und schritt auf das Zelt zu. Schnell legte sich Shialac wieder hin und wartete ab. Der Bandit spähte durch den Eingang und sagte schließlich zu seinen Kameraden: "Der pennt noch lange! Hast ihm ja ordentlich was auf die Rübe gegeben." Und lachte dabei laut. Als der Kerl wieder verschwunden war setzte Shialac sich auf. Er musst hier wegkommen, sonst wäre er tot. Hastig blickte er sich im innern des Zeltes um und erblickte schließlich einen Dolch. Dolch mag vielleicht zuviel sein, es war eher ein Brotmesser, aber es reichte für seine Zwecke. Langsam bewegte er sich zur Rückseite des Zeltes, weg von den Räubern und schnitt langsam einen Spalt in die Plane, gerade groß genug, um hindurchzuschlüpfen. Er kroch ins freie. Seine Sachen konnte er nicht holen, dass wäre zu gefährlich, jetzt blieb nur noch eine schnelle Flucht. Er wartete ab bis die Männer wieder in ein lautstarkes Lachen ausbrachen und rannte schließlich los.
Schnell erkannten die Banditen, was los war, zwei von ihnen versuchten hinterherzurennen, konnten sich in ihrem Rausch allerdings kaum auf den Beinen halten, ein dritter Schoss schließlich mit seinem Bogen, verzog aber Meilenweit.
Bis die restlichen beiden überhaupt erst kapiert hatten, was gerade geschehen war, war der junge Reisende schon längst im Dickicht des Waldes verschwunden.
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Ehrengarde
In der Nähe des Holzfällerlagers
Gemeinsam mit Rakesh und bewaffnet mit seinem Speer durchstreifte der Wegelagerer, oder momentan eher Holzfällerwachenboss - was für ein Wort! - den Dschungel in der näheren Umgebung des Holzfällerlagers. Er war noch immer nah genug am Lager um das rhythmische Schlagen der Äxte zu hören, er wollte nur einen kleinen Überblick über das Gelände bekommen. Zusätzlich konnte er so noch die Umgebung patrouillieren und tat sogar etwas für sein Gold. Das war schon fast eine neue Erfahrung für den Varanter. Eigentlich bevorzugte er es, anderen Leuten das Gold abzuknöpfen, statt für sein Eigenes zu arbeiten. Aber öfter einmal etwas Neues und schließlich war es ja eine Art Gefallen an den Templer Carras. Schließlich hatte er diesem auch den Söldnerbossposten aufgedrückt.
Als sie gestern Nacht angekommen waren, war es bereits Dunkel und es war wahrscheinlich nur Borius zu verdanken gewesen, dass sie ihren Lagerort gefunden hatte. Der Holzfäller hatte bereits vorher den Platz ausgekundschaftet und sich den Weg gemerkt, so dass der Trupp Holzfäller im Schutz der Wachmannschaft und Söldner problemlos den Ort erreichte. Xorag hatte dann nur den Auftrag gegeben, das Lager aufzuschlagen und hatte danach den ersten Sold verteilt. Jetzt standen auf einer Lichtung die Zelte gruppiert um mehrere Lagerfeuer. Er hatte die Zelte so aufbauen lassen, dass sie das innere des Lagers vom restlichen Dschungel abgrenzten und hatte heute morgen bevor er aufgebrochen war noch zusätzlich den Befehl gegeben, alles was sie dabei hatten zwischen den Zelten aufzustellen, um einen zumindest niedrigen Wall aufzubauen. Einem echten Angriff würde das Lager zwar nicht stand halten, aber mehr wie ein paar verirrte Molerats oder Scavenger erwartete der Wegelagerer sowieso nicht. Und zumindest die würden sich von dem Aufbau imponieren lassen und weitesgehend Abstand halten. Der Lagerplatz für die gefällten Bäume war direkt neben dem Lager, in nördlicher Richtung. Und schließlich, hinter dem Lager wurde das Holz gefällt. Dort standen, ebenso wie im Lager, einige Wachen herum, wobei Borius ihm gestern Abend noch gezeigt hatte, dass er mit dem Schwert das er trug auch umzugehen wusste. Gegen einen trainierten Kämpfer wie Xorag hatte er zwar keine Chance, aber für gelegentliche Angriffe irgendwelcher Viecher würde es genügen. Der Rest der Wachmannschaft hatte Pause und würde ihre Kollegen von zeit zu Zeit ablösen, zumindest war es so vorgesehen. Der Wegelagerer hoffte auch, dass sie sich daran halten würde.
