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Westliches Argaan #01
"Haben sicherlich Morras gebaut. Keine Oraks.", meinte Rasaff.
"Ist gebaut wie die Festung des Steindrachen. Nur noch mehr verwittert.", urteilte Tat und drückte seine Pranke gegen die Wand. Was war das für ein Ort, für ein Land?
Nachdem sie die Zermalmer verlassen hatten und die paar hundert Meter schwimmend überlebt hatten, waren sie an der Küste eines fremden Landes gestrandet. Knapp zwei Dutzend Orks und ein Orkhund waren sie. Am Körper im Grunde nur das tragend was sie retten konnten und für wahr hungrig, nach der langen Reise von den Nordlanden aus. Blickte man gen Norden die Küste entlang, sah man eine Stadt auf einem Fels, doch schien es nach Morrastadt auszusehen und die Orks wussten nicht wie die Morras ihnen hier gestellt waren. Blumensträuße und Festessen erwartete kein Ork. Eher blanken Stahl und Angst - zurecht.
"Menki meinte, wenn man den Küstenstreifen entlang geht ist ein ärmlich aussehendes Fischerdorf anzufinden. Wir könnten es überfallen.", sprach Gorbag und setzte sich ans Feuer der Orks die das Kommando über die zwei Dutzend angenommen hatten. Unter ihnen waren Rasaff und Tat, aber auch der Kapitän und Proya, sowie natürlich Gorbag.
"Zu riskant. Wir kennen dieses Land nicht und könnten schnell gejagte werden. Was sahst du auf deinem Weg, Knochenjäger?", fragte Rasaff als ältester Ork der bei Sinnen war. Han-Pak der Schamane schien irgendwie seit dem Sturm von Sinnen zu sein.
"Gobbos. Viele Gobbos. Roch nach Gobbopisse, waren aber nicht zu finden die Gobbos. Man müsste den Berg dort hoch, um sich vielleicht einen Überblick zu verschaffen. Ich sah auch das Lager von Holzfällern und ausgetrocknete Bachläufe die verdreckt waren mit silbrigen Staub. Minen sind da oben schätze ich. Und in Richtung Norden ein größeres Gebäude. Es roch nach Morra und ich denke es ist eine Taverne. Da waren keine Geräte für die Feldarbeit.", erzählte der Shak. Die Orks begannen alle gleichzeitig zu reden und zu überlegen, bevor Tat den die Hand hob.
"Eins nach dem anderen, Oraks. Ich schlage vor. Wir lassen einen Teil hier. Hier an diesem Turm ist man erst einmal sicher. Der Rest rüstete sich und schaut sich mal diese Gaststätte an. Vielleicht erfahren wir da, wo wir hier sind. Wir nehmen jeden mit der die Morrazunge beherrscht. Haaai?", fragte der Schwarzork.
"HAAAI!", kam dann als Antwort. Waffen wurden angelegt und der Rest am Turm informiert, damit man auf alles bereit war.
Die Gruppe aus acht martialisch gerüsteten Orks und einer Orkin, sowie Ulu als schnüffelndes Ungetüm von Orkhund bewegte sich in Richtung dieser Taverne.
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Westküste vor Stewark
Kühler Wind griff in das Segel eines Schiffes, welches unter sanftem Wellengang auf die Küste der Südlandinsel Argaan zusteuerte. Im Schein der Sonne glitzerte die spritzende Gischt an einer Steilwand, die zu einer säulenartigen Erhebung im Meer gehörte, dessen Sockel in den Tiefen des Ozeans versteckt lag. Auf dem Sims hingegen trohnte eine Stadt, umgeben von eindrucksvollen Mauern und ohne die wehenden Banner und Fahnen in ein tristes Grau gekleidet. Tauben wie Möwen kreisten über den Dächern und ließ selbst die Besatzung des kleinen Bootes die Nähe festen Bodens spüren. Auch um den Mast zogen Möwen ihre Kreise, die einem Pessimisten das Gefühl gegeben hätten, die Geier einer Wasserwüste warteten auf den Tod der Reisenden, damit sie sich an dessen Kadavern laben konnten. Vielleicht war es auch so, doch hielt zumindest der Anblick der Heimat die reisenden Geschwister am Leben, denn vor wenigen Monaten waren sie von hier aus aufgebrochen, um dem Befehl ihres Vaters nachzukommen und um ihm zu entkommen. Es schien in weiter Ferne, dass Vistrin und Liviann Dylan in die Gefangenschaft ruchloser Assassinen geraten oder durch die Straßen von Al Shedim geschlendert waren, während sie sich gegenseitig neckten und ärgerten. Ebenso die mysteriöse Krankheit, die die junge Frau hatte erleiden müssen, schien ein anderer Teil ihres Lebens gewesen zu sein. Doch noch heute lief dem Bruder ab und zu ein Schauer über den Rücken, wenn er sich daran erinnerte und ihr dabei in die Augen sah. Die Angst um seine geliebte Schwester hatte ihn verrückt werden lassen, schlaflose Nächte, Quacksalber, die er bedrohte und Heiler, die er am liebsten für ihre Untätigkeit erschlagen hätte, lagen hinter ihm zurück.
„War es richtig, zurückzukehren?“, fragte Livi, die sich an ihrem Bruder festhielt.
Vistrin atmete tief ein. War es richtig? Er wusste es nicht, doch wäre er nicht er, wenn er keine andere Antwort finden würde, die mehr Eleganz als Kleidung trug.
„Es wird sich zeigen, wie unser Vater zu uns steht, doch die Ereignisse auf dem Festland verhießen nichts Gutes und ich weiß uns lieber in Sicherheit.“
Er schloss die Augen, fühlte die Wärme von seiner Schwester durch seine Kleidung und strich ihr sanft über den Rücken.
Er öffnete die Augen, blickte in weite Ferne, an den Zinnen der Türme vorbei, die hinter der grauen Stadtmauer hervorragten, hinein ins Eisblau des Himmels.
Er schloss die Augen, atmete tief ein, schmeckte den Geruch des Fischfangs und die milde Kälte des argaanischen Winters auf der Zunge.
Er öffnete die Augen und legte seinen Kopf auf den seiner Schwester.
„Ich frage mich, ob sich Stewark stark verändert hat“, meinte er dann, um die letzte Viertelmeile zum Strand zu überbrücken.
„Stewark und sich verändert? Diese Stadt wird noch in einhundert Jahren aussehen, als sei sie aus dem letzten Jahrtausend. Sie kann noch so uneinnehmbar sein, wie alle sagen, ich würde dort nicht leben wollen, wenn ich jeden Tag die kargen Felswände und stets grimmigen Wachen ertragen müsste.“
Vistrin grinste. Das war ganz seine Schwester, wie er sie liebte: Eine lose Zunge und eigene Meinung, derer sich selbst ein Bär von einem Mann nicht erwehren könnte.
„Was ist?“, wollte sie wissen, als sie zu ihm aufsah, doch er grinste weiter wie ein kleiner Junge, „Was ist?!“, fragte sie noch einmal energischer.
Nun lachte er und sie boxte gegen seinen Bauch, bis er hustend und kichernd langsam wieder zur Ruhe kam, beinahe zeitgleich mit dem Ruck, der duch das Schiff ging, als es auf einer Sandbank auflief und sie nur noch wenige Schritte von festem Boden – oder auch Sand, wenn man es genau nehmen wollte – entfernt waren.
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Küste vor Argaan/Nähe Tooshoo
Endlich spürte der junge Schmied Sand unter den Füßen, endlich sah er das rettenden Land. Seine Augen schmerzten von dem Salzwasser, genau so wie jeder seiner Muskeln, die nach der tagelangen Ruhephase nun etwas überstrapaziert waren.
Er robbte sich das letzte Stück zum Starnd hinnauf und blieb dort im Sand ertsmal einige Zeit liegen. Dann schnappte er sich eine der Wasserflaschen und leerte sie mit schnleen Zügen. Achtlos warf er die Flasche an den Strand und machte sich dann daran einen Weg oder Pfad zu finden, dem er dann folgen wollte, um möglichst schnell in die Zivilisation zurück zu finden. Zunächst fand er keinen Weg, also machte er sich so auf den Weg durch das Unterholz. Er benutzte das Schwert, um sich selbst Schneisen zu schlagen und so war das Vorrankommen nicht allzu schwierig. Nach einiger Zeit traf er auf einen Pfad, doch er wusste nicht in welche Richtung er ihm folgen sollte. Er lief einfach nach rechts.
