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Knörx nutze den Moment, als Krillin Ornlu attackierte, um sich der nächsten Vogelscheuche zuzuwenden. Ein Schlag links, einer rechts und wieder flog Stroh. Sein nächstes Ziel war nur einen Katzensprung entfernt, doch da stellte sich sein Lehrmeister ihm in den Weg, der sich bereits wieder von seinem anderen Schüler gelöst hatte. Doch Knörx hatte keine Lust auf einen zu langen Kampf, er wollte seine Aufgabe schnell und effektiv beenden. Und ihm war auch gerade ein Einfall gekommen.
Noch ehe Ornlu auf ihn zustürmte hatte er ein magisches Band mit einem der vielen Kieselsteine am Boden geknüpft und schleuderte ihn Kraft seiner Gedanken mit Wucht vorwärts. Sein Lehrmeister war überrascht, doch er konnte mit einer schnellen Reflexbewegung das kleine Geschoss mit dem Stab abwehren. Dieser Moment hatte Knörx gereicht und war bereits vorbeigehechtet, vor ihm die letzte Vogelscheuche.
Hinter sich hörte er, wie Ornlu ihm nachsetzte, doch dann ertönten wieder zwei Kampfstäbe, die aufeinandertrafen. Krillin war ihm gewissermaßen zu Hilfe geeilt und hatte Ornlu angegriffen, so dass dieser ihm nicht mehr folgen konnte. So war es ein Leichtes, die Vogelscheuche zuerst mit dem Stich in den Rumpf zu treffen und sie danach mit einem sauberen Querhieb zu enthaupten. Der Kampf war vorbei.
"Sehr gut", meinte Ornlu, nachdem er Krillin mit einem Fußfeger von den Beinen geholt hatte und so auch dieser Kampf beendet war. "Damit sollte es für heute auch reichen. Wir können morgen weiter machen." Er half dem etwas dreckig aussehneden Krillin wieder auf die Beine und klopfte ihn ab, bevor alle drei wieder zurück nach Silden liefen.
Der Mond war inzwischen aufgegangen und wetteiferte mit seinem schimmernden Ebenbild auf dem See um die hellere Leuchtkraft. Irgendwo heulte ein Wolf, doch es klang bedrohlicher als sonst.
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Silbern leuchteten hunderte kleiner Lichtpunkte auf dem See, verschwommen in der ruhigen Bewegung des Wassers und drückten den Ausgang eines unscheinbar schönen Tages aus. Feen blickte über den See. Außer dem leisen Heulen der Wölfe in der Ferne war kaum ein Laut zu vernehmen. Die Landschaft war vom Winter kahl geschoren und doch, sie schaffte es, im Herzen der jungen Frau ein Gefühl der Wärme, der Geborgenheit zu wecken. Sie kuschelte sich fester in den warmen Mantel. Durch ihr Haar wehte eine sanfte Brise, die Ohren waren von der Kälte schon ein wenig taub. Ihr Blick huschte nicht aufgeregt über die Landschaft, nein, sie starrte nur voraus. Über den Fluss, vielleicht einmal zum kleinen Nadelwald gegenüber oder hinauf zum Himmel. Doch waren es weniger die leiblichen Augen, die sich an der Gegend satt sahen, es war vielmehr ihr geistiges Auge. Sie spürte die Natur mit allen Sinnen, roch die sanften Düfte ihres Gartens, fühlte den sanften Wind, hörte...
...ein Harfenspiel. Von drinnen, in ihrer Hütte. Er musste wiedergekehrt sein, wohl nicht wissend, wo sich seine junge Geliebte befand. Oder war er dessen doch sicher? Vielleicht wollte Gwy sie mit seinem Harfenspeil hereinlocken. Feen war nicht danach, wo sie doch gerade die herrliche Natur genoss. Statt sich zu rühren, folgte sie dem Ton der Musik mit leiser Stimme. Nicht dass sie besonders gut im Singen war, doch die Mutter hatte ihr damals oft ein paar Gutenachtlieder gesungen. Vielleicht lag diese Vorliebe ja in ihrer Familie.
Sie vernahm das leise Klicken der Tür. Doch die Musik erklang weiter, so summte auch Feen weiter mit und wand sich noch nicht um. Gwydion kam langsam näher, sie konnte schon bald seinen warmen Atem im Nacken spüren. Nun drehte sie sich herum und blickte ihrem Geliebten tief in die Augen. War dies der Moment der Vergebung? Eine Nacht der Liebe?
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"Brrr..." Schlotternd schüttelte Renya ihren Kopf. Ihre kurzen, schwarzen Haare wirbelten umher und tausend winzige Wassertropfen flogen durch die Luft. Als sie den Kopf in den Nacken legte und mit dem Tuch in ihren Händen ihr Gesicht abtrocknete, suchte sich ein feines Rinnsal eiskalten Wassers seinen Weg ihren Nacken und den Rücken hinunter. Obwohl der sildener See eiskalt war und die junge Frau durch das Eintauchen ihres Kopfes in das dunkle Wasser nun heftig fror, liess gerade dieses kleine Rinnsal, das sich langsam ihren Rücken hinunter bahnte, überall auf ihrem nackten Oberkörper und an ihren Armen die Häärchen aufstehen.
Die Südländerin fuhr mit dem Tuch ein letztes Mal übers Gesicht und legte es dann über den Kopf. Mit flinken Bewegungen rubbelte sie ihre Haare wenn nicht vollständig trocken, so doch wenigstens soweit, dass das Wasser nicht mehr von ihnen heruntertropfen konnte. Dann wickelte sie das Tuch um ihre Schultern und schritt vom Wasser weg.
Die paar Schritte zu ihrer Hütte waren schnell geschafft und die junge Frau stürtzte sich geradezu ins Innere. In der Kochstelle flackerte ein munteres Feuer und auch wenn Renya von den Flammen überhaupt nicht begeistert war, begrüsste sie doch die wohlige Wärme, von der sie empfangen wurde. Das Wasser für den Kräutertrunk war auch heiss genug und nachdem sie das nasse Tuch über die Lehne eines Stuhls geworfen hatte, goss sie sich einen Becher ein, an dem sie ihre klammen Finger wärmen konnte.
Renya würde gemütlich den Kräutertrunk geniessen, während sie darauf wartete, dass ihre Haare trockneten. Und dann würde sie sich ins Bett kuscheln und schauen, was der morgige Tag für sie bereithalten würde.
