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Varant #16
In einer unterirdischen Höhle unter der Küste nahe Bakaresh
"Ziele auf den Mond, wenn du die Sterne treffen willst. Man sollte aufhören, wenn es am Schönsten ist", rief sich der Adept des Wassers den letzten Abschnitt des Rätsels noch einmal ins Gedächtnis, als er sich in dem neuen Raum umsah, den sie gestern Abend nach erfolgreicher Lösung des vorherigen Rätsels betreten hatten. Gestern hatte es Ptah noch nicht dazu gebracht die Lichtkugel zu beschwören, da er scheinbar viel zu fasziniert von dem Rätsel gewesen war, oder es hatte andere Gründe, was Hyperius natürlich nicht ausschließen konnte. Dem Raum, den sie gestern betreten hatten, konnten sie aber noch nicht näher beleuchten, weil sie zu müde gewesen waren, weshalb der junge Kartenzeichner dies nun übernahm. Kurz schloss er die Augen und bündelte die Magie in seinen Fingern, was bei dem Zauber einer Lichtkugel eine leichte Übung darstellte und kaum Konzentration erforderte. Vorsichtig verwarb er die Fäden des magischen Gefüges zu einer kleinen Kugel, welches er über sich schweben ließ, wo er behutsam die Magie so manipulierte, dass plötzlich ein helles Leuchten über ihm zu sehen waren. " Wie ihr seht, muss man nur nachdenken, dann geht euch ein Licht auf", scherzte der Adept des Wassers, während seine Blicke im Raum umherschweiften. Der Geruch nach eingetrockneter Farbe stieg ihm nun bewusster in die Nase als vorher, da er bemerkte, dass alle Wände um die Gruppe herum blau angepinselt waren und kleine Goldkugeln in den Wänden steckten. Es könnten natürlich auch nur angemalte Steine gewesen sein, was weder Ptah noch Hyperius oder Tano zu interessieren schien. "Da oben an der Decke ist ein Mond", rief ihr neuer Begleiter plötzlich, woraufhin sich die Blicke zur ungewöhnlich hohen Höhlendecke richteten, bis Ptah schließlich ergänzend hinzufügte " Da sind auch Sterne herum, die wie Schalter wirken, als ob man draufdrücken könnte.""Da haben wir doch das Gesuchte Rätsel. Wir müssen auf dem Mond zielen, um die Schalter zu betätigen, aber inwiefern soll das helfen, da der Mond ja nicht die Schalter betätigen kann, oder doch? Wir sollten erst einmal versuchen da hoch zu klettern, indem wir uns auf die Schultern des anderen Stellen. Ptah du kletterst hoch und leuchtest uns mit deiner Kugel, damit du auch was siehst.", erklärte Hyperius mit ruhiger Stimme und lies just in dem Moment, wo er aufhörte zu sprechen die Lichtkugel verschwinden.
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Ptah stand im sprichwörtlichen und wortwörtlichen Dunkel. Um ihn herum schien die Schwärze alles aufgesogen zu haben. In dem Moment, da Hyperius sein Licht erlöschen ließ, war alles verschwunden, die Höhle, seine Gefährten und sein Ansatz wie der Lichtzauber zu erschaffen sei.
Es herrschte Stille, bis auf den flachen Atmen Tanos, der gespannt dessen harrte, was der Dürre wohl fabrizieren würde. Ptah saugte seine Lungen voll Luft, während er sich langsam zur Wand vortastete. Er musste sich erinnern. Die einzelnen Schritte, von seinem Freund und Meister abgesegnet, sich wieder ins Gedächtnis rufen.
Zuerst galt es sich zu sammeln, seinen Fokus allein auf den Geist zu legen. Wieder ein tiefer Atemzug, aber nicht mehr so hastig, ruhiger. Sein Geist schien ebenso ruhiger und klarer zu werden. Nun folgte Schritt zwei: Das spüren der eigenen Magie. Der noch unentdeckten Kraft. Er musste an sie glauben, um sie zu sehen, oder alle Mühe wäre vergeblich. Sein Herz schlug regelmäßiger, bei weitem nicht so hektisch. All seine Gedanken, sein einziges Bestreben war es die Magie in ihm zu finden. Sie war da. Fern. Leise. Sein Geist schien sich vom Körper zu lösen, so nahe war er dem Zustand von Trance. Bis da ein klarer Eindruck vor seinem Geist. Abrupt, unerwartet. Ein... Aufflammen. Er musste noch mehr auf die Kraft vertrauen. Noch ruhiger werden. Unbewusst hatte er begonnen einen einzelnen Ton zu summen. Durch seine geschlossenen Lippen klang dieser nur dumpf nach draußen, aber in ihm schien er etwas zum Vibrieren zu bringen. Die Kraft, die Magie schien in der Frequenz des Tons zu pulsieren. Jetzt spürte er sie ganz deutlich. Sie schien seinen Körper zu durchfließen, wie heißes Wachs, zäh behäbig. Der letzte Schritt stand bevor: Seinen Willen Licht zu erzeugen der Kraft mitzuteilen.
Immer noch monoton summend, begann er im Geist zu sprechen, ohne dass eine Veränderung wahrnehmbar war. Es musste anders zu machen sein. Ein Geistesblitz. Glaub daran, dass die Magie deinen Körper verlässt, lass sie zu einer Kugel aus Magie werden und bring sie dann zum Funkeln. Wie von selbst nahm sein Körper eine offene Haltung an, streckte die Hände von sich. Und das Unfassbare geschah. Sehr träge setzte sich die Kraft in Bewegung, veließ seinen Körper, ohne dass seine fleischliche Hülle ihr Schwierigkeiten bereitete, oder Ptah Schmerz fühlte. Der dünne Strom ballte sich zu einem wabernden etwas, das in etwa kugelförmig war. Den letzten Rest an Willenskraft aufbringend, vertraute der Wasserträger fest darauf, dass das aus Magie geformte Häufchen, seinem Wunsch nachkommen würde und zu leuchten beginnen würde.
Tatsächlich wurde der unterirdische Höhlenraum einen Moment später schon in schwach silbern schimmerndes Licht getaucht, das sich in dem Schweißtropfen, der auf der Stirn des Dürren erschienen war, matt wiederspiegelte.
