-
Irritiert sah Sral die Fremden an, sah seine „Lehrerin“ an. Ihre Blicke waren auf ihn gerichtet, als hinge alles von seiner Entscheidung ab. Was für Heuchler. Erst vor kurzem hatten sie am Feuer von großen Taten gesprochen und wie sie ihnen helfen wollten. Und jetzt sollte er seine Familie im Stich lassen? Und die Fremden würden lieber flüchten statt ihnen zu helfen?
“Ich bleibe.“
Sprach er – fast trotzig – und wandte sich von den Fremden ab um seinen Leuten beim verstauen der Habseligkeiten zu helfen. Nervosität machte sich in ihm breit. Die Panik stand den anderen ins Gesicht geschrieben. Sie alle hatten die Erzählungen über die Überfälle noch lebhaft in Erinnerung. Sein Puls raste. Er drehte sich nicht nach den Fremden um. Aus den Augenwinkeln heraus suchte er immer wieder den Horizont ab. An der Stelle an die die Frau mit den blauen Haaren gezeigt hatte. Woher wusste sie überhaupt von wo sie kommen würden? Doch das war jetzt alles egal…
Sie waren fremde. Sollten sie sich doch dahin schehren wo sie her kamen.
Taeris
-
Die Fremden hier bei den Normaden jagten Anyi einfach Angst ein, egal, was sie taten, egal, was sie sagten...
Sie sahen aber auch wirklich so angsteinflößend aus - blaue Haare, rote Haare, ein Typ, etliche Köpfe größer als er selbst...
Und jetzt kamen sie mit einer Botschaft, die eindeutig nicht wirklich gut war: Fremde im Anmarsch, wahrscheinlich Räuber, wenn auch an einem Punkt, an dem absolut nichts zu sehen war.
Aber sollten sie deswegen Panik schieben?
Die blauhaarige Tat es, denn sie wollte weg. Sral wollte auf jeden Fall bleiben, war aber durchaus nervös. Der Rothaarigen war keine Reaktion anzusehen und der Hühne war gerade nicht da.
Der Sohn des Ältesten war wohl irgendwie schon der Meinung, denn auch wenn er bekräftigte, dass er bleiben wollte und sich dann entfernte, um die anderen Normaden zu unterrichten, wirkte er nervös.
Anyi schaute nocheinmal genauer zu der Stelle am Horizont, der erstaunlich karg war, so wie so ziemlich die ganze Landschaft hier und versuchte irgendeinen Punkt, irgendeinen Fleck, irgendeine Kontur auszumachen, die auf Leute hindeutete, ja, die auf irgendetwas lebendiges hindeutete...
Doch da war niemand!
Einfach niemand und der kleine Mann war überzeugt davon, dass wenn er, mit langer Reiseerfahrung und wirklich guten Augen niemanden ausmachen konnte, dort auch wirklich niemand kam.
Doch was hatte die Blauhaarige vekündet? Dort werden Leute kommen?
Ja woher wollte sie denn wissen, was kam? Entweder sie wirkte wirklich Magie, so, wie es eine Hexe tun würde - und sie sah ja so aus - oder sie spielte ihnen etwas vor, versuchte sie irgendwie von hier zu verscheuchen.
Aber nicht mit ihm!
"Wieso sollte denn da hinten irgendetwas sein? Da ist nichts, und selbst wenn dort Leute kommen: Wir haben kämpfer hier - deine Freunde, einige Normaden, ich kann auch ein bischen kämpfen - und überhaupt keinen Grund wegzulaufen!", wannte sich Anyi an die Blauhaarige, "Ich werde bleiben und nicht einfach planlos durch die Gegend rennen!"
Gath
-
Natürlich hatte Viraya recht, doch war es wirklich nötig gewesen das noch heraus zu streichen? Sie warf der Diebin einen verärgerten Blick zur.
"Gut, das ist Entschlossenheit genug. Bleibt einfach zusammen," flüsterte sie, "euch darf nichts geschehen. Ich werde bei euch bleiben während Viraya überprüft, ob sie wirklich richtig gesehen hat."
Ihre Stimme war melodisch, aber eindringlich. Sie blickte die beiden Nomaden, die jedoch von verschiedenen Stämmen abstammten, eindringlich an. Indessen verschwand Viraya hinter einem der Zelte. Redsonja meinte beinahe ein Aufatmen in ihren Gesicht gesehen zu haben. Sie schüttelte leicht den Kopf und richtete ihren Blick in die Ferne, die Hände auf den beiden Schwertern an ihrer Seite. Ihr war übel, speiübel und sie hatte Hunger. Aber sie stand nur da, beobachtete und wartete, bis sie kamen. Die dunkelste Brut, welche der Krieg bis jetzt hervorgebracht hatte. Jene Deserteure, die plündernd und raubend durch die Landen zogen. Für sie galt einzig und allein das Recht des Stärkeren. Sie kamen über den Hügel auf den Viraya gedeutet hatte, bruellten und schrien ohne Taktik, aber sie waren in der Überzahl.
-
Mit skeptischem Blick schaute Kortis gen Himmel, um dann wieder das Heerlager an der roten Furt zu überblicken. Am Morgen war Verstärkung eingetroffen. Zwei komplette Abteilungen Panzerreiter, hauptsächlich bestehend aus dem Kriegsadel des nordöstlichen Kernlandes, waren nebst allerlei begleitendem Fußvolk und einigen Schützen unter der Führung von Lord Harrold aufmarschiert, um ihre Zelte aufzustellen und nun genau wie Kortis’ Truppe im Schlamm festzusitzen und zu warten. Zwar hatte der Regen nachgelassen, aber das weite Grasland diesseits der Newa hatte die Regengüsse der letzten Tage wie ein riesiger Schwamm aufgesogen und dachte noch lange nicht daran, das ganze Nass wieder abzugeben. Wenigstens war der Fluss selbst im Zuge dieses Wetters zu einem reisenden Strom angeschwollen, der eine Überquerung nahezu unmöglich machte. Also konnten sie zumindest hoffen, die bei diesen Bodenbedingungen angreifbare schwere Kavallerie gar nicht zu benötigen. Andererseits saßen sie erstmal aber auch fest.
„Ein netter Anblick“, meinte Baen und trat von hinten neben Kortis. „So viel gerüstete Sirs, die nun mit dem einfachen Fußvolk gemeinsam im Dreck sitzen.“
„Noch dazu vollkommen nutzlos“, wandte sich Kortis dem langjährigen Vertrauten zu. Baen war schon um einiges älter als er, hatte schulterlange, an vielen Stellen graue Haare und eingefallene Augenhöhlen. Doch diesen Augen entging kaum etwas und er zählte nach wie vor zu den besten Kundschaftern und Spähern des Heeres. Einer von ihm geführten Vorhut blieb kaum ein Feind verborgen. „Was sollen wir hier an einer Furt mit schwerer Kavallerie?“
„Vermutlich eine abschreckende Verstärkung“, mutmaßte Baen, „aber das kannst du gleich selbst herausfinden. Lord Harrold wünscht dich in seinem Zelt zu sprechen.“
Kortis hob die Augenbraue.
„Nach dem Gebet“, entschied er und schloss die Frage an: „Betest du mit mir?“
Baen nickte und so begaben sich die beiden Soldaten in ein kleines, aus weißer Wand bestehendem Zelt, das behelfsmäßig als Kapelle diente. In ihm hatte man das Altarkreuz der zerstörten Klosterkapelle aufgestellt, das abgesehen von ein paar versengten Stellen wie durch ein Wunder von dem Feuer unversehrt geblieben war. Die beiden Männer knieten nieder und beteten still. Kortis betete so gut wie immer still, wenn die Situation nicht gerade etwas anderes erforderte. So fühlte er sich der ganzen Sache näher. Nur Innos hörte ihn dann.
