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Ray erwachte an diesem Morgen träge. Er kam sich selbst dumm vor, hatte er ja nicht einmal einen Heiler aufgesucht, um seine Wunden verbinden zu lassen. Jetzt humpelte er immer noch.
Und ein verhaltener Schmerz durchfuhr ihn hin und wieder, während er sich auf den Weg ins Refektorium machte. Um sich geistig Kraft zu geben, befühlte er den Talisman, den er von Horaxedus bekommen hatte.
Die Türen zum Refektorium schienen ebenso träge aufzuschwingen, wie er sich fühlte. Und als er wenig später an seinem Frühstück saß, schmeckte es ihm nicht. Es war das erste Mal, da ihm die köstliche Küche des Dämons nicht schmeckte. Beinahe schämte er sich dafür.
Um sich zu zerstreuen, hieß er einen Dämon, ihm seine Klarinette zu bringen. Als dieser wenig später zurückkehrte, sein Instrument in den Pranken haltend, war Ray wieder dabei, seine Wunde zu begutachten. Es sah immer noch nicht viel besser aus. Doch zumindest sah es (noch) so aus, als würde in ihm kein Messingläuferei sein.
„Wah, Dämon, bist du besessen?“, fuhr Ray plötzlich auf, als er ihn bemerkte. „Du kannst doch so ein Instrument nicht so halten! Du verbiegst am Ende die Klappenmechanik oder zerkratzt das Holz!“
Er wusste nicht, warum er plötzlich so reagierte. Hatte er schlechte Laune? Wahrscheinlich.
Er nahm sein Instrument entgegen und begab sich in den Innenhof, wo er sich auf die Bank setzte und versuchte, fröhliche Rhytmen zu spielen, um sich seelisch aufzubauen. Ray hatte nicht das Gefühl, dass ihm das gelang.
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Ramac wollte gerade das nächste Buch über Dämonen lesen, wurde aber aufgehalten. Er hörte durch die kalten Gemäuer die liebliche und doch traurige Musik einer Klavrinette schallen. Von der Neugier angestachelt, wer wohl so gut spielte, erhob er sich und schritt in den Innenhof. Er blieb in einem der Arkadengänge stehen, halb verdeckte ihn eine Säule, halb der Schatten der Abendsonne. Es war Ray, der da auf der Bank saß und wehmütig Musik spielte. Ray, genau den er gesucht hatte. Er trat mit einem klatschen aus dem Schatten hervor und ging auf Ray zu. Jetzt erst viel ihm die Verletzung des Musikers auf.
"Wunderschön. Einen dunklen Gruß, dir Ray, dem Meisterbarden. Doch sag, was hat dich da so verwundet? Ich hörte von Kämpfen im Kastell, aber irgendwie schirmte mich die Bibliothek ab und was sollte ich schon ausrichten?Aber weswegen ich eigentlich gekommen bin: Ich möchte das wir, also das Ensemble, ein kleines Konzert für den Brunnendämon spielen. Die Lieder besorge ich. was meinst du?" fragte Ramac und schüttelte Ray die hand...
Geändert von Ramac (29.08.2004 um 18:42 Uhr)
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Ein Konzert für einen Dämon? Ray fragte sich, ob das etwas für ihn wäre. Er war den Dämonen nicht sehr zugetan. Sie erfüllten ihre Pflichten und konnten, ginge es nach ihm, allein und nur allein deswegen im Kastell bleiben. Nicht weil sie so dekorativ waren, etwa. Doch wie sollte er das in Worte kleiden?
Er entschied sich für die Wahrheit: „Nun, Ramac, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich bin den Dämonen nicht so zugetan, dass ich ihnen gleich ein Konzert geben muss.“
Ray bemühte sich, Skepsis und Sarkasmus aus seiner Stimme herauszuhalten. Ramac konnte ja nichts dafür, dass er Dämonen nicht mochte.
„Ach, der Brunnendämon ist nicht wie die anderen.“, lenkte Ramac gleich ein. Ray überlegte kurz. Sollte er dem Brunnendämon eine Chance geben? Wenn er so war wie die anderen... Dann war es immerhin eine gute Probe für das Ensemble. Es war ohnehin Zeit, dass sie wieder einmal zusammenfanden, um zu spielen. So kam es, dass Ray sich entschloss, dem Brunnendämon eine Chance zu geben, denn vielleicht überraschte ihn ja dieser Dämon positiv.
„Nun, gut. Ich bin einverstanden. Ach, und nenn mich bitte nicht Meisterbarde. Ich bin weit davon entfernt und nicht besser als ihr. Ich hatte nur die Idee, dieses Ensemble zu gründen. Das ist alles.“, merkte er noch an.
Ramac nickte. Dann meinte er: „Doch hast du mir immer noch nicht gesagt, was dich so verletzt hat.“
„Es waren die Messingläufer.“, sagte er nur. Ramac sah ihn stirnrunzelnd an. Ray hatte auf so eine Reaktion gewartet. Ramac hatte also noch nichts über sie gehört. So fuhr er fort: „Diese Wesen wurden als gute Geister in den Grundstein dieses Kastells gelegt und gelähmt. Irgendwie konnten sie aber ihrer Lähmung entkommen und drei überfielen das Kastell. Doch durfen wir sie nicht töten, denn es sind heilige Wesen - zumindest für die Dämonen. So mussten wir sie lähmen. Unter der Anleitung des Priesters Horaxedus gelang uns das auch. Doch eines dieser Biester hat mich verletzt. Und ich warte nun schon zu lange ab, wie sich die Verletzung entwickelt.“ Wie gerufen durchfuhr ihn ein stechender Schmerz.
„Es scheint höchste Zeit, einen Heiler aufzusuchen.“ presste Ray hervor. Er hob zum Abschied die Hand und humpelte in Richtung Krankenzimmer davon, die Klarinette unterm Arm.
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Er verbrachte den ganzen Tag damit seine Schwester zu beobachten, irgendwie hatte er die ganze Zeit das Gefühl das irgendetwas passieren würde. Doch dem war nicht so, seine Schwester marschierte durch das Kastell ohne dabei auch nur eine Tür zu öffnen. Als sie vor einem Labor stand hob sie zwar ihre Hand und war kurz davor sie zu öffnen aber sie tat es nicht was wohl auch daran lag das Lucky sie davon abhalten wollte. Nun hatte Squall die Antwort darauf ob das Kastell ein Platz für ein kleines Kind war, solange das Kind sich an die Regeln hält ist das ein Platz an dem es gut wohnen kann.
