Erstmal generell nett, dass du dich nach dem anfänglichen Zweifel doch hingesetzt hast, um so einen interessanten Beitrag zu schreiben. Habe ich gerne gelesen.

Zitat von
Arkain
Das ist Sexismus, wo jeder mit muss

Ich denke generell stimme ich dir erstmal zu. Mir fällt auch des Öfteren auf, wie klischeebelastet AniMangas noch immer sind, die Frage ist nun aber, ob das wirklich der Großteil ist, oder nicht. In Werken, die man nicht unbedingt als unglaublich populär vermuten würde, scheints mir nämlich zumindest das ein oder andere Mal ganz anders zu laufen. Ich denke gerade an Horror und auch so manche Werke aus der Gurosparte, die mitunter doch sehr ambivalent sein können.
Uzumaki fand ich in der Hinsicht z.B. recht interessant, da die Protagonistin hier tatsächlich mit Problemen der Weiblichkeit kämpft. In einem Kapitel hat sie einen Stalker, in einem anderen sind ihre (weiblichen!) langen Haare ein Problem. Ob sie aber, gerade durch den Only Sane Man in Form ihres Freundes, wirklich eine starke weibliche Figur darstellt, will ich so spontan nicht sagen.
Drafting a Water Goddess, wie so manches Werk von Shintaro Kago, wirkt mir so, als parodiere es geradezu nicht nur den Traditionsfetisch der Japaner, sondern auch die Stellung von Frauen in eben dieser Kultur. Die arme auserwählte Frau im Werk scheint gar die einzige bei klarem Verstand zu sein, merkt sie doch an, dass diese tolle "Ehre" darin besteht ermordet zu werden. Na ja, außerdem wird sie noch vergewaltigt. Und gefoltert. Zu Tode. Harter Stoff.
Wie ich zuletzt auch schon Haftamo gegenüber sagte, gibt es natürlich immer wieder Werke, die grundsätzlich anders sind. Hätte aber zum einander mein Argument ein wenig gesprengt und Diskussionsstoff genommen, wenn ich das schon vorweg weiter ausgeführt hätte...und hätte den EP noch mehr gestreckt. Das, was mir wichtig erschien, hast du aber schon in einem Nebensatz erwähnt. Ausnahmen, auch wenn es sie gibt, sind fast immer unbekanntere Werke. Wenn ich meine Kritik dahingehend formuliere, dass ungesunde Rollenbilder massenhaft projiziert werden, sind damit natürlich auch die Werke in der Hauptkritik, die massenweise gelesen werden. Ein kleiner illustrer Kreis an Gegenbeispielenist...nur ein kleiner Kreis.
Und vor allem das Vorhandensein von Parodien zeigt doch schon, dass es einen verbreiteten Trend gibt, der sich parodieren lässt. Solche metakommentierende Literatur braucht ja einen deutlich erkennbaren, verbreiteten Bezug auf irgendwelche Tropes.
Ich denke aber, dass man Teile der These evtl. etwas klarifizieren sollte. Mir ist z.B. nicht so ganz klar, was genau du meinst, wenn du "[m]oderner AniManga verschleiert bloß besser die gleichen Plot Devices" schreibst. Etwa inwiefern du in Genderdarstellungen ein Plot Device siehst? Wenn du das meinst. Ich kann nachvollziehen, wenn man derartiges in Werken sieht, die sich primär um den Genderkrams drehen - "Wie werde ich eine gute Ehefrau: der Manga", wenn man so will. Aber das ist ja nun nicht gerade Inhalt des Großteils aller Werke, oder?
Nun, man liest ja zB in den Quellen, die ich weiter unten erwähne, dass es seltener diese hart sexistischen Steckenpferde gibt und Animanga sich vermeintlich auf einem besseren Weg befindet, weil es ja bspw. stärkere Frauen gibt. Tatsächlich meine ich aber, dass in vielen Animangas immer noch "die Frau als Plotstopper/Hindernis", die "Damsel-in-Distress" als Ziel, das RomCom-Kochen usw. gibt.
