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Ein kleines Licht flog auf sie zu, wurde größer, formte sich zu einer Kuppel und verschlang sie. Ihr Körper tauchte hinein, befand sich in dieser roten Masse, die bedrängte, sich in sie bohrte und sie Dinge fühlen ließ, derer sie sich wenige Sekunden zuvor nicht bewusst gewesen war.
Suz tat einige Schritte rückwärts, blickte von seinen vertrauten, musternden Augen zu den braunen Augen die sie bedrängten. Wie ein lauter, summernder Schwarm Fliegen sammelte sich Magie, um Cécilias Körper schien auch sie zu verschlingen, ehe sich die Masse an Insekten wandelte. Die kleinen, durchsichtigen Flügel wuchsen, wurden langsamer, farbiger. Suz blinzelte einige Male, verwirrt...hatte sie den Zauber gewirkt? Oder war es ein Zauber dessen Kraft sie nicht beeinflussen konnte? Sie kniff die Augen zusammen, blinzelte noch einmal, wieder und wieder. Schaute von rechts nach links, ging einen Schritt in die Richtung, wollte diese Insekten vertreiben, die sich inzwischen zu Schmetterlingen gewandelt hatten.
Wie ekelhaft das war...nur die Liebe zählt oder was...fragte sie sich laut und beobachtete die flatternden Falter dabei, wie sie sich zu einem Herz formten, das rot pochend Ornlu und Cé zu verschlingen drohte.
"Was soll das...", flüsterte sie, ihr Mund blieb offen, ein wenig Trauer erfüllte ihre leere Augen.
War es die Vergangenheit die zurückkehrte? Hatten sie jene nicht erst vertrieben...war es die Rache, war es falsch gewesen...
"Bin ich schuld an allem? Was habe ich falsch gemacht und was ist der Unterschied zu...", flüsterte sie und schluckte die Tränen hinunter, während das rot sie erneut zu verschlingen drohte und sie nur noch Schemen vor sich wahrnahm. War es das alles Wert? Wo fand sie Antworten? Einen Moment schloss sie die Augen, taumelte wie in Trance umher, ehe sie an ihn dachte. War er die Antwort? Kalt war die Klinge in ihren Händen, warm der hölzernen Griff, der so genau in ihre Hand passte, als wäre er nur für sie geschaffen worden.
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Baumkrone
"Dieser Blick...", dachte sich Ornlu, als Suzuran völlig entrüstet drein blickte. Er kannte diesen Blick aus seltenen Fällen, wo er eben doch wusste, dass zwischen ihnen beiden doch ein klein wenig mehr war, als die rein körperliche Anziehung.
Was war das für ein Zauber? Ornlu blickte kurz zu Cécilia bevor er wieder zu Suzuran schaute. Sie irrte leicht umher und griff etwas. Ornlu handelte, packte sie an den Schultern und schüttelte sie ein wenig durch.
"Hey mach die Augen auf!", sagte er ihr, bis sie es tat und sein Blick sich in sie regelrecht hinein bohrte. Sie sollte erkennen was hier war und nicht war.
Langsam ließ er von ihr ab, ließ sie da stehen und gebot ihr ruhig zu bleiben.
Dann wandte er sich Cécilia zu.
"Wie macht man es rückgänig? Klappt das immer? Wie stark wirkt sich der Zauber aus? Und wie hast du das entdeckt?", fragte der Druide doch etwas erstaunt über den Zauber, bevor er sich zu Suzuran stellte damit sie nicht dachte dass die Nähe zu Cécilia was zu bedeuten hätte. Sie schien wirklich emotional geladen zu sein.
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"..." Azil schwieg. Er musste die Informationen und vor allen Dingen Calintz Verbindung zum Orden erst einmal verarbeiten, die einzelnen Knotenpunkte neu vernetzen, musste sich darüber klar werden, was das alles bedeutete. "Der Orden also, hm?", murmelte er leise, trat neben Calintz und wippte leicht auf seinen Fersen, sah nach oben zum Mond auf. "Ja, du hast Recht. Es würde bedeuten, dass es hier - genau wie in Varant und Myrtana wie Khorinis - voneinander unabhängige, aber trotzdem irgendwie verbundene Orden. Oder ist alles unter einer Macht vereint? Ich weiß nicht viel über die Haschischijja... jedenfalls nicht im Ansatz so viel, wie ich gerne würde.", fuhr er fort, ließ sein Gehirn einfach nur mit den Informationen spielen, ging verschiedene Möglichkeiten durch. "Unabhängige Gilde, ohne jeglichen Kontakt zum Festland? Gab es Verbindungen? Und... wieso kommt man so schwer dahinter, falls es tatsächlich so sein sollte?" Er knirschte mit den Zähnen, weil er nicht verstand, was er mit der Information anfangen sollte. Calintz war - rein praktisch - der Vorstand der Gilde vom Festland, rein weil er der letzte Überlebende war. Azil ausgenommen, aber der war ein Ausgestoßener.
"Dabei fällt mir ein...", murmelte er, ließ sich in den Schneidersitz neben Calintz fallen. "Ich habe eine Geschichte gehört. Ich habe mich nicht groß dafür interessiert; Es war eine der Art, der man kleinen Kinder erzählt, um ihnen Angst zu machen - jedenfalls dachte ich das. Aber... jetzt, wo du das sagst, könnte es durchaus auf den Orden zutreffen. 'Sie kamen nur, wenn es Nacht war.' - So hat die alte Frau angefangen, von der ich das gehört habe. Genauso ging es weiter.
'Die Dämonen, so nannten wir sie in der Stadt, damals. Sie waren groß, sie sahen stark aus, aber doch sah man sie nicht richtig. Sie waren wie Fledermäuse, die sich auf ihre Beute stürzte. Diese Dämonen kamen des Nachts, um das Blut derer zu trinken, die sich über sie lustig gemacht hatten oder auch nur wagten, ihren Namen in den Mund zu nehmen. Sie hatten keine Gesichter, keine Augen, nur ihre scharfen, weißen Zähne blitzten jedes Mal, wenn sie ihre Opfer aussaugten. Wenn sie es für nötig hielten, fuhren sie ihre Krallen aus und mordeten unter ihren Opfern, wie sie es wollten, ohne ein Ziel. Sie kamen wie der Wind und verschwanden wie ein Schatten in der Sonne - ungesehen, aber doch allseits präsent.' Ungefähr so. Eigentlich sogar noch schlimmer."
Er klopfte sich an die Brust, dort, wo die Maske saß - was man auch hörte. Direkt überm Herz. "Hat mich etwas hieran erinnert. Jetzt, unter diesem Gesichtspunkt... Menschen machen tendenziell alles zu Monstern, was sie nicht verstehen können, oder was sie bedroht. Wenn man versucht, das zu erkennen, was dahinter steht, sind es vielleicht wirklich Haschaschijja gewesen. Kapuzen, die 'Krallen'. Und eigentlich hat sie nie jemand gesehen, das hat die alte Frau gesagt. Sie meinte nur, ihre Existenz hätte wie ein Schatten über den Städten gehangen. Wer weiß, ob sie noch... ob sie überlebt haben." Er stand wieder auf, schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe das dringende Bedürfnis, dem auf den Grund zu gehen. Wenn sie dich als ein legitimes Mitglied anerkennen, sollten wir alles, was es über diese Insel zu wissen gibt, erfahren können - ohne in jedes verdammte Dorf gehen zu müssen."
Seufzend sah er noch einmal in den Sternenhimmel. "Schlaf gut.", meinte er, lachte leise. "Und ein angenehmes Erwachen.", fügte er noch hinzu, winkte und verschwand ohne weiteren Kommentar in dem Gasthaus. Calintz hatte ihm genug Stoff zum Nachdenken gegeben - jetzt hieß es, das Puzzle zusammenzusetzen. Oder daran zu scheitern.
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Baumkrone
Was war das für ein Gefühl, das sie da verstärkt hatte?! Dass es negativ war, war ihr nichts Neues gewesen, aber dass es nun dazu kommen sollte ...?! Erschrocken konnte Cécilia nur zuschauen, erkannte erst jetzt ansatzweise, welches Gefühl es gewesen sein musste. Meister Ornlu dagegen handelte, er schüttelte Suzuran, um sie zur Besinnung zu bringen. Ob das klappen mochte? Bei Azil hatte sie auch nicht recht gewusst, wann ihr Zauber aufgehört hatte zu wirken, besonders da sie ihn zweimal gewirkt hatte an ihm. Aber gut, wenn sie mal überlegte, sie hatte seine Langeweile, seinen Verdruss verstärkt und später, als sie den Zauber wiederholt hatte, hätte dieser Verdruss immer noch am stärksten fühlbar sein müssen, hätte der erste Zauber angehalten. Immerhin, das war gut zu wissen ...
