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Das Tempelviertel, Kammer der Adlaten
Die Nachbereitung und Aufräumarbeiten zur Weihung zweier Feuermagier waren abgeschlossen. Die Adlaten und Novizen des Ordens hatten in den vergangenen Stunden die letzten Spuren der großzügigen Festlichkeit vollständig beseitigt. Thelyron fand es beachtlich, mit welcher Hingabe man ein solches Fest ausgestattet und veranstaltet hatte. In Montera gab es auch einige Feste aber sie waren bislang nicht so umfangreich gewesen, wie in Thorniara. Doch der Adlat hatte keine Zeit, sich an die Feste in Montera zu erinnern. Er wurde von Meister Ventros mit der Auftrage betraut, diverse Glaskolben zu reinigen, die zuvor für Experimente verwendet wurden. Weil der Feuermagier zudem an einer wichtigen Untersuchung arbeitete, durfte sich Thelyron nicht im Alchemielabor aufhalten, sondern musste die Glaskolben stattdessen in den Schlafkammern der Adlaten reinigen.
Es war keine besonders schwierige aber dennoch verantwortungsvolle Aufgabe. In den Glaskolben durften keine Bestandteile früherer Experimente zurückbleiben. Sie könnten ansonsten zukünftige Ergebnisse verfälschen. Es würde sicherlich noch eine Weile dauern, bis der Adlat tatsächlich ein eigenes Experiment am Alchemietisch durchführen durfte. Er freute sich aber bereits darauf und hoffte, dass dieser Tag schon bald der Lohn für seine gewissenhafte Arbeit im Dienste der Gemeinschaft kommen würde.
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Das Tempelviertel, Alchemielabor
Die Holztür zum Alchemielabor war fest verschlossen. Weil es Feuermagier Ventros nicht geling, das rote Sumpfkraut mit konventionellen Methoden zu untersuchen, musste er auf ungewöhnlichere Mittel zurückgreifen. Die Alchemie war eine vielseitige Kunst und auch wenn sich die Feuermagier einer gewissen Ethik verpflichtet hatten, duldeten sie die Verwendung von hochgiftigen Ingredienzien und tierischen Innereien, wenn bisherige Bemühungen scheiterten.
Dennoch wollte Feuermagier Ventros keine Aufmerksamkeit erregen. Vor Allem aber wollte er seine Experimente vor neugierigen Blicke der unerfahrenen Novizen bewahren. Ein Erwählter Innos', der mit hochgiftigen Substanzen oder Tierinnereien arbeitete, war schließlich ein ungewöhnlicher Anblick. So rein die Herzen der Adlaten und Novizen auch waren. Lästereien und Verschwörungstheorien über eine mögliche Gesinnung zu Beliar kamen nicht selten aus den Schlafkammern der Anwärter.
Auf dem Alchemietisch lag ein kleines Buch. Es waren Aufzeichnungen des Feuermagiers Kalthar, der vor Allem auch solche ungewöhnlichen Untersuchungsmethoden nutzte. Wäre er von der obersten Feuermagierin nicht unter Arrest gestellt worden, wäre er sicherlich eine große Hilfe bei der Untersuchung des roten Sumpfkrautes gewesen. So musste Ventros die Untersuchungen alleine fortführen, weil auch Feuermagier Neoras in wichtigen Experimenten vertieft war, die er nicht unterbrechen wollte.
Es war bereits der neunte Versuch, den Feuermagier Ventros unternahm, das rote Sumpfkraut mit Hilfe der eher unkonventionellen Methoden zu untersuchen. In einem Mörser zerkleinerte er Rotfelsnesseln, ein äußerst giftiges Gewächs, vor dessen rote Blätterspitzen man sich in Acht nehmen musste. Wenig später gab er das Blut eines Echsenmenschen hinzu und vermischte die Ingredienzien in purer Manaessenz. Vorsichtig und voller Konzentration gab Feuermagier Ventros das Gemisch dann in einen Kolben, im welchem sich ein wenig des roten Sumpfkrautes befand.
Wie auch die acht Male zuvor, beobachtete der Alchimist das Gebräu auf der Veränderungen. Lange zeit passierte nichts, bis die Flüssigkeit plötzlich zu blubbern begann und dunkler, fast schon schwarzer Rauch aufstieg. Ventros hielt sich ein in Wasser getränktes Leinentuch vor das Gesicht, um den Rauch nicht einzuatmen und ging dann einige Schritte zurück. Kaum hatte er sich von seinem Alchemietisch entfernt, begann das Gebräu an zu brennen. Die rote Flamme veränderte in wenigen Sekunden ihre Farbe und wurde leuchtend blau, ehe sie mit einem lauten Knall erlosch. Nachdem der letzte Rauch aus dem Glaskolben entwichen war, wurde das Ergebnis sichtbar. Die zuvor durch das Blut des Echsenmenschen rötliche Flüssigkeit war nun grünlich-schwarz geworden und leuchtete aus eigener Kraft heraus.
Hastig blätterte Ventros in dem Notizbuch des Feuermagiers Kalthar, um herauszufinden, unter welchen Bedingungen das Gemisch aus Rotfelsnesseln, Echsenmenschenblut und Manaessenz derart reagierte. "Bei Innos!" sagte er.
Maximus
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Kerker
Wie viele Nächte waren wohl vergangen? Er hatte nicht mitgezählt und ein nicht wirklich gutes Zeitgefühl, aber seine Schmacht nach Alk sagte ihm, daß die Strafe bereits mehr als abgesessen war.
Diese Hände – Bardasch betrachtete sie im fahlen Fakellicht, welches von Außen in die Zelle drang – sie hatten bereits mehr als genug Dreck von der einen Ecke der Stadt in die Andere gefegt. Diese brüchigen Fingernägel, unter denen sich Tonnen von Dreck befanden, sollten auf andere Art und Weise gekürzt werden können, als sie ständig abzuknabbern und die Errungenschaften danach in die Gegend zu spucken. Sie sollten beansprucht werden, wie die Krallen einer Katze, hinein gerammt in das satte Fleisch einer rothaarigen Schönheit, wobei das Gesicht des Weibes auch vernachlässigt werden konnte. Wenn Ihr Mund die rechte Stelle fand und dort gute Arbeit tat und sonst nur ihr Hinterteil in das Blickfeld des Nomaden stach, waren die Spuren von Armut und mangelnde Pflege fast egal. Und wenn sie dem Ergrauten dann noch einen Humpen Bier servierte, konnte man vielleicht auch darauf verzichten, sie im Anschluss derbe beiseite zu stoßen.
Bardasch atmete schwer, bevor seine Stimme lauten Protest äußerte. Er wollte hier raus…
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Red stand im Kerker vor Pons und blickte streng auf den Jungen hinab. Dieser hatte in einer langen, gut gesetzten Rede versucht ihm klar zu machen, das der Gefangene noch nicht so weit war, ihn gehen zu lassen.
Gerade setzte er zum Plädoyer an: “...und aus diesen Gründen sollte er noch bleiben. Ich bin mir sicher, dass wenn ich es schaffe, ihm einen geregelten Tagesablauf zu bescheren, eine Anstellung und er weiter hier unter unserer Kontrolle bleibt, ich es schaffen kann, ihn davon abzubringen wieder rückfällig zu werden. Er braucht nur eine Chance! Euer Angebot, ihn im Stall arbeiten zu lassen steht doch noch? Oder? Er hat die Woche gut durchgezogen.“
Pons sah ihn erwartend an. “Ihn länger hier zu behalten wäre gegen das Gesetzt, er hat seine Strafe abgesessen und muss nun gehen dürfen, Pons. Daran gibt es, auch bei all deinen guten Absichten, nichts zu rütteln. “
Redner überreichte dem Kerkermeister die unterzeichneten Entlassungspapiere. “Schließ die Zelle auf und lass den Mann gehen.“ Red machte eine kurze Pause. “Wenn er es schafft sich selbstständig bei mir im Stall zu melden, dann überlege ich mir ob ich ihn unterbringen kann. Aber ich bezweifle, dass er so früh aufstehen kann.“
Pons nickte und sah zu der Zellentür herüber, hinter der Bardasch saß. Er hatte das ganze Gespräch mit anhören können und Red wusste, wie sehr es Pons gestört hatte, das Red am Gefangenen zweifelte, sie über ihn redeten, während er zuhörte.
