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„Pons! Bring den Kessel zurück.“ Redlef verschloss die Gittertür zum Gang hinter ihm und Lex. Lex überreichte den Kessel an den jüngsten Kerkerwächter und sobald seine Hände wieder leer waren, drückte Red ihm sein Schwert in die Hand. Es war eines der robusten Dienstschwerter, von denen auch er, als Kerkermeister, eins aus dem Arsenal bekommen hatte.
Ohne ein weiteres Wort, Red war sich sicher, dass der Milizsoldat folgen würde, verließ er den Kerker. Der Weg über den Vorplatz der Bastion war nicht besonders Lang, dafür recht ungemütlich, da ein leichter Niesel eingesetzt hatte. Redlef schlug den Kragen hoch und zog den Kopf zwischen die Schultern. Er hasste den Regen, denn er erinnerte ihn an den Tag, an dem sich sein Leben so schlagartig änderte. Den Tag an dem sein Pferd stürzte.
„Hier wären wir. Der gute, alte Sandplatz der Arena.“ Redlef hielt in der Mitte des Platzes an. Er musste sich überwinden, sein Gesicht in den Regen zu strecken, doch wenn er hier heute etwas beibringen wollte, dann musste er sich überwinden.
„Der Kampf mit dem Schwert ist eine elegante Sache, wenn sie richtig gelehrt wird. Leider seit man das in der letzten Zeit immer seltener. Seit Soldaten für den Krieg herbeigezogen werden, wie Schweine für das Schlachthaus, wird die Ausbildung an der Waffe stark vernachlässigt. Daher vergessen die Meisten, dass es sich bei diesem schönen Stück Stahl um eine Hieb sowie auch Stichwaffe handelt. Wenn Ich Euch aber einmal dabei erwische, wie Ihr sinnlos damit herumfuchtelt, dann werde ich…“ Redlef räusperte sich. War er gerade dabei sich zu vergessen? Sicherlich nicht. „Nun, benutzt diese Waffe einfach mit dem gebührenden Respekt. Es ist immerhin das Werkzeug, dass Euch am Leben erhalten kann, Euch gleichzeitig aber auch Töten wird, wenn Ihr es unterschätzt.“
Redlef zog sein Schwert von der Hüfte. Das Metall glänzte matt im Mondlicht. „Die Grundlage und mit eine der wichtigsten Dinge, die Ihr erlernen müsst ist der sichere Stand. Eure Füße werden Euch durch jeden Kampf tragen müssen, solange Ihr nicht auf dem Rücken eines Pferdes sitzt. Also zieht Eure Waffe und stellt Euch breiter hin. Wichtig ist die Balance. Diese erreicht ihr durch Körperspannung in Verbindung mit Geschmeidigkeit. Na los!“ Redlef gab seinem gegenüber mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er diesen sicheren Stand einnehmen sollte.
Hierodius machte es ganz ordentlich. „Traut Euch ruhig mehr in die Knie zu gehen. Sie mögen am Anfang unserer Übungen durchaus das ein oder andere Mal zwicken und Zwacken, doch stört Euch nicht daran. Die Sprungkraft in Euren Knien wird euch den Kampf überhaupt erst ermöglichen.“ Er nickte ihm zu und vollführte einige Schritte, vor und zurück. Seine Füße verließen dabei nicht den Boden und sein linker Fuß überholte auch nie den rechten. „Dieses über den Boden schleifen mag Euch merkwürdig vorkommen, doch dieses Herumrutschen wird Euch lehren, den Untergrund mit den Füßen wahrzunehmen. Dies ist wichtig, da ihr im Kampf auf viele Dinge achten müsst und manchmal Eure Blicke nicht zusätzlich auch auf den Boden richten könnt, ist dieses eine gute Alternative. Später wir Euch dies in Fleisch und Blut übergegangen sein, sodass der stetige Bodenkontakt nicht mehr nötig ist. Macht ein paar Schritte, zeigt mir, dass Ihr verstanden habt, worum es geht, dann werde ich Euch die ersten Schläge beibringen.“
Redlef beobachtete die Schritte des Kriegers. Er nickte zufrieden. „Sehr gut, jetzt stellt Euch mir gegenüber. Hebt das Schwert. Achtet darauf, dass die Spitze immer auf die Kehle Eures Gegners zeigt. Zeigt, dies verursachte ein hohes Maß an Bedrohung und wird dafür sorgen, dass er Euch auch ernst nimmt. Des Weiteren werden Schläge in Richtung des Kopfes immer dafür sorgen, dass der Gegner sich instinktiv verteidigen will. Das solltet Ihr nie vergessen, nur die geübtesten Kämpfer können diesen Reflex unterdrücken. Fangen wir also mit den einfachen Schlägen an. Von Oben, der Seite, Vor- und Rückhand. Ich zeige es Euch, es ist nicht schwer. Heute üben wir gemeinsam und in Euren freien Stunden könnt Ihr Euch mit Euren Schwertern an den hölzernen Puppen auf dem Bastionsplatz versuchen. Um Kraft und Ausdauer zu erlangen, sind sie gut Übungspartner.“
Redlef hob das Schwert. Nun hatte er genug geredet, das Üben sollte beginnen. Gewissenhaft zeigte er Lex alle Schläge. Er selbst stellte sich mit seinem Schwert als Schlagpartner zur Verfügung. Nun war er gespannt, wie sich der deutlich ältere Mann schlagen würde.
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Ein erkennendes Lächeln umspielte den rechten Mundwinkel Lukars. Beinahe hatte er sich schon gedacht, wer dieser Mann sein konnte der ihn einfach so mir nichts dir nichts sprechen wollte. Und obwohl im Verlauf des Gesprächs kein einziger Name fiel, machte sein Gegenüber deutlich wer er war: Borran, Der berüchtigte Kriminelle aus den Reihen des Waldvolkes. Derjenige, der ihre Aktion um den Sturz Reyns überhaupt erst in die Wege geleitet hatte ohne jedoch selbst auf den Plan zu treten. Seine Strohmänner hatten alles weitere für ihn erledigt und den Erfolg der Mission gerantiert und nun saß er dort vor Lukar. Das von der schwarzen Mähne umrahmte Gesicht strahlte vollkommene Selbstsicherheit und Profession aus. Und obwohl Borran Lukar in einer lobenden Wortwahl begegnete, machte er unter der Hand weg deutlich, wer seiner Meinung nach an diesem Tisch das meiste zu Sagen hatte: Er selbst.
Irgendwo in ihm fühlte sich etwas herausgefordert. Der gnadenlose Ehrgeiz brodelte auf, doch Lukar brauchte ihn umgehend zum Schweigen. In dieser Situation durfte er sich nicht überschätzen und Borran war, nach allem was er erreicht hatte, ein gefährlicher Mann. Lukar hatte ihm viel zu verdanken und Borran konnte ihm sicherlich einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen, wenn er ihn dahingehend provozierte. Reyn war für ihn wesentlich schwieriger auszuschalten gewessen als jetzt Lukar, der sich nicht zuletzt durch das Sumpfkraut ein lohnendes Geschäft versprach.
"Ich habe mich schon gefragt, wann du endlich eintriffst." Erwiederte Lukar nach einiger Zeit, bereitwillig den duzenden Tonlaut Borrans aufgreifend. "Man hat es mir ja lange angekündigt. Offenbar war der von dir gewählte Zeitpunkt aber nicht unpassend. Jegliche Einschätzung der Lage, die ich dir vor wenigen Wochen noch gegeben hätte, wäre jetzt wieder Nichtig."