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"Na dann. Bringen wirs hinter uns."
Ptah kletterte langsam auf die Schultern von Hyperius, immer darauf bedacht, das Licht nicht erlöschen zu lassen.
"Und jetzt du Tano Ur."
Tano hielt sich an Hyperius und an der Wand fest. Als er auf Ptahs Höhe war, war die Wand zu steil, um sich daran festzuhalten.
"Nun mach schon!"
Tano Ur zog sich an ptahs schultern hoch und saß kurz darauf auf denselben.
"Und jetzt?"
"Versuche irgendetwas zu bewegen!"
Er tastete die Decke ab. Die Sterne standen ein wenig heraus, und zwischen ihnen und der Decke war auch ein winziger Spalt.
Also drückte er ein wenig auf einen der Sterne. Etwas Staub rieselte herab. Tano Ur drückte stärker und der Stern wurde in die Decke geschoben.
Er nahm seine Hand wieder von dem Stern. Doch der Stern schob sich einfach wieder heraus.
Also drückte Tano ihn nochmals hinein und versuchte diesmal, mehrere Sterne zur gleichen Zeit einzudrücken. Das klappte auch ganz gut, doch einer der Sterne ließ sich kein bisschen bewegen.
"Einer steckt fest!"
"Dann versuch etwas anderes."
Also versuchte er, die Sterne zu drehen. Doch auch dieser Versuch war ncht mit Erfolg gekrönt.
"Ich habe alles versucht, aber die Sterne funktionieren nicht..."
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"Ziele nach dem Mond, wenn du die Sterne treffen willst, oder versuche das Unmögliche, um das Mögliche zu erreichen.So lautet das Rätsel.", sagte Hyperius auf eine Art und Weise, dass es den beiden anderen Dank seines Zusatzes dämmerte. Das Rätsel war nicht sonderlich schwer gewesen, aber bis Tano seine Kommentare abgegeben hatte, war sich der Adept des Wassers nicht ganz sicher gewesen, ob er wohl mit seiner Vermutung, die er nicht geäußert hatte, wohl recht haben könnte. Verstehend was der junge Kartenzeichner meinte, drückte ihr neuer Begleiter langsam gegen den Mond, woraufhin sich wie ein Wunder auch alle Sterne zurückschoben und der Mond zu leuchten begann, er leuchtete auf den Weg den sie gekommen waren, was wohl daran lag, dass er von einem magischen Schmied verzaubert worden war. Doch die Augen der Gruppe richtete sich eher auf die Steinwand, welche sich zur Seite schob und scheinbar den Weg tiefer ins Innere fortführen würde. Schnell kletterten Ptah und Tano von den Schultern Hyperions herunter, der mehr als dankbar wahr endlich dieses Gewicht los zu sein. Tano wollte schon weiterlaufen, aber der Dürre hielt ihn fest, da er nicht wollte, dass sie ohne ihn schon vorstürmten. Als sich der Adept endlich erhob, wobei er mit einem Blick den Schein des Mondes verfolgen konnte, sagte er ruhig "Wir gehen wieder, kommt mit" Man sah förmlich wie Tano das Unverständnis ins Gesicht geschrieben stand, da er noch nicht einmal annähernd den plötzlichen Gesinnungswandel seines Reisebegleiters verstehen konnte. Doch Ptah fiel es scheinbar nun auch wie Schuppen von den Augen " Wenn es am schönsten ist, dann soll man gehen.", sagte er etwas lauter, als beabsichtigt, woraufhin Tano, welcher mehr oder weniger verärgert mit den Augen den Lichtstrahl verfolgt hatte, erkannte, dass sich in der Wand zwischen beiden Räumen, an der sie einfach vorbeigelaufen waren, eine Treppe nach oben befand."Da geht es lang.", rief er, weshalb alle nickten und in diese Richtung trotteten. Den anderen Weg ließen sich unbeachtet, was ihnen ein feuchtfröhliches Abenteuer ersparte.
Noch während sie die Treppe hochgingen, nahm Hyperius eine Kerze in seine Hand, um die er im Geiste einige Fäden der Magie wab, die er dann durch Reibung und Manipulation erhitzte, bis schließlich die Kerze brannte. "Ptah, da wir nun wissen, was für eine Leuchte du bist, will ich deine Theorien hören, wie man mithilfe der Magie eine Kerze anzünden könnte. Es gibt natürlich wie immer mehrere Wege und wenn du dann eine Theorie ausgearbeitet hast, die du mir präsentierst, darfst du dich auch daran versuchen. Ich habe hier einige Übungskerzen.", sprach der Adept des Wassers mit freundlicher Stimme, als er Ptah, während dem nach oben Gehen, die Kerzen in Hand drückte.
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Vor seinen Augen hatte Hyperius soeben eine Kerze entzündet und ihm dabei gleichzeitig seine nächste Aufgabe erteilt. Nun hieß es also die Kerze zum Brennen zu bringen, natürlich mit Magie. Während sie die Treppe emporgingen, starrte Ptah auf die züngelnde Flamme. Wie sollte er das bewerkstelligen? Eine große Leere schien sich in seinem Kopf auszudehnen. Es war unerwartet anstrengend gewesen die Lichtkugel zu beschwören und aufrechtzuerhalten, doch zugleich durchströmte ihn eine innere Glückseligkeit, ja Erfüllung, wie der Lange sie selten gefühlt hatte. Er hatte zum ersten Mal Magie gewirkt. Es war... unbeschreiblich. Und sollte sofort die nächste Stufe beginnen.
Das flackernde Feuerlicht warf bizarre Schatten an die Wände. Wie war die Kerze zu entfachen? Entfachen! Wie wurden Feuer entfacht?
Man braucht Brenngut. Gut das ist in meinem Fall die Kerze. Sie soll später schließlich brennen. Aber wie bringte man das Brenngut zum Brennen? Die Glut eines Feuers wird meistens aufgehoben, um ein neues Feuer zu entfachen, da es aufwendiger neues Brenngut zum Glühen zu bringen. Demnach müsste ich mit meiner Magie die Glut ersetzen, um ausreichend Hitze zu erzeugen, um das Feuer zu erhalten., schloss er seine Gedanken.
