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An Bord der Santorija, Korsar unter myrtanäischer Flagge, gut sechs Seemeilen vor Setarrif
Das Wetterleuchten hatte sie angelockt. Eigentlich hatten sie nur das Treiben des Drachen aus dem Schutze der Dunkelheit eines bedeckten Nachthimmels heraus beobachten wollen.
Jetzt aber dankte Yared den Göttern, dass er die Segel hatte reffen lassen. Der Kapitän hatte ihre Fahrt in - wie er gedacht hatte - sicherer Entfernung zu Setarrif stoppen lassen. Auch alle Lampen hatte er löschen lassen, um für den Drachen kein leichtes Ziel abzugeben. Nun sorgten seine Maßnahmen immerhin dafür, dass sie mit einem blauen Auge davon kamen, als die Druckwelle unvermittelt über sie hereinbrach. Die Gischt zerpflügend jagte sie die See unter ihrem Kiel hindurch aufs offene Meer und ließ das Schiff dabei schlagartig gut eine Mannshöhe nach oben schießen, während sie einem heftige, blitzartigen Orkan gleich über sie hinwegfegte. Dabei konnte sie aber weder gesetzte Segel erfassen und die Santorija umreißen, noch Feuer ausbrechen lassen, als eine der Lampen sich aus ihrer Verankerung riss, auf Deck niederging und dort zerschellte.
Yared rappelte sich wieder auf und zog sich an der Reling hoch. Dann wartete er, bis die Santorija aufgehört hatte im kabbeligen Wasser zu stampfen und zu rollen, bevor er sich hinkniete und am Boden nach seinem Fernrohr tastete. Es war ihm aus den Händen geglitten, als er sich nach dem Knall oberhalb der Steilküste auf das Deck geworfen hatte.
"Bei Beliar, was war das?" Goya zog sich eilends am Geländer den Aufgang zum Achterdeck hoch.
"Ich habe nicht die geringste Ahnung, Goya.", meinte Yared als er die Linke nach dem Fernrohr streckte.
"Meinst du er kommt?"
Gerade noch wollte Yared seinem Leutnant antworten, da erstarrte er, den Blick auf seinen linken Unterarm geheftet. In der Finsternis schimmerte ein fahles Leuchten durch den Ärmel seines Leinenhemds. Er unterdrückte den Drang, den Ärmel zurückzuschieben und so alle auf den die sonst nur wie feine bleiche Narben in seiner Haut liegenden Zeichen seines Bundes mit der Nymphe und dem Rattengeist. Schnell deckte er die verräterischen Male mit der rechten Hand ab.
Als er aufsah, bemerkte er, dass Arvideon interessiert zu seiner Linken sah. Der kleinwüchsige Wandermönch war, wie so oft scheinbar aus dem nichts erschienen. Nun grinste er breit und scheinbar wissend. "Es liegt Magie in der Luft. Viel magische Kraft, wild und ungezügelt. Arvideon spürt ihr Knistern." Er streckte Yared dessen Uniformjackle entgegen.
Yared nahm die Jacke dankend und streifte sie sich über.
"Eine magische Explosion?", fragte Goya.
Der vor vielen Jahren der Runenmagie mächtige Gottesdiener nickte zustimmend. "Darauf würde der Wandermönch wetten."
"Ist das nun gut für uns oder schlecht, Magister Arvideon?", fragte Zarah, die nun hinter Goya auf dem Achterdeck erschien und die letzten Worte mit angehört hatte.
"Das kommt drauf an, ob es unsere Magier erwischt hat oder den Drachen.", antwortete der Kapitän anstelle des Kleinwüchsigen. Dann sah er seine Cousine an. "Verletzte?"
"Die meisten nur ein paar Schrammen und blaue Flecke. Einer ist aus der Takelage gefallen und hat sich vielleicht was gebrochen. Dinah sieht schon nach ihm."
Yared nickte nachdenklich, dann wandte er sich Goya zu. "Hat schon jemand nach Schäden am Schiff gesehen?"
"Bram und Maros sind gerade dabei. Bislang sieht es gut aus. Etwas zerbrochenes Porzellan und Glas. Stehendes und laufendes Gut scheinen intakt."
"Gut.", schloss der Kapitän.
"Landen wir an und schauen, ob es Überlebende gibt?", fragte Goya in zwiespältigem Ton, offenbar zwischen gesunder Vorsicht und Neugier hin- und hergerissen
"Wir warten mindestens noch bis Sonnenaufgang." Yared deutete hinter sich ans Firmament. ebenso schnell, wie die Explosion die Wolken auseinandergetrieben hatte, prallten diese nun wieder zusammen und begannen sich aufzutürmen und von den Blitzen in ihrem Innern aufzuglühen. "Schaut euch den Himmel an. Da braut sich was zusammen. Den Sturm müssen wir auf jeden Fall noch hier draußen abwarten."
Die Gefahr, dass der Sturm sie auf die Klippen vor der Steilküste warf, war zu hoch, und sie konnten es unmöglich noch vor seinem Losbrechen in den Hafen der einstigen Residenzstadt, oder das was mittlerweile davon noch übrig war, schaffen, daher war zunächst Abstand halten die Devise.
"Teilt die Wachen ein und lasst die Verletzten unter Deck bringen. Goya, lass das Lot holen. Wir müssen eine Stelle finden, an der wir ankern können. Ich will morgen nicht, vor Gorthar aufwachen."
"Aya, aye, Käpt'n."
Geändert von Yared (22.12.2016 um 05:02 Uhr)
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Olivia ließ sich widerstandslos von dem Gerüsteten auf die Füße ziehen. Jede Kraft war aus ihrem Körper gewichen. Schmerz hatte sie ersetzt.
Ihr Körper brennt, es war als ob das Drachenfeuer immer noch an ihr zehrte. Stöhnend ließ sie sich fortführen.
Immer wieder musste dieser Samuel sie vorwärts schieben. Olivia wünschte sich bloß, endlich liegen gelassen zu werden. Sobald sie die Möglichkeit hatte sich umzusehen, suchte sie nach Noxus. Doch er war nirgens zu entdecken. Olivias Angst wuchs. Hatte er einen Plan ausgearbeitet, sie von diesen Leuten zu retten? Doch wie wollte er das anstellen? Der Drache hatte diesem armen Irren doch sicherlich genauso zugesetzt, wie Ihr. Olivia war so fern jeder Magie wie am Tage ihrer Geburt. Sie zitterte am ganzen Körper, nicht nur wegen der Schmerzen. Die fühlte sich so einsam und allein, wie nie zuvor.
Der weg der kleinen Gruppe führte sie näher an die Kuppel heran. Dahinter sah sie für einen kurzen Moment den Drachen wüten. Das Untier war fürchterlich zugerichtet. Die majestätische Bestie, eingesperrt und verängstigt und sterbend. Es tat ihr leid. So sollte es nicht sein. Sie fasste sich vorsichtig an die Schulter. Das Feuer hatte nicht nur ihre Haare und ihren Hinterkopf versengt, sondern auch ihre Schultern und Teile des oberen Rücken. Die Wunden auff den, Olivias Finger fühlten sich schleimig an. Diese Wunde konnte sie töten, dazu brauchte es überhaupt keine Feuermagier. Dies war allein die Schuld des Drachen. Und dennoch: Es war kein würdiges Ende...
Dann kam der Knall, als das Feld implodierte. Olivia war bereits zu benommen um die Einzelheiten genau mitzubekommen. Sie wurde von den Füßen gerissen und flog ein paar Schritte durch die Luft. Sie landete auf dem Paladin. Seine Rüstung riss ihren Rücken auf. Sie schrie laut auf, dann blieb sie liegen, in der Hoffnung dass die Schmerzen nicht noch größer wurden.
Sie wollte um Hilfe rufen, aber ihrem Hals entkam nur ein schwaches Krächtzen.
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Ruinen - Das Ende des Drachen
Es tobte ein Kampf im Kopf des Wüstensohns, als er sah, wie sich die Barriere um den Drachen schloss. So viele Planungen, so viele heimliche Vorbereitungen - nun endlich waren sie vor ihrem Ziel. Maris stand an der Seite Anirons und seines Freundes Tinquilius, als sich die Magie aus dem Artefakt, das die gebrochene Seele Hyperius' enthielt, ergoss und sich mit der Kraft der Feuermagier und der Druiden hoch über der Stadt vereinigte. Der Drache pflügte vom Palast her kommend durch die Stadt, brüllend und Feuer spuckend vor Wut. Er flog direkt in die Falle, geradewegs in sein Verderben. Was auch immer ihn zu seinem unvorsichtigen Vorstoß getrieben hatte, es wurde ihm zum Verhängnis.
"Bei der Mutter!"
