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  1. Beiträge anzeigen #161
    Lehrling Avatar von Vida
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    Vida ist offline
    Vida rückte den Korb zurecht und schüttelte dann lächelnd den Kopf. Das war also Tavik, von den Waschweibern wohl der Schweigsame genannt. Sie ahnte wieso, die Narbe hatte sie schon gesehen. Mitleid wallte in ihr auf, aber das schiefe Lächeln im Gesicht ihres Gegenübers ließ es wieder abebben. Er brauchte kein Mitleid, das war ihr klar.
    „Junge Dame? So hat man mich schon lange nicht mehr genannt. Vielen Dank, der Herr.“ Sie verbeugte sich, doch der in ihren Augen aufblitzende Schalk verhöhnte diese Geste gerade erst. „Ich bin Vida. Kräuterhexe, Barbierin, Wundheilerin und mehr oder weniger begabte Teeköchin.“
    „Ein Kräuterweib?“, krächzte der hünenhafte Tavik und lachte, was sich jedoch aufgrund der Narbe eher wie ein schwerer Husten anhörte. „So etwas gibt es hier also auch. Dachte bei all den Druiden ist nur noch wenig Platz für ein einfache Barbierin.“
    „Tja, die Narbe nimmt dir wohl auch die Möglichkeit zum Denken, Schweigsamer. Natürlich muss es hier in Silden auch ‚freie’ Heiler und Kräuterkundige geben. Es wäre sicherlich viel zu viel Arbeit für die Druiden, müssten sie sich um wirklich alle Wehwehchen und Zipperlein der Sildener kümmern.“, klärte die alte Frau den vielleicht zwanzig Jahre jüngeren Mann auf.
    „Vielen Dank für diese äußerst wichtige Lektion in Heimatkunde“, krähte Tavik und verdrehte die Augen. „Jetzt versteh ich Silden gleich viel besser.“
    „Spotte nur, Tavik. Aber wenn du dir mal eine schlimme Verunreinigung einer Wunde zuziehst und die Druiden nicht zur Stelle sind, wirst du an mich und meine Worte denken.“ Die Alte packte ihren Korb fester und wandte sich um, machte eine Schritte und hörte ein Seufzen. Dumpfere Schritte folgten ihr.
    „Entschuldigt, Vida, so war das nicht gemeint. Kommt, lasst mich Euren Korb tragen.“
    „Ist doch gleich viel besser“, meinte Vida lächelnd, „Los, ich lade dich zu einer guten Tasse Tee ein, Tavik.“

  2. Beiträge anzeigen #162
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline
    Grünliche Rauchschwaden zogen auf und wurden prompt vom Wind in alle Richtungen zerstreut. Ornlu saß am See und hatte schon den ganzen Tag über alles um sich beobachtet. Den Wind, das Wasser, die Insekten, die Fische, die Vögel, das Schilf und sah gar das Gras wachsen. Wer mehr wollte, musste verstehen und sich die Zeit nehmen. Zeit fehlte den meisten Menschen, doch für Ornlu war sie nichtig. Er wusste um seine Gabe und um das Geschenk, dass Druiden von der Natur erlangten. Für ihm war Zeit nichtig, denn er hatte Zeit für mehrere Menschenleben. Das spürte er.
    Spüren und hören tat er auch, dass jemand kam. Der Sumpfkrautstängel wurde im Boden ausgedrückt, ehe er sich erhob. Es war Adrastos der da kam und seine Augen sprachen von einen gewissen Stolz. Stolz der auf dem Blatt begründet lag, dass er nachdem er grüßte Ornlu zeigte. Der Druide nahm es und beschaute sich die Struktur. Es war so wie er von Adrastos erwartete hatte. Er hatte es zumindest versucht und immerhin den Ansatz gefunden, wie man Pflanzen manipuliert - scheinbar.
    Ornlu wartete einen Augenblick, ehe er das Blatt magisch anzündete.
    "Das brauchen wir nicht.", sprach er und wies Adrastos an sich zu setzen.
    "Dein Versuch war in Ordnung. Du hast das gemacht, was du bisher gelernt hattest. Doch für das was du künftig lernen willst, wird es niemals auf diesem Wege reichen. - Überlegen wir, was unsere Magie ausmacht. Die Quintessenz wird sein, dass wir mit ihr anders Leben berühren und beeinflussen. Manchmal lenken, manchmal befrieden, einfach auf vielerlei Art beeinflussen. Doch wo liegt die Grenze zwischen beeinflussen und verändern, manipulieren? - An der Grenze des beeinflussen stehst du. Ich stehe auf der anderen. Du hattest dein Blatt mit Magie vollgepumpt bis es wuchs und so wurde, dass es seinem Stamm gleich wurde. Ein Ansatz zur Manipulation, doch der falsche, denn du zwingst Leben eine Form auf. Stell dir vor du wirst zu etwas gezwungen, was du nicht bist. Du wirst gehorchen, aber es niemals so gut machen, wie jemand der es auch will. Du weißt wie man einen Samen dazu bringt aufzukeimen. Du weißt aber nicht wie du die Grenze überschreitest und den Samen zu weit mehr überzeugst. Sei es völlig anders zu wachsen oder weit schneller, als du es bisher konntest. Schau dir das Gras dort an. Ich werde es manipulieren. Konzentriere dich auf alles um dich und auf die Magie die ich anwende.", meinte Ornlu und sammelte seine magische Kraft. Magische Echos erhallten und riefen im großen Echo der Magie den wahren Namen des Grases - >salch< - in der alte Sprache des Waldvolkes. Das Gras reagierte auf das magische Echo, dass der Druide entsandte. Es begann zu wachsen. Doch nicht langsam, sondern atemberaubend schnell, so als wäre es innerhalb eines Augenblicks um Monate gewachsen - und so war es.
    Es roch stark nach frischen Gras, als Ornlu wieder Adrastos anblickte.
    "Hast du es bisher verstanden und auch verstanden, wieso ich dein Blatt zerstörte? - Was denkst du, weshalb ich das Gras so schnell wachsen lassen kann? - Es liegt nicht, an meinem magischen Potential.", sagte der Druide und ließ seinen Schüler rätseln.

