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»Hochwürden!«, erwiderte Redelf nicht unhöflich aber bestimmt, »Wie ich bereits eingangs erklärte habe ich nur einen Verdacht und dieser ist noch nicht einmal verhärtet gegen diesen Mann, da er sich nichts zu Schulden kommen lässt. Er beachtet die Ausgangssperre, zahlt großzügige Spenden an den Tempel, führt ein ruhiges Leben und macht ehrliche Geschäfte.« Er musterte das scharfgeschnittene Gesicht des sechsten Magiers. Er erinnerte sich an ihn. Der Mann hatte gegen die Oberste Feuermagierin aufbegehrt. Nun behauptete er, diese Verfehlung soll vom roten Sumpfkraut hervorgerufen worden sein, doch Redlef kannte das Verhalten der unter Drogen stehenden Opfer. Dieser Magier war viel klarer gewesen, hatte sich im Griff gehabt und argumentieren können. Konnte man seinen Worten Glauben schenken? Nun, immerhin hatte man ihn gehen lassen. Damit wird man ihn wohl auch vorher geprüft haben…
»Außerdem ist diese rivellon’sche Händlergilde ebenso verdächtig. Wenn ihr den Varanter durchsuchen lasen wollt, dann müssen diese undurchsichtigen Herren auch durchsucht werden. Dies wird jedoch nicht ohne weiteres möglich sein, da sie sich unter diplomatischem Schutz befinden. Überhaupt haben sie ihre politischen Finger in viel zu vielen Stadtgeschäften drin. Ein Sturz des Ordens hier in der Stadt käme ihnen wahrscheinlich mehr als entgegen.«
Redlef trat einen Schritt näher an Icarion heran, blickte von oben auf ihn herab. »Ich habe meine Informationen bisher für mich behalten, da ich noch in den Ermittlungen stecke. Der Drahtzieher wird sofort verschwinden, wenn herauskommt, dass wir ihm so nah auf den Fersen sind. Wir würden sie alle aufscheuchen. Diese Leute haben Geld, teilweise eigene Söldner in der Heuer. Und in dem Moment, wo unbesonnen meine Brüder von der Leine gelassen werden, wie Euer Bruder gerade vorgeschlagen hat, war all die Ermittlungsarbeit für umsonst und Ihr lasst die verantwortlichen entwischen. Mit Geld und Einfluss kann man sich aus jeder Schlangengrube einen Ausweg kaufen.«
Red wandte sich wieder an alle vor ihm versammelten Magier. Beschafft mir für alle Verdächtigen eine Durchsuchungserlaubnis, dann finde ich die Beweise, die ich brauche.«
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Das Tempelviertel
Misstrauisch schaute Feuermagier Isgaroth zu Bruder Kalthar. Die oberste Feuermagierin war außerhalb der Stadt auf wichtiger Mission unterwegs und nur sie verfügte über die Berechtigung, den Arrest wieder aufzuheben. Doch vorerst wollte es Isgaroth dabei belassen und die Angelegenheit zu einem späteren Zeitpunkt klären. Ungeachtet des zurückliegenden Vorfalls war Kalthar ein erfahrener und überaus fähiger Feuermagier, der bei einer drohenden Auseinandersetzung mit einem Schwarzmagier durchaus hilfreich sein konnte.
"Was ist die Händlergilde?" fragte Feuermagier Vestos und zeigte damit einmal mehr, dass die Erwählten Innos zu viel Zeit im Tempelviertel verbrachten und die Entwicklung der Hafenstadt keinerlei Einfluss auf sie genommen hatte. "Die Händlergilde ist eine Vereinigung von Händlern, die vor Monaten nach Thorniara kamen. Sie beliefern uns mit Pergamentpapier und Glaskolben. Sie gehören nicht zu den Reichsbürgern und glauben auch nicht an Innos'." beantwortete Bruder Neoras. "Richtig. Außerdem hat ihnen Lord Hagen persönlich den diplomatischen Status verliehen. Ein Verdacht reicht nicht aus, um eine Durchsuchungsanordnung zu erlassen." fügte Feuermagier Icarion hinzu.
Feuermagier Kalthar wurde sichtlich ungeduldiger und schaute in die Runde der ratlos wirkenden Feuermagier. Genervt seufzte er und wiederholte seine Frage: "Wo hält sich dieser Bürger auf? Ein Bürger, der möglicherweise Kontakt zu einer Schwarzmagierin pflegt oder mit der Magie Beliars in Berührung gekommen ist, gibt Anlass zur sofortigen Überprüfung."
"Ich schlage vor, dass wir diesen Bürger durch Ordenskrieger beobachten lassen. Möglicherweise offenbart sich dann der Aufenthaltsort der Schwarzmagierin oder wir finden die geheimen Lagerstätten des roten Sumpfkrautes. Bei Gefahr können die Ordenskrieger dann unverzüglich einschreiten." warf Bruder Ventros in den Raum. "Hältst du die Stadtwache für nicht fähig genug, die weitere Beobachtung durchzuführen?" fragte Feuermagier Isgaroth verwundert.
Noch immer genervt rieb sich Bruder Kalthar das Nasenbein und beantwortete die nicht an ihn gerichtete Frage: "Natürlich ist sie nicht fähig genug, um gegen die potentielle Bedrohung eines Schwarzmagiers zu bestehen. Die Stadtwache besteht größtenteils aus einfachen und weniger gut ausgebildeten Männern, die in völliger Unterbesetzung und bei desolater Ausrüstung noch nicht einmal die Kriminalität des Hafens unter Kontrolle halten können. Ich frage nun zum letzten Mal, Ordenskrieger! Wo hält sich dieser Bürger auf? Wir werden Ordenskrieger entsenden, um die Arbeit der Stadtwache zu unterstützen. Man wird uns über eine jede neue Erkenntnis unverzüglich informieren!"
"Das kannst du nicht alleine entscheiden..." gab Feuermagier Isgaroth zu bedenken. "Gibt es denn eine Alternative, Bruder?" fragte Ventros und schaute danach in die Gesichter der Feuermagier. Tatsächlich sollte es keine geben und die Erwählten Innos' warteten auf die Beantwortung der Frage jenes Magiers, der sich bis vor Kurzem noch unter Arrest befand.
Maximus
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Verärgert hatte Red die Arme vor der Brust verschränkt und die erniedrigenden Worte des Feuermagiers schweigend hinnehmen müssen. Doch er musste sich eingestehen, dass seine Wache tatsächlich den vielen Aufgaben, die die Stadt ihnen stellen kaum gewachsen. Eine Unterstützung war dringen nötig. Zähneknirschen verbiss er sich also jedweden Einwand, der den Magier zurechtstutzen sollte, und nickte schließlich.
