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    Waldläufer Avatar von Jaleel
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Jaleel ist offline

    Fort Nemora

    Jaleel stand früh auf, bevor der Ruf zum Antreten die nassen Bretter des Hofs in Vibration versetzte. Der Regen kam in feinen Nadeln, setzte sich in Stoff und Haare, roch nach kaltem Eisen und nasser Asche. Er prüfte sein provisorisches Bündel, zählte leise — Brot, Trockenfleisch, die schmale Feldflasche, zwei Lappen, die man zu Bandagen reißen konnte — und legte es wieder so, dass es aussah, als sei nichts hinzugekommen. Dann schob er sich in den Fluss der Erwachenden, wortkarg, die Schultern locker, den Blick frei. Man musste dem Tag erlauben, sich für gewöhnlich zu halten.
    Am Lagerhaus lief schon alles heiß. Zwei Fuhrwerke standen schräg im Niesel, die Ochsen bliesen Dampf, als wären sie kleine Kessel. Harkon hatte vier Gehilfen um sich, dirigierte mit kurzen Handzeichen, sparte an Worten. Jaleel mochte Männer, die nicht versuchten, Stille mit Wichtigkeit zu füllen. Er trat näher, als Lady Zerys den Gruß gab, und sah, wie Harkons Gesicht einen Moment lang weich wurde, bevor der Dienst ihm die Züge wieder straffte. Ein guter Mann, dachte er, und ließ den Gedanken im Regen erkalten.
    „Genug Proviant bis Montera“, hatte Lady Zerys gesagt, knapp, ohne zu erklären, was anderes ohnehin niemand verstand. Jaleel nickte und glitt mit Barik und Danzo durch die halb geöffneten Türen. In der Luft hing der gereinigte Geruch von kalter Kohle und geharkten Spänen. Er ließ die Finger kurz über Kanten gehen, notierte in seinem Kopf, wo Hände oft griffen, wo Staub liegen blieb. Der Gehilfe war jung, nervös, und die Augen gingen ihm im Kreis. Gut. Wer im Kreis schaut, sieht selten die Hand, die geradeaus greift.
    Sie packten ordentlich, so ordentlich, dass Ordentlichkeit selbst die Tarnung war. Standard-Bepackung in sechsfacher Ausfertigung, nur zwei Rucksäcke waren nicht ganz standard: der Schnitt anders, die Riemen leiser, die Last besser zu ziehen. Lady Zerys hatte sie beiseite manövriert, unauffällig wie ein Luftzug, der eine Kerzenflamme nicht löscht, sondern nur schmaler brennen lässt. Als sie sie endlich verteilen ließ, tat Jaleel so, als wundere er sich über gar nichts. „Jawoll, Lady“, sagte er, und ließ den Rucksack dorthin fallen, wo sein Rückgrat ihn später nicht verraten würde.

    Draußen prasselte der Regen kurz dichter, dann wieder feiner. Harkon prüfte Proviant und Listen, ließ sich Zeit, ohne zu trödeln. Jaleel sah über die Schulter, als ein Name aufblitzte — Wagen 1203, Meister Gabelbart — und nahm wahr, wie die Linie des Plans sich mit der Linie der Wirklichkeit traf. Das war der Moment, an dem man nicht drückte. Der Moment verlangte Gleichmaß. Er beugte sich stattdessen zu Barik. „Riemen fester“, murmelte er, „sonst klappern die Schnallen, wenn wir laufen.“ Barik zog nach, und das Klappern schwieg. Kleine Dinge, die große Szenen nicht verrieten.
    Dann kam Bhor, groß wie eine Tür, die man am liebsten nicht schlösse. Seine Stimme füllte den Raum mit Wärme, die man in dieser Kälte nicht kannte. Jaleel ließ den Mundwinkel heben. Freundlichkeit war hier gefährlich, aber sie nährte den Teil im Menschen, der nicht nur aus Zähnen bestand. Harkon und Bhor tauschten Sprüche, wie Männer es tun, die nicht beweisen müssen, dass sie hart sind. Schade, dachte Jaleel, und machte im selben Atemzug den Deckel auf den Gedanken: Schade ist ein Luxuswort.
    Er stand mit den anderen, als Finley um die Ecke schnitt. Wasser-auf-Feuer in Menschengestalt; die Frage im Gesicht, bevor sie im Mund war. Lady Zerys antwortete mit Kälte und Rang, und Jaleel sah, wie Harkons Augen einen Millimeter sanken, nicht aus Demütigung, eher aus der Erinnerung, dass jeder sein Fach hat: die einen führen, der andere funktionieren. Ordnung ist eine Sprache; man spricht sie, oder man schweigt.

    „Antreten“, knurrte Troy, und die Reihe schloss sauber. Jaleel trat einen halben Fuß hinter Barik, spürte Danzo abseits, wie ein Schatten, der beschlossen hat, eine Weile greifbar zu sein. In seinen Ohren klang der Hof wie ein Tier, das gleich schnauben würde — Seile, die über Holz scharrten, das tiefe Grollen der Räder, das Schmatzen nassen Lehms unter Schuhen.
    Sie setzten sich in Bewegung. Die Räder drehten, und mit ihnen drehte der Tag. Am Rand des großen Übungsplatzes ordnete sich die Menge zu Flächen: Kompanien in Vierecken, Speere vertikal, Gesichter horizontal zum Galgen. Der Regen steckte in den Wimpern, und doch sah Jaleel jedes Detail, als habe der Himmel den Kontrast erhöht. Der Kommandant stand da wie ein Monument, Paladinerstahl über altgewordenen Knochen, und sprach mit einer Stimme, die den Regen zerschnitt. Namen. Vergehen. Urteile. Worte, die schwer werden sollten, damit sie fielen.
    Als Stallion vortrat, sah Jaleel, wie viel Mensch in einem Mann bleibt, der dabei ist, ein Urteil zu tragen. Die Hände bewegten sich nicht viel, aber die Finger verrieten, dass er gern etwas gehalten hätte — einen Griff, eine Ausrede, einen anderen Boden. In seinem Gesicht zog alles nach innen. Man sagt, im Tod ist man allein; Jaleel wusste, dass man schon vorher beginnt, allein zu sein. Migul lag zwischen ihnen wie ein Stein im Fluss, der nicht mehr weggeschoben werden konnte.

    Die Worte über Schuld und Vorsatz, über Sumpfkraut und Wissende, trieben durch den Regen. Jaleel hörte sie und ordnete sie in Schubladen, die nicht zufielen. Stallion gestand manches, leugnete anderes, warf am Ende mit einem Fluch in den Himmel, der heute keinem Gott gehörte. Der Schemel kippte; das Seil nahm die Last; die Stille nach dem ersten Rucken war ein Ton, den man noch Stunden später im Brustbein fühlte. Jaleel sah nicht weg. Nicht aus Härte, sondern weil Dinge, die man nicht ansieht, in einem wachsen, bis sie zu groß sind.
    Er wandte den Blick erst ab, als der Kommandant das Zeichen gab und die Kompanien reagierten wie eine Welle: ein Aufatmen ohne Luft, ein Ordnungsruck. „Weiter“, sagte Lady Zerys, und der Wagen rollte an. Jaleel ging neben der Hinterachse, die Hand am Riemen, der Blick am Boden, wo Pfützen zu Spiegeln wurden, in denen die Paladinerhelme wie bleiche Monde standen.
    Er fasste fester zu, als sie das Nordtor passierten. Die Palisade hinter ihnen war plötzlich nur Holz; die Luft vor ihnen war plötzlich mehr als Wetter. Draußen begann die Welt, die nicht gefragt hatte, ob sie fertig waren. Die Glocke am Tor schlug leise an Eisen, weil der Wind nicht wusste, dass er leiser sein sollte.