Da seine Schwester sich zurück in das Zimmer begab konnte er sich nun endlich daran machen etwas zu tun. Er machte sich auf in die Bibliothek um sich dort nach Büchern umzuschauen. Er wollte etwas über den Stabkampf lernen, vor einiger Zeit dachte er zwar noch es wäre nichts für ihn doch langsam konnte er sich mit dem Gedanken, das er mit einem Stab kämpfen würde immer besser anfreunden. Es würde sich auch anbieten den in seinem Zimmer war noch ein Stab den er gefunden hatte. In der Bücherei setzte er sich an seinen Tisch und sprach das Wort Stabkampf, damit die Bücher zu ihm kamen. Es waren nicht allzu viele, also wählte Squall sich einige aus und machte sich damit auf zurück in sein Zimmer.
Dort saß seine Schwester am Fenster und schaute hinaus. Squall wollte für sich und seine Schwester etwas zu essen holen, aber sie erwiderte ihn dass sie schon etwas gegessen hatte. Er war etwas verwirrt den er hatte sie doch beobachtet und das sie etwas gegessen hatte, hatte er nicht gesehen. Anscheint musste sie das Zimmer als er in der Bibliothek war noch einmal verlassen hatte, aber das sollte Squall nicht weiter beschäftigen, denn er wollte sich nun erst einmal seinen Büchern hingeben.
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.........Die Gedanken sind frei.....
Diese Zeile erschallte immer wieder in den Gängen des Kastells. Im Innenhof saß ein Mann, in einer Lehrlingsrobe gekleidet und spielte auf einer alten,scheins vermoderten Laute. Sein Gesang klang unbeschwert, frei und hell. Über ihm war die Immergrüne Esche, die ihm Gesellschaft leistete, und aus den Arkadengängen fiel Licht in den Innenhof. Das Wasser des Brunnens war ruhig, der Dämon ruhte. Ramac übte für das Überaschungskonzert, das das ensemble der Nixe geben wollte. Ramac wusste noch nicht für wann Ray den Auftritt anberaumt hatte, aber er brauchte Übung. Er sah zum Vollmond hinauf und fing an eine neue Strophe zu dichten. Eine neue Strophe der Freiheit.
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Ray saß nun leicht depressiv im Krankenflügel. Er vermisste etwas Lektüre, um sich die Wartezeit auf einen Heiler zu verkürzen. Und die entzündete Wunde brannte ein leises inneres Feuer vor sich hin.
„Ich halte das auf Dauer nicht mehr aus!“, fluchte Ray. „Dämonen, bringt mir ein Schmerzmittel!“
Sterblicher, was glaubt Ihr, wozu die Heiler da sind? Wir können dir das nicht geben. Wir wissen auch nicht, wie man es herstellt.
Im Stillen verfluchte Ray die Dämonen. Aber was soll's, dachte er. Dann eben ein altbekanntes, traditionelles „Schmerzmittel“.
„Dann bringt mir einen Schnaps!“, verlangte er. Während er wartete, versuchte er, ein paar Klänge auf seinem Instrument zu spielen. Doch es klang nicht schön, hässlich sogar. Melodien zerbrachen in seinem Kopf an dem andauernden Schmerz. Der war zwar nicht schlimm, aber dennoch immer da.
Sterblicher, hier., ließ ein Dämon vernehmen, der eben neben seinem Bett erschien und eine ganze Kanne mit klarer Flüssigkeit darauf abstellte. Ray dankte ihm nicht, er sah nur erstaunt die Kanne an. Damit konnte man ja eine ganze Horde Schwarzmagier einschläfern!
Ray griff sich die Kanne und setzte den Schnabel an seinen Lippen an. Er nahm einen kräftigen Schluck und schaffte es gerade noch, die Kanne auf das Nachttischkästchen zurück zu stellen.
Dann legte er sich hin und der Alkohol trug ihn ohne die Schmerzen in eine wirre Traumwelt.
Ray stand auf einem Hügel. Er sah auf einen Talkessel hinab. Wo war er? In diesem Talkessel sah er im Traum verschwommen ein kleines Dorf. Er wusste nicht, warum er dies jetzt sah, doch wohl, dass es wichtig war.
Dann sah er den schwarzen Fleck am gegenüberliegenden Hang. Er konzentrierte sich. Der Fleck nahm Gestalt an. Wurde größer.
Ray zuckte im Traum zusammen. Er sah einen gigantischen Schwarzen Turm. Und dann war ihm, als flöge er in Sekundenschnelle darauf zu, oder war es nur sein Geist, der flog?
Und in das oberste Fenster flog er und da sah er das Geschöpf, das er nicht beschreiben konnte. Und eine Stimme schnitt in seinen Kopf:
Bleib ja, wo du bist, oder du wirst es bereuen.
Ray schrak hoch. Er hatte geträumt, oder? Doch hatte er schon vergessen, was es war.
Und wie um ihm zu zeigen, dass er wieder wach war, meldete sich der Schmerz verhalten zurück. Und sein Kopf brummte.
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Die letzten Zeilen brannten sich in Mäxchens Gehirn ein. Wie ein endloses Flüstern wiederholten sich die Worte in seinem Kopf, wollten seine Zellen quälen, ausbrechen aus seinen Gedanken. Verzweifelt kniff er die Augen zusammen. Schmerhaft bohrten sich die Lehren immer weiter in seine Seele hinein. Wie sollte er sich wehren? Würden die Schmerzen jemals aufhören? Das Wispern wurde unerträglich, vereinzelte Stimmen fingen an zu schreien, unverständliche Worte vor sich hin zu raunen. Was war das? Sie hatten dich etwas gefragt? Unruhig pulstierte sein Herz auf und ab. Sein Inneres fühlte sich leer an, kalt. Antworten? Wie sollte er anworten? Ja? Nein? Vielleicht? Fragen? Mäxchen biss die Zähne zusammen. Seine Schläfen bildeten mittlerweile riesige, verkrampfte Adern. Das Wirwar aus Stimmen war dabei, seinen Verstand zu durchbrechen, seinen Mut zu zerstampfen. Das unerklärliche Raunen hatte schlimme Ausmaße erreicht.
