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Diese Urzeit Reptilien sahen ja noch bestialischer aus, als die Snapper, welche er mit Rheinold zusammen gejagt hatte... damals. Sie waren grau braun, hatten an den Seiten aber einen Streifen Schuppen in den Farben des Regenbogens, welche in der Sonne glitzerten und schimmerten.
Für Dennik sah es wild und elegant zu gleich aus und einen Moment rührte er sich gar nicht, betrachtete nur die näher kommenden lauernden Gestalten. Es waren vier oder fünf und was dem Schwertmeister am Meisten Angst machte, sie waren schon nah genug um all diese Sachen erkennen zu können!
"Verdammte scheiße!", fluchte Dennik und überlegte nicht lange. Er würde höchstens einen von den Biestern mit in den Tot nehmen können, den Rest außer Scorp traute er irgendwie gar keine zu und der Hüne selbst... nunja der würde schon so manch einen dieser großen Snapper den gar aus machen, aber was nutzte es de anderen?
"Rennt!", schrie Dennik und rannte zurück, in Richtung woher sie gekommen waren, viele kleine Wege waren von ihrem Weg abgezweigt, warum nich einen der anderen versuchen?
"Kommt schon! Versuchen wir einen anderen Weg zu finden um die Meute zu umgehen, bevor sie ganz und gar zu nahe sind um noch etwas zu tun, außer zu beten!", befahl Dennik.
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Sie befanden sich in einer Zwickmühle. Entweder liefen sie schnell zurück und hofften, dass die Razor die kleine Gruppe noch nicht bemerkt hatten. Das nächste Übel war, dass der Pfad auf denen sie sich befanden, sehr schmal war und nur eine Unachtsamkeit und sie würden abstürzen. Nette Aussichten. Die zweite und weitaus dümmere Option war gegen die Urzeit-Viecher zu kämpfen. Generell hatte nur Scorp und vielleicht Dennik eine Chance gegen die Razor. Mani konnte vielleicht mit sehr viel Glück einen erledigen, aber das wars schon.
» Rennt. Rennt verdammt nochmal « riefen die beiden Scorp, Rekhyt und Illdor zu.
Diese waren vorerst ziemlich verwirrt und machten auch nichts. Als sie aber die Razor in der Ferne erblickten nahme sie ihre Beine in die Hand und liefen was das Zeug hält. Es gab schier unzählige Abzweigungen und wenn sie Pech hatten führten sie alle zu der Razorgruppe. Es gab 5 Abzweigungen. Die rechte Abzweigung sieht am hässlichsten aus. Die nehmen wir.
» Schnell. Die ganz rechte nehmen wir! « schrie Mani.
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Ja, es war schwer für ihn, dennoch erinnerte sich Sinistro langsam an das, was ihm ein Dämon vor mehreren Tagen in den Kopf gehämmert hatte. Und daran, dass er ja nun wieder einmal die Ergebung erkunden sollte, um zumindest grob Wissen über die hier vorherrschenden Zustände zu erhalten. Und von Zuständen konnte man wohl sprechen, da war sich der Mann mit den grünen Augen sicher.
Viel interessanter als diese Gedanken jedoch waren die Beobachtungen, die er machte, als er dem Stein hinterherblickte, den sein ehemaliger Lehrmeister in die Wellen geworfen hatte. Denn olirie hatte ihm von seiner Blockade erzählt, davon, dass er nicht in der Lage war, die Magie für ihn nutzbar zu machen, doch gerade hier am Strand schien sein ehemaliger Lehrmeister genügend Entspannung zu finden…
Entspannung, das könnte das Zauberwort in dieser Situation sein.