»Der Name des Gildenmeisters der Händlergilde ist Trevorius. Das Gildenhaus ist nicht zu übersehen«, erklärte Redlef schleppen. Wohl fühlte er sich dabei immer noch nicht. »Und der andere ist ein freier Händler, sein Name ist Rabenweil. Ihm gehört das größte Haus im Norden des Reichenviertels. Diese beiden habe ich…«
»Vielen Dank das reicht!«, wurde er von Meister Kalthar unterbrochen, »Ihr könnt dann jetzt gehen. Den Rest werden wir beraten und Euch dann in Kenntnis setzten.«
»Ich werde nicht i Kenntnis gesetzt,«, hielt der Hauptmann ihm entgegen. Die Art, wie diese Herren in seiner Anwesenheit sprachen, konnte er nun kaum noch ertragen. »Ich werde involviert!« Red hatte die Arme entschenkt und die Hände zu Fäusten geballt. »ich bin ein Ordensbruder und der Hauptmann er Wache. Es ist so schon schlimm genug, das meine Männer von allen Seiten Befehle bekommen. Alle Observationen, Zugriffe oder Entscheidungen müssen über mich laufen!«
Die Magier sahen in schweigend an. Es war erneut Kalthar das das Wort ergriff. Ihr überschätzt Eure Position! Besser Ihr geht jetzt, wir werden Euch später einen Boten schicken.«
Red blieb nichts anderes übrig, als seinen Zorn herunter zu schlucken. Er kam hier nicht weiter, nickte also und verließ den Raum.
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Madlen hatte damals noch einige Zeit zusammen mit Redlef geübt. Als sie in den Stall zurückkehrten, wartete dort Elesil auf sie. Allerdings sprach sie nicht sofort mit der Bardin. Vielmehr wartete sie, bis die junge Frau von ihrem Ausbilder entlassen worden war. Anschließend, nur um sicher zu stellen, dass der Hauptmann nicht mithören konnte, zog sie die Fürstin sanft, aber bestimmt einige Gassen von dem Stall weg, ehe sie endlich zu reden begann.
Und es war nicht großartig, was sie zu sagen hatte. Mittlerweile haben zwei Männer ihrer Garde das Leben gelassen und ein halbes Dutzend war verletzt. Nicht mehr lange und sie mussten von dieser Insel fliehen. Zumindest die Kranken und Invaliden waren gezwungen endlich in die Heimat zurückzukehren. Madlen blieb also nichts anderes übrig, als in das Lager zu gehen und ihre Ausbildung für einige Zeit ruhen zu lassen. Dort hatte sie ihre Männer versucht erneut zu motivieren und ihnen eine baldige Reise in die die Heimat versprochen. So oder so, wenn der Rotrock das Angebot nicht mehr benötigen sollte, dann würde gerade einmal ein Drittel ihrer Soldaten hierbleiben, sich verdeckt in der Stadt einquartieren und der Rest würde nach Hause segeln.
Während die Zeit im Lager scheinbar endlos schien und doch eintönig schnell verstrich, trainierte Madlen seit langer Zeit erneut sehr intensiv den Schwertkampf. Während der kühlen Nächte hielt sie Wache oder brütete an einem Lagerfeuer über ihre eigene Zukunft und welche Rolle sie in ihrer Heimat spielen wollte.
Schließlich musste sie wieder nach Thorniara zurückkehren, dass wusste sie. Immerhin konnte sie nicht ewig fernbleiben, ohne aufzufallen. Und darum befand sie sich im Moment erneut vor den Stallungen und wartete darauf, dass Redlef dort auftauchen würde. In der Zwischenzeit ging sie Rittmeister und versuchte mit dem Tier eine bessere Beziehung aufzubauen, immerhin würde es noch einige Zeit dauern, bis sie gut genug war, um sich ein eigenes Pferd zu suchen. Wie es – laut James – seit jeher im goldenen Tal Brauch war. Jeder gesalbte Ser oder Lord musste diese Prüfung ablegen, ansonsten würde er nicht geweiht werden.
Und je mehr Madlen sich darüber Gedanken machte, desto klarer wurde ihr, welch langen Weg sie noch vor sich hatte. Aber wie immer galt nur eine Regel, ein Schritt nach dem anderen. Während sie also auf den nächsten wartete, versuchte sie gedankenverloren Rittmeister’s Fell zu pflegen…
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Als Red den Stall betrat erblickte er Madlen, die selbstvergessen Rittmeisters Fell mit einem Striegel bearbeitete. Dem Hengst gefiel die Massage sehr. Still stand er mit gesenktem Kopf und halb geschlossen Augen da.
Red lächelte zufrieden. Die beiden kamen immer besser miteinander aus, auch wenn Madlen immer noch viele Fehler machte. Besonders ihre Hand am Zügel war noch zu hart. Doch dies war häufig bei Reitschülern so. Auch bei ihm hatte lange gedauert, bis er das nötige Gefühl hatte entwickeln können. Sein Reitmeister hatte immer gesagt: “Reiten lernt man nur durchs Reiten! “ Recht hatte er, wenn Madlen so aufmerksam und lernwillig blieb und sich nicht zu sehr vom Ehrgeiz packen ließ dann würde sie es schon bald hinbekommen.
“Wie ich sehe seid Ihr wieder da! Ich brauche wahrscheinlich nicht fragen weil Ihr wart?“ Er sah sie neugierig an.
Doch eigentlich war es ihm ganz recht. Die letzten Tage hätte es sich sowieso nicht um sie kümmern können.
Jetzt hatte er mal wieder etwas Zeit, nun da die Suche nach dem Rotgesichtigen Priester an die Kirche abgegeben war.
Heute Karte er sogar genügend Zeit Madlen mal auf Herz und Nieren zu prüfen. Sollte sie ihm einmal zeigen was sie alles schon gelernt hatte. Anschließend müsste er sich dann etwas einfallen lassen um sie an ihre Grenze und noch darüber hinaus zu treiben...
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Erschrocken blickte Madlen auf, als sie von einem Fremden angesprochen wurde. Doch eine kurze Sichtung und schon war der jungen Frau bewusst, dass keine Gefahr drohte. Kurz überlegte sie, welche Frage Redlef an sie gerichtet hatte, während sie mit der Pflege für das Pferd fortfuhr. Dann wurde es ihr wieder klar und sie entgegnete mit einer leicht belegten Stimme: „Mit Sicherheit wollt Ihr darüber keine Auskünfte erhalten. Nur so viel, wollt Ihr meine Krieger noch nutzen, so tut dies in nächster Zeit. Sie sind müde und wollen in ihre Heimat zurück. Und ich kann es ihnen nicht verdenken. Allerdings kann ich mich auch nicht dazu bringen, sie in das goldene Tal zu schicken. Wer weiß, ob sie die lange Reise überhaupt erneut überleben.“
Schließlich beendete die Fürstin die Pflege von Rittmeister und zuckte mit den Schultern. „Aber ich möchte Euch nicht mit meinen Problemen langweilen. Ihr habt wahrscheinlich selbst genug um die Ohren. Vielmehr möchte ich mich für mein langes Fernbleiben zutiefst entschuldigen und hoffe weiterhin, dass meine Ausbildung durch Euch weitergeführt wird. Es wäre mir selbstverständlich immer noch eine Ehre!“ Dabei neigte sie leicht den Kopf.
