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"Ist doch schonmal ganz gut. Schau her, ich erkläre dir das alles etwas genauer. Immerhin musst du deine Waffe kennen, damit du sie auch wirklich nutzen kannst. Es wäre dasselbe, wenn du mit Pfeil und Bogen den Bogen im Nahkampf führen und die Pfeile werfen würdest." der Templer legte sein Schwert flach auf seine Handflächen. So konnte er genau die Teile zeigen, die er meinte, denn aufgrund der Ausgewogenheit blieb es auch auf einer Hand liegen.
"Fangen wir einfach mal ganz vorne an. Ein Schwert besteht grundsätzlich aus sechs Teilen:
Erstens! Der Knauf: Er hält die Klinge und den Griff zusammen, da ein Teil der Klinge durch ihn hindurch geht, die sogenannte "Angel", und an dessen Ende vernietet ist. Außerdem dient er als Gegengewicht zur Klinge und erleichtert damit die Handhabung des Schwertes. Soll heißen, du kannst daran auch feststellen, wie ausgewogen eine Klinge ist. Natürlich kann man ihn auch als Waffe verwenden. Die meißten Kämpfer sehen immer nur die Klinge, aber sei dir sicher: So ein Knauf kann durchaus eine Schädeldecke zerstrümmern."
Ryu erinnerte sich daran, wie er schon desöfteren durch die Schädeldecke eines Feindes in dessen Hirnmasse eingedrungen war. Eklig war sowas! Aber effektiv. Manches mal sah das schon verdammt hässlich aus, was da zustande kam. Doch dann fuhr er fort und deutete auf den nächsten Teil:
"Zweitens! Das Heft: Es sollte griffig sein und gut in der Hand liegen. Den Kern des Heftes bildet die Angel - um sie wird das Heftholz gelegt. Die oberste Schicht bildet eine Wicklung oder ein Geflecht aus Stoff, Leder oder Metalldraht. Also kurz gesagt: Daran hälst du das gute Stück" Ryu demonstrierte ihm kurz, an welchem Teil man das Schwert hielt, was bei beiden für ein leichtes Grinsen sorgte. "Du kannst das Schwert aber auch anders herumhalten, was in manchen Fällen zum Schildziehen getan wird. Aber als Anfänger lässt du das besser bleiben." ein verstehendes Nicken seitens Hoffi gab Ryu die Bestätigung, dass er seine Ausführung weiter machen konnte. So zeigte er auf die Parierstange.
"Drittens! Die Parierstange: Sie schützt die Hände des Kämpfers, indem sie Schläge des Gegners abhält, wie der Name vielleicht verrät. Manche Leute sind der Meinung, damit "zustoßen" zu müssen aber das würde ich nicht wirklich empfehlen. Dann gibt es da noch Leute, die die Parierstange für Gnadenstöße verwenden... Unsinnig, da du damit nicht soviel Kraft aufbaust, als wenn du mit mit der einen Hand den Knauf nach unten drücken solltest, während die andere deine Waffe am Griff hält. Dadurch kannst du mehr Druck entwickeln und die Klinge weiter vorantreiben..."
Ryu führte die Stoßbewegung vor, wie sie auch in einem Kampf gut funktionieren würde. Hand so nah wie möglich ans Heft und die andere zum Druck hinterher. Das tat auch bei einem Einhänder keinen Abbruch, wenn man doch mal die zweite Hand anlegte. Doch dann fuhr er auch schon weiter im Programm und zeigte Hoffi den nächsten Bestandteil des Schwertes.
"Viertens! Die Klinge, der Teil, der dir den Hintern rettet: Geht vom Knauf bis zum "Ort" und besteht aus, wer hätte es gedacht, geschmiedetem Stahl. Ich denke deren Funktion muss ich dir nicht erklären. Immerhin hast du sie ja ganz gut erkannt... Vielleicht noch etwas: Je schärfer du ein Schwert machst, desto eher wird es Scharten bekommen oder brechen. Daher gleich vorweg: Übertreib' es nicht damit. Ein Schwert ist ursprünglich als Hiebwaffe konzipiert und kein Schneiderwerkzeug. Aber wo wir schon bei der Klinge sind, kommen wir gleich zum nächsten Punkt.
Fünftens! Die Hohlkehle: Fälschlicherweise auch Blutrinne genannt. Ich frag' mich, wer sich diesen Namen ausgedacht hat... Sie dient einzig der Verringerung des Gewichtes der Klinge, allerdings nicht, wie irgend ein Schwachkopf irgendwann in die Welt gesetzt hat um das Blut des Gegners abfliessen zu lassen. Soviel Blut fließt da nämlich nicht, als dass es eine zusätzliche Ablaufstelle benötigen würde... Also lass dich von diesem Irrglauben nicht auf den Holzweg führen." Ryu senkte die Klinge, drehte sie einmal und tippte mit dem Zeigefinger an die Spitze der Waffe. "Das, was du hier vor dir hast ist der sechste und gleichzeitig der "gefährlichste" Teil der Waffe: Der Ort, oder wie du sicher schon gehört hast, die Klingenspitze. Er ist der Teil, der meißt am schärfsten ist und was man damit so treiben kann ist wohl selbsterklärend."
Mit einer lockeren Bewegung ließ der Templer sein Schwert sinken, drehte es einmal kurz aus dem Handgelenk heraus, ehe er den kühlen Stahl auf seiner rechten Schulter anlehnte. "Das wär's erstmal zum Thema Schwertaufbau. Fragen?"
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Wie erwartet kam es zu einen erbitterten Kampf, doch sein Schüler schlug sich im Nachhinein gesehen besser, als er befürchtet hatte und so kam es tatsächlich zu einer kleinen Atempause. Mit blutverschmierten Gesicht hielt Snydex seinem Gegner die Schwertspitze an die Kehle, ein unmissverständliches Zeichen. Der grobschlächtige, vielleicht ein wenig einfältige, aber dafür umso kräftigere Kerl dachte jedoch nicht im Traum daran diese Schmach auf sich sitzen zu lassen. Mehr als einmal öffnete er den Mund, um seinem Ärger freien Lauf zu lassen, doch mehr als erstickte Laute kamen nicht zum Vorschein. Die scharfe Klinge hinderte ihn daran aufzustehen, doch Idun zweifelte, dass er sich noch lange davon abschrecken lassen würde. Hatte er die Kampfkraft dieses Kolosses unterschätzt? In jedem Fall war es besser, wenn er vorsichtshalber eingreifen würde.