Die Barriere entfaltete sich genau in dem Moment, als die Bestie hindurch fliegen wollte, und zerriss einen ihrer Flügel. Mit einem gewaltigen Grollen stürzte das Monster zu Boden. Vom Thron gestürzt, verwirrt, in die Ecke gedrängt... der Drache war schwer gezeichnet, doch wenn es keine Flucht gab, war ein Jäger am gefährlichsten. Eine Feuerwalze ergoss sich aus dem Maul der Kreatur, doch die Kuppel schloss sich im letzten Moment, um den Zorn des Drachen samt seiner Selbst unter sich zu begraben.
Maris blickte auf die Geschehnisse, auf die sie hin gearbeitet hatten, doch obwohl sich grimmige Genugtuung hätte einstellen sollen, war da nur ein undefiniertes Gefühl, eine schmerzhafte Blockade, die jedem Denken im Weg stand. Das Leid des Drachen hallte tief in seinem Verstand wider, der Schatten ihres geistigen Kontaktes legte sich drohend über seine Seele. Maris spürte, dass ein Teil in ihm dagegen ankämpfte - der Teil des Großen Löwen in seiner Seele - doch er war nicht stark genug, um es zu verhindern.
Eine Gruppe Echsen stürmte auf den Platz und Maris war nicht in der Lage, auf die Bedrohung zu reagieren, doch die Dienerkreaturen stürzten panisch an ihm vorbei in Richtung der Barriere, um beim Kontakt mit ihr auf der Stelle zu vergehen. Der Drache im Innern war angeschlagen, doch er wütete ohne Unterlass. Seine Kraft war gewaltig, und sie schien so groß zu sein, dass der noch nicht völlig stabilisierte magische Wall zusammenzubrechen drohte. Eine seltsame Panik ergriff den Löwenkrieger, als das magische Gebilde zu pulsieren und zu schrumpfen begann. Nicht die Angst, das Weißauge könnte entkommen - nein, es war Todesangst! Der Drache spie Worte in seiner ureigenen, schrecklichen Sprache, und obwohl er sie nicht verstand, hatte Maris das Gefühl, als schnitten sie sich tief in seine Seele und hinterließen einen grausamen Eindruck in den Untiefen seines Verstandes.
Dann geschah es: mit einem gewaltigen Stoß fegte die Druckwelle der explodierenden Barriere durch die Stadt, zerriss Fels und Fleisch, ließ selbst die umliegende Magie in einem arkanen Sturm vergehen. Noch bevor ihn die Druckwelle erreichte, ging Maris von innerer Pein geblendet zu Boden. Seine Sinne waren wie ausgelöscht, sein Denken war fort. Der Wüstensohn schien eine gefühlte Ewigkeit im Nichts zu schweben, bis die Eindrücke der Welt ihn wieder ins Jetzt zurück holten. Er lag auf dem Boden, nach und nach immer mehr Verletzungen spürend, die er sich zugezogen haben musste, weil er nicht in der Lage gewesen war, Deckung zu suchen. Doch da war etwas in seinem Kopf, eine große Freiheit und Leichtigkeit, die er seit Wochen nicht mehr gespürt hatte. Der Schatten des Drachen in seinem Verstand war fort, sein zersetzender Einfluss vergangen. Der Weißaugendrache war nicht mehr.
Ächzend rappelte sich Maris auf, sammelte seine zu Boden gefallenen Waffen ein und blickte sich um. Um ihn herum war niemand, Tinquilius und Aniron hatten es im Gegensatz zu ihm wohl geschafft, Deckung zu suchen. Doch galt sein suchender Blick zunächst noch seiner Frau und seinem Freund, wurde er bald schon ins Herz der Stadt gerichtet, dorthin, wo der Drache vergangen war. Ein animalischer Drang drohte in ihm Überhand zu nehmen, als entfaltete sich eine andere Macht nach kräftezehrendem Kampf wieder in seinem Geist, die den Triumph über den verhassten Feind auskosten wollte. Der Nomade kannte diese Macht nur zu gut: al-hamza, der große Löwe.
Blutdurstig fletschte der Wüstensohn die Zähne, ein wildes Funkeln in den Augen, und rannte ungeachtet aller Schmerzen und aller Gefahren, die dort noch lauern mochten, in Richtung des Ortes, an dem der Drache sein Ende gefunden hatte, um sich an seinem Fleisch zu laben.
Ja, diese Beute hatte sich der Löwe verdient...
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Ruinen - Eine fette Beute
Er wollte die Zähne in das Fleisch dieses fliegenden Ärgernisses schlagen, er wollte Drachenblut auf den Lippen kosten! Wie schade es war, dass die Beschränkungen dieses menschlichen Körpers ihn davon abhielten, seinen Gelüsten freien Lauf zu lassen. Glücklicherweise besaß sein Diener, der - so deprimierend das für den Großen Löwen auch sein mochte - immer noch einen Teil seiner Seele in sich trug und damit vorerst ein zu tolerierendes Anhängsel war, ein Werkzeug aus magischem Erz, mit dem selbst ein Wesen wie er, das nur auf beschränkte körperliche Kraft zurückgreifen konnte, den Schuppenpanzer des Drachen knacken konnte.
Doch die Notwendigkeit, seinen Drang zur Ausweidung der Beute auf menschliche Maßstäbe herab zu brechen, führte zu einer ungewollten Transformation seines Willens, der ihm einmal mehr auf ärgerliche Weise vor Augen hielt, dass er doch nicht die völlige Kontrolle über seinen Diener hatte.
Maris stürmte auf den Ort zu, an dem der Drache von der magischen Kuppel eingeschlossen und getötet worden war, denn er verspürte den unbändigen Drang, das Biest zu zerlegen und aus den Trophäen, die man herausschneiden konnte, zumindest irgendeinen positiven Nutzen aus der Existenz des Weißauges für die Bewohner dieser Insel zu ziehen. Er stürmte über das zerschlagene Pflaster, sprang über die zersprungenen Überreste von Ruinen, die durch die Explosion der Barriere wie Kieselsteinchen umher geschleudert worden waren. Nirgends war ein lebendiges Wesen zu sehen - die letzten Echsen schienen alle in panischer Angst vor dem Tod ihres Herrn in die magische Barriere gestürmt oder die Flucht ergriffen zu haben. Achtlos sprang der Nomade, getrieben von seiner unstillbaren Gier, über die deutlich sichtbare Begrenzung der Kuppel kurz vor ihrem Kollaps hinweg, in deren Innern kein Stein mehr auf dem anderen stand. Dort lag er, ein lebloser Haufen dampfenden Fleisches - einstmals der Schrecken aller Wesen Argaans, nun jedoch war aller Schrecken gewichen.
Atemlos erreichte der Wüstensohn die verstümmelten Überreste des Drachen. Es war beeindruckend, mit welch zerstörerischer Kraft sich die pure Magie der Kuppel durch den Leib des Weißauges geschnitten hatte - ein Flügel und ein Teil des Beines auf der gleichen Körperseite waren einfach vernichtet worden, die Wunden augenblicklich ausgebrannt. Überall wies der Kadaver Wunden auf, die nie zu bluten begonnen hatten. Es wäre ein grausamer Anblick gewesen, hätte der raubtierhafte, dominierende Verstand des Großen Löwen ihm nicht jegliche Fähigkeit zu Mitleid genommen.
"Überhebliches Drecksvieh... hab ich dir nicht gesagt, ich würde vor deinem toten Haupt stehen?"
Nun, zumindest gezeigt hatte er es ihm bei seinem Besuch im Hort des Weißauges. Die Vorhersage hatte sich erfüllt, wenngleich er nur ein Teil des Zusammenschlusses war, der die Bestie zu Fall gebracht hatte. Dieser Punkt war dem Löwen in ihm vollkommen gleich.
Mit einer Mischung aus gehässigem Grinsen und Zähnefletschen zückte er sein Jagdmesser aus purem Erz und schritt zu dem schlaff am Boden liegenden, verbliebenen Flügel hinüber. Mit einiger Genugtuung stieß er kraftvoll durch die Haut des Flügels hindurch und trieb die Klinge durch das ledrige Gewebe. Selbst mit diesem Werkzeug kostete es den Nomaden Einiges an Kraft, bis die Haut in unansehnlichem Zackenmuster riss, doch schließlich trennte er einen Teil des Flügels heraus, in den er sich problemlos einwickeln konnte. Doch der Trieb ließ mit dieser ersten Beute nicht nach, er schwoll wieder an. Das Tier in ihm setzte sich wieder durch.
"Und jetzt hol ich mir dein Fleisch, dein Blut... dein Herz!"
Es war ein berauschtes Stoßen und Hacken, mit dem sich Maris in die Brust des Drachen vor arbeitete. Vorbei an Innereien wie der Lunge schlug er sich einen Weg wie ein Schürfer in einer Mine durch Fleisch und Gewebe, schlug schließlich die eigenen Zähne in den saftigen Leib hinein, als er weich genug war, und wühlte sich in den Leichnam des Drachen, als wolle er im Blut der Bestie baden. Der schwere Geschmack von Eisen schlug ihm allenthalben entgegen, das dicke Blut des Drachen verklebte ihm den gierigen Rachen, und doch grub er weiter, bis er fand, wonach der Löwe in ihm gierte.