Sie überlegte, ob es von Vorteil wäre, wenn sie schon einmal das Pferd satteln würde, allerdings…nun, sie war sich nicht sicher. Der Hauptmann war impulsiv und somit konnte sie seine Reaktion nicht voraussagen. Daher wartete sie lieber ab, wie er auf ihre Entschuldigung reagieren würde und ob sie immer noch einer Reitlehrer hatte oder nicht…
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“Natürlich werde ich Euch weiter unterrichten, wenn dass Euer Wusch ist. Um ehrlich zu sein, ist es mir eine willkommene Ablenkung mit Euch und den Pferden zu arbeiten. Denn hier habe ich, weiß Innos, genug unerfreulichere Dinge zu tun. Daher war Euer unabgeleldetes Verschwinden zwar unhöflich aber nicht stöhrend, da ich in der Sache mit dem Rotgesichtigen Priester einiges zu tun hatte. Wir sind ihm soweit auf dEnde Fersen, dass eine großangelegtes Durchsuchung des Hafens nicht mehr nötig sein wird. Daher danke ich Euch erneut für Euer Angebot, doch Eure Männer brauchen sich hier nicht die Hände schmutzig machen. Und ich als selbst fern der Heimat kann nur zu gut vverstehen, wie groß ihre Sehnsucht sein muss. Ihr solltet sie ziehen lassen, ich bin mir sicher, dass sie für die Möglichkeit zurück in das Goldene Tal zu gelangen eine gefährliche Reise lieber in Kauf nehmen, als hier müßig auf eine ungewisse Zukunft mit einem Drachen im Rücken zu harren.“
Red betrachtete die junge Frau. Ob sie als Heimatlose und Getriebene überhaupt verstand, welche Sehnsüchte ihre Männer quälten? Wie sehr sie ihre Familien, ihre Weiber, Kinder, Höfe und Güter vermissten?
Sicherlich nicht. Dennoch waren sie ihrer Entscheidung ausgeliefert.
“Doch genug davon! Wir sind nicht zum Reden hier.“ Er griff nach der Trense, die gleich neben dem Stall hing und reichte sie Madlen. “Ihr habt ja beim letzten mal fleißig geübt und auch schon einiges Gelernt, so hoffe ich. Heute will ich, dass ihr mir zeigt, was alles in Eurem Köpfchen hängen geblieben ist. Ihr sattelt jetzt und dann Zeigt Ihr mir auf dem Platz was Ihr könnt. Denkt Euch eine kleine Vorstellung aus und erklärt mir was Ihr warum so macht, wie Ihr es macht. Damit könnt Ihr auch jetzt sofort schon beginnen. Dann gehen wir raus und ich werde Euch dort noch ein paar Aufgaben stellen, in Ordnung? “
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Kurz sah Madlen in die Richtung von Redlef, allerdings schien sie durch ihn hindurch zu blicken auf einen Punkt hinter ihm, welchen nur sie alleine sehen konnte. Sie wirkte dabei teils traurig, teils völlig abwesend. „So sei es! Sie sollen in das goldene Tal zurückkehren!“ In eine Heimat, welche auch meine sein soll. Varant war mein Zuhause, doch dorthin will ich nie wieder hin. Die westlichen Auen sind mein Ursprung und ich kenne nichts davon. Und diese Insel hier…auch nichts weiter als ein Zwischenstopp. Kein Ort an dem ich mich wirklich beheimatet fühle. Ich lebe zwischen den Welten, kein bisschen anders als in Setarrif. Ich gehöre nicht zu den Toten, aber auch nicht zu den Lebenden. Schließlich seufzte sie und straffte erneut ihre Schultern. Ihr Blick war wieder im hier und jetzt. „Aber Ihr habt Recht. Verschwenden wir nicht die Zeit mit Reden. Die Nacht ist lang und die Schrecken, welche darin auf uns warten sind zahlreich. Wir sollten uns dafür wappnen.“
Sie begann damit Rittmeister zu satteln. Gepflegt hatte sie in schon genug und sollte der Hauptmann dazu noch etwas wissen wollen, konnte er ja fragen. Zuerst kam das Halftern. Um das Tier von vornherein zu kontrollieren und zu beruhigen strich sie ihm zuerst ein paar Mal sanft von der Stirn beginnend in Richtung Nüstern. Anschließend ließ sie die Hand auf der Nase liegen und beendete mit der anderen das Halftern. Nachfolgend kam der Sattel dran. Auch das war schnell und ohne viele Worte erledigt. Im Zuge dessen zog sie sich sanft auf das Pferd und versuchte so wenig wie möglich seinen Rücken sofort voll zu belasten. Zu guter Letzt machten sich die Fürstin und der Rotrock auf den Weg zu ihrem Übungsplatz. In dieser Zeit überlegte sich Madlen, wie sie dem Mann am besten das Gelernte zeigen konnte. Kurz bevor sie den Ort erreichten hatte sich die Bardin entschieden.
An Redlef gewandt begann sie zu sprechen: „Ihr habt vor einiger Zeit über das Gefühl und die Individualität gesprochen, welche ein jedes Pferd ausmacht. Nun, um mich auf Rittmeister einzustimmen, werden wir zuerst einige Runden im langsamen Tempo absolvieren. Nach der Aufwärmphase geht es mit etwas höherer Geschwindigkeit und ein paar Schleifen weiter. Und zu guter Letzt ist, denke ich, ist ein kleiner Parcours genau das Richtige.“
Es gab Momente in denen Madlen gerne lang und ausführlich sprach. Hier aber fühlte es sich anders an. Sie wollte lieber zeigen, was sie gelernt hatte, nicht um den heißen Brei reden. Also fing sie an gegen den Lauf einer Sonnenuhr herum im Kreis zu reiten. Sie saß schwer im Sattel und hielt die Zügel kurz, jedoch nicht völlig gestrafft, aber auch nicht allzu locker. Gerade stark genug, damit sie ein Gefühl für das Tier entwickeln konnte. Um das Ross zu steuern, benutzte sie mehr ihre Schenkel und Gewichtsverlagerungen, als die Zügel.
Nachdem sie drei Runden im Schritt absolviert hatte, immer wieder unterbrochen von seitwärtsweichenden Bewegungen, um die Muskeln von Rittmeister zu lockern. Vor der nächsten Übung stieg sie ab und bedeutete Redlef kurz auf das Pferd aufzupassen. Sie kannte es zu wenig und wusste nicht, ob es die Gunst der Stunde nutzen würde, um davonzulaufen. Ein wenig außer Atmen von der vorangegangen Anstrengung stellte sie an einer Stelle zwei Fässer in einiger Entfernung zueinander auf und platzierte darauf eine Stange. Anschließend stieg sie wieder in den Sattel und für mit der Übung fort, nur eben in einem etwas schnelleren Tempo. Um das Tier für die nächste Runde weiter aufzuwärmen hatte sie das Hindernis eingebaut. Darüber sprang sie dreimal mit Rittmeister hinweg. Bei jedem Durchlauf stand Madlen ein wenig im Sattel auf, stellte sich in die Steigbügel und versuchte das Rütteln bei der Landung mit ihren Knien abzufangen. Ihre Knie waren dabei fest an den Sattel gedrückt.