„Kann es sein, dass du es einfach zu sehr willst? Zu sehr drängst und der Magie zu wenig Freiheit lässt, ihre Kraft zu entfalten? So, als hättest du einen Kampfhund an der Leine, der sich nicht bewegen könnte, aufgrund dieser Leine? Du musst dich vielleicht einfach mehr dem hingeben, was die Magie dir bietet kann. Und ihr vertrauen, an dich glauben und an die Magie glauben.“
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Calan war beeindruckt von den beiden nicht mehr ganz so Fremden, die ihn aufgegabelt hatten – oder er sie, so genau ließ sich das nicht mehr sagen. Sie platzten einfach so an sein Lagerfeuer, stellten sich vor und ehe er sich versah war er mit ihnen auf Reisen. Mit Lando und Yinnesell, die ebenfalls aus Setarrif zu kommen schienen. Während Lando ihm ein kräftiger, erfahrener Kämpfer zu sein schien, konnte er Yinnesell, wenn er ehrlich war, nicht einschätzen. Sie mochte ebenso eine Kämpferin sein, einfach eine weitere Zufallsbekanntschaft oder gar ganz anders mit Lando in Verbindung stehen – wie genau wagte er nicht zu fragen.
Doch Angst, so wusste er nun, musste er nicht mehr haben. Weder vor seinen neuen Gefährten, noch vor irgendwelchen Monstern aus dem Unterholz. Eine Gruppe, wenn sie denn überhaupt angegriffen wurde, was der junge Varanter schon bezweifelte, würde sich weit besser verteidigen können als eine einzelne Person.Und Straßenräuber waren sie auch nicht, dessen war er sich jetzt sicher. So sicher, wie man es sein konnte. Mensch irrten sich, Menschen logen und schauspielerten, doch der Glaube an das Gute im Menschen, der ihm stets innewohnte, hatte Vertrauen zu den beiden geschlossen und so tat es auch Calan.
Und obwohl er Vertrauen in sie geschlossen hat, lag es ihm fern sich ein weiteres Mal zu verlaufen. Vorsicht war schließlich die Mutter der Porzelankiste, und so räusperte sich der junge Mann und schloss zu seinen Gefährten auf. „Ich möcht ja nicht irgendwie in Panik verfallen oder so, aber kennt sich jemand von euch hier überhaupt aus? Ich möcht nicht nochmal verlaufen. Seid ihr aus der Gegend?“
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Auch olirie hatte fasziniert seinem Stein hinterher gesehen. Irgendetwas war anders gewesen als sonst. War es vielleicht, wie Sinistro schon sagte, dass er Zauber aus einer entspannten Lage heraus wirken sollte? Es war zumindest ein Lösungsansatz. Doch störte dennoch eine Kleinigkeit.
„Doch, was bringt die Magie, wenn man sie nur dann nutzen kann, wenn man wirklich vollkommen im inneren Gleichgewicht ist, doch nicht dann, wenn man es unbedingt will. Es wird immer Stresssituationen geben, in denen ein guter Zauber von Nöten ist. Und gerade in solchen Situationen, sollte man doch besonders fehlerfrei zaubern können?“
Olirie nahm den dritten flachen Stein, wog ihn in seiner Hand und dachte nach. „Zum Beispiel, wenn ich sage, ich will hier und jetzt eine Lichtkugel haben, dann ist es doch blöd, wenn..“ olirie sprach nicht weiter, denn auf einmal wurde es um sie herum ungewöhnlich hell. Fast zeitgleich reckten die beiden Magier ihre Köpfe nach oben und sahen eine wunderschöne Lichtkugel über ihren Köpfen schweben.
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„Dann erschaffst du, wie wir gerade jetzt sehen, eben eine Lichtkugel…“, Sinistro musste ob des unverhofften Erfolges grinsen. „Vielleicht solltest du aber einfach den Umstand bedenken, dass du gerade eben eine Geste angewendet hast, die du bereits mit dem Wirken von Magie verbunden hast. Du hast die Steine gesehen, wie sie über dem Wasser funkelten und glänzten, hast den Stein in deiner Hand vielleicht sogar mit einer Rune gleichgesetzt- und die Bewegung des Steines reichte, dass sich die Magie dir zeigte und dass du sie formen konntest. Und so muss du es geschafft haben, diese Lichtkugel zu bilden.“
Der Magier begutachtete das vor ihm in der Luft schwebende Werk, so gut das bei dieser Helligkeit überhaupt möglich war, ohne eine Verbrennung der Netzhaut davonzutragen.
