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  1. Beiträge anzeigen #301
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Curt ist offline
    Curt ging mit sehr gemischten Gefühlen in das magische Duell mit Felia. Es schmerzte ihn mehr als er zugeben würde, zu sehen, wie sie bei der Feuerballprüfung den Kürzeren zog. Sie war so versessen darauf, sich vor der obersten Feuermagierin zu profilieren, dass ihr die einfachsten Handgriffe misslangen. Ein ganz klarer Vorführeffekt, dem man aber vorbeugen konnte, wenn man Körper und Verstand voneinander löste und die Magie nach fest eintrainierten Bewegungsabläufen wirkte. Diese Methode funktionierte zumindest für ihn, aber er musste akzeptieren, dass Felia ihren eigenen Zugang zur Magie gefunden hatte. Dass sie impulsiver war und ihre Sprüche mit deutlich mehr Kraft wirken konnte. Dass er rationaler und nach vorgefertigten Mustern zauberte, seine magischen Reserven zwar gut rationierte, aber noch nicht auf die gesamte Kraft zugreifen konnte. Sie war die Sprinterin und er der Ausdauernde. Für den Moment wollte er sich am liebsten nur mit sich selbst und seinen eigenen Defiziten beschäftigen und sich nicht mehr an anderen messen.
    Leider musste er sich trotzdem mit Felia und ihrem Gefühlschaos auseinandersetzen, sonst würde er diesen Wettbewerb verlieren. Er konnte sich zumindest glücklich schätzen, sich in die schützende Hülle seiner Rauchwolke zurückziehen zu können und sich so dem direkten Blickkontakt von Felia zu entziehen. Ihre Mimik strahlte Wut und Abneigung aus, Zweifel und Verzweiflung. Er würde diesen großen Augen nicht erliegen, zu oft hatte er schon zugelassen, dass sie ihn mit ihrem Charme manipulierte.
    Wie hatte die Situation nur so eskalieren können? Es war nicht alles seine Schuld, diesen Schuh wollte er sich nicht anziehen, egal wie schön ihn Felia auch geschustert hatte. Wenn das alles vorbei war, würde er sie zu einer Aussprache einladen. Dieses dumme Netz aus Missverständnissen musste entwirrt werden. Die letzten Tage und Wochen, sie waren einfach alles und vor allem viel.
    Es war die beste Zeit seines Lebens. Es war die schlimmste Zeit.
    Es war die Zeit der Weisheit, es war die Zeit der Dummheit.
    Die Zeit des Glaubens und die Zeit des Misstrauens.
    Die des Lichts und die der Dunkelheit.*

    Er war die Dunkelheit.
    Gegen ihre gleißende Magie musste er den Rauch der Finsternis wirken, als sei er ein Vertreter Beliars höchstpersönlich. Sie sprach ihren Ehrfurchtszauber in eine dunkle Wolke, die er nun in ihre Richtung lenkte. Sie bedeckte nicht mehr Curt, sondern Felia. Sie musste lernen, sich gegen die Dunkelheit zur Wehr zu setzen. Ihre magischen Worte verhallten, als sich der Rauch in ihre Augen, ihre Lungen brannte. Es schmerzte Curt in der Seele, sie so zu sehen, aber nur auf diese Art und Weise vermochte er, ihrer Magie zu entgehen. Er riss die Arme zur Seite und ließ die Rauchwolke verschwinden. Felia hustete und rieb sich die Augen, aber sie stand aufrecht. Dennoch, die erste Runde ging an ihn.

    „Alles in Ordnung? Können wir weitermachen oder brauchst du eine Pause?“ Er sagte diese Worte ohne jeden typischen Hohn in seiner Stimme, doch direkt im nächsten Augenblick bemerkte er, dass er damit den Zündstoff geliefert hatte, der Felias Zauber endgültig entfachte. Ohne das Zeichen eines Schiedsrichters, so als würden sie in der magischen Wildnis kämpfen, wo es einzig ums Überleben ging und ganz ohne die schützende Rauchwolke, war er ihrem plötzlich ausgeführten Zauber hilflos ausgeliefert. Es war das erste Mal, dass er selbst die volle Breitseite des erleuchtenden Ehrfurchtszaubers spürte. Er wollte sich noch abwenden, sich auf den Boden werfen, doch er kam nur hinab auf die Knie.

    Sie zwang ihn, ins Licht zu schauen.
    Es war Innos selbst, in seiner ganzen Herrlichkeit.
    Doch Curt sah nur Felia vor sich.

    _________________________________
    *nach Charles Dickens
    Geändert von Curt (06.12.2023 um 07:53 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #302
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Felia ist offline
    Es war eine zugegeben unfassbar schwierige Situation, die Felia zusehends Kopfschmerzen bereitete. War sie froh darüber, schlussendlich doch den Knilch mit ihrem Zauber getroffen zu haben, der es so frech gewagt hatte, ihrem ersten Versuch zu entgehen? Oder war sie traurig darüber, dass das, was sich mit etwas mehr Zeit zu einer Freundschaft hätte entwickeln können, derzeit drohte, ins Gegenteil umzuschlagen? Sie war merklich sprachlos über all das, was sich heute ereignet hatte. Und dabei war sie sich eigentlich stets sicher, ob sie eine Person nun leiden konnte oder nicht. Dieser Curt aber schaffte es mal wieder, Unordnung in ihre sonst so fein säuberlich sortierte Gefühlswelt zu bringen. Ob er das nun bewusst tat oder nicht war noch schwerer zu verstehen, als sein gänzlich widersprüchliches Verhalten am gesamten heutigen Tage. Eben erst hatte sie schwören können, dass Sorge in seiner Stimme gelegen hatte, während er sich über sie lustig gemacht hatte. Vielleicht war diese Sorge echt gewesen, vielleicht aber nur ein weiterer, niederträchtiger Versuch, sie zu verwirren. Was auch immer es gewesen war: Verwirrt war sie.

    »Ihr macht es spannend. Nun denn: Die dritte und letzte Runde. Wie ich bereits sagte, ein Unentschieden ist nicht akzeptabel.«, verkündete Françoise und bedeutete den beiden Kontrahenten mit einem kurzen Kopfnicken, dass die finale und alles entscheidende Runde nun begonnen hatte.

    Lautstark atmete Felia ein und dann ganz langsam wieder aus. Sie befahl ihrem Herzen, weniger laut zu pochen, ihrem Verstand, weniger chaotisch zu denken und ihren Händen, weniger stark zu zittern. Manches gelang ihr. Das meiste nicht. Auch ihre Gefühlswelt konnte sie nicht kontrollieren. Statt sich wie üblich auf die für den Zauber notwendige Emotion zu besinnen, rauschte ein wilder Strudel aller möglichen Gefühle in ihrem Inneren umher. Wut. Enttäuschung. Hoffnung. Panik. Stolz. Mitleid. Sie versuchte sich so gut es ihr möglich war, in diesem Wust und Durcheinander ein Gefühl zu kultivieren, das ihr das Wirken des Ehrfurchtszaubers ermöglichte. Aber immer wieder tauchte das bärtige Gesicht Curts vor ihrem inneren Auge auf. Mal freundlich. Mal hämisch. Mal liebevoll. Mal böse. Mal schützend. Mal angriffslustig.
    Die kleine Novizin hatte nach ihrem fehlgeschlagenen ersten Versuch dazugelernt, daher hielt sie deutlich mehr Abstand zu dem Nebel, den Curt während der ersten Runde so heimtückisch dazu genutzt hatte, sie wortwörtlich zu Tränen zu rühren. Auch vermied sie es, wie beim ersten Versuch, die Augen zu schließen. So konnte sie auf etwaige Vorstöße des Novizen reagieren, der noch immer versuchte, sie daran zu hindern, diesen Wettstreit für sich zu entscheiden. Auf diese Weise tastete sie wie bereits zuvor mit magisch ausgestreckten Fühlern den Nebel ab. Vorsichtiger als zuvor, daher zogen durchaus einige Zeit ins Land, ehe sie sich sicher sein konnte, Curts Position gefunden zu haben. Angestrengt sammelte sie das bisschen Emotion, das sie zu kontrollieren im Stande war und wirkte begleitet von einem lautstarken Seufzer den Zauber.

    Zu spät erst merkte sie, dass ihre Magie auf etwas traf, das sich zwar angefühlt hatte, als habe Curt dort gestanden, schlussendlich aber nur eine curtförmige Ansammlung magisch verstärkten Rauchs gewesen war.

  3. Beiträge anzeigen #303
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Es war ein hochgradig vereinnehmendes Gefühl, die Wirkung des Ehrfurchtzaubers am eigenen Leib zu spüren. Man stand komplett im Bann des Lichtes und allem, was man damit verbindet. Weisheit, Reinheit, die endlose Güte. Warum bei allen Göttern sah er dann nur Felia vor sich? Müsste er nicht das Antlitz Innos' sehen oder zumindest das seiner so genannten irdischen Vertretung, der obersten Feuermagierin Françoise? Wie war es möglich, dass er voller Ehrfurcht in die Knie ging und sich auf Augenhöhe mit Felia begab? Was an ihr forderte einen so tiefen, ehrlichen Respekt ein? War es ihre Nähe zu Françoise? Ihr Eifer zur Perfektion? War es das Chaos, das sie umgab, das sie so meisterlich beherrschte, während er allem in der Welt versuchte, seine Ordnung einzuimpfen? Oder waren es schlicht ihre großen Augen, die ihn bebend anstarrten, Feuer und Wasser in sich vereinten in wilder Harmonie?

