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"Ich wünschte, ich hätte deine Mentalität...", entgegnete die Blonde nachdenklich, nicht aber, ohne sich dem Anflug eines erfreuten Lächelns, gepaart mit einem frech-freudigen Grinsen hinzugeben. Sie wusste selbst nicht, ob sie jetzt glücklich oder unzufrieden sein sollte, denn Thorwyn hatte ihr einmal mehr klar gemacht, dass ihre Liebe sein Schicksal nachhaltig verändert hatte. Und zwar einzig zum Guten.
"Denn wenn ich eines in den vergangenen Jahren erfahren habe, dann ist es Aufregung und Ungewissheit. Jeden Tag etwas Neues erleben und gleichzeitig nicht wissen, ob es gut oder schlecht ausgeht. Und ob der Mensch, den du gerade getroffen hast, eine gute oder eine schlechte Nachricht für dich hat. Viele schöne Momente und genauso Augenblicke, die ich am liebsten vergessen würde. Einen kennst du inzwischen..."
Erneut rief sie sich die damalige Szenerie vor Augen, Gwydion, wie er sie packte, wie er ihr klare Worte ins Gesicht sagte. Und das alles wegen...- schaudernd schüttelte sie den Gedanken ab.
"Ich habe damit leben gelernt. Auch, dass ich hin und wieder im Mittelpunkt stehe. Weil meine Mutter offenbar keine einfache Frau war, wie sie mir immer glauben machen wollte. Und weil ich offenbar einen Teil davon in mir trage. Die alten Druiden wussten etwas darüber...ich weiß gar nicht, wer von ihnen überhaupt noch am Leben ist..."
Sie seufzte.
"Aber das will ich jetzt nicht alles erzählen, denn das hat nichts mit dir zu tun. Es wird mich einholen. Eines Tages. Einfach so. Es wird gut enden oder schlecht. Adanos wird es richten. Und bis dahin..."
Nun überwog die Zufriedenheit in ihrem Gesicht.
"...hab ich ja dich, der mir nun tagtäglich die Abwechslung schenken muss, die ich brauche."
Das Grinsen war eben doch noch nicht vollständig erloschen.
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Uaah! Was war denn auf einmal los? Warum zogen ihre Waffen? Nath griff zu seiner und sah um sich. Da vorne schien irgendetwas los zu sein; die Mitglieder des Trupps liefen irgendetwas hinterher und griffen es an, das er hinter ihnen sowie den umstehenden Bäumen und Sträuchern nicht sehen konnte.
Na toll. dachte sich der Soldat, Hoffentlich sind es wenigstens die Viecher, nach denen wir suchen. Dann können wir nämlich sogleich umkehren und zurück in die Stadt.
Dann drängte er sich durch die Menge seiner Kameraden, um nachzusehen, was vorne vor sich ging...
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Hütte im Wald
Faradays Finger tippelten unruhig auf dem alten Küchentisch herum. Aus dem Hinterzimmer war kaum etwas zu hören; lediglich das Feuer knisterte noch leise im Kamin. Die fremde Kleidung an seinem Körper war kratzig und unangenehm, aber beschweren wollte er sich nicht, das würde niemals mit seinem Gewissen konform gehen.
Charlotte kam aus dem Hinterzimmer hervor, sah müde aus und geknickt.
"Alles klar?", flüsterte er.
"Sie schläft", antwortete Agathes Enkelin leise, "Ich hoffe, sie ist morgen wieder bei Kräften..."
"Sie hat sich überanstrengt... das legt sich schon..."
"Sie ist fünfundsechzig!", sagte Charlotte mit einem genervten Unterton, "Sie braucht dringend eine ärztliche Untersuchung. Ein Wunder, dass sie überhaupt noch auf Erden wandelt. Bisher hatte sie viel Glück gehabt..."
Daniel schwieg. Das war ein heikles Thema, er wollte nichts Falsches sagen. Glücklicherweise redete Charlotte von selbst weiter.
"Seit Mama und Papa...", sie stockte, "seit ich mich allein um Oma kümmern muss, komme ich nicht vom Fleck. Alles Geld, was ich verdiene, gebe ich für die Lebensmittel aus, die ich für Oma extra kaufe. Und ein Pferd ist auch nicht gerade günstig..."
"Was arbeitest du denn?"
Sie winkte ab: "Weil mein Vater kein Meister irgendeines Faches war und ich nunmal als Mädchen zur Welt gekommen bin, bleiben mir nur einfache Aufgaben zu tun. Manchmal helfe ich auf den Höfen, manchmal überbringe ich Botschaften. Mein Traum war es ja mal, einfach hier abzuhauen... ja. Aber das wird, solange Oma nicht zur Vernunft kommt und in die Stadt zieht, ein Traum bleiben."
"Oh..."
"Was ist mit dir? Was hast du als Freimann jetzt vor?"
Daniel seufzte. Musste das jetzt sein? Natürlich, er hatte ja angefangen.