"Da ist es ja..."
Ein mächtiges Herz, einst so kraftvoll und durchtrieben - nun ein gefälliger Fraß für den einstigen König der Katzen, der schon bald wieder seine Rückkehr auf den ihm angestammten Platz im Gefüge der Welt ins Auge fassen mochte. Ein gefährliches Feuer glomm in Maris' Augen, als er die Finger um das Drachenherz legte und sich genüsslich über die Zähne leckte...
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Ein gewaltiges Ende für einen gewaltigen Feind. Und beinahe auch das Ende für Françoise und ihre Begleiter. Eine irrationale Neugierde hatte die Priesterin dazu bewegt, noch einmal einen Blick auf das Ungetüm zu werfen. Womöglich eine letzte List des Drachen, zumindest seine Bezwinger mit in das Verderben zu reißen. Innos sei dank, gelang es den Feuermagiern diesem Schicksal zu entrinnen.
Wie kleine Schachfiguren fegte es sie hinfort, als die Barriere in sich zusammenbrach und dabei unvorstellbare Kräfte freisetzte. Die umherfliegenden Trümmer erwiesen sich gleichermaßen als tödliche Gefahr wie auch als lebensrettender Schutz. Hinter einem großen Geröllberg schlugen die fünf hart auf dem Boden auf und blieben regungslos liegen bis das Spektakel vorüber war.
Als der Staub anfing sich zu legen, rappelten sich die Feuermagier langsam auf. Als Françoise sich aufsetzte, durchzuckte ein stechender Schmerz ihren linken Arms. Der Ärmel ihrer Robe lag verdeckt unter einer grauen Staubschicht, doch an ihrem Oberarm tränkte Blut den schweren Stoff tiefrot. Umständlich stützte sich die Priesterin auf ihren Stab, um auf die Beine zu kommen. Jeffrey, der die Angelegenheit bis auf einige Kratzer unbeschadet überstanden hatte, kam der obersten Feuermagierin sogleich zu Hilfe.
In einiger Entfernung lagen auch Samuel und Olivia begraben unter einer Schicht von Geröll und Staub. Françoise hatte den Schrei der jungen Frau gehört und bereits damit gerechnet, sie nicht mehr lebend vorzufinden. Doch sie tat es. Tatsächlich konnte die Priesterin nicht sagen, ob das eine gute Sache war oder nicht.
»Leonard? Bist du unverletzt?«, fragte Françoise den zweiten Feuermagier. Es hatte einen Augenblick gedauert, ihn ausfindig zu machen. Von Kopf bis Fuß bedeckte ihn eine dicke Schicht von grauem Staub und nur das Weiß seiner Augen stach hervor.
»Ich glaube, ich habe mir eine Rippe gebrochen. Oder zwei... Aber es geht schon. Solange wir jetzt nicht von Echsen verfolgt werden.«
Ein verzerrtes Lächeln zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Unterdessen hatte Jeffrey vorsichtig die Kastellmagierin vom Rücken des Paladins gehoben. Die junge Frau hatte es schwer mitgenommen und sie brauchte dringend Hilfe. Ansonsten erlag sie womöglich doch noch ihren Verletzungen. Samuel andererseits schien putzmunter. Ein unverwüstlicher Paladin.
»Hilf ihr bitte, Jeffrey. So gut es eben geht.«, beorderte Françoise den Feuermagier. Nicht ohne Hintergedanken. Sie wusste noch immer nicht, was Olivia überhaupt in Setarrif getrieben hatte. »Wir müssen die anderen finden.«
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Der intensive Geruch von Blut stieg Ornlu in den Kopf und selbst bei Cecilia schien es nicht anders zu sein. Das Drachenblut hatte einen besonderen Geruch. Etwas ziemlich Verlockendes musste man sagen und der Druide beherrschte sich noch, nicht der zu werden der er in mancher Nacht war.
Von der Ruinenmauer aus wirkte der Kadaver schon riesig und noch mehr war er es, als er davor stand und rund um diesen schritt, die Hand auf die Schuppen legte und die Wunden mit den Fingern berührte. Dann roch er an den blutverschmierten Fingern und leckte sie ab.
Mit allen Sinnen die dies konnten nahm er diesen Geschmack wahr, um ihn sich zu merken und zu verinnerlichen. Noch mehr kostete er vom Blut, um es auf seinen Körper wirken zu lassen.
Blut war immer mehr als Blut. Blut war Magie und Magie konnte man aus Blut gewinnen. Die Seher seines Volkes vermochten im Blut Zukunft und Vergangenheit von jemanden und seiner Familie zu erkennen und sowas ähnliches wollte auch Ornlu erwirken. Er wollte aber nichts sehen, sondern spüren und erkennen. So vergingen einige weitere Momente, ehe er Maris wahrnahm, wie er sich anders verhielt als üblich. Das was in ihm war beherrschte ihn. Ornlu kannte es aus eigener Erfahrung und kannte die Gefahr. Ein Blick zu Cecilia genügte um zu wissen, dass sie es auch sah. Sie war vor nicht so viel Monden selbst betroffen.
So näherte sich Ornlu dem Nomaden und wagte es etwas Magie anzuwenden. Magie die sein Gesicht kurz veränderte und ein tiefes, drohgebärdendes Knurren schuf, wie es nur durch den Wolfsdruiden zu schaffen war. Maris nahm es natürlich wahr. Das in ihm nahm es wahr.
"Manche werden beherrscht und andere beherrschen. Manche werden zu Bestien der alten Geister, weil ihr Geist zu schwach ist. Manche erstarken und werden mehr als nur Menschen.", warnte er seinen Schüler und lauerte auf Maris' Reaktion. Cecilia indes hielt sich zurück, hielt sich den Kopf und versuchte das ganze Blut nicht weiter direkt zu riechen. Das Blut konnte wahnsinnig machen und selbst Ornlu trug einen Kampf in sich aus.
"Wer bist du?", fragte er Maris, während die Blitze am Himmel immer wieder aufzuckten und leichter Regen einsetzte.
Geändert von Ornlu (20.12.2016 um 18:19 Uhr)
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Ruinen - Identität
Warmes, köstliches Blut, Lebenselixier voller Magie, voller Kraft... genüsslich schlug al-hamza die Fänge in das zarte Gewebe des mächtigen Herzens, das vor so kurzer Zeit noch heißes Blut durch den Körper der gefürchtetsten Kreatur dieser unseligen Insel getrieben hatte. Er konnte regelrecht spüren, wie die Kraft des Drachen ihn erfüllte - sie war gering im Vergleich zu dem, was der Herr der Löwen an Macht besaß, doch wenn es ihm gelänge, sich einen Teil davon anzueignen, mochte er vielleicht einen Teil des Machtverlustes ausgleichen, den er durch den feigen Diebstahl der Pantherfrau erlitten hatte, als seine Seele noch in den tiefen des Löwensteins geruht hatte - und für dieses menschliche Anhängsel war die Kraft des Drachen allemal eine gewaltige Quelle.
Gierig verschlang der Löwe das Organ, das für die mickrigen Kiefer des Menschen eine beträchtliche Größe hatte. Er spürte, dass darin immer noch viel zu viel Lebenskraft steckte, um es zu vergeuden, wenngleich der nicht an rohes Fleisch gewöhnte Körper des Menschen bereits unerfreulich auf die große Menge verschlungenen Blutes reagierte. Doch sein Schwelgen wurde jäh unterbrochen, als eine unerfreuliche Gestalt sein Festmahl unterbrach.
Der Hundebastard... er war ein nützlicher Umstand, wenn es darum ging, die Fähigkeiten seines menschlichen Dieners zu erhöhen, doch er mischte sich in Dinge ein, die ihn nichts angingen. Er Wolf war ein gewaltiges Ärgernis und eine Gefahr, doch derzeit ließ sich nichts dagegen unternehmen. Der Große Löwe musste vorsichtiger agieren, bis sich die Voraussetzungen geändert hatten.
Mit dem stechenden Blick eines selbstbewussten Raubtiers taxierte er den Wolfsmenschen, erwiderte das drohende Knurren und biss erneut herzhaft in das Drachenherz. Seine Zähne schlugen auf etwas Hartes. Verwirrt blickte er auf das Mahl, befreite den harten Kern von dem saftigen Fleisch des Herzens und blickte auf die glatte Oberfläche eines schmalen, länglichen Gegenstandes. Ein Schwall konzentrierter Lebenskraft schien ihn entgegen zu wallen - war das etwa..?
Schlagartig ließ der unbändige Trieb in Maris' benebeltem Verstand nach, er ließ die Überreste des Herzens sinken - hielt sie jedoch fest im Griff - und sah Ornlu mit einem nachdenklichen Blick in die Augen.
