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Tooshoo #03
Willkommen, Reisender! Du befindest dich in Südargaan im Sumpfgebiet von Tooshoo. Der gigantische Baum da hinter uns wird Tooshoo genannt und das Dorf, das sich um diesen gebildet hat, nennt man Schwarzwasser.
Die Gemeinschaft die hier lebt nennt sich das Waldvolk und kam vor nicht all zu langer Zeit aus Myrtana hierher. Es gab einen regelrechten Umsturz damals und seither gelten hier unsere Regeln:
Töte niemanden unnötig!
Mach keinen Ärger!
Pass auf deinen Rücken auf!
Und nerv nicht! Hörst du? Nerv einfach nicht, wenn dir jemand aufs Maul haut, weil du bescheuert guckst oder meint, dass du schicke Stiefel hast, Fremder. Schwarzwasser ist viel, aber sicher kein Ort für kleine Prinzessinnen und Typen mit Stock-im-Arsch!
Regeln klar? Gut dann lade einen Wächter von Tooshoo nun auf ein Bier in die Sumpflilie ein, dann erfährst du auch mehr über den Ort und seine Gepflogeheiten und bei einem guten Schnaps, sicher auch über paar spezielle Orte hier oder dort.
Geändert von Das Waldvolk (08.02.2011 um 17:12 Uhr)
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Hatte er sie verletzt? Irgendetwas hatte er wohl falsch gemacht, oder... War sie wütend, weil sie so etwas von einem Mann nicht hören wollte? Sie war da ja bekannterweise etwas voreingenommen, aber gestört hatte das den Krieger noch nie so wirklich. Aber wie sollte er sich ihr gegenüber nun verhalten? Schließlich hatte er ihr nur gesagt, dass ihm etwas an ihr lag... Er schaute sie an, versuchte beruhigend zu wirken. Ob er sie in den Arm nehmen sollte? Gefährlich... Nein, das war wohl keine gute Idee. Eher würde er ihre Frage beantworten. Aber wie beantwortete man eine Frage, auf die es keine genau definierte Antwort gab? Philosophie war ja schon eine von Ryu's Stärken, aber diese beschränkte sich meißt auf die Schwertkunst, das Schmeiden und die Zubereitung eines guten Nackensteaks. Auch wollte er Myra nicht abhandeln, wie die ganzen Bettgeschichten zu Sildener Zeiten. Das hatte sie nicht verdient. Denn, auch wenn sie wirklich eine Schönheit war, so hatte der Templer mit der Zeit immer mehr Interesse an ihr als Mensch gewonnen. Erstaunlich, wie unnahbar sie sich sonst immer gab und urplötzlich in Tränen ausbrach.
"Verzeih', ich wollte dich nicht verletzen! Nichts liegt mir ferner..." er machte einen etwas zögernden Schritt auf sie zu, biss sich, die richtigen Worte überlegend auf die Unterlippe und sprach dann weiter. "Ich wollte nur endlich ehrlich sein... Seit unserem Wiedersehen musste ich mir immer wieder die Frage stellen, wo du gerade bist und ob du gesund in Setarrif ankamst... Weißt du... Anfangs dachte ich noch, du wärst einfach etwas abgehoben, aber mit der Zeit, während ich dich ausgebildet habe, hast du mir auch etwas beigebracht. Etwas sehr wichtiges, dass ich schon fast vergessen hatte... Und zwar, was es heißt, hinter die Fassade zu sehen und dort einen wunderbaren Menschen zu erkennen... Und zu lernen, diesen Menschen ins Herz zu schließen..." irgendwie kam er sich etwas albern vor, hier herumzuhadern, aber selten hatte er sich in so eine Situation vorgefunden. Schöne Worte waren schnell gesprochen, aber wenn sie von Herzen kamen, so war es eine Herausforderung, größer als das Drachenjagen, da war sich Ryu sicher...
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Während sie dem zuhörte, was Ryu sagte, erlangte sie wieder langsam die Fassung. Obwohl sie sonst so selbstsicher und kontrolliert war, gab es immer wieder diesen wunden Punkt, an dem sie verwundbar war und nun hatte sie sich so auch noch vor Ryu gezeigt. Doch anstatt sie angewidert anzuschauen, versuchte dieser sie sogar noch zu beruhigen. Irgendwie passte das alles nicht in ihr Bild von dem Templer, welches sie nun eine so lange Zeit mit sich herumtrug. Auch konnte sie sich nicht vorstellen, dass er etwas von ihr gelernt haben sollte. Hinter welche Fassade wollte er denn schauen? Alsob sich Myra in die Karten schauen lassen würde, sofern sie ein paar gute auf der Hand hätte. Da der Templer sie jetzt so schon gesehen hatte, half es auch nichts wieder in alten Trott zurückzukehren. Am besten erklärte sie kurz und schmerzlos, warum sie so reagiert hatte und dann wäre die Sache gegessen, bevor Ryu noch auf seltsame Gedanken kam. Egal wie nett und fürsorglich er gerade zu ihr war, am Ende war er auch nur ein Mann.
"Entschuldige bitte.", sagte sie und wischte sich die letzten Tränen vom Gesicht, "So etwas hat schon lange niemand mehr zu mir gesagt. Es hat mich gerade einfach überrascht, denn mit sowas habe ich auf keinen Fall gerechnet. Scarlett war die letzte, die mich wirklich mochte, als Freundin. Und nunja es schon lange her, dass ich sie das letzte Mal gesehen habe. Du hast wohl eine alte Wunde aufgerissen. Aber lassen wir das."
Selbstsicher wie immer erhob sich die Blonde vom Baumstumpf. Kurz blickte sie in ihren Spiegel, machte sich die Haare und wischte die Spuren der Tränen aus ihrem Gesicht. Dann trat sie ganz nah an den Templer heran, stellte sich auf Zehenspitzen, schaute sich um, ob jemand zu sah, und flüsterte dann in sein Ohr.
"Ich kann dich auch gut leiden."
Im gleichen Moment machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ den Ort des Geschehens. Mit einem Winken über die Schulter verabschiedete sie sich von Ryu.