    Danzo ging voraus wie ein Hund, der gelernt hat, menschlich zu laufen, die Augen an den Rändern, wo Wege zu Fallen werden.
    Jaleel dachte an die Briefe der Nacht und daran, wie Worte gehen, wenn man sie loslässt: manchmal als Messer, manchmal als Pflanzensamen. Er dachte an den kleinen Ruck der Tür im Schuppen, an die Stellung der Klinge, an das Pergament auf dem Tisch — an eine Bühne, die sich dort geschlossen hatte, wo eine andere sich öffnete. Und er dachte an den Satz, der ihn seit Wochen über Wasser hielt: Leben vor Tod. Heute trug er ihn wie eine Schiene, unsichtbar, aber stark genug, um das Bein gerade zu halten, bis es wieder alleine tragen konnte.
    „Riemen“, sagte er halblaut und tippte Barik gegen den Ellenbogen. „Noch einmal.“ Barik zog nach. Der Riemen schwieg. Sie gingen im Takt der Ochsen, im Takt der Tropfen. Der Wagen schrieb eine Spur in den nassen Lehm, die sich wieder füllen würde, sobald der Regen entschied, dass Spuren nichts als Vergangenheit seien.
    Fort Nemora blieb hinter ihnen. Und doch trug jeder von ihnen ein Stück davon auf dem Rücken, nicht nur in Leder und Brot, sondern in der Art, wie sie jetzt setzten, wohin sie den Blick legten, wie viel sie sprachen oder schwiegen. Jaleel hob den Kopf, ließ den Regen auf die Stirn schlagen und zählte weiter, nicht die Schritte, sondern die Möglichkeiten. Eins: Der Weg hält. Zwei: Das Zeichen kommt. Drei: Wir bleiben aufrecht, wenn der Wind quer bläst. Er lächelte dünn. „Weiter“, sagte er, mehr zu sich als zu den anderen, und der Tag, der so schwer begonnen hatte, bewegte sich unter ihren Füßen, als wolle er ihnen doch noch erlauben, leichter zu werden.

  2. Beiträge anzeigen #322 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Naira
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Naira ist offline
    Nass und kalt war der Regen. Der Wind pfiff um die Ohren und man mochte jetzt gerade am liebsten irgendwo drinnen an einem warmen Feuer sein. Doch für sie - die Leute von Gruppe 4 die aktiv am Entkommen aus Fort Nemora beteiligt waren - war dies gerade der beste Ort um zu sein. Zwei Stunden entfernt vom Fort. Irgendwo auf dem Weg Richtung Trelis im Waldgebiet und auf schon langsam matschigen Weg.

    Noch bewahrten sie die Tarnung. Gaben sich als Eskorte aus und spielten pflichtbewusste Soldaten.
    Lady Zerys hatte Meister Gabelbarts Hinweis schon klar verstanden.

    “Am Waldrand, kurz vor der großen Straße, habe ich auf dem Hinweg Snapper gesehen. Sie haben uns beobachtet, aber nicht angegriffen. Wir sollten da aufpassen. Ich habe gehört, die Viecher sind fähig zu planen.”, hatte er gewarnt und das genügte, um den Moment zu wissen, da es endlich vorbei sein würde. Noch war etwas Zeit.

    “Knappe Troy. Auf ein Wort.”, bat sie.
    Der Knappe schloss auf und nickte ihr zu.
    Troy war hochgewachsen, blond und ein paar Jahre älter als sie. Gut mit Schwert und Schild und mit echter Kampferfahrung, wenn man die Narbe an der Schläfe richtig deutete.

    “Alles gut bei euch? Denkt ihr es bleibt ruhig?”, fragte sie.

    “Ich hoffe, der Regen lässt nach. Das Standard-Marschgepäck hat keine komplette Ersatzkleidung. Die Decken schützen jetzt, aber wenn wir draußen nächtigen müssen, werden wir alle mit nassen Decken frieren, Lady Zerys. - Ich erwarte nicht, dass wir angegriffen werden.”, sagte er nüchtern.

    “Ich auch nicht. Aber bleibt wachsam. - Erzählt mir von euch?”
    “Ich komme aus Vengard. Hafenviertel. In den Jahren nach dem Krieg war es schwer. Ich war recht jung und alleine. Wuchs in einem Heim für Kriegswaisen auf. Ich log, was mein Alter betraf, als im Viertel rekrutiert wurde. Man brauchte überall Leute und im Militär gab es kein gutes Essen, aber wenigstens genug zu essen. Im Heim gab es wenig und kein Jahr und sie hätten mich auf die Straße gesetzt.”, sagte er und überraschte sie mit der Offenheit.

    “Verstehe. Beim Essen bin ich ganz bei euch. Wo wart ihr stationiert? Schon immer in Fort Nemora?”, fragte Lady Zerys.

    “Nach der Grundausbildung ging es nach Lago in Varant. Vier Jahre war ich da. Danach wurden wir nach Fort Nemora versetzt.”

    “Habt ihr die Narbe dort bekommen? Mit wir meint ihr wen? Auch den Mann, der gestern starb?”

    “Die Narbe bekam ich im Kampf gegen varantische Rebellen. Ein Überfall. Ein Glück hatte ich meinen Schild. - Und ja. Bill Falstaff hieß er. Und ein paar Freunde, die wie ich Waffenknechte in Lago waren.”, erzählte er.

    “Und in Fort Nemora wurdet ihr zum Knappen. War dieser Bill auch euer Ausbilder?”
    “Ja war er.”
    “Ein guter Mann? Ein väterlicher Freund?”
    “Kein guter Mann. Aber man lernt sich anzupassen und klar zu kommen, Lady Zerys.”
    “Passt ihr euch auch mir an? Sprecht frei. Und war dieser Bill sehr grob zu Gruppe 4?”, hakte sie nach. Wenn Troy schon so offen sprach, dann wollte sie mehr wissen.

    “Ja. Es ist besser, offen euch gegenüber zu sein. In Nordmar sind sie so und ihr seid jemand, der sehr aufmerksam ist - und schlau. Bei Bill musste man es nicht, weil es Bill nur interessiert hat, ob man macht, was er will. Er war genauso schlimm zu Gruppe 4, wie zu uns, als wir seine Leute in Lago wurden.”, antwortete Troy und ließ der Diebin erstmals einen anderen Blick auf ihn gewähren. Trotzdem hatte sie Erinnerungen an Troy, die ihn sehr schlecht dastehen ließen. Anpassung zum Arschloch? Troy war schlauer als gedacht. Sie hakte nach.

    “Man tut was man muss, um zu überleben. Das habt ihr in Vengard gelernt. Nicht wahr? - Was war davor mit Gruppe 4. Sir Eyck erzählte was von einem gescheiterten Attentat und einer jungen Frau, die verschwunden ist?”, fragte sie und blickte zum Himmel. Es nieselte nur noch. Sie merkte, wie manche um die beiden interessiert lauschten.

    “Da war ein älterer Mann. Ich hatte gewusst, dass er irgendwie mit den Rebellen zu tun hatte. Aber niemand hat gedacht, dass er aus Rache alles geplant hat. Er wollte einen Ritter aus dem Führungsstab töten. Er starb beim Versuch. Ich habe gehört, dass er viele Orks getötet hat. Ein richtiger Held war.
    Bill hat deswegen einigen Ärger bekommen.”, erzählte der Knappe.
    “Helden sind auch nur Menschen. Ich erlaube mir kein Urteil darüber. Diese Welt ist manchmal sehr komplex und wir wissen nicht, wer an unseren Schicksalfäden zieht. - Und die Frau? Was war mit ihr.”, fragte sie.

    “Bill ging zu weit. Von Anfang an hatte er immer über sie gesprochen und wollte sie für sich. Er wollte sie bestrafen. Ich weiß nicht wie und wieso genau sie. Vielleicht weil sie nicht dort endete, wo sie viele sahen. Im Hurenhaus. Nachdem er sie fast geschändet hatte…- ist sie verschwunden.”, sagte Troy und sprach nicht gerne darüber.

    “Meint ihr, sie ist noch irgendwo da draußen? Ist sie aus dem Fort entkommen? Oder ist da noch eine düstere Geschichte, die in Fort Nemora geschehen ist?”

    “Ich weiß es nicht. Sie gilt offiziell als Deserteurin. So gab es Bill an. Aber die letzten Tage waren turbulent. Ich weiß nicht, ob nach ihr gesucht wird. Aber unter uns - mich würde es nicht wundern, wenn sie irgendwo verscharrt wurde.”, sagte der Knappe.