    Als sie von ihm abließ, blitzten weiße Flecken vor seinen Augen und er wurde beinahe ohnmächtig. Was für eine grenzenlose Macht! Wie dumm er nur gewesen war, sie sich nicht selbst zu eigen zu machen? Was wollte er nur mit einer Rauchwolke, wenn er den ganzen Verstand eines Menschen vernebeln konnte? Ihm wurde jedoch auch nach der zweiten Runde keine Pause gegönnt. Die oberste Feuermagierin schien ihren Spaß an dieser Vorstellung zu haben und läutete sogleich die alles entscheidende dritte Phase ein. Es war pures Glück, vielleicht auch Nachsicht von Felia, dass er nicht direkt wieder in ihren Bann gezogen wurde. Gut möglich, dass sie ebenso eine Pause brauchte, um ihre magischen Reserven zu sammeln. Was auch immer es war, ihr Zögern gewährte es ihm, sich erneut in seine Rauchwolke zurückzuziehen und sich in Defensive zu üben. Aber das war keine faire Situation! Er musste sich beständig konzentrieren und seinen Zauber aufrechterhalten, während sie sich von Herzschlag zu Herzschlag erholen und warten konnte. Eine Eule, die einfach darauf wartete, dass ihre Beute sich zeigte. Eine Eule mit ihren großen, dunklen Augen, in denen man sich verlieren konnte.

    Nein!

    Er musste etwas unternehmen. Selbst wenn er hier heute verlor - und er würde es irgendwie verschmerzen - er musste zumindest alle Register gezogen haben, sonst würde er sich später nur Vorwürfe machen. Für einen Moment hielt er es sogar für eine gute Idee, einfach schreiend loszulaufen, in der Hoffnung, Felia aus dem Konzept zu bringen. Aber das wäre weder ein magischer Erfolg, noch besonders würdevoll. Mit der Hand nestelte er nervös in seiner Robentasche herum. Der Handspiegel ruhte darin, warum hatte er den überhaupt mitgenommen? Der würde doch kaputtgehen. Und dann hagelte es noch einmal sieben Jahre Pech. Als ob er nicht schon genug Jahre der Finsternis hinter sich gebracht hatte.

    Doch plötzlich kam ihm eine Idee. Das Spiegelbild, es war ein Zeichen. Eine Strategie, ein Muster für seinen ordnungsliebenden Geist. Die Lösung war so simpel und so genial. Er musste doch einfach nur versuchen, sich in Felia hineinzuversetzen und ihr einen Schritt voraus sein. Ihre Gefühle verstehen. Ihre Ängste. Sie würde nicht mehr lange mit ihrem Zauber warten. Ihr innerer Druck, sich vor Françoise zu beweisen, war so gewaltig, dass sie die Ruhe verlor. Sie würde ihren Zauber wirken, wenn auch nur eine kleine Chance bestand, ihn zu treffen. Sie wollte es beenden, jetzt und hier.

    Er führte die Rauchwolke zusammen.
    Er formte ein curtförmiges Abbild seinerselbst.
    Er ließ sich im letzten Augenblick auf den Boden fallen, als er bereits spürte, wie eine Welle der Magie den Ruß zerstäubte. Wie glitzernde Tränen fielen die Partikel zu boden, bedeckten ihn. Aber er war noch bei vollem Bewusstsein. Sie hatte ihn verfehlt. Er hatte gewonnen.

    Was dann passierte, konnte sich selbst Curt nicht erklären. Ihm war, als hätte er eine Vorahnung, ein Déjà-vu. Er sah Felia vor sich, wie sie auf ihn zutrat. Wie sie die Gelegenheit nutzen wollte, den Ehrfurchtzauber zu wirken, während er am Boden war. Wie sie die Augen schloss, als sie ihn wirkte. Er schloss sie selbst. Er kanalisierte seine magischen Kräfte. Es war seltsam. Die Magie fühlte sich nicht so an, wie er sie normalerweise fühlte. Er brauchte keine Bewegung, keine komplizierte Strategie. Es reichte nur, ihr Bild vor Augen zu sehen, den Rest erledigten seine Emotionen. Magie durch Gefühle, das war nicht sein Weg, das war Felias Weg. Er dachte an den Spiegel in seiner Tasche, an alles, was er gefühlt hatte, als sie ihn in diese Benommenheit gezwungen hat. Er imitierte, was geschehen war - und wirkte plötzlich selbst einen Ehrfurchtzauber auf Felia.

  4. Beiträge anzeigen #304
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Fasziniert verfolgte Françoise das Schauspiel, welches die beiden Novizen darboten. Ihre Schüler waren zwei ebenbürtige Gegner und dennoch hatte Curt eindeutig die Oberhand gewonnen. Er war ein raffinierter Trickser. Dass es sein Plan gewesen war, Felia am Anfang ihrer heutigen Übung mit der Widmung aus dem Konzept zu bringen, bezweifelte die oberste Feuermagierin. Dennoch hatte es genau das bewirkt. Ihre verhältnismäßig großen magischen Reserven halfen der Novizin nicht, wenn sie sie nicht wirkungsvoll zum Einsatz bringen konnte.
    Der letzte Trick aus Curts Repertoire beendete das kleine Duell endgültig. Selbst Françoise hatte nicht damit gerechnet. Natürlich hatte er damit gegen die Regeln verstoßen, die die Priesterin den beiden Novizen auferlegt hatte. Das stand außer Frage. Genauso wie die Tatsache, dass Felia jetzt nicht mehr in der Lage war, eine weitere Runde gegen ihren Ordensbruder anzutreten.
    »Halt!«, rief Françoise zu ihren Schülern und trat dann an sie heran. Sie legte ihre Hand auf Felias Schulter und lächelte sanft.
    »Ihr habt beide heute gute Leistungen demonstriert. Ganz unabhängig davon, ob ihr in einer der Übungen Fehler begangen habt. Ihr seid am Anfang eurer magischen Lehren und ihr werdet noch viele, teils schmerzhafte Erfahrungen machen. Was ihr mir heute gezeigt habt, ist, dass ihr dafür bereit seid.«
    Für einen Moment hielt die Priesterin inne und blickte Felia tief in die Augen.
    »Lass dich nicht von deinen Gefühlen leiten. Die Zeit wird kommen, da du jemandem gegenüber stehst, der dir nicht so wohlgesonnen wie Curt ist. Verschwende nicht dein Potential durch Nichtigkeiten. Und nun zu dir, Curt.«
    Françoise verschränkte die Arme hinter dem Rücken und taxierte den Novizen.
    »Du bist wahrlich ein Trickser. Es war nicht deine Aufgabe, einen Ehrfurchtszauber zu wirken. Dass du es trotzdem geschafft hast, zeigt, dass du ein wirklich gelehrsamer Zauberlehrling bist. Lass dich dadurch aber nicht vereinnahmen. Nicht jeder Kampf lässt sich durch einen Trick gewinnen. Nun denn. Ihr habt mir zur Genüge bewiesen, die Prinzipien eurer Zauberformeln verstanden zu haben. Alles weitere wird euch die Erfahrung lehren.«

  5. Beiträge anzeigen #305
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Felia ist offline
    Die Worte der obersten Feuermagierin trafen sie gänzlich unvorbereitet. Ein neuerlicher Hinweis auf ihre Emotionen? Die sonst so selbstbewusste Frau ließ die Schultern hängen. Beinahe hätte sie die Stirn kraus gezogen, konnte sich im letzten Augenblick aber noch davon abhalten. Magisch gänzlich unbegabt und mit faltiger Stirn auf dieser Welt zu wandeln wäre fürwahr ein Schicksal gewesen, dass sie nicht hätte ertragen können. Stand es denn wirklich so schlecht um ihr magisches Talent? Innerlich zog sie riesige Anführungsstriche um das letzte Wort. War das Zaubern mit Emotionen wirklich ein so falsches Vorgehen? Sowohl Lopi als auch Françoise hatten sich genötigt gefühlt, entsprechende Bemerkungen zu machen. Und doch, je länger sie darauf herumdachte, lag in den Worten der obersten Feuermagierin ein anderer Schwerpunkt, als ihrer erster Lehrmeister ihn damals gesetzt hatte.
    Sie solle sich nicht von ihren Gefühlen leiten lassen. Unwillkürlich blickte sie zu ihrem Ordensbruder. Gefühle? War da etwa neben dem gegenseitigen Respekt und der aufblühenden Freundschaft etwa... noch mehr? War für Françoise in ihrer grenzenlosen Weisheit etwas offenbar, das sich vor ihr selbst verborgen hatte? Hatte sie sich irreführen lassen von Gefühlen, die selbst noch nicht kannte? Eigentlich war das egal - denn die Worte der mächtigsten Frau der Welt waren eindeutig gewesen. Gefühle waren für sie Nichtigkeiten. Insbesondere Gefühle der Zuneigung. Felia hätte sich ohrfeigen können. Natürlich - Françoise selbst hatte selbst weder Partnerin noch Partner. Sie konzentrierte sich einzig auf ihre Aufgabe und auf ihre magischen Studien. Vielleicht war das das Geheimnis ihres immensen Erfolgs. Gefühle, Zuneigung, Partnerschaft. All das war Ablenkung. Schwäche gar, wenn ein Gegner es auszunutzen wusste.
    Die Schneiderin nickte mit aufkeimender Erkenntnis.
    Und doch ergriff ein merkwürdiges Gefühl Besitz von ihrem Inneren. Als sie erneut einen verstohlenen Blick auf Curt warf, beschleunigte ihr Herz seinen Takt merklich. das Herz, dieser niederträchtige Verräter, wollte sich der Weisheit der obersten Feuermagierin scheinbar widersetzen. Wie ein schlecht zugerichtetes Pferd bäumte es sich gegen die streng angezogenen Zügel auf. Wie ein schlecht erzogener Köter kläffte es gegen die soeben auferlegten Regeln. Aber Felia hielt die zusammengewickelte Zeitung fest in der Hand und war bereit, jeden Regelverstoß mit einem kräftigen Schlag auf die Schnauze zu strafen, bis der lautstarke Widerstand erstarb.

