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14.10.2008 17:31
#381
Ein melodiöses Pfeifen. Mehr hörte man nicht vom singenden Barden Joseph Steiniger, als er munteren Schrittes am Fluss entlang wanderte, der zu der kleinen Stadt Silden führte.
Sein Weg von seinem alten Zuhause, dem grauen, tristen Berg, hatte ihn zuallererst zu diesem Fischerdörfchen geführt, von dem er schon allerlei gehört hatte.
Er hielt es wohl am besten mit seinen Liedern, Gedichten und Geschichten dort zu erscheinen, wo auch einige Menschen beisammen waren, um sie zu hören. Größere Menschenmassen, so hörte er, hätte es seit den Orks wohl ohnehin nicht mehr gegeben.
Ab und an blieb er stehen um einen kleinen Pilz, eine zottelige Blüte oder einen knorrigen Ast zu pflücken. Der Geruch, die Form, aber vor allem die Farbe war für den munteren Barden die reinste Inspiration.
Als die Brücke von Silden in Sicht kam, hielt er kurz inne, um sich das Rauschen der Gewässer von Silden. einzuverleiben. Er schloss die Augen und atmete tief ein, während er das Plätschern, Blubbern und Klatschen des Wassers in sich einsog, als gäbe es nichts anderes in der Welt.
Dann sang er:
Vom Berg, vom Tal, vom Walde
Kommt der Sing'nde Barde
Ins gute Myrtana, ins alte
Ins Ländle wonach ich frage
Seht mich an, ich bin nun da
Die Reise, sie ist zu ende
Und der Ort, wo ich vorher war
Ist nur noch Erinnerung, verschwindende
So kommt denn alle sofort beiher
Und hört den sing'nden Barden
Und wisset, der Barde genießt es sehr
Und kann das Singen kaum abwarten
Während er sang, schwangen seine Hände im Takt der Musik mit, doch als er fertig war, schüttelte er den Kopf.
"Nein", sprach er, "Wahrlich, dies ist es nicht. So muss es denn eine and're Melodei und Lyrik geben, als jene, die das Wasser in mir weckte."
Er blickte sich um, doch außer einem einigermaßen zahmen und jungen Wolf, der in verdutzt anschaute, schien ihm niemand zugehört zu haben.
Joseph zog seinen Dolch, doch der Wolf tapste schon von dannen, bevor Joseph auch nur zum Streich ausholen konnte.
Erleichtert ließ er seinen Dolch wieder in seinem Gürtel gleiten und blickte zu der buckeligen Straße, die hin die Siedlung von Siedlung führte.
"Auf denn, auf zu neuen Taten, Menschen und Orten!"
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RUMS!!
"Was war denn das?" dachte sich Siaya und drehte sich blitzschnell um. Aus dem Eingang, der zur Krypta hinunter führte, kamen Schwaden voller Staub hervor, begleitet von einem lauten Getöse; ja sogar der Boden bebte ein wenig. Sie schnappte schnell ihren Umhang und hielt ihn sich vor das Gesicht, um nicht diese staubige Luft einatmen zu müssen. Das kann beim besten Willen nicht gesund sein.
Schon bald war der staubige Nebel wieder verflogen. Aus der Krypta steigend konnte sie den fremden Kerl erkennen. Sie sagte nichts. Sie stand lediglich da, und fing zu klatschen an. Er würdigte sie nur eines kurzen Blickes, dann lief er - ohne etwas zu sagen - in die Richtung, die auch die Bestie eingeschlagen haben musste.
Saiya folgte ihm natürlich. Was sollte sie denn sonst hingehen? Sie kannte sich hier immernoch genau so wenig aus wie die Tage zuvor. Sie würde sich jetzt genau so hemmungslos verlaufen wie zuvor auch. Und was sprach schon dagegen, dass sie ihm folgen würde?
Nach einer guten halben Stunde des flotten Wanderns, zeichnete sich noch ein Stück entfernt im Nebel ein größeres Gebäude ab. Als die Beiden näher kamen, konnten sie erkennen, dass es sich dabei um eine recht alte und verfallene Mühle handelte. Das Holz war bereits extrem morsch geworden. Große Stellen der Wand waren mit Moos überdeckt. Ein Teil des Daches war eiingestürzt. Eine halbe Ruine!
Der Fremde kniete sich auf den Boden, strich mit der Handfläche über einen Fußabdruck im Boden und richtete sich dann wieder auf. Saiya schaute ihn ungläubig an. "Der und sein Dreck.." dachte sie sich. Ohne auf die Diebin zu achten, näherte sich der fremde Mann vorsichtig der Mühle, aus welcher sonderbare Geräusche zu hören waren.
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Das Pendel zutreffen war schwierger als Gedacht, zwar hatte der Jäger in den ersten Übungsstunde schon zwei Mal getroffen, doch landet die meisten Pfeile im Baum oder daneben. Siana stand immer nur daneben und verbesserte ihn manchmal. Nett war sie ja, das musste man ihr lassen. Zumindest netter als Manch andere Lehrmeister.
Nun legte er einen weitern Pfeil an, langsam legte er die Kerbe in die Sehne und zog an letzterer. Nachdem kurzen Knacken beim Spannen, kniff der Pirscher das rechte blinde Auge zu, es war einfach ein Reflex und konzentriete sich auf das Pendel. Es schwang mit einem lichten pfitsch Geräusch hin und her. Er musste ungefähr eine Sekunde bevor das Pendel vor dem Pfeil war los lassen, denn so lange brauchte der Pfeil ungefähr und dieser Moment war jetzt. Also ließ er schnell los und der Pfeil pfluschte nur so nach vorne, als er traff durchlöcherte er den Schild wieder ein mal und nagelte ihn an den Baum.
"Ja, das war doch gar nicht mal Schlecht, wenn du bloß immer so treffen würdest, und schneller. Dann könnte ich dir nicht mehr viel beibringen. Aber Du weißt ja?", meinte Siana.
"Ja, ich weiß Übung macht den Meister. Was meinst du wie ich im Schwertkampf so gut geworden bin? Aber ich will nicht angeben. Können wir nicht für heute Schluss machen? Es wird schon dunkel. Vielleicht könnten wir noch einen warmen Met oder einen Tee bei mir trinken.", sagte Miracoli und warf seiner Lehrmeisterin einen fragenden Blick zu.
"Naja, ich wäre zwar dafür das Training weiter Fortzusetzten aber du hast recht es wird schon dunkel.", meinte Siana.
Der Pirscher nickte und sammelte noch schnell die letzten Pfeile ein. Dannach ging er in seine Hütte und zündete das Lagerfeuer an.
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14.10.2008 20:40
#384
Erst als Joseph im Begriff war über die Brücke zu gehen, fielen ihm die misstrauisch dreinblickenden Wachen auf. Sie trugen waldfarbende Rüstungen, lange Speere und exotisch anmutende Bögen.
Joseph im Umgang mit Fremden sehr versiert, verbeugte sich tief und sprach zu ihnen: "Seid gegrüßt, werte Herrn, von einem fernen Berg, da komm ich her. Nun bin ich hier, um neue Menschen und Orte kennen zu lernen, um neue Geschichten zu schreiben und zu erzählen. Sagt mir, wo ist die nächste Taverne, Gaststätte, Kneipe?"
Doch die Wachmänner wiesen ihn an, seine Waffen abzulegen, damit sie ihn durchsuchen konnten. Joseph, der ihnen keinen Grund zur Beunruhigung oder gar zu einem Streit liefern wollte, zeigte sich gefügig und leerte sogar seinen Geldbeutel vor ihnen aus.
Die Wachmänner, die gar nicht darum gebeten hatten, schauten sich nur verdattert an.
"So denn nun, lasst eure Hände über meinen Körper wandern, in der Aussicht, dass sie das finden, was sie suchen - oder halt! Nein! Besser nicht, denn dann käme ich ja vor Gericht."
Schon bald hatten die Wachmänner Joseph durchsucht und gaben ihm Dolch und Geldbeutel wieder.
Einer von ihnen sprach: "Also dann, Du sonderbarer Knabe, pass gut auf: Die Häuser der Bewohner sind für Dich tabu, ebenso die Kavernen der Druiden sowie das Sippenkriegerhaus. Sofern Du keinen Ärger machst, kannst Du Dich hier in Silden frei bewegen." Der andere Wachmann stimmte ihm zu: "Ja genau."