"Ich bin Maris", sagte er nach einigen Momenten stillen Besinnens, "aber ich bin zum Teil auch der Große Löwe. Wir sind Eins, seit die Magie in mir geweckt und er wiedergeboren wurde. Unsere Seelen sind miteinander untrennbar verbunden."
Der Nomade war sich der Dinge, die geschahen, vollends bewusst. Er war nicht einfach nur Maris, der Mensch. Es war schwer zu erklären, in welcher Beziehung sich der Große Löwe und sein Diener genau befanden, doch es würde wohl noch einige Jahre zusätzlicher Zeit brauchen, bis sie sich hinreichend aufeinander eingelassen hätten. Bis dahin würde es immer wieder solche holprigen Momente in ihrer Beziehung geben.
"Das war... persönlich. Es ist alles gut jetzt", fügte Maris entschlossen hinzu, während seine Hand unauffällig den harten Kern des Drachenherzens umklammerte und aus seiner einstmals lebendigen Hülle befreite. Seine Pläne hatten sich geändert. Mit dieser Beute war das Weißauge allen durchstandenen Ärger wert...
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"Wenn alles wieder gut ist...ist das gut. - So wie du...haben das viele von sich behauptet. Auch sie hatten Verbindungen. Dies war und ist aber immer ein zweischneidiges Schwert. Manche bewahren ein Gleichgewicht in sich und gehen einen gemeinsamen Weg. Viele schaffen es aber nicht. Sie werden dominiert und enden...nicht als Mensch, sondern Bestie. Zwei der Seher die ich einst jagte wurden zu sowas. Sie wurden zu Monstern. Innerlich und äußerlich, da Menschenkörper schwach sind. Sie wurden am Ende gejagt und wurden zur Beute. Um deiner Familie Willen hoffe ich, dass du die Oberhand behältst. - Das Blut ist mächtig um Tooshoo zu stärken. Um uns zu stärken.", sprach Ornlu und trat neben Maris an den Kadaver. Im einsetzenden Regen dampfte regelrecht nun das Blut, das nah am Herzen gewesen war.
Ornlu zückte seinen Jagddolch und beschloss sich nun auch am Drachenkadaver zu bedienen. Natürlich war der Dolch nicht stark genug, um jede mögliche Trophäe zu ergattern. Doch die wollte der Druide auch nicht. Ein Stich an entsprechende Stelle und er zapfte heißes Drachenblut in einen seiner Trinkschläuche ab. Kurz darauf auch noch in einen zweiten Behälter, sowie ein ordentliches Stück des weicheren Drachenfleisches, das er essen wollen würde. Danach ging er an den Kopf des Drachen und eine der verbliebenen Klauen, um sich zu überlegen wie er die Trophäen nehmen könnte.
Mittlerweile erschienen dann auch Aniron und Tinquilius, sowie Francois mitsamt Begleitung. Sie besahen sich natürlich selbst den Kadaver des Drachen. Aniron widmete sich hingegen ihrem in Drachenblut gebadeten Mann.
"Im Namen meiner Gemeinschaft danke ich euch allen. Ich würde es ja gerne mit euch allen feiern, mitsamt allen lustigen Annehmlichkeiten, bis uns alle die Pflicht ruft und diese Zusammenkunft nichts mehr bedeuten mag, wenn die Menschen sich wieder bekriegen. Aber das ist kein sicherer Ort. Lange sollten wir hier nicht bleiben. Wenn ihr Trophäen nehmen wollt, dann sagt es mir schnell und helft mir. Mit einem Jagddolch ist das nicht so leicht. - Sind denn alle wohlauf?", fragte Ornlu in die Runde.
Geändert von Ornlu (21.12.2016 um 21:31 Uhr)
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Als sie zum Drachen kamen, sah Françoise seltsames vor sich gehen. Maris hatte augenscheinlich ein Bad im Drachenblut genommen. Den Grund dafür konnte die Priesterin nur erraten. Genauso wie das seltsame Verhalten, das Jadewolf neben ihm an den Tag legte. Wovon sprachen sie bloß? Etwas argwöhnisch behielt die oberste Feuermagierin die Männer im Auge, wandte sich schließlich aber doch dem Drachenkadaver zu.
Die Barriere hatte dem Ungetüm schwer zugesetzt. Kaum zu fassen, nachdem selbst die Verteidiger Setarrifs und Thorniaras nicht in der Lage gewesen waren, ihn ernsthaft zu verletzten. Mitleid überkam die Priesterin nicht. Selbst jetzt nicht, da sich die Männer über den Kadaver hermachten.
»Und das Tier geht ein in Beliars Reich.«, zitierte Françoise kaum hörbar. Dann erhob sie ihre Stimme. »Leonard brach sich einige Rippen und ich meinen Arm. Außerdem haben wir Olivia gefunden, wie du siehst. Was auch immer sie hier getrieben hat. Aber das ist nicht der richtige Zeitpunkt, das herauszufinden.«
Ihr Blick huschte über den gewaltigen Schädel der Bestie. Zuerst hatte Françoise kein Verlangen nach einer Trophäe. Sie war eine Magierin des Feuers und kein Jäger. Ein Funkeln im Licht der Blitze änderte ihre Meinung.
»Jadewolf. Schneide mir das unversehrte Auge des Drachen heraus. Bitte.«
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"Damit du beide hast, hmm?", fragte Ornlu, wartete aber nicht auf die Antwort. Viel mehr machte er sich daran an das Auge heran zu gehen. Natürlich hatte er sowas noch nie an einem Drachen gemacht, doch er hate Erfahrung und hatte in seinem Jägerdasein oft genug Fehler gemacht um die Sache richtig anzugehen. So war es nicht das Auge das Francois wollte mit dem er begann. Viel mehr machte er sich zunächst an das andere, zerstörte Auge. Er wollte sehen wie die Augenhöhle gebaut war, wie er schneiden musste und wo ansetzen. So machte er sich an das Augenlid und begann es mit seinem scharfen Jagduntensil zu bearbeiten. Es brauchte mehrere Schnitte um den oberen Teil zu trennen. Mit weiteren Schnitten war auch das untere Lid abgetrennt und dann der Blick frei auf die Konturen der Augenhöhle.
Mit neuer Erkenntnis machte er sich dann an das andere Drachenauge.
Es war ein verdammt mulmiges Gefühl, als er so nah am Schädel in das Auge blickte. Als würde der Drache ihn anstarren und fixieren. Als dann beide Lider abgetrennt waren und auch ein Stück mehr der abschneidbaren Haut drum herum, schob der Jäger vorsichtig von der Seite den Dolch mitsamt Scheide rein, um nichts zu beschädigen. Dann drückte er vorsichtig dann das Auge Stück um Stück heraus, schnitt es dann ab und hielt es dann in beiden Händen.
"Faszinierend...", kommentierte er es und übergab das Stück dann Francois.
"War schwierig. Wie bei Waranen. - Wenn du Hilfe mit deinem Arm brauchst, sag bescheid. Gegen die bald kommenden Schmerzen habe ich auch etwas...betäubendes."
Tinquilius kam dann hinzu und bat Ornlu dann ebenso etwas Drachenblut aufzufüllen und Zähne abzutrennen. Drachenzähne wollte Ornlu auch, doch die bekam man so nicht einfach mit einem Dolch heraus. So bat er den Paladin dies zu erledigen. Er erklärte ihm wo er mit dem Schwert rein schlagen und dann schneiden musste. Doch es wurde nicht so wie er sich erhofft hatte. Drachenknochen waren verdammt zäh. So konnten sie den Kiefer nicht wirklich tief beschädigen, um die Zähne zu lösen. Die andere Möglichkeit wurde so angewandt und der Paladin trennte mit mächtigen Hieben wenige Zähne von der Zahnwurzel. Sie mochten zwar leicht gesplittert sein, aber das störte weder Tinquilius noch den Paladin selbst, der einen Zahn an sich nahm. Ornlu bekam auch einen oder mehr ein Fragment. Die Zahnspitze war letztlich immer noch so groß wie die Klinge eines Langdolchs.
"Die Klaue ist kaum zu lösen. Nicht unter diesen Umständen. Wir bräuchten einen Hammer und eine Meißel die nicht mal einfache Schmiede haben.", erklärte er und half dann noch ein paar Schuppen zu lösen, sowie für Cecilia ein großes Stück Drachenflügelhaut zu lösen. Regnen tat es nicht mehr, aber windig war es und Blitze tobten immer noch hier und da.
"Ornlu...", sprach dann Tinquilius und zeigte auf die sich nähernden Schatten. Sehr großen Schatten in großer Anzahl. Man mochte meinen es waren Echsenmenschen, doch die Laute der aneinander reibenden Rüstungsplatten, der typischen Geräusche und ja ein wenig starken Geruchs von nassen Fell sprach eine andere Sprache. Als es aufblitzte sahen es alle.