Er lehnte sich zurück und atmete tief durch. Gerne hätte auch er jetzt ein Glas Wasser gehabt, doch das musste waren. "Der Angriff hat die Stadt schlimmer getroffen, als hier vermutlich jeder Beamte und jedes hohe Tier wirklich zugeben will. Der Großteil der Häuser steht noch, ja, aber viele sind durch die Schäden völlig unbewohnbar. Den Hafen hat es noch schlimmer erwischt und somit leider auch..." Seine Stimme wurde leiser und fast unmerklich lehnte er sich wieder nach vorne. "unser Geschäft. Das Lagerhaus über dem "Arbeitszimmer" kam noch am besten weg, allerdings ist es auch unbenutzbar und von höchster Stelle zum Ausschlachten freigegeben worden. Wohl oder übel musste ich mit dem Wichtigsten umziehen. Keine Sorge, die wichtigen Unterlagen sind in Sicherheit. Der Rest ist selbsredend Vernichtet, sollte einer der Hafentöpel auf den Zugang stoßen. Noch ist das nicht passiert. Also wenn du von dort noch etwas brauchst, solltest du so bald wie möglich dort unten nachsehen. Beziehungsweise, nachsehen lassen. Ich muss dich aber warnen: Es stinkt dort nach faulen Ratten."
Die Augen Lukars blitzen wissend, dann hob er die Stimme wieder. "Wie gesagt. Die Lagerhäuser sind völlig zerstört. Mit ihnen ist alles andere verbrannt. Nahrung, Baumaterial und all das. Der Versorgungsengpass ist also noch schlimmer geworden. Die Preise gehen durch die Decke, was durchaus nicht jedermanns Schaden ist... die meisten von uns versuchen daraus natürlich Profit zu schlagen. Nicht Wenige haben noch Vorräte gebunkert, die sie jetzt an den Mann bringen können. Allerdings leidet das Geld unserer Schutzbedürftigen unter dem Angriff wohl am meisten."
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Aufmerksam hörte Borran zu was sein Gegenüber zu berichten hatte. Zusammenfassend konnte man wohl festhalten, dass Thorniara unter dem Drachen mehr Litt, als Stewark es tat und die puren Menschenmassen, die hier an einem Ort zusammenlebten, die Lage weiter anheizten. Ein Versorgungsengpass. Das Händlerherz von Borran schlug schneller vor Freude. Ein einfacher Händler hätte wohl einen Rückzieher gemacht und die Stadt aufgrund ihrer zur zeitigen Lage gemieden, doch nicht so Borran. Natürlich war das Risiko hoch. Es ging ihm aber in erster Linie um seine Männer und die Zukunft der Gauner von Schwarzwasser, doch auch um seine eigenen Geschäfte und er wusste aus Erfahrung, dass solche Situationen, den richtigen Riecher vorausgesetzt, sehr viel Potential ergaben.
"Gibt es denn eine Unterkunft, ein Lagerort, der noch steht und nicht Gefahr läuft beschlagnahmt zu werden? Gibt es irgendwo ein Haus, unauffällig, dass als neue Anlaufpunkt fungieren kann?", wollte Borran schließlich wissen. Wenn sie den Sumpfkrautschmuggel aufbauen wollten und trotz aller Risiken war wohl gerade jetzt der perfekte Zeitpunkt dazu, dann brauchten sie eine funktionierende Transportkette, die richtige Logistik.
Er machte eine kurze Pause, die er noch einmal nutze um Lukar von oben bis unten zu mustern. "Wir kennen uns noch nicht so lange und du kannst mir glauben, dass ich es wirklich hasse gezwungener Maßen mit Leuten zusammen zuarbeiten, die ich nicht kenne, oder selbst ausgesucht habe, doch so ist es nun eben. Meine Männer haben für dich gebürgt und ich hoffe du weißt was das bedeutet", der Einleitung folgte nun der Plan des Meisterdiebes: "Nun. Ich habe meine rechte Hand Shakes damit beauftragt den Sumpfkrautanbau außerhalb von Schwarzwasser zu überwachen und er macht gute Fortschritte im Bluttal. Fürs erste haben wir noch gut gelagertes Sumpfkraut aus Schwarzwasser auf Vorrat. Es wartet im Bluttal darauf endlich an die Menschen in Thorniara und natürlich auch der Silberseeburg weitergereicht zu werden. Sobald ich die Stadt wieder verlassen habe, werden die Jäger des Waldvolkes nicht nur Nahrung und Holz in die Stadt bringen, sondern geringe Mengen des Krautes mit schmuggeln. Die Wachen haben größere Sorgen und werden Nahrungsversorger nicht lange behelligen. Ich möchte die Jäger nicht in Gefahr bringen, weshalb wir die Lieferungen auf ein minimales Beschränken werden, Mengen die einfach nicht gefunden werden bei normalen Kontrollen, oder im Notfall als eigener Bedarf durchgehen würden. Ich denke nicht, dass die Stadt noch über andere Lieferanten verfügt?", ein fragender Blick Borrans. Über Konkurrenz mussten sie noch sprechen.
Dann fuhr er fort:" Wir können anfangs sicher hohe Preise fordern. Der Engpass und auch der von uns erzeugte Engpass wird uns gute Einstiegspreise garantieren. Und das können wir ruhig auskosten. Derweil bauen wir die Sache aus und sorgen dafür, dass wenn die Normalität zurückkehrt, wir über ein gutes Netz an Schmugglern verfügen und du über gute Verkaufswege und Kunden verfügst", Borran machte eine kurze Pause. Er würde zurück nach Stewark gehen und von dort aus eine kleine Expedition nach Feshyr schicken. Vielleicht gab es eine Möglichkeit das Sumpfkraut von dort per Fischerboot nach Thorniara zu bringen. So oder so würden sie einen profitablen Weg finden Sumpfkraut in rauen Mengen in die Stadt zu bringen, auch wenn es Zeit und Mühe kostete diesen Weg zu finden und zu ebnen.
"Noch eine Sache. Lukar, du kommst aus der Silberseeburg, richtig? Sag mir wie viel Sumpfkraut du brauchst und wie oft ich liefern soll. Shakes wird sich um alles weitere kümmern", eine Pause folgte, "Wir regeln das natürlich mit angemessenen Preisen zwischen guten Freunden".
Dennik
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Die Arena
Ein Schwert. Es war gleichsam Symbol für Ordnung und Chaos. Aus glühendem Stahl und unter vielen Arbeitsstunden geformt, gefestigt und geschliffen. Für manche ein Sammelobjekt. Für andere ein Zeugnis ihres Standes. Für die Soldaten der königlichen Armee eine Waffe. Sie zu verstehen, zu führen und zu nutzen.
Der breitgebaute Mann schaute sich die Bewegungen des Kerkermeisters an. Wie die meisten Soldaten hatte er bereits etliche Stunden des intensiven Trainers hinter sich und beherrschte den Umgang mit dem Schwert. Hierodius Lex hatte bisher nur wenig trainieren können. Er war sich jedoch sicher, dass er in Zusammenarbeit mit Redlef die Waffe alsbald beherrschen konnte.
Der Kerkermeister stand ihm erwartungsvoll gegenüber und wartete darauf, dass Hierodius Lex beginnen würde. Der breitgebaute Mann hielt das Schwert fest in der Hand, während er die andere Hand leicht nach hinten streckte, um das Gleichgewicht zu halten ohne dabei die Stellung des Breitschwertes zu ändern. Er machte einen großen Schritt nach vorne und hielt sich dann an jene Abfolge, die ihm Redlef zu erst erklärt hatte.