„Hmm, wahrlich imposant, was die Gamma-Werte angeht, das sind die Beschreibungen der Helligkeit nach B. Senk Ahmer. Ich weiß nicht, ob man eine Lichtkugel wirklich nach seinen Kriterien bewerten kann, aber ich muss einfach zugeben, dass sie unwahrscheinlich hell. Für einen Schwarzmagier vielleicht zu hell?“
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„Ich nicht“, stellte die Hure sehr richtig fest, selber jedoch keine Anstalten machend, die Frage Calans detailierter zu beantworten. Warum auch? Wie auch? Wie auf eine Frage antworten, für die es keine Antwort gab. Schließlich existierten im Inneren jedes Menschen Dinge, die sich einfach nicht erklären ließen. Emotionen, denen keine Beschreibung gerecht werden konnte und schon garnicht dann, wenn man auf den Namen yinnesell hörte und einem Gefühl folgte, das sich wie eine Schraubzwinge um das eigene Herz legte. Wie eine Krake, die mit ihren Tentakeln das Hirn umschloss und jeden Gedanken danieder zwang, der sich vielleicht irgendwann mal bezwingen lies.
Und so war das, was yinnesell im Geiste von sich gab nichts weiter als ein geistiger Wirrwarr, der sie aber und abermals aufstöhnen lies und ihrer Gangart etwas Ferngesteuertes verlieh. Einzig und alleine durch einen Impuls bewegt, der einem tobenem Meer gleichend in der Seele der Frau peitschte.
Nun – für Calan war die Frage eine einfache Frage. Für yinnesell war sie allerdings mehr, da die Frau sich seid ihrer Reise mit der Frage beschäftigte, wer sie überhaupt war und wohin sie gehörte.
Yinnesell bemerkte den Blick des Nordmanns, der schon Anlass dazu geben konnte sie Glauben zu machen, er leide unter Eifersucht, doch es interessierte die Dunkelhaarige nicht. Es spielte keine Rolle, was Lando glaubte. Und es spielte auch keine Rolle, was Calan vielleicht an der Hure fand.
Denn von keinem der Beiden stammte der Ursprung ihrer empfundenen Leidenschaft, die schon auf eine gewisse Art und Weise bedrohlich auf die Verfassung der Dirne wirkte.
„Wir wollten die Insel erkunden. Also kann man davon ausgehen, daß wir uns hier nicht auskennen“, gab die Frau zum Besten. Der Tonfall eine Mischung aus Gleichgültigkeit und schlechter Laune.
„Wenns nach mir ginge, könnten wir dieses Land auch gleich wieder verlassen“, maulte yinne weiter. In ihr verstärkte sich eben immer mehr das Bedürfnis an den Ort zurück zu kehren, an dem viel Übel sich zugetragen hatte. Als wäre dort der Ort zu finden, an dem das Aussteigen aus einem sich schnell drehenden Karusell möglich war. Nur dort – nirgendwo anders.
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Ein einfacher Stein ein Schlüssel zur Magie? Das war schon eine abenteuerliche Theorie. Doch schien sie angesichts dessen, was gerade hier passiert war, Hand und Fuß zu besitzen.
„Zu hell? Naja, stärkeres Licht sorgt für einen dunkleren Hauttyp, durchaus sinnvoll für einen Bewohner des Kastells, der nicht sonderlich oft die Sonne sieht. Wobei“, olirie betrachtete seine eigene Haut, „ich diesen Effekt dank der varantischen Sonne wohl vorerst nicht nötig habe. Jedoch finde ich deine Rune- Stein- Applikations- Theorie sehr interessant. Ich werde sie gleich mal austesten.“
Olirie steckte den Stein in seine Tasche und lies die Lichtkugel wieder verschwinden, was seltsamer Weise einfache vonstatten ging als erwartet. Mit nun freien Händen lauschte er dem Rauschen des Meeres, erspürte die Magischen Strömungen dieser Sphäre und bildete vor seinem inneren Auge eine Lichtkugel, die er nun mit einer Handbewegung gen Himmel werfen wollte. Doch nichts geschah.
Zeit für die Gegenprobe. Er nahm den Stein wieder aus seiner Tasche und hielt ihn nun in seiner Linken. Dann begann er sich wieder zu konzentrieren, erspürte abermals die magischen Strömungen dieser Sphäre, stellte sich von seinem inneren Auge eine Lichtkugle in seiner rechten Hand vor. Diese allerdings ein wenig schwächer als die vorherige und warf sie dann gen Himmel. Wieder leuchtete es über den beiden Magiern auf.