    “Bill?”
    “Das kann jeder gewesen sein. Die Verbrecher-Kompanie hat zwei frische Gruppen bekommen. Direkt aus der Mine rekrutiert. Bill ist leider eine Möglichkeit. Aber auch dieser Stallion der gehängt wurde...”

    “Hatte er es auch auf sie abgesehen?”
    “Vielleicht.”
    “Ist da was vorgefallen?”
    “Nichts worauf man in Fort Nemora stolz sein kann. Es geschah aber nichts tätliches…”, erzählte er und schien zu wissen, dass das damals nicht in Ordnung war. Naira schwieg und blickte zu Troy.

    “...Stallion war auch kein guter Mensch.”, sagte er. Nichts aber zu sich. Hätte er es ganz verschwiegen, hätte sich vielleicht einer aus Gruppe 4 geäußert.

    “So ist es wohl. Danke für eure Offenheit. Der Regen lässt nach. Vielleicht kommen wir etwas besser voran. Zurück ins Glied, Knappe Troy.”, befahl sie und hatte gemischte Gefühle. Sie hatte über Troy etwas erfahren. Er passte sich den Dingen an und ertrug Menschen wie Bill wissend, dass er oder andere es nicht gut unter ihm hatten. Er hatte es ja auch geschafft - sicherlich weil er genau wusste, wie er Bill auf unterwürfige Art zufrieden stellt, um seine Ruhe zu haben. Troy wollte Sicherheit. Solange seine eigene Haut nicht abgezogen wurde, hatte er zwar Mitleid, aber nicht den Ansporn, ein besserer Mensch zu sein. So sah sie es im Moment.
    Wie sollte sie also urteilen. Wie entscheiden, was bald anstand? Wie bestrafte man Mitläufer, die selbst nur überleben wollten. Was machte sie oder jemanden aus Gruppe 4 besser als Troy?
    Es waren Gedanken, mit denen sie nun alleine klar kommen musste. Jeder Schritt vom Fort weg, war eine Rückkehr ins alte Leben.
    Wie entschied sich also Naira Flammenherz?


    “Ihr seid eine gute Anführerin, Lady Zerys. Ich bin beeindruckt, wie ihr die Fäden haltet. Ihr habt wohl da, wo ihr wart, viel gelernt?”, sagte Gisla vom Bock des Fuhrwerks.

    “Danke, Frau Gislind. Mehr als ich wohl wollte und vor allem lange genug. Genug, um in dieser Welt damit zu bestehen. Egal was noch kommen wird. Ich nehme diese Rolle an. Ich bin dankbar für meine Eltern und danke meiner Familie von ihr so viel gelernt zu haben. Ohne das…und viel Glück, wäre ich heute nicht hier. Nun gebe ich alles zurück.”, sagte Naira und schmunzelte gelassen. Jaleel blickte zu ihr und verstand, so wie Esram auch. Sie hatten nur vom Kommando grob gehört, dem Kayla und Kaylon angehörten.

    Eskiel schloss auf und blickte kurz zu ihr,. Dann ging er weiter zu den Ochsen. Da packte er das Tier am Zaumzeug und blickte wieder zu ihr. Drehte sich dann nach vorne und klopfte sich auf den Rücken. Als sie über einer Erhebung waren, ging er zurück. Er hatte ihren Rücken. Das war sein Zeichen.

    “Rekruten Barik und Kaylon! Geht voraus und prüft den Weg. Seht dann zu, dass aus Richtung Nordmar nichts kommt und seid die Nachhut.”, befahl Lady Zerys. Eine etwas merkwürdige Botschaft, wo sich dann Esram tatsächlich gen Nordmar umdrehte. Die Berge sah man. Doch Kaylon verstand wohl und Barik würde es auch verstehen, wenn etwas Abstand zwischen ihnen war.

    Eine gute halbe Stunde verging, bis der Waldrand schon sichtbar war, wo dahinter Felder begannen und der Weg von Fort Nemora an die große Handelsstraße zwischen Trelis und Varant entlang führte.



    “Knappe Troy! Auf ein Wort.”, rief sie und wartete, bis er vorkam.
    “Ist da was?”, fragte er und blickte kurz zurück.

    “Ich wollte nochmal auf etwas von vorhin zurückkommen. - Das Mädchen. Wenn dieser Stallion nicht tätlich wurde…was tat er dann?", fragte sie.
    “Es war…beim einkleiden. Sie musste sich vor ihm ausziehen. Komplett.”
    “Und ihr habt zugesehen?”, fragte sie streng.
    “Ja…”
    “Hat es euch gefallen? Oder habt ihr ihn dann gehindert, weiter zu machen? Zumindest in eurer Vorstellung?”, fragte sie direkt.
    “Ich…ich…”, stammelte er und war eindeutig mit dieser Frage überrumpelt worden
    “Sagt nichts…edler Ritter. Ihr habt es zugelassen. Ihr habt zugesehen und gegrinst wie die anderen. Ihr habt dieses Mädchen beschämt, gedemütigt und ihr versprochen, im Hurenhaus zu enden. Ihr habt es nicht gesagt, aber ihr habt es geschehen lassen. Ihr wart ein Teil vom Ganzen.”, sagte sie mit süßer Stimme, hielt und wandte sich Troy zu, der sie völlig perplex ansah. Der Rest hielt an und auch das Fuhrwerk hielt.

    “Wäre sie eure Schwester gewesen…was hättet ihr getan? Was hättet ihr getan, wenn ihr ihre Angst und Wut gespürt hättet? Was hättet ihr getan, wenn ihr nur einen Funken Anstand, wahren Mut und Ehre in eurem Leib hättet? Wenn ihr mehr wäret, wie nur ein elender Mitläufer der Myrtaner, der nur an seine eigene Haut denkt!? - Reila Qel-Droma und Gardist Mandos waren wie echte Menschen! Sie verhinderten es und es wäre egal gewesen welchen Rang sie getragen hätten! Sie haben Kayla gerettet! Was wäre passiert, wenn sie nicht gekommen wären, hmm?”, fragte sie giftig und drängte Troy einen Schritt zurück.
    “Woher wisst ihr…”

    “Du hättest alles zugelassen, Troy! Es wäre dir gleich gewesen. So wie es dir gleich war, wie Bill alle aus Gruppe 4 gequält und bedroht hat. Hättest du nur einen Funken Menschlichkeit in dir…dann hättest du es Gardist Harkon erzählt oder Lord Donimir gemeldet. Ja…vor ein paar Tagen, warst du mutig. Hast Bill daran gehindert, Kayla zu schänden. Aber da waren auch andere dabei, die auf deiner Seite waren. Die Angst vor Strafe hatten, weil es offensichtlich gewesen wäre, was ihr getan hättet!”, flüsterte sie wütend.
    “Du…du bist…”, stellte Troy entsetzt fest. Nohr und Amelie blickten sich an.

    “Bill hat bekommen was er verdient. Stallion ebenso. Was ist die gerechte Strafe dafür, eine Frau des Waldvolkes zu demütigen? Sie nackt gegen ihren Willen anzusehen?”, knurrte sie wie ein Raubtier und schaute zu Eskiel. Blickte auf zu Bohr, der seine Zieh-Tochter so nicht kannte. Sah die sich widerspiegelnde Härte in den Augen von Gisla, die diesen Moment mit ihrer Ziehtochter fühlte.
    Noch ehe irgendwer antworten konnte, zückte Naira ihren Dolch und ließ Troy schreien, dass es der ganze Wald hören mochte.

    “Ein Auge! Damit du es nie wieder vergisst, Myrtaner!”, zischte sie und sah zu, wie sich Troy am Boden krümmte und sich das rechte, ausgestochene Auge hielt.


    “Gruppe 4! Wir sind jetzt frei! Nohr…Amelie! Kommt her und macht keinen Unsinn!”, drohte sie, während Barik und Danzo ihnen die Waffen an den Rücken hielten.
    Jaleel und Ezra kamen dazu und nun waren sie vereint. Die Sieben aus Gruppe 4. Troy schrie und jammerte immer noch. Naira zog ihr Schwert und blickte in die Runde.
    Aus der unmittelbaren Umgebung erschienen Menschen des Waldvolkes. Gut getarnt. Mit Speeren, Äxten, Klingen und Bögen. Waldvolk aus Hyr. Bariks Bruder Borin war dabei und Turya führte sie an. Mit dabei waren zwei gefesselte Leute mit Augenbinden. Die Leute aus Hyr schwiegen und beobachteten was gerade geschah.

