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Reddock
Matthew sah krietisch seinem Schüler zu.
" Das ist zu wenig Hitze..." Wollte er schon sagen als Lodrick wieder zum Amboss lief. Doch am besten ging es wenn man sowas selbst herausfand. Also lies er ihn machen. So ging es den Morgen über zu, solange bis das Kurzschwert weit genug war um ersteinmal abgekühlt zu werden. " Du kannst es entweder an die Luft legen oder ins Wasser stecken." Erklärte Matthew.
" Aber Wasser ist um einiges besser, schneller und bringt eine bessere Qualität mit sich. Das nennt man Schock-kühlen oder so, keine Ahnung. Nun mach das mal." Dass diese Aufgabe ohne Probleme klappte war ja wohl klar. Er hatte ja nicht viel zu tun. Und nachdem dies erledigt war kamen sie zu einem neuen Thema: Dem Schleifen.
" Nun, nimm die stumpfe Klinge und schärfe sie gut. Hier an diesem Stein." Begann der Waffenschmied zu sagen und gleichzeitig fuhr er die Klinge radikal auf dem Schmiedestein auf und ab dass die Funken nur so stoben. " Du musst nicht feinfühlig sein mit der Klinge, einfach durchziehen."
Und Matthew hörte damit auf damit noch für Lodrick was übrig war. " Achja und vergiss nicht: Nicht alles schleifen, es wäre unklug wenn die ganze Klinge scharf wäre. Dir ist vielleicht schon aufgefallen dass Schwerter unten, genau hinter dem Griff eilne stumpfe Fläche haben. Das ist Absicht und auch gut so. Sonst würde sich der Kämpfer selbst verletzen! Also achte darauf dass du nur die richtigen Stellen schärfst."
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Reddock
Schleifen. Lodrick nächste Lektion war also das schärfen der Klingen.
Wohl ein wichtiger Teil des Schmiedens, doch im grunde war das jeder: Ohne gießen kein Rohmetall,ohen Rohmetall kein schmieden an sich, ohne Schnmiedne kein Schwert und ohne schlefien keine Waffe.
So langweilig wie am gestrigen Tag war es dem Schmiedegesellen schon lang nicht mehr ergangen. Rethus der zu sehr mit dem Bau seiner Hütte beschäftigt war hatte leider noch keine Zeit gefunden dem Anwärter den ersten Schritt des Schwertkampfes zu lehren. Und seinen Schmiedekunstlehrer hatte er nicht gefunden.
So war der tag für ihn ganz im Sinne des Krafttrainings gestanden: Liegestütze, Kniebeugen, Klimmzüge. Damit hatte er den Vormittag verbracht bis ihn ein Rebell zum Fegen des Vorhofes angewiesen hatte.
Doch wohl auch nur um Authorität auszuüben.
Aber der junge Mann wollte sich keine Feinde machen und ging der Aufforderung nach.
Die Aufgabe hatte ein paar Stunden in Anspruch genommen doch als sie beendeut war konnte er sich wieder dem Training widmen.
Nun schliff er die Klinge wie es ihm sein Lehrer vorgemacht hatte, drauf achtend nicht zu viel zu schärfen.
In seinen Gendanken stand er schon in vengard oder einem Rebellenlager an einem Amboss als echter Waffenschmied, so wie Matthew.
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Monterawälder
Leylas Geschichte oder mehr Beobachtung brachte den Stein ins rollen. War Yared dort? Wer war dort? Fragen denen die Gruppe nun nachging. Leyla führte pirschend an, während die Erfahrenen unter ihnen, sich aufgeteilt hinter ihr bewegten. Da die Ziele in ihren Zelten sich recht unbekümmert unterhielten, konnte die Gruppe sich auch entsprechend annähern. Zeichen wurden gegeben, während man die Zelte einkreiste. Ornlu verlangte, dass alle sich bewaffnet bereit hielten. Er selbst trat dann heraus und klopfte mit seinem Kampfstab gegen die Zeltwand. Natürlich schreckten die offensichtlich beiden Herren auf und zückten ihre Waffen.
"Wer da! Ich reiß dir die Eier ab, wenn du das bist, Galgo!", rief es aus dem Zelt.
"Galgo? Wohl ein Spaßvogel? Tretet heraus, denn ihr seid umstellt.", sprach Ornlu. Es wurde still, beide Männer flüsterten, ehe ein Kopf herauslugte und Ornlu anstarrte.
"Scheiße!", zischte der ältere Kerl, der recht fettiges, dunkles Haar hatte.
"Macht nichts unüberlegtes. Unsere Schützen werden euch sonst Pfeile in die Köpfe jagen. Tavik, Ryu, Melford ans andere Zeltende.", sprach der Druide, ehe beide hervorkamen. Ornlu deutete auf die erloschene Feuerstelle und setzte sich.
"Wählt eure Worte bedacht und wir werden euch nichts antun. Wieso lagert ihr hier in der Wildnis?", fragte der Jäger, während de Rest der Gruppe sich langsam auch erkennbar machte und die offensichtliche 'Übermacht' klar machten.
"Ihr seid Waldläufer, nicht? Scheiße, Boro. Du wolltest ja keine Feuerwache machen!", schimpfte der mit dem fettigen Haar.
"Du warst dran, verdammt!", schimpfte der der Boro hieß.
"Ihr beide seid dran, wenn mir nicht gleich jemand sagt was ihr hier macht! Tavik!", sprach Ornlu drohend, während Taviks Speer den beiden näher kam.
"Schon gut, schon gut!", meinte Boro, während der andere die Speerspitze mit erhobenen Händen leicht wegdrückte. Ein Hüne wie Tavik wirkte wirklich gut.
"Wir lagern hier. Wir...wir verstecken uns hier vor den Orksöldnern.", meinte der mit dem fettigen Haar und erst jetzt bemerkte Ornlu, dass diesem eine Hand fehlte.
"Machen das nicht alle die so abgetragen wie ihr ausschauen. Ich will mehr wissen. Ihr habt eine Antwort, ansonsten erwäge ich andere Schritte bei euch. Ich höre!", meinte der Druide energisch und spielte regelrecht mit der Verunsicherung und Furcht der beiden Kerle. Boro schreckte leicht zurück, als Ornlu diesem in die Augen blickte. Söldner waren das nicht, aber wenn nicht so die typischen Wegelagerer aussahen, hieß er Hayabusa. Beide schauten sich an, waren für wenige Momente ganz still, ehe Boro nachgab.
"Nun gut. Versprecht uns aber, uns laufen zu lassen. Wir...wir sind hier nur die zwei armen Teufel, die tagsüber die Straße beobachten sollen.", meinte der Jüngere der beiden.
"Schön, geht doch. Für wem sollt ihr die Straße beobachten? Der andere.", meinte der Sildener.
"...Wir...Ach es bringt nichts das Maul zu halten. Es gibt ein Stück von hier eine Ruine, da ist unser Unterschlupf. Wir nennen uns 'Golgos Elf'. Aber hey wir machen doch niemandem von euch was. Wir überfallen Händler, keine Waldläufer.", meinte der Angesprochene.
"Für wahr, mir ist es gleich wie ihr überlebt. Wir haben aber ein Problem. Einer der uns begleitete, verschwand vor zwei Nächten. Ihr wisst nicht zufällig darüber was. Er hatte stinkendes Zeug bei sich.", meinte Ornlu.
"Ach der, Spinner. Der gehört zu euch?!", fragte Boro.
"Irgendwo schon. Also?", brachte Dekker von der Seite ein. Er stand nun bei Ornlu.
"Ja, wir...wir dachten das wäre irgend ein Bauer. Irgend einer den wir bei seiner Familie für Lösegeld auslösen könnten oder an einen Sklavenhändler verticken. Der schaute doch nicht aus wie einer von euch und seid ihr nicht mehr in Silden, als in diesen Wäldern?", versuchte der mit fettigen Haar es zu erklären oder sich rauszureden.
"Noch sind wir es, bald aber in ganz Myrtana. Werden wohl härtere Zeiten für euch. Ihr seid Waldbanditen, oder?", fragte der Jäger und bekam ein Nicken der beiden.