„Ich glaube, ich sollte diesen Stein lieber mal behalten. Er könnte sich wohl noch als nützlich erweisen.“, scherzte olirie und fügte dann an, „Wollen wir zurück zum Kastell? Ich denke ein wenig Essen würde den Abend noch abrunden.“
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„Ich komme auch nicht von hier.“, erwiderte Lando und blickte aufmerksam nach vorne auf den Weg, sowie auf die umgebenden Pflanzen, „Aber ich habe eine Karte der Insel gesehen in Argaan. Und so groß kann die Insel gar nicht sein. Wenn wir uns verlaufen, gehen wir einfach immer geradeaus in eine Himmelsrichtung.“
Den letzten Satz sprach er mit einem Schmunzeln. Ihn würde es nicht stören ein paar Tage unterwegs zu sein. Es fühlte sich gut an keine Steinmauern um sich herum zu haben. Er schielte kurz zu Yinnesell herüber. War ja klar, dass sie anfangen würde zu mosern. Frauen.
„Willst du zurück nach Setarrif?“, fragte er, „Wir suchen dir ein Schiff zurück aufs Festland und du kannst diese Insel verlassen.“
Der junge Nordmann hielt unterm Laufen an. Er hatte einen geeigneten Lagerplatz gefunden und deuteten Calan mit dem Finger.
„Lasst uns dort heute Lager für die Nacht aufschlagen. Dort hinten sehe ich schon Felsen, das müssen bereits die Ausläufer des Gebirges sein.“, erklärte er wie nebenbei.
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„Essen klingt nach einem guten Plan, vielleicht treffen wir ja auch auf Viraya und können gucken, welche Fortschritte sie inzwischen gemacht hat- falls sie denn welche gemacht hat.“
Der grünäugige Magier und sein Schüler hatten den beschwerlichen Aufstieg zum Kastell begonnen.
„Wie lange warst du denn überhaupt in Varant und was hast du über das Land gelernt? Ich habe dort ja keine kurze Zeit verbracht und muss gestehen, dass es ein besonderer Schlag Menschen war, die sich dort aufhielten. Nicht nur ob ihrer Hautfarbe. Wie hast du denn überhaupt- nein, lass es mich anders formulieren, wie kamst du aus Khorinis nach Varant? Es ist viel Zeit vergangen, seitdem ich dich zuletzt gesehen habe.“
Diese und weitere Fragen brannten unter den Nägeln des Lehrmeisters, während sein Schüler und er langsam, aber stetig den Weg hinauf zum Kastell beschritten.
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„Das... moment mal. Das kam ja jetzt wie mit dem Bogen geschossen. Fast so, als hättest Du nur darauf gewartet“, wandte die Hure das Wort an Lando und verschrenkte dabei die Arme.
„Jetzt hast Du ja nen anderen Deppen, der Dich begleitet!“, fügte sie noch hinzu. Das war weder fair, noch schlau. Aber gesagt war gesagt. Und nebenbei gesagt war es in diesem Moment genauso gemeint.
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„Das war ein Vorschlag, weil ich mir dein Gemoser nicht die nächsten paar Tage anhören möchte...“, Lando zuckte mit den Schultern, „...du wolltest mitkommen. Also find dich damit ab und hör auf zu jammern.“
Weiber.
„Also ich fasse deine Optionen zusammen: wir bringen dich zurück nach Setarrif. Allerdings habe ich nicht wirklich Lust darauf, wie gesagt, mir ein Gemoser noch länger anzuhören. Daher Option zwei: du schaust, ob du alleine nach Setarrif zurück kommst. Ohne dich zu verlaufen oder gefressen zu werde. Möglichkeit drei: du hört auf mit deiner Moserei und reißt sich entweder zusammen oder sprichst dir von der Seele, was dich stört.“
Derweil hatte Lando seine Ausrüstung abgelegt und war dabei in Ermangelung eines Zeltes, einen Unterstand zusammen zu basteln aus Ästen und Blättern, der ein wenig Schutz bieten würde. Er blickte auf zu Yinnesell, mürrisch. Es war mitten in der Nacht, er zweifelte, dass sie sich umdrehen und gehen würde.