Erneut stieg die Bardin ab und baute eine Art Hindernisstrecke auf, die von oben gesehen wie eine Acht aussah, wenn man die einzelnen Stationen mit einer gedanklichen Linie verband. Eine Diagonale bestand aus einem Slalomlauf und einer kurzen anschließenden Sprintstrecken, dann folgte der erste Halbkreis. Die zweite Diagonale bestand aus drei immer höheren Sprüngen und endete schließlich im zweiten Halbkreis. Bei dieser Übung wollte Madlen alle vorangegangen Kenntnisse einsetzen und zeigen, was Redlef ihr im letzten Training beigebracht hatte. Die erste Runde verlief aber gar nicht gut, sie verpasste die richtigen Momente beim Springen und musste so erneut absteigen und den Parcours aufbauen. Im Anschluss allerdings senkte sie ihre Atmung, konzentrierte sich auf das Pferd und sich selbst und versuchte nur auf ihr Gefühl zu hören. Und dennoch wäre es beinahe wieder schief gegangen. Erst im dritten, vierten und fünften Durchgang konnte sie ihr Gelerntes vollkommen zeigen und schien mit Rittmeister eine Einheit zu bilden. Zumindest für den Moment, denn im sechsten Lauf kam sie wieder aus dem Takt und beendete deswegen im Anschluss die Übung.
Verschwitzt und laut atmend kam sie neben dem Hauptmann zum Stehen und sprach: „Und so hoffe ich, dass Euch das gesehene gefallen hat. Ihr seht, Euer Training zeigt Wirkung, allerdings habe ich natürlich noch einen langen Weg vor mir, um zumindest das Reiten einigermaßen meistern zu können!“
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Schweigend betrachtete der Hauptmann Madlens Übungen mit dem Pferd. Insgeheim war er sehr beeindruckt. Die hatte viel von dem behalten, was er versucht hatte ihr beizubringen und setzte es wunderbar um. Rittmeister akzeptierte seine Reiterin und führte ihre Befehle willig aus.
Anerkennend nickte er, als Madlen nach ihrem Ritt zum Halten kam.
“Verehrte Prinzessin, wie es mir scheint, habt ihr mir doch eines und andere mal euer Ohr geschenkt, und dass obwohl ich Euch so unangenehm bin! ? “ Er grinste ein wenig in ihre Richtung. “Da konnte man doch schon mal hingucken! Ihr habt das gut gemacht.“
Red ließ seinen Blick über den Platz Streifen. Die Stangen und Hindernisse hatte Madlen ganz ordentlich überwunden, auch wenn der letzt Durchgang etwas unsicher gewesen war.
“Wenn ich Euch noch einen Hinweis geben dürfte: Beendet eine Übung immer mit einem Erfolg. Sollte etwas mal nicht klappen, dann nicht daran gern wissen, sondern besser die Anforderungen etwas zurückschrauben und etwas machen, dass von Euch und dem Pferd gut bewältigt wird. Das Motiviert, auch euren Kameraden Pferd. Denn auch das kann mal einen schlechten Tag haben.“
Er klopfte Rittmeisters Hals und kontrollierte anschließend noch einmal den Saztelgurt. Der hatte sich durch die Arbeit etwas gelockert und Red zog ihn kurzerhand nach. “Immer daran denken Madlen, ein Gurt kann auch noch nach Stunden im Sattel noch nachgegurtet werden! Dem Pferd zu Liebe: Denkt daran.“
Dies meinte Red nicht Böse sondern lediglich als gut gemeinten Hinweis, da ein loser Sattel zu offenen Scheuerstellen in der Sattellage führen konnte. Dann würde das Pferd für mehrere Tage ausfallen und Schmerzen leiden.
“Nun eigentlich wollte ich Euch noch einen Parcours aufbauen, doch da kamt ihr mir zuvor! Das gefällt mir! Ich habe gerade dem Stallburschen Bescheid gesagt, er solle mein Pferd fertig machen. Wenn Ihr also noch Puste habt, dann machen wir einen Erkundungsritt. Wenn nicht werde ich allein reiten und für morgen eine Strecke suchen, die ungefährlich für Euch beide ist.“ Red streichelte Rittmeisters Stirn und sah Madlen fragend an.
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Teils aus Verlegenheit, teils aus Belustigung lachte Madlen ein paar Sekunden. „In meiner Heimat gibt es eine Weisheit: Die unberührten Schneefelder der zweiten Chance. Ein jeder hat sie verdient. Ich beurteile niemanden nach dem was er sagt, sondern nach dem was er tut. Und auch wenn wir vielleicht in vielen Punkten nicht einer Meinung sind, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht darauf höre, was Ihr sagt und das wir nichts voneinander lernen können.“ Schließlich verneigte sie den Kopf. „Es ist mir eine Ehre. Dankend nehme ich Euer Kompliment an!“
Nachdem der Hauptmann ihr noch ein paar Hinweise bezüglich ihres Sattels und der positiven Beeinflussung im Hinblick auf das Pferd gegeben hatte, fuhr er damit fort, dass er noch einen weiteren Ritt plante, eine Erkundungstour. Selbstverständlich würde sie ja sagen. Zwar war sie im Moment außer Puste und auch Rittmeister merkte bestimmt die Anstrengung, dennoch würde sie jetzt nicht aufgeben. Sie war sich sicher, dass bei dem Pferd noch einiges mehr an Kondition war und sie selbst wollte sie keine Blöße geben.
„Einverstanden, reiten wir los!“, war ihre schlichte Antwort auf seine Frage.
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"Bei Innos! Hast du das gehört?", fragte Giran.
"Ich habe es gehört. So Innos will, war dieser Knall ein Schlag gegen Beliars Schergen.", meinte Jun und blickte vom Deck der Virgo Richtung Berge und Ostargaan. Natürlich konnte man nicht viel sehen, aber das sich dort in der weiten Ferne was getan hatte, das hatte wohl die ganze Stadt vernommen. Hier und d sah man es aufhellen. Als würde dort ein Blitzgewitter toben das Seinesgleichen suchte.
"Wir sollten schauen was dort passierte. Zumindest bis zur Brücke reiten.", schlug der Waffenbruder vor und hatte Juns Zustimmung erlangt.
