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  1. Beiträge anzeigen #181
    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Ptah ist offline
    Das kühle Nass war eine willkommene Abwechslung zur Schinderei, die sie den Tag über erfahren durften. Es war überaus frustierend ein und dieselbe Arbeit zum zweiten Mal verrichten zu müssen und das obwohl es dazu keinen Anlass gab bzw. gegeben hatte, bis ein gewisser Mensch auf die Idee kam eine offene Rechnung zu begleichen.

    Seine Hände waren aufgeschürft vom Wuchten und Schleppen zahlloser, scharfkantiger Ziegel und auch das Wasser der Oase konnte nur geringfügige Linderung verschaffen. Dennoch waren sie schon erstaunlich weit im Bau vorrangekommen. Der Grundriss in Form einer ersten Mauerreihe stand bereits und übrige Ziegel waren schon sorgfältig neben der Baustelle aufgeschichtet, so dass die Arbeit morgen sehr rasch von der Hand gehen würde, ganz ohne unnötige Laufwege, vorrausgesetzt Hubor hatte keine Schikanen eingeplant.

    "Was denkst du gerade?", fragte seine dunkeläugige Freundin unvermittelt, noch immer in die Sterne blickend.

    "Ich habe überlegt, dass wir morgen bedeutend schneller vorankommen müssten, vorrausgesetzt Hubor lässt uns in Ruhe." erklärte Ptah, der seinen Körper den leichten Wogen des Wasser überlassen hatte und seine müden Glieder vom vielfarbigen Element getragen, durch eben dieses treiben ließ.

  2. Beiträge anzeigen #182
    Kämpfer Avatar von Janina
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    Janina ist offline
    „Uns in Ruhe lassen.“, Janina gab einen spöttischen Laut von sich, „Das glaubst du doch selber nicht. Der ist auf doch auf Rache aus. Wenn er nur hinter mir her wäre, könnte ich das sogar verstehen, aber das er dich und vor allem Hyperius da rein zieht, ist ein verdammt niedriges Niveau.“ Sie seufzte. Genau genommen war die ganze Sache ja ihre Schuld. Was hatte sie auch so impulsiv reagieren müssen, aber das konnte nun mal passieren, wenn man seinem Instinkt folgte. Das miese an der Sache war nur, dass andere das jetzt ausbaden mussten.

    Wieder besseren Wissens dachte sie bereits erneut darüber nach, wie sie es wiederum Hubor heimzahlen konnte und diesmal ohne, dass diese dreckige kleine Made Hyperius Laden niederreißen lies. Die Gauklerin war alles andere als ein gewalttätiger Mensch, stattdessen erfreute sie die Leute viel lieber mit ihren Kunststücken. Was allerdings den feindseligen Wasserträger anging, war sie durchaus bereit, eine Ausnahme zu machen. „Wir könnten ihn bis zum Kopf im Sand eingraben.“, schlug sie vor und ergänzte, „Allerdings mache ich mir sorgen wegen der Konsequenzen.“

  3. Beiträge anzeigen #183
    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Ptah ist offline
    "Wir könnten ihn bis zum Kopf im Sand eingraben."

    Ptahs Miene versteinerte, als er Janinas Vorschlag hörte. Sein ganzer Körper versteifte sich und er sank Augenblicke später unter die Wasseroberfläche. Da waren sie. Unangekündet. Unmittelbar. Unwillkommen. Mit einem Mal war Ptah wieder sieben Jahre alt und lag auf dem weichen Sand vor dem Verschlag irgendwo in der Wüste und erblickte als er aufsah die zwei Sklavenjäger.

    "Was machen wir mit ihnen, Na'im?", fragte Baquìr genervt und steckte sich rasch die nächste Feige in den Mund.

    "Wir könnten sie bis zum Kopf im Sand eingraben und unser neuer Freund hier wird uns helfen." erklärte Na'im während er auf Ptah zuschritt. "Aber dazu muss er erst vollkommen wach sein!" fügte er hinzu und verpasste dem Jungen sogleich eine schallende Ohrfeige.

    "Haben wir gut geschlafen, Sohn der Einfalt?" fragte der Lange mit seinem schmieren Grinsen. "Du wirst jetzt auch alle Kraft brauchen zum graben." Na'im zog Ptah ruckartig an seinen Haaren auf die Beine und trieb darauf sogleich an: "Los fang an. Wir werden zwei tiefe Löcher brauchen."

    ...


    Es war der dritte Tag nachdem Ptah mit dem Graben fertig war und die Sklavenjäger ihn an die Hütte, in welche sie sich zum Schutz vor Innos sengender Scheibe zurückgezogen hatten, gefesselt hatten. Ein paar Ellen vor ihm, ragten die Köpfe seiner Eltern aus dem Sand, die an den Tagen zuvor jedesmal ansehen durften, wie ihr Sohn drei Tropfen schalen Wassers zu trinken bekam. Heute war etwas anders, die Wutschreie der ersten Stunden waren schnell verstummt. Auch der Schweiß des zweiten Tages war versiegt und war dem Wahnsinn gewichen, in welchem seine Mutter zahllose Verfluchungen ausspie und sein Vater verzweifelt versuchen zu schien ein Stück der Sonne zu abzubeißen. Aber auch diese Phase endete und mit ihr wurde das Leuchten in den Augen seiner Eltern matter, das Feuer begann zu erlöschen. Am späten Abend des dritten Tages hatten die ersten Muskelkontraktionen begonnen. Krämpfe rissen die Häupter seiner Eltern ruckartig herum. Ihre aufgequollenen Zungen hatten schon Stunden zuvor die staubtrockenen Münder nach Wasser lechzend, verlassen. In den letzten Minuten ihres dahinsiechenden Lebens dann hatten sich ihre Gesichter zu entstellten Grimassen gleich wie Bessessenen verzogen, bis mit einem erlösenden Seufzen, das auch ihre Züge zu entspannen schien, alles vorüber war. Nicht ein Auge hatte Ptah gewagt zu schließen und erlebte so den schrecklichen Todeskampf seiner Eltern.



    Immer tiefer sank der steife Körper bis er schließlich beherzten Ruck durch Janina, die nachdem sie für einen Moment keine Antwort erhalten hatte, nur noch Luftblasen an der Stelle fand, wo Sekunden zuvor noch Ptah verweilte, wieder an die Oberfläche befördert wurde.

  4. Beiträge anzeigen #184
    Kämpfer Avatar von Janina
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    Janina ist offline
    Rasch zog Janina ihren halb bewusstlosen Freund ans Ufer und drehte ihn auf dem Bauch, damit er das Wasser ausspuckte, das ihm in den Hals geflossen war. „Bei den Drei, was machst du den!“, sagte sie, als er wieder halbwegs bei sich war und klopfte ihm noch ein paar Mal auf den Rücken, „Du wärst fast ertrunk…“ Sie brach schlagartig ab, als Ptah den Kopf zur Seite drehte und sie Ansah.

    Dieser Blick in seinen Augen, er jagte ihr einen fruchtbaren Schrecken ein. Die junge Frau erkannte nicht vollständig, was sie da sah, aber es enthielt Trauer, Wut, Schmerz, für einen Moment vielleicht sogar so etwas wie Todessehnsucht… Niemand sollte einen solchen Blick in den Augen haben. Unwillkürlich schrak sie ein wenig zurück.

    „Was… ist mit dir.“, fragte sie vorsichtig.
    „Willst du das wirklich hören?“, fragte Ptah, der ihre Reaktion bemerkt hatte leise.
    Das war eine ziemlich gute Frage. Nach seinem Blick war sie sich da nicht mehr ganz so sicher, aber in ihr bohrte doch ihre unstillbare Neugierde. Und mehr noch: Was immer mit Ptah war, es schien ziemlich tief zu sitzen. Vielleicht wurde es leichter, wenn er darüber sprach und sie empfand sich Freundin, es zuzuhören war das Geringste was sie tun konnte. Sie war gut im Zuhören.
    Ptah hatte ihr Zögern bemerkt und wandte sein Gesicht ab, doch da spürte er Janinas Hand sanft auf seiner Schulter liegen.
    „Ja.“, gab sie ihm leise ihre Antwort, „Wenn du es erzählen willst, will ich es hören.“

  5. Beiträge anzeigen #185
    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Ptah ist offline
    "Mit... mit einem Mal war alles w-w-w-wieder da!", begann er stotternd, "Ich war wieder da, Janina. V-v-v-vor zwei Jahrzehnten..." Es folgte eine lange Pause in der Ptah mehrmals tief durchatmete und sich schließlich fing. "als... als meine Eltern sta- ... als ich meine Eltern umgebracht habe."