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Ein kühler Wind wehte vom Meer über die Küstenregion, doch blieb es insgesamt lediglich bei leichten Böen. Kein Vergleich also zu den Winden, welche am gestrigen Tage das Schiff der Orks auf das Riff trieb.
Die Gestrandeten waren inzwischen sogar wieder verschwunden, nachdem diese mit der Wirtin einen Tauschhandel durchgeführt hatten. Mudra bekam wohl einige Felle, dafür hatten sich die Orks mit Proviant versorgt.
Alejandro lehnte sich leicht an das dünne Geländer der Brücke über den Graben, hielt in einer Hand bereits eine brennende Fackel und schaute auf das Meer hinaus, wo er noch immer das Schiffswrack, einsam und verlassen, gar hilflos auf den Steinen liegend, sah.
Ruhe war den Gasthof eingekehrt, die Gäste befanden sich inzwischen entweder bereits auf ihren Zimmern oder saßen im großen Eingangssaal. Zu später Stunde kamen eher weniger Menschen dazu, die meisten Gäste betraten diese Taverne wohl am Nachmittag, wenn überhaupt.
Insgesamt schien diese Region eher ruhig zu sein. In der Nähe gab es ein paar Fischerhütten und ebenfalls nicht allzu fern befand sich noch die Stadt Stewark samt ein paar Bauernhöfen. Ansonsten gab es hier recht viel freies Land, große Wiesen, lange Strände, eigentlich keine unangenehme Gegend. Ob der Rest der Insel wohl auch so war oder im Vergleich doch belebter, lebendiger und gefährlicher? Vielleicht täuschte auch nur die aktuell herrschende vorabendliche Ruhe diesen Eindruck.
Er hörte Schritte und blickte sich um, woher diese stammen mögen. Wie erhofft war es sein Begleiter, welcher ebenfalls eine brennende Fackel bei sich trug. Zusätzlich noch ein paar Beutel, wo sie verschiedene Dinge hinein tun könnten. Inzwischen hatte ihm sein Begleiter sogar seinen Namen verraten, Frank hieß er, obgleich sie bisher eigentlich sogar ohne Namen auskamen. Praktischer und irgendwie richtiger war es wohl trotzdem.
So schritten sie inzwischen entschlossen gen Küste, nachdem Alejandro zuvor noch überprüft hatte, ob ihr eigenes Boot noch dort war, das sie eigentlich am gestrigen Tage zurück gelassen hatten. Komplett in Ordnung war es auch nicht mehr, es machte schon einen schwächeren Eindruck, aber für die kurze Distanz sollte es wohl noch schaffen. Frank nannte das Boot liebevoll Ornli, was zwar etwas Erstaunen bei seinem jungen Begleiter verursachte, den Alten aber sogleich sympathisch machte.
Schließlich bei Ornli angekommen, stieg Alejandro sogleich in das Boot und nahm all die Beutel mit, während Frank das Seil löste, womit sie es an einen nahen kleinen Strauch gebunden hatten. Obwohl sie das Boot eigentlich aufgeben wollten, weil es ja sowieso nicht mehr lange halten würde, hatte der Ältere es angebunden, als würde er es nur kurz verlassen. Letztlich entsprach dieses ja sogar der Wahrheit, wie sich im Augenblick zeigte.
Es dauerte nicht lange, bis sie das Schiff erreicht hatten. Vorsichtig und das Riff nicht außer Acht lassend, steuerte Frank das Boot an das Wrack. Alejandro hatte inzwischen schon das Seil in der Hand, woran sie an einem Ende einen dicken Ast befestigt hatten.
Zugegebenermaßen schaffte er es nicht beim ersten Versuch, doch schließlich konnte er das Seil um einen Pfahl der Reling platzieren, einen Knoten binden und somit das Boot am Schiff platzieren. Ebenso bot das eine Möglichkeit einfacher auf das Schiff zu klettern.
„Wie in alten Zeiten“, hörte er Frank murmeln, doch darauf reagierte er jetzt gar nicht, ihn interessierte das Schiff nun doch mehr.
Schließlich standen sie beide auf Deck des Schiffes und versuchten im Schein ihrer Fackeln einen ersten Überblick zu erhalten. Lagerraum, Ruderraum, sofern man das so nennen konnte, Schlafgemächer, scheinbar der typische Aufbau eines solchen Schiffes.
Alejandro zog es zunächst unter Deck in den Raum, welcher sozusagen den Motor des Schiffs bildete, den Ruderraum. Ob hier Sklaven unter unmenschlichsten Bedingungen rudern mussten? Die Gruppe Orks am heutigen Nachmittag hatte keine mit sich und hier waren auch nicht wirklich Spuren davon zu erkennen.
Keine Ketten, keine Blutflecken, ob die Orks hier etwa noch selbst ihre Muskeln eingesetzt hatten?
Jedenfalls gab es hier nicht viel zu holen, eigentlich gar nichts.
Daher zog es beide weiter und sie durchschauten die Schlafgemächer, doch die waren erwartet unspektakulär und kaum mehr als eine Aneinanderreihung von mehreren Betten, einem mittelgroßen Tisch und paar Stühlen. Wahrscheinlich nahm man hier auch gelegentlich Nahrung zu sich.
Insgesamt machte es ja fast einen schönen Eindruck, gar familiär.
Am Ende des Raumes befand sich noch eine offen stehende Tür, welche die beiden Abenteurer, man könnte sie eigentlich 'Plünderer' nennen, auch sogleich ansteuerten.
Sie befanden sich nun in einem Raum, welcher nur ein einzelnes Bett samt eigenem Tisch und Stuhl beinhaltete. Möglicherweise der Raum des Häuptlings.
Direkt neben dem Bett fiel eine große eiserne Truhe auf.
Interessiert gingen beide auf den Gegenstand zu und versuchten im ersten Augenblick sie anzuheben, doch sie versagten, was ihr Interesse weiter steigerte.
Einerseits lag es wohl an der Größe und dem Eisen, doch sie war garantiert voll.
Gefüllt von irgendwelchen Reichtümern, unzählige Goldmünzen möglicherweise. Vielleicht aber auch etwas anderes schweres, aber ebenso wertvolles.
„Du kannst nicht zufällig Schlösser knacken?“, fragte Frank und schaute etwas enttäuscht.
„Womit denn?“, antwortete Alejandro trotzig und zuckte nur mit den Schultern.
Allerdings ärgerte er sich wohl mehr darüber, dass er mit dieser Ungewissheit, was sich nun in der Truhe befand und er keine Schlösser knacken könne, als er es im Augenblick zeigte.
„Lass uns in den Lagerraum gehen, da finden wir bestimmt was.“
Sprach einer und der andere folgte, beide hofften inzwischen, dass sie wenigstens dort was Brauchbares finden würden. Es wäre äußerst deprimierend, wenn sie am Ende des Tages wüssten, dass sie diesen Trip völlig umsonst gemacht haben und sie mehr vom Abend gehabt hätten, tränken sie ein Bier nach dem anderen.
Im Lagerraum angekommen, schauten sie sich langsam um. In einer Ecke befand sich ein großer Sack, welcher einige Laibe Brot und ein paar Flaschen Wasser beinhaltete.
„Passt doch, immerhin nicht umsonst gefahren. Ich bring den Sack auf das Boot.“
Während sich Frank langsam aus dem Raum entfernte, blickte Alejandro in eine Kiste, wo sich etwas Kleidung befand. Interessanterweise war es allerdings die Kleidung eines Menschen.
Vielleicht aber auch eines kleinen und dünnen Orks, aber daran glaubte er nicht. Im Fackellicht erkannte er ein paar Blutflecken, sonst war das Ding aber eigentlich noch in Ordnung. Es reizte ihn doch zu probieren, ob ihm die Kleidung passte, doch aus irgendeinem Grunde zögerte er noch.