"Ich weiß nicht genau, wie man ihn rückgängig machen kann, aber er hält allgemein nicht lange an. Bei Suzuran habe ich nicht viel Magie aufgewendet, das sollte bald verfliegen. Bei meinem anderen Versuchskaninchen habe ich mehr Magie verwendet und er reagierte drastischer, aber er war nicht lange von diesem Gefühl besessen, wenn man es so nennen will", erklärte die Novizin. "Ob es immer klappt, weiß ich nicht ... Ich beginne den Zauber, als würde ich eine Verbindung mit einem Tier eingehen, aber er erinnert mich auch an diesen Vorfall mit dem Siegel. Ich schätze, wenn das Opfer mit einem Naturgeist im Bunde steht, der es schützt, könnte man scheitern. Ich habe es noch nicht weiter erforscht ... wenn man ein Gefühl verstärkt, stellen die Betroffenen die seltsamsten Dinge an ..."
Cé blieb auf Abstand, sie konnte nicht abschätzen, ob der Zauber noch auf Suzuran wirkte, und noch hatte sie keine Methode gefunden, sicherzustellen, ob der Zauber wirklich nicht mehr aktiv war.
"Wie ich darauf kam ... ich sagte ja, dass er mich an die Kommunikation mit Tieren erinnert, dadurch fand ich den Zauber. Ich fragte mich, ob man diese Kommunikation auch mit Menschen eingehen könnte. Als dann dieser Fremde in Schwarzwasser auftauchte - er verriet mir selbst, dass er geradewegs aus Faring kam - und mich in die Ecke drängte, war es eine Kurzschlussreaktion, dass ich versuchte, ihn zu manipulieren, daher war es umso überraschender, dass ich tatsächlich etwas bewirken konnte. Ich hatte eigentlich erwartet, nicht in eine Verbindung mit ihm treten zu können."
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Baumkrone
Ornlu nickte nach Cécilias Worten. Einerseits schien es eigentlich kaum zu glauben zu sein, dass man auch Menschen beeinflussen konnte. Andererseits funktionierte es bisher nicht - nicht in Myrtana. Doch hier war alles möglich. So schien es zumindest. Woran es aber lag?
Vielleicht weil hier eine andere Macht herrschte die zur Natur gehörte? Oder ging es in Myrtana nicht, weil man daran einfach nicht glaubte? Letztlich waren auch Menschen irgendwo Tiere. Ornlu grübelte und grübelte, während Suzuran den Kopf schüttelte und sich an diesen fasste.
"Hmm, wenn das so funktioniert, ist das ein starker und gefährlicher Zauber zugleich. Aus Furcht kann Hass erwachsen. Aus Freundschaft Liebe, wenn du recht hast. Wir Menschen sind letztlich auch Tiere. Nur manchmal sehr viel anders als jene. Deswegen scheint es zu funktionieren. Ich denke du solltest den Zauber noch öfters nutzen und noch mehr Erfahrungen sammeln. Gute Sache, Cécilia. - Suz gehts wieder? Hast du mitbekommen, was Cécilia und ich sagten?", fragte der Wolfsdruide.
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"Das war so nicht geplant", murmelte sie vor sich hin.
Als sie sich als Versuchskaninchen angeboten hatte, konnte man ja nicht ahnen, dass sie sich vor der Anderen so die Blöße geben würde.
Zumindest kam es Suz so vor, während die Beiden sie so anstarrten. Was genau da passiert war, wusste sie nicht mehr, konnte nur noch das langsam zurückgehende Gefühl der Eifersucht in ihrer Brust spüren. Fühlte den Knäul, der sich in der Magengegend gebildet hatte und hätte ihn am liebsten wie eine würgende Katze ausgekotzt.
Schrecklich waren jene Gefühle von Schwäche und noch schlimmer waren sie, wenn so etwas vor Fremden geschah.
Sie schüttelte noch einmal den Kopf, bat um einen Schluck Wasser und kippte sich dann etwas aus dem Behälter ins Gesicht.
"Unberechenbar dieses Schwarzwasser, was man hier alles wirken kann...nicht wahr? Es ist ein starker Zauber und hätten mich jene nicht beschützt, wäre es wohl eskaliert.", sagte sie und nickte Ornlu zu, der sehr wohl wusste, wen sie mit "jene" meinte.
"Es war ein unangenehmes Gefühle. Es kochte hoch, ohne das ich es zuvor überhaupt wahrgenommen hatte. "
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Eine Erfahrung mehr ... das Opfer als solches bemerkte nicht, dass es manipuliert wurde. Oder doch? Nein, nein, sie irrte. Suzuran hatte gewusst, dass Cé sie verzaubern würde und Azil hatte gespürt, dass sie irgendwas mit ihm getan hatte, aber beide hatten sich danach nicht erklären können, warum sie so handelten, wie sie handelten. Interessant ... das Opfer bemerkte nicht, inwiefern es manipuliert wurde, höchstens dass dort etwas war.
Wen allerdings mochte Suzuran mit jenen meinen? Ihr darauf folgender Blick zu Meister Ornlu belegte, dass es sich um entwas handelte, worin er eingeweiht war, Cé jedoch außenvor bleiben sollte. Suzuran würde schon ihre Gründe haben, also wollte die Novizin sich auch darüber nicht den Kopf zerbrechen. Es gab momentan genug, was ihr Kopfzerbrechen bereitete, Keala, Samhain, sie selbst. Wo stand sie? Was war sie nun? Sie wusste es nicht.
"Es ist merkwürdig", murmelte sie in sich hinein. Als sie die fragenden Blicke bemerkte, erläuterte sie: "Es ist ein starker Zauber, der sehr gefährlich werden kann, aber er ist sehr simpel, wenigstens finde ich das. Ich berühre das Opfer mit meiner Magie, suche mir einen Weg in seinen Geist. Ich bin nicht in der Lage, alle Gefühle zu finden, die das Opfer hat ... ich spüre nur ein Gefühl, das stärkste vorhandene. Auf dieses Gefühl fokussiere ich meine Magie dann ... dann bringe ich mich schnellstmöglich in Sicherheit. Bei meinem anderen Opfer bin ich beinahe erstochen worden."
Sie pausierte, zuckte die Schultern. Arbeitsunfall. Und dieser Trick mit dem Blenden durch Lichtkugeln hatte sich als wahrlich nicht übel entpuppt. So ganz lässig stand sie nicht da, auch wenn die Erwähnung des Schulterzuckens das nun vermuten lässt: Es war gar nicht ihre Intention, lässig zu wirken, vielmehr wollte sie Meister Ornlu und Suzuran vor den Wirkungen des Zaubers warnen. Dass sie Azils Klauen entkommen war, war zum Großteil wohl Glück gewesen.
"Ich werde sehen, ob ich noch mehr über diesen Zauber herausfinden kann. Bewahret."
Mit diesen Worten wandte die Novizin sich ab, verließ die Baumkrone.
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Der Fremde
Platsch
Platsch
Platsch
Für eine lange Zeit war das Geräuschen von tropfendem Wasser beinahe das einzige gewesen was ihn erfüllte. Doch für wie lange? Er konnte es nicht sagen, er wusste nichteinmal wie lange er bereits wieder wach war. Seine Haut war taub, der Atem flach, die Lider geschlossen. Er lag ausgestreckt auf einer ebenen Fläche, glaubte er zumindest. Ausgestreckt... er war kein Rabe mehr.
Platsch
Der Tropfen traf seine Stirn, doch woher wusste er das? Er fühlte doch nichts, konnte kein Glied regen. Doch es brannte. Linien flüssigen Feuers überliefen seine Haut und schunden die Nerven des Druiden. Ruckartig kehrte Gefühl in die Beine und Arme des Druiden zurück. Krämpfe plagten seine Muskeln. Die Augen öffneten sich in dem Moment, da sein Oberkörper in die Höhe schoss. Es hörte nicht auf zu brennen, doch das einzige, was seine Haut benetzte war kaltet Schweiß. Sein Mund war voller fasrigem, bitterem Zeug. Er spukte aus, anschließend übergab er sich.
Platsch
Das Geräusch fing an in seinen Ohren zu hallen, wurde von einem lauter werdenden Pfeifen abgelöst, so dass Corax versuchte sich die Ohren zuzuhalten, doch half es nichts. Das Bild vor seinen Augen verschwamm, Dunkelheit, aufgelockert durch Feuerschein, doch alles wurde grell und eine Farbkaskade überflutete seine Sinne. Seine Arme auf die er sich stützte gaben nach und er sank neben seinem Erbrochenem auf den Boden zurück.
