-
In guter Kleidung näherte sich Ferox zügigen Schrittes der Tür zu Francoises Stube. Sein blauer Umhang folgte ihm noch ein Stück weiter, als er sich links-um drehte und mit zum Klopfen erhobener Hand vor dem edlen Holz zögerte. Alte Zeiten kamen in ihm hoch. Plötzlich fühlte sich der Paladin so unwohl wie vor Lord Andres Amtsstube auf Khorinis und damit mindestens zehn Jahre jünger.
Schließlich klopfte er, aber jemand zog die Türe aus seiner Reichweite. Seine Knöchel schlugen ins Leere. Die zwei einander Unbekannten warfen sich das übliche Lächeln zu, bevor sie sich umständlich aus dem Weg traten. Die Novizin verschwand an ihm vorbei aus seiner Sicht. Die oberste Feuermagierin nahm diese jetzt ein. Seine Züge versteinerten.
Ferox konnte sich nicht erinnern, wann er Francoise zuletzt besucht hatte, haben mochte, haben konnte. Ihr Gesicht schien keiner Veränderung unterworfen zu sein – anders als sein eigenes, wie er täglich bemerkte. Gleichzeitig hatte er sich das erste Mal seit Jahren beflissen gefühlt, seine Garderobe an eine Situation anzupassen.
„Innos zum Gruße“, sagte er seltsam schwer, fast seufzend und ließ sich hereinbitten. „Ich habe etwas mit--“, fuhr er im Hineingehen fort und stockte eine Sekunde. Wie sollte er sie ansprechen? Immerhin waren sie vom selben Rang. Noch, dachte er und überwand sich: „etwas mit dir zu besprechen. Bezüglich meiner Position in unserer Gemeinschaft.“
-
Mit Mary zusammen hatte Françoise gerade ein Brettspiel gespielt, als sie plötzlich durch das Klopfen an der Tür unterbrochen wurden. Die Priesterin erwartete niemanden und schickte die Novizin, um nachzusehen, wer um diese Uhrzeit störte. Als Mary die Tür geöffnet hatte und Françoise erkannte, wer dort zu Besuch kam, musste die Priesterin vor Freude lächeln. Mit Ferox hatte die oberste Feuermagierin nicht gerechnet.
»Ich grüße dich, Ferox!«, sagte Françoise und trat näher zu ihm. Ihr blieb dabei nicht verborgen, dass sich der Paladin eigenartig zögerlich verhielt. Und wovon hatte er dort gesprochen?
»Bitte, setz dich erst einmal.« Mit einer Geste deutete die oberste Feuermagierin auf den großen Tisch, an dem sie gerade noch mit Mary gesessen hatte.
»Es ist gut ein Jahr her, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Medin war inzwischen hier gewesen und ein Mann namens Trilo. Dabei ist dein Name mehr als einmal gefallen. Doch worüber möchtest du mit mir genau sprechen?«
-
„Medin und Trilo waren hier... bei dir?“
Die Überraschung vertrieb die Steifheit, verschaffte ihm aber im Gegenzug ein krampfartiges Magengefühl. Es schnürte im Hosenbund und verhinderte ein wirklich gemütliches Niedersinken an den gewiesenen Platz.
Francoises warme Stimme aber drang direkt in ihn ein. Sie schaffte eine ungewohnte Nähe. Und obwohl die Erinnerung im Kopf und im Körper an die vorherigen Zweifel vorhielt, wurde Ferox' Miene sichtlich entspannter.
„Trilos Name ist mir seinerzeit in den Straßen begegnet. Was hat er von dir gewollt? – Und was Medin angeht: ich bin sehr erfreut! muss ich doch eingestehen, dass ich nach seinem langen Fernbleiben schon mit dem Verlust seines Lebens zu rechnen begann – eines der letzten Kameraden meiner frühen Jahre in der Garde.“
Er beobachtete die Tischplatte. Seine Finger verschmolzen im Schatten seines Körpers fast mit dem Holz. Der Raum war einnehmend gedimmt und lenkte die Konzentration dieses Besuchers ganz und gar auf dessen Mitte.
Er sah Francoise in die Augen.
„Dass mein Name in diesen Gesprächen gefallen ist, wundert mich nicht. Aber ich bin nicht hier, um diese Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, so schön es wäre – dennoch: danke für diese Neuigkeiten.“
Ferox wunderte sich. Er schweifte kurz ab. Wenn er nicht an den Geist dachte, war er auch nicht da.
„Wie soll ich es sagen“, überlegte er dann und fand sich wieder zurück im Augenblick. „Etwas schwindet in mir; die Sicherheit mit mir selbst, die mir Innos' Flamme in den letzten Jahren gegeben hat. Sie fühlt sich einfach... anders an.
Sie ist da, aber ihr Leuchten gibt mir keinen Hinweis mehr darauf, dass ich mich rechtmäßig Erster der Paladine nennen kann. – Ich bin nicht blind. Mein Bild unter meinen Kameraden hat sich gewandelt, meine Präsenz ist gering; ich befinde mich wieder mehr und zu sehr auf einer Suche, um ein Führer sein zu können.“
Die letzten Worte klangen für ihn wie von seinem rasenden Herzschlag durchdrungen. Dennoch lag seine Hand weiterhin ruhig auf dem Tisch. Wenigstens reden hatte er nicht verlernt.
Ernst sah er wieder auf.
Geändert von Ferox (26.01.2016 um 19:39 Uhr)
-
Das war es also, weshalb der Paladin zu ihr gekommen war. Gleichzeitig erklärte es auch so einiges. Dass sich Ferox schon seit geraumer Zeit so rar machte und so gut wie nicht mehr hatte blicken lassen, hing zweifellos damit zusammen. Doch was sollte Françoise nun tun?
Als Großmeister stellte Ferox genau das Gegenteil dessen dar, was er jetzt offenbar fühlte. Beständigkeit und Sicherheit. Ein Vorbild, das voranschritt und dabei andere mit sich zog.
»Ferox...«, sagte Françoise mit bedächtiger Stimme und betrachtete den Paladin. »Das ist... es ist bedauerlich, dass du so fühlst. Viele Männer und Frauen im Orden sehen dich auch jetzt noch als ihr Vorbild an. Sie glauben an dich.«
Für einen Moment lang hielt die Priesterin inne. Die Angelegenheit war nicht einfach. Sie selbst und auch Ferox waren diejenigen, zu denen die Anhänger des Ordens sich wandten, wenn sie in Zweifel waren. Sie stellten die Leuchtfeuer in der Dunkelheit dar.
»Was denkst du ist der Grund für dein Wanken? Ist dir etwas widerfahren? Ich werde dir helfen wo ich kann.«
-
Das Händler- und Handwerkerviertel, Marktplatz
Die Sonne neigte sich dem Horizont und der Großhändler wollte die Gelegenheit nutzen, den sesshaft gewordenen Händler Markus zu besuchen. Markus sah sich aufgrund der Gefahren außerhalb der Stadtmauern schon seit Anbeginn der Expansionsphase der Händlergilde dazu gezwungen, seine Tätigkeit als fahrender Händler aufzugeben. Seitdem verkauft der auf dem Marktplatz allerlei Waren und genießt durch seinen bedingungslosen Qualitätsstandard einen guten Ruf. In der Händlergilde wird er außerdem als umsatzstarkes Mitglied geschätzt. Mittlerweile klagte aber auch über stark rückläufige Geschäfte.