Joseph sah beide an, während er seinen Dolch und seinen Geldbeutel verstaute. Dann holte er tief Luft um eine weitere kleine Rede zu halten:
"Ich danke euch, meine edlen, werten Herren, für euern Rat und eure Einweisung. Fremd sind für mich diese Orte, Wälder und auch Bächer, ja, ganz Myrtana sogar. Von fern, fern, da komme ich und auch meine Familie her, Siedler sind's, dass müsst ihr wissen, und da sind all die Städte, Dörfer und Burgen, wie Abenteuer meines Seins. Ärger werd' ich keinen machen, eher Lieder singen und viel lachen."
Mit diesen Worten betrat er Silden, doch die Wachmänner sahen ihm mit Stirnrunzeln an, ehe sie sich wieder ihrer eigentlich Aufgabe zuwandten: zu bewachen.
Geändert von Joseph Steiniger (14.10.2008 um 22:08 Uhr)
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Es war kühl geworden. Kühl und feucht, dazu Nebel so dick, dass man kaum zehn Schritt weit sehen konnte. Die Wiesen waren halber Sumpf, der Matsch klammerte sich an die Stiefel. Immer wieder musste Frost Löchern ausweichen, deren Tiefe wahrscheinlich nur diejenigen bestimmten konnten, die hineingefallen und ertrunken waren.
Die Mühle lag tot wie ein halb verrotteter Baumstumpf am Ufer des Flusses. Wildes Schilf wucherte fast mannshoch um das alte Bauwerk herum. Von der Straße, die hierher geführt hatte, zeugte nur noch ein brauner Lawinenabgang aus Schlamm und Morast. Der vordere Teil der Mühle war aus Stein gebaut und er war auch der einzige, der nicht komplett einsturzgefährdet schien. Zwar hatten Moos und Kletterpflanzen an vielen Stellen den Mörtel zwischen den Steinen herausgekratzt, doch selbst das schwere Mühlrad drehte sich deprimiert an seiner Stelle und schaufelte Wasser und Nebel mit seinen verbleibenden Brettern.
Er konnte Geräusche aus dem Inneren hören, gedämpft und unverständlich. Ab und zu ein dumpfes Poltern, aber dazwischen definitiv auch Stimmen. Nette Kulisse für ein Gespräch unter Freunden. Das machte die Sache doch gleich interessanter. Frost löste die Augenklappe, ließ seine Tasche ins Gras gleiten und sah nach oben. Unter dem Dach war eine Öffnung und davor ein Flaschenzug für schwere Lasten. Ein Seil gab es schon lange nicht mehr, aber Frost war zuversichtlich, dass die Mauer ausreichend Halt bot.
Ohne lange zu warten, nahm er Anlauf und sprang an der Wand hoch, wobei das Moos jegliches Geräusch dämpfte. Seine Finger fanden Halt in den Mauerritzen, die Stiefel aus Klippenwurmleder ebenfalls. Lautlos und schnell wie eine Spinne glitt er an der Mauer empor so weit es ging, stieß sich ab und bekam die Dachkante zu fassen. Das Holz war glitschig durch die Nässe, doch zur Abwechslung war das Glück auf seiner Seite und die Handschuhe rutschten nicht ab. Er nahm Schwung, brachte die Beine hoch und landete leichtfüßig auf dem abschüssigen Dach. Geduckt arbeitete er sich weiter zum Giebel vor, sicherte seinen Griff an der Kante und schwang sich durch die Luke in den Speicher.
Staub stieg auf, als seine Stiefel an der Kante aufsetzten. Er verlagerte das Gewicht vorsichtig nach vorne, setzte einen ersten Fuß in die Sicherheit des Speichers. Einige Säcke lagen noch hier oben, mehrere aufgeplatzt, das Mehl ehemals ein Paradies für Würmer, jetzt für die Fäulnis. Der Speicher erstreckte sich über den gesamten, vorderen Teil des Gebäudes und war ebenso halbwegs gut erhalten. Frost konnte die Sprossen einer Leiter über den Rand ragen sehen. Von unten hörte er wieder Stimmen, diesmal deutlicher.
". . . Lügner. Sie sind hinter mir her!"
Eine kehlige, heisere Stimme. Wie ein Mann, der Unmengen an Staub geschluckt hatte. Schon fast eher ein Husten als Sprechen.
"Ich habe nichts verraten."
Eine Frau.
"Was hätte ich denn davon? Ich würde mir höchstens ins eigene Fleisch schneiden!"
Sie sprach gehetzt, aber versuchte, ihrer Stimme einen beruhigenden Klang zu verleihen.
"Sie sind hinter mir her", kam wieder das unangenehme Husten. "Einer hat mich gefunden. Du sagtest, es sei sicher. Du sagtest, du würdest mich schützen!"
Frost näherte sich dem Rand des Speichers, streckte einen Fuß aus, um einen der Dachbalken zu prüfen. Schien zu halten. Schnell kauerte er sich auf den Balken und spähte nach unten. Er konnte zwei Gestalten erkennen, die sich gegenüber standen, zwischen ihnen nur die knirschenden Mühlsteine. Ihren Haltungen nach, waren sie nicht hergekommen, um bei einer Tasse Tee über alte Freundschaften zu plaudern. Die Frau trug einfache Lederkleidung, ähnlich der eines Jägers. Ihre dunklen Haare waren an den Seiten kurzgeschoren und sie schien ihr Gegenüber mit ruhigen Gesten beschwichtigen zu wollen. Angesichts der unförmigen, gekrümmten Gestalt auf der anderen Seite der mahlenden Räder schien ihr Erfolg zweifelhaft.
"Hör mir zu", versuchte es die Frau erneut, "Ich weiß nicht, wer dich gefunden hat, aber ich bin mir sicher--"
"Ich hab ihn gespürt", keuchte das Ding. Die mehr als handlangen Klauen schliffen fast über den Boden der Mühle. "Du hast mich angelogen!"
Das Ding begann sich um die Mühlsteine herumzubewegen, blieb dabei jedoch weiterhin in den Schatten. Die Frau wich in derselben Geschwindigkeit zurück. Frost fragte sich was sie tun würde, sobald sie mit dem Rücken an dem zweiten Mühlstein stand.
"Bitte, du musst mir zuhören. Ich habe versucht, die alte Tanne zu befragen, doch sie war bereits tot. Nichts als Staub, komplett leer! Ich wollte dich aufsuchen, aber da waren noch einige Fährten offen . . ."
Die Flammenschneide glitt stumm aus ihrer Scheide, lag warm und erwartungsvoll in Frosts Hand.
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Na toll.. dachte sich Saiya. Der Fremde hatte einfach sein Gepäck neben einem Baum auf den Boden geschmissen, rannte auf das Haus zu, und kletterte geschickt wie ein Affe blitzschnell die Hauswand hoch und verschwand in einem Loch in der Wand. "Wow." Die Diebin war sichtlich begeistert von den akrobatischen Fähigkeiten des Fremdlings. Sie selbst war nicht wirklich geübt in der Akrobatik, hatte niemand sie es je gelehrt. Naja, musste sie wohl den normalen Eingang nehmen, wie jeder normale Mensch auch.
Die Stimme, die aus dem Inneren drangen, wurden immer deutlicher, doch der Lärm des Mühlrades übertönte sie noch zu stark, um irgendetwas brauchbares heraushören zu können. Sie erkannte nur, dass es sich um eine Männer- und eine Frauenstimme handelte. Gerade, als sie die moosüberwucherte Holztüre einen Spalt öffnen wollte, um vorsichtig hineinzuschauen, hallte ein schreckenerregender Schrei durch das alte Bauwerk. Sie zuckte stark zusammen. Stark schmerzte das Gekreische in ihren Ohren. Der Schrei verstummte plötzlich, doch hastige Schritte wurden hörbar. Viele Schritte. Ein Kampf? Schnell packte Saiya einen neben ihr liegenden Holzschaitel, um sich im Notfall verteidigen zu können.