Der Luftzug wurde stärker, die Oberfläche dürfte nicht mehr weit sein. Ptah wand sich Hyperius zu und stellte dabei mit einem kurzen Blick nach hinten fest, dass Tano mit ein paar Schritt Entfernung hinter ihnen hertrollte.
"Ich nehme an ich habe die nötigen Überlegungen getroffen, Hyperius." Dieser bedeutete ihm mit einem raschen Nicken weiterzumachen. "Nun, um ein einfaches Feuer zu entfachen, bedarf es zweierlei: Brenngut und Hitze. Wenn das Brenngut trocken genug ist und ausreichend heiß wird, entzündet es sich. Wenn ich der Kerze also genug Hitze zuführe, müsste sich der Docht entzünden und die Kerze würde brennen.", führte er seine Überlegungen aus und blickte gespannt in das Gesicht seines Lehrmeisters.
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Endlich waren sie wieder auf dem Weg nach draußen. Tano Ur spürte schon die Frische der Luft auf seiner Haut.
In diesem elenden Loch war er fast verrückt geworden. Es erinnerte ihn einfach zu sehr an sein altes Gefängnis.
Langsam wurde es auch wieder wärmer. Mit jedem Schritt fühlte Tano Ur sich freier. Dort oben wäre er endlich wieder frei.
Aber wollte er überhaupt frei sein? Schließlich war er ja frei, er war nicht mehr gefangen. Aber Hyperius hatte ihn so in seinen Bann gezogen. Mit seinen Geschichten über Adanos, das Wüstenvolk, die Wüste selbst.
Ob er nun wirklich wieder alleine weiterziehen wollte wusste er nicht.
Ein wenig Zeit zum Überlegen hatte er ja noch...
Langsam konnte Tano Ur die Sonne spüren. Die anderen beiden schienen sich wohl auch sichtlich darüber zu freuen. Endlich oben am Ausgang angelangt, bemerkte Tano Ur eine kleine Kiste, die er aber nicht für wichtig hielt. Er lief daran vorbei und freute sich an der Sonne.
"Hey, was haben wir denn hier?" rief Ptah und hielt die kleine Kiste in die Höhe.
Schließlich aus der Höhle entkommen, standen die drei Männer am Eingang.
"Dann wollen wir mal" meinte Hyperius mit der Kiste in den Händen...
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Hyperius' Reaktion auf Ptahs Vermutung hatte darin bestanden, keine Regung zu zeigen. Der Grauäugige hatte es als stille Zustimmung gewertet. Er würde seinen Lehrmeister stolz machen. Und sich selbst zu einem nicht unerheblichen Teil auch. Während Tano und sein Freund sich über das Kästchen gestürzt hatten, wendete er sich dem neuen Zauber zu.
Seine Linke hielt die Kerze fest umklammert, deren Flämmchen immer noch loderte. Kurzerhand drückte er mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand den Docht aus. Mit einem leisen Zischen erlosch die Flamme und ein dünner Rauchfaden stieg nach oben. Vorsichtig machte er wieder seinen Geist frei, schob störende Gedanken beiseite und fokussierte sich auf die Magie in sich. Jede einzelne Faser seines Körpers war nun darauf eingestellt Magie zu wirken. Wieder glomm die Kraft in ihm auf, schwächer als zuvor, aber doch noch gut wahrnehmbar. Und auf seinen Wunsch hin, strömte sie nun in Richtung der Kerze. Sein Geist fokussierte sich darauf Wärme im Docht zu erzeugen, um ihn zu entflammen. Immer mehr magische Kraft entsand er zu dem Leuchtobjekt, doch stellte sich zunächst keine Veränderung ein. Die Kerze war zwar insgesamt ein wenig wärmer geworden, aber von Glut, Flamme oder Hitze war nichts zu spüren. Krampfhaft biss er die Zähne zusammen. Er würde Hyperius beweisen, dass er das Zeug zu einem guten Magier hatte. Der Griff um den Wachskorpus der Kerze wurde enger und sein linker Unterarm begann zu zittern. Endlich tat sich etwas. Aber anstelle einer Entzündung des Dochtes, war das Wachs immer weicher geworden und zeigte schon einen Abdruck der Hand, die es im Schraubstockgriff hielt. Auf Ptahs Schläfe zeichnete sich eine pulsierende Ader ab.
Warum funktioniert es nicht? Was mache ich falsch? Ich erhöhe doch konstant die Temperatur. Sie müsste schon längst brennen? Oder?
Wenig später, starrte der Magielehrling fassungslos auf die in seiner Faust zerquetschte Kerze. Immer weicher war das Wachs geworden, aber nie warm genug, um es wirklich als schmelzen bezeichnen zu können. Sie hatte im wahrsten Sinne des Wortes dem Druck nachgegeben.
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Heute waren der Nomade und seine beiden Schützlinge nicht ungestört. Zwar waren sie weit außerhalb der Ruinen, doch ausgerechnet heute wurde das Trio von einem Trupp Nomaden entdeckt, welche über ihren Fund nicht gerade begeistert waren. Zumindest sagte das der Gesichtsausdruck und die erhobenen Waffen. Besonders die Grünhäuter wurden angestarrt, lange, sehr lange. Es war eindeutig das die beiden hier nichts zu suchen hatten, so trieb der Trupp das Trio fort. Willkommen war Aurelion damit wohl nicht mehr, doch irgendwie tat es ihm nicht einmal leid. Hier hatte er niemanden, zumindest niemanden, mit dem er den langweiligen Tag etwas besser gestalten könne. Auch die Schmach im Turnier würde in Worte übergehen, welche sich in den Mäulern des Volks niedersetzten und das Mundwerk zerfetzten.
In Myrtana hingegen war er aufgewachsen, war er groß geworden, war er bekannt. Irgendetwas trieb ihn dorthin zurück, vielleicht war es das, was ihn all die Wochen bedrückt hatte? Sein Herz war dieser Meinung, sein Verstand nicht ganz. Doch Ersterem schenkte der Blondschopf mehr Vertrauen – in diesem Fall.