"Ach ich... ich muss mir eine neue Heimat suchen. Irgendwo wird man schon einen guten Lehrer zu schätzen wissen, denk ich..."
"Versuchs doch mal in Stewark."
"Ich weiß nicht... das liegt noch sehr nahe an Thorniara."
Charlotte kicherte: "Du kannst dich ja auch bis nach Setariff durchschlagen. Aber... wenn du nichtmal bis zu den Höfen vom Bluttal kommst, hihi..."
"Also, das ist ja nun Ansichtssache... wenn ich einen Kompass hätte..."
"Hast du aber nicht, ätsch. Und deswegen solltest du mein Angebot annehmen und mit nach Stewark kommen."
Moment.
Wollte sie wirklich, dass er mit ihr reiste? Besser konnte es doch gar nicht laufen.
"Ja... nagut, ich schätze da habe ich keine andere Wahl."
"Wir brechen morgen auf."
"WAS? Aber... deine Oma, sie...?!"
"Ich werde mit einem Arzt zurückkehren."
"Meinst du, sie kann so lang allein bleiben?"
Wieder lachte Charlotte: "Das schafft sie doch schon seit acht Jahren. Ich kenn Oma, die haut so ein kleiner Schwindelanfall nicht aus den Latschen."
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Spät wachte Wertan auf und wusste nicht wo er war. Schließlich sah hier alles komisch aus und es wackelte ein wenig verdächtig.
Er lag auf etwas festem, womöglich Holz, das fühlte er und über ihm war alles frei, sodass er die Sternendecke Argaans sah.
Wieso wackelt Holz?, dachte er sich, während er weiterhin mit geöffneten Augen auf der selben Stelle lag.
Nach einer kleinen Kopfdrehung erkannte er auch einen Mast, welcher hoch in die Luft ragte und seine Gedanken versuchten das zu kombinieren.
Schließlich fiel ihm ein, dass er gerade aus Stewark kam und sich vor unerträglicher Müdigkeit einfach in eine beliebige Ecke gelegt hatte. Stewark hatte ihn ein wenig mitgenommen. Nicht auf die Art, dass er nun nervlich am Ende wäre. Er war viel eher ein wenig Müde durch das ganze Drumherum, durch alles was ihm in Stewark und vor Stewark passiert war. Das ging los von seinem spontanen Lauf auf den Ork, über die am Baum gefesselte Wache bis hin zum Fass herumrollen.
Ob die Wache noch lebt? Vielleicht wurde sie von irgendwelchen Tieren verspeist, als sie am Baum gefesselt war, schoss es durch Wertans Gedanken. Er stand auf und ihm fiel wieder ein, dass sie nicht unweit der Gespaltenen Jungfrau waren, eine Taverne nördlich von ihnen. Er kratzte sich am Kopf während er überlegte wer inzwischen noch auf dem Boot war, aber das konnte er nicht wissen. Schließlich lag er hier bis jetzt nur schlafend herum.
Jedoch war Wertan sich unsicher, ob er überhaupt mit dem Schiff fahren wollte. Mit allen anderen. Schließlich kannte er keinen direkt, ein mulmiges Gefühl gab ihm aber, dass eventuell Ryu hier wäre. Und jetzt wo sie mit Stewark fertig waren drohte ihm die Konsequenz dafür, dass er auf den Ork zurannte. Anders ausgedrückt, dass er auf den Tod zurannte.
Ob Ryu ihn überhaupt noch Unterrichten wollte? Bestimmt nicht mehr, das hatte Ryu bei einem ihrer frühen Treffen angesprochen. Dass er ihn nicht dazu Ausbilden wollte, damit er in den sicheren Tod lief.
Ganz leise stand er auf und ging auf Zehenspitzen in das Boot hinein. Dieses hatte er sich gar nicht angeguckt, es interessierte ihn aber wenig. Fakt war, dass nicht unweit im Boot ein Tisch stand, auf dem Tisch waren einige Federkiele, ein Fässchen Tinte und einige unbeschriftete Pergamentrollen. Wertan riss einen kleinen Teil einer Rolle fein säuberlich ab und schrieb "Ich gehe doch lieber zu Fuß, sehen uns in Schwarzwasser. Keine Sorge, die Orks lass ich diesmal in Ruhe, Wertan" auf den Fetzen und plazierte diesen so, dass man ihn auf den ersten Blick sehen konnte.
Nichts weiter dachte er sich, als er aus dem Bootinneren auf das Deck ging und gerade vom Boot hinunter wollte. Jedoch packte ihn eine Hand und hielt ihn auf.