Aktuellere Animangas betreiben dabei mMn viel Augenwischerei. Erza aus Fairy Tail wird oft als Chef des Teams und Stärkste in der Protagonistenriege beschrieben, gerät aber trotzdem immer wieder in Lagen, in denen sie gerettet werden muss. Ist dann halt...gerade mal traumatisiert gewesen oder von einem Kampf erschöpft oder sonstwie fadenscheinig nicht in der Lage, sich selber zu befreien. Ach, und trägt kompensatorisch einen "Mode-fetisch" mit sich herum. Die Reporterin aus Hajime no Ippo wird als klug und gebildet eingeführt...spricht aber doch im Namen mütterlichen Nationalstolzes als ein Trainer über Japan lästert und schmachtet den schlafenden Ippo an. In Zankyo aktuell wird Lisa zwar ungeschminkt als Hundertste Auflage der hilf- und ahnungslosen Damsel dargestellt...aber der Anime versucht das durch ihren dramatischen Hintergrund irgendwie als etwas...nachvollziehbares?... zu erklären. Von Kram wie KissXSis, wo die Damen schlau und fleißig zu sein scheinen, die Schule im Griff haben, aber sich für ihren Stiefbruder in puncto Selbst-Objektivierung ständig überbieten, mag ich gar nicht anfangen. In Liar's Game ist die Protagonistin aufrichtig und sowas wie das moralische Korrektiv. Aber im Hauptgegenstand der Reihe - den Spielen - ist sie eigentlich immer außen vor.
Was ich damit sagen wollte, ist das Animange in meinen Augen nicht so sehr daran interessiert ist, Klischees zu überwinden, sondern sie überschminkt. Frauen werden öfter als tough und emanzipiert eingeführt, vielleicht um den Eindruck zu erzeugen, dass sie eben keine Klischee-Liebchen sind. Aber irgendwie geraten sie dann doch immer wieder in die selben Situationen bzw. erfüllen die selben Funktionen.
Emanzipation im Animanga-Mainstream heißt doch oft nur, dass die gleichen Klischees mit angeblich emanzipierteren Frauen gemacht wird. Oder mit Männern
Ich weiß leider bisher nicht, inwiefern ich dir bei Yaoi/Yuri recht geben kann. Ich kenne mich da leider auch nicht sonderlich gut aus, unter anderem, da ich dazu tendiere Yaoi eher zu meiden. Und zwar aus den Gründen die du so nennst - Yaoi Fangirls (und es sind immer Fangirls

) sind halt Heuchler. Einer sieht meistens aus wie ne Frau oder verhält sich zumindest so. Es ist in der Hinsicht vielleicht auch noch ganz interessant, dass meines Wissens zwei Arten von Yaoi/Shonen-Ai in Japan existieren (noch mehr, wenn man Pornographie hinzunimmt): von schwulen Männern für schwule Männer und die Variante, die an Frauen gerichtet ist (oft von Frauen). Es ist letztere Kategorie, der ich bisher über den Weg gelaufen zu sein scheine - und die Sachen wurden mir auch immer von Frauen empfohlen. Hmm. Mein Gefühl sagt jedenfalls
irgendwie ja, aber ich habe bisher schlicht zu wenig Ahnung, um es vernünftig beurteilen zu können. In Yuri ist mir durchaus auch mal hier und da was über den Weg gelaufen, das anders sein könnte, aber beschwören kann ichs jetzt auch nicht unbedingt.
Blue war da iirc ganz interessant, doch vielleicht irre ich mich auch.
Dass die Tendenz dahingeht, diese Genderkonzeptionen auch in homosexuell geprägten Geschichten
(irgendwie klingt das falsch...) beizubehalten wundert micht allerdings nicht. Auch im realen Leben höre zumindest ich immer wieder von derartigen Rollenverteilungen, also, dass ein Partner eher der Mann und der andere eher die Frau ist.