>> Der Kampf ist vorbei! <<
Sich zwischen beide Fronten stellend, hoffte er, dass der Kampf nicht erneut aufbrennen würde und jetzt Ruhe herrschte. Snydex und der Dicke stierten sich gegenseitig in die Augen, als ob der Streit erst entschieden wäre, sobald der Erste den Blick nicht mehr standhielt, einer so entschlossen und unbändig wie der andere, doch sie blieben auf Distanz.
>> Es war ein hübsches Geplänkel, aber jetzt ist es an der Zeit, dass ihr euch beide ausruht und die Sache zwischen euch begrabt! <<
>> Nein, das sehe ich nicht so. <<
Einer der anderen Männer hatte sich plötzlich zu Wort gemeldet. Er war bis jetzt noch nicht sehr oft in Erscheinung getreten und gleichsam überrascht und verärgert beäugte Idun seine eher schlanke, drahtige Statur. Sein Gesicht war von einem dunklen Vollbart bedeckt, welcher wie eine Fortführung seines Kurzhaarschnittes wirkte. Seine braunen Augen zeugten von tiefen Selbstbewusstsein.
>> Euer Freund hat unseren hier vielleicht in einem nicht ganz sauberen Kampf besiegt, aber uns steht eine Revanche zu. <<
Idun glaubte, er hörte nicht recht. Sie wollten eine Revanche? Ein nicht ganz sauberer Kampf?
Bereits zu einer Erwiderung ansetzend, sah er sich auf einmal einem bewaffneten Gegner gegenüber. Warum auch immer er selbst jetzt in diese Sache mitreingezogen wurde, Idun hielt es für einen unpassenden Zeitpunkt danach zu fragen und zog seinerseits sein Schwert. Aus den Augenwinkeln sah er nur noch wie der Dicke und die Labertasche, die sich vor Bewunderung der eigenen Abenteuer nicht zurückhalten konnte auf den völlig verwirrten, immer noch blutenden Snydex losgingen, doch ihm blieb keine Zeit einzugreifen, denn der drahtige Kerl deckte ihn bereits mit kräftigen, präzisen Schlägen zu. Wie es aussah, verstand er sein Handwerk.
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Noch ein Tag ging zu Ende. Auf der Suche nach Ryu stapfte Vareesa durch das momentan eher verschlafene Kaff und hielt die Augen offen. Man wusste ja nie ob man ihn nicht zufällig traf. Eigentlich wollte sie nicht zu ihm. Da war noch immer diese Sache von vor einigen Tagen. Aber sie musste, da er ja etwas zum Bau der Bognerie in die Wege leiten wollte. Eine ganz und gar blöde Situation. Aber Suzuran schien auch nicht in der Nähe zu sein um das zu erledigen. Selbst wenn, sie hätte dann auch gleich argumentiert, Vareesa stünde ja in besserem Kontakt mit dem Hauptmann. Sowas blödes!
Wie genau konnte die Kapuzenträgerin nicht sagen, aber ihr Blick wurde je auf einen Mann gezogen, der gerade hinter einer der Hütten verschwand und sich zuvor noch etwas verstohlen umgesehen hatte. Und irgendwie kam ihr der Kerl auch bekannt vor. Also ging sie neugierig wie Frau nunmal war, hinter ihm her und lugte ums Eck. Halbnackt stand der Typ mit dem Rücken zu ihr und kippte sich einen Eimer Wasser über seine filzigen Haarwülste. Wie kam man nur auf die Idee, die eigenen Haare so zu verunstalten? Mit etwas rötlichen Wangen schaute sie kurz weg. Stierte sie gerade einem Fremden hinterher? Ein jäher Schreck durchfuhr sie jedoch, als die große Narbe sah die der Mann über seine komplette linke Seite trug zum Vorschein kam! Als hätte etwas in ihn hineingebissen und wieder ausgespuckt. Japsend stolperte sie zurück ohne darauf zu achten dass ihr ein weiterer Eimer hinter den Füßen stand, der krachend umfiel - und sie gleich mit. Und dann die Überraschung als der Fremde sich umdrehte...
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Hoffi schaute und hörte Ryu genau zu wie er den Schwertaufbau erklärte. Als dieser geendet hatte versuchte sich hoffi alles genau einzuprägen und sagte dann: „ Okay ich wird es mir merken und nein, fürs erste hab ich keine Fragen mehr.“ Jetzt ging er in Gedanken noch mal den Schwertaufbau durch. Als er sich alles eingeprägt hatte fiel hoffi doch noch eine Frage ein: „ Also ich hätte doch noch eine Frage. Wo liegt der Vorteil in Einhandwaffen gegenüber Zweihändern? Und andersrum: Wo liegt der Vorteil bei Zweihändern gegenüber von Einhändern? Achso und entschuldige meine Ungeduld, aber wann fangen wir mit dem Praktischen Teil an?“
Hoffi wusste nicht ob es so gut war, gleich seine Ungeduld unter Beweis zu stellen und einwenig bereute er diese auch und nahm sich vor sich damit etwas zurück zu halten.
Jetzt schaute er seinen neuen „Meister“ an und wartete auf die Antwort.
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Suz ließ ihn nicht ran, weil er stank. Wo gabs denn sowas? Seit wann musste sich mann für Frau waschen, wenn es um schmutzige Dinge ging? Danach brachte das waschen davor eh nichts, weil man eh durchgeschwitzt und all so Kram war.