So beschlossen die drei Ungleichen Ausgestoßenen wieder nach Myrtana zurückzukehren, dort, wo sie willkommen waren. Das Training sollte dennoch weitergehen und fand in den einzelnen Pausen statt. Heute wurde es leider unterbrochen, doch schon mit dem ersten Sonnenstrahl sollte es weitergehen. Die Kunst, einen Schild in Kombination mit einer Klinge sinnvoll einzusetzen …
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Lager in einer Häuserruine in der Nähe Bakareshs
Schwer war es dem jungen Kartenzeichner gestern Abend gefallen nicht zu lachen, als sein Schüler die Kerze in der Hand zerdrückt hatte, aber die späte Nachtstunde hatte auch verlangt, dass die Erläuterung des Fehlers erst heute stattfinden konnte, weshalb Hyperius extra früh aufgestanden war, um einen dampfenden Früchtetee zu kochen, dessen süßer Duft nun seine beiden Gefährten aufweckte. "Lass mich raten, ein Tee am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen", scherzte Tano, woraufhin der Adept des Wassers mit freundlicher Miene antwortete "Ja, Tee ist ein Getränk, was Geist und Körper belebt, sodass wir getrost auf das harren können, was da in Zukunft kommen wird, wobei es sich in diesem Fall um einen besonders guten Früchtetee aus Braga handelt, wie ich betonen mag."Ob es an dem Tee und an den Worten Hyperius lag, war schwer zu sagen, aber sicher war, dass der Wasseträger und auch der neue Reisegefährte nun beide ein Grinsen auf dem Gesicht hatten. Nachdem alle drei kurz von ihrem Tee genippt hatten, holte der junge Kartenzeichner eine seiner Wachskerzen hervor, an der er Ptah das Prinzip noch einmal erklären wollte.
"Ich habe gespürt, dass du die Kerze erhitzt hast, wobei die Wärme jedoch nicht so weit angestiegen ist, dass der Docht gebrannt hat, da du zu großflächig gewirkt hast. Ich bin kein Feuermagier und daher kann ich dir nicht sonderlich viel über Feuerzauber erzählen, aber so viel sei gesagt, dass es zum Entzünden einer Kerze von Nöten ist, dass du dich auf einen Punkt vollkommen konzentrierst. Fokussiere den Docht in deinen Gedanken und erhitze einen Punkt, umso kleiner er ist, umso besser.", war Hyperius "kurze Erklärung" für die Beschreibung, dass sein Schüler einfach den Docht punktuell statt großflächig erhitzen sollte. Im Anschluss an diese Erklärung demonstrierte der Adept des Wassers, was er meinte, indem er die kontrollierten magischen Ströme im Docht bündelte und sie dann erhitze, sodass die Kerze entflammte. Auf diese Art und Weise wollte er bewirken, dass Ptah nicht noch weitere Kerzen auf so eine schreckliche Art und Weise vernichtete.
"Was ist denn nun mit dem Rätsel", drängte Tano Ur, der scheinbar sehr neugierig war, weshalb ihn die beiden anderen nicht länger auf die Folter spannen wollten, sodass Ptah die Kiste öffnete und dem jungen Kartenzeichner die Papiere in die Hand gab. "Jedes Rätsel endet mit einem Merkspruch, der uns etwas vom Schreiber lehren sollen, dem Rätsel in welche Stadt wir als nächstes gehen müssen und außerdem einem Rätsel, dass uns zum nächsten Rätsel und dieser Kiste führt.", erläuterte der Adept des Wassers knapp das Prinzip der Rätsel, bevor er begann den Merkspruch eben dieses Rätsels vorzulesen, was den Abschluss vor dem anstehenden Mittagessen bilden sollte.
Des Menschen größter Fehler ist die Kritik und die mangelnde Anerkennung. Kritisiert man einen Menschen, so wird er in die Defensive getrieben, versucht sich zu rechtfertigen und wird sie im Gegenzug auch kritisieren.Anerkennung hingegen vergisst der Mensch meistens. Lässt man jemanden 6 Tage ohne essen, ist es ein Verbrechen. Lässt man jemanden Jahre ohne Anerkennung, nach der wir ebenso dürsten wird es nicht bestraft. Man sollte ehrliche und aufrichtige Anerkennung für das zeigen, was jemand gut beherrscht, dann wird er sich möglicherweise auch darin verbessern, was man zu kritisieren hätte, denn niemand ist fehlerfrei.
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Eine punktuelle Erhitzung des Dochtes, also und er hatte gestern in seinem Übermut die gesamte Kerze mit Magie vollgepumpt. Kein Wunder, dass der Docht sich nicht entzündet hatte.
Dieser Fehler würde ihm heute nicht noch einmal passieren. Den Vormittag hatte er dazu genutzt die Gedanken in seinem Kopf zu ordnen und sich den Umständen seines gestrigen Scheiterns nochmal bewusst zu werden. Er war anmaßend an die Sache herangegangen. Sein Vorgehen war schlecht durchdacht gewesen. Das Ergebnis also keine Überraschung.
Dankenswerterweise hatte Hyperius ihm eine neue Kerze gegeben, die alte war durch den Fehlversuch grob verunstaltet und würde wohl auch nicht mehr brennen. Diesmal nahm er die Kerze in beide Hände, bevor er das aufwendige Prozedere begann. Er leerte seinen Kopf und richtete seine volle Konzentration auf diese immer geheimnisvolle Kraft, in ihm. Ihr Erspüren ging nun schon etwas rascher von der Hand, weswegen sogleich damit begann, sie auf ihr neues Ziel zu lenken. Die Spitze des Dochts. In diesem Punkt musste die Kraft zu Wärme werden. Großer Wärme, ja Hitze. Auch das Lenken der Kraft erfolgte ein wenig schneller, verglichen mit seinen letzten Versuchen, weshalb bald schon ein beachtlicher Teil an Magie im dünnen Docht angelangt war. Abermals geschah nicht. Was mache ich bloß falsch? Sie müsste doch schon längst brennen. Noch mehr Magie darf ich nicht in die Kerze senden, da ich sonst riskiere das Wachs schmelzen zu lassen. Merkwürdig... Als er plötzlich der Grund für das Ausbleiben der Entzündung erkannte. Natürlich. Er hatte die Wärme vergessen!