Beliar
Stille? Die Stille der Bibliothek lastete auf den Ohren des Barden. Er hatte garnicht bemerkt, dass er seine Hände schützend auf sein Gesicht gepresst hatte. Vor ihm lag das Buch, die letzten Seiten aufgeschlagen. Erschöpft lies er seine Arme zu Boden gleiten. Sein Gehirn fühlte sich, als hätte es tausende Fragen beantwortet. Wohin war das Flüstern verschwunden? Was hatte es gesagt? Was hatte er geantwortet? Erschöpft stand er vom Boden auf. Wie viele Tage er wohl schon hier gesessen hatte? Seine Kleidung war vollkommen zerknittert, Staub hatte sich auf Schoß und Schulter abgelegt. Vor seinen Füßen vernahm er den dunklen Umschlag des Buches. Er bückte sich um es aufzuheben. Seine Finger strichen über das raue Leder. Es hatte viele Geheimnisse gelüftet, diese Lektüre, die ihm Fargas empfohlen hatte, wenn er etwas über Beliar erfahren wollte. Seine Hände ergriffen das Buch und dann sah Mäxchen die Lücke in den Regalen, wo der Beliar Geweihte es einst entwendet hatte. Seine Schritte klangen ungewöhnlich laut, als er durch die Stille der Bibliothek schritt. Mäxchen legte das schwere Buch auf dem Holz des Regales ab und schob es dann hinein, um die Lücke zu füllen. Es schien ihm, als würde das Flüstern noch ein letztes mal erklingen. Doch als er den Buchrücken zwischen den anderen Lektüren in der Reihe sah, erklärte er sich das Phänomen mit einfachen Wind, der durch die Bibliothek schliff.
Der Barde vernahm das Knistern der Kerze. Noch immer tänzelte sie umher, um die Dunkelheit zu erhellen und die Texte auf den schattigen Pergament sichtbar zu machen. Auch die Schriftrollen, die noch immer ausgebreitet und über und über mit mäxchen versehen waren, wurden vom Schein erhellt. Die Ritzen der Buchtaben hinterließen lange Schatten. Mäxchen musste schmunzeln. Was würde Fargas wohl sagen, könnte er das Meisterwerkt des Spielmannes sehen könnte?
Darunter labbte eine Ecke der anderen Schriftrolle herraus. Viel hatte Mäxchen noch nicht lesen können, auch aus dem Grund, dass er den ganzen Kontext noch nicht verstand. Geschickt und darauf achtend, nicht die Kerze umzuwerfen, zog er die das Pergament heraus, wickelte es auf und klemmte es sich unter dem Arm. Ist wohl besser, wenn er seinen Fund erst einmal für sich behält. Aber nun wollte er Fargas suchen. Er hatte einen Entschluss gefasst.
Geändert von Mäxchen (31.08.2004 um 17:40 Uhr)
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„….mmmhmmm, mmhmm, lalalala, klein,
lalaaala, mhm-mhmmm, lala Bein,
mhm-mhm la mhm lala sein…“
„Gib es endlich auf, wie oft soll ich es Dir noch sagen: es reicht nicht, wenn sie sich nur das letzte Wort reimt. Du wirst nie ein Dichter. Und schon gar kein Barde“
„Werd ich doch…..“
„Wirst Du nicht….“
„…doch…“
„…nein….“
„…doch…“
„…niemals…“
„Du bist gemein, ich will unbedingt in dieses Daemonica-Ensemble….“
„Na prost Mahlzeit, jetzt ist der gnädige Herr wieder beleidigt. Heul doch, heul doch…“
Renata stand fasziniert im Schatten der Bäume und hörte stumm staunend dieser Zankerei zu, die einem alten Ehepaar gut zu Gesicht gestanden hätte, sah zu, wie sich der Mund des einen erst zum Gesang öffnete und später keifend in Richtung seines Gegenübers schnappte. Hörte den herablassenden Tonfall des anderen. Konnte sich gut vorstellen, wie er die Augen verdrehte….
Merkwürdig war nur, dass da keine Augen mehr zum Verdrehen waren. „Rhodgar hatte recht“ sagte sie, als sie an den beiden Torskeletten vorbeiging „ihr habt Euch wirklich irre lieb.“
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Fargas blinzelte verschlafen ins morgendliche Sonnenlicht, das durch die Scheibe brach. Mit leerem Geist, ohne jeden Gedanken starrte er an die karge Decke, während er die Arme hinterm Kopf verschränkt auf dem Bett lag. Die letzten Tage hatte er sein Zimmer nicht verlassen. Was wohl die Magier über ihn denken mochten? Seit dem merkwürdigen Ereignis mit den Messingläufern, Fargas umklammerte den Anhänger um seinen Hals, hatte er keinen von ihnen wieder zu Gesicht bekommen. Was hatte er überhaupt die letzten Tage getrieben? Nur vage konnte er sich daran erinnern, überhaupt etwas gegessen zu haben. Die einzige klare Erinnerung war die an das Tagebuch von Holdan. Vieles hatte er erfahren. Aber er wollte noch viel mehr erfahren. Vielleicht sollte er einmal in die Bibliothek gehen und dort noch einmal sein Glück versuchen? Fargas schwang sich aus dem Bett, warf sich schnell seine Robe über und verschwand dann hastig aus seinem Zimmer.
In kurzen Aufbäumungen wehte die Robe hinter ihm her, wie er so durch die Gänge eilte. Die Treppe hinunter, stand er nun in der Eingangshalle und ließ seinen Blick zwischen Bibliothek und Refektorium hin- und herschweifen. Erst machte Fargas einen kleinen Schritt in Bibliothek, wand sich dann aber doch um und beschloss, erst einmal ausgiebig zu frühstücken. Die Bücher mussten vorerst warten.
Letzten Endes erschien Fargas nach einem ausgedehnten Frühstücksmahl aber doch noch in der Bibliothek. Und mit Freuden stellte er fest, dass dort an einem Pult Mäxchen saß - jener Barde, den er vor einiger Zeit ins Kastell geführt hatte. "Seid gegrüßt, Mäxchen." hallte seine Stimme durch die Bibliothek. "Wie ich sehe, habt ihr das Studium der Werke über das Kastell abgeschlossen. Nun, habt Ihr noch irgendwelche Fragen oder kann ich Euch sonst auf eine Weise zur Seite stehen?"