"Gut. Melford und Adrastos fesselt die beiden. Wir..."
"Hey! Wieso? Wir haben doch wahr geantwortet", klagte Boro.
"Und lebt und werdet leben, wenn ihr schön ruhig bleib, bis wir euch frei lassen.", meinte der Druide, ehe er sich den anderen zuwandte.
"Ihr habt es gehört. Es stellt sich nun die Frage. Lassen wir diese Gauner in den Wäldern weiter Händler überfallen und benutzen die beiden Vögel, um sie für Yared zu tauschen oder lassen wir die hier und räumen mit ihrer Bande auf, damit eben keine Händler auf den Straßen überfallen werden und unseren Leuten nicht wieder in die Quere kommen. - Wenn ich ehrlich bin, sind mir diese Waldbanditen gleich. Sollen sie Händler überfallen. Das sind nicht unsere Leute und wenn sie irgendwann lästig werden, werden andere sich ihrer annehmen. Schaut euch den einen da an. Ein typischer Dieb dem die Hand abgeschlagen wurde und der Jüngere hängt am Leben. Das sind Feiglinge, die in der Gruppe Schwächere überfallen, bis Stärkere sie zerschmettern. Es ist nicht unsere Aufgabe, das zu machen. Aber das ist meine Meinung. Wir entscheiden alle, denn wenn wir sie doch angreifen, müssen wir uns einig sein und überzeugt.", meinte der Druide und blickte in die Runde.
Geändert von Ornlu (25.04.2009 um 14:10 Uhr)
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Kurz schaute der Wanderer auf, während er den Strick in die Hand nahm, ruppig den Arm des Einhändigen packte und sie hinter den Rücken bog. Dieser Boro war ein starker Kerl, doch er wehrte sich kaum. Sein drohendes Schwert hatte er inzwischen wieder in die Scheide zurückgesteckt, schließlich waren die Waffen all der anderen bedrohlich genug, dass er sichergehen konnte, dass diese beiden Spaßvögel keine Dummheiten versuchten. Mit schnellen Handbewegungen umschlang Adrastos mit dem Seil die Taille des Mannes und knüpfte die übriggebliebene Hand daran auf, so dass sie wie festgefroren an seinem Gesäß klebte. Den anderen Arm ließ er unversehrt an der Seite Boros baumeln, ein Stumpf konnte kaum jemanden gefährlich werden und auch den festen Knoten konnte er damit kaum lösen. Während der ganzen Prozedur schrie der Bandit nicht einmal auf, doch verzog mit jedem Mal, dass er das Seil festzurrte das Gesicht. Vielleicht lag es an der Drohung Ornlus, sie sollen ruhig blieben, vielleicht wollte er einfach nur demonstrieren was für ein harter Kerl er war. Adrastos war es einerlei, als er den Gefesselten auf den Boden stieß.
»Lass sie liegen, sag ich. Überlasse sie hier ihrem Schicksal. Vielleicht kommen sie zur Einsicht, vielleicht auch nicht. Vielleicht werden sie gerettet, oder befreien sich selbst oder sterben hier. Vielleicht werden sie weiter Händler überfallen, vielleicht auch nicht, mir ist es gleich. Aber ich finde, wir sollten hier in keinem Fall über Leben und Tod entscheiden. Wir sind nicht wie die Leute des Königs, die denken das Wort wäre Gesetz und der Scharfrichter die gerechte Strafe. Zumindest ich würde mir das nicht anmaßen.
Ansonsten sollten wir sehen, wie wir Yared da raus kriegen. Zur Not mit diesen beiden Gesellen hier, aber ein Blutbad sollte vermieden werden.«
Geändert von Adrastos (25.04.2009 um 14:38 Uhr)
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Corax hörte sich an was Adrastos und Ornlu zu sagen hatten und nickte dann zustimmend. Das Leben der Banditen hier ging sie nichts an. "Kein Grund ein unnötiges Risiko einzugehen, wir tauschen die beiden Taugenichtse hier gegen Yared aus und verziehen uns wieder - kurz und schmerzlos. Wahrscheinlich könnten wir die Bande hier aufreiben, aber das wäre unnötig riskant, zudem müssen wir das nicht tun - Wie Ornlu schon sagte, ist nicht unser Bier. Ich denke wir sollten den Austausch auch relativ leicht hinbekommen, selbst wenn wir die beiden nicht hätten, die zwei hier haben sich bei dem Gedanken an Waldläufer ja schon in die Hosen gemacht.", äusserte er seine Meinung und schaute zu den beiden heruntergekommen Gestalten. Selbst wenn sie es mit ihnen nicht aufnehmen konnten wäre die wahrscheinlichkeit das jemand von ihnen verwundet oder getötet wurde bei einem größeren Kampf sehr hoch.
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Reddock
Eine leichte Brise zog über den Hof. Es war weder zu kalt noch zu warm. Am heutigen Tage gab es wohl eher ein Wetter, das für Myrtana üblich war. Der Glatzkopf hatte sich über den Zaun gelehnt, um die gestrige Arbeit zu begutachten. Die Rebellen hatten es in Windeseile sogar noch geschafft, die Seitenwand beim zukünftigen Lagerraum aufzustellen. Obwohl die Arbeit recht schnell von statten ging, hielt sie sogar einen ordentlich Faustschlag aus, ohne dabei kaputt zu gehen. Die Zweischichtkonstruktion der Wände war also eine ideale Idee, die Wände richtig fest und robust zu machen. Da konnte sich jedes Wetter nur so anstrengen. Die Hütte würde bei Wind und Wetter nicht kaputt gehen. Die neu errichtete Wand wurde von zwei Stützen gehalten, da trotzdem noch Sturzgefahr über ihr lag. Es gab schließlich keine der anderen Wände, die sie etwas stabilisiert hätten. Heute würden sie, sobald die Arbeiter am Hof ankämen, die andere Seitenwand aufstellen. Die Rück- und Vorderwand würde durch ihre große Fläche bei Wind umfallen. Die Seitenwände waren nicht sonderlich groß und konnten mit Stützen leicht stehen bleiben.
Da es noch ein wenig Zeit gab, ehe die Arbeiter kämen, drehte der Gardist um, um mit Lodrick die Ausbildung offiziell zu beginnen.
„Soldat“, grüßte der Glatzkopf mit ernstem Gesicht und zusammengelegten Händen hinter seinem Rücken seinen Schüler, als sie sich vor dem äußeren Lager gegenüber standen.
„Meister“, grüßte der salutierende Schüler mit einem Grinsen zurück.
Das erinnerte den Schwertmeister vollkommen an Morn, als dieser das erste Mal bei ihm aufgetaucht war.
„Was soll das dämliche Grinsen, Rekrut? Zehn Liegestütze!“
„Du willst also ein Schwertmeister werden?“ begann der Lehrmeister nach den Liegestützen seines Schülers erneut. „Damit hast du eine weise Wahl getroffen. Wir beginnen mit dem Schlag. Nimm dein Breitschwert zur Hand und mach mir folgendes nach.“
Rethus zog sein Kurzschwert. Dann machte er in Windeseile einen Hieb von oben nach unten, sodass die Klinge durch das Zerschneiden der Luft einen surren Ton von sich gab. Anschließend machte er wieder den Schritt zurück, um erneut einen Hieb zu auszuführen.
„Durch sehr häufiges Üben schaffst du es diesen surrenden Ton zu erzeugen, der bei meiner Klinge zu hören war. Sollte dies bei dir auch bald so zu hören sein, wäre jeder Hieb von dir perfekt. Führe diesen Schlag einfach auch ein paar Male aus.“
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Nachdem er das Schleifen des Schwertes beendet hatte verschwand Matthew ohne ssich zu der Arbeit seines Gesellen zu äußern.
Nachdem der Jäger ssich die Schmiedschürze ausgezogen hatte und auf den Platz vor der Höhle gegangen war kam auch schon der Schwertmeister auf ihn zu.
Nach einer knappen Begrüßung und 10 Liegestütze machte Rethus ihm auch schon einen starken schlag vor. Dieser wurde von einem Surren begleitet.