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Es war komisch, gerade auf Yared's Boot mitzufahren. Der Blick, den der bärtige Armbrustschütze ihnen am Mittag zugeworfen hatte, gab dem Krieger einen Denkanstoß. Die Orks waren fern von hier. Zumindest die Myrtanischen. Der ganze Krieg schien in der Ferne und vielleicht war es an der Zeit, alte Feindschaften zu begraben. Aber soweit würde der Krieger noch nicht gehen. Auch an Myra, die schöne Schneiderin und gleichzeitige Schülerin dachte er von Zeit zu Zeit. Nie hätte er gedacht, dass sie sich nach den großen Schlachten noch einmal wieder sehen und dann an diesem einen Tage in Schwarzwasser damals stand sie plötzlich vor ihm. Mit dem selben, koketten Lächeln wie eh und je. -Vielleicht sieht man sich ja bald wieder...- dachte er nur, verwarf dann aber wieder den Gedanken an ihr Lächeln, die skeptischen, aber dennoch neugierigen Blicke und ihre elegante Art, sich zu bewegen. Für solche Dinge war später auch noch Zeit.
Jetzt galt es erst einmal den Ausreißer aufzuhalten, der sich, neben Ryu wohl auch bequemt hatte auf Deck herumzulungern. Das war zwar nichts Verwefliches, aber als der Kerl zu dem kleinen Beiboot hinging, wurde es für den Schwertmeister klar, dass da jemand flüchten wollte. Der Kerl, obwohl er auf Zehspitzen ging machte mehr Krach, als er wohl beabsichtigte und bei näherer Betrachtung und auch dem Geruch, der sich aus Sumpfkraut und Alkohol zusammensetzte ließ ganz auf seinen Schüler schließen. Ryu ging an den völlig vertiefen Wertan heran und beobachtete ihn eine Weile. Erst, als er dann das eine Bein hob um ins Boot zu steigen, packte der Templer ihn an der Schulter und riss ihn nach hinten auf den Boden. Mit einem etwas abfälligen Blick schaute er auf den Flüchtling herab.
"Wo soll's denn hingehen?"
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"Hm, ich muss doch wohl Artifex fragen wir er sich leise bewegt oder?" lachte Wertan darüber, dass er erwischt wurde. Viel eher war das Routine so etwas zu sagen, schließlich war er nicht bei bester Laune. Er wünschte ihn hätte nun ein Ork gepackt, bloß nicht Ryu.
"Ich dachte mir, dass Boot schaukelt so schön und naja, so ein Beiboot schaukelt sicher schöner. Da wollte ich rauf und weiterschlafen, das ist wirklich sehr entspannend" sagte er. Die Ausrede war aber bei weitem das lächerlichste was einem hätte einfallen können. Eigentlich war er gar nicht ungeschickt beim Reden, aber in einer solchen Situation sprach seine Zunge nicht das, was sie sprechen sollte.
Ryu schaute ihn ziemlich unüberzeugt an, das war klar. "War nicht so gemeint, ich wollte mir ein Beiboot schnappen und damit rüber fahren an Land. Den Fußweg wollte ich einschlagen, keine Sorge ich achte schon drauf, dass ich keinen Ork angreife. Wenn du willst lass ich mein Schwert hier, aber ich sollte nun los wenn ich nicht zu spät ankommen will. Schließlich werdet ihr mit dem Boot weitaus schneller sein, nehme ich an."
Er schaute ein wenig verlegen, ob sein Meister das gelten ließ? Das war abzuwarten.
"War echt toll in Stewark oder? Guter Tritt war das, aber was war das mit diesem anderen Mann? Dem das Schiff gehört, wieso war da so eine angespannte Stimmung? Ist schonmal etwas vorgefallen? Man bedroht sich ja eigentlich nicht einfach so, er hat es einfach übertrieben, denke ich.
Naja, du solltest mir am besten nicht alles erzählen. Überleg dir doch was du davon preisgeben willst auf der Fahrt, sehen uns ja in Schwarzwasser" plapperte Wertan vor sich hin, eigentlich keine Hoffnung hegend. Jetzt würde er sich wahrscheinlich eine Standpauke anhören. Entweder über den Ork, über den Fluchtversuch oder darüber, dass er das Thema in Schwarzwasser ansprach.
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Hütte im Wald, Aufbruch nach Stewark
"Und habt ihr auch wirklich alles? Ich hab euch noch ein bisschen von dem Fisch eingepackt."
Die alte Agathe stand mit einem weinenden und einem kranken Auge an der Haustür. Faraday war diese Situation mehr als unangenehm. Sie konnten die Alte doch jetzt nicht verlassen. Wie hoch war die Chance, dass sie bis zu Charlottes Rückkehr noch lebte. Mal überschlagen...
"Oma, den Fisch habe ich DIR mitgebracht. Genau wie das Brot und Fleisch."
"Ach so'n altes Weib braucht doch nichmer so viel Essen..."
"Nein Oma! Das behältst du hier!", sie war schon dabei, ihr Pferd zu satteln, "Du hast wirklich schon genug für mich... für uns getan, okay?"
Der Blick der Alten wurde noch trauriger. Faraday konnte sich das nicht mit ansehen.
"Aber ich...", meldete er sich schließlich zu Wort, "Ich würde noch ein Stück Fisch mitnehmen, wenn das in Ordnung ist!"
Charlotte verdrehte die Augen, aber Agathe war sofort Feuer und Flamme und packte ihm noch eine Extraportion in sein Proviantsäckchen.