Doch Suzu Resolut bestand drauf und so verließ sie seine Baumhöhle ohne dass man etwas Spaß hatte. Ornlu hatte dann umso mehr den Schlaf nachgeholt, den er die letzten tage verpasst hatte und nun um - ja wie viel Uhr war es und was war überhaupt eine Uhr? - um jedenfalls eine Zeit wo es schon dämmerte sich doch waschen wollte. Es gab ein Fass, welches alle zwei Tage neu befüllt wurde und von den Wächter und andere benutzt wurde. Nicht um zu trinken, sondern um sich zu waschen. Zudem sorgte das Meerwasser für wirklich frischen Geruch.
Wie dem auch war, gerade kippte Ornlu den ersten Eimer über sein Haupt, als es rumpelte und da doch irgendwer sein musste. Der Eimer wurde nun als Waffe gepackt und Ornlu hielt sich bereit. Nun stellte sich die Frage.
War es...
Suz die Ornlu nackend überraschen wollte? Jemand Perverses? Irgend eine Katze oder ein Hund die was umgeworfen hatten? Das Biermonster, dass Ornlu anfallen würde und zum Bier trinken zwingen würde und falls er es nicht tat, es sich in Suz und ihre Zwillingsschwester verwandeln würde?
Klar worauf Ornlu spekulierte und es flog erst einmal der Eimer, bevor er um die Hütte lief und die Person die da stand erschrak.
"Eine Perverse!", trauerte er, da jene nicht nackt war und Suzuran hieß.
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"Eine... WAS!? Was fällt dir eigentlich ein du halbnacktes Stinktier!?" niemand, wirklich NIEMAND durfte die Bognerin als pervers bezeichnen! Schon gar kein halbnackter Mann mit Filzwürsten auf dem Kopf! Ohne zu zögern holte sie mit dem Fuß aus und trat dem Fremden gegen das Schienbein. Erheiternd war dann die Reaktion: auf einem Bein hüpfend hielt der Mann sich das Bein und drehte sich dabei im Kreise. Kichernd verschränkte die Bognerin die Arme und betrachtete das Schauspiel. Nur dann kam die böse Überraschung. Bei der Hüpferei flogen die Filzwürste durch die Gegend und gaben das Gesicht des Fremden preis. Das Gesicht mit diesen roten Streifen darauf und die wilden Augen...
"Ornlu! Ich... Du... Also... Tut mir leid! Ich... Äh... Du..." für Entschuldigen war es dann auch zu spät. Am liebsten wäre die ambitionierte Bognerin nun im Boden versunken und nie wieder aufgetaucht. Der Tättowierte war zwar ein völliger Blödmann und bestimmt von Faultieren aufgezogen, aber er hatte ihr auch gezeigt wie man die Magie wirkte, mit der noch mehr möglich war, als Vareesa jüngst von Suzuran erfahren hatte. "Was glotzt du auch wie ein schäbiger Tagedieb in der Gegend herum bevor du hinter einer Hütte verschwindest!?" Wieso die "Meister"-Umgangsform wählen? Nach dem Tritt wäre es bestimmt vorbei gewesen mit dem Meister...
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Ryu nickte anerkennend. "Du bist der erste, der das fragt... Aber es ist ganz normal, ungeduldig zu sein... Trotzdem solltest du das ganze etwas zügeln, denn ein uneingestimmter Geist neigt zu Fehlern." Ryu ging rüber zu dem Baum, an dem sein Mantel hing, lehnte sein Schwert daran und zog sich ersteren an. Danach legte er wieder das Schwertgehänge an und ließ seine Klinge wieder hineinfahren. Es war doch ziemlich frisch geworden so langsam. Wieder seinem Schüler zugewandt, begann er mit seiner nächsten Ausführung.
"Es ist ganz einfach: Ein Zweihänder gibt dir mehr Reichweite und mehr >Wumms< in den Schlägen, da du einfach mit einer größeren Masse zuschlägst. In Schlachten werden Zweihandkämpfer auch nicht unüblich als Gassenhauer bezeichnet und als Plänkler eingesetzt. Ein Zweihänder ist eine wunderbare Waffe und es gibt nichts, was königlicher anmutet, als zwei Krieger, die sich mit einem Bihänder duellieren... Das ist alte Schule." sprach er grinsend und dachte an das Training mit Gor Na Jan damals in den Wäldern von Myrtana. Ja, ein Zweihänder war in der Tat etwas Feines.
"Beim Einhänder dagegen hast du die Möglichkeit, die Waffe mit einer Hand zu führen. Das lässt dir in der anderen Platz für einen Schild oder gar einen Parierdolch. Mit ihm hast du zum einen weniger Gewicht und mehr Wendigkeit und zum anderen führt sich so eine Waffe ganz anders, als ein Zweihänder. Ich selbst bevorzuge ja immernoch meinen Anderthalbhänder... Bei diesen Waffen kannst du wahlweise eine oder zwei Hände anlegen und bist flexibel. Im Endeffekt ein guter Ausgleich zwischen Reichweite und Handlichkeit... Wobei diese Waffen oftmals von Reitern verwendet werden und deswegen auch auf den Namen "Sattelbaumschwert" hören."
In gewohnter Weise krempelte der Krieger die Mantelärmel hoch und ließ kurz die Fingerknöchel knacken. "Die Praxis könnten wir eigentlich gleich angehen, aber da wäre noch eine Aufgabe, die ich für dich hätte... Nichts Großes, nur ein Botengang. Was meinst du?"
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"Und was störst du mich beim waschen? Entweder bist du so eine die Schwänze vergleicht oder hast noch nie einen halbnackten Kerl gesehen und schreckst zurück vor Scham? Na? Könntest du schreiben würdest du es wohl deinem Tagebuch erzählen und dämlich rumkichern wie jetzt, häh?", brummte Ornlu und rieb sich das Schienbein. Zwar war das Bein jetzt nicht abgesäbelt, aber es tat bestimmt genauso weh.
Der Blick mit dem sie Ornlu dann strafte, konnte wohl töten, wäre da noch Magie im Spiel. Gut das sie sich Emotionen wahrte, denn nur diese Magier waren emotionslose Nicht-Menschen.
"Ohhh dieser Zorn. Nähre deine Magie damit, dann wirst du vielleicht einmal mehr drauf haben als rumheulen. Na komm! Zeig mir was du drauf hast, Mädchen ohne Tagebuch das Schwänze vergleicht?", tönte der Druide provokant.