Als rethus ihn aufgefordert hatte es ihm gleich zu tun zog Lodrick auch schon übermutig dasBastardschwert von seinem Rücken.
Inzwischen hatte er keine großen probleme beim Halten des Schwertemehr. Langsam hob er es über seinen Kopf und schwang es nach unten, wobei er damit ähnlich wie ein Holzfäller der seine Axt erst auf den Scheit legt um zu sehen ob er richtig schlägt die Übung erst einmal langsam machen wollte.
Doch beim 2. Mal schwang er es schnell, auch wenn es so langsam war das das Surren ausblieb.
Der Schmiedgeselle blickte fragend zu seinem Meister.
Auch wenn er dachte das er sie Übung ganz gut ausgeführt hatte wollte er ein Urteil von Rethus hören.
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Reddock
Lodrick hatte sich für den Anfang schon einmal gar nicht so dumm angestellt. Auf Grund seines Bastardschwertes variierte zwischen einer Hand und beiden Händen.
„Du hast dein Bastardschwert einmal mit einer Hand und einmal mit beiden Händen angefasst“, erklärte der Lehrmeister seinem Schüler den Gedanken. „Natürlich liegt das an deinem Anfängerdenken. Ein Schüler neigt immer noch dazu, seine Einhandwaffe mit beiden Händen fest zu halten. Ein Einhandschwert sollte man jedoch immer mit einer Hand halten. Es sei denn, der Kampf lässt dies nicht zu. Aber bei einem Bastardschwert kannst du von Glück reden, dass man es mit einer und mit beiden Händen halten kann, da es weder ein Einhänder noch ein Zweihänder ist. Die Kategorie dazwischen gibt es offiziell nicht. Aber das Bastardschwert gehört genau dort hinein.“
„Aber müsste ich dann nicht auch den Zweihandwaffenkampf erlernen?“ fragte der Schüler ernst zurück.
„Nein, das Bastardschwert gehört offiziell trotzdem noch zu den Einhändern, da es öfter mit einer Hand gehalten wird. Das wirst du noch in deiner Schwertkampflaufbahn verstehen.
Aber trotzdem solltest du bei jeder Waffe darauf achten, dass du sie schön locker anfasst und nicht stocksteif. Mit dieser Haltung kannst du nicht einmal eine Fleischwanze töten. Übe die Schläge ein paar Mal. Ich komme später wieder, dann machen wir das nächste Thema in Verbindung des Schlags.“
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Vor Tre-Lis
„Kapitän Farox, ist sie das?“
Jarvo stand an Bug des Kutters und schirmte seine Augen gegen die Untergehende Sonne ab. Vor ihm lag eine große Hochburg, von kleinen Bauernhöfen und endlosen Feldern umsäumt, die zu dieser Jahreszeit die Umgebung in ein saftiges Grün tauchten und von all den kuriosen Geschäften ablenkten, die in der Burg ihr Vorgehen fanden. Farox hatte Steuerruder fest in der Hand und den Glimmstängel andächtig und lose zwischen den Lippen hängen. Er kniff die Augen zusammen und nickte.
„Aye, das ist sie. Die verfluchte Burg mit diesen verfluchten Grünhäuten, die ihre schönen Hallen allein mit ihrer Anwesenheit verpesten. Lasst Euch nicht von diesem Pack aufs Kreuz legen, Herr Jarvo. Alles an diesem Ort ist faul und nichts ist wie es scheint. Wissen die Götter, was Euch hierher treibt.“
„Na wenn ich sage Neugierde, wäre Euch das wohl nicht genug, oder?“
„Neugierde hat schon so manchen Narren das Leben gekostet. Haltet Eure Nase aus Dingen raus, mit denen Ihr nichts zu schaffen habt. Einen grinsenden Lautenspieler mit einem kecken Hut auf der Birne verspeisen die zum Frühstück.“
Drehte sich zu ihm um und zog seine Erzklinge mit einem Ruck aus der Scheide und präsentierte sie im Licht. Gekonnt ließ er die Schneide durch die Luft sirren und schnitt unsichtbare Löcher.
„Schon so manches Lebewesen hat sich an mir ihr Leben ausgebissen, darauf könnte Ihr Gift nehmen, Kapitän. Der Schein trügt manchmal auch den prüfenden Blick eines geübten Mannes, denn wer erwartet hinter der freundlichen Miene einen geübten Kämpfer, sagt es mir? Genau das macht mich so gefährlich.“
Knurrend schüttelte Farox den Kopf, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen.
„Diese scheiß Jugend. Von Ehre muss man da nicht mehr sprechen“, murmelte er zu sich und spuckte ins Wasser, welches sich leicht schäumend an der Außenwand seines Bootes brach und fröhlich gluckste.
Der Steg wäre breit genug für zwei von den Kuttern und der Kapitän manövrierte sein Boot mit einem verschwenderischen Schlenker genau in die Mitte, sodass er mit einem heftigen Schlag andockte, der den Mast zum Erzittern brachte.
Farox trat auf Jarvo zu und schüttelte ihm zum Abschied kräftig die Hand. Der Barde spürte die Kraft in den Armen des erfahrenden Kapitäns und beschloss die abenteuerlichen Geschichten von ihm nicht als Seemannsgarn abzutun.
„Lebet wohl und denkt an meine Worte, Ihr junger Narr.“
„Fahret sicher und gekonnt und bringt keine Schande über Euer Boot, Kapitän.“
Damit trennten die beiden Männer sich und wandten sich wieder ihrem eigenen Schicksal zu.
Menschen treffen sich und gehen auseinander, als wären sie sich nie begegnet. Das Teilen eines Wegabschnittes in Myrtana kommt mehr einer Dienstleistung als einem Freundschaftsdienst gleich. Formalitäten werden ausgetauscht, Worte und Gesten der Begrüßung und des Abschiedes regelmäßig gesprochen. Gold wandert von der einen Hand zur anderen.
„Wollt Ihr nach Tre-Lis, Herr? Für nur ein Goldstück bringe ich Euch sicher dorthin. Schont Eure Füße und springt auf meinen Karren.“ Ein buckeliger alter Kerl mit einem verschmitzten Grinsen saß an den Zügeln eines dreckigen, stinkenden Wagens und winkte Jarvo zu sich.
„Nehmt es mir nicht übel, aber ich bin seit gestern zu Boot unterwegs und will meine Füße wieder etwas Festland spüren lassen. Aber sagt, was gibt es Neues in der Burg? Wie ist die Lage?“
„Für ein Goldstück erzähle ich…“
Jarvo zog sein Schwert und legte es sich über die Schulter. Der Mann verstummte und sah ihn kritisch an. Er setzte sich gerade auf den Kutschbock und ließ die Fuhrmannspeitsche aufdonnern, woraufhin die zwei angespannten und ausgemergelten Pferde wieherten und losgaloppierten.
Nach wenigen Augenblicken erinnerten nur eine Staubwolke und ein fernes Schlagen von Hufen an die Anwesenheit des gebeugten Mannes, den der Barde nur als Gauner einstufen konnte.
„Ich mag diesen Ort jetzt schon nicht.“
Geändert von Jarvo (26.04.2009 um 13:05 Uhr)
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Lehrling
Slim gluckste, Naivität war kein Ausdruck für diese Menschen hier. Es war kein fröhliches Glucksen, nichts hinter dem Emotionen oder Empfindungen steckten. Es gehörte zu der Maske, die er auf sein Gesicht legte. Sein Blick durchbohrte seine beiden Konkurrenten.
Der Erste war relativ groß und schien durch und durch athletisch veranlagt zu sein. Scheinbar war er handwerklicher Profession, seine Kleidung war schlicht und gebrauchsmäßig. Sein Blick war eisern auf die Ketten gerichtet, die zwischen den drei Männern lagen. Er begutachtete sie, tastete jedes Glied mit seinen Augen ab, langte das Schloss an, fuhr mit einem Finger hinein und suchte nach dem Haken an der Sache.
Der Andere war untersetzt und arrogant. Seine Hand lag eitel auf dem Knauf seines Rapiers, während die andere über seinen Kinnbart fuhr. Die Kleidung des Mannes ließ eindeutig auf 'Fernhandelskaufmann' oder 'Menschenhändler' schließen, übermäßige Schnörkel, edle Stoffe und weiße Rüschen zeigten allen anderen Menschen, wie reich der Besitzer war.