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Er blieb an einer kleinen Lichtung stehen und atmete durch.
Die Banditen waren längst zurückgeblieben, hier schien er vorerst ohne größere Gefahr rasten zu können. Es war ihm immernoch ein Rätsel, wie er überhaupt diese Kraft aufbringen konnte, soweit und lnge zu laufen.
Er setzte sich auf einen größeren moosbewaachsenen Stein und überlegte.
Jetzt hatte er nichts mehr, all sein Hab und Gut war ihm abgenommen worden und er saß von aller Welt verlassen tief im Wald, ohne auch nur eine Ahnung davon zu haben, wo er war und wo er zurück in die Zivilisation kommen könnte.
Ihm fröstelte ein wenig, sodass er seine Arme eng um seinen Körper schlung und Anfing weiterzugehen, einfach geradeaus weiter.
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Ehrengarde
Wieder machte Xorag seine Runden. Er hatte relativ wenig Lust, sich in dem Lager aufzuhalten. Vielleicht heute Abend wieder, um die Lage etwas bei einem ruhigen Gespräch an den Lagerfeuern abzuschätzen, aber ansonsten war er lieber alleine mit Rakesh unterwegs. Da die Versorgung aus Setarrif sehr spärlich war, hatte er sich entschlossen, etwas zu erjagen und morgen einen Boten in die Stadt zu schicken, damit er sich um die bessere Verpflegung kümmerte. Vor allem ein wenig Bier wäre verdammt gut.
Deswegen schlich er, den Speer fest in beiden Händen, durch den umliegenden Dschungel. Rakesh war, wie immer, irgendwo vor ihm verschwunden und spähte voraus. So lief es immer und es lief gut. Die Tatsache, dass er jetzt einen Luchs als Begleiter hatte half ihm vor allem beim Jagen sehr. Das Tier war einfach viel leiser und schneller wie er. Und da er sowieso seltenst mit Fallen jagte, kam ihm diese Beweglichkeit natürlich gerade recht.
Er ging noch einige Schritte, als er einen Leuten Schrei hörte - der eines Menschen. Sofort fing er an durch das dünne Unterholz loszusprinten und folgte dem Schrei, der aus wenigen Metern Entfernung gekommen war. Eigentlich musste er nur gerade aus rennen und stieß dann auf den Grund des Schreis. Etwa einen Meter vor ihm lag ein Mensch auf dem Boden, der von Rakesh bedrängt wurde, denn dieser hatte ihn scheinbar kurzerhand einfach umgestoßen und stand jetzt, zähnefletschend, auf ihm.
"Rakesh! Lass den Mann in Ruhe! Runter da!" rief der Varanter und ging auf den Mann zu. Der Luchs gehorchte - wenn auch etwas wiederwillig, was wohl an dessen Sturrheit lag.
Schließlich streckte er dem verängstigten Mann die Hand entgegen, um ihm hoch zu helfen.
"Entschuldige den Zwischenfall. Rakesh" dabei schaute er kurz zu dem Luchs rüber "ist etwas eigensinnig. Ich heiße Xorag. Wie ist dein Name? Und was tust du hier? Alleine und unbewaffnet durch den Dschungel zu streifen ist keine gute Idee."
Keine gute Idee...eine Untertreibung.
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Von dem Schock, den er gerade erlitten hatte, musste er sich erst einmal fassen. Zitternd stand er da und musterte den Fremden. Langsam beruhigte er sich und atmete einmal tief durch.
Dieser Mann schien keiner von den Banditen zu sein. Schließlich brachte er ein paar kurze Worte heraus:
"Mein Name ist Shialac. Eigentlich bin ich seit kurzem fahrender Händler, allerdings wurde ich von einer Gruppe Banditen überfallen. Sie haben mir all meine Habe und mein Gold abgenommen. Ich konnte gerade noch vor ihnen fliehen, wer weiss was sie sonst noch mit mir angestellt hätten."