„Warum hast stehst du gerade nur in deiner Unterhose gekleidet dort?“, fragte plötzlich eine Stimme, es war natürlich Frank, welcher den Nahrungssack auf das Boot gebracht hatte, nun wieder da war und Alejandro erblickte, der nun doch diese Kleidung anprobieren wollte.
Dieser schaute nur seinen älteren Begleiter an, blickte dann wortlos an sich hinab, suchte wieder den Blickkontakt, zuckte mit den Schultern und zog sich wieder an.
Letztlich passte der Stoff doch nicht, die Farbe missfiel und solch ein Muster ließ ihn nur dick erscheinen, das erkannte man doch schon beim bloßen Blick.
„Schau hier, eine Kiste mit Waffen, besser gesagt, irgendwelchen Waffenresten. Die Schwerter haben doch alle schon Rost, die Bögen sehen auch ein wenig schwach aus und die Dolche sind stumpf. Wahrscheinlich alte Beute, vielleicht sollten wir die Kiste dennoch mitnehmen, wir könnten die Dinger verkaufen, notfalls an die Leute hier verschenken oder sie einfach durch die Gegend schmeißen. Das würde sogar Spaß machen.
Bevor sie nun die Kiste verluden schauten sie sich noch ein wenig um. Scheinbar hatten die Orks keine besonders lange Reise geplant oder sie haben doch einen Teil noch irgendwie retten können. Vielleicht waren wir auch einfach nicht die Ersten, vielleicht war direkt in der letzten Nacht jemand hier.“
Erneut hörte man ein wenig Enttäuschung in den Worten des Alten klingen, doch es half nichts, daher packten sie nun beide an und luden die Kiste vorsichtig und langsam in das Boot. Es war ein wenig kompliziert, als einer oben auf Deck stand und der andere unten im Boot die Kiste annahm, doch mit Geduld und ein wenig Glück überstanden sowohl die Kiste als auch ihr Boot sowie die beiden Männer diese Umladeaktion. Letztlich war es sogar ihr Glück, dass sie die große Kiste nicht bergen konnten, nun war ihr Boot immerhin nicht überladen und kam gut los.
Während Frank ruderte, saß Alejandro ruhig und schaute auf das Schiffswrack, seine Fackel in der rechten Hand. Was wohl in der Truhe war? Vielleicht auch nur Sand, er würde es wohl nie erfahren, denn falls er irgendwann das Knacken von Schlössern beherrschen sollte, wäre sie gewiss schon leer.
Noch waren sie nicht weit weg vom Wrack, daher stand er auf und warf seine brennende Fackel auf das Deck des Schiffs. Heute und gestern hatte es nicht geregnet, stattdessen schien die Sonne und beim Laufen auf Deck merkte man, dass das Holz schön trocken war, also würde es wohl gut brennen.
Welche Schätze, gar Geheimnisse dieses Schiff wohl noch beherbergen möge, allsamt gingen sie nun in Brand auf oder sanken auf den Grund des Riffs, sollte jemand doch die Truhe bergen, falls diese das Feuer übersteht.
Falls sie überhaupt jemanden von der Truhe erzählen würden.
Je weiter sie sich entfernten, desto mehr breitete sich das Feuer aus.
Alejandro schaute derweil noch ein wenig durch den Kasten mit den alten oder kaputten Waffen und bemerkte dabei einen Dolch. Spitz war er, ein paar Verzierungen konnte er im schwachen Licht von Franks Fackel erkennen, praktisch neu, nur halt ein wenig getrocknetes Blut, aber das könnte auch vom Schälen von Kartoffeln stammen. Unbemerkt hing er sich den Dolch vorerst an den Gürtel und blickte nun wieder auf das Feuer.
Inzwischen waren sie wieder an der Küste angekommen und sie nahmen ihre Beute von Bord.
Erst jetzt bemerkte Frank den irgendwie wunderbaren Anblick, das brennende Wrack. Wortlos schaute er seinen Begleiter an, doch dieser schaute gerade nur auf das auf das Riff gelaufene Schiff. Ornli war leer geladen und Frank schaute den Hügel hinauf. Man konnte die gespaltene Jungfrau bereits sehen.
Alejandro hatte inzwischen die etwas schwerer zu tragende Kiste mit den Waffen genommen und ging voran. Hinter ihm verzichtete Frank noch immer schweigend darauf sein geliebtes Boot, Ornli, fest zu binden, als käme er morgen wieder. Stattdessen legte er seine Fackel in das Boot und trat es schob es dann mit aller Kraft hinaus aufs Meer.
Der Junge hörte, dass jemand Schritte durch das Wasser tätigte und blickte sich um. Der Anblick hatte einen seltsamen Einfluss auf ihn. Warum tat Frank das wiederum? Er hätte das Boot verkaufen können, die einzelnen Holzstücke verkaufen können oder Ornli gar reparieren.
Erstaunlich.
Trotzdem lächelte Alejandro und bei Frank, in dessen Rücken nun nah ein kleines Boot und etwas weiter entfernt das große Schiff brannten, glaubte er ebenfalls ein Lächeln zu entdecken.
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Der Boden schwankte unter Vistrins Füßen hin und her, so als befände er sich noch auf dem Schiff und auf hoher See, doch der Segler lag traurig auf einem Sandriff und schwankte unglücklich im Wind, während das Geschwisterpaar einen kleinen Anstieg erklommen, der sie auf die Straße führen würde. Die Sonne hatte sich bereits verabschiedet, während sie ihr Hab und Gut zusammengepackt hatten und der Wind die Kühle der Nacht mit sich trug. Es war nicht so kalt, dass es warmer Kleidung erfordert hätte, doch reichte es aus, dass Liviann ihren Mantel enger um sich zog und den Kopf zwischen den Kragen sinken ließ. Der Mond und die Sterne waren hinter einer dichten Wolkendecke unauffindbar und so freuten sich die beiden Dylans darüber, dass die Straße mit Fackeln beleuchtet war. In einigen Metern Entfernung konnten sie die Zugbrücke von Stewark ausmachen und zwei gerüstete Männer, die auf dem Weg standen und wohl als Wachen dienten. Der Tätowierte mutmaßte, dass sie in ihre Richtung schauten, da er einen kleinen glühenden Punkt erkennen konnte, den er von jeglichen Glimmstängeln kannte.
„Glaubst du sie wollen uns überfallen?“, frage Liviann leise, so als könnten die Wachen sie hören.
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich vermute, dass sie uns einfach nur beobachten, weil sie nicht wissen, wer wir sind und uns haben anlegen sehen.“
„Hmm...“, meinte sie dann nur und hielt sich dicht an ihren Bruder.
Einige Schritte blieben sie auf der befestigten Straße, bis sie auf einen Feldweg abbogen, der sie zu ihrem Elternhaus führen würde. Links und Rechts erstreckten sich Felder voll mit Weinreben, die leicht im Fackelschein schimmerten. Ein ungefährlicher Pilz zog sich über die Gewächse, welcher vor der milden Witterung schützte, denn auch wenn das Klima Argaans ein mildes war, so konnten die Reben dennoch schnell verderben, wenn die Temperaturen zu tief sanken. Kerzenschein fiel durch die Fenster des Anwesens und kündete davon, dass ihre Eltern oder zumindest die Knechte noch wach sein mussten.
„Was meinst du, werden wir mit offenen Armen empfangen oder wird Vater uns fortjagen?“, fragte Vistrin, um die Stille zwischen ihnen zu durchbrechen.
„Er wird sicher wütend auf mich sein, dass ich mit dir verschwunden bin“, erwiderte die kleine Frau.
„Ich vermute eher, dass er heilfroh sein wird, dass du wieder daheim bist, doch weiß ich nicht, wie er auf mich reagieren wird.“
„Er wird dich nicht fortjagen“, meinte sie bestimmt.
„Wir werden sehen.“
Die Geschwister erreichten alsbald die massive Holztür des Hauses und schauten zurück gen Stewark. Die Stadt lag ruhig und die Fackeln erleuchteten den Wehrgang. Sanft klopfte Liviann gegen die Tür und Schritte erklangen im Innern. Vorsichtig wurde sie geöffnet und ihre Mutter stand im Nachthemd vor ihnen, ihr Gesicht zeugte von Missmut, dass sie zu so später Stunde noch Besuch bekam. Doch wandelte sich ihre Miene, als sie erkannte, wer dort an der Schwelle stand und schiere Erleichterung brachten sie zu einem ungläubigen Lächeln.