Zusammen mit seinem Leibwächter lief Maximuss über den Marktplatz und schaute sich das Warenangebot der Konkurrenz an. Der Markt von Thorniara war auch in den umliegenden Landen durch seine Vielfältigkeit bekannt und beliebt. Mittlerweile aber versuchten die Händler ihre Gewinne durch den Verkauf von Lebensmitteln zu optimieren. Der Tagespreis wurde von wenigen Großhändlern bestimmt, die wiederum von den Erzeugnissen der hiesigen Agrarwirtschaft abhängig waren.
Weil das Warenangebot jedoch mit jedem Tag geringer wurde, stiegen die Preise nahezu unaufhörlich. Die Zitadelle hat durch Freigabe eines Teils ihrer Notreserven zumindest weitere Preissteigerungen für Getreide und Reis verhindern können. diese Grundnahrungsmittel machten auch den Großteil der auf dem Marktplatz gehandelten Waren aus. Obst, Gemüse und Fleisch konnten nur noch von gutbetuchten Händlern eingekauft und angeboten werden.
Als Maximuss den Stand von Markus entdeckte, wurde er von einem Ordensbruder angerempelt. Der Novize schien in Gedanken und hatte den Grafen daher nicht bemerkt. Noch ehe die beiden Männer reagieren konnte, packte Bragan den Arm des Ordensbruder und erhob seine Stimme: "Pass gefälligst auf, wo du hinläufst. Du weißt wohl nicht, wen du hier vor dir hast!" Doch der Graf besänftigte: "Wahrscheinlich weiß er es wirklich nicht. Ist schon gut. Hier auf dem Marktplatz kann man schon mal den Überblick verlieren."
-
Er versuchte, sich seine Irritation nicht anmerken zu lassen und lächelte still und beschämt, während er dem Blick der Magierin auswich. Sie glauben an mich? überlegte er für einen Moment. Seine Augen erhaschten eine Vase mit halb getrockneten Blumen, deren Blüten aus dem Halbschatten der Wände hervorragten, ohne für den Streiter identifizierbare Gewächse zu sein. Er hatte sich nie mit Zierpflanzen auseinandergesetzt und diese sahen nicht wie Heilkräuter aus. Keine, die er kannte, jedenfalls.
Er holte tief Luft. Und während er sie aus fast zusammengedrückten Lippen herausströmen ließ, bewegte er sein Gesicht zurück in den Blick seiner bestürzt dreinblickenden obersten Feuermagierin, der schwierig standzuhalten aber noch weniger einfach auszuweichen war. Und deren Fehl anzunehmen... nun, er wollte nicht von Sünde sprechen: dennoch bezweifelte er ihre Wahrnehmung seiner Brüder und Schwestern.
„Es scheint, dass meine Zeit zuende ist.“
Ferox sprach jetzt sehr bedacht. Seine Finger bildeten jetzt ein Dreieck auf dem Tisch. Und plötzlich fühlte er sich wieder beobachtet und das konzentrationsraubende Bedürfnis, sein Gefühl in Nebelgeist zu ertränken.
„Seit Monaten sehe ich das Licht Innos' in meinem Inneren stärker und stärker einen Weg für mich weisen, der von der Gemeinschaft fortführt. Ich höre es mich in diesem Augenblick selbst das erste Mal sagen. Ich wanke nicht, doch scheint meine Aufgabe eine andere geworden zu sein. Ich bin nicht mehr der Führer, der ich war.
Sieh mich bitte an. Schließ die Augen und sieh genau hin und sag mir dann, dass du nicht dieselbe Veränderung des Feuers in mir spürst, die ich spüre.“
Er betrachtete die beiden Gesichter, die ihn ansahen. Das ausdrucksstarre des Paladingeistes, der vollgerüstet neben Francoise erschienen war und ihres, das Ferox bewegt und – vielleicht – erstmals mit den Anzeichen einer Sprachlosigkeit erfüllt wahrnahm.
-
Die Worte des Paladins waren erdrückend. Es hätte ihrer Fragen nicht bedurft, um zu erkennen, in welche Richtung sich ihr Gespräch letztlich entwickeln würde. Es war unausweichlich. Doch wollte die oberste Feuermagierin es nicht so recht wahr haben.
Dabei stellte sich ihr die Frage nach dem Warum. Längst hatte sich Hagen zu ihrem Pendant im Orden der Paladine entwickelt. So einiges hatten sie zusammen durchstehen müssen. Ihre Verbindung zu Ferox lag hingegen in der fernen Vergangenheit. Warum also die Bedrücktheit? Es war schlicht etwas anderes, jetzt da der Großmeister es offen ansprach.
Es dauerte eine Weile, bis Françoise endlich das Wort ergriff.
»Ferox... Ich kann dir nichts anderes sagen, als das, was du längst weißt. Ein Paladin folgt unbeirrbar dem Pfad, den Innos ihm aufzeigt.«
Die Priesterin ließ sich gegen die Rücklehne ihres Stuhls fallen und seufzte.
»Du hast seine Zeichen erkannt. Nun handele danach. Lass dich von deiner Erkenntnis leiten, dann wirst du Innos' Pfad folgen. Auch wenn er fort von unserer Gemeinschaft führt...«
Françoise versuchte zu lächeln, doch es fiel ihr schwer.
»Sogar mir bleibt Innos' Weisheit zuweilen unergründlich. Gewiss wird er einen triftigen Grund haben. Letzlich weiß nur Innos, was dir bevorsteht.«
-
Die Reaktion der Magierin war beinahe belebend. Ferox hatte eine solche Regung von ihr nicht erwartet. Es freute ihn, obgleich er Francoises Bestürzung teilte. Die Konsequenzen dieser Unterredung waren noch nicht ganz wirklich. In diesem schummrigen Raum war nichts wirklich wirklich.
„Ich danke dir für deinen Rat, Francoise“, sagte er nur, nachdem sie sich einige Zeit lang schweigend gegenüber gesessen hatten.
Sie saßen noch eine Weile auf ihren Plätzen. Irgendwann erhoben sie und verabschiedeten sich. Francoise entließ den Streiter an der Türe und schloss sie leise hinter ihm. Der Geist folgte ihm auf den Korridor. Einen anderen Abend würde er ihn ansprechen.
Francoise hatte Recht. Ferox musste dem Pfad folgen, den das Licht ihm wies. Es war eigenartig: fast schien es, als würden die Paladine schon wissen, was heute geschehen ist. Ferox fühlte sich ihnen mit einem Mal zugehöriger wie seit einem Jahr nicht mehr. Er spürte eine verbindende Kraft der Gleichheit und fragte sich, ob die anderen sie auch fühlen konnten.
-
Lord Hagens Amtszimmer, Zitadelle von Thorniara
"Die Lage in der Stadt ist weiterhin angespannt, Milord. Die Nahrungsmittelpreise sind immer noch hoch. Die Unterstützung aus Stewark, der Nachschubkonvoi vom Festland und der Tribut Feshyrs haben unsere Lagerhäuser einigermaßen gefüllt. Die spärlich gefüllten Kornspeicher der lokalen Händler und die Vorratskammern der Bürger sind jedoch beinahe leer. Immer mehr Bürger sind auf Almosen angewiesen. Die von uns und den Rivelloniern gestützte Armenspeisung muss schon seit Tagen die Portionen rationieren. Die Leute verhungern nicht, aber sie hungern. Das fördert Unruhen in der Stadt und bindet Milizionäre."