"Vielen vielen Dank für alles Agathe! Ohne euch würde ich jetzt wohl nicht mehr als lebendes Geschöpft auf Erden wandeln."
"Ach du übertreibst, Junge... ich wünschte, mein Eduard hätte sich mal so überschwänglich von mir verabschiedet..."
"Können wir jetzt? Tosca ist fertig."
"Tosca?"
"Die Stute...", erklärte Agathe knapp, "Na willst du dich denn nichtmal von deiner Oma verabschieden, Lotti?"
"OMA!"
Autsch, empfindliche Stelle. Faraday biss sich die Zähne zusammen, aber eigentlich war er es ja nichtmal, der das gehört hatte. Trotzdem... er hätte es wohl nicht hören dürfen. Lotti... putzig.
Während sich Großmutter und Enkelin doch noch einmal umarmend verabschiedeten, konnte Faraday die Stute Tosca kennenlernen. Ein schneeweißes Pferd, so etwas sah man sehr selten. Und als er zu nah kam, verpasste ihm das Pferd eine Kopfnuss.
"AUTSCH!"
"Tosca! Ärger den armen Daniel nicht so!", dann wandte sie sich an ihn, "Können wir jetzt?"
"Was denn, auf dem Pferd? Ähm... also ehrlich gesagt... ich und Tiere, das ist so eine Sache."
"Ohje... na dann musst du halt laufen. Hoffentlich verlierst du nicht den Anschluss, hihi."
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Baronie Silbersee
Die Gruppe hatte sich wieder in Bewegung gesetzt.
Auf der Jagd nach Morras und Antworten hatte sich das kleine Rudel von dem Rest der über viele Umwege nach Argaan gekommenen Krieger getrennt und nun waren sie wieder auf dem Weg und auf der Sache nach einer Quelle, die ihnen mehr Gewissheit bringen sollte. Diesmal hielten die Orks um Proya, Thon Daar, Tat`ank`Ka und Gorbag jedoch nicht nach einem Morra, der ihre Fragen beantworten sollte, Ausschau, sondern nach einem Blutsgenossen.
Noch vor dem Morgengrauen waren die Orks aufgebrochen und hatten die Höhle mit den Überresten der toten Morras hinter sich gelassen. Gorbag war satt und guter Dinge. Der undurchsichtige Schleier, der sich um die Vorgänge zwischen den heimischen Oraks und den Morras in der Burg am silbernen See gebildet hatte, begann sich langsam zu lichten. Der Schamane Melog, der in dem Talkessel hinter der weiten Wiesenlandschaft, die die Orks in diesem Moment durchstreiften, würde ihnen hoffentlich weitere Antworten geben können. Würde sich jedoch dieser Schamane als Lüge des Morras, der gefesselt und zwischen Bratt und Bruhr eingeengt mit ihnen zog, entpuppen, würde der angebliche Fürstenwelpe einen noch qualvolleren Tod als das Grauhaar erleiden.
" Rasaff wird bald die Anderen erreichen." Brummte Gorbag an der Spitze der Gruppe seinem Waffenbruder Tat`ank`Ka zu. Die Orks der Jagdgruppe waren allesamt der Meinung gewesen, dass es keinen Sinn mehr machte, den Rest des Trupps beim Holzfällerlager der Morras verbleiben zu lassen, also hatte der Urkma Rasaff sich dazu bereit erklärt, ihre Brüder zum Talkessel zu führen, wo ork auf sie warten würde.
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Lärm flutete durch den Wald.
Erschrocken fuhr Noros zusammen und blickte die dichten Baumreihen um sich ab. Die Tage, die er nun schon durch das Dickicht strich, waren allesamt ruhig gewesen. Er war keinem anderen Menschen begegnet, der ihm den Weg zurück nach Thorniara hätte weisen können und auch die meisten Tiere hatten sich von ihm fern gehalten. Das Zwitschern der Vögel und das Rascheln des Windes in den wenigen Blättern und Zweigen waren die einzigen Geräusche gewesen, die der hoffnungslos Verirrte seit seines Aufbruches vom Gehört vernommen hatte. Nun aber hörte er Stimmen!
Mit neuer Hoffnung zwang Noros seine Beine zu laufen und rannte den lauten Stimmen entgegen. So wie es sich anhörte war es eine große Gruppe von Menschen, die durch den Wald zog. Sich nicht dafür interessierend, ob diese Männer nun Banditen, Händler, Assassinen, Söldner oder normale Reisende waren hetzte er ihnen entgegen.
Als er gerade durch ein besonders dichtes Gestrüpp hetzte - er fürchtete, diese Möglichkeit nach Rettung zu verlieren -, prallte Noros mitten in eine kleine Schar von Männern. Augenblicklich sprangen diese auseinander und richteten ihre Waffen zum Angriff bereit auf den plötzlich aufgetauchten Noros. Die Spitzen von Schwertern und Speeren zeigten ihm entgegen.