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Thorniara Umland
Der gestrige Abend hatte sie noch quer durch die Stadt Thorniara – wie sich bald herausgestellt hatte – gebracht, wo sie dank Lord Hagens Großzügigkeit sofort einen Schlafplatz bekamen. Zur ersten Verwirrung war es gekommen, als es hieß, die Novizen und Magier würden an einem anderen Ort schlafen, im sogenannten Tempelviertel, während die Krieger in der Bastion unterkamen. Somit hatten sich Fross und Kialar vorerst getrennt, aber sich schon einen Treffpunkt für den heutigen morgen auserkoren.
„Hier?“, hatte Fross gefragt. „Okay.“, hatte der Adlatus geantwortet, wobei sich der Wüstensohn jedoch im Endeffekt die Frage stellen musste, wo das gestrige „Hier“ genau war.
Jedenfalls war er spät in der Nacht im Tempelviertel gelandet, in dem er mit andern Adlaten und Novizen in einem der Häuser untergekommen war. Die Reise hatte ihn derart erschöpft, dass er sofort eingeschlafen war.
Am nächsten morgen hatten sich ein strahlend blauer Himmel und ein in Winterreif gekleidetes Thorniara gezeigt und er war ein wenig umherspaziert, ohne großartig die Dinge zu inspizieren; dafür würde er schließlich noch genug Zeit haben.
Im Laufe des Vormittags war er dann endlich auf Fross gestoßen und sie hatten beschlossen, das Umfeld der Stadt auf diesem neuen Land zu entdecken.
Die Stadt schon bald hinter sich lassend, fanden sie sich nun in einer sanften, von Gras bewachsenen Küstenlandschaft wieder, die von zahlreichen Bauernhöfen besiedelt war und an deren Rand sich ein scheinbar unpassierbares Gebirge erhob.
Die Architektur unterschied sich nur teilweise von der auf Myrtana und auch ansonsten erinnerte ihn die von weiß überzogene, vegetationsreiche Landschaft an das Festland um Vengard, wenn auch immer wieder kleine Nuancen heraus stachen, die sich irgendwie vom Festland unterschieden.
„Was meinst du?“, fragte er Fross, der neben ihm marschierte.
„Wovon?“, erwiderte der Nordmarer.
„Naja…von all dem hier. Die neue Stadt, die Insel…?“, hakte Kialar nach.
Fross schien eine Zeit lang zu überlegen, dann zuckte er mit den Achseln und meinte nur „Sieht normal aus.“
„Normal.“, sagte der Adlatus und nickte zustimmend. Tatsächlich schien nichts außergewöhnlich zu sein und doch war es Neuland.
Sie wanderten an den Klippen entlang und fanden sich schon bald gen Horizont blicken, wo irgendwo das Land lag, das sie vor kurzem verlassen hatten. Seltsam, wie das Schicksal spielte.
Ein merkwürdiges Quäken riss ihn aus seinen Gedanken und mit einem Mal stürzte ein mit rötlichen Federn überdeckter Riesenvogel auf sie zu. DAS war neu.
„Pass auf!“, schrie er seinem Kameraden zu, der gerade noch dem Angriff des Tieres ausweichen konnte und dabei sein Schwert zog.
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Thorniara Umland
Das Vogelvieh begann sofort, nach Fross zu hacken, der dem rasch vorstoßenden Schnabel nur schwerlich ausweichen konnte. Er sprang zur Seite, rollte sich ab und verlor dabei das Schwert aus den Händen. Er sah das Tier auf sich zu hechten, als ein Gutteil seiner Federn mit einem Mal von einem Kometen getroffen wurde. Es war ein kleiner Komet aus Feuer mit einem langen Schweif, der ihn beinahe wie einen Pfeil aussehen ließ, und das getroffene Monstrum kreischte laut und wandte sich wütend Kialar zu. Fross nutzte den Augenblick und packte sein Schwert, rammte es in den Körper des Tieres und ließ los, während es leise gurgelnd zu Boden ging.
„Was war das?“, wollte Fross wissen. „Warst du das?“
„Das war ich“, entgegnete Kialar völlig verdutzt. „Ich wollte nur…“ Er sah seine Hände an. Da rede von einmal jemand von verstecktem Potential.
„Du hast ja doch was drauf“, bemerkte der Nordmann. „Das wäre uns in der Höhle gelegen gekommen.“
Kialar zuckte mit den Schultern. „Was willst du hören?“
„Deine Schreie!“, ertönte es von einem Baum her. Fross und Kialar wirbelten herum und dem Hünen standen die Augen weit offen, als er den Mann ansah, der dahinter zum Vorschein kam. Es war Arlo. Der gute alte Arlo. Und er hatte noch jemanden bei sich, einen Mann in der Robe eines Innos-Magiers.
„Tallah hat sein Versprechen nicht gehalten“, sprach Fross das Offensichtliche aus und zog sein Schwert aus dem Laufvogel.
„Was du nicht sagst“, erwiderte Kialar angespannt. Fross verstand die Nervösität des anderen nicht; bisher hatte Arlo sich als ein Gegner erwiesen, mit dem sie zurecht kamen, auch wenn er eine unangenehme Neigung bewiesen hatte, an Orten aufzutauchen, an denen man ihn nicht erwartete. Der einzige Unterschied war, dass er nun einen von Kialars Sorte an der Seite hatte. Fross betrachtete den Mann eingehend: nicht sehr großes, braunes Haar, er wirkte in allem Maße durchschnittlich, beinahe weich, wie ein Mädchen. Nur seine Augen und das Lächeln auf seinen Lippen verriet eine Härte, die tiefer in seinem Herzen sitzen musste.
„Was schlägst du dich auf die Seite dieses Mannes?“, sprach Kialar seinen Ordensgesellen an. „Wir sind doch Brüder, oder nicht?“
„Nein, das sind wir nicht“, sagte der Magier mit fester Stimme. „Alles andere als das.“
Es ertönte ein hässliches Knacken, Arlos Hals verdrehte sich auf unnatürliche Weise und er sackte zusammen. Fross und Kialar beobachteten die Szene mit aufgerissenen Augen. Der Magier hatte nur eine Handbewegung getan.
„Er ist gewiss kein Diener Innos'“, folgerte Kialar. „Er ist keiner von uns.“
„Schlaues Bürschchen“, sagte der Magier, „ich musste doch irgendwie auf das Schiff kommen. Ich verfolge euch schon seit Bakaresh. Ihr müsst mir helfen.“
„Dir helfen?“, wiederholte Fross. „Wozu?“
„Es ist eine satte Belohnung für euch drin, wenn ihr jemanden nach Gorthar bringt. Mir kam die Idee, ein kleines Friedensangebot…“ Der Mann machte eine langsame Kopfbewegung in Richtung des toten Arlo. „Ihr wolltet ihn doch tot sehen? Nun ist er tot. Wollt ihr mir helfen?“
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Kialar hatte sich noch nicht einmal von dem Schock erholt, diesen regelrechten Angriffszauber gewirkt zu haben – ein seltsamer Pfeil aus Feuer -, da wurde er in weitere Verwirrung gestürzt. Gerade war das Tier erledigt, da tauchte dieser „Magier“, wie er sich nannte und Arlo auf. Arlo, ausgerechnet Arlo.
…und dann behauptete diese merkwürdige Person auch noch, sie würde Innos dienen.
Da stimmte was nicht. Ganz und gar nicht.
„Wollt ihr mir helfen?“, eine Frage, die noch immer unangenehm in der Luft stand. Der Adlatus war ganz und gar nicht entspannt und Fross neben ihm hatte auch die Stirn gerunzelt und war in ein Schweigen verfallen, das selbst für seine Verhältnisse unheimlich war. Dieser harmlose, winterliche Tag hatte sich plötzlich verfinstert,
„Was ist, wollt ihr mir helfen oder nicht?“ und stellte die Frage so, als wäre es absurd, das Angebot überhaupt anzuzweifeln.
„Äh…“, begann Kialar und schluckte, bevor er fortfuhr „Wir sind gerade erst hier angekommen.“ Der Wüstensohn warf einen ängstlichen Blick auf den Leichnam Arlos und sah sich selbst auch schon auf dieselbe, unangenehme Weise enden.