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Er war gefährlich. Sein Hundeblick war gefährlich. Aramee kicherte leise, schüttelte den Kopf. "Nein, tut mir Leid, es ist meine Schuld... ich dachte nur, dass die vielleicht durch den Stein ein wenig durcheinander gekommen bist und wollte dir dein Gehirn wieder in die richtige Position bringen." Sie seufzte und sah ihn bedauernd an. "Leider hat es anscheinend nicht gewirkt." Schuldbewusst verbeugte sich die junge Frau, drehte sich um, und überlegte. Was konnte sie tun, um ihn wieder fröhlicher zu stimmen? Vielleicht würde ihn ja der Anblick einer Leiche fröhlicher stimmen? Sie bemerkte nicht, wie absurd und makaber ihr Vorhaben war, aber durch den Krieg, ihre seltsamen Vorstellungen allgemein und auch durch die Situation war Aramees Beurteilungsvermögen solcher Dinge stark geschwächt, also spazierte sie los, drehte sich einmal um, winkte und rief: "Komm, ich zeige dir etwas, was noch niemand hier in Schwarzwasser weiß!" Selig lächelnd ging sie weiter, als wenn sie gerade einen Zug Sumpfkraut genommen hätte, bis sie in die Nähe des Gasthauses kam, aus dem die beiden Kerle geflohen waren.
"Hier in dem Sumpf..." Sie zeigte auf die Stelle, an der die Beiden mutmaßlich die Leiche im Sumpf versenkt hatten, und nickte enthusiastisch. "...ist ein, mh, Schatz versteckt. Sag', Illdor, würdest du für mich hier an der Stelle graben?" Fragend lächelte sie, wie ein Engel, der gerade aus dem Himmel herabgestiegen war und fragte, wo es denn zurück in den Himmel ging. "Bitte..."
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Schwänze vergleichen!? Tagebuch!? Rumheulen!? Was wusste dieses menschgewordene Arschloch überhaupt von ihr!? Unkontrolliert bohrten sich die Fingernägel der vor Wut schäumenden Bognerin in ihre Hände. Diese zu Fäusten geballt bebten förmlich und als wäre das schon alles, begannen ihre Adern farblich zu pulsieren. Doch statt im gewohnten dunkelgrün verfärbten sich die magischen Linien, die sie von Ningishzida hatte mehr in ein giftiges cyanfarben aus dem schon bald die Schlangen emporstiegen. Wild und ungebändig zischelnd und um ihre Arme schlängelnd. Alles, was sie in ihrem Unterbewusstsein hörte war nun noch das aggressive, wütende Zischen und Fauchen einer bösartigen Schlange. Aber was sollte sie schon damit anfangen? Sie wusste nicht, wie man diese Magie anders freisetzte als in Form eines Lichtkegels. Sie wusste nichts über diese Magie... Nur diesen einen erbärmlichen Taschenspielertrick. Das nährte ihre Wut nur noch mehr, doch dann durchfuhr sie dieser altbekannte Schmerz und die Stimme flüsterte wieder.
"Dasss Baumsssiegel hat dich bissssheeer... Gessschützt.... Aber mein Gift isssst mein Gift... Überschreite nicht deine Grenze..." den Griff am Unterarm sackte sie gegen die Hauswand. Da war es wieder: Das Gefühl dieser sich zuschnürrenden Lungen und der Hilflosigkeit. Die Magie die sie durchfloss schien kaum abklingen zu wollen und das Gift pulsierte stärker und stärker... Und dann... Verschwand es wieder. Japsend und noch immer benommen erhob sie sich dann, wackelig. "Na? Freust du dich? Du hast gewonnen... Mistkerl! Ich hoffe kannst dir heute Nacht mit Freude an deiner mickrigen Wurst herumspielen, weil du mich bloßgestellt hast..."
Als Ex-Hure aus Vengard wusste sie, wovon sie sprach. Und so herablassend, wie der Druide seine Mitmenschen manchmal behandelte schien er wohl nur dort angeben zu wollen, wo etwas gar nicht so ausgeprägt war wie sein Ego!
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Er schämte sich. Er schämte sich so sehr, wie er sich noch nie zuvor geschämt hatte. Er hatte sie geschlagen. Er hatte zuviel Alkohol getrunken und die Kontrolle verloren. Er musste sich entschuldigen.
Diese Schlussfolgerung war keine geistige Glanzleistung und auch einfach zu ziehen, aber ihre Umsetzung erwies sich als ebenso schwieriger. Angst vermischte sich mit Scham und Reue.
Die Entschuldigung sollte dann schließlich auch gut vorbereitet sein.
Samarus pflückte einige 'Sumpfblumen' wie er sie nannte, die zwar, im Vergleich zu den Blumen Sildens nicht gerade hübsch waren, aber in diesem braun-grünen Gemisch des Sumpfes einen wahrlich ästhetischen Akzent setzten.
Nachdem der Jüngling aus diesen 'Blumen' einen Strauß geformt hatte, sowie seine frisch gewaschenen Kleider angezogen hatte, machte er sich auf, diejenige zu finden, der er eine Entschuldigung schuldete.
Raschen Schrittes ging er zur Sumpflilie. Dabei kaute er, nervös wie er war, an seinen Fingernägeln, die in den letzten Tagen schon stark hatten leiden müssen.
Es fiel ihm schwer, die Tür zu öffnen und als er Cécilia erblickte, begannen seine Beine zu zittern wie verrückt. Langsame kleine Schritte gehend, trat er an die Braunhaarige heran.
"Es tut mir furchtbar leid.", brachte er mit brüchiger Stimme hervor, als ihm plötzlich eine der 'Sumpfblumen' aus seiner zittrigen Hand rutschte. Vor lauter Nervosität versuchte er diese mit der selben Hand aufzuheben, aus der sie gefallen war und so fielen auch all die anderen 'Blumen' herab.
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"Oh das werde ich. Und wie. Ganz genüsslich bis ich einschlafe vor Erschöpfung.", meinte Ornlu unbeeindruckt und schüttelte den Kopf.
