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Die Rückkehr
Viele Personen traf ich im Laufe meines Lebens. Manche davon haben mich imponiert, einige haben mich inspiriert, doch der Großteil von ihnen hat lediglich ein tiefes Gefühl der Abscheu in mir erzeugt. Ich sah wie die Orks mit eiserner Hand über das Land herrschten. Ich sah wie die Menschen erstarkten und erneut Versuche unternahmen die Herren ihrer selbst zu werden. Städte wurden zerstört, wieder aufgebaut um kurz darauf wieder vernichtet zu werden. Herrscher starben und ihre Nachfolger brachten wieder Neuerungen...Verbesserungen, wie sie es nannten. Doch eines änderte sich all die Jahre nicht. Ganz egal wie mächtig und angesehen ein Mann oder Ork auch war, sie wurden stets nur von ihren Gefühlen geleitet. Einst glaubte ich mich erhaben über diesen Makel. Frei von der Last der Gefühle. Liebe, Freundschaft, Mitleid...diese Dinge existierten für mich nicht. Erst die erneute Begegnung mit meinem verstorbenen Bruder zeigte mir, dass man alleine in dieser Welt nicht überleben konnte. Freundschaft...früher war dies für mich nur ein leeres Wort gewesen ohne jegliche Bedeutung. Ich glaubte, dass man sich auch durch Loyalität und Gehorsam den Rücken stärken konnte, doch dem war nicht so.
Gestorben durch die Hand eines Wesen, das schon seit Urzeiten nicht mehr auf dieser Welt wandeln hätte dürfen, wurde mein eigenes Fleisch und Blut, mein Bruder, zu einem Wesen, dessen Macht selbst meine Fähigkeiten nicht gewachsen waren. Neu erschaffen durch die Kräfte des Feuers und den unstillbaren Hass der Dämonen zeigte er mir, dass auch ein Hashashin nicht ohne die unersetzbaren Bande der Freundschaft bestehen konnte...
Auszug aus "Chroniken eines Attentäters"
Kapitel XX / Seite LXI
orkische Bibliothek / Faring
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~Wann hört dieser Alptraum endlich auf?~, dachte der Hashashin, sich unter den kaum erträglichen Schmerzen krümmend. Schon seit seinem kurzen "Ausflug" zurück in die Realität hatte sich Calintz diese Frage unzählige Male gefragt, doch nie hatte er eine Antwort bekommen. Dieses Mal jedoch erschien, wie aus dem Nichts, sein feuriger Peiniger vor seinen Augen. Die Stimme des Dämons klang kratzig und unangenehm, doch war sie auch voller Kraft und innerer Stärke. Dank seiner unumschränkten Macht in den Träumen des Weißhaarigen wurden die Worte, die den astralen Mund des Feuerwesens verließen, mehrfach von den Höhlenwänden, die zur Zeit die Umgebung des Szenarios umschlossen, reflektiert.
"Wann dieser Traum endlich endet? Wenn ich deinen Geist wieder freigebe. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Selbst diese kläglichen Versuche von diesem...Magier können dich nicht wieder zurück in die Realität ziehen. Niemand kann das..."
"Aber was hat das alles für einen Sinn?! Was willst du von mir?!"
Ein schauriges Lachen entrann der Kehle seines einstigen Bruders, das dem Kopfgeldjäger eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
"Was ich von dir will? Das fragst du noch? Ich will das, was du mir genommen hast...dein Leben."
"Mein Leben willst du? Dann hol es dir. Ich hänge sowieso nicht daran..."
"Nun, wenn ich das gewollt hätte, wärst du schon seit langem tot. Vielleicht habe ich mich etwas...falsch ausgedrückt. Mit deinem Leben meine ich nicht nur das schwarze, pochende Herz, das dir dein Leben spendet, sondern auch deinen Körper. Das Leben, das du lebst. All deine Fähigkeiten...dein Wissen...alles woran du so sehr hängst werde ich mir nehmen."
"..."
"Sprachlos? Hat dich die Furcht doch noch eingeholt? Das, was dir droht, ist schlimmer als der Tod. Du wirst zwar immer noch in diesem Körper bleiben, kannst aber nichts mehr tun. Der einzige Ort, an dem du noch existieren wirst, werden meine Gedanken sein, wo du auf ewig unter Todesqualen leiden wirst."
"Niemals. Eher sterbe ich, bevor du meinen Körper übernehmen kannst."
"Du glaubst wirklich du hättest eine Wahl? Du irrst dich, mein Bruder. Dein Schicksal hast du schon längst besiegelt."
"Nenn mich nicht deinen Bruder. Du bist nicht mehr der Lighthammer, den ich kennen gelernt habe. Er war vom Feuer Innos erhellt, doch du, was auch immer du sein magst, bist lediglich vom Dämonenfeuer beseelt. Hass beherrscht dein Handeln...nein, du bist nicht mein Bruder..."
"Beherrscht nicht auch dich der Hass? Sind wir uns nichz ähnlicher als du glaubst? Warum denkst du...was ist das? Oh nein...nicht. Meine Macht schwindet. Warum? NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIN!!!!!!"
Plötzlich wurde Cal von einer kräftigen Hand gepackt und nach oben gerissen. Das Feuerwesen, dass vor kurzem noch vor ihm gestanden hatte, blieb jedoch auf seinem Platz und der Dieb konnte sehen wie es, die Hände nach ihm streckend, laut aufschrie. Das Schreien dröhnte dem Hashashin noch in den Ohren, als er endlich wieder seine Augen aufschlagen konnte. Offenbar hatte man ihn in einem holzvertafelten Raum untergebracht. Das Bett, auf dem er lag, stank nach Salz und Erbrochenem. Neben seinem Nachtlager konnte der Weißhaarige Sinistro erkennen, der mit ernster Miene auf ihn herabsah. Seine Hand ruhte auf der Schulter des Meisterdiebes und anhand der halbleeren Phiole, die der Magier in seiner linken Hand umschlossen hielt, konnte der Beliargläubige erkennen, dass ihm der Schwarzhaarige erst kürzlich einen Trank eingeflösst haben musste. Erst jetzt fiel Calintz auf, dass man ihm seine Maske wieder aufgesetzt hatte. Zögerlich hob der Söldner seine rechte Hand und griff sich ins Gesicht um den störenden Schutz abzunehmen. Als dies geschehen war, erhellten sich die Züge des Heilers. Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Der Grünäugige wollte etwas sagen, doch Zasamalel kam ihm zuvor.
"Endlich! Du bist wieder wach!"
Benommen sah der Maskenbauer seinen treuen Gefährten ins Gesicht.
"Wo...wo sind wir?"
"Auf einem Schiff mit Kurs auf Khorinis."
"Ich...brauche frische Luft."
"Geht in Ordnung. Warte kurz, ich helfe dir..."
Der Oberaufseher beugte sich zu dem Weißhaarigen hinab und half ihm aufzustehen. Ein leichtes Wanken erschwerte diesen Prozess, jedoch konnte der Attentäter nicht sagen ob dies von den Wellen, auf dem das Schiff wohl treiben musste, oder seine geschwächten Beine waren. Nun war auch Kyne zur Stelle, der ebenfalls Hand anlegte um den Geschwächten zu stützen. Sinistro hingegen blieb einfach nur sitzen und rieb sich nachdenklich den Nacken. Dann machten sich die Drei auf den beschwerlichen Weg nach oben. An Deck angekommen, befreite sich Cal schließlich von den Armen seiner Begleiter und wankte unsicher zur Reling. Sich darauf stützend, sah er auf das unendliche Meer hinaus, das man von hier aus sehen konnte. Erleichterung überkam den Kopfgeldjäger und vollkommen unerwartet verzog sich der Mund des Ork-Söldners zu einem milden Lächeln...endlich war er wieder frei...
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Schlafend lag Calintz noch immer auf dem Bett in der kleinen Kajüte des Schiffe, das sie sich besorgt hatten. Zasamalel wusste nicht einzuordnen ob es dem Maskenbauer besser ging oder eben nicht.
Der Hashashin machte immer wieder Anstalten aus der ohnmachtähnlichen Trance nicht wieder aufzuwachen. Zumindest hatte der über den schlafenden wachende Söldner so das Gefühl. Aus diesem Grunde war der Oberaufseher richtig froh das sie den Robentragenden Sinistro kennen gelernt und ihn nun bei sich hatten.
Zasamalel saß an der Ruhestätte des weißhaarigen Söldners und sah den schlafenden aus seinen grünen Augen an. Beim Anblick der sich unregelmäßig hebenden Brust, und der unruhigen Atmung wurde ihm wider seines Willens das Herz noch schwerer. Der schwarzhaarige vergrub das Gesicht in den Händen. Er fühlte sich so schwach und ohnmächtig. Obgleich er sich geschworen hatte niemals Schwäche oder Gefühle zu zeigen, kam er nicht umhin zu bemerken das er dies in diesem Moment gerade tat. Diese Erkenntnis ließ unbändigen Zorn in seiner Brust aufwallen.
"Hattest du dir nicht etwas geschworen?" fragte eine wohlbekannte Stimme.
"Cadvan. Wenn du nicht sofort verschwindest, dann werd ich ungemütlich."
Ein schallendes Lachen. Dann Kopfschmerz, so als hätte man ihm einen Holzpflock durch die Schädeldecke getrieben. Unendliches Leid. Der Söldner spürte am Rande seinen Körper auf dem Holzboden aufschlagen. Von einer Sekunde auf die andere war es vorbei. Zitternd und mit einem leichten Druck auf dem Kopf erhob sich der Krieger wieder.
"Wenn du nicht langsam lernst mich zu respektieren, dann wird es noch böse enden. Ich hoffe du lernst das endlich du Dickkopf! Und jetzt wollen wir uns mal dem guten Mann da auf dem Bett zuwenden. Was ist denn mit dem Kerl los, der dich deine Ziele vergessen lässt?"
"Wenn ich das wüsste du Witzbold, dann wäre ich wohl nur halb so besorgt!" entgegnete Zasamalel gereizt.
"Leg deine Hände auf seine Stirn!"
"......"
"Mach was ich dir sage und überlass das denken mir!"
Des Oberaufsehers rechte Hand lag kurzerhand so auf der Stirn des schlafenden, als wolle er sehen ob selbiger fieberte.
Zasa fühlte sich für einen Moment lang unendlich erleichtert. Dies Gefühl ließ aber alsbald wieder nach.
"Dieser Mann ist dem Tode geweiht. Seine Vergangenheit wird ihn das Leben kosten." die Stimme Cadvans klang besorginsserregend kraftlos.
"Was meinst du damit? Das werde ich nicht zulassen!" schrill hatte der Oberaufseher diese Worte herausgeschrieen.
Die körperlose Stimme blieb Stumm.
"Komm zurück. Sag mir was du weißt!" verlangte Zasamalel immer wieder. Mit jedem Mal bei dem die Worte über seine Lippen kamen veränderte schwang ein wenig mehr Wut und Verzweiflung mit.
Irgendwann sank er einfach an der hölzernen Bordwand des Schiffes herunter, schlang seine Arme um die angezogenen Knie und ließ den Kopf auf dieselben sinken. Eine einsame Träne bentzte die Haut des Oberaufsehers.