Er schloss kurz die Augen und atmete wiederholt tief durch.
"Ich weiss beim besten Willen nicht, was ich nun machen soll, hier mitten im nirgendwo ohne auch nur ein Stückchen Brot.
Bitte, helft mir!
sagte er schließlich verzewifelt. Bittend blickte er den Fremden an.
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„Natürlich, mein junger, unerfahrener, bisweilen unbedarfter Schüler, habe ich etwas im Sinne. Wir werden hinausgehen und den Weg solange entlanggehen, bis wir nicht mehr weiterkommen, weil die Vegetation oder die Mauern als Zeichen menschlicher Zivilisation es uns verbieten.“, antwortete der Hüter des Kastells trocken und trat durch das Tor.
Es war Nacht. Eine kühle und klare Nacht, wie man ihrer selten in den Mauern des Kastells gewahr zu werden vermochte, selbst, wenn man den Umstand ignorierte, dass eine dicke Mauer aus schwarzen Stein das Innenleben dieses Hauses vor derartigem Schützte und ihrer Kraft seiner Imaginationsgabe die Existenz absprach. Denn, sie ließ sich nicht leugnen.
Die ersten Schritte des Meisters wirkten weniger sicher, als noch auf bekannten Fließen des beliarschen Gemäuers. Doch seine Augen, so kalt sie auch waren, lugten unter der übergeschlagenen Kapuze seines schwarzen Mantels hervor und blickten funkelnd in die Nacht hinaus, den Weg zu suchen, den sie nun gehen würden.
Wäre der Hüter Ardescion ein anderer gewesen, als er war, so wäre er nun, vielleicht, seine Fidelität demonstrierend, erfreut wie ein Schmetterling über den sandigen Boden, der sich den beiden Wanderern offenbarte, gesprungen und hätte lautstark seine Freude in die Nacht hinaus geschrien. Stattdessen Schritt der Magier wortlos den schmalen Bergpfad herab und fand erst nach einigen langwährenden Augenblicken des Schweigens seine Sprache wieder, um die folgende Frage an seinen Schüler zu richten: „Nun, Vryce, haben wir genug gesehen, um sicher zu sein, dass diese karge Landschaft uns aus reiner Willkür, sie zu beherrschen, angedient worden ist? Oder werden wir hinter jenen schwarzen Felsen dort am Horizont noch Gewichtigeres zu erblicken vermögen?“
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Ehrengarde
Von Banditen überfallen. Da konnte man ja schon praktisch davon reden, dass Shialac nicht entkommen war. Schließlich war er einem Wegelagerer in die Hände gelaufen, mitten und alleine im Dschungel. Eigentlich vom Regen in die Traufe.
Eigentlich.
Schließlich hatte der Fremde sowieso nichts mehr dabei und zusätzlich war der Varanter ja der Wegelagerei wegen hier.
"Ich denke, ich kann dir aushelfen. Nicht unweit von hier sind einige Holzfäller an der Arbeit und du hast das Glück, den Chef der Wachmannschaft vor dir zu haben. Ich schlage vor, du kommst erst einmal mit und dann sehen wir im Lager weiter. Es wird dunkel und da sollte man sich nicht alleine hier draußen herumtreiben." Dann schaute er zu dem Luchs, der den Fremden noch immer misstrauisch zu beäugen schien.
"Komm Rakesh, wir gehen zurück." sagte der Wegelagerer zu dem Tier, dass sofort los sprintete und wieder einmal die Aufgabe des Spähers übernahm.
Während er weiter Sprach ging er bereits los.
"Gut, nichts wie los. Rakesh wird aufpassen, dass wir nicht irgendwelche unangenehme Überraschungen erleben. Im Lager sehen wir dann, wie es mit dir weiter geht. Ich habe da schon die ein oder andere Idee."