Das waren ja einige Themen, zu denen er ad hoc Stellung nehmen sollte. Allein schon daran, dass er als einziger Sachverständiger in all diesen Bereichen gehört wurde, war ein deutliches Zeichen für das Hauptproblem der Ordensstreitkräfte auf Argaan - den eklatanten Personalmangel.
"Noch ist die Moral der Männer den Umständen entsprechend gut. Die dünne Personaldecke zwingt uns zwar dazu, dieselben Leute zu mehr Schichten einzuteilen - deshalb fehlt vielen die Zeit für ihre Waffenübungen. Aber noch bekommen sie ausreichend Schlaf und zu essen und, da der Drache die kühleren Temperaturen zu scheuen scheint, wähnen sie sich, solange der Nachtfrost anhält, einigermaßen sicher. Allerdings sind mir Berichte zu Ohren gekommen, dass Angehörige der Miliz ihre Verpflegung gewinnbringend verkaufen. Ein Symptom von mehreren. Aufgrund des Mangels an Offizieren in der Stadt haben wir Probleme, die übliche Strenge und Disziplin unter den Waffenknechten aufrecht zu erhalten."
Lord Hagen hatte unterdessen auch dem Kapitän einen Becher Wein eingeschenkt, den Yared mit einem dankenden Nicken annahm und sich die Kehle anfeuchtete, bevor er fortfuhr.
"Was die Gerüchte vom Festland angeht, Milord, kann ich sie weder bestätigen, noch widerlegen. Der Winter allein ist in Nordmar schon hart genug und fordert sicher seinen Tribut. Das wissen auch die Orks. Obgleich sie mehr aushalten, als ein Mensch, so zwingt der Winter doch auch sie auf Dauer in die Knie und Schnee und Eis blockieren die Pässe im Norden. Eine erneute Invasion halte ich daher zu diesem Zeitpunkt für höchst unwahrscheinlich. Im übrigen hätten mich meine Kontakte bei einer Invasion sicherlich längst informiert. Daher kann ich nur davon ausgehen, dass es sich maximal um kleinere Scharmützel handelt. Übergriffe auf einzelne Wehrhöfe oder Grenzwallabschnitte, um den Blutzoll des Winters etwas anzuheben oder unsere Verteidigung zu testen. Wenn die Orks kommen, dann erst gegen Ende des Frühjahrs, wenn die Pässe frei sind und die Sturmküste wieder schiffbar ist."
Als er so Lord Hagens Bitte nachgekommen war, wandte Yared sich dem gortharischen Ritter zu.
"Sir Jun, Euer Schiff ist sicher in gutem Zustand und wäre, angesichts seiner Bewaffnung sicher eine sinnvolle Stärkung unserer Seekriegskapazitäten. Allerdings fürchte ich, dass es in Thorniara nicht genug heuerwillige Seeleute gibt, um die Virgo zu bemannen. Die Reihen der Miliz sind zudem so dünn, dass wir auch kein militärisches Personal für die notwendigen Geschützmannschaften und Entercrews erübrigen können. Und zu guter Letzt - und am wichtigsten, wie mir scheint - haben wir nicht genügend Offiziere und schon gar keine Offiziere, die ein Schiff kommandieren könnten. In unserer aktuellen Situation wäre die Virgo ohne Eure Leute, Sir Jun, kaum mehr wert als ihr reiner Materialwert. Und Holz und Seile sind in einer Stadt, die am Hungertuch nagt, nicht sonderlich begehrt, wie Ihr Euch sicherlich vorstellen könnt. Man müsste sie schon nach Bakaresh oder Vengard überführen, um einen einigermaßen angemessenen Preis zu erhalten. Wobei allein schon die Überführung zu viele meiner Leute für mindestens zwei Monde, wenn nicht gar länger, binden würde, als dass das eine realistische Option wäre."
Yared machte ein ernstes Gesicht und legte eine Pause ein, bevor er sein Fazit verkündete. Sir Jun mochte es vermutlich nicht gerne hören.
"Wenn Ihr meinen Rat hören wollt, so behaltet Euer Schiff. Ich möchte Eurem Vorhaben, Euch mit Eurem Gefolge auf Argaan niederzulassen, nicht entgegenstehen. Aber solange die Provinz keine frischen Truppen erhält und die Nahrungsmittel knapp sind, hat der Orden kaum Verwendung dafür."
Geändert von Yared (29.01.2016 um 02:16 Uhr)
-
Josh und Melissa, Stadtwächter, Armenviertel
Es war ein grauer ungemütlicher Vormittag, an dem Melissa mit Josh an ihrer Seite durch die Straßen der Stadt marschierten. Ihr Ziel war das Armenviertel. Normalerweise hätten sie keine zehn Pferde dort hinein bekommen, denn im Armenviertel patrouillierten schon lange keine Milizionäre mehr. Es lohnte sich nicht, denn dort wo ein Verbrechen bekämpft wurde, ebnete sich der Weg für zwei neue. Zudem waren die Menschen hier am meisten geneigt, die Miliz anzugreifen. Sie hatten bereits alles verloren, auch den Respekt vor den Wächtern. So kam es immer wieder zu Übergriffen und Verhaftungen, die durch das Belegen des Kerkers die Kapazitäten der Bastion nur unnötig belasteten.
Aus diesem Grund hatte man das Armenviertel für gesperrt erklärt und lediglich die Wachen an der Mauer zu diesem Bereich der Stadt postiert, die darauf achteten, dass Aufstände, Kriminalität und Schlechtes innerhalb der Mauer blieben.
Nun hatten sie das Tor erreicht und meldeten sich bei den dortigen Wachposten.
»Josh, Melissa, was mach ihr denn hier? Habt ihr Euch verlaufen oder was wollt ihr hier?« Die Wachen stützten sich auf ihre Speere und entspannten sich ein bisschen. Die anderen Milizionäre waren ihnen eine willkommene Ablenkung in ihrem tristen Wachalltag.
»Ich suche meine Schwester«, erklärte Josh, »sie wollte nach einer kranken Dame sehen und ist gestern Abend nicht zurück gekehrt. Heute Morgen ist dann unsere Mutter zu mir gekommen und hat mir von ihren Sorgen erzählt, dass ihr etwas passiert sein könnte. Nun wollen wir sie suchen. Lasst uns bitte durch.«
Die Wachen machten mit skeptischem Blick das Tor frei. Doch aller Zweifel konnte Joshs Antwort nicht aus ihnen vertreiben. »Was hat denn deine Schwester da gemach? Schön doof, dass sie da alleine rein ist!«
Josh Blick verfinsterte sich. Er konnte es überhaupt nicht leiden, wenn Jemand seine liebe Schwester beleidigte. Melissa musste ihn zurückhalten, was sie mit einem genervten Blick tat. »Sie wollte selbstlos helfen! Etwas, das in dieser Stadt viel zu selten passiert!«
»Ist ja gut! Dann geht halt.« Die Wachen zogen sich zurück und die beiden Milizionäre durchschritten das Tor.
Die Leute im Viertel ignorierten sie größtenteils. Das würde auch so bleiben, solange sie nicht wagten irgendjemanden anzusprechen. Doch irgendwie mussten sie ja Joshs Schwester finden. Auf eigene Faust in den schmalen Seitengassen zu suchen schlossen sie aber schnell wieder aus. Dort war wenig zu erkennen und dennoch trieb sich dort das schlimmste lichtscheue Gesindel herum.
Also versuchten sie es bei einem alten Mütterlein, welches vor ihrem kleinen schiefen Hüttchen auf einer Bank saß.