  3. Beiträge anzeigen #163
    Ritter
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    Tavik ist offline

    In Vidas Stube

    »Pfefferminztee«, sprach die alte Frau nur und goss den heißen, wohlriechenden Tee in die Tasse. »Etwas Zucker drin, magst du sicherlich.«
    Tavik nickte nur. Lang, sehr lang war es her, seit er die letzte Tasse Tee getrunken hatte. Monate, vielleicht sogar Jahre.
    »Danke«, murmelte er nur und hob die Tasse an die Lippen, verbrannte sich und schaffte es noch gerade so, nichts von der Flüssigkeit zu verschütten.
    »Gemach, Tavik, gemach. Du sollst ihn genießen, nicht dir die Lippen daran verbrennen.« Vida schüttelte den Kopf. »Das ist mit euch Kriegern immer das Gleiche. Egal mit wem, ihr seid alle zu ungestüm und pocht auf eure Risikofreude. Aber wenn ihr euch dann - wie in deinem Fall - die Lippen verbrennt, ist das Geschrei und die Not groß. Krieger, pah. Wie viele von euch habe ich früher in den Lazaretten verarztet, wie viele von euch haben wie kleine Kinder nach ihren Müttern geschrieen?« Die alte Vida seufzte und löste durch ihre Worte in Tavik sofort eine neue Welle der Reue aus. Die Alte verwirrte ihn, er wusste nicht wieso. Vielleicht weil sie ihn an seine eigene Großmutter erinnerte. Er lächelte in sich hinein. Ja, da war es wohl.
    »Entschuldigt, Vida. Das unterscheidet unsere zwei Berufsarten. Ein Krieger kann jeder werden, der sich ein Schwert nimmt und mehr als vier Menschen tötet, der eine Schlacht geschlagen hat. Und ich weiß, dass es sehr schnell geht, das Ergreifen der Waffe und Erschlagen eines Feindes.« Tavik massierte sich die Narbe. »Heiler und Ärzte haben es schwerer. Sie müssen sich um jene kümmern, die diesen unbeschwerten Taten zum Opfer gefallen sind. Dafür schätze ich Euch hoch ein, Vida, dafür dass Ihr zu jenen Menschen gehört, die es sich zur Aufgabe gemacht haben denen zu helfen, die unseren gewaltätigen und brutalen Kindereien ausgesetzt sind.«
    Er lächelte versöhnlich, neigte respektvoll den Kopf. Tavik meinte in den Zügen der alten Frau etwas wie Stolz aufblitzen und einen roten Hauch ihre Wangen in Beschlag nehmen sehen.
    »Aber sagt mir, Vida, wie kamt Ihr dazu? Warum Barbierin? Warum hier in Silden? Mich fasziniert es ungemein, mehr über interessante Menschen in Erfahrung zu bringen.«

  4. Beiträge anzeigen #164
    Bearded Pelican  Avatar von Adrastos
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    Adrastos ist offline
    Wenn Adrastos ehrlich mit sich selbst war, so war dies mit eine der schwersten Fragen, die ihm bisher ein Mensch gestellt hatte. Zumindest auf Anhieb nicht, er schein so ratlos wie kaum bisher. Er schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern, als er das Häufchen Asche besah, dass noch vor einigen Minuten das Blatt gewesen war. Ein Gefühl verletzten Stolzes war es, dass er dabei fühlte. Eine jähe Abneigung gegenüber Ornlu, so dass er sich zwingen musste noch klar zu denken. „Er hat mich nur auf meinen Fehler aufmerksam gemacht“ besann er sich und ließ sich wieder auf den Boden sinken, wo er sich im Schneidersitz hinpflanzte. Ein gar famoses Wortspiel, in Hinsicht auf den Druiden.
    Er schluckte und löste die Zunge vom Gaumen, befeuchtete sich die Lippen und setzte an, die ersten Ergebnisse seiner Überlegungen zu Sätzen zu formulieren.
    „Vielleicht“ begann er mit zitternder Stimme. Kaum merkbar, doch er selbst bemerkte seine eigene Unsicherheit in Hinblick auf die Antwort nur zu gut. „weil ich ihm meinen Willen aufgezwungen habe. Wie ein Tyrann über ein Volk. Es so geformt, wie ich es wollte. Wie der Herrscher, der alle seine Untertanen knechtet. Vielleicht hätte ich mehr – nach dem Blatt gehen sollen. Um auf den Vergleich zurückzukommen – wie ein Herrscher, bei dem nur die Bergarbeiter in der Mine arbeiten und nur die Bauern auf dem Feld. Sozusagen. Ich weiß selber nicht genau, wie ich es formulieren soll. Und noch weniger, ob es richtig ist.“
    Zum ersten Mal, seit Ornlu sich seiner angenommen hatte, hatte er ein schlechtes Gefühl. Dennoch zwang er sich nun aufzublicken und dem Druiden in die Augen zu schauen. Es war nicht leicht, denn etwas wildes flackerte darin. Seinetwegen?