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Freeze hatte es geschafft. Zwar wurde es recht blutig zum Ende hin, aber der Seher hätte auch leicht selbst Opfer der Riesenschlange werden können. Wie dem auch war, fand es natürlich keinen all zu positiven Anklang bei der Druidenschaft, aber was hätte auch Faun machen sollen? Sich selbst in einen Schwertwal verwandeln und Freeze fressen? Nein, dies sprach gegen sein Gewissen, seine Ehre als Druide und Würde als Mensch. Er hatte genug getan.
Freeze lies er den Tag über ruhen und hielt Abstand zu dessen Flöte. Die Geschichten um sie waren dem Druiden nicht geheuer. Am Abend jedoch sammelten sie sich wieder. Faun packte einen Beutel voll mit erlesenen Tabak, packte seinen Druidenstab und ging zu Freeze.
"Ihr habt nun auch die zweite Prüfung bestanden. Nur noch die Dritte, dann habt ihr allen Gefahren getrotzt. Allerdings bleibt die vierte Aufgabe. Nun folgt mir, wir werden in Richtung nördliche Wasserfälle aufbrechen. Mein Freund Runak wird uns dort ein warmes Feuer anbieten, ehe ihr euch der Aufgabe widmet. Schon einmal vorweg. Runak ist ein Druide und hat dort einen alten Freund. Es ist ein Schattenläufer den er einst das Leben dank seiner Heilkünste rettet. Seither ist das Tier zwar nicht sein Haustier, aber eine Art Gefährte der immer in seiner Nähe waltet. Lasst uns hoffen, dass Runak uns zuerst entdeckt. Wenn ihr bereit seid, brechen wir auf.", sprach der Druide, schulterte noch mal den Beutel mit Tabak der für Runak gedacht war und zündete sich dann seine Pfeife an.
ornlu
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Immer noch mit verschränkten Armen an einer alten Eiche lehnend beobachtete der Lehrmeister das Vorgehen seiner beiden Schüler. Es würde noch viel Zeit beanspruchen, bis die beiden die richtige Form des Trainings gefunden hatten. Ryu hielt sich noch immer an der Rinde des ersten Baumes auf und arbeitete gründlich, jedoch etwas langsam. Colodis hatte seinen Stamm eher... grob bearbeitet. Er hätte sich damit mehr Zeit lassen sollen. Bis zum Beginn der kommenden Woche hatten sie noch für diese Aufgabe Zeit und so hoffte er, dass sie diese auch bis dahin zu seiner Zufriedenheit gelöst hatten. Dann jedoch trat ein Ereignis auf den Plan, mit welchem er so nicht gerechnet hatte. Ein Mann, der von außen verwirrt wirkte aber mit einer gewissen Entschlossenheit auf ihn zu kam, ein zielstrebiger Irrer quasi, kniet vor ihm nieder und bat um Erlösung und Wiederaufnahme in die Bruderschaft.
Der Zweihandmeister kratzte sich am Kinn und musterte den Kerl. Sein Gedächtnis ließ ihn sonst selten im Stich aber dieses Gesicht wollte bei ihm im besten Willen keine Erinnerung auslösen, auch wenn er sich sicher war es schon einmal gesehen zu haben.. doch wo? Wichtig jedoch war, dass dieser junge Mann einst dem Schläfer dienen wollte und nun einen Ort der Unterkunft suchte und dies war die Bruderschaft für jeden, sei es ein Diener des Sumpfes oder des Waldes.
Steh auf Junge.
Forderte der Templer den knieenden Peter mit einer begleitenden Geste auf. Die stets strenge Miene wich für kurze Zeit einem brüderlichen Lächeln, als er die Hand auf die Schulter des angehenden Recken legte und sprach:
Die Bruderschaft des Waldes hat für jeden einen Platz. Gehe zum Dorf und frage dich in der Bevölerung rum, irgendjemand hat immer einen Schlafplatz und etwas zu Essen für einen Wanderer. So lange du in Silden verweilst, werden wir dich schützen also bleibe so lange du willst.
Silden sollte noch in ganz Myrtana für seine Gastfreundschaft berühmt werden. Mit Ausnahme der Orks und Assassinen machten die Waldbewohner keinen Unterschied zwischen jenen, die ihr Land passierten: Wer mit gutem im Sinn kam, der wurde gut behandelt. Doch nun hatte der Wächter des Waldes seinen Aufgaben nachzugehen. Er verabschiedete sich von Peter, nickte noch einmal auffordernd Ryu und Colodis zu und verschwand in Richtung der Templerinsel. Schon jetzt trainierten dort jene, die sich für seine Einheit gemeldet hatten, als wollten sie sich gegenseitig im Fleiß überbieten.
Als der Waldläuferführer vor die Gruppe trat begannen diese sich mehr oder weniger diszipliniert aufzustellen. Immerhin ein Anfang, doch nun würde der harte Teil beginnen.
Ihr habt euch bereit erklärt die Bruderschaft mit eurem Leben zu schützen! Euer Schwert ist an diese Gemeinschaft gebunden und somit an diesen Ort, so lange sie hier weilt! Wir haben keine Mauern aus Stein! Wir brauchen eine Mauer des Glaubens! Des Glaubens an die Macht des Waldes und die Stärke der Gemeinschaft! Wenn der Feind kommt stehen wir und bilden die Mauern Sildens! Genau so solide aber umso tödlicher! Doch dazu müssen wir arbeiten! Viel arbeiten! Macht euch bereit!!
Der Funke des Enthusiasmus sprang über und die Waldläufer zeigten den festen Willen für ihr Recht in der Welt einzustehen.
Beginnen wir! Sprint zum anderen Fluss! Los Los Los!!
Der Zweihandmeister deutete auf den östlichen Fluss Sildens und sofort sprinteten die ersten Hüter drauf los. Ein Kampfschrei tönte über die Wiesen Sildens, noch uneins aber aus vollem Herzen. Na Jan rannte mit, der Eifer, welchen er in den Männern entfesseln wollte hatte ihn nun selbst gepackt und er war schließlich auch nicht mehr der Jüngste und musste in Form bleiben.
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Der gestrige Abend war seltsam gewesen. Obwohl es so schien, als würden sich Feen und Gwydion wieder näher kommen, war wieder dieses Schweigen zwischen ihnen gefallen, diese fast schon schamhafte Zurückhaltung.
