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'...nein, nein, nein, Vendor. Da hast du Unrecht, Existentialismus endet nicht mit dem Tod, das Streben macht den Menschen aus und laut der Lehre des Existentialismus strebt der Mensch auch im Jenseits weiter. Aber genau das ist des Pudels Kern oder Madonnas Dickdarm, was ist das Jenseits... Und was ist, wenn es es nicht gibt? Weil dann sitzen wir in einer blöden Situation, dann ist das alles hier irrelevant, dann können wir tun, was wir wollen, ohne das es jegliche Auswirkungen hat, dann leben wir in Sinnfreiheit... Dann sollte ich eindeutig mehr Sex haben, verflucht nochmal, mehr als ohnehin schon!'
Geradezu euphorisch versuchte der Waldläufer sich in gute Stimmung zu bringen, seine Bedrücktheit zu verscheuchen, aber er merkte, dass es eine Farce war und das es wohl beim Versuch bleiben würde.
'Ach Vendor, würde ich doch nur trinken, für genau diese Momente ist Alkohol gemacht, um zu vergessen und uns auf den nächsten Tag zu vertrösten.', sagte Dekker und fuhr mit seinem Blick über die Menge der Sildener, die sich in der Taverne aufhielten, die meisten von ihnen hatten einen Krug vor sich stehen, Met... oder Bier, Mittel, um einen Abend in Stimmung zu bringen. Aber plötzlich erhaschte Dekker einen Blick auf ein bekanntes Gesicht unweit von ihm. Yared stand da und lauschte den philosophischen Exkursen Dekkers.
'Ich hoffe, du hast nicht nur die Abhandlung übers Bier gehört, die war zwar rhetorisch brilliant, aber nicht sonderlich geistreich. Darf ich dich auf was zu trinken einladen? Setz dich her, Vendor hat mir schon nichts mehr entgegenzusetzen.'
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Sildener Taverne
Yared setzte sich auf den freien Barhocker neben Dekker.
„Nun es gibt ein Sprichwort bei den Soldaten: ‚Der Alkohol ist der Grund und die Lösung aller Probleme!‘“
Er nahm den vollen Bierkrug von Aidar entgegen und nippte an dem kühlen Gesöff. Dann setzt er bedacht seinen Gedankengang fort.
„Der Alkohol ist eine Methode zu vergessen, sich einer Illusion des Lebens hinzugeben. Hin und wieder beschert es einem schöne Stunden, doch sollte man nie vergessen, dass Betäubung letztendlich nicht gegen Ziellosigkeit und Verzweiflung hilft. Der Effekt von Alkohol ist nur temporär und danach kommt das Gefühl der Ohnmacht, der Wehmut nach dem, was man hätte in der Zeit, in der man betäubt war, in der man für die Welt nicht existierte, tun können, um dem eigenen Leben Sinn zu verleihen. Man macht sich nur immer mehr Vorwürfe und ersäuft sie wieder. Es ist ein Teufelskreis. Deshalb such dir lieber ein Ziel für dein Leben und wenn es nur temporär ist. Arbeite dich Stück für Stück durch das Leben, um ihm Sinn zu geben.“
Er trank einen großen Schluck des dunkeln Gebräus und leckte mit der Zunge den Schaum aus seinem Bart.
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'Unserem Leben Sinn zu verleihen? Aber was, wenn es keinen möglichen Sinn gibt? Was wenn es wirklich sinnfrei ist? Dann können wir keinen Sinn in unser Leben bringen, dann sollten wir uns vielleicht wirklich der Illusion hingeben... Uns betäuben lassen, davon zu schwimmen im Rausch. Denn, wer säuft, stirbt früher, aber hat dafür doppelt so viel gesehen.
Alkohol schenkt einem etwas, was im Leben schwer zu erreichen ist, Unbeschwerheit. Er nimmt die Sorgen, macht dich los von den Fesseln deines Lebens. Und sei es temporär, es gibt einem mehr, als vieles andere.
Und all diese Thesen führen immer zur selben Frage, erstaunlich, hm? Was ist danach? Ein Jenseits, ein neues Disseits? Reincarnation? Hölle? Ein Reich Adanos? Ein Leben als Geist? Oder Nichts... Schwärze, Sinnfreiheit. TOD.', Dekker starrte auf irgendeinen Punkt, den sein Auge fixierte, der aber nicht weiter von Bedeutung war, in seinem Kopf spielten sich andere Bilder ab, Bilder von Menschen, die er getötet hatte, war es das Richtige gewesen? Er konnte keine Antwort geben, aber er hatte es nie aus Spass getan, er hatte seine Pflicht erfüllt.