    “Ihr beiden habt die Wahl. Geht zurück und lasst euch für Menschen, die auf euch spucken, töten. Oder geht, wohin ihr wollt. Wenn ihr wollt, auch zu meinem Volk. Da seid ihr erstmal sicher und dann schaut ihr weiter.”, bot sie an. Was sie tun würden, war nicht klar.

    “Wir entscheiden, Gruppe 4! Sieben Stimmen - ein Leben. - Ich sage: Leben vor Tod!”, sagte sie und hatte mit sich gehandert. Hatte auch die Konsequenzen bedacht, wenn Troy erzählen würde, was geschehen war. Ihre möglichen Probleme. Doch verglich sie Troy mit Stallion und Bill… - dann war das Auge Strafe genug. Sie hatte ihre Rache. Sie schmeckte nur für einen Moment und was blieb, war die Erinnerung ihrer Demütigung und ihrer Ängste.

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    Waldläufer Avatar von Jaleel
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    Midland - Waldrand in der Nähe von Trelis

    Troy lag im Schlamm, schreiend, krümmend, eine Hand vor dem ausgelöschten Auge. Der Regen spülte Blut über seine Wange, und der Wald nahm seine Laute ohne Mitleid auf. Jaleel stand ein paar Schritte entfernt — reglos, weder vor Freude noch vor Grauen verzogen sich seine Züge. Es war Strafe, kein Mord. Und es war nicht an ihm, sie zu mildern.
    Die Gruppe rückte enger zusammen, während das Waldvolk aus den Schatten trat. Speere senkten sich, Bögen blieben gespannt, doch niemand schoss. Ihre Stille allein war Urteil genug. Barik, Kayla, Esram, Kaylon und Jaleel — die fünf Gefährten bildeten wie von selbst einen Kreis um Nohr und Amelie, die abseits standen, nass, unsicher, bleich.
    Sie wussten, dass nun über sie gesprochen wurde.
    Naira hatte ihre Worte ausgesprochen — hart, gerecht, endgültig. Nun lag es an der Gruppe zu entscheiden.

    Barik war der erste. „Ich sage: Tod. Sie waren nicht mit uns. Sie hätten uns verraten, wenn es ihnen genutzt hätte.“
    Kaylon sah zwischen Nohr und Amelie hin und her, als prüfe er Jagdwild. „Ich weiß nicht. Aber zurück in das Fort? Sie würden reden. Vielleicht nicht aus Bosheit. Vielleicht aus Angst. Aber reden würden sie.“
    Schweigen.
    Dann hob Jaleel den Kopf.
    Der Regen rann ihm über die Wangen wie dünne Linien aus Asche. Seine Stimme war ruhig, rau vom langen Marsch, aber klar.
    „Leben vor Tod“, sagte er.
    Alle blickten zu ihm. Er ließ sich Zeit, bevor er weitersprach.

    „Wir chaben schon getötet, weil es nötig war. Bill. Stallion. Männer, die uns gequält chaben. Männer, die wieder getötet chätten, wenn wir ihnen den Atem gelassen chätten.“
    Bewusst wählte er das „Wir“, wo sie doch nicht alle selbst das Schwert geführt oder den Strick gehalten hatten. Doch ihrer aller Tun hatte zum Tod derer geführt, die das Leben bedroht hatten.
    Er deutete mit einer leichten Bewegung des Kinns zu Nohr und Amelie.
    „Aber diese zwei sind kein Bills. Keine Stallions. Sie sind schwach. Bequem. Sie wollten überleben und chaben dafür die Augen verschlossen. Das ist feige, ja. Aber es ist nicht bösartig.“
    Nohr schluckte; Amelie senkte den Blick.
    Jaleel fuhr fort, ohne milder zu werden:
    „Wenn wir sie töten, dann aus Angst. Wenn wir sie gechen lassen, dann mit Risiko. Doch Leben vor Tod cheißt nicht, dass wir alle retten müssen. Es cheißt nur, dass wir nicht aus Rache richten.“
    Er hob leicht die Hände — nicht beschwichtigend, sondern um den Satz zu unterstreichen:
    „Ich sage: Wir lassen sie wählen. Und wir bechalten die Augen offen.“
    Barik schnaubte. „Und wenn sie uns verraten?“
    Jaleel sah ihn an. „Dann werden wir chandeln. Aber nicht vorcher.“
    Es war Esram, der leise murmelte: „Er hat recht.“
    Kayla sah von einem zum anderen, dann zurück zu den beiden Nordmarern.

    Nohr trat einen Schritt vor. Sein Gesicht war hart, aber in seinen Augen lag etwas, das er im Fort gut versteckt hatte: Scham.
    „Ich wollte überleben“, sagte er heiser. „Mehr nicht. Ich habe weggesehen. Vielleicht war das feige. Vielleicht war es falsch. Aber ich will nicht zurück zu den Myrtanern. Nicht für sie sterben. Ich gehe mit euch — wenn ihr mich lasst.“
    Amelie trat zögerlich neben ihn. Ihre Stimme war schwach, doch sie zwang sich, laut zu sprechen.
    „Ich habe Angst gehabt. Vor Bill. Vor den Wachen. Vor allem. Ich weiß nicht, ob ich eine von euch sein kann… aber ich will es versuchen. Ich gehe nicht zurück. Nicht dorthin.“
    Der Regen fiel weiter, aber etwas in der Luft wurde leichter — nicht gut, nicht sicher, aber klar.
    Naira nickte.
    „Dann ist es entschieden.“
    Jaleel sah Nohr und Amelie lange an. Kein Lächeln. Keine Wärme. Nur ein nüchterner, prüfender Blick.
    „Dann lebt“, sagte er. „Aber vergesst nicht: Diesmal gechört euer Leben euch. Und eure Fehler auch.“
    Damit wandte er sich wieder der Gruppe zu — und der Weg in die Freiheit wurde ein Stück weiter.

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    Adventurer Avatar von Lyara
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    In der Natur Midlands

    Der Weg zur Steinwurzelbucht wurde rauer. Das weiche Moos des Waldes wich bröckelndem Gestein und dornigem Gestrüpp, das nach ihren Beinen griff. Der Geruch von Salz und Tang wurde stärker und überlagerte den Duft des Waldes. Lyara beeilte sich, ihre Stiefel fanden auf dem unebenen Boden kaum Halt, doch die Sorge um Sayaan trieb sie voran. Plötzlich huschte ein roter Schatten über den Pfad und blieb keine drei Schritt vor ihr sitzen. Lyara bremste so abrupt ab, dass sie fast gestolpert wäre. Vor ihr, auf einem flachen, moosbewachsenen Felsbrocken, saß ein Fuchs. Aber es war kein gewöhnlicher Fuchs. Sein Fell leuchtete in einem unnatürlich satten Kupferrot, und seine Augen waren nicht wild und scheu, sondern von einer beunruhigenden, goldenen Intelligenz erfüllt. Er saß da wie ein König auf seinem Thron, den buschigen Schwanz elegant um die Vorderpfoten gelegt.