Nachdenklich marschierte der junge Mann durch Silden. Irgendetwas musste er da machen. Doch was? Was konnte er tun, damit die beiden sich wieder näher kamen? Gedankenverloren kratzte er sich an der Wange und hielt inne. Die Wunde war verheilt, doch eine sichtbare Narbe war zurück geblieben. Neben der an seinem Oberarm. Die Zeit hinterließ also ihre Spuren auf ihm. Und das war noch nicht alles, er hatte tatsächlich ein paar wenige graue Haare in seinem Schopf entdeckt an den Schläfen. Kaum sichtbar, wenn man ihn nicht genau musterte, aber sie waren da. Dabei wurde er doch erst dreiundzwanzig in ein paar Wochen.
Paolo wartete bereits vor den Kavernen und der Seher nahm seinen Schüler wieder mit hinein zum Kräuterwintergarten. Dort ließen sie sich wieder vor dem Pflanzkübel von gestern nieder.
„Also gut, lass es uns noch einmal versuchen. Du hast schon einen Anfang gemacht gestern. Du scheinst es einfacher zu haben, wenn du die Pflanze direkt berührst. Das können wir erst einmal beibehalten. Später werden wir es dann üben, ohne dass du Kontakt zur Pflanze haben musst. Aber für den Anfang machen wir es so: Sieh her, leg deinen Daumen und den Zeigefinger an den Stängel der Pflanze, hier vor dieses Blatt. Dann machst du die gleichen Schritte wie gestern und versuchst deine Energie hinein zu leiten.“, sprach der Magielehrmeister zu Paolo.
Der Junge folgte der Aufforderung und konzentrierte sich. Gwydion wartete geduldig und beobachtete, wie sich der Gesichtsausdruck seines Schülers vor Konzentration verzog, doch schließlich bemerkte er eine Veränderung an dem Blatt. Es war kaum merklich ein wenig größer geworden, doch da Gwydion selbst ständig Kontakt zum Netz der Pflanze hielt, um im Notfall eingreifen zu können, wenn Paolo Gefahr lief sie zu beschädigen, spürte er eine Veränderung im Netz der Pflanze und dass jenes Blatt ein Stück gewachsen war.
„Ja, sehr gut!“, lobte er seinen Schüler, „...gut, wirklich. Das solltest du ein wenig üben, auch mal an anderen Pflanzen. Ich denke dafür solltest du dir den heutigen Tag noch nehmen. Wir wollen dann morgen mal eine ganze Pflanze, statt nur eines Blattes, wachsen lassen. Du schaffst das auch alleine mit dem Üben?“
„Klar.“, erwiderte Paolo.
„Sehr schön. Dann werde ich dich nun verlassen, ich muss noch ein paar wichtige Sachen erledigen. Wir treffen uns morgen wieder hier. Bis dann.“, verabschiedete sich der Seher von seinem Schüler und machte sich auf den Weg aus den Kavernen hinaus.
Er musste dringend einen Weg finden, wie er und Feen sich wieder vertrugen und es wieder so wurde wie früher, oder zumindest fast so wie früher.
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Den vergangenen Tag hatte Lando damit verbracht sein Geschick beim Schießen mit drei Pfeilen zu üben. Mittlerweile verlor er sie zumindest nicht mehr beim Abschuss und er schaffte es auch alle drei nacheinander an die Sehne zu legen. Seine Geschwindigkeit dabei hatte sich am vergangenen Tag und heute noch ein wenig gesteigert. Zwar kam er noch nicht an Griffin heran, aber immerhin wusste er nun was er tat, meist traf der erste Schuss sogar den Baum.
Gerade war der Rotschopf dabei seine Pfeile wieder einzusammeln und zurück zu kehren zu dem Platz, an dem er zum Schießen sonst immer stand. Er zückte seinen Bogen und wollte gerade wieder anfangen die Pfeile nacheinander einzulegen und abzuschießen, als er kurz inne hielt. Die ganze Zeit hatte er nachgedacht, was er Griffin noch fragen könnte, was er noch lernen wollte. Nun fiel es ihm ein,
Er konnte zwar schießen, hatte die richtige Haltung und das Zielen an sich gelernt, aber das wollte er noch etwas ausbauen. Wahrscheinlich kam das mit der Erfahrung, aber vielleicht hatte Griffin ja auch den einen oder anderen Tipp.
„Griffin?“, fragte der Rothaarige und dreht sich zu seinem Lehrmeister um.
„Ja?“, fragte der freundlich.
„Kannst du mir helfen noch zielgenauer zu werden? Dass ich zum Beispiel… das Auge eines Tieres treffen könnte?“, wollte Lando wissen.
„Du meinst einen Blattschuss, ein sehr genauer, scharfer Schuss, der ein kleines Ziel treffen kann. Hmm… ich kann dir vielleicht ein paar Hinweise geben.“, erwiderte der Lehrmeister und kam zu Lando, um zu erklären.
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Ornlu hatte Ojami diese abseits gelegene Hütte zugewiesen, doch die junge Frau fühlte sich dort nicht besonders wohl. Deshalb hatte sie den vergangenen Tag außerhalb von Silden verbracht und war erst zu der Zeit, als die meisten Sildener schliefen, zu ihrer Hütte zurück gekehrt. Auch am heutigen Tag verfuhr sie so, doch heute wartete sie nicht erst, bis die Dunkelheit eingekehrt war, sondern befand sich jetzt schon auf dem Weg. Der Grund dafür war, das die Umgebung ihr nicht genug Nahrung bot und sie hoffte, die Kinder wieder vorzufinden.
Leider war von den Obst schmeißenden Gören nichts zu sehen und Ojami biss sich in ihre geballte Faust, wärend sie leicht in die Hocke ging und sich suchend umblickte. Der Hunger verscheuchte die Scheu ein wenig und so machte sie zögerliche Schritte in Richtung Zentrum Sildens. Sie erblickte einen Stand mit Lebensmitteln und näherte sich diesem Stand mit trippeligen Schritten. Brot konnte sie sofort erkennen, das sie erst garnicht die anderen Sachen betrachtete und in Ojamis Kopf nur noch ein Gedanke vorherrschte. Nämlich der, dieses Brot in die Hände zu bekommen. Hätte sie dem Händler ins Gesicht gesehen, hätte sie vielleicht erkennen können, das es nicht ratsam wäre, einfach so zuzulangen, doch sie sah den mann nicht an und packte sich das Brot. Ojami machte nicht einmal den Versuch, mit der Beute sich davon zu stehlen, denn in ihrer Heimat waren die dargebotenen Lebensmittel für jeden. Also riss sie ihre Zähne weit auseinander und zerrte an dem nicht sehr frischen Brotleib und stopfte sich Stück für Stück Brotbrocken in ihren Mund. Sie schluckte sie hinunter, ohne auf ihnen großartig zu kauen und erinnerte sich in diesem Moment daran, das sie den Toten und den Göttern nicht den ersten Bissen gelassen hatte. Erschrocken hielt die ehemalige Sklavin inne und stierte auf den Leib, den sie in ihren Händen hielt und bemerkte erst jetzt, das der Händler mit forschen Worten mit ihr sprach. Sie verstand nicht, was er sagte, aber er schien erbost zu sein. Doch auf einmal verstummte er und ging leicht in Deckung.