Ein metallisches Geräusch war zu hören, als Redlef erst den rechten und dann den linken Schwerthieb abwehrte. Staub wurde aufgewirbelt, als sich die Männer über den Übungsplatz bewegten und immer wieder den Angriff und die Verteidigung übten.
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Das Hafenviertel, Karavelle des Herzogtums Rivellon
Der königliche Kurator Proventus Sarethi saß in seiner Kapitänskajüte und studierte die Bücher der Händlergilde. Der Auftrag des königlichen Hofes war von weit größerer Bedeutung, als die kürzliche Auseinandersetzung mit einem Verwalter der Zitadelle. Aufgrund der in Thorniara geltenden Gesetze war es den Soldaten von Proventus Sarethi nicht gestattet, ihre Waffen zu tragen. Die dafür notwendigen Legitimationspapiere in Form einer sogenannten Reichsbürgerurkunde befanden sich weder im Besitz des Kurators, noch war der Verwalter gewillt gewesen, diese auszustellen. Ebenso wenig wurde der Status des Kurators anerkannt, der ihn als diplomatischen Vertreter des Herzogtums Rivellon ausgewiesen hätte.
Akribisch und von Kerzenschein begleitet suchte Proventus Sarethi nach Hinweisen dafür, dass die vom Herzog zur Verfügung gestellten Finanzmittel unsachgemäß und entgegen ihrer eigentlichen Bestimmung eingesetzt wurden. Zu seinem Bedauern wies aber auch das dritte Buch keine solcher Hinweise auf. Sicherlich konnte der Kurator auch einen solchen Bericht vorlegen, der die sachgemäße Verwendung des Goldes bestätigte. Die Überprüfung war jedoch das Ergebnis erster Zweifel des königlichen Hofes, dass die Händlergilde entgegen den vom Herzog auferlegten Bedingungen handelte. Gerne hätte Proventus Sarethi diesen Verdacht bestätigt. Schließlich war auch er nicht davon überzeugt, dass die Händlergilde das Wohl des Herzogtums im Sinn hatte.
Doch die Händlergilde genoss das Vertrauen des Herzogs und profitierte von dem guten Ansehen in der Bevölkerung. Indem sie den Ausbau der Infrastruktur in einem erheblichen Maße förderte und die Märkte mit ihren bisweilen exotischen Warenangeboten bereicherte, festigte die Händlergilde ihre Position im Herzogtum und kontrollierte weite Teile des regionalen Handels. Vor vielen Jahrzehnten wurde sie aufgrund ihrer Verdienste in den königlichen Hof aufgenommen und hatte von dann an eine einflussreiche Position inne. Die Gildenmeister waren als Berater ihrer königlichen Hoheit Fevanius Aetius tätig. Direkte Zweifel an den Zielen der Händlergilde würden daher auch Zweifel an den Entscheidungen des Herzogs bedeuten. Daher versuchte der königliche Hof mit regelmäßigen Überprüfungen herauszufinden, ob die Gemeinschaft nicht doch die Stabilität des Herzogtums gefährdete.
Proventus Sarethi rieb sich die Augen. Er stand auf und betrat das Deck seines beschädigten Schiffes. Alsbald müsste er sich überlegen, wie er Argaan auf dem Seeweg verlassen konnte. Seine Karavelle war jedenfalls irreparabel beschädigt.
Maximuss
Geändert von Maximus (27.03.2025 um 20:12 Uhr)
Grund: Name des Herzogs angepasst
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Das Händler- und Handwerkerviertel, Anwesen der Händlergilde
Nervös schrieb Markom einige Zahlen auf ein Pergament und rechnete sie zusammen. Immer wieder verglich er die Ergebnisse miteinander und machte sich Notizen. Danach eilte er zu einem der großen Bücherregale und zog ein blaues Buch hervor. Es war eines der Bücher, die die Warenbestände der Händlergilde auf Argaan dokumentierten. Wenige Minuten später hatte sich der erste Sekretär des Gildenmeisters einen Eindruck der aktuellen Lage gemacht. Er nahm das zuvor beschriebene Pergament und ging in das Arbeitszimmer des Gildenmeisters.
"Verzeiht die späte Störung. Ich habe Berechnungen zu unseren aktuellen Ab- und Zugängen angestellt. Durch die Zerstörung unserer Lagerhäuser im Hafenviertel sehe ich erhebliche Schwierigkeiten darin, die Belieferung der Armenspeisung noch in einem Maße aufrecht zu erhalten, der für die Versorgung der Stadt notwendig wäre. Wir können es unseren Mitgliedern auch nicht länger zumuten, auch noch ihre restlichen Warenbestände zum Betreiben der Armenspeisung zu spenden."
Der Gildenmeister nickte nachdenklich und erwiderte sodann: "Ich hatte bereits befürchtet, dass unsere Warenbestände nicht dazu ausreichen werden, die Versorgung der Stadt ohne eigene Verluste sicherzustellen. Ich hatte heute einen geschäftlichen Termin mit Valerius Aretino, dem Vertreter des fürstlichen Handelskontors. Er wird uns einige Grundnahrungsmittel zu vernünftigen Konditionen verkaufen können. Er geht allerdings davon aus, dass sich die Lieferung wenigstens um zwei Wochen verzögern wird. Die Handelsschiffe werden wohl immer öfter auf hoher See angegriffen."
Trevor rieb sich die Stirn und seufzte. "Ich werde die Zitadelle aufsuchen müssen und auf die fragile Situation aufmerksam machen. Nach unseren Informationen hat die Zitadelle zwar auch den Verlust eines Kornspeichers zu beklagen. Ich bin mir aber sicher, dass sie noch weitere Vorräte eingelagert haben, die sie zur Versorgung der Stadt und zur Verteilung unter der Bevölkerung an die Armenspeisung übergeben werden. Die engstirnigen Vertreter des Königs sollten mittlerweile erkannt haben, dass die Händlergilde integraler Bestandteil des Marktes geworden ist und die Versorgung der Stadt seitdem sicherzustellen versucht."
Der Sekretär nickte und erwiderte: "Sehr wohl. Ich werde mich um einen Termin kümmern. Sicherlich wird man uns kurzfristig empfangen können."
Maximuss
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Das Hafenviertel
Die Schatten der Nacht hatten sich bereits über die Hafenstadt gelegt. Noch immer mangelte es an der vernünftigen Versorgung der Bevölkerung. Ob es das tägliche Brot, das wärmende Feuer oder der nötige Schlafplatz war. Auf viele Dinge des alltäglichen Lebens mussten die Bewohner von Thorniara solcher Tage verzichten. Die von der Zitadelle notdürftig eingerichteten Unterkünfte für diejenigen Menschen, die ihr Haus in den Flammen des Drachens verloren hatten, waren überfüllt. Viele zogen es vor, bei den Trümmern ihres Hauses zu schlafen, statt in der nahezu unerträglichen Enge der Notunterkünfte.
Selbiges galt auch für Adelbert, der noch immer orientierungslos den Tag verlebte und nicht wusste, wie er sein Leben und sein Überleben in der Hafenstadt sichern sollte. Viele der Männer und Frauen halfen beim Wiederaufbau. Soldaten des Königs unterstützen diese Bemühungen tatkräftig und tauschten ihr Schwert gegen Hammer und Nägel ein. Novizen des Feuers verteilten in den Straßen kleine Notrationen und segneten unermüdlich die fleißigen Arbeiter. Wenn die Stadt auch noch viele Tage nach dem Angriff des Drachens wie ein Trümmerfeld aussah. Die Bewohner ließen sich nicht entmutigen.