Ein weiterer Schrei. Derselbe furchterregende wie zuvor. Gleich darauf wurde die Türmit so einer Wucht aufgestoßen, dass es die junge Frau ein paar Meter durch die Luft schleuderte. Der Nebel war zu dicht, um das herausirrende Biest zu entdecken. Erst als es unmittelbar vor ihr stand, konnte sie direkt in seine leeren Augen blicken. Mehrere wirbelnde Gliedmaßen ragten aus seinem Körper. An einer Stelle war jedoch nur noch der Stummel vorhanden, aus dem viel Blut entrann. Mit seinen langen Armen packte sie die Diebin. Ein gekonnter Sprung, und es versengte seine wolfsartigen Zähne in dem linken Oberarm der Diebin. Ein weiterer Schrei, doch diesmal wusste sie, von wem er war. Von sich selber.
Das Biest hörte garnicht mehr auf, mit seinen Zähnen wie besessen in ihrem Arm zu wühlen. Es bemerkte den heranstürmenden Fremden nicht. Mit einem gekonnten Sprung versetzte er dem Ungetüm einen starken Tritt, welcher sie von der blutenden Frau losriss. Das Biest richtet sich auf, schaute sich schnell um, packte mit seinen riesigen Armen zwei große Steine und schleuderte sie auf den Fremden. Er wich geschickt aus und wollte dem Biest hinterher rennen, doch war es bereits im dichten Nebel verschwunden. Keine Chance, ihm zu folgen, bei der Geschwindigkeit, die es an den Tag legte.
Sein scharfer Blick richtete sich zurück zur Mühle. Wie, wenn es ihm möglich wäre, durch den Nebel hindurchzusehen, fokusierte er seinen Blick auf den Eingang. Und er sah etwas. Jetzt musste er sich schnell entscheiden. Die andere Frau einfangen oder die Diebin vor dem Verbluten und dem sicheren Tod bewahren.
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Mit drueben Blick beachtete er die beiden laecherlichen Entschuldigungen fuer einen Lehrling. Da er ohnehin nicht drumherum kommen wuerde, entschied er sich sie ohne Verzoegerung anzusprechen: "Ihr seid beide laecherliche Entschuldigungen fuer einen Lehrling! Ab er gut ihr scheint euch Muehe mit dem Rinc gegeben zu haben. Es ist wichtig. Wie ihr vielleicht gemerkt habt, wahrscheinlich aber nicht, verschwinden wenn ihr euch der Perfektion des Rinc naehert die Grenzen zwischen euch und der Umwelt. Genau darauf sollte es euch vorbereiten. Jeder Magier braucht Energie um seine Kraft zu wirken. Jeder Magier bezieht seine Kraft aus seinem Glauben an seinen Gott. Bei den Adepten auf die Weihen des Druiden laeuft das ganze aber etwas anderes. Zwar haben unsere Reihen auch die Aufgabe der spirituellen Fuehrung und viele von uns moegen stark im Glauben an Adanos sein, wie auch ich, aber unsere Magie wird uns von der Natur gegeben. Um die Magie in euch zu erwecken, oder sie erst zu erhalten, viele weise Maenner haben sich schon darum geschritten was genau passiert, muesst ihr in die Natur aufbrechen.
"Viele kommen von dieser Reise nicht mehr zurueck. Die Natur muss euch akzeptieren, eure Grenzen muessen verschmelzen, ihr muesst ein Teil und ein Diener der Natur werden. Die Natur muss euch zeichen. Leider kann ich euch keinen Ratschlag geben wie ihr das ganze bewaeltigen sollt, weil die Wege so vielfaeltig wie die Natur selbst sind und die Natur jeden auf ihre ganz eigene Weise segnet. Was ich euch aber Nahe legen kann ist wie ernst ihr diese Entscheidung zu nehmen hat. Wenn ihr das ganze ueberlebt und ihr erwaehlt werdet seid ihr fuer den Rest eures Leben fuer immer mit der Natur im Bunde. Dieses Geloebniss ist tausend mal staerker als jede Heirat oder jeder Schwur. Ihr muesst nicht wie andere lange Zeilen fluestern. Ihr muesst eure Seelen der Natur darbieten. Alles was von da an geschieht muss im Dienste unserer aller Mutter sein. Die Magie wird eure Persoenlichkeit veraendern. Euer Handeln beinflussen. Verantwortung wie ihr sie nie gespuert habt werdet ihr erleben.
"Und dann vergesst nicht die Macht. Magie ist das pure Hantieren mit Energie und Kontrolle. Fuehlt ihr euch bereit dies alles in Kauf zu nehmen. Es ist steiniger harter Weg den nur wenige ueberleben. Verlasst ihr diesen Weg jedoch wenn ihr einmal begonnen habt ihn zu beschreiten, in dem ihr der Natur den Ruecken zukehrt oder sie gar missbraucht, oder indem ihr eure Glaubensbrueder veratet, werde ich sicher nicht der einzige sein der dafuer sorgt das eure Schande keinen weiteren Tag in dieser Welt ueberlebt.
"Also gehet nun fort, kommt nur wieder wenn ihr schafft wessen ich euch beauftragt habt. Schafft ihr es nicht, oder entscheidet ihr euch das ihr nicht bereit seit die Buerde der Magie und des Bundes zur Natur zu tragen, bleibt fort. Ich werde der letzte sein der euch verurteilt! Nun geht!"
So beendete Char seinen Vortrag und lies sich auf seinen Sessel plumbsen. Dort blickte er sinnierend in sein Whisky Glas. Selbst er konnte sich eine gewisse Neugier am Schicksal des ungleichen Paares nicht verkneifen.
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Siggi vegetierte vor sich hin. Schon seit Tagen gammelte er nur rum, knabberte an Brotresten und Fingernägeln, vor Langeweile beinahe sterbend. Die schwere Kette an seinem Bein verursachte unschöne Blutungen und saute dazu noch die gesamte Zimmereinrichtung ein. Auch das Streu war ziemlich dreckig geworden, und kaum zu gebrauchen. Nervös klimperte er mit den Fingerspitzen auf dem Boden rum. Warum er so aufgekratzt war, wusste er selber nicht. Es lag wohl in der Luft, oder er spürte es in den Ellenbogen, jaja, da braute sich was zusammen. Eine Möglichkeit wäre da, dass die Orks nun alles niedergebrannt hatten, oder die dicke Hexe würde einfach wiederkommen. Oh ja, die Hexe. Diese alte Hexe lässt den armen Kerl hier noch verhungern, ihr gesamten Essen war bereits in Siggis Rachen verschwunden, oder schon schlecht geworden. Hoffentlich kommt sie bald, denn wenn nicht, wäre es schon sehr bald aus mit dem Superheld in Spe. "Siiggiii", trällerte plötzlich eine wohlbekannte, hohe Stimme. Und mit ihr schwang die Tür auf und die dicke Hexe kam in den Raum.
"Aaah, Miststück, wo warst du", begrüsste Siggi die alte Dame, indem er dazu noch respektvoll ein lautes Röpsen ausstieß.
"Fwhaahahahahah, nicht so frech kleiner Siggi", schmipfte Orphillia und entblößte ihre hässlich gelben Zähne," ich war heute bei einer guten Freundin."
"Du meinst der Baum da hinten, den hab ich angepinkelt."
"Nein du trotteliger Trottel, bei einer Freundin, die gibts wirklich!"
"Ach was", unterbrach Siggi.
"Ja, und jetzt hör mir verdammt noch mal zu. Also, meine Freundin, deren Name ich dir nicht nennen will, nennen wir sie einfach...nun ja, wie wollen wir sie nennen, hmm, genau, Katzen-Lady. Also, meine Freundin, die Katzen-Lady.."
"Laaaangweilig."
"Die Katzenlady, sie möchte jetzt verreisen, zu ihrer Cousine oder so. Allerdings kann sie nicht ihre Katzen alleine lassen oder mitnehmen, und da braucht sie jemanden, der auf die Tiere aufpasst."
"AH, und weiter?"
"Naja, könntest du auf die Katzen aufpassen?"
"Was hätte ich davon, bin ja nicht plöd, hahahahahahahahahahahahhaha."
"Wie wärs mit Gebäck?"
"Was für einem Gebäck?"
"DU weißt genau was ich meine. Du kriegst nen Wochenvorrat."
"Und was willst du machen, wenn ich nicht wiederkomme?"
"Du wirst wiederkommen, glaub mir, glaub mir." Bedächtig wippte die Hexe mit ihrem Kopf hin und her, wie in Trance rezetierte sie ihre Worte.
"Also gut, ich mach's. Ich gehe gleich los, gib mir nur noch was für den Weg oder so."