„So wie auch ich.“, erwiderte der Magier mit einer ungeduldigen Stimme.
„Trotzdem!“, beharrte Kialar. „Wir haben noch…Verpflichtungen in der Stadt.“
„Verpflichtungen?“
„Verpflichtungen.“, meldete sich nun auch Fross zu Wort.
„Das ist schlecht, sehr schlecht. Dann schaut Mal, dass ihr eure Verpflichtungen rasch beendet, ich habe nicht ewig Zeit.“, warnte der seltsame Mann und verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war.
„Wer…“, wollte Kialar gerade fragen, als eine Abfolge von Bildern, einer Vision gleich, vor ihm auftauchten.
Ein brennendes Schiff…
Eine unbekannte Küstenstadt…
Fross vor Gnade flehend…
Kialar im Angesicht tiefster Schwärze…
Ein unbekannter Leichnam, der die Augen aufschlug und sich erhob…
…dann war es vorbei und die Bilderflut endete mit einer Heftigkeit, die ihn wanken ließ. Fross war neben ihn getreten und stützte den Adlatus. Mit einem Schauder beobachteten sie, wie sich der Leichnam in eine Figur aus Sand wandelte und wie vom Winde verweht im Nichts verschwand. Wo vorher Arlos Körper gelegen war, deutete nichts mehr auf den Leichnam des Mannes hin.
Es lief dem Adlatus kalt über den Rücken und mit einem „Gehen wir.“, brach er die totenstille des Ortes und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließen sie den Schauplatz des Grauen.
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Kurz hinter den Toren von Thorniara
Beim Marktplatz gab es tatsächlich ein Tor. Doch was an diesem Ort vor allen Dingen die Aufmerksamkeit des Gruftis auf sich zog, war die Zitadelle, die nur eine Straße zuvor ausgeschildert worden war. So wie er das mitbekommen hatte, wollten die Innosler ja hier in Thorniara bleiben. Wahrscheinlich würde sich der König dann genau diese Zitadelle unter den Nagel reißen. Auf jeden Fall klang das sehr logisch und von den Absichten des Königs her nicht gerade abwegig.
Sie traten durch das Tor. Ein offene Landschaft erwartete sie hier. Es gab eine ganze Menge zu entdecken. Auf irgendeine Art und Weise erinnerten Rethus die Wiesen und Plateaus direkt vor sich an die Landschaft zwischen Kap Dun und Vengard. Das machte es für sie einfacher, auffällige Gebäude oder andere Ansehnlichkeiten anzusteuern.
„Wird Zeit, Cyrith etwas auszustatten“, meinte der Grufti zu seinen Männern, ohne sich umzudrehen. Er hörte, wie Cyrith abgesetzt wurde und kurz darauf zusammenbrach.
„Tut es doch“, jammerte er plötzlich.
Rethus grinste. „Was soll ich tun?“ Damit setzte er schließlich den Helm ab und warf diesen kurz darauf in hohen Bogen weg. „Ich hoffe, wir haben sehr überzeugend gewirkt. Wir sind es nur, wir haben dich da raus geholt.“ Cyrith wusste scheinbar gar nicht, was er sagen sollte. Zusätzlich blockierte der Alkohol wohl das Ordnen seiner Gedanken. Kurz schaute sich der Glatzkopf die Rüstungen seiner Männer an. Nur einer von ihnen trug eine Lederrüstung, die ein abnehmbares Wappen des Königs aufwies. „Charun, gib Cyrith die Rüstung da, die du an hast. Zieh dich gleich mal um. Wir anderen machen das später. Es geht nur darum, das Cyrith was vernünftiges an hat. Und das Langschwert, das vorher dem Soldaten gehört hatte, kannst du ihm auch gleich geben.“
„Wo wollen wir hin, Rethus?“ erkundigte sich jetzt Bruce.
„Kannst du da hinten in der Ferne die Lichter erkennen? Das muss eine Stadt oder eine Burg sein“, entgegnete der ehemalige Oberrebell und wies auf ferne Lichter, bei denen eindeutig Stadtmauern zu erkennen waren. Dieser Ort musste ziemlich nah am Wasser liegen. „Solange der König seine Fühler noch nicht bis dorthin ausgestreckt hat, können wir dort fürs erste weiterschauen.“
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War das alles nur ein Traum oder stand da tatsächlich Rethus vor ihm.
Seine Hände zitterten als er sich ankleidete und endlich wieder den Schutz einer Rüstung spüren konnte. Betrunken wie er war wollte er nicht gleich mit dem Schwert üben, immerhin hätte das zu ein paar Problemen führen können und das wollte er jetzt nicht. Er schwieg, er hatte sich vor Rethus blamiert und hatte sich als Schwach gezeigt, dies konnte er nicht nochmal tun.
Nun würden sie also diese Stadt verlassen und Cyrith würde endlich diesen neuen Ort erkunden dürfen und herausfinden was für Geheimnisse er in sich verbarg. Es war ein außergewöhnliches Gefühl wieder in einer Gruppe zu reisen und vor allem in der nähe von Rethus zu sein. Immerhin waren sie eine Partnerschaft eingegangen und er schuldete ihm etwas.
Er trampelte leicht nach vorne, Rethus hatte die Gruppe angeführt und sie würden jetzt sicherlich die ganze Nacht wahrscheinlich durchwandern um endlich irgendwo von den Innoslern wegzukommen. Erst dann würden sie sich richtig Unterhalten können und dann wäre der Dieb wahrscheinlich auch wieder bei vollem Verstand wen Beliar es ihm gnädig war.
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Dylan Anwesen
Vistrin, seine Schwester Liviann, seine Mutter Rovena und der Familienvater Gabriel saßen am Küchentisch der kerzenerleuchteten Stube. Der junge Dylan seinem Vater und die Jüngste der Runde ihrer Mutter gegenüber. Das Tagewerk war vollbracht, nachdem sich die Geschwister von ihrer längeren Reise ausgeruht hatten und nun war der Zeitpunkt gekommen zu besprechen, was geschehen war und nun geschehen sollte. Die schwere Standuhr schlug zur Mitternachtsstunde und hallte an der niedrigen Decke wider.
Rovena war eine ältere, aber dennoch gutaussehende Frau, die sich des Tages in feinste Kleider zwang und des Nachts für gewöhnlich weite Hemden trug. Ihr Haar war kastanienbraun, ihre Augen limettengrün wie die ihres Sohnes und ihre Haut leicht faltig mit einem stets gutmütigen Ausdruck im Gesicht. Gabriel hingegen war ein stolzer Mann. Sein Haupthaar war bereits gräulich, doch seine Statur zeugte von einem Athleten durch und durch. Die eisblauen Augen konnten den härtesten Handelspartner einschüchtern und seine kantigen Gesichtszüge verliehen ihm etwas edles. Die schmalen Lippen, wie sie auch sein Sohn hatte, waren nun geschürzt und sein Blick zeugte von Vorsicht.
Das Schweigen zog sich in die Länge, doch der Tätowierte hegte nicht die Absicht es zu brechen, eben sowenig wie Liviann, die den Blicken ihrer Eltern auswich. Unterdessen schaute sich der Sohn in der Stube um. Nichts hatte sich verändert seit er fortgeschickt wurde. Im Kamin glühten die letzten Reste des Feuers, welches den Raum erwärmte, auf dem Sims standen allerlei Kelche und Vasen, die Gabriel gekauft hatte. Sie schimmerten golden, silbern und weiß. Eine besonders eindrucksvolle Miniatursäule zeigte Szenen aus dem Alltag eines setariffischen Adligen, wie er seine Knechte befehligte, mit seinen adligen Freunden auf der Jagd war und mit seiner Frau auf einem Ball tanzte. Andere Bilder konnte Vistrin nicht erkennen, da sie auf der anderen Seite der Skulptur verborgen lagen.
Über dem Kamin hing ein großes Portrait, gemalt von einem der größten Künstler der Silberseeburg. Es zeigte den abendlichen Sonnenuntergang am Silbersee aus der Perspektive eines Turmfensters, aus dem man bis zum Bluttal sehen konnte. Detailgetreu flogen einige Vögel dicht am Turm vorbei sogar eine weiße Taube auf der Fensterbank schien geradewegs dazu in der Lage zu sein, aus dem Bildrahmen zu hüpfen und ihren Kot in der Stube zu verteilen.