Geändert von Fargas Ferrigan (01.09.2004 um 14:14 Uhr)
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Vertehen. So langsam verstand Mäxchen, was sich vorhin in seinem Kopf abgespielt hatte. Er hatte einfach reflexiv gehandelt, wie jeder, noch so junge, Mensch gehandelt hätte. Doch die Zeit nagte an seinen Nerven. Er hatte versucht, die Nachklingen der Stimmen aus seinem Kopf zu verdrängen, als er verasagt hatte, setzte er sich, rollte das Pergamment wieder auf und begann über die Wörter zu schweifen. Seine Gedanken aber hingen noch immer in den Lehren, die ihm das Buch überliefert hatte. Mit der Zeit verstand er. Er verstand, was die Stimmen gesagt hatten, er verstand, was er geantwortet hatte. Sie hatten ihn getestet. Ohne sein Wissen war er einem Test unterzogen wurden. Der Test bezog sich auf die finsteren Gedanken, die tief in seinem Inneren hausten, die schwarze Seele wurde geprüft, das Vertrauen zu Beliar. Nun fühlte er sich leer. Vollkommen. Er wusste nicht, ob er denn Test bestanden hatte, doch er spürte Leere in sich. Hatten die Stimmen seine Seele geraubt? Das Buch? Nein. Tief in ihm drin war noch etwas. Er war klein und schwach, finster und bösartig. Der Glaube an Beliar. Es zwang sich, den Rest seines hellen Seins zu fressen, zu wachsen, auszubrechen.
Der Barde konzentrierte sich. War es nicht ein gutes Zeichen? Wieso sollte er sich jedwege Hoffnung auf eine Aufnahme zu nichten machen? Er würde hier auf Fargas warten und dann seine loyale Haltung der Gottheit gegenüber der Hüterin beweisen. Doch nun musste er die Zeit irgendwie totschlagen. Den Geweihten suchen traute er sich nicht zu. Die Mauern des Kastells waren ihn noch zu fremd, obwohl er sich hier geborgen fühlte. Er hoffte einfach darauf, dass irgendein Magier schon seinen Weg kreuzen würde. Vielleicht sogar Rhodgar, den er schon vermisste. Was war das eigentlich? Ein schmerzendes, drückendes Gefühl in der Magengegend? War es vielleicht die kleine, hungrige Schwärze in ihm, die neues Futter brauchte? Nein, so verzickt war es nicht. Es war ein Schmerz, denn Mäxchen während des gebannten Lesens vollkommen vergessen hatte, den aber jeder Mensch trug. Hunger. Grummeln riss durch die Stille. Der Magen des Spielmannes fing an, sich widerlich aufzublähen und seinen eigenen Willen zu entwickeln.
Jetzt war es wirklich an der Zeit, sich abzulenken. Er konzentrierte sich auf die Buchstaben, die sich vor ihm auftaten.
Die Schriftrolle schien von einem Musikkundigen, vielleicht sogar ehemaligem Zirkelmitglied geschrieben zu sein. Über das ganze Papier zogen sich Notizen, Notenschlüsseln, Tonleitern, Hilfslinien, Notenwerte, gelegentlich noch einige Textliriken. Interessiert las Mäxchen die ersten Zeilen eines Liedes, die das Leid von Untoten beschrieb. Sein Arm glitt zur Seite, um die letzten Worte des Taktes preis zugegen, dann hörte der Barde einen dumpfen Aufschlag, als wäre Papier zu Boden gefallen. Mäxchen richtete sich vom Stuhl auf und schaute hinter ein Tischbein. Dort lag ein Brief. Neugierig nahm der Spielmann diesen zur Hand und musterte die Oberfläche. Ein durchtrenntes Siegel, dass einen Dämonen beschrieb, hatte einst die feinen Papierhälften zusammengehalten, nun war er nicht mehr als ein Beweis für den Adressanten. In dem Umschlag befand sich zusammengefaltetes Papier. Mäxchen konnte die Neugierde nicht unterdrücken, zog den Brief herraus und begann die ersen Zeilen zu lesen.
Xardas Visalio salutem dicit.
Ad epistulam tuam hoc scribo...
Weiter kam der Barde nicht, hinter ihm hörte er die Stimme von Fargas. Lächelnd drehte er sich um, versteckte den Brief unauffällig in seinen Taschen. Es tat gut, den Freund wiederzusehen. "Fargas, ich habe euch vermisst. Endlich seit ihr wieder da. Ich habe die Lehren studiert, die ihr mir gabt. Ich glaube, dass ich der Gottheit einige Schritte näher gekommen bin. Ich bin euch wie immer zu Dank verpflichtet. Ach." Mäxchen drehte sich um, nahm die Schriftrolle beiseite und zeigte auf das darunter liegende Pergamment. "Ich konnte ein wenig Schreiben lernen. Was haltet ihr von der Schrift meines Namen?" Hoffend schaute er zum Geweihten hinauf. Das Schwarze erinnerte ihn. Merkwürdigerweise fiel es ihm nicht schwer, das zu sagen. Nein, es erleichterte ihn sogar. "Fargas, die Lehren haben mich zu einem Entschluss gebracht. Ich fühle mich bereit, der Hüterin gegenüber zu treten. Ich will ihr meine Gesinnung beweisen. Führt mich bitte zu ihr. Ich will mein Leben zukünftig als Lehrling der Beliar führen."
Geändert von Mäxchen (01.09.2004 um 17:34 Uhr)
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Seite 666, Bluttag. Die Streiter Innos’ formieren sich zum Sturm auf den Tempel der Verdammnis. Der General gibt seine Befehle, Gemetzel, keiner kehrt jemals lebend zurück. ‚ist das wahr? Die Bibliothek sollte wirklich keine Ammenmärchen über Innos’ supertolle Paladine führen. Wohin hat sie denn sein Licht geführt? – In Beliars Reich, ihre Heimfahrt traten sie an, doch nicht die zu Schiff’.
Ceron, vertieft in die Bücher, die er lass um endlich hinter den Haken bei den Innossagen zu kommen, bemerkte gar nicht, dass schon Tage vergangen sind. Ernährt hatte er sich nur von Innospsalmen und dessen Loblieder, scheussliche Nahrung. Es war höchste Zeit dieses Essen nachzuholen, das tat er auch gleich im Refektorium. Der Magier setzte sich und liess sich seine belegten Brote auftischen. An diesen heissen Herbsttagen mochte der Schwarzmagier keine warme Mahlzeit, gerade wo doch die Dämonen den Schinken nun hauchdünn schneiden, und klitzekleine Tomaten und Gurkenscheibchen einklemmen. Hach, herrlich diese Küche.
Nach dem ausgiebigen Mahl machte sich Ceron leicht bekleidet, nur mit Robe und Stab, auf in den Innenhof um an seinen Schlägen zu feilen. Der Magier liess seinen eigenen Zombie angreifen und versuchte dann entweder dessen bestialische Kraft in den Boden, oder auf den Gegner zurück zu leiten. Öfters mal zog er den Zombie, an extra dafür angebrachten Einschnitten, auch an sich vorbei um dem Fallenden noch einen Hieb auf den Hinterkopf zu versetzen.