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-Äh... Und jetzt?- Ryu konnte nun ganz genau nachvollziehen, was man damit meinte, wenn man "da stand wie ein begossener Pudel". Den Kopf etwas schief gelegt, die Stirn in fjordartige Falten gelegt. Resigniert winkte er ihr auch noch einmal zu, ehe sie hinter ein paar Hütten verschwunden war. Sollte er nun enttäuscht sein? Oder vielleicht doch ganz froh? Immerhin hatte sie zugegeben, dass sie ihn mochte. "Hmpf..." mehr brachte der sonst so lockere Templer nicht heraus. Es war sicher schon spät, aber schlafen zu gehen war jetzt irgendwie nicht ganz das, was er wollte. Dafür überschlug sich grade eine ganze, gedankliche Welt in seinem Kopf.
"Hmm... Hack' ich halt Holz..." seufzte er dann schließlich schulterzuckend und ging rüber zu dem Hackstumpf, auf den er einen der Holzklötze hievte. Anschließend, die Axt in der Hand und zum Schlag ausgeholt verfiel er noch einmal in einen kurzen Moment des Nachsinnens. Ein Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus. "Ich kann dich auch gut leiden..." zitierte er Myra. Der Krieger legte den Stiel der Axt auf seiner Schulter ab, zitierte noch einmal. Und noch einmal. Das Grinsen ging in ein leichtes Schmunzeln über. Begleitet von einem verwirrten Kopfschütteln. "Werd' da mal einer schlau drauß..." und mit ebenjenem Grinsen fuhr schließlich der Axtkopf auf das Holz hernieder. Doch schon nach dem ersten Schlag war es ihm auch schon wieder vergangen. Mit einem dumpfen Aufschlag auf das morsche Stegholz, hatte Ryu die Axt fallen gelassen, sich umgedreht und war losgerannt. Vielleicht würde er sie ja noch einmal einholen... Hoffentlich...
Geändert von Ryu Hayabusa (05.02.2011 um 00:47 Uhr)
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Elvo war ein komischer Typ von Jäger. Mit einer Schleuder zu jagen war für die ambitionierte Bogenschützin etwas völlig unbekanntes. Die einzige Schleuder, an die sie sich erinnerte war das Kinderspielzeug, dass sie einmal besaß. Wusste er denn nicht, dass Nahrung nunmal Nahrung war? Die Jägerin schmunzelte unverkennbar und musste auf den irritierten Blick Elvos nur noch mehr kichern. "Tschuldige!" mit der üblichen, knappen Bewegung setzte sie wieder die Kapuze auf. "Du bist ein lustiger Kerl, Elvo! Fleisch ist doch Fleisch, oder nicht? Ich kenne genug Leute, die einem leckeren Hasenbraten mehr Vorzug geben, als zum Beispiel eine Sumpf-Suppe, wie Mama Hooqua sie zubereitet. Jeder Beitrag hilft "dem großen" Volk. Das solltest in Silden eigentlich schon lange gelernt haben, nicht? Also tu' nicht so..."
Eine Weile kehrte Stille ein zwischen den beiden. Stille, die nur von den leisen Kau- und Schmatzgeräuschen der Jägerin begleitet wurden. Vor lauter Gerede war ihr Essen nämlich schon fast kalt geworden. Ärgerlich. Doch sie aß. Man konnte ja nie wissen, wann die nächste Mahlzeit ins Haus stand. Und während sie so vor sich hinfutterte, betrachtete sie unter dem Rand der Kapuze ihr Gegenüber ein wenig. Er war größer, als es bei ihrem ersten Treffen den Anschein gemacht hatte. Und mit dem gelockten, dunkelblondem Haar wirkte er schon fast ein wenig, wie man sich über die Ritter in den Geschichten erzählte. Bei der Vorstellung, wie Elvo eine Rüstung trug und alle ihn "Eisenherz" nannten, musste sie erneut kichern. "Wenn du dir so unsicher bist mit der Jagd, warum gehen wir nicht einmal zusammen? Vielleicht kennen wir ja beide Tricks, die der andere nicht kennt. Was meinst du?" ordentlich sortiert legte sie das Besteck in die Mischung aus Schüssel und Teller und griff zu ihrem Krug. Kühl und erfrischend - das tat gut!
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Elvos Stimmung war gedrückt, während er redete. Dann sprach Vareesa, doch auch sie vemag es nicht, seine Stimmung zu bessern. Als sie geendet hatte, dachte er an seine Vergangenheit zurück. Alles war so viel einfacher gewesen. Doch auch er musste einsehen, dass er früher hätte lernen sollen, mit dem Bogen zu jagen. Ein Jäger mit einer Schleuder... Elvo musste bei der Erinnerung daran schmunzeln. Aber jetzt war es wahrscheinlich schon zu spät, es zu erlernen. Er seufzte. Dann blickte er wieder auf, weil Vareesa begonnen hatte, zu sprechen. Und während sie redete, besserte sich seine Laune zunehmend. »Gerne begleite ich dich! Auch wenn ich nicht denke, dass ich dir soviel zeigen könnte. Aber egal, was meinst du, wann können wir uns treffen?«
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Der Wind strich ihm durch die Haare und legte sich kalt auf seine nackte Haut. Die Baumkrone Tooshoos war zum Glück nicht wirklich besucht, eine Tatsache die er nun ausnutzte während er am Rande des Abgrund stand. Es wäre kein Problem wenn Ornlu ihn sah, doch was vorhatte sollte nicht vor den Augen Unwissender geschehen, ausser es war unbedingt nötig.