" Was für ein Glück! Innos sei Dank, ihr seid Soldaten aus Thorniara!" Rief Noros überglücklich, als er an den Rüstungen einiger Männer die Wappen des Reiches erkannte. Nun war er wirklich in Sicherheit.
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Bluttal; Hof
Der neue Tag begann erst spät, auch für Kialar, der sich zwar von Wein ferngehalten hatte, aber dennoch sehr lange aufgeblieben war, um sich ebenfalls an der Feier zu beteiligen. Andere zeigten sich heute verkatert, mit dunklen Augenringen und immer noch recht schläfrig.
Nichtsdestotrotz hatte er als Vorsteher die unangenehme Aufgabe gehabt, alle Menschen wieder zur Arbeit zu bewegen. Manche freuten sich darauf, andere suchten Ausreden und ein paar davon mussten sich erst überzeugen lassen, was er teilweise nur mit Magie auf die Reihe bekam. Er hatte seine Lektion gelernt und würde folglich ein wenig rascher und auch härter durchgreifen. Der Novize musste sich dafür nur ein wenig verstellen und versuchte dabei, die Feuermagier Parlan und Konsorten so gut es ging zu imitieren. Es gelang ihm letztlich ganz gut und so hatten die achtlos herumgelegenen Werkzeuge kurzerhand wieder Gesellschaft und der Hof wurde erneut von arbeitendem Volk heimgesucht.
Bald schon herrschte wieder der übliche Arbeitslärm, es wurde gesägt, gehämmert, geklopft, gescharrt, geschliffen, gewerkt und nicht zu letzt geschrien. Die Missstände der letzten Tage waren so gut wie vergessen und der Tag am Hof nahm wieder seinen üblichen Lauf.
Das Bluttal war ganz von winterlicher Kälte eingenommen. Der morgendliche Reif hang immer noch an den Bäumen und immer wieder rieselten kleine Schneemengen von den Ästen. Kialar hatte langsam genug vom Winter. Er lechzte nach Sonne, sommerlicher Wärme und vor allem danach sich nicht jeden Tag halb erfroren aus dem Bett zu wälzen. Ständig waren seine Füße und Hände kalt und er wusste schon nicht mehr, was er alles überziehen solle. Es war aus seiner Sicht höchste Zeit für den Frühling.
Immer noch humpelte er, sich auf den Hirtenstab aufstützend und kam sich recht nutzlos vor, als er umher ging und nach den verschiedenen Arbeiten sah. Er gab ein denkbar armseliges Bild eines Anführers ab, dachte er sich nicht zum ersten Mal, aber Gunther hatte scheinbar Recht behalten. Die Leute schienen ihn wirklich ein wenig anders zu behandeln. Es waren nur kleine Nuancen, die ihm auffielen, aber doch augenscheinlich.
Erschöpft ließ er sich auf einer Bank nieder und hielt das geschwollene Bein hoch, während er bestmöglich versuchte, die Kälte zu ignorieren, die durch jeden Winkel seiner Kleidung zu schlüpfen schien.
Als er so die Feldarbeiter beobachtete, stellte er sich vor, wie alles erblühen würde, sobald die neue Jahreszeit ihre ersten Vorboten schickte.
…und ohne es zu bemerken, schweiften seine Gedanken ab…
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Thorwyn wusste nicht genau, inwieweit seine Worte die nachdenkliche Leyla hatten aufmuntern können. Es war ja anscheinend nicht nur die Gegenwart, die sie beschäftigte, sondern teilweise auch die Vergangenheit, das Ereignis am Bergsee, Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter und an Silden, das einmal ihr Zuhause gewesen war. Und wenn einen dann eine unbestimmbare Melancholie erfasste und in ein Loch zog, wie es wohl jedem Menschen einmal passierte, war es schwierig, dort einfach wieder herauszukommen.
„Dann schauen wir mal, was uns so einfällt“, erwiderte der Jäger mit einem warmen Lächeln und strich mit den Händen langsam über Leylas Schultern und Oberarme, bevor er noch einmal ihre Stirn küsste und ihr die Hand reichte, um den Weg fortzusetzen. „Auf einer Insel mit einem riesigen Baum und so einem schönen See gibt es doch bestimmt noch andere interessante Dinge, auch wenn einem nicht ständig welche über den Weg laufen. Sonst wären sie ja auch nichts Besonderes mehr.“ Ja, irgendeine Art von Ablenkung würde sich garantiert finden, um die Geliebte auf angenehmere Gedanken zu bringen, und vorerst war nichts wichtiger als das. Wenn es etwas gab, das auch Thorwyn selbst glücklich machte, so war das schließlich Leylas Glück.
Gemächlich und ohne Eile schlenderten sie daher den Weg entlang, der mehr oder weniger gerade nach Süden führte, während dem Jäger schon wieder verschiedene Fragen im Kopf herumschwirrten, die er Leyla noch stellen wollte. So viel hatte sie ihm schon erzählt, aber immer noch wusste er so wenig … Doch im Augenblick fragte er nicht, damit am Ende nicht noch weitere unangenehme Erinnerungen an die Oberfläche drangen. Gerade überlegte er stattdessen, ob er sie zu einem Zielschießen mit dem Bogen herausfordern sollte, als er sich noch einmal umdrehte und stirnrunzelnd stehenblieb.
