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Ahhh, Grundsätze. Ihr wisst, sowas fordert mich immer dazu heraus Textwände zu produzieren
@Tomatensuppe und Jul25:
Der Eindruck, dass vieles einfach immer düsterer wird, und die PC Spiele immer brutaler, täuscht. Es war schon immer so Wir vergessen nur sehr oft wieviele skandalöse Szenen und Szenarien produziert wurden. Rückblickend kann man dann aber immer wieder sagen: "Was für eine kindische Entscheidung!" Unreal war zu seinem Erscheinungstermin ein solch blutiges Gemetzel, und das auch noch möglichst detailgetreu dargestellt... Vielleicht erinnert sich auch noch jemand an Carmageddon? Im Auto möglichst viele Fussgänger nieder zu mähen, um Killstreaks zu bekommen, und Punkte einzusacken. Jaaaa, Killstreaks gabs auch schon damals, nur hiessen die Dinger Kombo Punkte. In der deutschen Fassung wurden die Fussgänger durch Roboter mit grünem Blut ersetzt. Erst ein paar Jährchen her, aber erinnert sich jemand an Age of Conan? Oder Dragon Age 1? In beiden Spielen wurde das Blutvergiessen zur Kunstform stilisiert, und die Rüstungen waren nach jedem Kampf im wahrsten Sinne des Wortes blutbesudelt. Erinnert frappierend an das 90er Jahre Prügelspiel Mortal Kombat, was auch indiziert wurde, in dem man dem Gegner sogar die Wirbelsäule raus hauen konnte. Damit konnte man sich ultra böse vorkommen Dagegen sind die Hinrichtungen, Diebstähle und Morde in Skyrim im Grunde eher Blümchen pflücken, wenn man sich die Intention vor Augen hält Ganz zu schweigen von den vertsössen gegen die guten Sitten von Castle Wolfenstein im Original.
Spiele sind immer eine Realitätsflucht. Die Spieler versuchen in Spielen verschiedene Dinge zu kompensieren. Egal ob Malefiz, Age of Empire oder Far Cry. Besonders Rollenspiele sind eine intensivere Form der Flucht aus dem eigenen Leben. Das ist nichts Schlechtes oder Anstössiges, wir sind als Menschen so gestrickt. Wer klassische Brettspiele spielt, bevorzugt wahrscheinlich die logische Herausforderung und den Wettbewerb gegen einen anderen Menschen, ohne sich persönlich ausdrücken zu müssen. SO ähnlich wie in den PC Strategiespielen. Wer gute Shooter bevorzugt sucht eher die Herausforderung in Geschwindigkeit, Reaktionsfähigkeit und ebenfalls den Wettbewerb gegen einen anderen Menschen. Beide Arten des Spielens haben gemeinsam, dass man gegen einen Anderen gewinnt, und ihn quasi vernichtet. Rollenspiele sind auf Kooperation ausgelegt, da man selten (oder besser gesagt "nie" ) gegen einen anderen Menschen antritt, der dann aus dem Spiel ausscheidet. Kooperation ist auch immer Interaktion von Spielern, und die ist im Wesentlichen Abhängig von der Ausdrucksfähigkeit des einzelnen Spielers. Die Motivation zu spielen ist dabei entscheidend, und dort sind auch die Gründe für die Unterschiedlichen Vorlieben begründet.
Die Motivation für ein Rollenspiel, egal ob PC oder P&P, ist bereits in jedem Einzelnen vorhanden, wenn er anfängt zu spielen. Sie ist bei der Mehrzahl von Spielern in der Kompensation und der Alltagsflucht zu finden. Es werden nur sehr selten feste Vorgaben akzeptiert. Ob wir wollen oder nicht, wir, als Menschen, sind immer nur ein Produkt unserer alltäglichen, sozialen Umgebung. Nicht umsonst sind die Rolenspiele wie DSA, D&D usw. in Fantasy oder Science Fiction Settings angesiedelt. Das macht es uns leichter sich von unserem eigenen Charakter zu lösen und in eine andere Rolle zu schlüpfen. Wer in seinem alltäglichen Leben in einer Hotline für Reklamationen in einer x-beliebigen, grossen Firma arbeitet, der wird sich vermutlich abends wünschen, nicht immer bis zum Erbrechen ruhig, geduldig und ehrlich zu sein. Es ist durchaus vorstellbar, dass solche Menschen einen etwas rauheren Spielstil bevorzugen. Das Gleiche würde für Leute gelten, die irgendwo kassieren, in einem Team voller zickiger Kollegen arbeiten, oder in der Kreativität ständig zurückstecken müssen, weil sie nur Assistent sind, und damit keine Vorgaben machen können.