Diese stellte sich ihren Fragen gegenüber taub. Erst als Melissa genervt ihr eine Münze hinhielt blickte sie überhaupt auf.
»Nee, Schätzchen, wenn du was von mir wissen willst, dann musst du schon mehr bieten. Ich will deine Marke!«
Josh sah fragen Melissa an, die mit zusammengepressten Lippen in ihrem Wams nach etwas suchte. Josh verstand erst, was mit Marke gemeint war, als Melissa ihre Essensmarke hervor zog und sie der gierigen Alten in die zu Krallen verkrümmten Finger drückte. Diese kleinen Papierfetzten waren zurzeit in den richtigen Kreisen mehr wert als ein Beutel voll Gold.
»Ja, vielleicht habe ich das Mädchen gesehen, das ihr sucht. Eventuell war sie dort drüben, bei meiner Nachbarin. Sie ist krank und das Mädchen hat wohl versucht ihr Medizin zu bringen. Die wurde ihr aber schon gestohlen, bevor sie überhaupt das Haus erreicht hatte. Dummes Kind…« Die Alte gluckste versonnen. Dann schien ihr etwas einzufallen. »Also habe ich gehört«, ergänzte sie.
»Ja und?«, Melissas Stimme klang gereizt, »Habt ihr auch gehört, wohin sie danach gegangen ist?« Sie wirkte ungehalten. Die Vettel blickte sie böse an. Ihr schien die forsche Art der Schwertkämpferin nicht zu gefallen.
»Ich bin nur eine alte Frau und kann ja auch nicht alles wissen«, erwiderte sie trotzig.
»Ach komm! Das macht ihr doch alles keinen Sinn mit dieser alten Schachtel. Sie will uns ausnehmen und wir werden doch nichts von ihr erfahren. Lass uns eine Durchsuchung der Häuser beantragen!« Beide entfernten sich von der Frau vor ihrer schiefen, alten Hütte und traten zurück auf die Straße, wo sie leise miteinander sprachen.
»Du weißt genau, dass das nicht möglich ist. Die Bastion wird einer solchen Bitte niemals zustimmen. Wir haben nicht genügend Leute, um das Armenviertel aufzumischen. Hier haben so viele Waffen wie nie zuvor und werden eine solche Suche sicherlich nicht ohne Gegenwehr über sich ergehen lassen. Auch werden sie nicht glauben, dass wir nach einer Bürgerin, meiner Schwester, suchen sondern werden glauben, dass wir versuchen ihr Sumpfkraut oder was sie hier sonst noch verstecken zu nehmen. Die Gefahr eines Aufstands ist viel zu groß.« Josh biss sich auf die Lippe. Es war eine verzweifelte Situation. Hier im Viertel würden sie wohl kaum jemanden finden, der ihnen bereitwillig half. Sogar die Kinder waren schon, sobald sie denken konnten, verdorben worden.
»Das heißt, du willst sie jetzt hier lassen. Irgendwo bei einem dieser kranken Kerle, der sie vielleicht in seinem Kellerloch gefangen hält und ihr unaussprechliches antut?« Melissas Stimme war leise und eindringlich. Josh fuhr sie sofort unter die Haut, als er sich vorstellen musste, was sie damit alles gemeint haben könnte.
»Nein, nein!«, stammelte er ängstlich, »Das will ich natürlich nicht. Wir müssen sie suchen. Innos hilf, wir müssen sie finden!« Hoffnungsvoll sah er zu Melissa auf.
Josh Schwester war ein junges, hübsches Ding, gerade erst verlobt und litt sehr darunter, dass ihr zukünftiger Ehemann zum Schutz der östlichen Ländereien in den dort errichteten Wachposten ab befohlen wurde. Sie fürchtete jeden Tag, dass der Drache dort alles zu Asche verbrennen könnte. Die Palisaden, die sie dort gebaut hatten, reichten schließlich nicht aus um die Männer vor einer fliegenden, feuerspuckenden Bestie zu schützen.
Diese Angst um ihren Geliebten und die Ungewissheit, ob sie ihn je wieder sehen würde, hatten sie wohl zu der Dummheit veranlasst sich um die Kranken im Armenviertel zu kümmern. Doch warum musste sie das unbedingt auf eigenen Faust tun? Hätte sie sich nicht auch im Tempel nützlich machen können?
So waren die beiden Milizionäre gezwungen entgegen der ganzen Feindseligkeit weiter nach dem verschwundenen Mädchen zu suchen. Schon bald hatten sie alle ihre Essensmarken vergeben und dennoch nur erfahren, dass Josh Schwerster Kalaya hier und dort gesehen wurde, jedoch niemand sie hatte wieder gehen sehen.
Gegen Mittag hatte ihre Schnüffelei mehr Aufsehen erreicht, als gut für sie war. Wenn sie ihre Untersuchungen und Nachforschungen fortführten, dann riskierten sie einen offenen Kampf.
Als sie das Tor erreichten, hatte sich schon eine ruhig dahin schlendernde Traube junger Männer hinter ihnen gesammelt. Sie alle trugen unauffällige Dinge wie Spazierstöcke oder Mistforken mit sich, wie als Waffe benutzt werden konnten. Josh und Melissa verstanden sie subtile Drohung und zogen sich zurück.
Alles was ihnen zu tun blieb, war Meldung in der Bastion über die verschwundene Kalaya zu machen und darauf zu hoffen, dass etwas unternommen wurde. Doch der betrübte und mitleidige Blick des Beamten ließ Josh jede Hoffnung verlieren.
Redlef
-
Es war schon Abend, als Snydex noch immer im Händlerviertel herumlief. Gedankenverloren schlenderte er und beobachtete die Händler bei ihrem Alltag, hielt hier und da mal an um sich die Waren anzusehen. Als er gerade dabei war wieder zu Pierre zurückzukehren, knallte er gegen jemanden. Verdammt, fluchte er innerlich. Irgendwie hatte er einen Drang dazu überall gegen zu laufen. War es die Tür in seiner Unterkunft, die Felsvorsprung zwischen Callindors Anwesen und Thorniara, die oberste Feuermagierin persönlich und nun noch jemand.
Sofort wurde er zurückgestoßen und angepöbelt, dabei kannte er weder die Person, noch war es Absicht gewesen.
"Verzeihung, das war keine Absicht." Er mustere die beiden Personen, irgendwie sah der eine von den beiden wichtig aus.
Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Er versuchte, etwas die Spannung aus der Situation zu nehmen. "Mein Name ist Snydex, Novize des Feuers und Lehrling von Hochmagier Callindor." Eine leichte Verbeugung folgte seiner Vorstellung. Diese fiel ihm wesentlich schwerer als sonst. Das zusätzliche Gewicht durch das neue Schwert auf seinem Rücken war ungewohnt und drückte. Er richtete sich wieder auf und richtete der Gurt der Schwertscheide. "Darf ich fragen, welcher Person ich meine nächste Beule zu verdanken habe?"
-
Das Händler- und Handwerkerviertel, Marktplatz
Der Graf hielt nicht viel von den Vertretern der Kirche Innos. Zu anderen Zeiten hätte er seinen Leibwächter nicht zurückgehalten. Da sich die Stadt aber in einer durchaus angespannten Situation befand, wollte Maximuss keinen Konflikt provozieren. Wenn gleich auch der Respekt in Thorniara gegenüber den Ordensbrüdern und -schwestern scheinbar immer mehr zu schwinden schien, durfte man den Zusammenhalt der Bürgerinnen und Bürger in einer Konfliktsituation nicht unterschätzen.