Platsch
Langsam normalisierte sich sein Zustand. Die Augen hielt er vorerst noch geschlossen, doch Licht- und Geräuschempfindlichkeit schien vergangen, lediglich die Muskeln schmerzten noch wie nach stundenlanger Anstrengung.
Platsch
Er öffnete die Augen. Die Nacht war klar und er konnte Sterne sehen. Was war passiert? Er erinnerte sich noch an die erdrückende Last des Wassers, doch dannach? Er drehte sich auf den Rücken und versuchte ruhig und Kontrolliert zu Atmen. Feuerschein wurde von einem großem Stein reflektiert. Es gab mehrere dieser Stein, fast wie bei einem...
Seine Gedanken setzten einen Moment aus als er begriff das er sich tatsächlich in einem Steinkreis befand. Strauchelnd versuchte er sich aufzurichten, vergas nach der Ursache sowohl des Platschens als auch des Feuers zu suchen. Erst ein neues Geräusch ließ ihn innehalten. Kein Platschen nein vielmehr ein "Chr Chr Chr". Was auch immer das mochte. Er als er seinen Kopf drehte, vermochte er sich zu denken was diesen Laut von sich gegeben hatte.
Der Anblick, welchen das Schicksal für ihn parat hatte lag wohl irgendwo zwischen abstoßend und faszinierend. Zwei Attribute die leider dazu neigten Hand in Hand zu gehen. In der Mitte des Steinkreises war ein steinerner Altar, über dem eine seltsame Konstruktion aufgebaut worden war. Auf der ihm zugewandten Seite brannte ein kleines Lagerfeuer. Über dem Altar war hing an hölzernen Stangen ein Stück gespannter Haut unbekannter Herkunft befestigt. Hinter diesem Stück Haut schließlich stand eine Gestalt, die den kopflosen Kadaver eines Kaninchens kopfüber, was angesichts der Tatsache das es keinen Kopf mehr hatte vielleicht das falsche Wort war, über der gespannten Haut hielt und verfolgte aus unheilvollen Augen starrend wie das letzt bisschen Blut, was nunmehr langsam aus dem Kaninchen rann, neue rote Muster auf der Haut bildete. Von der Haut schließlich tropfte das Blut in ein Auffangbecken, welches in den Altar geschlagen worden war, daher kam das Platschen. "Chr Chr Chr.", gab die Gestalt erneut mit rauer Stimme von sich, sodass sich bei dem Druiden die Nackenhaare aufstellten. Erst jetzt begriff er, dass diese Laute wohl das Pendant eines Ausdruckes des Belustigung sein sollten. Corax versuchte sich aufzurichten, doch da er sich schwach auf den Beinen fühlte beließ er es dabei sich hinzuknien. Körperlich war er nicht in der Lage sich aus seiner misslichen Lage zu befreien und auch auf seine Magie konnte er sich momentan nicht verlassen, er war immernoch nicht völlig klar im Kopf. Vorerst wäre die Diplomatie wohl der beste Weg. Er schloss kurz die Augen um sich zu sammeln. Wer sagte das dieser Fremde böses im Sinn hatte? Alles was er wusste war das er kurz vor dem Ableben gewesen war, vielleicht war dies eine Art... Medizinmann? Nein er befand sich hier in einem Steinkreis, vielleicht war dies sogar ein Seher oder Druide. Er konnte nicht sehen ob er eine Schärpe trug, doch selbst wenn nicht hatte er keine Sicherheit.
"Endlich auf, he? Gut Chichichi.", erklang nun die kratzige Stimme und endete in etwas das wohl ein Kichern sein solllte. "Sehr gut." Der Mann schüttelte den toten Leib des Kaninchens und als kein Blut mehr herauskam legte er den Kadaver auf den Altar, wo, Corax nun bemerkte, auch schon der Kopf lag und ihn aus leblosen Augen anstarrte. Der Mann kam herum und betrachtete scheinbar die Spritzer auf der Haut. Corax hatte endlich Gelegenheit ihn sich näher im Schein des Feuers anzusehen. Sein Körper war nur von einem Lendenschurz bedeckt und überall war die Haut mit Schmutz verkrustet. Er wirkte leicht gebeugt, ob von Alter oder großer Anstrengung konnte er nicht sagen. Vielleicht lebte er auch nur in einer Höhle. Um seinen Hals waren viele Ketten befestigt, gemacht aus Tierhaar, Zähnen, Federn und sogar der ein oder anderen getrockneten Zunge. Auf seinem Kopf trug er eine Maske, nein eher einen Helm aus Knochen. Der Schädel einer Bestie, wahrscheinlich eines großen Schattenläufers, verdeckte sein Gesicht und gaben ihm ein furchterregendes Aussehen. Der Fremde legte den Kopfs schief und betrachtete weiter das blutige Muster.
"Wer seid ihr?", fragte Corax schließlich und bemerkte wie heiser seine Stimme klang.
"Chichichi Ja, wer nur Frag' ich mich. Chichi", kam die halblaute Antwort des Fremden zurück.
"Wollt ihr es mir nich sagen?"
"Willst du es wirklich fragen?"
"Sollte ich nich?"
"Ist es wichtig?"
"Vielleicht. Ich weiß es nicht."
Der Fremde wandte ihm dem Kopf zu. Seine Maske machte es unmöglich seine Züge zu lesen. Schließlich wandte er sich wieder ab. "Wie wäre es wenn ihr mir euren Namen verratet. Meiner Laute", setzte Corax an, doch wurde schnell und bestimmt unterbrochen. "Nein, keine Namen."
"Wieso?"
"Sind sie wichtig?"
"Manche."
Der Fremde, im Inbegriff sich wieder abzuwenden, hielt inne und zeigte eine Reaktion die wohl ein Nicken sein sollte. "Manche.", bestätigte er und fügte dann hinzu : "Doch weder eurer noch meiner sind hier und jetzt wichtig."
Der Fremde wandte sich der blutgetränkten Haut zu und dann dem Auffangbecken. Er tauchte seine rechte Hand in das Blut, zog sie heraus und betrachtete einen Moment lang wie dicke Tropfen zurück in das Becken fielen. Dann führte er die Hand ruckartig zu seinem Hals und zog eine Lange blutige Linie von seinem Hals nach unten. Er tauchte die andere Hand in das Becken und hinterließ mit ihr einen Abdruck von Blut auf seiner rechten Brust. Halb erstickte Laute kamen aus der Kehle des Mannes. Corax wurde leicht mulmig, doch er beherrschte sich. "Nun was ist jetzt und hier wichtig?", fragte er schließlich den Fremden.
Dieser kichterte und ein Moment des Schweigens verging. Corax hatte nicht vor ihm die Genugtuung einer Nachfrage zu gewähren. "Chmm was wohl wichtig ist? Was davon will ich dir sagen? Und was davon was ich dir sage wird wohl wahr sein? Wo soll ich nur anfangen? So viel und doch so wenig Chichichi."
"Entscheidet euch einfach, ich bin eurer vorgeschobenen Philosophie müde.", erwiderte Corax.
"So so. In dem Falle entschuldigt meine Bedachtheit, Fürst. Nicht das mich euer Unbehagen in irgendeiner Weise jucken würde."
Corax' Miene verfinsterte sich. Er glaubte nicht das der Fremde diesen Titel nur zufällig gewählt hatte. "Was wisst ihr über mich?", fragte er und jeder Rest an Höflichkeit war aus seiner Stimme gewichen. Nun war es für ihn an der Zeit bedrohnlich zu wirken. So bedrohlich wie man eben sein konnte wenn man sich nur mühsam auf den Knien halten konnte. "Vergangenes, ein wenig aus der Gegenwart und eine Ahnung von der Zukunft, vielleicht? Das Blut hats verraten."
"Das Blut?", fragte Corax nach.
"Das Blut.", bekräftigte der Fremde und nahm einen Stab der am Altar lehnte nun in die blutverschmierten Hände. es war ein Stab dunklem Holz, etwas zwei Meter groß und an seinem oberen Ende baumelten an drei Schnüren die skelletierten Schädel dreier Ratten.
"Wie könnt ihr es aus dem Blut erfahren?"
"Wie nur, ja?", wiederholte der Fremde wie so oft spottend die Frage. "Es ist eine Gabe, doch auch Kunst. Blut, der Fall der Blätter, der Flug der Vögel und das toben des Windes. Es alles wird vom selben Schicksal gelenkt. Das Schicksal ist wie das Blut der Welt, es durchdringt alles. Wer die Dinge durchblickt, der sieht das Schicksal, die Wege die es nahm, die Wege die es vielleicht nehmen könnte. Solltest du nicht am besten Wissen welche Macht das Blut hat? Du nutztest es doch schon, wie ein ungeschickter, blinder Tölpel zwar, doch du nutztest es."