Sein Blick ruhte eher auf Slim, als auf den Spielutensilien. Er war gelangweilt ohne Zweifel, die seichte Unterhaltung, die er sich zuführen wollte, schien auch nicht das zu Halten, was sie versprach. Im Hintergrund hielt sich scheinbar sein persönlicher Beschützer auf: Ein Mann wie ein Bär, groß, ein Kreuz wie ein Ork und mit Pranken, die Mauern umschmeißen konnten. An seinem Gürtel hing ein langes, geschwungenes Messer und in seiner Hand lag die Leine eines Hundes.
Das Tier war unruhig, bellte, fletschte die Zähne und schien den direkt den nächsten Menschen anfallen zu wollen.
Diese Bestie verschärfte die Situation für Slim ungemein. Das Spiel, sofern man es Spiel nennen wollte, würde er gewinnen; der Weg war bereitet, aber der Hund könnte ihm durchaus einen Strich durch die Rechnung machen.
"Das ist nicht möglich. Nein, das geht nicht. Zwei Goldmünzen!"
Rief der Handwerker und warf zwei Münzen auf den Boden.
"Na los, macht schon. Ich setze fünf, aber macht bitte hinne."
"Gut, es geht um sieben Münzen und ich sage ihnen, ich werde sie an den Beinen zusammenketten und in einer Sekunde die Ketten lösen und an ihren Armen anbringen.
Der Handwerker grinste ob der scheinbaren Blödheit Slims, während hingegen dieser innerlich über die Naivität der Leute heutzutage lachte.
Es war immer noch viel Betrieb auf den Straßen, eng drängten sich die Leute, die sich langsam in die Kneipen oder nach Hause aufmachten. Jeder schien irgendwie geschäftigt, nur die vier Augenpaare, die des Hundes mit eingerechnet, ruhten auf Slims Händen. Er nahm die Ketten in die Hand, es waren billige Ramschketten, aber sie hielten, was sie versprachen und hatten ihn nur eine Münze gekostet... Perfekte Objekte also.
Mit ernster Miene schloss er die Ketten ab, straff saßen sie an den Knöcheln der Männer und verbanden sie scheinbar untrennbar.
Für einen Moment hielt Slim den Schlüssel in der Hand, dann warf er ihn denkbar unpräzise in die Richtung des Leibwächters und rief:
"Hier, passen sie gut drauf auf und verlieren sie ihn nicht."
Schon hörte er das Klimpern des Metalls auf dem Boden, sofort bückte sich die Leibwache, um den Schlüssel nicht unter den Leuten zu verlieren.
Der perfekte Augenblick. Es war kein ehrenhafter Trick, es war mehr eine Gaunerei, ein feiger, fauler Betrug, aber ein sehr magenfüllender, musste man zugeben.
Sein versteiftes Bein verwandelte sich in ein spritziges Offiziersbein, schon stieb er los, rannte in die Menge, hörte die Rufe, die Empörungsschreie, ob der Gemeinheit... Aber sie gingen unter den Leuten unter.
Er umklammerte den Beutel mit den Münzen darin, jetzt musste er nur diesen Köter abhängen. Die Misttöle schlug irgendwo hinter ihm an und Slim wusste, dass es knapp werden würde.
Er kannte die Route, er hatte sie untertags begutachtet und sie für gut befunden. Schon war er in dem Gässchen, gleich hatte er es geschafft. Er hörte das schnelle Trappeln der Pfoten hinter sich, aber es war zu weit entfernt.
Keuchend hievte er sich über das Mäuerchen, plumpste auf der anderen Seite herunter und atmete tief durch. Er schüttelte das Beutelchen, hörte das Klimpern und grinste. Gewonnen.
"Was machen Sie denn hier?"
Der Mann schaute Slim skeptisch an. Er musste wohl ziemlich dämlich ausschauen, eben die Mauer heruntergefallen, staubig, außer Atem, aber breit grinsend... Skuril.
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Jarvo hatte das Haupttor von Tre-Lis ohne Mühen passiert, sich an den knurrenden Orks vorbeigedrängt und die das Burginnere, das mehr einer normalen Stadt als einer Befestigungsanlage glich, in Augenschein genommen.
Das Mauerwerk schien solide, jedoch des längeren ohne Pflege oder Behandlung. Grüne Lianen und intensiv riechendes Moos bahnten sich ihre Wege über den feuchten Fels, der in der Sonne an manchen Stellen leicht zu dampfen schien.
Die Häuser, groß und zum Unterhalt für viele Leute gedacht, waren kärglich errichtet und stanken Mensch und Ork. Er ging an einigen Türen vorbei und hörte Gegröle, Geschrei und das Gegacker von alten Frauen.
„Ein Umschlagplatz für Waren aus Varant, sagt man. Davon ist bis jetzt wenig zu sehen“, sprach er und duckte sich unter Balken, der quer über dem Weg hing.
Vorsichtig und mit einer Hand auf dem Schwertgriff ging er über die vermeintliche Hauptstraße und blickte scharf von links nach rechts. Eine kleine Kolonne Orks tauchte vor ihm auf, von denen einer einen Menschen an einer Art Halsband mit sich führte.
„Macht Platz ihr dreckigen Morras!“
Der Vorderste Ork der Bande hielt eine schwere Keule zwischen seinen Pranken und ließ sie von Seite zu Seite schwingen, ungeachtet, ob er dabei einen Menschen verletzte oder ein Pferdekarren seitlich traf und ins Schwanken brachte.
Jarvo blieb stehen und quetschte sich zwischen zwei Häusern auf eine kleine Nebengasse, in der das Tageslicht wenig Chancen hatte, die Dunkelheit zu bekämpfen.
„Puh…“
Ein Mann mit zerschlissenen Klamotten und einer ungepflegten Visage kam über die kleine Mauer gesprungen, die sich vor Jarvo befand. Er blieb mit seinem Mantel leicht hängen und wurde nach hinten gerissen. Es schien ihm egal zu sein, denn er ließ sich auf den Boden fallen und umklammerte mit einem diabolischen Grinsen ein kleines Beutelchen in seiner Hand.
„Was macht Ihr denn hier?“
Der Mann sah auf und blickte ihn aus smaraggrünen Augen an.
„Scher dich um deinen eigenen Dreck und zieh Leine.“
Jarvo lachte und erregte damit erneut die Aufmerksamkeit des Mannes. Er deutete mit seinem Zeigefinger auf ihn und schüttelte den Kopf.
„Was ist das nur für eine kuriose Stadt? Tickt denn hier keine Menschenseele normal? Überall nur Gauner und Halun…“
„Sei still du Narr!“, zischte der Fremde und kniff seine Augen zusammen. Er stand auf.
„Der Herr hat also etwas zu verbergen…soso.“ Jarvo war es Leid herumkommandiert zu werden und baute sich vor dem Mann auf. Er stemmte seine Arme in die Seite und reckte das Kinn in die Luft.
„Leute wie du haben es nicht verdient, Gerechtigkeit zu erfahren.“
„Ich habe nie darum gebeten“, antwortete der Fremde und beugte sich vor.
„Da ist der Kerl! Macht ihn fertig!“ Geschrei kam von jenseits der Mauer und ein paar Männerköpfe nebst erhobenen Knüppeln erschienen. Einen kurzen Moment von der Situation abgelenkt ließ Jarvo den Fremden aus dem Auge. Just in diesem Moment sprang der nach vorne, ergriff das Goldsäckchen an dem Gürtel des Barden und riss es ab. Er sprintete nach vorne und zwängte sich durch die beiden Häuser, die Jarvo schon vorher passiert hatte. Er entschwand aus dem Sichtfeld.
„Verfluchter Dieb!“, rief der Barde empört und wirbelte herum. Er konnte es nicht fassen. Das gesamte Auftreten dieses Mannes hatte ihm seine üblen Absichten vermittelt und ihn praktisch als Gauner bloßgestellt. Nur ein Augenblick Unachtsamkeit…und viel verlorenes Gold.