„Warum glaubst du, hat König Jorvik uns ausgerechnet Lord Harrold mit so vielen Reitern geschickt?“, fragte Kortis schließlich noch einmal mit gedämpfter Stimme, als das Gebet vorüber war. Das Kapellenzelt bot eine gewisse Diskretion, war aber im Endeffekt auch nur ein Zelt mit dünner Wand.
„Wie gesagt, wohl eine Verstärkung“, erwiderte Baen vorsichtig. „Vielleicht soll von hier aus auch ein Vorstoß über die Newa erfolgen und mit den Truppen ein Brückenkopf gesichert werden.“
„Jetzt? Die Strömung ist viel zu stark, du hast es ja selbst nur knapp mit den anderen Kundschaftern zurück auf unsere Seite geschafft.“
„Dann soll sich Lord Harrold eben bereit halten, falls der Pegel wieder sinkt, damit wir der Inquisition garantiert zuvorkommen.“
„Möglich“, brummte Kortis, obwohl er damit noch nicht zufrieden war. Harrold war einer der mächtigsten Lords Jorviks und an anderen Fronten sicher eher gefragt. Es sei denn diese Front hier definierte sich in ihrer Wichtigkeit nicht nur über die erwartete Feindpräsenz.
„Dann werde ich den Lord mal nicht weiter warten lassen“, meinte er schließlich.
„Wenn ich dir noch einen Rat geben darf - ganz im Vertrauen“, ließ Baen sich plötzlich doch zu einer eher inoffiziellen Einschätzung verleiten. Kortis nickte. „Sei auf der Hut und lass dich für nichts benutzen. Mag sein, dass Lord Harrold nur eine militärische Kampagne im Sinn hat. Vielleicht hätten wir aber auch einen nicht ganz so hohen Herrn hier im Lager, wenn du nicht das Kommando hier an der roten Furt hättest.“
„Du meinst, Harrold hat Jorvik gedrängt, um selbst hierher entsandt zu werden?“
„Es ist nur eine Möglichkeit - und eine persönliche Meinung, die ich ganz allein für mich behalte“, fügte Baen hinzu.
Kortis wusste, was er damit meinte. Baen vermutete, dass Harrold gekommen sein mochte, um persönlich an des jungen Truppführers Seite zu kämpfen und ein Auge auf ihn haben zu können. Denn Kortis genoss, gleichwohl er formell nicht zum Hochadel gehörte, als bekannter Bastard Jorviks eine gewisse Sonderstellung unter den Großen, die seinem Vater zwar ein Dorn im Auge war, die er aber auch nicht anzugreifen vermochte. Stattdessen versuchte er sie oft damit zu entschärfen, indem er Kortis Frontkommandos übertrug, die nicht selten auch gefährlich waren. Ihm sollte das nur Recht sein. So war er wenigstens dort, wo er was ausrichten konnte. Die Ambitionen irgendwelcher Lords, gegen die sich sein königlicher Vater behaupten musste, interessierten ihn dabei nicht. Aber er musste auf der Hut sein, damit er eines Tages nicht plötzlich gegen einen anderen Feind im Felde stand.
„Danke, ich gehe dann alleine“, verabschiedete er sich von Baen und verließ das Kapellzelt.
Medin
-
Wann lernten Menschen endlich, dass es Situationen gab, in denen man sich besser aus dem Staub machte? Wohl nie, obwohl aus dem Hinterhalt anzugreifen viel effektiver war und genau das würde sie tun. Sie umschlang den Dolch und schaute sich nach einem geeigneten Versteck um. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Zu wenige Bäume existierten und die Zelte würden alle überrannt werden. Sie hielt ihren Dolch entschlossen umfasst. Dann blieb ihr wohl keine Wahl, denn kurz darauf fielen die Räuber über sie her und Viraya beobachtete wie Redsonja tanzte. Es trieb ihr beinahe die Tränen in die Augen, so schön und grausam war es zugleich. Noch wichtiger war allerdings, dass die Magierin wieder daran glaubte, dass sie diesen Tag überleben konnte und einigen anderen schien es gleich zu gehen. Auch Troan hielt sich ganz passabel.
Allerdings hatte Viraya nicht unendlich Zeit zum beobachten. Denn einer der Räuber hielt direkt auf sie. Zu. Ihr Dolch fest in der Hand, malte sie sich schlechte Chancen gegen seine Axt aus. Seine Augen verschlangen sie gierig und die Tatsache, dass sie eine Frau war schien ihn nicht lange zurückhalten zu können. Näher und näher kam er, während sie den Dolch fallen liess, um ihre Hand zu erheben. Langsam begann sie das Licht der Umgebung aufzusaugen, bis der Angreifer sie beinahe erreicht hatte und sie der Schattenflamme mit einem Fingertippen zeigte wohin sie zu fliegen hatte.
-
Verdammt!
Das war so ziemlich der erste Gedanke gewesen, den Anyi hatte, als er auf den bis gerade eben noch so leeren Hügelkamm schaute. Dort kamen wirklich Leute! Und so, wie sie dahergerannt kamen, waren das nicht gerade wenige, also keine Räuber - und damit mussten das Deserteure sein, das schlimmste was es geben konnte.
Renn!, war deswegen der zweite Gedanke des kleinen Mannes gewesen, denn er wusste, dass er gegen solche Leute nichts ausrichten konnte, das waren zu viele, zu starke, zu skrupellose...
Doch dann begann er wirklich seinen Verstand einzuschalten und logisch nachzudenken: Er stand hier, mitten auf einer freien Fläche, in einem öden Land, in dem es eigentlich nichts gab, wo man sich effektiv verstecken konnte, er hatte hier einen befreundeten Normadenstamm, er hatte hier alles, was wertvoll war - gut, sein Leben war wertvollen, aber trotzdem - er hatte hier Verpflegung, wenn er rannte, würde er verhungern müssen... Und hier waren Fremde, die kämpfen konnten, wahrscheinlich erheblich besser als er selbst. Das würde reichen müssen.
Außerdem konnte er doch jetzt nicht einfach wegrennen, oder? Das verbot ihm doch seine Ehre, oder?
Naja, wobei, welche ehre besaß Anyi denn eigentlich noch? Er war schon so oft weggelaufen, vor der Inquisition, vor den Innosleuten, vor seiner Familie, vor Räubern, vor Verantwortung... Da war nichts mehr zu retten.
Nein, an der Ehre scheiterte das weglaufen nicht, eher an der Tatsache, dass es nichts gab, wo er hinrennen könnte.
Die Horde Deserteure war fast da und der kleine Mann fing an, hektisch seine Waffe herauszusuchen - ein Schwert, so wie es die Innostreuen führten, geschenkt bekommen von einem Freund, der es wieder irgendwo her hatte - woher auch immer. Wahrscheinlich waren dafür irgendwelche Leute gestorben, aber das war ihm egal. Wegen dieser Waffe waren nicht nur Vorbesitzer, sondern vor allem Gegner gestorben!
Mistkerle, so wie sie dort gerade mit lautem Gebrüll auf die Normadensiedlung zuhielten.
Auch die Rothaarige und der Hühne hatten mittlerweile ihre Waffen herausgehohlt - die Kriegerin sogar zwei Schwerter zugleich - und machten sich bereit. Die Blauhaarige hatte war um ein paar Ecken verschwunden.
Und dann ging es rund: Die Angreifer waren nicht gut gerüstet, aber sie waren absolut skrupellos, rannten einfach auf alles los, was sich bewegte, in der Hoffnung, davon leben zu können.