    Janinas Blick, der bis zu diesem Zeitpunkt ruhig und auf die Augen ihres Gegenübers fixiert war, wurde zu einem Starren. Entgeistert sah sie ihren Freund an, als dieser nach längerem Schweigen seine beiden Hände anhob.

    "Diese Hände haben... sie getötet." sprach er als seine Augen zusehends leerer wurden.

  6. Beiträge anzeigen #186
    Kämpfer Avatar von Janina
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    Janina ist offline
    Für einen Moment fuhr Janina der Gedanke durch den Kopf, dass sie besser nicht gefragt hätte, aber sie verbannte ihn schnell wieder, er war hier fehl am Platz. Stattdessen öffnete sie den Mund um etwas zu sagen, aber ihr fehlten schlicht die Worte. Getötet, hatte er gesagt. Es viel ihr schwer zu glauben, dass Ptah in der Lage war jemanden zu töten, noch dazu seine eigenen Eltern. Nein, da musste noch mehr da hinter stecken, es musste einfach…

    Die junge Frau war für einen Moment unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte und das kam beileibe nicht oft vor. So musterte sie Ptah eingehend. Diese Selbstvorwürfe, diese Gequältheit, was immer er getan hatte, er hatte es sich nicht verziehen und er würde es auch nie können, soviel erkannte sie. Seid zwanzig Jahren trug er diese Erinnerungen mit sich herum und dennoch schienen sie frisch zu sein wie am ersten Tag.

    Konnte er wirklich so etwas Schreckliches getan haben? Janina glaubte es nicht, aber irgendwo in ihrem inneren regte sich ein leiser Zweifel. Sie musste schlucken. Was sie glaubte, zählte in diesem Moment nicht, Ptah brauchte keine Richterin sondern eine Freundin. Ihr fehlten noch immer die Worte und so legte sie einfach den Arm um ihn und gab ihm so ein kleines Stück Geborgenheit.

  7. Beiträge anzeigen #187
    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Ptah ist offline
    "Mit diesen Händen h-h-h-habe ich die L-L-löcher gegraben... in denen..." Seine Worte vermischten sich immer mehr mit Schluchzern, so dass, ob ihrer tröstender Geste, Janina den letzten Teil wahrscheinlich nur mit großer Mühe verstehen konnte. "sie elendig zugrunde... gegangen sind."

    Seine ganzer Körper wurde geschüttelt von der Erinnerung an die dunklsten Stunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen waren. Damals. In der Nacht als der Sand silbern vom Mond beschienen, die Grausamkeit zur Schau stellte. Die letzten Stunden seiner Eltern. Vor ihm wanden sich seine Eltern in den Löchern und hinter ihm konnte er durch die dünnen Bretterwand das Lachen der beiden Assassinen klar und deutlich vernehmen. In dieser Nacht starb mit seinen Eltern auch ein Teil von Ptah. Die grauenvollen Bilder hatten sich auf seiner Seele eingebrannt und ein Stück Menschlichkeit dabei ausgelöscht. Von diesen Moment an hatte der Siebenjährige zwei Dinge verlernt: Vergebung und Vergessen.

  8. Beiträge anzeigen #188
    Lehrling Avatar von Negg
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    Negg ist offline
    Negg ging zum Schmied, um sein Schwert abzuholen. In den vergangenen Tagen hatte dieser keine Zeit gehabt, um es fertig zu stellen. Nun kam Negg an seine Schmiede.
    "Hallo!", rief ihm der Schmied zu. "Einen Moment, ich muss kurz dieses Eisen kühlen!"
    Der Schmied ging mit einer glühenden Klinge zu einem Wassereimer und tauchte sie hinein. Es zischte und dampfte kräftig. Dann legte er es beiseite und wandte sich Negg zu.
    "Dein Schwert! Tut mir Leid, dass ich es in den vorigen Tagen noch nicht fertig hatte, aber jetzt habe ich es vollendet. Hier, schau es dir an!"
    Er kramte in einer Kiste mit Schmiedeerzeugnissen, holte ein Schwert heraus und überreichte es Negg. Negg, der überhaupt nicht mit Schwertern umgehen konnte, umfasste es mit beiden Händen am Griff und machte einige Schnitte durch die Luft. Es musste sehr unbeholfen ausgesehen haben, denn der Schmied fing an zu lachen.
    "Deine Schwertführung ist noch etwas verbesserungswürdig. Aber, kein Problem, es gibt hier in Al Shedim ausgezeichnete Schwertkämpfer, die dir bestimmt den richtigen Umgang damit zeigen. Ich habe jetzt jedenfalls endlich meine Schuld getan und wir sind quitt."
    Negg nickte und verabschiedete sich. Mit seinem neuen Schwert ging er weiter durch die Stadt. Vielleicht würde er ja tatsächlich einen Lehrmeister finden.

  9. Beiträge anzeigen #189
    Kämpfer Avatar von Janina
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    Janina ist offline
    Erschöpft von einem langen Arbeitstag viel Janina auf ihr Lager. Zudem ging ihr immer noch die Sache mit Ptah durch den Kopf, den Tag über hatten sie größtenteils schweigend gearbeitet und zu Hubors Erstaunen sogar wenig gemurrt. Doch nun vertrieb sie die Gedanken, sie wollte einfach eine ruhige Nacht haben.

    Plötzlich zischte irgendetwas neben ihr. Vorsichtig drehte sie den Kopf zur Seite und schaute in die schwarzen Augen einer Schlange. Sie hatte das Tier bisher nie gemerkt, aber vermutlich lebte es hier irgendwo in einem Loch in den Ruinen. Die Gauklerin wagte nicht, sich zu bewegen, aus Angst, das Reptil könnte sich zum zubeißen entschließen.
    Doch die Schlange schien mehr auf Mäuse oder Ratten aus zu sein, denn sie machte keine Anstallten Janina anzugreifen. Die schlanke Jägerin schlängelte sich stattdessen an ihr vorbei und schien auf Beutesuche zu gehen. Die geschmeidigen Bewegungen des Reptils wirkten auf die Gauklerin irgendwie hypnotisierend und elegant. Und doch tödlich, konnten die meisten Schlangen doch schneller zuschlagen aus das Auge blickte. Für einen Moment überlegte die junge Frau, das Lager zu wechseln, entschied sich dann jedoch dagegen.
    Wenn sie sich nicht irrte, war diese Schlangenart sowieso nicht giftig. Naja, allerdings war sie keine Expertin, vermutlich war es besser morgen mal in der Bibliothek nach zu schlagen. Gähnend entschloss sie sich jedoch, es für diese Nacht drauf ankommen zu lassen.
    Kurz vor dem Einschlafen bemerkte sie noch, wie die Schlange zurückkam, mit einer deutlichen Beule im Leib, die auf eine erfolgreiche Beutesuche hindeute. Das Tier und die Gauklerin blickten sich einen Moment an, dann meinte letztere: „Machen wir einen Handel: Ich störe dich nicht und du mich nicht.“ Das Reptil hatte sie ganz gewiss nicht verstanden, zog sich jedoch ruhig durch eine Lücke in der Mauer zurück.
    Naja, Tiere waren manchmal einfach clever, dachte Janina noch, bevor sie sich umdrehte und einschlief.