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„Vielleicht hat Beliar dieses Mal einen Ort gefunden, der wirklich zu den Schwarzmagiern passt. Die Schluchten sind kahl, kalt, tot. Seht Euch das Kastell an. Mit seiner schwarzen Farbe sieht es aus, als hätte der Dunkle es in die Felsen geschlagen, nicht aber aus – vielleicht – reiner Willkür dort platziert.“ Er lächelte knapp. Die Schwarzen Schluchten mochte er nicht. Schon seit seiner Kindheit hatte der Anblick in der Ferne – schroffe, schwarze Klippen – ihn abgeschreckt und geängstigt. „Und zu beherrschen … gibt’s hier auch nicht viel. Treibt sich ja niemand hier herum, außer einigen mutigen Reisenden, die Zeit und Weg sparen wollen.“ Der Magier hob die Schultern und blickte seinen Meister an.
„Natürlich werden wir hinter dem Horizont Dinge erblicken, die gewichtiger sind. Vielleicht wisst Ihr ja noch, dass ich von dieser Insel stamme … Gehen wir gen Süden, kommen wir zum Baum Tooshoo, gen Norden zur Goldenen Stadt Setarrif, dem Ort meiner Kindheit. Aber entscheidet Ihr, Ardescion, ich werde folgen und darüber sinnieren, ob es sich lohnt, die Schluchten hier zu beherrschen …“
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„Dinge die gewichtiger sind, als das, was wir bereits auf dieser Insel erblickt haben? Dinge, die sich über das Kastell und seiner Bedeutung, der Ideologie Beliars, stellen, weil ihr Herrschaftsanspruch, obschon rein menschlicher Natur, gerne mehr wäre, als er zu sein vermag?“, fragte der Hüter des Kastells mit kalter Stimme und blickte Richtung Norden.
„Ein Baum, der auf den Namen Tooshoo hört und dabei klingt, als wäre es ein Abenteuerparadies für Kleinkinder unter drei Jahren, die gerade mal erkannt haben, dass Blaubeeren ein Teekesselchen sind, wenn sie den Worten ihrer Eltern ob der Geschichten Glauben schenken, ist kein Ort, an dem man die auf dieser Insel dominante Macht begegnen wird. Erzählt mir stattdessen von dieser „Goldenen Stadt“.“, forderte der Meister seinen Schüler auf und schritt weiter den Weg entlang, der sich, vielleicht, am Ende, zu eben dieser bringen würde.
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Einen kurzen Moment lang zögerte Shialac noch, machte sich dann aber auf den Weg und folgte dem Fremden. Er sah noch dem merkwürdigen Begleiter des Fremden nach, bis dieser im Dickicht des Waldes verschwunden war.
Obwohl das Gelände nicht gerade besonders zugänglich war, legte das Tier eine beachtliche Wendigkeit und Geschwindigkeit hin.
Er begann das Gespräch.
"Ein beachtliches Tier, welches du da als Begleiter hast. Es horcht auf jeden Befehl und hat einen sehr guten Körperbau. Woher stammt es?
Ach und, bevor ich es vergesse, du hast dich noch gar nicht vorgestellt. Wer bist du?
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„Also, der Kosename – einer von vielen – stammt von den goldenen Kuppeln, derer es viele auf den Dächern der Gebäude der Stadt gibt. Man kann sich denken, dass die den Reichtum des Argaanischen Reiches widerspiegeln. Große, schlanke Türme, die Kuppeln, ein beeindruckender Königspalast, wunderschöne Gebäude … Man kann sie ohne zu zögern mit Bakaresh oder Mora Sul vergleichen, vor allem, da dieser Vergleich gar nicht so weit hergeholt ist, zumindest, wenn man mit der Geschichte des einstigen Setarrifischen Großreiches vertraut ist.“ Der Magier lächelte. Vielleicht endlich mal ein kleiner Triumph? Etwas, das der Hüter nicht wusste, gleichwohl er sonst mit seiner Allweisheit der Bibliothek in nichts nachstand? „Na ja, beherrscht wird sie von Ethorn dem VI. Einer von vielen eines alten Könighauses, bisher letzter männlicher Zweig am Setarrifischen Königsbaum, wenn man es in ihrer Sprache ausdrücken will … Was soll ich noch sagen? Der Adel ist arroganter als in Myrtana, Fremde sind nicht wirklich geschätzt und Adanos ist – Wunder wie! – dort das, was Innos für die Leute des Myrtanischen Reiches ist. Sind dort sogar in einer richtigen Institution vereint, und treiben sich nicht in Ruinen herum und graben nach altem Wissen.“
Das Lächeln – erst halbwegs stolz ob des Wissens über seine Heimat – wurde höhnischer. Die Wassermagier, überlegte er, ich hab sie noch nie so richtig gemocht. Den Setarrifischen Hofmagier, der sich manchmal benahm, als wäre er selbst schon König der Stadt.