Im Prinzip ging es den Deserteuren genau so schlecht, wie den Flüchtlingen, nur dass diese nicht so fürchterlich gewalttätig waren, dass sie die Leute meistens davon kommen ließen und nur an den Wertgegenständen interessiert waren.
Anyi umklammerte den Heft seines Schwerter, das eigentlich nur ein Einhänder war, bei ihm aber als Eineinhalbhänder fungierte, da der Soldat, für den es geschmiedet worden war, um etliches größer gewesen war, als er selbst.
Und dann kam der erste Gegner, einen Kopf größer als er selbst, mit hässlichem Gesicht und einer Alkoholfahne, die nicht wirklich ohne war.
Das sollte die Sache erleichtern.
Schnell wuchtete der kleine Mann sein Schwert gegen das rechte Bein des Deserteurs und duckte sich gleichzeitig unter dessen Schlag weg.
Das Ergebniss war ein lauter Schrei und ein am Boden liegender Gegner, dem Anyi noch schnell die rechte Hand abschlug, bevor er sich auf den nächten stürtze, der schon angerannt kam.
Es war vieleicht grausam, jemanden nur zu verstümmeln und nicht mal zu töten, aber nur so konnte er überleben, das hatte er gelernt.
Von dem, was sonst noch so in der Schlacht passierte, bekam er nicht viel mit. Weder davon, dass die Fremden verbissen und gerade die Rothaarige mit einem unglaublichen Geschick kämpften, noch davon, dass Sral sich mit einer Waffe in das Geschehen einmischte. Das einzige, was er sehr wohl merkte, war, dass einige Normaden von ihren Bögen gebrauch machten.
Gath
-
Wie gelähmt stand Sral reglos da, als um ihn herum Panik ausbrach. Er sah schemenhaft seine Mutter irgendwo abseits in Deckung huschen. Die Großeltern einer anderen Familie, wie sie bang hinter einem mit Heu beladenen Karren kauerten und versuchten sich an einen anderen Ort zu wünschen. Andere, die was auch immer sie gerade finden konnten nutzten, um sich den angreifenden Gestalten zu erwehren. Und die Fremden, wie sie wild entschlossen den Angreifern entgegen traten. Sie waren in der Unterzahl. Mindestens fünf, vieleicht sechs zu eins. Die Angreifer umkreisten das kleine Zeltlager, zündeten die Planen und Felldecken an. Wildes markerschütterndes Geschrei betäubte die Ohren während einen der beißende Geruch von Rauch und Ruß zum Husten brachte.
Das Schwert, dass Redsonja ihm geliehen hatte wog schwer in seiner Hand. Doch wusste er, dass es sein Arm war, den plötzlich jede Kraft verlassen hatte und das Schwert selbst nichts damit zu tun hatte. Denn es war beinahe leicht wie eine Feder.
Ein Schrei drang aus dem Kampfeslärm heraus. Er hob sich von den anderen ab, drang durch Mark und Bein und ließ Sral erschaudern. Seine Schwester.
Als wäre er aus einem tiefen Schlaf erwacht zuckte er zusammen und fuhr herum, ortete die Quelle des Schreis und lief los. Das Schwert blitzte in der rauchdurchzogenen Luft auf. Ein ungelenker Schlag. Er ging daneben, doch traf der zweite. Die schlanke Klinge bohrte sich tief in den Rücken des Mannes, der Srals Schwester grob am Arm gepackt vor sich her getrieben hatte. Er gurgelte, jaulte mitleidserregend und ging zu Boden. Sral blickte dem eigenartig verrenkt liegen gebliebenen Mann nicht einen Moment lang nach.
"Danke...es geht schon."
sprach seine Schwester verstört, als er ihr die Hand reichen wollte. Plötzlich blickte sie mit weit aufgerissenen Augen an ihm vorbei, doch der Schrei den sie ausstoßen wollte verließ ihre Lippen nicht. Doch Sral verstand und fuhr reflexartig herum. Wie von selbst traf seine Klinge den mit Eisenstücken besetzten Knüppel des haarlosen Mannes, der sich gerade auf ihn stürzen wollte. Der Stahl fraß sich in das dunkle Holz doch besaß Sral nicht die Kraft dem Schlag entgegen zu halten. Wie im Wahn drosch der Angreifer auf ihn ein und drängte den Nomaden zurück. Verzweifelt versuchte Sral sich zu wehren, doch gelang es ihm nicht.
Ein weiteres Mal vernahm er den Schrei seiner Schwester. Und die Spitze eines angespitzten Holfpfahls trat zwischen Hals und Schlüsselbein seines Angreifers hervor. Schmerzerfüllt fasste dieser sich an die blutende Wunde ehe Sral die sich ihm bietende Chance nutzte und seinerseits zum Schlag ansetzte.
Erleichtert nach Luft ringend sah er seine Schwester an, die sich noch immer mit panisch entrücktem Blick an den Pfahl klammerte. Für einen Moment sah Sral sich um um sicher zu gehen, dass sich nicht noch ein Angreifer in einem Moment der Unachtsamkeit auf sie stürzen würde und schloss sie schließlich in die Arme.
"Komm... wir müssen den anderen helfen. Wir haben es bald geschafft."
versuchte er sie zu beruhigen. Und glaubte selbst nicht daran.
Taeris
-
Den meisten war es wohl entgangen, doch Redsonja kannte dieses Gebilde. Sie hatte es einst auf einem Orkschiff gesehen. Eine Flamme ohne Licht. Es hatte sie und Horaxedus verraten, aber wer hatte es gewirkt. Hier und jetzt? Sie schauderte, während sie sich verteidigte, doch nicht nur sich selber auch Sral und seine Schwester, obwohl es für die Schwester wohl zu spät war. Nicht nur für sie. Dachte Redsonja bitter.
-
Ja Mutter! Ihr habt wie immer recht und ich wie immer nicht auf Euch gehört!
Unausgesprochene Worte, die dem Gehirn eines älteren Mannes entstammten.
Merkwürdig, daß dem Alten dieser Gedanke gerade durch den Kopf ging, als ein Pfeile ihn empfindlich traf. Als ob die Verstorbene das Tun ihres Sohnes selbst noch aus dem Jehnseits verfolgte und er sich vor ihr dafür rechtfertigen müsse, daß er nie den Umgang mit einem Schild erlernte. Vermutlich war dieser Gedanke aber auch ein Symbol der Entschuldigung, die er den Männern widmete, die er mit sich ins Verderben trieb. Deserteuere, die genauso wenig wie er weiter im Dienste Gobbarts stehen wollten, doch was hatte er ihnen als Alternative geboten?
Mit verzerrter Mimik umgriff Vulkar die Pfeilspitze, die aus seinem Bauchraum ragte und verzerrte die Mimik noch einmal deutlicher in dem Moment, als er den Pfeil mit Entschlossenheit heraus zog. Blut quoll der Pfeilspitze nach und pulsierte unruhig im Schlag seines Herzens.
Und obwohl das Leben bereits aus seinem Körper rann, sprühten die Augen noch vor Leben und musterten die Frau mit den roten Haaren, deren Anblick er mit einem bitterem Lächeln quitierte.
Langsam knickten die Beine ein und gaben dem Drang des Menschen nach, auf die Knie zu sinken und so war das Letzte, was Vulkar gedachte zu tun, auf die lang ersehnte Vereinigung mit einer Hexe zu warten.
„Eure Bewegungen gleichen der einer Dirne!... Eure Haare der einer Hexe!... Und wenn ich in diesem Leben auch nichts mehr tue... Dort, wo jeder Tote seinen für sich bestimmten Weg einschlägt, werde ich Euch finden... Euch jagen,... demütigen...“, röchelnder Husten unterbrach die Worte des Alten für einen Moment. „und Euch schänden, bevor Ihr brennen werdet!!“, endeten die Worte ächzend, bevor Vulkar Blut spuckend den Griff seiner Klinge endlich los lies.
