Hi,
am Donnerstag steht ja Vergleichsarbeit zu Gedichtsinterpretationen an -.- Na ja, habe mal ein wenig geübt und wollte mal fragen, wie ihr meine Interpretation zu Heidenrößlein (http://www.uni-protokolle.de/foren/viewt/75370,0.html) findet:
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In dem Liebesgedicht „Heidenröslein“ von Johann Wolfgang Goethe geht es um eine nicht erwiderte Liebe, die daraufhin versucht wird zu erzwingen.
Das Gedicht besteht aus 3 Strophen mit je 7 Versen. Das Reimschema kann man keinem genauen Typ zuordnen, kommt aber am ehestem dem Schweifreim gleich. Als Metrum liegt ein Trochäus vor, wobei sich weibliche und männliche Kadenz abwechseln, was ein Liebesthema oder zumindest oder zumindest Mann und Frau als Zentralfigur nahe legt. Auffallend ist auch, dass der zweite und der letzte Vers einer Strophe identisch sind (beziehungsweise bei der 3. Strophe fast identisch), zusammen mit dem sehr häufig vorkommendem Wort „Röslein“ lässt es dem Leser offensichtlich werden, dass die Rose die Zentralfigur in diesem Gedicht ist.
In der ersten Strophe sieht ein „Knab‘“ und findet diese sehr schön. Dies wird durch das bildhafte Adjektiv „morgenschön“ (z.3) verdeutlicht. Außerdem wird beschrieben, dass der Knabe sofort zu der Rose rennen muss, um diese aus der Nähe zu begutachten (vgl. z.4). Dies verdeutlicht das große Interesse des Knaben, der männlichen Person in diesem Gedicht, an der Rose. Dies wird unter anderem durch die häufige Wiederholung der Rose weiter untermalt. Die Rose stellt dabei ein Symbol dar, nämlich ein Symbol für die Liebe. Da zur Liebe aber noch eine Frau fehlt, bedeutet das – auch vorausschauend auf die Personifikation in den nächsten Strophen – dass die Rose hier die Stellung der Frau einnimmt. Im Ganzen bedeutet das also, das es in der darum geht, dass ein Mann eine wunderschöne Frau erblickt und sofort große Interesse an ihr hegt, sich vielleicht sogar verliebt hat.
In der zweiten Strophe geht es darum, dass die Frau die Liebe nicht erwidert und sich mit allen Mitteln versuchen wird zu wehren. Die Strophe beginnt sofort mit einer Metapher. Der Knabe sagt: „Ich breche dich“(z.1), allerdings will er sie wirklich „brechen“, sondern damit ist eher gemeint, dass der Mann die Frau für sich beanspruchen will, vielleicht gar als sein „Eigentum“ betrachtet. Das Brechen bedeutet aber gleichzeitig der zerbrochene Mensch, der nach so einer Erfahrung aber übrig bleibt. Das „für sich beanspruchen“ wird also gleich auf sehr negativer Weise ausgedrückt. Daraufhin wird durch eine direkte Personifikation der Rose auch dessen Rolle endgültig, denn diese spricht direkt: „Ich steche dich, Daß du ewig denkst an mich Und ich will’s nicht leiden“ (z.10 ff.). In dieser Aussage kommt außerdem eine Antithese vor: Wenn man jemanden weh tut beziehungsweise sich gegen ihn erfolgreich wehrt, dass ist das ja eine Situation, an die man sich eigentlich nicht erinnern möchte. Der Sinn wird aber schnell klar: Dadurch wird im besonderem Maße betont, dass sie sich mit allen Mitteln verteidigen wird, da sie „selber nicht leiden will“ (vgl. z.12).
In der letzten Strophe muss sich die Frau, hier also die Rose, aber endgültig geschlagen geben. In den ersten beiden Zeilen bricht der Knabe die Rose schließlich, das bereits angedrohte wurde Wahr gemacht. Das „brechen“ kann hier wieder einerseits als das Beanspruchen der Frau verstanden werden, aber auch als das Leid, dass ihr zugefügt wird. Was genau geschieht ist nicht klar, allerdings liegen eine Vergewaltigung oder andere sexuelle Belästigungen nah. In Zeile 18 und 19 werden die Interjektionen „Weh“ und „Ach“ zur Betonung der aussichtslosen Lage verwendet (vgl. z.18). In Zeile 19 wird einerseits eine Inversion zur Betonung der Rose verwendet („mußt‘ es“), allerdings wird der Satz durch das Wort „eben“ zu einem Euphenismus, da der Satz so sehr beschönigt herüber kommt.
Es wird im gesamten also schon eine nicht erwiderte Liebe geschildert, aber noch viel mehr, nämlich auch, in welchen Wahnsinn Betroffen durch eine solche Liebe getrieben werden können, wie es sie dazu zwingen kann, ethische Richtlinien zu verlassen und welche grauenhafte Konsequenzen entstehen können.
Obwohl die Zeit Goethes nun auch recht lange her ist, behandelt es doch noch ein heute sehr aktuelles Problem. Ich denke, dass solche Situationen wirklich des Öfteren vorkommen und finde in dem Gedicht sehr gut verarbeitet. Man muss dabei auch denken, in welche Zeit Goethes gelebt hat: Damals wurde dieses Thema nicht wirklich popularisiert, im Gegensatz zu heute, wo solche Themen in wieder in den Medien aufgegriffen werden. Ich finde also, dass Goethe damit seiner Zeit quasi schon voraus war und sich erfolgreich an eines der Tabu-Themen der damaligen Zeit herangewagt hat.
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