  5. Beiträge anzeigen #165
    Lehrling Avatar von Vida
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    Vida ist offline
    „Es war einfach der Wille zu helfen. Rhobar der Ältere führte seinen Krieg, wollte unbedingt die Südlichen Inseln und die Wüste Varant in sein Reich eingliedern. Es starben hunderttausende Menschen, egal ob an Durst, Seuchen oder in den Schlachten selbst. Die Listen der Toten waren fast endlos lang und die Lazarette überfüllt sowie die Heiler überfordert. Da hatte man also – oder eher der damalige Oberste Feuermagier Barthos von Laran – die Nachricht verkündet, dass freiwillige Helfer gesucht wurden. Da ich von meiner Großmutter alles gelernt hatte, was man zum Verarzten schwerer und mittelschwerer Wunden brauchte, meldete ich mich also.“ Die alte Frau seufzte nur und trank ihrerseits einen Schluck Tee. „Oft habe ich gesehen, wie tapfere und großartige Männer vom Tod in die Arme geschlossen wurden. Ich habe wohl öfters das Sterben mit angesehen als viele Krieger und Schlächter der heutigen Zeit. Und was ist wohl schwerer, Tavik? Den endgültigen Hieb auszuführen oder das langsame Dahinsiechen und Sterben mit ansehen zu müssen?“
    „Letzteres“, krächzte der Hüne nur. Die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Vida blickte ihm in die Augen, als würde sie dadurch sein Wesen erkennen können. Ja, man sah es ihm an. Vor vielen Jahren war er einer der Krieger unter der Flagge des Innostreuen Imperiums gewesen und kannte somit die Schrecken des blutigen Kriegers.
    „Nun, es ist Vergangenheit. Und ich bin alt, das zählt dazu. Mich interessiert alles um mich herum nicht mehr so sehr wie früher. Ob Kan nun eine Stadt an die Rebellen Rhobars verliert? Ob in Varant eine Stadt an die Nomaden fällt? Es geht mich nichts an, sollen sie machen was sie wollen. Es endet doch alles in Blut, Tränen und Chaos.“
    Sie schüttelte den Kopf, fast als würde sie die negativen Gedankengänge verjagen wollen wie eine lästige Fliege. Sie lächelte Tavik aufrichtig an, füllte seine Tasse mit Pfefferminztee.
    „In Silden bin ich, weil es mir hier gefällt. Habe viele Jahre in Geldern gewohnt und mich einfach nicht an die Orks und ihre Söldner anpassen können. Am Ende war ich ihnen nur eine Last und ich bin freiwillig gegangen. Hier hin, in eine bessere Heimat und Zukunft.“ Sie trank ihre Tasse leere, stellte sie sanft auf dem Tisch ab und lächelte weiter. „Und ich denke, ich habe sie gefunden.“
    Auch der schweigsame Tavik lächelte nun, während er sich umblickte und die Inneneinrichtung der Hütte musterte. Sein Blick blieb an einem Schild hängen, wie man es vor Läden, Schmieden und anderen wichtigen, öffentlichen Gebäuden fand. Darauf stand in blauen, schönen Lettern ‚Vidas Stube’.
    „Nun, meine Idee mich für die Sildener einzusetzen. Eine kleine Heilstube, Teestube, Ort zum Plaudern oder einfach um sich einen Ratschlag abzuholen. So etwas, was wir gerade machen. Mehr ist es nicht. Vielleicht etwas überflüssig hier in Silden, aber wer weiß. Wer nichts wagt, gewinnt nichts.“

  6. Beiträge anzeigen #166
    Ritter
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    Tavik ist offline
    »Macht Ihr Witze, Vida?«, krächzte Tavik und blickte von dem Schild zu der alten, freundlich lächelnden Frau hin. »Die Idee ist klasse. Ein Ort zum ungestörten Reden, ein Platz wo man sich einige Steine vom Herzen nehmen lassen kann. So etwas hat hier gefehlt.«
    Vida errötete leicht und blickte in ihre leere Teetasse. Tavik grinste nur, konnte die Verwunderung, die in ihm aufkam, aber nicht unterdrücken. Was so eine kurze Begegnung alles für Folgen haben kann, wunderte er sich in Gedanken. Seit Tagen lachte und grinste er wieder, seit Tagen fand er wieder Ablenkung von der Narbe und den Dingen, die sie mit sich brachte. Ja, er war Vida dankbar dafür.
    »Mein Dank gilt Euch, Vida. Ihr habt wieder etwas Licht in meinen dunkle Phase gebracht, habt mir wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Danke, Vida.« Er erhob sich und verbeugte sich respektvoll. Für einen Außenstehenden sicherlich ein komisches Bild, wie dieser fast bis zur Decke reichende Hüne sich vor der im Gegensatz dazu winzigen Alten verneigte. »Und wenn Ihr Hilfe bei Eurer Idee braucht, bin ich stets da. Fragt nur und ich werde Euch helfen. Gehabt Euch wohl und gute Nacht, Vida.«
    Abermals verbeugte sich der Krieger und verschwand dann aus der Hütte, schloss die Tür hinter sich und ließ die alte Frau lächelnd in der Stille zurück.