Sichtlich bemüht versuchte Maximuss dem Ordensbruder daher freundlich gegenüber zu treten, obwohl er die Frage des Novizen schon als reichlich unverschämt empfand. "Ich bin Maximuss Laenar IV., Graf von Verdistis und Großhändler der ehrenwerten Händlergilde. Man kennt mich als vertrauensvollen und verlässlichen Handelspartner für exquisite und gleichsam seltene Waren. Es gibt nichts, das ich nicht zu liefern vermag."
Natürlich war die Vorstellung geschönt. Denn in Zeiten eines weitreichenden Versorgungsengpasses waren nahezu alle Lagerbestände aufgebraucht. Die besonders kostbaren Waren, wie feinste Gold- und Silberschmiedekunst, aufwendig gewebte Teppiche oder seltene Auslesen weit entfernter Weingüter waren in solchen Zeiten hingegen nahezu unverkäuflich.
Der Großhändler musterte den Novizen. Nicht alle von ihnen handelten im Sinne der Kirche. Es gab einige, die sich für ihre fragwürdigen Freizeitbeschäftigungen gerne Gold vom Grafen geliehen hatten. Wohlwissend, dass die Konditionen bei Maximuss zwar empfindlich höher waren, dafür aber die notwendige Diskretion gewahrt wurde. Deswegen fügte der Großhändler noch hinzu: "Ich bin außerdem der richtige Geschäftspartner, wenn es um die Aufnahme eines Kredites geht. In solchen Zeiten manchmal lebensrettend."
Geändert von Maximus (27.03.2025 um 15:24 Uhr)
Grund: Zweitnamen entfernt
-
Schnösel dachte er sich. Er hatte bereits viele Magier kennen gelernt und keinen empfand er als so...Hochkarätig wie den Großhändler der vor ihm stand. Doch hatte er gelernt stets freundlich und höflich zu bleiben , oder es zumindest zu versuchen. Schließlich hatte der Novize mit dem Beitritt in den Orden ein neues Leben begonnen.
"Verzeiht erneut meine Unachtsamkeit, werter Graf. Ich war von den ganzen interessanten waren hier fasziniert. Wenn Ihr meine Frage erlaubt, Ihr spracht von seltenen und exquisiten Waren. Mich würde Euer Sortiment interessieren, ich hätte wohl möglich Verwendung für etwas daraus."
Was er wollte wusste der Novize selbst nicht, doch wenn jemand mit so einem Titel herumläuft musste er ja interessante Waren anzubieten haben.
Er musste ein paar Wochen zurück denken, als er mit der obersten Feuermagierin Bekanntschaft gemacht hatte. Da war er noch zu nervös um überhaupt einen ordentlichen Satz gebaut zu bekommen, jetzt drückte er sich bereits viel selbst sicherer aus. Lag das an der Zeit sie er mit Callindor und Pierre verbrachte? Oder war es das Gefühl der Magie, die er nun immer und über all in sich spürte? Verlieh diese so viel Selbstvertrauen? Er wusste es nicht, jedenfalls wurde es bald wieder Zeit sich Pierre zu schnappen und mit der Ausbildung fort zu fahren. Doch vorerst hatte der Großhändler sein Interesse geweckt.
-
Aufmerksam hörte Jun den Ansichten Yareds zur Lage der Stadt zu. Letztlich musste er zugeben, dass er zu lange außerhalb der Stadt gewesen war, um sich eine fundierte Meinung zu bieten. Yareds Blickwinkel hingegen waren interessant und kurz schien es als wäre er der Fürst von Quasar und sein Vogt berichtete ihm von allen relevanten Dingen, die um Quasars Zustand bestellt waren. Aber nur kurz.
Was Yared danach äußerte gefiel Jun zwar nicht so ganz, aber es war durchaus nachvollziehbar.
"Danke für diesen Bericht.", sprach Hagen kurz und knapp zu Yared. Ein Mann wie Hagen brauchte auch an sich keine tieferen Erläuterungen zu den Themen. Er hatte genug Erfahrung und wusste, welcher Rat wertvoller war, wenn es darauf ankam. Der Blick wandte sich dann Jun zu.
"Dann werden wir etwas anderes aushandeln müssen. Yareds Meinung zur Virgo akzeptiere ich so und vielleicht braucht mein Orden sie doch noch auf seiner Suche nach dem 4. Beschwörungstempel auf den südlichen Inseln. - Gut...trotzdem möchte ich das mit der Burgruine auf bessere Zeiten hin zurück stellen. So Innos will, wird dies nicht lange dauern. Ich werde mich dann mit meinen Leuten beraten und überlegen was eine Lösung wäre, um aus Thorniara heraus zu kommen. Was bleibt, wäre aber mein Angebot, dass mein Orden hier tiefer in die Strukturen integriert wird. Wie Yared sagte braucht es an Anführern. An Veteranen die die Moral hoch halten und die Männer an ihre Pflicht gegenüber Innos und den Menschen erinnern. An Präsenz die den Bewohnern der Stadt Hoffnung gibt. Wir möchten dann allerdings auch nicht mehr als Gäste oder Asylsuchende betrachtet werden. Der quasarische Paladinorden unterstützt den myrtanischen Paladinorden bei seiner Aufgabe auf Argaan. Als Gegenleistung werden wir zur passenden Zeit Dinge einfordern, die die heilige Mission meines Ordens unterstützen. Sei es durch Schwert und Schild oder durch Hammer und Stein. Nur Innos weiß, was zuerst kommen wird.", sprach Jun aus und so wie Hagen dann antwortete, war es im Grunde schon beschlossene Sache. Trotz allem wollte er sich das alles nochmal überlegen und auch andere darüber informieren, bevor er komplett zusagte.
Im Grunde bot Jun seine und die Dienste seiner Ordensbrüder für etwas an, dass noch in Zukunft lag. Aus materieller Sicht. Doch gab es da auch eine nicht materielle Sicht und die forderte hierbei klar ein, dass man dem Orden der aufgehenden Sonne auf Augenhöhe begegnete und manch einer seine Nase aus ihren Angelegenheiten raus zu halten hatte.
"Gut...ich werde deine Antwort baldigst erwarten, Hagen. Sprechen wir doch nun darüber, was wir tun können, um die Ordnung in Thorniara zu stärken und böse Geister möglichst fern zu halten. Wenn ich Recht verstehe, dann fehlt es an allem. Die einfach gesagte Lösung ist alles was fehlt zu beschaffen oder so zu ändern, dass es wieder passt. Es umzusetzen ist aber etwas anders. Bevor wir sowas aber planen, sollten wir noch einmal darüber sprechen, ob wir nicht um Verstärkung vom Festland bitten sollten. Ich meine hierbei auch Aufmerksamkeit und Gerüchte schaffen. Ein mächtiger Drache vermag viele Menschen zu bewegen, wenn die Geschichte stimmt. Womöglich nicht nur jene die erwünscht sind...wie Söldner und Drachenjäger die an Setarrifs Schätze wollen. Aber auch ein mächtiger König kann sich nicht erlauben, dass ein Drache sein Königreich bedroht. Rhobar wäre quasi gezwungen zu handeln, wenn im Reich bekannt wird was hier wütet. Darum sollten wir meiner Ansicht nach ein Schiff gen Festland entsenden. Verstärkung jeder Art wäre willkommen oder gar notwendig.", meinte der Paladin und blickte wie Hagen zu Yared.