“Also dann“, beschoss er seinen Besuch, “ich muss wieder hoch, sie zu dass er hier rauskommt, wenn er hier sitzt kostet er uns doch bloß Geld...“
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“Rupert, ich will dass du herausfindet, wer dieser Redner war, der am Hafen die Leute angestachelt hat. Der erzählt den gleichen Schweiß wie dieser Rotgesichtige Priester, doch im Gegensatz zu ihn trug dieser Kerl keine Maske.“ Dies war ihre erste echte Chance, dem Unruhestifter auf die Schlucht zu kommen. “Also mach ihn ausfindig und bring ihn zu mir. Wenn nötig, dann schleif seinen Arsch gegen seinen Willen in mein Büro! “
Rupert lächelte und nickte. “Nur zu gern! Ich hoffe er kommt mir dumm...“ Der alte Kerkerwächter stieß sich von der Straße ab, gegen die er sich gelehnt hatte, und machte sich auf den Weg Richtung Stall Ausgang. Im Vorbeigehen warf Red ihm noch einen Blick zu: “Übertreib es nicht, das können wir uns zur Zeit nicht leisten.“
“Werd' mich schon benehmen“, brummte er und schob sich dann an Möhre vorbei.
Red tätschelte seinen Hengst den Hals und fuhr damit fort sein Fell zu bürsten.
Ungewöhnlich war, das Madlen noch nicht erschienen war. Dass passte Gar nicht zu ihr. Ob ihr aufgrund ihrer Tätigkeit für ihn nun dich noch etwas zugestoßen war? Red sorgte sich nur kurz, erinnerte sich dann aber daran, dass sie durchaus auf sich selbst aufpassen konnte und außerdem nicht alleine war.
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Erschöpft war Madlen gestern in der Stadt wieder angekommen. Sie hatte einige Tage bei ihren Truppen verbracht. Dort war es die meiste Zeit über ruhig geblieben. Sicher, immer wieder wagten sich vereinzelt Raubtiere oder sogar kleinere Rudel von Echsen in die Nähe, aber viel konnten sie nicht anrichten. Und dennoch, so langsam sank die Moral ihrer Männer. Es wurde wirklich Zeit, dass sie zurück in ihre Heimat segelten. Vielleicht behielt sie sich ein Schiff vor Ort, während der Rest zurück in die westlichen Auen konnte. Aber darüber konnte sie sich beizeiten Gedanken machen.
Auf dem Rückweg wurde sie dann von zwei wagemutigen Nichtsnutzen überfallen. Davon war sie einen Moment so überrascht, dass sie beinahe von den Räubern schwer verletzt worden wäre. Erst im letzten Augenblick war es ihr noch gelungen auszuweichen, allerdings traf die Spitze der Klinge von dem Früchtchen dennoch ihre linke Gesichtshälfte und hinterließ dort einen schmerzenden, wenngleich nicht tiefen, drei Zentimeter langen Schnitt. Anschließend durchfuhr sie ein Gefühl der Wut und sie entwaffnete innerhalb kürzester Zeit die beiden Heranwachsenden. Wahrscheinlich waren sie die Söhne von Bauern oder Ähnliches, denn scheinbar hatten sie zuvor noch nie ein Schwert oder Anderes geführt, denn sie konnten damit überhaupt nicht umgehen.
Als die beiden also vor ihr auf dem Boden lagen und sie vor Schmerz krümmten, steckte die Bardin Aynur in seine Halterung zurück. Im Anschluss daran zog sie ihren Dolch, kniete sich neben einen der beiden Diebe und flüsterte ihm zu: „Auch wenn die Zeiten schlecht sind, so ist dies keine Lösung euren Lebensunterhalt zu bestreiten. Um euch daran zu erinnern, hinterlasse ich euch ein Geschenk, welches euch immer an mich erinnern wird. Und sollte ich jemals wieder etwas davon hören, dass ihr den falschen Weg beschreitet, so finde ich euch!“ Sie nahm die rechte Hand des Mannes und streckte den Arm vollständig aus. Anschließend verdrehte sie das Gelenk, bis der Taugenichts auf dem Bauch lag, und stellte ihren Fuß auf ihn. Dann setzte mit dem Dolch auf dem Handrücken an und zog eine Art Spirale. Unter ihr wandte sich ihr Opfer hin und her, wegen der Schmerzen, konnte sich aber nicht aus dem Griff befreien, da er durch den Kampf zuvor noch geschwächt war und sich zudem das Handgelenk gebrochen hätte.
Bei dem zweiten Dieb wiederholte sie Prozedur. Und dann verließ sie den Ort des Überfalls. Es gefiel ihr natürlich nicht so zu handeln. Aber was hätte es gebracht, die zwei zu töten? Sollte sich die Insel jemals wieder normalisieren, so würde jede tatkräftige Hand benötigt, die noch am Leben war. Allerdings bezweifelte Madlen, dass es soweit kommen würde. Sie wunderte sich schon lange darüber, wie der Drache so ruhig bleiben konnte. An seiner Stelle hätte sie zuerst die Insel und dann das Festland übernommen. Wer sollte ihn schon aufhalten? Vielleicht war es wirklich Zeit zu verschwinden. Aber erneut alle im Stich lassen, die sie hier kannte? Nein, es musste eine Lösung geben. Und die Fürstin war sich sicher, dass daran schon gearbeitet wurde. Darüber hatte sie sich gestern ihren Kopf zerbrochen.
Und heute? Heute war sie auf dem Weg zum Stall und damit zu Redlef. Es war nötig, dass sie ihre Reitlehre möglichst bald beendete. Denn in ihrer Heimat ging es immer weiter bergab. So viel hatte sie Lord Alert und dem Hauptmann ihrer Garde erfahren. Deswegen musste sie so vorbereitet wie möglich sein und dennoch so schnell wie sie konnte zurück in ihre Heimat reisen.
Schließlich hatte sie die Stallungen erreicht und grüßte den Gesetzeshüter höflich. Hoffentlich erkannte er nicht allzu sehr, wie erschöpft sie eigentlich war. Allerdings trug sie noch teilweise ihre Rüstung (Arm- und Beinschienen) und würde so mit Sicherheit einige Frage über sich ergehen lassen müssen. Vielleicht sah er aber einfach darüber hinweg, was ihr auf jeden Fall lieber war…
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“Guten Morgen Madlen“, begrüsste Redlef die, als die junge Frau den Stall betrat. “Ihr seid spät dran, also holt Euch schnell Rittmeister auf die Gasse, putzt schnell die Sattellage und dann satteln. Trense und der Sagen sind da schon über die Böcke gelegt.“
Auch Red griff zu seinem Sattel und legte ihn behutsam auf Möhres Rücken. Da der Hengst durch die lange Reise und die mangelnde Bewegung einiges an Muskeln verloren hatte, passte das gute Stück nicht mehr richtig. Das hatte Red jedoch schon erwartet und eine Decke bereit gelegt. Diese legte er so unter den Sattel, dass dieser nun besser auf dem Pferd auflag und hoffentlich nicht drücken würde. Nach dem er den Sattel lose angegurtet hatte guckte er nach Madlen. “Wartet! Zieht dich den Hier mich gleich so fest an. Außerdem liegt er Sattel zu weit vorn und drückt auf die Schulter.“ Er tauchte unter dem Pferdehals hindurch und stand dann machen Madlen. “Darf ich?“, er sah sie an, wartete auf ihr nicken und löste dann schnell den Gurt und schob den Sattel an die Richtige Stelle. Als er wieder zu ihr grüner sah, bemerkte er, dass sie etwas abgekämpft aussah und Teile ihrer Rüstung trug. “wo hinein seid ihr denn geraten? “, fragte er sie freundlich und reichte ihr die Trnse, damit sie sie anlegen konnte.