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Sildener Taverne
„Unbeschwertheit suchst du?“
Er grinste halbherzig und fuhr belehrend fort.
„Vollkommen unbeschwert ist nur der Tod. Leid gehört zum Leben dazu, wie die Nacht zum Tag, wie das Licht zur Dunkelheit.“
Yared nahm noch einen Schluck aus dem Holzhumpen.
„Der Rausch löst nicht die Fesseln des Lebens, er ist die Fessel. Er bindet dich in einer dumpfen Illusion, in einem farblosen Abklatsch von Schönheit, und hindert dich daran die wahre Schönheit in der Welt zu fühlen.“
Er bemerkte, dass seine Ausführungen, die anscheinend etwas zu laut geraten waren, langsam aber sicher das Interesse der anderen Gäste auf sich zogen. Immer mehr Sildener und Waldläufer drängten sich um die Diskussionsgruppe. Das war ein Thema, das sie alle betraf.
Vendor schien jetzt auch wieder Interesse an der Diskussion zu bekommen und erhob einen Einwand: „Aber die Welt ist grausam und blutig, voller Tod und Zerstörung - wenn ich da nur an den Überfall der Rebellen von Okara denke.“
Einige der Umstehenden brummten zustimmend.
„Ja, Ich weiß die Welt ist grausam und voller Tod und Zerstörung - das hab ich selbst oft genug gesehen, in der Armee und in Nordmar – aber ist das ein Grund, sich durch das Leben zu saufen und sich in körperlichen Lustspielchen zu vergraben? Das ist erstrecht sinnfrei. Jemand der so lebt, lebt nicht, er vegetiert und das nicht einmal, wie es Pflanzen oder Tiere tun.“
Langsam ergriff irgend etwas Besitzt von Yared, eine Art unbezwingbarer Enthusiasmus. Er nahm noch einen Schluck Bier, denn seine Kehle war ganz trocken vom vielen Reden.
„Das ist kein Leben, sondern Flucht und Verschwendung der Lebenszeit, der Zeit, die uns von Adanos gegeben wurde, um sie sinnvoll zu nutzten. Adanos vergibt Leben genauso wenig leichtfertig, wie Macht über Lebewesen – ihr als Waldläufer solltet das doch eigentlich wissen.
Schaut euch die Bäume an, wie sie jeden Frühling neu in einer wahnsinnigen Kraftanstrengung frische grüne Blätter austreiben, obwohl klar ist, dass sie sie im Herbst wieder verlieren. Genauso, wie die Sonnenblumen in der Sonne baden, obwohl sie schon morgen in der Hitze eingehen können, und der Wolf es genießt, den Vollmond anzuheulen, obwohl sein Überleben in der Eiswüste Nordmars jeden Tag aufs Neue ungewiss ist. Nutzt die Zeit, die ihr habt. Ihr wisst nie, wann sie vorbei ist.“
Er steigert sich weiter hinein, wobei der nüchterne Verstand Yareds nebenbei bemerkte, dass es wohl religiöser Wahn oder so etwas sein musste. Aber er fühlte, dass es die Wahrheit war, was er sagte.
„Alle Lebewesen genießen das Leben, denn Tod und Zerstörung kommen früh genug. Nur der Mensch und vielleicht der Ork machen sich Gedanken darüber, wie man das Leben vermeiden kann. Aber wer das Leben vermeidet, wer dem Leben ausweicht, der lebt nicht und wer nicht lebt, ist tot bevor er gestorben ist.
Glaubt mir: Das Leben jeder Kreatur hat einen Sinn, sonst hätte Adanos das Leben nicht geschaffen. Auch wenn wir unsere Bestimmung, unseren Lebenszweck nicht kennen, sollten wir darauf vertrauen können, dass Adanos eine Rolle für uns in der Welt vorgesehen hat.“
Die meisten der Anwesenden, Dekker voran, schauten etwas irritiert ob dem Gedanken den Yared da spann, was ihn nicht davon abhielt fortzufahren.
„Es gibt aber einen Ort, an dem ganz sicher alle von uns nach dem Tod irgendwie weiterleben - es sind die Erinnerungen derer, die man zurücklässt. Und was von uns in den Erinnerungen derer, die uns wichtig sind, weiterlebt hängt davon ab, wie wir uns verhalten haben im Leben. Jemand, der sein Leben versoffen hat, wird schnell verblassen. Tun wir unser Bestes, dass dies nicht passiert.