Der alte Kerzenmacher jedoch war zu müde, um sich am Wiederaufbau zu beteiligen. Nach dem Orkkrieg hatte er Myrtana verlassen und hoffte auf der kleinen Insel Argaan einen ruhigen Lebensabend verbringen zu können. Die mühsam aufgebaute Existenz war nun vernichtet. Jeder Tag war eine Prüfung des Überlebens. Lebensmittel waren knapp und die Bedrohung vor den Toren der Stadt wurde mit jedem Tag unberechenbarer.
Maximuss
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Das Händler- und Handwerkerviertel, Haus des Großhändlers
"Welch Glück, dass das Buch nicht Opfer der Flammen wurde." sagte der Großhändler, als er ein Buch mit rotem Einband in den Händen hielt. Sein Gegenüber räusperte sich. "Nun ja, selbiges gilt sicherlich auch für mich. Ach so, dieser Brief gehört auch noch dazu. Dort sollen wohl die Untersuchungsergebnisse der Gelehrten festgehalten sein. Das Kuvert ist versiegelt und man wollte mir nicht sagen, was es mit dem Buch auf sich hat."
Maximuss lachte und erwiderte: "Natürlich, Logarius. Selbiges gilt auch für Euch. Erfreulicherweise hat die Händlergilde keinerlei Verluste zu beklagen. Nun ja, abgesehen von den zerstörten Lagerhäusern natürlich. Das gilt wohl aber auch für jeden Händler." Logarius Scato zuckte mit den Schultern. Er war nur nach Argaan gekommen, um die Interessen des Sir Patrick zu vertreten. Für die doch bedrohlichen Umstände würde er noch eine saftige Entschädigung vom einflussreichen Geldverleiher verlangen. "Wohl an denn. Ich werde mich nun zurück auf die Karavelle begeben. Es ist immer noch besser, in einer kleinen Kajüte zu schlafen, als in diesen fragwürdigen Notunterkünften oder gar im Keller der Händlergilde. Guten Abend, Maximuss."
Als Logarius den Laden des Großhändlers verlassen hatte, öffnete Maximuss das Kuvert. Es war eine mehrseitige Analyse zu dem Buch, welches er vor einiger Zeit den Gelehrten des Herzogtums übergeben hatte. Ernüchternd stellte er jedoch fest, dass das Buch nicht von solch fundamentaler Bedeutung war, wie man es anfangs vermutete. "Aha. Thocazar, nicht Tocaza." Ein simpler Übersetzungsfehler hatte dazu geführt, dass das Buch für den Großhändler und für die entsandten Gelehrten nahezu unverschlüsselt blieb. Tatsächlich war es lediglich ein begleitendes Werk des Mysterium Thocazar, als das Mysterium selbst. Es gab insgesamt vier begleitende Werke, die in Verbindung den Standort eines Kultes offenbaren sollten.
Maximuss lachte und schüttelte mit dem Kopf. "Erst entsendet man die dunkle Garde, um das Buch sicher ins Herzogtum zu transportieren und als sich dann herausstellte, dass es sich dabei gar nicht um das Mysterium selbst handelte, gibt man es einem einfachen Händler mit auf dem Weg, es dem eigentlichen Besitzer wieder zu überbringen. Noch nicht einmal eine vollständige Übersetzung hat man mir bereitgestellt..." Seufzend stand Maximuss auf und stellte das Buch in eines der Regale. "Dafür habe ich jetzt keine Zeit..."
Geändert von Maximus (09.10.2015 um 22:09 Uhr)
Grund: Logarius Scar in Logarius Scato geändert
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„Nicht schlecht, Lex. Aber ihr seid zu schüchtern. Ich halte das Schwert in meiner Linken, also in der Gesunden. Da braucht Ihr keine Sorge haben, dass ihr es mir aus der Hand schlagt. Legt mehr Kraft in Euren Schlag. Eure Klinge ist kein hübsches Accessoire, sondern eine Waffe. Euer Angriff darf niemals auf der gegnerischen Klinge enden, er muss die durchschlagen. Ich weiß, dass dies in den seltensten Fällen möglich ist. Doch das sollte euer geistiger Ansatz sein. Zielt nicht direkt auf das Ziel sondern dahinter oder darunter. Nur so könnt ihr die nötige Schnittkraft entwickeln, die nötig ist, um einen erfolgreichen Angriff durchzuführen.“ Redlef führte ein Paar Schläge durch die Luft, um die Schlagtechniken noch einmal zu verdeutlichen.
„Nun, habt Ihr noch Fragen dazu? Ansonsten möchte ich vorschlagen, dass es für heute reicht. Immerhin haben wir auch noch Dienst und der sollte nicht allzu sehr vernachlässigt werden.“ Red lächelte. „Vergesst aber nicht in Eurer knapp bemessenen Freizeit nach oder vor den zwölf Stunden Pflichten immer wieder diese Schläge zu üben.“
Redlef blickte zum Mond hinauf. Wie wunderbar, dass man überall auf der Welt immer denselben Himmel sah. „Wundert Euch nicht. Zuerst werdet Ihr den Dienst im Gefängnis hassen, doch wenn Ihr Euch erst einmal eingewöhnt habt, dann ist er ganz erträglich.“ Ein traurig-zynisches lächeln umspielte seinen Mund. Das Leben war ganz wunder war, wäre da nicht diese Vorladung vor den Orden. Der Gedanke daran bereitete ihm immer noch Bauchschmerzen. Was konnten sie wollen?
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Die Bastion
Etwas Brot und eine kleine Portion des Feldrübeneintopfes waren alles, was die Soldaten zu essen bekamen. Ernüchternd suchte Hugo in der Suppe nach etwas Speck. Er seufzte: "Schade, den Speck haben sie wohl vergessen..." Langsam ließ er einige Stücke Brot in die Suppe fallen und rührte sie danach um. "Na ja, so geht's auch. Wie war dein Tag, Lennard?"
Auch Lennard seufzte: "Langweilig. Ich habe den ganzen Tag im Hafenviertel gestanden. Keine Ahnung, was ich da bewachen sollte." Hugo lachte und erwiderte: "Ich würde ja gerne die Lebensmittelvorräte bewachen, aber der Kommandant kennt mich wohl zu gut." Dann schaute er zu den schwergepanzerten Soldaten, die ebenfalls ihre abendliche Ration erhielten. "Hm, ob die wohl mehr bekommen, als wir?"
Lennard zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung. Bestimmt bekommen sie mehr. Die bewachen ja auch das Stadttor oder kundschaften den nahelegenden Wald aus. Während wir allerhöchstens einem Dieb hinterherlaufen müssen... Früher haben wir noch das Stadttor bewacht aber nun sollen es ja unbedingt die Ritter sein." Hugo schaute seinen Kameraden verständnisvoll an: "Mach dir nichts draus, Lennard. Bestimmt werden wir auch bald wieder das Stadttor bewachen dürfen. Bis dahin genießen wir die unaufgeregte Schicht. Am Hafen zu stehen ist doch bestimmt auch schön. Man kann auf das Meer hinausschauen und den Leuten beim Wiederaufbau zugucken."
Der Löffel fiel geräuschvoll in die Suppenschüssel. "Tja, das war also mein speckloses Abendessen für heute." sagte Hugo, als er die leere Suppenschüssel betrachtete.
Maximuss
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Das Tempelviertel
"Interessant!" sagte Ventros. Er hatte sich der Aufgabe angenommen, den Mord an einen Soldaten der königlichen Armee zu untersuchen. Wieder zischte es, als der Feuermagier eine klare Flüssigkeit auf die steinerne Spitze des Bolzens tropfen ließ. Dass es sich bei der Spitze um Jade handelte, konnte Ventros bereits bei der ersten Untersuchung in der Bastion bestätigen.