    »So viel Eile für einen, der Zähne hat und sich selbst verteidigen kann?« Die Stimme in ihrem Kopf war gänzlich anders als Vanyels melancholischer Gesang. Sie war warm, amüsiert und glatt wie poliertes Holz. Lyara starrte das Tier an. »Flukio«, meinte Lyara grimmig. Der Fuchs neigte den Kopf, die Schnauze zu einem fast menschlichen Grinsen verzogen. »Vanyel… er liebt das Drama. Schickt dich in die nassen, rutschigen Klippen, nur damit du dir den Hals brichst. Typisch. Er denkt in Rätseln, ich denke in Lösungen.« Lyara spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Dieser Geist fühlte sich… gefährlicher an. Nicht bedrohlich wie ein Raubtier, das beißen will, sondern wie ein Händler, der einen über den Tisch zieht, während er einem Wein einschenkt. »Vanyel hat mir gesagt, wo mein Freund ist«, entgegnete sie kühl und versuchte, an dem Fuchs vorbeizugehen. Flukio machte einen fließenden Satz und versperrte ihr erneut den Weg. Nicht aggressiv, nur lästig präsent. »Er hat dir gesagt, wo er ist. Bravo. Aber hat er dir auch gesagt, wie du ihn da rausbekommst, ohne dass die Fischer oder Jäger aufmerksam werden?« Die goldenen Augen blitzten. »Ein Löwe in einer Bucht ist wie ein Präsentierteller. Du kannst hinrennen, Lärm machen und hoffen. Oder…« Er machte eine kunstvolle Pause. »…du lässt dir helfen. Von jemandem, der weiß, wie man Dinge regelt. Ich bin ein Verhandler, Lyara. Ein Stratege. Ich könnte dir einen Weg zeigen, wie du Sayaan unsichtbar machst für die Augen derer, die ihn jagen wollen. Oder wie du den Wind so drehst, dass sie eure Witterung verlieren.«

    Er trat einen Schritt näher, die Stimme wurde zu einem vertraulichen Flüstern. »Vanyel will, dass du träumst und stolperst. Ich biete dir einen Handel an. Deine Gunst gegen meine Gerissenheit. Ein kleines Bündnis. Du hast Potenzial, Lyara. Mehr als dieser depressive Vogel begreift. Warum sich mit vagen Hinweisen abmühen, wenn wir Partner sein könnten?« Lyara hielt inne. Das Angebot klang verlockend logisch. Pragmatisch. Genau das Gegenteil von dem nebulösen Traumgerede. Aber sie sah das Blitzen in Flukios Augen. Er wollte nicht helfen. Er wollte Einfluss. Er wollte kaufen. Sie dachte an Noreia, die schweigend hinter ihr stand und zusah. Vom Sprössling zur Eiche. Eichen machten keine faulen Kompromisse mit Füchsen. Sie straffte die Schultern und sah direkt in die goldenen Augen. »Du nennst dich Verhandler? Dann hör dir mein Angebot an: Du gehst mir aus dem Weg, und dafür trete ich dir nicht auf den Schwanz.« Das Fuchsgesicht zeigte einen Ausdruck echter Überraschung, der schnell einem amüsierten Respekt wich. »Ich brauche keinen Partner, der über andere herzieht, um sich selbst besser dastehen zu lassen«, fuhr Lyara fort, ihre Stimme fest. »Ich kenne Sayaan. Und ich kenne Ifran. Wir brauchen keine Tricks und keine unsichtbaren Mäntel. Wir brauchen Vertrauen. Etwas, das du offensichtlich nicht im Angebot hast.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu, entschlossen, nicht auszuweichen. Flukio blieb noch einen Herzschlag lang sitzen, musterte sie taxierend, als würde er ihren Wert auf einer unsichtbaren Waage neu berechnen. Dann lachte er in ihrem Kopf – ein trockenes, keckerndes Geräusch. »Scharfe Zunge. Gefällt mir. Aber Hochmut kommt vor dem Fall, kleine Verhandlerin. Das Angebot steht… falls du merkst, dass Ehrlichkeit allein dich nicht vor Pfeilen schützt.«

    Mit einer flinken Bewegung drehte er sich um und verschwand im Unterholz, so lautlos, als wäre er nie da gewesen. Nur der leichte Geruch von Moschus blieb zurück. Lyara atmete tief aus, ihr Herz klopfte schneller als ihr lieb war. »Noch einer, der glaubt, ich wäre eine Spielfigur«, murmelte sie grimmig und wandte sich kurz zu Noreia um, um sicherzugehen, dass die Druidin noch da war, bevor sie ihren Weg zum Wasser fortsetzte. »Wenn wir Pech haben treffen wir den Dritten auch noch«

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Midland - Waldrand in der Nähe von Trelis

    Naira hatte gewusst, dass die Gruppe so entscheidet. Sie waren keine Mörder. Sie waren am Ende wie die beiden Nordmarer. Nur kamen sie aus einer anderen Richtung. Sie alle wollten leben.

    “Dann ist es entschieden.”, sagte sie und spürte die Blicke aller anderen um sie. Dann lauschte sie Jaleels Worten und empfand Wahrheit und Bestätigung.

    Im nächsten Moment war es wieder Troy, den sie da als Einzigen da hatten, der fürs Erste eine Gefahr war.
    Sie blickte zu Bhor und der stieg vom Bock ab, kam ihr und den anderen näher. Er wollte sich nicht einmischen. Wollte diese Gruppe ihre Dinge selbst regeln lassen. Das spürte sie. Er wollte trotzdem was sagen.

    “Ihr habt da Worte gesprochen, die ihr verstanden habt. Leben vor Tod. Leben zu beenden ist einfach. Leben zu bewahren hart und kann mit dem eigenen Tod enden. Ihr habt dieses Fort überlebt und nicht aufgegeben. Ihr habt das Leben…den harten und riskanten Weg, dem Tod…der Aufgabe und Knechtschaft vorgezogen.”, sagte er und blickte zu Troy.

    "Adanos' Ideale beginnen damit, doch es sind drei Sätze die den Anfang auf seinen Pfaden bilden. - Leben vor Tod. - Stärke vor Schwäche. - Reise vor Ziel.”, sprach er wie der Sturm laut im Regen.
    Naira musste über die beiden anderen Sätze nachdenken.

    “Ihr entscheidet. Du entscheidest, Naira Flammenherz.”, sagte er und verschränkte die Arme.

    “Ich habe meine Wahl getroffen. Wir lassen ihn hier. Meine Stärke jetzt, wird nicht meine Schwäche im nächsten Moment. Ich trage die Konsequenzen - weil sein Tod falsch wäre. - Du darfst leben, Troy. Bewahre!”, sagte sie entschieden und ignorierte, wie Turya reagierte oder auch Danzo.

    “Wir finden dich, wenn wir Ärger dank dir bekommen. Vergiss das nicht.”, drohte Danzo im ruhigen Ton.

    “Es sind die Konsequenzen, Danzo.”, sagte sie und deutete auf die beiden gefesselten Männer, die Bhor gerade befreite. Es waren wohl die Fuhrleute, die Bhor ungewollt das Fuhrwerk geborgt hatten.

    Bhor dankte ihnen und warnte sie zugleich, seine Milde mit Schwäche zu verwechseln. Er hielt sein Wort und sie hatten keinen Schaden.

    “Wenn das Fuhrwerk ohne die Eskorte ankommt, dann wird gefragt was passiert ist. Wenn Troy sich zurück schleppt, dann ist bekannt was geschah. Wir haben unsere Freiheit. Doch Freiheit hat immer einen Preis.”, sagte sie und die meisten verstanden wohl.

    Gisla klatschte und lächelte sie an.
    “Und das ist das Leben, Kind. Naira Flammenherz ist erwachsen geworden.”, sagte sie und dann lief sie auf sie zu und umarmte sie schluchzend. Nicht zu Barik, sondern zu ihr.
    Eskiel klopfte Danzo auf die Schulter und Bhor wie auch Borin umarmten Barik voller Freude und Erleichterung.

    Ein Moment den sich Naira an manchen Tagen in Fort Nemora nicht hätte vorstellen können. Borin warf sie hoch und Gisla schloss ihre hünenhaften Söhne in die Arme.
    Naira weinte, weil sie es geschafft hatten.

    “Die Baribal stehen in deiner Schuld.”, sage Bhor zu ihr und umarmte sie voller Dankbarkeit. Naira nickte lediglich und wandte sich dann Jaleel zu.

    “Ich heiße nicht Kayla. Man nennt mich Naira Flammenherz! Das ist mein Name! Mein freier Name und nun, da ich frei bin, sollst du ihn hören, Jaleel.”, sagte sie, verbeugte sich schelmisch. Dann näherte sie sich mit spielerischen Schritten, legte den Gang von Lady Zerys ab und warf sich Jaleel in die Arme.
    Fest drückte sie ihn und sah auf.

    “Danke! Wir sind jetzt frei!”, erklangen glückliche Worte und am liebsten hätte sie mit ihm, Ezra, Danzo und Barik getanzt. Doch stattdessen stellte sie nur den beiden Fremdländern ihre Familie vor. Gisla und Bhor von den Baribal. Borin von den Baribal und Eskiel Sieben-Leben. Kaylon stellte sich als Danzo Eisenfaust vor und Barik lachend einfach als Barik von den Baribal. Esram gab sich nun als Ezra von Argaan aus und schien besonders daran interessiert mit Bhor ein paar Worte zu wechseln. Jaleel stellte sich als der vor, der er war.