All seine Gedanken kreisten nun darum, die Temperatur der Magie auf die von Feuer ansteigen zu lassen. Ein anspruchsvolles Unterfangen, dass ihm schließlich gelang. Die Kraft hatte einen Zustand angenommen, den man gut und gerne als lodernd bezeichnen konnte. Komprimiert in der Spitze des Dochtes führte sie schließlich zu dessen Entzündung. Die Kerze brannte.
Ein Stein viel von Ptahs Herzen, als er endlich erleichtert aufatmete. Geschafft.
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"Sehr gut gemacht. Ich wusste, dass du es schaffst", sagte Hyperius mit seiner freundlichen Stimme, die davon zeugte, dass er es ehrlich meinte, woraufhin er seinen Schüler bat ihm die Kerze zurückzugeben. Noch während der Adept des Wassers sagte, fokussierte er in seinen Gedanken die Magie, welches jedes Objekt, so auch die Kerze, durchströmt und griff nach ihr, wobei er aber nicht seine Hand benutzte. Die kontrollierte Magie umschloss die Magie der Kerze und hielt sie nun fest im Griff, als Ptah sie dem jungen Kartenzeichner in die Hand drückte, welcher sie mehr oder weniger unachtsam öffnete, sodass ihm die Kerze entglitt und auf den Boden herabzufallen drohte, weshalb Tano herbei gerannt kam, um sie aufzufangen, bis er plötzlich abrupt stehen blieb und lächelte, da die Kerze nicht auf den Boden gefallen war, sondern ein Stück unter der Hand von Hyperius in der Luft schwebte. "Telekinese ist auch eine Kunst, die jeder Magier erlernen muss. Da dieses Prinzip nicht ganz leicht zu durchschauen ist, werde ich dir einen Hinweis geben, der hoffentlich dazu führt, dass du eine eigene Theorie aufstellen kannst, wie man Dinge zum Schweben bekommt. Wir selbst und jeder Gegenstand trägt Magie in sich, die Mal stärker und Mal schwächer ist. Selbst in der Luft um uns herum, können wir Magie finden.", sprach der Adept des Wassers mit ruhiger Stimme, während er sich seinen Gepäcksack überwarf, da er wohl plante nach Al Shedim zurückzukehren.
Doch da war noch etwas, was noch keine Erwähnung gefunden hatte. Als ihm dies einfiel richtete erst seine Worte an die Gruppe und danach noch einmal direkt an Tano, indem er mit dem hellen Schein der aufgehenden Sonne in seinem Rücken sprach "Was haltet ihr denn von der Auflösung des Rätsels. Ich finde, dass sich die Suche mal wieder gelohnt hat." Kurz pausierte er, da eine kleine Windböe drohte seine Worte zu verschlucken, bevor er seine Rede fortführte "Was ist mit dir, Tano, willst du mit uns mitreisen, oder deinem Weg wieder folgen? Du darfst nun frei wählen."
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Ptah nickte gedankenverloren. Das Rätsel enthielt sicher seine Wahrheit, aber das interessierte den Wasserträger im Moment eher weniger. Viel spannender war doch die Frage, wie man einen Gegenstand zum schweben bringen konnte. Ohne sichtbaren Einfluss hing die Kerze auf Hüfthohe in der Luft. Staunend umkreiste der Dürre das schwebende Objekt. Es war ein kleines Wunder. Da stand etwas in der Luft, ohne festen Untergrund oder sicheren Halt zu haben. Gehalten, gestützt von Magie. Wirklich wunderbar.
Tanos Antwort stand noch aus und ehrlich gesagt, stand Ptah dem Strauchdieb immer noch mit gemischten Gefühlen gegenüber. Der dreiste Gauner hatte seinen einzigen Besitz zerstört, den ledernen Wasserschlauch, der obendrein das einzige greifbare Stück Erinnerung an seine Vergangenheit war. Das hatte und würde er so schnell nicht vergessen können.
Nun ja. Auch Tano war nebensächlich. Im Grunde hegte er ja gar keinen Groll mehr gegen ihn persönlich. Wahrscheinlich war sein bisheriges Leben auch nicht gerade...nun einfach gewesen. Dass das zum Stehlen verleitete, konnte Ptah sogar nachvollziehen, wenn auch nicht verstehen.
Aber gut. Der Schwebezauber stand an. Wie konnte man etwas schweben lassen? Was hatte Hyperius gesagt? Magie war in allen Dingen. Auch in der Luft. Wie ihm das allerdings im Moment helfen sollte, war ihm ein Rätsel.
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"Dir steht es nun frei zu gehen, Tano Ur."
Auf diesen Satz hatte Tano Ur nur so gewartet.
Normalerweise hätte er gar nicht überlegt, sondern wäre alleine weitergezogen. Doch sein Inneres sträubte sich dagegen.
Und er selbst wollte auch bei Hyperius und Ptah bleiben. Vorerst zumindest. Doch bevor er alleine weiterzog, wollte er noch das Volk Adanos' kennenlernen. Die beiden Magier hatten ihn in ihren Bann gezogen. Also würde er mit ihnen ziehen.
Vielleicht würde er eines Tages auch ein Diener Adanos. Wer weiß?
"Ich habe es mir überlegt. Ich will euer Volk kennenlernen. Ich werde mit euch nach Al Shedim reisen."
"Schön, es freut mich, das zu hören."
Also war Al Shedim das nächste Ziel. Tano Ur freute sich, noch mehr von der Welt zu sehen.
Die drei Reisegefährten verloren keine Zeit und brachen gleich auf. Vorbei an der größten Stadt der Assassinen, immer in Richtung Westen...
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07.10.2008 18:52
#14
Während sein Schatten immer länger wurde, je mehr sich die Sonne dem Horizont näherte, seufzte der Jäger einmal. Am heutigen Morgen hatte er den Entschluss gefasst, dass er etwas Abstand von Al Shedim brauchte. Er hatte nun nicht vor, die Ruinenstadt zu verlassen, diese bezeichnete er zunehmend als seine Heimat, doch einige Tage außerhalb der Stadt würden ihm bestimmt nicht schaden. Vielleicht würde er eine kleine Oase finden, wo er in Ruhe seine Gedanken ordnen könnte, vielleicht würde er auch bis nach Braga wandern, wer wusste das in diesem Augenblick schon?