Nun galt es aber, die magische Veränderung dieses Edelsteines zu erkennen und den Zweck der Verzauberung zu ergründen. Der Feuermagier holte ein weiteres Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit aus einem zuvor verschlossenen Schrank heraus. Auch dieses Mal ließ er einige Tropfen auf die Jade fallen. Zunächst passierte nichts. Dann ertönte jedoch ein lauter Knall, dessen Druck den Bolzen vom Tisch fielen ließ. "Interessant, sehr interessant." Ventros machte sich einige Notizen und legte den Bolzen zurück auf den Tisch.
Mit einem kleinen Werkzeug versuchte er dann, einige kleine Splitter von der Jade abzutrennen. Doch seine Bemühungen blieben ohne Wirkung. Der Edelstein wollte nicht zersplittern. Wieder machte sich der Feuermagier einige Notizen, ehe er mit einem deutlich kräftigeren Hieb auf die Spitze des Bolzens schlug. Wieder ertönte ein lauter Knall und das Werkzeug wurde regelrecht abgestoßen. "Ein magisches Schild also... hach verflixt. Ich komme einfach nicht weiter!" Vetros seufzte erschöpft.
Er hüllte den Bolzen in ein Leinentuch und legte ihn zu den anderen. Danach stellte er die zuvor gebrauchten Fläschchen zurück in den Schrank und verschloss ihn. "Ob ich das Rätsel noch lösen werde?" fragte sich der Feuermagier, als er enttäuscht die Kerzen des Labors löschte.
Maximuss
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„Ich könnte wohl kurzfristig einen Lagerort organisieren. Allerdings wäre dieser keineswegs offiziel und besäße nicht die selbe Qualität wie das alte Lagerhaus mitsamt der eigentlichen Anlage. Der Ort, der mir im Sinn schwebt, wäre höchstens für eine kurzfristige Lagerung geeignet. DIe Luft ist feucht und leicht verderbliches wie die genannte Ware wird sich nicht lange halten. Trotzdem. Für den Anfang sollte es reichen bis wir wieder ein vernünftiges Lagerhaus haben. Meine Partner hier in Thorniara haben im Armenviertel einen verwaisten Keller beschlagnahmt, der ebenfalls in einen alten Teil der Kanalisation führt. Ich lasse es deinen Männern zeigen.“
Einem inneren Drang folgend griff Lukar in seine Manteltasche und zog langsam die Pfeife samt Tabakbeutel heraus.
In aller Seelenruhe begann er zu stopfen.
„Sicher kann man die Ware auch wonanders lagern. Immer nur am gleichen Ort wäre ohnehin nicht nach meinem Geschmack. Zu auffällig. Einige unserer Freunde werden sicher ihre Häuser zur Verfügung stellen, wenn ich eine Risikoprämie springen lasse."
Ein Feuerstein entzündete den Tabak. Genüss sog Lukar den Rauch ein und paffte anschließend ein Paar Mal.
„Für Sumpfkraut gibt es Jedenfalls keine anderen Lieferanten, dass steht zweifelsfrei fest. Wir sind die einzigen auf dem Markt und können den Preis daher bestimmen wie es uns passt." Lukar sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein.
"Allerdings gilt das auch nur für DIESE eine Ware. Egal wie viel Gewinn du dir aus den Nahrungs- und Holzlieferungen versprichst, aber du bist durchaus nicht der Einzige, der aus dem Versorgungsengpass Profit schlagen will. Diese ausländische Händlergilde ist ebenfalls Groß in diese Stadt eingestiegen und hat sich durch ihr soziales Engagement bereits ein breites Ansehen geschaffen. Langfristig wird sie wohl die Versorgung der Stadt über den Seeweg übernehmen. Noch ist das nicht weiter problematisch und sicher nehmen sie eure Waren mit Freuden an. Aber sobald der Normalzustand stabil ist, könnte das zu dem Einen oder Anderen interessenkonflikt führen.
Diese großen Gilden haben nie besonders viel für Drogenhandel und Kriminalität übrig. Früher in Vengard haben die dortigen Händlervereinigungen viele Mühen gegen meine Unternehmungen aufgebracht. Ihre gesellschaftliche Macht ist dabei ihre stärkste Waffe und die ist keinesfalls zu unterschätzen. Ich weis nicht wie viel dir Dennik erzählt hat, aber eben deshalb habe ich bisher von Schutzgeldforderungen an die hiesige Gilde abgesehnen. Ich wollte ihre Aufmerksamkeit nicht unnötig auf uns lenken. Aber langfristig könnte das passieren, wenn es der Stadt wieder besser geht. In Zeiten des Wohlstands ecken Interessen gerne an: Vorausgesetzt, sie ergänzen sich nicht...“
Wieder wurde der Händer nachdenklicher. Noch immer war er sich nicht sicher, was diese Gilde und ihre Interessen anging und wie sie damit umzugehen hatten. Spielten sie die Karten richtig aus, war eine Koexistenz vielleicht möglich. Aber um so leichter konnten sie sich die Gilde durch einen Unbedachten Schritt zum Feind machen. Lukar war zwar bestrebt, es nicht so weit kommen zu lassen und erhoffte sich noch weiteren Handel, aber nicht immer war das Schicksal wohlwollend und die eigene Mühe einflussreich genug, den Lauf der Dinge aufzuhalten. Manche Unannehmlichkeiten musste man akzeptieren, wenn sie eintrafen und seine Pläne entsprechend ändern.
"In SIlbersee steht die Sache einfacher als in diesem Kaff der Ordnugnsfanatiker. Ich habe mein eigenes Lagerhaus dort und kann die Ware unbedenklich lagern. Ich würde sagen, wir können es dort auf größere oder häufigere Lieferungen ankommen lassen. Sollten sich die Wachen bestechen lassen, sogar noch mehr. Bei Problemen können wir immer noch kürzen. ich bezweifle aber, dass es dazu kommt. Auch in Silbersee gibt es mächtige Freunde. Einer von ihnen hat zwischen Dennik und Mir vermittelt. Möglicherweile kennst du ihn sogar. Sein Ruf dürfte seinen Klingen vorauseilen."
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Die Zitadelle
Der Gildenmeister der Händlergilde und sein erster Sekretär Markom warteten darauf, von einem der Verwalter der Zitadelle in das Arbeitszimmer geleitet zu werden. Entgegen den Erwartungen von Trevor hatten sie tatsächlich einen kurzfristigen Termin erhalten, um die weiteren Maßnahmen zur Versorgung der Bewohner zu besprechen. Nach Meinung des Gildenmeisters war dies ein weiteres Anzeichen dafür gewesen, dass sich die Zitadelle sehr wohl der Bedeutung der Händlergilde bewusst war.
Es dauerte einen kurzen Moment. Dann wurden die beiden Herren in das Arbeitszimmer gelassen. Hinter einem großen Schreibtisch, der mit unzähligen Anträgen und Beschlüssen übersät war, saß einer der Verwalter, die sich nur selten mit ihrem tatsächlich Namen vorstellten.