-
Lord Hagens Amtszimmer, Zitadelle von Thorniara
"Milord, Sir, wir haben derzeit vier Problembereiche. Erstens zu wenige Ordensritter und Brüder auf Argaan, um die Offiziersstellen ausreichend zu besetzen. Zweitens zu wenige Waffenknechte, nachdem ein beträchtlicher Anteil der uns unterstützenden myrtanischen Streitkräfte nach Varant eingeschifft wurde." Infolge der Übergabe der Provinz als Lehen an den Orden, fügte Yared in Gedanken hinzu. Rhobar III. war schon gewitzt, wenn es darum ging, aussichtslose Problemfelder in die Verantwortung anderer abzuwälzen. So sparte sich der König den teuren Sold für den langwierigen und zähen Kampf gegen Ethorns Widerstand und schmierte gleichzeitig der Kirche Honig ums Maul. Aber einem geschenkten Gaul ...
"Drittens fehlt uns die Ernte des vergangenen Jahres und wir haben nicht mehr viel magisches Erz. Mit letzterem können wir maximal einem weiteren Drachenangriff standhalten. Das einzige, was uns nicht fehlt, ist der Sold. Wir haben mehr als genug Gold und zahlen äußerst pünktlich." Obgleich manch einer unter den Milizionären sicher der Meinung ist, dass er nicht genug bekommt, um sich einem Drachen in den Weg zu stellen. Der Kapitän grinste bei dem Gedanken leicht. Er bekam ja selbst eigentlich nicht genug dafür gezahlt.
"Beim Erz ist klar, dass wir eine Anfrage ans Festland stellen müssen. Die Minen in Nordmar müssen einfach mehr liefern. Anders kommen wir nicht an genug Munition für unsere Ballisten."
Yared nahm noch einen Schluck Wein, eher er fortfuhr.
"Wegen den Nahrungsmitteln habe ich mit Lord Albrecht Rücksprache gehalten. Der Komtur schlägt vor, dass wir uns an den König wenden sollen." Der Kapitän konnte nun an Lord Hagens Gesicht erkennen, dass sich der Heermeister durchaus der stiefmütterlichen Behandlung der Provinz Argaan durch den König und dessen Gründe bewusst war. Doch bevor er Yared unterbrechen konnte, um zu konstatieren, dass der Hof ein derartiges Gesuchen bereits erhalten, jedoch abgelehnt hatte, mehr als den bereits zu Beginn des Winters eingetroffenen Konvoi zu schicken - natürlich, weil man leider keine weiteren Mittel freistellen konnte -, fuhr der Korsar fort. "Lord Albrecht meint, dass man um Abtretung der Tributansprüche gegen Khorinis ersuchen soll."
Jetzt grinste Hagen und Yared tat es ihm gleich. Lord Albrecht eilte nicht umsonst der Ruf voraus, einer der besten Verwalter des Ordens zu sein. "Gut, hoffen wir, dass sich in Khorinis auch etwas eintreiben lässt.", meinte der Provinzial, "Was gibt es für Vorschläge, um unsere Reihen zu stärken?"
"Nun zunächst einmal hat Sir Jun einige kriegserfahrene Veteranen in seinem Gefolge. Längerfristig dachten wir daran, dass man Lord Ferox ersuchen sollte, die zwei obligatorischen Kriegszüge wieder verstärkt einzufordern." Wollte früher ein Ordensbruder den Ritterschlag und ein Ordensritter wiederum die hohen Weihen erlangen, musste er jeweils für wenigstens sechs Monde auf einem Kriegszug dienen. Während der Kriegsjahre musste niemand auf diese Pflicht pochen, standen doch alle Tag für Tag in der Heimat an der Front gegen die Orks. Nun jedoch war Myrtana bereits seit einigen Jahren befriedet und die meisten Ordenritter widmeten sich lieber dem Wiederaufbau der Ordensgüter und ihren Familien.
"Ich habe die Versetzungslisten eingesehen." Es war ein glücklicher Zufall, dass die Listen von allen Ordensstützpunkten im Reich derzeit nach Thorniara gemeldet wurden, da der Großmeister hier weilte und über alle Truppenbewegungen zumindest pro forma informiert werden musste. "Nur ein verschwindend geringer Teil der seit Kriegsende Eingetretenen hat sich freiwillig zum Dienst an der Nordgrenze oder zur Jagd nach Aufständischen in der Wüste gemeldet. Noch weniger lassen sich nach Argaan versetzen. Die wenigsten von ihnen haben natürlich die notwendige Erfahrung um direkt einen Offiziersposten zu bekleiden, aber auf den Höfen Myrtanas werden sie diese kaum erwerben. Und sollten die Orks doch irgendwann angreifen, werden wir nicht nur versierte Bauern, sondern auch erfahrene Ritter und Kommandeure brauchen. Ich denke, Ihr werdet genug Argumente finden den Großmeister zu überzeugen, Milord."
Hagen schien nachdenklich, Sir Juns Miene hingegen war bei der Erwähnung des Großmeisters seltsam erstarrt. "Das hilft uns vielleicht bei den Offiziersstellen, aber nicht beim Auffüllen unserer Musterrollen.", bemerkte der Heermeister.
"Das stimmt, Milord. Ich habe mir auch darüber Gedanken gemacht und bin auf die Idee gekommen, dass man die hoffentlich bald regelmäßig eintreffenden Kriegszügler vor ihrer Einschiffung in Bakaresh und Vengard als Truppenwerber einsetzen könnte. Sollen sie sich ihr Kommando selbst anwerben und mitbringen. Sicher man müsste ihnen einen erfahrenen Ordensritter an die Seite stellen, der die Werbung überwacht und das Handgeld verwaltet, aber der muss noch nicht einmal zwingend von uns gestellt werden. Das kann ein auf dem Festland vor Ort stationierter Ritter übernehmen."
Geändert von Yared (01.02.2016 um 01:51 Uhr)
-
Das Händler- und Handwerkerviertel, Marktplatz
Innerlich seufzte der Großhändler. Novizen des Feuers waren nicht diejenige Käufergruppe, die seine Waren auch bezahlen konnten. Wer sich doch mal in seinen Laden verirrte, schaute sich die reichlich gefüllten Präsentationsregale zwar gerne an. Das Interesse verschwand jedoch nahezu vollständig, wenn man auch den Preis für die Kostbarkeiten erfuhr.
Müde lächelnd antwortete Maximuss seinem Gegenüber: "Wenn Ihr Euch für meine Waren interessiert und sie auch bezahlen könnt, dann sucht mich in meinem Geschäft im Händler- und Handwerkerviertel auf. Für einen Novizen des Feuers habe ich in der Tat einige interessante Objekte in meinem Sortiment."
Mit einer Handbewegung signalisierte der Großhändler seinem Leibwächter, ihm zu folgen. Ohne Worte der Verabschiedung entfernten sich die beiden Männer vom Novizen des Feuers und setzten ihren Weg fort. Maximuss war sich sicher, dass er den Novizen nicht einmal wiedersehen würde. Zumindest nicht als Kunden in seinem Laden.
Wenige Augenblicke später erreichen sie den Marktstand des Händlers Markus. Das Warenangebot war nicht von Vielfalt geprägt. Feldrüben, Kartoffeln und Karotten bildeten neben Brot und Reis die Grundnahrungsmittel in Thorniara. In Zeiten des Versorgungsengpasses waren es auch die einzigen Lebensmittel, die für den gemeinen Bürger noch bezahlbar waren.