"Wir drehen uns hier sowieso nur im Kreis mit dem roten Sumpfkraut. Ich habe das Gefühl, dass wir die Fährte verloren haben. Die paar Taugenichtse die wir gefangen haben, waren nicht zielführend. Es wird gut tun, wenn wir einmal ausreiten und sehen was in Ostargaan los ist. Gib das Kommando. Alle reiten aus.", forderte der Paladin auf. Jun erhob sich und begann seine Rüstung anzulegen. Die Sache mit dem roten Sumpfkraut war wahrlich bisher kein Erfolg für ihn gewesen. Als er mit Zakarias als Zivilist im Hafenviertel unterwegs war, ging der Plan einfach nicht auf und auch Hausdurchsuchungen in den Tagen danach sorgten nur für die Festnahmen von Kleinkriminellen, aber nicht zum Kopf der Bande. Den Informationen mancher Höhergestellter die sich mit Zakarias austauschten suchten sie eh falsch. Die Vermutung das es jemand aus den Reihen der Feuermagier war, kam scheinbar doch in Frage. Ob es ein Schwarzmagier nun war oder ein abtrünniger Feuermagier...es war gleich, denn wirlich mehr Informationen oder mehr darin involviert werden war nicht ganz möglich für den Streiter der aufgehenden Sonne. Hier merkte man dann doch, dass man als anderer Orden angesehen wurde und vielleicht war man einfach zu stolz zuzugeben, dass im eigenen Orden schwarze Schafe vorzufinden waren. Jun wollte die Sache beobachten, wachsam sein und handeln sobald es doch heraus käme. Doch jetzt war da kein Fortschritt und der Ausritt eine gute Gelegenheit sich auf anderes zu konzentrieren. Als er gerüstet vom Schiff herunter kam, rumorte es schon in der Stadt. Jeder hatte den Knall gehört und jeder hatte dazu seine Vermutung. An den Mauern und Türmen machten sich Stzadtwachen bereit. Ballisten wurden noch einmal geprüft und manche Leute instruiert - ja gar manch Zünfte wurden angewiesen auszuhelfen. So waren die Schmiede der Stadt für die Verteidigung eines Turmes zuständig und auch die Gerber und die Holzhandwerker bekamen ihre Türme - in solch möglichen Notlagen mussten alle aushelfen.
Jun wusste um Hagens Vorbereitungen. Sollten die Echsen kommen, würde er mit den Reitern sowieso eine andere Rolle tragen. Er würde die Truppen aus Ostargaan hierher bringen und anführen, während eine andere Vorhut zum Bluttal hin die Stellung schon mal hielt. Ebenso dürfte das Alarmnetzwerk aus Türmen nun aktiv sein, wenn der Drache käme. Alles war bereit, auch wenn sie seit dem Auftauchen des Drachens es nicht leicht gehabt hatten.
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Da Redlef Pferd vom Stallburschen bereits fertig gemacht worden war konnte der Hauptmann kurze Zeit später schon einen Ritt mit Madlen vor den Toren der Stadt genießen. Es war ein wunderbares Wetter, obwohl der Winter inzwischen bemerkbar Einzug gehalten hatte.
Im Schritt ritten sie nebeneinander her, der Weg führte nach Osten. Red hatte vor mit Madlen die weiten unverstellten Felder dort auszunutzen um ihr das reiten noch näher zu bringen.
Gerade erzählte er ihr, das Pferde in der freien Natur gänzlich anders reagieren konnten, da sie häufig Bewegungen auch in großer Ferne wahrnahmen, die dem menschlichen Auge häufig verborgen blieben und diese schnell als Gefahr einstufen konnten, da gab es in einiger Entfernung einige unnatürliche Lichtblize. Die Pferde wurden scheu. Sogar der sonst so ausgeglichene Möhre schraubte und schlug aufgeregt mit dem Kopf. Red zog die Zügel an und blickte zu Madlen. Rittmeister tänzelte auf der Stelle und machte Anstalten zu steigen. Seine Kruppe senkte auch immer weiter, er sammelte Kraft. “Treib ihn an! “, schimpfte Red in Richtung der jungen Reiterin, “Lass ihm das nicht durchgehen! “
Madlen gab ihr bestes das Tier unter Kontolle zu halten, gerade als sie es zu schaffen schien, gab es einen gewaltigen Knall. Der Boden bebte ein bisschen und brach jede Selbstkontrolle der Pferde. Reds Hengst stieg, weigere und galoppierte an. Knurrend brachte Red das leicht blickende Pferd unter Kontrolle. Doch Madlen hatte auf dem panischen Pferd keine Chance. Rittmeister machte einen Satz, der sie meisten Teuer aus dem Sattel katapultiert hätte. Doch sie hielt sich irgendwie. Dennoch verfiel der Hengst in einen wilden Galopp, und buckelte heftig.
“Verdammt!“, fluchte Red mehr zu sich selbst, als zu Madlen. “Gib Paraden und reite kleine Kreise! “, brüllte er ihr hinterher. “Du musst ihn einfangen! “
Doch Madlen entfernte sich immer mehr von ihm.Rittmeister hielt weiter auf den Osten zu. Wahrscheinlich wäre er bis nach Setarrif, wenn man vor einiger Zeit nicht die Brücke zerstört hätte.
Um Rittmeister nicht weiter anzuheizen, ritt Red in einen langsamen Galopp hinter ihr her. Außerdem war Möhre zwar ein gutes Pferd, aber lange nicht so geschwind, wie der Zelter.
Hoffentlich fiel die Prinzessin nicht herunter und brach sich etwas. Er hatte wenig Lust dieses ihren Männern erklären zu müssen.
Mit zusammengekniffenen Augenbrauen wagte er winen Blick in Richtung Setarrif. Er wusste, das die Magier etwas vorbereitet hatten, die oberste Feuermagierin deshalb fern der Stadt war, doch was genau hatte dieser Knall nun zu bedeuten. Entweder etwas sehr gutes oder sehr schlechtes...
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Was man noch vor einiger Zeit nur hinter vorgehaltener Hand äußern durfte, hallte mittlerweile lautstark durch die Gassen des Hafenviertels. So hieß es, dass der Orden für die missliche Lage der Stadt verantwortlich sei, die Versorgung der Bewohner absichtlich vernachlässigte und so Angst und Missgunst schürte.
Der Orden hatte zunächst versucht, den ihm entgegen gebrachten Widerstand friedlich aufzulösen und verteilte direkt im Hafenviertel üppige Lebensmittelrationen und erhöhte die Präsenz der Stadtwache. Doch nur wenige Bewohner ließen sich davon beeindrucken und machten deutlich, dass sie Angehörige des Ordens nicht länger im Hafenviertel dulden würden. Als die Anzahl der Übergriffe auf Novizen des Feuers und Angehörigen der Stadtwache zunahm und selbst die Erwählten Innos' auf offener Straße angegriffen wurden, musste sich der Orden schlussendlich aus dem Hafenviertel zurückziehen.
Mit einer gewissen Ratlosigkeit beobachtete man die Entwicklung des Hafenviertels. Man wusste zwar um die prekäre Situation der Hafenstadt und war sich auch darüber bewusst, dass vor Allem die Armen unter Krankheiten, mangelnder Versorgung und hoher Kriminalität zu leiden hatten. Man glaubte aber, dass der Auslöser der Aggressionen und Missgunst der Konsum des roten Sumpfkrautes war, welches sich wie ein Fegefeuer im Hafenviertel ausbreitete.
Das rote Sumpfkraut war eine Mutation des herkömmlichen Sumpfkrautes, welche durch Wirkung schwarzer Magie hervorgerufen wurde. Verschiedene Untersuchungen und Beobachtungen hatten ergeben, dass das Sumpfkraut vermutlich innerhalb der Stadtmauern manipuliert und sodann an die Bewohner verteilt wurde. Die Erwählten Innos' gingen deshalb davon aus, dass sich ein Schwarzmagier in Thorniara befand und auf diese Weise versuchte, die Stadt zu destabilisieren.