Dazu hatten ihn beunruhigende Worte erreicht. Auf dem Marktplatz konnte er dem Gespräch zweier Nomaden lauschen. Der eine berichtete seinem Freund, dass er in der vergangenen Nacht einen Menschen und zwei Orks aus den Ruinen vertrieben habe. Bei Nachfrage durch den Novizen konnte der Nomade eine grobe Beschreibung des flüchtigen Menschen abgeben und diese passte zu einer bekannten Person.
Unsicher schüttelte Lasseko den Kopf, während er weiter nördlich lief. Wäre es wirklich die Person, von der er glaubt, dass es sie ist, dann wird sie bestimmt nach Norden fliehen, sofern sie das vorhat, was er glaubt, dass sie es vorhat.
Die Gesamtsituation war verwirrend.
Der Jäger glaubte, dass diese Person, sofern es wirklich sie war, so handelte und daher handelte er ähnlich, um sie einzuholen, doch weder dafür, dass es die Person war, noch dafür, dass sie so handelte, hatte er einen Beweis.
"Hmm", murmelte er leise und schaute nach vorne."Wirklich konfus, was ich mir hier zusammen reime."
Doch wäre es so, wie er glaubt, dann würde sich der Weg garantiert lohnen und würde er nur einige abweisende Worte von den Flüchtigen erhalten, dann hätte er zumindest Klarheit.
"Aurelion", sprach er leise den Namen der Person aus, auf dessen Spuren er sich wahrscheinlich befand...
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Auf dem Weg nach Al Shedim
Es war eine ruhige Nacht gewesen, in der die kleine Reisegruppe nahe des Weges gerastet hatte. Die anderen beiden waren früh eingeschlafen, doch Hyperius war noch wach geblieben und hatte die Sterne gezählt, die ihn in diesem Moment an so vieles erinnerten, dass es ihm schwer gefallen war bei einigermaßen klaren Gedanken zu bleiben. Die nächtliche Kälte der Wüste mochte vielleicht auch daran Schuld gewesen sein, aber ihr Einfluss fiel eher gering im Vergleich zu den vielen Eindrücken aus, die ihm durch den Kopf schossen.
Ein Stern für Freundschaften
Jahre lang hatte der Adept des Wassers allein leben müssen. Niemand war da gewesen, mit dem man sprechen konnte, niemand, der mal etwas erzählte und auch niemand, mit dem man Spaß haben konnte. Doch es hatte sich geändert, seit er zum Wüstenvolk gekommen war, wo er auf viele Leute getroffen war, die er nun als Freunde bezeichnete. "Freundschaft erwächst langsam aus gegenseitiger Anerkennung der Fähigkeiten des Anderen.Wahre Freundschaft hält dafür ein lebenlang" , war einer seiner Gedanken gewesen, bei denen er an Irenir, Ptah, Corwyn und noch viele andere denken musste, die er mittlerweile als Freunde bezeichnete.
Ein Stern für eine Aufgabe
Ziellos war der junge Kartenzeichner durchs Leben gestolpert ohne zu wissen, was die Zukunft wohl bringen würde. Im Moment der größten Ziellosigkeit waren die Nomaden in sein Leben getreten und hatten ihn nach Al Shedim gebracht, wo er zum Adept des Wassers ausgebildet worden war und nun jeden Tag mit Freunden die Dienste Adanos und seine Aufgabe als Lehrmeister erfüllte, was ihm sehr große Freude bereitete. "Eine Aufgabe ist wie harter Weg zum Ziel. Wenn man sie überwindet, kommt man weiter. Wer jedoch ohne Aufgabe ist, der kann zwar nicht an ihr scheitern, aber er scheitert, weil es ohne Weg auch kein Ziel gibt.", hatte er gedacht, als er diesen kleinen Stern betrachtet hatte, wobei ihm noch einmal all seine Pflichten bewusst geworden waren.
Ein Stern für die Gemeinschaft
Neben den Freundschaften ist eine Gemeinschaft, in der man sein Leben bringt, natürlich auch essentiell wichtig. Doch diese Gemeinschaft gab es für viele Jahre nicht für Hyperius, der sich alleine durch die Welt hatte schlagen müssen und niemanden gehabt hatte, dem er hatte helfen können, oder der ihm geholfen hätte, wenn es mal Probleme gegeben hatte. Auf sich alleine gestellt war er bis zu dem Tage, als er Mitglied des Wüstenvolkes Adanos wurde. In dieser Gemeinschaft hatte der Adept des Wassers erkannt, dass jeder seine speziellen Fähigkeiten hatte, um so den anderen bei Problemen zu helfen, die er selbst nicht lösen konnte. "Eine Gemeinschaft ist wie ein Netz, dass aus vielen Fäden besteht. Alleine kann keiner dieser Fäden sonderlich viel aushalten, aber in einem Netz hält er selbst enorme Gewichte.", war es ihm durch den Kopf gegangen, bevor er weitergezählt hatte.
Doch leider war der junge Kartenzeichner kurze Zeit später an Übermüdung eingeschlafen und konnte die anderen Gedanken, welche in seinem Kopf wie Bienen in einem Bienenstock herumschwirrten, nicht mehr ordnen.Hoffend, dass er heute Nacht wieder ein bisschen Zeit zum Nachdenken bekäme, brach die kleine Gruppe nun in der Mittagssonne, die unerbittlich auf die Wüste niederbrannte wieder auf und zog in Richtung der alten Ruinenstadt, in der die Nomaden hausten.
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08.10.2008 18:17
#16
Seine Gefühle zogen ihn noch immer nach Norden, obwohl er noch immer keinen Beweis für seine Theorie hatte, denn es war ein Freund, der sich, wahrscheinlich, auf der Flucht befand. Jedoch zweifelte sein Verstand zunehmend am Sinn dieser Reise. Einfach den eigenen Gedanken glauben, ohne wirklich zu wissen, ob sich der Weg am Ende lohnen würde? Wann würde er einsehen, dass er die Situation falsch eingeschätzt hatte, sofern er das je tun werde, sofern er es überhaupt getan hatte.
Er musste vernünftig sein und weiter bis als an den Rand der Wüste wollte er die Gruppe nicht verfolgen. Sollte seine Vermutung richtig sein, würde er seinen Freund spätestens in Faring finden.