“Ich hoffe nicht in diese unschöne Sache am Hafen!? Jetzt könnt ihr Euer Rüstung aber ablegen, dieser Teil der Stadt ist sicher“, lachte er und fügte dann etwas niedergeschlagen hinzu: “Naja, aber eine gewisse Sorge wird Euch wohl auch niemand verdenken können...“
Red kontrollierte Rittmeisters Sattel und Trense und nickte dann. “Gut gemacht! Jetzt geht es in die Arena. Dort kann man am ungestörtesten Reiten.“ Red griff seine Tögel und führte sein Pferd aus dem Stall. Madlen würde folgen. “Also, ihr wollt ein Pferd selbst einreiten? Dann könnt ihr von Rittmeister noch einiges Lernen. Er ist auch noch ein junger, ungestümer Hengst, mit dem ihr weitaus mehr Probleme haben werdet, als mit der Schindmähre, auf der Ihr hergekommen seid.“
In der Arena angekommen, lies Red aufsitzen und Madlen erst einmal im Schritt reiten. Schnell wurde klar, dass sie.mit solch feurigen Pferden wie diesem Hengst noch nicht viel Erfahrung hatte. “Setzt Euch schwer in den Sattel und fallt nicht immer mach von. Das entlastet den Pferderücken, ist daher praktisch wenn man im freien Feld schnellen Galopp reiten will, aber wenn ihr euch auf dem Pferd durchsetzten müsst, dann hinderlich. Nehmt auch die Zügel kürzer. Ihr brauch eine stetige aber sanfte Verbindung zum Pferdemaul.“ Madlen berücksichtigte seine Hinweise und sofort war das Pferd besser bei ihr. “Sehr gut! “ lobte er. “Besonders bei jungen Pferden ist Konsequenz das wichtigste. Ihr müsst euch durchsetzten- immer! “
Red saß auf seinem eigenen Pferd auf. “Also, wo meint Ihr hapert es noch besonders. Was wollt Ihr noch gezielt üben? “
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Madlen war dankbar, dass Redlef sie nicht weiter auf ihre Erschöpfung ansprach. Also behielt sie alles für sich und nickte einfach nur. „Ja, diese Stadt ist wirklich gefährlich. Ein paar Taugenichtse haben mich überrascht.“ Mehr war dazu nicht zu sagen. Immerhin war der Zustand ihrer Männer keine Information, die man jedem sofort erzählte.
Anschließend fuhr sie mit dem Satteln fort und kurz darauf befanden sich der Hauptmann und sie selbst mit den beiden Reittieren auch schon auf dem Boden der Arena. Hier begannen sie sofort mit dem Training. Aufgrund ihrer Erschöpfung und dem jungen, ungestümen Pferd, kam sie heute nicht wirklich gut voran. Auch wenn die Tipps von Redlef natürlich halfen, damit sie sich besser auf dem Ross zurechtfinden konnte, fühlte sie doch mehr und mehr die letzten Tage, welche sie mit wenig Schlaf und viel Arbeit zugebracht hat.
So verbrachte sie einige Zeit, während es langsam mit ihrer Übung vorwärts ging und sie scheinbar in den Augen des Gesetzeshüters immer ein Stück besser wurde. Sie selbst hatte das Gefühl im wahrsten Sinne des Wortes auf der Stelle zu treten.
„Nun, sicherlich gibt es noch einige Punkte, in denen ich mich verbessern muss. Allerdings denke ich, dass vor allem das Überwinden von Hindernissen, der Sprung im richtigen Moment und das Gelände an sich noch die größten Probleme bereiten. Wenn Ihr dahingehend ein paar hilfreiche Informationen habt, wäre ich Euch überaus dankbar.“
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“Informationen, egal wie hilfreich, werden Euch nicht weiter helfe. Reiten lernt man nur durchs Reiten!“ Diesen Spruch hatte er früher zur Genüge von seinem Reitmeister gehört, sodass er ihm eigentlich zu den Ohren heraushängen sollte. Doch mit den Jahren hatte er einsehen müssen, dass er mehr als mir wahr war.
“Also gut, dann Springen.“ Red stieg ab und ließ sein Pferd mitten auf dem Platz stehen. Sein Vater hatte das Trainig des Tieres auch dahingehend fortgeführt, dass Möhre nicht weglief, wenn Niemand bei ihm war. Red war zufrieden.
Vom Rand der Arena griff er sich allerlei Fässer, Stangen und Kisten, mit denen er einen kleinen Pacour für Madlen aufbaute. Währenddessen gab er ihr immerwieder ein paar Anweisungen und Erklärungen, welche Übungen ihr Pferd unter ihr locker und geschmeidig machten. “Genau wie dein eigener Körper, der es auch nicht mag aus dem Bett zu fallen und dann losrennen zu müssen, muss auch ein Pferdekörper, besser gesagt die Muskeln, aufgewärmt werden. Besonders die kraftaufnehmenden Hinterbeine müssen dabei besondere Beachtung erfahren. Daher sie seitwärtsweichenden Übungen. Die machen die Hinterhand geschmeidig und werden auch nützlich sein, wenn Ihr vom Sattel aus mal ein Tor öffnen müsst.“
Red legte ein paar Stangen auf zwei Fässer, sodass sie zwischen ihnen ein flaches Ix bildeten. Davor legte er eine weitere Stange, die Rittmeister helfen sollte den richtigen Absprung zu finden. Währenddessen für er mit der Verbreitung seines Wissens fort. “Überhaupt dient jede Übung, jede Lektion in der Reiterei einem besonderen Zweck. Diese Sprünge zum Beispiel werden Euch und das Pferd nicht nur Lehren, wie man Hindernisse überwindet, sondern auch dass Pferd dazu veranlassen den Rücken zu stecken und aufzuwölben. Wie ich bereits erwähnte ist der Rücken der Teil des Pferdes der euch trägt und den immer eure meiste Aufmerksamkeit gelten sollte. Daher ist diese Übung eine wahre Bereicherung... Und zieht nicht so sehr an Zügel! Ihr sollt das Pferd mit Schenkel- und Gewichtshilfen lenken. Die Zügel dienen nur der Unterstützung. Lernt dies besser gleich, spätestens wenn ihr vom Pferd aus kämpfen wollt, wird dies unverzichtbar sein.“
Red war mit dem Aufbau fertig und stieg zurück auf sein Pferd. Dann nahm er die Zügel auf und ritt im Schritt langsam auf das erste Hindernis zu. “Generell kann ein Pferd ein Hindernis aus jeder Gangart überwinden. Es eigenen sich jedoch Trab und Galopp besser, da diese Tempi mehr Schwung beim Pferd entwickeln. Sehr her.“
Das Pferd beäugte sie Stange auf den flachen Kisten vor ihn kurz, dann Schritt es langsam und etwas starkelig darüber hinweg. “Der Schritt eignet sich gut zum klettern, auch über Baumwurzeln, aber besonders elegant sieht es nicht aus.“
Red ritt einen großen Kreis und kam erneut auf das Hindernis zu, dieses mal jedoch im Trabe. Da Möhre das Hindernis vom ersten mal kannte, guckte er sich die Stange nicht erneut genau an, sondern trabte darüber hinweg. Als das Pferd über der Stange vermehrt die Beine heben musste, wurde Red gut durchgeschüttelt. Aus diesem Grund stand er kurz vorher aus den Sattel auf, stellte sich in die Steigbügel und federte die starken Bewegungen einfach mit den Knien ab. “Das war der leicht Sitz. Hoffe, ihr habt euch das gut angesehen, Ihr werdet ihn zum Springen brauchen.* Ich zeige ihn euch gleich noch einmal.“ Red ritt erneut den Kreis, blieb aber dieses mal in einiger Entfernung zum Hindernis stehen. “wie ihr gesehen habt, hab man auch in Trab über ein Hindernis hinweg. Da die Stange sehr tief liegt, ist mein Pferd bloß mit höherer Beinaktion darüber getrabt. Das soll aber nicht heißen, dass ein Pferd aus dem Trab heraus nicht auch richtig abspringen kann. Dafür war ihm bloß die Stange zu niedrig. Das schätzt aber jedes Pferd für sich persönlich ein. Nun werde ich die Stange im Galopp anreiten. Ein Sprung ist eigentlich nichts weiter, als ein großer Galoppsprung. Doch das Pferd kann dabei viel Kraft entwickeln. Daher fangen wir so klein an.“ Er zeigte auf die drei kleinen Sprünge, die alle ungefähr nur kniehoch waren. “Seht noch einmal gut her. Leichter Sitz, die Knie fest, aber nicht klammernd am Sattel, den Oberkörper leicht nach vorn gebeugt, die Zügel kürzer und seitlich an den Hals abgestützt. Geht geschmeidig mit den Bewegungen mit, ohne das Pferd dabei zu stören. Keine Sorge, das ist schwerer, als es sich anhört...“
Aus dem Stand galoppierte er an und nahm das Hindernis mit Leichtigkeit. Daraufhin steuerte es auch auf das zweite zu, bemerkte, das der Abstand mit den Galoppsprüngen nicht zusammen passte und trieb den Hengst kurz vor dem Sprung kräftig an. Das Tier machte einen gewaltigen Hüpfer und landete sicher hinter dem Stangenkreuz. Nun jedoch hatte er zu viel Schwung für, das letzte Hindernis, welches nur zu erreichen war, wenn man eine kleine Kurve ritt. Also versammelte er das Pferd, wodurch die Galoppsprünge kürzer aber erhabener wurden und überwand auch noch das letzte Hindernis. Schließlich kam er neben ihr zum Stehen.