  10. Beiträge anzeigen #190
    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist offline
    Aniron war ein Stein vom Herzen gefallen, als sie den Adanostempel erblickt hatte. Da war sie wieder und nur ein einziger Gedanke trieb sie jetzt noch voran: Maris. Nachdem sie zurück in den Schoß der Wüste gekehrt waren, hatte sie ihre Gedanken an den Blondschopf nicht mehr länger verdrängen können. Was ihr in Bakaresh, auf dem Meer und auf der Insel immer gelungen war, versagte jetzt, sie konnte sich nicht mehr ablenken. Ihre Sorge war geradezu erdrückend. So lief sie nicht einmal zu ihrem Zelt, sondern lenkte ihre Schritte zunächst zum Zelt des Nomanden.

    Ein müder Wachposten erkannte sie sogleich und wirkte irgedwie erleichtert, sie zu erblicken, als er sie ins Zelt ließ. Das Licht war gedämpft und die Kräuterfrau, die Aniron arrangiert hatte, war wohl schon nach Hause gegangen, was Aniron innerlich zu einer Rüge veranlasste. Gegen die Nachlässigkeit der Barbiererin und gegen sich selbst, so eine schlechte Vertretung herausgesucht zu haben. Aber dann erblickte sie endlich Maris, der auf seinem Bett saß. Mit einem finsteren Blick studierte er eine Karte, wie Aniron im Kerzenschein erkennen konnte und erst, als sie ihre Tasche ablegte, sah er auf, wer überhaupt herein gekommen war.
    "Aniron! Da bist du ja!" rief er erfreut. Strahlend ob der schönen Begrüßung trat die Hebamme an die Bettstatt, doch sie kam gar nicht zu Wort.
    "Ich bin so froh, dass es dir gut geht, ich habe mir Sorgen gemacht, ob alles gut geht", plapperte ihr Gegenüber drauf los.
    "Es ist alles gut gegangen. Wir hatten mit Henrique einen wunderbaren Führer und zusammen haben wir alle Unpässlichkeiten beseitigt", antwortete Aniron, nachdem sie sich neben ihm niedergelassen hatte. Maris` Stirn legte sich in Falten.
    "Unpässlichkeiten?"
    Doch Aniron winkte ab.
    "Das erzähle ich dir später, wie geht es dir?"
    Nun wich Maris` Freude wirklichem Frust und Ärger.
    "Seit zwei Wochen liege ich hier rum, kann nichts tun und die Alte will mich partout nicht aufstehen lassen. Ich kann auch gar nicht aufstehen, mein Bein ist iel zu schwach aber sie will nichts dagegen tun. Sie weigert sich auch nur einen Handgriff mehr zu tun, als du ihr gesagt hast."
    Aniron verstand. Deswegen hatte der Wachposten so erleichtert geschaut. Maris war frustriert, nichts tun zu können, was sicherlich alle anderen zu spüren bekamen, auch, wenn er es nicht absichtlich tat.
    "Hast du noch Schmerzen?"
    "Ganz leichte nur und das auch nur ab und zu", erwiderte Maris grollend.
    Doch Aniron lächelte ihm zu:
    "Das ist gut, ich schau mir deine Wunde dann an. Da sich anscheinend kein Wundbrand gebildet hat, verheilt sie gut und du kannst bald wieder aufstehen. Allerdings wirst du langsam wieder lernen müssen, das Bein zu belasten und damit zu gehen. Weil du so lange gelegen hast und diese schwere Wunde hattest, muss es sich erst wieder daran gewöhnen. Das wird noch eine Weile dauern."
    Der Blonde sah die junge Frau mit einem undurchdringlichen Blick an, deshalb fuhr sie ermunternd fort:
    "Aber bisher hat alles so wunderbar geklappt, das werden wir auch noch schaffen. Du wirst schon sehen."
    Maris zog es vor zu schweigen. Aniron fand sein Verhalten seltsam, schob es aber auf seine lange Ruhepause. Schließlich muste es furchtbar sein, die ganze Zeit ans Bett gefesselt zu sein, während andere draußen in der Welt Sachen erledigten, die eigentlich seine Aufgaben waren.

    Sie stand auf und überprüfte die Salben, die sie da gelassen hatte. Maris` Pflegerin war damit sparsam umgegangen und mit dem Vorrat, den Aniron noch hatte, würde sie noch Wochen auskommen. Jetzt unterbrach Maris auf einmal ihre Gedanken:
    "Aniron, geh ruhig und schau nach dem Kräutergarten und deinem Zelt. Wenn du möchtest, brauchst du auch erst morgen Früh wieder zu kommen. Schließlich musst du von der Reise müde sein. Ich komme ganz gut klar bis morgen, denke ich."
    Aniron nickte, er hatte Recht. Jetzt wusste sie, dass es ihm gut ging und konnte in Ruhe nach anderen Dingen schauen.
    "Das werde ich tun. Aber deine Wunde schaue ich mir heute nochmal an. In einer Stunde bin ich wieder da."
    Und so schnell sie gekommen war, hatt sie das Zelt auch schon wieder verlassen.

  11. Beiträge anzeigen #191
    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Maris ist offline
    Nun war sie zurück, und erneut spielten Maris' Gedanken verrückt. Immerhin konnte er seine miserable Stimmung so nicht aufrecht erhalten, auch wenn sich das gesamte Denken des Blondschopfes nun wieder auf Aniron fokussierte. Wie froh war er doch, dass ihr nichts geschehen war auf der Reise mit den Wüstenfüchsen, und wie froh war er, dass sie nicht weiter nach Al Shedim mitgereist war, nachdem die Füchse einige Tage Rast eingelegt hatten. Sicherlich trug ebenfalls die Hoffnung, endlich wieder das Bett verlassen zu können, zu Maris' gesteigerter Gemütslage bei. Aniron würde ihm bestimmt helfen, die rückgebildeten Beinmuskeln wieder auf Vordermann zu bringen, sodass er möglichst bald wieder mit dem Training beginnen und wieder zu alter Form zurück finden konnte.

    "Kannst du bitte das Licht löschen?", bat er die Wache vor dem Zelteingang, die augenblicklich gehorchte und das Zeltinnere mit dem Verlöschen des Lichtes in eine tiefe Dunkelheit beförderte.
    "Gute Nacht."
    Freilich war Maris nicht wirklich nach Schlaf zumute. Viel zu lange schon ruhte er, sodass er kaum noch schlafen wollte und auch nicht konnte, erst recht nicht jetzt, da Aniron zurückgekehrt war und sich so viele Gedanken wild durch seinen Kopf fraßen. Trotzdem wagte er den nicht wirklich ernst gemeinten Versuch, einzuschlafen, und schloss die Augen. Dass er aber noch Stunden wach liegen und nachdenken würde, bevor ihn für drei oder vier Stunden der Schlaf holen würde, war ihm ohnehin klar.

  12. Beiträge anzeigen #192
    Ritter Avatar von Aristandros
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    Aristandros ist offline
    Puh! Das wäre also auch geschafft, rief Aristandros tief ausatmend. Schwitzend stand der Nomade in seinem Zelt. Gerade eben war er erst aus den Ruinenfeldern gekommen, in welchen er seit den frühen Morgenstunden seine Zeit mit Ausauertraining verbracht hatte. Er spürte am ganzen Leib, dass es Zeit wurde wieder regelmäßig zu trainieren. Nach Wochen des Faulenzen taten ihm nun nach nur wenigen Stunden der harten Arbeit alle Glieder weh, aber aus Erfahrung wusste der Ruinenwächter, dass sich sein Körper bald wieder an Strapazen gewöhnen würde.

    Müde bemerkte Aris dass der Wassereinmer fast leer war. Wenn er unangenehmen Schweiß an seinem Körper abwaschen wollte musste er notgedrungen zum nächsten Brunnen laufen und frisches Wasser holen. Seufzend machte sich Aris auf den Weg. Schon nach wenigen Schritten erreichte er die Taverne und bald war der Eimer am Brunnen randvoll gefüllt mit kühlem Nass.
    Wieder in seinem Zelt, verschloss der Ruinenwächter den Eingang und entkleidete sich vollständig. Das anschließende Waschen des ganzen Körpers mit einem nassen Tuch sorgte für eine angehme Erfrischung und Aris fühlte sich nicht mehr so ermüdet wie zuvor. Allerdings legte er sich dennoch auf sein Bett um etwas Ruhe zu finden. Erstens konnte in der Mittagshitze nicht viel unternommen werden und zweitens hatte Aris geplant am Abend nach Al Aristo aufzubrechen. Es war schon eine ganze Weile her, dass er das letzte Mal in der Karawanserei gewesen war, also wurde es Zeit dass der Nomade mal wieder nach dem Rechten sah. Die Reise würde wahrscheinlich die halbe Nacht dauern. Es war also klug sich jetzt hinzulegen um bei Reisebeginn ausgeruht zu sein.