Geändert von Zasamalel (24.02.2008 um 11:26 Uhr)
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Die Nacht auf dem Schiff und in der kleinen Kajüte war anstrengend für den Magier, denn immer noch traute er den drei Männern nicht über den Weg. Und sein Problem hatte sich verschärft, nachdem auch Calintz gestern Abend wieder erwacht war, die Kajüte verlassen hatte und erst wieder eintraf, als der Hohepriester bereits seine Augen geschlossen hatte und schlief. Die Schwäche hatte ihn übermannt, seit drei Tagen hatte er nur leicht geschlafen und war immer darauf gefasst, sich den Angriffen zweier Orksöldner erwehren zu müssen. Vergangene Nacht hätten es sogar drei sein können.
Der Trank der Lebensgeister, den Sinistro seinem Patienten eingeflößt hatte, schien anzuschlagen, endlich, denn alle bisherigen Versuche waren erfolglos geblieben. Oder sollte es sich um etwas anderes gehandelt haben? Sollte die Seeluft Calintz Linderung verschafft haben? Wobei- die Seeluft konnte er ja bereits in Kap Dun atmen.
Der Magus hatte gegrübelte und versucht, genau herauszufinden, was sich geändert hatte, wie es sich geändert hatte, wo der Grund dafür liegen könnte, dass sein Trank nun doch Wirkung zeigte- und war über seinen Gedanken eingeschlafen, tief und fest, bis er eben erwachte und seinen Kopf langsam von rechts nach links drehte.
Er hatte die Augen noch nicht komplett geöffnet, schon roch er, dass gestern Nacht die drei Männer auch wieder die Kajüte aufgesucht haben mussten, der Geschmack in seinem Mund, der Geruch von Salz und das Schaukeln des Schiffes taten ein Übriges, dass der Grünäugige sich an seinen Magen fasste und schnell von der Hängematte aufsprang, sich einen der herumstehenden Eimer griff und mit einem gequälten und würgendem Geräusch das entleerte, was er am vorherigen Tage noch gegessen hatte. Sein Magen begann gerade, sich zu beruhigen, er selber war zur Reling gerannt und hatte den Eimer mit Meerwasser gefüllt, war auf der Suche nach Trinkwasser fündig geworden und konnte seinen Mund ausspülen, als ihm bewusst wurde, dass er eben Zasamalel sah, wie er sich über Calintz gebeugt hatte, wie er…
Zasamalel, wahrscheinlich war er der Grund dafür, dass es Calintz so schlecht ging und er war wohl auch der Grund dafür, dass der Hohepriester nicht in der Lage war, in den Geist des Maskenträgers einzudringen. Wütend riss der Grünäugige nun die Kajütentüre auf und fand sein Opfer auf dem Boden kniend, die Beine angewinkelt, den Kopf beinahe zwischen den Knien- Sinistro stoppte und beugte sich herunter, ließ seinen Körper langsam neben den des Oberaufsehers gleiten und dann begann er leise zu sprechen:
„Ich…nein, lass mich anders anfangen, junger Mann. Du kennst mein Geheimnis, denn ich habe es dir offen gelegt. Und ich kenne dein Geheimnis, ich habe- nun, ich habe dich gesehen, wie du über Calintz gebeugt warst. Ich denke, ich weiß nun, weshalb er die Augen nicht aufmachen wollte. In gewisser Weise bist du schuld. Du weißt es auch, sonst würdest du nicht hier sitzen, beinahe zusammengebrochen. Mit welchen Mächten, die du nicht kontrollieren kannst, hast du dich eingelassen? Wer gab dir den Auftrag, Calintz langsam zu töten, ihn zu quälen, ihn aus dieser Welt zu vertreiben? Und wie hast du es angestellt, dass ich keinen Zugang zu seinem Geist erhalte? Bisher bin ich nie bei so etwas gescheitert. Überhaupt, wer steckt dahinter? Und ist es das Leben dieses Mannes wirklich wert, sich auch noch mich zum Feinde zu machen? Wobei- vielleicht täuschen mich ja auch nur meine Augen und du erzählst mir nun, wie sich die Geschichte wirklich zugetragen hat?“
Die Worte waren langsam und mit bedacht gewählt, er wollte Zasamalel nicht einschüchtern oder ihn verschrecken, er wollte ihm nur zeigen, dass er zuhörte, dass er da war und dass er wartete- wartete auf Antworten.
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"Du....................du meinst, ich hätte etwas mit dem Zustand Calintz´ zu tun?"
Ein Lachen entfuhr der Kehle des Oberaufsehers. War es wirklich eine derartig eindeutige Verhaltensweise des Kriegers gewesen? Nun, selbst wenn dem nicht so war, wollte er dem Magier nicht wirklich noch mehr Grund geben ihn als Schuldigen anzusehen.
"Hör zu. Magier.........." das letzte Wort kam ihm nur in verächtlichem Ton über die Lippen "......ich habe nicht die geringste Ahnung weshalb du nicht fähig bist logisch zu denken. Weshalb sollte ich mir Sorgen um jemanden machen, den ich umzubringen versuche? Für meine Begriffe widerspricht sich eine derartige vorgehensweise doch, oder etwa nicht?"
Sinistro schien etwas verwirrt. Einen Augenblich lang sah er den Söldner nachdenklich an.
"Unrecht hast du nicht. Aber..........."
"Es gibt kein aber." Zasas Augen durchbohrten den Robenträger fast schon, während er sich dazu entschloss demselben zu erzählen was wirklich passiert war.
"Ich werde dir erklären was wirklich passiert ist. Und sei gewarnt. Sollte es irgend jemand anderes erfahren, dann gibt es keinen Ort auf dieser Erde an dem du sicher vor mir wärest! Ich bin selbst unsicher weshalb, doch wohnen in dem Körper der hier vor dir steht zwei Seelen. Diese zweite Seele, die ich meine gehörte einem Schwarzmagier namens Cadvan. Er hatte scheinbar schon im Säuglingsalter von mir Besitz ergriffen, sich mir aber erst vor kurzem offenbart. Und als ich mich vorhin über Calintz gebeugt hatte, habe ich für ihn eine geistige Brücke zwischen den beiden aufgebaut, sodass Cadvan versuchen konnte herauszufinden was mit Cal los ist."
"Ein Schwarzmagier?" ungläubig starrten die durchdringenden grünen Augen des Mannes den Schwertmeister an.
"Das ist gefährlich. Wenn dieser Magier......Cadvan.............die Kontrolle über dich gewinnt, dann gnade dir Beliar! Werd ihn los, oder verlier nie die Kontrolle. Du hast die Wahl. Ich wäre dir behilflich falls du dich für ersteres entscheidest.Aber erzähl mir doch erstmal was er herausgefunden hat!"
"Er hatte nur gemeint das Calintz´ Vergangenheit ihn das Leben kosten wird! Mehr weiß ich leider nicht. Ich wünschte es wäre anders."
Nachdenklich und mit leerem Blick starrte der Magus in die Luft.
"Warum habe ich das nicht herausfinden können? Irgend etwas stimmt an dieser Geschichte nicht!" murmelte der Schwarz gewandete vor sich hin.
Zas schüttelte nur den Kopf. Magier waren ihm schon immer irgendwie suspekt gewesen. Doch seit er Cadvan und Sinistro kannte verstärkte sich dieses Gefühl nur noch.
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„Und was, wenn du die Kontrolle schon verloren hast? Was, wenn Cadvan deinen Körper nur noch benutzt… so lächerlich, wie du es jetzt hinstellen möchtest, ist diese Theorie nicht, Krieger“, auch dieses Wort kam verächtlich aus dem Mund des Hohepriesters. Ihm war zuwider, wie sich dieser Zasamalel aufspielte, wie er sich für etwas Besseres hielt und versuchte, seinen Dickkopf durchzusetzen, ohne Rücksicht auf Verluste.
„Denk einfach mal drüber nach und du wirst feststellen, dass ich- selbst wenn du es gerade nicht verstehst- tatsächlich nach einer Möglichkeit suche, deinem Freund zu helfen. Und zwar deinem Freund, nicht meinem. Ich kenne den Mann mit der Maske, ich kenne Calintz gerade einmal eine Woche- und ich riskiere mein Leen für ihn, weil ich mich verantwortlich fühle. Und was machst du? Sitzt hier und lässt dem Magier in deinem Kopf freie Bahn. Vielleicht so freie Bahn, dass du nicht einmal weißt, dass du ihn langsam umbringst. Oberaufseher, fang doch bitte einfach an ein wenig zu denken und mach dir klar, dass zumindest ich auf deiner Seite stehe, wenn es darum geht, den Weißhaarigen zu retten. Wie das mit dem Magier in deinem Kopf ist, weiß ich nicht- und wenn du ehrlich bist, dann weißt du es auch nicht. Und mir gefällt eindeutig nicht, dass ich nicht in der Lage bin, in Calintz Geist vorzudringen, aber dein Mitbewohner dazu fähig sein soll- ganz im Ernst, seine Kräfte sich geschwächt und deine Magie ist kaum spürbar, es widerspricht sämtlicher Logik, dass du mehr herausgefunden haben solltest als ich. Es sei denn… es sei denn, Calintz öffnet sich dir mehr als mir…“
Die letzten Worte hatte der Grünäugige nur noch zu sich selber gesprochen und er versank in Gedanken. Dennoch- die Arroganz, das Gehabe Zasamalels, sie gingen ihm auf die Nerven. Wieso wurde alles auf einmal so kompliziert, wenn man es mit Kriegern zu tun hatte? Der Dämonenbeschwörer wusste keine Antwort darauf.
Seine rechte Hand traf nun den Orksöldner an dessen linken Arm.
„Kennst du denn die Vergangenheit deines Freundes? Vielleicht hat der Schwarzmagier in deinem Kopf Recht- nur, dann sollten wir über die Vergangenheit des Maskierten informiert sein. Also, was weißt du von ihm?“
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Wie sich doch das Blatt wenden konnte. Seit knappe einer Woche ging der Zwist der beiden nun schon hin und her. Und nun war der Oberaufseher an einem Punkt angelangt, an dem er seinem "Gegner" zugestehen musste einen Volltreffer gelandet zu haben.
Es war wirklich nicht so, als wolle Sinistro Calintz schaden, was er von der körperlosen Stimme in seinem Kopf nicht mit Sicherheit behaupten konnte.
Zerknirscht presste der Schwertmeister zwischen den Zähnen hervor
"Du hast Recht. Wir wollen beide dasselbe: Calintz helfen. Zu unserem Unglück muss ich allerdings sagen, das ich auch nichts weiß. Er hatte mir nie etwas von sich erzählt."
Zasamalel wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher als die Fähigkeit Gedanken lesen zu können. Er wusste nicht was er tun sollte. Das was er Sinistro gesagt hatte würde wohl nicht wirklich helfen. Fast schon glaubte der Söldner Mitleid im Blick des grünäugigen zu sehen.
"Es wundert mich nicht, das du es nicht weißt. Er hüllt sich gerne in Schweigen, was sich selbst betrifft!" Sorgenvolle Blicke flogen dem Maskenbauer zu, ehe sich die beiden Gesprächspartner wieder ansahen, wobei in jedem Blick das Flehen mitschwang, das einer der beiden eine Lösung finden möge.
"Redet ihr von mir?" tönte eine den beiden wohlbekannte Stimme. Zasamalel fuhr herum. Er hatte gehofft das der Hashashin noch etwas länger schlief. Zumindest so lange bis die Diskussion beendet gewesen wäre.
"Ja. Du musst uns helfen, wenn wir dir helfen sollen Calintz. Erzähl uns von dir..................und deiner Vergangenheit!" Sinistro hatte sich als erstes wieder gefangen.