"Doch das Blut dieses Kaninchens ist nicht mein Blut."
"Pah! Tölpel! Doch du bist doch hier und Blut ist Blut. Zumal ich ein wenig deines Blutes bereits nahm."
Corax bemerkte einen kleinen Schnitt in seiner Handfläche. "Doch warum? Wieso bin ich hier und warum interessiert euch meine Vergangenheit oder Zukunft?"
"Vielleicht Neugier? Nicht viele haben die Gabe, die Gabe eines Sehers Crhm. Wir sind ein aussterbendes Völkchen, geächtet gefürchtet. Das ist vielleicht der Grund warum ich euch rettete. Das und weil ich eine Warnung überbringen will."
"Ihr habt mich als vor dem ertrinken gerettet?"
"Nein."
"Doch ihr sagtet..."
"Chichichi. Ich hab dich gerettet, vor dem Tod nicht vor dem Ertrinken. Du bist ertrunken und in dem Moment als dein Körper sich wand, kurz bevor das Biest sich befreite, ja da kam ich und habe dir etwas Totenwurz in den Mund geschoben. Das hat dich zurückgeholt. Nun vorerst."
"Vorerst?", Corax Eingeweide schienen einen Sprung zu machen. Wer immer er war, der Fremde verstand es einem Angst zu machen.
"Totenwurz selbst ist hoch giftig, es holt einen zurück für etwa nun etwa zehn Stunden vielleicht? Dannach stirbt man an inneren Blutungen, ein interessantes Gift nicht wahr? Eine scheinbare Erretung die doch nur eine kleine Verzögerung vor dem Eintritt in die ewigen Jagdgründe war. Nun ausser natürlich, aber darüber sprechen wir später, es ist nicht wichtig."
"Gibt es einen Ausweg.", fragte Corax mit bebender Stimme.
"Ja, aber es ist nicht wichtig sagte ich es nicht bereits? Ah euch läuft bereits Blut aus dem Mundwinkel, wir sollten uns beeilen."
"Hört auf zu Spotten und redet über den Ausweg."
"Und wenn ich nicht will, Chrm? Eine Warnung ist doch viel wirksamer mit einem toten Boten, oder etwa nicht?"
"Sprecht."
"Nein."
Keinen Lidschlag nach der Antwort des Fremden hatte Corax sich bereits aufgerichtete und einen Schritt auf den Fremden zugetan um ihn zu packen und solange schütteln bis er ihm die Rettung gab, nach der er verlangte. Seine Augen trafen auf die unter dem Schattenläuferschädel verborgenen des Fremden. Eine Fremde kraft befiel ihn, lähmte ihn und seine Bewegungen. Alles ausser den Augen des Fremden verließ seinen Verstand, die Bösartigkeit die sie ausstahlten, ihre Wildheit betäubten seinen Verstand. Er konnte seine Beine nicht mehr bewegen und es fiel ihm zunehmend schwer seine Arme oben zu halten. Wie Gift fraß sich der Blick des Fremden in ihn hinein, ließ ihn keuchend nach Luft schnappen. Seine Arme fielen herab, die Schultern erschlafften.
"Chmpf. Mich interressiert nicht was ihr gerne hättet, Bursche.", sagte der Fremde und wandte den Blick ab. Der Druck den die Augen auf ihn ausgeübt hatten ließ von einem Moment auf den nächsten nach. Corax fühlte sich als hätter er einen Schlag vor die Brust bekommen und sackte nach hinten, fiel auf seinen Arsch. "Also hört meine Warnung und sputet euch dann zurück zu euren Kumpanen am großen Baum. Wenn ihr schnell genug seid habt ihr dann vielleicht noch Zeit eine Dirne zu beglücken, bevor euch das Blut aus den Augen schießt."
"Nein.", sagte Corax, der sich wieder gefangen hatte und nun ein diabloisches Lächeln aufgesetzt hatte. Die Zeit in der er sich von dem Fremden hatte einschüchtern lassen war endgültig vorbei. Die Angst um sein Leben hatte einen Teil von ihm freigelegt der die meiste Zeit verborgen blieb. Einen Teil von ihm der in Momenten der Gefahr entstanden war, ein Teil der sich viele Male entwickelt hatte. Als er mit Banditen am Pass kämpfte, als Adrastos Druidenstein klaute, als er dem Wächter in Nordmar die Kehle durchbiss und den Geschmack des Blutes genoss, als er Kaelors Blut in sich aufnahm und mit ihm des Fürsten wilde Seele, als er dem Dämon die Augen auspickte und auch als er zusah wie Galatea den Schwarzmagier richtete. Er wusste nicht ob es Kaelors Einfluss war der ihn so werden lies, doch er wusste, dass Furcht ihn nicht retten würde. Er wählte die Flucht nach vorn, ohne Kompromisse.
"Mich interessiert nicht was ihr gerne hättet, alter Mann.", sagte der Druide unverholen höhnisch und richtete sich wieder auf. Der Fremde reagierte ihr nicht. "Was kein Wort des Spottes mehr? Ihr entäuscht mich."
"Chmpf. Und was, so frage ich mich, ja was wollt ihr nun tun? Euer Leben läuft jede Sekunde ein wenig mehr aus euch heraus."
Corax setzte erneut dazu an auf den alten Mann zuzustürzen. Wieder traf sich ihr Blick. Wieder der gleiche Druck, doch diesmal war es anders. Diesmal war er vorbereitet, diesmal waren seine eigenen Kräfte erwacht. Er spürte die Wärme seines eigenen Blutes, die Kraft des Fürsten die in ihm schlummerte und nun erwachte. Er handelte instinktiv und begegnete der magischen Feindseligkeit des Fremden mit seiner eigenen Wut. Zwischen ihnen lud sich die Luft magisch auf, ein Funken zuckte gar durch die Luft. Dann hatte Corax den Fremden erreicht. Seine rechte Hand packte nach der Gurgel des Mannes und instinktiv schnappte der Fremde nach dem Handgelenk des Druiden. Sie verharrten einen Augenblick in dieser Pose. Die Finger des Fremden drücken sich so stark um seinen Stab, das selbst durch den Schmutz hindurch die Haut weiß erschien. Um den Druiden herum hatte die Luft begonnen unheilvoll zu Flimmern. Das leuchtende Grün seiner Augen verschwand langsam hinter einem dunklen Schleier. "Seht ihr das?", fragte Corax, "Ihr, der ihr von meiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wissen wollt, ihr Seher! Selbst wenn ich die Gabe nicht hätte, so könnte ich eure Zukunft vorhersagen, wenn ihr mir das Gegenmittel nicht gebt. Vielleicht zerquetsche ich euren Kehlkopf. Vielleicht seit ihr auch schnell und stärker? Doch sobald mein Leichnahm am Boden liegt, sobald das Leben mich verlässt kommt das zum Vorschein was sich unter meiner Haut, in meinem Blut wie ihr sagt, verbirgt. Jener Fürst den ihr verspottet habt, wird dann diesen Steinkreis in einen Ort des Blutes verwandeln."
Schweigen. Die Antwort kam langsam und sie bekam langsam. Die raue Stimme lachte, leise und doch unverhohlen und unheilvoll. "Ein Ort des Blutes, so? Und wenn das Geschehen sollte, was dann? Ich bin nur ein Diener, es ist nicht wichtig ob ich sterbe oder lebe. Wenn ich nicht mehr bin, wird ein anderer meinen Platz einnehmen. Einer deiner Kumpanen vielleicht? Ich weiß es nicht. Ich muss nur meine Aufgabe erfüllen."
Das Lächeln stahl sich schief auf Corax Gesicht zurück. "Und genau da hättet ihr versagt. Tod überinge ich keine Nachricht mehr und ihr könnt sie weder selbst ausrichten, noch einen Trottel suchen der sie überbringt. Hach was für eine Misere nicht wahr? Selbst wenn euer eventueller Nachfolger sie überbringt, was nutzt es schon? Schnell geschieht es jedenfalls nicht." Seine Stimme war zum Ende hin kalt geworden. Doch wieder war alles was er zur Antwort bekam ein lachen. Vorerst.
"Nicht schlecht, nicht schlecht.", sagte der Fremde, "Nun gut, ein Handel denn Chm? Ihr hört an was ich zu sagen habe und ich gebe euch die Rettung vor dem Tod die du begehrst."