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Saphiria hatte lange über die Worte ihres Lehrmeisters nachgedacht. Entschlossen war sie nach wie vor aber wie es nun weiter gehen sollte, da war sie sich noch nicht so ganz sicher.
Die ganze Nacht hatte sie nicht schlafen können, war wach in ihrem Bett gelegen und sich hin und her gedreht.
Inzwischen hatte sie ein schönes Plätzchen im Wald, bei Silden gefunden. Sie hatte es einfach nicht mehr in ihrem Bett ausgehalten
Saphiria hatte keinerlei Proviant mit, musste und wollte jetzt die Aufgabe in Angriff nehmen die ihnen gestellt worden war. Die junge Frau war sich ganz sicher, dass es nicht einfach werden würde und man sicher auch nicht erzwingen konnte. Die Natur hatte ihre eigenen Gesetze und diesen musste man sich beugen und hingeben.
Da saß sie nun in Mitten einer kleinen Lichtung, hatte die Augen geschlossen und versuchte sich einfach gehen zu lassen. Sie wollte sich gänzlich entspannen und einfach offen sein für alles, das vielleicht auf sie zukommen würde.
Es war recht kühl an diesem Tag, Saphiria aber nahm es einfach als gegeben hin, versuchte nicht zu viel darüber nachzudenken. Sie öffnete ihren Geist, nahm alle Einflüsse in sich auf. Die Geräusche des Windes, der durch die Baumkronen wehte, die Blätter die auf den Boden fielen, den Geruch des Laubes.
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Nördlich von Silden
Die grauweißen Wolken hatten eine Mauer gebildet, die nur das Licht durchzulassen schienen. Nach der Sonne selbst suchte man vergeblich. Damit einher ging eine leichte Abkühlung während der Nacht, in der ein Großteil der Baumkronen der Sildener Wälder merklich lichter geworden waren. Einmal hatte sogar einer von Miracolis Pfeilen ein zu Boden gleitendes Blatt erwischt und an den nächsten Baum genagelt. Der Winter rückte unaufhaltsam näher.
Schier unaufhörlich schwang das Pendel hin und her, während sich Sianas Lehrling darum bemühte, weitere Geschosse in den Holzschild zu jagen, doch dies gelang ihm mehr schlecht als recht. Zwar bereits etwas besser als am voherigen Tag, sonderlich oft traf er dennoch nicht. Wahrscheinlich hätte der Schüler mehr Erfolg gehabt, wenn es windstiller gewesen wäre. Aber ganz im Gegenteil; Der Mangel von Blätter an den Bäumen brachte eine freiere Bahn für den Wind mit sich, und die Lage des beschaulichen Trainingsplatzes am offenen Ufer tat ihr übriges. Hinzu kam noch, dass der Wind offenbar launisch genug war, um gelegentlich seine richtung zu wechseln, also hatte es auch keinen Sinn, die Zielscheibe so aufzuhängen, dass sie für den Moment im Windschatten der eigens eingerichteten Hütte des Lehrlings lag.
Nicht die günstigsten Bedingungen für ihn, aber das stetige Üben verbesserte den Hünen dennoch.
Kaum verfehlte ein Projektil das eigentlich Ziel, griff Miracoli zum nächsten Geschoss, wobei Sianas Blick jedem seiner Pfeile folgte. In der antrainierten Haltung zog der Schüler die Sehne beachtlich weit nach hinten, ehe er ein. zwei Sekunden verharrte, um plötzlich die Hand zu öffnen und sein Geschoss auf Reisen zu schicken. Diesmal ein Treffer, der die schwingende Zielscheibe gegen den Baum schlagen ließ. Zufrieden richtete sich die Lehrmeisterin auf, um den Pfeil aus dem Schild zu ziehen und das Pendel wieder in die Bahn zu bringen. Kraft hatte der Schütze, nun müsste er an seiner Präzision arbeiten. Das teilte Siana ihm auch mit, als sie ihm den Pfeil hinhielt.
Der Hüne nahm das ihm dargebotene Geschoss und hauchte mehr "Ja.", als dass er es sprach. Das Training dauerte ja bereits eine Weile an, aber Miracoli schien sich zumindest nicht entmutigen zu lassen.
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Den Bund mit der Natur eingehen. Eine schwere Aufgabe hatte Char ihnen gestellt, doch Corax hatte keine Ahnung wie sie zu lösen sei. Nur das, wie Char es ihm auch schon gesagt hatte, er selbst auf die Lösung kommen musste, dass hatte er sofort begriffen, hierbei konnte ihm keiner helfen. Dieser Bund wäre etwas vollkommen persönliches und auch wenn er diesen Gedanken aus seinem Bewusstsein zu verscheuchen suchte, so war ihm die ganze Zeit über klar, dass er Angst hatte. Angst zu versagen oder bei dem Versuch zu sterben hatte er nicht, nicht große, was ihn viel mehr beängstigte war was aus ihm werden würde wenn er den Bund erst einmal eingegangen wäre. Wie würde ihn das verändern? Inwiefern wäre er noch er selbst? Doch er zwang sich mit eisernem Willen nicht über diese Fragen nachzudenken. Die Antwort würde zu ihm kommen wenn es so weit war, ob sie ihm gefallen würde konnte allein die Zukunft wissen.
Sein erster Anlaufpunkt war der See gewesen wo er sich hingesetzt und meditiert hatte. Die Grenzen seines Geistes verschwommen, genau wie Char gesagt hatte. Als sein Bewusstsein jedoch aus ihm herraus kam und alles um ihn herrum berührte wusste er sofort das er von einem Bund mit der Natur weit entfernt war. Er spürte alles, doch fühlte er sich nicht mit allem verbunden, es war eher so als würde man einem Stein anfassen, kalt und distanziert.
Er saß eine ganze Weile so da und versuchte sich seiner Umgebung anzunähern, bald schon hatte er bemerkt das die Pflanzen und Tiere ein eigenes Bewusstsein hatten, während ein Stein wie zu erwarten tot war. Die eigentliche Entdeckung bestand nicht darin das ein Bewusstsein vorhanden war, sondern eher daraus das er dieses Bewusstsein fühlen, ja sich sogar ein bisschen mit ihm austauschen konnte. Doch was immer er auch versuchte um mit dem Geist einer Pflanze in Verbindung zu treten, egal ob er ihr Bewusstsein mit seinem liebevoll streichelte, es kitzelte oder anders auf es einwirkte, nichts hatte einen Effekt. Entäuscht zog er seinen Geist zurück, als er wieder vollkommen in seinem Körper war und nicht mehr von den Eindrücken der "magischen Bewusstseinsebene" abgelenkt wurde, fühlte er wie Erschöpft er war.
Erst nachdem er einen abstecher in die Taverne gewagt hatte fasste er einen Entschluss wie es weiter gehen sollte. Wenn die Natur ihn aktzeptieren sollte würde sie ihm vertrauen müssen. Damit sie ihm vertraute musste er zuerst ihr vertrauen. Entschlossen kehrte er Silden den Rücken zu und ging langsam auf den Wald zu. Corax lieferte sich der Natur aus, auf dass sie ihn als würdig anerkennen würde.
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Lehrling
Goren erreichte im Dunkel der Nacht Silden, denn er hatte lange mit dem Wind gesprochen, und erfahren, warum er gerade ihn erwählt hatte. Laut ihm sei Goren nämlich der Natur sehr verbunden und sei genau der Richtige, um seine Weisungen zu verstehen, er erwählte ihn, weil er einen starken Geist hatte. Mittlerweile regnete es, und er marschierte über eine Holzbrücke auf den Ortseingang zu, eine Mühle säumte ihn, und Fackeln gaben einige Wachen frei, in Grün gewandet und von Kaputzen gegen den Regen geschützt. Goren kam heran und schlug seine Kaputze zurück, wurde zugleich von zwei Wachen aufgehalten.
"Wer seid ihr? Was ist euer Begehr?"
"Ich bin ein müder Wanderer, und Flüchtling. Bitte lasst mich ein, ich möchte mich in der Taverne aufwärmen und stärken."
Goren ließ die Sache mit den Waldläufern erstmal außenvor, sonst hielten sie ihn garantiert für einen Spitzel, er wollte nicht in einem nassen Verließ enden, denn er war kein Spitzel!
"Wie ist euer Name, Wanderer?"