Kurz nachdem er sich diesen Punkt in Erinnerung gerufen hatte, begann er erneut zu zweifeln, ob er nicht umdrehen sollte, bevor er noch mehr Zeit verschwendet. Kurz hatte er auch überlegt, ob Aurelion so handeln würde, doch das wusste er nicht. In letzter Zeit war sein Freund nicht immer leicht einzuschätzen, manchmal reagierte er anders, als noch vor einigen Wochen und Monaten, aber das war nur verständlich. Seit er den jungen Blondschopf das erste Mal in Bakaresh auf dem Marktplatz getroffen hatte, ist sehr viel Zeit vergangen, sehr vieles ist geschehen.
"Die Einhandlehre bei Night Hawk", flüsterte der Jäger leise, während er immer weiter wanderte.
"Das Turnier." Diese prägenden Tage waren nun schon mehr als ein Jahr her, dennoch konnte er sich noch gut daran erinnern.
"Die Flucht nach Norden, nach Myrtana und dem Ende derselben in Faring.", murmelte er leise und erkannte Gleichheiten zu diesen Tagen. Es wirkte fast so, als würde sich die Vergangenheit wiederholen.
"Leben in der Mine von Faring", erinnerte er sich weiter, dachte jedoch in diesem Augenblick nicht an seinen eigenen Start in der Stadt der Orks. Er selbst war direkt zu den Arenakämpfern gekommen, doch sein Freund hatten sie damals zur Arbeit in den Minen verdonnert.
Würde sich die Geschichte wirklich wiederholen?
Für seinen ehemaligen Gefährten hoffte er, dass es nicht so sein werde.
Die Gesamtsituation war noch immer mehr als verwirrend und unklar.
Entschlossen blickte er von der Düne, auf welcher er eben gelaufen war, hinab in die Ferne und erkannte drei Gestalten, von denen zwei etwas größer waren, als die Dritte. Diese stand jedoch den Größeren gegenüber, als würde sie ihnen etwas erzählen, sie anschauen oder beibringen.
"Ein Mensch, der zwei Orks unterrichtet", kommentierte Lasseko das, was er dort sah, sehr emotionslos, aber auch mit einem letzten Rest an Unsicherheit. Solche Konstellationen waren selten in der Wüste, daher war es gut möglich, dass es die gesuchte Truppe war.
Der ehemalige Assassine schaute zu Boden, schüttelte leicht mit dem Kopf und verspürte erneut Unsicherheit, doch warum eigentlich? Er hatte, mit großer Wahrscheinlichkeit, seinen Freund gefunden und könnte ihm die Fragen stellen, die ihn beschäftigen.
Sehr langsam machte er einen ersten Schritt, zog anschließend den anderen Fuß nach und näherte sich der Gruppe.
Es dauerte etwas, bis die Drei den Ankömmling bemerkten. Die beiden Orks schauten ebenso skeptisch wie ihr Lehrmeister, hatten zudem ihre Waffen bereit, doch noch griffen sie nicht an.
Als er sich ihnen genügend nahe stand, erhob er seine Stimme.
"Greift mich nicht an Orks, ich bin auf eurer Seite, ich bin einer eurer Söldner." Nachdem er den Satz gesprochen hatte, zeigte er sein Brandmahl. Die Orks nickten, fast schon zustimmend, aber skeptisch waren sie wahrscheinlich noch immer etwas, speziell deswegen, weil einem nur selten einsame Söldner in Varant über den Weg laufen.
"Ich hatte mich in den Ruinen von Al Shedim verirrt und habe mitbekommen, wie ihr von dort geflohen seid. Ich will auch wieder zurück nach Myrtana", schilderte er den beiden Grünhäuten seine Lage, wenngleich diese nur erlogen war, doch das wussten sie nicht.
Lediglich Aurelion könnte an dieser Geschichte berechtige Zweifel haben, doch er schwieg noch.
Sobald sein Freund etwas Zeit und vor allem Abstand zu den Beiden hatte, würde er mit diesem das Gespräch suchen, doch zunächst beschränkte er sich darauf, seinen Mitreisenden bei ihren Übungen zu beobachten und nach den bösen und feindlichen Nomaden und Wassermagiern Ausschau zu halten. Würden Assassinen auftauchen, könnte er erneut irgendeine Gesichte erfinden, würde schon funktionieren...
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"Ich würde sagen, wir sind genug gelaufen für heute." meinte Hyperius.
"Der Meinung bin ich auch. Lasst uns einen Rastplatz für heute Nacht finden."
"Gute Idee." fügte Tano Ur hinzu.
Die drei Männer zügelten ihr Tempo. Bei einigen großen Felsen hielten sie an.
"Das sieht doch gut aus, oder?" fragte Hyperius, während Tano Ur und Ptah bereits ihr Gepäck ablegten.
"Sollen wir ein Feuer machen?" fragt Tano.
"Es wäre besser, wenn wir eines hätten. Es hält die Tiere ab und heute nacht wird es auch sehr kalt."
"In Ordnung. Ich werde mich nach etwas Brennbarem umsehen. Kommst du mit Ptah?"
Eine halbe Stunde später saßen sie alle um das Feuer herum und tranken Tee.
Hyperius hatte wirklich einen guten Geschmack.
Geändert von Tano (08.10.2008 um 20:37 Uhr)
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Den ganzen Tag über hatte Ptah an einer Lösung für das Telekineseproblem getüftelt. Wenn Magie in allem, um mich herumsteckt, müsste ich die Dinge auch beeinflussen können. Das war der erste Schluss zu dem er gekommen war. Zugleich warf diese Vermutung aber auch neue Fragen auf. Reichte es denn nicht aus sich einfach auf den Gegenstand zu konzentrieren? Wenn nicht welche Rolle spielt es dann, dass in allen Dingen Magie ist?
Es war zum aus der Haut fahren. Er zermarterte sich das Hirn und kam doch auf keine weitere Folgerung. Hatte er etwas übersehen? Gab es Vergleichbares im Alltag? Etwas, das sich ohne ersichtlichen Grund in Bewegung setzte. Spontan fiel ihm nichts ein, aber er sollte den Gedanken im Kopf behalten. Herleitungen aus dem normalen Leben hatten ihm bisher immer geholfen. Möglicherweise war es auch diesmal so.