Seit sie in Schwarzwasser angekommen waren hatten sie den Sumpf gemieden, aus gutem Grund, wie man zu meinen vermochte. Dennoch war es Zeit ein wenig mehr über ihre neue Heimat zu erfahren und er wollte sich selbst ein Bild von ihr machen. Jedoch war es nuneinmal viel leichter aus der Luft zu beobachten, als vom Boden aus. Ruhig hockte er sich hin und blickte hinunter. Unten waren klein die Hütten Schwarzwassers zu sehen, die Stege, welche sie verbanden und die trübe Suppe zwischen den Stegen. Dahinter erstreckte sich das Sumpfland. Dichte, alte Baumgruppen, die Morast und das schwarze Wasser, welches dem Ort seinen Namen gab, verdeckte. Dies und einige Geheimnisse wenn man recht hörte. Die Gerüchte sprachen von versunkenen Bauwerken, Höhlen und alten Schätzen aus vergangener Zeit, doch ebenso sprach man von Ungeheuern, Krankheit und den Moorleichen. Neben den üblichen Sumpfgeviech, wie Mücken, Schlangen, Fröschen, Lurkern und gar Sumpfhaien sollte es an den Randgebieten laut Einheimischen ein paar Schattenläufer oder gar eine Unterart namens Sumpfläufer geben. 'Riesige Snapper' waren Gesichtet worden, wohl Urviecher und sogar einen Sumpfdrachen sollte es wohl irgendwo geben, aber spätestens da hörte seine Gutgläubigkeit auf. Was er jedoch nicht verleugnen konnte war das der Sumpf etwas fremdes, ja gar feindseeliges ausstrahlte. Ein Eindruck der Zugleich verlockend, als auch abschreckend war.
Wie er so über diese Dinge nachdachte beruhigte er seinen Atem und wartete das auch sein Herz sich seinen Luftzügen anpasste. Was auch immer es in diesem Sumpf gab, er würde es selbst sehen, zumindest einen guten Teil davon. Wieder wehte der Wind in sein Gesicht, stob durch die Haare und kribbelte an seinem Bauch. In der anderen Spähre, während des Rituals war es einfach nicht das Richtige gewesen. Der Wind dort hatte ihm nicht das Gefühl von Lebendigkeit zu geben vermocht, wie es der echte Wind nun tat. Mit seinen Lebensgeistern erwachte auch die Magie des Druiden, durchströmte seine Adern und brachte das Blut zum Kochen. Corax spürte den inzwischen einiger Maßen gewohnten Schmerz, als sich Knochen und Muskeln verzogen, stauchten oder sonstwie ihre Form veränderten. Ein leises Keuchen brachte er hervor, ehe sich seine Stimmbänder verdrehten und er nur noch ein Krächzen von sich geben konnte. Überall auf der Haut piekte es wie von winzigen Nadelstichen, als seine Gestalt sich zusammenzog und überall aus der Haut die Federkiele emporwuchsen. Der Mund wurde steif, hart und streckte sich nach vorn. Die Arme währenddessen verwuchsen mit der Haut und wurden nach hinten verschoben, während die Beine schrumpften und die Füße sich seltsam Spalteten. Sein Körper viel nach vorne, dem Abgrund entgegen und nahm schnell an Geschwindigkeit zu. Schon im Fall begriffen endete die Verwandlung schließlich und der Rabe find seinen Fall ab.
Einige schnelle Flügelschläge halfen ihm etwas an Höhe zu gewinnen. Er flog über die Sumpflilie hinweg und konnte in anderer Richtung den Schwarzmarkt ausmachen. Ein paar wenige Menschen huschten über die Stege, von ihren fetten Beinen an den Boden gekettet. Bemitleidenswert, dachte er während er sie rasch hinter sich zurückließ.
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Wie ein schwarzer Pfeil stieß er zwischen den Baumkronen hindurch, breitete die Schwingen aus und stabilisierte so seinen Flug. Unter ihm zogen sich, recht nah nun, die Ausläufer eines kleines Moores hin. Trotz des streckenweise schlammigen Untergrunds wuchsen hier viele Gräser und Kräuter, unter ihnen viele die selbst er nicht kannte. Einige schnelle Flügelbewegungen stoppten seinen Flug und dirigierten den Körper auf den Ast eines Baumes am Rande des Moores. Auf der sich vor ihm erstreckenden Fläche konnte er einige Blutfliegen umherschwirren sehen, ansonsten gab es kein größeres Getier, welches er entdeckte. Doch bald würden die Mücken in Massen aufsteigen, die ideale Zeit ein Mahl zu sich zu nehmen. Er hatte keine Lust im Morast nach Würmern zu wühlen.
Er setzte seinen Flug fort, tiefer in die Sümpfe hinein. Er kam in eine feuchtere Region, sah einen Lurker auf eine Insel klettern und leichte Bewegungen der Wasseroberfläche, die auf einen schwinnenden Sumpfhai hindeuteten. Plötzlich kam ein graues etwas in Sicht. Bäume versperrten halb die Sicht, doch als er höher stieg um es sich von weiter oben anzusehen erkannte er was vor sich lag. Ein halb eingesunkenes Gebäude aus Stein, der Eingang halb vom Wasser bedeckt versank in Schräglage langsam über die Zeitalter im Schlund des Sumpfes. Die Rabenfüße landeten auf den verwitterten Steinen und betrachteten die Umgebung. Völlig vermoderte überreste von Stegen waren in unregelmäßigen Abständen zu sehen, doch das meiste hatte der Zahn der Zeit bereits zerstört. Nervös putzte er sein Gefieder ein wenig. Scheinbar schien zumindest an den Geschichten von Überresten einer alten Kultur etwas dran zu sein.
Seine schwarzen Äuglein suchten nach dem Stand der Sonne, es wurde Zeit zurückzukehren. Einen Augenschlag später befand er sich bereits wieder in der Luft und flog dicht über dem Wasser dahin. Er hatte keine großartige Erkenntnis gehabt, doch zumindest sich ein Bild machen können. Auch wenn er das Gefühl hatte noch nicht alles entdeckt zu haben. Unter ihm zeichneten sich kleine Wellen auf der Wasseroberfläche ab. Ein Flügelschlag brachte ihn etwas höher, er würde wohl erneut auf der Krone Tooshoos landen. Vor ihm, gleich darauf unter ihm stob Wasser in die Luft, als der Sumpfhai explosionsartig auftauchte. Der Rabe trag auf die raue, ledrige Haut des Ungetüms, wurde durch die Luft geschleudert und fiel krächzend ins Wasser. Die dunklen Fluten umschlossen ihn, verzweifelt schlug er mit den Flügeln, welche schwer wie Blei waren. Die Dunkelheit raubte ihm Sicht, Orientierung und Luft. Schnell ersetzte sie eine schwarze Leere.