Dann nahm er die andere Hand von der blutenden Wunde und streckte Beide der Rothaarigen entgegen.
„Worauf wartet Ihr?“.
Bardasch
-
Und es wurde noch bitterer. Viel bitterer, denn auch sie war nicht aus Stein und obwohl schon einige Menschen durch ihre Hände gestorben waren, träumte sie noch lange davon. Er war tot und erwartete wohl, dass sie es nicht zu Ende bringen konnte. Er wollte noch ein letztes Gelächter über sie ergiessen, dass sie ihr Leben lang verfolgen sollte, doch sie würde es ihm nicht gönnen. Nicht dies auch noch, nachdem was er bereits gesagt hatte.
Ein Schritt nach vorne, dann antwortete sie:
"Ich warte darauf, dass du zu Ende gesprochen hast."
Und er hatte fertig gesprochen. Dann küssten sich die beiden dunklen Klingen in der Mitte seines Halses. Redsonja wandte angewiderte den Kopf ab, dennoch spürte sie die Tropfen auf ihrer Haut. Sie waren warm.
Der Rest des Kampfes verstrich dumpf. Nicht viele überlebten, doch als die Räuber bemerkten, dass sich das Blatt zu wenden begann, versuchten sie zu fliehen. Zu spät für beide Seiten leider. Sie reinigte ihre Klinge, ihr Gesicht, die Haende, obwohl sie wusste, dass sich Schuld nicht abwaschen liess, aber man brauchte sie nicht auf dem Banner zu tragen. Dann begann sie sich um die Verletzten zu kümmern. Den meisten war leider nicht mehr zu helfen.
-
Alles war vorüber, dachte sie, doch etwas stand noch aus. Sie wusste es in dem Moment, als Redsonja mit ernster Mine auf sie zu trat.
"Du warst es!"
Sprach sie ruhig. Sie wirkte nicht einmal vorwurfsvoll. Es war eine Feststellung und Viraya nickte.
"Hast du noch weitere Geheimnisse, die ich wissen sollte?"
Forderte die rothaarige Kriegerin mit einer gewissen Härte zu erfahren. Darauf hin schüttelte die Diebin den Kopf.
"Gut, denn wenn wir uns gegenseitig nicht trauen, dann haben wir schon vorweg verloren. Das müssen wir wohl auch Sral und Anyi beibringen. Auch wenn wir ihnen nicht alles verraten können." Ergänzte sie noch, bevor sie nahtlos zum nächsten Thema über ging. "Die Priorität liegt aber erstmals dabei die Überlebenden zu einem anderen Stamm zu bringen und auch diesen zu überzeugen sich mit einem weiteren zusammenzuschliessen. Vielleicht sieht Sral dann endlich, dass wir nicht gegen ihn handeln, sondern versuchen ihn und dieses verfluchte Land etwas länger überleben zu lassen."
Da lächelte Viraya sanft. Redsonja hatte wohl einiges mitgemacht, aber sie hatte bereits die nächste Aufgabe, um sich hineinzustürzen und schon stand die Diebin wieder alleine da, während die Schwertmeisterin leise auf Sral einredete.
-
Wärend im und am Rande des Lagers die Wachen ihre Kreise zogen, schaufelten eine Hand voller Männer abseits des Lagers ein nicht sehr tiefes Loch, welches in seiner Breite jedoch schon ein gewisses Ausmaß annahm. Platz für die neuen Toten dieses Krieges, die den Kampf gegen die Krankheit nicht geschafft hatten, oder Verletzungen erlagen, die sie im zurück liegendem Kampf davon getragen hatten.
Dabei wirkte der Oberbefehlshaber mit seinem gesenktem Blick und den Spielerreien an seinen Fingernägeln so, als würde ihn das alles nichts angehen, aber der Eindruck täuschte. Aufmerksamer als sonst lauschte er den Schaufelgeräuschen und Spartus Worten, während er in Gedanken schon viele Schritte weiter war.
Ein Teil der Karren konnte notdürftig repariert werden, wärend die Waffen gepflegt und die Beschädigungen an den Zelten behoben wurden. Die Sumpflandschaft wandelte sich bedingt durch das anhaltend schöne Wetter langsam wieder in ein Gebiet, welches man bereisen konnte, aber die Wetterlage hatte auch etwas herbei geführt, was nicht nur störend war, sondern auch eine Gefahr barg. Fliegendes Ungeziefer in Massen, wie man es in dieser Form schon lange nicht mehr erlebt hatte.
Die Kranken- und Totenzahl drohte damit noch zu steigen, aber auch der Mangel an Nahrung und Wasser wurde zu einem größerem Problem, da nach wie vor der Nachschub an Soldaten samt Ausrüstung und Verpflegung ausblieb.
Wortmeldungen des im Stich gelassen Werdens waren laut geworden und die Moral der Kämpfer und Beileute sank weiter. Und gerade dieser Punkt beschäftigte den Obersten am meisten.
Ein Moment der Stille folgte, nach der Gobbart nickte.
War das der Zeitpunkt, das Scheitern einzugestehen und den Rückzug anzuordnen?
„Sammelt die Männer. In drei Tagen rücken wir aus und stellen uns erneut dem Feind.“.
Als hätte es die ganzen Worte Spartus nicht gegeben, als wären alle genannten Probleme Nichtigkeiten. Die Ignoranz verwirrte und entlockte dem Ratgeber Worte des Einwandes.
„Der Auftrag lautet, löscht aus, was nicht in diese Welt gehört. Der Auftrag lautet, schickt in die rote Hölle zurück, was aus ihr empor kroch. Unser Auftrag ist es, diese Welt von dieser Pest zu reinigen.
Und wir werden nicht zurück kehren, bevor diese Mission erfüllt ist!“, brummte Gobbart, während er erneut auf seinen Unterarm schlug und ein kleiner, roter Fleck sich dort bildete. Stechendes Getier, welches sonstwas im Lager verbreiten konnte.
„In drei Tagen ist Aufbruch“.
„Aber Sir!... Unsere Kampfkraft hat unter den Einflüssen deutlich gelitten. Wir werden der Lage nicht herr. Die Anzahl der Kranken steigt täglich“.
„Eine Krankheit, die Saatgut unseres Feindes ist. Euer Geist scheint verdorben. Oder wie erklärt Ihr Euch, daß Ihr meinen Befehl hinterfragt!?“.
„Ich bitte nur zu bedenken, daß es den Männern nicht nur an Kraft und Anzahl fehlt, um die Schlacht noch siegreich zu führen. Selbstverständlich befolge ich Eure Anweisungen“.
„Das solltet Ihr auch. Und genauso solltet Ihr dafür sorgen, daß die Männer es Euch gleich tun. Wäre schade Euch hängen zu sehen“.
Eine klare Ansage. Eine klare Drohung. Damit blieb Spartus alleine an der Grabesfläche zurück.
Bardasch
-
Endlich hatten sie einen anderen Nomadenstamm erreicht. Sie nannten sich die Madurer und nahmen die kleine Gruppe Überlebender mit wachsender Besorgnis auf. Selbstverständlich vermochten auch sie die Zeichen zu deuten. Die Beduner vernichtet, Srals Stamm stark dezimiert und ein Bote der von offenen Kämpfen an mehreren Stellen in Aschan berichteten. Wieder kam die Frage auf, wer die Nächsten sein würden, wieder die Debatte, ob sie bei den Gefügen der grossen mitmischen sollten. Was konnte sie ihnen sagen, wenn sie alle mit grossen Augen anstarrten? Ja und sie ins Verderben führen? Nein, das konnte sie nicht. Aber sie konnte jeden einzelnen darauf vorbereiten. Sie nahm ihre Schwerter in die Hand, rief Troan zu sich und ordnete ihn an sie beim Unterricht zu unterstützen. Dadurch hoffte sie ihnen eine Aufgabe zu geben.