Sein Blick wurde weicher, er seufzte kurz. Diese Frau war ihm einfach ein Rätsel. Und er selbst war sich ein Rätsel, als er sie ansah und sie gerne wenigsten kurz in den Arm genommen hätte, obwohl sie sich so trotzig verhielt. Schweigend sah er sie einen Moment an, dann arbeitete er weiter.
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Yinnes ärgerlich verspannte Gesichtszüge entspannten sich soweit, daß man ihn ihnen nun Reue und einen Hauch von Traurigkeit erkennen konnte. Wieso... so fragte die Dunkelhaarige sich in diesem Moment, musste sie sich auch so dermaßen dämlich benehmen, wo Lando mit Sicherheit der Jenige war, der ein solches Benehmen nicht verdiente. Eigentlich war er doch gutherzig, friedlich, sanft und was sich sonst noch an guten Eigenschaften nennen lies. Niemand, der yinne spüren lies, wer sie war und niemand, der aus ihrem 'Beruf' falsche Schlüsse für sich zog.
Da schritt die Frau nahe an den Mann heran und ging nieder in die Hocke, daß sie mit ihm auf einer Höhe war.
„Es tut mir leid“, mehr lies sich in diesem Moment nicht sagen, obwohl da so viele Worte waren, die yinnesell auf der Zunge lagen. Es war nunmal eben gerade der falsche Zeitpunkt für Gespräche. Nicht aber der falsche Zeitpunkt für Nähe, daß die Dirne sich wünschte, sich wenigstens für einen Moment in seine Arme schmiegen zu können.
Doch der Schritt lies sich nicht machen. Die Blockade sich nicht lösen, die in diesem Moment aus Unsicherheit und Verwirrtheit bestand und so zog das Weib es vor, Lando einfach nur anzustarren.
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„Ihr Frauen seid komplizierte Wesen...“, murmelte Lando vor sich hin, während er das kleine Dach fertig machte, das ihnen als Schutz dienen sollte, „...erst keift ihr herum, dann tut es euch Leid.“
Er seufzte, klopfte sich die Hände ab und blickte sie an.
„Ich versteh euch einfach nicht...“, er schüttelte den Kopf und zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern, „...dabei will ich dir doch nur helfen. Irgendwie.“
Der junge Nordmann runzelte die Stirn, als Yinnesell einfach nur neben ihm hockte und ihn anstarrte. Sie schien unter irgendeiner Art Spannung zu stehen und etwas tun zu wollen, aber sich nicht recht zu trauen. Lando hob die Augenbrauen und grübelte kurz. Was wäre denn jetzt in diesem Augenblick eine sinnvolle Maßnahme?
Mit fragendem Blick breitete er schließlich die Arme aus, ein Angebot, dass Yinne annehmen oder ausschlagen konnte. Sie zögerte noch einen Moment, dann nahm sie es an. Die Spannung schien aus ihr zu weichen, vielleicht hatte sie ja wirklich darauf gewartet.
„Ist gut.“, meinte Lando, „Ich weiß, dass es dir leid tut. Ich bin dir nicht nachtragend.“
Er gab ihr schließlich vorsichtig einen Kuss auf die Stirn. Warum er das tat, konnte er selbst nicht so genau bestimmen. Es fühlte sich in diesem Moment richtig an und es war ihm egal, ob Calan zusah oder nicht.
„Leg dich schlafen. Du kannst meine Decke haben, dann liegst du weicher.“, meinte er noch zu ihr.
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Stille. Unendliche, friedvolle Stille. Sein Verstand längst entschwunden an einen dunklen, fremden Ort. Seine Gedanken tief versunken im Reich der Träume und Fantasien. Sein Geist taumelnd, zwischen den Welten in einem endlosen Nichts. Lange, eine kleine Unendlichkeit schon hatte er in diesem Zustand verbracht. Doch dann, ohne Vorwarnung geriet seine Sphäre ins Wanken, die Stille wurde durch ein tiefes Rumpeln zerrissen und der Vorhang der Realität begann sich ruckartig zu heben.