Und sollte es nach dem Tod nichts geben, wofür es sich zu leben lohnt, kann ich mir wenigstens sagen, dass ich mein Leben nicht vertan habe, solange ich daran glaube, dass alles, was ich tue für irgendwen, Mensch oder Gott, einen Sinn ergibt.
Wenn es etwas nach dem Tod gibt – wovon ich fest überzeugt bin - , wäre ich doch schön blöd, mir das, was danach kommt, zu versauen oder gar entgehen zu lassen. Das wäre ja auch noch schöner.“
Nun hatte Yared die meisten überzeugt. Denn niemand wollte sich das Leben nach dem Tod versauen.
„Das Leben ist von Adanos geschenkt. Deswegen haben wir auch nicht das Recht Leben zu nehmen und über andere zu verfügen, wie über Sklaven. Wenn wir aber gezwungen sind, anderen das Leben zu nehmen, so sollten wir diese Lebewesen Adanos anvertrauen, er wird sich darum kümmern, dass unsere Fehler der Welt nicht zum Schaden werden.
Seien wir ein leuchtendes Beispiel für den Sinn des Lebens, für den Plan Adanos‘ und der auf welche Weise auch immer lebendige Beweis für den Sinngehalt der Existenz von Leben.“
Yared wusste nicht ob es Adanos war, der ihm diese Worte eingab, aber er wusste, dass es seine eigenen Worte waren und dass sie auch für ihn selbst bestimmt waren.
„Wenn wir dem Pfad folgen, den Adanos für uns bestimmt hat, dann können wir sagen, dass wir wirklich gelebt haben. Nun kennen wir den Pfad Adanos‘ nicht, wissen nicht, wo er hinführt. Doch Adanos weiß es. Lassen wir uns von ihm führen, sonst bleibt am Ende von uns und unserem Leben nur der schale Beigeschmack von Brackwasser übrig.“
Eigentlich hatte Yared noch heute aus Silden verschwinden wollen, doch nun erkannte er, dass sein Platz hier war, hier in Silden bei den Waldläufern, bei den Dienern des Lebens, den Bewahrern der Schöpfung Adanos‘. Dies war sein Pfad, der ihm von Adanos zugedacht war.
Geändert von Yared (14.04.2009 um 11:31 Uhr)
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„Was meinst du wie lange es dauern wird, bis sie die Gewänder fertig hat?“ fragte Hannah Melford, während sie weiter in Richtung Stadtmitte gingen. Hannah wollte eigentlich nur ihre Hochzeit ankündigen, aber Melford suchte nach einer Möglichkeit sich mal wieder ein wenig Nützlich zu machen. Dabei hoffte er zu einer der Patrouillentrupps hinzu stoßen zu können. Ein kleiner Kampf wäre ihm durchaus willkommen, doch auch ein Patrouillengang durch die umliegenden Wälder wäre für ihn eine interessante Abwechslung.
„Es wird sicher einige Tage dauern. Vielleicht muss sie auch noch die Stoffe besorgen lassen, wenn sie nicht die richtigen Materialien auf Lager hat. Und die Produktion selber wird auch nicht so einfach werden. Zumindest klang sie sehr enthusiastisch, als ihr die Entwürfe besprochen habt.“ meinte Melford und lächelte ihr zu. „Außerdem ist noch ausreichend Zeit, mach dir keine Sorgen.“
„Nein ich mach mir keine Sorgen. Ich bin nur ein wenig aufgeregt.“
„Ich auch etwas, aber es wird schon werden.“ log der Kämpfer, um Hannah ein wenig zu beruhigen. Um die Hochzeit machte er sich derzeit noch keine Gedanken, schließlich war noch ausreichend Zeit bis es soweit ist.
„Hey, schau mal da Vorne. Ist das nicht auch einer der Druiden?“ fragte sie und zeigte auf einen jungen Mann, den Melford noch ganz gut kannte. Kurz entschlossen nahm er sie an die Hand und rannte mit ihr dem Druiden entgegen.
„Hey Ornlu!“ rief Melford, als sie nahe genug herangekommen waren. Ornlu drehte sich zu den Beiden um und schien zumindest Melford wieder erkannt zu haben. „Hannah, dass ist Ornlu, er hat mich vor langer Zeit mal aus dem Wald gefischt.“ sagte der Kämpfer und schmunzelte ein wenig. Dann zeigte er auf Hannah und stellte sie vor: „Und das hier ist meine Verlobte. Hannah und ich haben vor zu Heiraten.“
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Bald würden sie aufbrechen, ein paar mehr hatten sich bei Ornlu gemeldet und langsam sah die Sache ganz passabel aus. Das einzige was er hoffte, war dass alle überleben würden. Hin und wieder machte er sich Gedanken um die Wächter die damals mit ihm Okara beäugten und von denen keiner außer er überlebte. Sicher war es Varek und seine Männer die mehr Erfahrung hatten und einen Hinterhalt gelegt hatten, aber er war es der dann den Mut fassen musste ihre Väter und Mütter aufzusuchen und zu erzählen wie ihre Söhne starben. Eine Erfahrung die nicht einfach war. Aber es half, denn niemand gab Ornlu die Schuld. Gedankenversunken merkte er erst jetzt das Paar das sich genähert hatte.