  13. Beiträge anzeigen #193
    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Melaine ist offline
    Melaine hatte am gestrigen Abend nicht lange suchen müssen. Etwas außerhalb von Silden war genau der richtige Ort. In der Nähe des Flusses hatte sich die junge Adeptin niedergelassen und sich auf die um sie herum pulsierende Magie konzentriert. Langsam hatte sie sich in die magische Sphäre begeben, hatte sich mit der Magie vollgesogen wie eine Biene mit Honig, um mit ihr danach den Boden abzutasten.
    Sie hatte die Feuchtigkeit der Erde gespürt, das Leben gespürt, wie es sich als Wurm durch komplizierte Höhlensystem bohrte oder als Käfer dahin krabbelte. Die Rothaarige hatte das Gras von unten wachsen sehen, ohne dem eigentlichen Sinn dieser Redewendung zu folgen, und hatte erkannt, wie sie es leisten konnte, dass dieses Fleckchen Erde zu einem Sumpf wurde.

    Die Wassermagierin hatte ihre Magie konzentriert und sie zu einem See direkt unterhalb der Erde Wandern lassen. Keine See im Sinne eines von Wasser angefüllten Ortes, sondern einer glatten Scheibe aus Magie, welche ihre Stränge aus dem Boden hatte wachsen lassen und die Feuchtigkeit der Umgebung als Wasser an sich gebunden hatte, sodass aus dem Magiesee ein mit Wasser angefüllter See wurde. Das Wasser war daraufhin langsam im Boden versickert und hatte ihn in eine matschige Landschaft verwandelt.
    Als Melaine jedoch einen schweren Stein auf ihr Moor geworfen hatte, hatte dieser bloß ein lautes Platschen von sich gegeben und es sich auf der Oberfläche gemütlich gemacht. Müde hatte Melaine dann beschlossen, sich ins Bett zu begeben und es am nächsten Morgen noch einmal zu versuchen.

    Der ließ auch nicht lange auf sich warten. Noch immer Müde war die Wassermagierin zum Sonnenaufgang erwacht, war schlaftrunken zurück zu ihrem kleinen Sumpf gewandert und beschlossen, einfach noch ein wenig mehr Wasser in die Erde zu leiten. Nachdem sie mit dem Ergebnis zufrieden gewesen war, hatte sie erneut einen Stein hineingeworfen und erkannt, dass dieser auch, so wie er es sollte, darin versunken war.

    Leider war sie nicht mehr dazu gekommen, das Ergebnis dem hohen Wassermagier zu präsentieren, wollte dieser sich doch sogleich bei ihrer Begegnung nach Al Shedim aufmachen. Sein finsterer Blick hatte sie zuerst ein wenig erschreckt, doch nachdem sie erkannt hatte, dass er deswegen so finster guckte, da er noch immer glaubte, die Blondhaarige wäre hinter ihm her, hatte sie sich ein Grinsen noch gerade so verkneifen können und war dem Spitzbärtigen mit glänzenden Augen aus Silden hinaus gefolgt, ehe sie es ihm gleichtuend dort in einem Strudel aus blauen Funken verschwunden war.


    Es dauerte einige Zeit, bis die Magie zuerst einen Turbanträger und dann eine rothaarige Frau in einer weißen mit Gras und Erdflecken übersäten Bluse vor dem Tempel entstehen ließ. Blaue Blitze zuckten durch die Luft und krachten immer wieder, gefolgt von einem tiefen Grollen, in den Boden. Novizen, die die Szenerie beobachten, zuckten zusammen und wichen einige Schritte von der Stelle zurück, an der sich mit jedem Zucken der Blitze die Konturen von zwei Personen abzeichneten.
    Im nächsten Augenblick formte sich ein Sturm auf blauer Magie, der ebenso schnell und lautlos wieder verschwand, wie er erschienen war, derweil aus ihm die Adeptin des Wasser lachend von dem bösen Blick des Spitzbärtigen verfolgt hervortrat. Melaine hatte nicht oft die Gelegenheit, sich nach Al Shedim zu teleportieren und noch seltener frühzeitig die Eingebung, ihren Auftritt mit einigen unnötigen Effekt zu unterstreichen. Ob dies ihrem Lehrmeister gefiel, konnte sie nicht sagen, doch dass er sie bloß mit einigen Worten entließ, dass sie sich weiter mit dem Treibsand beschäftigen sollte, bevor er im Tempel verschwand, ließ dies vermuten.
    Allerdings konnten es auch andere Sorgen sein, die den hohen Wassermagier quälten, doch die Adeptin ließ ihn ohne ein weiteres Wort ziehen und hoffte insgeheim, dass er ihr Grinsen genauso schnell wieder vergessen würde, wie er die Blondhaarige vergessen haben würde.

    Sich dieses Grinsens also nicht entbehren, verließ die junge Frau den Tempelvorplatz in Richtung der Ruinen. Die Sonne hatte ihren Weg fortgesetzt und derweil schon den Horizont erreicht. Die letzten roten Strahlen huschten über den sandigen Boden, als die Rothaarige ein zerfallenes Haus erreichte, in dem sie ihre Übungen fortsetzen wollte. Dieser Ort war abgelegen und hier würde nicht in die Situation kommen, dass zufällig jemand in ihrem Treibsand versank, ehe sie herausgefunden hatte, wie dieser auch wieder zu vernichten war.
    Andererseits brannte die Sonne am Tage hier heiß genug, dass sie sich darüber keine Gedanken machen musste, während nichts das Wasser daran hindern konnte, weiter im Boden zu versickern. Melaine wusste bereits, dass es keinen Sinn hatte, den Sand lediglich lange genug von Oben zu bewässern. Sie würde das Wasser direkt einige Fuß unter der Oberfläche entstehen lassen müssen, damit es gleichmäßig die Poren des Bodens zu füllen vermochte. Ansonsten hatten sie entweder Matsch, der weniger gefährlich war, oder ein Kurbad, dem man ein wenig Sand hinzugefügt hatte.

    Erneut erzeugte die Wassermagierin ein Gewebe im Boden und begann dieses langsam von der tiefsten Stelle bis zu Oberfläche zu erweitern, ehe sie an mehreren Stellen Stränge der Magie aus dem Boden wachsen ließ. Jene Fühler griffen nach den Einzelteilen des Wassers in der Luft und lenkten diese in den Boden hinein, wo sie an der für sie vorgesehenen Stelle sich zu Wasser verbanden und den Bereich vollends ausfüllten. War dies geschehen, verschwanden die Fühler und das Gewebe ließ an anderer Stelle weitere aus dem Boden sprießen, die mit gleichem Verhalten Stück für Stück den sandigen Boden in die gewünschte Suspension verwandelten.