"Ich dachte ich hätte dich was gelehrt, aber scheinbar gibt es Leute die ihre Chance nutzen und Leute die mit jedem Schritt nach vorn, zwei zurück machen. Sieh dich an. Da hockst du wieder, heulst gleich los und ziehst die >Ich bin so ein armes Ding<- Tour ab. Dann hoffst du auf Mitleid und das ich dir helfe. Immer dasselbe Schema bei euch Schülern. Ich könnte jetzt eine Ansprache von wahrer Stärke predigen, aber es hat scheinbar keinen Sinn bei dir. Und gleich wirst du sicher aufstehen, die Faust ballen und mir versprechen dass du es doch packst. Wie in den althergebrachten Geschichten. Ist aber auch nicht, weil du eine Heulboje bist und nichts über die Magie weißt. So wie du nichts getan hast, seit ich dir die Magie näher brachte.", sprach der Druide mit teils harten Worten und ging wieder zum Fass um sich fertig zu waschen.
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Ein Botengang? Na gut dann konnte hoffi sich noch mal nützlich machen, bevor es mit dem Training richtig losging. „Okay, klar mach ich das. Wem soll ich was bringen?“
Dann würde er wohl noch ein bisschen in Schwarzwasser rumkommen, obwohl er auch schon oft in seiner Freizeit, die er oft hatte nach seiner Ankunft, in dem kleinen Dorf unterwegs war.
Der einigste Ort dem er noch nicht wirklich war, war der große Baum, den alle Tooshoo nannte. Vielleicht würde hoffi auch noch jemanden kennen lernen, der etwas Einfluss in Schwarzwasser hatte. Jetzt wartete er darauf wo Ryu ihn hinschicken würde und er hoffte auch dass er nicht zu lange dauern würde, damit sie heute noch mit dem Schwerttraining anfangen konnten. Hoffi hatte sich auch dafür entschieden eher mit Einhändern als mit Zweihändern zu kämpfen, da er lieber schnell und beweglich war, obwohl es natürlich ein verlockender Gedanke war, mit einer edlen Waffe zu kämpfen, die ihm höchst wahrscheinlich
Auch den Respekt seines Gegners sicher würde. Dann fiel hoffi wieder ein, dass er nicht mal richtig mit dem Einhänder umgehen konnte und so schnell die Gedanken, dass er mit einem riesigen Schwert irgendwelche Viecher niederstreckte kamen, so schnell waren sie dann auch wieder verschwunden und hoffi war wider mit seiner vollen Konzentration af der Lichtung auf der er und Ryu standen und wartete ab, wohin ihn sein Botengang bringen würde.
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Im Nachhinein war es ja wirklich sehr beeindruckend gewesen was sie von sich gegeben hatte. Etwas selbstenttäuscht saß sie da und schüttelte den Kopf. Mehr Niveau hätte sie sich zugetraut als das. Nur übertreiben tat er schon... Statt dass ihr zum Heulen zumute war, grämte sie sich viel mehr über ihre eigene Faulheit. Über Wochen hatte Vareesa nichts getan mit ihrer Magie. Nur rumgespielt und in den Tag gelebt. Dieser Schlag hatte ihr erst wieder klar gemacht, in welcher Gefahr sie sich eigentlich befand und was die große Schlange von ihr verlangt hatte. Zum ersten mal seit der Zeit in Silden dachte sie wirklich darüber nach, worauf es ankam. Und das war die Magie. Etwas mit dem sie kaum noch gerechnet hatte. Vareesa schaute auf zu Ornlu. Er machte einfach weiter mit seinem Waschgang. Ein typischer Köter. Aber dafür ein ehrlicher Köter.
"Du sollst mir nicht helfen. Ich brauche nur einen Anstoß... Einen Lenk in die richtige Bahn." das Giftblut schob sich langsam an der Wand hinauf und schaute zu Ornlu. "Wenn ich wüsste wie, dann hätte ich schon etwas getan. Das es nicht gereicht hat weiß ich. Und ja, ich habe Angst davor. Und nein, ich bedaure es nicht. Und ich werde dir auch keine Versprechungen machen etwas zu schaffen bevor ich es nicht getan habe. Nur, gib mir einen Anstoß. Nur einen kleinen... Dann verrate ich dir auch, welchen Geruch Suzuran ganz gerne mag..." den letzten Teil in dem ihre Freundin vorkam betonte Vareesa noch einmal gekonnt zuckersüß. Es war nämlich nicht an ihr vorbeigegangen, dass er und Suzuran ein Tächtelmächtel hatten und sie schon desöfteren über seinen Geruch genörgelt hatte. Und wenn er es wusste - auch egal. Risiko eben!
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Gelangweilt saß er in der Sumpflilie bei seinem Bier. Schon gestern hatte er hier gesessen. Auch heute war ihm nichts besseres eingefallen. Es war schon komisch. Hier hatte er nichts zu tun, keine Unterkunft und nichts zu tun. Senna konnte erst einer Beschäftigung nachgehen, wenn er hier aufgenommen wurde. Und das, tja das wurde er noch nicht.
Langsam machte er sich Sorgen. Die Langeweile stumpfte seine Gedanken ab und das Bier war auch nciht gerade fördernd.
Schluss. Prompt stand er auf und verließ die Kneipe. Er brauchte etwas zu tun. Er würde sich im Wohngebiet umsehen, oder draußen im wald nahe der Stadt.
Schnurstracks lenkte er seine Schritte zu den Wohnhäusern. Heute würde er etwas tun, da war er sich sicher.
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"Ich stehe über den Dingen. Ich habe Prinzipien die über Dingen stehen, die nichtig sind. Sei es ein Geruch oder du, die jetzt angekrochen kommt, kaum das sie nach Wochen merkte, dass sie nichts kann und das Geschenk das man ihr machte nicht nutzt!", entgegnete Ornlu und warf ihr einen Blick zu der genug sagte.