Der Orden befand sich in einer schwierigen Situation. Die Anwesenheit eines Schwarzmagiers stellte eine unmittelbare Bedrohung für alle Bewohner dar. Doch ohne genaue Kenntnis über seinen Aufenthaltsort konnte der Orden keinen Einsatz seiner Krieger riskieren. Für eine flächendeckende Durchsuchung und Sicherung der Stadt reichte die Anzahl der Soldaten ebenfalls nicht aus. Auch scheute man sich davor, die Kontrolle über den Hafen mit militärischen Mitteln zu erzwingen. Denn zum Einen müsste man mit erheblichen Widerstand rechnen, der vermutlich nur gewaltsam zu brechen war. Zum Anderen würde dies nicht das Ende des roten Sumpfkrautes bedeuten, welches die Bewohner noch immer im Würgegriff hatte.
Zu allem Überfluss war sich der Orden uneinig über die weitere Vorgehensweise. Während einige Feuermagier zunächst weitere Informationen über das rote Sumpfkraut sammeln wollten, hielten es andere Feuermagier für wichtig, die Kontrolle über das Hafenviertel wiederzuerlangen und unter Einsatz der Ordenskrieger jedweden Widerstand zu brechen. Auch die Stadtwache erhielt unterschiedliche Befehle. Der Hauptmann sprach sich für eine erhöhte Präsenz im Hafenviertel aus, während der Orden den weiteren Einsatz der Soldaten untersagte. Lord Kastor hingegen verlangte die vorläufige Sicherung der übrigen Viertel und die Verstärkung der militärischen Anlagen.
Doch allmählich musste die Obrigkeit handeln. Denn der Widerstand im Hafenviertel ging mittlerweile auch mit der Niederlegung der Arbeit einher und diese hatte merkliche Auswirkungen auf die Versorgung der Stadt.
Maximus
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Das Tempelviertel, Alchemielabor
Um nicht erneut der Wirkung des roten Sumpfkrautes zu verfallen, hatte Feuermagier Kalthar einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen, als er zusammen mit Bruder Ventros das Kraut untersuchte. Sie wussten zwar mittlerweile, dass es durch schwarze Magie manipuliert wurde und konnten auch die dafür in Frage kommenden Zauber eingrenzen. Sie hatten allerdings noch kein Mittel gefunden, um die Wirkung des roten Sumpfkrautes zu neutralisieren. Die ersten Versuche, den Rausch durch Magie der Paladine zu beenden, war gescheitert.
Die beiden Alchimisten stellten aus dem roten Sumpfkraut ein wirksames Extrakt her und flössten diesen einige Ratten ein. Ein Paladin sollte darauf das Böse vernichten, welches die Ratten heimsuchte. Dabei verloren aber auch die Ratten ihr Leben. Auf diese Weise die Beeinflussung durch das rote Sumpfkraut zu beenden und dabei die Bürgerinnen und Bürger zu töten, kam nicht in Frage.
"Vielleicht muss man den Zauber kombinieren oder abschwächen..." dachte Feuermagier Kalthar laut nach. "Möglicherweise ist der Entzug doch die einzige Option, die Bürger zu retten." warf Feuermagier Ventros ein. Doch Bruder Kalthar schüttelte mit dem Kopf. "Nein. Die Sterberate wäre zu hoch. Über die Hälfte der betroffenen Ratten starb, als wir ihnen ein weiteres Extrakt einflössten. Wir wissen nicht, wie abhängig der menschliche Körper nach diesem manipulierten Kraut geworden ist."
Während die beiden Feuermagier über weitere Möglichkeiten nachdachten, öffnete sich die Tür zum Alchemielabor. Es war Bruder Isgaroth, der äußerst verärgert dreinschaute. "Was habt Ihr Euch dabei gedacht, Sir Roderic zurück nach Thorniara zu rufen!? Ihr mögt vielleicht unter dem Einfluss des roten Sumpfkrautes gestanden haben. Für Sir Roderic und seine Männer gilt das nicht! Sie haben gegen die oberste Feuermagierin aufbegehrt!" Feuermagier Kalthar blätterte unbeeindruckt in seinen Aufzeichnungen und erwiderte wenig später: "Sir Roderic und seine Männer sind loyale Krieger des Ordens. Man weiß, dass diese Männer meinem Wort folgen und so ließen sie sich fehlleiten, als ich die Kontrolle über meine Sinne verlor. Abgesehen davon... es war töricht, so viele Männer außerhalb der Stadtmauern einzusetzen. Diese Stadt ist unsere Bastion. Fällt sie, fällt der Orden..."
"Töricht!? Es war der Befehl der obersten Feuermagierin, diese Männer dort einzusetzen, wo sie durch ihren fehlgeleiteten Tatendrang keinen Schaden anrichten können! Indem Ihr sie zurückgerufen habt, habt Ihr einen Befehl der obersten Feuermagierin missachtet!" polterte Bruder Isgaroth.
Feuermagier Kalthar blätterte noch immer in seinen Aufzeichnungen, seufzte dann jedoch deutlich hörbar und schaute Feuermagier Isgaroth direkt in die Augen: "Nur zu... möge man unsere fähigen Ordenskrieger wieder zurück ins Umland senden. Vielleicht werden sie dort dringender gebraucht, als in einer Stadt, die von schwarzer Magie heimgesucht und von Echsenmenschen bedroht wird. Ich verbürge mich für meine Ordenskrieger. Man sollte ihnen mehr Vertrauen entgegen bringen und sich nicht von Argwohn leiten lassen... und nun möge man uns nicht weiter bei der Arbeit stören."
Aufgebracht verließ Bruder Isgaroth das Alchemielabor. Er glaubte nicht daran, dass Feuermagier Kalthar tatsächlich durch das rote Sumpfkraut beeinflusst wurde und sich nur deswegen der obersten Feuermagierin entgegenstellte.
Maximus
Geändert von Die Feuermagier (21.12.2016 um 16:31 Uhr)
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Das Reichenviertel
Es war eine ungewöhnliche Aufgabe, die Lord Cedric und seine Männer zu erfüllen hatten. Im Auftrag des Ordens aber unter Befehl der Stadtwache sollten sie einen Händler beobachten, der angeblich im Kontakt zu einer Schwarzmagierin stand. In der Regel würde dieser Verdacht ausreichen, um den Händler eingehend zu überprüfen und sein Haus zu durchsuchen. Es war wohl aber die ohnehin schon angespannte Lage der Stadt, die den Orden zögern ließ. Eine falsche Anschuldigung gegen einen Bürger, der dann auch noch im Reichenviertel residierte, konnte weiteren Widerstand gegen den Orden und seiner Herrschaft bedeuten. Unabhängig davon war es aber auch wichtig, die Angewohnheiten des potentiellen Gegners zu kennen und Schwachstellen zu finden, um effektiv gegen ihn vorgehen zu können.