    Als dies geschehen war erhob sie Melaine einigermaßen zufrieden und ließ ihren Blick über den Innenraum des eingefallenen Hauses wandern. Sie fand einige Steine am Rand und ließ diese mit Hilfe der Magie über den Treibsand schweben und mit so wenig Höhe wie möglich auf diesem landen. Nur langsam sackten sie in dem Boden ein, doch wenn es nach der Wassermagierin ging, was dies genau die richtige Geschwindigkeit und wehren konnte die paar Klötze sich sowieso nicht. Vielleicht sollte sie sich einen Novizen suchen, an dem sie beobachten könnte, ob auch ein Mensch mit der richtigen Geschwindigkeit im Boden versackte…

  14. Beiträge anzeigen #194
    Lehrling Avatar von Negg
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    Negg ist offline
    Negg ging ein wenig über den Markt. Die Handwerker waren nicht mehr am Arbeiten, denn es war schon spät. Doch einige Händler boten immer noch ihre Waren an. Negg schaute sich nur ein wenig diese Waren an, ohne etwas Spezielles zu suchen. Plötzlich stieß er mit einem Mann zusammen. Beide fielen zu Boden.
    "Hey! Pass doch auf wo du hinläufst!", murrte Negg und stand auf.
    Der fremde Mann erhob sich ebenfalls wieder und rieb sich den Hintern. Der Fremde hatte schwarzes Haar und einen leichten Vollbart.
    "Entschuldige vielmals! Ich warr so vom Angebot derr Händler beeindrruckt, dass ich gar nicht nach vorrn geschaut habe. Ich bitte nochmals um Verrgebung, Sohn der Gnade."
    Negg gab nur ein leises "Jaja." von sich und der Unbekannte ging weiter.
    Negg tat es ihm gleich.

    Schließlich kam er zu einem Händler mit Tiertrophäen. Er hatte neben einigen Wolfs-Trophäen aus Myrtana und Snapperleder aus Varant auch einiges Jagdzubehör. Vor allem stach Negg ein Wetzstein für Waffen ins Auge. Damit könnte Negg sein Schwert etwas bearbeiten und so schärfen. Dies schien ihm eine gute Idee und er beschloss, diesen Stein zu kaufen. Negg griff zu seinem Geldbeutel, doch konnte ihn nicht auf Anhieb finden. Hatte er ihn heute in seine Umhängetasche getan ? Dort war er auch nicht. Ein wenig panisch durchsuchte Negg seine Taschen. Der Geldbeutel war weg!
    So ein Mist! Was sollte er nun tun ? Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Der fremde Anrempler war ein Taschendieb gewesen! Negg ließ den Händler stehen und rannte sofort in die Richtung, in die der Unbekannte verschwunden war. Doch der war längst über alle Berge...

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    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Es war niemand da, der bereit gewesen wäre, ein Bad in dem von ihr angerichteten Pool zu nehmen. Sie weigerten sich, die Novizen und die Wasserträger, blickten sie an, als wäre sie wahnsinnig , manche zitterten vor der rothaarigen Frau, die sich ihnen aus der Dunkelheit genähert hatte, doch sie alle verweigerten ihre Bitte. Auch als sie es ihnen befahl, wollten sie ihr nicht folgen, wichen vor ihr zurück, als ob sie ein scharfes Messer gezogen hätte und beabsichtigte, mit diesem auf sie zu springen und sich für ihre Ablehnung zu rechnen. Dabei akzeptierte die Adeptin ihre Weigerung. Vielleicht hatte sie die Feiglinge ein wenig finster angeschaut. Vielleicht hatte sie auch ein paar Flüche gemurmelt, von denen sie sicher war, dass jene sie nicht verstanden hatten, doch wer wusste schon, was sie in das Murmeln hineininterpretiert hatten?
    Und dennoch fand Melaine es nicht gerecht, dass sie ihre, vielleicht etwas drängend vorgetragene Bitte nicht nur abgelehnt hatten, sondern auch noch vor ihr wichen, als würde die Schülerin sie doch noch auf irgendeine andere Art zu zwingen versuchen.

    Melaine seufzte und betrachtete die sandgelbe Suspension, die wie fester, etwas trockener Boden wirkte und völlig unschuldig den Raum eines ehemaligen Wohnhauses einnahm. Die Sonne hatte es noch nicht geschafft, sie vollständig auszutrocknen, nicht mal den Ansatz hatte sie wirklich angreifen können und doch hatte Melaine dafür gesorgt, dass das richtige Verhältnis zwischen Sand und Wasser sich nicht verschob.
    Wenn sie alle zu feige waren, blieb ihr nichts anderes übrig, als es selbst zu probieren. Zweifelnd musterte sie ihr Werk und wusste, dass dies eigentlich keine gute Idee war. Aber dabei konnte sie gleichzeitig üben, dem Treibsand das Wasser wieder zu entziehen und bevor sie ertrank, konnte sie sich immer noch zum Tempelvorplatz teleportieren. So gesehen war ihre Idee nicht gefährlicher, als es in der Wildnis mit einem Schattenläufer aufnehmen zu wollen, wissend, dass man nur eine Chance hatte zu gewinnen.

    Und so setzte die Wassermagierin einen Fuß vor den anderen. Ihren Rock hatte sie bereits abgelegt. Auch ihrer Bluse hatte sie sich entbehrt und so berührten ihre baren Füße mit den Zähen vorsichtig die dickflüssige Masse. Vorsichtig trat sie weiter hinein und ließ sich von dem kühlen Wasser-Sand-Gemisch langsam tiefer tragen. Sie verharrte an einer Stelle am Rand und setzte auch ihre zweiten Fuß in den Treibsand hinein, während dieser sie langsam nach unten zog. Irgendwie ein unangenehmes Gefühl…

    Sie hatte das Gefühl, als hätte eine riesige Hand nach ihren Unterschenkeln gegriffen und zog diese langsam in einen nicht erkennbaren Abgrund hinein. Sie bewegte sich vorsichtig, wohl wissend, dass wenn sie stillhielt, es nicht so schnell von stattgehen würde und spürte dennoch ein leichtes ziehen in ihrer Brust.
    Die Suspension befand sich nun in Taillenhöhe und Melaine beschloss, den Zauber nun umzukehren. Mit klopfenden Herzen und einer nicht zu unterdrückenden Nervosität versuchte sie sich zu konzentrieren, als sie plötzlich einen Schrei hörte. Ein Geier hatte sich auf die Mauer der Ruine niedergelassen und betrachtete sie mit leicht schiefgelegtem Kopf.
    „Verschwinde!“, rief Melaine und griff in die Suspension um etwas Sand nach dem Vieh zu werfen. Panisch stellte sie fest, dass es gar nicht so einfach war, die Hand aus dem weichen Boden wieder zu befreien. Zuckend sackte sie tiefer in den Sand hinein, während der Geier die Schwingen ausbreitete und sich kreischend in die Luft erhob. Spottend zog er am Himmel seine Kreise und es dauerte nicht lange, da gesellten sich weitere Tiere zu ihm, immer wieder zu Melaine herabstoßend. Mit den Händen fuchtelnd, versuchte sie die Viecher abzuwehren, während der Sand schon ihre Brüste erreicht hatte. „Verschwindet! Lasst mich in Ruhe!“, schrie Melaine und schlug mit den Händen nach den Vögeln. Entweder würde sie sich von den Aasgeiern den Kopf zerhacken lassen oder beim Versuch sich zu wehren weiter in den Sand einsacken… Beides wäre ihr sicherer Tod, außer es fand sie hier jemand… Beides war die Schuld der Feiglinge. Wären die stattdessen in den Treibsand gestiegen, hätte Melaine sie mit Leichtigkeit retten können…. „HILFE!“, kreischte sie hysterisch und versuchte panisch sich umzublicken…

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    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Ein Viereck. Ein ebenmäßiges, grünes, überwuchertes Viereck. Das war aus dem Kräutergarten geworden, als Aniron wieder zurück gekommen war. Die Frau, die für sie den Garten gegossen hatte, hatte wenigstens das ordentlich gemacht, aber wie bei Maris` Pflege keinen Finger zu viel gerührt. Die Pflanzen waren noch höher geschossen- Aniron hatte das schon kaum für möglich gehalten- und überall hingen schwere Blüten und Blätter hinab, bereit, abgenommen zu werden. Doch zunächst hatte Aniron die Pflanzen von verwelktem Grün befreit und erst danach hatte sie angefangen, zu ernten. Einige der Blätter musste sie frisch verarbeiten, andere trocknen. Silelen würde eine reiche Ausbeute bekommen, wenn sie heimkehren würde.