Sein Blick schweifte weiter durch sein Elternhaus und er musterte die verschiedenen Gobelins, welche das ansonsten kahle Holz der Wände verdeckte. Verschiedene Szenen von der Jagd, dem Handwerk eines Imkers und einer Volksversammlung vor König Ethorns Palast waren in bunte Stoffe manifestiert. Jeder, der dieses Anwesen betrat, würde erkennen, dass es sich um reiche Leute handelte, die hier lebten und eben dies war auch der Sinn und Zweck der Ausstattung. Natürlich beteuerte Rovena bei jeder Gelegenheit, dass sie lediglich der Wärmedämmung dienten, um den Kamin nicht so oft anfeuern zu müssen, doch war diese Ausrede eher eine billige, denn auf Argaan war es niemals so kalt, dass man in den eigenen vier Wänden frieren musste.
Außer einem neuen Fleck auf einem der Wandbehänge konnte der junge Dylan keinerlei Änderungen in seinem Heim erkennen und so musste er sich schließlich doch seiner Familie und insbesondere seinem Vater stellen, dessen regelmäßiges Hüsteln unschwer auf eine grippale Infektion zurückzuführen waren.
„Ich bin wieder daheim, Vater!“, platze er unmittelbar hervor, um die Stimmung zu lockern, „Freust du dich nicht?“
Ein Schnauben verriet bereits die Antwort, die folgen würde.
„Es ist wie immer, Vistrin. Du mimst den Lustigen und Unbeschwerten und hältst deine Intelligenz bedeckt. All dieses Gehabe ist närrisch und unwürdig für meinen Sohn!“, stellte Gabriel klar und ein Zischen seiner Frau zeugte von ihrem Uneinverständnis mit dieser Sichtweise.
„Du sprichst von meiner Intelligenz, als sei sie mir von dir gegeben. Du schließt aus deiner falschen Überzeugung, dass ich dir unterlegen oder gar untergestellt sei, doch dem ist nicht so -“, erwiderte der Tätowierte äußerst gefasst, „nicht mehr“, fügte er noch zugebend hinzu.
„Glaubst du also?“, fragte sein Vater gespielt belustigt, „Beweis es mir!“, forderte er dann.
„Was genau möchtest du von mir hören? Dass ich meiner Schwester jede Minute meiner Reise geschenkt habe, um sie zu schützen? Dass ich mit Charme und dem Wissen, das du mich lehrtest, einer Gastwirtin Wein für nicht einmal ein Zehntel des eigentlichen Preises abgekauft habe? Dass ich das Boot, welches du mir mitgabst gewinnbringend verkauft habe?“, zählte er seine Errungenschaften der letzten Monate auf, „Oder willst du lieber davon erfahren, wie ich mir vor Sorgen Nächte um die Ohren geschlagen habe, in denen ich so betrunken war, dass ich mich nicht zurückerinnere? Oder vielleicht möchtest du davon erfahren, dass Liviann und ich in Gefangenschaft geraten waren und uns einige Wüstennomaden vor einem Leben als Sklaven bewahrt haben?“, warf er seinem Vater Häppchenweise Gründe vor, die ihn hassen lassen konnten. Bewusst ließ er dabei aus, dass Liviann sein Messer benutzt hatte, um einen der Sklavenhändler schwer zu verletzen, völlig erbarmungslos und kalt.
Das Schweigen von zuvor war zurückgekehrt, doch wirkte es nun drückender, angespannter. Liviann schaute von ihrem Vater zu ihrem Bruder, die sich starr anschauten, so als wollten sie testen, wer am längsten die Augen offen halten konnte, ohne zu blinzeln. Rovena hatte währenddessen eine Hand auf den Mund gepresst und schien das Gehörte zu verarbeiten. Immer wieder suchte sie den Blickkontakt zu ihren geliebten Tochter, doch diese hatte gerade keine Augen für sie.
Dieses Mal war es ihr Vater, der die Stille durchbrach und auch er senkte als erstes die Augen.
„Du hast dich seit deiner Abreise verändert, mein Sohn. Sag mir, hast du deinen Onkel aufgesucht, so wie ich es veranlasst habe?“
Vistrin entspannte sich sichtlich, als er einige Zentimeter kleiner zu werden schien.
„Nein, wir sind niemals aus der großen Wüste Varant fort gekommen, denn dort haben uns zu viele Ereignisse gehalten, unvorergesehen und meist unschön. Und noch bevor ich wieder den Plan aufnehmen konnte, nach Vengard zu reisen, hat die einrückende Armee Rhobars II verhindert, dass wir über den Pass kommen.“
„Ich verstehe“, erwiderte Gabriel nur und stand unvermittelt auf, „Ich gehe zu Bett. Ich erwarte dich morgen zu früher Stunde in Jagdmanier. Ich habe ein Treffen mit einigen der Adligen aus Setariff und möchte, dass du mich begleitest. Gute Nacht.“
Mit diesen Worten verließ er die Stube.
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Thorniara Umland, Richtung Süden
Fross hatte die Stadt kaum betreten, sich ihre Eigenheiten noch nicht eingeprägt, die Leute kaum beobachtet – er hatte sie nicht zu seiner Heimat gemacht, und da verließ er sie wieder. Er musste gehen, denn er wusste, hier würde er nicht finden, wonach er suchte. Dass Stärke nicht dort lag, wo er stand, und dass er herausfinden musste, wo sich diese Stärke in ihm barg, um auf das vorbereitet zu sein, was vor ihm lag. Das waren keine Gedanken, es waren Gefühle, Emotionen, ein instinktives Wissen. Sein Weg war nicht mehr vorgezeichnet wie damals, als er noch in Nordmar lebte und alles einfach gewesen war. Entscheidungen waren für ihn gefällt worden, ein Nein und Aber galten nicht.
„Freiheit“, sagte er, schloss die Augen und sog die kalte Luft in die Lungen. Er war so weit fort von Zuhause, dass es ihm fast erschien, als war er wiedergeboren. Alle Last fiel von seinen Schultern, alle Schuld, die er bis zu diesem Moment auf sie geladen hatte, und auch Kialar, so sehr er die Anwesenheit des Sandmannes auch schätzte, beeinflusste seinen Kurs nicht. Da war nur er, nur diese eine Stimme. Und sie hatte viele Meinungen.
Na gut, dachte er bei sich, folge ich mal diesem Pfad. Der Pfad führte gen Süden und Fross konnte bereits das Gebirge erkennen. Er wollte daran entlang immer weiter gehen, immer weiter nach unten, bis er auf der anderen Seite der Insel ankam. Und dann wollte er sehen, in welche Richtung ihn seine Füße von dort aus tragen würden – oder auf was für einen Ort er dort stoßen mochte. Falls er überhaupt lange genug überlebte. Es war ein Abenteuer.
Noch einmal hielt der Nordmann an und sah gen Himmel. Er öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder. Das war doch lächerlich. Aber vielleicht auch nicht.
„Innos“, sagte er, „ich weiß, Kialar ist nicht mehr hier. Damit bin ich ein Gläubiger weniger. Aber vielleicht passt du auch ein bisschen auf mich auf?“
Er schüttelte den Kopf und begann den langen Marsch.
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Erschöpft ließ sich der ehemalige Rekrut ins feuchte Gras fallen und schloss die Augen. Der Weg war sehr anstrengend gewesen, vorallem wenn man bedenkt, das der junge Schmied seit mehreren Wochen nichts mehr richtiges gegessen hatte, außer das rohe Fleisch des Schweines, welches er an Bord der Okrgaleere geschlachtet hatte.
Der verwundene Pfad hatte ihn durch einen dunklen Wald geführt und wollte einfach kein Ende nehmen. Zwar fürchtete sich der junge Mann nicht, aber ihm war denoch unwohl auf einer fremden Insel, ganz alleine durch einen Unbekannten Wald zu laufen. Wer weiß ob es hier wilde Tiere gab, die vielleicht größer sind als ein Wolf und denen er mit seinem rostigen Schwert nicht viel anhaben könnte.