In bürgerlicher Tracht oder als Arbeiter verkleidet, gingen die Ordenskrieger ihren Auftrag nach und beobachteten das Anwesen des varantischen Händlers, verfolgten ihn innerhalb der Hafenstadt und suchten nach Regelmäßigkeiten in seinem Tagesablauf. Er ging durchaus verdächtigen Geschäften nach, lieferte bisher aber keinen Anhaltspunkt dafür, tatsächlich mit einer Schwarzmagierin in Kontakt zu stehen. Lord Cedric ging davon aus, dass Anwesen im Reichenviertel auf den Verdacht der Feuermagier hin stürmen zu müssen, um sich Gewissheit über die Identität des Händlers zu verschaffen.
Maximus
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Das Reichenviertel, Anwesen der Händlergilde
Zufrieden nahm Gildenmeister Trevorius den aktuellen Bericht zum Hafenviertel zur Kenntnis. Zwar waren seit einigen Tagen keine gewaltbereiten Ausschreitungen zu verzeichnen. Dies lag wohl aber auch daran, dass sich Angehörige des Ordens und Soldaten der Stadtwache aus dem Viertel zurückgezogen hatten. Auch die Novizen mussten die Verteilung von Lebensmittelrationen direkt am Hafen einstellen, um weiteren Übergriffen zu umgehen. Es wurden zwar weiterhin Lebensmittel an die Bevölkerung verteilt. Die Adlaten und Novizen des Feuers waren aber lediglich an der Armenspeisung im Händler- und Handwerkerviertel anzutreffen.
Nach diesem Erfolg legten die Bewohner des Hafens zunehmend ihre Arbeit nieder und protestierten auf diese Weise gegen die Herrschaft des Ordens und die damit einhergehenden Missstände. Der Protest bedrohte mittlerweile auch die Versorgung der Stadt, weil den Händlern der Zugang zu ihren zahlreichen Lagerhäusern mit jedem Tag zunehmend erschwert wurde. Auch die Händlergilde unterhielt einige Lagerhäuser und vermochte den Schutz ihrer dortigen Waren nicht mehr zu gewährleisten. Das musste sie auch nicht. Bei den dort gelagerten Waren handelte es sich vornehmlich um Grundnahrungsmittel, die ausschließlich zum Zwecke des Aufstandes dort vorgehalten wurden. Die von der Händlergilde entsandten Kräfte hatten genaue Instruktionen erhalten. Die Lagerhäuser sollten aufgebrochen und die Lebensmittel an aufständische Bürger verteilt werden.
Nachdenklich nickte der Gildenmeister mit dem Kopf. Das zurückliegende Gespräch mit Maximus war durchaus zufriedenstellend verlaufen und brachte überdies auch Klarheit über die Rolle des Großhändlers im Hafenviertel. Es war nun nur eine Frage der richtigen Worte, um gegenüber der Zitadelle eine Stellungnahme zu den vermeintlich tragischen Umständen im Hafenviertel abzugeben.
"Also? Wie wollen wir uns positionieren?" fragte Markom und riss den Gildenmeister damit aus seinen Gedanken. "Gar nicht. Wir werden der Zitadelle ein Schreiben übermitteln, in welchem wir die Ausschreitungen im Hafenviertel verurteilen und unsere Unterstützung zusichern." antwortete Trevorius. "Und Maximus?" wollte der erste Sekretär weiter wissen. "Ich hoffe, der Ordens sind intelligent genug, um zu erkennen, dass unser Mitglied ausschließlich das Wohlergehen der Gemeinschaft im Sinn hatte.
Maximus
Geändert von Maximus (22.11.2017 um 12:20 Uhr)
Grund: Widerspruch bereinigt
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Am Eingang zum Hafenviertel
Die Fronten hatten sich verhärtet. Auch nach etlichen Tagen wollte der Protest gegen den Orden und seiner Herrschaft nicht abklingen. Kurz nach Sonnenaufgang ertönten die Stimmen derjenigen, die sich in der Vergangenheit des Öfteren als Wutredner zu erkennen gegeben haben. Neben dem offensichtlichen Widerstand gegen die Angehörigen des Ordens, griffen sich die Bewohner des Hafenviertels auch immer häufiger gegenseitig an.
Der Aufstand fand bisher seinen Höhepunkt in der Niederlegung der Arbeit, der mittlerweile auch das Händler- und Handwerkerviertel maßgeblich beeinflusste. Die Feuermagier waren noch immer davon überzeugt gewesen, den andauernden Widerstand mit Hilfe der Analyse des roten Sumpfkrautes zu brechen, welches sich seit Monaten in der Stadt und insbesondere im Hafenviertel ausgebreitet hatte. Die Stadtwache war in dieser Zeit dafür verantwortlich, die Entwicklung im Hafenviertel zu beobachten und nur bei akuter Bedrohung einzuschreiten.
Verärgert schaute Hierodius Lex in Richtung des Hafens. Eigentlich war ihm von Hauptmann Redlef aufgetragen worden, das Viertel nach möglichen Lagerstätten des roten Sumpfkrautes oder nach geheimen Zugängen zu suchen. Doch nachdem der Hauptmann die Stadt kommentarlos verlassen hatte, befehligte die Zitadelle über die Angehörigen der Stadtwache und untersagte abermals eine erhöhte Präsenz im Hafenviertel. Nur durch Zufall hatte Hierodius Lex das Gespräch zweier Ordenskrieger mitbekommen, die sich über eine weitaus größere Bedrohung sprachen, die vom Hafenviertel ausgehen soll. Der Weibel wusste nicht, was er mit dieser Information anfangen sollte, sah darin aber eine Erklärung für die Aufhebung der Befehle des Hauptmannes und den Einsatz der Ordenskrieger.
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Das Tempelviertel, Alchemielabor
Vorsichtig vermischte Feuermagier Kalthar zwei Flüssigkeiten miteinander, die er zuvor in einem aufwendigen Prozess aus einer Vielzahl von Ingredienzien gewonnen und immer wieder auf unterschiedliche Weisen verzaubert hatte. Schweißtropfen liefen Kalthar über die Stirn, als er auf eine Reaktion wartete. Als sich das Gemisch blutrot färbte, glaubte der Alchimist bereits daran, dass auch dieses Experiment gescheitert sei. Kurze Zeit später aber nahm die Flüssigkeit einen blauen Farbton an. Aufgeregt blätterte Kalthar in seine Aufzeichnungen, schaute zunächst ungläubig dann zuversichtlich auf den kleinen Glaskolben mit der klaren Flüssigkeit. "Das ist es!" rief er.
Feuermagier Ventros, der in seinen eigenen Untersuchungen vertieft war, erschrak und blickte zu seinem Gegenüber. "Ich habe ein Gegenmittel hergestellt, dass die Auswirkungen des roten Sumpfkrautes neutralisieren sollte. Wir sollten es sofort an den Ratten ausprobieren!" sagte Feuermagier Kalthar. Ventros nickte und holte einen Käfig mit einer bereits infizierten Ratte. Sie war von den Folgen der neuartigen Droge gezeichnet und musste von den übrigen Ratten getrennt werden, damit sich die Tiere nicht mehr gegenseitig angreifen konnten. Kalthar füllte eine kleine Messingschale mit der neugewonnen Flüssigkeit, mischte sie mit Wasser und stellte sie vorsichtig in den Käfig.