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Nachdem Vento eine ganze Zeit lang in der großen Halle bei den Eingangstoren gewartet hatte, erblickte er in der Ferne eine dunkle Gestalt in einen Gang hinein huschen. Er hatte zwar davon gehört, das es hier unmengen von Dämonen und bösartigen Zauberern geben soll, welche relativ rachsüchtig und impulsiv sein konnten, wenn man ihre Ruhe störte. Doch das hielt den jungen Mann nicht davon ab, der gewandeten Person hinterher zu rennen. Immer wieder verlor er diese aus seinem Blickfeld, bis sie irgend wann ganz entschwunden war. Mit gesenkten Kopf wollte er gerade den Rückweg antreten, als dieser Verscwunden war. Vento wuste genau, das er ebend noch einen relativ geraden Flur hinuntergelaufen war, doch vor seinen Augen tat sich nun eine Mauerauf. Rechts und links hingegen hatten sich andere Wege gebildet. Verwirrt entschied er sich für den linken. Nun schien es wohl, das er hoffnungslos verloren were. Sich einzig und allein auf seinen Instinkt verlassend setzte er einen Fuß vor den anderen, immer darauf gefasst, das sich die Wände wieder dierekt vor seinen Augen verschieben könnten. Ein dicker roter Teppich schluckte jehgliches Geräusch und an den Wänden waren kostbare Relife zur Zierde angebracht. Als er an ein gemälde kahm, welches im Rahmen selbst immer wieder zu zerfließen begann, nur um sich anschlißend zu einer neuen Kreation zusammen zusetzen blieb er stehen. Voller staunen bewunderte er es. Dies muste die reine Chaosmaterie sein. Seine Mutter hatte einst davon gesprochen. Ehrfürtig hatte sie von ihr erzählt und dem damals noch jungen Vento beigebracht, das alles was jeh Exestiert einst diese Form hatte. Durch die Macht der Ordnung wurde sie erst in eine feste Form gebannt und kaum einer wuste noch, das es einst ein solches Phänomen gegeben hatte. Selbst für den Halbdämon war es schwer zu begreifen. Immer weiter wurde sein geistiges Auge in den Strudel der Farben hineingesogen, als wolten sie ihm ein Geheimnis erzählen. Ein Geheimnis, welches nur er erfahren sollte und sonst niemand auf der Welt. Wirr schüttelte er den Kopf. Als er seinen Blick von dem Gemälde los reißen konnte. War er am Ende seiner Kräfte. Was war geschehen. Wie lange mochte er darauf gestiert haben. Minuten, Stunden oder gar Tage. Ein leichter Schauer, ströhmte seinen Rücken hinunter. Mit schnellen Schrite entvernte er sich von diesem unheimlichen Bild, bis er in einem Gang landete, an dessen Ende nur eine Tür war. Zaghaft Klopfte er an. Als sich kein laut vernehmenließ, öffnete er die massive Holztür einen Spalt und schaute mit erstaunen in ein gigantisches Refektorium, welches sich im samften Licht einiger Fackeln vor ihm ausbreitete. Vento ging einige Schritte hinein nd setzte sich erst einmal auf eine Bank. Zumindest konnte er sich hier etwas ausruhen, als auch wie schon gerufen ein Tablet mit einigen Mahlzeiten angeschwebt kahm. Woher hätte jehmand wissen sollten, das er sich einen Kelch Wein und ein Leibbrot wünschte. Mistrauisch blickte er sich um. Doch schien das gesamte Kastel auf den grundfesten der Magie erbaut worden zu sein und so legte er schnell seinen argwohn ab und genoss lieber dankbar das karge Mahl. Ja. Karg mochte es wohl sein, doch hätte er sich auch nicht mehr gewünscht, war er doch seit seiner frühsten Kindheit schon über eine handvoll Essen glücklich. Zudem brauchte er nie viel. Nun da er gesättigt war und das Tablet wieder davon schwebte, wollte er sich erneut auf die Suche nach einem hier Ansäßigen machen.
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Schwer fuhren Linas Lider nach oben, gaben ihren verschlafenen Augen den einmaligen Anblick eines Zimmers im Kastell preis. Vorher allerdings hieß, den Kopf nicht wieder in das Kissen vor sich fallen zu lassen und das Gesicht der zerzausten Haare zu entledigen, die mal wieder kreuz und quer hingen, wie es ihnen beliebte – sofern denn das Haar einen eigenen Willen besaß. Eine interessante Frage, die es sicher zu überdenken wert war. Grübelnd richtete sich Lina auf. In Gedanken vertieft, hatte sie eigentlich ein Niederlassen auf der Bettkante gewollt, was ihr auch bloß um einige Zentimeter misslang, die aber schon ausreichten, Lina unsanft auf den kalten Steinboden des Schwarzmagierhauses zu befördern. Tief atmete sie ein, während die junge Frau einen Moment auf dem Fußboden verharrte. Säuerlich lag ihr Blick starr auf der Wand, gen die sie Blickte. Stünde dort ein Jemand, egal wer, hätten dessen Worte Linas Blick als tötend beschreiben können – frei nach dem Ausspruch ‚Wenn Blicke töten könnten’. Die Kälte fraß sich langsam bis zu ihrem Gesäß durch, wodurch veranlasst sie sich hoch drückte und – abermals nur mit jener Decke bekleidet, in der es ihr erlaubt war zu schlafen – den Spiegelschrank aufsuchte, der Lina Aufschluss über ihr derzeitiges Aussehen geben würde. Wahrlich erwartete die Anbeterin Beliars nichts Gutes.