Geändert von Zasamalel (24.02.2008 um 17:29 Uhr)
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Kyne stand am Bug des Schiffes und blickte auf das weite, unendliche Meer hinaus. Die Sonne stand am Himmel, es war wolkenlos und trotzdem kalt. Er seufzte schwer, eine seltsame Leere beherrschte ihn und sonderte ihn von den anderen ab, er brauchte Zeit für sich und seine Gedanken. Schwere Stiefeltritte verrieten das Näher kommen einer Person, der Krieger versuchte sich ein Lächeln abzuringen und mit einem ‚Mir geht’s gut, danke.’ Zu signalisieren, dass er seine Ruhe haben wollte.
„Min Jung, du stehst hier jetzt schon ne’ geschlagene Stunde und starrst aufs Meer hinaus. Heimweh?“, die kratzige und rauchige Stimme eines Seebären. Kyne drehte sich nicht um, schaute ihm nicht in die Augen und ließ sich nicht ablenken.
„Es ist alles in Ordnung.“, murmelte er und kratzte sich am Kinn. Der Seebär kramte etwas aus seiner Tasche, ein kurzes Zischen war zu hören und Kyne roch Tabak.
„Soll ich dir mal was erzählen, min Jung?“, fragte der Seebär und fuhr fort, ohne eine Antwort abzuwarten, „Ich war auch mal so ein junger Hüpfer wie du und wusste nicht, was ich machen will.“
„Schade, dass es nicht mein Problem ist. Ich weiß … was ich mache.“
„Klingst aber nicht sehr überzeugt.“
„Mh … Vielleicht hast du recht, alter Mann.“, sah Kyne ein und blickte seinen Gesprächspartner an. Wettergegerbte Züge und stahlgraues Haar, die Pfeife lose im Mundwinkel.
„Also. Ich war genauso jung wie du und habe von allen Seiten alle möglichen Dinge gehört, die mit dem Verlauf meiner Zukunft zu tun hatten. Medok mach dies, Medok mach lieber das, Hey, Medok, geh zur Armee. Solche Sachen. Jeder meinte, nur weil ich noch am überlegen war, mir meine Zukunft zu formen und Entscheidungen für mich zu treffen. Irgendwann, wie du, stand ich auch nur noch da und habe mich gefragt, wo denn der Sinn in allem ist.“
„Was? Woher weißt du …?“, fragte Kyne und blickte den Alten erschrocken an. Woher konnte er das nur wissen?
„Ach, ich seh’s dir an, min Jung. Doch es gibt einen Sinn, auch wenn dir Leute einzureden versuchen, dass es ihn nicht gibt. Und den Sinn des Lebens hast du genau dort drin.“, mit einem seiner langen, knochigen Fingern tippte ihm der alte Seebär auf die Brust, wo das Herz war. „Sei dein eigener Herr und lass dich nicht von anderen leiten. Tu das, was du willst. Lebe dort, wo du leben willst. Höre auf dein Herz, min Jung.“
„Und wie ist es ausgegangen, was bist du geworden?“, fragte Kyne und blickte den Matrosen an.
„Tja, min Jung. Ich bin Matrose geworden und bins noch heute. Zufrieden, ganz und gar. Also, mach dir keene Gedanken und achte meine Worte. Gib deinem Leben einen Sinn. Tschüss dann.“
Ein freundliches Nicken war das Ende dieses Gespräches. Der alte Mann drehte sich um und schlenderte hustend und pfeifend in Richtung des Hecks, ließ den Jüngling mit seinen Gedanken alleine.
Er hatte Recht.
Ja, das Leben machte oberflächlich betrachtet keinen Sinn, da stimmte er Sinistro zu. Wenn man jedoch das ganze überschaute, wurde doch etwas deutlich. Der Mensch selbst gibt dem Leben den Sinn, es herrscht kein vorgeschriebener.
Und Kyne wüsste, wie er seinem Leben wieder einen Sinn geben würde. Bald, nach dem Abenteuer … er wüsste, was er machen würde.
Mit einem zufriedenem Lächeln begab sich der Mann unter Deck, zu den anderen, wollte er doch nicht alles, was mit dieser Geschichte zu tun hatte, verpassen.
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Irgendwie hatte sich der Kopfgeldjäger immer noch nicht ganz von seinen träumerischen Erlebnissen erholt. Die Müdigkeit hatte ihn, nach seinem kurzen Ausflug an Deck, übermannt und ihn wieder für etliche Stunden an das Bett gefesselt, was eigentlich, in seinen Augen, höchst ungewöhnlich war. Schließlich hatte der Weißhaarige die letzten Tag fast nur "geschlafen". Wahrscheinlich hatte er sich dank seiner Alpträume trotzdem nicht erholen können. Sein Schlaf war tief und fest, doch irgendwann wurde Calintz, aus unerfindlichen Gründen, wach. Der Dieb brauchte nicht lange um zu verstehen, was um ihn herum los war. Sein treuer Söldner-Gefährte saß zusammengekauert am Boden der kleinen Kajüte und Sinistro hatte sich vor diesem aufgebaut. Man hätte erwarten können, dass die beiden soeben einen heftigen Disput hinter sich hatten, aber ihre Gesichter zeigten keine Anzeichen von Verärgerung. Zumindestens nicht das Gesicht des Heilers, denn Zasamalels Gesicht konnte der Hashashin, aufgrund der Bettdecke, die seine Sicht etwas versperrte, nicht vollkommen sehen. Erst schienen die Zwei überhaupt nicht zu bemerken, dass der Maskenträger aufgewacht war, doch als sich der Ork-Söldner, mit etwas angeschlagener Stimme, meldete, wandten sie ihre Aufmerksamkeit dem Mann mit den Feueraugen zu. Es vergingen einige Herzschläge, bis ihn schließlich der grünäugige Magus aufforderte ihnen von seiner Vergangenheit zu erzählen. Bei diesen Worten überkam Cal Müdigkeit und Trauer. Er war es Leid von den alten Tagen zu erzählen. Zu viel Schmerz lag darin, vor allem jetzt, nachdem ihm das Feuerwesen in aller Ausführlichkeit seine Fehler aufgezeigt hatte, die der Maskenbauer gemacht hatte. Doch genügte nur ein Blick in die durchdringenden, grünen Augen seiner Gefährten und ihm wurde klar, dass sie nicht locker lassen würden, bis sie alles über sein früheres Leben wussten. Jedoch stellte der Axtkämpfer zuvor noch eine einzige Bedingung:
"Nun gut. Ich will euch erzählen, was ihr wissen wollt...aber holt zuerst Kyne. Schließlich kann ich ihn schlecht über Bord werfen und er soll auch erfahren, wie das Leben seines...Lehrmeisters bislang verlaufen ist."
Zasamalel zögerte ein wenig, bis er dem Wunsch seines ehemaligen Lehrers nachkam. Zurück blieben nur noch der schwarzhaarige Magier und sein "Patient". Der Heiler strafte ihn mit Schweigen und als der Attentäter dem Blick seines Gegenübers nicht mehr standhalten konnte und wollte, wandte er sich ab und begann sich seine Stiefel und sein Hemd wieder anzuziehen. Schließlich wollte der Meisterdieb seine Geschichte nicht im Bett liegend erzählen. Kurz bevor Calintz dies geschafft hatte, kehrte Zasa mit dem Speerkämpfer im Schlepptau zurück. Schnell streifte der Weißhaarige auch noch den zweiten Stiefel über und richtete sich dann langsam auf. Sein Magen knurrte leise, als der Hashashin mit seiner Erzählung begann.
"Da wir nun vollkommen sind, dürft ihr nun meiner, in euren Augen sicher falsch verlaufenen, Vergangenheit lauschen. Ach ja...ihr dürft euch ruhig setzen. Das Ganze dürfte etwas länger dauern."
Calintz wartete bis seine drei Begleiter einen Sitzplatz gefunden hatte und begann dann, unruhig auf und ab gehend, zu erzählen:
"Also, wie ihr vielleicht schon erraten habt, komme ich ursprünglich aus Khorinis. Ich wurde dort geboren und von meinen Eltern ausgesetzt. Dies geschah, wie ich später erfuhr, lediglich um mich zu schützen. Offiziell war mein Vater ein Heilkundiger, verheiratet mit einer weißhaarigen und geheimnisvollen Frau. Zwar weiß ich es nicht mit Bestimmtheit, doch es muss wohl allgemein die Meinung vertreten worden sein, dass sie eine Hexe war, die meinen Vater mit einem Fluch belegt hatte. In Wahrheit war es aber weitaus nicht so schlimm. Sie war nur die Tochter eines Attentäterpärchens. Mitglieder des berüchtigten Ordens der Hashashin..."
Der Ork-Söldner legte eine kurze Pause ein, um das erzählte auf seine Zuhörer wirken zu lassen. Dann setzte er fort:
"...Allerdings waren meine Großeltern unter den Hashashinen in Ungnade gefallen, da sie die Aussichtslosigkeit der Lage erkannt hatten und rechtzeitig geflohen waren, bevor die Paladine sie erwischen konnten."
"Aber was, in Beliars Namen, ist der Orden der Hashashin?"
"Nun, dieser Geheimorden war wohl der meist gefürchteste Attentäterbund, der je gegründet worden war. Sie hatten ihre Finger überall im Spiel: Politik, die Stadtwache, angesehene Adelige...niemand war vor ihnen sicher. Das schlimmste an ihnen war jedoch, dass sie nicht nur des Geldes wegen töteten, sondern aus reiner Freude am Töten. Sie waren die unumstrittenen Meister ihres Faches. Eines Tages erkannte der König die Gefahr, die seinem Reich drohte und es wurde ein regelrechter Kreuzzug gegen diese...Brut veranstaltet. Viele Paladine verloren ihr Leben dabei, doch schlussendlich schafften sie es, beinahe alle Hashashine zu vernichten. Meine Großeltern flüchteten zu dieser Zeit und lebten ein argloses Leben. Wie sie starben ist mir nicht bekannt, aber wohl weiß ich, dass der letzte Anführer des Ordens, Tondrius al-kat-a Crave, meine Eltern tötete. Nur mein Bruder Lighthammer überlebte das Attentat, da er zu dieser Zeit in der Stadt Khorinis für einen Alchimisten arbeitete.
Das Alles habe ich erst erfahren, wie ich meinen Bruder zum ersten Mal getroffen habe. Damals war ich zufällig auf einen Untoten gestoßen, der die Weltherrschaft an sich reißen wollte und die unangenehme Eigenschaft hatte, dass jeder, der durch seine Hand starb ebenfalls zu einem Untoten wurde. Zu dieser Geschichte komme ich jedoch später wieder zurück.
Meine eigene Kindheit habe ich als armer, heimatloser Dieb verbracht, der sein Leben lang nur davon lebte, was er sich, ohne zu bezahlen, beschaffen konnte. Wie ihr wisst bin ich auch heute noch ein Dieb. Zwar stehle ich eher Leben als Gold, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Auf jeden Fall ergab sich mir damals die Möglichkeit die Stadt zu verlassen und mich den Söldner bei Onars Hof anzuschließen. Halsabschneider, Verbrecher und Geächtete fristeten dort ihr Dasein und so war ich also in bester Gesellschaft. Unter meinesgleichen wie man so schön sagt..."
Erneut legte der Kopfgeldjäger eine kleine Pause ein, trank einen Schluck Wasser und setzte sich dann in eine der Hängematten, die von der Decke der kleinen Kajüte hingen. Verträumt schweifte sein Blick in die Ferne und, ohne seine Gefährten anzusehen, setzte er seine Geschichte fort.