"Einverstanden." Seine Hand lies vom Halse des Fremden ab, der Schleier vor seinen Augen legte sich - langsam.
"Wie ich erwartet hatte, eure Zukunft zeigte mir viele mögliche Enden, doch das ihr hier am Gifte sterbt, das konnte ich nicht im Ansatz spüren. Ihr seid gut darin euren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, Chmja. Doch genug davon. Höret meine Warnung, ich werde sie sogar mit einem der Namen würzen, die ihr so zu begehren scheint. Ich bin der Hierophant des Gahragh, des Herrn der Sümpfe. Ihr seid hier nicht willkommen."
"Was ist Gahragh für ein Wesen?"
"Könnt ihr es euch nicht denken? Gahragh war hier als der große Baum gepflanzt wurde und er wählte diesen Ort als seine Heimstätte. Er blieb hier während andere kamen und gingen, für viele, ungezählte Winter. Er blieb und um ihn wuchs der Sumpf, den er sein Heim nennen wollte. Der Sumpf und alle seine Bewohner sind seine Kinder. Gahragh ist der Herr des Sumpfes und er duldet euch nicht, noch sonstige Menschen die vom großen Baum her kommen. Doch vorallem duldet er euch nicht im Baum. Der Baum ist der Wächter, der Wächter der Mutter und Gahragh ist der Wächter des Baumes. Er ließ die Menschen gewähren, eine Zeit lang, doch nicht mehr. Ein dunkler Schatten zieht sich durch den Boden, zum Baum. Der Baum muss selbst mit dem Schatten kämpfen, daher wird Gahragh nicht zulassen, dass Menschen, egal welchem Geschlechte sie entstammen, den Baum gefährden."
Viele Dinge begannen nun Sinn zu machen. Die Feindseeligkeit des Sumpfes, der Angriff und auch der Fremde. Corax nickte.
"Werder ihr die Warnung überbringen?", fragte der Fremde schließlich.
"Ja."
"Werdet ihr von dannen ziehen?"
"Nein.", sagte Corax und schüttelte den Kopf. "Wir sind nicht von selbst hierher gekommen. Ich weiß nicht was du aus meiner Vergangenheit sahst, doch wisse dies : "Zu Samhain, dem Fest der Toten und Begrüßung des Winters, da hörten wir den Ruf des großen Baumes. Wir folgten diesem Ruf. Wir fanden den Baum vor, doch keine Antworten auf zu viele Fragen und daher unterlief uns beinahe ein großer Fehler. Ein Fehler der sich nicht wiederholen wird. Wir sind als Beschützer hier und werden nicht weichen. Wir wollen weder den Baum, noch Gahraghs Reich schänden. Berichte ihm davon und bitte ihm in meinem Namen um Geduld, so das die Zeit meine Worte als wahr erweisen kann."
Ein kurzes schweigen trat ein. "Wirst du es ihm berichten?", fragte Corax schließlich.
"Ja, das werde ich. Doch eines noch bevor ich meinen Teil der Abmachung einhalten will und wir uns eurer Heilung widmen. Egal ob Dahragh sich entscheidet euch zu dulden oder nicht, vergesst nie in wessem Reich ihr euch befindet, Fürst."
Corax nickte, er hatte verstanden. "Weder ich noch einer meiner ... begleiter hat vor Gahraghs Domäne zu der seinen zu machen.", versprach er schließlich. Der Hierophant nickte unter der Schädelmaske. "Gut gut, nun dann wollen wir uns eurer Heilungs widmen. Chichi. Hier nehmt das! Und kaut ja gut." Es gefiel Corax zwar nicht, dass das unheilvolle fauchende Kichern des Hierophanten zurückgekehrt war, doch er hatte keine Wahl. Ohne zu zögern nahm er das trockene grasige Büschel, welches der Hierophant aus einem Säckchen am Lendenschurz gekramt hatte, in den Mund und fing an er mit seinen Zähnen zu zermahlen. Es schmeckte bitter. Plötzlich seine Beine nach und er fiel der Länge nach hin. Er spürte den Aufprall kaum, doch umso deutlicher höhrte er das wahnsinnige Kichern des Hierophanten. Bastard!, dachte der Druide, denn Sprechen konnte er nichtmehr. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft Luft zu hohlen. Der Drang wurde immer stärker, doch seine Möglichkeit nicht größer. Der Hierophant hockte sich neben ihn und stellte ein kleines Schälchen aus Ton vor ihm auf den Boden. "Um Totenwurz zu heilen braucht es zweier Kräuter. Leider sind diese wohl selbst recht potente Gifte Chichichi." Der Hierophant nahm ein Messer und schnitt damit eine kleine Scharte in seine Handfläche. Einige dicke Blutstropfen fielen in die Schale. "Was ihr gerade zu euch genommen habt war das erste der beiden Kräuter. Keine Sorge die Lähmung lässt bald nach und ihr bekommt wieder Luft. Wie der weise Alchemist Paracelsus einst sagte 'Die Dosis macht das Gift', ich wollte euch schließlich nicht umbringen, noch nicht. Doch das andere Kraut tja, das hab ich leider in keinem Beutel parat. Doch ich versprach euch nicht den Weg der Rettung aufzuzeigen sondern sie zu geben Chm. Tja da es nicht hier in der Nähe wächst will ich euch ein kleines Geheimnis verraten. Seht es als Geschenk an, als Anerkennung eures starken Willens. Der Körper erinnert sich an jedes Gift das er einmal zu sich nahm. Immmer verbleibt eine Spur und mit ein wenig Magie, da ist es möglich die Essenz des Giftes im Körper zu wecken. Blut, Speichel und Schweiß können zu einem Gift werden, welches einst euren Körper durchdrang. Trinkt aus der Schale, sobald ihr denn könnte, das Blut enthält das zweite Gift, welches euch zu Retten vermag. Seine Wirkung... Chichi findet ihr schon selbst heraus. Nun denn, Fürst, denkt an meine Nachricht."
Der Hierophant erhob sich und im selben Moment schaffte Corax es endlich mit einem gierigem Zug luft zu holen. "Eine letzte Sache.", der Hierophant war bereits dabei sich vom Steinkreis zu entfernen, nur noch schwach drang seine Stimme zu Corax. "Wenn ihr mehr über eure Gabe wissen wollt, so sucht Lyrca auf Feshyr auf." Dann war er endlich verschwunden. Von ihm verblieben nur die gespannte Haut, der Kaninchen Kadaver, das Feuer und die mit Blut gefüllte Schale. Corax stützte sich auf einen Ellbogen, und griff mit einer Hand nach der Tonschale, dann leerte er ihren Inhalt mit einem Zug, auf das Schlimmste gefasst. Einen Liedschlag später durchströmte brennender Schmerz jede Faser seines Körpers und er stieß einen gequälten Schrei aus.
Geändert von Corax Erindar (06.02.2011 um 17:32 Uhr)
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Cyrith hatte seit Tagen nichts mehr von seiner Schülerin gehört und nahm an das sie wohl irgendwo gefangen genommen wurde, von einem Wilden Tier zerfetzt wurde oder irgendwo als Sklavin arbeitete. Ihm war es eigentlich mehr egal, immerhin hatte er mit seinem Schakalen andere Dinge zu erledigen. Auch wollte er sich bald mit Rethus treffen, da der Dieb vor hatte das Dorf zu verlassen um nach Khorinis aufzubrechen.
Der Schakal lief ruhig neben ihm und der Dieb wusste noch nicht was er heute vor hatte, zwar konnte er noch etwas mit dem Schakal trainieren, den er hatte bald vor etwas zu tun um das vollkommene vertrauen zu seinem Tier aufzubauen. Er strich sich durch den Bart und merkte das er verfolgt wurde. Er nahm sich vor, seinen Verfolger in dem Wald zu überraschen. Er wollte wissen wer ihn verfolgte.
Als er weit genug von dem Dorf entfernt war, drehte er sich um und erkannte das ein Hühne vor ihm stand, der Blick war ziemlich auf ihn fixiert und der kleine Dieb verschränkte seine Arme, grinste den Mann an, während ihm nur eine Frage durch den Kopf ging: Was zum Geier wollte dieser Typ?
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Der Glatzkopf packte die Sachen. Bald sollte es losgehen. Wo genau er hingehen wollte, wusste er noch nicht, aber Hauptsache erst einmal nach Norden zurück. Vielleicht erfuhr er von den Argaanern von der Burg Silbersee etwas über die Insel Anguriano. Es musste ja kein ausführlicher Bericht sein. Schon wo die Insel lag, würde ihm reichen.