Er öffnete seine Augen und ein Schwall von Sinneseindrücken prasselte auf ihn hernieder. Die ungeahnte Helligkeit des Sonnenlichts, der Geruch der Blätter, das Gefühl der feuchten Erde unter seiner Haut. Er versuchte sich zu orientieren, sein Verstand raste und versuchte verzweifelt diese Situation zu erklären und ihr Sinn zu verleihen, doch es war vergebens.
Der Unbekannte versuchte sich aufzurichten, doch seine Beine wollten ihn kaum tragen. Er fühlte, wie seine Muskeln bei der geringsten Bewegung versteiften, als hätte er sich jahrelang nicht bewegt. Während seine Augen sich langsam an das Sonnenlicht gewöhnten begann sein Verstand die bedeutenden Fragen zu stellen. Wo? Wann? Wie? Und vor allem: Wer?
Die Antworten auf all diese Fragen schienen jedoch verborgen, als hätte sich ein dichter Schleier über die Vergangenheit des Mannes gelegt. Er versuchte erneut aufzustehen, diesmal sollte es ihm gelingen und betrachtete, an einen Baum gelehnt, seine Umgebung. Er kannte diesen Ort nicht, wusste nicht, wie oder warum er hier war oder gar wie lange er schon im Gras gelegen hatte. Aber das wirklich Beunruhigende war, dass er nicht sagen konnte, woher er gekommen war und wer er überhaupt war.
Hatte er sich den Kopf gestoßen? Das war durchaus denkbar, doch diese Erklärung schien zu simpel, zu banal. Er hatte keine Kopfschmerzen, er fühlte sich lediglich matt und ungeheuer kraftlos.
Der Unbekannte trug eine schwarze Robe, die zu früherer Zeit trotz ihrer Schlichtheit sicher eine Aura der Erhabenheit ausgestrahlt haben musste. Doch nun war sie übersät von Rissen und Löchern, sämtlicher Glanz war lange verloren. Seine Haut war fahl, viel zu bleich für dieses Klima.
Es gab eine Unzahl von Fragen, doch der Unbekannte vermutete, sie Antwort nicht hier im Schatten eines Baumes zu finden. Also macht er sich auf den Weg zu einem unbekannten Ziel in dieser unbekannten Welt, um sich am Ende seiner Reise selbst zu finden.
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Plötzlich rannten alle los. Mani und Dennik schienen etwas entdeckt zu haben, wovor sie sich fürchteten.
Der Hüne erkannte erst zu spät, was der Grund dafür war. Er hatte mit einem Golem oder einem Troll gerechnet. Langsamen mächtigen Kreaturen, denen man am besten davon rannte.
Als er die in der Sonne schimmernden Schuppen der Razor erkannte, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Es war bereits zu spät, schon fast panisch rannten seine Begleiter weg.
Dem Hünen blieb nichts anderes übrig als zu hoffen, dass die Raubtiere sie nicht bemerkt hatten... denn was gab es dümmeres als vor einem Rudeltier davon zu laufen? Die Razor waren schneller und stärker... und wie Wölfe reagierten sie auf Bewegung. Denn was davon rannte war Beute.
Aber um diese Flucht abzubrechen war es bereits zu spät, entweder hatten die Razor sie bemerkt und dann galt es zu hoffen, dass sie schnell genug waren um ihre Jäger abzuhängen oder sie waren schnell genug weg, als dass die Raubsaurier sie überhaupt bemerkt hatten.
Sie schlugen einen der schmalen Bergpfade ein, schliesslich wurden sie langsamer und kamen zu einem Halt. Die Grünschnäbel waren alle ausser Atem, allen voran Mirax der noch immer Scorps Gepäck buckelte.
"Seid ihr von Sinnen oder was? Spinnt ihr jetzt total?" begann der Veteran auszurufen. Seine donnernde Stimme wirkte auf diesem engen Pfad noch viel bedrohlicher. "Wenn die Scheiss Viecher uns zu früh bemerkt hätten, lägen wir jetzt in Fetzen gerissen über den Pfad verstreut!" herrschte er seine Begleiter an "Das sind Raubtiere, Rudelviecher verdammt! Alles was aufgescheucht wegrennt nehmen sie als Beute war und jagen es erst recht." am liebsten hätte Scorp irgend einen oder am besten alle zusammen so richtig vermöbelt.