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Dreckspack! Dachte Melford, während er den feigen Banditen bis zu Bewegungsunfähigkeit verschnürte. Solche Schweine reiben die Händler und Bauern auf, die sowieso schon arm dran sind. Mag sein, dass es uns als Waldläufer nichts angeht und wir auch ohne den Rest der Welt auskommen könnten, doch Yared haben sie trotzdem gefangen genommen. Was wenn noch andere von uns Schwierigkeiten bekommen? Außerdem ist das nur ein Haufen feiger Invalide, die zwar in der Gruppe stark, aber einzeln nicht überleben würden. Und soweit ich die anderen einschätzen kann, sollten wir kein Problem mit ihnen haben. Überlegte sich der Kämpfer und fasste eine Entscheidung.
„Ich bin der Meinung, dass wir sie ein wenig aufreiben sollten. Sie haben Yared aufgegriffen, wer weis, welche arme Sau noch diesem Pack zum Opfer fällt. Und wenn es stimmt, was sie sagen, haben wir es nur noch mit 9 feigen Invaliden zu tun. Die sollten denke ich kein Problem sein, wenn wir die Sache richtig anpacken. Aber Vordergründig, bin ich auch der Meinung, dass wir an Yared denken sollten. Wir sollten uns einen guten Plan zurecht legen, wie wir an die Sache ran gehen.“ meinte Melford und schaute auf die zwei Banditen verächtlich herab.
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Lehrling
Es war mehr spontane Eingebung als durchtriebene Planung gewesen, Slim riss den Geldsack des Mannes los und rannte. Direkt wieder hinein in die Menschenmenge, irgendwo hinter sich schreiende Leute und der kläffende Mistköter.
Binnen Sekunden assimilierte er sich, tauchte ein in die Menge, ließ sich treiben, veränderte seine Schrittlänge, aber blieb biem zügigen Tempo. Sein Kopf senkte sich, sein Gang wurde schiefer und sein Rücken gekrümmter.
Jetzt bloß in irgendeine Taverne oder dergleichen und dann erstmal ein Wein, ging es Slim durch den Kopf, als er sich sicher war, dass sie ihn definitiv verloren hatten.
Er wog den frisch dazugewonnenen Beutel in der Hand ab, er war schwer, vermutlich gefüllt mit Gold und davon genug für einige feuchtfröhliche Abende.
Aber irgendetwas nagte an Slim, irgendetwas an diesem Mann hatte ihn zweifeln lassen, aber dafür war der Moment viel zu flüchtig gewesen. Der Kerl hatte irgendetwas furchteinflößendes an sich und allein aus Gründen der eigenen Sicherheit würde er den Beutel wohl vorerst unangetastet lassen.
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„Verfolgt diesen Kerl und macht ihn fertig. Du da lang, ihr zwei dort drüben und ich sehe hier nach.“
Der kleine Mob hatte sich aufgeteilt und suchte gemeinsam nach dem Fremden, der nicht nur Hab und Gut von einem Mann gestohlen hatte.
Jarvo hatte beschlossen sich von der Gruppe zu trennen, denn so wie ihr Vorgehen war, würden sie den Mann in Stücke reißen und erst danach den Mund aufmachen. So soll es nicht passieren, dachte sich der Barde, kippte seinen Kopf stark nach rechts und ließ ein paar Wirbel aufknacken.
Ahhh…nein, ich muss ich alleine finden. Keiner bestiehlt einen Waldläufer, nicht einmal in dieser Stadt!
Jarvo trat auf die Straße und blickte sich um. Der Trupp der Orks war vorbeigezogen und es herrschte eine lockere Stimmung unter den Passanten, die aufgeregt plappernd an ihm vorbeigingen.
Böse Augen funkelten ihn an, als sie sich an ihm vorbeidrängen mussten, doch Jarvo war es egal. Er hatte vor diesen Bastard ausfindig zu machen, koste es was es wolle. Die Männer oder gar die Wachen würden ihm dabei keine Hilfe sein. Zu wage war die Beschreibung, die er ihnen von dem Mann liefern konnte.
Lumpen am Körper, fieses Grinsen, grüne Augen… diese Beschreibung könnte auf fast jeden in Tre-Lis zutreffen.
Jarvo folgte der Hauptstraße und bog in den Marktplatz ein, der sich schon von weitem mit exotischen Gerüchen und dudelnder Musik ankündigte. Eine kleine Musikantentruppe allen voran eine leicht bekleidete und verschleierte Frau, die anzüglich tanzte, versammelte eine Menge Schaulustiger um sich. Die Leute brüllten und lachten, einer klatschte der Frau sogar auf den halb nackten Hintern und erntete vom männlichen Publikum tosenden Beifall.
Jarvo überflog die Menschen mit einem raschen Blick, konnte den Mann jedoch nicht ausmachen. Er wühlte sich weiter durch die Stände- und Karrenlandschaft, hielt dann und wann an und stellte sich der besseren Aussicht halber auf eine Kiste. Einmal dachte er ihn erwischt zu haben und riss einen Mann mit Kapuze von hinten herum. Dieser schrie entsetzt auf und ergriff die Flucht.
Nicht er…nicht er…verdammt! Obwohl es scheint, dass jeder hier etwas zu verbergen hat.
Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Jarvo fuhr herum und blickte in das Gesicht eines stämmigen Mannes, der ihn freundlich ansah.
„Guten Tag. Habt Ihr vielleicht Interesse an scharfen Messern? Bester Stahl aus Varant, alles Unikate eines großartigen Schmiedes. Oder wie wäre es mit Pfannen? Lasst Eure Frau Euch etwas Großartiges zubereiten.“
„Nein danke“, murmelte der Barde und drehte sich um. Doch wieder lag die Hand auf seiner Schulter, dieses Mal mit etwas mehr Druck.
Mit genervtem Blick wandte sich Jarvo um und sah erneut in das lächelnde Gesicht des Mannes.
„Mein Herr, Ihr solltet etwas kaufen. Es wäre besser für Euch.“
Mit einem Blinzeln schielte der Händler nach unten, wo eine Klinge und seinem Mantel aufgetaucht war und auf Jarvos Bauch zeigte.
„Bester Stahl von einem großartigem Schmied“, wiederholte er mit einem Grinsen.
Nun geschah es. Es war genug. Jarvo kippte seinen Kopf leicht schräg, grinste und donnerte dem Mann mit voller Kraft seine Faust ins Gesicht, sodass dieser nach hinten überkippte und bewusstlos auf seinem eigenen Pfannenberg liegen blieb.
„Großartig“, murmelte Jarvo als er den Abdruck der Zähne des Mannes auf seiner Faust betrachtete.
Sein nächster Gedanke waren die Kneipen und Wirtshäuser in denen er nach dem Fremden suchen würde.
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Lehrling
Rauch schwängerte die Luft, Gesang hallte zwischen den kahlen Holzbohlenwänden wieder. Irgendwoher duftete es nach Braten und aus einer anderen Richtung konnte man den widerlich galligen Gestank von Erbrochenen erahnen... Eine typische Taverne eben.
Slim konnte keinem der Menschen hier etwas abgewinnen, wieso auch? Er konnte niemandem etwas abgewinnen, außer Gold. Ihn interessierte nicht die Herkunft seiner Opfer, ihn interessierte auch nicht ihre Geschichte, ihr Stand oder ihr Beruf, sondern nur wieviel Gold sie in ihren Seckeln hatten und wieviel sie ihm davon überlassen würden.
Er saß an einem Tisch, der zwar ein wenig wackelig war, aber für seine Zwecke reichte, um ihn herum drängten sich bereits einige Gestalten und ein paar Unterhaltungen wurden über seinen Arbeitsplatz hinweg geführt.
"Also, Freunde, passt auf, wer will es versuchen, ein einfaches Spiel. Setzt einen Dukaten und ihr gewinnt drei! Auf auf, kommt schon. Es läuft wie folgt, hier ein Satz normaler Quartett-Karten, zieht ihr den Ork gewinnt ihr, zieht ihr den Gardisten verliert ihr und zieht ihr den Tod dürft ihr nochmal ziehen und wenn ihr wollt davor euren Einsatz verdoppeln."