"Bewahret. Dann gratuliere ich euch beiden. Wann soll euer Tag des gemeinsamen Bundes stattfinden?", fragte Ornlu und lächelte etwas auf um Melfords Verlobten die Angst etwas zu nehmen. Sah man Ornlu in die Augen, sah man ein Tier, dass einen wie die Beute beäugte. Ein Grund weshalb in Silden die Leute über den Druiden nicht immer gut sprachen, er war ihnen nicht geheuer und seine unbekannten, großen Kräfte samt der vielen wahren und unwahren Gerüchte taten den Rest dazu.
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„Danke dir. Naja, wir meinten, dass das Frühlingsfest eine passende Gelegenheit wäre. Wenn ganz Silden in Feierlaune ist, dann wird es sicherlich ein tolles Fest, nicht?“ Hauptsache das Wetter spielt mit und…“ meinte Melford, der aber unerwartet von seiner Liebsten unterbrochen wurde.
„Nun, ich bin sicher, dass ihr euch noch einiges zu erzählen habt. Ich muss noch etwas erledigen. Bis dann Schatz!“ sagte Hannah etwas aufgeregt und küsste Melford auf die Wange.
„Ja bis dann!“ rief er ihr hinterher und fand ihr Verhalten ein wenig seltsam. Was sie wohl hat? Gar nicht ihre Art so schnell zu verschwinden. Ob es wegen Ornlu ist? Naja, ich werde sie dann mal Fragen. Dachte er und wandte sich wieder dem Druiden zu.
„Naja, was ich aber eigentlich fragen wollte ist, ob du nicht irgendwelche Neuigkeiten hast. Ich meine, ich könnte mal wieder etwas zu tun gebrauchen. Eine Abwechslung von der Gartenarbeit, weist du?“
Geändert von melford (14.04.2009 um 16:01 Uhr)
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Ornlu steckte sich einen Sumpfkrautstängel an. Es war wieder Zeit und da er etwas reden würde, ganz ok.
"Nun, da gäbe es was. Keine Gartenarbeit, fern von Silden und mit Gefahren verbunden, aber nicht so wie damals auf der Insel - hoffe ich. - Achja und deine Kleine baucht sich vor mir nicht fürchten. Manches über mich stimmt, manches auch nicht. Die Wahrheit ist, sie hat mir nichts böses getan und hat es nicht im Sinn, deswegen muss sie auf das Geschwätz manch Sildenerin nicht hören. Du kennst mich ja auch."
Der Druide nahm einen starken Zug und lehnte sich an eine Hüttenwand.
"Ich stelle die Tage einen Trupp zusammen der in die Monterawälder geschickt wird. Mit Okaras Fall ist es schwer geworden das große Waldstück da zu überschauen. Man bräuchte hunderte Waldläufer. Ich wuchs in den Monterwäldern auf und kenne sie. Wir sollen da schauen wie die Lage ist und den Ort aufsuchen, den ich im Sinn habe. An der Passage muss alles vorbei, was in unsere Wälder will. Danach noch einen Ort für ein künftiges Waldläuferlager sichten und das wäre es soweit. Mit jedem Tag schweift der Blick unserer Feinde mehr und mehr gen Silden. Von Tag zu Tag erkenne manche mehr und mehr auch, dass man handeln muss. Die Feinde wollen nicht die Sildener, sie wollen die Waldvölkler die gegen sie kämpfen. Der Verband der gen Monterawälder in Zukunft geht ist der Anfang. Myrtana wird von uns auf dne alten Pfaden des Waldvolkes wieder bewandert. Du kannst dich somit als eien Art Pionier sehen, wenn du mit willst? Willst du mit?", frage Ornlu und stieß einen grünlichen Rauchquall aus seiner Nase.