"Es dauerte eine Weile bis ich erkannte, dass ich nicht auf ewig bei den Söldnern bleiben würde. Ich verließ Lee und seine Bande. Meine Fähigkeiten waren damals schon sehr ausgeprägt, was das Stehlen anbelangte und in Khorinis hatte ich mich, durch einige Diebeszüge, eher...sagen wir einmal unbeliebt gemacht. Inoffiziell war wohl auf meinen Kopf ein Kopfgeld ausgesetzt. Auf jeden Fall suchte ich schließlich Zuflucht bei den Templer, Gurus, oder wie sie alle hießen. Das war eine ruhige Zeit...
Eines Tages kam dann die Sache mit diesem Untoten. Eigentlich scherte ich mich selten um das Wohl der Anderen, doch dieses eine Mal war mir das Schicksal der Insel nicht gerade gleichgültig. Eine Armee aus untoten Kriegern hätte auch für mich eine ernstzunehmende Bedrohung dargestellt. Also folgte ich Tondrius in eine Höhle, in der er sich zurückgezogen hatte. Lighthammer folgte mir aus freien Stücken. Ich hielt ihn damals für einen ziemlichen Schwächling und Versager, da er als Parfümeur im Innoskloster tätig war. Dass ich mit ihm verwandt war, wusste ich zu dieser Zeit noch nicht. Dies wurde mir erst klar, als wir das Höhlensystem, in dem sich unser Feind versteckte, genauer unter die Lupe nahmen. Ganz offensichtlich war es einmal ein Versteck der Hashashin gewesen. Nach einigem hin und her erfuhren wir alles über unsere Vorfahren und stellten uns schlussendlich dem Untoten. Der Kampf war hart und forderte seine Opfer. Lighthammer starb durch die Klinge von diesem Tondrius. In einem letzten, verzweifelten Angriff gelang es mir dieses Monstrum zu vernichten und ich verbrannte meinen Bruder um ihn davor zu bewahren noch einmal von den Toten aufzuerstehen..."
Eine schwarze Träne rann dem Weißhaarigen über die Wange. Die Erinnerung an seinen Bruder war schmerzvoll. Vor allem, weil er jetzt wusste, dass der Lighthammer, den er einst gekannt hatte nur noch ein Wesen war, dem es nach Rache und Zerstörung dürstete. Stille war in die kleine Kajüte eingekehrt. Niemand getraute sich etwas zu sagen. Erst als sich der Dieb wieder gefangen hatte, begann er wieder zu sprechen:
"Tja, und dann...wurde Khorinis von den Orks überrannt. Ich zog mich in die Wälder zurück und versteckte mich vor unseren pelzigen Invasoren. Irgendwann, ich musste schon Monaten auf der Flucht gewesen sein, griff ich in einem Anflug von Todessucht eine Ork-Patrouille an. Man nahm mich gefangen, brachte mich nach Myrtana und schickte mich in die Mine von Faring. Irgendwann stieg ich in den Reihen der Orks auf, machte mir einen Namen als zuverlässiger Kopfgeldjäger und wurde zu einem treuen Söldner der Orks...und jetzt sitze ich hier. Auf einem Schiff, das zurück in meine Heimat fährt. Mit meiner Vergangenheit im Nacken und einem Fluch auf meiner Seele. Was gibt es dazu wohl noch groß zu sagen..."
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Hatte sich der Maskenträger nun Mitleid erwartet? Oder Mitgefühl? Oder wollte er seine Geschichte einfach nur loswerden? Sinistro konnte es nicht sagen, doch sie halt, half ihm dabei, einen klaren Gedanken zu fassen.
„Mir persönlich ist egal, was in deiner Vergangenheit vorgefallen ist. Ich werde darüber nicht urteilen können, denn ich habe es nicht am eigenen Leibe erlebt. Und das hat keiner von uns und so denke ich, dass auch die anderen beiden sich zwar eine Meinung gebildet haben, aber kein Urteil abgeben werden. Doch genug davon.
Denn ich denke, wir sollten wohl alle zusammen mit deiner Vergangenheit abschließen. Weshalb nun ausgerechnet wir vier hier versammelt sind- ich glaube, das war eine Fügung des Schicksals. Aber ohne irgendjemandem zu Nahe treten zu wollen- mit Dämonen kenne ich mich aus und mit solch einem Wesen ist nicht zu spaßen. Wir sollten versuchen, unsere Differenzen…“, der Magier schwieg einen Moment und suchte nach den richtigen Worten, „gemeinsam an einem Strang zu ziehen, das war es, was ich sagen wollte. Und dazu gehört wohl Vertrauen. Sicherlich wird der ein oder andere sich Fragen, weshalb mir Dämonen nicht unbekannt sind. Und da wir ja nun schon einmal hier in so kleiner Runde versammelt sind und es auch noch um Vertrauen geht, vertraue ich euch nun etwas an: ich stamme aus dem Kastell, bin ein Schwarzmagier, ein Beschwörer. Und ein Heiler- ich würde mir nie erdreisten, mich diesen Faches zu rühmen, wenn ich nicht wirklich bewandert darin wäre. Nun, aber was die Heilung unseres Freundes hier angeht… sie dürfte… schwierig werden. Denn ich kann gegen den Dämon in ihm nicht ankämpfen, er ist bereits zu stark und lässt sich nicht mehr bannen. Also werden wir einen anderen Weg suchen müssen, gegen dieses Wesen anzukämpfen. Vielleicht… vielleicht kann ich es bannen und unter meine Kontrolle bringen, wenn es uns gegenüberstehen sollte. Nur- dazu benötige ich eine Menge Kraft und Unterstützung.“
Zasamalel nickte und blickte zu Boden, die Geschichte seines Freundes schien ihn berührt zu haben, doch war er sich scheinbar genauso unsicher, wie er Calintz helfen konnte, wie auch Sinistro.
„Und wo genau war diese Höhle? Ich meine, irgendwo auf der Insel muss sie doch sein? Und wenn du von den Hashashin sprachst, die diese Höhle genutzt hatten- hast du sie denn schon ausgeräumt? Oder ist da noch Etwas zu holen?“
Kyne und Calintz würden wohl nie wirkliche Freunde werden, soviel stand für den Beschwörer fest. Aber das mussten die beiden auch nicht, so lange man sicher gehen konnte, dass sie sich nicht gegenseitig umbringen wollten.
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Eine sehr traurige Geschichte. So traurig, dass Kyne keine Tränen für sie übrig hatte. Verdammter Mitleidhäscher, das war die passende Bezeichnung für den Meisterdieb und Kopfgeldjäger. Er war böse, abgrundtief böse, da war es nur gerecht, was ihm geschehen war. So ist es nun mal auf der Welt, auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Das war der Lauf der Dinge. Um seinen Standpunkt, den, dass er Calintz nicht gerade freundlich gegenüber stand, zu untermalen, spann er die Lüge fort, dass er nur aus Gründen des Reichtums gefolgt war.
„Und wo genau war diese Höhle? Ich meine, irgendwo auf der Insel muss sie doch sein? Und wenn du von den Hashashin sprachst, die diese Höhle genutzt hatten- hast du sie denn schon ausgeräumt? Oder ist da noch Etwas zu holen?“
Kalt sprach er die Worte aus und ließ sie wirken. Calintz’ Gesicht blieb unbewegt, ebenso dass Sinistros, der nur eine Braue hochgezogen hatte. Auf Zasamalels Gesicht war wohl am meisten zu lesen. Er war überrascht und erschrocken.
„Sag mal, dir ist Taktgefühl fremd, oder?“, fragte der Oberaufseher und blickte seinen ehemaligen Schützling böse an.
„Warum sollte ich IHM Mitleid spenden und meine Meinung wegen seiner ach so traurigen Geschichte zurückhalten oder gar ändern? Er ist und bleibt ein unmenschlicher Bastard, egal was nun geschehen sein mag.“
Eine beruhigende Geste seitens Calintz unterband weiteren Streit. Natürlich, jetzt wollte er den spielen, der ohne Umstände akzeptierte, was andere über ihn dachten.
„Also, noch mal zum mitschreiben: Ist da was in der Höhle zu holen oder bin ich nur umsonst mitgekommen und hätte mir den ganzen Aufwand sparen können?“, fragte er schroff und blickte den Meisterdieb mit unverhohlenem Hass an. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
„Ich weiß nicht, was sich in der letzten Zeit geändert hat.“
Kyne sparte sich einen Fluch und lehnte sich zurück, drei Augenpaare auf sich gerichtet.
„Hoffen wir, dass du mir die Strapazen dieser Reise anders geldlich machen kannst. Lass dir gesagt sein, Weißhaar, dass ich nur weiter mit euch reise, weil ich von einem toten Lehrmeister nur wenig lernen kann. Ich kann dich zwar so wenig leiden wie meinen Vater damals, aber im Gegensatz zu ihm hast DU noch einen Nutzen.“
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Langsam erhob sich Calintz von dem Fass, auf dem er gesessen hatte und richtete seinen Blick auf Kyne, der nur wenige Schritte entfernt von ihm stand. Es ging dem Weißhaarigen schon erheblich besser, auch wenn er sich immer noch einigermaßen geschwächt und niedergeschlagen fühlte. Eine eisig kalte Brise fuhr durch das glatte Haar des Maskenbauers und zerzauste seine Haarpracht, die der Dieb seltsamerweise offen trug. Normalerweise bändigte der Kopfgeldjäger seine Haare in einem Pferdeschwanz, doch heute wollte er einmal das Meer um sich herum am ganzen Körper spüren. Vollkommen unverfälscht und natürlich. Allerdings schien ihm das nicht so recht zu gelingen. Zum Einen deshalb, weil das Wetter alles andere als freundlich war, und zum Anderen, weil ihm die Worte, die der Speerträger am Vortag von sich gegeben hatte, nicht aus dem Kopf gingen. Nun wusste der Hashashin woran er mit seinem "Gefährten" war. Doch konnte dies der Beliargläubige so nicht akzeptieren. Er musste einmal ein ernstes Wörtchen mit seinem Schüler wechseln und dafür war jetzt genau der richtige Zeitpunkt. Also ging der Söldner langsam auf den Schwarzhaarigen zu und blieb erst stehen, als er nur noch einen Schritt von dem Blauäugigen entfernt war. Keine Gefühlsregung war in seinem Gesicht zu lesen. Für einen Moment war der Dieb wieder der gefühlskalte und undurchschaubare Attentäter, der er einst einmal gewesen war. Seine Worte waren wohl bedacht und die kurze Aussage des Speerkämpfers hatte vollkommen genügt um endlich herauszufinden, warum ausgerechnet er ihnen gefolgt war.
"So, Blauauge...deine gestrigen Worte haben mir ganz klar gezeigt, warum du uns von Faring weg bis hier her gefolgt bist und ganz offensichtlich bin ich auch zum Teil selbst daran Schuld. Ich habe dich gelehrt, dass Gier eine sehr wichtige Eigenschaft für einen Dieb sein "kann". Treibst du es zu weit, hast du jedoch schon verloren. So wie ich dich kenne, bist du wahrscheinlich nur auf deinen eigenen Vorteil aus. Ohne Bezahlung kommt von dir keine Leistung."
"Da hast du auch verdammt noch mal Recht."