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»Zu allererst einmal, solltest du wissen, das jedes Lebewesen einen oder mehrere Schwachpunkte hat, egal wie stark es erscheint. Rotwild und Wölfe beispielsweise haben keinen Panzer oder ähnliches, deswegen sind sie für Pfeile und Schwertstreiche anfällig. Allerdings sind sie schnell und haben ausgeprägte Sinnesorgane. Trolle dagegen haben einen dicken Pelz, fast schon wie eine Rüstung. Sie sind aber behäbig und schwerfällig.
Bei Rotwild und Wölfen, denen wirst du hier wohl am meisten begegnen, ist diese Stelle am Schulterblatt und am vorderen Teil des Rumpfes. Wenn du richtig triffst, wirst du Herz und Lungen soweit verletzen, dass das Tier sofort stirbt. Eben so, dass es nicht leidet.«
»Ja, aber wie treffe ich denn diese Stelle?«, fragte Lando, der bisher schweigend und interessiert zugehört hatte.
»Du wirst mit Sicherheit länger brauchen und deine eigene Methode finden müssen, aber ich kann dir ja meine nennen. Zuallererst ist wieder das Analysieren an der Reihe. Du studierst dein Ziel eingehend und versuchst es so gut es geht zu verstehen. Dann musst du Windrichtung – und stärke beachten, aber das hast du bei den Grundlagen ja schon gelernt. Wenn du dein Ziel dann verstanden hast, dann bist du bereit zu schießen. Du musst jede Bewegung schon im Voraus erkennen können. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Intuition, verlass dich auf dein Bauchgefühl…«, erklärte Griffin weiter und überprüfte noch einmal, ob Lando soweit auch mitgekommen war. »Ich kann dir nur das präzise schießen auf Bewegungen beibringen, die immer gleich ablaufen. Den Rest musst du alleine lernen.«, beendete der Sildener seinen kleinen Vortrag und zückte sein Schwert.
Mit einem kurzen Handgriff war ein mehr oder minder kreisförmiges Gebilde auf dem Pendel entstanden.
»Das hier ist dein Ziel! Versuche jetzt nicht, möglichst nah dran zu kommen, versuche die MITTE zu treffen.«, sagte Griffin zuletzt und zog sich wieder zurück. Er lehnte sich an seine Hauswand und schaute seinem Schüler zu.
Dabei erinnerte er sich an seine Lehre bei Anáwiel, der Innoslerin. Bei ihr hatte er die Grundzüge des Bogenschießens verbunden mit großen, körperlichen Herausforderungen erlernt. Später hatte er bei dem Hohen Söldner Waylander den Kampf mit dem Bogen gemeistert. Alles in allem konnte er sagen, dass er bei echten Experten gelernt hatte, wie man mit einem Bogen umging.
Vielleicht würden Peter, Lakos, Lando und der Rest auch einmal sagen können, dass sie bei einem Experten gelernt hatten.
Aber wer wusste das schon?!
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Der Marktplatz. Ort um seine Prophezeiungen an die Menschen zu bringen und der Erwählten der heiligen Katzenkönigin zu huldigen. Bastilla liebte den Marktplatz. Jeden späten Nachmittag vorbereitete sie sich aufs neue um ihrem Volk aufs neue Hoffnung zu machen. Den grauen Rock zog sie nochmal schön hoch damit man ihre Stützstrümpfe auch sehen konnte, das Strickjäckchen auf dem ihre Katzen schliefen fein über die schultern gelegt und den Haaren ein Laubbad
gegönnt. Ja so liebten sie ihre Herrscherin.
"Fhaaafaaafaaa! AhhhhHHAHAHAAH!", wies sie ihren halben Dutzend an Dienerinnen an und machte sich auf den Weg. Sie verließ ihre Hütte im Wald und freute sich wenn ihr die Menschen wieder huldigen würden. Jeder hatte sie zu grüßen, sonst würde sie ihr Zorn ereilen. Wie ihren Mann Dorien, der sie verschmähte nachdem sie eine Katze mit ins Bett brachte. Doch diese Katze lebte nicht mehr, sie hatte eine Affäre mit Bastillas Mann. Da war sich die alte Kräuterhexe sicher und warf dies Dorien immer vor. Nachdem sie dann von ihm vergiftet wurde war dann Schluss! Seither bekam dieser elende Druide das was er verdiente. Sie war die Erwählte!
Am Marktplatz waren die Bieber wieder sehr freundlich und grüßten sie.
"Mögen euch die Katzen erleuchten.", hörte SIE immer und immer wieder und war zufrieden mit dem niederen Volk.
Die ängstlichen Mäuse knieten sogar nieder worauf Bastilla herzhaft kreischen musste. Einzig die Hunde waren ihr nicht geheuer und fast hätte es Krieg gegeben, wäre nicht der Wolfsjunge aufgetaucht und hätte ihr Wut zum brodeln gebracht. Sie kreischte und fauchte dieser Teufel an, bis dieser feige wie er war davonrannte. Ein Glück für ihm das sie nicht gleich das Feuer eröffnete.
Dann beim Esel musste sie doch tatsächlich erblicken wie eine schwarze Katze, von ihm belästigt wurde.
"Miez! Fahahah!", sprach sie zu ihrer Katze 'Miez'.
>Miau< entgegnete ihr ihre Katze auf ihrer linken Schulter.
"Huahauah!", befahl die Katzenlady.
>Miau!< meinte die Katze und dachte sich wohl ihrer Cheffin nicht zu gehorchen.
"Yay! Böse Miez! Haguhalala!", kreischte Bastilla auf, packte die graue Katze beidhändig und warf sie dem Esel entgegen. Dieser ging in Deckung und bekam sogleich 'Hubert' nachgeschleudert. Mit einen lauten kreischen flog der schwarze Kater dem Esel ins Gesicht und strafte diesen, der frevelhaft die dunkle, fremde Katze angeschaut hatte. Als die Erwählte aber sich der fremden Katze näherte, ergriff diese zusammen mit 'Miez' die Flucht - zumindest folgte sie ihr auf Schritt auf Samtpfote. Miez war einfach eine sehr verwirrte Katze. Bastilla musste immer über sie klagen.