-
Dorf vor Thorniara
Einige Tage verweilte Riannon nun schon in dem namenlosen oder vielleicht gleichnamigen Dorf einige Meilen von den Mauern Thorniaras entfernt. Der Aufenthalt war nicht unbedingt freiwillig, sondern eher der Tatsache geschuldet, dass man ihr, einer Fremden, einfach misstraute. Der Wirt der Schenke, wenn sie diese Bezeichnung überhaupt wert war, begründete das darin, dass die Menschen schon viel durchgemacht hätten. Ein, zwei Kriege und unzählige Scharmützel mit den Rebellen unter Ethorn, jedoch nicht mehr seid dem Fall dessen Goldener Stadt im Osten, dazu noch die immer wieder erfolgenden Attacken von Echenmenschen, die in Rotten aus den Bergen kamen und versuchten, was selbst unter Angriff des sie wohl kommandierenden Drachen gescheitert war. Was jedoch erfolgreich gewesen war, war die fast vollständige Zerstörung des Dorfes aufgrund eines Feuers während des Angriffs. Doch, meinte der Wirt, die Leute waren zäh, bissen die Zähne zusammen und bauten wieder auf, was aufgebaut werden konnte. Das - mehr als alles andere - hatte sie abgehärtet und finster gemacht, zu einem wenig sympathischen Menschenschlag. Riannon, obwohl sie die Dörfler erst einige Tage kannte, konnte das voller Überzeugung bestätigen.
Man ließ sie jedoch aus dem Grund nicht weiterziehen, dass südlich dieses Dorfes zum einen das Lager der Waldläufer käme, welche zwar keine Feinde, jedoch auch keine überzeugten Freunde waren. Und noch ein Stück südlicher die Silberseeburg, der Aufenhaltsort der Reste von Ethorns Reich, eine Hochburg der Rebellen, wenn auch in Zeiten der Wiederkehr des geschuppten Bösen ein unfreiwilliger Verbündeter. In gewisser Weise. Abschlachten würden sie sich wohl immer noch gegenseitig, wenn sich die Chance ergäbe. Der Gedanke ließ Riannon dann doch in einen kurzen, aber befreienden Lachkrampf ausbrechen. Das war einer der weiteren Gründe gewesen, weswegen die Ordenswachen sie nicht weiter nach Süden ziehen lassen wollten.
"Habe ich denn nicht auch Rechte? Bin ich nicht Bürgerin eures Reiches und dieser Insel?", fragte sie, als man sie immer noch nicht ziehen lassen wollte. Der Ordenswächter verzog keine Miene, lächelte nicht einmal abschätzig.
"Habt Ihr eine Urkunde, die Euch als Reichsbürgerin ausweist, Weib?"
Ria schnaubte. "Wo soll ich die her haben? Himmel, als hätte jeder verfluchte Bauer in diesem eurem Reiche eine verdammte Urkunde?!"
Der Wächter ballte die gepanzerten Fäuste, das Metall knirschte. "Flucht nicht, Weib. Ihr seid auf einer Insel, die der König dem Orden als Lehen zugesprochen hat. Hier wird solch ein Verhalten nicht gewürdigt. Verstanden? Benehmt Euch!" Mit diesen letzten Worten marschierte der Wächter davon.
Riannon seufzte. Es sah also wieder einmal danach aus, dass sie sich des Nachts würde davonschleichen müssen. Langsam wurde das bei ihr zur Norm, wie's schien.
-
Das Händler- und Handwerkerviertel, Anwesen der Händlergilde
Die geladenen Gäste warteten auf die Anwesenheit des Gildenmeisters. Anders als bei den vergangenen Versammlungen waren dieses Mal nur diejenigen Mitglieder eingeladen, die aufgrund ihrer Finanzkraft auch einen gewissen Einfluss auf den Markt ausüben konnten. Zu den Gästen zählte daher der Edelmann Sir Dante, der sich vor Allem auf den Handel mit edlen Stoffen spezialisiert hatte. Außerdem war auch Logarius Scato, der die Finanzmittel des Edelmannes Sir Patrick fortwährend auf korrekte Verwendung überprüfen sollte und die Meinung des Sir Patrick vertrat. Denn der Edelmann war nach wenigen Monaten wieder ins Herzogtum Rivellon zurückgekehrt und unterstützte die Expansionspläne des Gildenmeisters Trevorius daher nur noch finanziell.
Der Großhändler wunderte sich über einen Mann, der ihm direkt gegenüber saß. Er stellte sich als Octavianus Magnus vor. Er sei der strategische Berater des Gildenmeisters und war zusammen mit Logarius Scato nach Thorniara befohlen worden.
Viele Kerzen erhellten den verhältnismäßig kleinen Raum, in dem die Versammlungen der Händlergilde seit ihrer Ankunft auf Argaan abgehalten werden. Es wurde Wein ausgeschenkt und eine massive Silberschale mit erlesenen Früchten lud zum Naschen ein.
Pünktlich zum Beginn der Versammlung öffnete sich die Tür und Gildenmeister Trevorius betrat in Begleitung seines ersten Sekretärs Markom den Raum. Die Mitglieder der Händlergilde standen auf und begrüßten den Gildenmeister. "Bitte setzt Euch." entgegnete er ihnen, als er selbst seinen Sitzplatz erreicht hatte. Nur Markom blieb stehen und verteilte einige Unterlagen. Eine Versammlung der Händlergilde verlief stets nach dem gleichen Schema. Nach Ankunft des Gildenmeisters erhielten die Mitglieder erstmals die Tagesordnung ausgehändigt. Wortführer war vornehmlich der erste Sekretär. Der Gildenmeister hingegen ergänzte die Ausführungen lediglich oder beantwortete Fragen, dessen Beantwortung nicht in der Befugnis des Sekretärs waren.
Die Tagesordnung war nicht sonderlich umfangreich. Wie üblich wollte man den Mitgliedern zunächst einen Überblick über die aktuellen Zahlen der Händlergilde geben. Danach sollte über die aktuelle Phase der Expansion gesprochen werden. Als letzten und scheinbar auch wichtigsten Tagesordnungspunkt war ein Bericht über die Verhandlungen mit der Zitadelle vorgesehen.
"Gibt es Fragen zur vorliegenden Tagesordnung?" wollte Markom wissen. Logarius Scato hob die Hand und erwiderte: "In der Tat. Nach meinem Empfinden ist es in Anbetracht dieser Tagesordnung nicht von Nöten, die restlichen Mitglieder der Händlergilde von dieser Versammlung auszuschließen. Warum wurden die anderen Mitglieder ausgeschlossen, die immerhin einen Großteil der Gilde auf Argaan ausmachen?" Markom schaute in die Runde und beantwortete dann die Frage für alle Zuhörer gleichermaßen: "Entgegen Eurer Meinung haben wir es sehr wohl für notwendig erachtet, die restlichen Mitglieder von dieser Versammlung auszuschließen. Gibt es weitere Fragen zur Tagesordnung?"
Dieses Mal erhob Sir Dante seine Stimme: "Ja! Bevor diese Versammlung nun offiziell eröffnet wird, halte ich eine Vorstellung unseres neuen Gastes für angebracht." Er deutete auf Octavianus Magnus, der in der Tat bisher ein unbekanntes Mitglied der Händlergilde auf Argaan zu sein schien. Markom nickte und antwortete: "Die Versammlung wurde bereits mit Aushändigung der Tagesordnung offiziell eröffnet. Um Eurer Bitte jedoch nachzukommen: Wir haben Octavianus Magnus zu dieser Sitzung eingeladen. Er ist der strategische Berater des Gildenmeisters Trevorius und wird uns bei dem baldigen Abschluss der Vertragsverhandlung mit der Zitadelle unterstützen. Gibt es weitere Fragen zur Tagesordnung?"