  7. Beiträge anzeigen #167
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline
    "Hmm. Nicht ganz. Das mit dem Tyrann hast du richtig erkannt. Doch ist ein Herrscher nicht auch Tyrann? Egal wie man es dreht und wendet, beide bestimmen über, viele. Ist so viel Macht möglich, erlaubt und gerecht? Vergleich uns die die Magie de Natur beherrschen mit den Herrschern. - Wir tragen eine Verantwortung wie sie. Zwinge wir die Dinge zu sehr, wenden wir sie falsch an. So wie es gegen die Natur des Menschen ist in Sklaverei zu leben, so ist es gegen die Natur jedes Lebens es zu etwas zu zwingen, was es nicht will. Deswegen erlöste ich dein Blatt, denn ich konnte spüren wie es lit.", meinte der Jäger und erhob sich.
    "Doch mach dir deswegen kein schlechtes Gewissen. Es war nur ein Blatt. Schlimmer wäre es, wenn es ein Tier gewesen wäre. - Handle aber künftig so, dass du dir der Konsequenzen bewusst bist.", meinte der Druide und trat etwas zurück, denn ein Schwanenpaar kam ans Ufer. Gerufen vom Druiden, begann es am gewucherten Gras zu fressen.

    "Lass uns gehen. - Die Grenze die ich erwähnte lässt sich nur durch Wissen und Erfahrung überschreiten. Du hast von der alten Sprache de Waldvolkes gehört, oder? Nun es ist auch die Sprache der Natur. Wir Menschen geben den Dingen ihre Namen und halten sie für normal. So war es und so wird es immer sein. Nicht aber für uns, die die Naturmagie beherrschen. Kannst du dir vorstellen, dass ein Baum, ein Tier, ein Lebewesen von Anbeginn der Zeit einen Namen trug und diesen von Adanos bekam? - Gut. Und nun begebe dich auf eine Ebene mit einem Tier oder einer Pflanze. Seh sie nicht, als dass was sie sind, sondern dich und deinen Gegenüber als gleich - fürs Verständnis, ebenso als Menschen. Zwingt man jemanden etwas zu machen oder nimmt man den anderen Weg und überzeugt jenen? - Sehe ich auch so. Und nun stell dir die Frage ob sowas geht ohne den Namen des Gegenübers zu kennen? Ohne von diesen akzeptiert zu werden, dass man soweit überhaupt kommt, dass man einander vorstellt?"fragte Ornlu bewusst, damit Adrastos verstand. Sein Schüler nickte, sagte aber nichts, um weiter zu hören was Ornlu zu sagen hatte.

    "So kommen wir zurück auf die wahren Namen. Das Gras konnte ich überzeugen mir vollkommen zu vertrauen und völlig losgelöst zu wachsen, weil ich dessen Namen kenne und weil es meinen Namen kennt. Man vertraut einander. Die Natur und ihre Kinder kennen mich, kennen meinen wahren Namen und wissen von meinen Taten. Von deinen werden sie sicherlich noch hören, wenn du beginnst zu verstehen. Jedes Wesen in der Natur hat einen wahren Namen und willst du mehr als nur beeinflussen, dann musst du dessen wahren Namen erfahren. Schaffst du dies, eröffnen sich dir Unmengen an Möglichkeiten, mit denen du aber verantwortungsvoll umgehen musst. Jede Tat trägt ihre Konsequenz, mein Freund. Und die Natur ist gerecht. Schadest du einem Baum bewusst, so werden sich dir auch andere Bäume und Pflanzen verweigern - als Beispiel. Manche Wesen wiederum weigern sich ihren wahren Namen mit einem zu teilen. So können gar die mächtigsten Druiden nichts machen, wenn ein stolzer, alter Schattenläufer sie nicht respektiert. Egal was sie bisher taten. Ich schaffte es schon einmal bei einem jungen Schattenläufer und bei der Reißerin in den Monterawäldern. Hätte ich den wahren Namen nicht erfahren, dann wäre es das gewesen. Letztlich sind die weisesten und mächtigsten Druiden jene, deren Wissen so viele wahre Namen der Kinder der Natur kennt wie nur möglich. Sie erfuhren von jedem dieser Kinder deren Geheimnisse. Ein Teil jener Mysterien, von denen ich dir einst erzählte. Vielleicht für dich eine Erklärung weshalb viele in der Natur auch unterwegs sind oder wie ich einen ganzen Tag am See still sitzen.", sprach der junge Druide mit einem Lächeln, ehe sie vor den Kavernen hielten.

    "Ich denke du hast nun ein Bild davon, was auf dieser Grenze den Unterschied zwischen beeinflussen und manipulieren macht. Wie du das machst, musst du selbst herausfinden und wie immer deinen Weg finden. Ich werde dir mehr beibringen und auch mehr erzählen, wenn du mir den wahren Namen eines Tieres und einer Pflanze nennen kannst. Bewahre, Adrastos.", wünschte der Jäger und verschwand in den Kavernen.
    Geändert von Ornlu (18.06.2009 um 22:59 Uhr)

  8. Beiträge anzeigen #168
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Die Luft war stickig in der kleinen Werkstatt. Das Gemisch aus dem aufsteigendem Alkohol und der heißen Schmiedeluft war aufgrunddessen, dass die Schmiede seid dem gestrigen Abend nicht einmal gelüftet worden war. Und trotz der entfachten Esse hörte man kein Klirren. Keine Hammerschläge, die auf erhitzten, glühenden Stahl herunterkrachten und diesen in die gewünschte Form brachten. In die Form, die nötig war, Schlachten für sich zu entscheiden. Zu Kämpfen. Ehre zu erlangen. Zu Überleben und seine jähe Existenz zu wahren.

    Stumm, mit hängenden Schultern und glasigem Blick stand der junge Mann vor der heißen Esse und trieb sie, geistesabwesend und doch, als beherrschte er sein Handwerk, mit gleichmäßigen, langsamen Fußbewegungen an. Hoch und runter bewegte sich der Blasebalg der die Esse weiter erhitzte. Der Krieger spürte die Hitze im Gesicht. Und er spürte sie auch nicht. Körperlich, ja. Geistig, nein. Die trüben Augen auf die Esse gerichtet gingen ihm wieder die Gedanken durch den Kopf, die ihn so lange schon plagten. Die Veränderung Sildens seid seiner Reise... Sein Versagen gegenüber der Entwicklung seines Schützlings... Sein Versagen darin, seine verschollene Schwester zu schützen... Seine geteilten Gefühle für dieses Mädchen, aber auch die leichte Zuneigung zu seiner Schülerin...