"Wieso sollte ich dich irgendwas lehren, wenn dir das Versagen im Gesicht steht? Wieso soll ich meine kostbare Zeit verschwenden? Magie ist kein empfehlen! Magie ist kein Denkanstoß! Magie ist alles und nichts! Das verstehst du aber nicht und wenn du das nicht verstehst, wirst du auch niemals die Natur verstehen. Niemals mit einem Tier Kontakt aufnehmen können, geschweige denn mehr spüren, als die bloße Präsenz der Natur. Wer bist du Menschenweib, dass du es wert bist mehr zu erfahren?", fragte Ornlu und goß sich das Wasser über sein Haupt.
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Na großartig ... und auf einen Schlag bereute sie, so voreilig zugesagt zu haben. Keala, das Suchtmittel, nachdem der auf Entzug stehende sich sehnte, war auf unbestimmte Zeit verschwunden, an einen unbestimmten Ort, und ob sie in Sicherheit war, war ebenso unbestimmt. Kein Wunder dass der Schrank derart außer sich war ... auch wenn es Cé ein wenig seltsam erschien, dass er ihr dermaßen tief Einblick in seine Gefühle verschaffte. Sie hatte das absolut nicht erwartet. Er musste wirklich, wirklich zutiefst verzweifelt sein, das zu tun ...
Und auf einen Schlag war sie auf unbestimmte Zeit für einen völlig labilen Kleinstoger verantwortlich, als wäre sie sein Kindermädchen, nur mit dem Unterschied vielleicht, dass Kindermädchen ihre Zöglinge nicht niederschlugen, fesselten oder blendeten, wenn diese über die Stränge schlugen. Immerhin war es sehr einfach, ihn im Auge zu behalten, ha, ha ...
"Also gut, ich mach's, wie gesagt, um Schwarzwassers Willen, und weil ich nicht will, dass Keala mir das auch noch zur Last legt", erklärte die Novizin schließlich. "Falls du wissen willst, wie dieser Zwist überhaupt entstand ... durch einen Fehler meinerseits. Ich habe ihr gesagt, ich würde ihr schreiben, wenn ich weg wäre, aber ich sagte nicht, wann ich das täte ... dadurch wurde alles ins Rollen gebracht. Ich sage nicht, dass du mir dankbar sein sollst, dass Keala so sauer auf mich war, dass sie schließlich Montera verließ und zu dir gelangte ... aber ich hatte nie die Absicht, wortbrüchig zu werden. Ein, zwei Worte mehr damals, und alles wäre vollkommen anders gelaufen ..."
Sie stand auf, bevor die Weinflasche ihr noch um die Ohren flöge, wollte keine Gesichtsdeformation riskieren, das täte nur weh ... und Risse hatte das Glas bereits. Falls ihre Worte ihn noch mehr erzürnten, dann hätte sie ein gewaltiges Problem ... Sie setzte sich an einen anderen Tisch, wollte sich gerade etwas Eintopf bei Mama bestellen, als Samarus in ihr Blickfeld trat. Schon bei seinem Anblick begann ihr Körper, sich über die blauen Flecken zu beschweren. Er hielt einen Strauß Blumen in der Hand, wie man sie häufig im Sumpf sah, wenn man sie denn sah, war kreidebleich und zittrig. Seine Stimme klang brüchig, als er seine Worte hervorbrachte, und die Blumen fielen zu Boden.
"Bewahre", murmelte sie und beugte sich herab, um die Blumen aufzusammeln. "Schade um die Blumen ..."
Wie genau sie das meinte, konnte er nicht ahnen. Er konnte nicht ahnen, dass sie es nicht mochte, wenn Blumen so rabiat herausgerupft und getötet wurden, doch wie schon mit den angeschnittenen Bäumen in Beria hielt sie den Mund. Es war seine Sache, es waren seine Konsequenzen und sie war nicht die Botin und nicht die Vollstreckerin.
"Du hast mich letztes Mal grün und blau geschlagen", beschwerte sie sich dann, als die Blumen vom Boden aufgesammelt waren. "Wenn wir das nächste Mal trainieren, nimm mehr Rücksicht, ich bitte dich. Und sauf vorher nicht."
Geändert von Cécilia (12.03.2011 um 21:28 Uhr)
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"Am besten ist wohl, ich saufe gar nicht mehr..."
Ein eher verkrampftes Schmunzeln machte sich auf seinem Gesicht breit, zu sehr kam ihm einzelne Szenen des Abends wieder in den Kopf, an dem er Cécilia wortwörtlich verprügelt hatte, auch wenn er sich an einige nur noch wenig erinnerte.
"Aber was das Training angeht, sollten wir da anfangen, wo wir eigentlich bei der letzten 'Übung', beziehungsweise dem letzten Aufeinandertreffen, wie man es vielleicht eher nennen sollte, schon hätten anfangen sollen, also folge mir bitte."
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Dieser engstirnige, etile Mistkerl. Erhob sich über alles und jeden und war dabei doch nicht mehr als ein stinkender, mit Magie gesegneter Hund, der es nicht verstand, wenn sein Betthäschen ein wenig mehr Hygiene verlangte. Aber diese Gedanken behielt Vareesa für sich. Denn das würde die Situation auch nicht besser machen. Es musste ein anderer Trick her. Eine andere Masche. Die Kapuzenträgerin ging in sich und dachte nach. Dass dabei die Magie in ihr freigesetzt wurde geschah eher unbewusst und ungewollt. Magie war alles und nichts. So sagte er zumindest. Nur was sollte diese Lektion heißen? Was war die Magie für Vareesa? Für eine einfache Jägerin, deren Herkunft eine so niedrige war?
"Alles... Und... Nichts... Wer... Ich... Bin..."
Seit dem Moment an dem sie das erste mal mit der Magie in Berührung gekommen war fehlte ein Stück im großen Puzzle. Ein Stück, um zu verstehen was es hieß mit der Magie umgehen zu können. Ein Teil von ihr zu werden und sie einen Teil von sich werden zu lassen. Sie wusste nur, dass der Tod auf sie warten würde, würde sie die Magie, nein, die Natur weiter ergründen. Die Natur und die Magie waren alles, wenn sie leben wollte. Und nichts, wenn sie sich nach dem Tode sehnte. Alles und nichts. Alles hatte seine Bestimmung, nichts schrieb vor, wie diese zu erreichen war. So auch die Frau, die sich unter ihrer Kapuze verkroch wie eine Viper unter dem Laub. Die Bilder von Silden nach der Pestzeit erschienen ihr und zeigten, wie die Natur sich alles zurückgenommen und den Menschen trotzdem noch etwas gelassen hatte. Ningishzida, die große Schlange hätte ihr diese Chance nicht gegeben und so lange gezogen, wenn ihr nicht etwas Größeres bevorstand, als das einfache Dasein.