    Nachdem Maris hatte zurückstecken müssen, hatte Aniron den Nachmittag für ihn frei gehalten. Seine Wunde sah schon gut verheilt aus und sie wollte den Versuch wagen, sein bein ein wenig zu belasten. Sie hatte keine speziellen Kenntnisse, wie man geschwächte Muskeln wieder aufbaute. Aber durch ihre Erfahrung als Hebamme, hatte sie Frauen, die Probleme bei der Geburt hatten oder zu lange im Wochenbett lagen, ebenfalls auf die Sprünge helfen müssen. So hoffte sie, dass sie auch Maris helfen konnte. Schließlich musste er sich wieder normal bewegen können. Ein schwachs Bein oder gar ein Hinken konnten das Ende für den Wüstenräuber bedeuten.

    Als sie das Zelt betrat, schien er schon ungeduldig auf sie zu warten, so dass Aniron als allererstes sagte:
    "Erwarte nicht allzu viel von mir und vor allem von dir. Das müssen wir langsam angehen."
    Maris nickte ernst und setzte sich langsam vorn auf die Bettkante. Aniron hatte einen Gehstock aufgetrieben, den sie ihm reichte.
    "Nimm den in die linke Hand, ich stütze dich von rechts. Sobald etwas weh tut, sag mir Bescheid."
    "Werde ich", antwortete der Blondschopf. Den rechten Arm um ihre Schultern gelegt und auf den Stock gestützt, erhob er sich langsam.
    "Sehr gut", sagte Aniron, als der Nomade aufrecht in seinem Zelt stand.
    "Was für ein Gefühl. Ich hätte nie gedacht, dass Stehen mich einmal so glücklich machen könnte", sagte Maris lächelnd. Aniron erwiderte das Lächeln und musste sich eingstehen, dass sie sehr erleichtert war, Maris so zu sehen.

    Nach diesem kleinen Erfolg probierte Aniron verschiedenes aus. Ohne ihre Hilfe konnte er gut stehen, aber ohne den Stock ging verständlicherweise noch nichts. Die junge Frau stellte sich wieder neben Maris und sagte:
    "Jetzt versuch einen Schritt zu machen, fang am besten mit deinem gesunden Bein an und versuche dein Gewicht auf mich und den Stock zu verlagern, nicht auf dein Bein."
    Maris holte Luft und hob den Fuß vorsichtig an, um nach vorn zu treten.

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    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Schwer atmend, da der Sand ihren Körper umfing und eisern die Luft aus der Lunge presste, streckte die ihre Arme in Luft und bewegte langsam ihre Handgelenke, darauf achtend, dass diese Bewegung ihren gesamten Körper nicht zu sehr in Wallung versetzte. Auch der zehnte Hilferuf hatte keinen sichtbaren Erfolg erzielt, nicht einmal, dass die drei Vögel am Himmel verschwanden. Mit gierigen Rufen zogen sie ihre Bahnen, blickten auf ihr Opfer herab und warteten geduldig, dass es starb. Würde Melaine nur erst vollständig von Sand und Wasser bedeckt sein, würde es nicht lange dauern, bis ihr letzter Atemzug in den Sand entwich. Ihre Leiche würde sich nur wenig unter der Oberfläche befinden und ein wahres Festmahl für die verdammten Geier sein, die alles dafür taten, dass sie weiter hinab sank und sich dennoch vor den kreisenden Händen der Rothaarigen fürchteten.

    Die junge Frau hatte ihre Augen geschlossen, derweil sie langsamer tiefer in den Treibsand gezogen wurde. Sie würde nicht einfach verschwinden, auch wenn es verlockend war, jetzt da sie wusste, dass der Sand einem Menschen gefährlich werden konnte. Trotz ihrer Nähe zum Rand, war dieser nicht als rettendes Ufer für sie dagewesen, sondern sackte dagegen ebenso wie die Magierin in die Suspension hinein, wenn sie nach ihn griff. Und die Anstrengung, die sie dafür aufbringen musste, zogen sie nur weiter hinunter.
    Mittlerweile berührte sie mit dem Kinn die Oberfläche des Treibsandes, derweil sie sich darauf konzentrierte, ihre innere Panik zu überwinden, die sie davon abhielt, die Magie zu ihrer Rettung zu wirken. Dass, wenn sie es nicht schaffte, sich aus dem Sand zu befreien, indem sie ihm das Wasser entzog, sie wohlmöglich auch nicht dazu fähig wäre, sich fort zu teleportieren, daran dachte sie nicht und tat alles dafür, dass jegliche Gedanken an etwas anderes als an die vor ihr liegende Aufgabe aus ihrem Kopf verschwanden.
    Langsam glätteten sich ihre Gedanken. Wenn sie schon sterben musste, konnte sie dies auch bei dem Versuch, es nicht zu tun, anstatt bei dem Versuch zu fliehen. Dieses Wissen gab ihre neue Kraft, ihre Angst und ihr pochendes Herz zu überwinden, welches sich nur schwer beruhigen ließ. Doch wenn sie sich nicht von diesem beeinflussen ließ.

    Melaine hielt die Augen weiterhin geschlossen, als sie einen sanften Windhauch spürte, der mit ihren Haaren wie ein Geliebter spielte. Vorsichtig öffnete die Augen und fand sich auf einer Lichtung nahe eines silbernen Sees wieder, der schwach im Schein der am Zenit stehenden Sonne glomm und den Anschein eines surrealen Ortes erweckte. Doch gleichzeitig spürte Melaine wie befreit sie sich fühlte. Sie konnte ihre Arme und ihre Beine bewegen und frische Luft in ihre Lungen saugen, so viel, dass sie das Gefühl hatte, dass ihre Brust bersten wollte. Trotz seiner unwirklichen Ausstrahlung wusste die Wassermagierin, dass dieser Ort real war. Inwiefern sie es war, konnte sie jedoch nicht sagen, auch wenn sie die Rinde unter ihrer Hand spürte, wenn sie mit dieser sanft über eine nahestehende Kiefer strich.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen trat sie näher an den silbrigen See heran, ließ sich langsam an seinem Ufer nieder und tauchte ihre Hände in sein wie erwartet kühles Nass hinein, dass sich auf seltsame Weise in ihrem Körper zu einer zärtlichen Wärme wandelte.
    Ihr Lächeln wurde breiter, bevor sie ihre Kehle mit dem Wasser befeuchtete. Dann erkannte sie, dass keine Kleidung ihren Körper bedeckte und ohne lange darüber nachzudenken, sprang sie in den See, ließ sich von dem Wasser umschließen, umarmte es, als wäre es ihre lang vergessenen Eltern, atmete es ein, als wäre es Luft, die sie zum Leben brauchte, ließ sich von ihm tragen, zu allen Orten, zu denen es sie führen wollte…


    Und es führte sie zurück in das sandige Meer der Wüste. Melaine spürte das Kratzen des feinen Gesteins und fühlte doch die Magie in ihr wallen, von ihrem Körper in den Treibsand dringend und noch ehe sie den Gedanken geformt hatte, der sie retten sollte, webte sie ein Netz der Magie, das wirbelnden durch den Treibsand wie ein Krieger durch das Heer der Feinde glitt. Ein Zischen erfüllte die Luft, als das Wasser zur Oberfläche gezwungen wurde, an der es sich in seine Bestandteile aufspaltete und von einem imaginären Wind davongetragen wurde. Innerhalb weniger Augenblicke verfestigte sich der Sand um die junge Frau herum, ehe sie die Augen aufriss.
    Der Sand war ihr bis zu den bebenden Nasenflügeln gedrungen. Nur langsam zog sie die Luft durch diese eine, ehe sie die Arme vorsichtig bewegte und diese so befreite, um den Sand vor ihrer Nase wegzuschieben.
    Tief sog sie die Luft daraufhin in sich hinein und nutze die noch immer in ihrem Körper tanzenden Magie dazu, den Sand in einem gleichmäßigen Strom um ihren Körper herum in eine Ecke der zerfallenen Hauses zu lenken.