    Fasziniert blickte er in die heiße Glut. Sie wirkte so anziehend... So... Verführerisch... So... Warm... Wie hypnotisiert bewegte sich die Hand des Schmiedes langsam in die Richtung der Esse... Es fühlte sich gut an... Berührend... Heiß... Doch gerade dann, als sich eine erste Verbrennung auf der Haut bildete, ging die knarrzende Tür auf. Reflexartig und den Schmerz erst jetzt bemerkend, zuckte die Hand Ryus zurück. Völlig entgeistert über seine Tat starrte er das blonde Mädchen an, dass im Türrahmen stand... Myra...

  9. Beiträge anzeigen #169
    Burgherrin Avatar von Myra
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    "Guten Abend, Ryu. Ich habe heute etwas trainiert. Bin heute schon ein paar Mal um den See gelaufen und hoffe einfach, dass wir nicht nochmal laufen, sondern jetzt einmal mit dem Schwert üben.", sagte sie fröhlich.
    Der Lehrmeister schien geistig nicht anwesend zu sein. Er war heute nicht so aufgeschlossen wie die Tage zuvor.
    "Was ist denn heute mit dir los?", fragte die Adlige fürsorglich, da es scheinbar ihrem Lehrmeister wirklich nicht gut ging.
    Sie blickte ihm tief in die Augen, dann lief sie ein paar Mal, um den Schwertkämpfer herum und suchte nach irgendwelchen Anhaltspunkten, wo denn das Problem liegen könnte, doch sie konnte nichts finden.
    "Sag doch mal. Sag doch mal.", sagte die Blonde fast in einem nervenden Ton und versuchte somit ihren Lehrmeister aus seiner miesen Stimmung herauszulocken.
    "Sag mir doch, was mit dir los ist, ich mag nicht, wenn schmollst."
    Sie selbst macht einen dicken Schmollmund und schaute mit einem Hundeblick Ryu tief in die Augen.
    "Waaaas machen wir heute?"

  10. Beiträge anzeigen #170
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Nachdenklich beobachtete Ryu sein Gegenüber. Er musste klar denken! Verdammt! Ein wenig bschämt versuchte er, die Hand mit dem kleinen Brandfleck hinter seinem Rücken zu halten, so, dass man sie nicht sehen konnte. Dennoch... Diese Gedanken an sie... Und Nanami... Im Versuch diese Gedanken loszuwerden und sich auf Myras Ausbildung zu konzentrieren, schüttelte der Schwertmeister energisch den Kopf.

    "Uäääh, was? Achja, richtig! Heute..." sein Blick senkte sich wieder etwas, als er ihr in die Augen sah. "Heute wirst du lernen, innere Ruhe zu wahren... Komm, folge mir raus an den Steg hinter meiner Hütte..."

    Draußen angekommen ließ sich Ryu sogleich in seine favorisierte Lotussitzhaltung nieder. "Setz dich..." bat er Myra, die seiner Bitte, noch immer so "besorgt" schauend nachkam. "Schau über das Wasser... Die Oberfläche... Sie ist glatt... Völlig ruhig... Doch..." er nahm ein kleines Steinchen und warf es ins Wasser. Durch diese kleinste aller Erschütterungen konnte das Wasser schon in Schwingung bringen. "Stell dir vor, Myra... Die Wasseroberfläche wäre abgeschirmt... Das Steinchen würde abprallen... Auf diese Weise musst du deinen Geist abschirmen und konzentrierter werden, verstehst du? Somit kannst du dich auf das Wesentliche konzentrieren..."

  11. Beiträge anzeigen #171
    Burgherrin Avatar von Myra
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    Myra ist offline
    Sitzen und konzentrieren, das würde die junge Adlige wohl hinbekommen. Sie wusste zwar nicht welchen Zweck diese Übung dienen sollte, aber da Ryu heute nicht so gut drauf war, wollte sie ihm einfach nicht zur Last fallen und tat wie ihr geheißen.
    Die Wasseroberfläche auf dem See beruhigte sich wiederlangsam. Die beiden saßen auf dem Steg und alles blieb ruhig. Zu ruhig für Myras Verhältnisse. Schon früher im Unterricht konnte sie nicht einfach sitzen bleiben ohne etwas zu machen. Somit begann die Schönheit damit an ihren blonden Haaren herumzuspielen. Sie drehte ein paar Locken oder flechtete sich kleine Zöpfe, während sie auf den dunklen See hinausguckte. Am liebsten wäre sie einfach aufgestanden und gegangen. Schließlich wusste sie nicht, welches Problem ihr Lehrmeister hatte und warum er deswegen jetzt still sitzen musste. Sie würde ihm ja Beistand leisten, aber sie wusste wie.
    Plötzlich knallte ihr eine Hand auf die Schulter. Ryu guckte sie ernst an, scheinbar fand er es nicht so gut, dass während der Übung mit ihren Haaren spielte.
    "Tut mir leid.", sagte sie und machte wieder einen Schmollmund.
    Vollkonzentriert schaute Myra auf die schwarze Wasseroberfläche, die sich nur dann bewegte, wenn ein kleiner Wind diese bewegte. Der gleiche Wind bewegte auch leicht ihre Haarpracht. Sie fühlte den kühlen Wind auf ihrer Haut und spürte die Frische der Natur. Tief atmete die Schneiderin den Atem der Natur ein und fühlte diesen durch sie hindurch strömen. Es war etwas total anderes mal ruhig zu sein, als die ganze Zeit umher zu springen.