Vareesa öffnete die dunkelgrün leuchtenden Augen und fixierte Ornlu. Eine urtümliche Ruhe machte sich in ihr breit. Wie in einem unberührten Wald bei Nacht. "Die große Schlange hätte mich nicht so lange am Leben gelassen, wäre sie nicht von meinem Erfolg überzeugt. Du sagst, mir steht das Versagen in's Gesicht geschrieben aber hast du noch nie etwas von einer falschen Schlange gehört? Menschen sind Teile der Natur wie die Pflanzen und Tiere. Ist es nicht natürlich für einen Menschen, sein wahres Potential zu verschleiern?"
Sie schwieg und lauschte dem Raunen in den Sümpfen und dem Quarken der Frösche. Auch in dieser Gegend herrschte mehr Leben als es den Anschein machte- man musste nur darauf achten.
"Ich bin Vareesa Ciales. Ausgewählt von der großen Schlange Ningishzida. Von ihr und der Natur gesegnet und verflucht. Alles oder nichts zu sein. Hätte sie mich für wertlos befunden, so stünde ich jetzt nicht vor dir... Wolf."
Langsam begann sie zu verstehen. Hinter all den weltlichen Dingen gab es wirklich das Übernatürliche... Und die große Schlange war ein Teil davon. Und ein Teil ihrer selbst.
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Nun hatte sie tatsächlich gemerkt, dass er sich voll und ganz unnormal verhielt. Aber das war auch nicht allzu schwer zu erkennen gewesen, oder? Es fehlte nicht viel und er würde vor Aramee Feles auf allen vier Pfoten gehen und neben ihr wie ihr kleiner Welpe daher laufen. Ein wenig Jaulen und Winseln, damit sie ihn einen lieblichen Kuss aufrückte. Ein wenig an ihren Beinen reiben, damit sie ihn in ihre Arme nahm und ihn ganz fest an ihren Busen drückte. Dann würde er sie abschlecken, voll sabbern, anknabbern, und…und…und… Doofer Stein…
„Nein…“ Langsam erhob der Dieb sich wieder – hatte dabei immer noch die rechte Hand auf der Wundstelle – und lächelte Aramee ein wenig bescheiden an. Er wollte nicht, dass sie sich entschuldigte, denn er hatte den Schlag jawohl sich selbst zuzuschreiben. Der Myrtaner konnte sich in ihrer Gegenwart einfach nicht menschlich verhalten – obwohl Lust und Verlangen ja auch zum Menschen gehörte – doch so extrem? Es gab nicht eine Sekunde, wo er nicht an ihren Körper dachte. Er stellte sich vor, wie es wohl unter all den Klamotten aussah. Wie sich ihre Haut anfühlte, wenn er sie den betasten dürfte. Welchen Duft sie mit sich trug, wenn er an ihr schnuppern dürfte. Welche Töne sie von sich geben würde, wenn der Dieb sie körperlich wärmte. All diese Gedanken…diese verruchten, unzüchtigen Gedanken verdrängten seinen kompletten klaren Verstand. In seinem Kopf befand sich zu diesem Zeitpunkt kein einziger Raum, der nicht schon von Aramee Feles besetzte wurde. „..ihr müsst euch doch nicht entschuldigen. Äh…ich habe es mir ja selbst…äh…vergessen wir das ganze einfach, in Ordnung?“
Die junge Frau verbeugte sich abermals und sah enttäuscht von sich selbst aus. Illdor wusste in dem Moment nicht wie er reagieren sollte. Hätte er sie in den Arm nehmen sollen, um ihr klarzumachen, dass sie nichts Falsches gemacht hatte? Nein, unklug, denn seine Hände würden dabei langsam aber sicher an ihrer Hüfte landen und er bezweifelte, dass die junge Frau mit den exotischen Augen das gefallen würde… Obwohl…wer wusste es schon? Vielleicht spränge die wilde Aramee voll darauf ein und würde ihm letztendlich sogar die Kleider vom Leib reißen? Ja, womöglich sollte er es wirklich tun, wenn er wirklich noch einige seiner Träume verwirklichen wollte. Zögernd und zitterig wollte er seine Hand heben und Aramee an sich ziehen, doch sie drehte sich einfach unwissend um und schien erneut in ihren Gedanken versunken.