"Sammelt eure Waffen. Alle, es wird Zeit, dass auch die Frauen lernen sich zur Wehr zu setzen. Denn ihr werdet euch selber verteidigen müssen. Das heisst nicht, dass jeder ein Schwert braucht."
Sprach sie mit fester Stimme und pickte sich Anyi heraus, während die anderen ihre Waffen holen gingen.
"Und du wirst lernen einen Stamm in der Schlacht anzuführen, was noch nicht heisst, dass du das am Ende auch tun wirst, aber es eröffnet weitere Möglichkeiten."
-
„Beim Ruf des heiligen Rekthum!... Männer!... Seht!... Da!...“.
Die ausgestreckte Hand eines Mannes wies gen Süden und sein lauter Ruf, der schon fast wie Gesang klang, lenkte die Blicke Vieler weit hinweg über die hochgrasige Landschaft, aus der sich eine Masse an finster verhüllten Gestallten pellte.
„Die Schwärze in ihrem unendlichem Glanze!“, kommentierte ein Anderer das Erscheinen der lang ersehnten Unterstützung, an die hier niemand mehr geglaubt hatte.
Doch das Kommen regte nicht in Jedem Erleichterung und Jubel. Spartus quitierte das Erscheinen mit kaltem Schweiß, der sich auf seiner Stirn bildete.
„Informiert Sir Gobbart“, sprach er mit Worten schwer wie Blei ohne darauf zu warten, daß Jemand seiner Aufforderung nachkam. Stattdessen setzten seine ohnehin schon schweren Beine sich wie von selbst in Bewegung und vollbrachten den schweren Gang über das unebene Gelände bis hin zu dem Zelt des Obersten.
Und dann, einen Moment später, eilten die beiden Gestalten an den Menschen vorbei, die langsam eine Gasse bildeten, durch die der neu eingetroffene Trupp hindurch schreiten konnte.
Die Vorhut bestehend aus schwarz gewandeten Reitern, unter deren dunklen Kutten man Ketten und Eisenbeschläge vermuten konnte.
Dahinter schreitend die Fußsoldaten, gekleidet in leichteren Lederrüstungen. Leder, welches den Eindruck erweckte, als wäre es gerade erst vom Leib der Tiere geschnitten worden. Behaftet mit dem Blut der Gefallenen als Statussymbol größter Macht über Leben und Sterben. Etwas bewachend, was sich in einem dunkel verhangenem Käfig befand.
Und dahinter reitend die Jenigen, unter denen sich auch eine Gestalt befand, deren Gesicht bisher für niemanden erkennbar war. Sie wies nicht nur eine stattliche Körpergröße auf, sondern auch eine Ausstrahlung, die Gobbart wissen lies, das er der Jenige Welcher war.
Und so wartete der Sir mit demütiger Haltung.
Der Tross verlor langsam an Bewegung und spaltete sich seinerseits auf, auf das es dem groß gewachsenem Reiter gelang, sich an die Spitze der Vorhut zu begeben. Und man konnte beobachten, wie einer der Fußsoldaten seinen Rücken darbot, in dem er sich auf alle Viere neben das Pferd begab. Eigentlich sollte nun der Moment kommen, in dem der bisher Verhüllte, der den Leib des Fußsoldaten als Treppe nutzte vom Rücken dieses Mannes stieg, doch etwas schien ihm zu missfallen. Und so mußte der Mann auf allen Vieren weiter das Gewicht eines Mannes ertragen, der nicht nur das eigene Körpergewicht mit sich führte, sondern auch das Gewicht seiner Ritterrüstung.
„Ich heiße Euch willkommen“, begrüßte Gobbart den Neuankömmling. Doch statt einer freundlichen Erwiederung ereilte Gobbart der Schlag mit einer gepanzerten Faust. Immerhin war der Fußsoldat von der Last des Gerüsteten befreit.
„Wagt es Euch nicht, mich noch einmal anzusprechen, bevor ich Euch das Wort erteilt habe.
Mit wem habe ich die Ehre?“.
Gobbart wischte sich das Blut von der Lippe und nuschelte: „Verzeiht“.
„Das steht nicht in meiner Macht. Lächzt vor unserem Herrn vor Gnade und begreift“, erneut schloss Gobbart Bekanntschaft mit der gepanzerten Faust. „Euer Name!“.
„Sir Gobbart. Befehlshaber...“, weiter kam der Sir nicht.
„Das reicht!“, unterbrach der Neuankömmling und verlangte nach dem Umhang des Sirs, auf den er schließlich Stellung bezog. „Es wiederstrebt mir, auf Eurem verdrecktem Grund zu wandeln. Es stinkt nach Schande!... Eurer Verdienst?“.
Vielleicht hätte Gobbart nun die Lage erklärt und erläutert, was es war, was sich hier schwer über das Heerlager legte. Der modrige Geruch teils noch durchgeweichtem Grundes vermischt mit dem Dreck der hier ausharrenden Menschen. Dem Gestank faulendem Fleisches und dem Tod, der hier vor Ort sein Unwesen trieb. Vielleicht hätte Gobbart das alles erklärt. Aber er kam nicht dazu.
„Lord Quintus!... Kardinalinquisitor des Ordens vom Heiligem Rekthum“, meinte der Neuankömmling laut und stellte sich damit allen Versammelten vor. Und als seine Hände den Helm vom Schädel zogen, ging ein Raunen durch die Menge.
Zum Vorschein kam ein Gesicht, welches von einer Krankheit stark gezeichnet war. Besiegt, doch die tiefen Furchen, die Spalten in der Erde glichen, blieben ein ewiges Makel. Genauso wie das linke Auge, welches gelb vor Eiter glänzte.
Die Erleichterung, die man zuvor bezüglich des Eintreffens bemerken konnte, erlosch. Denn die Menschen schienen in diesem Moment zu begreifen, daß ihr Scheitern mit aller Grausamkeit quitiert werden würde. So dachte zumindest der Sir, der Lord Quintus nun zum Zelt des Obersten geleitete.
„Ihr seid hiermit jeder Befehlsgewalt enthoben, Sir Gobbart. Genauso wie Eures Titels. Ich werde darüber entscheiden, in wie fern Ihr die Möglichkeit der Rehabilitation erhaltet. Und bis dahin lasse ich Euch in Gewahrsam nehmen.
Hinfort mit ihm!“.
Bardasch
-
„Beim Heiligen Rekthum!... Ab heute weht ein neuer Wind!“, begrüßte Lord Quintus die Umherstehenden und schritt demonstrativ von Gobbarts Umhang, der ihm für den Augenblick als Fußmatte gedient hatte und nun in die Hände eines Anderen gelangte. In die Hände des Mannes, der Quintus bereits seinen Rücken bot und seinem Herrn, den Umhang tragend, nun folgte.
Und als Gobbarts anwesenden Männern bewußt wurde, wie deutlich sie in die Visage des Lords starrten, senkten sie einer nach dem anderen den Blick.
„Die Meisten von Euch, werde ich verspeisen. Andere dem Feind zum Fraße vorwerfen. Und Einige von Euch werden nur noch dazu taugen, sie auf der Stelle zu verbrennen“.
Mit suchendem Blick streckte der Lord seinen Finger nach vorne und wies nun auf einen jungen Mann, dem er ein harsches „Du!“ entgegen spie. Es war nicht Spartus, der sich bemühte im Blickfeld des Lords zu bleiben. Es war Jemand, der in seinem jungen Alter die erste Schlacht leibhaftig erlebte.