    »Vielen Dank für Eure Einsicht, Eure Eminenz. Ich werde versuchen- nein ich werde euren Rat beherzigen.«

    Sie wagte es in diesem Augenblick nicht, Curt anzusehen. Zu sehr fürchtete sie, dass sein grobschlächtiger, waldschratiger Körper, seine unbeholfene, starrköpfige Art und sein bezauberndes Lächeln die soeben errichtete Mauer um ihr Herz mühelos zum Einsturz hätte bringen können. Er wäre mühelos durch die Mauer spaziert, hätte sich mit seinem dümmlichen Blick umgesehen und sie mit den Brocken zurückgelassen. Ihr Herz lag im höchsten Turm, eingekerkert und weggesperrt. Der Schlüssel zur Zellentür irgendwo im Sumpf versenkt. Aber sie hatte Sorge, dass Curt mit seinen weisen Worten die Tür dazu hätte bewegen können, sich für ihn zu öffnen.
    Nein! Die oberste Feuermagierin hatte ihr eine Anweisung gegeben. Die mächtigste Frau der Welt hatte gefordert, sich nicht von Nichtigkeiten ablenken zu lassen und Felia gedachte, genau das zu tun. Ihr Vorankommen im Orden würde es ihr vielleicht ermöglichen, eines Tages an der Seite von Françoise zu stehen. Als gleichberechtigte, ebenbürtige Magierin des Feuers wollte sie dem Avatar Innos' auf dieser Welt dienlich sein. Zuneigung war Ablenkung. Zuneigung war Schwäche. Zuneigung war ein Umweg. Und sie gedachte nicht, noch mehr Zeit zu verlieren.

    Auf Ihren Zügen lag zwar das übliche gnädige und sanfte Lächeln als Françoise fortfuhr und auch Curt zu seinem Erfolg gratulierte, aber alles am Gebaren der obersten Feuermagierin machte mehr als deutlich, dass die Ausbildung an dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt und widerruflich ihr Ende gefunden hatte. Es schmerzte Felia. Zu gern hätte sie sich Françoise gegenüber bewiesen, hätte schon heute ihre magischen Fähigkeiten unter dem wachsamen und fähigen Blick der mächtigsten Frau der Welt weiter vertieft. Sie hätte nur zu gern weiter unter ihr gedient um ihr zu verdeutlichen, dass sie die abschließende Lektion verinnerlicht hatte. Aber die beiden Schüler hatten das zu Beginn erklärte Ziel erreicht, Neoras hatte sein Versprechen gehalten und eine Lehrmeisterin gefunden, die sie auf den letzten Schritten begleitete. Und jetzt hatte die oberste Feuermagierin sicherlich andere Dinge zu tun, als sich weiter mit zwei Novizen des Ordens zu befassen.

    Felia verbeugte sich tief vor ihrer Lehrmeisterin und legte dabei eine Hand auf ihr Herz, um den Worten Nachdruck zu verleihen.

    »Ich danke euch, Euer Exzellenz.«

    Sie richtete sich auf. »Danke für alles. Wann immer Ihr Bedarf an einer fähigen Schneiderin haben solltet - ihr seid jederzeit herzlich willkommen.«

    Für Felia stand fest, dass es noch viel zu tun gab. Sie hatte sowohl im Orden als auch auf dem langen Weg der magischen Kunst erst wenige Schritte getan und so sehr sich auch einzureden versuchte, dass sie bereits ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft war, es reichte bei weitem noch nicht dafür, der obersten Feuermagierin mit mehr als ihrer Nähnadel zu Diensten sein zu können.
    Geändert von Felia (09.12.2023 um 11:33 Uhr)

  6. Beiträge anzeigen #306
    Abenteurer Avatar von Mina Argon
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    Mina Argon ist offline

    In Minas Schmiede

    Das Aufschrecken des Pferdes hatte auch Mina überrascht und sie in ihrer Bewegung erstarren lassen. Es war nicht ungewöhnlich, dass Lastentiere wie Esel und Ochsen durch die Handwerkergassen trabten um alle möglichen Waren zu transportieren. Allerdings waren diese den Lärm hier gewöhnt. Pferde sah man hier sehr selten und wenn, dann waren es die Kriegsgäule der Ordenskrieger und Paladine, die selbst in der Schlacht ihrem Reiter blind vertrauten. Das schindete schon ordentlich Eindruck, wenn so ein gerüsteter Krieger zu Pferd durch die Straßen zog um zu zeigen, dass der Orden seine schützende Hand über die Stadt hielt.
    Was sich allerdings vor Mina abspielte war eher ein trauriges Schauspiel. Zum einen schien das Pferd noch nicht vollständig dressiert zu sein. Zum anderen wirkte auch der Reiter nicht wirklich fähig die Kontrolle wieder an sich zu bringen. Ganz im Gegensatz zu der Frau, die auf das aufgeschreckte Pferd einredete und es schließlich wieder beruhigen konnte.

    Wenig später hatte sich der Reiter zu Mina hinüber begeben. Sie hatte absolut keinen Schimmer, was der Kerl von ihr wollen könnte und so hörte sie ihm mit hochgezogenen Augenbrauen erwartungsvoll zu. Als er ausgesprochen hatte, legte sie ihr Werkzeug und den mittlerweile weitestgehend abgekühlten Metallstift auf der Werkbank ab.
    "Freut mich euch kennen zu lernen! Ich bin Mina!", stellte sie sich knapp mit einem leicht zynischen Unterton vor. Oft war es das Beste sich mit dem Orden freundlich zu stimmen, auch wenn deren Streiter nicht immer die Höflichkeit besaßen sich selbst ordentlich vorzustellen.
    "Ich...", begann sie dann zum Geschäftlichen zu kommen und überlegte kurz, wie sie ihre folgenden Annahme am freundlichsten formulieren könnte: "...gehe davon aus, dass ihr mir nicht sagen könnt was genau und wie viel der Werkstücke ihr benötigt? In dem Falle werde ich meine Feldschmiede entstauben, damit ich vor Ort alles nötige herstellen kann."
    Sie hoffte, dass der Gaul zumindest einen kleinen Karren bis zum besagten Hof ziehen kann. Wenn nicht würde sie schon die richtigen Worte finden, dass ihr der Ordenskrieger beim Ziehen half. Auch wenn Mina eigentlich schon genügend Aufträge von der Handelsgilde angenommen hatte, konnte sie keinesfalls einen weiteren vom Orden ablehnen. Jedoch gab es hier noch ein nicht unwichtiges Detail das geklärt werden musste!
    "Auch wenn es mir eine Ehre ist den Orden unterstützen zu können so kann ich vom Dank eines Paladins leider kein Eisen kaufen um die benötigten Werkstücke anzufertigen. Habt ihr vielleicht ein Schreiben von...Sir Ulrich zur Hand, mit dem ich alles Nötige bei den Händlern einkaufen kann?", frug sie vorsichtig und musste sich kurz an den Namen des genannten Paladins erinnern bevor sie weitersprechen konnte.
    "Ihr könntet das Eisen natürlich auch selbst für mich besorgen. Sicherlich hat auch euer Wort als Streiter des Ordens bei den Händlern einen gewissen Wert. Außer...ihr habt Zugriff auf die Reserven des Ordens selbst. Das würde es wahrscheinlich etwas einfacher machen und man müsste sich nicht mit den Händlern herumschlagen.", gab sie zu bedenken. Ob der Orden wirklich ein eigenes Lager mit allen erdenklichen Materialien und Rohstoffen hatte, oder ob es nur ein Gerücht der Trunkenen und Irren war, konnte sie natürlich nicht sagen. Im Grunde war es ihr auch ziemlich egal wie der Krieger an das Material kam. Hauptsache sie bekam ausreichend um den besagten Hof versorgen zu können.

    Mit verschränkten Armen wartete die Schmiedin auf eine Antwort. Dass sie nicht begeistert war, dass "der Orden" etwas von ihr forderte und sie allein mit dem "Dank" eines Paladins bezahlen wollte, sollte unschwer zu erkennen sein. Jedoch fand sich auch ein ehrliches Interesse in ihrem Blick. Wenn man ihr alles nötige beschaffen konnte, würde sie schon ihren Teil beitragen wollen!