Slim öffnete das Kartendeck, fächerte die Karten auf und ließ die umstehenden Leute sich vergewissern, dass der Satz komplett und ungezinkt war... Scheinbar.
Endlich fand sich ein Freiwilliger, vielleicht war es ein Händler aus Montera, den es in den Süden zog, um dort Gewürze zu importieren, vielleicht war es ein Matrose, der Heimaturlaub hatte und seine Frau auf seinem Hof besuchte, aber abends hier in der Taverne zockte, vielleicht war es auch ein Eselstreiber aus Lago, der versklavt durch die Orks, eine Sumpfkrautlieferung in den Norden schaffte, aber was tat das zur Sache... Das Wichtige waren die fünf Dukaten, die er auf den Tisch legte.
"Okay, Freundchen, fünf Dukaten, das heißt du gewinnst fünfzehn, wenn du Glück hast!"
Es war ein einfaches Spielchen, augenscheinlich hatte der Mann bereits getrunken, seine Augen waren ein wenig glasig und sein Atem stank nach hochprozentigem Alkohol.
"Lass mich deine Dukaten sehen!"
Lallte er und schwankte ein wenig auf seinem Stuhl vor und zurück. Slim hätte es nicht besser kalkulieren können, so waren sie alle, niemand traute dem Anderen und doch wurden sie am Ende schamlos ausgenutzt.
"Machen wir doch folgendes, hier", Slim ließ einen Beutel auf den Tisch plumpsen, "Da drin sind dreißig Dukaten, zumindest sage ich dir das, du kannst jetzt spielen und wenn du gewinnst, kriegst du am Ende den Beutel, egal was darin ist. Die Alternative ist, du machst den Beutel auf und zählst fünfzehn Dukaten ab und spielst um die, sollte ich gelogen haben und im Beutel sind nicht mal fünfzehn Dukaten, dann stocke ich auf zwanzig auf! Einverstanden?"
Der Mann musterte Slim und schließlich verstummten auch die letzten Unterhaltungen um sie herum, langsam nickte sein Gegenüber, lächelte verlogen und nahm dann den Beutel.
Genau das war es, was Slim wollte, alle Augen reckten sich nach dem Beutel, vollzogen jede Bewegung des Mannes nach, wie er den Lederriemen öffnete, wie seine raffgierigen, schmierigen Finger einen Dukaten nach dem anderen betatschte, hevorzog und auf einen kleinen Stapel legte. Die Augen aller Zuschauer hafteten an seinen Händen und an den Goldmünzen.
Schon war das Kartendeck ausgetauscht, er hatte verloren, denn niemand hatte es bemerkt, die dreißig Karten, die jetzt auf dem Tisch lagen waren im Verhältnis zwanzig zu zehn geteilt, zwanzig Gardisten, mit denen Slim sofort gewann, zehn Mal der Tod, der seinem Gegenüber sogar noch die Chance gab seinen Einsatz zu verdoppeln.
"Dreizehn! Das sind nur dreizehn Münzen, ertappt... Runde eins geht an mich, du Gauner!"
"Mist, ertappt, du bist ein raffinierter Hund, hat dir das schonmal jemand gesagt? Aber ich stehe zu meinem Wort! Ich stocke auf zwanzig auf."
Die Atmosphäre war aufgeheizt, wieder wurden Rufe um den Tisch herum laut, während Slim nun selbst aus seiner zweiten Börse sieben Münzen hervorholte und einzeln auf den Tisch warf.
"Eins... Zwei... Drei... Vier... Fünf... Sechs... Sieben! So, also, du gewinnst beim Ork, ich beim Gardisten, beim Tod darfst du nochmal und entscheidest, ob verdoppelt wird."
"Genau du Hund!"
Stieß der Mann aus und die aufgeheizte Stimmung wich einem gespannten Schweigen. Slim starrte seinen Gegenüber an, während er das Deck zweimal elegant mischte und dann vor ihm auffächerte, kurz zog er die Augenbrauen nach oben, sein Mundwinkel zuckte nach oben, dann griff der Mann in die Karten. Der Tod.
"Ha! Was sagst du jetzt, du Bastard? Hast du überhaupt nochmal zwanzig Münzen, die du setzen kannst? Ich will nämlich verdoppeln! Ich gewinne nämlich, du Affenarsch!"
Rief Slims Opfer mit weitaufgerissenen Augen.
Es konnte kaum besser laufen, er war in Rage, im Rausch, benebelt vom Alkohol und von seinem vorgegaukelten Glück, doch die Schauspieleinlage Slims ging weiter. Er schluckte, sein Blick wurde unsicher, schweifte umher.
"Naja, dann bleibt wohl nur noch die Möglichkeit, ich setze diesen Ring, er ist ein Familienerbstück, echte orgelische Schmiedekunst und Echtgold. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig."
Sagte er mit unsicherer Stimme und öffnete das Lederband, das den Ring um seinen Hals hielt.
Wieder reichte er das Kleinod seinem Gegenüber, der es mit Händen und Augen abtaste, gerade, dass ihm nicht der Sabber aus dem Mund lief.
"Aber, der ist..." Slim räusperte sich "Der ist mindestens sechzig Münzen wert. Du musst also zehn in die Mitte schieben."
Schweigen. Immernoch hafteten die Blicke der Zuschauer und seines Opfers am Ring.
"Einverstanden, du Speichellecker, da du eh verlierst, kann ich ja viel in die Mitte schieben!"
Endlich, die letzte Stufe des Größenwahnsinns war erreicht, der leicht vergoldete Kupferring mit einer Gravur, die mit einer Nadel gezogen worden war, wanderte zusammen mit zehn Goldstücken auf den Tisch.
Wieder mischte Slim das Blatt durch, dreimal diesmal, immer elegant und mit geschwungenen, eindrucksvollen Bewegungnen, dann knallte er den Satz auf den Tisch- alle Anwesenden schreckten hoch- ehe er ihn wieder breit auffächerte.
Diesmal zuckte keine Augenbraue und kein Mundwinkel, der Blick seines Gegenüber versteifte sich, der Alkohol hatte ihn endgültig erschlagen, unsicher und zittrig zog er eine Karte aus dem Stapel.
Spätestens jetzt wurde die Situation prekär, ein volltrunkener, angeschlagener Verlierer war das letzte, was Slim gebrauchen konnte, er schickte ein Stoßgebet in Richtung Himmel, egal welchen Gott es erreichen würde, er solle nur verhindern, dass noch einmal der Tod gezogen wurde.
Im nächsten Moment formulierte er in Gedanken: "Egal, wer von euch dreien das war, aber saubere Arbeit."
Der Gardist.
"Tja, tut mir leid, mein Freund, das war mal richtiges Pech, hier, ich spendier dir was! Kauf dir noch ein Bier."
Haspelte Slim und raffte die Einsätze in seinen Beutel und verstaute die Karten. Jetzt nichts, wie weg hier, ging es ihm durch den Kopf, als er sein Opfer sah.
Die Adern an seinen Schläfen pulsierten, sein bleiches Gesicht nahm plötzlich ein puterrot an und Slim wusste, dass er verschwinden musste.
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Er stieß die Tür des Wirtshauses auf und sah blickte in den vernebelten Raum. Auf dem siffigen Tresen standen drei herrenlose Biere vor dem Wirt, der mit einem kleinen Holzstück seine Zähne bearbeitete.
Nur gut ein Drittel der Tische war besetzt. An einem wurde Karten gespielt, am anderen saßen zwei Männer und schwiegen sich an und an einem lümmelte sich ein Kerl auf einem Stuhl, mit einem jungen Mädchen auf seinem Schoß. Es roch nach Schweiß und üblem Atem, Tabakrauch und Exkrementen.
Jarvo ließ die Tür ins hinter sich ins Schloss fallen, als er sich wieder der Straße zuwandte.
Das war nichts. Nächstes Kneipe…
Er musste nicht weit gehen, denn die nächste Schankstätte lag nur wenige Meter entfernt. Er nahm die Tür in Augenschein, bückte sich aber vor dem Eintreten, um ein Steinchen aus seinem Stiefel zu entfernen, welches ihn schon eine ganze Weile gedrückt hatte.