„Am Sinnvollsten ist’s wohl, wenn wir dort hinreisen. Gen Norden. Die Schlucht entlang, dann durch den Dschungel und letztendlich vor die Tore Setarrifs.“
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Ehrengarde
"Ja, Rakesh ist in jeder Hinsicht ein ganz besonderer Luchs. Vor allem besonders eigensinnig wie ich öfters feststelle. Er ist mir vor Wochen zugelaufen, als ich hier auf Argaan angekommen bin. Warum er mir dann gefolgt ist, weiß ich nicht, er antwortet ja leider nicht. Aber vielleicht begegne ich einmal jemanden, der dafür eine Erklärung hat."
Ja, die Art wie Rakesh und er sich kennen gelernt hatten, war wirklich seltsam gewesen. So wirklich nachvollziehen konnte der Wegelagerer das verhalten des Tieres nicht. Aber das war in erster Linie auch nicht wirklich wichtig. Er war eigentlich ziemlich froh, den Luchs zum Begleiter zu haben. Vor allem, wenn er an diese Gemeinschaft dachte, von der Bartimäus ihm erzählt hatte. Einerseits war der Mann nur wegen dem Luchs auf ihn aufmerksam geworden, andererseits schien er dort ganz gute Karten zu haben, wenn er sich als Tierverständig anzeigen konnte. Aber egal, das würde erst einmal warten müssen, bis Carras' Kaserne stand.
"Ich denke, er versteht einfach was ich von ihm möchte. Tierischer Instinkt vielleicht. Oft dürfte er aber wohl auch an meiner Stimme hören, was ich will. Verstehen wird er mich wohl kaum."
Dann stellte er sich als Xorag vor und schüttelte Shialac die Hand.
"Irgendwelche Pläne, was du jetzt vor hast, wo du dein Habe verloren hast? Ich kann den Banditen nicht nachspüren, von daher fällt diese Option auf jeden Fall flach."
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Kurz dachte er über das eben gesagte nach. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr faszinierte ihn das Tier, obwohl es ihn bis vor einem Moment noch zu Boden gerissen hat.
Und was er machen sollte? Er wusste es nicht wirklich. Er kannte die Insel zu wenig, um über alle möglichkeiten Bescheid zu wissen. Ob er irgendwo in einem kleinen Betrieb arbeiten sollte? Jäger werden? Oder vielleicht ganz was anderes tun?
Wahrscheinlich wusste Xoraq besser bescheid, was er tun könnte.
"Ich... ich hab wirklich keine Idee, was ich nun machen könnte... Ich habe nichts mehr. Eigentlich kann ich nur hoffen, irgendwo eine kleine Arbeit zu finden... oder so...
Hast du nicht irgendwelche Ideen oder Vorschläge? Sicherlich kennst du dich auf der Insel hier besser aus als ich.
Und nein, die Banditen aufzuspüren ist völlig ausgeschlossen, um sowas kann ich dich nicht bitten.
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Ehrengarde
Zumindest war Shialac einsichtig. Eine Eigenschaft, die der Varanter schätzte.
Gerade als Shialac seinen letzten Satz beendet hatte, waren sie im Lager angekommen.
"Gut, hier sind wir. Komm, wir setzen uns erst einmal". Mit diesen Worten begleitete er Shialac zu einem der Lagerfeuer und setzte sich zusammen mit ihm auf einen der Baumstämme, die sie dort für eben diesen Zweck dort platziert hatten.