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Erfreut über das das kleine Lob, wenn man das überhaupt Lob nennen konnte, holte Snydex noch einfach tief Luft. Die kalte Luft strömte in seine Lungen und es tat gut, denn so verausgabt hatte er sich schon lange nicht mehr.
Der junge Schwertkämpfer wollte gerade etwas sagen, da deutete Idun schon auf Snydex' Schwert. Erst verstand er nicht was er wollte, doch als sein Lehrer plötzlich sein Schwert zog, dämmerte es ihm.
Nun war es an ihm sich zu verteidigen, anstatt anzugreifen wie bisher.
Gerade noch rechtzeitig hob er sein Schwert, denn im nächsten Moment holte Idun auch schon aus. Kalter Stahl knallte aufeinander, und Snydex spürte den Eröffnungsschlag im ganzen Körper. Sofort wurde Sny zurückgedrengt und nur mit großer Mühe schaffte er es die gegnerischen Angriffe abzuwehren.
Erst jetzt merkte er, dass er das Abwehr-Training viel zu sehr vernachlässigt hatte. Aber das holte er ja gerade nach...
Keuchend parrierte er einen weiteren Angriff, und noch einen. Letztendlich rutschte er aus und landete auf dem Boden.
Wütend rappelte Snydex sich wieder auf, sein Schwert noch fest in der Hand.
"Worauf wartest du? Machen wir weiter!" rief er voller Ehrgeiz, und hob abwehrend sein Schwert.
Sein Lehrer zögerte nicht lange und rannte los, das Schwert zum Angriff bereit.
Der Angriff kam schneller als erwartet, denn Idun machte noch einen Satz nach vorne und ließ nach Schwert nach vorne schnellen.
Sny schaffte es noch in letzter Sekunde, dem Angriff mit einem Sprung nach hinten auszuweichen. Ein erneuter Angriff Iduns erfolgte und wieder schaffte es Snydex nur knapp, diesen abzublocken.
"War das schon alles?" fragte Sny keuchend, das Schwert wieder abwehrend erhoben.
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Ein milder Wind herrschte in diesen Tagen über Schwarzwasser, die vereinzelten Wetterfahnen auf den Dächern waren davon herzlich unbeeindruckt und hingen nur schlaff in der Luft. Zwar war der Aufenthalt im Freien dadurch auch nicht angenehmer, doch immerhin um einiges erträglicher, als wenn man vor einem ausgewachsenen Orkan flüchten musste.
Schweiß lief über Iduns Gesicht. Leicht ließ der Junge nicht locker, das musste man ihm lassen. Anstrengend war es, die ganze Zeit aufs Neue zu versuchen, mal halbherzig, mal plötzlich kräftiger, die Verteidigung seines Schülers zu schwächen und dabei nicht locker zu lassen. „Ich krieg dich schon noch! Und wenn wir nach Einbruch der Dämmerung noch hier kämpfen!“
Idun musste sich zurückhalten. Ohne es zu wissen, wäre er beinahe in eine Art Kampfrausch gefallen, aus dem es nur schwer war wieder zu entrinnen. Er selbst erschrak über diese starken Gefühle, die sich plötzlich in ihm auftaten. Nicht wahr haben wollte er sie, sie vergessen, ignorieren, doch das durfte er nicht. Es war eine Frage der Ehre und des Gewissens und Idun hatte nicht vor beide zugleich für einen fragwürdigen Sieg im Kampf gegen seinen Schüler zu verhökern.
>> War das schon alles? <<
Seine Körperhaltung, seine Atmung, seine Stimme, all das war getränkt von einer Entschlossenheit, die Idun selten bei einem Schüler erlebt hatte. Erstaunt über den Kampfeswillen von Snydex, gleichzeitig noch leicht benommen von dem Rausch, der ihn soeben zu packen drohte, griff er ein weiteres Mal an. Ein Rückhandschlag, so plötzlich, dass man ihn kaum vorausahnen konnte und er traf sein Ziel. Sein Schüler, immer noch ungebrochen in seiner Beharrlichkeit, strauchelte einige Schritte rückwärts. Einige Zeit in Anspruch nehmend, um sich wieder zu sammeln, stand er schließlich wieder aufrecht und erwiderte trotzig Iduns Blick. Sein Gesicht nahm einen unbestimmbaren Ausdruck an, doch irgendwas ließ ihn vermuten, dass es noch nicht vorüber war.
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»Hmm, das erklärt warum du vor unserem Ausflug nach Stewark so oft verschwunden warst.«, brummte Faren und warf der jungen Frau einen vorwurfsvollen Blick zu. »Dir ist hoffentlich klar welche Sorgen ich mir gemacht habe...«, fuhr er fort und verstummte jedoch als er den verärgerten Ausdruck in Keas Augen bemerkte. »Jetzt schau mich bitte nicht so an Kea, du weißt das ich nicht anders kann, ich mache mir nunmal sorgen um dich. Wenn dir etwas passieren würde könnte ich mir niemals verzeihen... von dem Blutbad das ich anrichten würde einmal ganz abgesehen.«, verteidigte sich der Hüne und strich der Schwarzhaarigen erneut durchs Haar. »Dann lass uns mal diesen kleinen Möchtegerndieb suchen, mal sehen ob der Bursche überhaupt etwas taugt.«, brummte der Deserteur nun, wobei er ein klein wenig enttäuscht war das Kea sich nicht an ihn gewandt hatte, immerhin war er wohl der beste Dieb und Attentäter der sich in diesem stinkenden Sumpfloch finden liess. Aber gut, andererseits wusste die Schwarzhaarige erst seit kurzen das der Hüne über diese Fähigkeiten verfügte. Also würde er ersteinmal diesen Witzbold der meinte mit den Fähigkeiten der Verstoßenen hausieren gehen zu müssen, einer genauen Überprüfung unterziehen und sich dann überlegen wie er weiter vorgehen würde.