Später hatte er dann Tano beim Holz sammeln unterstützt. Es war mühsam die dürren Ästchen aufzulesen. Sie überhaupt in der Dämmerung erkennen zu können, strengte an. Durch das Abkühlen der Luft um ihn herum waren seine Finger merkwürdig steif geworden. Ein paar Stöckchen hatte er schon zusammengeklaubt. Nur noch eines., dachte er sich. Und erspähte wenig später mit zusammen gekniffenen Augen das ausgetrockene Holz, das im Halbdunkel aus dem Sand ragte. Er zog es heraus, doch auf halber Höhe entglitt es wieder seinen Fingern. Er bückte sich, vorsichtig um nicht auch noch die schon Aufgesammelten zu verlieren. Als ihm der Geistesblitz durch den Kopf schoss. Ja, wenn man es so anging, sah die Sache schon anders aus.
Das Feuerchen brannte und Tano und Hyperius schlürften ihren Tee. Der Dürre hatte dankend abgelehnt. Klares Wasser war ihm jederzeit lieber. Er räusperte sich und machte sich daran, über die Flammen hinweg seine Überlegung darzulegen.
"Ich habe lange über die Telekinese nachgedacht, Hyperius. Und es war ein schönes Stück Denkarbeit gewesen, bis ich überhaupt ein wenig weiter gekommen bin. Aber ich glaube, dass ich jetzt in der Lage wenigstens etwas vorzuweisen. Nun, etwas schweben lassen. Das klingt... unmöglich. Und doch hast du den Gegenbeweis geliefert. Also habe ich überlegt, ob es auch andere Situationen gibt in denen sich Objekte ohne sichtbaren Auslöser bewegen. Und es gibt sie tatsächlich. Natürlich habe ich auch daran gezweifelt, aber es gibt diese Gelegenheiten. Der Gedanke ist mir vorhin beim Holz sammeln gekommen. Mir ist der Stock aus der Hand gefallen. Warum? Warum ist der Stock gefallen? Weil es nichts gab, dass ihn aufgehalten hat, nicht meine Hand oder sonst etwas. Weil es nichts gab, dass ihn gehalten hat, keine Kraft. Warum strömt Wasser in ein Gefäß, wenn man es darin eintaucht? Es muss etwas geben, dass die Dinge am Boden hält. Oder sie darauf zurückholt, falls man den Bodenhaftung verliert. Vielleicht kann man dieses Phänomen ja mithilfe von Magie umkehren! Wenn ich es schaffe die Magie in der Luft über dem Objekt so zu verringern, ihr also die Magie zu entziehen, dann müsste der Gegenstand nach oben fallen."
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Nachtlager auf dem Weg nach Al Shedim
Es schien eine Interessante Theorie zu sein, die Ptah da hatte, aber sie stimmte nicht ganz und widersprach sich etwas mit der Herleitung. Wenn Dinge nicht von einer Kraft gehalten werden, dann fallen sie, hatte Ptah sich überlegt gehabt und das war auch richtig gewesen, wie Hyperius kurz erläuterte. Nun jedoch fing er an zu erklären, wie man es anpacken müsste, damit es funktionierte. "Ich verstehe nicht ganz, wie du dann darauf kommst, dass ein Stoff nach oben fliegen kann, weil die Magie ihn nicht mehr oben umgibt. Dinge fallen nicht runter, weil unter ihnen keine Magie ist. Sie fallen herunter, weil sie eben herunterfallen. Wieso das genau so ist, kann man nicht sagen. Mit meiner Andeutung, dass die Magie in allem ist, wollte ich darauf hinaus, dass auch Magie in dem Gegenstand, den du zum Schweben bringst enthalten ist. Du lässt die Lichtkugel, die du erschaffst ja auch schweben, weil du die Magie bewegst. Du kannst einen Stoff schweben lassen, indem du mithilfe deiner Magie die Magie im Stoff umklammerst und sie so kontrollierst. Eine andere Art und Weise wäre gewesen zu versuchen direkt Einfluss auf den Stoff zu nehmen, indem du versuchst die Magie in ihm zu kontrollieren, so dass diese Schweben würde.", erläuterte der Lehrmeister, woraufhin er sich einen Schluck Tee verdient hatte, um seine angeschlagene Stimme vom vielen Reden etwas zu schonen.
Um das Ganze noch einmal zu Demonstrieren, vollführte der Adept des Wassers den gewohnten Zauber der Telekinese, wobei er dieses Mal seine Finger stark bewegte und in einem Moment plötzlich die Faust schloss, bevor sich der kleine Stein in die Luft erhob, was wohl dazu diente Ptah noch einmal mit Bildern zu zeigen, wie man den Zauber denn durchführte.
Geändert von Hyperius (08.10.2008 um 21:41 Uhr)
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Tano Ur hörte seinen beiden Gefährten interessiert zu. Er fand es äußerst spannend, was Hyperius seinem Schüler über Magie erzählte.
Er selbst hatte sich nie sonderlich für Magie interessiert. Er bevorzugte etwas handfestere Dinge. Während er den beiden so zuhörte, strich er immer wieder mit dem Finger über die leicht gewellte Klinge seines Dolches.
Als er mit dem Finger die Spitze des Dolches erreicht hatte, hielt er mit der anderen Hand den Griff senkrecht nach oben. Dann lies er denn Dolch los und balancierte ihn nur noch auf einem ausgestrecken Finger.
Der Dolch fiel nach zwei Lidschlägen bereits wieder leise in den Sand. Doch Tano Ur nahm den Dolch wieder in die Hand, strich wieder mit dem Finger über die Schneide und stellte ihn wieder auf seinen Finger.
Und wieder fiel der Dolch hinunter. Tano Ur beließ es bei diesen Versuchen und gab sich wieder damit zufrieden, über die scharfe Klinge des Dolches zu streichen.
Er hörte weiter Hyperius und Ptah zu, doch seine Augen wurden immer schwerer. Langsam wurden die Erklärungen Hyperius' immer leiser und leiser.
Tano Ur legte seinen Dolch neben seinen Sitzplatz und ließ sich langsam nach hinten fallen. Auch Hyperius und Ptah hatten nun aufgehört zu reden. Er schloss seine Augen und genoss die Ruhe der Wüste.
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