Da warten wir wohl beide auf Shanas Expertenmeinung

Die Yaois, die ich kenne, wie Partners oder Enzai bauen jedenfalls sehr deutlich auf der passiven, ausnutzbaren Charakterfigur, die in Hetero-Geschichten eig. immer die Frau ist.
Bei dem letzten Absatz will ich dir direkt mal das Stück "Private Lives" empfehlen

Das arbeitet mit Protagonisten, die nicht so recht mit ihrer Geschlechteridentität klarkommen und (deswegen) aneinander geraten.
Also, was halte ich davon und so? Schwierig. Generell nervt es mich irgendwie. Dabei gehts mir nicht nur darum, wie Gender dargestellt wird, auch optisch ärgern mich viele Charakterdesigns. Stichwort Übersexualisierung, was heutzutage eigentlich nicht mehr sein sollte.
True dat.
Kleiner Exkurs: Ich habe mich die Tage mal wieder kurz mit dem Thema Ninjas befasst. Natürlich stolpert man dabei über das ein oder andere bekannte Werk (nein, nicht nur
Naruto), z.B.
Ninja Scroll und
Basilisk.
Basilisk habe ich mir für meinen Teil immer gespart und immernoch das Gefühl wenig dabei verpasst zu haben. Jedenfalls, an
Ninja Scroll störte mich immer etwas das Design der Charaktere. Gut, es sind die 90er, da sind die Männer oftmals hypermaskulin, haben 70m breite Schultern usw. Mir gehen aber die paar Frauen auf den Geist, die vorkommen. Auch hier: es sind die 90er, seither sollte sich ja was getan haben. Wir haben hier an relevanten weiblichen Figuren im Wesentlichen mit Kagero eine ambivalent bis positive Frauenfigur und dann noch die zwei zu den Bösewichten gehörenden Frauen. Und irgendwie sind die alle hot as hell. Oh ja, eine hat ein paar Narben, natürlich welche, die im Wesentlichen schon wieder Fetischmaterial sind - ist ja furchtbar! Die andere ist ne Femme Fatale, na meinetwegen

. Was stört mich so? Die drei sind alle irgendwie monströs, die eine ist nen Schlangenmonster (yay, bestimmt insgesamt fünf Sekunden, in denen sie nicht hot as hell ist), die anderen beiden sind eine Sprengstoffnärrin und eine Giftfrau. Dass aber bei den monströsen acht Dämonenninjas (oder whatever) auch ein paar deformierte Leute dabei sind, ist der springende Punkt. Die paar, die eher unansehnlich sind, sind natürlich Männer. Dass Zakuros Supertechnik nicht darin besteht ihrem Opfer beim Sex den Kopf wegzusprengen ist irgendwie auch alles.
So und jetzt springen wir mal ins Jahr 2005, zu
Basilisk. Ich dachte mir also vor ein paar Tagen, hey, vielleicht schau ichs mir doch mal an. Kaum hab ich ein paar Charakterdesigns gesehen fühlte ich mich an
Ninja Scroll erinnert. Klar, ist auch beides vom gleichen Roman inspiriert, wen wunderts? Bei den Männern gibts Schönlinge und Freaks. Bei den Frauen? Klar, die haben auch ihre Mutationen, Superkräfte, whatever, aber natürlich sind alle Frauen, die nicht eh schon "ausgedient" haben (z.B. weil alt) wunderschön. Wer hat die größte Oberweite, wer hat das Outfit, das am meisten Haut zeigt? Nein, es kann keine weiblichen unansehnlichen Mutantenninjas geben, schließlich ist das Sexismus wo jeder mit muss und keine Freakshow, newa? Zwölf. Jahre. Nichts hat sich geändert. Ich hab mir
Basilisk dann übrigens doch nicht angeschaut.