Geändert von Faren (05.02.2011 um 20:40 Uhr)
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Seltsam, wirklich seltsam bist du. Dachte sie und musterte den Dolch, der in ihren Händen lag, als wäre er nie woanders gewesen. Er war in etwa von der Länge ihres Unterarms, hatte eine gebogene Klinge, die ein wenig an den Zahn einer Katze erinnerte. An eine große Katze...jene war auch in feinen Linien dort eingeritzt, wo die Klinge in den Griff überging. Was er dort unten in den tiefen des Wasser zu suchen gehabt hatte, verstand sie noch immer nicht recht. Jedoch wusste sie, dass er zu ihr gehörte, genauso sicher wusste sie, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Was genau? Das wusste sie nicht...
NOch immer hatte ihr niemand den Umgang damit zeigen können, wohl weil sich bisher noch nicht die Gelegenheit ergeben hatte, jemanden danach zu fragen. Ornlu wollte sie nicht damit nerven, ihn musste sie mit anderen Fragen schon genug durchlöchern. Er war hier oben in den Baumkronen immernoch am vorbereiten. Vielleicht machte er sich hübsch...für wen auch immer, vielleicht war er gerade dabei in seiner Höhle ein Chaos zu schaffen oder er bereitete sich anderweitig Spaß.
Bei ihm war alles zu jederzeit möglich, nichts konnte sie mehr überraschen, auch erschrak sie nicht, als er ihr ein getigertes Unterhosenteil entgegenwarf und laut vor sich herbrabbelte. "Also was diese Magier hier oben so alles versteckt hielten...kein Wunder, dass die dieses magische Portal anbrachten, wollten nicht, dass man ihre perversen Vorlieben entdeckten. Daneben stand das da...ähmm ddd...ach Suzu lies du mal vor du kannst das doch!", sagte er und drückte ihr den Aufschrieb in die Hand. Sie hatte sich inzwischen erhoben und den Dolch weggesteckt.
"Öhm...ich glaub da steht: Thiese Unnahos vu..vuur...vurdte zuar TTddd...man Ornlu musst du wissen was da steht?"
"Ja muss ich, könnte ja wichtig sein."
"Na dann...Thiese Unnahos vvurdtee zuar Dtanung ihmm Valdt enddd...endddwofen. Ge...geeeseichnt Garlos im Lager Veldus..."
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Er war schweißgebadet und völlig fertig, dennoch wollte er nicht aufgeben. Dieses Wort existierte in seinem Wortschatz nicht. Entweder er würde einen Treffer landen, oder Idun.
Erneut holte Idun zum Angriff aus, diesmal von der Seite. Sny jedoch reagiert schnell und parrierte auch diese Attacke.
Natürlich war dem jungen Schwertkämpfer bewusst, dass sein Lehrer nur mit ihm spielte, dennoch nutzte er dieses Duell um sich selber zu beweisen das er was gelernt hatte.
Und wieder trafen die beiden Klingen aufeinander und der Aufprall war wieder in seinem ganzen Körper zu spüren. Nun war es aber Zeit zum Angriff überzugehen. Erneut parrierte Sny einen Angriff, reagierte aber schnell und ließ einen direkten Gegenangriff folgen, mit dem Idun wohl nicht gerechnet hatte, da dieser leicht verdutzt dreinschaute.
"Du glaubst doch wohl nicht das ich mich die ganze Zeit verprügeln lasse?" sagte der Lehrling grinsend und holte erneut zum Angriff aus.
Wieder hatten sie die Rollen gewechselt und so gefiehl es dem Schwertkämpfer auch schon viel besser.
Doch er hatte sich zu früh gefreut, denn jetzt schien es als hätte Idun genug.
Kaum hatte Sny zum Angriff ausgeholt führte Idun einen direkten Konter gegen ihn aus, doch Snydex gelang es im letzten Moment auszuweichen. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Plötzlich krächste über ihnen eine Krähe, die den Lehrer kurz ablenkte. Dieser kurze Chance nutzte der Lehrling und holte aus, doch wieder war Idun schneller und verpasste ihm blitzschnell eine mit der Rückhand, was Snydex zu Boden schickte.
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Baumkrone
"Aha!", stellte der Druide fest und blickte skeptisch den Zettel an. Was da stand, wusste er nicht wirklich, aber Suz wusste es mindestens halb so wenig wie er. Wer weiß, vielleicht las sie auch nur was sie lesen wollte.
"Ich finde da steht was anderes...aber..." - Ornlu griff den Zettel und zerriss diesen - "...sicher nichts wichtiges und so! Jawohl ja!", meinte Ornlu und schritt heraus.
"Solltest sowieso besser diesen Tiergeist rufen üben. Wie weit bist du da?", fragte der Wolfsdruide bevor er regelrecht in Cécilia reinlief und sich dann mehr oder minder auf befindend wieder fand. Ein Glück dämpfte sie den Fall.
"Ohh, bewahre, Céciilia! Nicht so stürmisch...", scherzte der Jäger mehr und erhob sich langsam von ihr, bevor er ihr auf half.
"...du kommst hier sicher nicht hoch, um mich anzuspringen, oder? Weswegen dann?", fragte der Druide und wagte kurz einen Blick in die Baumhöhle wo Corax eigentlich den Tag über sein Unwesen trieb. Er war aber nicht da.
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Die Sache mit Keala und ihrem Troll wäre erledigt, wenngleich sie sich nun wirklich fragte, welche Schmerzen Keala plagen sollten, wenn ihre Hand doch gesund war. Die Novizin verdrängte dieses Problem, und da sie Samarus nicht fand, konnte sie sich auch nicht durch Kampfübungen ablenken. Wie es ihm seit dieser Sache mit den Wurzeln gehen mochte? Sie hatten ja geübt, ehe sie gestört worden waren ... Vielleicht hatte ihn das alles auch stärker angegriffen, und er ruhte sich noch aus. À propos Tooshoo ... da war noch was mit jemandem auf diesem Baum, was sie klären wollte.