"Bitte nehmt Platz. Nun, ich habe viel zu tun und möchte daher gleich von Eurem Anliegen erfahren. Warum habt Ihr die Zitadelle um Rat ersucht?" fragte der Verwalter, der durchaus selbst erstaunt war, dass er in der schieren Masse von Unterlagen noch den Überblick behalten konnte. Trevor ließ sich von seinem Sekretär diverse Pergamente überreichen, die der Gildenmeister sodann an den Verwalter weitergab. Während dieser die Dokumente überflog, erhob Trevor seine Stimme: "Gewiss ist es der Zitadelle nicht entgangen, dass die Händlergilde mit dem Ausbau der Armenspeisung in einem erheblichen Maße mitverantwortlich dafür ist, auch diejenigen Bürgerinnen und Bürger zu versorgen, die sich in Anbetracht des Versorgungsengpasses die aktuellen Preise auf dem Marktplatz nicht mehr leisten können. Die Armenspeisung wird durch Spenden unserer Mitglieder betrieben, die vornehmlich solche Lebensmittel zur allgemeinen Versorgung bereitstellen, die nicht den von uns aufgestellten Qualitätsmerkmalen entsprechen, um sie auf dem Marktplatz verkaufen zu können."
Im Gesicht des Verwalters konnte man erkennen, dass er durchaus über die Entwicklung der Händlergilde informiert war und keine weitere Aufzählung der vermeintlichen Wohltaten einer wirtschaftenden Organisation brauchte.
"Durch den Drachenangriff haben viele Händler ihre Lagerhäuser am Hafen verloren oder diese wurden derart schwer beschädigt, dass die dort eingelagerten Lebensmittel vollständig vernichtet wurden. Auch die Händlergilde hat solche Verluste zu beklagen und sieht sich in Anbetracht der fragilen Situation nicht in der Lage, die Versorgung der einfachen Bevölkerung durch die Armenspeisung sicherzustellen, wenn sie nicht maßgeblich von der Zitadelle unterstützt wird."
Der Gildenmeister machte eine kurze Pause und suchte nach einem weiteren Dokument, welches er sodann an den Verwalter weiterreichte. "Zum Wohle dieser Stadt gehen wir davon aus, dass die Zitadelle einen Teil der eingelagerten Notreserven freigibt. Wir bieten die Dienste der Händlergilde an und erklären uns dafür bereit, die Notreserven über unsere Armenspeisung an die Bevölkerung zu verteilen."
Maximuss
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Zitadelle - städtischer Verwalter
Der Verwalter musste sich selbst ermahnen, nicht zu seufzen, und rieb sich stattdessen über die lange, spitze Nase und das kaum anders geformte Kinn, während er den Blick prüfend über die Dokumente schweifen ließ, die seine gegenwärtigen Antragsteller vorlegten. Diese Händlergilde hatte sich in den letzten Monaten innerhalb der Stadt einen immer größeren Einfluss erarbeitet und war damit auch in der Stadtverwaltung nicht gerade auf Gegenliebe gestoßen. Der Zusammenschluss von Händlern führte zwar oftmals zu einer Verbreiterung des Angebotes, jedoch zu Lasten der ärmeren Bevölkerung, da sich die Preise auf dem Markt nur allzu oft so erhöhten, dass die einfachen Bürger sich das tägliche Brot nicht mehr leisten konnten.
Die Stadtverwaltung hatte in diesen Tagen keine leichte Arbeit, denn durch den Angriff des Drachen hatte sich das routinemäßig gewaltige Arbeitspensum der Schreiber und Verwalter um ein Vielfaches erhöht. Brände mussten gelöscht werden - und das war wortwörtlich zu nehmen - und Wiederaufbauarbeiten benötigten Zulassungen und Koordination. Selbst die Zitadelle hatte gehörigen Schaden durch den Drachenangriff davon getragen! Die Nerven der Stadtdiener lagen oftmals blank - und nun kam auch noch die Händlergilde mit Forderungen daher.
"Die städtischen Ressourcen sind für Notfälle wie den gerade überstandenen Angriffsfall durch den Drachen vorgesehen und sollten nur im äußersten Ausnahmefall angetastet werden, insbesondere bei solch bedrohlicher Gefahrenlage wie dieser Tage", entgegnete der Verwalter kühl und legte das Dokument beiseite, das er studiert hatte. Immerhin hatte die Händlergilde mit der Organisation der Armenspeisung ein potenzielles Problem der Stadtführung eingedämmt, wenngleich sich bereits zuvor gezeigt hatte, dass der Orden im Notfall ebenfalls zur Durchführung solcher Speisungen bereit war. Dennoch missfiel es dem viel beschäftigten Stadtdiener, dass diese Männer so zielstrebig zu diesem Termin erschienen und Forderungen stellten.
"Ein Anspruch darauf, diese Reserven anzutasten, besteht nicht."
Diese Feststellung klang hart, war jedoch durchaus zutreffend. Die Vertreter der Gilde erschienen hier als Bittsteller, wenngleich augenscheinlich für eine gute Sache.
"Da die Stadtverwaltung jedoch die Notwendigkeit zur Notvorsorge durchaus erkennt, besteht unter Umständen die Möglichkeit, kurzzeitig die strengen Regelungen aufzuweichen und dem Volk zumindest einen Teil der Nahrungsreserven zur Verfügung zu stellen."
Ohne sich große Gefühlsregungen anmerken zu lassen, griff der Mann in eine Schublade unter seinem Schreibpult und zog ein zum Teil bereits beschriebenes Dokument hervor. Es diente zur effizienten Bearbeitung von Anträgen und fragte die wichtigsten Punkte wie die genauen Antragsmodalitäten, Verwendungszweck und Angaben über den Antragsteller ab.
"Bevor Ihr dieses Antragsformular ausfüllt, legt mir bitte schlüssig dar, in welchem Umfang ihr die städtische Förderung benötigt und welcher Bedarf in der Bevölkerung nach den letzten Erfahrungen vorherrscht. Außerdem ist darzulegen, inwiefern andere Wege der Ressourcenbeschaffung und Kooperation - zum Beispiel mit den Magiern des Ordens, die in der Vergangenheit ebenfalls mit ihren Taten wohltätigen Zwecken gedient haben - ausgeschöpft wurden. Sollten die Erklärungen schlüssig, der Bedarf begründet und die Förderung alternativlos sein, besteht die Möglichkeit einer Sonderregelung zu Euren Gunsten."
Mit forderndem Blick starrte er die Männer der Gilde nun direkt an. Hoffentlich hatten sie verstanden, dass dies keine Verhandlung und kein Feilschen auf dem Marktplatz war. Anträge wurden eingereicht und die Verwaltung bewilligte sie nach eingehender Prüfung oder lehnte sie ab. Diese etablierten Wege waren unumgänglich, ganz besonders in diesen Tagen, wenn die Ordnung gewahrt werden und nicht alles im Chaos enden sollte.
Vicktar
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Die Zitadelle
Mit einem flüchtigen Blick schaute sich der Gildenmeister das umfangreiche Formular an und reichte es seinem Sekretär weiter. Er lehnte sich zurück und hielt einen Moment inne, bevor er erwiderte: "Der Zitadelle dürfte nicht entgangen sein, dass die Hafenstadt bereits seit mehreren Wochen unter einem erheblichen Versorgungsengpass leidet. Erst durch die Initiative der Händlergilde wurde eine Armenspeisung errichtet, die seitdem dutzende Männer und Frauen mit Lebensmitteln versorgt. Seit dem Drachenangriff ist die von uns betriebene Armenspeisung zu einem integralen Bestandteil der Stadt geworden und sichert seitdem nicht nur das Überleben der Bewohner des Armenviertels. Ob es Bewohner aus dem Hafenviertel oder auch aus dem Händler- und Handwerkerviertel sind. Sie alle profitieren von unserer Armenspeisung, die wir durch eigene Sach- und Finanzmittel betreiben."