Warum dieser Exkurs? Ganz einfach, es stört mich. Und es bestätigt deine These. Es hat sich nichts geändert. Gut, jetzt kann man sagen, dass die Serie schon wieder gute zehn Jahre alt ist (und der Manga noch älter), aber trotzdem.
Mhh ich finde den Link leider nicht. Habe unlängst mal einen witzigen Blogger-Artikel darüber gelesen, dass dicke, junge Frauen grotesk selten sind in Animanga

Das ist heute nicht anders, wenn man sich zB Shingeki no Kyojins Frauen anschaut.
Was die Darstellung tatsächlicher Genderkonzeptionen angeht, ists vielleicht nicht uninteressant sich die Unterteilung in verschiedene Zielgruppen anzusehen. Ich finde die zwar persönlich hart eigenartig (weil sie sich oft über das Magazin statt über den Inhalt zu definieren scheint), aber man sollte sie hier nicht ignorieren. Du sagst es ja selbst, männerorientierte Werke tendieren dazu actionlastig zu sein, während an weibliches Publikum gerichtete Werke eher von Emotionen, Romantik und Schmalz handeln. Wie es mich ankotzt. Also, diese Unterscheidung. Es ist so an den Haaren herbeigezogen. Ich frage mich öfters, wieso die Leute nicht versuchen aus diesen Konventionen auszubrechen. Gut, in Seinen und Josei ists meinem Eindruck nach häufiger so, dass nicht so starr dem Muster gefolgt wird, aber ein ernsthafter Romanzenplot in einem tatsächlichem Shonen (der nicht schon wieder Borderline-Seinen ist)? Kannste vergessen. Das sollte sich wirklich ändern. Besonders schockierend finde ich es aber erst, wenn man eine didaktische Komponente heranzieht. Vielleicht liegts an mir, aber ich denke, dass Shonen und Shojo immer irgendwie didaktisch sind, gerade, weil das gedachte Publikum relativ jung bis "fast erwachsen" ist. Freunde sind wichtig, diese Dinge eben. Die Problematik ist, dass veraltete Rollenbilder hiermit etwas zu stark vermittelt werden. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass die Romanze zwischen Oscar und André (Die Rosen von Versailles) einen unglaublichen Eindruck hinterlassen haben soll. In dem Sinne, dass sich halt viele, gerade der zeitgenössischen Leserinnen, erhofften, dass es ungefähr so läuft. Äääh, ja. Das ist es, was ich meine. Diese prägende, irgendwie didaktische, Note sollte man nicht unterschätzen. Wohlgemerkt möchte ich keine Gehirnwäschenverschwörungstheorie implizieren.
Da gibt es sicherlich ein Spannungsfeld. Shounen und Shoujo arbeiten ja oft didaktisch im Sinne der Zeigefingermoral. Da ist es gerade für Jüngere aber schwierig, abzugrenzen, wo das Lernenswerte aufhört. Sowas greift ja auch Hand in Hand. Da wird die Damsel in eine missliche Lage gebracht, um dem Helden (und damit der Perspektive der jungen Zuschauer) Anlass zu geben, mutig zur Tat zu schreiten. Mit welcher Sicherheit erwartet man da, dass ZuschauerInnen erkennen, dass der Held ein Realvorbild sein könnte, die Damsel aber nicht eine vorbildlich Frauenrolle spielt. Das markiert oder kommentiert ja kaum ein Shounen.