Die Novizin atmete tief durch und machte sich dann daran, die Treppen zu erklimmen. Gab es denn keinen einfacheren, schnelleren, weniger mühsamen Weg? Vermutlich nicht, auch wenn sie nicht wusste, ob man nicht mit Magie etwas machen konnte. Gute Frage: Was konnte man mit Magie und was nicht? Ein wenig gedankenverloren betrat sie die Baumkrone Tooshoos, schaute in den Baumhöhlen nach Meister Ornlu. Allzu lange musste sie gar nicht suchen, und kaum dass sie ihn gefunden hatte, lief er sie auch schon um und machte auch prompt sie dafür verantwortlich.
"Bewahret", grüßte sie Meister Ornlu und Suzuran. "Ähm, nein, ich wollte Euch nicht anspringen ... Ich bin hier, weil ich einen neuen Zauber gefunden habe. Seine Wirkung ist ein wenig unberechenbar, deswegen dachte ich, es wäre besser, wenn Ihr ihn kennt. Falls ich ihn Euch allerdings vorführen soll, bräuchte ich einen Freiwilligen ... er wirkt nämlich auf Menschen ..."
Unsicher blickte die Novizin in die Runde.
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"Würde dir wohl gefallen, wenn sie dich anspringen wollte.", murmelte Suz vor sich hin und nickte Cécilia entgegen, die inzwischen wieder auf zwei Beinen stand.
Ornlus Frage hatte Suz durch die kleine Störung nicht beantworten können, war aber auch besser so, schließlich hatte sich nicht mehr mit dem Tiergeist beschäftigt.
Mehr lauschte sie dann den Worten der Frau...schon wieder ein neuer Zauber? Was man hier nicht alles so fand. Vielleicht noch mehr und auch die Lösung zu ihrem Dolch. Jedoch wäre dies wohl zu einfach.
"Was bewirkt er?...Ist es schlimm, probier es an mir aus, es ist besser, wenn Ornlu nicht damit belastet wird oder?", sagte Suz und beantwortete Cé die Frage.
"Was soll ich machen? Was wirst du machen?", fragte sie dann und kratzte sich nervös am Kopf. Noch so eine Erfahrung wie da unten im Baum wollte sie in der nächsten Zeit nicht mehr erleben.
Es war anstrengend genug gewesen und sie war auch Tage danach noch ein wenig erschöpft gewesen.
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Scheu schaute sie die Versuchsperson an. Sie hatte so nichts gegen Suzuran, aber sie wollte nicht, dass hier irgendwas aus dem Ruder lief, egal, welches Gefühl in Suzuran gerade herrschte. Wie sie an Azil gelernt hatte, konnten scheinbar positive Gefühle auch rasch, sehr rasch in negative Umschwänken, wenn es einen Anlass gab.
"Es ist ein Zauber, mit dem man die Gefühle eines anderen verstärken kann ... nicht mehrere Gefühle, nur eines, soviel ich herausbekommen habe. Und auch nur das stärkste, das du sowieso gerade empfindest. Du musst nichts tun, du musst nur zulassen, dass ich den Zauber an dir wirken kann. Das ist schwierig zu erklären ..."
Sie hielt inne, weckte die Magie und machte sich mit der veränderten Magie in ihr vertaut, der Geschmeidigkeit, ja, sie meinte sogar, ein kleines bísschen Wärme zu spüren, wenn die Ranken einander streiften.
"Ich werde das Gefühl nicht allzu sehr verstärken. Es könnte alles Mögliche passieren ..."
Sie lenkte die Magie in ihre Hand, ballte die Faust und öffnete sie ruckartig, also wollte sie ihre Magie auf Suzuran werfen. Vorsichtig, sanft legte sich die Ranke um die Seherin, sie fragte nach Einlass, wartete Suzurans Reaktion ab. Als diese Hürde genommen war, tastete sie sich zu Suzuran selbst vor, zu ihren Gefühlen. Was sie da wahrnahm, ließ sie beinahe dieses Experiment abbrechen. Ein Gefühl, negativ und schnell zu unbedachten Aktionen bringend ... Trotzdem, sie musste diesen Zauber ja an irgendwem vorführen. Sie atmete noch einmal durch, dann konzentrierte sie sich auf dieses negative Gefühl, sandte ein wenig ihrer Magie hinein und löste die Verbindung.
"Meister, passt lieber auf ... ich fürchte, das wird nicht gut gehen ...", warnte sie und wich vorsichtshalber zurück, wusste sie doch nicht, wem Suzurans Gefühl galt.
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Langsam hob der Weißhaarige den abgegriffenen Becher zum Mund und nippte an der undefinierbaren, braunen Flüssigkeit. Für einen kurzen Augenblick behielt er das Getränk im Mund, überlegte kurz ob er es nicht doch wieder ausspucken sollte und schluckte es dann hinunter. Das Gesöff brannte ihm die Kehle hinunter und hinterließ einen ekelhaften Nachgeschmack, der ihn angewidert das Gesicht verziehen ließ. Er knallte den Becher auf den Tisch vor ihm, wobei ein Teil des Getränkes über den Rand schwappte. Zu Calintz' Verwunderung löste es jedoch nicht unter leisem Zischen und Blubbern das Holz auf, sondern bildete lediglich eine kleine Lache. Ohne Zischen. Ohne Blubbern. Ohne Rauch.
Etwas enttäuschte hob der Hashashin seinen leicht verklärten Blick wieder und sah seinem Gegenüber ins Gesicht. Es war ein hässlicher, alter Mann, der ihn mit seinen wenigen verbliebenen Zähnen schadenfroh angrinste.
"Ekelhaftes Zeug, oder?", sagte er und Cal musste sich bei den Worten fast übergeben. Nicht aus dem Grund, weil das Gesöff in seinem Körper eine Art Eigenleben entwickelt hatte und wieder den Hals hinauf gleiten wollte, sondern, weil ihm ein derart fauliger Mundgeruch entgegenwehte, dass er glaubte, Beliar höchstpersönlich würde ihm gegenüber sitzen. Schließlich hatte der dunkle Gott, wenn man den Geschichten des einfachen Volkes Glauben schenken durfte, einen todbringenden Atem.