  7. Beiträge anzeigen #307
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Curt ist offline
    Curt war noch einige Zeit in der Arena zurückgeblieben, um den Tag Revue passieren zu lassen. Er war völlig ausgelaugt, sowohl auf der körperlichen, geistigen, als auch auf der Gefühlsebene. Seine Muskeln zitterten, aber das war nichts, was sich nicht durch ein heißes Bad oder einen beruhigenden Tee wieder beheben ließ. Auch seine magischen Reserven würden sich wieder füllen, sei es durch Meditation oder erholsamen Schlaf. Doch seine Gefühlswelt … was sollte er tun? Wie sollte er einen klaren Gedanken fassen, wenn in seinem Kopf nur Bilder von Felia schwebten? Ausgelöst durch den Ehrfurchtszauber natürlich, aber warum sah er ausgerechnet sie? Und wie war es möglich, dass er den Zauber auf sie zurückwerfen konnte, ohne dass er ihn je zuvor gewirkt hatte? Ob sie dabei ebenfalls Bilder von … von ihm gesehen hatte? Nein, unmöglich. Wenn, dann hatte er ihr Innos‘ Antlitz selbst vor Augen geführt. Warum sollte sie vor Curt Ehrfurcht haben? Das passte überhaupt nicht zu ihr.
    Er wusste, was zu tun war. Er müsste ihr folgen und sie zur Rede stellen, müsste diesen albernen Irrtum mit dem Namen klarstellen und wieder eine professionelle Distanz zu ihr aufbauen. Nur so könnte dieses ausgefranste Freundschaftsband wieder neu geknüpft werden. Er wollte nicht zu seiner alten Art zurückkehren, geflissentlich seine Dienste verrichten, bis er alt und grau war. Allein. Er wollte nicht allein sein.
    Aber den nötigen Ruck konnte er sich auch nicht geben. Zu groß war die Sorge, dass diese Bande unwiderruflich gekappt waren. Dass sie ihn bei ihrer nächsten Begegnung einfach zu Beliar schickte. Vielleicht musste er seine Sorgen jemandem anvertrauen. Jemandem, der ihn nicht verurteilen würde, nur weil er etwas größer oder viel schlauer als der Durchschnitt war. Oder weil er sich Sorgen um sein Leben und seine Zukunft machte. Er würde seinen Frieden im Gebet suchen. Vor Innos konnte er sein Herz ausschütten.

    Mit neu geschöpftem Mut verließ er die Arena. Doch wie er zu seinem Erstaunen feststellte, war auch Felia noch da. Hatte sie etwa auf ihn gewartet? War die Konfrontation unausweichlich?
    „Ich … wollte mich gerade auf den Weg zur Kapelle machen. Auf ein Gebet. Das wird mir guttun.“ Er atmete tief durch, hoffte auf eine Reaktion, doch sie blieb aus. „Möchtest du nicht mitkommen?“
    Er streckte ihr die Armbeuge hin, in die sie sich sonst auch immer so frech eingehakt hatte. Keine vielen Worte, nur eine Geste. Ein Friedensangebot.

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    Felia ist offline
    Gegen ein Gebet war doch nichts einzuwenden oder?


    Sie sah sich um wie ein Kind, das im Begriff war, etwas Verbotenes zu tun. Felias Herz galoppierte wild und ungezügelt in ihrer Brust, als sie ausgestreckte Armbeuge betrachtete. Eine Einladung. Eine unausgesprochene und eine ausgesprochene.


    Ein Gebet erschien in Ordnung.


    Keine Selbstbeherrschung dieser Welt hätte verhindern können, dass ihr Herz, dieser scheußliche, hinterlistige Betrüger, angetrieben von niedersten und animalischsten Begierlichkeiten, in ihr zu Höchstformen auflief. Konnte es wirklich so falsch sein, die Nähe eines Ordensbruders zu wollen? Konnte Françoise ihr diese Gefühle wirklich absprechen und als Nichtigkeiten abtun?


    Es war ja bloß ein Gebet. In den heiligen Hallen Innos'.


    Als sie die Hand nach der Armbeuge ausstreckte, jubilierte ein Teil in ihr, während ein anderer entsetzt aufschrie. Sie versuchte verzweifelt, beides zu ignorieren. Aber wie lästige Fliegen surrten die Gefühle in ihrem Inneren umher und kein noch so heftiges Händeschütteln hätte dafür Sorge tragen können, dass die Novizin in Ruhe gelassen wurde.


    Sie waren Diener Innos' und als solche waren sie ja irgendwie auch verpflichtet, sich zu einem regelmäßigen Gebet zusammenzufinden. Denn das Gebet, jeder Gläubige wusste es, war ein Lobgesang auf ihren Gott. Wie konnte sie es ihrem Gott verneinen, ein Loblied auf ihn zu singen. Und dann auch noch an der Seite ihres Ordensbruders. Es war förmlich ihre Pflicht. sich als innosgetreue Novizin in der Kapelle einzufinden. Und wenn Curt nunmal auch in diese Richtung ging. Wieso ihn nicht begleiten?


    Sie hakte sich ein und schritt für eine Weile schweigend neben Curt in Richtung Kapelle. Unfähig, als an etwas anderes, als an die Nähe zu ihm und an ihr heftig pochendes Herz zu denken, wühlte sie angestrengt nach Gesprächsthemen, um die so laute Stille zu unterbrechen.
    »Der Ehrfurchtszauber.« Sie blickte im Gehen zu ihrem Ordensbruder auf. Ihr Griff um seinen Arm verstärkte sich unwissentlich, während die Erinnerungen an den Zauberspruch - und seine Wirkung auf sie - in ihr aufstiegen. Schamesröte stieg ihr in die Wangen. Sie senkte den Blick beschämt und hoffte, er würde ihre geröteten Wangen nicht bemerken.
    »Wie hast du es geschafft, ihn zu wirken?«, fragte sie neugierig. Hatte Curt heimlich geübt? Für seinen ersten Versuch war der Zauber wahrhaft... wirkungsvoll gewesen.

  9. Beiträge anzeigen #309
    Krieger Avatar von Die Bürger
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    Die Bürger ist offline

    Das Reichenviertel, Anwesen der Händlergilde

    Es war soweit. Der Gildenmeister Trevorius und sein persönlicher Verwaltungsapparat waren bereit, die subtropische Insel im Großreich Myrtana zu verlassen. In den Tagen und Wochen zuvor wurde der Standort an den Faktor Corvus Horatius übergeben, der fortan die Geschäfte auf Argaan führen und die Interessen der Händlergilde vertreten sollte.

    "Sind alle Aufzeichnungen verstaut?" fragte der Gildenmeister seinen treuen Buch- und Schriftführer Markom. Ein kurzes Nicken war seine Antwort gewesen, ehe er nochmals eine umfangreiche Liste studierte. "Ja, wir können mit Transport und Verladung beginnen." erwiderte Markom. Der Gildenmeister schaute besorgt zu den vielen Holztruhen, die in Kürze vom Reichenviertel ins Hafenviertel transportiert werden mussten. Viele von ihnen enthielten äußerst brisante Dokumente, die unter keinen Umständen in die falschen Hände geraten durften. Entsprechend hoch waren die Vorsichtsmaßnahmen, die die Händlergilde getroffen hatte. Nicht nur waren die Kisten mit Eisenbeschlägen verstärkt und mit schweren Schlössern versiegelt worden. Auch hatte man den Großteil der Söldner zusammengezogen und wollte mit ihnen einen bewaffneten Konvoi bilden.

    Doch Trevorius war sich nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Der von gepanzerten Söldnern begleitete Konvoi würde sehr viel Aufmerksamkeit erregen. Nicht nur bei der gemeinen Bürgerschaft, sondern auch bei der Stadtwache. Sicher wäre es weitaus unauffälliger gewesen, die Dokumente einfach in unscheinbare Kisten zu verstauen und sie gemeinsam mit gewöhnlichen Gütern ins Hafenviertel zu transportieren. Vermutlich waren es aber die Angriffe auf Handlanger des Grafen gewesen, die auch den Gildenmeister verunsicherten. Es war keineswegs ausgeschlossen, dass auch ein getarnter Abtransport aufgehalten oder gar überfallen werden würde.

    Alles Kopfzerbrechen nutzte nichts. Die Truhen waren auf Karren verzurrt und die Männer warteten auf ein Signal, sich in Bewegung zu setzen. Zumindest die späten Abendstunden sollte eine gewisse Diskretion gewährleisten. "Abmarsch!" befahl Gildenmeister Trevorius. Schwerfällig und langsam setzten sich die Karren in Bewegung. Sie knarrten unter dem Gewicht der schweren Holztruhen.

    Maximus
    Geändert von Maximus (09.01.2025 um 22:50 Uhr)

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    Burggraf zu Verdistis  Avatar von Maximus
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    Das Reichenviertel

    "Gerade noch rechtzeitig!" stieß Maximus aus, als er in Begleitung seiner Leibwache das Anwesen der Händlergilde erreicht hatte. Die Türen waren bereits geöffnet worden und die ersten Söldner liefen zur Straße hinaus. Trotz der kürzlichen Unstimmigkeiten hatte Maximus seine Bereitschaft erklärt, den Konvoi ins Hafenviertel begleiten zu wollen. Er glaubte zwar nicht daran, dass auf der kurzen Strecke etwas passieren würde. Doch Verstärkung konnte sicherlich nicht schaden. Außerdem sah der Großhändler in dieser ungewollten aber doch notwendigen Machtdemonstration die Möglichkeit, auch die eigene Position im Hafenviertel deutlich zu machen. Noch immer waren die kürzlichen Überfälle nicht aufgeklärt, geschweige denn die verantwortlichen Hintermänner aufgedeckt worden. Die bisherige Tatenlosigkeit sollte daher diesem Signal der Stärke weichen.