“Jetzt ihr. Erst nur den ersten Sprung aus dem Trab, wenn ihr euch dann sicher fühlt auch aus dem Galopp und wenn das gut passt, die ganze Kombination.“
*Der Leichte Sitz wurde in diesem Sinne erst Anfang des 20. Jhds. entwickelt, aber darüber möchte ich jetzt einfach mal hinwegsehen...
Geändert von Redlef (13.10.2016 um 23:25 Uhr)
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Neuling
Die Zitadelle, Arbeitskammer des Lord Kastor
Wie so viele Male rieb sich Lord Kastor die Augen, als er bereits viele Stunden damit verbracht hatte, die Berichte des Ordens zu studieren. Wenn auch der Orden ein eigenständiges Organ im Großreich Myrtana war, ähnelte sich der Umfang seiner Verwaltung doch mit dem der königlichen Statthalter. Würde die Aufarbeiten dessen, was Thorniara in den letzten Wochen und Monaten widerfahren war, nicht viele Tage in Anspruch nehmen, hätte man über die Detailgenauigkeit der Berichte scherzen können. Nahezu jedes kleine Vergehen wurde feinsäuberlich dokumentiert. Oftmals fehlten aber wichtige Informationen, wie der Name des verdächtigen Bürgers oder der des geschädigten.
"Trotz Ausgangssperre begegnete ich zu später Stunde eine in einem dunklen Umgang gehüllte Frau. Kaum hatte ich sie aufgefordert, sich zu erkennen zu geben, ergriff sie die Flucht. Ich verfolgte sie einige Straßen weit, verlor sie jedoch dann im Hafenviertel." las Lord Kastor mit genervter Stimme vor. "Was soll man mit einem solchen Bericht anfangen. Die Wache hat es noch nicht einmal für nötig gehalten, seinen eigenen Namen zu notieren. Es ist zwecklos, diese Berichte zu lesen..."
Lord Kastor stand auf und ging zu einem kleinen Regal, dessen Fächer allesamt mit leeren Pergamenten gefüllt waren. Er nahm einen Gänsekiel, tauchte ihn behutsam in ein kleines Fläschchen voller Tinte und begann zu schreiben. Der Ritter im Dienste des Königs wusste, dass er seine Kompetenzen überschritt. Doch das spielte für ihn keine Rolle. Er hatte den Befehl erhalten, den Erfolg der Mission auf Argaan zu gewährleisten und den Orden Innos' zu unterstützen. Schnelles Handeln war gefragt und so konnte und wollte Lord Kastor nicht an der Befehlskette des Ordens festgehalten, die noch langsamer arbeitete, als die der königlichen Truppen.
Sobald seine Befehle umgesetzt wurden, wollte er nach Stewark reisen und dort das Kommando übernehmen. Einige seiner Soldaten waren bereits vor Ort, sicherten die Stadt und hatten die wichtigen Ämter bereits für sich beansprucht.
Maximus
Geändert von Die Garde (08.11.2016 um 21:20 Uhr)
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Das Hafenviertel
Die Situation am Hafen war auch einen Tag nach dem bürgerlichen Aufstand besorgniserregend. Zwar hatte der Orden bereits am Vortag mit der Verteilung von Lebensmittelrationen begonnen und die Präsenz der Stadtwache erhöht, doch den Gemütszustand vieler Einwohner konnten sie damit nicht beeinflussen.
"Behaltet den Fraß! Damit ist uns auch nicht geholfen!" wetterte einer der Bewohner, als er an der provisorisch aufgebauten Armenspeisung im Hafenviertel vorbeilief. Tatsächlich hatten sich die Novizen sehr viel mehr Resonanz auf ihre Hilfsbreitschaft erhofft. Es kamen zwar immer wieder einige Menschen, um sich mit Lebensmitteln versorgen zu lassen. Doch die Mehrheit ignorierte die Bemühungen des Ordens oder machte ihren Unmut noch einmal deutlich. Immerhin, so würde die Stadtwache in einem späteren Bericht schreiben, waren keine gewaltsamen Ausschreitungen zu verzeichnen. Das Aufgebot der Stadtwache schien die Bewohner des Hafens dann also doch zu beeindrucken.
Unter den Soldaten herrschte aber weitestgehende Einigkeit darüber, dass durch ihre Präsenz das Problem nicht gelöst war. Denn aufgrund der Unterbesetzung mussten andere Viertel der Stadt vernachlässigt werden, um die Sicherheit im Hafen wieder einigermaßen zu gewährleisten. Die fehlenden Wachen auf dem Marktplatz und im Reichenviertel würden alsbald von den hiesigen Bewohnern zu recht bemängelt werden. Der Orden musste sich etwas einfallen lassen, um auch den einfacheren Teil der Bevölkerung von der Rechtmäßigkeit seiner Herrschaft zu überzeugen.
Maximus
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Das Tempelviertel
"Wie wollen wir nun vorgehen?" fragte Feuermagier Ventros mit besorgter Stimme. Die Feuermagier hatten sich versammelt, um nicht nur über die aktuellen Geschehnisse zu beraten, sondern auch um die besorgniserregenden Ergebnisse zur Untersuchung des roten Sumpfkrautes zu bewerten.
Nach diversen Experimenten gelang es Feuermagier Ventros in einem aufwendigen und eher unkonventionellen Verfahren die Manipulation des roten Sumpfkrautes zu analysieren und ihren Ursprung zu erkennen. Tatsächlich wurde das Sumpfkraut durch Wirkung schwarzer Magie beeinflusst und die Wirkung auf den menschlichen Organismus damit auf nicht abschätzbare Weise manipuliert. Es erschien nahezu ausgeschlossen, dass das rote Sumpfkraut über die Tore den Weg in die Stadt fand. Schließlich hatte die Stadtwache bereits vor vielen Wochen den Befehl erhalten, jeden Besucher umfassend zu überprüfen.
Wenn das rote Sumpfkraut allerdings nicht durch die Stadttore geschmuggelt wurde und aufgrund der eingeschränkten Seefahrt auch nicht über das Meer geschmuggelt wurde, kam nur noch eine Möglichkeit in Frage. Das Sumpfkraut befand sich bereits in der Stadt, als es durch Wirken schwarzer Magie manipuliert wurde. Der Gedanke, dass sich ein Schwarzmagier in der Mitte des Ordens aufhielt, ließ den Erwählten Innos' einen Schauer über den Rücken laufen.
Doch damit nicht genug. Durch den kürzlichen Aufstand im Hafenviertel war ein jeder Einsatz der Ordenskrieger mit einem erheblichen Risiko verbunden. Denn die Bewohner würden die massive Präsenz der Soldaten wohlmöglich als Reaktion auf ihren Aufstand verstehen und sich im schlimmsten Fall erneut erheben.