„Bist Du befallen von der Ungläubigkeit?“, der Angesprochene schüttelte den Kopf. Quintus schien nachzudenken, bis ihm eine andere Frage in den Sinn kam. „... bist du erkrankt?“.
„Antworte“, flüsterte ein Anderer von der Seite.
„Nein, Sir“.
„Hmm...“, brummte Lord Quintus und blickte nun auf die junge Gestalt hernieder. Und wieder schien er einen Moment nachdenken zu müssen. „Die Zunge scheint Dir nicht abgefallen zu sein. Sehr schön. Du besitzt zwei Hände, die Du im Stande bist gegen den Feind einzusetzen. Und wenn ich Deine Handhaltung betrachte, glaube ich sogar, daß es Dir nicht an Willen fehlt, den Feind dabei richtig leiden zu lassen. Allerdings, mein junger Freund, mangelt es Dir an Bildung. Es heißt nicht Sir in meinem Falle. Ein Mann von meinem Stande, der Rekthums Willen auf Erden in die Tat umsetzt, genießt besonderes Ansehen. Es heißt... 'Eure Heiligkeit'. Wiederhole das...“.
„Eure Heiligkeit“.
„Genau so. Und jetzt so, das es sich anhört, als wärest Du gehorsam“.
Verwirrt und eingeschüchtert zuckten die Lippen des Jungen, daß Lord Quintus seine Augenbrauen hob und nach dem Unterkiefer des jungen Mannes griff.
„Ja...wohl, Eure... Heiligkeit“.
„Ja...wohl, Eure... Heiligkeit“, sprach der Junge so deutlich es ging nach. Und schließlich nickte Quintus und lies das fremde Kinn begleitet von einem Seufzer wieder los.
Erneut sah der Lord sich suchend um.
„Wäre hier wohl Jemand im Stande mir zu zeigen, was hier so stinkt?“.
Da trat Spartus vor und verbeugte sich vor seinem neuen Herren. Die Hand des Lords flach dem nach vorne Getretenen entgegen gehalten blitzte das Gold des Ringes für einen Moment im Sonnenlicht und schließlich wurde er bedeckt von blassen und spröden Lippen.
„Wer seid Ihr?“.
„Spartus, Eure Heiligkeit. Ich diene Sir Gobbart nicht nur mit meinem Schwert, sondern auch mit meinem Rat“.
„Bedauerlich“, brummte Quintus und wischte sich mit einem hervor gezogenem Tuch über die Ring tragende Hand. „Abführen!“.
„Aber, Eure Heiligkeit?!“.
Sekunden verstrichen, in denen Quintus dem Schweigen der Manschaft lauschte...
„Noch Jemand, der sich gerne mit Gobbart in einem Atemzug nennen möchte?“.
Und immer noch schwiegen die Männer, daß der Lord nichts weiter vernahm, als das Schreien der Vögel über ihren Köpfen. Da blickte der Lord ein letztes Mal durch die Runde, bevor er sich den Moment nahm, sich den Eiter aus dem Auge zu wischen.
„Für die Jenigen, denen es bisher entgangen ist, mit wem sie es hier zu tun haben... Ich bin Lord Quintus, Rekthums verlängerter Arm auf Erden! Der Entsannte!... Euer Herr, Euer Gebieter und Euer größter Albtraum!“, spie der Lord den vielen Gesichtern entgegen. Und er schwieg, atmete schwer und genoss die unterschiedlichen Regungen, die er in den Gesichtern erkennen konnte.
„Und ich werde jeden!,... der sich mit in den Weg stellt, dem Schoß der glühenden Hure überlassen!“. Triumphierend im ersten Moment, konnte man im Zweiten ein Schaudern erkennen, welches Körper und Geist des Lords erfasste. Ein Stöhnen Höhepunkt höchster Erregung, mit dem Quintus die Anspannung entlies und sich von den Versammelten abwandte.
Gleichzeitig war ein Stöhnen aus einer anderen Ecke kommend wie ein Echo zu vernehmen.
Die hinter Quintus positionierten Gefolgsleute des Lords schufen eine Gasse, durch die der Monstergesichtige schritt. Und er stoppte unweit des verhüllten Käfigs, aus dem die seltsamen Laute drangen. Selbst dem Jenigem, dem bisher dieser Käfig nicht aufgefallen war, musste nun bemerken, das sich in Diesem etwas – nicht unsonst Verhülltes befand.
„Nicht jetzt. Deine Zeit ist noch nicht gekommen“, sprach Quintus gen Käfig, ehe er seinen Blick zur Seite wandte. „Ich muss erst die Ordnung wieder herstellen. Wo ist der Junge?... Er soll mich durch das Lager führen“.
Angewiedert hielt Lord Quintus sich die Hand vor Mund und Nase, als er in Begleitung des jungen Burschen das Lazarett betrat. Ungläubig blickte er in die Gesichter der Kranken, die wie Fische gelagert aufgebahrt lagen. Zum größten Teil gab es für die Betroffenen nicht einmal eine Art von Pritsche, das sie mit dem blanken Boden vorlieb nehmen mussten.
„Sie alle sind dem Tode geweiht“, erklärte einer Derer, die mit der Behandlung der Kranken beauftragt war im Flüsterton, „Wir können ihnen nicht helfen“. Und während Quintus immer noch angestrengt die Hand vor Mund und Nase hielt, um diesen unerträglichen Gestank zu verbannen, erklärte der Barbier weiter, daß in den anderen Zelten die Lage nicht anders war.
Da nahm der Lord die Hand aus dem Gesicht und zischte zurück: „Dann vergeudet nicht länger Eure Zeit mit diesen... gottverlassenen... dahin faulenden... Ungläubigen!“.
„Sir!?“.
Doch der Angesprochene Lord flüchtete bereits vor den aufdringlichen Fliegen und der schweißtreibenden Hitze innerhalb des Zeltes. Den Jungen zog er mit sich.
Und schließlich umklammerte Quintus draußen stehend die Schulter des kleinen Soldaten, während seine narbengespickte Fratze sich dem glatthäutigem Gesicht näherte.
Speichelfäden bildenen sich auf den Lippen des Mannes und flogen dem Jungen entgegen, als Quintus brüllte: „DAS,... mein Junge, ist Innos Werk. Seih ein Mann und vollziehe Rekthums Strafe!“.
Und bevor der Junge sich versah, hielt seine zitternde, junge Hand eine brennende Fakel.
„Erste Funken stoben gen Himmel und erleuchteten den mittlerweile verdunkelten Himmel, an dessen finsterem Blau sich die ersten grauen Wolken abzeichneten“, fantasierte Quintus und stockte in seinen Worten für einen Augenblick. „Was ist, mein Junge?... Gefällt Dir dieses Szenario nicht?... Du kannst sprechen. Du darfst. Nein wirklich. Wie findest Du es?“.
Nach einem Moment des Zögerns kam tatsächlich die Antwort.
„Grausam, mein Herr“. Ja, das ließ sich im Gesicht des Jungen deutlich ablesen.
„Glaubst Du nicht, daß Rekthum mit Denen ist, die das Leben verdienen?“.
„Ich glaube, das Rekthum der Vater ist, den ich nie hatte. Der mich beschützt“.
„Beschützt er sie auch?“.
„Das sollte er, denn sie brauchen seinen Schutz“.
„Warum?... Verdienen sie es?“.
„Ja, mein Herr“.
Da lächelte Quintus und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
„Wird er sie dann nicht beschützen, wenn das Feuer droht sie zu verschlingen?“.
Eine schwierige Frage, wie es schien, denn der Junge brauchte lange für seine Antwort.
„Er wird sie erst garnicht den Flammen aussetzen. Denn seine Macht ist gewaltig genug, um ihnen einfach den Atem zu nehmen“.