"Mund halten. Hör mir zu und verstehe...was ich dir sagen zu versuche. Glaub mir, ich habe schon zu viel in meiner Zeit als Dieb erlebt um dir schlechte Ratschläge zu erteilen. Wie du weißt mache ich das generell eher selten, doch dieses eine Mal solltest du mir "wirklich" Glauben schenken. Du bist stur...eingefahren in deiner Meinung und laut dir selbst immer im Recht. Diesen Eindruck habe zumindestens ich von dir gewonnen. Das mag manchmal positiv sein und manchmal negativ, aber ich will jetzt nicht deine Lebenseinstellung kritisieren oder gar über den Haufen werfen. Mir ist wichtig, dass du erkennst, dass ich nicht dulden werden, wenn du auch nur den kleinsten Versuch unternehmen würdest das Erbe meiner Vorfahren zu stehlen, bist du des Todes."
"Na jetzt reg dich doch nicht gleich so auf. So wie ich das verstanden habe, waren die sowieso alle nicht mit dir verwandt. Zumindestens der Großteil nicht..."
"Das mag sein, aber ich bin der letzte des Ordens und demnach gehört alles, was in dieser Höhle gelagert wurde, mir."
"Was heißt hier wurde? Die Schätze werden wohl immer noch dort sein, oder?"
"Nun ja...das ist eine gute Frage. Schließlich ist der Eingang eingestürzt, nachdem ich den Untoten besiegt hatte."
"Was?! Das darf doch nicht wahr sein! Heißt das etwa, dass es dort nichts zu holen gibt?!"
"Du hast es erfasst."
"Und was, in Beliars Namen, mache ich dann noch hier?"
"Tja, du versuchst wohl die Gunst deines Lehrmeisters zu erlangen, damit wir deine Ausbildung irgendwann einmal vollenden können."
"Pah...deine Gunst erringen? So ein Schwachsinn. Du bringst mir bei was ich wissen muss und damit basta. Schließlich bist du mir noch etwas schuldig und wenn du willst, dass ich dir nach Khorinis folge, dann will ich bare Münze sehen..."
"Geht in Ordnung. Dann bleibst du wohl besser hier. Früher habe ich mir zwar eingebildet, dass Gier auch eine Eigenschaft ist, auf die man sich verlassen kann, aber in letzter Zeit bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher. Also wird es wohl das Beste sein, wenn du auf dem Schiff bleibst."
"Aber..."
"Es ist deine Entscheidung...wir sehen uns."
Mit diesen Worten wandte sich der Weißhaarige von seinem Gesprächspartner ab und machte sich auf den Weg in die Kajüte. Dort würde er auf den Speerkämpfer warten, denn irgendwie hatte der Maskenträger das Gefühl, dass die Sache mit diesem kurzen Gespräch noch nicht ausdiskutiert war...
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Kynezu konnte mit Mühe seine Wut bändigen und schenkte seinem Lehrmeister nur einen eiskalten und sicherlich auch tödlichen Blick in den Rücken. Einige Minuten stand er da und wusste nicht, ob er dem Rat des Mannes Folge leisten und auf dem Schiff verharren sollte, oder ihm hinterher stürmen und dermaßen das maskierte Gesicht verbeulen, dass er noch morgen etwas davon hatte.
Schlussendlich entschied sich Kyne dafür, ihm ruhig zu folgen und die ganze Sache etwas … freundlicher und ohne Todweihende Drohungen zu klären. In der Kajüte fand er ihn, Zasamalel und Sinistro waren nicht da.
„Hey, Calintz.“
Der Dieb drehte sich um, mit einem harten und finsteren Ausdruck im Gesicht. Kyne interessierte das nicht.
„So, jetzt mal Klartext. Ich bin wie jeder Orksöldner ein käuflicher Mann, tue für Geld einige Sachen, von denen manches sogar ziemlich unschön sein kann. Aber ich lege NIE das Leben eines Menschen über das Geld. Niemals. Menschenleben sind mehr wert als ein paar schnöde Münzen, die das Gewissen beschweren, da sie mit Blut gewaschen sind.
Also. Ich folge euch aus dem Grunde, dass ich hoffe, in meinem Lehrmeister noch einen Funken Menschlichkeit zu finden, nicht der Schätze wegen. Die sind mir einerlei. Es geht mir darum, einem … … Freund … … zu helfen.“
Sogar ihn selbst überraschten die Worte, ebenso auch Calintz, der etwas bedeppert schaute und erst keine Worte fand.
„Nur um die Sache zu klären. Mir geht es darum, dass du nicht wie der ausgemachte unmenschliche Schlächter durch Faring rennst, sondern … ich weiß nicht … gut wirst?“
Es war mehr eine Frage denn ein richtiger Grund. Calintz nickte.
„War’s das?“
„Ja, das war’s.“
„Also bleibst du auf dem Schiff?“
Kyne grinste verschlagen.
„Das hättest du wohl gerne. Vielleicht gibt es ja wirklich was zu holen. Und selbst wenn nicht, kann ich jemandem durch meinen Speer wenigstens helfen.“
Calintz schüttelte mit einem seltsamen Grinsen den Kopf.
„Auch wenn’s mich selbst überrascht, das zu sagen … danke.“
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Zasamalel hatte gegen Mittag den Ausruf "Land in Sicht" gehört.
Langsam kam die Insel Khorinis Näher. Wie lange schon hatte der ehemalige Gardist dies Land nicht mehr erblicken dürfen. Nun hielten sie genau darauf zu. Freudige Erwartung stieg in ihm auf.
Seine grünen Augen vor Freude blitzend auf das Meer gerichtet stand er an der Reling des Schiffes. Von Zasamalel unbemerkt verstrichen die Stunden.
Bald schon würden sie ankommen. Bei diesem Gedanken wiederum machte sich der Krieger Sorgen. Fragen brannten ihm auf den Lippen, die zu stellen er eigentlich nicht wagen wollte.
Er hörte die Wellen am Holz des Schiffsbugs brechen. Wieder einmal vergass der Söldner seine Umgebung. Und das war wie er an der Dolchspitze an seiner Kehle bemerkte ein Fehler.
Eine vertraute Stimme raunte dem Söldner ins Ohr
"Auch bei einem so schönen Anblick wie dem des Meeres musst du achtsam sein: Habe ich dir das nicht beigebracht?"
"Calintz. Natürlich. Wer sonst?" meinte der schwarzhaarige mit einem lächeln in der Stimme.
"Irgend etwas stimmt nicht. Ich beobachte dich schon länger. Zu lange um nicht zu bemerken das du dir Sorgen machst."
"Sag mir. Was erwartet uns dort?" fragte der Innosgläubige nun wider besseren wissens mit dem Finger auf die vor ihnen liegende Insel zeigend.
"Ich weiß es nicht. Vielleicht der Tod. Oder schlimmeres!" Calintz´ vom Feuer erfüllte Augen richteten sich nachdenklich in die Ferne. So kannte Zasa seinen ehemaligen Lehrmeister nicht. Es passte nicht zu dem Hashashin das er sich derart verletzt und gramerfüllt zeigte.
Seufzend stützte der Schwertmeister seine Ellenbogen auf die Reling und spähte schweigend weiter über das Meer gen Khorinis. Sich auf das schlimmste vorbereitend schloß er die Augen und genoß nebenbei die Sonnenstrahlen, die die Luft zu milder Temperatur erwärmten.
Geändert von Calintz (26.02.2008 um 17:56 Uhr)
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Diese Fahrt auf dem Schiff bekam dem Magier viel schlechter als alle vorherigen- sein Magen spielte verrückt, sein Kopf wurde vom Wellengang ebenso durchgeschüttelt und die restlichen Körperteile versagten zwar nicht ihren Dienst, doch hatten sie sich darauf beschränkt, dem Magus das Gleichgewicht zu ermöglichen und halbwegs zu funktionieren.
Die Nacht war inzwischen hereingebrochen und reges Treiben hatte an Deck eingesetzt, das der Hohepriester jedoch nicht beobachtete, sondern einfach geschehen ließ. Er hatte genug damit zu tun, auf den Beinen zu bleiben und den Wellen des Meeres nicht komplett zu erliegen.
„Ich könnte mich sofort ins Kastell teleportieren, jederzeit wäre ich dazu imstande, sogar jetzt und in meinem Zustand. Doch irgendwie – dieser Dämon, der von Calintz Besitz ergriffen hat- ich weiß, dass ich ihn kontrollieren kann, dass er mir unterlegen sein wird, in jeder Hinsicht. Ich werde ihn unter meine Herrschaft stellen, ihn als meinen Verbündeten nehmen, um zu beweisen, welche Macht ich habe, um zu zeigen, wie sehr ich die Magie beherrsche. Und nebenbei auch noch dieser Cadven- auch ihn werde ich bezwingen, denn die beiden Spielen momentan ein Spiel mit mir- versuchen es zumindest, denken, ich sei einer jener einfachen Männer, mit denen sie ihr Spiel treiben können“, Sinistros Gedanken kreisten unentwegt um diese beiden Kreaturen.
Sicherlich wollte er versuchen, dem Orksöldner mit der Maske zu helfen, doch mit dem Moment, als er erfahren hatte, weshalb er nicht in der Lage war, den Weißhaarigen zu heilen, wurde mehr daraus. Sein Ego war gekränkt worden, er war beleidigt worden, als wäre er eine Schachfigur und nicht selber derjenige, der die Fäden in der Hand hielt. Man hatte ihm des Gefühls beraubt, Herr seines eigenen Handelns zu sein. Und nun wollte der Beschwörer sich selber und der Welt (die zu diesem Zeitpunkt wohl nur aus den Leuten auf dem Schiff und vor allem drei ihn begleitenden Orksöldnern bestand) beweisen, dass er mehr war als eine Figur auf einem Spielbrett.
Das Schiff hatte inzwischen den Hafen erreicht, doch der Kapitän wollte zunächst nicht, dass irgendjemand an Land ging.
„Ihr wisst nicht, wie es hier inzwischen zugeht, es ist aus dem Ruder gelaufen, seitdem die Orks die Insel überrannt haben“, verteidigte er sich vor den drei Orksöldnern, die sich vor ihm aufgebaut hatten und ihn anwiesen, endlich den Steg zur Kaimauer herabzulassen.
„Bei Tageslicht, keine Sekunde früher“, raunte der Seebär und drehte sich um, die Diskussion schien für ihn beendet.
„Nun, werter Mann- was, wenn meine Gefährten und ich dir den doppelten Preis für das bezahlen, was du bereits geleistet hast. Das Geld für die Überfahrt hast du ja bereits erhalten. Sagen wir, dieselbe Summe und du lässt uns sofort von Bord gehen. Wir… wir wollen uns schnellstmöglich ein eigenes Bild von der Situation hier vor Ort machen. Also?“ der Grünäugige, dessen Magen immer noch leicht rebellierte, war hervorgetreten. Er wollte endlich diese Höhle betreten, wollte sich dem Dämon stellen, der ihn verfolgte, seitdem er in den Geist des Mannes mit den schwarzen Augen eingedrungen war.
Der Kapitän hatte seine Bewegung gestoppt, zumindest das Angebot schien einen gewissen Reiz zu haben. Nun klag es an den anderen Dreien, noch ein wenig zuzugeben.