    „Das war knapp!“, murmelte die Wassermagierin schließlich und zog sich langsam mit strampelnden Füßen aus dem Boden. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Schweiß in Strömen an ihr hinab lief, beinahe so viel, um erneut den Boden in gefährlichen Treibsand zu verwandeln. Doch Melaine ignorierte dies und trat mit pochendem Herzen aus der Ruine hinaus, ehe sie nach ihrer Kleidung griff und sich auf dem Weg zu Meer machte. Sie brauchte etwas Entspannung, um sich zu beruhigen und neue Kraft für neue Aufgaben zu sammeln… oder um ungehorsame Wasserträger eigenhändig in die von ihr vorbereiteten Tümpel zu stoßen, sollten diese es noch einmal wagen, mit dem Kopf zu schütteln und ihr dann noch nicht mal zur Hilfe kommen, wenn sie welche brauchte. Wozu waren die denn sonst gut…
    Immer noch nackt setzte sie ihren Marsch zum Meer fort, ließ ihrer Wut in ihren Gedanken freien Lauf und achtete nur beiläufig auf den langsam heran preschenden Gedanken einer Aufgabe ihres Lehrmeisters, die sie beinahe vergessen hatte…

  18. Beiträge anzeigen #198
    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Die Sonne hatte das letzte Viertel ihres Weges zum Horizont bereits begonnen, als Melaine den Strand und damit das salzige Meer erreichte. Möwen schrien in der Luft über ihr und waren der jungen Frau wesentlich angenehmer als die hässlichen Geier, die darauf aus waren, in ihr ein genüssliches Mittagsmahl vorzufinden. Sie hatte zuvor nicht gewusst, dass diese Viecher so schnell da waren, wenn sie glaubten, ein Opfer gefunden zu haben. Möglicherweise war es auch nur Zufall gewesenen, andererseits hatte sie selten Menschen in ähnlichen Situationen, in welcher sie sich am Mittag befunden hatte, vorgefunden und somit noch keine Gelegenheit dazu gehabt, dass Verhalten der Wüstenvögel genauer zu studieren. Beim nächsten Mal jedoch würde sie sich etwas ausdenken, um die Geier vorzeitig von ihren Versuchen fernzuhalten, damit sie nicht wieder in die missliche Lage geriet, sterben zu können, nur weil jene Schwarzgefiederten den nahenden Tod schon aus weiter Entfernung zu riechen vermochten.

    Melaine verdrängte die Gedanken an jene schwarzäugigen Bastarde und schmiss auch noch mit aller Anstrengung ihre Wut hinterher. Sie hatte das Meer erreicht. Das sanfte rauschen der schäumenden Wellen sollten ihr Gemüt beruhigen.
    Es geschah, wie es sollte und als die Rothaarige sich von dem salzigen Wasser des Ozeans umspülen ließ und sich den eingetrockneten Dreck vom Körper kratzte, erreichte sie der zuvor noch im Hintergrund gelauerte Gedanke an jene, beinahe vergessene Aufgabe ihres Lehrmeisters, die von ihr forderte, dass sie sich selbständig einen Zauber ausdenken sollte, mit dem sie sich wehren konnte und wenn möglich noch andere verletzten.
    Letzteres lag ihr nicht in der besonderen Masse. Zwar hatte sie vor zwei Tagen einer Frau das Gesicht eingefroren, doch war sie sich sicher, sie nicht weiter verletzt und sich nur gewehrt zu haben. Dass sie sich dagegen wünschte, die hässlichen Vögel vom Himmel zu holen und im Meer zu versenken, stand nicht im Verhältnis dazu, einen Menschen zu verletzten. Zwar würde es sich um den Tod dreier Geier im weitesten Sinne um Verletzungen handeln, doch wenn man es genauer betrachtete, konnte diese nicht mehr Jammern und das war doch der Hauptgrund jemand anderes zu verletzen: Sich über ihn zu erhöhen und ihn durch die eigene, von ihm gespürten Stärke zu dominieren.

    Mit gerade diesen Gedanken wollte sich Melaine nicht anfreunden. Sie wusste, dass auch die Kenntnis der Angriffsmagie nötig war, um die Magie insgesamt ein wenig besser zu verstehen, doch noch immer hielt sie daran fest, darum herum zu kommen, sie auch nutzen zu müssen.
    Nichtsdestoweniger stand noch immer die unerfüllte Aufgabe des Spitzbärtigen im nicht vorhandenen Raum und zwang die Schülerin sich von den Gedanken über das Ob abzuwenden und sich dem Wie zuzuwenden. Wie also sollte ihr Zauber aussehen? Wäre eine Peitsche aus Wasser das Richtige oder wäre dies zu einfach gedacht? Wie sah es mit einer Lanze aus Eis aus? Oder war sie zu diesem Zauber nicht im Stande?
    Da sie einen Eispfeil erschaffen konnte, wäre ihr wohl auch dies möglich. Vielleicht galt es den Eispfeil auszuweiten, sodass er auch gegen mehrere Gegner genutzt werden konnte. Sinnvoll wäre es allemal und würde die ihr bereits bekannte Magie auch sinnvoll ergänzen, wenn sie daran dachte, dass auch der Treibsand gegen mehrere Gegner zu verwenden war.
    Andererseits waren dies bloß Zauber, die auf das vor kurzem gelernte aufbauten und kein neuer, nichts Innovatives.

    Melaine dachte noch etwas über die von ihr erdachten Möglichkeiten nach und beschloss diese bei Gelegenheit zu erproben, allerdings brauchte sie zuvor etwas anderes.
    Ein neuer Zauber aus Sand und Erde wäre vielleicht geeignet. Ein Zauber, der ihren Gegner vom Boden reißen sollte. Kein Geschoss, kein Treibsand… Ob es ihr wohl möglich wäre, einen bestimmten Abschnitt der Erde zu verschieben? Natürlich brauchte er nicht groß sein, musste sich gerade Mal unter ihrem Gegner befinden und die Verschiebung würde kaum mehr als ein kurzes Rütteln darstellen.
    Doch wenn der Fein keinen sicheren Stand hatte, wäre dies genau das richtige, um sich Zeit für einen größeren Zauber zu nehmen.

    Die Erdmagierin erhob sich aus dem Meer und streifte das restliche, sich an ihrem Körper klammernde Wasser mit einem Wink ihrer magiegefüllten Hand an. Es sammelte sich in einer kleinen Kugel, die kurz darauf ins Wasser platschte.
    Die Rothaarige zog ihren blauen Rock und ihre weiße Bluse wieder an. Schwert und Gürteltasche hatte sie in ihrem Zimmer im Tempel gelassen. Ohne diese beiden Gegenstände fühlte sie sich freier und konnte mit dem Schwert die Gedanken an den Krieg in Myrtana ablegen. Zwar wusste sie, dass er vorbei war, doch wusste sie auch, dass er mit Blut geendet hatte, ohne einen Frieden, sondern bloß mit einem Waffenstillstand, der dereinst schneller zu einem neuerlichen Aufflammen des kriegstreibenden Hasses zwischen den Rassen sorgen könnte, als allen beteiligten lieb sein konnte. Sie hoffte, dass dies Zeit hätte, Zeit, bis sie nicht mehr so hilflos war, Zeit, die auch versuchen würde, das Denken der Menschen und Orks zu ändern… Zeit, die, wenn es schlecht lief, bloß verstrich…

    Melaine stampfte mit dem Fuß in den Boden und verbreiterte den Abstand ihrer Beine, bis sie glaubte, einen guten Stand erwischt zu haben, ehe sie sich auf einen Bereich unter ihren Füßen konzentrierte.
    Die Magie floss genügsam aus ihren Händen und drang in den Boden ein, verteilte sich zwischen den einzelnen Sandkörnern und bildete so eine einigermaßen große Fläche, die sich direkt unter ihren Füßen befand. Melaine ließ die Gedanken durch die Strängen schnellen, doch anstatt dass der Boden sich ein Stück bewegte, wurde der Sand unter ihren Füßen fortgeschleudert und sie sackte ungewollt ein kleines Stück tiefer in den Boden ein.