"Ghalaa!", rief sie den beiden hinterher, ehe sie ihren Rock leicht anhob und breitbeinig begann hinterher zu sprinten. Dabei wollte sie doch heute noch den Menschen kundtun was die große Katze gesagt hatte.
ornlu
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Konzentriert starrte der junge Mann auf das Pendel, den Bogen noch nicht gespannt, sondern locker vor sich gehalten, mit dem Pfeil allerdings schon an der Sehne. Der Wind kam von rechts, das musste er beachten. Ruhig atmete er ein und wieder aus, dann schließlich spannte er die Sehne und zielte auf das Pendel, das beständig hin und her schwang. Der Kreis, er musste in die Mitte des Kreises treffen, genau in die Mitte…
Lando ließ die Sehne los und der Pfeil bohrte sich kurz darauf in das Ziel aus Holz. Leider nicht genau in die Mitte des Kreises.
„Hmpf…“, entfuhr es Lando kurz, dann legte er einen neuen Pfeil ein und beobachtete das Pendel wieder zuerst etwas.
Wieder spannte er darauf die Sehne und hielt den Bogen ein wenig so. Ganz ruhig atmete er durch, seine Augen waren auf die Mitte des Kreises auf dem Pendel fixiert. Diesmal… diesmal würde er treffen… noch einmal schnaubte Lando tief durch, dann schoss er den Pfeil ab.
Mit einem Surren flog der Pfeil davon und traf das Ziel, bohrte sich durch das Holz des Pendels, bis in den dahinter liegenden Stamm und nagelte das Pendel somit fest. Diesmal hatte er besser getroffen. Zwar noch nicht genau in der Mitte, aber nur etwa einen Zentimeter versetzt. Schon besser.
Die Dämmerung brach über Silden herein und machte die Übungen des Bogenschützen sinnlos, denn in der Nacht konnte er nicht sehen, wie eine Eule. Griffin beschloss es für heute gut sein zu lassen und nickte Lando noch einmal anerkennend zu.
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Ojami wußte nicht, wie ihr geschah. Sie hatte, der Mimik des Händlers nach zu urteilen, bemerkt, das etwas nicht Gutes sich näherte, doch mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Ojami war ja schon irgendwie durchgeknallt, aber dieses Weib toppte ihre Eigenarten um Einiges. Die Fremde schien irre zu sein und bewarf den Händler mit Katzen, das dieser die Flucht ergriff, statt die Biester zu fangen. Katzen gehörten zu den Lieblingsspeisen der ehemaligen Sklavin und ihr Herz hätte Freudensprünge gemacht, soviele auf einem Haufen zu sehen. Allerdings hinderte der Anblick dieser komischen Frau Ojami daran, sich über diese Auswahl an Leckerreien zu freuen. Statt dessen sagte etwas in ihrem Unterbewußtsein, das sie sich lieber mit dem Brot in ihrer Hand, aus dem Staub machen sollte.
Sollten die Götter ihr etwa wohlgesonnen sein, oder warum folgte dieses schwarze Biest ihr auf Schritt und tritt? Ojami hatte es aus den Augenwinkeln wahr genommen, aber auch bemerkt, das die Irre ihnen folgte. Ojamis Blick wechselte zwischen der Katze, der Irren und einer weiteren Katze, die sich in dem Haar der Katzengöttin verfangen hatte und mit ihren Krallen vermutlich im Gesicht der Irren deutliche Spuren hinterlies. Die Alte kreischte, wobei Ojami nicht unterscheiden konnte, ob sie ebenfalls fremdländisch oder in der Eingeborenensprache blöckte. Das war aber auch egal, denn Ojami war bereits damit beschäftigt, auf Katzenjagd zu gehen.
Einige Zeit und einiges Gekreische später, in das auch Ojami eingestimmt hatte, war das Schwarze Tierchen gefangen und zappelte. Ojamis Hände und Arme waren schon voller Kratzer, aber was störte sie das, wenn ihr damit ein gutes Mahl beschert war? Das arme Tier wurde nun gebendigt, in dem die ehemalige Sklavin ihren festen Griff in den Nacken des Tieres verlagerte und Dieses nun reglos und mit heraus gequollenen Augen in der Luft hing. Ging doch alles ganz gut, dachte Ojami sich einen Moment, doch der sich nun nähernde Brocken wäre auf diese Art und Weise wohl nicht zu bändigen.
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Die fremde Katze, hatte Talent im fangen von Hubert. Hubert war an sich nicht so leicht zu fangen, aber diese Person konnte das gut. Bastilla hatte sie endlich eingeholt, hielt sie an und tänzelte einmal um sie. Doch die Fremde ging in Drohhaltung, was Bastilla sofort zur Reaktion zwang. Beide Frauen belauerten sich. Hin und her wippte Bastilla und fauchte wie die Katze auf ihrer Schulter nach der Fremden. Beide versuchten sich zu kratzen, was jedoch in Luftschlägen ausartete. Dann sprang Miez auf die Frau an und ihre Herrin greifte sich Hubert. Hubert war ihr Diener und wenn diese Frau ebenso eine Erwählte war, hatte sie sich nach der Erwählten-Konvention ganz anders zu verhalten.
"Fhagahhaaalll! Mein Hubert! Ghlalaga!", kreischte die irre Katzenlady und stopfte Hubert den Kater unter ihre Strickjacke. Die Fremde starrte sie böse an, worauf Bastilla auf selbe Art zurückstarrte. Sie hätte kämpfen können, doch heute war der Tag von vor einen Monat und drei Tage vor Vollmond. Da war es verboten mit Katzen zu kämpfen. Stattdessen holte Bastilla eine Riesenrattenkeule hervor, die sie immer parat hatte, und bot sie der wilden Katze an. Vielleicht schickte die große, heilige Katze diese fremde Katze damit sie einen Feldzug gegen die großen Affen machen? Bastilla war es egal, auch wenn die Fremde 'Miez' seltsam anstarrte.
ornlu
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Diese Riesenrattenkeule hatte wohl schonmal bessere Zeiten gesehen. Besonders schmackhaft sah sie nicht gerade aus und als Ojami sich der Irren vorsichtig einen Schritt näherte, strömte ihr schon ein komischer Geruch entgegen. Die Stammesfrau rümpfte die Nase, hielt aber trotzdem ihre Hand vorsichtig nach vorne gestreckt und zerrte der Katzenkönigin die Keule aus der Hand. Böse blickten beide Frauen, doch mit jedem moment mehr, den sie sich anstarrten, entspannten sich auch die Gesichter. Ojami führte die Keule langsam näher an ihre Nase und roch daran, versuchte ein abwertendes Geräusch zu unterdrücken und zog schließlich einen Mundwinkel hoch. Die Andere tat es ihr gleich und das Kriegsbeil schien begraben.