Er legte seine Provianttasche auf seinem Schlafplatz ab, um den Waffengurt seiner beiden Schwerter anzulegen. Nachdem die Schnalle geschlossen war, warf er sich den Mantel über. Die Messer steckten bereits gut verwahrt an ihrem Platz in seinen Stiefeln. Alle anderen Dinge, wie Dietriche, Geld und was man sonst noch gebrauchen konnte, packte er mit zum Proviant. Diese Tasche platzierte er mit an seinem Waffengurt.
Es konnte losgehen…
„Machst du dich los?“ reagierte Rubin etwas erschrocken, der aus dem Dorf zurück in ihr Lager geschlurft kam.
„Ja, ich werde mein eigentliches Ziel weiter verfolgen“, antwortete der Grufti. „Zuerst galt es die eigene Haut zu retten. Jetzt wo sich alles wieder etwas von dem Krieg auf dem Festland beruhigt hatte, werde ich weiter machen, wo ich aufgehört habe.“
„Ich weiß nicht, was du vor hast“, entgegnete wieder Rubin, „ich will es auch gar nicht wissen, aber dieses Mal werden wir bleiben. Charun wird noch weniger Lust haben, diesen ort zu verlassen als ich.“
„Ich zwinge euch auch gar nicht. Wenn du jetzt nichts gesagt hättest, hätte ich euch eh zurückgelassen. Das ist eine Aufgabe, die nur ich zu bewältigen habe. Also, mach’s gut.“
Sie gaben sich die Hand. Kurz darauf tauchte auch Charun auf. Diesem gab Rethus auch die Hand.
„Du gehst?“ erkundigte er sich nun auch.
„Ja, eine Sache, die nur mich was angeht.“
„Wohin?“
„Erst einmal zurück nach Norden.“
Charun machte ein Gesicht, als hätte Rethus gerade ein wichtiges Stichwort gesagt. Und so war es auch…
„Nach Norden? Zurück zum Orkwald? Ich habe beobachtet, dass von dort irgendwelche zwielichtigen Leute gekommen sind. Sie erinnerten mich an die Kerle aus Bakaresh, mit denen dieser komische Dennik zu tun bekommen hatte.“
„Du meinst dieses korrupte Pack, das Dennik mit dem Tot gedroht hatte, wenn er nicht diesen verdammten Kelch aus dem Kastell geklaut hätte?“
„Genau diese.“
Der Glatzkopf füllte sein Herz mit Zorn. „Wegen diesen Arschlöchern habe ich selbst Tot und Schande im Kastell erfahren.“
„Erforsche dein Innerstes“, entgegnete Charun wieder. „Wenn jemand dafür Schuld trägt, dann ist es Dennik.“
„Du hast Recht, aber diese Typen werde ich mir trotzdem mal zur Brust nehmen.“ Es klang tatsächlich gar nicht so abwegig, dass diese Kerle ausgerechnet hier auftauchten. Zum einen gab es während der Schlacht in Bakaresh keinen anderen Fluchtweg als denen zum Meer hinaus. Argaan war damit der nächst gelegene Ort. Und zum Zweiten wollten diese Typen auch nicht in der Nähe von Thorniara bleiben.
„Dennik hatte etwas von einem gewissen Elster erzählt.“ Er lachte auf. „Ein Typ, der hier oben“ – Rethus tippte mit dem Zeigefinger auf seine Stirn – „einen Vogel hat und dann noch Elster heißt, ist einfach nur dafür gut, um eine aufs Maul zu bekommen. Das schaue ich mir mal an. Macht’s gut.“
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Mal wieder schlug Wertan seine Zeit in der Sumpflilie tot. Er saß dort an einem Fensterplatz während er kippelte, die Arme hinter seinem Kopf verschrenkt waren und die Beine über Kreuz auf dem Tisch lagen. Der Stängel Sumpfkraut hing zwischen seinen Lippen und qualmte vor sich hin. Die Asche fiel einfach an Wertan hinunter auf den Boden wenn sie zu schwer wurde und gelegentlich zog er genüsslich daran um seinen Kopf zu vernebeln und sich auf andere Gedanken zu bringen.
Außerdem brachte ihn das Kraut auf andere Gedanken, denn trotz der verstrichenen Tage seit der Stewark Aktion war er ein wenig mitgenommen. Es war nicht so, dass es in irgendeiner Weise schwer, brutal oder sonstwas war. Viel eher war es der lange Fußmarsch, der dreckige Unterschlupf, die anfängliche Planlosigkeit. Und vorallem wusste Wertan nicht, wieso Ryu ihn überhaupt mitnahm. Schließlich sollte er eigentlich nur lernen mit einem Schwert umzugehen, damit er etwas wie einen Job bekommen konnte.
Was auch immer, tut nun nichts mehr zur Sache. Jetzt warte ich lieber erstmal ab, dachte sich Wertan.
Er dachte nebenher daran wann er seinen Meister wieder treffen würde.
Die Taverne war wieder gezeichnet von dem typischen Duft des Krautnebels der sich in der Taverne breit machte. Hier und da wurde gespeist, es floss natürlich eine Menge Alkohol damit die Betrunkenen zur Musik des Barden spielten und in einigen Ecken wurden Glücksspiele gespielt. Die Leute hielten sich zwar bedeckt, aber sie konnten die wütende Haltung bei einem verlorenen Spiel nicht verdecken.
Wertan schaute verträumt aus dem Fenster und beobachtete die Wolkendecke die sich über den tropischen Sumpf gelegt hatte. Seine Blicke schweiften allmählich wieder durch die Taverne und hielten beim Barden an, der am heutigen Tag mit seiner Laute die Luft mit schöner Musik versüßte.
Das alles versetzte ihn in einen müden Gemütszustand der sich steigerte, bis er schlussendlich einschlief.
Wieder war er im Traum gefangen..
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»Ist er das?«, brummte Faren fragend, den Blick starr auf den anderen Mann und seinen seltsamen Hundartigen Begleiter gerichtet, und Kea die nun aus der Deckung seines breiten Rückens an seine linke Seite trat zupfte nur einmal an seinem Ärmel um seine Vermutung zu bestätigen. »Enttäuschend, sieht für mich nach nem billigen, kleinen Tagedieb aus...«, sprach der Hüne verächtlich und spuckte über den Rand des Stegs ins modrige Sumpfwasser. Ein letzter berechnender Blick zu dem Tier, ein kräftiger Tritt würde genügen um diesen Vieh den Schädel zu zertrümmern sollte es Ärger machen, dann wandte er sich direkt an den jüngeren Dieb. »Du bist also Cyrith, der Dieb mit einer Vorliebe dafür gestohlene Dinge gleich wieder wegzuwerfen.«, spottete der Veteran, der sich von Keala ihre bisherigen "Lektionen" hatte beschreiben lassen, wobei er sich bei den Erzählungen der Schwarzhaarigen davon hatte abhalten müssen sich nicht mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen.
Offenbar war dieser Cyrith einer jener Diebe für die das ganze nichts weiter als eine Art Spiel war, ein Nervenkitzel oder er war einfach einer dieser Spinner die das ganze für eine Art Lebenseinstellung hielten und ihren Hals Tag für Tag wegen irgendeiner kleinen Gaunerei riskierten nur um überhaupt irgendetwas gestohlen zu haben. Kurz um, Faren konnte diesen Kerl jetzt schon nicht ausstehen und das bevor dieser überhaupt seinen Mund aufgemacht hatte. Auch die Haltung des Mannes und sein rotzfreches Grinsen machten ihn für den Deserteur nicht im geringsten sympathischer. Vielmehr erinnerte er ihn an Azil diesen überheblichen Mistkerl, und er war sich ziemlich sicher das Cyrith zur selben Sorte Mensch gehörte wie der ehemalige Sklave. Mit einem gewissen Maß an Intelligenz gesegnet, unglaublich überheblich und fest davon überzeugt der ganzen Welt überlegen zu sein.
Geändert von Faren (06.02.2011 um 19:47 Uhr)
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Tooshoos Baumkrone - Baumhöhle
Ein schwaches Leuchten drang durch die Augenlider Reotas' an sein Auge und ging von den Erzfackeln und dem Mondschein der Nacht aus. Ein lauer Wind tastete zunächst Gesicht, danach den Rumpf und schließlich die Gliedmaßen des Barden. Das leise Rauschen der Blätter und Bäume drang an seine Ohren und erfüllte diese mit dem lieblichen Klang der Natürlichkeit. Geschlossenen Augens lag er noch immer auf einem Bett, Reotas war wach, doch vermochte er nicht sich zu erheben. Ein leichter Geschmack des Erwachens fuhr über die Zunge, die Höhle roch frisch und erweckend. Und genau das musste auch langsam geschehen, er musste aufwachen und aufstehen.