„Schau mal“, sagte der Jäger und nickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Eine Anzahl dunkler Gestalten war hinter ihnen erschienen, allerdings in so großer Entfernung, dass man nicht einmal erkennen konnte, ob es Menschen waren oder nicht. „Hoffentlich nicht unsere Orks …“
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Andrim lag am Boden, wie er genau hier hin gekommen war, wusste er nicht, entweder es war einer seiner übereifrigen Kameraden gewesen, welche sich alle Hals über Kopf nach vorne zu den Viechern gedrückt hatten, oder es war einfach der Schreck und der Schritt nach hinten, verbunden mit den wurzeligen Waldboden, oder vielleicht gar eines der Monster, welche wirklich hässlich waren. Hässlich und irgendwie gefährlich, sogar arg, aber er hatte gegen Orks gekämpft, da durften ihn solche Kobolde doch keine Angst einjagen...
Irgendwie ging hier alles viel zu schnell für den gläubigen Novizen, der seit zwei Monaten kein anderes Leben mehr kannte, als das monotone im Tempelviertel. Im Krieg war alles übersichtlicher gewesen, die Fronten waren überschaubar gewesen und vor allem klar zu erkennen. Die Feinde dort drüben, die Verbündeten bei einem, doch hier im Wald nahe Thornaira hatte heilloses Chaos geherrscht. Vielleicht herrschte es immer noch und Andrim bemerkte es nicht einmal... es war keine Schlacht, es war ein hin und her Gerenne, ein Gewusel schlimmster Art.
Er stand auf, klopfte sich den Dreck von seiner Robe und schaute sich um. Hier rannte Nath einer Gruppe von Männern hinter und drängte sich durch sie, dort kam gerade jemand verwirrt an und dankte Innos, dass hier Menschen waren und ihr Anführer versuchte einen Kühlen Kopf zu bewahren und schrie befehle, alles war irgendwie zu viel für ihn...
Er beschloss, da er ja sicher nicht zum kämpfen von dem Magier hier her beordert worden war, einfach zu versuchen den Milizen anders zu helfen, indem er, wie jetzt zum Beispiel nach weiteren Monstern Ausschau zu halten.
Geändert von Andrim (02.02.2011 um 21:13 Uhr)
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Wald nahe Thorniara
Erleichtert atmete Neraida aus und senkte ihren Bogen. Den bereits aufgelegten Pfeil nahm sie wieder von der Sehne und steckte das Geschoss zurück in den Köcher auf ihrem Rücken.
" Ihr könnt eure Waffen herunter nehmen, bitte." Wies die Edelmagd die vier Waffenknechte mit freundlicher Stimme an und lehnte die lange, mit dem unteren Ende auf dem Boden stehende Fernkampfwaffe lässig gegen ihre Schulter. Im nächsten Augenblick fiel der jungen Frau jedoch auf, wie schrecklich angeschlagen der gerade eben aus dem Unterholz gesprungene Mann aussah und warf ihren Bogen zur Seite.
" Noros, was ist passiert?" Fragte Neraida aufgebracht und schritt rasch auf den blutbefleckten und noch abgerissener als gewöhnlich ohnehin schon aussehenden Noros zu. Mit samten Druck bewegte sie den mitgenommenen Kerl, sich erst einmal auf den Waldboden zu setzen und sich auszuruhen.
" Derk, lauf zum Hauptzug zurück und hol einen Barbier, schnell!" Rief Neraida einem der Waffenknechte zu. Zuerst zögerte der Soldat im niedrigeren Rang einen Augenblick, dann nickte er jedoch langsam, machte sich anschließend auf den Weg und verschwand kurz darauf zwischen den Bäumen.
" Sag mir, was ist mit dir passiert? Warum bist du nicht in der Stadt? Das hier ist keine sichere Gegend. Nicht in diesen Tagen!" Sprach Neraida hastig und reichte dem wacklig dasitzendem Noros ihren Wasserschlauch. Der Kerl sah halb verhungert aus!
Noros
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Wald nahe Thorniara
" Ich..ich war..." Begann Noros mit zittriger Stimme zu sprechen, jedoch endete dieser Ansatz in einem heftigen Hustenanfall, der ihn vor und zurück zucken ließ und den Körper des Mannes kräftig schüttelte. Seine Kehle war wie ausgetrocknet und seine klappernden Zähne machten es ihm unmöglich, klare Sätze zu sprechen.
" Ruhig, ganz ruhig. Lass dir Zeit." Redete Neraida mit sanfter Stimme beruhigend auf Noros ein. Die Soldatin öffnete für den Durstenden den Verschluss ihres Trinkschlauches und half ihm beim Trinken. Tränen begannen sich in den Augenwinkeln des angeschlagenen Wandersmannes zu sammeln und wie immer wenn er das Mädchen traf fragte sich Noros, wie er die Freundlichkeit dieser Person in seinem Leben nur verdient hatte!