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„Die Monterawälder…“ sagte Melford vor sich hin und dachte dabei an seine Familie, die dort vor gut 2 Jahren bei einem Brand umgekommen ist. Vielleicht kann ich bei dieser Gelegenheit meinem Elternhaus einen Besuch abstatten. Es würde mich schon interessieren, was aus der abgebrannten Hütte und dem Anwesen geworden ist. Vielleicht ergibt sich ja die Möglichkeit für diesen kleinen Abstecher. Dachte er und sah in dieser Aktion seine Chance.
„Nun ja, um Pionierruhm geht es mir eher weniger. Aber wenn ich etwas für die Sicherheit und den Schutz meiner Heimat tun kann, dann bin ich dabei.“ sagte Melford mit einem lächeln und dachte dabei an Hannah und allem was ihm etwas bedeutete. Hier ging es um seine Zukunft und Freiheit und die seiner Familie. Da musste er einfach etwas selbst in die Hand nehmen.
„Also in ein paar Tagen geht es los, nicht? Dann werde ich mich noch ein wenig vorbereiten müssen. ’Nen schönen Tag noch.“ sagte der Kämpfer und verabschiedete sich somit von Ornlu, der genüsslich seinen Stengel rauchte.
So ein Stengel wäre jetzt was feines, aber wenn ich schon wieder verraucht nach Hause komme, dann zieht mir Hannah die Ohren lang. Dachte Melford und genoss stattdessen den sanften Frühlingsduft.
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Es war ein schöner Tag, dieser Tag. Doch irgendwie war er wie der Tag davor und der wiederum war so, wie der davor.
Favril stand am See und übte sich in Geduld. Es waren immer so Zeitabschnitte, unterbrochen von kurzen in-den-See-renn-Momente oder kleinen Kraft- und Fitnessübungen.
Doch die meiste Zeit stand er am Ufer und ließ sich die pralle Sonne auf das Gesicht scheinen.
Und diese Übung zeigte ihre Wirkung. Das lange Stehen, das Nichtstun machte dem Jungen nichts mehr aus. Das einzige Problem war sein knallrotes, brennendes Gesicht.
Er hatte die Aufgabe verstanden und gemeistert, zumindest in seinen Augen.
Als die Sonne tief im Westen stand, löste sich der angehende Schwertkämpfer aus der Haltung. Es war an der Zeit, Dekker zu suchen.
Doch davor wollte Favril sich den Schweiß und Staub von der Haut waschen. So rannte er Hals über Kopf in das kühle, kalte Element. Mit tropfenden Haaren war er jedoch schnell wieder draußen.
Und fastwie erwartet, stand Dekker am Ufer und erwartete seinen Schüler...
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'Favril, ich glaube, du bist soweit. Du hast etwas wichtiges gelernt bei dieser Lektion, etwas, das du ohnehin schon hattest, aber das es gilt zu formen. Disziplin, aber nicht auf die Befehle von irgendjemanden hören zu können, sondern Disziplin mit dir selbst, in Kombination mit Ehrgeiz. Selbstdisziplin.
Du musst dich selbst zu etwas zwingen können, deinen Körper überwinden und etwas einfach tun, auch wenn es nciht direkt sinnvoll erscheint.
Bis jetzt war es herumstehen und angeln, aber jetzt legen wir die Latte etwas höher. Ich weiß, du bist kräftig, geradezu stark, aber hier geht es nicht um Kraft, jetzt geht es um Grenzen. Los, geh mal in die Liegestützposition.
Was ich dir hier beibringe, ist nicht ein Superkämpfer zu werden, sondern ich bringe dir bei, wie du nicht getötet wirst. Es gibt zwei Dinge, die ein Kämpfer, ein Krieger, wie auch der Waldläufer einer ist, beherrschen muss, zum einen seine Waffe, aber zum Anderen und das vor allem: sich selbst.
Los, pumpen, geh runter, bis zum Boden, deine Eier müssen im Gras hängen, und jetzt hoch, aber langsam... Ja, das geht locker. Das ist leicht, das ist einfach... Noch.', Dekker schritt um den Jungen herum, sein Ton war enthusiastischer geworden, wie ein Feldherr, der sein Heer auf eine Schlacht einstimmte und das war es hier ja auch, eine Schlacht gegen sich selbst.
Augenblicke später war Dekker neben Favril im Liegestütz.
'Und jetzt weiter, eins- zwei- drei-', Dekker pumpte neben dem jungen Kerl her, lange war es her, dass er sich zu etwas wie diesem hier zwingen musste, damals hatte er oben an der alten Ruine trainiert, war ohnmächtig geworden vom vielen Trainieren, aber er war stärker geworden, nicht nur körperlich, sondern vor allem mental.