    Immer mehr Männer verließen das Anwesen der Händlergilde und beobachteten die Umgebung. "Erstaunlich..." merkte Maximus an. "So viele Söldner hatte ich nicht erwartet." Auch die ersten Holzkarren wurden nach draußen geschoben, ehe sie an Esel festgebunden wurden. "Schön Euch zu sehen!" sagte Markom, als auch er das Anwesen verlassen und den Großhändler bemerkt hatte. "Guten Abend, Markom! Wie ich sehe, habt Ihr bereits mit dem Transport begonnen?" Der Buch- und Schriftführer nickte und schaute mit einem besorgten Gesichtsausdruck in die Leere. "Ja... ich hoffe nur, dass alles reibungslos von statten geht." Maximus klopfte Markom beschwichtigend auf die Schulter: "Macht Euch keine Sorgen. Die Stadtwache wird uns schon nicht behelligen."

    "Seid gegrüßt, Maximus! Schön, dass Ihr es noch rechtzeitig geschafft habt!" stellte der ebenfalls nach draußen gelaufene Gildenmeister freudig fest. "Ich bin froh, dass Ihr uns noch zum Hafenviertel begleiten werdet. Unser letztes Gespräch war ja eher eines unter... Geschäftsleuten und nicht unter Freunden." Der Großhändler erwiderte den freundlichen Blick des Gildenmeisters und nickte beiläufig: "Die Geschäfte ändern nichts daran, dass ich Euer Freund bin, Trevorius. Und als Euer Freund möchte ich persönlich dafür sorgen, dass Ihr sicher zum Hafenviertel geleitet werdet." Der Gildenmeister hielt einen kurzen Augenblick inne und lächelte. Er hatte offensichtlich nicht mit solch freundlichen Worten gerechnet. "Habt Dank, mein Freund!" erwiderte Trevorius. "So! Genug geplaudert! Wir haben schließlich einen wichtigen Transport vor uns!" stellte der Gildenmeister fest. Er wirkte aufgeregt.
    Geändert von Maximus (13.12.2023 um 20:18 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Aus einem ihm unerklärlichen Grund pulsierte Curts Herzschlag schneller, als Felia sich nach einigem Zögern schließlich doch bei ihm einhakte. Es musste an seinem allgemeinen Gefühlschaos liegen, das dieser ganze Tag ihm wie ein Wirbelwind gebracht hatte. Felia war ein Buch, das in einem ihm fremden Text verfasst war. Sie zu verstehen, bedurfte seiner ganzen Künste als Gelehrter. In diesem Augenblick wäre alles möglich gewesen, von einer Ohrfeige, einer langen Diskussion bis hin zu einer überschwänglichen Umarmung. Er hätte ihre Reaktion auswürfeln können, aber dafür hätte er einen zwanzigseitigen Würfel gebraucht, so kompliziert war diese Frau.
    Ihre Reaktion machte ihn glücklich, auch wenn es augenscheinlich um nicht mehr als ein Gebet ging. Es war ihr Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Vielleicht würden sie diesen Tag doch einfach hinter sich lassen und nie wieder darüber sprechen. Dort weitermachen, wo sie am Morgen geendet hatten. Bevor dieses ganze Theater mit seinem Namen aufkam. Ob nun Curt oder Curtilein mit Herzchen auf dem i, es war eine lustige Annekdote, ein kleines Geheimnis, das für schlaflose Nächte sorgte, wenn das Gehirn die Erinnerungen daran immer und immer wieder zurückkehren ließ und alle möglichen Szenarien erdachte, was gewesen wäre, wenn.

    Was wäre, wenn ...
    ... sie das Wort doch selbst dort hineingestickt hatte?
    ... sie ihm eine geheime Botschaft senden wollte und er sie in aller Grobheit vor der obersten Feuermagierin offenbart hatte?
    ... sie ihn den Wettbewerb hatte gewinnen lassen?
    ... sie ihm etwas vorspielte?
    ... er sich selbst etwas vorspielte?

    "Der Ehrfurchtszauber", rief sich Curt selbst zurück aus seinem Gedankenstrudel und straffte dabei seine Schultern. Die unterbewusste Bewegung rüttelte seinen Arm. Er spürte sie wieder an seiner Seite. Nicht nur als Gedanken und Bilder, in Körper und Wärme. Sie ... schien ein wenig zu frieren. Oder sie war aufgeregt. Aufgeregt über ein Gebet? Über seine Nähe?
    Er musste den Griff lösen, nur ein ganz kleines bisschen, er musste nur eben in seine Tasche greifen, um an den Handspiegel zu kommen. Felia entschwand ihm für einen Moment, unsicher, haltlos. Er nahm den Spiegel in die Rechte und legte schnell die andere Hand um ihre Taille. Zog sie zu sich zurück.
    "Ich habe versucht, deine Magie zu spiegeln. Es geschah ganz intuitiv, so ganz genau kann ich das leider auch nicht sagen. Ich denke, ich habe einfach versucht, mich in dich hineinzuversetzen und habe die Magie lediglich ihre Wirkung entfalten lassen."
    Er hielt den Spiegel so, dass er ihr Antitz gut erkennen konnte und sie das seine. Ihr mochte vielleicht kalt sein, doch ihr Gesicht strahlte eine unendliche Wärme aus.
    "Hat er denn gewirkt?", fragte Curt vorsichtig. "Was ... was hast du dabei gespürt?"
    Geändert von Curt (17.12.2023 um 21:27 Uhr)

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    Als Curt den Kontakt mit einem Mal und ganz unvermittelt auflöste, schrie Felia sogleich ein Chor aus unzähligen innerer Stimmen etwas entgegen. Da war das Pflichtgefühl, das sie mit fester Stimme und gestrafftem Rücken ermahnte, die Liebeleien mit Curt sogleich zu beenden und zu ihren Aufgaben als Novizin zurückzukehren, wenn sie noch jemals eine Chance auf ein Vorankommen im Orden haben wollte. Da war der Ehrgeiz, der sie mit strenger Stimme und düsterem Blick daran erinnerte, dass Curt kein Freund, sondern ein Rivale war. Und zwar einer, der sie im Zweikampf vor den Augen der obersten Feuermagierin besiegt und als Versagerin hatte dastehen lassen. Sie solle - so die wortlosen Befehle des Ehrgeizes - sofort auf ihre Kammer zurückkehren und sich der Lektüre von Sachbüchern widmen, um ihren magischen Horizont zu erweitern. Und schlussendlich war neben all den anderen Stimmen der Zweifel, der ihr leise ins Ohr hauchte, dass all das, was sie zu empfinden dachte und in Curts Verhalten zu interpretieren tendierte, gänzlich und voll und ganz ein absolut vollkommen unrealistisches und zutiefst irrationales, unerreichbares Luftschloss war. Die Fantasien eines kleinen Mädchens, das sich den Großteil ihrer Kindheit nach Zuneigung, Liebe und Aufmerksamkeit anderer gesehnt hatte, trübte den Blick einer Frau, die sich einst geschworen hatte, all das nicht von Außen zu erhalten, sondern ausschließlich aus sich selbst zu schöpfen. Und wie laut dieses Flüstern war. Jedes zart gehauchte Wort des Zweifels übertönte die barsch hervorgebrachten Befehle, die lautstarken Ermahnungen und jedes andere Wort mühelos. Es war ihr unmöglich, diese Kakophonie der Missgunst und der Unsicherheit auszublenden, die ihr so ohrenbetäubend laut unhörbare Dinge ins Ohr flüsterte. Sie spürte förmlich, wie ihre Körperhaltung sich veränderte, wie sie langsam in sich zusammenfiel mit jedem Augenblick, den Curt ohne jegliche Erklärung den Körperkontakt unterbrach und sich halb von ihr ab gewendet in seinen Taschen kramte. Oh wie sehr sie den Augenblick verfluchte, an dem sie ihm diese grässlichen, besonders tiefen Taschen geschneidert hatte.

    Dann - die wenigen Augenblicke waren wie zähflüssiger Schlamm an ihr vorbeigezogen - legte Curt seinen Arm eng um ihre Hüfte und damit jeder einzelnen Stimme die Hand auf die Lippen. Sie alle verstummten wie auf ein unausgesprochenes Signal ihres Ordensbruders hin und nur das ohrenbetäubend laute Pochen ihres revoltierenden Herzens war zu hören, als Curt sie näher an sich heranzog.

    »Eine Menge.«, gab sie knapp und nicht unehrlich zurück. Sie akzeptierte, dass der Bärtige anscheinend Geheimnisse über den Ursprung seines... nein, ihres Zaubers hatte, die zu teilen er noch nicht bereit war. Aber auch sie war noch nicht bereit, über alles mit ihm zu sprechen. Obwohl Curt ihn so eindrucksvoll zum Schweigen gebracht hatte, hallten die Worte des Zweifels weiterhin durch ihr Inneres.
    »Ich habe dich gespürt.«, sagte sie kleinlaut. Ihre Wangen glühten. Die Erinnerung an die Wirkung des Zaubers klammerte sich weiterhin in ihrem Geist fest. Ihre Knie wurden weicher, wenn sie daran dachte. »Ich habe deine Güte gespürt. Eine sehr liebevolle, fast schon sanfte Seite, die ich dir gar nicht zugetraut hätte.« Sie lächelte ihn an. Nicht neckend, nicht hämisch oder böse, einfach nur ehrlich. »Ich habe gespürt, dass du mir mit dem Zauber kein Leid zufügen wolltest.« Sie legte ihren Kopf an seinen Oberarm und betrachtete, was der Spiegel, den der Bärtige in seiner großen Hand hielt, ihr zeigte. In der Kälte des Abends war seine Wärme ihr überaus willkommen. Aber nicht nur deswegen suchte sie seine Nähe.