"Unbrauchares Pack!" keifte er ein letztes Mal, ehe er ohne auf die anderen zu achten wieder losging. Diesmal übernahm er die Spitze, war ja doch keine gute Idee die Kämpfer vorzuschicken, wenn sie bei der kleinsten Gefahr gleich in Panik verfielen.
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Seit heute Morgen kam Mirax das Gepäck seines Lehrmeister schon wesentlich leichter vor. Entweder war er tatsächlich stärker geworden, oder aber, und das war wahrscheinlicher, war er abgehärtet und hatte sich etwas daran gewöhnt. Wenn Scorpion meinte, er müsse stärker werden um den Schwertkampf zu lernen, dann würde er das tun, den Kämpfen zu können war in dieser rauen Welt wohl nötig um selbstbestimmt oder überhaupt Leben zu können, wenn er sich an die Tiere oder Corg erinnerte. Was konnte er noch tun, außer Gepäck zu tragen? Während einer rast versuchte er sich mit Liegestützen und anderen Übungen, doch das erste mal war alles andere als befriedigend. Dennik sah ihn plötzlich, wie er sich abseits von den anderen Abrackterte und verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Es war jedoch nicht spöttische, wie er erwartet hatte, sondern eher aufmunternd und verständnisvoll. Dennik gefiehl ihm von seinen Kameraden neben Sir Scorpion am meisten, doch es waren ihm alle sympatisch. Als Mirax verschwitzt zurück zum Rastplatz kam, bemerkte auch Scorp, dass er sich verausgabt hatte und nickte ihm, wahrscheinlich auch eher für den Vorsatz als die zu erwartende Leistung, an erkennend zu.
"Wohin ziehen wir eigentlich als nächstes?", fragte er in die Runde. "oder wohin gehen wir überhaupt?"
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Diese Frage von Mirax war berechtigt, doch er wusste sie nicht zu beantworten. Er lebte in letzter Zeit überhaupt sehr passiv. Dennik hatte geschrien "Lauf!", er war gelaufen. Scorp hatte sie angeschrien deswegen, ihm war es egal gewesen. Mit emotionsloser Miene, die keinerlei Regung zeigte trottete er durch die Weltgeschichte und tat was von ihm verlangt wurde, scheinbar ohne eigene Meinung. Diese hatte er auch nicht wirklich. Als er gelaufen war, hatte er keine Ahnung worum es ging, aber weil er Dennik vertraute, war er der Anordnung nachgekommen, doch einen Grund sich deswegen wegen Scorps Reaktion schlecht zu fühlen, war das nicht, schließlich hatte er ja nicht einmal gewusst was los war. Ob er ebenso reagiert hätte, wenn er die Situation gekannt hätte oder nicht, wusste er nicht, er machte sich aber auch keinen Gedanken darüber. Falls es in Zukunft an ihm lag zu entscheiden was zu tun war, würde er es ab jetzt wissen.
Durch diese Gleichgültigkeit wusste er aber auch nicht, was die Antwort auf Mirax Frage war. Wusste das eigentlich irgendjemand? Höchstens Scorp, aber wohin führte er sie? Nach Setarrif nicht, dazu waren sie viel zu weit in die falsche Richtung gegangen und um das festzustellen brauchte man nicht einmal zu wissen, was Orientierungssinn ist. Aber was konnte sonst als Ziel dienen? Eine andere Stadt? Hoffentlich, denn dort wäre der Schweigsame wieder in seinem Element. Dort wusste er durch seine Wendigkeit die engen Gassen zu nützen und dort könnte er sogar einem bewaffneten Gegner überlegen sein, wenn er es gut anstellte. Ganz abgesehen, dass es in einer Stadt an nichts mangelte und man nur zu wissen brauchte wie man es sich nehmen konnte und auch das tat Rekhyt. Teilweise zumindest, denn noch hatte er zu lernen. Von Dennik. Vielleicht könnten sie ja jetzt gleich weiter machen, wo es für den Dieb sonst eh nichts zu tun gab. Deshalb ließ er sich zusammen mit dem Freund an das Ende der Gruppe zurückfallen.
"Du hast noch gar nichts zu meiner Geschichte gesagt!"