'Los, das ist doch noch nichts, wir werden das solange machen, bis wir umfallen und denk daran, es geht nicht um Kraft, die hast du, es geht um Grenzen! Beherrsche dich selbst!'
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Endlich war ein Tier in die Falle gegangen. Orormin hatte Glück es war ein WIldschwein was sich zum Weg an den See in seiner Grube verrirrt hatte. Das herrvorragende an der Sachen war außerdem das das Tier direkt gestorben war den es schlug, nachdem es über das Seil gestrauchelt war, mit dem Kopf zuerst in der Grube auf. Also musste Orormin das Tier nur noch ausschlachten. Kurze Zeit später ging er wieder zu seinem provisorischen Lager zurück, mit 10 Kilo Fleisch im Gepäck. Nie zuvor hatte er so viel Fleisch von einer Jagd mitgebracht. Orormin frohlockte zu sich selbst:" Jetzt muss ich einige tage nicht jagen gehen und kann mich mal im Dorf umhören." Bevor er jedoch nach Silden ging verstaute er das Fleisch noch in einem Blathaufen, welchen er in der Schnelle aufschüttete. Dannach ging Orormin mit seinem Geld, was er noch schnell ausbuddelte, nach Silden. Es würde eine Weile dauern denn Silden war relativ weit entfernt.
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Darauf hatte Fav gewartet.
Es ging ans Eingemachte. Während er seine Arme einknickte und streckte, spukte da etwas in seinem Kopf umher. Das war etwas, was Dekker gesagt hatte. Ein Wort, das sich im Kontext so sonderlich angehört hatte.
Er kam erst nicht drauf, doch als die ersten Schweißtropfen von seiner Stirn perlten, fiel es ihm ein.
Waldläufer. Es hörte sich so an, als wenn Dekker einen Waldläufer aus ihm machen wollte. Zumindest den Weg dorthin bereiten. Ja, das war gut. Es hörte sich sehr gut an.
Vor lauter Ehrgeiz pumpte Favril, was das Zeug hielt. Er merkte die Anstrengung schon in den Armen. Da fiel ihm etwas anderes ein, was sein Lehrmeister gesagt hatte. Es ginge nicht um Kraft, sondern um Disziplin.
Nicht umsonst hatte er so lange geangelt, er hatte etwas wichtiges gelernt.
Weniger ist manchmal mehr.
So schaltete er einen Gang zurück und verdrängte jeglichen Gedanken aus seinem Kopf. Er sah nur noch den Boden vor sich, wie er imer näher kam, um dann doch wieder in die Ferne zu rücken. Fast wie beim Angeln, wo er den Himmel sah, und nur den Himmel sah.
Er verdrängte den Schmerz in den Armen und im Rücken genau so, wie die Schmerzen in den Beinen beim Angeln. Es war im Grunde das gleiche, nur intensiver.
Favril fand es weiterhin angenehm, dass sich Dekker nicht zu fein war und neben ihm pumpte. So hatte er obendrein einen Anspurn, auch wenn es nur zweitrangig war.
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Der Boden unter ihm war staubig, umso deutlicher zeichnete sich der erste Schweißtropfen ab, der von seiner Stirn perlte und im Staub unter ihm auftropfte, aber er sollte nicht lange einsam sein.
Ob es sein Rhythmus war, den er gefunden hatte? Er wusste es nicht, dass einzige was er spürte, war die aufkommende Monotonie. Genau das, war der Zustand, den es zu erreichen galt, genau in dieser Lage konnte man Grenzen übertreten, die einem sein Körper stellte.
Er spürte die Bewegung, aber nicht die Konsequenzen, er gab den Impuls, die Folgen aber blieben im Nirvana hängen. Schweiß perlte von seinen Haaren, pflatschte auf den Boden und band den Staub, verfärbte ihn in ein dunkleres Braun...
Der Bart musste geschert werden. Eindeutig, der Bart musste weg und die Haare mussten gestutzt werden! Dekker wusste nicht, woher dieser Einfall kam, aber ihm erschien er sofort einleuchtend. Aber die Sache war sekundär, primär war die Ablenkung, noch leichter ließ er sich zum Boden sinken und presste sich durch die Kraft seiner Arme nach oben. Auch Favril neben ihm pumpte fleißig, wenn auch ein wenig langsamer als Dekker, aber der Waldläufer wusste, auch der junge Bauernsohn würde seine Grenzen knacken.
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Immer und immer weiter, immer und immer mehr.
Alles brannte, sein Körper schrie; doch Favril dachte gar nicht daran. Er überhörte es einfach, wie eine Provokation, die man einfach überhörte.