    »Gut sehen wir aus.«, stellte sie nüchtern fest.
    »Zusammen.«, fügte sie dann kleinlaut hinzu.

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    Schwertmeister Avatar von Curt
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    "Wir könnten wahrscheinlich als das schönste Pärchen von ganz Thorniara durchgehen."

    Curt wollte Selbstbewusstsein, Witz und Charme in seine Stimme legen, doch seine Lippen waren so trocken, dass er nur mehr ein Flüstern herausbekam. Ein wenig schüchtern, ein wenig intim. Sein Verstand konnte nur ahnen, was in seinem Körper gerade vorging, aber er überließ dem galoppierenden Herzen machtlos die Zügel. War da wirklich mehr, als er sich immerzu eingestehen wollte? Mehr Interesse als die bloße Freundschaft? Er wusste mit diesem Gefühl nichts anzufangen. Als er noch ein Adeliger in Setarrif war, waren Beziehungen in erster Linie Geschäfte. Er hatte sich damals vorgenommen, eine Frau zu finden, die seinen hohen Ansprüchen gerecht wurde. Intelligent sollte sie sein und unterwürfig, gesittet und vorzeigbar, fruchtbar, aber nicht begierig. Vor allem aber von einem guten Stand, damit sein Name nicht in Verruf geriet. Dann verwandelte der Verlust der Runenmagie und die Einkehr dieser fremden Magier sein Leben in einen Scherbenhaufen und er musste sich erst wieder einen neuen Namen machen. An Liebeleien war nie zu denken, darum wollte er sich in seinen Dreißigern kümmern, wenn es seine Verpflichtungen als Magier des Feuers überhaupt zuließen. Doch nun hatte er zehn Jahre untätig verschlafen und war Anfang 40. Er musste sich überlegen, was er in seinem Leben noch erreichen wollte. Diese erdrückende Leere kam ja nicht aus heiterem Himmel. Was konnte er noch erwarten? War Felia nicht die Eine, die seinen hohen Ansprüchen gerecht werden konnte?
    Sie war intelligent, daran bestand kein Zweifel. Sie mochte sich nicht mit den weltlichen oder politischen Dingen beschäftigen, doch sie wusste sich durchzusetzen, wusste, mit wem sie sich gutstellen musste, um ihre Ziele zu erreichen. Sie war höchst ambitioniert und ehrgeizig. Wenn sie es wollte, würde ihr das Lesen lernen auch gelingen. Er würde ihr mit Freude dabei helfen. Sie waren vom gleichen Stand. Nicht besonders hoch, aber auch nicht bettelarm. Mit ein bisschen Bescheidenheit könnten sie einen ganz angenehmen Lebensabend verbringen. Gelehrsam, fromm und friedlich, hinter den sicheren Mauern des Tempelviertels. Hin und wieder würden sie auch der Kultur frönen können. Ein Theaterstück sehen oder an Festivitäten teilnehmen. Vorzeigbar war sie, bei Innos! Sie wusste sogar ihn herauszuputzen. Man würde ihn beneiden, nicht nur auf intellektueller Ebene, die Barbaren der Stadt würden vor Neid erblassen. Und sicher war sie auch fruchtbar, das hatte ihr geradezu ekstatischer Auftritt beim ersten Treffen mit der obersten Feuermagierin doch gezeigt. Eine Vereinigung dieser starken Persönlichkeiten könnte eine ganze Schar der attraktivsten und intelligentesten Kinder der Welt kreieren und den Namen Savant noch für viele Jahrhunderte fest in den Geschichtsbüchern verewigen. Es wäre aus so vielen Gründen der logische Schritt.
    Aber war es auch der Richtige? War sie die Richtige? Sie hatte das grenzenlose Potential, ihn in den schieren Wahnsinn zu treiben. All ihre Verschlagenheit wusste Felia durchaus, auch gegen ihn zu richten. War sie nicht so sehr auf sich fixiert, dass sie im Notfall über seine Leiche ging, um ihre Ziele zu erreichen? Sie vergötterte nur Françoise, ein derartiges Gefühl hatte Curt von ihr zu ihm noch nicht einmal ansatzweise gespürt. Außer vielleicht ... in diesem Augenblick, als sie Hand in Hand durch den Eingang des Tempelviertels schritten und sich den Blicken der anderen Novizen stellen mussten. Sie ließ ihn nicht los und er sie erst recht nicht.

    "Wenn ich eins aus der Magielehre mitgenommen habe", begann Curt langsam, "dann, dass ich nicht alles aus Theorie und Logik erschließen lässt. Mir rasen gerade tausende Gedanken durch den Kopf, aber manchmal ist es besser, es einfach auf einen Versuch ankommen zu lassen, nicht wahr?"
    Sie hatten die Kapelle erreicht. Curt öffnete seiner Felia die Tür. Würde sie diesen Schritt über die Schwelle gemeinsam mit ihm gehen?

  14. Beiträge anzeigen #314
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Felia ist offline
    Theorie. Logik. Praxis.

    Die Fähigkeiten Curts, seine wahren Absichten hinter Worten zu verbergen, die tatsächliche Bedeutung durch Redeschwälle und Ausführungen zu verschleiern und jeden Zuhörenden vollkommen zu verwirren waren für die junge Felia eine wahrliche Herausforderung. Da kürte er die beiden schon zum ansehnlichsten Paars Thorniaras - was nebenbei bemerkt kein wirkliches Hexenwerk war, da vermutlich die Hälfte Thorniaras verwitwet oder nicht vergeben waren und etwa neun von zehn Leuten aussahen wie ein feucht gewordener Sack Mehl, in dem über vierzehn Monde hinweg eine siebenköpfige Moleratfamilie gehaust hatte - nur um dann den Rest der Strecke gänzlich in Gedanken versunken und schweigend neben der Frau her zu stampfen. Felia war immerhin eine Frau von Klasse und wenn sie sich schon dazu überreden lassen sollte, ihre magischen Studien für die Liebe oder was auch immer es war, das sich gerade zwischen den beiden entwickelte, aufzugeben, dann musste er schon etwas mehr tun, als ihr ein wenig Honig ums Maul zu schmieren.
    Das war ein wahrlich guter Start.
    Aber mehr eben nicht.

    Großzügig entschied sie sich, dem anscheinend unerfahrenen Curt eine Hilfestellung zu geben.

    »Ein Junge aus dem Waisenhaus hatte jüngst ein kleines Problem. Erinnerst Du Dich an das Märchen vom einsamen Jungen?«, fragte sie ihren Ordensbruder, der aufmerksam wie immer die Tür hielt, sodass sie vor ihm in die Kapelle eintreten durfte. Sie senkte Haupt und Stimme, bevor sie weiter sprach. Leise räusperte sie sich. Die Bardin in ihr übernahm.
    »Der kleine Junge war ein glücklicher und schlauer Bursche. Gesegnet mit einer liebevollen Familie, geküsst vom Glück und scheinbar Innos selbst. Er hatte reichlich: Geld. Spielzeuge. Freude. Jeden Abend gab es ein köstliches Abendbrot, das die Mutter voller Hingabe zubereitet hatte und abends brachte der Vater den jungen ins Bett, las ihm eine Geschichte vor und bevor er einschlief gaben Mutter und Vater ihm jeden Abend jeweils einen Kuss auf Wange und Stirn. Der Junge wurde vielfach beneidet für alles, was er hatte, aber dennoch war er traurig. Denn immer wenn er an seinem Fenster in seinem reichlich dekorierten Zimmer saß, mit seinen unzähligen Spielsachen spielte und glücklich hätte sein müssen, sah er das Mädchen von gegenüber auf der Straße spielen. Sie hatte nicht viel, aber wirkte dennoch so glücklich. Und der Junge wünschte sich nichts mehr, als irgendwann mit dem Mädchen spielen zu können. Aber sie kam nie klopfen. Und er wartete und wartete und wartete. Aber das Mädchen spielte Tag um Tag draußen, war glücklich und der Junge wurde immer trauriger, denn nie kam sie klopfen.«

    Sie hielt kurz inne, als die beiden sich zum Gebet hinknieten. Beinahe gehaucht endete sie dann:

    »Blablabla, Junge traurig, geht nie raus, Mädchen wird älter und zur Frau, heiratet, hat Kinder, wird alt und stirbt und Junge wird zum Mann, dann zum Senior, wird traurig und von Gram zerfressen, geht nie raus, stirbt einsam. Blablabla. Moral von der Geschichte: Kümmere Dich um die Dinge die du willst und warte nicht, bis sie dir in den Schoß fallen. Frag das Mädchen, ob sie mit dir spielen will.«

    Sie hob kurz den Blick zu ihrem Ordensbruder, zwinkerte ihm kess zu und senkte dann den Blick.
    »Und jetzt Ruhe bitte - wir sind schließlich zum Gebet hier, Bruder Curt!«