"Ich schlage vor, dass wir den Hauptmann der Stadtwache herbeizitieren. Möglicherweise hat er bereits Untersuchungen zur Herkunft des roten Sumpfkrautes veranlasst. Ich halte es angesichts der momentanen Lage für nicht sinnvoll, eine Säuberung der Stadt vorzunehmen. Wir wollen keinen weiteren und sodann gewiss weitaus gewaltsameren Aufstand riskieren." erwiderte Feuermagier Neoras.
Maximus
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Das Reichenviertel, Anwesen des Grafen
Der Graf hatte seinen Spaziergang durch die angelegten Gärten bereits beendet und war zurück in seinem Anwesen im Reichenviertel. Die aktuellen Geschehnisse hatten seine gesamte Aufmerksamkeit gefordert, wodurch er die täglichen Geschäfte abermals vernachlässigt hatte. Durch seinen gesellschaftlichen Aufstieg, der nicht zuletzt auch durch das Anwesen im Reichenviertel gewährleistet wurde, musste sich Maximus neu positionieren. Nicht nur, dass er den Handel mit Lebensmittel und Ausrüstung für nicht mehr angemessen empfand, wollte er den Ruf seines Adelshauses wieder herstellen. Der Graf ließ dabei offen, ob er geachtet oder gefürchtet werden wollte.
Doch Maximus war es auch dieses Mal nicht vergönnt, seine Unterlagen zu studieren und nach einem geeigneten Händler zu suchen, der seine Geschäfte im Händler- und Handwerkerviertel übernehmen sollte. Sein Kammerdiener Adalbert klopfte behutsam an die Tür des Arbeitszimmers, trat herein und erhob sodann seine Stimme: "Verzeiht, mein Herr. Der ehrenwerte Markom wünscht Euch zu sprechen." Maximus seufzte genervt und erhob sich wenig später, um den ersten Sekretär des Gildenmeisters Trevorius zu begrüßen. Markom stand im Empfangsraum des Anwesens und lief ungeduldig auf und ab. "Ich grüße Euch. Was verschafft mir die Ehre?" sagte Maximus mit leicht sarkastischer Stimme.
Markom hingegen hob irritiert die Augenbraue und erwiderte: "Was geht im Hafenviertel vor sich!? Uns liegen Berichte vor, in denen man Eure Anwesenheit im Hafenviertel beschreibt. Ihr sollt geradezu schlichtend auf die Bewohner eingewirkt haben. Die Destabilisierung des Hafens wurde über Monate hinweg geplant. Die von uns eingesetzten Kräfte haben den Auftrag erhalten, die Bevölkerung aufzuwiegeln und die Stadtwache von dort zu vertreiben. Wir waren doch übereingekommen, keine öffentliche Präsenz zu zeigen! Wollt Ihr die Destabilisierung etwa verhindern!?" Der Graf schüttelte mit dem Kopf und versuchte die Situation zu erklären: "Beruhigt Euch, Markom. Ich habe von meinem Informanten bei der Stadtwache erfahren, dass man die Ordnung im Hafenviertel wieder herstellen wollte. Die Männer und Frauen waren noch nicht organisiert. Ein gewaltsamer Widerstand gegen den Orden daher zwecklos. Ich hielt es für zielführender, möglichen Maßnahmen des Ordens zuvorzukommen und den Aufstand durch meine Anwesenheit zu verschieben. Seid daher unbesorgt. Tingalf hat klare Anweisungen erhalten und handelt im Sinne der Händlergilde. Der Hafen wird destabilisiert werden, wie es der Gildenmeister verlangt."
Die Worte des Grafen schienen Markom zumindest etwas zu beschwichtigen. Die Händlergilde hatte in den vergangenen Wochen und Monaten viele Ressourcen darin investiert, als wohlwollende Gemeinschaft zu gelten und insbesondere die Beziehungen zur Zitadelle stetig zu verbessern. Die Destabilisierung des Hafens durfte daher unter keinen Umständen auf die Aktivitäten der Händlergilde zurückzuführen seien. Dass das rote Sumpfkraut nahezu zeitgleich zum Problem wurde, als die Händlergilde ihren Plan umsetzte, war eine glückliche Fügung.
Der erste Sekretär des Gildenmeisters erwiderte: "Gut. Es wäre natürlich begrüßenswert gewesen, wenn Ihr uns die Informationen weitergeleitet hättet. Ihr scheint aber zweifellos im Sinne unserer Gemeinschaft gehandelt zu haben. Euer Spitzel, den Ihr bei der Stadtwache eingeschleust habt, erweist sich als äußerst nützlich... aber wie dem auch sei. Der Gildenmeister verlangt eine persönliche Erklärung für Euer Vorgehen im Hafenviertel. Ich bin mir sicher, dass etwaige Missverständnisse schnell aus dem Weg geräumt werden können."
Geändert von Maximus (21.06.2017 um 21:53 Uhr)
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Das Tempelviertel
"Wir müssen jedoch bedenken, dass wir ein erhebliches Risiko damit eingehen, noch länger untätig zu bleiben. Ein Schwarzmagier unter den Bürgern der Stadt ist eine unmittelbare Bedrohung für unsere Mission." gab Isgaroth zu bedenken. Feuermagier Ventros konnte dem aber nur bedingt zustimmen: "Ein unüberlegtes und vorschnelles Vorgehen könnte die Situation dieser Stadt aber nur noch verschlimmern. Wir sollten keine Maßnahmen ergreifen, dessen Erfolg zweifelhaft aber dessen Auswirkungen nicht kalkulierbar sind. Erst wenn sich unsere Vermutung bestätigt und wir einen Verdacht zum Aufenthaltsortes eines potentiellen Schwarzmagiers haben, sollten wir einen Einsatz der Ordenskrieger riskieren."
"Wir sollen den Bürgern noch länger der Gefahr eines Schwarzmagiers aussetzen, als es bisher schon geschehen ist? Die Untersuchungen des roten Sumpfkrautes haben bereits genug Zeit in Anspruch genommen. Wir sollten jetzt handeln!" erwiderte Isgaroth seinem Gegenüber. Doch auch dieses Mal musste Feuermagier Ventros widersprechen: "Die Untersuchungen waren anspruchsvoll. Leider war Feuermagier Neoras in eigene Experimente vertieft und Feuermagier Kalthar steht noch immer unter Arrest. Letztlich waren es seine Aufzeichnungen, die mir bei der Analyse geholfen haben. Davon abgesehen... ein unüberlegter Einsatz der Ordenskrieger könnte die Sicherheit der Bürger weitaus mehr gefährden, als es bisher die Anwesenheit eines Schwarzmagiers konnte.
Feuermagier Icarion schaute verärgert zu Ventros und erhob sodann ebenfalls seine Stimme: "Ihr habt die Aufzeichnungen von Kalthar verwendet!? Soweit ich weiß, wird ihm Ketzerei, wenigstens aber Aufwiegelei vorgeworfen!" Augenblicklich antwortete Feuermagier Ventros: "Ungeachtet seinen möglichen Verfehlungen, war und ist er ein ausgezeichneter und erfahrener Alchimist. Ohne seine Aufzeichnungen hätte ich die Experimente wohl nicht erfolgreich beenden können." Von diesen Worten ließ sich Icarion jedoch nur wenig beeindrucken und erwiderte sogleich: "Dann gebt Ihr Anlass, an Euren Fähigkeiten zu zweifeln! Wie könnt Ihr von möglichen Verfehlungen sprechen!? Kalthar hatte gegen die oberste Feuermagierin aufbegehrt! Wohlmöglich sollten Euch seine Aufzeichnungen in die Irre führen!"
Das Gespräch drohte sich zu einer hitzigen Diskussion zu entwickeln. Der betagte Bibliothekar des Ordens - Feuermagier Vestos - ging dazwischen und entgegnete mit fester Stimme: "Ihr seid nicht in der Position, an den Fertigkeiten des Bruders Ventros und des Bruders Kalthar zu zweifeln, lieber Icarion. Beide haben ihre ausgezeichneten Kenntnisse der Alchemie mehrfach unter Beweis gestellt. Abgesehen davon spielt die Schuld oder Unschuld von Bruder Kalthar in dieser Diskussion keine Rolle. Ein Urteil kann allein durch den hohen Rat gefällt werden. Bis dahin ist Feuermagier Kalthar ein angesehenes und respektiertes Mitglied unserer Gemeinschaft."