" Ich war auf dem Hof im Wald, habe dort gearbeitet. Dann kamen Wölfe und ich wollte nur noch weg. Wollte nach Thorniara und raus aus der Wildnis." Murmelte Noros leise und warf sich dabei nicht zum ersten Mal vor, dass er nicht einfach auf dem sicheren Hof geblieben war. Die Wölfe hätten die Bauernhäuser schon nicht gestürmt. Er war so ein Idiot!
" Auf dem Weg durch den Wald habe ich mich verlaufen. Bin einfach vom Weg abgekommen und das war der Anfang vom Ende. Ich will jetzt einfach nur noch weg von hier!" Erschöpft blickte Noros zu Boden. Ein weiterer schwerer Zitteranfall ließ diesmal seinen ganzen Körper vibrieren, sodass Noros angestrengt die Zähne aufeinander beißen musste, um wieder die Kontrolle über seine Glieder zu erlangen.
" Hier, nimm!"
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Bluttal
Mit jeder Stunde, die verging, wurde Charlotte gereizter. Sie hatte bestimmt nicht eingeplant, dass es zu Fuß natürlich um einies länger dauerte, als auf dem Rücken ihrer Stute. Und wenn man auch noch einen neugierigen Naturforscher bei sich hatte, der jeden Stein, der etwas glitzerte dreimal untersuchte, war ein pünkliches Erreichen der Stadt zur Dämmerung zum Scheitern verurteilt. Und was sollten sie nun machen? Wieder Finsternis, wieder meilenweit weg von einer schützenden Stadt, aber diesmal nicht allein und nicht mehr im Wald. Sie hatten das eigentliche Tal erreicht, mit seiner weiten, freien Ebene. Seine junge Begleiterin hatte sogar an zwei Fackeln gedacht, die sie nun doch entzündeten. Die Gefahr eines Tierangriffs war dadurch natürlich höher, aber sie konnten es sich jetzt nicht erlauben, noch weiter vom Pfad abzukommen. Ein Schild hatte ihnen den Weg nach Stewark ausgewiesen, aber bis dahin waren es noch einige Meilen. Und Faraday selbst war vom vielen Laufen fix und fertig.
Aber er wollte nichts sagen. Er wollte einfach kein Zeichen der Schwäche mehr zeigen. Charlotte hatte schon ein viel zu schlechtes... ein viel zu RICHTIGES Bild von ihm. Einem feigen, verträumten und verwirrten Wissenschafler, dem die Welt selbst über den Kopf wächst. Darum folgte er ihr einfach still und hoffend, sie würde auch bald müde werden. Leider zeigte sie keine Anzeichen dessen.
Erst, als er wirklich kurz davor war, sich einfach nur hinzusetzen und hier an dieser Stelle mitten im Nirgendwo zu rasten, bemerkte er ein Flackern am Horizont.
"DORT!", rief Faraday aufgeregt, "Ein Feuer! Das muss einer der hiesigen Bauern sein!"
"Was meinst du, wo ich hinwill, hm?"
Charlotte beschleunigte ihren Schritt und machte es Daniel damit noch schwerer, dran zu bleiben. Machte es ihr etwa Spaß, ihn zu quälen...?
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Bluttal; Hof
Die Arbeiter schienen den Abend heute ruhiger anzugehen. Es wurde gemütlich gegessen, getrunken und weniger Trara gemacht. Der Hof war erfüllt von abendlichem Fackellicht, das hier und da vor sich hinflackerte und die Kälte zog wieder ordentlich an, um dem gebürtigen Varanter das alltägliche Frösteln zu lehren.
Er unterhielt sich gerade mit Gunther über den Fortlauf der Arbeiten, wobei sie jedoch immer wieder abschweiften und über andere Dinge redeten. Der bärtige Mann war etwa zehn Jahre älter als Kialar, hatte dunkle Augen trug sein Haar ein wenig länger. Ein paar Wunden zeichneten ihn und erzählten von einem ereignisreichen Leben.
Der Novize erfuhr einiges von ihm, über die einzelnen Strukturen der Holzfäller, von der Arbeit selbst und all dem Drumherum. Er schien glücklich darüber zu sein, hier eine für ihn angemessene Arbeit gefunden zu haben.
„Frau, Kinder…?“, fragte ihn dieser während ihres Gespräches plötzlich.
„Was ich? Nein, bisher nicht.“, antwortete Kialar überrascht, vor allem weil er sich über so etwas selbst wenig Gedanken machte.
„Ah, ganz mit Innos verheiratet, wie?“, grinste sein Gegenüber.