„Und überleg mal“, schoss es aus Zasamalels Mund, „wir verteidigen, so lange wir das Schiff verlassen, sicherlich den Aufgang. Sobald wir an Land sind, kannst du die Planke wieder entfernen und du hast deine Ruhe. Und denk mal drüber nach, inwieweit sich irgendjemand deinem Schiff nähern wird, wenn wir es jetzt verlassen. Die denken doch alle, wir kommen zurück und sind nur die Vorhut, auf dem Schiff sind sicher die kräftigeren Kämpfer.“
Ein Raunen, ein Nicken und die Meinung des bärbeißigen Alten hatte sich geändert. Sicherlich tat das Gold, das der Magier zahlte, sein Übriges- doch auch die Tatsache, dass sämtliche Menschen, die auf der Kaimauer standen und das neu angekommene Schiff anstarrten, den vier Männer breitwillig Platz machten und sich eine Gasse bildete, durch die sie gehen konnten, versetzte den alten Mann in Hochstimmung.
Geändert von Sinistro (27.02.2008 um 00:07 Uhr)
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Es war ein komisches Gefühl für den Weißhaarigen gewesen, als die Vier mitten in der Nacht das Schiff verlassen hatten und in Khorinis an Land gegangen waren. Eigentlich hatte sich Cal gedacht, das ganze würde recht unauffällig von der Bühne gehen und nicht allzu sehr Aufregung verursachen, doch bei ihrer Ankunft hatte sich scheinbar das ganze Hafenviertel versammelt um die Fremdlinge zu begutachten. Die meisten von ihnen waren spindeldürr gewesen und hatten vollkommen verdreckte Kleidung am Leib getragen. Offenbar hatte die, einst so wichtige, Hafenstadt viel durchgemacht, seitdem der Söldner die Insel verlassen hatte. Allgemein schien Khorinis in einem sehr schlechten Zustand zu sein. Dort wo sich früher der Adel und die obere Schicht aufgehalten hatten, waren nun nur noch Halsabschneider und zwielichtige Personen mit verdecktem Gesicht anzutreffen. Selbst die Taverne, in die der Hashashin seine Begleiter geführt hatte, damit sie sich dort etwas stärken konnten, war schon lange nicht mehr das, was sie einst einmal gewesen war. Die Preise waren viel zu hoch gewesen und das Mahl, dass ihnen der missmutige Wirt vorgesetzt hatte, war alles andere als schmackhaft. Trotzdem hatte sich der Dieb, der alle anfallenden Kosten übernommen hatte, nicht beschwert und bezahlte den verlangten Betrag. Obwohl seine Begleiter ihn bedrängt hatten, in der Stadt zu verweilen und wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu finden, war Calintz hart geblieben und hatte die kleine Gruppe aus Khorinis mitten in die Wildnis geführt. Allerdings hatte sich der Kopfgeldjäger selbst hier beobachtet gefühlt. Die verschlagenen Blicke der zwielichtigen Gestalten, die den Weg der Drei von der Taverne zum Stadttor aufmerksam verfolgt hatten, schienen immer noch auf dem Maskenträger und seinen Gefährten zu ruhen.
Es war ein langer Marsch gewesen, bis zu der kleinen Höhle, in die sie ihr Nachtlager aufschlugen und vor allem die zwei Söldner Kyne und Zasamalel schienen nicht mehr gewillt in irgendeiner Form Arbeit zu verrichten. Deswegen macht sich der Beliargläubige, mithilfe der magischen Kräfte Sinistros, daran ein Lagerfeuer zu entzünden und erklärte sich dann bereit die ganze Nacht über Wache zu stehen. Schließlich fühlte sich der Meisterdieb wieder um einiges schlechter seit sie an Land gegangen waren und das letzte was er jetzt brauchen konnte war ein nie endender Alptraum. Seltsamerweise fiel es ihm nicht schwer die Augen offenzuhalten und so konnte sich der Mann mit den flammenden Augen voll und ganz seinen Gedanken widmen. Die ganze Zeit über, seit der Maskenbauer wieder bei vollem Verstand war, fragte er sich, was sie wohl erwarten würde. War all das erlebte, die Träume, nur eine reine Wahnvorstellung gewesen? Was war, wenn sich Calintz irrte? Vielleicht war die Höhle, zu der er seine Kameraden führen wollte, immer noch fest versiegelt und sein Bruder war garnicht auferstanden. Und was würde wohl geschehen, wenn Lighthammer wahrhaftig in Form eines Dämons wieder in dem ehemaligen Hashashinversteck anzutreffen war? Konnte man ihn überhaupt besiegen oder war dies nur ein reines Selbstmordkommando?
Die ganze Nacht über, bis in die frühen Morgenstunden, quälten den Hashashin Fragen dieser Art und zum ersten Mal in seinem Leben freute sich der Weißhaarige darüber, dass die Sonne aufging. Nebel stieg zwischen den Bäumen auf und der Tau, der auf all den Grashalmen und Blättern sich gesammelt hatte, glitzerte wie kleine Lichtpunkte aus dem grauen Schleier hervor. Gebannt verfolgte der Meisterdieb das morgendliche Schauspiel und er wurde erst aus seinen Gedanken gerissen, als plötzlich neben ihm Sinistro auftauchte und zu ihm sagte:
"Wahrhaft eine Augenweide, nicht wahr?"
Stumm nickte der Söldner. Zu Zweit sahen sie dem kleinen Wunder der Natur zu und warteten, bis sich der Nebel verzog. Dann machte sich Cal daran seine beiden Söldnerkollegen aufzuwecken. Sie mussten weiter...
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Das Feuer in Calintz Augen war immer noch nicht verschwunden, auch nicht nach dem heutigen Marsch, den er dennoch wieder beinahe wie in Trance vorantrieb, um endlich das von ihm vorgegebene Ziel zu erreichen.
Der Hohepriester hatte versucht, die Eindrücke zu verarbeiten, die sich ihm geboten hatten- die Insel, die er einst als seine Heimat bezeichnet hätte, hatte sich zweifellos verändert.
Die Wege, die einst täglich genutzt wurden, waren von Pflanzen zugewuchert, nur noch Trampelpfade erinnerten daran, dass hier Menschen lebten, die die Stadt aufsuchten. Es gab keine Reisenden mehr, denen man begegnete, was aber viel wichtiger und eindrucksvoller war, ist die Tatsache, dass selbst die Tiere diese Umgebung mieden. Keine Vögel waren zu hören, den ganzen Tag über blieb es still und nur der Wind setzte die Zweige der Bäume in Bewegung, was dem Dämonenbeschwörer das Gefühl gab, in einer irrealen Welt zu wandeln, auf den Spuren eines Mannes, der sich selber bereits verloren hatte. Ob seine Begleiter diese Wahrnehmung teilten?
Der Maskenträger schien nur noch die Höhle in seinem Kopf zu haben, die ihn antrieb, wieder und wieder dazu führte, dass er seine Mitreisenden anherrschte, sie sollen sich doch beeilen. Kyne spuckte mehrmals verächtlich hinter dem Weißhaarigen auf den Boden, doch noch waren alle drei Männer davon überzeugt, dass ihr Führer den Weg kannte- und dass er auch genau wusste, weshalb er sie hier her führte. Sie hatten das Gebäude passiert, das einst dem Wirt Sador als Heim und vor allem Einnahmequelle diente- die Taverne war nur noch ein Schatten dessen, was sie einst war. Genau genommen… Sinistro konnte und wollte gar nicht beschreiben, was er sah, ihm kamen sofort Erinnerungen, wie häufig er diesen Ort aufgesucht hatte und welche Menschen er dort bereits getroffen hatte. Waren sie inzwischen alle im Reiche Beliars?
Weiter hatte sie der Weg geführt, dorthin, wo sich der Magier auskannte, schon von weitem hätte man es erkennen müssen- doch er wusste selber, dass dem nicht so sein könnte, schließlich stand sein heim nun an der Grenze der Wüste, stand dort, wo das Meereswasser sich einen Weg ins Landesinnere gebahnt hatte auf einem wohl ebenso hohen Berge. Nachdem sie die Kreuzung erreicht hatten, die auf den Berg und somit an den ehemaligen Standort des Kastells führte, musste sich der Schwarzmagier eingestehen, dass inzwischen nichts mehr darauf hindeutete, dass früher Schwarzmagier und andere Männer- das vor Jahren er selber hier einen Weg hinauf lief, um sein Labor, seine Heimat zu erreichen.
Der Magus hob den Kopf und versuchte sich zu erinnern, wie dieser Weg genau den Berg hinauf lief, versuchte sich zu erinnern, wie häufig er ihn gegangen war und versuchte sich daran zu erinnern, wer außer ihm diesen Weg hinauf bestritten hatte.
Der Orksöldner mit den dunklen Augen sagte nichts, er blickte den Hohepriester nur kurz an und man merkte, wie er den Magier dazu aufforderte, endlich weiter zu schreiten.
„Keine Zeit und keinen Platz für Sentimentalitäten“, flüsterte der Grünäugige zu sich selber und so hatten sie, nachdem sie die letzte Nacht so verbracht hatten, dass der Hohepriester einen Blick auf den Berg werfen konnte, der nun unbewohnt und unbebaut war, ihren Weg fortgesetzt, waren aufgebrochen in Richtung Jharkendar.
Sie kamen langsam voran, aber sie kamen voran. Calintz treib mehr und mehr, sein Elan kehrte zurück, noch mehr, er forderte seine Begleiter regelrecht dazu auf, sich zu beeilen, sich keine Zeit zu lassen und vor allem, ihm zu folgen. Die Reisenden passierten gerade ein Waldstück, als der maskierte anhielt und sich umblickte.
„Hier… genau hier müsste es gewesen sein. Wir müssen nach Westen. Los“, waren seine Worte, die sich dem Magus eingeprägt hatten und durch die sich zwar nichts an der Situation änderte, die aber wieder einmal deutlich machte, dass sie ohne Calintz aufgeschmissen gewesen wären. Andererseits- ohne ihn wären sie gar nicht in dieser Situation.
Der Mann mit dem weißen Haar kämpfte sich seinen Weg durch das Gestrüpp, seine Waffe schwang und Äste sowie Zweige fielen zu Boden, sein Körper bewegte sich elegant und schnell, als hätte er nie etwas anderes getan, als diese Waffe zu führen. Doch auch die beiden anderen Orksöldner wollten ihm in nichts nachstehen und bahnten sich nun gemeinsam ihren Weg durch das Unterholz, den Magier hinter sich lassend, aber nicht vergessend.
Sinistro beobachtete seine Mitstreiter, beobachtete, wie sie ihren Weg erkämpften, wenn auch gegen wehrlose und sich nicht bewegende Gegner. Und er bemerkte, wie Calintz seine Waffe aus der Hand fiel. Schnell hatte er sich geduckt und sie wieder an sich genommen, doch sein kleiner Fehler blieb nicht unbemerkt.
„Hey, was überrascht dich? Das ist ne Felswand. Nichts von wegen Höhle“, spottete Kyne, doch der Maskenbauer hieß ihn zu schweigen.
„Siehst du die Steine da vorne. Ordentlich aufeinander geschlichtet, als wären sie Mauern? Siehst du die die Regelmäßigkeit?“
Kyne nickte.
„Dort war er, ich bin mir sicher. Und er war verborgen, verborgen unter all dem, was nun hier diese Mauern bildet. Ich… nicht verständlich“, die letzten Worte hatte Calintz eher verschluckt als gesprochen.
Und wieder folgte die Aufforderung, ihm zu folgen.
Der Magier hielt sich zurück, blieb ein wenig hinter den anderen- ihm war diese Geschichte nicht geheuer, er spürte, wie sich ein dunkler Schatten auf seinen Geist zu legen versuchte, ein Schleier, der seine Sinne trübte. Doch so weit war es noch nicht, zunächst einmal folgte er den drei Orksöldnern, die nun bereits in die Höhle vorgedrungen waren.