"Orks...", sprach der Druide und drängte sich vor, um den Paladin und alle anderen vor Reaktionen zu stoppen. Vor ihnen stand eine ganze Horde kriegsbemalter Orkkrieger.
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Kein Orak hatte wohl diese Stadt jemals betreten. Oder mehr diesen Kadaver von Stadt. Sie schritten durch breite Straßen ohne Gegenwehr. Ruinenn lagen links und rechts von ihnen und sprachen eine vergehende Geschichte die nur an den Feuern der Morras noch hochgehalten werden würde. Wer sollte das hier noch aufbauen?
Tat'ank'Ka führte die Horde ruhigen Schrittes durch die Stadt. Es gab keinen Grund zur Eile und alle rochen es. Rochen den Drachen und sein Blut. Dieses Blut machte die Orkhunde verrückt und es war schwer sie an der Leine zu halten. Aber auch die Orks selbst schienen sich am Geruch zu berauschen. Als hätte man hier mehrere große Tiere ausbluten lassen.
Als sie dann dem Kadaver näher kamen, sahen sie Bewegungen rund um diesen. Zu klein um räudige Echsenwesen zu sein. Nein, man roch diese Morras. Tat'ank'Ka gab den Befehl anzugreifen, doch es war Melog der meinte, es besser nicht zu machen. Melog sagte das sie sowieso in der Überzahl waren und die Morras dort, wohl den Drachen bezwangen.
Tat'ank'Ka gab den Befehl sich bereit zu halten und so schritt die Horde von kriegsbemalten, blutverschmierten und hochgerüsteten Orks des Karrekclans auf den Kadaver zu. Die Morras bemerkten sie, eine Klinge blitzte schon auf und über ihnen zuckten Blitze. Für einen Moment sahen sie sich und im nächsten Moment trat einer von ihnen vor, gebot den anderen ruhig zu bleiben. Dann hielt er einen Stab in seiner Hand und hob diesen mit beiden Händen in die Höhe.
"Das ist der große Wolf.", sagte Gorbag auf orkisch an Tat'ank'Kas Seite und Melog bestätigte es. Auch Tat'ank'Ka erkannte die Standarte der Freundschaft die der Waldmorra bei sich trug und beim nächsten Blitz auch das Gesicht.
"Rok'Tar! Orak des Karrek.", grüßte er in der Morrasprache. Tat'ank'Ka gebot Melog zu sprechen.
"Rok'Tar! Großer Wolf! Ist Drache deine Beute?", fragte der Varrag und Gorbag übersetzte für die anderen Orks.
"Der Drache ist meine Beute und die der anderen hier. Mit großer Kraft haben wir den Drachen bezwungen. Was möchte der Stamm der Karrek?", fragte der Waldmorra.
"Den Drachen! Alles!", antwortete Melog.
"Und die Köpfe der anderen Morras! Sie sind keine Stammesfreunde! Sie tragen die Zeichen der Feuermorras!", sprach Proya dann in der Morrasprache und zeigte knurrend auf manche der Morras. Das brachte die Orks natürlich auf. Sie forderten Blut.
Tat'ank'Ka schien nicht anders zu denken.
"Frag den Großen Wolf wer die anderen sind. Sie schauen nicht wie Jäger aus. Haben sie den großen Zauber gemacht?!", forderte der Schwarzork auf und zückte seine beiden Kriegsäxte.
Geändert von Tat'ank'Ka (22.12.2016 um 01:07 Uhr)
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Die Situation war nicht angenehm. Ganz und gar nicht. Ornlu hatte nicht wirklich Probleme, wenn er alleine in der Gesellschaft der Karrek war. Aber nun hier mit anderen Menschen die Orks sofort töteten und umgekehrt ebenso verfahren wurde, war ganz anders.
Ornlu bat um Ruhe, um zu sprechen, aber auch zu überlegen was er nun sagt.
"Das sind Diener des Feuergottes und des Wassergottes. Sie sind mächtige Varrag ihrer Völker. Ohne ihre Mächte, wäre der Drache noch am Leben. Was möchte der Stamm der Karrek von ihnen?", fragte Ornlu.
"Antwort kennst du, Großer Wolf.", antwortete die wütende Schamanin und machte dann auf orkisch noch mehr Stimmung gegen die Menschen.
"Ein Kampf wird den Karrek keine Ehre bereiten.", meinte der Druide.
"Was ein Waldmorra über Ehre erzählen?"
"Ein Waldmorra weiß, das die Orak keinen geschwächten Feind angreifen, der einen mächtigen Feind - der auch ein Feind der Orak war! - bezwang! Sie warten, bis er wieder bei Kräften ist! - Und wenn die Karrek angreifen, dann greifen sie auch mich an. Das sind meine Jagdbrüder und das ist nicht das Gebiet der Karrek. Ihr greift dann einen Träger des Ulumulu an! Ihr brecht mit dem Oruk!", entgegnete Ornlu und wartete bis der Krieger neben dem großen Schwarzen für alle übersetzte.
Alle redeten, fragten sich was, bis der große, schwarze Ork brüllte und alle ruhig waren. Dann sprach er auf orkisch zu allen und blickte Ornlu direkt an. Der Druide hielt dem Blick stand und vernahm nur, wie der Häuptling mehrmals das Oruk erwähnte und Melog dem beipflichtete. Dann mischte sich die Schamanin ein und wurde prompt vom Häuptling unterbrochen. Erst dann sprach Melog in der Menschensprache.
"Großer Wolf hat gesprochen Wahrheit. Karrek respektieren Worte und respektieren was getan haben gegen Drachen. Tat'ank'Ka sagt, dass ihr sofort gehen und lassen Drache den Orks. Stamm von Karrek nicht jagen euch bis Sonne aufgehen und werden nicht, wenn nicht Wege kreuzen. Gehen!", sprach der Schamane.
"Ich danke euch. Der Drache ist jetzt eure Beute. - Bin ich immer noch willkommen bei den Karrek?", fragte Ornlu nach.
"Großer Wolf hat Feinde als Freund, aber auch Freund von Karrek. Wenn kommen als Freund alleine, dann wir reden am Feuer.", entgegnete der Schamane.
Ornlu verneigte sich leicht und meinte dann, dass sie sofort los müssen. Die Gruppe schien die Sache zu kapieren.
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An Bord der Santorija, Korsar unter myrtanäischer Flagge, gut vier Seemeilen vor Setarrif
Goya zog das Senkblei aus den Fluten. Der Leutnant schlug es kräftig mit der Unterseite in die Handfläche seiner Linken, sodass sich die Bodenprobe und ein Teil der Lotspeise aus der Höhlung lösten. mit den Fingern betastete er den Rindertalg und die darin haftenden Spuren des Meeresbodens. "Zu weich, außerdem zu tief. Der Wind hat sogar noch aufgefrischt. Das hält die Ankertrosse nicht aus, wenn es sich so weiter steigert.", meldete er seinen Befund.
Yared nickte ohne seinen Blick von den Bewegungen der Wolken am Himmel abzuwenden. Stetig wurden sie aufgewirbelt, zogen sich um das Zentrum des Sturms in spe über der Residenzstadt zusammen und jagten mit steigendem Tempo gegen den Uhrzeigersinn wie ein Schwarm Sprotten über den Himmel. In der Stadt mochte noch niemand etwas von der Gefahr ahnen, die sich in ihren Randbezirken und auf dem Meer zusammenbraute. Selig die, welche im Auge des Sturms weilten. Yared konnte nur erahnen, was sie mitbekamen, ein paar dünne Regentropfen vielleicht, die ein oder andere verirrte Böe und natürlich die grellen Blitze - Blitze ohne Donnergrollen - stumme Blitze.
Arvideon schien seine Gedanken erraten zu haben. "Die Kraft der Götter tanz über das Firmament, nicht der Zorn der Wolken, meint der Bescheidenheit gelehrte."
Yared klopfte nachdenklich mit dem Zeigefinger auf das Teleskopfernrohr, in seinen Händen. Dann fasste er einen Entschluss. "Vergiss den Anker. Wir müssen da rein."
"... müssen da rein? Nicht lieber ganz schnell, ganz weit weg?", fragte Zarah zweifelnd.
"Natürlich, müssen wir da rein.", erklärte Goya breit grinsend und in aller unerklärter Selbstverständlichkeit, dann ging er zum Aufgang und brüllte vom Achterdeck: "Alle Mann an Deck!"
Während die Unteroffiziere Goyas Anweisung über dem Deck und bis hinab in den Schiffsbauch widerhallen ließen, peilte Yared noch einmal den Himmel an, versuchte anhand der Wolkenbewegungen die Verschiebungen und verschiednen Richtungen der Windverwirbelungen abzuschätzen, dann schob er das Fernrohr zusammen. Er hatte genug gesehen. Den Rest musste er seinem Instinkt, dem Gedächtnis seiner Hände und den Göttern überlassen. "Bram, Maros, aufentern lassen und bereit machen zum Segel setzen!", befahl der Kapitän.