„Ach…keine Ahnung, wenn man so will, hehe.“, erwiderte der Novize und musste lachen. Dann meinte er nur „Aber eigentlich ist Varant meine große Liebe.“
„Varant? Pff….“, sprach Gunther missmutig. „Einmal dort gewesen, nie wieder! Die elenden Sandstürme, der brennend heiße Sand…und die launischen Frauen, nein danke!“ Jetzt mussten sie beide lachen, bis der Wüstensohn schließlich neugierig wurde und selbst fragte „Was ist mit Euch…Frauen, Kinder, irgendwelche Liebeleien?“ Er sprach mehr im Spaß, merkte aber sogleich, wie sich ein Schatten über das Gesicht seines Gesprächspartners legte. „Ach, es gab Mal eine, aber…das ist Geschichte und…vorbei.“
„Oh…tja…es passt leider nicht immer…“, meinte Kialar nicht sonderlich schlau. Frauen war nicht unbedingt sein Thema.
„Was ist mit Wein?“, lenkte er kurzerhand das Gespräch in eine andere Richtung und so fachsimpelten sie über die besten Weine und vor allem Biere auf dem Festland. Der Holzfäller entpuppte sich nicht sonderlich überraschend als Biertrinker und ihre Konversation nahm ihren Lauf.
Der Abend verging und bescherte dem Hof ein paar neue Besucher. Genaugenommen waren es zwei und ein weißes Pferd. Der Mann, der ein wenig abgekämpft aussah schien über irgendetwas erfreut, während die Frau eher mäßig von der Szene beeindruckt war, aber dennoch Erleichterung zeigte, als sie gemeinsam auf den Haupthof ansteuerten. Kialar machte sich daran, die Fremden zu begrüßen.
„Innos mit Euch, Fremde…meine Name ist Kialar und ich bin stellvertretend für den Hof verantwortlich. Was führt euch zu dieser späten Stunde hierher?“
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"Darf ich?", fragte Faraday und unterdrückte damit eine Antwort seitens Charlotte, "Wir sind auf dem Weg nach Stewark; meine Name ist Charles und das ist..."
"Charlotte", antwortete seine Begleiterin frech, obwohl er ihr eigentlich einen Decknamen hatte geben wollen. Er selbst hatte seinen zweiten Vornamen gewählt, da war die Chance geringer, dass ihn irgendjemand als den verrückten Faraday von Thorniara erkannte. Ellys Vater hatte ja groß angekündigt, alle Bauern vor dem Verrückten zu warnen, Faraday hoffte nur, dass seine Worte nicht bis ins Bluttal hallten.
Er wandte sich wieder an Kialar.
"Da es schon Nacht ist und wir noch ein ganzes Stück Weg vor uns hatten, wollten wir fragen, ob wir hier nicht die Nacht verbringen können. Wir haben kein Geld, aber ich kann die Mühen sicher abarbeiten. Hauptsache Charlotte hat heute Nacht ein warmes Bett."
Sie starrte ihn an und wusste nicht so recht, was sie darauf erwidern sollte. Faraday hoffte nur inständig, dass sie ihn nicht mit seinem Namen ansprach.
"Also mein Herr, ich... ich hoffe, dass ihr uns diese Bitte gewährt. Wir wissen sonst nicht, wohin..."
Er senkte sein Haupt und wollte seinem Gegenüber so deutlich machen, dass er nahezu alles tun würde, wenn er jetzt einfach nur noch eine Pause vom vielen Wandern bekam...
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Dorf vor Thorniara - Tavernenzimmer
Erschöpft ließ sich die zukünftige Münzerin auf dem Bett nieder und ließ ihre Umhängetasche neben dem Bett zu Boden fallen. Den ganzen Tag lang war sie gereist, von Stewark nach Thorniara, zumindest fast. Nach Thorniara wollte sie heute nicht mehr, denn wenn sie erstmal da wäre müsste sie sich noch ausgiebig mit Grurhardt unterhalten - und darauf hatte sie im Moment alles andere als Lust. Auch, wenn sie eigentlich bis heute die Medizin hätte bringen müssen, zumindest laut Grurhardt, laut Agathe lebte er noch ein Stückchen länger als er selbst angegeben hatte.
Es gingen andere Gedanken durch ihren Kopf, die sie im Moment ablenkten, was war mit Mirax geschehen? Er war mitten in der Nacht einfach verschwunden, ...schon wieder! Allmählich machte sich Septana Sorgen, doch nicht direkt um Mirax, sondern um sich selbst. Einerseits wegen Mirax, verschwand er immer dann, wenn er für's erste genug von Septana genossen hatte? War sie austauschbar für Mirax? Oder hatte Mirax gar mehrere Beziehungen am Laufen? Nein, das passte nicht zu Mirax. Dennoch, sein Verschwinden kratzte auch an Septanas Selbstwertgefühl. Mirax hatte Lago überlebt, also würde er auch Stewark überleben - hoffentlich...
Und andererseits war sie nun schutzlos und alleine. Zwei Schutzlose sind immernoch deutlich sicherer unterwegs als eine einzelne Schutzlose. Sie konnte sich noch an das Training mit Maris am Strand von Al Shedim erinnern, doch eines Tages musste sie sofort weg und dann verlor sie ihn völlig aus den Blickfeld als sie auf Argaan ankam. Diese Lehre war also... für's erste geplatzt. Doch wie nun weiter? