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Es folgte eine Zeit des Nachdenkens.
Corax‘ Worte klangen sinnvoll, sie waren es. Wenn sie genauer in sich hinein sah, glaubte Lina tatsächlich, einen Bund zu fühlen. Überhaupt fühlte sie sich einigen Dingen viel verbundener als früher, die sie eigentlich nie interessierten. Der Wald. Die Tiere darin. Die Menschen darum herum. Ja, das war näher gerückt.
Die Erkenntnis verschaffte Erleichterung. Doch sie schuf auch Fragen.
„Was ist meine Pflicht?“ war die erste, wahrscheinlich ziemlich dumm klingende Frage.
„Warum kann ich noch einfache Magie wirken oder heilen?“ war die zweite Frage ung ging vermutlich etwas tiefer.
Lina versuchte, dies nüchtern abzuwägen. Eigentlich hatte sie auch schon an sowas gedacht. Eigentlich wusste Lina doch, dass sich dieser neue Herzschlag und die Magie, die aus ihm drang, fast genauso anfühlten, wie das, was sie früher schon bei Sly erspüren konnte.
Es fühlte sich gut an.
Doch noch immer kein Lächeln als Linas überfordert dreinblickende Augen wieder den Mann umschlossen.
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"Ein ungewöhnlicher Vorschlag, doch in sich schlüssig. Kann es mir beileibe nicht vorstellen, einem Ork Respekt und Achtung gegenüberzubringen, doch wenn es den Frieden in den Wäldern sichert, wäre es eine Möglichkeit. Tsss, mit den Grünhäuten zu paktieren um sich gegen die eigene Rasse zu verteidigen hört sich im ersten Moment absurd an. Werden sehen was der morgige Tag bringt... nun zu dir. Noch Lust zu trainieren, Orthego?"
"Immer." Der Waldläufer rieb sich die Hände, woraufhin Jarvo nur amüsiert die Stirn in Falten legte.
"Heute wird´s ähnlich wie gestern ablaufen. Ich greife an und du wehrst ab. Um es ein wenig realistischer zu gestalten, werden wir heute nicht nur stumpf auf einem Fleck stehen sondern ein wenig Bewegung in die Sache bringen. Ungewohnt, sich eine neue Kampfart einschleifen zu müssen oder? Der Anfang ist leider immer stures Wiederholen, bis die Abläufe in Fleisch und Blut übergegangen sind. Wenn du erstmal..."
"Jarvo, hab ich dich gefunden." Ein bekanntes Gesicht näherte sich ihnen.
"Favril?" Überrascht und sogleich erfreut reichte der Hauptmann dem alten Waffenbruder die Hand und schüttelte sie kräftig. "Wir haben uns auch lange nicht gesehen, schön zu sehen, dass du dich noch nicht in Adanos Gefilden zur Ruhe gesetzt hast. Orthego kennst du sicherlich?"
Die beiden begrüßten sich, doch Favril wandte sich sogleich wieder Jarvo zu und fing an zu erzählen. Er schien nicht den Eindruck zu machen, als wollte er gleich wieder gehen.
"Entschuldige kurz", unterbrach Jarvo ihn.
"Orthego, du schnappst dir am besten einen von den Wächtern. Ob nun ich das Schwert schwinge oder jemand anders, spielt keine große Rolle. Die Idee hinter der Übung hast du ja schon." Orthego nickte und wünschte den beiden eine angenehme Ruh.
"Nun zu dir", sprach Jarvo zu den Neuankömmling.
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Dieser Orthego kam ihm bekannt vor, aber er konnte ihn nicht zuordnen, zu groß waren noch seine Erinnerungslücken bevor er in Silden aufgewacht war.
» Ja, ich bin noch da. Und endlich hier. Frag mich nicht, was im einzelnen passiert ist. Ich weiß nur, dass ich eines Tages in Silden bei Aidar aufgewacht bin. « erzählte Favril, als Orthego verschwunden war, anscheinend um zu üben.
» Aber wichtig ist, dass ich jetzt hier bin und auch wieder bereit bin für Aufgaben. Jedoch fühl ich mich hier wie ein Neuling. Bräuchte also 'ne kleine Einweisung...sowie ein Schwert. «, setzte er sein Anliegen fort.
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"Ein Wächter ohne Schwert - das ist ja nicht auszuhalten", witzelte Jarvo und riet ihm, am nächsten Morgen die Lagerhöhlen aufzusuchen, wo die übrig gebliebenen Waffen aus Silden aufbewahrt wurden. Ein simples Schwert würde sich sicherlich finden lassen. Die Runenklingen, die zur Waldläufer-Weihe ausgegeben würden, würden allerdings nicht herausgegeben werden, selbst wenn Favril sie aus Zufall zu Gesicht bekommen sollte. Doch er würde seinen Weg auch finden und irgendwann Führer einer solchen Klinge werden. Jarvo in jedem Fall war und blieb glücklich mit der Klinge, die Kilijan ihm einst in Nordmar schmiedete. Wo dieser sich wohl aufhalten mochte? Mit diesem Talent fürs Schmieden war er in dem kalten Norden schon ganz gut positioniert. Doch er redete immer davon seine eigene Schmiede aufmachen zu wollen...
"Kannst auch morgen direkt mit den Wächtern trainieren, denn früher als dir lieb ist, wirst du deine kämpferischen Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen. Nun zu den Gegebenheiten hier. Einiges hast du ja sicherlich schon gesehen. Der Talkessel hier wurde schon vor unserer Ankunft von Porgan bewohnt, der immer noch den Oberbefehl hier hat. Doch keine Sorge, er ist ein netter, alter Mann. Nur zu gerne wird er ein Schwätzchen mit dir halten. Der hat immer was zu erzählen."
Jarvo lachte und erinnerte sich zurück, wie verdutzt Porgan am Anfang bei all den Neuankömmlingen war, die sich hie und da ihr Lager aufbauten und die Stille des Talkessel ein wenig verebben ließen.
"Wir haben die große Westhöhle, die nur teilweise erforscht ist und von vielen als Wohnhöhle genutzt wird. Kannst dir aussuchen ob du heute in dem Wächterzelt übernachtest oder dir jemand einen Platz in den kalten Steinlöchern anbietet. Mein Geschmack ists in jedem Fall nicht. Tja, was gibt es hier noch. Auch hier haben wir unseren Wasserfall und eine kleine Bucht. Schöne Umgebung, die wir bis jetzt noch ungestört genießen durften. Ach ja, das Erkennungszeichen, falls du dich Beria melden solltest." Er imitierte den Vogellaut. "Nicht vergessen, sonst könnte es zu unangenehmen Diskussionen mit den Patrouillen kommen."
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Linas Fragen ließen ihn hellhörig werden. Sie gaben Fakten preis, die bislang noch nicht an der Tag gelangt waren. Jetzt war Corax wieder in seinem Element, von nun an gab es ein präzises Thema auf das er bezug nehmen konnte und von dem er bescheid wusste. "Deine Pflicht ist zugleich leicht und schwer zu verstehen. Du stehst mit der Natur im Bunde und bist ihr verpflichtet. Sie zu schützen ist die Aufgabe welcher sich diejenigen welcher mit ihr im Bunde stehen verschrieben haben. Der Part der schwieriger zu verstehen ist das wie. Ich rede nicht nur von Wilderern und dergleichen wenn ich davon rede die Natur zu schützen. Du kannst dir die Natur vorstellen wie ... wie... ich zeig es dir." Corax nahm einen langen etwa gleichmäßigen Stock und legte ihn quer über einen Baumstamm, so dass eine Art Wippe entstand. "Der Stock ist die Natur, momentan befindet er sich im Gleichgewicht, doch wenn er sich in eine Richtung verschiebt..." Corax demonstrierte es schnell, der Ast fiel runter. "Kann alles zusammenbrechen. Kannst du dir das vorstellen? Die Natur bricht zusammen? Das wäre für diese Welt das Ende, daher muss sie im Gleichgewicht gehalten werden. Nicht nur zwischen Innos und Beliar, sondern auch innerhalb der Natur selbst. Doch du kannst dich vorerst entspannen, niemand erwartet von dir das du sofort alles verstehst, losrennst und Heldentaten vollbringst. Du stehst noch am Anfang und es wird noch etwas Zeit vergehen bis du bereit bist die Dinge, welche für dich nun relevant sind, zu sehen und selbst damit fertig zu werden. Dabei wirst du Hilfe brauchen, doch die wirst du auch finden. Doch nun zu deiner zweiten Frage. Die macht mich stutzig. Du kannst immernoch einfach Magie wirken und Heilen? Das heist du warst bereits vorher eine Magierin. Lina wer warst du in der Vergangenheit?"
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Soweit so klar. Favril nickte und versuchte sich alles zu merken.
» So bald hab ich nicht vor, Beria zu verlassen, aber danke für den Rat. «
Dabei erinnerte Favril sich an die Pfeifen von denen der Hetzer gesprochen hatte.
» Gut, dann werd ich das erstmal machen, gleich morgen. Und wo finde ich das Wächterzelt? «
Jarvo zeigte in eine Richtung und Favril nickte, er würde es schon finden.
Zum Abschied gaben sich die beiden Gefährten die Hand und Jarvo widmete sich wieder diesem Orthego.
Favril stattdessen ging in die gezeigte Richtung und suchte nach dem Wächterzelt. Dabei dachte er über das Geschehene der letzte Stunden nach.
Erst kam ein geheimnisvoller Druide und brachte Favril nach Beria, der neuen Heimat des Waldvolkes, dabei sprach er von Krieg und von Leben und Seite wählen. Jetzt auch Jarvo. Dazu noch die riesige Armee an Orks bei Gotha.
Sicher war nur, dass Favril bei Tagesanbruch unbedingt trainieren musste. Die Dinge würden sich ändern, drastisch...
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„Gleichgewicht?“, wiederholte sie ein wenig ungläubig, die Wippe fest im Auge. Ihre Brauen zogen sich zusammen, während Gedanken vor ihrem Geist versuchten, eine Form zu erlangen. Lina hatte durchaus eine Vorstellung vom Gleichgewicht. Noch immer war der Groll nicht vollständig vergangen, den sie einst gegen die guten Götter gehabt hatte, Adanos und Innos. Doch… wenn Adanos auch die Natur war…
„Und dafür braucht die Natur mich?“
Die Pure Unglaublichkeit brach zwischen ihren Lippen hervor. Für einen Moment kniff sie angestrengt die Augen zusammen, entschied aber, das es noch nicht so weit war. Corax hatte ja gesagt… und wer musste schon sofort alles wissen?
Doch gelangten Linas Gedanken unaufhörlich zur Frage nach ihrer Vergangenheit, die eigentlich schon auf der Versammlung offenbart wurde.
„eine Dienerin der Dunkelheit..“, traute sie sich lieber sofort, statt lange darum herum zu reden. Schließlich hatte diese rothaarige Frau auch gesagt, dass nur die Zukunft wichtig ist. „Schwarzmagierin.“, stand es also im Raum, wenngleich fast geflüstert.
„Erwägt ihr dennoch, meine Gesellschaft zu akzeptieren?“
Betrübnis schwang in Linas Stimme mit. Die Bindung zu diesem Mann war noch immer stark und noch immer unbegründet und fragwürdig. Jetzt hatte sie sich ihm geöffnet, anvertraut, hatte die Verbindung noch erweitert. Schon jetzt wollte die junge Magierin sich nicht vorstellen, wie es alleine in der Welt mit dem neuen Wissen wäre.
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Corax zuckte mit den Schultern. "Ja, natürlich. Die Natur würde dich nicht aktzeptieren, wärst du noch immer Beliar verschrieben. Ich glaube ja gerne daran das du mich täuschen kannst, doch die Natur führt man nicht so leicht an der Nase herum. Nein das ganze macht dich eigentlich viel mehr... interessant. Für die Natur, meine ich. Es mag zwar nicht das einzige Problem sein, doch die Kinder Beliars neigen dazu sich einzumischen, nur zu oft stehen wir ihm gegenüber. Dein Wissen macht dich zu einer guten Wahl, doch muss ich dich auch warnen. Die Natur kennt nicht dein Schicksal, sollte es denn überhaupt vorherbestimmt sein. Viele von denen die auserwählt wurden sterben. Nicht viele kommen weit genug auf dem Pfad um als Druiden erwählt zu werden. Der Lohn mag hoch sein, doch das Risiko ist es auch. Und ich rate dir auch den Bund nicht leichtfertig zu missachten und deine Macht nicht zu missbrauchen, denn die Natur straft jene die dies tun. Mh wenn es dich nicht stört habe ich eine Frage an dich : Warum hast du dich damals in Beliars Arme begeben."
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Nun zuckte Lina mit den Schultern, ließ sie aber gleich oben und schlung die Arme um ein angezogenes Knie. Nachdenklich schürzte sie die Lippen.
„weiß nicht“, schob sie vor. Ihr Tonfall deutete an, dass mehr folgte. „Ich war jung“
Wie viele Geschichten wohl so begannen.
„Meine Eltern verehrten Innos, aber ich wollte nie die Tochter sein, die sie haben wollten“
Noch ein Schulterzucken.
„Im Exil auf Khorinis… hab ich dann die Schwarzmagier gefunden“
Seltsam, wie ungezwungen sich Lina plötzlich verhielt. Sie wusste gar nicht mehr, ob ihr jemals in einer vertrauten Situation gesagt wurde, dass eine Entscheidung nicht falsch gewesen ist. Es freute die Magierin sehr, Corax hatte mit seiner Rede eine Last von ihr genommen. Die Wärme ihres neuen Herzschlags floss nun viel ungehinderter durch ihre Glieder; und das fühlte sich wirklich gut an.
„Ich fühlte mich lange dort aufgehoben… eines Tages kam dieser Druide, Sly“
Ein lächelnder Blick verriet Corax, was geschah.
„Ich denke, ich bin an ihm gewachsen. Er hat mir die Natur gezeigt, ich fühlte mich hingezogen.
Es war wohl nur eine Frage der Zeit“ Ein Gähnen erkläre ihre Ausführungen für beendet. Lina verstummte und sah wieder zu Boden, mittlerweile auch das zweite Bein angezogen. Alles fühlte sich plötzlich richtiger an.
„Könnt ihr mir sagen, was mir nun bevorsteht?“
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Fuchs und Bär, die ruhig und rücksichtsvoll in einem Revier beieinander lebten. Eine vergleichsweise friedvolle Lösung, wenn man an vergangene Zeiten zurückdachte. Doch Orthego schmeckte es nicht, ganz und gar nicht. Vielleicht hatte Ornlu ja auf seinen jüngsten Reisen neue Erfahrungen mit den Orks gemacht, hatte sie von einer anderen Seite kennengelernt. Doch nicht so der Waldläufer, der für sich bisher keinen sinngemäßen Platz in dem Plan sah. Sicher, er hatte geschworen, die Gilde auf ewig zu begleiten, egal, wie es um sie zur Zeit stehen mochte, doch dieser Plan stieß ihm bisher bitter auf. Würde er einem Ork in die Augen sehen können, ohne das Bedürfnis zu verspüren, ihm ebenjene bei lebendigem Leibe heraus zu reißen? Orthego schüttelte den Kopf. Vielleicht war es auch an der Zeit sich zu ändern. Erwachsen zu werden…
„Du da!“ Wahllos zeigte Orthego auf einen der Wächter. „Schwert und mitkommen.“
„Was? Ich?“
„Ja, du. Auf geht’s!“
Schweigend begaben sich die beiden Männer auf den Trainingsplatz, ehe Orthego dem Wächter schließlich seinen Plan erörterte.
„Du wirst mir heute beim Taining behilflich sein. Wie ist überhaupt dein Name?“
„Fayt heiß ich.“
„Gut, Fayt. Schnapp dir dein Schwert und greif mich an, wie du willst. Hetz mich durch die Gegend, leg ordentlich Kraft in die Schläge und sei bloß nicht zimperlich, das hasse ich. Alles klar soweit?“
„Jawohl, denke schon!“
Kaum hatte der Waldläufe den Schild ausgepackt und hatte sich in Position begeben, tat Fayt unverzüglich wie geheißen und griff an und schritt dabei sogleich nach vorne. Den rechten Arm erneut hinterm Rücken wich Orthego zunächst nach hinten aus, wartete auf den nächsten Angriff und hob sogleich den Schild. Der Schlag war kräftig, allem Anschein nach hatte er sich einen guten Kämpfer ausgesucht.
„Nicht schlecht!“ , kommentierte der Waldläufer. „Hast eindeutig ‘n kräftigen Arm!“
Fayt redete scheinbar nicht viel. Fayt konzentrierte sich wohl lieber aufs Kämpfen alleine. Geschickt tänzelte der Wächter um Orthego herum und teilte einen Schlag nach dem anderen aus. Tiefe, niedrige, frontal, von der Seite, mit einer Finte durchbrach er sogar die Verteidigung des Waldläufers und verpasste ihm einen Schlag auf den Arm.
“Hm, willst du dich wirklich von so einem Grünschnabel fertig machen lassen?“, stachelte plötzlich Manadh und gab ihr keckes Kichern zum Besten.
Orthego erwiderte lediglich mit einem vielsagenden Grinsen. Die nächsten Schläge ließ er gewollt ins Leere gehen, wich immer wieder gekonnt aus, wenn auch manchmal nur mit Mühe. Da sah er plötzlich seine Chance gekommen. Fayt befand sich nur wenige Schritt vor ihm und holte gerade zu einem Frontalangriff aus, da vollführte Orthego im rechten Moment einen Ausfallschritt nach vorne, schwang den Schildarm von rechts nach links weg und lenkte so den Schlag Fayts ab. Im selben Moment schnellte sein Arm hinterm Rücken hervor und die geballte Faust rammte sich in die Magengrube des Wächters. Der spuckte prustend zu Boden und bat um eine kurze Trainingspause.
„Scheiße, davon war aber nicht die Rede!“ , fluchte er.
„Man sollte auf alles gefasst sein“ , zwinkerte Orthego ihm zu. „Komm, weiter.“
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Schweigend saß Reotas bei seinem Lagerplatz und überlegte über die Aufgabe, die ihm zugeteilt worde. Er hatte Mandy zugesichert sich um Wein, Bier, Met und Gewürze zu kümmern. Doch wo sollte er all das herbekommen? Nun, Wein, Bier und Met konnte man kaufen. Nicht in Beria und in Montera auch nicht, die nächstgelegende Stadt war dann Gotha, welche aber von einem Dämonen besetzt sein sollte, und zwar nicht nur von einem Dämonen. Blieben noch Faring, der Hauptsitz der Orks oder Kap Dun, als die nächste Stadt, aber in der Küstenregion. Angeblich errichten die Innosdiener Sperren zum Kernland... Logischerweise war Kap Dun dennoch die bessere Wahl. Doch Gewürze? Wo wollte er diese auftreiben? Weder Faring noch Kap Dun wären geeignet, geschweige denn irgendeine andere Stadt in Myrtana, außer Vengard, wohin er so schnell nicht mehr wollte.
Wenn er mit einem Boot über die Westhöhle nach Kap Dun segeln würde, dann könnte er doch zwischendurch gleich nach Lago ...oder Bakaresh. Lago hat angeblich eigene "Felder", wo die verschiedensten Dinge angebaut wurden, auch Sumpfkraut. Reotas' Geldbeutel war prall gefüllt, die ein oder andere Pflanze würde er sich wohl leisten können. Und Bakaresh ist eine Großstadt, wo man eigentlich alles finden kann, schließlich war er schon einmal dort gewesen, doch er hatte schlechte Erinnerungen an diese Stadt.
Ohne lang zu überlegen packte Reotas seinen Kram beisammen und hievte Faquarl hoch, da dieser schon schlief. Er ging direkt auf die große Westhöhle zu, passierte die breite, aber tiefe Wohnhöhle, wo bereits einige Leute schliefen. Er durchschritt auch den Rest, der immer dünner werdenden Höhle. Langsam näherte sich ein Rauschen Reotas, oder Reotas näherte sich dem Rauschen. Die Höhle endete an einer Art Bucht, wo mehrere Boote lagen. Das Rauschen hatte sich intensiviert und war definitiv nicht zu überhören. Wenn man richtig gestanden hatte, konnte man die Zwillingswasserfälle beobachten und wie sie gnadenlos in die Tiefe stürzten. Suchend nach einem Opti oder einem Filius blickte Reotas die Schiffe an, die meisten waren Ruderboote, ungeeignet für diesen langen Weg oder teils abstoßend durch die Tiere, die darin lebten. Dennoch fand Reotas einen Opti, »Böe«, kurzer Name, nicht gerade erfindungsreich, doch perfekt für Reotas' Zwecke. Es hatte genug Platz zum Schlafen, Aufladen von Waren und Steuern des Bootes. Das Segel war dreckig, doch Reotas machte sich nicht weiter daraus, zumal dies schon eines der wenigen Segelboote Berias war. Reotas setzte seinen Rucksack ab und hievte Faquarl in das Boot. Diese Nacht noch würde er Kap Dun erreichen, auch wenn er dann erstmal den halben Tag schlafen würde.
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"Die Schwarzmagier gewährten dir also Obdach.", eine Erklärung und dennoch schien es nicht ausschließlich erklären zu können wie sie zu einer Dienerin wurde, die Beliar aktzeptierte. Doch vorerst würde es reichen, es war spät geworden und er wurde müde. "Mh aber Sly, einen Sly kenne ich nicht, nie von ihm gehört. Aber wenn das alles auf Khorinis passierte ist das vielleicht auch kein Zufall, wer weiß. Du musst mir beizeiten alles über ihn erzählen." Tatsächlich interessierte ihn die ehemalige Liebschaft Linas wirklich, wenn er auch nicht vorhatte ihr seine wahren Motive zu offenbaren. Nicht jetzt und wahrscheinlich auch nicht später. Er machte wieder eine kurze Pause um einen Moment zu überlegen wie er vorgehen sollte. "Mhh warte erstmal, ich werde dich wieder aufsuchen. Ich denke ich werde in den nächsten Tagen, zumindest morgen zu tun haben. Aber ich versuche etwas Zeit für dich abzuzwacken und dann reden wir noch einmal. Aber vorerst könnten wir beide wohl eine erhebliche Mütze schlaf gebrauchen bevor es soweit ist und ich hab ehrlich gesagt noch ein wenig Fußmarsch vor mir. Von daher mach es gut Lina, wir sehen und bald wieder." Eben so aprupt wie sie das Gespräch begonnen hatte beendete er es wieder. "Bewahre.", sagte er nocheinmal, dann verschwand er in der Dunkelheit.
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Lange hatte er sich nun in Beria umgesehen und zu lange hatten sie hier verbracht. Snydex merkte wie sein Lehrer sich zunehment unwohl fühlte.
Und tatsächlich, einige Minuten später kam dieser auch und wollte sofort aufbrechen.
Richtung Norden, hieß es diesmal. Dort würden sie ihr Training vortsetzten.
Snydex beschäftigten immoment ganz andere Dinge. Beria wurde vor kurzen verlassen und wirkte momentan leer und ruhig. Ob das was mit der Schlacht der Orks zu tun hat? Er würde seinen Lehrer fragen.
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Beriasteinkreis
Neuer Tag und heute würde sich womöglich schon sehr viel ändern. Torn, Turya und Yared waren mittlerweile auch eingetroffen. Bhôr und Runak würden wohl noch etwas brauchen - falls sie kämen, denn Runak war ja berüchtigt dafür sich nach all den Jahren nicht mehr einzumischen.
Ornlu sah immer wieder in die versammelten Reihen, die überwiegend mit ihren Gedanken bei seinen gestrigen Worten waren, auf und nagte an seiner Mahlzeit die alle bekommen hatten - gebratener Scavenger. Die Neuankömmlinge hatte man auch informiert und nun da alle langsam aufgegessen hatten, war es Zeit.
Ornlu erhob sich und trat in den gebildeten Halbkreis im Steinkreis.
"Reden wir nicht lange um den heißen Brei. Ihr kennt das Angebot der Faringer. Ihr kennt Chris berichte. Ihr kennt die nahende Situation in Zentralmyrtana. Was denkt ihr, die ihr entscheiden müsst. Was sagen die Entscheider?", fragte der Druide in die Runde.
Geändert von Ornlu (24.10.2010 um 15:03 Uhr)
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Beriasteinkreis
Ernste Gesichter um ihn herum. Das Thema, welches am vorigen Abend nur angeschnitten wurde, war brenzliger als die Spontanität dieser Meldung es vermuten ließ. Wenn Ornlus Worte stimmten, würde dieser Kriegsrat über das Fortbestehen ihres Volkes entscheiden. Eine Bürde, die von den wenigsten gerne getragen wurde.
Jarvo säuberte sich die Finger an seiner Hose, spähte mit blinzelnden Augen in die Sonne und erhob seine Stimme. Er musste nicht einmal laut werden, denn die anderen um ihn herum verstummten sofort. Wie er doch gesittete Diskussionen liebte.
"Wenn es wahr ist, was du berichtest, ist die Entscheidung von lebenswichtiger Bedeutung für uns alle. Die Kämpfe in den vergangenen Monaten haben uns sehr geschwächt, uns gute Krieger, Freunde und Bekannte genommen. Wir können diese Stellung hier im Wald gegen vereinzelt vorrückende Feinde halten, doch eine Armee würde uns überrollen. Wägen wir also ab. Ich gebe mich nur ungerne mit dem Gedanken ab, einen Pakt mit einem Ork einzugehen, da ich in meinem Leben noch nie einem ehrenvollen Krieger ihrer Rasse begegnet sind. Gehen wir nun davon aus, das Brosh sein Wort halten und wir uns von keiner Grünhaut aus seinen Reihen mehr bedroht fühlen müssen. Was sind die Kosten für uns?"
Er blickte in die Runde.
"Keine! Wir greifen sie nicht an und sie greifen uns nicht an. Wir müssen nur Acht geben, nicht jeden daherlaufenden Ork im Wald ohne Warnung niederzustrecken. Was sind die Kosten wenn wir den Pakt nicht eingehen? Wir müssen uns vor zwei Seiten in Acht nehmen und geraten in eine Stellung, die weder mit unseren kriegerischen Ressourcen noch unserer Lebensweise konform geht."
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Beriasteinkreis
Ornlu nickte auf Jarvos Worte.