Der Gildenmeister seufzte. Die Gespräche mit den Verwaltern der Zitadelle waren stets mühselig. Denn in erster Linie galt es, die Richtlinien einzuhalten. "Wie Ihr es wünscht, werden wir dies Formular nach besten Wissen und Gewissen ausfüllen. In der Zwischenzeit jedoch werden wir die Versorgung des bedürftigen Teils der Bevölkerung nicht mehr sicherstellen können. Unsere Mittel sind weitestgehend erschöpft. Verlangt die Zitadelle in Anbetracht dieser absoluten Ausnahmesituation also, dass man sich penibel an den Vordruck eines Formulars hält, riskiert sie den Zusammenbruch der gegenwärtigen Versorgungslage und nimmt mögliche Aufstände der notleidenden Bevölkerung billigend in Kauf."
Abermals reicht der Gildenmeister ein Pergament zu seinem Gegenüber und fuhr fort: "Wir bitten die Zitadelle daher darum, einen Teil der Notreserven zur sofortigen Verteilung freizugeben. Gerne kann sie die korrekte Verteilung durch Angehörige des Militärs begleiten und so sicherstellen, dass die Notreserve nur im Sinne der Zitadelle und damit im Sinne der Bevölkerung verteilt wird. Wir sind nicht daran interessiert, diese für den Ausnahmefall bestimmten Notreserven gewinnbringend zu veräußern. In erster Linie möchten wir durch den stetigen Warenfluss in der Armenspeisung die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen und damit die Stabilität der Stadt wahren. Dieses Interesse sollte auch die Zitadelle vertreten."
Maximuss
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Zitadelle - städtischer Verwalter
Das Gesicht des Stadtdieners verriet offene und unverhohlene Missstimmung. Beschlüsse ohne formgerechten Antrag und entsprechende Entscheidungsfrist zu treffen, lag nicht im Naturell der Männer, die sich tagein, tagaus mit der Verwaltung der öffentlichen Besitztümer beschäftigten. Dies geschah schon allein aus Selbstschutz, denn der Wert aller Waren, über die die Stadt verfügte, war nicht gering. Wer waren sie schon, eigenmächtig diesen öffentlichen Besitz an einzelne Bittsteller zu verteilen, ohne eine Absegnung von höherer Stelle zu erfahren? Dennoch sah er ein, dass hier ein umgehendes Handeln durchaus angebracht war. Ein Kompromiss musste her.
"Eventuell ließe sich ein entsprechender zusätzlicher Eilantrag stellen, der einen Vorschuss ermöglicht. Sollte der Hauptantrag im Nachhinein bewilligt werden, würde diese erste Bereitstellung mit dem Gesamtvolumen verrechnet. Sollte er abgelehnt werden, müsste die Händlergilde die entsprechende Menge als Rückzahlung leisten. Verständlicherweise müssten wir bis zur endgültigen Bewilligung auf ein kleines Pfand als Sicherheit bestehen - ich hoffe, Ihr könnt dies verstehen."
Ein Lächeln lag nun auf den dünnen Lippen, die unter der überragenden Nase beinahe völlig verschwanden, doch die Augen des Verwalters zeigten keine Regung. Er betrachtete die gesamte Situation völlig nüchtern - es lag nicht an ihm, Entscheidungen zu fällen, und dieser Kompromiss war das größte Entgegenkommen, das er als einfacher Schreiber anbieten konnte.
Vicktar
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Nach und nach fühlte Françoise wie ihre Kräfte zurückkehrten. Das einzige, was sie jetzt noch an das Bett fesselte, war das eigentümliche Korsett. Allerdings hatte die oberste Feuermagierin nicht vor, noch länger untätig zu liegen. Sie wusste, in was für einem bemitleidenswerten Zustand sich die Stadt befand und sah es als ihre Pflicht zu helfen.
Deshalb hatte sie Mary zu sich gebeten und ihr aufgetragen, das Korsett zu entfernen. Die Novizin machte keinen besonders glücklichen Eindruck dabei, fügte sich der Anweisung ihrer Mentorin jedoch am Ende.
»Du hast wirklich gute Arbeit geleistet.«, erklärte Françoise, die bäuchlings auf dem Bett lag. Hinter ihrem Rücken hörte sie, wie Mary die Schnüre löste.
»Danke! Bei den meisten Dingen hat mir allerdings Jeffrey geholfen.«
»Das schmälert deine Leistung nicht. Im Gegenteil. Zusammenarbeit ist ein wichtiges Element unseres Ordens.«
Die Priesterin spürte, wie sich das einengende Korsett öffnete und sie sich wieder bewegen konnte.
»Viel besser!«
Die Novizin entfernte die letzte Schnur und Françoise atmete auf. Das Korsett fiel von ihr ab und zum ersten Mal seit langer Zeit konnte sich Françoise frei bewegen. Sie rollte sich zur Seite und versuchte sich am Bettrand aufzusetzen. Ein Schwindelgefühl überkam die oberste Feuermagierin und alles um sie herum schien sich zu drehen. Es war ungewohnt, den Kopf so weit zu heben. Zu ihrem Glück griff Mary nach ihrem Arm und stützte die Priesterin rechtzeitig.
»Danke. Ich glaube, ich bleibe erst mal eine Weile einfach hier sitzen.«
Françoise schloss die Augen und atmete tief durch. Ihre Hände klammerten sich an der Bettkante fest und trotzdem hatte sie das ungute Gefühl, als ob das Bett unter ihr schwankte. Obendrein schien es furchtbar kalt im Raum zu sein. Der Boden unter ihren Füßen war eisig und obwohl sie das Knistern des Kaminfeuers hörte, kam es Françoise so vor, als säße sie unter freiem Himmel. Plötzlich legte sich eine warme Decke über ihre Schultern.
»Und noch mal danke.«
»Ich werde etwas zu essen aus der Küche holen.«, sagte die Novizin.
Mit diesen Worten verschwand Mary und Françoise blieb allein im Zimmer zurück. Sie zog die Decke enger um ihren Körper und schlug die Augen wieder auf. Das Schwindelgefühl ließ allmählich nach. Vernünftiger wäre es gewesen, sitzen zu bleiben und auf Marys Rückkehr zu warten. Allerdings hatte die Priesterin genug davon, sich nicht bewegen zu können wie sie es wollte. Vorsichtig drückte sich Françoise von der Bettkante hoch. Beinahe so als stünde sie zum ersten Mal in ihrem Leben auf den eigenen Beinen, wankte die oberste Feuermagerin und suchte Halt an der Wand. Schnaufend hielt Françoise einen Moment lang inne und blickte sich in der kleinen Kammer um.
Es gab kein Fenster, nur das Bett, einen Schrank, einen kleinen Tisch und einen Stuhl. Ein wirklich karges Leben musste derjenige führen, dem dieses Zimmer gehörte. Immerhin gab es einen Kamin, was eine Menge wert war.
Mit der Hand an der Wand tastete sich die Priesterin langsam vorwärts in Richtung des Stuhls. Er stand nicht weit vom wärmenden Feuer des Kamins und genau dorthin zog es Françoise. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sie die wenigen Schritte überwunden hatte. Die eigentliche Herausforderung wartete noch auf sie, nämlich sich von der Wand zu lösen und die fünf Schritte bis zum Stuhl zu schaffen. Françoise riss sich zusammen und richtete sich gerade auf. Die ersten beiden Schritte gelangen ihr, doch schon beim dritten fühlte die oberste Feuermagierin, wie ihr Bein nachzugeben drohte. Sie stolperte vorwärts dem Stuhl entgegen. Jetzt war er nicht mehr Ziel, sondern gefährliches Hindernis. Bevor sie etwas tun konnte, stürzte Françoise und schlug unsanft auf den Knien auf.