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Ein Schritt nach dem anderen, so kommt man irgendwann an jedes Ziel – dieser alten Weisheit folgend gestaltete der Unbekannte seine Reise durch dieses fremde Land. Sein Verstand hatte längst aufgehört seine derzeitige Situation zu begreifen, stattdessen beschäftigte er sich mit einer viel essentielleren, viel bedeutenderen Frage. Wer war er? Über seinen Erinnerungen lag ein tiefschwarzer Schatten, und er hatte keine Fackel um sie zu erhellen.
Während er diese ihm unbekannte Lande durchwanderte und dabei den Hunger, der immer schlimmer an ihm nagte, in den Hintergrund zu drängen versuchte, fielen ihm immer wieder kleine Details ein. Namen, Gesichter, Orte – nichts mehr als Bruchstücke eines gigantisches Bildes. Er erinnerte sich an eine Strafkolonie, doch je tiefer er versuchte in seine Erinnerung vorzudringen, desto verschwommener wurde das Bild, bis er schließlich wieder vollkommen vom Nebel der Ungewissheit umgeben war.
Er erinnerte sich auch an ein Bauwerk, hoch oben auf einem Hügel, dunkle Mauern, gleichermaßen imposant wie furchterregend. Doch auch dieser Teil seiner Erinnerung war vollkommen isoliert, aus dem Zusammenhang gerissen.
Der Unbekannte verspürte den Drang weiter zu wandern, er wollte in Bewegung bleiben, seine Reise um jeden Preis fortsetzen, doch die Nacht war längst hereingebrochen und hatte das Land in Dunkelheit gehüllt. Selbst in seinem momentanen Geisteszustand war im Bewusst wie töricht es sein würde, nachts durch ein unbekanntes Gebiet zu reisen. Soweit er wusste, könnte hinter jeder Ecke eine Horde Orks oder gar schlimmeres auf ihn warten. Nicht, dass er solchen Gefahren bei Tage etwas entgegenzusetzen hätte, unbewaffnet wie er war, aber er wollte auch nicht vollkommen blind in sein Verderben laufen.
Also suchte dich der unbekannte Wanderer eine Stelle die vor Wind und Niederschlag geschützt schien und wollte dort bis zum nächsten Sonnenaufgang verharren. Doch schon wenige Minuten später übermannte ihn die Müdigkeit. Der nagende Hunger, die klirrende Kälte und die schreckliche Ungewissheit verblassten langsam, und der Unbekannte driftete ab in das Land der Träume.
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Die Brücke hatten sie den Göttern sei Danke unbeschadet überstanden, oder zumindest körperlich unbeschadet, denn Adrastos schien nachher etwas verwirrt und ängstlich, doch Bartimäus war sich sicher, dass es dafür eine gute Erklärung gäbe und zweifelte auch nicht daran, dass er sie herausfinden würde. Vorerst schritten sie aber den steinigen Weg hinunter. Von hier oben konnte man schon erkennen was ihnen als nächstes bevorstand, ein Wald. Ein sehr dichter Wald sogar, wie es aussah, eher ein Dschungel, doch das war dem Wächter eigentlich ganz Recht. Alles was Bäume enthielt war wohl noch um einiges eher ihr Gebiet, als dieses raue Gebirge, in dem es kaum Pflanzen gab oder gar diese lebensfeindliche Schlucht. Eigentlich schien ein Dschungel für Bartimäus, den Druiden und dessen Pferd sogar besser geeignet zu sein als der Sumpf um Tooshoo. Dort würde hoffentlich etwas Entspannung eintreten und so beschloss der Neugierige das Gespräch zu suchen.
"Ist alles in Ordnung? Vorhin, oben auf dem Berg hast du etwas verwirrt gewirkt."
Er hatte irgendetwas gemurmelt von wegen 'unmöglich' und das irgendetwas nicht sein könne, aber so genau wollte er es gar nicht Beleuchten, es würde sonst doch zu sehr danach klingen, als würde er denken etwas stimme mit Ad nicht. Dabei war einerseits nur neugierig und wollte andererseits sicher gehen, dass es Ad gut ging, denn er hatte ihn mittlerweile als guten Freund gewonnen.
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