Feuermagier Vestos atmete schwer und fuhr dann fort: "Ich halte es auch für richtig, zunächst weitere Informationen zu sammeln. Je besser wir informiert sind, desto effektiver können wir dem Schwarzmagier begegnen - sofern es denn überhaupt einen in unserer Mitte gibt. Bis dahin sollten wir keine weiteren Ordenskrieger entsenden. Ich bin nicht daran interessiert, dass aufgebrachte Bürger meine Bibliothek anzünden..."
Maximus
Geändert von Die Feuermagier (08.11.2016 um 20:38 Uhr)
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Das Hafenviertel
Die Dunkelheit hatte sich über Argaan ausgebreitet und ein kalter Wind zog durch die Gassen der Stadt. Die Novizen des Feuers hatten ihre Bemühungen bereits pausiert und wollten am nächsten Tag weitere Lebensmittel verteilen. Nur die Stadtwache war noch immer im Hafenviertel zugegen und wollte so einen weiteren Aufstand verhindern. Auch Hierodius Lex hatte sich dieser Aufgabe angenommen und patrouillierte zusammen mit anderen Angehörigen der Stadtwache durch die unübersichtlichen und dunklen Gassen. Eine Fackel war alles, was die unebenen Wege erleuchtete.
Doch der Weibel der Stadtwache war nicht zufrieden. Sein schneller Aufstieg in der Hierarchie ließ viele Fragen aufkommen und die mittlerweile undurchsichtige Befehlsstruktur tat ihr Übriges dazu bei. Eigentlich war Redlef als Hauptmann für die ihm unterstehenden Soldaten verantwortlich. Dennoch erhielten die Angehörigen der Stadtwache auch immer wieder direkte Befehle durch Beamte der Zitadelle, die dadurch die vorhandene Befehlsstruktur ignorierten und den Hauptmann als Führungsposition übergingen. Zu guter Letzt gab auch der kürzlich in Thorniara eingetroffene Lord Kastor eigene Befehle, die bereits im Widerspruch zu den Befehlen der Zitadelle standen.
So führte Hierodius Lex eine Patrouille im Hafenviertel an und befolgte damit einen Befehl des Hauptmannes. Gleichzeitig hatte die Zitadelle aber befohlen, die Präsenz der Stadtwache nicht über das übliche Maß hinaus zu erhöhen, während Lord Kastor - dessen Befehlsgewalt noch in Frage gestellt wurde - eine Verstärkung der militärischen Anlagen befahl. Ein jeder Soldat erkannte das Durcheinander und war dementsprechend verunsichert.
Doch während der Patrouille musste sich Hierodius Lex konzentrieren und konnte nicht über das Durcheinander bei der Stadtwache nachdenken. Gerade zu diesen Zeiten, in denen die Bewohner des Hafens die Autorität des Ordens in Frage stellten und keine Hemmungen hatten, ihre Waffen gegen die Feuermagier zu erheben, war äußerste Vorsicht geboten. In den dunklen Gassen konnte ein Überraschungsangriff verheerende Folgen haben.
Der breitgebaute Soldat hoffte aber, dass das zuletzt gezeigte Gewaltpotential nur von einigen wenigen Bürgern ausging und sich der Rest lediglich an dem Protest beteiligt hatte. "Habt Ihr das auch gehört!?" fragte einer der Wachen beunruhigt. Hierodius Lex horchte auf, schüttelte dann aber mit dem Kopf. "Es klang fast als... als hätte jemand sein Schwert aus der Scheide gezogen. Hmpf... ich glaube, ich werde hier noch paranoid. Warum ist es hier auch so dunkel!?" Der breitgebaute Soldat lachte auf und erwiderte: "Nur keine Sorge, wir sind in der Überzahl. Na los, noch ein paar Stunden und wir haben unsere Pflicht erfüllt..."
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Rupert, Jason, Billard, Lex und Redlef saßen in der kleinen Schreibstube des Hauptmanns und besprachen das weitere Vorgehen für die nächsten Wochen und Monate. Der Aufstand im Hafen hatte niedergebracht werden können, auch schien die Präsenz der Reiter dafür gesorgt zu haben, dass die Menschen dort erst einmal die Füße still hielten. Die Weibel der Stadtwache mussten dennoch weiter mit Angriffen auf sie und ihre Männer in den Straßen rechnen. Die Lage blieb angespannt.
»Am aller schlimmsten sind die widersprüchlichen Anweisungen. Wenn hier jeder befiehlt, was er für das Beste hält, dann erreichen wir bloß eine ansteigende Unzufriedenheit in der Bevölkerung, was über kurz oder lang zu Aufständen führen wird. Also in Zukunft wird nur noch das ausgeführt, was aus dieser Stube kommt. Es ist mir dabei egal, ob Euch die Befehle gefallen oder nicht. Wenn wir den Laden zusammenhalten wollen, müssen wir vereint allem Übel gegenübertreten. Beschwerden werden ebenfalls direkt am mich gerichtet.« Redlef machte eine kurze Pause und sah seine Männer für einen Moment eindringlich an. Seine Laune war nicht besonders gehoben. Gerne hätte er jeden verfügbaren Mann in den Hafen beordert und dort keinen Stein auf dem Anderen gelassen, solange bis jeder Querulant aufgeknüpft war, doch es half nichts. Kopfloses Vorgehen half Niemandem.
»Nun zum Wesentlichen: Sobald dieser Ritter des Königs … Lord Kastor … seinen Hintern und den seiner Männer nach Stewark verfrachtet hat werden unsere Männer von dort zurückkehren. Das wird unsere Situation jedoch nur wesentlich verbessern. Dennoch werde ich die Männer auf den Mauern nicht abziehen. Der letzte Überflug des Drachen hat gezeigt, wie effektiv das Besetzten der Geschütze ist. Der Drache verschwand kaum, dass er aufgetaucht war. Das bedeutet aber auch, dass wir die Innere Sicherheit anders in den Griff bekommen müssen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass diese neue Droge nicht zwingend aus dem Hafen kommt. Alles deutet darauf hin, soll es sicherlich auch, doch es gibt Spuren, die ins Reichenviertel führen. Um den Konsum und die Verbreitung in Zukunft so weit wie möglich zu unterbinden, werden wir die Wachen aus dem Reichenviertel abziehen. Die Händler haben inzwischen ihre eigenen Wachen und Söldner, die können auf sich aufpassen. Stattdessen, werden die Hafen Eingänge stärker kontrolliert und ich will das Ihr, Lex, Eure Männer nehmt und die Mauer zum Hafen eingehend untersucht. Es muss dort irgendwo einen Durchgang, einen Tunnel oder Ähnliches geben. Durchsucht auch die Lagerhäuser, die nicht der Stadt gehören. Die Händler werden das nicht gut heißen, besonders diese Handelsgilde, doch das ist mir Egal. Irgendwo wird irgendwie dieses Zeug hin- und hergebracht.« Redlef sah zu Rupert herüber. »Während Lex dort das Ungeziefer Aufscheucht, wirst du Rupert, dort untertauchen und sehen was passiert. Sieh dich auch im Armenviertel um. Die Hoffnung besteht, dass der Drang danach so groß wird, dass die Leute anfangen Fragen zu stellen. Wenn das passiert, finden wir die Spur, die zur Quelle führt.« Red zog eine Stadtkarte hervor und kreiste zwei Bereiche mit dem Finger darauf ein. »Jason und Billard, ihr werdet hier um den Markt und die Hauptstraße dafür sorgen, dass die Bürger ungestört ihren Angelegenheiten nach…«
Ein energisches Klopfen an der Tür unterbrach den Hauptmann in seiner Rede. Ohne Aufforderung wurde die Tür aufgerissen und ein Novize trat ein. »Hauptmann Cast?«, seine Stimme war nicht unhöflich, erwartete aber auch, dass man ihn aussprechen ließ und keine Wiederworte gab. Red seufzte genervt. »Ja?«
»Die Feuermagier wollen Euch sprechen. Sofort. Ich möchte Euch bitten, jetzt mit mir zu kommen.«
Möchte?, dachte sich Redlef, will… befehle… gebiete… hätte es wohl ehr getroffen…
Er wandte sich seinen Männern zu. »Es kann nicht lange dauern. Macht Euch in der Zwischenzeit ein paar Gedanken dazu. Wenn ich zurückkehre, dann beenden wir die Besprechung.«
Der Weg ins Tempelviertel war nicht sehr weit. Kurze Zeit später standen sie vor einer Tür, durch deren Ritzen das flackernde Licht von Kerzen schien. Erneut klopfte der Novize an. Dieses Mal sehr viel sanfter, wie Red nicht entging. Es folgte ein ‚Herein‘, dann betraten die Beiden das Zimmer. Redlef sah in die Gesichter fünfer Magier. Ihre Minen verrieten, dass sie ihn nicht zum Teetrinken eingeladen hatten.