Wenn ich hier aufrollen würde, was mich an Shoujo- und Shounen in puncto Schema-haftigkeit stört, könnte ich einen neuen EP/Thread verfassen
Kommen wir zum heuchlerischen Part: ich mag Fanservice. Ich mag Ecchi. In Maßen. Ich mag es nicht, wenn ein Charakter ganz offensichtlich nur existiert, damit es Fanservice gibt. Solche Charaktere sind so überflüssig wie der Versuch für jeden Pantyshot in Aika einen trinken zu wollen tödlich endet. Natürlich kann es auch hier sinnvolle Ausnahmen geben. Sagen wir, die Charaktere sind in einem Stripclub. Ich habe kein Problem damit, wenn die furchtbaren emotionalen Abgründe der Stripperinnen nicht näher erläutert werden - sie sind ja auch keine wichtigen Figuren. Was mich stört ist übermäßig viel Fanservice und Ecchi bei Hauptcharakteren, denn, wie du schon schreibst, kann es die Ernsthaftigkeit einer Geschichte doch arg untermauern, wenn man niemals das Gesicht der weiblichen Charaktere zu sehen bekommt, weil die Kamera immer auf Brusthöhe oder unten ihnen verweilt. Ich kann mir auch gern mal reichlich sinnfreie 98% Ecchi-Comedy Werke geben, aber immer muss ich es echt nicht haben. Zu guter Letzt übrigens noch ein kleines Problem bei der Sache: Fanservice ist meinem Empfinden nach fast immer an heterosexuelle Männer gerichtet, etwas, das sich auch ändern könnte, oder sind wir wieder so weit, dass Frauen keine Sexualität haben? Realistisch betrachtet gucke ich aber wahrscheinlich einfach die falschen Genres.
Na, so wie du von Stripperinnen oder so schon redest, will ich auch mal klarstellen, dass ich nichts gegen Erotik oder nackte Haut per se aber. Nana to Kaoru oder Velvet Kiss sind zB Mangas, die eigentlich softcore-Pornographie sind. Die machen aber beide genau diesen dummen objektivierenden Mist nicht, weil sie ihre Inhalte immer kontextualisieren. Sinnvolle Elemente der Handlung, die auch etwas über die Charaktere verraten. Ich kann es auch verstehen, wenn in Holyland oder Sin City ein paar halbnackte Huren rumlaufen. Das erzeugt in beiden Fällen die Atmosphäre der jeweiligen Handlungsorte. Ecchi-Kram bzw. sexistische Verwendung ist es in meinen Augen eher, wenn eigentlich grundlos irgendwelches Bildmaterial zum Fappen eingeschoben wird. "Hier habt ihr einen dramatischen Moment - Mit Titten!" "Zombies fressen die Schülerin... die wie ihr sehen könnte blaue Panties trägt!". Das wirkt unsäglich billig und plakativ.
Man kann ja vieles zeigen. Aber eben bitte mit guten Gründen.
Wozu also der Krams? Weiß ich nicht. Ernsthaft. Ich kann höchstens einen Sinn in Parodie und Satire sehen, ansonsten sinds eben nur olle Klischees und zwar diejenigen, die mitunter gesellschaftlich fesselnd sein können und von denen wir uns lösen sollten. Andererseits, solche Geschichten gibts natürlich immer. Es gibt immer diese eigenartige Nostalgie. Damals, als der Mann nach getaner Männerarbeit nach Hause kam, seinen Hut aufhing und die Frau bereits das Essen auf den Tisch stellte.