  12. Beiträge anzeigen #172
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Es war ganz, wie Ryu es vor ein paar Tagen geahnt hatte: Myra war zu unkonzentriert, um sich auf etwas zu fixieren. Das hatte er an ihrere Reaktion nach kurzer Zeit gemerkt. "Schließe deine Augen... Bleib völlig entspannt und ruhig. Konzentriere dich auf deine schmerzenden Muskeln... Versuche es... Du wirst sehen, wenn du die Schmerzen geistig als nicht so schlimm erachtest, wird es dir auch nicht mehr so schwer fallen dein Training weiter zu absolvieren. Es ist alles eine Frage des Willens. Also... Augen zu und konzentrieren... Halte dir vor Augen, warum du tust, was du tust... Frage dich, warum du es tust und welchen Sinn es haben könnte... Hinterfrage dich selbst. Komme zu neuen Erkenntnissen über dich selbst... Und lerne, deine eigene Ruhe zu bewahren..."

    Ryu setzte sich auf einen Hocker hinter ihr und beobachtete sie genau. Er war gespannt, ob sie verstanden hatte, was er meinte. Die völlige Einheit zwischen Geist, Seele und Körper zu bilden und in die eigene, innere Ruhe zu kehren. Sich ganz von jeglichen, belastenden Gedanken zu befreien und voll und ganz auf eine Sache zu konzentrieren... Es war schwer. Er selbst war am Anfang während der Meditationen eingeschlafen, doch mit der Zeit würde kommen, was so kam... Da war sich Ryu sicher. Auch bei Myra...

  13. Beiträge anzeigen #173
    Burgherrin Avatar von Myra
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    Myra ist offline
    Nachdenklich saß sie nun am Ufer und versuchte etwas über sich herauszufinden. Ryu sagte das so einfach, dabei war es eben nicht so einfach, wie er es sagte. Die Schneiderin hatte soetwas noch nie gemacht und hatte es bisher auch nie vorgehabt. Eine innere Ruhe finden, den Geist und den Körper in eine Einheit bringen. Das klang alles ziemlich hochtrabend und leicht übertrieben im Sinne der Adligen. Den Einhandkampf hatte sie schließlich auch ohne eine solche Einheit gemeistert. Außerdem wollte sie nicht einfach tatenlos am Ufer sitzen. Es gab wesentlich wichtigere Dinge, die sie erledigen wollte. Ruhe finden würde sie in ihrem Bett und eine Einheit zwischen Geist und Körper war sie schon, denn sie war ja sie selbst. Irgendwie blieb ihr der Sinn dieser Übung noch verborgen. Wahrscheinlich hatte deswegen Ryu gesagt, dass es schwer war dieses zu finden. Doch wenn sie nichtmal direkt wusste, was sie suchen sollte, konnte sie nicht es nicht finden, egal wie schwer es war.
    Myra holte tief Luft. Sie versuchte eins zu werden mit etwas, dass sie umgab, vielleicht war das ja ein richtiger Ansatz. Die Luft durchströmte sie abermals, aber noch konnte sie keine Veränderung spüren. Sie versuchte nocheinmal sich vollkommen in ihrer Umgebung zu verlieren. Eins zu werden mit allem, eine Ruhe zu finden.
    "Ich kann nicht mit irgendwas eins werden, was ich nicht als etwas begreifen kann.", sagte Myra schmollend und ließ sich nach vorn fallen.
    Auf dem Bauch lag sie auf dem Steg und blickte in das schwarze Wasser. Ihre Blicke vertieften sich immer mehr in den ruhigen Bewegungen des Sees, welcher hin und wieder vom Wind bewegt wurde. Zusammen mit ihren Blicken verloren sich die Gedanken in der Tiefe der Flüssigkeit. Bis die Adlige ganz darin versank und überhaupt nicht mehr daran dachte wiederaufzutauchen. Sie spürte nichts, was sie stören könnte, nichts zu fühlen. Die Schneiderin war einfach auf diesem Steg und blickte ins Wasser ohne dabei darauf zu achten, dass sie nur in einen See schaute und dabei nichts tat.

  14. Beiträge anzeigen #174
    Veteranin Avatar von Nanami Rin
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    Nanami Rin ist offline
    Fröhlich pfeifend und die Fidel am Gürtel festgeschnallt latschte Nanami Rin in Richtung der Grünen Krähe - mal wieder. Aber diesmal weder um zu essen, noch um sich mit jemandem zu treffen. Sie wollte von Aidars großem Wissen über die gesamten Sildener Bewohner profitieren - und fragen, wo Vida, die alte Dame, die ihr den Weg zu Yared gewiesen hatte, wohnte. Er würde es sicher wissen. Aidar wusste, wenn man bestimmten Quellen trauen konnte, alles und sah alles.
    So trat sie mal wieder ein in die Taverne, sah kurz den wenigen Gästen beim Mittagessen zu und Aidar, wie er mit einem Krug voller Irgendwas an ihr vorbeihastete, ein paar Schlucke verschüttete und den Krug schließlich auf einen Tisch knallte. Die Flecken gesellten sich zu anderen.
    Ein wenig außer Atem wischte sich der Wirt den Schweiß von der Stirn und trat zu Nanami.
    "Wie kann ich dir denn heute helfen, Liebes?", fragte er mit einem säuerlichen Lächeln. Scheinbar hatte er viel zu tun.
    "Sag mir einfach, wo ich die alte Vida finden kann, dann kannst du gleich weitermachen.", antwortete Nanami sachlich.
    "Vida... Nun, also... Die hat ja eine Nacht mal hier ein Zimmer bezogen."
    Das junge Mädchen nickte. Das wusste sie ja schon.
    "Dann ist sie in ihre Hütte gezogen... Die steht... Warte... Ach..."
    Nach einigem Überlegen konnte der Wirt Nanami den Weg beschreiben und schob sie nach draußen. Er hatte wohl wirklich viel zu tun.