"Goren."
"Nungut, ihr scheint mir ehrlich zu sein, tretet ein in unser schönes Dorf Silden, seid uns willkommen"
Goren trat ein und streifte wieder die Kaputze über, die kurze Zeit hatte gereicht seine Haare zu durchnässen. Er blickte sich um, dank des Regens waren fast nur Wachen unterwegs, die wenigen, die keine Pflichten hatten und doch unterwegs waren grüßten ihn freundlich. Er steuerte auf die Taverne zu, er hatte einen Mordshunger.
In der Taverne angekommen, bestellte er sich ein Kräuterbier beim Wirt und setzte sich an einen, nur zur Hälfte gefüllten, Tisch, das Bier kam, es duftete und mundete herrlich. Er hatte Sumpffelder gesehen als er das Dorf betrat, er fühlte sich an die Barriere erinnert, denn auch hier wuchsen Sumpfkrautstauden, doch auch Reis und anderes Sumpfbodengut. Er wuder von der Seite angesprochen.
"Hallo Fremder, mein Name ist Bruder Salis, ich habe euch noch nicht gesehen, wer seid ihr denn?" Der Mann reichte ihm die Hand.
"Mein Name ist Goren, ich bin ein einsamer Wanderer. ich kam nach Silden, in einer ganz besonderen Absicht, doch verratet mir doch ersteinmal was über das Dorf, es gefällt mir!"
"Silden ist auch schön, das kann ich euch sagen. Unsere Taverne habt ihr ja gefunden, das Kräuterbier wird euch schmecken."
"Das tut es. Wo kann ich meine müden Knochen betten Freund?"
"Wir sind ein Dorf, es ist einiges Frei, wählt einfach aus wir sehen es gerne, wenn nette Wanderer unser Dorf besuchen. Wir sind gut geschützt."
"Ich sah die Wachen. Doch nun entschuldigt bitte, ich möchte etwas essen, und dann werde ich mir einen Schlafplatz suchen, wir sehen uns morgen bestimmt wieder."
"Auf bald, Goren."
"Auf bald, Bruder Salis."
Und nach diesem Gespräch orderte Goren ein wenig Nahrung, ein Brot, Eintopf und Schinken, bestellte noch zwei Krüge Kräuterbier und bezahlte den Wirt, es war gut im Warmen zu sitzen und sich zu stärken, er würde schon noch herausfinden, was er wissen wollte.
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Corax ging immer tiefer in den Wald hinnein und es langsam dunkel wurde. Dunkel und kalt. Fröstelnd steckte er die Hände in seine Achselhöhlen, es war doch schon ziemlich frisch abends zu dieser Jahreszeit! Während dem gemächlichen, doch trotzdem nicht gerade gemütlichen gehen versuchte er wie schon vor dem See seine geistigen Mauern fallen zu lassen. Doch es gelang ihm nicht sich richtig zu konzentrieren. Schließlich hörte er auf weiter zu laufen, er wusste eh schon seit einiger Zeit nicht mehr wo er war. Ob er sich nun noch weiter von Silden entfernte oder inzwischen schon wieder auf das Fischerdorf zulief spielte keine große Rolle. Er war mitten im Wald, vollkommen alleine, hatte sich der Natur ausgeliefert. Er setzte sich in eine kuhle zwischen zwei dicken Wurzeln eines Baumes und versuchte sich zu beruhigen. Die meisten Bäume trugen noch Blätter, doch war das Blattwerk beständig dünner geworden und die wenigen Blätter die noch an den Bäumen hafteten waren längst verfärbt. Wie immer im Herbst beeindruckte die Natur auch diesmal jeden Wanderer Myrtanas mit einer selten gesehenen Farbenpracht, nur einige Nadelbäume wehrten sich dagegen und behielten ihr grünes Kleid.
Bei diesem Anblick beruhigte er sich wieder einigermaßen und schaffte es sich wieder erst in sich selbst zu versinken, bis sein Geist plötzlich abzuheben schien und sich wie Wasser dessen Gefäß plötzlich verschwunden war in der gesamten Umgebung verteilte. Corax hatte inzwischen ein gewisses Gespür für diesen Vorgang entwickelt, daher ließ er sich inzwischen Zeit mit diesem Vorgang, damit die Flut der Sinneseindrücke die auf ihn einhagelten ihn nicht erschlug.
Was er diesmal spürte, hier tiefer im Wald, abseits vom immer lebensfrohen Silden unterschied sich deutlich von dem Eindruck den er am See hatte. Es war Herbst und die Bäume warfen ihre Blätter ab und obwohl jedwedes Wesen, ob pflanzlicher oder tierischer Natur, sich immernoch scheute eine geistige Verbindung mit ihm einzugehen spürte er hier deutlich wie die Bäume sich in sich zurückzogen. Auch viele Tiere machten sich bereit für den Winterschlaf, es war so als würde er einem alten Mann dabei zusehen wie er einschlief. Einen Moment lang fürchtete Corax wie man es bei ebend auch bei einem alten Mann fürchten würde, dass die Natur sich nicht mehr aus ihrem Schlaf erheben würde. Doch seine Erinnerung belehrte ihn eines besseren, viele Sommer und Winter waren vor ihm gekommen und gegangen. Wenn die Natur im Herbst im sterben lag, um im Winter dann praktisch tot zu sein, dann würde sie doch im Frühling wieder auferstehen und im Sommer die Blüte ihres Lebens verbringen.
Leben und Sterben, ein Kreislauf den niemand verhindern konnte. Ein Teufelskreis, er verfluchte innerlich das Sterben, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Sein Geist streifte all die in Gelb- und Brauntönen schimmernden Blätter am Boden, er konnte spüren wie sie langsam zerfielen. Sie würden zu Erde werden und in der Erde würden die Samen der nächsten Generation keimen. Altes starb, doch es schuf die Basis für neues. Er spürte wie keine der Pflanzen und keines der Tiere den Tod bedauerte, bewusst waren sie damit beschäftigt ihr eigenes Überleben wenn möglich zu sichern, doch unterbewusst wussten sie das ihr Tod das Leben eines anderen sichern würde. Das war etwas worauf man stolz sein konnte, es war nicht das Ziel zu sterben, doch wenn es soweit war, so konnte man sicher sein das der Tod nicht vergebens gewesen war, egal wie man starb. Diese Erkenntniss und vorallem die tief in ihm sitzende Überzeugung von der Richtigkeit dieser Sache versetzte ihn in Hochstimmung. Jetzt wo er selbst guter Laune war fühlte er auch in dem Baum, in dessen Schoß er sozusagen saß, eine tief sitzende Glückseligkeit, vergraben unter einer Schicht Schwermut die ihn aufgrund des verlorenen Blätterkleides befiel. Doch der Baum freute sich jetzt schon auf den Frühling wo er ein noch schöneres Kleid tragen würde und die Vögel wieder auf seinen Ästen singen würden. Die Natur schaute dem Alten nicht missmutig hinterher, sie freute sich auf das neue, genoss das Unbekannte und alle ihre Kinder taten es ihr gleich.
Corax war glücklich, eigentlich hätte er frieren müssen, doch eine innere Wärme ließ ihn sich wohl fühlen und den Anbruch der kalten Jahreszeit vergessen. Eigentlich hätte er Angst haben sollen das ihn vieleicht des Nachts ein hungriges Tier anfiel, doch er hatte keine Angst, nicht heute. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf schlief er friedlich ein.
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Der Mond wich langsam von seiner vollen Phase in einen neuen Zyklus. Vereinzelt sah man durch die Wolkendecke den Himmelskörper am Firmament. So schön, so magisch, so mystisch. Wie viele mochten dasselbe jetzt genau sehen wie Ornlu? Vielleicht viele, vielleicht wenige - doch alle waren sie gleich. Gleich fasziniert vom Himmelskörper.
Ornlu hatte geträumt und erfahren was er tun sollte. Ja, die Zeit war wieder reif. Reif um in der Dunkelheit sein wahres Ich auszuleben. Reif genug, um zu leben wie es sonst keiner tat. Zu spüren, zu sehen, zu riechen und zu schmecken, wie es niemand menschliches für möglich hielt. Ein Mysterium, eine Leidenschaft, eine Sucht. Es gab viele Bezeichnungen dafür, was der Körper und die Instinkte des Druiden verlangten. Für Ornlu war es ein Trieb, der einher mit seiner Gabe ging. Der Gabe des Hetzers, die dem Druiden so viel Macht verlieh und heute Nacht im Bund zwischen Hetzer und Ornlu erneuert werden würde.
