
Zitat von
HerrFenrisWolf
Ich habe Annihilation gesehen und war... enttäuscht, ja sogar ein ganz klein wenig sauer.
Aber beginnen wir doch einfach von vorn. Anfang des Jahres, irgendwann um die Zeit als Annihilation die Netflix-Verfilmung des gleichnamigen SciFi Romans von Jeff VanderMeer (im dt. Auslöschung, Teil 1 der Souther Reach Trilogie) rauskam, lieh mir ein Freund die Buchvorlage aus. Er tat das, nachdem er selbst die Verfilmung gesehen hatte, maßlos enttäuscht war und jemanden brauchte, um über die Bücher zu sprechen.
Das Buch ist nicht besonders dick und ließ sich für mich um Ostern herum während zwei Zugfahrten durchlesen. Ich hielt es nicht für ein Meisterwerk, fand aber fantastisch wie es VanderMeer gelungen war mich allein durch die Atmosphäre des Handlungsorts und seiner Mysterien am Ball zu halten, obwohl ich die Hauptfigur nicht besonders mochte.
Dann las ich direkt Buch zwei, meine Gedanken dazu könnt ihr im "Euer zuletzt gelesenen Buch" Thread in der Literaturecke des Forums finden und hielt mich für bereit es mit dem Film aufzunehmen (Teil 3 steht für mich noch aus). Auf den Film hatte ich mich ursprünglich gefreut, war allerdings nicht gehyped. Nach der eher harschen Kritik meines Kumpels und ebenfalls Buchkenners, näherte ich mich dem Film eher vorsichtig.
Von Beginn an war ich sehr kritisch mit dem Streifen. Die Beziehung zwischen der Hauptfigur und ihrem Ehemann, ihr Job als Dozentin, das restliche Team, alle tragen Waffen und haben irgendwelche militärischen Backgrounds... Area-X war mysteriös, aber nicht so vielschichtig wie im Buch und zwei Handlungsorte aus der Vorlage verschmelzen im Film zu einem und das Amalgam erfüllte keine meiner Erwartungen...
Ich war wirklich angefressen von dem Film, es kam mir vor als hätte man die Buchhandlung irgendwie "verhollywooded" (mangels eines besseren Wortes). Was ein bedrückender Film irgendwo zwischen Stalker (der Verfilmung von Picknick am Wegesrand) und Solaris hätte sein müssen, hatte plötzlich viel Rumgeballer mit M16-Sturmgewehren, Handgranaten und ein böses menschenfressendes Bärenmonster.
Viele hingegen mochte den Film, zogen ihn sogar teilweise den Büchern, die sie meist später gelesen hatten, vor. Manche sind schließlich wiederum enttäuscht, dass im Buch keine Maschienengewehraction vorkam. Das will mir alles gar nicht in den Kopf.
Jetzt bin ich selbst aber ein riesiger Fan von Blade Runner... Den Film kenne ich schon lange und habe erst dieses Jahr die Buchvorlage nachgeholt. Auch hier gibt es teilweise große Unterschiede zwischen Adaption und Vorlage, aber den Film halte ich schlussendlich für die bessere Geschichte.
Da im Zuge der Fortsetzung - Blade Runner 2049 bei uns ein Kino den ersten Blade Runner zeigte, sah ich mir den Streifen nochmal auf der großen Leinwand an. Begleitet wurde ich von einem anderen Freund, der ein großer Philip K. Dick Leser ist, aber noch nie Blade Runner gesehen hatte. Seine Kritik an dem Film war schlicht und ergreifend ein..."Mh... das war... anders." Er schien nicht begeistert, im Gegenteil der Film konnte ihn kaum überzeugen. An dieser Stelle erkenne ich mich selbst in meinem Kumpel wieder.
Ist Annihilation vielleicht sogar ein großartiger Film, den ich nur einfach nicht genießen konnte, weil ich mich im Kopf so an die Vorlage klammerte? Hätte ich den Film vielleicht ungetrübt genießen können, wenn ich das Buch nicht gekannt, sondern erst später gelesen hätte?
Was denkt ihr darüber? Was haltet ihr von dem Film und ging es euch selbst schon so?