    Ein paar Minuten später klopfte das Mädchen an die Haustür der alten Frau.

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    „Ah, hallo Nanami“, grüßte die alte Vida, als sie um die Ecke ihres Hauses spaziert kam. Sie hatte einen Korb in der Hand, der vor wenigen Minuten noch mit altem Gemüse gefüllt gewesen war. Sie hatte es auf den Kompost hinter der Hütte gebracht. „Wie geht es dir, Mädchen?“
    Die blasse Rothaarige war ein wenig verwundert, fasste sich dann wieder und neigte den Kopf zum Gruß. Vida lächelte, schloss die Tür zum Haus auf und bat Nanami herein. Sie wies auf einen der Stühle am Tisch, während sie selbst Richtung Herd ging um Tee aufzusetzen.
    „Was gibt es, meine Liebe? Gefühlschaos oder aufkeimende Gefühle für einen Verwalter?“
    Undurchsichtig lächelte Vida. Sie konnte erahnen, was mit Nanami Rin los war. Wie gesagt, ahnen. Auch eine Frau wie Vida konnte sich fürchterlich täuschen. „Pfefferminze?“

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    "Danke, ich bin wunschlo... Na gut, ich nehme auch eine Tasse, gerne.", sagte Nanami auf den vorwurfsvollen Blick Vidas hin.
    Diese drehte sich zu ihrem Teewasser um und machte sich daran zu schaffen.
    "Aufkeimende Gefühle für einen Verwalter?" Bitte was? ... Nun, Verwalter... Ähm... Die Dame überfordert mich schon wieder!
    "Ich wollte da nochmal auf deinen Kommentar zu sprechen kommen, als wir zu Yared gingen... Wie bist du denn damit umgegangen, wenn du, ich zitiere, den jungen Männern den Kopf verdreht hast?"
    Ein bisschen peinlich war ihr die Frage allemal. Vida war nun... Naja, sicher eine gesprächige Frau. Aber was soll's, dachte Nanami. Was hab ich schon zu verlieren?
    Sie ließ sich auf den Stuhl fallen, auf den Vida sie gewiesen hatte und wartete auf Antwort und Tee.

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    „Mh“, machte die alte Frau grinsend, sie lag mit ihrer Ahnung vielleicht nicht ganz falsch. Dann dachte sie einige Augenblicke über die Frage des jungen Mädchens nach. Wie hatte sie früher den Männern den Kopf verdreht? Das Grinsen wurde breiter, bis an die Grenze des Möglichen.
    „Naja, ich möchte jetzt keinesfalls angeben, aber ich war eine wunderschöne, junge Frau gewesen. Und nun … gewollt war es eigentlich nicht, ich merkte ja nicht einmal wirklich, dass ich viele Männer durch mein Auftreten verzauberte. Ich war meist vertieft in meine Arbeit, da vergaß ich oft die Männerwelt um mich herum. Gerade im Krieg, wenn man nur mit Kerlen zu tun hat, schaltet man einfach ab und blendet sie alles aus, außer jene, die man zu verarzten hat.“ Der Teekessel pfiff, unterbrach die alte Frau. In aller Ruhe stellte sie zwei Tassen auf den Tisch, füllte den heißen Pfefferminztee hinein und stellte dazu eine kleine Schale mit Zuckerwürfeln dazu. „Nun, es kam dann die Zeit wo ich nach so viel Entbehrung in den Lazaretten meinen Spaß suchte. Und den fand ich auch. Es waren schon eine ganze Menge Männer, die ich in meinem Leben geliebt hatte. Manche waren wirklich nur ein spaßiges Abenteuer, andere waren ernsthafte und lang anhaltende Beziehungen.
    Nun, ich habe dann meist immer gelassen reagiert, wenn ich wusste, jemand fühlt etwas für mich oder zeigt Interesse. Klar, nervös war ich schon – das ist man immer – aber ich habe es mir nicht anmerken lassen. Vielleicht ist das auch erst hilfreich. Die ‚kalte Schulter’ zeigen und denjenigen somit zum Handeln bringen. Könnte eine Möglichkeit sein, so habe ich es früher in manchen Fällen gemacht.“ Sie zuckte mit den Schultern, trank einen Schluck Tee. „Vielleicht hilft es dir, vielleicht auch nicht. Letzten Endes muss jeder selbst wissen, wie er es richtig macht. Da gibt es keine Allzwecklösung.“ Dann lächelte Vida wieder. „Wer ist denn der Glückliche?“