Den ersten Seufzer vergeben, machte sich das Mädchen nun daran ihr wirres Haar zu entwirren, Zwecks dessen es einer Bürste bedurfte, die sich ohne weitere Mühen auf der Ablage des Tisches fand. Lag die da eben auch schon? Sie hob ihre rechte Braue. „Hm, egal.“ Mehr zu sich selbst gesprochen, da auch niemand anderes da war, fuhr Lina fort und begann kräftig die Brüste durch ihr dunkelblondes Haar zu ziehen. Das Zeitgefühl schien ihr gänzlich entschwunden, was den leichten Schock, der sie mit dem aus dem Fenster Schauen ereilte, zu einem mittelschweren ausbaute. Bei Beliar! Wie lange hab ich denn geschlafen?! Großen Auges hatte das Tageslicht den Blick auf sich gezogen. Ungläubig fiel Lina das Kämmgerät aus der Hand, als sie in aller Hast zum Fenster eilte, um Gewissheit zu erlangen, ob der Tag tatsächlich schon so weit vorangeschritten war. Verträumt lenkte ein leises Rauschen ihr Gehör und schließlich auch den Blick des Mädchens auf sich. Die Bäume eines nahen Waldes bewegten sich schwungvoll im Wind, als hätten sie ihr ganzes Leben lang das tanzen gelernt. Erst das Aufprallen der unachtsam fallen gelassenen Bürste auf dem schwarzen Steinboden riss Lina aus den Gedanken und machte sie darauf aufmerksam, dass ihr Kleid noch immer aus der weichen Decke bestand. Getrübten Blickes schritt die junge Frau auf den Wasserbottich zu, um sich der morgendlichen – selbst wenn diese schon längst vertat war – Körperpflege zu widmen, wonach sie, ihr rotes Kleid übergestreift, aus dem Zimmer trat.
Jetzt blieb noch die Frage, was mit dem Rest des anzufangen war. Vorerst entschied Lina, den Speisesaal aufzusuchen, wo sie ein Mahl – möge es groß sein oder klein – zu sich nehmen wollte. Wie das Essen in diesem Kastell war, hatte ihr Ray freundlicherweise mit dem Obst und dem Saft gezeigt, welches er nach ihrer ersten Nacht brachte.
Geändert von Lina Suavis (02.09.2004 um 04:45 Uhr)
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Gerade als Vento sich auf machen wollte das Refektorium zu verlassen, wurde die Tür mit einem leichten knarren aufgeschoben und eine wunderschöne junge Frau erschien in ihr. Gekleidet in einem roten Kleid, das dunkelblonde Haar herunterfallend bot sie ein so liebliches Bild, das es Vento für einen kurzen Moment den Athem verschlug. Mit einem Wimpernschlag schaute die Schönheit auf Vento, welcher sich nun wieder gefast hatte und ihr zulächelte. Als sie nun eintrat und sich auf ihn zubewegte ergriff er seine Chance endlich Kontack zu einen der Bewohner des Kastels zu knüpfen und dazu gleichzeitig zu solch einem lieblichen Wesen. "Hallo. Darf ich mich zu dir setzen? Ich habe mich verirrt. Dabei wollte ich mich hier einmal vorstellen und fragen wie ihr es mit Neulingen seht." Mit einem leichten Lächeln bot das Mädchen ihm einen Sitzplatz ihr gegenüber an und schon landete ein Tablet mit einer erlesenen Auswahl vor ihr. Genüßlich begann sie zu speisen. Erst als nach geraumerZeit noch kein Tablet vor Vento auf dem Tisch gelandet war, schaute sie ihn fragend an. "Danke. aber ich hatte ebend erst gegessen." Nachdem sie ihren Kopf leicht seitlich angewinkelt hatte, fragte sie ihn, ob er denn nicht wenigstens etwas trinken möchte. Die ersten Worte die über ihre Lippen kahmen und Vento hatte mit seinem ersten Eindruck recht behalten. Diese Person schien wirklich eine nette Gesprächspartnerin zu sein. Als sie dann mit ihrem Essen vertig war, lud sie ihn auf einen kleinen Rundgang durch das Kastel ein. Endlich hatte er nun eine Person gefunden, an die er sich wenden und nachder Uhrzeit und dem Tag fragen konnte. Seitdem er durch die Gänge geirrt war ohne Führer und Orientierung. Doch nun freute er sich über die Begleitung und erhofte sich, das daraus eine Freundschaft entstehen könnte. Zumal es eine der wenigen Personen war, welche er gleich von Anfang an zu schätzen begonnen hatte.
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Schnarchen hallte aus der offenen Tür des Krankenzimmers. Und ein bisschen nach Taverne riechen tat es dort auch. Den Grund für den Geruch fand Renata in der Kanne auf dem Tischchen, den Urheber des Schnarchens im Bett daneben. Klar, dass das Eine mit dem Anderen zu tun hatte.
Ein Bein des Schnarchers hing aus dem Bett heraus, das andere hatte Ray auf die Matratze gebettet, das Bein, das nur noch von einem zerfetzten Stück Robe und einem behelfsmäßigen Verband bedeckt war, den die frischgebackene Heilerin jedoch schnell abgewickelt hatte.
Darunter verbarg sich nur eine kleine Wunde, nicht viel mehr als ein Stich, allerdings geschwollen und heiss. Als Renata das Krankenzimmer verließ, war die Wunde mit einem Mus aus geriebenen Kräutern bedeckt, das Bein frisch verbunden und der Krug auf dem Tischen enthielt nur noch Brunnenwasser. Daneben stand ein Becher mit einem Trank gegen Kopfschmerzen, denn Ray würde beim Aufwachen bestimmt Kopfschmerzen haben.
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Schwindelnd sah sich Ray um. Sein Blick fiel zuerst auf das Nachtkästchen. Da stand der Krug mit dem verflixten Feuerwasser, das nichts gebracht hatte, außer die Schmerzen vom Bein in den Kopf zu bringen und noch ein kleineres Glas mit einer grünen Flüssigkeit. Ray hatte eine trockene Kehle. Eine sehr trockene, und er wusste, warum dem so war. Also war der Schnaps die falsche Wahl. Ein Funken Misstrauen hinderte ihn, den Becher zu leeren, doch dann gewann sein Durst die Oberhand und er schüttete Renatas Schmerzmittel in einem Zug hinab.
„Ah, das tat gut“, entfuhr es ihm. Die Schmerzen schwanden, und sein Geist klärte sich. Da bemerkte er zum ersten Mal den fremden Verband an seinem Bein. Und der Schmerz und die Trägheit waren aus ihm gewichen.
Welche gute Seele mochte ihm wohl dieses wunderbare Geschenk gemacht haben?
„Dämon?“, rief er. Ja, Sterblicher?, kam die übliche Antwort.
„Sag mir, wer mich auf so überraschende Weise geheilt hat. Und bring mir eine Schachtel voller Pralinen für den Heiler.“
Sehr wohl, kam die Antwort. Ray lehnte sich in die weichen Kissen und wollte etwas rasten, doch er war voller Vitalität, obwohl ihm sein Verstand sagte, dass er noch rasten müsste. Doch er gab dem Drang nach Bewegung nach und er erhob sich. Er streckte sich und gähnte einmal herzhaft. So war er wohl wieder der Alte.