Vorsorglich presste Calintz die Hand auf den Mund drehte den Kopf schon einmal beiseite. Fehlalarm. Glücklicherweise. Trotzdem verharrte der Weißhaarige noch für einen Augenblick in dieser Position bevor er sich wieder zum Tisch drehte und die Hand vom Mund nahm.
"Ich sach immer: wer Alkohol nich verträgt, der soll ihn nich trinken.", spottete der Alte nun und grinste das Schwarzauge an. Dieser hingegen schüttelte nur kurz den Kopf und machte eine herrische Handbewegung, die den Mann zum Schweigen bringen sollte. Immerhin hatte dieser Kerl ihm dieses Gesöff vorgesetzt. Das Grinsen verschwand aus dem Gesicht des Alten und seine Miene verfinsterte sich.
"Gut gut...wo war ich stehen geblieben?"
"Bei..."
Ein Anfall von Brechreiz ließ den Weißhaarigen kurz inne halten und sich zur Seite beugen. Fehlalarm. Erneut.
"Bei der Höhle, die der Trupp gefunden hat."
"Aaah ja. Richtig. Aaalso: es war stockhimmefinster. Nich mal der Mond leuchtete vom Himmel runter und das einzige bisschen Licht ging von der einen Fackel aus, die wir dabei hatten. Wir hatten unsre Waffen gezückt und den Mann mit der Fackel in unsre Mitte genommen. Keiner wusste, was uns da drinnen erwarten würde, aber wir mussten den Tod unsrer Kameraden rächen. Niemand, der acht Mann im Schlaf meuchelt darf ungeschoren davonkommen."
"Und keiner von euch hat den Attentäter gesehen?"
"Nee...wir ham alle gut geschlafen. Und die Wache hat nix mitbekommen. Aber irgendwas muss die Typen gestört haben, sonst wären wir wohl alle draufgegangen."
"Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege...dann ja."
"Vermutung?"
"Egal. Erzähl' weiter."
"Jo...wo war..."
"Höhle."
"Richtich...also, es war finster und wir hatten nur eine..."
"Das hast du bereits erwähnt."
"Ja...äh...wir stolpern da so durch die Dunkelheit, als plötzlich ein seltsames Surren durch die Dunkelheit dringt und der Kerl mit der Fackel getroffen zu Boden stürzt. Pfeil. Mitten ins Herz. Wir bekommens mit der Panik zu tun, aber bevor wir die Flucht ergreifen können, geht schon der Erste auf uns los. Wir ham kaum gesehen, was da auf uns zu wirbelt, aber es war wahrscheinlich ein Mensch. Dunkel gekleidet, Kapuze. Schwerter klirren aufeinander und mein Kamerad stöhnt auf. Dann geht es richtig los. Von rundherum gehen plötzlich Angreifer auf uns los. Ich bekomm' einen zu fass und zieh ihn, während ich ihn aufspieße, zu mich ran. Dachte der Kerl wäre tot, aber er hat mir nen Faustschlag verpasst, der mich zu Boden warf. Dabei hab ich sein Gesicht gesehen. War wirklich ein ganz normaler Mensch. Klar...sah finster aus und verdammt sauer, aber nur ein Mensch. Naja...ich krabbel also rückwärts von dem Kerl davon und versuche möglichst weit wech zu kommen. Dann bricht er plötzlich zusammen und stirbt endlich. Ich ergreife die Chance und laufe davon. Hatte keine Ahnung ob es die richtige Richtung war oder so, aber schlussendlich hab ich aus der Höhle wieder rausgefunden. Bin erst stehen geblieben, als meine Füße nachgegeben haben. Meine Freunde hab ich nie wieder gesehen. Arme Schweine...waren gute Männer."
Traurig senkte der alte Mann seinen Blick und starrte auf die Tischplatte. Calintz hingegen legte das Gesicht in Falten und strich sich mit der rechten Hand nachdenklich über den Nacken. Die Geschichte des Alten brachte ihn ins Grübeln. Das könnte der Beweis sein, dass es auch hier auf Argaan den Orden gab...oder gegeben hatte. Vielleicht...vielleicht...Calintz musste nachdenken. Er langte nach seinem Geldbeutel, nahm zwei Münzen heraus und legte sie auf den Tisch.
"Für deine Geschichte, alter Mann...", sagte er kaum hörbar und stand auf. Kaum hatte er sich vollends aufgerichtet, befiel ihn ein starkes Schwindelgefühl...wohl die Nachwirkungen dieses...Gesöffs. Mit verzogener Miene griff sich der Hashashin an den Kopf und wankte zwei Schritte nach vorne. Dann versagten ihm seine Beine den Dienst. Bevor er jedoch auf den Boden knallte, packten ihn zwei kräftige Arme und zogen ihn nach oben. Mit leicht verschwommenen Blick sah er auf.
"Azil?"
Der Schwarzhaarige grinste ihn geflissentlich an.
"Ich glaube du hattest Einen zu viel."
"Sieht so aus..."
-
Gähnend hatte Azil seinen täglichen Rundgang in Schwarzwasser beendet, als ihm jemand bekanntes in dem Gasthaus, in dem Calintz und er kampierten, auffiel - niemand anderes als Calintz selbst. Nur nicht ganz bei Sinnen, wie es schien, und vor allen Dingen relativ hilflos. Ein leichtes Grinsen huschte über das Gesicht des jungen Mannes - schade, er hatte die kleine Geschichte des alten Mannes verpasst, aber den Weißhaarigen einmal so hilflos zu sehen machte das Ganze doch wieder mehr oder weniger wett. Er hatte lange nicht mehr mit seinem ehemaligen Lehrmeister gesprochen - seit Tooshoo war so viel passiert, das kaum Zeit dafür gewesen war. Und Trilos Grüße hatte Azil auch immer noch nicht ausgerichtet... Da, Calintz versuchte wirklich, aufzustehen. Grinsend trat Azil nach vorne, um den stolpernden Mann sofort aufzufangen.