Getrappel und Gestampfe ließen die Aufgänge erbeben, als die gesamte Mannschaft an Deck antrat. Befehle wurden gebrüllt, während Matrosen die Wanten empor kletterten und an den Rahen auf den Fußpeerden Aufstellung bezogen. Yared selbst wandte sich zur Mitte des Achterdecks und bezeigte Martingale einem der Maate, dass er das Steuerrad der Santorija gemeinsam mit ihm übernehmen würde. Die Santorija hatte immer noch keinen Steuermann, geschweige denn einen erfahrenen Gefechtsrudergänger.
"Goya, übernimm du das Schratsegel. Wir müssen erstmal ein paar Fuß gegen den Wind setzen. Später musst du mir helfen, damit wir die Hafeneinfahrt erwischen und nicht an der Steilküste landen."
"Aye aye, Käpt'n!" antwortete sein Leutnant und nahm das Kommando an den Besanschoten ein.
Der Wind war mittlerweile noch stärker geworden und blies dem Kapitän aus Süden ins Gesicht. "Klar zur Wende!"
"Klar!" hallte es mehrstimmig vom gesamten Deck zurück.
"Besan im Wind setzen!" Goya und seine Leute lösten die Schoten. Das große Schratsegel am hintersten der drei Masten entfaltete sich beinahe genau längs des Kiels der Santorija.
"Besan klar!"
Yared und der Rudergänger ließen das Ruder rasant nach Backbord schießen. Das Lateinersegel bot dem Wind nur wenig Angriffsfläche, doch die Luftverwirbelungen, die sich in ihm verfingen, reichten aus, um die Santorija ganz gemächlich nach Backbord gleiten zu lassen.
"Besan einholen!", befahl der Kapitän, als er sah, dass die Luft nun von vorn auf das Schratsegel zu drücken begann.
Die Matrosen holten das Segel dicht. Für einen kurzen Augenblick schien der Wind nun am Rumpf der Santorija selbst zu zerren und es nach Backbord zu drücken. Das Pinaßsschiff stampfte in den Wogen, doch das Ruder zwang den Kiel - wenn auch scheinbar gähnend langsam - aufs offene Meer.
"Rahen abfallen!" Die Deckmannschaften lösten die Schoten und zogen die gerefften Rahen samt der Männer in den Peerden nach Backbord.
"Rahen setzen!" Die Seeleute in der Takelage setzen die Rahsegel. Schon blähten sie sich auf und beinahe ruckartig nahm die Santorija Fahrt auf.
"Besan fieren!" Diesmal drehten die Matrosen am Besan ihr gerefftes Segel vor den Mast.
Yared wartete noch einen Moment, bis die Rahsegel auf Backbord anfingen zu killen, dann befahl er - das Ruder immer noch hart Backbord: "Rahen abfallen auf Halbwind!"
Die Matrosen ließen die Rahen ganz langsam nach steuerbord gleiten.
"Rahen langsam abfallen! Weiter abfallen!" konkretisierten Bram und Maros seinen Befehl an Großmast und Fock, bis sie schließlich meldeten, "Abfallen auf Halbwind!"
"Besan setzen!" Wieder entfaltete sich das Schratsegel, diesmal perfekt vor dem Wind. Abermals nahm die Geschwindigkeit der Santorija zu.
Das Ruder zerrte gewaltig unter Yareds festem Griff. Vier Hände würden wohl nicht ausreichen. "Zarah, komm ans Ruder." Seine Cousine heilte herüber und legte zusätzlich ihre Hände an das gewaltige Steuerrad.
"Weiter abfallen!" befahl der Kapitän, als sich das Schiff weiter und immer schneller gen Raumschots vor den Sturm drehte, dann weiter vor den Wind.
"Vor dem Wind halten!" verkündete er. Seine Stimme nun getragen vom Wind trug weit über das Deck. "Ruder mittschiffs.", teilte er anschließend Martingale mit und gemeinsam drehten sie das Steuerrad nach Steuerbord.
Der Sturm trug sie nun mit sich in einem großen Bogen wieder auf die Küste zu. Immer schneller näherten sie sich den zerklüfteten Klippen der Steilküste Ostargaans. Yared ließ Groß- und Focksegel einholen. Anschließend die Marssegel sukzessive immer weiter reffen, bis sie kurz vor der Küste angelangt waren. Dann überließ der Kapitän, Zarah und Martingale das Ruder. Ab diesem Moment würde er keine Zeit mehr haben seine Manöver anzusagen und gleichzeitig noch das Ruder zu führen.
"Ruder hart Steuerbord! Besan anluven nach Steuerbord."
Sie mussten ein gutes Stück nach Norden vom Kurs der Orkanspirale abweichen, um nicht an den Klippen zu zerschellen. Goya und die Rudergänger folgten seinem Kurs und die Santorija glitt vorbei an der Ruine des Leuchtturms am Ende der Pier ins Hafenbecken von Setarrif.
Yared ließ das verbliebene Segel einholen und die Matrosen abentern. Dann gab er Anweisung, das Schiff für den Sturm ausreichend zu klarieren und zu vertäuen und die Kaianlagen zu sichern. Außerdem sollte Goya die Geschütze bemannen lassen. Falls der Drache noch lebte, wollte Yared das Schiff nicht gänzlich schutzlos zurücklassen. Der Kapitän selbst hingegen ließ von Kaldrin einen Landungstrupp zusammenstellen. Kaum war das Fallreep herabgelassen verließen gut ein Dutzend Mann unter Waffen - Yared, Kaldrin und Zarah an der Spitze und in Begleitung von Arvideon, der sich das zu erwartende Spektakel nicht entgehen lassen wollte - die Santorija und stiegen zum Stadtkern auf.
Geändert von Yared (22.12.2016 um 07:38 Uhr)
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Diese Explosion hatten alle, wie es schien, weitaus besser überstanden als Olivia. Einer der Magier zog sie vom Boden hoch und kümmerte sich dann um ihre Wunden. Olivia war zu erschöpft, um davon etwas wirklich mitzubekommen. Wie durch einen dichten Schleier nahm sie lediglich ein paar Berührungen wahr und diese gewaltigen Schmerzen. Sie schrie oder Stöhnte, wenn ihre Kraft dafür noch reichte.
Doch dann senkte sich ein wohliges Gefühl über ihren geschundenen Körper. Nach und nach drangen gemurmelte Worte an ihre Ohren. Eine erfrischende Kälte bedeckte ihren Rücken und langsam registrierte Olivia, wie die Schmerzen abnahmen.
Irgendwann schlug sie die Augen auf. Das erste was sie sah, war der Saum einer dunklen, dreckigen Robe. Vorsichtig stütze sie sich auf die Hände und stemmte ihren Oberkörper nach oben. Im schwachen Licht einiger Flammen erkannte sie einen Mann. Bevor sie jedoch weitere Chancen bekam sich umzusehen, legte sich ihr auch schon eine Hand auf die Schulter und drückte sie zurück auf den harten Boden. »Ruhig Mädchen, ich bin noch nicht fertig mit dir.« Ergeben fügte sich Olivia diesen weder freundlich, noch unfreundlich gesprochenen Worten und lies den Mann fortfahren.
Nun da ihr Kopf freier wurde, und sie wieder halbwegs denken konnte, kehrten ihre Gedanken zu Noxus zurück. Wo war er? Hatten ihn die Feuermagier gefunden?
So gut es ging blickte sie sich um. In einiger Entfernung sah sie den Paladin, wie er neben der Obersten Feuermagierin stand, die sich gerade auf dem Weg zum Drachen machte.
Dies jedoch war ein sicheres Zeichen dafür das sie Noxus nicht gefangen hatten… mindestens nicht lebend.
Während der Magier, der sich um sie kümmerte, ihre Robe aufschnitt, um ihr einen dicken verband daraus zu basteln, dachte sie Unentwegt an Noxus und wie er sie retten konnte. Es war jetzt von größter Sicherheit, dass sie die Nerven behielt.
Also, alles der Reihe nach: Noxus hatte zaubern können. Auf ihrer Flucht aus dem Palast hatte er Echsen mit der Schattenflamme niedergestreckt. Dies konnte nur bedeuten, dass er nicht so sehr von der Drachenmagie geschwächt worden war, wie sie selbst. Also musste er noch irgendwo auf der Lauer liegen und darauf warten, dass er sie rausschlagen konnte.
Er musste einfach…
Mit einem verband aus ihrem Unterkleid um die Brust und die Schultern gewickelt und den Resten ihrer Robe als Rock, lose um die Hüften geschlungen führten sie die beiden Magier sie ebenfalls zum Drachenkadaver. Wie es schien war Olivia nun so lange Gefangenen der Feuerwürste, solange sie Noxus hier nicht herausholte.