Ojami vergass ihr natürliches Mißtrauen allerdings nicht und folgte der Fremden mit einem gewissen Abstand. Sie schaute sehr genau, wie die Irre sich immer wieder zu ihr umdrehte und ihr mit seltsamen Lauten und Gesten zu verstehen gab, das sie ihr folgen sollte. Sogar die Katze, die ja eigentlich eher in Ojamis Magen gehörte, schien diesen Wunsch mit Miauen zu äußern. Und es schien so, als würde das Miauen Ojami in ihren Bann ziehen. Ojami wußte nicht warum, aber mit jedem Schritt hatte sie mehr das Gefühl, das diese Begegnung vorbestimmt war. Sie hatte sogar das Gefühl, diese Situation schon einmal in ihren träumen gesehen zu haben, das sie sich mehr und mehr sicher wurde, der Frau folgen zu müssen.
Dann, gelegen in einem Tannenwald, fand Ojami einen großen Baum vor, mit einem dicken Stamm, wie Ojami ihn in ihrem ganzen Leben noch nicht gesehen hatte. Vor ihm war so etwas aus Holz gebaut, was zusammen mit dem Stamm wohl das Wohnhaus der Irren darstellte. Genau vor diesem Baum hielt die Katzengöttin an und deutete Ojami, hinein zu gehen.
Ojami hatte ja schon gedacht, etwas Geräumiges vorzufinden, doch als sie hinein trat, war sie echt überrascht. Es schien ihr von Innen noch größer zu sein, als es von außen wirkte und es machte den Anschein, als ob eine Herde Bisons erst kürzlich durch die Hütte gegangen war. Vermutlich war die Irre aber einfach nur schlampig, oder hatte einen Tobsuchtanfall, der dieses Chaos zur Folge hatte. Der Duft von den vielen Kräutern war Ojami sofort in die Nase gestiegen und einige davon kamen ihr auch bekannt vor. Aber es gab auch unzähliges noch nie gesehenes Kraut, welches ihr Interesse weckte. Vorsichtig fuhr Ojami mit ihren Fingern über einen samtig aussehenden Stengel und lies dabei aber weder die Katzenfrau, noch ihre zahlreichen tierischen Mitbewohner aus den Augen. Sie konnte den Duft von Katzen im Kessel förmlich schon riechen.
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Schweigend saßen Gwydion und Feen bei sich zu Hause, Feen am Tisch und schrieb etwas in ein Buch, Gwydion hatte sich einen Hocker an ein Fenster gestellt und starrte hinaus, den Kopf auf eine Hand gestützt. Obwohl er den ganzen Tag darüber gegrübelt hatte, war ihm nicht eingefallen, was er wohl machen konnte, damit diese unsichtbare Barriere, die noch immer zwischen ihm und Feen bestand fiel. Leise seufzend wandte er sich zu ihr um und beobachtete sie, wie sie konzentriert vor sich hin kritzelte, die Feder recht schnell schwang, ab und zu inne hielt, um etwas zu überlegen und dann weiter schrieb.
„Was schreibst du da?“, wollte er wissen.
„Ich hab dir doch erzählt, dass ich jetzt Bücher schreibe. Bücher über die Natur hauptsächlich, über Tiere und Pflanzen.“, erklärte sie, blickte dabei kurz zu ihm auf und wandte sich dann wieder ihrer Arbeit zu.
Sie schien sich das gerade Geschriebene noch einmal durchzulesen, nickte dann mehr zu sich und schob das Schriftstück beiseite, säuberte die Feder und verschloss ordentlich das Tintenfass wieder. Die Kerze flackerte leicht, als sie aufstand und zu Gwydion ans Fenster trat.
„Ich denke ich werde noch einmal in den Wald gehen.“, meinte sie schließlich.
„Bei Nacht? Aber nicht alleine!“, widersprach er ihr, „…wenn du unbedingt da hin musst, dann gehe ich mit.“
Feen sah ihn kurz an, dann nickte sie schließlich und zauberte ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. Die beiden zogen sich warme Kleidung an, legten ihre grünen Umhänge um, Gwydion gürtete sein Schwert, man wusste nie, worauf man nachts im Wald vielleicht traf und sie machten sich auf den Weg.
„Was willst du eigentlich nachts im Wald?“, fragte er mehr beiläufig.
„Informationen für meine Studien sammeln, die ich dann in meine Bücher schreiben kann.“, erwiderte die junge Frau.
„Verstehe…“, murmelte Gwydion zurück.
Plötzlich spürte er, dass sie nach seiner Hand griff. Fast automatisch fanden die Hände der beiden zueinander. Feens Hände waren trotz der Jahreszeit und der Arbeit, die sie als Händlerin und mit Melly hatte weich und die Haut fühlte sich zart an. Gwydions Hände dagegen waren von der Reise nach Khorinis recht beansprucht worden, seine Haut war trocken und rau. Was Feen aber nicht abschreckte, sie hielt seine Hand fest. Das Eis zwischen ihnen taute. Bald würde es brechen. Gwydion lächelte selig vor sich hin.
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„Hüpf, hüpf, hüpf“, hüpfte der hüpfende Lehrmeistern seinen Schülern vor.
„Hüpf, hüpf! Kommt, hüpft mit! Wir machen ein Wett-hüpfen!“, sagte Silo, auf den Händen stehend, und immer wieder auf- und ab hüpfend.
„Hüpf, hüpf, hüpf“, schnatterte er, „hüpf, hüpf, hüpf, hüpf, hüpf“, hüpfte er weiter, „hüpf, hüpf!“
Char stellte sich nun auch wieder auf die Hände, und gemeinsam hüpften die beiden, der eine der beiden ziemlich nervend gackernd lachend, vergnügt auf dem Platz herum, und riefen im Duett: „Hüpf, hüpf, hüpf!“
Molgadir, dem das ganze entweder zu stressig oder zu kindisch war, stand nur zur Seite, und machte ein möglichst gelangweiltes Gesicht. Anscheinend hielt er das für kühl. Komisch, das jemand das Bedürfnis hatte, bei solchen Temperaturen freiwillig kühl zu sein, doch anscheinend war dies kühl. Komisch, irgendwie.