    So würde es also nicht funktionieren. Es bedurfte festeren Boden… Kurz nachdem der Wassermagierin dieser Gedanke gekommen war, erinnerte sie sich an ihre Übungen zu dem Sandgeschoss und dem Schild aus Erde. Sie beide konnte gefestigt werden, warum also sollte sie nicht den Boden unter ihren Füßen ein Stück festigen können.
    Magie schoss durch ihre Adern und löste sich funkentreibend von ihren Fingerspitzen, versickerte im Boden und bildete dort aus dem lockeren Sand unterhalb ihrer Füße eine einigermaßen feste Platte, die sie mit einem geistigen Ruck an den magischen Fäden so schnell wie möglich ein Stück vorzog und wieder zurückstieß.
    Schwankend und mit einem Lächeln auf dem Gesicht ging sie in die Knie, nur um sich kurz darauf wieder zu erheben und es noch ein weiteres Mal zu probieren. Schneller. Es musste schneller gehen…

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Maris ist offline
    Es funktionierte! Er ging! Maris Freude war kaum in Worte zu fassen, die Freude darüber, sein Zelt endlich wieder verlassen, der Sonne endlich wieder ins Gesicht schauen und den Sand unter den Füßen spüren zu können. Vorsichtig drückte er sich bei jedem Schritt mit dem schwachen rechten Bein auf den Stock, der jedesmal bedrohlich tief im Sand zu versinken drohte, und Aniron, die ihn lächelnd stützte. Seine Freude über all das war so groß, dass ihm noch nicht einmal ein verwirrender Gedanke an die Nähe kam, die er in diesen Momenten hatte.
    "Lass uns zu onatas gehen!", schlug der Blondschopf vor, und so tasteten sich die beiden langsam, aber sicher in Richtung des Zeltes des Sippenführers. Dort musste sich Maris jedoch widerwillig niederlassen, weil die Anstrengung zu groß wurde.
    "Was kann ich für dich tun?", fragte Onatas, nachdem er sie begrüßt und Maris zu seiner zurück gewonnenen Freiheit - wenn auch vorerst noch eingeschränkt - gratulierte.

    "Gibt es bereits Nachricht vom Krieg in Myrtana?"
    Onatas nickte bedächtig.
    "Tatsächlich hat uns ein Bote erreicht, der das Ende der Kriegshandlungen verkündete. Die Belagerung Vengards durch die Orks wurde aufgegeben und es kehrt wieder Ruhe in Myrtana ein. Deshalb erwarte ich auch Wutras und seine Männer innerhalb der nächsten Woche zurück."
    Maris' Freude über diese Nachricht war kaum zu übersehen.
    "Sehr gut, das ist klasse! Gib mir bitte bescheid, wenn sie zurück sind, denn ich möchte einen Vorschlag machen."
    "Was für einen Vorschlag?", hakte der Sippenführer nach.
    "Wie wäre es, wenn wir das große Turnier in der Arena aus dem letzten Jahr wiederholen? Wir feiern sozusagen den Zusammenhalt der Menschen, der einen endgültigen Sieg der Orks verhindert hat."
    Onatas war noch etwas skeptisch, doch erklärte er sich bereit, den anderen davon zu berichten. Beim Hinausgehen murmelte er Aniron zu:
    "Du wirst sehen, bis dahin bin ich wieder der Alte und nehme daran teil. Wenn das mal keine Motivation ist, wieder gesund zu werden..."

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    Lost in Hollywood Avatar von Corwyn
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    Corwyn ist offline
    Gebeugt über die alten Schriften harrte der Spitzbärtige aus, seine Augäpfel rasten in ihren Höhlen hin und her, seine Gedanken verschlangen die Worte und das Wissen, das seine Lippen in stummem Einklang mit dem Gelesenen wiedergaben. Er saugte es auf, inhalierte es mit jedem Atemzug. Sein Herzschlag bebte, seine Gedanken überschlugen sich - dieses Buch, es war Gold wert!
    Er nahm einen tiefen Zug von der Corwyrette, die im Mundwinkel klebte. Da sein Vorrat an Kaktusschnapstabak, den er in seiner Kammer noch erwartet hätte, ziemlich gering war, hatte er das Zeug gewissermaßen mit Sumpfkraut "gestreckt". Genau genommen, allein vom Wert der Pflanzen her, kam es zwar einer Verbesserung gleich, aber gut, er hatte seinen Tabakstängeln nun jedenfalls noch eine gehöirge Ladung Sumpfkraut beigemischt. Es hatte eine sehr positive Wirkung, wie er fand. Es entspannte und ließ ihn freier werden in seinen Gedanken. Er konnte vergessen - den Krieg, die Leiden, das eigene Versagen. Die Sache mit Ishtar und die rastlosen Geister auf der Lichtung des Zwielichts. Hârkons spurloses Verschwinden, Tylons Tod. Alles war irgendwie... okay. Okay insofern, als dass es Teil des Ganzen war. Es gehörte dazu. Menschen kamen und gingen und wer war er, dass er verlangen könnte, dass man ihm die geliebten Menschen wiedergeben konnte?
    Er konzentrierte sich wieder auf die Schriftzeichen.

    "Und ein magischer Knotenpunkt, erfüllt von der Macht der alten Magie, wird die Kugeln der Stäbe erhellen, sie zu großen Reservaten der Magie machen, die zu nutzen den Meistern der Magie vorbehalten ist. Doch weil die Erschaffer der Stäbe..."

    "Verdammt!", knurrte der Turbanträger, "ab hier wird es undeutlich." Sein Blick wanderte von der Buchseite zu dem Stab, dem Objekt der Begierde. Die in das obere Ende des Stabes eingefasste Kugel strahlte in grellem weiß-blau. Die Kugel ist stark, dachte der Spitzbärtige und war überzeugt, dass er den Stab nutzen könnte. Doch er wollte sicher gehen, er überlegte einen Augenblick... Wenn er doch nur den zweiten Teil auch noch lesen könnte, doch da war nichts zu machen. Zeit und Verfall hatten so sehr an den Seiten genagt, dass da nichts mehr zu machen war. Resigniert rauchte er seine Zigarette.
    Das Sumpfkraut erfüllte seine Lungenflügel und vernebelte sein Hirn. Irgendwie musste es doch jetzt weitergehen. Nicht umsonst war er die ganze Nacht in der unteren Bibliothek gewesen, hatte Dutzende Bücher überflogen, auf der Suche nach dem Einen, das ihm weiterhelfen konnte. Und nun wollte er eben nicht, dass er es nur dazu gefunden hatte, um es dann nicht lesen zu können und weiterhin in der Schwebe der Unwissenheit zu verharren. Und in seiner Not wurde er sich eines Grundsatzes seines Vaters bewusst. Es war eine Phrase, die unter den einfachen Leute andauernd Anwendung fand, von daher konnte sie gar nicht falsch oder gefährlich sein: Probieren geht über Studieren. Aber er wollte es nicht unbedingt gleich selber probieren. Aber er wusste jemanden, der es würde tun können.
    Hastig packte er sich seine Sachen: Den Stab, das Buch und die Tasche. Er schnippte den Tabakstängel aus dem Fenster, wohlwissend, dass er nun nur noch etwa ein halbes Dutzend Gedrehte hatte. Er verschwendete einen weiterne Gedanken an den unleserlichen Teil und wünschte sich, ihn entziffern zu können. Ein Stoßgebet zu Adanos und er war aus der Tür.

    Er fand Melaine am Meer, nach ihrer Kammer und der Oase war dies der drite Ort, den er angeseteuert hatte. Er wollte sie nicht gleich mit seinem Plan überfallen. Stattdessen erkundigte er sich nach ihren Fortschritten in der Magie. Die Maga antwortete, dass sie heute recht große Erfolge hatte erzielen können.
    "Achja?", fragte Corwyn sekptisch und musterte die breitbeinig dastehende Frau. "Bitte, lass mich sehen, was du erreicht hast. Ich weiß ja, dass du die Fähigkeiten besitzt. Wenn du nun auch noch noch mehr Fleiß als eh schon an den Tag legst, dann bin ich überglücklich. Also dann, wie stehts um den Treibsand?"

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