»Für Innos! Meine Herren, dies ist ein denkbar unglücklicher Zeitpunkt. Ich war gerade in einer Dienstbesprechung und es wäre gut, wenn Ihr, Eure Hochwürden, mir sagt, was Ihr von mir wissen wollt, damit ich schnellstmöglich zurück zu meinen Pflichten kann.«
Geändert von Redlef (15.11.2016 um 23:43 Uhr)
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Das Tempelviertel
Noch immer waren die Feuermagier in reger Diskussion vertieft. Mittlerweile konnten sie sich zwar bereits darauf verständigen, nicht ohne weitere Informationen einen Einsatz der Ordenskrieger zu veranlassen. Doch die Bedrohung eines Schwarzmagiers war derart unmittelbar, dass die Erwählten Innos' keinen einzigen Tag vergeuden wollten.
Gerade als Feuermagier Icarion noch einmal seine Bedenken dazu äußern wollte, dass die Untersuchungen des roten Sumpfkrautes mit Hilfe der Aufzeichnungen von Bruder Kalthar durchgeführt worden waren, klopfte es an der Tür. Wenig später trat der Novize Logrem ein und erhob seine Stimme: "Verzeiht die Störung. Ich bringe den Hauptmann der Stadtwache, wie mir zugetragen wurde." Wohlwollend nickten die Feuermagier und ließen den Soldaten eintreten.
Das Gesicht des eher unscheinbar wirkenden Hauptmannes kam nur Bruder Icarion bekannt vor. Die übrigen Feuermagier verbrachten ihre Zeit in den Laboren und Bibliotheken des Tempelviertel und hatten nur wenig Kontakt zu den übrigen Bewohnern der Stadt. "Für Innos! Meine Herren, dies ist ein denkbar unglücklicher Zeitpunkt. Ich war gerade in einer Dienstbesprechung und es wäre gut, wenn Ihr, Eure Hochwürden, mir sagt, was Ihr von mir wissen wollt, damit ich schnellstmöglich zurück zu meinen Pflichten kann."
Feuermagier Vestos faltete die Hände und erwiderte mit leiser Stimme: "Für Innos, mein Sohn. Sei dir gewiss, dass du dich in Kürze wieder deinen Pflichten widmen kannst. Sei dir aber auch gewiss, dass wir die Zeit von dir verlangen, die wir für nötig erachten. Wir haben dich hierher zitieren lassen, mein Sohn, um weitere Erkenntnisse zum roten Sumpfkraut zu erlangen. Wir vermuten, dass das Sumpfkraut in dieser Stadt manipuliert und an die Bevölkerung verteilt wird. Was weißt du darüber?"
Maximus
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Red stellte sich vor die gediegenen Männer, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und blickte auf sie herab. Er konnte es nicht nur nicht leiden in seiner Arbeit unterbrochen zu werden, sondern es missfiel ihm auch, Sohn genannt zu werden. Ihn verband nichts mit diesen Herren, außer vielleicht der Glaube…
Es half jedoch nichts sich jetzt darüber zu ärgern. Er musste dieses Gespräch zu einem baldigen Ende bringen.
»Ich habe inzwischen eine heiße Spur, der ich nachgehe, doch gerne werde ich Euch alles berichten, was ich bisher herausgefunden habe: Das Sumpfkraut scheint hier in der Stadt hergestellt zu werden. Es wird dann von drei Zwischenhändler im Hafen und Armenviertel an die Menschen verkauf, die es dann wiederum teils sich gegenseitig verkaufen oder rauben. Jedoch ist das unwichtig. Wichtiger ist es, von wem diese Zwischenhändler das Zeug bekommen. Hierbei verhärtete sich der Verdacht, dass das kraut aus dem Reichenviertel kommt. Die Viertel grenzen aneinander, was für sich genommen noch kein Beweis ist, aber es muss dort irgendeinen uns unbekannten Zugang geben. Denn die Tore werden so streng bewacht wie nie. Außerdem, und dies ist reine Spekulation meinerseits, hat der Rotgesichtige Priester seinen Unterschlupf ebenfalls im Reichenviertel. Meine Quellen berichteten mir, dass er ein bewanderter Mann sein muss, jemand der sich in der Welt gut auskennt und dem die Bedürfnisse der einfachen Leute am Herzen liegen. Ich spekuliere mal weiter, dass es dabei entweder um Geld geht oder um schlechte Erfahrungen mit Hierarchien, Erlebnisse in einem Krieg vielleicht? Das verengt den Kreis der verdächtigen. Ohne anschuldigen machen zu wollen, richten sich meine Ermittlungen zur Zeit in Richtung der Händlergilde, die aus einem fernen Land kommt, das ebenfalls von Krieg und einer vom Volke häufig als ungerecht angesehenen Feudalismus regiert wird. Einer meiner Weibel konnte mir dazu einiges berichten. Zudem hat sich die Gilde während der Notzeiten für die Ärmsten der Armen eingesetzt. Zudem würde ein Sturz des Ordens hier auf der Insel ihren Handel freier gestalten. Andernfalls gibt es einen weiteren freien Händler, den ich im Visier habe. Er stammt gebürtig aus Varant und kam nach der Eroberung durch das Reich hier auf die Insel. Seine Tochter ist als Schwarzmagierin bekannt. Da diese Beliarskultisten nun nicht gerade für ihre Nächstenliebe bekannt sind frage ich mich noch welcher Antrieb genau dahinter stecken könnte, doch das Chaos, dass durch diesen selbsternannten Priester verursacht hat durchaus von Beliar favorisierte Chaos.«
Redlef machte eine kurze Pause und sah die Männer an. »Ich muss an dieser Stelle noch einmal mit Nachdruck deutlich machen, dass ich für diese Anschuldigungen bislang keine Beweise habe. Es sind lediglich Vermutungen, denen ich nun näher auf den Grund gehe. Ich habe einige meiner Männer auf die Zwischenhändler im Hafen angesetzt und lasse ebenfalls nach diesen geheimen Durchgängen zwischen Hafen und Reichenviertel suchen. Das gestaltet sich seit der Pest jedoch schwierig, da kein vernünftiger Mensch seit dem mehr gern in die Kanalisation geht, dort vermute ich die geheimen Transferrouten.«
Red verlagerte sein Gewicht ein wenig und überlegte, ob er noch etwas Wichtiges vergessen haben könnte. »Nun…«, fuhr er gedehnt fort, »Der Konsum des Krauts scheint etwas zurück gegangen zu sein. Zu mindestens tauchen nicht mehr so viele Verrückte in meinem… im Kerker auf.« Redlef musste sich schnell berichtigen. Der Kerkermeister steckte noch zu sehr in ihm. »Doch dafür gibt es Berichte, dass die Menschen auch außerhalb des Armen- oder Hafenviertels auf den Geschmack gekommen sind…«
Dann erinnerte sich Red an Madlens Worte. »Nun, wenn es dem Mann tatsächlich am einfachen, hilflosen Volk gelegen ist, könnte es ihn vielleicht aus der Reserve locken, wenn er denkt, dass wir, die Stadtwache, uns zu einem härteren Vorgehen gegen solche Sünder entschlossen haben. Doch für mehr Präsenz auf den Straßen oder auch Razzien in entsprechenden verdächtigen Häusern fehlen mir die Männer und ich müsste auf die Hilfe der Ordensritter zurückgreifen. Ein solches Vorgehen könnte jedoch ein Funken in die sowieso schon siedende Stimmungs-Öltopf der Stadt sein. Jedoch treten wir mit derartiger Unterbesetzten auf der Stelle. Bisher habe ich von diesem Kerl nicht eine einzige Spur finden können, die in irgendeiner Weise sichere beweise liefert. Es schein, er wäre ein Phantom…«
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Das Tempelviertel
Aufmerksam hörten die Feuermagier den Ausführungen des Hauptmannes zu. Tatsächlich hatte er bereits Untersuchungen zur Herkunft und Verbreitung des roten Sumpfkrautes durchführen lassen. Umso fahrlässiger war es, dass er dem Orden die durchaus brisanten Erkenntnisse nicht unverzüglich mitgeteilt hatte, sondern erst eine Herbeizitierung durch die Erwählten Innos' von Nöten war.