„Hüpf!“, schloss er ab, und hüpfte wieder auf die Beine. „das war ja großes Tennis ... ähm, Bogenschießen“, sagte er, und streckte beide Daumen in die Luft, das mit einem ziemlich dämlichen Grinsen. So blieb er einige Minuten, in denen er sich überlegte, was zu tun sei mit seinen Schülern. Als er die Hände wieder herab nahm, hatte er einen Entschluss gefasst: Sie waren keine Orks.
„Hrmm, hrm, hrm“, machte er. „Nicht so hastig.“
„Ach, sieh an, er redet wie ein sprechender Baum!“, sagte Molgadir, wie gewöhnt mit seinem depressiv-spöttischem Unterton. Silo verzichtete auf ein weiteres „hrm hrmm“, und beschränkte sich stattdessen auf ein einfaches „also wirklich“.
Aufgrund der ziemlich normalen Art, wie das geschah, erntete er verwunderte Blicke seiner beiden Schüler, was ihn wiederum dazu bewog, zu verkünden, er habe sein altes Ich abgelegt, und werde von nun an nackt in völliger Abstinenz sein Leben im Exil fristen, und sich nur noch von Stachelbeeren ernähren, nur um sich täglich den Arsch an einem Baum zu kratzen. An diesem Baum, nebenbei, sagte er, zeigte auf ein ziemlich verkümmertes Teil mit vielen, kleinen, festen Zweigen an den Seiten.
Beide Männer sahen angeekelt weg.
„Okay, bevor ich mich in Exil verdrücke, könnt ihr beiden noch ein wenig lernen. Ich will, das ihr die Soße spürt, wenn ihr sie anrührt, Es ist nicht einfach nur ein Rezept, das ihr ablest, an dessen Anweisungen ihr euch haltet, ihr müsst es fühlen! Ihr müsst die Soße auf eurer Zunge schmecken, wenn ihr sie rührt!“
„Okay, dann besorge ich mir schon mal einen Herd!“, schlug Char begeistert vor.
„Wie kommst 'en auf so eine beschissene Idee“, sagte Silo verwundert und ärgerlich.
„In meiner Weisheit, die mit von den Alten verliehen wurde, sage ich: Chuck Norris ist sterblich! Und ihr beide, ihr werdet zusammen trainieren. Hänsel, du musst ausweichen können. Angreifern. Gretel, du musst höher springen können, damit dich der Wolf im Kostüm der Großmutter nicht erwischt. Also Hüpf, Gretel, hüpf, aber diesmal richtig!“
„Jaa!“, rief Gretel, nahm ein rotes Cape und einen Korb zur Hand, und hüpfte.
Silo lehnte sich zurück, wusste jedoch, das den beiden die Anweisung bald schon u wage sein würde und sie nach haken würden. Immer das selbe, mit der Jugend, einfach keine Kreativität mehr!
-
Ein leichtes Kribbeln durchfuhr den Körper der jungen Erwählten. Die Kälte der Nacht konnte ihrer Herzenswärme nichts entgegenwirken. Die rechte Hand fror nicht, auch wenn sie sie nicht in der Tasche vergraben hatte. Nein, sie fasste ihren Geliebten, keine Kälte dieser Welt würde diesen Griff erstarren lassen.
Sie näherten sich dem Ortsrand von Silden. Fernab der Stadtmitte waren die Kräfte der Natur noch viel mehr zu spüren. Feen freute sich darauf, durch den kleinen Nadelwald ans Ufer des Flusses zu spazieren und dort vielleicht ein wenig mit Gwydion die Romantik der Nacht zu genießen. Allein wäre sie nie hinausgegangen, ob ihr Geliebter das wusste, konnte sie nicht einschätzen. Doch sie wusste, dass er ihr folgen würde, schließlich war sie doch die zarte Feen, die er einst immer zu schützen gedachte. Die Geister der Vergangenheit erwachten wieder in den beiden, für Feen war es wie eine Art Wiedergeburt ihrer Liebe, auch wenn sie es langsam angingen.
Im Wald angekommen, vernahm sie den Geruch des frischen Holzes noch stärker. Feen musste niesen, hoffentlich holte sie sich bei diesem Ausflug nichts weg?
"Wohin geht es eigentlich?", wollte Gwydion wissen. In seiner Stimme lag ein Hauch der Verlegenheit, sein Lächeln war trotz der Dunkelheit nicht zu verkennen.
"Ein kleiner gemütlicher Platz am Fluss, ich habe dort so manche Stunde meines letzten Monats verbracht, über mein Leben und die Zukunft gegrübelt..."
Sie lächelte: "Aber jetzt geht es mir mehr um etwas anderes, ein paar schöne, roman..."
Es knackte im Unterholz. Feen zuckte zusammen, von einem Moment zum nächsten verließ Gwys wärmende Hand die seiner Geliebten. Er griff zur Waffe, doch statt eines gefährlichen Monsters erblickten sie ein eher harmloses Tierchen, einen Fuchs. Er starrte sie lange an, dann schlüpfte er durchs Unterholz hinfort.
"Ach schade, ich hätte mir ein solch herrliches Tier gerne mal angesehen..."
Und nur wenige Sekunden danach erschien der Fuchs wieder vor ihnen, mehr ignorierend als interessiert.
"Wie...?"
"Wozu sind wir denn die Druidenlehrlinge?", fragte Gwydion und lachte.
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Gwydion konzentrierte sich darauf den Fuchs zu beruhigen, der die beiden immer noch musterte. Ganz ruhig, wir sind gar nicht da. Beachte uns einfach nicht! Der Fuchs schien kurz seinen Kopf schief zu legen, aber dann zu entschließen, dass die beiden Zweibeiner nicht weiter interessant waren. Stattdessen trabte er weiter durch den Wald.
Gwydion legte den Finger an die Lippen und folgte dem Tier, Feen im Schlepptau. Der Vierbeiner wanderte einige Zeit durch den Wald, schließlich blieb er kurz stehen und schien sich hinzuhocken. Nach kurzer Zeit stand er auf und marschierte weiter.
„Er hat sein Revier markiert…“, meinte Gwydion leise flüsternd.