Am Leichnam des Drachen waren noch einige andere Leute zu Gange. Alle krochen und schlichen um den toten Körper herum. Sie brauchte einige Zeit zu erkennen, dass die Leute, darunter Maris, den sie als erstes erkannte, den Körper ausweideten. Auch am Kopf machten sie sich zu schaffen. Sie sah, wie der Druide aus Tooshoo das Auge herausschnitt. Der Paladin brach Zähne heraus. Besorgt sah sie zum Schädel der Kreatur. Bis auf das entfernte Auge und ein paar ausgebrochene Zähne fehlte ihm noch nichts. Olivias Herz machte einen Hüpfer. Das bedeutete der Karfunkel musste noch in deinem Hirn stecken. Sicherlich war er sehr klein, da der Drache noch sehr jung gewesen ist, doch das machte ihn nicht weniger wertvoll!
Vorsichtig schlich sie sich von den beiden Magiern davon. Die waren gerade von einer sich unterhaltenen Gruppe abgelenkt. Am Kopf des Drachen war sie ganz allein. Da sein Auge bereits fehlte, gab dies ihr die Möglichkeit einen Weg ins Innere zu suchen.
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Françoise bedankte sich bei Jadewolf und nahm das Auge des Drachen neugierig entgegen. Selbst tot und getrennt vom Rest des Körpers besaß es immer noch eine unheimliche Ausstrahlung. Fast so als könnte das Ungetüm aus Beliars Reich zu ihnen blicken. Doch er besaß jetzt keine Macht mehr.
Als die Orks unerwartet die Bühne betraten, verschwand die anfängliche Euphorie. Eine ganze Horde hatte sich hierher aufgemacht und Françoise konnte nicht anders, als zu vermuten, dass sie mit dem Drachen unter einer Decke steckten. In Khorinis hatten diese Kreaturen ebenfalls schon gemeinsame Sache gemacht. Es konnte also kein Zufall sein, dass ausgerechnet jetzt ein solches Aufgebot hier eintraf.
Ihre Befürchtung stellte sich aber schnell als unbegründet heraus. Zumindest teilweise. Offenbar kannte Jadewolf die Anführer der Orktruppe und auch sie wussten, wer er war. Dennoch blieben die oberste Feuermagierin und ihre Begleiter skeptisch. Es forderte einiges an Überzeugungsarbeit von Jadewolfs Seite, um die Orks davon abzuhalten einen Kampf anzuzetteln. Am Ende mussten die Magier ihnen den Kadaver des Drachen überlassen. Sehr zum Verdruss von Françoise, denn nicht einen Finger hatten die Orks gehoben, um diesen Sieg zu ermöglichen.
»Ein Pack von Aasfressern.«, schnaufte Leonard ungehalten.
Auf Jadewolfs Rat hin zogen sie sich schließlich zurück. Bei einem letzten Blick zurück entdeckte die Priesterin im Licht eines Blitzes eine kleine Kreatur über den Schädel des Drachen kriechen. Das war gewiss kein Ork. Beim nächsten Blitz war sie bereits verschwunden.
»Da liegt ein Schiff. Da hinten liegt ein Schiff!«, stellte Jeffrey überrascht fest. In der Tat ragten in der Ferne drei Masten in die Höhe. Niemand schien etwas darüber zu wissen und Françoise konnte sich nicht daran erinnern, es vorher dort gesehen zu haben. Fragte sich, ob sie ihnen freundlich oder feindlich gesinnt wären. Gewiss, ein Schiff hier raus ersparte ihnen viel Weg und viele Gefahren. Nicht nur die Orks stellten im Augenblick eine Bedrohung dar, sondern auch die Echsenmenschen, die früher oder später zweifellos aus ihren Verstecken kämen.
»Wir müssen herausfinden, wem das Schiff gehört und ob wir mitfahren können.«, sagte die Priesterin bestimmend. »Es ist der schnellste Weg hier raus.«
Ohne viel Federlesens schritt Françoise voran, dicht gefolgt von den Feuermagiern und dem Paladin. Und es dauerte nicht lange, bis ihnen die Schiffsbesatzung in der Ferne entgegenkam. Zur Überraschung der obersten Feuermagierin sah es so aus, als ob es sich dabei um myrtanische Soldaten handelte. Doch an diesem Ort würde sie gewiss kein Risiko eingehen. Unter ihnen befand sich auch ein Kind. So dachte Françoise zuerst. Bis sie erkannte, dass es sich in Wahrheit um einen sehr kleinen, alten Mann handelte, der ganz eindeutig und ohne jeden Zweifel eine Halbglatze besaß.
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Olivias halber Arm steckte in dem Schädel des Drachen. Doch bis in sein Hirn konnte sie nicht vorstoßen. Die Augenhöhle war nicht zerstört worden und sie hatte nicht genügend magische Kraft, um ein Loch in den Knochen zu brennen.
Wir frustrierend… Genervt blickte Olivia hoch. Die Feuermagier waren verschwunden. Sie begaben sich in die Richtung der Küste. Ihr sollte es bloß recht sein. Die konnten verschwinden.
Sie wich von dem Drachen zurück. Vielleicht konnte sie seinen Kopf mit einem Stein oder etwas ähnlichem aufbrechen? Oder vielleicht sollte sie sich auch nur etwas ausruhen, zu Kräften kommen und es dann morgen noch einmal versuchen?
Gerade suchte sie eine, an der sie sich niedersetzen konnte, da ertönte hinter ihr ein Grollen. Überrascht wollte sie sich umdrehen, da griffen sie riesenhafte Hände und schleuderten sie durch die Luft. Schreiend krümmte sie sich zusammen und entkam so nur knapp einem Speerkopf, der neben ihr auf den Stein aufschlug.
Schreiend wich sie zurück, bis sie mit dem Rücken gegen einen Stein stieß. Der Ork war gewaltig. Sie hatte schon viel von ihnen gehört und gelesen, doch nun, da sie einem zu Füssen lag, gefror ihr das Blut in den Adern. Er brüllte etwas, als er seinen Speer aus dem Boden zog.
Weitere Stimmen vermischten sich mit seinem Dröhnen. Olivias Herzschlag setzte ein paar Schläge aus. Da waren noch mehr dieser Monster. Und sie kamen näher.
»No…Noxus!!!« Er beherrschte doch die Sprache der Orks! Wo war er? Jetzt war der Zeitpunkt, dass er auftauchte und diesen Kerlen erklärte, dass sie verschwinden sollten. »Noooxus!«, schrie sie erneut ängstlich. Ihre Stimme überschlug sich. Panisch sprang sie auf die Beine und rannte in die einzige Richtung, die Schutz versprach.
»Wartet auf mich!«, keuchte sie, als sie dir Gruppe beinahe erreicht hatte. Der Ork hatte von ihr abgelassen.
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"Yared?", fragte Ornlu den Mann in der Mitte, als es kurz aufblitzte und der näher kommende Fackelschein mehr offenbarte. Ornlu hatte den einstigen Lagermeister des Waldvolkes von Silden ewig nicht mehr gesehen. Und genauso sah er aus. Er war gealtert. Mindestens zwei Jahre und ein paar Monate, wenn nicht sogar mehr. Dafür trug er aber auch Sachen an sich, die auf einen neuen Platz in der Welt doch hindeuteten. Das er mit Schiffen weiterhin zu tun hatte, war offensichtlich.
Als dieser nah genug da stand um wirklich erkannt zu werden, begrüßte der Druide den alten Weggefährten wie einen alten Freund. Auch Cecilia kam so hinzu. Ob dies Yared gerade so angenehm war oder nicht - die beiden Waldvölkler hatten entschieden ihn so zu begrüßen.
"Bewahret! Ich bin Jadewolf. Ihr kommt keinen Moment zu spät. Wir sollten hier weg. Der Drache ist tot. Die Orkhorde der Karrek gewährte uns unbeschadet zu verschwinden. Die werden sich auch zur Not durch Echsenhorden hauen. Wir aber nicht.", erklärte Ornlu kurz die Lage.
Bevor eine klare Antwort käme, kam aber dann noch jemand hinzu. Zunächst dachte Ornlu es wäre eine kleine Echse die sich anschleicht, dann aber waren doch Haare zu sehen und die Gestalt einer Frau. Es war die eine, die damals beim Konvent anwesend war. Eine von den Schwarzmagiern.
"Ich frage mal nicht woher die jetzt kommt.", dachte sich der Druide und sah zu wie Cecilia der Frau aufhalf. Ihre Hände waren blutig, doch das waren sie bei so mancher Person.
Sein Blick schweifte dann zu Yared in der Hoffnung, dass es nun losgeht.