„Eine interessante Sichtweise, mein Junge. Aber denkst Du nicht, daß Rekthum Vergehen mit Strafe ahndet?“.
Da dachte der Junge erneut nach.
„Er wird das Maß seiner Strafen weise verteilen und die beugen, die ihm noch etwas entgegen zu setzen haben“.
„Tun das nicht die, die hier die Pest über alle bringen?“.
„Das können sie nicht, wenn Ihr sie einfach zurück lasst“.
Wo Quintus bisher allem Gesagtem etwas dagegen setzte, schwieg er nun und richtete seinen Blick gen Himmel, wo die dunkeln Wolken langsam unterschiedliche Gebilde zeigten.
Seine Lippen bebten und zeugten von der Geburt einer neuen Idee.
„Wir bringen dem Feind, was er sähte“.
Und damit entnahm er dem Jungen die brennende Fakel und löschte sie.
Bardasch
-
Im Lager der Nomaden wurde so oft, wie möglich trainiert. Redsonja schwang unermüdlich ihre Schwerter und ignorierte dabei den Schweiss, der ihr aus allen Poren rann. Zumindest an den heissen Tagen. Hin und wieder war die rothaarige Kriegerin sehr launisch geworden, doch Viraya konnte es verstehen. Nichts als schlechte Nachrichten: Weitere Plünderungen und das Gerücht von einem Wahnsinnigen, der sich als der Schöpfer selber sah. Selbst vom Untergang der Welt war die Rede. Die Diebin schauderte, obwohl ihr eher nach Lachen zu mute war, als sie jenen Erzählungen lauschte, denn sie waren zum teil zu grausam und zu düster, um wahr zu sein. Sie widerspiegelten alles, wovor sich die Menschen hier fürchteten und dennoch besass fast alles einen Kern Wahrheit.
"Müssen wir uns noch immer verstecken?"Fragte eines der Kinder die Frau mit den blauen Haaren, die darauf hin in die Knie ging und lächelte.
"Ja Nam, dein Drache wird warten müssen."Entgegnete sie mit einem Blick auf die Hand des Mädchens. Es schien enttäuscht aber verständnisvoll.
"Wie lange noch?"Fragte es dann im Ton einer Erwachsenen und Viraya schüttelte den Kopf.
"Ich weiss es nicht."
-
„Rauch zierte den Himmel“, begann Lord Quintus mit seinen Gedanken, die er sich selbst erzählte. „Funken stoben wie der Blitz durch das dunkelgraue Gebilde und verleihtem Diesem die Anmut eines ausgebrochenem Vulkans“. An dieser Stelle pausierte der Lord und ließ das Lächeln auf seinen Lippen verschwinden. Er endete mit der Pflege kaum noch vorhandener Fingernägel und erhob sich von dem Schemel, auf dem er bis eben noch saß. Und als sprächen aus ihm zwei Gestalten, wandelte sich die Tonart, die üblicherweise Großväter benutzten, um ihren Enkeln spannende Geschichten zu erzählen, in eine Tonart der Anklage. „Und sie verrieten dem Feind den Standpunkt ihres Gegners!... Ahhhh!........ Wie ich das... hasse!“. Energischem Schrittes verlies der Mann das Zelt und stapfte scheinbar desorientiert durch vereinzelte Gruppen Soldaten, die sich beim Erscheinen des Mannes erhoben. Ihren Gesichtern nach zu urteilen warteten sie wohl auf den Moment, in dem sie ihrem Meister von der Bereitschaft des Aufbruchs berichten konnten, doch den Lord beschäftigte in diesem Moment etwas ganz Anderes. Denn im Gegensatz zu denen, die das Lager als ehrvolle Menschen verlassen durften gab es auch die, die sich noch der Laune Quintus unterziehen mussten. Und so war das doch gefundene Ziel des Mannes ein Zelt, in dem sich die Gefangenen befanden.
„Spartus,... nicht wahr?“. Der Angesprochene hätte wohl geantwortet, wenn da der Knebel zwischen seinen Zähnen nicht wäre. Der Blick schweifte weiter und traf den Nächsten. „Gobbart“. Auch dieser Mann war nicht in der Lage zu antworten, doch die Aufmerksamkeit des Lords war bereits zu einer weiteren Gestalt geschweift, deren Gesicht dem Lord bisher unbekannt war. Und so machte er sich die Mühe, dem Gesichteten den Knebel zu entfernen. „Wen haben wir denn hier?“.
„Man nennt mich Meneur“.
„Meneur?... Ein Fremdländer also“.
„Nein Sir. Der mir diesen Namen gab war ein Solcher“.
„Hmm. Ein Leithammel. Ein Führer. Wen führtet Ihr denn einst, bevor Ihr in die Gefangenschaft gerietet?... Doch nicht etwa den... Feind?“.
Meneuer wußte zu erklären, doch im Grunde genommen war der Gefangene in den Augen Quintus nur ein weiterer Schuldiger, den er gedachte, wie viele Andere einfach wie Müll vor die Tore des Feindes zu kippen.
„Ihr werdet die Spitze unseres Heeres bilden und die Euch zugestellten Männer in die Schlacht gegen den Feind führen“, konnte Quintus Hoffnung bei den Gefangenen bewirken. „Nutzt die Zeit der Aufstellung, um das Gespräch mit Rekthum zu suchen“.
Und mit diesen Worten verlies der Lord das Zelt.
Nur noch etwa eine Stunde bis zum Aufbruch...
„Eure Heiligkeit... Die Männer haben ihre Positionen bezogen. Alles waret auf Euren Befehl“, hörte Quintus, dessen Aufmerksamkeit vereinzelten toten Vögeln galt. Sie lagen unter einem Baum, unweit des Zeltes, in dem der Anführer die Nacht verbrachte.
„Tote Krähen. Kein gutes Zeichen...“, murmelte der Inquisitor für sich.
Dann laut:„ Dann lasst die Männer aufsitzen und den Tross sich langsam in Bewegung setzen“,
Erst Sekunden später, als er sich umwandte, viel ihm der wirre Blick des Jenigen auf, der neben ihm stand.
„Waaas!... Krähen, die sterben, verkünden Verderben?... Ihr glaubt doch nicht an so einen Unsinn?“.
„Mein Herr... ich dachte... Ihr...“.
„Es wird Zeit!... Vorwärts!“.
Jeder tat es. Dem Aberglauben ein Platz im Leben einräumen. Und keiner gab es zu. Aus Angst an Ansehen zu verlieren. Auch Quintus.
Doch wo eben noch Sorge herrschte, war der Lord nun in seinem Element. Hoch zu Ross und gestört von der Rüstung, die er unter seinem schwarzem Umhang trug, näherte er sich der Spitze der Herrschaar. Ein jämmerlicher Anblick, doch für den Lord hatte er etwas durchaus Belustigendes. Mit einem kaum wahrnehmbaren Grinsen musterte Quintus die mageren Gestalten, die hinter ihren Führern schreitend kaum in der Lage waren, das eigene Gewicht zu tragen. Geschweigedenn das Gewicht ihrer Waffen. Undenkbar das sie dazu in der Lage wären, im Kampf die Waffen gegen den Feind zu schwingen.
Doch trotz des brennenden Hohns, den Quintus für Sir Gobbart, Spartus und Meneur übrig hatte, behielt er den Spott ganz alleine für sich in seinen Gedanken und ritt nun vorbei an dem kranken Fußvolk zurück bis zu den eigenen, frischen Reitern, die unter Anderem den verhangenen Käfig flankierten, der holprig über den mitgenommenen Grund rollte.
Vor Diesem vorweg reitend bezog der Lord seine Position.