Die beiden Sildener verfolgten den Rotfuchs weiter, bis er schließlich noch einmal stehen blieb, sich aufmerksam umsah, wobei die Ohren aufgeregt in jede Richtung lauschten. Dann verschwand er plötzlich scheinbar in der Erde.
„Komm her…“, murmelte Gwydion sanft zu Feen und legte einen Arm um ihre Schulter, um sie zu wärmen.
Der Seher konzentrierte sich ein wenig und ließ einige Ranken mit Blättern um die beiden wachsen, als Versteck. Der junge Mann atmete ruhig, so wie die junge Frau vor ihm, die sich mit dem Rücken gegen seine Brust lehnte und aufmerksam den Waldboden vor ihr beobachtete, falls der Fuchs wieder aus seinem Bau kommen würde. Und je tiefer er atmete, umso mehr bemerkte er, dass Feens Haare herrlich dufteten. Sie musste ein besonderes Seifenkraut zum Haare waschen benutzen. Er schloss die Augen und drückte sie vorsichtig ein wenig enger an sich, legte das Kinn auf ihre Schulter und seufzte.
Sie konnte ihm wohl verzeihen. Ja, aber konnte er sich selbst verzeihen? Konnte er sich verzeihen, dass er so eine wundervolle Frau auf diese Art und Weise betrogen hatte? Eine Frau mit so zarten Händen, so schönen grünen Augen? Eine zerbrechliche wirkende Frau, aber in Wahrheit willenstark und klug.
„Es tut mir leid…“, murmelte er, derselbe Satz, den er gemurmelt hatte, nachdem er sie nach seiner langen Reise wieder gesehen hatte.
„Ich weiß…“, erwiderte sie schlicht.
-
Sie konnte sich nun nicht darauf konzentrieren. Wenngleich es aus Gwys tiefster Seele sprach, sie verdrängte eventuelle Antwort darauf auf später. Momentan interessierte sie nur der Fuchs. Das war die Gelegenheit, ein wenig mehr über dieses wunderschöne Tier zu erfahren um dessen Fell schon hunderte Jäger ausgestreift waren. Dass hier ganz in der Nähe Sildens noch ein Exemplar oder gar mehrere lebten, war ein gutes Zeichen für die Sonderrolle des Ortes in Myrtana. Nirgends sonst hatte Feen solch eine Vielfalt in der Natur kennengelernt, wahrscheinlich würde sie es auch nicht, da sie doch sehr heimatgebunden lebte, jetzt, wo sie eine Heimat gefunden hatte.
Der Fuchs verschwand mit einem kleinen Batzen Fleisch in der kleinen Höhle. Er musste einen Hasen gerissen haben, womöglich sogar einen Schneehasen. Dass Füchse in Höhlen lebten, wusste Feen bisher noch nicht, auch nahm sie an, dass diese Tiere nur die Hühner vom Bauernhof zu jagen lernten. Wieder eine Erfahrung mehr gemacht,
mit Gwydions Hilfe.
"Komm, lass uns gehen, das arme Ding fühlt sich bestimmt nicht wohl, egal wie wir ihn manipulieren..."
Gwydion nickte, auch wenn es nicht von Außen hervorging, aber in ihm spürte sie eine Zerrissenheit. Sie verließen den Platz gemeinsam, erreichten auch bald das romantische Flussufer. Der Mond strahlte wie gestern auf die spiegelglatte Wasseroberfläche, Feen setzte sich einfach nur aufs feuchte Gras und hoffte. Gwy gab ihr von seiner Wärme, er setzte sich zu ihr, umarmte sie.
"Ich verzeihe dir mein Lieber, doch sag mir eins..."
Gwydion strich ihr sanft durchs Haar.
"Liebst du mich?", fragte sie ebenso unerwartet wie plötzlich ein sanfter Wind flusswärts zu spüren war. Sie musste es wissen, musste es von ihm hören, die Überzeugung endlich gewinnen.
Auch wenn eine bittere Antwort ein Loch der Einsamkeit in ihr Herz brennen würde...
Geändert von Feen (17.01.2008 um 21:44 Uhr)
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Tief blickte Gwydion in diese grünen Augen, sie blickten erwartungsvoll, aber eher ein wenig ängstlich erwartungsvoll, dennoch bestimmt. Die Brauen darüber waren leicht besorgt gerunzelt. Der Seher legte den Kopf etwas schief und näherte sich weiter dem Gesicht der jungen Frau, bis sich ihre Nasenspitzen fast berührten und blickte unentwegt in ihre Augen. Dann küsste er ihre Lippen.
„Ja. Ich liebe dich…“, sprach er sanft, „…und ich würde für dich sterben…“, und es traf ihn plötzlich wie der Blitz, plötzlich wusste er, dass er die Wahrheit sagte. Wenn es etwas oder jemanden gab, für den er sich bereitwillig opfern würde, sie wäre es an erster Stelle. An zweiter kam die Natur, denn er hatte sich ihr verpflichtet. Er hatte sein Gleichgewicht gefunden. Und Feen war dafür notwendig.
Wieder küsst er sie und musste lächeln, legte die Arme um ihren Körper und zog sie an sich.
„Ich wünschte ich könnte es wieder gut machen….“, murmelte er, „…wünsch dir etwas. Irgendetwas.“
„Ich wünsche mir, dass du mich nicht wieder so betrügst. Dass du mich nicht im Stich lässt. Dass du bei mir bleibst. Dass du für mich da bist… in guten wie in schlechten Zeiten.“, erwiderte die junge Frau und schluckte, Gwydion strich über ihre Wange und spürte, dass eine Träne daran herunter gelaufen war.
„Ich schwöre es. Ich schwöre bei meiner Seele und meinem Herz.“, sprach er sanft und küsste sie noch einmal, „… du zitterst, lass und nach Hause gehen, wir wollen nicht, dass du dich erkältest.“
Feen nickte und beide standen auf, um zurück zu ihrem Haus zu kehren. Bereits in Silden hielt Gwydion schmunzelnd an, was Feen mit einem etwas irritierten Blick quittierte. Da hob er sie plötzlich hoch, Feen stieß einen kurzen Laut der Überraschung aus und schlang ihre Arme rasch um seinen Hals. So trug er sie die letzten Meter nach Hause.
Dort angekommen sah Feen noch einmal nach Melly, die beiden räumten noch etwas auf, dann löschten sie die Kerze und gingen zu Bett. Eng aneinander geschmiegt, die rechten Hände ineinander verschränkt, schliefen sie schließlich friedlich ein.
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