Ihr Atem ging schnell und ihr Herz raste. Zumindest hatte sie es aber bis zum Stuhl geschafft. Mit einige Mühe buxierte sich die Priesterin hinauf und verschnaufte. Genug Abenteuer für heute, dachte sie sich und zog die Decke, die auf ihrer Odysee durch den kleinen Raum verloren hatte, mit den Füßen zu sich.
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Borran war zufrieden. Lukar schien ein schlauer Mann zu sein und der Hüter Schwarzwassers war sich sicher, dass er seinen Männern gegen Reyn kräftig unter die Arme gegriffen hatte. War abzuwarten wie energisch und zielstrebig er sich in der Zukunft zeigte. Auf jeden Fall würde Borran seine Ohren und Augen offen halten.
"Gut. Der Mann an der Bar heißt Anton und ist einer meiner besten Männer. Er tut was man ihm sagst und stellt keine Fragen. Der junge Wächter daneben ist Rob, mein Bote. Ich werde dir Anton hierlassen. Er ist ein begnadeter Leibwächter und kennt die Jäger und Männer vom Waldvolk. Er wird sich darum kümmern, dass sie ihre Bezahlung bekommen und den Stoff zu den richtigen Plätzen bringen. Ich wäre mit 70 30 einverstanden, immerhin übernehme ich den schwierigen Teil, der Weg an den Wachen vorbei, ist teuer", begann Borran dann den wichtigen Teil anzusprechen. Den Preis. Natürlich war er offen für Verhandlungen, doch um seine Position zu unterstreichen und seine Gnade zu demonstrieren, fuhr er fort, als wäre die Verhandlung bereits abgeschlossen: "Dir steht es frei in Thorniara nach deinem Belieben zu verfahren, so lange keine anderen Lieferanten im Spiel sind und meine Schmuggler dadurch nicht in Gefahr geraten. Solltest du über Schutzgeld und andere Geschäfte nachdenken, dann schick mir über Rob eine Nachricht und wir können uns gerne wieder treffen...", eine Pause, "Ich würde ungern noch einmal nach Thorniara kommen müssen. Eigentlich würde ich die Gespaltene Jungfrau vorschlagen, doch in diesen Zeiten liegt sie weniger Zentral als früher... ich würde meinen das Fort bietet sich an, residiere ich zurzeit doch in Stewark".
Dennik
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"Angesichts des hohen Risikos, das deine Männer bei den Torwachen eingehen, scheint das Preisverhältnis in Ordnung zu sein. Was Thorniara angeht zumindest."
Der Händler verzog keine Miene. Geduldig zog er an seiner Pfeife und winkte eine der Schankhelferinnen zu sich, die ihn höflich grüßte und nach seinen Wünschen fragte. Lukar überlegte nicht lange, lies sich mit der Antwort dennoch nicht unwesentlich Zeit. Die Bestellung belief sich auf etwas Trockenfleisch, einen Eintopf sowie etwas leichtes Zutrinken. Mit dem Versprechen, die Sachen so bald wie möglich zu bringen, verschwand die Frau wieder auf ihrem Blickfeld.
"In SIlbersee jedoch dürfte das Risiko geringer ausfallen." Griff Lukar den Faden wieder auf als hätte es die Unterbrechung nie gegeben.
"Die Wachen dort nehmen es nicht so ernst mit dem Kraut und außerdem liegt das Fort viel näher. Sollte es doch zu Problemen kommen, werden Ich und meine Männer das übernehmen. Ich könnte die Ware auch selbst aufholen lassen, dass würde deinen Leuten die Mühe ersparen zur Festung zu marschieren. Nicht zuletzt wäre mir auch daran gelegen, noch andere Waren in eurem Fort zu erwerben. So verbindet sich das praktische mit dem nützlichen. Über die Preise lässt sich ja noch reden..."
Fast gab Lukar schon viel zu viel über seine Pläne preis. Doch die Jäger saßen mit Kraut, Holz und Fleisch auf einer regelrechten Goldgrube und wussten sowieso, wie begehrt ihre Waren auf der Insel waren. Es brachte nichts, dort herum zu reden. Im Gegenteil, hier galt es, zuzugreifen, bevor Andere einem zuvorkamen.
"Ich verstehe aber gut das du nicht mehr herkommen willst." Gab Lukar schmunzelnd zu.
"Die Stadt ist nicht nur durch den letzten Angriff zu einem unsicheren Pflaster geworden. Das Gesetz sitzt einem hier mehr im Nacken als irgendwo sonst. Für euch vom Waldvolk muss das der reinste Albtraum sein. Aber auch ich werde die Stadt verlassen sobald ich hier alles eingerichtet habe. Entweder das oder ich werde eine Bürgerurkunde benötigen, wenn ich mich noch länger hier aufhalten will ohne ständig von den Wachen behelligt zu werden. Leider kommt man da nicht so einfach heran, vorallem, wenn der eigenen Name schon in anderen Gegenden auf unschönen Briefen bekannt ist. Bis hier hin scheint es nicht durchgedrungen zu sein, aber ein Risiko eingehen will ich da nicht. Nicht nur eure Jäger haben gute Augen und Ohren..."
Eine Reichsbürgerurkunde. Lukar hatte schon oft daran gedacht, sich irgendwie wieder Eine zu Besorgen. Auch wenn er in Silbersee heimisch war, solange und oft, wie er in dieser Stadt verkehrte und noch verkehren würde, würde er sich irgendwann eine besorgen müssen. Zu eingeschränkt waren die Rechte die man hier hatte, wenn man ohne Bürgerurkunde verkehrte. Vielleicht wussten die Leute vom Waldvolk ja auch dazu rat, oder seine Konakte hier kannten "zufällig" jemanden der ebenfalls "zufällig" wusste man wie man rein "zufällig" an eine Urkunde kam.
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Bei all seiner Selbstbeherrschung, konnte sich Borran ein leichtes zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Es lief einfach zu gut. Er versuchte es mit Freundlichkeit zu überspielen und erwiderte: "Gut. Das mit dem Abholen am Fort für Silbersee klingt sehr vernünftig, deine Männer kennen die Wachen besser, sind keine Fremden und mir bleibt Ärger erspart. Guter Einfall. Mein Mann im Fort heißt Shakes, er kümmert sich um den Anbau und Vertrieb des Sumpfkrautes. Was andere Waren angeht, musst du dich wohl noch einmal extra mit den Waldläufern zusammensetzten", Borran machte keinen Hehl daraus, dass er und die Waldläufer zwei getrennte Parteien in diesem Spiel darstellten. Das Waldvolk hatte sich lange nach ihnen im Sumpf angesiedelt. Sie hatten voneinander profitiert und gelernt, zusammen gearbeitet, aber vor allem hatten sie sich gedudelt. Borran jedenfalls würde niemals für die Jäger und Waldläufer sprechen, nur für seine Gauner und Vogelfreie von Schwarzwasser. "Nun. Dennik und die anderen Männer kennst du ja. Sie sind teil des Waldvolkes", gab der Hüter Schwarzwassers dann noch als Seitenbemerkung an, ehe Lukars Essen gebracht wurde.
Er spürte langsam Ungeduld in sich aufsteigen. Sie hatten beinahe alles geklärt und Borran war in Gedanken schon bei der Heimreise. Anmerken ließ er sich nichts und lächelnd wünschte er seinem Gegenüber einen guten Appetit.
Dennik
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