Die Sonne verschwand allmählich hinter dem Horizont und die beiden Männer drückten sich Mal für Mal vom Boden ab.
Es musste ein irres Bild gewesen sein, ein grotesk-komisches.
Doch noch komischer war das Gefühl, seinen eigenen Arm nicht mehr zu spüren. Es war einfach weg, einfach nicht mehr da.
Überrumpelt verlor der Jüngling das Gleichgewicht und sackte zusammen.
Schwer atmend blieb er bäuchlings im Dreck liegen.
Alles drehte sich, die Arme schmerzten ungeheuer, Favrils Körper war aber froh über das Ende der Anstrengung. Langsam bekam er die Kontrolle seines Arms zurück.
Als er die Augen öffnete - nicht wissend, wie lange er sie geschlossen hatte - stand Dekker lächelnd über ihm und reichte ihm die Hand.
» Danke « keuchte der Junge, als er sich den Staub abklopfte.
Man merkte Dekker die Anstrengung an, allerdings nur äußerlich, durch das schweißnasse Gesicht. Innerlich strahlte er die reinste Ruhe aus. Er atmete ruhig, bewegte sich ruhig und gelassen. Als wenn nichts gewesen war...
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'Gut, Favril, das gefällt mir schon sehr... Du gehst über deine Grenzen, du zwingst dich, du beherrschst deinen Körper. Aber jetzt kommt auch eine sehr wichtige Lektion, du musst dennoch auf ihn hören, musst ihm dennoch Pausen gönnen, musst ihn dennoch schonen, wenn er danach schreit, denn nur dann, kannst du ihn in den richtigen, in den wichtigen Momenten dazu zwingen über sich hinauszuwachsen.', sagte Dekker und blickte dabei unverwandt auf die schillernde Wasseroberfläche des Sildener Sees.
Auch der Jäger hörte jetzt auf seinen Körper, spürte die Schmerzen, die die Anstrengung hinterlassen hatte, spürte, wie erleichtert seine Muskeln waren, wenn sie sich nicht anspannen mussten, wenn ihr Herr einfach ruhig dasaß.
Er atmete tief durch, genau das waren Momente, die auch der härteste Kerl mal brauchte, totale Ruhe, totale Gedankenlosigkeit.
Viel zu abrupt tauchte er wieder in die Gegenwart, musste sich kurz besinnen, um sich zu erinnern bei welchem Thema sie gerade gewesen waren, ehe er wieder ansetzte.
'Weißt du, wenn du diese Lektion gelernt hast, dann wird dir alles leichtfallen, denn dann wirst du deinen Körper kennen und dann wirst du dein Schwert kennen und dein Schwert wird die Verlängerung deines Arms werden und nur dann kannst du ein Krieger, ein Waldläufer werden.'
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Ja, das wollte er. Favril wollte ein Krieger des Waldes werden. Das hatte er sich seit dem ersten Abenteuer mit Dekker vorgenommen. Fest dazu entschlossen hatte er sich während des vielen Angelns. Er fühlte sich wohl in Silden und ging mit den Idealen und Vorstellungen des Waldvolks mit.
Es war eindeutig der richtige Weg, den Favril da einschlagen wollte. Und mit Dekker hatte er eine große Stütze, dass wusste der Junge und schätzte es auch.
» Ich habe verstanden, Dekker. Ich will ein Waldläufer werden. Du hast mir viel gezeigt in den letzten Monaten, seit dem ersten Abenteuer. Ich habe dir echt viel zu verdanken. «
Die beiden saßen schon eine Weile am See und blickten auf die durch das Mondlicht glitzernde Oberflche des Sees.
Viel sagten sie nicht, viel mehr dachten sie nach.
Worüber Dekker sinnte, erahnte Fav nicht im Gerinsgten. Es kümmerte ihn auch nicht. Er hatte viel zu sehr mit seinen Gedanken zu tun.
Die Entwicklung, die er durchwandert war, seit er in Silden lebte.
» Na gut, Dekker. ich werd hoch in die Taverne. Wir sehen uns die Tage...« ...
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Samorin schlief, in seine Traum war er wieder dort, im abgebrannten Haus. hektisch suchte er überall, Nach seinem Vater. Doch niemand da. Das kann nicht sein. Nein!
Mit einem Schrei wachte er auf und sah eine Klinge vor seinen Augen, einen Moment später begriff er dass es der Dolch seines Vaters war mit dem Schläferzeichen.Und welcher sich in seiner Hand befand. Er steckte den Dolch zurück in die Scheide an seinem Gürtel.