„Komm, ich zeige dir etwas, was noch niemand hier in Schwarzwasser weiß!", rief sie. Was wollte sie ihn zeigen? Vielleicht ein verbotener Garten, wo sie ihre Lust aneinander befriedigen konnten? Oder eine verwunschene Quelle, wo sie sich den Schweiß abwaschen konnten, nachdem sie ihre Lust aneinander befriedigten? Oder doch eine frische Wiese, wo die beiden sich hinlegen und ausruhen konnten, nachdem sie sich abgewaschen und ihre Lust befriedigten hatten? Was es auch war, er würde ihr dorthin folgen. Womöglich gab es endlich eine Möglichkeit sie zu berühren…
Die Jagd nach Aramee Feles wurde immer interessanter und als sie in die Nähe einer Taverne gingen, dachte der Dieb doch tatsächlich für einen Moment, dass seine Herrin sich ein Zimmer mit ihm teilen wollte. Aber falsch gedacht, leider, denn sie blieb am Sumpfgebiet plötzlich stehen. Lächelnd deutete sie mit ihren Zeigefinger, den der Mytaner am liebsten abgelutscht hätte, auf eine Stelle im Sumpf und bat ihn dann mit ihren himmlischen Augen so etwas wie ein Schatz aus der stickigen Grube herauszuholen. Er warf einen Blick in die schlammige Masse, ekelte sich dann doch etwas davor. Der Grünäugige erinnerte sich an Dennik, der sich im Schlamm gewälzt hatte, an Cecilia, die ebenso ihre Umgebung mit einem Pesthauch „verpestete“. Beide dufteten nachdem sie in den Sumpf gefallen waren, nicht wirklich besonders…menschlich…, aber konnte der Dieb Aramee diesen Wunsch wirklich abschlagen? Nein, er konnte sich seiner Göttin nicht widersetzen. Egal, was sie verlangte, er würde es ausführen. Und sei es: Winsel wie ein Hund. (Er tat es ja eigentlich schon)
Doch was sollte er mit seiner Kleidung anstellen? Die wären ja dahin. Zumindest würden sie auch so stark nach Fäulnis und Verwesung riechen, dass er sie mindestens zwanzig Mal waschen musste, damit er sie wieder normal anziehen konnte. Ach und seine Weste…seine geliebte Weste, die er sich damals in Bakaresh zugelegt hatte. Sie bestand aus einem recht bequemen Material, zwar nichts Besonderes, aber für ihn reichte es alle Male. Die Weste wäre dahin…wer wusste, ob sie überhaupt im Schlamm „überleben“ würde? Vielleicht war dieser Sumpf hier ja wie eine Säure, in der seine Kleider einfach dahin schmolzen…
Nein, er musste die Weste ausziehen. Auch wenn es ihm peinlich war, sich vor Aramee Feles auszuziehen, willigte ohne Widerrede ein und legte zunächst seine Weste ab. Dann fing er an sein Hemd aufzuknöpfen, trat dabei seine Schuhe weg. Als er schließlich obenrum blank war, verfing sich seine Hand am Gürtel. Sollte er es wirklich tun? Am Ende würde er es bereuen mit der Hose im Wasser…oder eher eklige Masse gewesen zu sein, aber… Normalerweise schämte er sich nur selten sich vor jemanden auszuziehen – bei Frauen machte er es sogar mit Freuden – aber bei Aramee, die Frau seiner lustreichen Begierde, bei der er sich erstrecht nicht schämen dürfte, entwickelte er plötzlich so etwas wie Scham. Vielleicht dachte er, dass er sich danach eher auf die junge Frau aus Montera stürzen würde, als in den Sumpf. Mit der Hose an würde er sie deswegen sogar noch vor einer ungewollten Schwangerschaft bewahren. Ja, er sollte die Hose anlassen, auch wenn sein kleiner Freund sich zu wehren begann. Der Dieb rieb sich kurz an den Händen und ging dann ohne viel zu zögern in den Schlamm hinein. Bereits jetzt stieg ihm ein beißender Geruch in die Nase und am liebsten wäre er wieder aus der Sumpfgrube geflohen, wäre da nicht der Befehl seiner Herrin gewesen.
An der Stelle, wo Aramee hindeutete, blieb er ruckartig stehen, denn der Schlamm ging ihn bereits zu den Hüften. Das dreckige Wasser drang durch seine Hose hinein und gab ihm ein komisches Gefühl untenrum. Seine Füße versunken in einer teilweise schleimigen Masse, begann er nach dem „Schatz“ im Sumpf zu „buddeln“ (Hund). Der Dieb konnte zunächst in der schleimigen Masse nichts außer „Schleimiges“ finden. Als er für einen Moment seine Arme aus dem „Wasser“ zog, waren sie mit toten Pflanzenresten überzogen. Etwas kleines, Wurmiges robbte sich von seinem Unterarm hinauf. An einer geeigneten Stelle biss es dann zu. Verdammter Egel! Mit seinen Fingern packte Illdor das kleine Biest, zog es von seiner Haut und warf es gereizt davon.
Dann begann er erneut mit der Suche. Der unerträgliche Gestank machte ihn zu schaffen, aber Illdor wusste, dass es für ihn nichts Unerträgliches gab, wenn es darum ging, Aramee zu beeindrucken. Seine Hand bekam etwas Langes, Breites zu fassen, also packte er mit beiden Händen zu. Da er nicht sehen konnte, um was es sich bei dem Ding handelte, musste er es eben herausziehen. Mit angespannten Muskeln und einem Ruck zog er einen riesigen Ast an die Oberfläche…
„Äh…Aramee…Bist du sicher, dass es hier irgendetwas Wertvolles gibt? Ich bin mir da irgendwie gar nicht so sicher…“ Er stoppte, als irgendetwas sein Bein streifte. Es war erneut etwas Längliches. Der Braunhaarige ging teilweise im Schlamm in die Hocke, um das, was es auch war, zu fassen zu bekommen. Als er es fest in den Händen hielt zog der Dieb das etwas hinauf.
Illdor holte erschrocken nach Luft, versuchte einige Schritte zurückzutreten – was sich im Schlamm als äußerst schwierig erwies – und fiel nun fast komplett in den Sumpf. Was er hinaufzog war ein Arm gewesen, gefolgt vom leblosen Körper, dass an die Oberfläche tauchte. Anscheinend hatten der Ast und der Schlamm die Leiche unter sich begraben und somit verhindert, dass diese an die Oberfläche gelangte. Die Haut wirkte etwas vermodert und schrumpelig. Die Kleidung abgenutzt und an manchen Stellen zerfleddert. Die Augen waren verschlossen, besser so, denn sonst würde der Dieb sich beim Anblick der womöglich gar nicht mehr vorhandenen Augen in die Hosen machen. Auffallend war, dass die Kehle der Leiche, die wohl auf einen Mann hindeutete, einen länglichen Schlitz besaß. Sofort wurde dem Dieb klar, dass diese Person, wann und wo er auch gelebt haben mag, ermordet wurde. Die Täter hatten ihn hier in den Sumpf geworfen und der Schlamm hatte den Körper konserviert.
„Aramee…“, rief Illdor während er seinen Körper wieder teilweise aus dem Sumpf erhob. Sein ganzer Rücken war verdreckt, genau wie seine Vorderseite, aber die sah Aramee in dem Moment ja nicht, also musste sie auch nicht weiter beschrieben werden. „…was bei allein Götter…“
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