Als keiner der Mitglieder signalisierte, eine weitere Frage zu haben, kam Markom zum ersten Tagesordnungspunkt.
Geändert von Maximus (31.01.2016 um 21:03 Uhr)
-
Josh, Milizionär, Tempelviertel
Das Auftreiben der Leiche hatte für einiges Aufsehen im Hafen gesorgt. Wie es der Menschen Art war gafften sie erst, bevor sich ein paar mutige Burschen daran gemacht hatten, die aufgedunsene Frau aus dem Wasser zu ziehen. Sie war bereits mehrfach von den gierigen Gaffern durchsucht worden, bevor die erste Wache eingetroffen war. Schließlich brachten sie sie in den Tempelbereich, wo nun Josh stand und mit kalkweißem Gesicht und zusammengepressten Lippen vor seiner geliebten Schwester. Er nickte nur kraftlos, als ihn einer der Magier fragte, ob er sie als seine Schwerster identifizieren könnte. Und obschon sie durch das Treiben im Wasser inzwischen aufs grässlichste entstellt war, würde er sie dennoch immer erkennen.
Der Magier erklärte Josh, was nun als nächstes geschehen würde, dass man sie für die Rituale vorbereiten würde, dass man sie herrichten würde und sie dann Innos übergeben würde. Doch der junge Milizionär hörte überhaupt nicht richtig zu. Er hielt die Hand seiner Mutter, die bitterlich weinte und schwor sich Rache. Er würde dieses Dreckschwein finden und fertig machen. So über ihn herfallen, wie sie über seine Schwester hergefallen waren. Trotz der Aufgedunsenheit war deutlich zu erkennen, dass sie nicht ertrunken war. Ihr ganzer Körper zeigte Schnitte und Kratzer. Niemand konnte sich vorstellen welche Angst und Schmerzen sie durchstehen musste, bis sie endlich den Tod fand.
Die Wut nahm ihm die Sprache, er war hilflos. Er konnte nichts weiter tun als die Hand seiner Mutter halten. Doch er würde in Zukunft nicht mehr so hilflos bleiben. Er würde diesen Mörder, dieses Untier finden und Gerechtigkeit für seine Schwester einfordern.
Redlef
-
Das Händler- und Handwerkerviertel, Anwesen der Händlergilde
Die Stimmung unter den Mitgliedern war nicht sonderlich gut. Das merkte auch Markom. Er konnte dem sogar Verständnis entgegenbringen. Denn die Expansion auf Hoheitsgebiet des Königs Rhobar III. war einigen Komplikationen ausgesetzt. Zwar konnte der festgelegte Zeitplan bisher eingehalten werden und auch der Einfluss der Händlergilde nahm stetig zu. Die Pest und der Angriff des Drachens bedrohten in der Vergangenheit aber mehrmals das Leben der Händler.
Die Händlergilde expandierte vornehmlich in destabilisierte Ländern. Wenn auch ein anhaltender Krieg stets gewisse und nicht zu kalkulierende Risiken barg, war die Aussicht auf mehr Macht und Reichtum auch für den ehrlichsten Händler zu verlockend. Eine tödliche Krankheit und ein aggressiver Drache stellten allerdings zu große Gefahren dar, als dass die Mitglieder der Händlergilde über sie hinweg sehen konnten.
Dem Gildenmeister war bewusst, dass die Stimmung unter seinen Mitgliedern angespannt war. Deswegen hatte er eine außerordentliche Versammlung einberufen, um die weitere Vorgehensweise der Händlergilde zu erläutern und bisherige Ergebnisse in Erinnerung zu holen. Denn Trevorius konnte nicht riskieren, dass einer der finanzstarken Händler die südliche Insel verlässt und wieder gen Herzogtum Rivellon segelt.
Markom schaute auf einer der ihm vorliegenden Dokumente und erhob seine Stimme: "Wohl an denn. Kommen wir zum Tagesordnungspunkt eins. Die Schäden, die der Drachenangriff und das anschließende Feuer an den Immobilien der Händlergilde verursacht haben, sind vollständig repariert worden. Die dafür notwendigen Finanzmittel konnten aus den für außerordentliche Ausgaben zurückgelegten Reserven bezahlt werden. Entgegen unserer anfänglichen Hoffnung hat der Orden Innos bisher keine Entschädigungszahlungen geleistet. Darüber hinaus haben wir den Verlust zweier Dienstboten zu beklagen, die beim Angriff des Drachens getötet worden sind. Für Ersatz wurde bereits gesorgt."
Es war nicht ungewöhnlich, dass die Händlergilde die materiellen Schäden zu erst benannte. Insbesondere den einfachen Bediensteten wird kein sonderlicher Wert beigemessen. Gerade für Gildenmeister Trevorius stellen sie lediglich einen weiteren Kostenfaktor dar.
Markom drehte das Pergament um und fuhr mit seinem Lagebericht fort: "Die Armenspeisung ist zu einem wesentlichen Bestandteil der Versorgung der Bevölkerung geworden. Nach unseren Einschätzungen kann die Zitadelle eine fortwährende Versorgung seiner Bürgerinnen und Bürger ohne die von uns betriebene Armenspeisung nicht gewährleisten. Die Armenspeisung stellt für die Händlergilde einen großen Kostenfaktor dar. Die durch die Zitadelle zur Verfügung gestellten Notreserven sind bereits aufgebraucht und wir haben Anweisung gegeben, die Rationen zu kürzen. Sollten wir auf dieser Versammlung zu dem Ergebnis kommen, dass die Händlergilde weiterhin die Armenspeisung auf eigene Kosten betreiben wird, müssen wir den monatlichen Mitgliedsbeitrag für die Mitglieder auf Argaan empfindlich erhöhen. Denn die dringend benötigten Lebensmittel müssten dann von einem überregionalen Geschäftspartner eingekauft werden. Sowohl die hiesige Fischerei, als auch die Bauern von Argaan können den Bedarf der Stadt gegenwärtig nicht decken."
Nun griff Markom nach einem weiteren Pergament und vergewisserte sich, dass er noch die Aufmerksamkeit der Anwesenden genoss: "In letzter Zeit erreichen uns vermehrt Beschwerden über den vermeintlichen Notstand der Händlergilde. Einige Mitglieder sind der Ansicht, dass die Betreibung der Armenspeisung die Bestände der Schatzkammer aufbraucht und die Expansion auf Argaan damit zu scheitern droht. Darüber hinaus erreichen uns Berichte, dass sich die Mitglieder aufgrund der angespannten Situation um ihre Sicherheit fürchten. Es wird nach weiteren Söldnern gefragt. Die vor einiger Zeit kursierenden Gerüchte, es gebe Schutzgeldforderungen gegenüber Mitgliedern der Händlergilde, haben sich nicht bestätigt."
Markom nahm wieder die Tagesordnung in die Hand und fuhr fort: "Zu guter Letzt informieren wir die hier Anwesenden darüber, dass sich die Händlergilde in weitreichenden Verhandlungen mit der Zitadelle befindet. Weitere Ausführungen werden dazu noch erläutert. Gibt es Fragen zur aktuellen Lage der Händlergilde?"
Maximuss
Geändert von Die Bürger (31.01.2016 um 18:52 Uhr)
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|