Pleasantville befasst sich z.B. damit. Ich denke nicht unbedingt, dass man jetzt alle Hausfrauencharaktere unter den Tisch kehren oder in starke Ninjamonster verwandeln sollte. Eher sollte man versuchen das Narrativ derart zu gestalten, dass klar wird, dass es auch andere Ideale gibt. Umso jünger die Zielgruppe, umso wichtiger dieser, öh, "Grundsatz". Natürlich sollte es idealerweise nicht derart geschehen, dass irgendwelche Texteinblendungen aufploppen, oder Mary Sue, ihres Zeichens Superfrau, immer gewinnt und den dummen Hausfrauen erstmal erklärt, warum sie unfähig sind. Bei erwachsenen Zuschauern hoffe ich ja immer, dass sie intelligent genug sind, sich eigene Meinungen zu bilden und mal etwas nachzudenken. Unter Umständen ist
Mona Lisa Smile hier eine Empfehlung wert? Natürlich wieder kein Anime
Solche Inhalte könnte man ja zumindest nicht unkommentiert in einen Manga einbauen. Postfeminismus empfiehlt dem Film ja zB, durch Kommentare die Handlung zu zerrütten. Bei Videospielen macht das zB Braid finde ich ganz gut. So könnte man zumindestden Zuschauer dazu verleiten, kritischer mit dem Gesehenen umzugehen. fördert/fordert aber auch Medienkompetenz

Wenn ein Animanga keine Position zum Gezeigten bezieht, kann man es allzu leicht als ernste Darstellung (miss-)verstehen. Dabei gibt es wahnsinnig viele Techniken um gerade im Anime auch optisch (zB durch Parallelmontagen) effektiv mit Zuschauererwartung zu spielen und bei den Auflösungen dazu zu zwingen, über das Gesehene nachzudenken. Dazu später gleich mehr.
Wie gesagt könnte es interessant oder gar sinnvoll sein sich Parodie und Satire zu widmen, auch in Werken, die dies nicht ausschließlich sind. Wohlgemerkt denke ich jetzt im Wesentlichen ans Metalevel und nicht unbedingt an politische Satire. Umso mehr diese Genderproblematik dort aufgegriffen wird, umso bedenklicher und prävalenter ist sie, behaupte ich. Na ja und dann ist da noch diese Idee, sich mal näher die pornographische Seite anzuschauen, wie ich schon im OT anmerkte. Da dürfte man auch einige interessante Schlüsse draus ziehen können, denn alle Fiction, egal wie gut oder schlecht, reflektiert schließlich irgendwie Kultur.
Wenn man sich mal quantitativ der Sache widmen würde, wäre das sicher ein interessanter Einstieg. Mal zu schauen, wie viel Metakommentar es gibt, um daraus zu schließen, wie verbreitet das kommentierte Phänomen sein mag.
Ich denke aber dennoch, dass eine Weiterentwicklung vorliegt. Immerhin werden Frauen jetzt nicht mehr ausschließlich in passive oder schwächliche Rollen gedrückt. Es mag am Alter liegen, aber ich fands bei Cyborg 009 immer etwas blöd, dass die Frau solche typischen Frauenfähigkeiten hatte. Ist ja fast so schlimm wie mit Susan Storm, deren Rolle auch ewig nur "Tittenbonus" war. Natürlich, rein strukturell hat sich nicht so viel geändert. Abhängigkeiten gibt es trotzdem etc. Aber allein, dass es jetzt weibliche Charaktere gibt, die Männerrollen übernehmen ist imho ein Fortschritt.
Wie gesagt, das gibts so und so. Viele starke Frauen haben quasi zum Ausgleich völlig überzeichnete Frauen-Charaktermerkmale. Erza hat Mode, Juvia hat Grey, Miu aus HSDK... hat Katzen, die Gothic-Lolita aus Breaker:NW ihr Gesichtm blablublub. Ich tue mich, wie du sicher merkst, schwer damit, einen Fortschritt anzuerkennen, wenn auf der anderen Seite so viel im Argen liegt.
Vielleicht ist es auch nicht uninteressant, das Geschlecht der Autoren zu betrachten. Ich fand z.B. Fullmetal Alchemist als Shonen ziemlich gut. Bemerkenswert war für mich, dass nicht so viel endloses Rumgedödel stattfand und es so wenig Shonenklischeemüll gab, dass es imho schon Richtung Seinen driftet - und dabei ists afaik von einer Frau. Ich habe mich ob dieser Erkenntnis mal gefragt, ob vielleicht weniger Klischeemist dabei rauskommt, wenn der Autor nicht in der gedachte Zielgruppe ist und auch nie ein Teil davon war. Aber das ist natürlich schon wieder irgendwie in sich selbst sexistisch.