"Wie ich sagte - wir müssen die Orks nicht verehren, vor ihnen knien oder sonst was. Wir lassen sie in Ruhe und sie uns, wenn wir ihnen zeigen, dass man uns trauen kann - für sie sind wir wie die Königstreuen bisher. Vielleicht kann man mit einem fortwährenden Dialog auch bewirken, dass Verbrecher auf beiden Seiten dem anderen ausgeliefert werden - aber vorerst soll dies nicht kümmern. Ich würde gewiss auch lieber frei und unbesorgt durch Myrtanas Wälder streifen, als den Faringern ihren Krieg zu unterstützen. Aber die Monteraschlacht ist nunmal nur der Vorgeschmack auf die Zukunft. Selbst dieser Narr Rhobar wird sich nach der Monteraschlacht denken, dass er wirklich eine Chance hat. Die Orks geschwächt, sein Heer bereit anzugreifen. Und wir mittendrin? Wir brauchen eine starke faringer Armee als Schild gegen Rhobars Blechbüchsen - Oder denkt jemand von euch, dass wir zu Rhobar eilen sollten und unsere Bögen anbieten?", fragte Ornlu in die große Runde.
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"Rhobar biete ich lediglich eine Klinge ins Herz" , mischte sich Orthego ein. "Und genau so jedem Ork. Was gibt uns die Sicherheit, dass Brosh sein Wort halten wird? Was unterscheidet ihn von den anderen, die, wie du selbst sagtest, selbst das Ulumulu nicht mehr anerkennen? Können wir wirklich so weit gehen und und unserem ärgsten Feind so viel Vertrauen schenken, dass wir ihm auf offenem Schlachtfeld den Rücken zuwenden, im Glauben, er lässt uns in Frieden von dannen ziehen? Ich traue keinem Wort, das aus dem Munde eines Orks kommt. Kann irgendeiner der Anwesenden etwas sagen, das mich glauben lässt? Ich verstehe sehr wohl, dass ein solches Angebot in diesen Zeiten der Not verlockend erscheint - Die Orks schlagen sich gegenseitig die Köpfe ab und wir haben einen Feind weniger zu fürchten, gleichzeitig aber auch einen starken Schutz gegen den anderen. Aber selbst wenn die Zeit drängt, wir dürfen uns nicht drängen lassen, denn aus Hast entstehen lediglich übereilte und nicht wohl überlegte Entscheidungen, die Verderben bringen. Haben wir als Sicherheit nicht mehr, als das Wort eines Orks? Ich habe viel zu Oft den Dolch des Verrats im Rücken gespürt, als dass ich mich alleine darauf verlassen könnte..."
Orthegos kleine Ansprache schien zumindest bei einigen das Gemurmel angeregt zu haben.
Geändert von Orthego (24.10.2010 um 14:47 Uhr)
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Gwydion saß inmitten der anderen Druiden und zog nachdenklich an der Pfeife, die er nach langer Zeit wieder ausgegraben hatte. Er wälzte den leicht süßlichen Rauch mit der Zunge hin und her, bevor er ihn langsam wieder aus blies.
„Ich stimme Orthego zu. Ich kenne die Orks...“, begann er schließlich, „...als mordende Monster. Ich kenne die Orks als Zerstörer. Als Schleifer von alten Tempelanlagen. Als Mörder von geliebten Menschen. Als Vertreiber aus der Heimat.“
Er blickte auf, nachdem er eine Weile gen Boden gestarrt hatte, während er sprach.
„Ich kenne keine anderen Orks.“, meinte er, „Vielleicht ist mein Blick beschränkt. So wie er eigentlich nicht sein sollte bei einem Diener des Gleichgewichts. Aber er lässt sich nicht ändern, den das Loch, das von Orks in meine Seele gerissen wurde, damals auf Jharkendar, wird nie ganz heilen.“
Er blickte in die Runde, die ihn musterte mit gemischten Gefühlen in ihren Gesichtern.
„Ich habe Familie in Vengard. Und hätte sie beinahe verloren. Wegen der Orks.“, Gwydion nahm noch einen Zug von der Pfeife, „Alles in mir sträubt sich dagegen mit diesen Bestien zusammen zu arbeiten. Ich kenne sie nur als blutdurstig. Als kampflustig. Als Berserker. Wer garantiert uns, dass die Kriegslust sie nicht irgendwann doch wieder packt? Und sie sich dann gegen uns wenden, wenn niemand anderes zur Verfügung steht?“
Der junge Druide wandte den Blick wieder nachdenklich gen Boden, er schüttelte kurz den Kopf.