In der Hocke auf dem Boden verweilte er mit offenem Mund, als er jenen Fremden aus dem Wirtshaus stürmen sah, der ihn um sein Gold erleichtert hatte. Schnell zog er den Stiefel an und folgte dem Mann, der wieder die Straße verließ und sich in düstere Gassen verzog. Er blieb in gutem Abstand wartete. Eine Weile geschah nichts und der Fremde schien sich nicht von der Stelle zu rühren. Irgendwann stand dieser auf und bahnte sich mit der Kapuze auf dem Kopf seinen Weg durch die zahllosen Gassen. Der Zielort schien ein anderes Viertel der Stadt zu sein… Jarvo folgte ihm bereitwillig und mit einem linkischen Grinsen auf den Lippen.
Sie wanderten durch die Stadt und die Sonne begann sich zu senken. Hinter den Zinnen der Burg verschwand sie uns tauchte die Stadt in Düsterheit, die schnell mit entzündeten Fackeln bekämpft wurde.
Der Fremde stand vor einem Gasthaus, sah sich um und betrat es schließlich. Jarvo wartete einige Minuten und ging hinterher.
Diese Kneipe unterschied sich nur wenig von der ersten, mit dem einzigen Unterschied, dass sie voller war. Mehr Menschen tummelten sich dort um der Dunkelheit und der langsam auftretenden Abendkühle zu entrinnen und bei einem Bier den Tag ausklingen zu lassen.
So schien es auch dem Fremden zu gehen. Er saß in der hintersten Ecke verborgen, hatte zwei Krüge Alkohol vor sich stehen und schien in Gedanken versunken. Immer wieder blickte er in seinen Umhängebeutel, fuhr mit der Hand hinein und grinste.
Jarvo grinste auch. Langsam trat er auf den Mann zu, näherte sich ihm von hinten und setzte sich dann auf den freien Stuhl neben ihn.
„Das ist nett, dass Ihr mir ebenfalls ein Bier bestellt habt.“
Der Blick des Fremden fuhr herum und er versuchte aufzustehen, doch der Barde presste ihm die Hand auf die Schulter und drückte ihn in den Stuhl zurück. Er spürte, dass der Mann ihm körperlich unterlegen war, er spürte die Angst. Das beruhigte ihn…
Genüsslich nahm Jarvo das eine Bier und setzte es an seine Lippen. Die Schaumkrone liebkoste seinen Bart und hinterließ einen weißen Strich, den er mit seinem Unterarm fortwischte.
„Was zum Henker willst du? Wenn du mich umbringen willst mach es jetzt und führe mich nicht vor!“, sprach der Fremde schrill.
„Oh, ich will Euch nicht umbringen. Das wollen vielleicht Viele andere hier in dieser Stadt, aber ich nicht. Sagt mit Euren Namen, Gauner.“
Der Fremde presste seine Lippen aufeinander und sah weg. Jarvo zog seinen Dolch und stak ihn mit der Spitze leicht in die Brust des Mannes.
„Ahhhh! Slim verdammt nochmal, Slim.“
„Slim?…Slim…Slim-Unsinn…Slim-schlimm. Nicht einmal Euer Name vermag Gutes herzugeben. Was kann ich dann von einem Mann erwarten, der so gerufen wird?“ Er sah ihn an „Mein Hab und Gut bitte.“
Der Mann, der sich selbst als Slim vorgestellt hatte, kramte in seiner Tasche und beförderte den prallen Beutel hervor und reichte ihn Jarvo.
„Hier du dreckiger Hund. Kannst nicht mal einem armen Mann seinen Frieden lassen“, zischte Slim.
„Einen armen Mann, der andere bestiehlt um sich sein Glück zu verdienen, meint Ihr wohl. Mit solchen Menschen kann ich wenig anfangen… sie widern mich an. Jetzt trinkt Euer Bier, es wird sonst schal.“
Slim setzte an, nahm einen kräftigen Zug und wollte das Glas wieder auf den Tisch stellen, doch Jarvo packte es und hielt es oben. In der einen Hand das Messer, in der anderen das Glas hob er es so hoch, dass der Fremde mit dem Schlucken nicht hinterherkam und das Bier am Mund vorbeirann und seinen Hals und die Kleider besudelte.
„Ihr stelltet mich zur Schau, nun stelle ich Euch zur Schau. Hier!“ Er presste Slim zwei Goldstücke in die Hand, sodass es diesem wehtat.
„Kauft Euch davon ein Mädchen und begnügt Euch, kauft Euch davon Wein und säuft bis Ihr umfallt, macht damit was Ihr wollt, aber lasst MIR meinen Frieden. Einen angenehmen Abend wünsche ich.“
Jarvo fasste sich an die Krempe seines Hutes und ließ den perplexen Fremden alleine zurück.
Geändert von Jarvo (26.04.2009 um 13:05 Uhr)
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Monterawälder
Eine kleine Diskussion über das Schicksal der Banditenbande war entbrannt, der Tavik schweigend lauschte und sich allmählich seine Meinung bildete, während für eine brutale Stürmung des Lagers oder den friedlichen Austausch von Gefangenen gestimmt wurde.
Tavik seufzte, trat zu den beiden gefesselten Tunichtguten hin und schaute sie einige Zeit lang an, die Arme verschränkt und auf dem Gesicht eine Maske der Nachdenklichkeit.
»Banditen«, fing er leise an, »waren es, die meinen ganzen Lebenstraum zerstört haben. Wenn es nach mir ginge, Jungs, nach mir ganz alleine, würdet ihr beide und eure gesamte, beschissene Bande an den Bäumen hängen und als Futter für die Raben herhalten.«
Der Jüngere schreckte zusammen, schaute panisch zu dem Rest der Gruppe hin, der schweigend zusah. »Das kannst du nicht machen! Wir kennen dich nicht!«
»Na und? Ihr seid alle gleich. Schafft ihr es nicht auf dem ehrlichen Wege, geht ihr den Weg des Mordens und Brandschatzens. Hauptsache ihr habt anständig zu fressen, zu saufen und was Warmes zum Anziehen. Dreckspack!«, knurrte Tavik und trat dem Jungen mit voller Wucht in die Seite. Bewegungsunfähig wie dieser war, fiel er wie ein Stein um und heulte auf. Der schwere Lederstiefel hatte sauber die Hüfte getroffen.
»Tavik, es ist gut!«, kam es bestimmt von Ornlu. Der Nordmann drehte sich halb zu dem Druiden um, schaute ihn einige Augenblicke lang mit unergründlichem Blick an. Dann schüttelte er den Kopf, grinste.
»Ja, sie sind uns egal. Ja, wir tauschen sie gegen Yared aus.«
Dann blickte er ein weiteres Mal zu dem sich vor Schmerz windenden Jungen und seinem Partner. »Und euch rate ich, mir nie über den Weg zu laufen. Sollte ich hier wieder durch die Wälder kommen und eure Bande vorfinden, so schwöre ich, dass ich euch bis auf den letzten Mann jagen werde. Verstanden?«
Mit bleichen Gesichtern nickten die beiden Gefesselten. Tavik wandte sich wortlos um, ging an der Gruppe vorbei, blieb neben Ornlu stehen und sah ihn einen Moment durchdringend an. »Tauschen wir sie aus. Wenn das nicht klappt, gehen wir den einfachen Weg und nehmen die ganze Bande hoch. Diese ... Würmer ... verdienen es nicht, sie verdienen das Leben nicht, während sie das anderer nehmen, die es verdient haben.«
Dann ging Tavik weiter, setzte sich abseits der Truppe hin und legte sich die Lanze über die Knie und wartete ab. Wie würde man sich entscheiden?
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Monterawälder - Banditenlager
Der Tag war wirklich kein Zuckerschlecken für Yared gewesen. Es war gegen Mittag fast schon sommerlich heiß gewesen und in der Grube hatten seine Exkremente und die seines Mitgefangenen, dessen Name er noch immer nicht herausbekommen hatte, sehr zu dünsten angefangen und eine Menge Mücken war gekommen, um ihnen Gesellschaft zu leisten.