    “Ihr seid für mich nun auch Familie, auch wenn sich unsere Wege mal trennen werden. Ohne euch beiden, wären wir nicht raus gekommen. Ohne dass wir Fünf zueinander standen, wäre der Einzelne gefallen. Nein - Sechs waren wir. Wir sollten auch Robas ...nein, Sandor danken und am Lagerfeuer heute Abend ihn ehren.”, sagte sie und dann hieß es schon aufzubrechen.

    Turya erkundigte sich nach den beiden Waldläufern im Fort und die Leute aus Hyr versprachen sie alle in ihr Lager am Pass von Varant zu bringen.

    Nohr und Amelie fügten sich und bekamen wie Ezra und Jaleel auch das Gastrecht des Waldvolkes ausgesprochen. Durch Naira bei den beiden.
    Das hatte nicht das Gewicht, wie wenn Bhor dies aussprach. Doch war Naira nicht mehr Niemand im Waldvolk.
    Der Ochsenkarren setze sich in Bewegung. So schnell es ging. Den Männern war das wohl alles nicht geheuer. Troy lag da immer noch vor Schmerz. Schrie aber nicht mehr wie am Spieß.
    Turya trat dann vor und sagte, sie würde nun die Gruppe führen. Das war wohl allen recht und es ging direkt in die Wälder des südlichen Myrtana.
    Naira schloss zu Jaleel auf, der wieder den Rucksack an hatte.

    “Was wirst du tun, Jaleel? Gehst du zurück?”, fragte sie aus ehrlichem Interesse.
    Geändert von Ornlu (07.12.2025 um 08:48 Uhr)

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    Adventurer Avatar von Lyara
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    In der Natur Midlands

    Der Weg zur Steinwurzelbucht forderte Lyara und Noreia heraus. Der Pfad wurde steil, rutschig vom ständigen Gischtnebel, und das Gelände war voller scharfkantiger, dunkler Felsen. Obwohl Lyara einen kühnen Weg einschlug, musste sie immer wieder aufpassen, nicht auf dem von Algen überzogenen Gestein auszurutschen. Sie war fixiert auf das Ziel, getrieben von der Sorge um Sayaan, den Freund Ifrans. Sie spürte, wie die Energie, die die Konfrontationen mit Vanyel und Flukio gekostet hatten, nun doppelt zurückschlug. Endlich erreichten sie die Bucht. Es war ein zerklüfteter, unwirtlicher Ort. Das Meer schlug mit einem dumpfen Grollen gegen die Küste, und die Luft war kalt und von Salz gesättigt. Uralte, windgepeitschte Wurzeln ragten aus dem Gestein, als wollten sie die Felsen selbst verschlingen.

    Lyara spürte Sayaans Präsenz, bevor sie ihn sah. Die magische Kommunikation, die sie bisher nur leicht beherrschte, half ihr nicht bei der Verständigung, aber sie lieferte ihr eine dunkle, beklemmende Ahnung. Diese Ahnung führte sie zu einer kleinen, versteckten Nische, die von einem Felsvorsprung überdacht wurde, wo die Brandung nicht hinkam. Dort lag Sayaan. Der mächtige Bergpuma war in sich zusammengesunken. Er war nicht verletzt, aber seine sonst so wachsamen Augen waren stumpf, starrten ins Leere. Sein tiefbraunes Fell wirkte fahl, und seine Brust hob und senkte sich nur flach.

    Es war nicht die physische Schwäche, die Lyara sofort frösteln ließ, sondern die Atmosphäre um ihn herum. Der Raum wirkte kälter, das Licht schien hier zu sterben. Die Farbe der Felsen schien dunkler, beinahe schwarz zu sein, und die sonst klare Luft roch seltsam dumpf – wie Erde, die lange verschlossen gehalten wurde. Es war die stille, erdrückende Präsenz von Morgvath. Lyara erkannte die kalte Signatur des Geistes des Todes sofort. Er buhlte um den Traumstein und verkörperte alles, was brutal und endgültig war. Noreia trat schweigend hinter Lyara, ihre eine Hand ruhte schwer auf ihrer Schulter. Die Druidin spürte die Gefahr ebenfalls.

    Lyara wagte es nicht, näher zu treten. Sie wusste, dass Morgvath keine physische Form brauchte, um anwesend zu sein. Er war die Stille, die Leere, die endgültige Müdigkeit. Sie versuchte es mit der sanften Kommunikationsmagie, die sie bei den Schafen erprobt hatte. Sie bündelte ihre Energie, nicht um ein Wort, sondern ein reines Gefühl von Wärme und Vertrautheit zu Sayaan zu schicken. Es war ein leiser Impuls, kaum mehr als ein Hauch.

    Doch Morgvath reagierte. Nicht mit einem Schrei oder einem lauten Wort. Stattdessen fühlte sich Lyaras Brustkorb plötzlich schwer und zusammengepresst an. Die Kälte schien sich in ihren eigenen Lungen festzusetzen. Eine tiefe, schleifende Stimme – so leise, dass sie nur im Kopf der jungen Frau existierte – legte sich über ihre eigenen Gedanken. »Er ist müde. Sehr müde. Du störst, Kind. Geh und kümmere dich um deine Blümchen. Ich biete ihm die Ruhe an. Die ewige Ruhe. Und du hast nichts, was dem entgegenstehen könnte.«

    Die Stimme war nicht laut, aber sie war unendlich alt und gewichtig, und sie vermittelte eine erschütternde Wahrheit: Die kleine, junge Kraft der Kommunikation, die Lyara gerade erst gelernt hatte, war bedeutungslos gegen die Macht des Todes. Der schwarze Nebel um Sayaan verdichtete sich kaum merklich, aber Lyara fühlte es: Morgvath saugte die Lebenskraft des Pumas in diesem Moment still und methodisch aus. Lyaras Versuch war nicht nur gescheitert, er hatte die Aufmerksamkeit des Geistes nur auf sie gelenkt. Lyara taumelte einen Schritt zurück, keuchend. Die Kälte war nicht nur um sie herum, sie schien in ihr zu sein. Sie sah zu Noreia auf, ihre dunklen Augen voller blanker Verzweiflung. Ihre kleine Magie reichte nicht aus.

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    Waldläufer Avatar von Jaleel
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Midland

    Jaleel ging ein paar Schritte schweigend weiter, während der Ochsenkarren hinter ihnen knarzte und die Stimmen der Baribal in den Bäumen verhallten. Der Regen war inzwischen feiner geworden, fast ein Schleier, der Haut und Haar bedeckte, ohne wirklich zu fallen. Er wirkte entspannt, aber nur an der Oberfläche. Unter der Ruhe arbeitete etwas in ihm – ein stilles, hartes Nachdenken.
    Naira hatte sich an seine Seite geschoben, leichtfüßig wie immer, jetzt aber ohne Maske. Ohne Kayla. Ohne Lady Zerys.
    Nur Naira Flammenherz.
    Er dachte über den Klang dieses Namens nach.

    Jaleel blieb nicht sofort stehen, als Naira ihm die Frage stellte. Er ging noch zwei, drei Schritte, als müsse er das Gewicht der Worte erst in den Boden sickern lassen. Dann verlangsamte er, bis er neben ihr ging – nicht aus Höflichkeit, sondern weil die Antwort schwerer war, als er sie zuerst spürte.
    Der Regen tropfte ihm vom Bart, und in seinen Augen spiegelte sich ein anderes Land, heller und heißer als dieser Wald.
    „Ich geche zurück“, sagte er leise. Das ch verschluckte den Laut, machte ihn rau, ehrlich.
    „Zurück nach Varant. Nach Mora Sul.“
    Das war keine impulsive Entscheidung. Es klang, als hätte er sie in den letzten Stunden aus etwas Altem ausgegraben, das unter Staub und Schmerz gelegen hatte.
    „Ich chatte dort… Verbündete.“
    Er atmete ein, als würde er die Wüste riechen – Sand, Blut, Hitze.
    „Sahar. Naima. Und viele andere, die ihren Namen nicht mehr selbst sprechen können.“
    Ein Schatten zog über sein Gesicht, aber kein wehmütiger – eher einer des stillen Zorns.