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Hintergassen des Marktes, unweit des Hafens von Setarrif
Es erübrigte sich, Magister Arvideon zum Erkunden der Lage vorauszuschicken, wie Yared es ursprünglich vorgehabt hatte. Gerade, als der Kapitän und seine Begleiter den Absatz der breiten Reitertreppe erreichten, die die Hintergassen des Marktes mit dem Hafen verbanden, kamen ihnen die gesuchten Personen entgegen. Sofort bedeutete Yared seinen Leuten die Armbrüste zu senken, die sie in Erwartung eines möglichen Überfalls der Echsen aus den nicht einsehbaren Winkeln zwischen den Häuserruinen im Anschlag gehalten hatten.
Zarah bedeutete unterdessen mit einem Nicken, auf ihre Zielperson, eine Frau in Magierrobe. Der Kapitän meinte sie auch irgendwann schon mal in Thorniara bei einem Hochamt im Tempel gesehen zu haben. In jedem Fall war der Hinweis nicht nötig, aber hinreichen. Trotz des Staubs und Drecks, den ihre Robe in dem Chaos, aus dem die Gruppe gerade erst geflüchtet sein mochte, mitgenommen hatte, war das rot und goldene Ornat doch auch im Widerschein der Fackeln deutlich erkennbar.
Die Gruppe kam näher und es war eine altbekannte Stimme, die Yared als erste begrüßte. Der Kapitän grinste erfreut und erwiderte: "Bewahret, Meister Jadewolf. schön euch nach so langer Zeit mal wieder- und gleich noch so wohlbehalten zu sehen." Auch Cecilia nickte er zu und begrüßte sie mit dem Gruß des Waldvolkes.
Dann wandte er sich an die Feuermagierin: "Eminenz, ich bin Sir Yared, Reichsritter und Korsar in Diensten der myrtanischen Krone. Vengard hat mich entsandt, um Euch zu finden und Euch beizustehen. Meine Mannschaft und ich stehen Euch zu Diensten."
Er versuchte möglichst schonend zu formulieren, dass man ihn vorübergehend als Kindermädchen der Obersten Priesterin Innos' abgestellt hatte. Nachdem man auf dem Festland erst einmal Kunde von dem Plan des Magierkonvents und der - wie man meinte - überstürzten Abreise der Obersten Feuermagierin erhalten hatte - war irgendjemand in Vengard mit ausreichend Beziehungen zu der Ansicht gekommen, dass ihre Eminenz eine viel zu kleine Eskorte mit auf ihre Vergnügungsreise nach Setarrif genommen hatte. Und so hatte es nicht lang gedauert, bis sich der Geheimdienst damit befassen musste und man schließlich Yared gebeten hatte, nach Ostargaan zu segeln, um die Oberste Priesterin des Reiches aus jedwedem Schlamassel auszugraben, in den sie sich begeben haben mochte.
Umso froher war er, sie wohlauf und offenbar auch direkt zur Abreise bereit aufzufinden.
"Ich weiß zwar nicht, ob wir direkt auslaufen sollten. Dort draußen braut sich ganz schön was zusammen." Er zeigte mit der Hand hinaus über die Steilküste Richtung Meer, wo sich die Sturmwolken immer dunkler türmten. "Aber, wenn die Orks bereits nach Setarrif eingedrungen sind, sollten wir die Einzelheiten doch auf dem Weg zur Santorija besprechen."
Kurz bat er noch Kaldrin mit einigen der Seesoldaten die Nachhut zu bilden, dann führte er die Gruppe hinab gen Hafen.
Geändert von Yared (31.12.2016 um 01:56 Uhr)
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Die Lippen der obersten Feuermagierin kräuselten sich vor Wut und der Schmerz ihres Arms war vergessen. Schwere Regentropfen prasselten auf sie herab, als ob sie die unangenehme Szene unterstreichen wollten. Françoise konnte nicht glauben, was Yared ihr dort erklärte. Ein Schiff voller Soldaten hatte man zu ihrer Sicherheit entsandt, kaum hatte sie einen Fuß vor die Stadtmauern gesetzt. Doch die beständigen Anrufe um Hilfe für Thorniara hatten Jahrelang kein Gehör gefunden. Im Schein der Fackeln schimmerte der Stein in der Spitze des Lotusstabs kurz auf.
»Ich danke dir für deine Hilfe, Kosar.«, antwortete die Priesterin knapp. »Wir möchten Setarrif so bald wie möglich verlassen. Doch ich überlass es dir, zu entscheiden, wann es sicher genug ist. Diese Männer und Frauen sind unterdessen meine Gäste und ich wünsche, dass sie dementsprechend behandelt werden. In Thorniara haben sie freies Geleit. Mit einer Ausnahme.«
Françoise drehte sich um und deutete auf Olivia, die sich erneut uneingeladen ihrer Gruppe angeschlossen hatte.
»Diese Frau soll unter Gewahrsam stehen. Sie ist eine Schwarzmagierin und uns sind ihre Motive und ihre Rolle in dieser Angelegenheit unklar. Doch das hier ist nicht der richtige Ort noch die richtige Zeit, das zu klären.«
Während sie das sagte, blickte die Priesterin der Kastellmagierin in die Augen. Françoise verzog dabei keine Miene. Der Schmerz ihres Arms drängte sich wieder in den Vordergrund und der Regen kühlte das Gemüt der obersten Feuermagierin ab. Ohne weitere Worte zu verlieren, überließ Françoise Yared das Feld und folgte ihm mit dem Rest zum Schiff. Innerlich konnte es die Priesterin kaum erwarten, endlich für sich zu sein.
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Auf der Santorija
Ornlu war kein Seefahrer. Ein Mann wie er brauchte festen Boden unter den Füssen und den Geruch der Wälder um sich. Nicht diese Salzige Seeluft die überall gleich roch. Wälder rochen immer anders und daran konnte man sich orientieren. Aber die See war für den Druiden immer gleich. Wohl für alle Druiden, denn einen Seedruiden kannte er nicht oder konnte sich nicht daran erinnern. Kurz dachte er daran wie es wohl unter dem Meer wäre zu leben. Singende Krabben und Frauen mit Austerkörbchen um ihre Brust zu verbergen. Von Morgen bis Abend Seetang zum Essen und kein warmes Feuer. Nein, der See konnte er nicht viel abgewinnen.
Während er zusah wie der Rest nun auch auf diese Santorija kam und Yared irgendwelche Sachen anordnete die Ornlu eh nicht verstand - Seemannlatein oder so - legte er in Gedanken selbst fest, wohin ihm die nächsten Tage dann führen würden. Einiges müsste nun erledigt werden und noch mehr mit seinen Leuten beschlossen. Es ging um Tooshoo, es ging um das Bluttal und es ging um die Echsen.
Bei Letzteren dachte er aber auch an die anderen Bewohner der Insel.
"Diese alten Männer die unter dir stehen, haben wohl große Sorge um dich gehabt, dass sie dir ein Schiff hinterher senden. Erinnert mich an die Geschichte über eine Prinzessin in ihrem goldenen Käfig. Sie sollte Königin werden, man prophezeite ihr große Taten und betrachtete sie als Bewahrerin der Welt. Ihr Blut war mächtig und der Schlüssel zur Wahrung der Welt. Doch sie wollte es nie so sein. Wollte nicht die Königin sein. So sein wie es alle erwarteten. Sie traf in jungen Jahren auf einen Schwertmeister. Es schien Bestimmung zu sein, dass sich ihre Wege kreuzten, denn er entführte sie, lehrte sie alles was er weiß und dieses Leben gefiel ihr weit mehr als das am Hofe. Aber mit den Jahren wurde sie gesucht. Von allen. Magier die ihr Blut wollten. Königen die ihr ein Kind machen wollten, damit diese Kinder dann über die Welt herrschen und andere Leute, die in ihr den Untergang der Welt sahen. Jedenfalls...wurde sie dann von dem Schwertmeister getrennt, irrte umher, fand neue Freunde, verlor sie wieder und kam nur kanpp mit dem Leben davon. Als dann die Prophezeiung irgendwie wahr wurde, traf sie wieder auf den Schwertmeister. Der half ihr so gut er konnte, aber selbst er konnte nicht alles erledigen. Am Ende als die Prophezeiung begann wahr zu werden....ach ich weiß gar nicht mehr wie es endete. Zumindest weiß ich aber dass sie sich am Ende entschied....hmm das weiß ich auch nicht mehr. Was ich aber ganz sicher weiß, ist dass sie am Ende davon flog. Auf einem Falken, so groß wie ein Ochsenkarren und der Ring der sie alle knechtete zerstört wurde. - Wenn du willst, rauchen wir einen Traumruf zusammen. Hilft immens gegen die Schmerzen die du da hast und irgendwie müssen wir das ja mal hier feiern? Hey, Yared wo ist der Rum?", fragte Ornlu und hatte die ganze Zeit zu Francois gesprochen. Maris stand bei und auch Aniron war nicht weit weg.
"Und dann möchte ich wissen wie das hier alles weiter geht. Diese Zusammenkunft? Die Echsen in den Bergen? Und was soll mit dieser Olivia bei euch passieren?"
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