Winry steht nicht umsonst in tougher Pose unten bei den Thesen im EP und nicht bei den Geschlechterrollen im AniManga

Ich mag FMA auch sehr gerne. Vor allem weil er es versteht, Charaktere nachvollziehbar menschlich und nützlich zu machen. Winry oder Lisa sind zwar nicht die Stars der Geschichte, aber trotzdem nützliche, selbstständige Charaktere, die ihren Beitrag leisten. Ich finde es außerdem nett, wie der Manga es schafft, beide als attraktive Frauen zu charakterisieren, ohne auch nur einmal billig ihre Reize ausschöpfen zu müssen. Vielleicht liegt das wirklich daran, dass die Mangaka ihr eigenes Bild einer toughen, schönen Frau umsetzen wollte und nicht das eines Mannes.
FMA lässt sich insofern auch gut heranziehen, um zu belegen, dass Slapstickt, Shounen, Action, No-Brain-Szenen usw. auch sehr gut funktionieren mit einer anständigen Botschaft und ohne drückenden Sexismus.
Kurz etwas zu Einzelwerken. Du nennst als Gegenbeispiel unter anderem Black Lagoon. Selbst da fand ichs immer etwas eigenartig, wenn ich ehrlich bin. Klar, die Gendersache ist total anders, es handelt sich hier um Powerfrauen und so, dennoch kam mir das Design immer etwas falsch vor, weil es zur Übersexualisierung neigt. Gerade bei Revy. Immerhin hat man im Gegenzug die recht stark entstellte Balalaika. Und dann hat man wieder groteskere Elemente, wie die Verstümmelungen in der OVA (diese Änderung fand ich übrigens unnötig).
Ganz besonders frustrierend fand ich für meinen Teil übrigens Bunny Drop. Während mir die erste Hälfte gefiel (ja, auch hier hat man typische Elemente, nämlich, dass Rin kochen will - aber fuck it), wandelte sich die zweite in ein absolute Negativbeispiel. Anstatt von den Problemen alleinerziehender Eltern, in diesem Fall primär eines Mannes, zu handeln, wurde es zu einer recht vorhersehbaren pseudo-inzest Teenieromanze. Absolut enttäuschend. Interessant für unsere Zwecke ist aber, wie sich das "Genre" von irgendwas zwischen Seinen und Josei mehr oder weniger zu Shojo wandelte. Die Frage ist warum: verkauft es sich einfach besser, oder fand es der Mangaka tatsächlich sinnvoll, eine solche Geschichte zu erzählen?
Ich wittere einen potenziell Post für den Urobutcher-Thread

Black Lagoon ist bis auf die Spitze getrieben das, was ich vorher mit Kommentar&Zerrüttung meinte. Urobuchi ist, wie ich mal in einer Review las, "delightfully nihilistic" in der Hinsicht. Der nimmt Rock als den sinnbildlichen japanischen Wimp, der solche Serien schaut in die Protagonistenrolle und bewirft ihn mit all dem Kram, der auf der einen Seite "geiler Scheiss" ist, aber dann zugleich auch ziemlich schlimmer fragwürdiger Kram. Besonders in der zweiten Staffel, wo es nach Japan geht, kommt der Anime den Zuschauer ja auch örtlich immer näher und wird stetig ambivalenter. Black Lagoon macht Schritt für Schritt aus "Das ist geil"->"Ist das geil?" "
DAS soll ich geil finden...?" Ich suche zugegebenermaßen bei Urobuchis Sachen mittlerweile schon nach so einer Ebene, aber die gibt es eben auch fast immer. Ein wenig so wie Funny Games im Realfilm.
Zu Usagi Drop mag ich mich nicht äußern. Vielleicht wenn ich mal wieder eine Hate-Review schreiben will.
Das "warum" bleibt wohl Geheimnis von Verlag und Autor. Verkaufszahlen sind aber denkbar wichtig.