    „Sie kämpften für ein freies Varant. Für ein Leben ohne Ketten. Und ich…“
    Er schnaubte. Ein trockener, bitterer Laut.
    „Wir wurden verraten und ich wurde von den Roten gefangengenommen und zum Fort gebracht.“
    Er schüttelte leicht den Kopf.
    „Ich schulde ihnen mehr als Schweigen. Und mehr als Flucht vor dem, was unser einigendes Ziel gewesen war.“

    Ein paar Schritte gingen sie schweigend weiter. Der Regen ließ nach, und der Wald wurde stiller. Erst als er den Rucksack zurechtrückte, fuhr er fort – langsamer, aber klarer.
    „Du sagtest, wir seien jetzt frei.“
    Sein Blick glitt zu ihr – offen, aber mit einer Müdigkeit, die tiefer lag als die Erschöpfung des Marsches.
    „Aber ich bin es nicht, Naira. Noch nicht.“
    Es lag kein Selbstmitleid darin. Nur Wahrheit.
    „Frei bin ich erst, wenn ich zurückgeche. Wenn ich cherausfinde, wer von meinen Leuten noch lebt. Wenn ich an den Ort geche, wo ich verloren habe – und schaue, ob ich dort etwas wiederfinden kann. Oder etwas begraben.“

    Er hob eine Schulter, als wäre es eine Last, die er akzeptierte.
    „Ich weiß nicht, ob Mora Sul mich empfängt wie einen Sohn oder wie einen Verräter. Aber egal was kommt… ich geche cheim.“
    Dann, nach einer kleinen Pause – keiner, die peinlich war, sondern natürlich.
    „Ohne dich wären wir noch dort. Vielleicht tot. Vielleicht gebrochen. Du hast uns geführt, Kay—…“
    Er hielt inne, korrigierte sich bewusst.
    „Naira Flammenherz.“
    Er sprach den Namen langsam, als würde er ihn prüfen, als wollte er sicherstellen, dass er ihm gerecht wurde. Selbst seinen typischen Akzent hielt er im Zaum.
    „Du hast uns den Mut gegeben, den wir nicht hatten. Die Pläne, die wir nicht sahen. Die… charaq… die Flamme, die uns wachgehalten hat.“
    Ein seltener, warmer Funken ließ seine ernste Miene weicher werden.
    „Ich bin kein Mann der großen Worte. Aber… ich werde das nie vergessen. Keiner von uns.“

    Sein Blick wurde wärmer, sanfter.
    „Vielleicht kreuzen sich unsere Wege wieder. Vielleicht nicht.“
    Ein schwaches, aber echtes Lächeln huschte über sein Gesicht.
    „Aber wenn sie sich kreuzen… dann bin ich hoffentlich ein freier Mann.“
    Er sah wieder voraus, wo die hochgewachsene Waldläuferin mit dem Speer zwischen den Bäumen verschwand, und die Gruppe folgte.
    „Leben vor Tod“, murmelte er. Nicht als Ideal diesmal, sondern als Kompass – für das, was vor ihm lag.
    Geändert von Jaleel (07.12.2025 um 21:24 Uhr)

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Beria - Steinwurzelbucht

    Es war ein Sturm, der das Wasser der Steinwurzelbucht an der Oberfläche kleine Wellen schlagen ließ. Ein magischer Sturm der drohte und sich niemals fügen würde. Der Dunkle wich zurück. Fauchte erschrocken, weil ihn sicherlich seit Ewigkeiten etwas an der Kehle packte.
    Se war keine die sich irgend einem Geist versprochen hatte. Sie war keine die ein Vasall eines Naturgeistes war. Sie stand für sich und die Macht der Mutter. Die Macht einer Mutter die genug verloren und geglaubt hatte verloren zu haben, dass sie lieber starb, als dass ihr jemals wieder eine Tochter verloren ging. Lyara war nicht ihre Tochter, war noch weit davon entfernt, in Noreia als solch eine vollkommen gesehen zu werden. Doch wie bei Chani war da diese unausgesprochene Verbindung zwischen Meisterin und Schülerin. Eine Verbindung die mit der ersten Lektion begann und Vereinigung der Magie besiegelt wurde. Noreia wusste um Lyaras Seele. Die Magie log nicht. Und deswegen wusste sie was in ihr schlummerte und was Lyara einmal für sie sein konnte. Das genügte, um Kräfte zu entfachen die Morkvargh erschraken. Emotionen in Noreias Magie die er so nicht kannte. Die gar zu menschlich für den Dunklen waren und die er doch verstand. Tief irgendwo in seiner Seele. Als Kind oder besser Enkel der großen Mutter. Als Kind der großen Katze. Der Ersten.
    Mit Angst und Schrecken konnte sie seine Präsenz nicht vertreiben, aber mit dem, was er nicht bekam.

    “Wann hat das letzte Mal jemand in dein Herz geblickt, Morkvargh? Wann hat er etwas anderes, wie Furcht und Schrecken empfunden? Du wirst niemals heilen, wenn du bleibst wie du bist, Kind der großen Katze. Und jetzt geh!”, zischte Noreia mit magisch verzerrter Stimme und intensivierte ihre Magie. Der Dunkle war nicht zu sehen, doch seine Präsenz wich. Fauchend erschallte sein Ruf bis in die Knochen.

    “Vanyel hätte dich damals holen müssen…”, erklang es leise knurrend in ihrem Kopf und dann war er weg.

    “Vanyels Lied war schön…aber meine Zeit ist noch lange nicht gekommen.”, sagte die Druidin und senkte ihren Arm. Sie atmete durch und blickte dann zu Lyara.

    “Schon mancher Sturm hat eine Eiche bersten lassen oder viele Äste und Blätter von ihr gerissen. Manchmal schlägt der Blitz in sie ein und doch lebt sie in beiden Fällen weiter. Dein Wille zum Leben muss das sein, was unsere Magie ist. Unbeugsam und die größte Macht in dieser Sphäre - das pure Leben. Dein Geist muss unbeugsam sein und du selbst musst dich an etwas halten, was stärker ist, als die Kraft, die du besitzt. Du wurdest nicht gebrochen, hinters Licht geführt oder hast dich benutzen lassen. Das war ein Schritt nach vorne. Deine Reise hat begonnen, weil du die Türschwelle des sicheren Heimes verlassen hast - sprichwörtlich. Und ab jetzt beginnen auch deine echten Probleme. Ein Rat - die Natur findet immer einen Weg.”, sagte die Druidin und blickte dahin wo wohl Sayaan war.

    “Er kennt dich. Er weiß was sein bester Freund dir gegenüber empfindet. Nutze es aus und sei trotzdem gewarnt. Er ist kein Schaf. Er ist keine Hauskatze. Er ist ein Krieger. Sein eigener Herr. Wir helfen ihm zu verstehen, wohin er kann, bis sein Freund zurück ist. Zu verstehen, dass die Jäger von Beria ihn nicht jagen werden.”, sagte Noreia und stellte Lyara vor die nächste Herausforderung. Sie mochte müde sein und die Eindrücke von eben waren noch präsent in ihrer ganzen Körpersprache. Doch hier war kein Zwang, keine enorme Anstrengung durch Dominaz gefragt. Feingefühl war es.

    ornlu

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    Waldläufer Avatar von Naira
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    Sie musste zugeben, dass sie sich gewünscht hätte, dass Jaleel bei ihnen geblieben wäre. Dass er bei ihnen Heimat gefunden hätte und das blutige Kapitel Varant hinter sich ließ. Bei ihnen hätte er neu beginnen können und er hätte seinen Platz gefunden. Da war sie sich sicher. Aber sie verstand gleichzeitig diesen klugen Mann, der mit seiner Art schon im Fort ein Ruhepol für sie war. Jaleel blieb geheimnisvoll für sie und gleichzeitig verstand sie durch seine Worte seine Wege.
    In ihrem Umfeld hatte sie keinen solchen Menschen, der mit ruhigen Worten und Gedanken ihren wilden Geist für einen Moment innehalten ließ. Höchstens Eskiel und Danzo versuchte es, aber da fehlte was.
    Deswegen und weil sie nun ruhig sein mussten, sagte sie nicht viel zu Jaleel. Sie sah ihn mit dankbarem Blick aus ihren hellen Augen an, lächelte dankend für seine warmen Worte und blickte ihn dann ernster an.
    “Ich verstehe dich.”, sagte sie und respektierte seinen Wunsch. Gab mit ihrem Blick die Hoffnung weiter, dass er wirklich frei werden würde.