"Alle mal herhören. Das hier ist Shialac. Er wird mindestens bis morgen hier bleiben. Bringt uns mal bitte noch jemand was vom Abendbrot." Nachdem sie mit etwas Brot und lauwarmer Suppe versorgt waren, begann der Wegelagerer wieder zu sprechen.
"Entschuldige das magere Abendbrot. Wir haben momentan ein kleines Versorgungsproblem. Aber gut, kümmern wir uns um dich. Ich weiß wenig über dich, aber was ich dir anbieten kann ist folgendes. Entweder du bleibst hier und verdingst dich als Holzfäller - wofür du auch bezahlt wirst. Oder ich schicke dich morgen mit einer Wache nach Setarrif, damit du unser Versorgungsproblem dort bekannt gibst. Dort bist du dann auf dich alleine gestellt. Mir fällt nur ein, dass du dich dort als Gehilfe melden kannst, für den Kasernenbau, wegen dem wir hier das Holz fällen. Bezahlt wirst du dafür auch. Was danach ist, musst du selbst raus finden. Nutze dein Geld um wieder Händler zu werden, vielleicht kannst du dich beim Söldnerboss Carras, einem Freund von mir, melden, dass er dich bei den Söldnern aufnimmt. Oder du suchst dir was ganz anderes. Das ist dann dein Bier."
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Er tunkte das Brot in die Suppe und nahm einen ordentlichen Bissen. Langsam kaute er das Stück Brot und dachte nach, über das Angebot das ihm soeben gemacht wurde. Schließlich fasste er einen Entschluss.
"Hmm... diese Holzhackerei hier ist nicht wirklich was für mich. Ich denke, ich werde morgen in Richtung Setarrif aufbrechen. Dort wird sich sicher etwas finden können, vielleicht kann ich euch von dort aus mit eurem Versorgungsproblem abhelfen...
Das Problem ist nur, dass ich in keinster weise weiss, wo entlang es zu Stadt geht. Aber ich denke, deine Wache wird mir da schon weiterhelfen können.
Nun gut, wie auch immer, vielen dank für das Abendessen. Ich fühle mich müde, wo kann ich mich zur Nacht hinbegeben?"
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Ehrengarde
Xorag nickte. Gut, vielleicht würde Hyperius ihn einspannen, Holzfäller hatte er hier ja sowieso mehr, wie er ordentlich versorgen konnte.
"Du kannst dich dort drüben in das Zelt legen, da ist noch Platz." Dabei zeigte er auf eines der größeren zelte, an einem der Lagerfeuer einige Meter entfernt.
"Morgen lasse ich dich von einer Wache abholen, die dich nach Setarrif bringt. Suche dort Hyperius, einen Wassermagier. Er dürfte sich an der Baustelle der Söldnerkaserne herumtreiben. Sage ihm einfach, dass wir mehr Nahrungsmittel brauchen, und ein wenig Bier zum entspannen wäre auch nicht schlecht. Sag ihm einfach, ich schicke dich. Vielleicht bekommst du dann auch ein paar Goldstücke. Ansonsten wünsche ich dir eine gute Nacht und noch viel Erfolg."
Nachdem Shialac gegangen war ließ der Varanter sich noch von Borius und einer der Wachen berichten, was in seiner Abwesenheit passiert war. Was durchaus nicht viel war. Langsam aber sicher bekamen sie eingies an Holz zusammen, eventuell könnten sie morgen Mittag oder Abend die erste Fuhre nach Setarrif schicken. Wobei sie sich nicht sicher waren, ob der Bauplatz überhaupt schon so weit vorbereitet wäre, dass sie das Holz benötigen würden.
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Setarrif soll es also sein, sagte sich der junge Magier in Gedanken, Setarrif, Heimstatt des Ethorn’schen Könighauses, wohl einer der letzten Flecken der bekannten Welt, der nicht unter dem Recht des Myrtanischen Königs stand.