Wer sich dagegen ständig mit anderen Leuten aggresiv auseinandersetzen muss, wird vermutlich eher einen konfliktfreieren Weg im Spiel suchen. Klingt martialisch Aber man stelle sich einen Polizisten, oder Bundeswehrsoldaten vor zum Beispiel. Lehrer, Kindergärtner, alle, die ständig Konflikte lösen müssen. Rechtsanwälte, die einen nicht unerheblichen Teil ihrer beruflichen Karriere der Beherrschung einer Streitkultur verdanken. Das ist aber nicht die Mehrzahl der Menschen, ihre Anzahl darf aber nicht unterschätzt werden.
Pauschalisieren kann man eh nicht, nicht jeder Rechtsanwalt will immer einen Paladin spielen. Die Motivation ist immer einzigartig
Letztendlich ist es die ureigenste Motivation, die uns das Gefühl gibt, wie man eine Figur in einem Rollenspiel "richtig" spielt. Unsere Limitierung auf unsere eigenen Erfahrungen steht und oftmals im Weg, wenn wir versuchen uns in einen anderen Menschen/Spieler hinein zu versetzen. Teilweise ist es auch die beschränkte Umsetzung der Simulation, die man gerade spielt, wie es häufig in MMOs der Fall ist. Wir geben im Spiel mehr von uns preis als uns lieb ist, und Teile davon kann man als Fremder nicht nachvollziehen, ohne den Spieler hinter dem Avatar zu kennen.
Wichtig ist, dass man nicht erwarten kann, dass alle gleich spielen. Man muss sich seine Mitspieler äusserst genau aussuchen, auch seine Gegner.
PC Spiele versuchen nun aufgrund ihrer Kommerzialisierung immer möglichst grosse Gruppen anzusprechen, die eine gemeinsame Motivation zum Spielen hat. Einer dieser gemeinsamen Nenner ist das recht ungeschminkte, männliche Hierachiedenken und Wettbewerb. Das steckt in den meisten (männlichen) Spielern von uns so weit drin, dass wir das zumindestens nachvollziehen können. Dazu gehört es auch regelmässig durch das Aufplustern des Egos sein Gegenüber zu beeindrucken. Ich habe im Spiel XY dieses und jenes getan. Wenn es dabei darum geht seine Erfolge zu präsentieren, als MANN! (mit Ausrufezeichen), dann ist es NICHT hilfreich, wenn man mit der Zähmung des wilden Einhornhengstes "Wildblut" prahlt, und sich nachher heraus stellt, dass das auf "My little Pony Farm" geschehen ist, und das Ding eher einem rosa Plüschgrubenpferdchen mit debilem Lächeln gleicht. Nicht einmal die Fraktion der strahlenden Helden wird sich diese Blösse geben Um da etwas Eindruck zu schinden sollte das Spiel dann doch schon ein wenig "erwachsener" oder moderner sein. Daher entstehen regelmässig solche dunklen Spiele, die mehr Mutprobe als Spiel sind Auch ein Shooter Spieler wird sich eher wohler fühlen, wenn er vom Regen menschlicher Gliedmassen schwärmen kann, die sein Rocket Launcher hervor ruft, als davon zu schwärmen, wie er mit Sailor Moons Szepter des guten Willens den Regenbogen der allgemeinen Harmonie beschworen hat Es ist der eigene, geistige Reifeprozess, wenn man sich irgendwann wundert, warum alle so sehr bemüht sind möglichst Böses oder Gutes zu tun Der nächste Schritt ist es zu erkennen, dass man selbst nicht in der Lage dazu sein kann den Anderen immer zu verstehen, weil einem selbst die Erfahrungen und Einblicke fehlen, die dazu notwendig wären. Dann relativiert sich dann auch die Geschichte mit dem rosa Grubenpony, und man ist in der Lage grinsend und stolz mitten durch Schwarztobrien zu reiten Scheiss doch was auf Orgrimm Donnerfaust und seine Mega Axt Blutsäufer. An den weissen Ritter der vollkommen erleuchteten Rinder des sphärischen Zirkels, Michel von und zu Lönneberga, denke ich garnicht mehr. Alles nur Überkompensation... aber wenn ich nochmal grinsend durch das Dorf schlendere, in dem ich gerade mit meinem Rosa Pony abgestiegen bin, wird sich jede hübsche Magd an mein Gesicht erinnern Mögen sich die beiden oben genannten Kontrahenten in ihren Lagern den Hintern abfrieren, mir wird bestimmt nicht kalt Selbst in Schwarztobrien nicht
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