„Hier… drei Türen… Fallen…“, der Dämonenbeschwörer vernahm nur noch Wortfetzen von dem, was die Söldner von sich gaben, sie waren zu weit entfernt. Dieser Raum schien groß, sehr groß- und wurde nun magisch von Sinistros Licht erleuchtet.
Die Wände glitzerten in Silber, sie waren von kleinen Streifen durchzogen, pulsierenden Adern, aus welchem Material sie waren, konnte der Hohepriester nicht erkennen. Und auch nicht erspüren, er war ihm komplett unbekannt. Zasamalel, Kyne und Calintz standen am anderen Ende dieses Höhlenabschnittes vor drei Türen, die mittlere war einladend geöffnet, da die Männer sich nun aber zurück auf den Weg zu Sinistro machten, schienen es mehrere Auswahlmöglichkeiten zu geben.
Die drei Orksöldner diskutierten angeregt.
„Du kennst die Fallen, du kennst- du kennst- du kennst…“, meckerte Kyne, doch Zasamalel schaffte es, den jungen Riesen zu beruhigen.
Ein Knall war zu hören, die eben noch offen stehende Türe hatte sich in einem Luftzug geschlossen- und alle vier waren zusammengezuckt, als sie das Geräusch überrascht hatte.
„Die Türe ist… nun wohl geschlossen- und welchen Weg wir wirklich einschlagen, sollten wir vielleicht nach einer kleinen Rast beratschlagen. Und nachdem wir alle wirklich notwendigen Informationen haben, nicht wahr, Calintz?“ ertönte die Stimme des Schwarzmagiers. Der Maskenträger blickte kurz zu ihm.
„Dann- lasst uns Rasten, und unsere Kräfte sammeln. Und vielleicht sollten wir ein Feuer entzünden. Sinistro?“
Der Hohepriester nickte und ein paar Augenblicke später und mit seiner Hilfe war erneut ein Feuer entstanden, an dem sich die Reisenden wärmen konnten.
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Calintz war verzweifelt. Immer und immer wieder hatte der Dieb seine Gefährten zur Eile getrieben. Niemals hatten sie eine längerere Rast einlegen dürfen, damit der Weißhaarige endlich Gewissheit hatte. Und nun, da sie an dem gut verborgenen Ort angelangt waren, hatten sie das vorgefunden, was der Hashashin insgeheim befürchtet hatte. Die Höhle war wieder geöffnet worden und die Steine, die einst den Eingang verschüttet hatten, lagen nun schön aufeinander geschlichtet in einigen Metern Entfernung. Irgendjemand, oder irgendetwas, musste wahrhaft mächtige Magie beherrschen um so etwas zu vollbringen. Zumindestens erschien dies dem Meisterdieb so, denn diese neu entstandenen..."Mauern" schienen vollkommen perfekt. Als ob die Steine dafür bestimmt waren genau so übereinander zu liegen, wie sie es nun taten. Das mulmige Gefühl, das sich im Magen des Kopfgeldjägers eingenistet hatte, wollte selbst dann nicht verschwinden, als er, begleitet von seinen Gefährten die Höhle betrat. Wie beim letzten Mal, beeindruckte Cal schon alleine die gewaltige Vorhöhle, die einst von den Hashashin in den Berg getrieben worden war. Der Maskenbauer hätte das magische Licht, das Sinistro aus dem Nichts hervorbeschwor, nicht benötigt um zu wissen, dass von diesem Raum aus drei Türen weg führten. Die linke führte zur ehemaligen Waffenkammer und Bibliothek des Ordens, die mittlere mündete, nach einem guten Dutzend an Fallen, die größtenteils schon entschärft waren, in die Grabkammer, aus der auch Tondrius gekommen war und die rechte führte in Richtung Folterkammer. Leider wusste der Beliargläubige über diesen dritten Gang nur herzlich wenig Bescheid, denn Lighthammer und er hatten nicht wirklich die Gelegenheit gehabt ihn zu erforschen.
Seltsamerweise fiel dem Maskenträger erst jetzt auf, dass die Höhlenwände von verschnörkelten, silbrigen Adern durchzogen waren. Zwar wusste er nicht ob diese lediglich durch das beschworene Licht des Heilers sichtbar geworden war, oder schon immer zu sehen gewesen war, doch schien es sich um irgendein Metall zu handeln. Allerdings konnte dies kein Material sein, dass von den Schmieden Myrtanas benützt wurde, denn der Söldner hatte noch nie gesehen, dass sich der Rohstahl, den die Handwerker üblicherweise zu dem gewünschten Objekt formten, von einem pulsierenden Leuchten durchzogen war. Das Licht, das von den Adern ausging war sehr schwach, doch wenn man genau hinsah konnte man es entdecken. Es schien fast, als ob diese Adern die Blutbahn des Berges waren, in dem sie sich nun befanden. Verwirrt gab der Axtkämpfer einige Worte von sich, dessen Bedeutung ihm selbst nicht ganz klar war. Die Erinnerung an diesen Ort stieg wieder in ihm auf und in sein Magen zog sich dabei schmerzvoll zusammen. Am liebsten hätte sich der Dieb in diesem Moment übergeben, doch war kaum etwas in seinem Magen, dass der Körper wieder hergeben konnte. Als dann auch noch die offene Tür, aus unerfindlichen Gründen ins Schloss fiel, verspürte er wirkliche Angst. Angst, vor dem unbekannten, dem unergründlichen...Angst vor seiner Vergangenheit und vor allem Angst vor dem hasserfüllten Wesen, dass in diesem Moment wohl durch die verlassenen Gänge des Höhlensystems schlich und sich drauf und dran machte die Eindringlinge zu besuchen...
Doch der Weißhaarige musste sich zusammenreißen. Er hatte immer noch die Leitung der kleinen Gruppe inne, auch wenn dies nie wirklich ausgesprochen worden war. Jetzt hieß es einen kühlen Kopf bewahren. Also schlug der Meisterdieb, so gelassen wie möglich vor, um dem ganzen Ambiente ein kleines bisschen von seiner Unheimlichkeit zu nehmen, ein Lagerfeuer zu entzünden und die Nacht hier zu verbringen. Der Vorschlag stieß auf allgemeine Zustimmung und mithilfe der magischen Kräfte des Heilers brannte alsbald ein wärmendes Feuer in der Mitte der Höhle. Es dauerte nicht lange, bis sich alle zur Ruhe begaben und Cal, wieder einmal, die erste Wache übernehmen durfte. Eigentlich war es sowieso das Beste für ihn, denn er wusste genau, dass diese Nacht ihm keine Ruhe bieten würde. Also stellte sich der Ork-Söldner einige Meter von dem Lagerfeuer entfernt auf, zog seine Waffe und starrte in die Dunkelheit die ihn umgab. Seine lichtempfindlichen Augen ließen jedoch die ewige Nacht, die in diesem Höhlensystem herrschte, zu einem grauen Schleier werden, der dem Axtkämpfer nahezu perfekte Sicht bot.
Eine schiere Ewigkeit stand der Weißhaarige nun schon diszipliniert im Dunklen, hinter sich das leise prasseln des brennenden Lagerfeuers hörend, und hielt Wache. Hier, in diesem Berg gab es keine Zeit. Zwar war sich der Kopfgeldjäger vollkommen sicher, dass es noch Nacht sein musste, doch konnte man nicht einmal erahnen wie spät es ungefähr war. Plötzlich spürte der Beliargläubige, wie die Luft um ihn herum wärmer wurde. Das Knistern der brennenden Äste, die das Lagerfeuer hinter ihm nährten, wurde lauter und ein beängstigendes Gefühl stieg in dem Kämpfer auf. Schnell wie der Blitz, kampfbereit, wirbelte Cal herum und musste mitansehen, wie sich die Flammen, um die herum seine Gefähren friedlich schlummerten, vergrößerten. Sie wuchsen und wuchsen. Bald waren hatten sie sogar die Größe des Hashashins um mindestens einen Kopf überschritten. Dann begannen die Flammen sich zu verformen. Langsam aber sicher deutete sich ein halbwegs menschlicher Körper ab. Erst formten sich die Beine, dann die Arme, dann der Kopf und zu guter Letzt erschienen zwei Glutbrocken im Gesicht des Flammenwesens...sie sollten wohl die Augen darstellen. Als das Wesen einen Schritt aus der Feuerstelle herausmachte, wich Calintz instinktiv einen Schritt zurück. Er wusste genau, dass seine Fähigkeiten diesem Dämon nichts entgegenzusetzen hatten, doch verwunderte es ihn, dass seine Gefährten immer noch nicht aufgewacht waren, doch dies wollte der Söldner so schnell wie möglich ändern. Ein lautes "Vorsicht" entrann seiner Kehle...doch es folgte keine Reaktion seitens seiner schlafenden Gefährten. Unbeirrt steuerte das Feuerwesen weiter auf ihn zu. Seine Schritte hinterließen keine Spuren auf dem kahlen Höhlenboden und doch schien der Körper des Feuerdämons lichterloh zu brennen. Calintz versuchte ein zweites und drittes Mal seine Begleiter zu wecken, doch auch dieses Mal hatte der Dieb kein Glück. Nach dem dritten Versuch ertönte plötzlich ein schallendes Gelächter im Kopf des Weißhaarigen. Die Stimme war tief, rau und unangenehm, doch der Beliargläubige konnte sich ihr nicht versperren. Ein schmerzvolles Keuchen drang aus der Kehle des Gepeinigten und mit schmerzverzerrtem Gesicht presste er fest seine linke Hand gegen sein Stirn, als ob dies etwas helfen würde.
"Aaaargh! Raus aus meinem Kopf! Verschwinde!"
~Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich diesem Wunsch folge leisten werde.~
"Was willst du?!"
~Nur das, was mir rechtmäßig zusteht...deinen Körper.~
"Niemals...eher sterbe ich."
~Ihr Menschen seid seltsam. Du hast mir dies schon vor wenigen Tagen angedroht...denkst du wirklich du hättest eine Wahl?~
"Natürlich...habe...ich...eine...Wahl."
~Tztztztz...du wirst es wohl nie lernen. Das Schicksal hat mich zurück in diese Welt gebracht und es ist meine Bestimmung Schrecken und Zerstörung über die Lande zu bringen. Diese unwürdige Menschenbrut muss endlich vernichtet werden.~
"Und...was glaubst...du...was du jetzt...bist? Der Inquisitor...Beliars?"
~Oh nein. Ich diene nicht Beliar, auch wenn er sich freuen wird so viele Seelen in seinem Reich begrüßen zu dürfen. Ich bin mein eigener Herr. Niemand kann mir etwas vorschreiben oder befehlen. Und niemand ist meiner Macht gewachsen.~
"Ach...ja? Dann lass...uns das einmal herausfinden."
Mit einem Kampfschrei auf den Lippen erhob sich der Ork-Söldner aus seiner gekrümmten Haltung und stürmte auf seinen Gegner zu. Das Axtblatt seiner treuen Waffe durchtrennte den Leib des Feuerwesens, das nicht einmal Anstalten machte sich zur Wehr zu setzen, und hätte einen normalen Ork oder Mensch auf der Stelle tot umfallen lassen. Allerdings hatte es Calintz mit Lighthammer...einem Dämon zu tun. Der war alles andere als gewöhnlich. Also durchschnitt die Klinge zwar den flammenbedeckten Leib des Auferstandenen, richtete jedoch keinen Schaden an. Dafür begann die Waffe plötzlich von innen heraus zu glühen. Das heiße Metall glitt dem Dieb aus der Hand und landete mit einem schmatzenden Geräusch auf dem harten Steinboden. Gebannt musste der Weißhaarige zusehen, wie seine Waffe sich in glühende Lava verwandelte und sich schließlich vollkommen auflöste. Die blanke Furcht stand in den Augen des Kopfgeldjägers geschrieben, als er seinen Blick wieder auf das Antlitz seines Gegenübers lenkte.