So viel der Sappeur auch von der Solidarität hielt, auf die der Insekten hätte er getrost verzichten können.
Aber so war das eben, wer in der Scheiße saß durfte sich über die Schmeißfliegen nicht wundern.
Wenigstens eines war ihm heute klar geworden, nämlich warum er am Vortag ständig an Steckrüben hatte denken müssen.
Eigentlich war es keine große Erkenntnis, aber wie jeder Philosoph weiß, erzeugen große Erkenntnisse mehr neue Fragen als kleine Erkenntnisse.
Im Prinzip war es recht einfach. Der Grund war, dass die Banditen nichts anderes zu essen gehabt hatten und sich nach einer offensichtlich erfolglosen Jagd eines gewissen Pilo, der ganz ordentlich von seinem Boss Galgo, zusammengeschissen worden war, auch heute wieder nichts anderes im Kessel der Bande köchelte als ... NA? ... genau: Steckrüben in Reinstform.
Und diesen nichtssagenden Geruch kannte der Sohn des Mineurs noch von seiner Zeit in der Armee.
Nicht ohne Grund sagte man:
„Je schlechter das Essen, desto besser die Armee.“
(nach Asterix)
- was allerdings der Armee König Rhobars II auch keinen Vorteil gebracht hatte.
Auf jeden Fall waren die da oben sehr schlecht drauf. Das hing irgendwie damit zusammen, wie Yared inzwischen mitbekommen hatte, dass sich zwei der Bande, die für die Kundschaftertätigkeiten auserkoren worden waren, sich nicht zurückgemeldet hatten.
Sowas nannte man wohl Künstlerpech. Solange zumindest, wie man das stupide Vorgehen, welches die Banditen an den Tag legten. als künstlerisch wertvoll bezeichnen konnte. Aber in irgendwas mussten die Jungs gut sein, sonst hätte sie bestimmt nicht so lange hier draußen überlebt. Und auch, wenn dies ein Wunder sein sollte, konnte man es doch auch als Kunst bezeichnen.
Ohne Frage hatte Yared viel Zeit zum Nachdenken und da er mit dem Steckrübenthema abgeschlossen hatte, dachte er darüber nach warum in Adanos hier in diesem Loch sitzen ließ.
Grundsätzlich gab es da fünf verschiedene Ansätze:
1. Der Theologische: Adanos war der Gott des Gleichgewichts zwischen Ordnung und Chaos. Zwischen Ordnung und Chaos unterschied das Schicksal. Also war es Schicksal und dagegen konnte man sowieso nichts machen.
2. Der Sich-Selbst-Bemitleidende: Adanos war ein Sadist und wollte ihn hier dabei studieren, wie er in Selbstmitleid zerfloss. Vollkommener Blödsinn also.
3. Der Realitätsferne Illusiuonstheorieunterstützende: Was soviel bedeutete, wie, dass Yared sich seine eigene Existenz nur einbildete und durch diese Paradoxen, dass das Nichts an die Existenz des Nichts glaubte und dadurch die Welt zum drehen brachte, war irgendwie lustig, aber ebenso Blödsinn. Außerdem kam Adanos dann höchstens als Gestalt seiner Einbildung vor.
4. Der Sinnstiftende: Adanos wollte hier irgendetwas von ihm. Er sollte irgendwas für ihn hier erledigen. Nur was und wenn ja wie viele? Es war immer dasselbe man konnte bei dieser Hochinteressanten Fragestelung einfach nicht anders als abzubrechen und sich zu sagen, dass man wohl schon an Halluzinationen leidete.
- Und deshalb war:
5. Die Optimistische: Sich mit Adanos zu freuen, dass wenigstens der Gott nicht in diesem Loch saß, sich sein Pfeifchen zu stopfen, um gegen den Gestank der Fäkalien anzustinken und ein kleines Nickerchen in der Schwüle der Grube zu machen. Wach sein konnte er auch noch später.
Da ihm letzteres am sinnvollsten erschien, wobei er merkte, dass seine Hirnwindungen anscheinend schon unter dem Nahrungsentzug leideten, dem er unterworfen war, machte er sich daran und verbrachte dösend und rauchend den Tag. Was für ein spannendes Erlebnis.
„Yared in der Grube saß und schlief , saß und schlief,
armer Yared bist du hungrig,
dass du nicht mehr klar denken kannst?
Yared denk, Yared denk, Yared denk!“
(frei nach einer bekannten Volksweise)
Keine Chance. Sein Unterbewusstsein hatte die Pause dringend nötig - meinte zumindest sein Magen.
Es war dumpf in Yareds Kopf.
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Ryu dachte nach, während alle in der Gruppe sich um das Schicksal der beiden Banditen berieten. Ohne Worte krabbelte der junge Hayabusa in das Zelt dieser Gauner und durchwühlte es auf der Suche nach etwas Interessantem. Irgendwie stank es in dem alten Fetzen nur nach Alkohol und verschimmelter Milch. Angewidert schüttelte Ryu den Kopf, als er ein, von weißer Flüssigkeit tropfendes Tuch mit zwei Fingern hochhob und wieder fallen ließ. Doch dann fiel sein Blick auf etwas weitaus Ansprechenderes: Unter dem ganzen Kram, der für was auch immer gut war, hatte er einen kleinen Sack Gold gefunden, den er sich sofort unter den Nagel riss.
Wieder draußen aus dem Zelt schritt der Templer zur Gruppe und warf den Sack in deren Mitte. "Bedient euch, Jungs. Ich glaube, die zwei müssen noch Einiges mit ehrlicher Arbeit nach verdienen." sprach er ruhig und musterte die beiden Tagediebe mit verschränkten Armen. Der Jüngere schien wirklich ein Weichlappen zu sein, aber auch der Ältere schauderte scheinbar ein wenig, als Ryu ihn mit durchdringend anstarrte mit seinen bernsteinfarbenen Augen. "Mh... An euch hängt der Geruch von Blut..." flüsterte er leise und wandte sich wieder der Gruppe zu. "Wir sollten erst sehen, wie die Banditen organisiert sind, bevor wir diese zwei Schafschlächter eintauschen oder Sonstiges mit ihnen tun. Warum den Ärger mit Verhandlungen eingehen, wenn wir sie vielleicht mit ein paar Handgriffen zerschlagen können? Was meint ihr?"
Prüfend ging sein Blick durch die Runde...
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Schönes Wetter herrschte im südlichen Myrtana, als Françoise und Rubel den Pass aus der Wüste hinter sich ließen. Nur kurz hatten sich die beiden in dem seltsamen Tal aufgehalten, das aus unerklärlichem Grund mit abgestorbenen Bäumen übersät war. Was diese Kargheit verursacht hatte, konnten die beiden Freunde jedoch nicht herausfinden. Rubel vermutete, dass sich die Wüste einfach bis dorthin ausgebreitet hatte, wo einstmals ein grünes Tal gewesen sein musste. Und da der Priesterin keine andere sinnvolle Erklärung einfiel, beließ sie es dabei. So ungewöhnlich war es dann schließlich doch nicht.
Den Heimweg traten sie an, weil ihre Vorräte zur Neige gingen. Die hätten sie zwar auch in Braga wieder auffrischen können, allerdings wollte Rubel nach den Wochen im Sand wieder festeren Boden unter den Füßen spüren. Zudem war sich Françoise sicher, dass sich der Pergamenthaufen auf ihrem Schreibtisch schon längst wieder auf magische Weise vergrößert hatte. Leid war sie die Entscheidung trotzdem nicht, denn der Frühling hielt im Mittelland Einzug und es war eine Freude unter den saftig grünen Bäumen spazieren zu gehen, die Bienen summen zu hören und den Duft blühender Blumen in der Nase zu haben.
An einem kleinen Fluss machten die beiden Wanderer Halt, setzten sich auf die von der Sonne gewärmten Steine und aßen etwas von den Resten ihres Proviants. Nicht mehr lang würde es dauern, dann würden sie sich wieder in der Küstenregion befinden und bald darauf in der Hauptstadt. Zur Eile trieb sie aber nicht.
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