Die beiden Feuermagier beobachteten die Ratte aufmerksam, als diese sich der Messingschale näherte und daraus trank. Es vergingen einige Sekunden, die den Erwählten Innos' wie eine Ewigkeit vorkamen. "Woran erkennen wir, dass die Ratte geheilt wurde?" fragte Ventros ahnungslos. Feuermagier Kalthar beobachtete das Tier noch einen Moment, bevor er dann den Käfig öffnete. "Daran..." Vorsichtig und langsam steckte er seine Hand in den Käfig und wartete ab. Diverse Male zuvor hatte das von der Droge beeinflusste Tier zu Kratzen und Beißen begonnen. Nun aber zeigte die Ratte kein solches Verhalten, sondern beschnupperte die Hand des Magiers und lief dann offenbar irritiert im Käfig umher.
"Ihr habt es geschafft!" stellte Feuermagier Ventros mit aufgeregter Stimme fest. "Ihr habt tatsächlich ein Gegenmittel gefunden!" Feuermagier Kalthar nickte zufrieden und erwiderte: "Es gab ja auch nie einen Grund, an meinen Fähigkeiten zu zweifeln. Wir sollten unverzüglich die anderen Magier unterrichten."
Maximus
Geändert von Die Feuermagier (14.01.2017 um 17:52 Uhr)
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Das Tempelviertel, Kapelle
Noch immer spürte Thelyron einen unangenehmen Schmerz an seinem linken Knöchel. Vor einigen Tagen hatte er zusammen mit anderen Adlaten und Novizen im Hafenviertel einige Lebensmittelrationen verteilt, als man sie plötzlich und ohne Vorwarnung angriff. Als sich die Angehörigen des Ordens schnellen Schrittes aus dem Hafenviertel zurückzogen, stoppelte der Adlat über die Reste einer aufgebauten Barrikade, die die Stadtwache wohl nicht gründlich genug entfernt hatte.
Eigentlich wollte Thelyron die Experimente des Feuermagiers Ventros unterstützen. Doch seit den ungewöhnlichen Vorkommnissen im Hafenviertel und seit der Ankunft eines hochgewachsenen Feuermagiers namens Kalthar, waren die Alchemielabore für Adlaten und Novizen unzugänglich geworden. Gelegentlich durfte Thelyron einige Glaskolben reinigen oder diverse Utensilien sortieren.
Der Adlat seufzte und blickte zu der großen Statue Innos' auf, die in der Kapelle über die Stadt zu wachen schien. "Thelyron!" rief eine Stimme. Es war Lucan. Auch er war vor einiger Zeit mit einem Schiff vom Festland nach Argaan gereist, um den Orden als Adlat zu unterstützen und eines Tages selbst zum Feuermagier erwählt zu werden. "Senk deine Stimme!" mahnte Thelyron und schaute sich besorgt um. Glücklicherweise war kein Feuermagier anwesend, der den übereifrigen Lucan maßregeln konnte. "Thelyron, was ist der Unterschied zwischen einem Wassermagier und einer Fleischwanze?" Doch dem schmalgebauten Adlat war nicht zum Scherzen zu mute und schüttelte genervt den Kopf. "Sei leise, wir sind hier in der Kapelle!"
Lucan setzte sich enttäuscht neben Thelyron auf die spärliche Holzbank. "Weißt du, wer dieser große, grauhaarige Feuermagier ist? Scheint ja ein ziemlich arroganter Kerl zu sein." sagte Lucan mit deutlich leiserer Stimme. Der schmalgebaute Adlat seufzte wieder. Das Gebet sollte warten müssen. "Keine Ahnung. Ich habe ihn ein paar Mal aus den Alchemielaboren gehen sehen. Seit er da ist, dürfen wir jedenfalls nicht mehr dort hinein."
Geändert von Thelyron (14.01.2017 um 18:00 Uhr)
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Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen
"Deine Erfolgsquote hat sich verschlechtert, Dregas..." stellte Maximus ernüchternd fest, als ihm eine zwielichtige Gestalt einen Geldbeutel auf den massiven Schreibtisch im Arbeitszimmer des Grafen hinlegte. "Seit das Gesindel die Arbeit niedergelegt hat, ist im Hafen kein Gold mehr zu holen." erwiderte der in einer alten Eisenrüstung gekleidete Mann. Maximus hingegen nickte nachdenklich, wog dann das Gold in seiner Hand ab und machte sich einen kurzen Vermerk. "Nun gut. Ich werde den Schuldnern im Hafenviertel eine Stundung gewähren. Die Aufrechterhaltung des Aufstandes hat eine weitaus höhere Priorität, als die pünktliche Bezahlung der Raten." Dregas grinste verschmitzt: "Ihr seid ein großzügiger Mann. Was also soll meine nächste Aufgabe sein?"
Der Graf übergab der zwielichtigen Gestalt ein kleines Pergament. "Hier. Du wirst einen der umliegenden Höfe aufsuchen. Der Bauer Hektor bedient seinen Kredit seit einiger Zeit nicht mehr. Sorge dafür, dass er die ausstehenden tausendfünfhundert Goldmünzen bezahlt. Richte ihm außerdem aus, dass ich im nächsten Monat einen Vorschuss von zweitausend Münzen erwarte. Andernfalls wird sein Viehstall brennen." Mit einer angedeuteten Verbeugung verabschiedete sich Dregas und verließ wenige Augenblicke später das Anwesen des Grafen im Reichenviertel. Maximus erhob sich und verstaute sorgsam das Buch, in dem er peinlich genau die Schuldner und die pünktliche oder unpünktliche Bezahlung der Raten notierte.
Danach öffnete Maximus eines der Fenster und schaute über den Platz im Reichenviertel. Noch immer wurden die Soldaten der Stadtwachen anderweitig eingesetzt, als die Privilegierten und ihre Besitztümer zu schützen. Ein Umstand, den sich die Händlergilde zu Nutze machte und die Anzahl der von ihrer Söldner erhöhte. Es war ein schmaler Grad, auf dem sich die Gemeinschaft bewegte. Je größer ihre Einflussnahme war und je mehr Männer sie unterhielt, desto aufmerksamer wurde die Zitadelle. Noch war es nicht zu spät, die Händlergilde mit Zwangsregulierungen derart zu schädigen, dass ihre Zukunft auf der subtropischen Insel besiegelt war.
"Verzeiht, mein Herr." ertönte plötzlich eine Stimme. Es war der Kammerdiener Adalbert, der über die Ankunft eines Besuchers unterrichten wollte. "Wie Ihr es gewünscht habt, ist Leptin eingetroffen. Der Mann, den ich Euch als Koch empfahl." Der Graf zuckte mit den Schultern, als er noch immer aus dem Fenster schaute und erwiderte dann: "Warum behelligst du mich damit? Wenn du glaubst, er kann meine Ansprüche erfüllen, dann zeige ihm die Küche. Er bekommt sechs Goldmünzen pro Tag und kann im Gesindequartier schlafen."
Geändert von Maximus (27.11.2017 um 20:54 Uhr)
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