~Jetzt bin ich dran...~
Das Feuerwesen breitete seine Arme aus und schwebte blitzschnell auf den Söldner zu. Der flammende Körper schien durch den Söldner hindurchzusausen, doch in Wahrheit nutzte Lighthammer seine dämonischen Kräfte um mit dem Körper seines Bruders zu verschmelzen. Von der Wucht des Aufpralls zurückgeschleudert, landete der Maskenbauer unsanft auf dem Boden. Kaum hatte er sich von dem Schlag erholt, wollte der Beliargläubige sich wieder erheben und seinem Gegner erneut entgegentreten, doch seine Glieder schienen ihm nicht mehr zu gehorchen. Zwar konnte der Meisterdieb immer noch mit seinen Augen sehen und alles genauestens beobachten, doch stand sein Körper nun unter der Kontrolle des Feuerwesens. Erst jetzt wurde Calintz klar, dass sein Bruder sein Versprechen wahr gemacht hatte. Ein Gefühl der Freude durchströmte den Körper, doch ging es nicht von dem Maskenträger aus, sonder von dessen entarteten Bruder. Offenbar war er rundum glücklich mit seiner neuen Hülle.
~Endlich, Bruder, sind wir vereint.~
~Pah...Bruder. Das warst du vielleicht einmal. Ich habe es dir schon einmal gesagt und ich werde es dir immer wieder sagen: Wir...sind nicht miteinander verwandt.~
~Ja ja...leere Worte. Langsam beginnst du mich zu langweilen. Aber ich weiß schon was ich mit dir mache...~
Ein Zittern durchströmte den Geist des Hashashins und er konnte fühlen, wie dieser in eine dunkle Ecke gedrängt wurde. Lighthammer hatte jegliche Verbindung zu ihm gekappt. Nun konnte der Dieb nur noch sehen, was auch der Dämon sah, doch blieb es ihm verwehrt ein weiteres Wort mit seinem Peiniger zu wechseln. Das Wesen hatte die unumstrittene Vollmacht. Es war vorbei...den Calintz, der einst existiert hatte, gab es nun nicht mehr...
-
Sie durchschritten die Höhle. Mit einem Nervenzehrenden "Plitsch" fielen Wassertropfen im gleichen Takt von der Höhlendecke. Immer weiter ging es. Die verwinkelten Gänge machten den Söldner fast genauso Irre wie das Geräusch des Wassers.
Der Meisterschütze versuchte sich mit dem bestaunen der Wände abzulenken, die von einer silbrigen Ader durchzogen waren, die zu pulsieren schien.
Nach einiger Zeit nahm ihn das wirklich derart gefangen, das er die Welt um sich herum vergaß.
Stunden später, so schien es, hörte er entfernt eine Stimme:
"Kommt her. Ich habe gefunden was wir gesucht haben!"
Zasamalel schüttelte den Kopf. Winzig kleine Sternchen schienen vor seinen Augen zu tanzen.
Dann setzte er sich in Richtung der Stimme, welche er Calintz zuordnete in Bewegung.
Als er durch die vor ihm liegende Tür trat eröffnete sich dem schwarzhaarigen ein makabrer Anblick. An der einen Wand lehnte ein Sarkophag. Doch war der Innenraum mit Metallspitzen ausgestattet, sodass derjenige der das Unglück haben würde dort hineinzugeraten nachher höchstwahrscheinlich aussah wie ein Sieb. Dann erspähte er einen Stuhl, der in ähnlicher weise gebraucht zu werden schien. An der Wand gegenüber dem Sarkophag hingen diverse Masken, die den Träger wohl wenig schmücken würden. Des Kriegers Blick wanderte zu guter letzt in die Mitte des überdimensional gestalteten Raumes, wo ein Holzgestell zu erkennen war, auf das man wohl jemanden spannen konnte. Am "Kopfende" des Brettes war eine Winde angebracht, die mit den Schnallen verbunden schien.
Siedend heiß überlief ihn einen Herzschlag später die Erkenntniss das sie sich in einer Folterkammer befanden.
Ohne es zu beabsichtigen staunte der Krieger weiterhin diesen Raum des Schmerzes an.
Wie von selbst bewegten sich seine Beine in die Halle. Am Rande bekam er mit das die anderenebenfals durch die Tür traten.
Die vier standen einen Augenblick lang nur in der Mitte des Raumes und staunten.
"Was ist das? Wieso.........................." weiter kam er nicht, denn auf einmal schallte ein gellender Aufschrei der überraschung durch die Gänge.
Ein unheilverkündendes "klick" war zu vernehmen.
Dann Sinistros Stimme
"Was machs...." ein leises "tock". Ungläubig starrte der Schwertmeister den auf der Streckbank hängenden, bewusstlosen Magier an, dann zu Calintz, dessen Augen im Halbdunkel glommen. Er gewann die Fassung wieder.
"Was tust du da Cal? Was soll das?"
"Ein böses Lachen. Keine Antwort. Zu spät sah der schwarzhaarige die Hand auf ihn zuschnellen. Warme Flüssigkeit lief ihm dort langsam die Wange herunter, wo der Maskenbauer ihn gestreift hatte.
"Calintz, mein kleiner Söldner, ist Vergangenheit." Der Mann, der langsam anfing sich zu verändern hob einen Zeigefinger, mit dem er auf Kyne und Zasa zeigte.
"Ihr seid mir im Weg. Und was mir im Wege steht..........das muss entfernt werden!"
-
„Scheiße“
Dieser eine Fluch beschrieb die gegenwärtige Situation ohne Zweifel am treffendsten. Auf einmal schien, wenn auch in kleinem Umfang, die Hölle ausgebrochen zu sein. Sinistro, der Magier, lag niedergestreckt auf einem unschönen Folterinstrument und Calintz hatte sich … geändert. Zum negativen natürlich. Ein böses Lachen, eine vorschnellende Hand und schon lief Blut, soweit Kyne es erkennen konnte, an Zasamalels Wange hinab.
Ja, die Situation war wirklich scheiße.
Ohne noch lange nachzudenken, umfasste Kyne seinen Speer und wirbelte ihn durch die Luft, bereit, seinen Lehrmeister – oder was immer er jetzt auch war – anzugreifen, wenn verlangt, sogar zu töten. Das war nicht mehr Calintz, so viel wurde sogar ihm klar. Es war etwas oder jemand anderes. Auch Zasamalel wartete nicht lange ab, zog sein Schwert und stand auch seinem Gefährten gegenüber. Der Meisterdieb war zwar ihr Begleiter und Waffenbruder, in dem Sinne, aber um ihn zu erlösen, würden sie ihn auch töten. Zwar forderte dies eine große Überwindung, aber die würden sie aufbringen. Und wenn es das letzte wäre, was sie hier in der Höhle der Hashashinen täten.
Da standen sie sich gegenüber. Zwei Orksöldner, einer mit Speer, einer mit schlanker, langer Klinge. Vor ihnen ebenfalls ein Orksöldner, jedoch durch dämonischen Einfluss stellenweise verändert. Seine Augen brannten und leuchteten wie die Sonne, Rauch stieg aus ihnen aus, als würde die Welt darin brennen und verdampfen. Seine Hände hatten sich ebenfalls verändert, sowie der gesamte Körper eigentlich. Zwar nicht grundlegend, aber doch schon erstaunlich weit. Die Fingernägel waren nun recht lang und wirkten nahezu unzerstörbar … Bekanntschaft mit ihnen wollte der junge Arenakämpfer jedenfalls nicht mit ihnen machen.
„Ja ja, wie es mir doch ein Spaß sein wird, mit den Schützlingen meines Bruders zu spielen.“, sagte Calintz, oder eher das, was ihm innewohnte.
„Tja, Dämon, dann weißt du nicht viel über uns und über deinen Bruder. Er hat uns nicht grundlos als seine Schützlinge genommen. Wir wissen uns auch zu wehren, sehr gut sogar. Nicht wahr, Zasa?“, fragte Kyne und blickte entschlossen zu seinem Kampfgefährten. Dieser nickte, ebenfalls entschlossen und bereit für das Gefecht.
„Sonst würden wir ja nicht hier stehen.“
Dämonen-Calintz lachte nur laut, schallend und unmenschlich auf und sprang vor. An sich nichts Besonderes. Wäre er nicht fast übermenschlich schnell und würde diese verdammten Krallen tragen. Und wie es die Götter wollten, war Kyne sein primäres Ziel. Ein Mann mit Speer, nicht so beweglich wie sein Gefährte mit dem Schwert. Ein ungleicher Kampf entbrannte und der Krieger wusste sofort, wer unterliegen würde. Und da packte sie ihn. Die Angst. Die Angst zu versagen und zu unterliegen. Panik machte sich in ihm breit und ließ ihn erst recht scheitern. Seine Schritte wurden unkoordinierter, die Stiche und Holzhiebe unsicherer und schwächer. Er wollte nur noch seine eigene Haut retten. Und die schien gerade sehr in Gefahr zu sein. Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit und da passierte es. Die Krallen rasten auf sein Gesicht zu, Sekundenbruchteile später schien flüssiges Feuer sein Gesicht zu überdecken und das einzige, was ihm blieb, war seine Stimme. Er schrie schmerzerfüllt, verletzt … angstvoll. Angstvoll durch die Dinge, die passierten, als eine Kralle sein Gesicht zerfetzte.
Er sah ein Bild vor sich. Zwei Menschen, eine Frau und ein Mann. Zuerst hielt Kynezu sie für seine Eltern, doch dann kamen sie näher, immer näher. Er jauchzte erschrocken auf. Diese beiden Gestalten dort … waren nicht seine Eltern, sondern etwas … anderes. Sie hatten seine UND Ryus Gesichtszüge, Züge, wie sie nur die wenigsten Menschen in Myrtana, nein, auf der Welt hatten. Das dort vor ihm, soviel war Kyne klar, waren Hayabusas. Dann schien sich ein Tuch der Dunkelheit über das Bild zu legen, der Schatten verschluckte das Paar und überließen den Krieger sich selbst.
Mit einem heißen Schmerz im Gesicht, nein, am ganzen Körper, erwachte Kyne und bemerkte, dass er auf dem Rücken lag. Er war wohl kurzzeitig aus der Ohnmacht erwacht, die ihn nach dem rasanten Angriff des Dämons ereilt hatte. Wie durch den Wink des Schicksals sah er mit an, wie Zasamalel ebenfalls dem Dämon unterlag, zu Boden ging und reglos liegen blieb.
„Bitte, Zasa, sei nicht tot.“, ging es dem Hayabusa durch den Kopf und er betete zu allen Göttern, dass seinem Gefährten nicht die ewige Schwärze drohte.
Nur noch schwächlich bekam Kyne mit, wie der Dämon Calintz zu dem liegenden Sinistro schritt und sich über ihn beugte. Auch für den Magier, obwohl ihm fast vollkommen fremd, bat er die Götter um Schutz. Sie würden ihn brauchen, sie alle.
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