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    Da Mädchen schlürfte den Tee und verbrannte sich beinahe die Lippen daran. Sie war mit ihrer Vermutung richtig gelegen - über das Thema wusste Vida wohl bescheid. Vielleicht besser als der Rest von Silden. Der Glückliche!, dachte Nanami und grinste. Ja, wahrscheinlich. Entweder ich oder er.
    Sie nahm sich ein Stück Würfelzucker und ließ es in die Tasse plumpsen. Es verlor seine Form und blieb als krümeliges Pulver am Boden der Tasse liegen.
    Ist alles hässlich, wenn es seine Form verliert?
    "Die kalte Schulter musste ich ihm wirklich nicht zeigen, dass er handelt."
    Sie dachte wieder an das Picknick. Dann an den Kuss. Picknick, Kuss, Kuss, Picknick. Immer dasselbe. Kuss. Sie hatte nicht wirklich an viele andere Dinge gedacht in letzter Zeit. Kuss.
    "Nun, du kennst ihn wohl..."
    Einen Moment überlegte Nanami, ein Rätsel daraus zu machen, aber was sollte es schon ausmachen, ihr den Namen zu verraten. Sie sollte verdammt nochmal endlich aufhören, sich zu schämen!
    Na was ist das jetzt, Rin? Du schämst dich... für deine Gefühle? Gefühle, ja? Und weißt du mittlerweile auch, welche? - Ach, sei endlich ruhig, du bist eine unwissende Stimme in meinem Kopf! Als ob du wüsstest... - Glaub nicht, dass ich so wenig weiß, Rin... Immerhin bin ich in deinem Kopf! Wild schüttelte das Mädchen den Kopf, um die trotzige Stimme loszuwerden. Irgendwie wurde sie ja von ihr selbst produziert, doch sprach sie ganz anders als sie.
    "Yared heißt er, du hast ihn mir vorgestellt."
    Leicht errötend blickte das Mädchen zu Boden.

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    „Dann hat mich mein Gefühl wirklich nicht getäuscht. Man hat es Yared doch schon angesehen, als du ihn das erste Mal getroffen hast. Er schien ganz durch den Wind.“ Die alte Frau lächelte freundlich. „Nun, ich denke er ist ein guter Mann. Er hat ein großes Herz, ist hilfsbereit und zuvorkommend. Warum sonst ist er wohl stellvertretender Lagermeister geworden? Das spielt da schon mit rein.“ Sie tätschelte Nanami Rins Hand. „Er mag zwar etwas schüchtern und in seine Arbeit vertieft sein, aber das macht ihn sicherlich aus. Keine falsche Wahl, das sage ich dir. Und wäre ich fünfzig Jahre jünger, würde ich auch mein Glück versuchen.“
    Dabei lächelte Vida keck und kicherte. Dann erhob sie sich urplötzlich und packte das Schild, welches sie an am Gartenzaun anbringen wollte. Dort stand schon ein mannshoher Pfahl, den ihr ein Nachbar aufgestellt hatte. Dort sollte das Schild dran, welches auf ihren Barbiersladen hinwies.
    Vidas Stube
    „Sag mal, Liebes, magst du mir nicht helfen das Schild hier draußen am Pfahl anzubringen? Ich könnte es auch alleine, aber zu zweit geht das sicherlich schneller. Hammer und Nägel liegen dort auf der Kommode. Dabei kannst du mir auch erzählen, was du persönlich denn an Yared findest.“

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    "Keine falsche Wahl." Na, da weiß ich ja, wen ich beschuldigen werde, wenn sie doch falsch ist. Irgendwie bestärkte Vidas Ansprache Nanami doch sehr. Ein guter Mann. Bestimmt. "Ein großes Herz", da stimme ich ihr schon zu. Wie würde ich da sonst reinpassen? Die trotzige Stimme in ihrem Hinterkopf schwieg. Vida wird schon recht haben, bei einer solchen Menschenkenntnis... Hut ab. Vertrauen wir ihr einfach mal... Und schauen, was die Zukunft bringt. Die Stimme schwieg immer noch. Willst du nicht auch noch mal deinen Senf dazugeben, Mädchen? - Meine liebe Rin, nun steh doch endlich dazu! - Zu was? Sie schwieg. Ach, dann lass mich doch in Ruhe...
    Nanami stand auf und holte Nägel und Hammer.
    Die Alte öffnete die Tür und Nanami folgte ihr. Vida zeigte auf den Pfahl, an dem das Schild angebracht werden sollte.
    "Soll ich halten und du nagelst, oder umgekehrt?", fragte Nanami und nahm ihr beinahe schon aus Höflichkeit vor ihrem Alter das Schild aus der Hand. Der Pfahl war etwas höher als sie. Schon leicht künstlerlisch überlegte das Mädchen, ob es wohl besser aussah, wenn der Pfahl noch oben rausschaute, oder wenn man das Schil ganz oben anbrachte. Sie entschied sich für Ersteres.
    "Auf diese Höhe? Was meinst du?"
    Sie hielt das Schild ungefähr auf Höhe ihres Kopfes gegen den Pfosten. Leicht war es nicht gerade. Aber zum Glück gelang es Vida schnell es festzunageln und so brauchte sie ihre Unterstützung nicht allzu lange.
    "Und was ich an Yared finde, das würde mich auch mal interessieren. Also, nicht dass ich nicht wüsste, was ich eigentlich an ihm mag, es ist mehr so, dass ich nicht weiß wie sehr ich ihn mag. Weißt du, ich war noch nie verliebt... Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt. Ich kann es nicht einschätzen, wie wichtig er mir eigentlich ist... Und ich will ihn nicht verletzen, wenn ich irgendwann merke, dass ich nur freundschaftliche Gefühle für ihn aufbringe. Aber... Nun, zur Zeit bin ich der Meinung, dass es mehr ist als nur das."
    Na siehst, du, Rin, glaubst du mir jetzt etwas doch? - Ach, sei doch ruhig. Du hast's ja bestimmt gemütlich in meinem Kopf, während mir doch immer noch der Körper am Bein hängt... Nun... du weißt was ich meine. Die Stimme schwieg. Vielleicht waren sie sich jetzt einig. Endlich.
    "Aber wie gesagt... Ich bin mir immer noch nicht sicher über meine Gefühle. Unbekanntes Terrain."

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