Ornlu blickte zur Seite. Hoch zu den nördlichen Wäldern. Er spürte es, er roch es förmlich und dann hörte er es. Wolfsgeheul, welches wie Musik in seinen Ohren erklang. Musik die den Druiden animierte. Animierte sich zu erheben und seiner wilden, unbändigen Natur zu folgen.
Sein Mantel fiel hinab, seine Stiefel wurden dazu geworfen, seine gesamte Kleidung legte er ab. Trotze der Kälte und lauschte wieder dem Wolfsgeheul. Sie riefen ihm und er kam. Mit langsamen Schritten, im Wolken durchbrechenden Mondenschein. Ein leichtes wölfisches Grinsen kam über den Jäger. Zähne bleckten hervor und sprachen Bände ohne dass ein Ton fiel. Dann stoppte er und drehte sich zum Mond. Seine Atmung wurde intensiver, sein Brustkorb hob und senkte sich kräftig. Seine Fäuste ballten sich, sein ganzer Körper stand mehr und mehr unter Spannung, ehe es begann.
Ein zarter rot-orangener Schleier begann den Körper zu bedecken. Magie strömte hervor in all ihrer Pracht, die im Druiden steckte. Echos der Magie erhallten um den Jäger dieser Nacht und belebten die Natur um seine Gestalt. Die Augen begannen in den Farben seiner Magie aufzuleuchten und fixierten den Mond. Wahrlich sammelte sich ungeheure magische Kraft im Körper des Druiden. Sein Wille formte die austretende Magie in die Form einer wölfischen Gestalt - seiner wahren Natur. Und dann begann die Wandlung Ornlus des Menschen. An seinen ganzen Körper traten die Adern hervor, Blut pulsierte heftig, während der Körper begann sich zu wandeln.
Dunkle Haare sprossen am ganzen Körper langsam hervor, die Gliedmaßen begannen sich zu verformen. Ornlu ging auf die Knie und blickte dann wieder den Mond an. Sein Körper bebte regelrecht vor Magie, die jede einzelne Faser des Menschenkörpers umformte. Der Kiefer kam hervor, die Zähne begannen sich zu formen. Die Ohren wurden spitzer und spitzer, während die Hände und Füße nach und nach zu mächtigen Klauen wurden. Der Oberkörper schob sich leicht vor und wurde schmaler. Der Nacken immer kräftiger und die Behaarung dichter. Der Körper streckte sich, formte sich und nahm mehr und mehr Gestalt an. Kräftige Vorder- und Hinterläufe hatten sich gebildet, gar ein Schwanz begann sich zu bilden, während das wölfische Herz im neuen Takt pulsierte. Eine feuchte Nase nahm Gerüche wahr, die Ohren spitzten sich und wieder war dieses wölfische Grinsen zu sehen. Doch diesmal waren es die mächtigen Kiefern und Beißer eines Wargs. Bleckend blickten sie gen Mond der nun vollkommen in seiner schwindenden Pracht hervorkam.
Letzte magische Schleier versiegten im gewandelten Körper. Auf die Knie fiel er als Mensch, erheben tat er sich als mächtiger Warg. Schwarz-grau getigert war sein Fell. Rot glühend die Augen und weiß die Zähne. Groß und edel wie ein Löwe stand er da im Mondenschein und hielt die Nase hoch. Nahm Witterung auf. Roch sein Dorf, roch die Menschen, jeden Einzelnen. Roch ihre Gefühle und spürte das Tier in sich. Ornlu der Warg schüttelte sich, erprobte seinen großen, kräftigen Wargkörper und schaute mit glühend roten Augen gen Silden, dann ging sein Blick wieder gen Mond. Ein Moment der absoluten Stille verging, ehe tiefes, markerschütterndes Geheul aus der Kehle des Wargs kam.
Man hörte Ornlu, doch sehen tat niemand mehr den Warg. Er war schon unterwegs, hetzte in die Wälder, getrieben von der Sehnsucht nach Beute, nach Blut, nach der großen Jagd zu Ehren des Hetzers. Er roch die Beute, er spürte wie ihr Herz pochte und das Blut heiß floss. Er musste sie nur noch finden und so verschwand des Hetzers Blut im Dunkel der Nacht, begleitet vom Gesang von des Hetzers Kindern.
Geändert von Ornlu (17.10.2008 um 00:34 Uhr)
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Lehrling
Silden war einzigartig. Ein so freundliches Dorf hatte Goren noch nie gesehen, da der Regen abgeflaut war, waren viele Leute unterwegs um ihr Tagewerk zu verrichten. Alle grüßten freundlich und schienen Fremden gegenbüber tatsächlich sehr geneigt zu sein. Die Wachen, die vermutlich Waldläufer waren, waren ebenso freundlich und man hatte nicht den Eindruck, dass sie bewachten, sondern eher, dass sie die Silden mit ihren Augen behüteten.
Goren hatte schon einiges von dem Dorf besichtigt, zuletzt die Felder und die Mühle. In diesem Dorf herrschte eine Harmonie wie nirgends sonst, soviel war klar. Goren hatte hin und wieder mit dem Gedanken gespielt, die Wachen nach den Waldläufern zu befragen, doch er wollte einfach nicht für einen Spitzel gehalten werden, und wenn er ersteinmal angefangen hatte, dann würde er mit dem Fragen nicht so schnell aufhören. Auch in den oberen Bereich des Dorfes, der mit einer Palisade umrandet war, hatte er sich noch nicht vorgewagt, ob man da wohl hin durfte? Es musste doch jemanden geben den man befrageb konnte! Er war so neugierig.
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Lehrling
Goren hatte sich nach eingängiger Befragung eines Kruges mit Bier wieder den Feldern zugewandt, hier musste man doch wohl Arbeit finden oder etwa nicht? Er ging zur Mühle und stand einem, nicht ganz zufriedenen, Bauern gegenüber.
"Was gibts denn kleiner? Siehst du nicht, dass hier gearbeitet wird?"
"Desshalb bin ich hier Meister, ich möchte bei euch anheuern"
"Einen weiteren Knecht kann ich gut gebrauchen! Hast du denn Ahnung von der Feldarbeit Junge?"
"Gibts denn da was zu wissen?"
"Naja, du musst hier nicht arbeiten, wenn du es nicht willst."
"Schon gut, ich habe Ahnung im Umgang mit Sumpfkrautstauden, und mein Name ist Goren, nicht "Kleiner"!"
"Gut, dann mach dich auf dem Sumpfkrautfeld an die Arbeit Goren, mein Name ist übrigens Hans."
"Bekomm ich denn Lohn?"
"Aber sicher doch, hier in Silden wird niemand betrogen Goren, du bekommst Essen und Unterkunft von mir, und 15 Goldmünzen pro Tag, bis die Arbeiten verrichtet sind. Nun aber los Goren, die Zeit drängt!"
Und so ging er auf das Sumpfkrautfeld vor dem Dorf. Er hatte tatsächlich einiges an Ahnung mit den Pflanzen, hatte er sie doch tagtäglich in der Minenkolonie ernten müssen. Kurzum beugte er sich hinab und zog an einer der Stauden. Dank des guten Sumpfbodens ließen sie sich leicht entfernen, und daher war es auch leicht das wichtigste der Pflanze gleich mit zu ernten, die Wurzel, sie war ein Hauptbestandteil der letztendlichen Droge die daraus gewonnen wurde, und durfte auf keinen Fall abgetrennt werden. Während er die Stauden entfernte, die Blätter prüfte und sich Gedanken über die Qualität der Pflanzen machte, wuchs seine Abneigung gegen sie ins unermessliche, wie konntem an sowas nur rauchen? Es vernebelte den geist, und es stank bestialisch! Das war aber nicht seine Sache, er war nur hier um sie zu ernten und dafür Verpflegung, Schlafplatz und Lohn zu erhalten, das andere kümmerte ihn nicht.