„Ich traue dem Ork nicht. Und sind sie nicht gespalten untereinander, die Eroberer aus dem fernen Norden? Wenn wir nur eine Gruppe der Orks auf unserer Seite haben, könnte der Rest uns immer noch unter den Füßen zerquetschen wollen. Am liebsten würde ich mich ganz aus diesem Streit heraus halten. Silden ist nicht mehr, wir haben es nicht mehr zu verlieren. Beria ist noch unbekannt. Die Orks haben derzeit andere Sorgen... auch die Paladine... als Hatz auf uns zu machen. Und sollte der Rauch des Krieges sich gelegt haben...“, Gwydion hob den Blick und sah in die Runde, „...was hält uns hier? Die Natur ist überall...“
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Beriasteinkreis
"Und was wollt ihr machen wenn Beria entdeckt wird? Die 60 hier können sich gegen 600 oder gar 6000 Königstreue nicht wehren. Der Rest der ungefähr 60 rund um Myrtana kann dann auch nicht mehr bewirken. Wir sind nicht in der Position eine wirklich freie Wahl zu haben. Wir können uns verstecken, aber wie lange? Und wie sollen wir von hier flüchten, wenn überall Krieg tobt und mit allen Leuten? Myrtanas Schicksal ist auch irgendwo unser Schicksal. Wir könnten nach Nordmar flüchten, aber die dort oben hungern. Wir könnten nach Varant flüchten, aber dort warten die Sklavenhändler.", meinte Ornlu der zwar die Punkte der beiden nachvollziehen konnte, aber es naiv fand zu glauben man kommt schon irgendwie durch.
"Wenn die Königstreuen vorrücken sind wir dran, denn die Orks werden Myrtana dann im Norden noch versuchen zu halten. Wo sollen wir dann hin? Ich hätte auch lieber eine bessere Wahl, aber ich sprach mit Brosh und wenn ihr euch einmal mit der orkischen Kultur befasst hättet, wüsstet ihr dass dort ein gegebenes Ehrenwort Gewicht hat. Bricht es ein Herrscher wie es Kan tat, dann wird er gestürzt. Orks sind loyal und machen was ihr Anführer befiehlt, solang es ehrenhaft ist. Über orkische Ehre müssen wir nicht diskutieren. So ist ihre Natur - einfach aber klar. Für wahr sind sie eine Kriegerrasse die ohne Feinde sich gegenseitig zerstört. Es wäre aber aufgrund unserer Größe wenig zu erwarten, dass ein Orkheer die paar waldvölkischen Seelen bekriegt. Wir sind für sie keine Gegner. Oder habt ihr euch nicht auch jemals gefragt wieso nie ein Orkheer nach Silden kam? Eine Orkgarnison und wir wären weg gewesen! - Ich möchte dem Wort Brosh dar Urkmas trauen, denn ich sehe keinen Ausweg. Es ist nicht einmal ein Bündnis mit Faring. Jeder andere Weg ist ein Schritt in die Gefangenschaft oder den Tod. Innos Weg seine Ordnung über die Welt zu bringen werde ich niemals gehen. Das ist die wahre Sklaverei der Rechtschaffenen. Lieber bestimme ich meinen Platz selbst und beweise dem Ork, dass er mich respektieren kann. Ich bin Jäger und nicht die Beute die flüchtet oder sich unterwirft! Das habe ich von den Orks gelernt und ich sehe mein Volk auch als Jäger in diesen Landen - schon immer seit es die Menschen hier gibt. Myrtana in Stich lassen dürfen wir nicht. Wir gehören hierher. Wir sind aber auch nicht stark genug um uns alleine zu halten. Alles andere denken ist naiv!", meinte der Hetzer. Er war die andere pro-orkische Seite weil er ihre Kultur mehr respektierte als die der Königstreuen oder anderer Menschenvölker - neben der seinen natürlich.
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Erschossen? Sie hätten ihn erschossen? Nur weil er nicht diese kleine Melodie von sich gegeben hatte. Eine gruselige Vorstellung, die er lieber wieder verdrängen sollte.
"Nun, ich bin zusammen mit Gwydion und ein paar anderen nach Silden gewandert. Wir wollten sehen, was mit der Alten Eiche nicht in Ordnung war. Eigentlich hatte ich auch vorgehabt, dort noch eine ganze Weile zu bleiben, aber in meiner alten Hütte, vielleicht erinnerst du dich noch an sie, haben sich zwei Säufer breitgemacht, mit denen nicht zu spaßen ist, daher bin ich zurückgekommen."
Er erwähnte bewusst nicht, was sie bei der Eiche alles getan hatten, auch wenn er mit Cécilia sprach, schließlich hatten sie besprochen, niemandem davon zu erzählen. Früher oder später würde er zwar dies zwar einmal nicht einhalten können, aber momentan war es wohl das Beste, wenn es möglichst wenig Leute wussten, egal wer ihn fragte.
Er bersuchte das Gespräch auch ein anderes Thema zu lenken.
"Hier in Beria habe ich allerdings auch noch keine feste Bleibe. Bisher habe ich in der Krankenhöhle gelebt, aber das ist auch keine dauerhafte Lösung. Weißt du, wo man hier unterkommen kann?"
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