    “Elen síla lúmenn' omentielvo.”, sagte sie dann zu Jaleel in der mystischen, feinen, edlen, alten Sprache des Waldvolkes, hielt dabei ihre Hand ans Herz und hatte gestoppt. Fragend blickte der Varanter sie an.

    “Ein Stern scheint auf die Stunde unserer Begegnung. - Oder besser er schien schon damals darauf.”, sagte sie und musste nicht mehr erklären oder andeuten. Jaleel verstand es sicherlich. Das Schicksal brachte sie unter einem Stern am Himmel zusammen, der ihnen wohlgesonnen war und es war das Versprechen, sich wiederzusehen. Denn Sterne leuchteten ewig für ein Menschenleben.


    Vier Stunden später - Hyr am Pass von Varant

    Es war ein kleiner, großer Gewaltmarsch gewesen, den Turya ihnen da abverlangt hatte. Doch dafür waren sie noch vor Sonnenuntergang da gewesen. Vorbei am Fels der an einen Snapper erinnerte und dann hinein in eine Höhle, die gut verborgen am Anfang des Kalsteingebirges lag, das Myrtana und Varant trennte. Von dort, war es nicht einfach sich zu orientieren und anhand der weitläufigen Höhlengänge den Richtigen zu finden. Doch die Leute aus Hyr wussten wo es lang ging. Jaleel, Nohr, Amelie und Ezra bekamen trotzdem Augenbinden angelegt. Sie waren zwar Gäste, aber keine Waldvölkler.

    Der Empfang war herzlich für die Leute aus Hyr. Alle die nicht hier lebten, bekamen Brot und Salz als Zeichen der Gastfreundschaft und eine der größeren Höhlen als Schlafstätte. Sie durften ihre Sachen dort ablegen und wurden dann ein kleines Stück hinaus geführt, wo sie wieder an die Luft kamen und in einem kleinen Talkessel standen, wo das Gras wuchs, eine Quelle ganz unten lag und Schafe weideten. Die Menschen von Hyr waren hart und zäh. Lebten kein einfaches Leben. Manche sagten sie verzichteten bewusst auf Annehmlichkeiten und wählten einen sehr disziplinierten und harten Weg, um so überall zu bestehen. Naira fand, dass die Annehmlichkeiten da waren, nur einfach einfach - und stimmte zu, dass es hier keinen Müßiggang gab. Ehrliche, harte Menschen waren sie und das konnte man auch schätzen.

    An einem größeren Feuer wartete sogar schon Essen auf sie. Ein Lammeintopf wie sie sagten und das war verdammt großzügig für hier, wo man Wurzeln und Fleischwanzen eher aß, statt eines der Tiere zu schlachten.
    Man ließ sie in Ruhe essen und sie lauschten den Geschichten der anderen, die die ganze Sache von außen oder wie Bhor als kleines Zahnrad erlebt hatten. Klar, dass Naira bald erzählen müsste, was da alles war. Doch jetzt genoss sie dieses Festmahl und vermisste in keiner Sekunde die Pampe, die sie monatelang in Fort Nemora essen mussten. Allein das frische Brot trieb ihr vor Glück die Tränen in die Augen und es war, als würde bei ihr gerade beginnen, die wirkliche Last abzufallen. Hier waren sie sicher.

    “Ruht euch aus. Meister Torn wird nicht vor dem späten Abend erwartet und ich glaube, dann wollen alle erst einmal hören, was ihr da drin getrieben habt. - Naira. Geht es den zwei Deppen dort gut?”, fragte Turya, während der Rest sich zur Schlafhöhle aufmachte oder einfach entspannt am Feuer saß und in die Flammen blickte. Die Baribal sprachen intensiv miteinander.

    Naira erzählte dann Turya kurz und knapp, was Kiyan und Onyx dort nun waren und was sie planten. Turya schüttelte den Kopf und fragte sogleich nach den Dingen, die die Zwei brauchten. Danach ging sie zu Eskiel und besprach etwas mit ihm. Naira indes hatte ihren Rucksack hervor geholt. Jenen den sie damals hier gelassen hatte, als die Mission startete. Sie holte das hervor, was ihr gerade am liebsten war und blätterte darin. Sie würde vieles zeichnen müssen und viele Notizen eintragen dürfen. Innerlich freute sie sich schon darauf und wusste irgendwo auch, dass sie es auch brauchte, um alles zu verarbeiten.
    Sie begann auf einem leeren Blatt ihres Buches und hatte ihr Model direkt vor Augen. Er blickte ins Feuer und Naira brachte zu Papier was sie empfand und einfangen wollte. Seine Unfreiheit, seine Rastlosigkeit, seine Sorgen - die Reise, die bevorstand, spiegelte sich im Schein des Feuers in seinen Augen.
    Sie fing es ein und war doch nicht zufrieden damit. Es fehlte die Übung. Doch diese Skizze sollte ihr gehören. Die neue Skizze war für ihn.
    Etwas später war sie fertig geworden. Deutlich mehr Details, weil sie ihr Arsenal an Zeichenmaterial nutzte. Das Gefühl stimmte nun.
    Sie hätte Jaleel die Zeichnung nun gegeben, doch er war eingeschlafen. Naira lächelte auf und befand, dass es eine gute Idee war. Etwas Schlaf brauchte sie auch.

    Einen Traum später…

    Lächelnd erwachte sie und atmete einmal tief durch. Sie sah sich um, doch merkte sie zuerst die Decke, die jemand über sie gelegt hatte. Dann suchte sie nach Jaleel, doch der war nicht mehr am Feuer. Das war egal, denn nun zeichnete sie schon los. Sie hatte nur die Erinnerung an diesen Traum und die musste sie festhalten. Nicht das was im Traum geschehen war, aber was für sie der Moment war.
    Es dauerte etwas und im Schein des Feuers und nahender Dämmerung war es schwieriger. Doch einmal entfesselt, war Naira eine virtuose Zeichnerin, die sich damit auch hervorragend ablenkte. Gerade war ihr die Anspannung von heute Morgen zuwider.

    Die Sonne war untergegangen, als sie fertig war. Sie stand auf, klopfte sich den immer noch getragenen blauen Waffenrock mit der Krähe und dem Lorbeerkranz ab und bat um eine Fackel und fragte, wo der Varanter wäre.

    Jaleel war gar nicht weit weg. Bei der Quelle die hier einen Tümpel mit klarem Wasser, das immer in Bewegung schien, bildete. Wohin das Wasser unterirdisch floss, wusste wohl niemand aus Hyr genau-

    “Bewahre!”, grüßte sie und setzte sich mit der Fackel zu Jaleel. Sie setzte diese in den weichen Grund und sich neben den Varanter. Schafe waren in der Nähe und ein warmer Wind aus Varant kommend wehte gerade.
    “Ich hoffe, du fühlst dich hier wohl. Es sind gute Leute hier. Etwas hart von der Schale, aber mit guter Seele. Ich habe dich gezeichnet…”, sagte sie und holte die erste Skizze hervor.
    Es war Jaleel am Feuer. Wie sie ihn wahrnahm und eingefangen hatte.

    Das bist du heute…” - sie ließ es auf Jaleel wirken ohne dass er was sagte. Dann holte sie die zweite Zeichnung hervor - “...und das waren wir in meinem Traum eben. - Frag mich nicht, wieso wir die Tücher um das Gesicht haben. Aber…schau dir deine Augen da an. Deine Haltung. Du bist frei. Du warst da frei… - der Stern - denk dran. Alles wird gut, Jaleel.”, sagte sie und lehnte sich - ganz waldvölkisches Mädchen, das sie war - einfach an Jaleel und war froh den ersten Abend in Freiheit einfach im hier und jetzt zu verbringen.

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