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    Veteran Avatar von Calan
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    Calan ist offline
    Mit einem schiefen Blick nahm Calan die Antwort der Schmiedin wahr. Er konnte gut verstehen, dass sie mehr wollte als nur das Wort eines Mannes, der ihr wiederum das Wort eines Paladins versprach. Es trieben sich genug Halunken und Wortverdreher in dieser üblen Welt herum, dass eine einfache Handwerkerin misstrauisch werden konnte und um ihre Bezahlung bangen musste. Doch auf der anderen Seite – bei Innos!, sie gehörten zum Orden. Zu den Streitern für das oberste Heilige, war ihr Wort und ihre Präsenz denn gar nichts mehr wert?
    „Zum Gruße, Mina. Mein Name ist Calan. Es stimmt, ich kann euch nicht sagen wie viel und welche Werkstücke wir genau brauchen. Ich bin nur ein einfacher Soldat, kein Handwerker.“
    Es war wohl das beste, ihrem Misstrauen vorerst mit Worten zu begegnen, auch wenn einige Taten nicht zu verhindern waren.
    „Um die nötigen Materialien werde ich mich kümmern. So ihr den Auftrag denn annehmt?“ fragte er, denn eine wirkliche Zusage der Schmiedin hatte er noch nicht.
    „Sagt mir nur, wie viel und was ihr braucht, und ich werde es besorgen. Die Rohmaterialien werden wir dann schon mit eurer… Feldschmiede zum Hof schaffen können“

  16. Beiträge anzeigen #316
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Curt ist offline
    Mit bedächtigen Schritten und die Stirn in Falten gelegt, ging Curt in Richtung des großen Innosschreins in der Kapelle. Felia blieb zurück, vielleicht wartete sie, bis er sein Gebet gesprochen hatte, vielleicht wollte sie ihn auch heimlich belauschen. Die Gedanken rauschten in seinem Kopf. Wie sollte er bei so einem Durcheinander klare Worte für seinen Herrn finden? Felias Geschichte würde ihn sicher noch die ganze Nacht begleiten. Was für ein dummer Junge, was für eine Frechheit von ihr, diese Anekdote auf ihn zu projizieren? Weder war er reich, noch besaß er viele Spielsachen und mit besonders fürsorglichen Eltern war er erst recht nicht gesegnet. Sein Vater hatte ihn in die Astralebene verbannen und ihm seinen Körper klauen wollen! Und wer war Felia in dieser Geschichte? Das arme Mädchen, das glücklich auf der Straße spielte? Ganz ehrlich, von ihnen beiden war ja wohl definitiv sie diejenige mit den vielen Klamotten und Kleinkram. Wenn er nur an ihre Werkstatt dachte! Nein, in der Realität waren die Rollen eindeutig vertauscht. Er war das kleine Mädchen - Kind - auf der Straße, jawohl. Alles, was sie hier tat, war sich in alteingesessene Rollenbilder zu flüchten und das stieß ihm sauer auf. Natürlich sollte er sie bezirzen, mit viel Fanfare, Bohei und Streichfett. Ausgerechnet sie, die sich so stark für die Gleichstellung in der Kirche einzusetzen glaubte. Wahrscheinlich kannte sie es einfach nicht anders, hatte sie doch garantiert dutzende Verehrer. Wie sollte er sich von denen abheben, wenn er genauso nach ihrer Pfeife tanzte? Und überhaupt … er wusste doch gar nicht, wie das ging.

    Seufzend senkte er sich hinab auf die Knie und faltete die Hände zum Gebet. Sein Herr war sein Hirte, er würde ihm schon den rechten Weg weisen. Er müsste ihm sich nur anvertrauen, dann würden seine Zweifel und sein Zögern bestimmt verfliegen.
    „Innos“, sprach er mit langsamer und brüchiger Stimme. Er konnte nur flüstern, die Gemäuer lauschten neugierig und Felia bestimmt mit ihnen.
    „O Herr, ich erbitte deine Gnaden, deine Weisheit und deinen Segen. Dein Licht hat mich in den sicheren Hafen Thorniara geleitet, gab mir neuen Glauben für die rechte Sache. Deine schützende Hand wachte über mich, als ich viele Jahre durch die Astralebene irrte und sie führte mich erst jüngst zurück in diese Welt. Gewiss mit einem hehren Ziel. Ich wurde reifer und genügsamer, doch bin ich noch immer sehr ehrgeizig und mit Glück gesegnet. Die Lehren der magischen Künste brachten mich auf den nächsten Kreis. Jüngst beherrsche ich Feuer und Rauch. Meinen tiefen Dank und Segen sende bitte Meister Neoras und natürlich unserer höchsten Eminenz Françoise. Die mir verliehenen Kräfte will ich ausschließlich in deinem Sinne einsetzen.“
    Für einen Moment harrte Curt aus. In der Kapelle war es mucksmäuschenstill. Ihm war, als könne er sogar Felias sanftes Atmen vernehmen.
    „Bitte segne auch Schwester Felia und gib ihr die Kraft, ihre Ziele zu erreichen. Schenke dem armen Kind Zuversicht und Sicherheit, leite ihre Gedanken und Gefühle auf die rechten Bahnen, schenke ihr dieselben Chancen, die du auch den anderen Novizen schenkst, denn kaum jemand hier im Tempel ist so fleißig, gewissenhaft und gottesfürchtig wie sie.“
    Er atmete tief durch.
    „Und bitte hilf mir, sie zu verstehen, zu schützen und zu unterstützen. Gib mir den Mut und die Zuversicht, nicht nur meinem kalten Verstand, sondern auch dem Herzen zu folgen, denn heute könnte es so elendig brechen wie ein zerschlagener Spiegel. Sollte der Weg, den wir beide eingeschlagen haben, der richtige sein, so sende uns ein Zeichen und meine lebenslange Treue sei dir gewiss.“

    Das war doch wohl nicht zu viel verlangt, oder?

  17. Beiträge anzeigen #317
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Ein kiloschwerer Brocken entstand in den Eingeweiden der jungen Schneiderin, als sie das Gebetshaus zur Ehren ihres Gottes Innos betrat. Verblasste Erinnerungen an den Ehrfurchtszauber, den der Feuermagier Neoras auf sie gewirkt hatte, ließen ihre Muskeln krampfen und kalte Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn. Sie konnte sich längst nicht mehr daran erinnern, was sie eigentlich gesehen und gefühlt hatte. Wie ein schlechter Traum schien die Erinnerung daran stets eine Winzigkeit außerhalb der Griffweite ihres Verstands zu verharren. Gerade nah genug, das man für Bruchteile von Sekunden meinte, sich erinnern zu können, aber stets genau so weit entfernt, dass das Erinnern nie wirklich geschah. Ihr Körper aber - er reagierte energischer auf das Innere des Gotteshauses, als Felia vermutet hatte.
    Außer Atem und mit fahlem Gesicht hielt sie sich an der steinernen Wand fest. Konnte das wirklich nur die Erinnerung an den Zauber sein? War es vielleicht die Erschöpfung der letzten Tage? Die Strapazen von nicht einer, sondern gleich zwei Reisen und einer sehr intensiven Ausbildung? Oder war das vielleicht die Art und Weise, wie Innos höchstselbst sie darauf hinwies, dass die Hinweise der obersten Feuermagierin und seiner auserwählten Stellvertreterin auf Erden zu ignorieren keine gute Idee war?

    Ihre Hand klammerte sich weiter an den kalten Stein. Mörtel rieselte ungehört auf den Boden. Curt war bereits vorausgeeilt und kniete innostreu auf dem Boden, murmelte einige Phrasen vor sich hin. Als sie so auf den Hinterkopf ihres Ordensbruders starrte, der im flüsternden Gebet darniederkniete und sie währenddessen krampfhaft versuchte, ihre körperliche Reaktion auf was auch immer das hier war loszuwerden, fragte sie sich ernsthaft, was manchmal in diesem gut frisierten Kopf vor sich zu gehen schien. Er hatte sie hier einfach stehen lassen, nachdem er sie eng umschlungen quer durch Thorniara hergeschleppt hatte. Und ihren mehr als freundlich gemeinten Hinweis darauf, dass er doch bitte endlich mal zur Tat schreiten sollte, hatte dieser... Kerl natürlich auch nicht verstanden.

    Üblicherweise wäre das allein Grund genug für eine gehörige Standpauke gewesen. Felia aber musste erstmal frische Luft schnappen. Deswegen schluckte sie jegliche Beschwerde vorerst herunter und eilte mit unsicheren Schritten vorbei an zwei hereintretenden Novizinnen nach Draußen.
    Curt würde sie schon finden.

  18. Beiträge anzeigen #318
    Schwertmeister Avatar von Curt
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    Curt ist offline
    Die schwere, quietschende Tür der Kapelle war kaum zu überhören und wäre Curt nicht bereits fertig mit seinem Gebet, so hätte er es spätestens jetzt unterbrochen. Die bis zu diesem Augenblick kühle Ruhe, die lediglich von Felias sanftem Atmen durchbrochen wurde, war nun vollends gestört durch zwei ihm unbekannte Novizen, die sich flüsternd in die Kapelle begaben. Curt erhob sich und schenkte ihnen einen vorwurfsvollen Blick, doch sie beachteten ihn gar nicht. Die Tür war noch offen und sie blickten hinaus. Was war mit ihnen los? Wollten sie nun rein oder raus? Lüften musste man hier nun wirklich nicht; das Mauerwerk wies so viele Lücken auf, dass es in der Kapelle zog wie Hechtsuppe. Curt bekam irgendwie Hunger.