Er war schweißüberströmt und atmete schwer, als ob er wirklich in den Ruinen rumgerannt wäre. Ob er auch geschrien hatte? Er raffte sich von der Bank auf auf der er eingeschlafen war. Sah sich um und Starrte sein Spiegelbil im Wasser des Sees an.
Was soll aus mir werden? Seit 6 jahren komme ich mehr schlecht als recht geradeso durch. Einen Beruf erlernen den mein Vater mir nie beigebracht hatt das wär's. Aber für eine Lehre habe ich kein Geld also was soll ich tun?
Dachte er und starrte weiter sein Spiegelbild an als hoffte er es würde antworten.
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Starren, starren, starren wie lange stand Samorin da schon. er wusste es nicht.
Sein Spiegelbild starrte in weiter an und er starrte es an. Samorin wendete sich ab. Die Straßen von Silden waren wie ausgestorben um diese Zeit. Nur eine Wache sah er von zeit zu zeit.er seufzteund streifte weiter rastlos durch die Straßen.
Eine Bleibe hatte er nicht und suchte sich deshalb einen Platz auf einer Bank gegenüber einer Schmiede und setzte sich dort hin.
Es dauerte sehr lange bis er einschlief, doch dieser Schlaf war wenigstens Traumlos.
Geändert von Samorin (15.04.2009 um 12:58 Uhr)
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Die Sonne hatte längst ihren höchsten Stand überschritten, der Tag war schon wieder mehr als halb vorbei. Hannah stand am Herd und rührte in einem kochenden Topf mit Reis herum, der neben einigen Hühnerkeulen auf dem Grillrost stand. Melford hatte indes schon zwei Messer geschliffen und machte sich jetzt an das Nächste heran. Es war nicht so, dass Hannah das Fleisch so zäh zubereiten würde, dass sie extrem scharfe Messer benötigten. Nein so war es nicht. Viel eher konnte der Kahlköpfige kein marodes Werkzeug ersehen, wenn man es so leicht wieder instand setzen konnte.
„Musst du denn unbedingt mit dieser Patrouille nach Montera aufbrechen? Wenn es doch wenigstens eine in der Nähe wäre.“ Seufzte Hannah, während sie ein paar Hühnerkeulen umdrehte, die Appetitanregend brutzelten.
„Du brauchst keine Angst zu haben, schließlich sind noch so viele Krieger in Silden die hier für Sicherheit sorgen können. Es wird wohl nicht gleich einen Großangriff kommen, wenn ich mal nicht da bin.“ Scherzte der Messerschleifer.
„Nein, ich habe Angst um dich! Es wird sicher sehr gefährlich werden.“
„Es herrscht Krieg. Wir sind jederzeit in Gefahr.“
„Aber dann musst du dich doch nicht auch noch extra in Welche begeben!“
„Es sind sicher auch noch andere fähige Kämpfer, außer mir und Ornlu dabei. Ich verspreche dir unversehrt wieder nach Hause zu kommen.“ Sagte er. Hannah legte stumm die Hühnerkeulen auf einen Teller und stellte ihn dann auf den Tisch.
„Was denn?“ fragte Melford und glaubte anscheinend das richtige Stichwort erwischt zu haben. „Es ist doch nicht etwa wegen Ornlu, oder?“
„Er macht mir etwas Angst. Dieser Blick und die Geschichten über ihn.“ Meinte sie und stellte schnell den heißen Topf auf den Tisch, bevor sie sich noch an ihm verbrannte. Melford klatschte sich währenddessen mit der Hand auf die Stirn und fühlte sich ein wenig verarscht. Und ich dachte Ornlu hatte gestern übertrieben, als er über dieses Weibergeschwätz erzählte und den Märchen über ihn. Dachte Melford und hoffte nun die richtigen Worte und Argumente zu finden.
„Über jeden großen Krieger gibt es die wildesten Geschichten. Ich kennen Ornlu, er hat mich vor langer Zeit aus dem Wald gerettet, als ich mich verlaufen hatte. Er ist echt ein netter Kerl. Er hat mich damals nicht gefressen, auf dere Nebelinsel ebenso wenig und wird es auch nicht in Zukunft tun. In dieser Sache könntest du mir wirklich mal vertrauen.“
„Wie du meinst. Dann lass uns jetzt endlich essen.“ Sagte Hannah, legte zwei Teller und Gabeln auf den Tisch und setzte sich. Melford hörte mit seiner Arbeit auf und wünschte ihnen Guten Appetit. Oh man, da fragt man sich wirklich wer hier ne Auszeit braucht. seufzte er gedanklich, während er seinen Teller mit Reis voll schaufelte.
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