Trotzdem raffte er sich wieder auf, in der Hoffnung endlich zivilisiertes Gebiet zu erreichen. Doch diese Hoffnung zerstreute sich nach einigen Kilometern Fußmarsch wieder und so trottete er lustlos durch den stillen Wald. Einige Zeit später jedoch, er wollte eigentlich schon wieder eine Pause machen, endeckte er einen kleine See am Wegesrand, welcher von riesigen Kiefern umgeben war. Endlich eine Möglichkeit für ihn sich nach langer Zeit wieder einmal zu waschen. Auch sah er sein eigenes Spiegelbild zum ersten Mal seit mindestens einem Monat. Im blickte eine abgemagerte, unrasierte und dreckige Gestalt entgegen, in der er sich selbst kaum wieder erkannte. Schnell sprang er daher in den See und begann sich kräftig abzuwaschen. Das Wasser war zwar eiskalt, allerdings war es auch eine Wohltat für Niklas. Als er aus dem Wasser stieg, nahm er als erstes sein Messer hielt sich seine inzwischen langen Haare zu einem Zopf zusammen und schnitt sie mit einem kräftigen Ruck durch, sodass er nur noch mittelange Haare hatte und somit schon wieder etwas besser aussah.
Als er sich wieder angezogen hatte, ging er voller neuen Mutes noch ein Stück den Pfad runter, bis er zu einer Wegkreuzung kam. Er drehte den Kopf erst nach rechts, dann nach links und suchte beide Richtungen nach einem Dorf oder ähnlichem ab. Doch was er auf der linken Seite erblickte raubte ihm fast den Atem. Ein Baum, ein riesiger Baum überragte alles andere. Fast wie magisch angezogen setzte Niklas seinen Weg in Richtung des Baumes fort und es dauerte nicht lange, zumindest kam es ihm nicht so vor, da versang sein Fuß in einer Art Sumpf. Schmatzend zog er ihn wieder herraus und betrachtete die ihm dargebotene Schönheit der Natur. Und dort, in der Nähe des Baumes sah er tatsächlich Rauch aufsteigen und auch einige Hütten konnte er erkennen.
"Endlich", dachte der junge Schmied und machte sich auf den Weg durch den Sumpf, um das Dorf zu erreichen.
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Bei Thorniara
"Als für gewöhnlich bedienen sich Ordensmitglieder anderer Waffen, aber trotzdem bin ich nicht der Einzige. Dieser Bogen hier", Grimbar tippte an die Waffe." hat ein anderer Novize hergestellt. Thara ben Nathan, vielleicht kennst du ihn. Ein guter Bogner, soll auch hier in Thorniara sein. Ich blick da nicht mehr ganz durch, wer wo ist und wo wir sind und was überhaupt zu tun ist. Fakt ist...", sprach Grimbar, doch dann blieb er stehen.
"Ist was?", fragte der Mann ihn.
"Wo gehen wir eigentlich hin?", antwortete der Innosdiener mit einer weiteren Frage.
"Na...da...gute Frage."
Fakt war eben, dass sie beide neu hier waren und scheinbar auch noch nicht Jagen waren. Wo gab es hier Wild? War irgendwo ein Wald?
"Aus dem Weg dort! Aus dem Weg!", ertönte plötzlich eine laute Stimme von hinten und das Klappern eines Karren näherte sich. Die beiden Fußgänger machte rasch Platz, doch der Novize winkte dem Fuhrmann. Vielleicht wusste der ja Bescheid.
"He, ihr da, Fuhrmann, wartet!", rief er und schritt auf die wiehernden Pferde zu, die sich gegen die Fahrtrichtung stemmten bis der Wagen stand.
"Was gibt es denn? Wenn ich nicht pünktlich bin, bekomme ich kein Abendessen.", sprach der Mann mit den Zügeln in der Hand.
"Ich habe nur eine kurze Frage. Wisst ihr ob es hier einen Wald gibt? Irgendwas wo man jagen kann.", erkundigte sich Grimbar.
"Natürlich, unten beim Dorf, doch würde ich euch nicht raten dort nach Einbruch der Nacht jagen zu gehen. Man sagt ein Ungetüm würde dort herumstreichen und es habe schon zwei Schafe gerissen. Aber ist nicht mein Geschäft, ich bin sowieso lieber in der Stadt.", meinte der Fuhrmann.
"Vielen Dank für die Info. Hier, kauft euch was zum Abendessen.", sprach der Novize und schnippste eine Münze zu dem Kerl. Dieser bedankte sich herzlich und preschte weiter.
"Nun, ein Monster... klingt genau richtig, nicht? Oder ist dir das zu gefährlich?", fragte Grim sein gegenüber. Sie hatten sich noch gar nicht vorgestellt fiel ihm gerade auf.
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Fross kniff die Augen zusammen. Er hatte einen Schlafplatz auserkoren, wunderbar zwischen zwei Felsen versteckt, ein kleines Feuer entzündet, er trank aus der Feldflasche, die er auf dem Markt Thorniaras erstanden hatte und er wusste, dass er verfolgt wurde.
„Das finde ich schon heraus“, hatte er sich gesagt. Bisher hatten sich all seine Verfolger als Selbstdarsteller herausgestellt, die einfach nicht lange genug versteckt bleiben konnten, um ihn wirklich mit herunter gelassenen Hosen zu erwischen. Aber der hier war anders. Nicht nur, dass Fross ihn erst seit der Dunkelheit zu spüren schien, er wusste instinktiv, dass etwas hinter ihm her war und dass es gefährlich war, gefährlicher als all seine Gegner bisher. Er sah bereits jenen, der sich als Innos-Magier ausgegeben hatte, vor sich, wie er lachte, den Arm hob und den Kopf des Nordmannes verdrehte, bis es knackte und es einen Fross weniger auf dieser Insel gab.
Mit der rechten Hand fuhr er sich durch das lange, rote Haar und band es auf seinem Rücken zu einem Zopf zusammen, der sich wie der Schweif eines Drachen seine Wirbelsäule hinab wand. Er rieb sich die Schläfen, atmete einmal tief durch und streckte die Beine aus, während er die Hände hinter dem Kopf verschränkte. Nichts half. Er fühlte sich ungut.
Schließlich setzte er sich in den Schneidersitz und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ist da jemand?“, rief er. Er erwartete keine Antwort. Und bekam auch keine. „Es reicht.“
Der Hüne trat das Feuer aus, bis die Sterne am Himmel und der Mond das einzige waren, das die Gegend erhellte, und sah sich nach einem geeigneten Unterschlupf um. Als er einen Baum sah, fand er ihn: den wollte er hochklettern.
Ein Kratzen.
Fross wirbelte herum. Seine braunen Augen suchten die Gegend ab. Jemand war da. Leise zog er das Schwert aus der Schneide; Ausdruck seiner eigenen Angst. Wenn er beobachtet wurde, und davon war er überzeugt, denn jener welcher machte sich keine Mühe, seine Prasenz zu verstecken, dann machte es keinen Unterschied, wie schnell er sich bewegte, wie leise er sich bewegte und in welche Richtung er sich bewegte. Das heißt, es machte keinen Unterschied für seinen Schleicher, für Fross selbst sehr wohl.
Ein Kratzen.
Es kam näher, hatte sich zwischen den Felsen eingenistet. Es musste genau vor ihm stehen, doch Fross sah nichts, spürte nur. Seine Nackenhaare stellten sich auf.
Ein Kratzen. Hinter mir!
Der Nordmann wirbelte herum, hielt das Schwert hoch über sich und ließ auf den Felsen niederfahren, von dem es klirrend abprallte. Der Wucht seines eigenen Schlages schleuderte das Schwert aus seinen Händen und Fross verlor beinahe das Gleichgewicht, als er seinen Verfolger erkannte – und es nicht fassen konnte.
„Eine Ratte?“, rief er aus. „Du bist eine Ratte?“ Unmöglich. Diese Präsenz, er hatte etwas gespürt, und doch fühlte er sich besser, als er sah, wie ungefährlich sein Gegner war, wie klein und dürr. Ungerührt stellte es sich auf die Hinterbeine wie ein winzig kleiner Bär und schnüffelte in der Luft.