Schweigend schritten sie nebeneinander her. Der Hüter, würdevoll, ohne Eile, ruhig wie der Tod, dem Sensenmann gleich, der einem Todgeweihten entgegen schreitet. Daneben der junge Mann in dunkler Robe, den Blick auf den Weg durch die Schlucht geheftet. Der rötliche Sand unter ihren Stiefeln und Schuhen wirbelte auf, die Säume ihrer Kleidung nahmen ihn auf, verfärbten sich, bedeckt mit Staub.
Setarrif, ging es ihm erneut durch den Kopf, meine Heimat. Dort verbrachte ich meine Jugend, lebend in der Schmiede im Armenviertel. Dort lernte ich vom Schmied Irgamas alles, was man als Werkzeug- und Hufschmied wissen muss. Beliar, das ist so lange her, scheint so normal und gewöhnlich, dass es gar nicht mehr wie ein Teil meines Lebens scheint. Vom Schmied über den Verbrecher hin zum Schwarzmagier. Hätte ich es nicht selbst erlebt, würde ich sagen, dass derjenige, der sich die Geschichte ausdachte, so ziemlich einen im Tee hatte, als er sie ersann.
Was würde noch kommen? Wie würde es weitergehen? Käme der Tag, an dem auch das Leben als Magier aufhört und ein neues beginnt? Oder würde er sich untrennbar ins Gefüge des Kastells einbinden und alsbald ein Mensch werden, der derart wie Ardescion durch die Welt geht?
So in Gedanken vertieft, strauchelte und stolperte der junge Magier über einen schwarzen, recht großen Stein im Sand, den der Hüter wohlweislich umsteuert, seinen Schüler jedoch natürlich nicht darauf hingewiesen hatte.
„Pass’ auf die Ausrüstung auf“, erklang die kalte Stimme, während der Hohepriester keinen Versuch unternahm, seinem Lehrling auf die Beine zu helfen, noch zu fragen, ob er sich etwas getan hatte. Nein, er sah sich lieber mit mildem Interesse die schwarzen, schroffen Felsen an. Während der Hund überprüfte, ob die Ausrüstung und der Proviant heil waren, blickte er in die Ferne, die Schlucht entlang.
Der Dschungel, dachte er, als er dort am Ende der Schluchten einen ebenso gefährlichen Ort erblickte, wie die Schwarzen Schluchten. Der Setarrifische Dschungel. Sie hatten ihr Ziel fast erreicht, das wusste der Magier mit einem Lächeln im Gesicht.
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Beim Holzfällerlager
Die Arbeit im Holzfällerlager machte Borius Freude, er war halt ein Holzfäller mit Leib und Seele. Die meiste Zeit ließ es sich sogar mit den ganzen Laien hier vor Ort aushalten, da sie ihn nicht sonderlich störten. Er hatte ja ein wenig Bier da und so blendete er das meiste auch einfach aus. Anfangs hatte der Holzfäller den anderen gezeigt, worauf man beim Umgang mit den Werkzeugen und dem Holz achten musste und es kam wirklich nur hin und wieder vor, dass er selbst eingreifen musste, dass nicht einer der Leute von einem gefällten Baum erschlagen wurde.
Hin und wieder musste er zwar doch auf solche Dinge achten, aber die Anzahl davon hielt sich noch so in Grenzen, dass es sich mit ner ordentlichen Portion Bier schon überstehen ließ. Die Wachmannschaften machten in den Augen des Holzfällers auch gute Arbeit und wenn nicht, dann war ihm zumindest noch net aufgefallen, dass einer seiner Arbeit den Viechern aus der näheren Umgebung zum Opfer gefallen war. Dass der Wachhauptmann einen neuen mitgeschleift hatte, interessierte ihn da auch genauso wenig. "So, dann wollen wir mal wieder.", murmelte Borius leise vor sich hin und schulterte die große Holzfälleraxt und ging geradewegs auf einen Baum zu. Seinen Blick durch die Umgebung schweifen lassend, fiel ihm auf, dass schon einiges an Holz zusammengekommen war. Aber seiner fachmännischen Einschätzung war es zu verdanken, dass man weiterarbeitete, denn es genügte noch nicht, da war er sich sicher. Und mit diesem Gedanken holte er auch aus und trieb die Axt in das Holz.
Hyperius
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