"Na.", meinte er. "Da hattest du wohl wirklich einen zu viel." Seufzend half er dem Assassinen auf die Füße und führte ihn nach draußen - und nicht aufs Zimmer, wie das Schwarzauge vielleicht gehofft hatte. Aber er selbst hatte Azil beigebracht, Schwächen auszunutzen, und das würde der Söldner jetzt machen. Alkohol war noch nie eine Lösung gewesen, und ersetzte keinen kühlen Kopf... ja, und genau diesen kühlen Kopf würde er Calintz jetzt besorgen. Anscheinend bekam er nicht mehr viel mit, und bevor sich der Weißhaarige sich versah, tunkte Azil ihn mit dem Kopf in ein Wasserfass, dass das Regenwasser auffangen sollte und momentan komplett voll war. Mit einem sadistischem Grinsen hielt er seinen 'Meister' einige Sekunden unter Wasser. "Für die kaputten Fußsohlen.", murmelte er, kicherte leise, ließ Calintz Luft holen. Vielleicht sagte er etwas, aber Azil grinste nur böse und tunkte ihn ein weiteres Mal in die Tonne. "Und das für die ganzen verdammten anderen Male. Such's dir aus." Einige Sekunden, dann ließ Azil ihn los, und der Eingetunkte kam prustend an die Oberfläche zurück, stützte sich auf das Fass und keuchte leise.
"Na, ein wenig kühler geworden?", fragte Azil grinsend, wedelte mit der Hand. Es musste ein abartiges Gefühl sein, wie das kalte Wasser aus den Haaren tropfte und sich seinen Weg langsam den Rücken des Weißhaarigen herabsuchte. Aber belebend. "Und sieh' mich nicht so an, als würdest du mir mein Grinsen aus dem Gesicht reißen wollen. Du weißt wahrscheinlich selbst gut genug, wie lächerlich du aussiehst im Moment, großer Herrscher der Dunkelheit, Calintz. Mit dem Alkohol musst du vielleicht nochmal üben, den scheinst du ja wirklich noch nicht so gut zu beherrschen.", triezte er sein Gegenüber, fuhr sich dann durch sein rabenschwarzes Haar.
"Ich schlage vor, wir bleiben noch ein wenig an der frischen Luft, bis du dich ein wenig so fühlst, als müsste ich dich nicht nach oben tragen.", schlug er vor und erntete einen finsteren Blick, der hätte töten könnten. Tat er aber nicht; Azil fühlte sich putzmunter, was wahrscheinlich genau an Calintz Verfassung lag. Seltsam. Schadenfreude? "Grüße übrigens von einem sehr seltsamen Vogel namens Trilo. Keine Ahnung, woher du ihn kennst, aber er hat gewusst, das die Maske von dir stammt. Hast anscheinend bleibende Eindrücke hinterlassen. Was hat der alte Mann denn erzählt, dass es dir Gold wert war?"
-
Calintz fühlte sich immer noch hundeelend. Munter, erfrischt...aber ihm war immer noch zum Kotzen. Immerhin war das Schwindelgefühl eingermaßen verflogen, auch wenn er deswegen seinem einstigen Schüler trotzdem niemals danken würde. Er hatte ihn beinahe in einem Wasserfass ertrinken lassen...wäre der Hashashin bei Sinnen, so hätte er mit Sicherheit schon versucht dem Grinsebär sein Herz aus der Brust zu schneiden und es an den nächsten Baum zu nageln. Allerdings war er zu solch irrsinnigen Taten im Augenblick alles andere als bereit. Er würde das also ein anderes Mal nachholen müssen. Vorausgesetzt natürlich, dass er sich daran erinnern konnte...
Das Schwarzauge sah, um es gelinde auszudrücken, beschissen aus. Die weißen Haare klebten ihm am Kopf und seine Kleidung war halb durchnässt, durch den unfreiwilligen Tauchgang, den er unternommen hatte. Trotz diesem angeschlagenen Zustand verstand der Hashashin jedes Wort, das Azil an ihn richtete. Antworten konnte er jedoch nicht sofort. Etwas anderes, von allerhöchster Bedeutung, drängte sich in sein Bewusstsein. Ein Gefühl, das sich nicht so ohne weiteres unterdrücken ließ. Also blieb Calintz nichts anderes übrig, als es einfach zuzulassen. Er beugte sich nach vorne und ergoss seinen Mageninhalt in den Sumpf, der unter den Planken gemächlich vor sich dahinmoderte. Als dieses besondere Gefühl verflogen war...oder besser gesagt seinen Körper verlassen hatte, richtete er sich langsam wieder auf, ging zu dem Wasserfass zurück und wusch sich das Gesicht. Erst dann wandte er sich dem ehemaligen Schmied zu und sagte:
"Trilo...ich erinnere mich an diesen verschlagenen Hund. Ein teuflisches Genie. Wo hast du ihn getroffen?"
"Hier in Tooshoo."
"Tatsache? Naja, auch egal. Um darauf zurückzukommen, was mir der alte Kerl da erzählt hat. Moment..."
Calintz wankte ein paar Schritte und ließ sich mit einem erleichterten Stöhnen auf die Planken fallen. Er ließ die Füße über dem grünlichen Sumpfwasser baumeln und legte sich mit dem Rest seines Körpers auf den Steg. Seinen Blick richtete er auf das Himmelszelt. In dieser Position war ihm immerhin nicht mehr schlecht. Also konnte er getrost die Geschichte des Alten erzählen. Azil lauschte wortlos und nickte ein paar Mal. Zumindest glaubte Cal das aus den Augenwinkeln zu erkennen. Als der Weißhaarige geendet hatte, drehte er seinen Kopf etwas zur Seite und sah seinen einstigen Schüler ins Gesicht.
"Und? Was sagst du?"
"Wie? Was soll ich sagen?"
"Zu der Geschichte..."
"Naja, also..."
"Könnte ein Indiz sein."
"Äh, ja?"
"Vielleicht waren das Hashashine. Würde zumindest zur Vorgehensweise des Ordens passen..."
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