„Sorgt dafür, daß die Spitze sich eilt. Ich wünsche größeren Abstand zu Ihr!“.
Das Ziel – die Stadt an der Newa – etwa einen halben bis einen Tagesmarsch entfernt...
Und während Lord Quintus Männer sich ein letztes Mal mit der Schlachtordnung beschäftigten, tat es die Spitze mit etwas ganz Anderem.
„Sir,... ich bin immer noch Euer treu Ergebener“.
„Natürlich seid Ihr das, Spartus“, erwiederte Gobbart brummend.
„Ja Sir. Eurer Wort besitzt immer noch Gewicht für mich“.
„Was sprecht Ihr für einen Unsinn?!... Natürlich hat es das“, und dann nach einer Sprachpause. Worauf wollt Ihr hinaus?... Sorgt lieber dafür, daß die Männer zusammen bleiben“.
„Sir, sie werden Euch folgen. Denn sie vertrauen auf Euch“.
„Unsinn!... Ein Drittel von Ihnen denkt jetzt schon darüber nach, wie sie türmen können. Und glaubt mir Spartus,... kein Mensch wird sich aus der Formation entfernen und dabei noch einen Atemzug tun“.
„Aber Sir,...“.
Da bewegte Gobbart sein Pferd eine Pferdelänge vor das seines Gefolgsmannes und machte deutlich, daß die Unterredung an dieser Stelle ihr Ende fand.
Bardasch
-
Als seine Schwester endlich aufgehört hatte zu jammern und zu fragen was sie nur tun sollten und ein wenig zu schlafen schien um sich auszuruhen, beschloss Sral Redsonja aufzusuchen. Allerdings nicht um eine weitere Übungseinheit einzulegen.
"Wir müssen reden."
sprach er als er bei ihr angekommen war mit fest entschlossener Stimme, die einiges an Überwindung kostete. Seine Miene war ernst und es brauchte nicht viel Einfühlungsvermögen um den Zorn dahinter zu erkennen. Sral hatte bei dem Angriff der Plünderer einen Großteil seines Stammes und dieser fast alle seine Habseligkeiten verloren. Tag ein Tag aus verbrachten sie damit im Lager dieser Madurer zu hocken und zu für das bevorstehende zu trainieren. Man sprach von weiteren Angriffen. Angst und Sorge herrschten im Lager der Nomaden vor. Und noch immer wusste niemand so recht, was all das hier sollte.
Redsonja blickte ihn fragend an. Erst jetzt nahm Sral Notiz von Anyi, beschloss jedoch ihn erstmal zu ignorieren.
"Wieso sind wir noch immer hier? Der nächste Angriff wird vielleicht weniger glimpflich verlaufen als der letzte. Wir sitzen hier auf offenem Feld und warten bis sie kommen. Ist das dein Plan?"
fragte er und merkte, wie der Zorn ihm Entschlossenheit verlieh. Dennoch kam er sich seltsam dabei vor.
Taeris
-
Links, rechts, links, rechts unten, links, rechts, links, rechtsunten, linke Schulter
"Du musst schneller werden! Und vor allem, du musst aufmerksam bleiben! Wenn du dich von einem Gegner im Zweikampf schon so einlullen lässt, dann hast du in einem richtigen Kampf kaum eine Chance, denn da haut jeder immer von irgendwo dahin, wo du es nicht erwartest. Also nochmal von vorne!"
Anyi hob erneut sein Schwert und setzte zu einem Angriffsschlag an, den der um einiges größere Nomade vor ihm nicht so wirklich gut parierte.
So konnte das doch nie etwas werden! Wie sollten sie so gewinnen, im nächsten Kampf, der nur noch eine Frage der Zeit war, denn es ging hier andauernd böse Geschichten um, dass schon wieder ein Nomadenstamm überfallen wurde.
Eigentlich will ich wieder zurück...
Zurück nach Hause, hieß das in diesem Fall, zurück zu der Siedlung von Flüchtlingen, in der Anyi eigentlich lebte, oder besser sogar noch: Zurück in das Dorf, aus dem er kam. Aber letzteres war komplett ausgeschlossen, denn man musste schon lebensmüde sein, um irgendwo zwischen den Fronten der Inquisition und der Innosleute zu wohnen und das andere war bei so vielen und aktiven plündernden Banden viel zu gefährlich.
Außerdem: Wer garantierte ihm, dass es sein Lager noch gab?
Da war es erheblich sicherer, bei diesem Nomadenstamm hier zu bleiben - nicht der von Srals, den gab es nicht mehr, oder zumindest bestand er nur noch aus ganz wenigen Personen, aber bei einem anderen Stamm, zu dem er geführt worden war, auch wenn er sich nicht ganz sicher war, ob das die entscheidung der Vertriebenen oder der Fremden gewesen war.
Hier hatten sie auf alle Fälle beschlossen, den kompletten Stamm zum Kampf auszubilden, wofür natürlich die Rothaarige und der Hühne besser geeignet waren als der kleine Mann, aber da sie nicht viele potentielle Ausbilder hatten, viel ihm auch etwas von dieser Aufgabe zu.
Und deswegen musste er sich jetzt um den Mann vor ihm kümmern, der größer und jünger war, als er selbst - und relativ untalentiert, denn sie übten jetzt schon seit Stunden und er schaffte es immer noch nicht, alle Schläge zu parieren.
Gerade eben hatte Anyi schon wieder einen Treffer gelandet, diesmal am linken Bein - er nahm immer die Breitseite seines Schwertes, sodass es zwar schmerzhaft war, wenn er traf, aber keine Verletzungen nach sich zog.
"Wir machen das jetzt anders.", verkündete er etwas resigniert, "Du greifst an und ich pariere. Aber nimm die dein Schwert anders, damit du mich nicht mit der scharfen Seite triffst, sonst wird das schmerzhaft."
Hoffentlich bringt das mehr...
Gath
Geändert von Irgend Jemand (01.05.2011 um 19:12 Uhr)
-
"Wir warten, da wir eingekesselt sind, der Feind scheint überall rund herum, weil jeder hier ein Feind ist. Jeder ist sich selbst in solchen Zeiten am nächsten und was zum eigenen Vorteil genutzt werden kann wird dazu verwendet. Wir sind zu viele, um des Nachts davon zu schleichen, doch werden wir uns auch nicht ewig auf der Flucht befinden können. Deine Schwester scheint sich zwar zu erholen, doch könnte eine längere Reise noch immer tödlich für sie enden und diese Menschen hier brauchen jemanden an ihrer Spitze. Jemanden, der sie vereint und die wenigen Überlebenden deines Stammes brauchen eine neue Aufgabe, nachdem sie alles verloren haben. Bete, dass es nicht Rache sein wird, dennoch ist Rache besser als nichts."
Sprach sie und jeder, der einst gehört hatte, dass sie "die Schweigsame" genannt worden war, hätte seinen Ohren nicht getraut während dieser flammenden Rede.
"Manchmal muss man kämpfen, denn manchmal gibt es keinen Ausweg. Aber nicht alleine, jeder kleine Stamm für sich. Es muss sich jemand an seine Spitze stellen, jemand, der nichts mehr zu verlieren hat, der keine Angst zeigt. Genau darum bin ich hierher gekommen, denn dein Grossvater hatte damals Recht."
Er würde es zu Grossem bringen, doch das sagte sie ihm nicht, denn jungen Männern pflegten solche Sachen in den Kopf zu steigen und Viraya war noch immer der Überzeugung, dass Anyi die Schlüsselfigur war oder sich dazu entwickeln konnte. Eine von vielen vielleicht.
"Die Frage ist, ob du bereit dazu bist dein Leben etwas zu verschreiben, was sich für dich selber wohl niemals auszahlen wird."
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|