„Du kannst da bleiben“, sagte Fross und klopfte gegen den Stamm eines Baumes. „Ich werde hier oben schlafen.“ Sicher ist sicher.
Als er auf den Baum kletterte, wusste er nicht, dass ihm am nächsten Morgen etwas Wichtiges fehlen würde.
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"Zu gefährlich? Natürlich nicht. Je besser die Trophäe, desto zufriedener wäre mein Boss. Außerdem brauch ich langsam mal etwas Nervenkitzel, in dieser Stadt schläft man ja förmlich ein."
Die beiden Männer wandten sich an die Beschreibung des Fuhrmanns und zogen in die Richtung des Dorfes.
"Um auf deine Frage zu antworten: Nein, ich kenn ihn nicht. Dir geht's ähnlich wie mir, ich habe hier auch einen Überblick mehr." sagte Tyrael zu seinem Begleiter, dem Novizen.
Der Wald rückte immer näher und die Männer machten sich auf das "Monster" bereit. "Wie heißt ihr eigentlich? Sollte das Monster uns zerfleischen möchte ich wenigstens wissen, mit wem ich sterbe."
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Wald vor Thorniara
Sein Begleiter war mit Grimbar scheinbar auf einer Wellenlänge, denn er wollte ebenfalls einen Nervenkitzel und dieselbe Frage lag dem Innosdiener schon auf den Lippen.
"Mein Name ist Grimbar. Und mit dem darf ich das Vergnügen das erste Monster Argaans zu jagen teilen?", fragte der Novize und bekam als Antwort ein "Tyrael, sehr erfreut." zurück.
"Nun, dann wolllen wir uns mal auf den Weg machen. Wollen das Vieh ja nicht zu lange warten lassen.", sprach der eine Jäger und sie stapften hinunter zum Dorf. Es war kein langer Weg, immerhin gehörte das Dorf quasi zur Stadt, doch war das Ganze neu für die Beiden. Sie sahen sich um, betrachteten die Umgebung und saugten die neuen Eindrücke in sich auf. Es war...interessant wie Grimbar fand. Doch er würde später noch Zeit für eine Umgebungsinterpretation finden. Jetzt galt es profanere Probleme zu lösen.
"Ich glaube das ist der Wald, den der Fuhrmann meinte.", sprach der Innosdiener und deutete auf einen Waldrand etwas weiter weg. Dunkel und bedrohlich zeigte sich die Baumfront, als wollte sie neugierige Neulinge abschrecken, doch die zwei Jäger zeigten sich unbeeindruckt.
Als sie endlich bei den Bäumen waren, spähte der Novize ins Dickicht. Scheinbar ging es erstmal einen Hang hinunter, doch dann war es ein normaler Wald. Schien Ähnlichkeiten mit myrtanischem Unterholz zu haben.
Grimbar nahm seinen Bogen vom Rücken und spannte ihn auf. Jetzt mussten sie jagen.
"Nun, jetzt brauchen wir erstmal eine Spur. Mal sehen worauf wir stoßen, was?", sprach er und zwinkerte seinem Kumpanen zu.
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Die beiden Männer betraten den Wald, ungünstigerweise wurde es bereits dunkler und dunkler, ihre Sicht schwand immer weiter. Augenblicklich wurden die Geräusche der Umwelt leiser, die Töne des Waldes lauter.
Nach wenigen Metern hörten sie bereits ein Knurren und ein Knacken. Grimbar erahnte die Richtung und legte einen Pfeil an.
Der Wolf bemerkte die beiden Männer und sprang los - der Pfeil erreichte das Tier glücklicherweise beim Sprung und so landete das tote Tier vor den Füßen.
Tyrael zückte sofort sein Messer und begann das Fell des toten Tieres ordentlich abzuschneiden und die Zähne und Klauen zu entfernen.
"Wie teilen wir die Beute auf? fragte Tyrael und wandte sich zu seinem Begleiter. Leider sah er nicht dem Grimbar in die Augen, sondern einem dieser seltsamen Riesengoblins, die man eher selten zu Gesicht bekam.
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hoffi und Maax waren wieder alleine unterwegs, aber dieses mal in einem Ubenkannten Gebiet. Er hatte gehört, dass es in Schwarzwasser Waldläufer geben sollte und so machten sie sich auf den Weg dorthin.
hoffi erzählte Maax von seinen Plänen und erfuhr, dass Maax das Schmieden lernen wollte und auch den Schwertkampf. Langsam wurde es dunkel und die Beiden suchten sich eine Unterkunnft für die Nacht. Bald fanden sie eine Höhle
und gingen hinnein.
Die Höhle war nicht tief und so konnten sie noch etwas sehen da es nicht alzu dunkel war. Sie wollten sich schon ein Nachtlager bauen, als Maax hoffi antippte und auf zwei kleine Tierre zeigte. hoffi ging auf sie zu und wollte sie anfassen, als eines der Tiere in biss. Das Andere buddelte sich ein und kurz daruf hörte hoffi einen Schrei und sah das das Viech Maax in den Finger gebissen hatte. Er schleuderte es mit kraft gegen die Höhlen fand wo es leblos auf dem Boden liegen blieb. hoffi drehte sich um und wollte auch das Andere töten merkte aber dass es weg war. Dann spürte er einen biss an seiner Wade und zog das Tier an seinen Fühlern vor sein Gesicht. Dann ließ er es fallen und trat drauf.
Ihre Wunden waren nich schlimm, aber sie brannten und deshalb schütteten sie etwas Wasser drüber. Danach richteten sie ein Lager für die Nacht ein und endzündeten ein Feuer. Dann erzählten sie sic noch bis tief in die Nacht und tranken Schnaps bis sie einschliefen.
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Nahe Stewark
Die Truppe erreichte alsbald die Mauern und Lichter, die der Grufti aus großer Entfernung erspäht hatte. Cyrith strengte sich beim laufen ganz schön an. Ihm schien sein momentanes Verhalten selbst nicht gefallen. Förmlich zwang er sich dazu, aufrecht und gerade aus zu gehen.
Gegen Abend des folgenden Tages lagerten sie an einem Felsen direkt neben der letzten Kreuzung dieser Stadt. Wie es schien, lag die Stadt auf einer nur wenige Meter von der Küste entfernten Insel, die die Höhe des Kliffs aufwies. Eine Brücke führte zu dieser Stadt hinüber – der einzige Weg, um rein zu kommen.
Während sich jeder umzog, der sich noch umzuziehen hatte, begab sich Charun zu einem Wegweiser auf der Kreuzung. Er kehrte mit der Nachricht zurück, dass es sich bei dieser Stadt um Stewark handelte.
„Außerdem gibt es weiter im Süden ein Gasthaus“, erwähnte der Bogenschütze gleich noch mit.
„Das Gasthaus wäre ein gutes Ziel“, entgegnete der Glatzkopf, während er das Oberteil der königlichen Rüstung zum Rest der unbrauchbaren Kleidung warf. „Gasthausbesitzer wissen meist eine ganze Menge. Wenn wir einen ordentlichen Ort zum Verschwinden vor den Augen des Königs brauchen, dann finden wir ihn dort.“
„Also gehen wir zum Gasthaus?“ erkundigte sich nun Rubin, der soeben fertig geworden war und seine Kutte auf den Haufen schmiss.
„Hm, ja“, erwiderte Rethus zögerlich. Er schlüpfte soeben in seine schwarze Lederhose, die er kurz darauf mit seinem Gürtel fest surrte. „Wir werden uns trotzdem zuerst die Stadt ansehen. Neben Proviant brauchen wir auch noch ein paar Waffen. Charun hat kaum noch Pfeile, wie ich festgestellt hatte. Bruce hat auch nur das, was er vor seinen Füßen gefunden hatte. Ich weiß außerdem nicht, ob sich Cyrith vielleicht noch einmal eindecken möchte. An Geld mangelt es momentan nicht. Wir haben noch genug für einen Großeinkauf.“ Nachdem der Glatzkopf auch sein schwarzes Lederoberteil angezogen hatte, warf er sich den langen Mantel über. „Was meinst du Cyrith?“ Zum Schluss schnallte er sich noch den Schwertgurt über den Rücken, in den er seine beiden Gruftklingen stak.
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