Zögerlich begann der Barde zu blinseln, ehe er die Augen völlig öffnete und sich im Bett eines Magiers, die vor Wochen geflüchtet waren, wiederfand. Reotas rechnete mit schwachen Erinnerungen, Kopfschmerzen, Übelkeit. So, wie es eben die letzten Tage gewesen war. Doch es geschah nichts, die Befürchtungen blieben aus, selbst nach diesem Ritual... Lediglich eine Leere erfüllte den Barden, eine Art Loch in ihm, welches sich aber allmählich selbst zu flicken vermochte. Weder schmerzte es, noch versetzte es in seelisch in einen kritischen Zustand. Es war nur das Gefühl, etwas entzogen bekommen zu haben, und nun langsam zurückkehrte. Wie Wasser des Meeres, welches man auf einen Berg gebracht hatte und man dort verschüttete. Das Wasser floss allmählich zurück, zurück zum Meer. Reotas rappelte sich auf und sah sich um. Er war - offensichtlich - in einer der Baumhöhlen, zumindest meinte er dies zu erkennen. Die Nacht war dunkel - und doch nicht. Ein paar Erzfackeln und der Mond erstrahlten die Baumkrone, doch die Nacht blieb außerhalb derer schwarz. In der Ecke der Baumhöhle schlief Faquarl, Reotas hatte nicht vor, diesen zu wecken.
Zögerlich begab Reotas sich, noch immer barfuß, auf die eigentliche Baumkrone Tooshoos. Er war alleine, kein Wächter, kein Druide, kein Mensch weit und breit. Reotas war hier oben alleine - wenn auch nur vorerst. Sein Blick wanderte über die Weiten des Sumpfes, nicht, dass er etwas erkannte, außer Bäume und Sumpf, doch irgendwie... irgendwas in ihm schien sein Weltbild verändert zu haben. Sturr starrte der Barde auf das Gebiet, in welches er vor ein paar Tagen... oder gar Wochen?, gerannt war... Was war geschehen? Was hatten Suzuran, Corax und Ornlu getan? Aufgenommen... in den Druidenzirkel. Und... da war es! Das entscheidende Detail wie es Corax ausgesprochen hatte, Reotas durfte nun mehr erfahren, über alles, was geschehen war, im Sumpf, an Samhain und wohl auch dies, was zwischen Ornlu und Faquarl kurz von Statten gegangen war. Währenddessen der Barde in Reotas begann vergnügt in Gedanken zu spielen, versank der Denker in Reotas in tiefe Gedankengänge, was zu tun war. Doch der Mensch in ihm setzte sich an die Kante und genoss die Aussicht... Für Stunde um Stunde...
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Wo war sie nur!? Sie konnte doch nicht einfach vom Erdboden verschluckt worden sein... Oder vom Sumpf... Verbissen hatte Ryu nach Myra gesucht, welche ihn zuletzt einfach so hatte stehen lassen. All seine Gedanken hatten sich während seinem Herumgesuche überschlagen und drehten sich momentan nur um diese Frau. Was eine Aussage so alles anrichten konnte... Entnervt fuhr sich der Krieger durch die wilde Haarmähne und schaute sich um. Zum zweiten mal war er nun schon hier angekommen, wo er losgelaufen war. Bei dem Platz, an dem Myra ihm gesagt hatte, was sie über ihn dachte. Nach einem Tritt gegen den Holzstumpf und einem lauthalsen "Verdammt!" schnaufte der Krieger noch einmal tief durch. Wo waren Leute untergebracht, die von außerhalb kamen? Richtig, in der Taverne. Also Ryu's nächster Anlaufpunkt.
Es dauerte nicht lange, bis er angekommen war. Das hatte er schnellen Schrittes nämlich vermieden und ehe er sich versah, stand er an der Tür zur Taverne, welche er sogleich betrat und zielgenau zum Tresen ging, wo Mama Hooqua ihn sogleich begrüßte. "Ah, guten Abend, Ryu! Was kann ich dir bringen?" Ryu winkte ab und schüttelte nur den Kopf. "Im Moment nichts, Mama... Ich brauche eine Auskunft..." die Mama hob eine Augenbraue. Das Interesse, wenn es darum ging, Dinge aufzufassen, oder selbst herauszugeben schien bei dieser Frau immens. "Ist hier bei dir eine Frau untergekommen? Also, eine richtig schöne... Trägt einen Degen und wie es aussieht seit kurzem eine Armbrust mit sich herum... Achja und so einen Hasen... Myra ist ihr Name." Die Wirtin überlegte einen Moment, nickte dann langsam und beugte sich zum Templer vor. Leise genug, dass nur er es vernehmen konnte, erklärte sie, dass sie Myra einen kleinen Raum zur Verfügung gestellt hatte, Ryu das aber bloß niemandem verraten solle, da die meißten Leute in der Massenunterkunft schliefen. Der Krieger willigte sich ein und ging nach hinten durch, wo tatsächlich dieser kleine Raum war, bei dem er sich schon immer gewundert hatte, was sich darin befand. Vorsichtig klopfte er an die Tür...
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Myra saß gerade vor ihrem kleinen Spiegel, den sie auf den Nachtisch gestellt und an die Wand angelehnt hatte, in der Hoffnung, dass daraus ein großer Spiegel werden würde. Es war schwierig ein gewisses Maß an Stil zu erhalten, wenn sie nur diesen kleinen Spiegel zur Verfügung hatte. Aber eigentlich war es auch nicht weiter schlimm, denn die Leute in Schwarzwasser übertraf die Blonde auch direkt nach dem Schlafen in Glamour noch um Längen.
Zu ihrer Überraschung klopfte es an der Tür. Sie hätte vor Schreck fast den Kamm fallen gelassen. Vorsichtig holte die Adlige ihre Armbrust hervor, welche gespannt neben dem Nachtisch stand. Sie legte einen Bolzen hinein und zielte auf die Tür.
"Wer ist da?", rief sie laut und drückte die Waffe schon gegen ihre Schulter, um einen sauberen Schuss abgeben zu können.
Von der anderen Seite der Tür vernahm die Schönheit ein leises 'Ryu'. Murrend stellte sie die Armbrust wieder zur Seite und nahm den Bolzen heraus. Zu gern hätten sie ihre Künste getestet, doch Ryu wollte sie nicht erschießen. Die Grünäugige ging zur Tür und öffnete diese einen Spalt. Auch wenn sich der Mann auf der anderen Seite als Ryu vorgestellt hatte, musste dies nicht auch unbedingt der Wahrheit entsprechen. Doch tatsächlich stand der Templer vor ihr.
"Komm rein, bevor dich jemand sieht.", sagte die Blonde und zerrte Ryu am Ärmel in den Raum hinein.
"Woher weißt du, dass ich hier bin? Hat die Tavernentante etwa getrascht? Was führt dich außerdem hierher?"
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Schämte sie sich dafür, Besuch zu bekommen? Ryu verzog kurz das Gesicht, schüttelte dann jedoch nur kurz den Kopf. Was hätte er ihr sagen sollen? Hatte er diese kleine Aussage vielleicht etwas zu stark gewichtet? Es sah so aus, wenn er sie so anschaute. Andererseits... Würde eine Frau wie Myra jemandem so etwas sagen, wenn es nicht irgendwo Hand und Fuß hätte? Er beschloss, sich weniger Gedanken zu machen und sich, mal wieder, mehr ihren Fragen zu widmen.
"Meine Füße führen mich hier her, was denn sonst? Was? Nein, ich war nur ein wenig... Überrascht, was leider angehalten hat, bis ich allein auf dem Steg stand und du weg warst... Nachdem ich dann das halbe Dorf durchsucht habe, dachte ich mir eben, ich frage in der Taverne ob dich jemand gesehen hat... Tja, und hier bin ich... Sag' mal, wieso bekommst du eigentlich ein extra Zimmer zugeteilt?"
Für Ryu war es ohnehin schon schleierhaft, dass die Taverne diesen Raum hatte, der ihm bisher so gut wie nie aufgefallen hatte. Aber, dass ausgerechnet eine, für Schwarzwasser-Verhältnisse Fremde diesen als Unterkunft bekam... Vielleicht konnte sie ihm ja eine plausible Antwort darauf geben...
Geändert von Ryu Hayabusa (06.02.2011 um 22:35 Uhr)
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War dies vielleicht der Freund seiner Schülerin?