Hier, Sterblicher. Der Dämon war zurück und gab ihm eine kleine Schachtel mit köstlichen süßen Häppchen des Küchendämons. Die hohe Schwarzmagierin Renata ist es, der Ihr die Heilung verdankt, fügte das Biest hinzu.
„Danke“, sagte Ray nach kurzem Zögern. Er war so gut gelaunt, dass er sogar einem Dämon dankte. Und das mochte etwas heißen.
Ray betrat einen sonnenbeschienenen Innenhof und froh über seine Heilung begann er, eine Melodie zu spielen, denn sein Instrument hatte er natürlich nicht im Krankensaal liegen lassen.
Das erinnerte ihn an das Ständchen, das sie dem Brunnendämon geben wollten. Er wollte das gleich morgen machen.
„Dämon? Informiert alle Ensemble-Mitglieder, dass morgen abend hier im Innenhof ein kleines Konzert zum Besten gegeben wird. Wer Zeit hat, möge kommen“, sagte er unvermittelt. Er vernahm die schmerzhafte Bestätigung eines Dämons - die vom Schmerzmittel wohl nicht gelindert wurde - und begann in Gedanken ein kleines Programm aufzustellen, was sie dem Brunnendämon spielen wollten.
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Lehrling
Für normale Augen beinahe nicht sichtbar bewegte sich der Corruptor leise durch die Gänge des Kastells.
Seit seiner Ankunft in diesem Gemäuer waren mehrere Tage vergangen. Nach der ersten kurzen Führung durch den Riesen hatte der Corruptor auf eigene Faust ein paar Erkundungsgänge unternommen. Dabei hatte er sich allerdings an die Regelungen der Schwarzmagier gehalten und nur Bereiche erkundet, die auch wirklich für Gäste offen waren. Auch Gesprächen im Schlafsaal der Gäste, im Refektorium oder sonst irgendwo hatte Hans aufmerksam gelauscht. Vor allem, wenn sich zwei Bewohner des Kastells, also zwei Schwarzmagier, miteinander unterhielten, hatte er jeweils seine Ohren gespitzt.
So verfügte der Corruptor mittlerweile über eine gute Grundkenntnis der Begebenheiten in der Wohnstatt der Dämonenbeschwörer. Natürlich warteten die wirklich interessanten Dinge noch auf die Enthülllung durch den Corruptor. Aber er hatte ja Zeit und wollte die Sache langsam angehen. Grade wo doch überall diese Dämonen rumspukten und alles beobachteten - was Hans insgeheim immer noch bezweifelte - durfte er nichts überstürzen.
Die meiste Zeit, seit er hier war, hatte der Corruptor in der riesigen Bibliothek verbracht. Da war er nicht alleine, denn viele der Gäste des Kastells kamen ja ausschliesslich wegen der Bibliothek. Und es gab wirklich vieles zu erfahren im schier unermesslich erscheinenden Bücherschatz dieser Bibliothek.
Jetzt war der Corruptor auf dem Weg ins Refektorium. Er gab sich momentan nicht allzu grosse Mühe, dennoch verschmolz er beinahe mit den Schatten, die in den dunklen Gängen des Kastells überall vorherrschten. Und der rote Teppich am Boden dämpfte seine Schritte. So konnte der Corruptor immer wieder die Überraschung in den Gesichtern anderer Kastellbewohner sehen, wenn er - wie es schien - aus dem nichts irgendwo auftauchte.
Es war wie für ihn gemacht. Die allgegenwärtigen Dämonen und die Ungewissheit, ob nicht im nächsten Moment einem der Magier ein Experiment misslang, gefielen Hans zwar nicht gerade, aber wie alles andere, was ihm nicht gefiel und was je nach dem nicht von Bedeutung war, beachtete er auch diese Dinge nicht. Noch nicht. Er würde sich irgendwann noch genauer damit befassen müssen. Aber vorläufig verhielt sich der Corruptor noch ruhig.
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Garrett starrte auf das Feuer in seinem Kamin. Dieses war momentan die einzige Lichtquelle in seinem Zimmer, denn die Fenster waren von den Vorhängen verdeckt. In den Augen des Diebes spiegelten sich die Flammen des Feuers wieder.
...
Wachsam, mit dem Gesicht wie immer unter der Kapuze, beobachtete der Meisterdieb seine Umgebung. Vor, hinter und neben ihm wuselten allerlei Leute, Getier und Dinge umher. Dämonen, die sich ausnahmsweise einmal materialisiert hatten, Magier die entweder essen, entspannen oder lesen wollten. Lesen.... Dafür gab es doch die Bibliothek.... Doch diese war zu garretts Erstaunen recht leer. Vielleicht lag es aber auch daran dass der Dieb den Saal der Bücher immer zu einer Zeit aufsuchte, zu der die "normalen" Menschen zu ruhen pflegten.
Nun jedenfalls saß er wie immer in der hintersten und dunkelsten Ecke des Speisesaals. Vor ihm tat sich ein Berg aus Fleisch auf. Vor einiger Zeit schon war die "Grillplatte speciale" der Küche des Kastells zu seiner Leibspeise geworden. Manch einer könnte fats meinen, Garrett hätte 4 Arme und Hände, so schnell stopfte er dieses Meisterwerk in sich hinein.
Nach schier unendlicher Zeit, denn die Platte füllte sich selbst immer wieder auf, ließ der Dieb das Festmahl mit einer Flasche Wein ausklingen. Hier im Heim der Schwarzmagier war der frühere Straßenjunge zum Feinschmecker geworden. Dieses Kastell hatte wirklich alles zu bieten...
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Fortsetzung mit Mäxchen
Lange sahen sich die Beiden ohne Worte in die Augen. Ein Lehrling und Einer, der selbiges werden wollte. Fargas wusste nicht, wie lange sich die beiden so gegenüberstanden. Doch machte er auch keine Anstalten auf Mäxchens Bitte zu antworten. In ruhigen, rhythmischen Abständen hob und senkte sich sein Brustkorb, verbrauchte Luft drang aus den Nasenlöchern und frische wurde eingesogen. Das Alles sollte normaler Weise nichts besonderes sein und binnen Sekunden geschehen. Doch für Fargas schien es in diesem Moment, als wäre jeder Atemzug eine neuerliche Aufgabe, die nur in stundenlangen Zügen bewältigt werden konnte. Auch Mäxchen zeigte keine Regung, sondern ließ nur den Blick fest auf "dem Geweihten", wie er Fargas gern nannte, ruhen.