    Aber was ihn viel mehr interessierte: Was war mit Felia? Bis eben hatte er sie doch noch wahrgenommen, ihren Duft gerochen, ihre ihn taxierenden Blicke im Nacken gespürt, aber sie war gar nicht mehr da. Sie musste schon wieder draußen sein. Curt setzte sich eilig in Bewegung. Die Grüße der beiden Tölpel ignorierte er geflissentlich. Vielleicht konnte er Felia noch einholen. Er konnte sie doch jetzt nicht allein lassen. Außerdem müsste er sie zur Rede stellen, immerhin hatte sie noch gar kein Gebet gesprochen.

    Er musste zum Glück nicht allzu lang suchen. Felia hielt sich am Pavillon auf, die Arme vor Kälte um den Bauch geschlungen, das Haupt gesenkt. In Curts Hals bildete sich ein dicker Kloß. Sorge machte sich in seinem Körper breit. Was war mit ihr? War er am Ende doch zu weit gegangen? Fühlte sie sich ignoriert? Sie wollte doch, dass er nicht auf ihre Geschichte antwortete, damit sie in Ruhe ihrem Gebet nachkommen konnten. Warum bei allen drei Göttern hatte sie jetzt also das Weite gesucht? Fürchtete sie, vor ihrem Herrn Innos ihre Gefühle preiszugeben? War ihr nicht bewusst, dass der Gott des Lichtes ohnehin bereits alles sah und wusste, was sie tat und dachte? Er will nur sehen, dass man selbst zu seinem Glauben und seinen Gefühlen steht!
    Curt stockte.
    War das vielleicht genau das, was er selbst auch nicht schaffte?

    "Felia", gab er mit einem leichten Seufzen von sich. "Ich bin ein Gelehrter, aber leider kein Hellseher. Zumindest noch nicht. Du sagst, ich solle zur Tat schreiten, das habe ich getan. Ich bat den Herren um seinen Segen und hoffte auf ein Zeichen, aber wenn dieses Zeichen verheißt, dass du dem Schrein den Rücken zukehrst, dann kann das doch nicht im Sinne unseres Glaubens sein. Und selbst wenn ich mich irre, wenn das nicht das Zeichen war ..."
    Er atmete tief durch und trat auf sie zu. Sein Herzschlag klopfte bereits an seinen Ohren. Vorsichtig nahm er ihre Hände in die seinen, streichelte sanft darüber.
    "Selbst wenn ich lesen kann, dann heißt das nicht, dass mir das auch zwischen den Zeilen gelingt. Das muss ich von dir lernen. Du wirst mir entgegenkommen müssen, wenn du ähnlich fühlst wie ich. Ich weiß nicht, welcher nächste Schritt nun angemessen ist, dafür fehlt es mir an Erfahrung."
    Diese Worte auszusprechen, brannte wie ein heißer Feuerpfeil in seiner Brust.
    "Also ... Mädchen, das draußen vor der Tür spielt. Darf ich, der ach so reiche und verwöhnte Junge ... an deinem Spiel teilnehmen? Erklärst du mir die Regeln?"

  19. Beiträge anzeigen #319
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Felia ist offline
    »Ach Curt.«

    Sanft legte Felia ihm die Hand an die Wange. Curt war ein guter Mann. Ein ehrlicher, aufrichtiger und feiner Mann. Einer, der es stets gut mit ihr meinte. Ein Mann, der sie nicht als sein Eigentum, nicht als schönes Accessoire besitzen wollte. Er war all das und er war noch so viel mehr. Allem voran aber war er ein unbeholfener Bursche. Ein Bursche mit wenig Erfahrung. Einer, dem die Schamesröte ins Gesicht stieg, wenn er nur vom Mieder einer Frau hören würde. Ein Bursche, der sich im Umgang mit einer Frau ähnlich geschickt hantierte wie ein Ork beim Schneidern.

    Sie lächelte ihn sanft an.

    Der Bursche hatte also ihre kleine Anekdote doch verstanden. Der reiche Junge wollte zum Spielen rauskommen und fragte doch tatsächlich um Erlaubnis. Hätte sich nicht bereits ein zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen geschlichen, so wäre dies spätestens jetzt der Fall gewesen. Dieser Curt war wahrlich ein Unikat. Die eine Hälfte der Männerwelt hätte ihr die Bemerkung übel genommen, sie gescholten für die Unverfrorenheit oder sich gar in ihrer Würde als Mann herabgesetzt gefühlt, wenn eine Frau es gewagt hätte, ihre Bedürfnisse anzumelden. Die andere Hälfte der Männer wäre wohl verschreckt gewesen von ihrer Direktheit, unsicher von dannen gezogen. Und die dritte und definitiv größte Hälfte hätte schlicht nicht verstanden, was die kleine Schneiderin mit ihrer Geschichte hätte zum Ausdruck bringen wollen.
    Curt aber war anders. Ob es seine Neugierde war oder etwas anderes, vermochte sie nicht zu verstehen. Aber er gehörte zu keiner Hälfte Männer.

    Er erwiderte ihren Blick. Unsicherheit schlicht sich auf seine Züge und er wusste nicht ganz, wie er die Berührung und das Lächeln deuten konnte. Also ertrug er stumm beides, blickte unsicher und verschreckt drein und wartete geduldig.

    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Curt einen Kuss auf die Wange, noch bevor er sich rühren konnte. Und zugegeben auch noch bevor sie selbst hatte realisieren können, was sie eigentlich tat. Sein Bart war nicht so unangenehm wie sie befürchtet hatte. Das Haar war zurechtgestutzt, duftete ganz leicht nach einem kleinen Dufwässerchen und offensichtlich pflegte Curt seine Gesichtsbehaarung regelmäßig, denn das Barthaar war weich und piekste kaum.

    »Regel Nummer eins«, verkündete sie ohne ihrem Gegenüber Zeit zu lassen und hakte sich bei dem großen, bärtigen Burschen ein. Oberlehrerinnenhaft hob sie den Zeigefinger, begradigte die Körperhaltung und schritt sodann den ersten gemeinsamen Schritt. »Die Frau hat Recht. Immer. Ausschließlich. Ohne jegliche Ausnahme.«
    Sie blickte ihn an. Er nickte zumindest, auch wenn er gedanklich nicht wirklich bei der Sache war. sie entschied sich, ihm zu verzeihen.
    »Regel Nummer zwei, und jetzt hör zu, denn das ist sehr wichtig: Heute lädst du mich zum Essen ein - denn ich habe ganz schön Hunger. Du darfst aber aussuchen, wohin es geht. Überrasch mich. Ich bin heute in guter Stimmung.«

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    Abenteurer Avatar von Mina Argon
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    Mina Argon ist offline

    In Minas Schmiede

    Normalerweise wussten Minas Kunden oft sehr genau was sie wollten. Darum war es für die Schmiedin eine sehr besondere Erfahrung, als dieser Soldat des Ordens zu ihr kam, ohne genau zu wissen was er eigentlich in Auftrag geben sollte. In der herrschenden Wirtschaftslage überlegt es sich der einfache Bürger lieber drei mal, ob er sein krummes Werkzeug ausbessern ließ, oder das hart verdiente Geld lieber für wichtigeres aufsparte. Schließlich sägt so eine krumme Säge ja trotzdem noch, auch wenn es dann viermal so lange dauert.
    Das ganze brachte Mina dann schon etwas ins grübeln. Aber möglicherweise hatte der Orden wohl einfach den nötigen Reichtum, um sich nicht mit genauen Kalkulationen beschäftigen zu müssen? Auch wenn sie der Sache noch nicht völlig traute, so konnte sie dem Orden schlecht einen Auftrag ablehnen. Vielleicht ergaben sich hier neue Kontakte und im Allgemeinen war sie schon etwas neugierig zu erleben, was ihre künftigen Auftraggeber so für Leute waren. Zumindest schien dieser Calan ehrlich zu sein, auch wenn sein lückenhaftes Wissen in dieser Angelegenheit ihre Aufgabe etwas erschweren würde.

    "Das ist doch zumindest eine klare Aussage. Den Auftrag werde ich euch schon erfüllen und was die Materialien betrifft...gebt mir kurz einen Moment!", meinte sie und kratzte sich dabei nachdenklich am Kopf. Dann verschwand sie in ihrer Werkstatt, suchte und fand Papier und Stift und versuchte dann aus dem Stehtgreif zu berechnen was sie wohl benötigen würde. Sicherheitshalber schrieb sie etwas mehr auf. Die Größe des Hofs und die Schwere der Schäden waren ihr schließlich unbekannt. Da ließ sich nur mutmaßen, was und wie viel sie genau reparieren musste.
    "Hier!", sagte sie schließlich, als sie wieder aus ihrer Werkstatt heraus trat und Calan den Zettel überreichte. "Das sollte das Wichtigste sein, damit ich mit der Arbeit beginnen kann. Während ihr alles nötige besorgt, werde ich mein Werkzeug zusammen packen und die Feldschmiede entstauben. Was die Zeit des Aufbruchs betrifft, bin ich im Moment zum Glück sehr flexibel, also kommt einfach wieder vorbei, wenn ihr soweit seid!", erklärte sie ihm mit in die Hüfte gestemmten Händen.

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