Vor Verärgerung war Feuermagier Icarion dazu verleitet, mit der geballten Faust auf den Tisch zu hauen. Im letzten Moment stoppte er die Bewegung seines Armes und atmete durch. "In dieser Stadt breitet sich eine neuartige und äußerst aggressive Droge mit rasanter Geschwindigkeit aus, die zu Wahnvorstellungen und vollständigen Kontrollverlust führt. Lord Jun beschrieb die Auswirkungen als Anzeichen einer Besessenheit und die Stadtwache verfügt über Kenntnisse, wonach ein Bürger möglicherweise in Kontakt mit einer Schwarzmagierin steht!? Warum erfährt der Orden erst jetzt davon!?" fragte er erbost.
Doch Bruder Neoras versuchte zu vermitteln: "Die Untersuchungen sind doch noch nicht abgeschlossen. Vielleicht ist die Vermutung nicht richtig und der Bürger hat gar keinen Kontakt zu irgendeiner Schwarzmagierin. Es ist sicherlich sinnvoll, wenn wir nicht voreilig..." Plötzlich öffnete sich die schwere Holztür und eine den Feuermagiern sehr wohl vertraute Stimme erhob sich: "Der Verdacht sollte Anlass genug sein, die Ordenskrieger zu mobilisieren und diese Stadt endgültig zu säubern!" Es war der noch immer unter Arrest stehende Bruder Kalthar und noch ehe einer der anderen Feuermagier reagieren konnte, erhob er abermals seine Stimme und fuhr fort: "Ihr habt mittlerweile herausgefunden, dass das Sumpfkraut durch das Wirken schwarzer Magie manipuliert wurde? Ich hatte das Kraut ebenfalls untersucht, war jedoch auf die Komplexität der Veränderung nicht vorbereitet."
"Du sprichst von Säuberung, dabei hast du dich selbst gegen die oberste Feuermagierin erhoben!" warf ihm Icarion mit harschen Tonfall vor. Doch das konnte Kalthar nicht beeindrucken. "Man hört nicht zu... Noch einmal: Ich war auf die Komplexität der Veränderung nicht vorbereitet. Scheinbar manipulierte das Sumpfkraut auch meine eigene Wahrnehmung. Wenn es selbst auf mich eine solche Wirkung entfalten kann, sollten wir unverzüglich handeln. Wo hält sich dieser Bürger auf?"
Maximus
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Das Reichenviertel, Anwesen der Händergilder
Der Graf hatte genügend andere Angelegenheiten zu klären, als Trevorius aufzusuchen. Doch er wusste aus eigener Erfahrung, dass man den Gildenmeister besser nicht unnötig warten ließ. Nachdem er sich beim Gold- und Silberschmied Theobald über den Fortschritt seines Auftrages erkundigt hatte, suchte er also das Anwesen der Händlergilde auf und wartete darauf, dass er von Trevorius hereingebeten wurde.
Wie so oft schaute Maximus auf das in Gold gerahmte Gemälde der Hauptstadt von Rivellon. Es war ein Wagnis, das Gemälde auf der von einem Drachen bedrohten Insel auszustellen. Denn der namhafte Künstler war vor Jahren verstorben und seine Gemälde erzielten auf dem Kunstmarkt äußerst hohe Preise. Der Graf hatte kaum die Gelegenheit, sich in den detailreichen Zeichnungen zu verlieren, als sich die Tür zur Arbeitskammer des Gildenmeisters öffnete: "Schön, dass Ihr es einrichten konntet. Tretet doch bitte ein." sagte Trevorius mit freundlicher aber fester Stimme.
"Ich hatte wohl kaum eine andere Wahl..." erwiderte Maximus, als er in der Arbeitskammer platz nahm. Der Gildenmeister, der sich ebenfalls gesetzt hatte, nickte nachdenklich: "Das ist richtig. Ich habe nach Euch verlangt, weil ich eine Erklärung für die kürzlichen Ereignisse im Hafenviertel verlange. Vielmehr eine Erklärung über Eure Rolle in dieser Angelegenheit. Natürlich hat mir Markom bereits berichtet, dass Ihr aufgrund besorgniserregender Informationen Eures Spitzels gehandelt habt und Eure Präsenz daher unausweichlich schien. Ich möchte es im Detail aber gerne noch einmal von Euch erklärt haben." Der Graf nickte und erwiderte: "Zunächst einmal möchte ich mich für mein Versäumnis entschuldigen, die mir vorliegenden Informationen nicht an Euch weitergeleitet zu haben. Ich habe sie allerdings selbst so kurzfristig erhalten, dass ich augenblicklich handeln musste."
Maximus übergab dem Gildenmeister eine Notiz, die er am Vortag von einem Soldaten der Stadtwache erhalten hatte. "Ich wurde darüber informiert, dass die Stadtwache in Kürze in die Geschehnisse am Hafen eingreifen werde, um abermals die Ordnung wiederherzustellen. Es ging zu diesem Zeitpunkt aber vordergründig um eine Eindämmung des roten Sumpfkrautes. Mir lag allerdings auch eine Information von Tingalf vor, dass die Männer und Frauen am Hafen die Auseinandersetzung mit dem Orden suchten und sich abermals zu einem Protest formieren wollten. Es wäre ohne Zweifel zu einem gewaltsamen Aufstand gekommen. Mein Kammerdiener berichtete mir wenig später, dass sich in der Tat ein lautstarker Protest im Hafenviertel entwickelt hatte. Zusammenfassend wusste ich also, dass Tingalf den sich anbahnenden Protest aufgrund diverser Vorkommnisse nicht weiter hinauszögern konnte aber gleichzeitig die Stadtwache mobilisiert werden sollte, um die Kontrolle über den Hafen wiederzuerlangen beziehungsweise den Konsum des roten Sumpfkrautes einzudämmen. Ich hielt es deswegen für erforderlich, durch meine Präsenz schlichtend auf die Bevölkerung einzuwirken. Meinem Leibwächter war es sogar möglich, einen Angriff auf einen Magier des Feuers zu verhindern, auch wenn ich zu gerne gesehen hätte, wie man ihn ermorden würde..."
Der Gildenmeister lachte kurz auf, nickte dann zustimmend und antwortete: "Es war in der Tat bedauerlich, dass uns diese Informationen nicht vorlagen. Für uns gestaltete sich die Angelegenheit so, dass Ihr gegen unsere Pläne zur Destabilisierung des Hafenviertels arbeiten würdet. Ich denke, in Anbetracht der drohenden Maßnahmen der Stadtwache, habt Ihr richtig, wenn auch nicht besonders feinfühlig reagiert. Unabhängig davon, müssen wir unsere Vorgehensweise der aktuellen Situation anpassen. Wir sind während unserer Planung nicht davon ausgegangen, dass der Orden so zügig eingreifen würde. Es hat wohl tatsächlich etwas mit dem roten Sumpfkraut zu tun, welches uns zwar in die Karten spielt aber das Spielfeld etwas komplexer werden lässt."
Geändert von Maximus (22.08.2023 um 21:53 Uhr)
Grund: Name des Goldschmieds geändert
Berechtigungen
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