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Lehrling
Goren wischte sich den Schweiß von der Stirn, er hatte viel gemacht. Nicht nur, dass er die Sumpfkrautstauden ernten musste, nein, er musste sie auch noch in die Mühle bringen und dort verstauen, die volle Kiste dann auf die anderen hiefen und sie markieren, damit man wusste was darin war. Danach ging es dann wieder zurück aufs Feld, doch nun wurde es zu dunkel und Hans rief die Arbeiter zusammen. Goren wusste noch garnicht wo er dann schlafen würde, er würde es jetzt aber sicher erfahren.
"Freunde, ihr habt viel und hart gearbeitet. Ersteinmal will ich jedem seinen Lohn zahlen, und euch dann zu Tisch bitten, wir haben einen leckeren Eintopf und gutes Brot, dazu würziges Kräuterbier."
sagte Hans, den er schon am Mittag gesprochen hatte. Als er den Lohn verteilt hatte, wollte er sich schon umdrehen und mit den anderen zu Tisch gehen, Goren hielt ihn jedoch auf.
"Entschuldigt bitte Hans, aber ihr habt mir noch nicht verraten wo meine Unterkunft ist."
"Ah, Goren! Du teilst dir mit den anderen eine Hütte, dort steht ein warmes Bett und eine Truhe für deine Habseligkeiten, komm, essen wir!"
Sie beide gingen zu den Übrigen und setzten sich an den Tisch. Der EIntopf war köstlich, und das Bier wärmte von innen heraus. Goren war heilfroh eine solche Arbeit, zu solch guten Bedingungen zu finden!
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Kleine,feine Qualmringe stiegen in geringem Abstand zu einander die Decke hoch und lösten sich alle nacheinander auf.
Der Duft,der den Raum erfüllte,lag irgendwo zwischen süßlich-würzig und bitter-beißend.Aber Orthego gefiel es.
Seit einigen Stunden lag er schon auf seinem Bett,starrte Löcher in die Decke und dachte nach.Vor kurzem hatte er sich einen Sumpfkrautstängel angezündet und paffte gemütlich vor sich hin.
In den langen Jahren seines Reisens hatte er ganz vergessen,wie wunderbar betäubend es wirkte.
Nun,da er sein Leben hier ein wenig aufgebaut hatte,fühlte er sich schon ein bisschen wohler,obwohl ihn die meisten Leute immer noch argwöhnisch anblickten,als hätte er etwas verbrochen.
Auch seine Hütte hatte er sich schon gemütlicher gestaltet,zum Beispiel mit improvisierten Vorhängen und einem schicken Teppich,der eigentlich ein altes Fell war.
So wie er sich grad umschaute,merkte Orthego,dass eines noch nicht stimmte.Seine Rüstung.
Die Lederrüstung war ihm zwar in den langen Jahren ihrer Benutzung schwer ans Herz gewachsen,aber es war sicherlich einer der Gründe für das Misstrauen der Sildener.Zeit für einen Wechsel.
Auf seinem Tisch lag immer noch ein roter Stein,eingewickelt in ein altes Leinentuch.
Ob der Rüstungsschmied zu dieser Zeit noch geöffnet hatte?Vielleicht,vielleicht aber auch nicht.
Auf jedenfall würde Orthego so ein nächtlicher Spaziergang gut tun und so machte er sich mit dem Stein auf den Weg.
Die Straßen waren bereits jetzt wie leergefegt,alle Türen verschlossen.
Scheinbar waren die Sildener nicht an das Nachtleben gewöhnt.Ein bisschen spießig.
Aber man konnte es ihnen nicht übelnehmen,sie waren halt richtige Arbeitstiere.
Ein Punkt,in dem sich ORthego wahrscheinlich immer von einem richtigen Sildener unterscheiden würde.
Aus der Ferne sah er bereits die Schmiede,es kam noch Licht aus dem Inneren,anscheinend hatte der Schmied noch nicht geschlossen.
Laut klopfte er an den Türrahmen.
"Wer da?"
Geändert von Orthego (17.10.2008 um 20:45 Uhr)
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Die Tage wurden kürzer und die Nächte länger, der Regen fiel häufiger und die Gebirge Nordmars, auf die man von einigen Stellen in Silden aus einen ausgezeichneten Blick hatte, waren bereits wieder mit Schnee bedeckt. Das Ende des Jahres nahte, stand eigentlich schon fast vor der Tür, Samhain, das Jahresende der Druiden. Gwydion blickte nachdenklich hinaus auf den See. Seine Mutter hatte versprochen zusammen mit Bran und Tante Deirdre an Samhain vorbei zu schauen. Eine Frage brannte Gwydion schon lange auf der Seele, doch bisher hatte er es nicht gewagt sie zu stellen. Vielleicht war Samhain die geeignete Zeit. Das Fest der Toten, der Tag an dem die Grenzen zwischen dieser Welt und der Anderswelt dünn waren, mochte der geeignete Tag sein, um nach einem Toten zu fragen. Die Frage nach dem Wesen seines Vaters lauerte schon lange im Hinterkopf des jungen Druiden, brach ab und an an die Oberfläche, um kurz darauf wieder in Nebel seines Geister zu versinken, doch nun, so kurz vor dem Fest der Ahnen, zeigte sie sich immer häufiger.
„Trüffel, lass deine Schnauze von den Kakaobohnen!“, wies der Druide das junge Schwein zurück, dass sich Feen als Haustier angeschafft hatte.
Trüffel grunzte entrüstet und verzog sich auf die Decke, die in einer Zimmerecke lag und blickte Gwydion von dort aus schmollend an.
„Guck nicht so. Der Kakao ist nicht für dich gedacht!“, brummte Gwydion das Schwein an und stand auf, um seinen Teller weg zu räumen.
Wann Feen nur wieder zurück kommen würde? Noch rechtzeitig zu Samhain? Immerhin mussten die beiden noch Kürbislaternen schnitzen. Und Kürbissuppe kochen oder Kürbiskuchen backen oder vielleicht Kürbissaft pressen. Sehr erstaunlich wie vielseitig Kürbis sein konnte.
Der junge Mann schüttelte leicht den Kopf. Wie konnte er sich Gedanken über so etwas Banales machen, wenn er sich viel mehr um sein eigenes Magiekönnen kümmern sollte. Um das Verwandeln in Tiergestalt und um den noch fortgeschritteneren Umgang mit Pflanzen und Tieren. Nachdenklich drehte der Druide das Stück Geweih zwischen seinen Fingern hin und her. Der Herr des Waldes hatte es für ihn zurück gelassen. Würde es ihm helfen?
„Trüffel, ich gehe noch einmal nach draußen, spazieren. Pass auf das Haus auf. Und lass die Schnauze vom Kakao!“, meinte er zu dem Hausschwein und stellte sicherheitshalber das Beutelchen mit den Kakaobohnen auf ein für Schweine unerreichbares Regal, bevor er sich seinen Umhang über die Schultern warf und noch einmal hinaus ging in kühle Nachtluft.
Nachdenklich schlurfte er durch Silden, bis er fast ohne es bemerkt zu haben vor der alten Eiche stand. Langsam legte er die Hand auf die Rinde und fuhr die Struktur nach, wie Krater oder Narben, wie Schorf war die alte Rinde. Er schloss die Augen und spürte die Energie des Baumes, die Kraft der Natur, die Kraftlinien, die sich unter der Eiche trafen und die Eiche selbst zu einem magischen Baum machten. So viel Kraft steckte in ihr. Gwydion war sich sicher, dass die Eiche selbst, wäre sie ein Druide, in der Lage gewesen wäre mächtige Magie zu wirken.
„Guten Abend, Bruder Gwydion.“, begrüßte ihn eine vertraute Stimme.
„Guten Abend, Mutter Garaia.“, erwiderte der Seher freundlich und neigte leicht den Kopf vor der alten Druidin.
„So nachdenklich?“
„Ja… ich möchte meine Magie weiter ausbilden, aber ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.“, erklärte der junge Druide seiner älteren Kollegin.
„Wie wäre es, wenn du klein anfängst? Wie bei allem, was man lernen will, muss man klein anfangen. Auch wenn du denkst du kennst die Grundlagen der Magie bereits, es schadet nie sich wieder auf sie zu besinnen. Übe deinen Geist, über dein Gefühl für die Magie in der Natur und über dein Verständnis für die natürlichen Dinge.“, erklärte die Druidin mit einem Lächeln.
„Ich danke Euch für Eure Hilfe, ehrwürdige Mutter.“, meinte der junge Mann höflich.