Plötzlich zuckte Fargas zusammen und ein Dämon materialisierte hinter ihm.
Der Schwarzmagier Ray lässt Euch mitteilen, dass an dem heutigen Abend ein Konzert auf dem Hofe stattfinden soll. Er bittet Euch, dort zu erscheinen.
Fargas brauchte einen Moment, um seine Gedanken wieder zu ordnen. Ray? Das Ensemble - richtig! Fargas hatte sich ja dem Ensemble als Trommler zur Verfügung gestellt. Die Unterhaltung diesbezüglich mit dem Schwarzmagier schien ihm wie gestern. Und auch die Bitte, die ihm Mäxchen unterbreitet hatte, er möge ihn doch zu der Hüterin bringen, fiel ihm wieder ein.
"Richte Ray aus, dass ich ihm mit Freuden meine Künste zur Verfügung stellen werde. Aber bevor du geh..." Sprach er an den Dämon gewandt, doch der verschwand schon wieder vor seinen Augen. So sprach er zu Mäxchen: "Nun, ich vermag nicht über eure Aufnahme zu entscheiden oder die Hüterin darum zu bitten. Solltest du dich als würdig erweisen, wird sie sich zu gegebener Zeit an dich wenden. Aber nun schlage ich vor, dass wir erstmal etwas essen. Was hälst du davon, wenn wir uns wieder im Innenhof bedienen lassen?" Ein Grinsen breitete sich auf Fargas Gesichtszügen aus. Und auch Mäxchen schien dem Gedanken nicht abgeneigt. So verließen die Beiden die Bibliothek und standen kurz darauf in der Eingangshalle. "Geh ruhig schonmal in den Hof. Ich habe noch etwas zu erledigen. Wenn du hungrig bist, fang schon ohne mich an." Mäxchen nickte ihm zu und ging daraufhin in den Innenhof. Nun, da Fargas allein in der Halle war, rief er einen Dämonen zu sich, der auch sofort erschien. "Bring mich in die Schatzkammer des Kastells." sprach er und der Dämon tat wie befohlen. Fargas konnte sich noch daran erinnern, wie Ray damals gesagt hatte, er solle sich in den Schätzen des Kastells ein passendes Instrument heraussuchen. Es würde alles vorhanden sein. Und heute abend sollte schließlich ein großes Konzert sein.
Kurze Zeit später fand sich Fargas in einer großen Halle wieder. Er hatte in Gedanken versunken garnicht darauf geachtet, wo sie lang gegangen waren. In der Kammer schien alles seinen Platz und alles eine bestimmte, wenn auch nicht erkennbare, Ordnung zu haben. Unmengen an Gold und anderen Schätzen lagen teils in Truhen, teils in Bergen aufgetürmt neben Fässern voller Schwertern und anderen Waffen. Bögen lagen sortiert nach Länge auf Tischen, während andern Ortes Rüstungen an der Wand hangen. Doch auch so weltliche Dinge wie Gemälde, Teppiche und einfache oder auch kunstvolle Kleidung fanden sich in Schränken, Regalen oder auf Tischen oder auch dem Boden. "Dämon, wo finde ich hier Musikinstrumente?" Das Höllenwesen flog mit einigen wenigen mühelosen Flügelschlägen durch die Kammer und Fargas hatte alle Mühe ihm zu folgen. Doch nun tat sich vor ihm eine solche Vielfalt von Instrumenten auf, die selbst Fargas verblüffte, der der Meinung war, zumidnest vieles schon gesehen zu haben. Doch er nahm sich eine Zeit die einzelnen Instrumente anzutesten, denn der Abend war schon hereingebrochen und es kontne nicht mehr lange dauern, bis das Konzert losgehen sollte. So warf er einen prüfenden Blick auf die Trommeln und Schlagwerke und suchte sich schließlich eine kleien Auswahl heraus. Bestehend aus einem kompletten Schlagwerk mit unzähligen Trommeln und anderen Rhytmikinstrumenten und auch einer riesigen, ja mannshohen Trommel, die Fargas als "Das Pferd" kannte - so benannt, da es den Boden erbeben lässt, wenn man es schlägt. "Diese Instrumente mögen bitte zum Konzert im Innenhof bereitstehen." Und schon verschwand der Dämon wieder. Noch ein letztes Mal ließ er seinen Blick über die Instrumente schweifen und zog noch eine kleinere Bambustrommel hervor, die man mit Leichtigkeit im Rucksack transportieren konnte und steckte sie ein. Danach ließ er sich von einem weiteren Dämon wieder in den Innenhof führen, wo neben Mäxchen auch schon Ray stand. Und sogar seine bestellten Instrumente standen schon bereit. Magie war doch etwas wundervolles!
Geändert von Fargas Ferrigan (04.09.2004 um 19:58 Uhr)
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Während Ray im Innenhof wartete, und sich noch ein paar Früche genehmigte, erschien ein Dämon. Eigentlich ein ganz normaler Anblick Doch was hatte dieses Biest da geladen?
Eine mannshohe Trommel und einige andere Rhytmusinstrumente. Und es schwebte auf ihn zu.
Schwarzmagier, Ihr leitet doch diesen Musikantenhaufen. Wo sollen wir das aufstellen?, schnitt es in seine Gedanken. Musikantenhaufen? Was bildete sich dieser Dämon ein? Und warum brachte es Trommeln? Ach, das musste auf Fargas Geheiß geschehen sein. Hatte er also zugesagt.
„Du wirst sie dort drüben neben dem Brunnen aufstellen“, schoss Ray giftig zurück. Das fehlte noch, dass ihm ein lästiges Flattervieh die Stimmung versaute. „Und wehe dir, es ist nicht richtig aufgestellt.“
Fehlte nicht noch etwas? Nein, er hatte alles. Sein Instrument und der Kopf saß auch noch auf dem Hals.
Um sich auf das Konzert einzustimmen, improvisierte er ein paar einfache Melodien. Halt, wer kam denn da in den Innenhof? Das war doch Fargas und ein Mann, den Ray nicht kannte. Etwa ein Anwerber auf einen Lehrlingsposten? Meditate würde ihre Freude haben...
„Sei gegrüßt, Fargas!“, rief er ihnen entgegen. „Willst du mir nicht deinen Begleiter vorstellen? Und, ach ja, das Ständchen müsste bald losgehen. Ich denke, drei Leute sind genug. Wir warten aber noch auf Ramac. Schließlich geht das ja von ihm aus.“
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