Lächerlich, hatte der Kerl angst das er sie für sich gewinnen wollte? Cyrith hatte gerade andere Dinge zu tun, als so Liebeskram. „Ich denke, wir können dies wohl mit Worten klären anstatt mit Gewalt oder?“ fragte der Dieb und blickte nun ernst.
„Ich hab kein Interesse an deinem Mädchen, das einzige Interesse das ich an ihr habe ist das sie die Diebeskünste erlernt, so wie ich sie damals erlernt habe. Deswegen habe ich vor sie auf eine Reise mitzunehmen, ich hoffe der Herr hat nichts dagegen, wen ihr wollt könnt ihr gerne Mitkommen, ein paar Muskeln mehr würden mich auch zufrieden stellen“ er blickte sein Gegenüber sehr ernst an.
Er wusste nicht was das für ein Kerl war, ob er wohl ein Nordmann war? Vielleicht einer dieser Ork Soldaten? Angeblich überlebten nur die Stärksten und der sah ganz sicher Stark aus. Er wartete ab was der Kerl zu sagen hatte.
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Es überraschte sie etwas, dass Ryu so überrascht war, dass sie ihr eigenes Zimmer hatte, obwohl sie das selbst nicht sehr überraschend fand. Und scheinbar wollte er diesbezüglich auch eine Erklärung, obwohl es nun wirklich selbst erklärend war. Myra baute sich vor dem Templer auf, zupfte sich noch kurz das Kleid zu recht und schaute ihm dann in die Augen. Einen Moment lang standen sie so da. Doch schon bald sah sie im Gesicht ihres Gegenübers, dass er die Situation nicht ganz nachvollziehen konnte.
"Siehst du denn nicht, warum ich ein eigenes Zimmer habe?", fragte die Schneiderin immer noch ungläubig.
Ryu zuckte mit den Schultern. Manchmal stand er aber auch mit beiden Beinen auf dem Schlauch.
"Wenn du mich anschaust, kennst du doch den Grund. Frauen, wie ich es bin, bekommen selbst dann Einzelzimmer, wenn es offiziell keine mehr gibt. Für Frauen wie mich stellt sich nicht die Frage, ob noch ein einzelnes Zimmer frei ist oder nicht, sondern es ist einfach eins frei. Wer Gedanken daran verschwendet sich zu überlegen, ob noch irgendwo ein Plätzchen zum Schlafen frei ist, der kümmert sich eindeutig zu wenig um sein Äußeres, sein Auftreten und sein Selbstbewusstsein. Frauen eines gewissen Standes in der Gesellschaft stellen sich diese Frage nicht, denn Fragen ergeben sich nur dann, wenn es irgendwo Probleme gibt. Da wir aber nie Probleme mit Schlafmöglichkeiten haben, gibt es diesbezüglich auch keine Fragen. Ist es dir jetzt verständlicher geworden?
Aber nun zu etwas anderem. Warum hast du mich denn gesucht? Hatten wir uns verabredet?"
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Schwarzwasser
Der Wind rauschte durch die Mangroven und das Rascheln der Blätter im Wind legte sich über die Küste, wie das Prasseln von schweren Regentropfen eines heftigen Sommergewitters.
Noch jagten die dunklen düsteren Wolken in Fetzen über den Nachthimmel, noch sammelten sie sich nicht über den Häuptern Yareds und seiner Begleiter, noch war dies ein trockener Sturm, aber lange würde der Regen nicht mehr auf sich warten lassen.
Eilig zockelte der Maultierkarren über die Blanken und Bohlen der Stege die nach Schwarzwasser hineinführten. Das Holpern der mit eisen Beschlagenen Holzräder, tönte ratternd wie ein halbes Dutzend Orks mit miesem, wahrscheinlich kaputtem Schlagwerk.
"Macht mal ein bisschen schneller, ich will bei Borran sein, bevor er zu macht und ich denke wir haben nicht unbedingt Lust von oben nass zu werden.", trieb der Sippenführer, Kaldrin, Tayon und Ijan an.
Er war missmutig, aber nicht wegen des Wetters, sondern wegen seines Lebens. Die Handelskompanie lag am Boden und er wusste nicht, wie er die Sippe noch lange über Wasser halten sollte. I nadhor hatte ihn hierher geschickt, hatte ihn hierher gebracht und noch keinen Mucks von sich hören lassen.
Gut, er gab ja gerne zu, dass die Ehrenschuld und die Jagd nach dem Mörder seines Onkels nur vorgeschoben gewesen war, um sich nach dem Fall von Trelis ein Zeil zu geben, aber das hier war kaum besser.
Der Schiffbauer musste sich mit seinen Problemen auseinander setzen, durfte nicht länger vor ihnen davonrennen und auch in der leidigen Angelegenheit mit Ryu musste es endlich einen Schlussstrich geben.
Der Sappeur senkte die Laterne ein wenig und nahm die Hand vom Griff seines Falchions als sie die Pfahlbausiedlung um den Riesenbaum erreichten.
Die Dunkelheit der Nacht hatte sich zwar schon längst auf den Baum von Tooshoo gesenkt, aber dennoch waren die beiden Käfige, die in Höhe der Kommandantur vor dem Stamm hingen, im Blauen Licht der Erzfackeln gut erkennbar.
Yared überkam eine Idee.
"Geht schon mal vor zu Borran und haltet ihn wach. Ich habe noch etwas zu erledigen.", verkündete er und erntete dafür nur verwundertes kopfschütteln mit einer Brise Unverständnis.
Doch zurückhalten wollte ihn offenbar keiner und so strebte er eilends den aus dem Sumpfwasser ragenden Wurzeln von Tooshoo zu.
Kurze Zeit später betrat er das Plateau der Kommandantur von den Holzstiegen in der Stammmitte aus.
Die hölzerne Plattform lag ruhig und verlassen da. Das einzige was die Nachtluft neben dem Blauen Glühen der Fackeln erfüllte war, das Rauschen der Blätter und das Knarren der aneinander reibenden Kettenglieder, die die etwas im rauen Wind schwankenden Käfige in der Luft hielten.
Der Sippenführer entzündete sich die Pfeife und trat an die beiden hängenden Gefängniszellen heran.
In der einen lag immer noch zusammengesunken die Gestalt des Säufers. Der Kerl hatte schlohweißes ziemlich verdrecktes Haar und sein dunkler Bart war vom Sabber verklebt. Der ausgezehrte Körper ließ trotz der mangelnden Hygiene und den Narben auf einen großen Krieger schleißen, der der Kerl einst gewesen sein mochte.
Im anderen Käfig kauerte das blonde Muskelpaket und als Yared an die beiden herantrat, blitzen seine Augen wütend auf.
"Bewahret.", grüßte der Sippenführer ernst und kein bisschen spottend.
Diese beiden Jungs waren einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen - das konnte jedem passieren.
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Unmittelbar fiel dem Templer wieder ein, warum er Myra bisher nie von seiner Zuneigung für sie erzählt hatte. In manchen Fällen war ihr Ego einfach höherreichender, als der Berg Fujama, der nun wirklich der höchste Berg seiner Heimat war. Objektiv betrachtet jedoch war es nicht unwahrscheinlich, was sie so sprach. Schöne Frauen hatten es nunmal einfacher im Leben. Aber so einfach? Er seufzte leise, schloss einen Moment die Augen und schaute sie dann wieder an. So sehr sie sich auch aufgebaut hatte, sie war noch immer etwas kleiner als er. Irgendwie war wohl ein Themawechsel angebracht.
"Naja, wie du meinst... Ich an deiner Stelle würde mir vielleicht eine Alternative suchen... Sollten noch mehr Vorräte angeschafft werden, wird die Wirtin Platz brauchen... Zumal das Räumchen hier für... Eine große Persönlichkeit doch recht klein wirkt..." er winkte ab, ehe wirklich eine Reaktion darauf kam, ging stattdessen kurz an ihr vorbei, rüber zu dem kleinen Spiegel in dem er sein Gesicht betrachtete. "Ich darf doch kurz, oder?" Etwas blass war er geworden, die Augen immernoch mit einem leichten Rotstich und die Haare auch recht ungebändigt. Sich wieder zu Myra wendend, lächelte er einen Moment lang, ehe er weiter sprach. "Verabredet waren wir nicht, aber wir hatten uns auch nicht verabschiedet... Ich..." ja, was wollte er denn nun eigentlich? Oder was erhoffte er sich? Vielleicht hätte vorheriges Nachdenken geholfen, bevor er losgerannt war um nach ihr zu suchen. "Darf ich dich mal etwas fragen? Hmm, hast du schon einmal Gefallen an einem Mann gefunden? Also, so wirklichen Gefallen? Nicht körperlich, sondern an der Person selbst..."
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