„Gwydion, vor der Natur sind wir alle Geschwister. Wir sind alle ihre Kinder. Jeder Mensch, jeder Fuchs, jeder Rabe, jeder Hirsch, jeder Käfer, jeder Falke, jeder Fisch, aber auch jeder Baum, jeder Strauch.“, erwiderte die alte Druidin mit einem Zwinkern, „Leg dich schlafen und morgen denke noch einmal darüber nach, wie du beginnen willst mit deinen neuen Magieübungen. Schlaf gut.“
Noch einmal nickte Gwydion und verneigte sich vor der alten Druidin, die schließlich verschwand und den Jüngeren zurückließ mit seinen Gedanken. Noch eine Weile stand der frühere Barde da und betrachtete die alte Eiche, während er sich Gedanken zu dem machte, was Garaia eben gesagt hatte, dann kehrte er nach Hause zurück, um tatsächlich noch einmal über das ganze zu schlafen. Morgen würde er noch einmal die Grundlagen durchgehen, die zur Magieanwendung gehörten. Vielleicht brachte ihn das weiter auf seinem Weg.
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Corax wirrte schon seit einiger Zeit ziellos umher, er hatte keinen Anhaltspunkt wohin er lief. Sein Verstand sagte ihm das es nicht besonders sinnvoll wäre so weiter zu machen, denn so konnte er schließlich nichts erreichen. Ausser so lange im Kreis zu rennen bis er den qualvollen Hungertod starb. Immerhin war er nicht vollkommen aufgeschmissen, hier und da konnte man noch ein paar essbare Beeren oder Pilze finden, auch wenn er bei manche verschmähen musste weil er nicht wusste ob sie giftig waren. Was auch immer passierte, Corax hatte nicht vor aufzugeben! Damit die Natur vertrauen zu ihm fasste, musste er vertrauen zu ihr haben, er konnte nur hoffen das sein Vertrauen wahrgenommen wurde.
Er wanderte schon den ganzen Tag umher, nur unterbrochen von einer kleinen Rast hier und dort. Er strahlte beständig Respekt und Wohlwollen aus, versuchte stehts gelassen und entschlossen zu wirken. Doch seine Versuche mit den Lebewesen seiner Umgebung Kontakt aufzunehmen waren nicht erfolgreicher geworden und auch sonst hatte er nicht das Gefühl das ihn irgendwer bemerkte, eine neue Erkenntniss wie gestern in der Mulde zwischen den zwei Bäumen war ihm noch nicht gekommen.
Die Lichtung sah Corax dank dem schon eher dünnen Blätterdach schon bevor er sie betrat, doch was ihn dort erwartete, das hatte er nicht kommen sehen. Zuerst musste er keuchend stehen bleiben und fasste sich reflexartig an sein linkes Bein. Als er seine Hand zurückzog und betrachtete blinzelte er verwundert, denn er hatte Blut an ihr erwartet. Doch als er das bein nun untersuchte fiel ihm nichts auf. Erst da dämmerte es ihm, er hatte sich geöffnet und seinen Geist immernoch mit der Umgebung verschmelzen wollen, da hatte ihn der Schmerz aus der Konzentration gerissen. Da er aber gar nicht verletzt war musste der Schmerz von jemand anderem gekommen sein. Er beruhigte sich verusuchte sich wieder in den Griff zu kriegen und sich zu öffnen, da er ziemlich aufgewühlt war dauerte dies jedoch eine Weile. Als er es geschafft hatte spürte er die magischen Erschütterungen, die die starken Schmerzen des leidenden Wesens verursachten, wie das Echo eines Schreis drangen sie von überall und nirgendwo auf ihn ein. Er vertiefte sich noch weiter in seine Umgebung, ließ seinen Geist sich weit ausbreiten, versuchte jedoch gleichzeitig sein eigenes Bewustsein vor den Schmerzen zu beschützen die zu ihm herrüber schwappten, damit sie nich seine Konzentration störten. Seine Versuche die Quelle auszumachen waren zuerst erfolglos, doch nach einer Weile meinte er die ungefähre Richtung ausgemacht zu haben.
Ein wenig abseits der Mitte der Lichtung fand er dann auch schließlich den Ursprung des Schmerzes, ein Reh lag auf der Wiese und regte sich nur noch schwach. Am linken Hinterlauf des Rehs war eine grässliche Wunde zu sehen und so wie es aussah war es kurz davor an den Folgen der Verletzung zu verenden. Es war schon zu entkräftet um sich zu wehren oder davon zu humpeln, doch als Corax sich näherte spürte er wie sich zu den Schmerzen eine gewisse Angst und auch noch ein anderes Gefühl, welches er nicht genau bestimmen konnte, mischte. Das Reh bewegte schwach den Kopf als er sich über es beugte und es sich verzweifelt ansah. Er hatte keine Ahnung davon wie man Wunden versorgte, zumindest nicht viel und bei einer solch schweren Verletzung die auch schon länger unbehandelt bestehen zu schien. Er konnte nichts tun. Warum zeigte die Natur ihm dies? Wozu? Behutsam nahm er seinen Wasserschlauch, legte den Kopf des Rehs auf seinen Schoß und ließ langsam Wasser in dessen Mund fließen. Es trank gierig ein paar Schlücke, aber es half nichts. Wie auch? Wer konnte hier denn schon helfen, ein ausgebildeter, erfahrener Heiler vieleicht, doch selbst da war Corax sich nicht sicher. Alles Lebendige vergeht um von neuem abgelöst zu werden. Das war die Lehre die ihm gestern zu Teil geworden war, doch das sagte ihm nicht wie er sich verhalten sollte. Sollte er einfach weitergehen und alles so lassen wie es war? Doch wenn er jetzt so entschied würde er immer einfach weitergehen müssen, er würde zwar in dieser Welt leben, aber nicht an dem Geschehen in ihr Teilnehmen. Nein so einfach war es nicht, doch die Frage war wie seine Alternativen aussahen.
Er ließ sich so tief wie noch nie zuvor versinken und konzentrierte all seine Geisteskraft auf das Reh. Er versuchte den Schmerz aufzusaugen wie ein Schwamm das Wasser. Corax spürte wie der Schmerz nicht mehr in die Welt hinaus flutete sondern in ihn hinnein. Sein Bein schmerzte höllisch, er konnte den wackeligen Geisteszustand in dem er sich befand nicht mehr halten. Ihm wurde schwindelig, sein Bein tat so weh als ob er auch eine Wunde hätte, als er genauer hin sah konnte er sogar erkennen das ein roter Fleck die Stelle die schmerzte bedeckte. Das Schwindeln wandelte sich in Übelkeit und er schleppte sich noch ein paar Schritte weit, dann erbrach er sich über dem Boden der Lichtung.
Ein paar Minuten lag er einfach nur da und wartete dass sich sein Magen und sein Geist wieder von dem Schock erholten. Dieser Aufgabe war er nicht gewachsen und selbst wenn es funktioniert hätte, so was ihm klar das es nichts geändert hätte. Plötzlich fiel ihm wieder ein welche Gefühle das Reh gehabt hatte als es ihn erblickt hatte, Angst und noch etwas anderes. Hoffnung war es gewesen, das wurde ihm nun klar. Hoffnung auf ein Ende. Corax schloss die Augen, sprach sich selber Mut zu und raffte sich dann auf. Während er zum verwundeten Tier hinnüberschritt bückte er sich einmal kurz und nahm dann einen Stein auf. Er kniete sich vor dem Tier nieder, strich ihm übers Fell, redete beruhigend auf es ein und versuchte auch mit seinem Geist dem Tier klar zu machen , dass es keine Angst haben musste. Behutsam, beinahe fürsorglich hob er den Stein, kurz verharrte er in der Luft, dann ließ er ihn niederfahren auf den Kopf des Rehs.
Ein kurzer Schmerz zuckte auch durch ihn, da er immernoch mit dem Reh in Verbindung stand, doch dann wurde es "still". Kurz überlegte er das tote Tier zu begraben, doch er schlug den Gedanken schnell in den Wind. Der Tod des Rehs wäre sonst seines Nutzens beraubt worden, so konnte sich jetzt ein Raubtier am Kadaver satt fressen. Leise sprach er noch ein paar Worte mit denen er dem Reh Glück wünschte bei dem was auch immer jetzt mit seiner Seele passieren mögem, dann stand er auf und verließ die Lichtung.
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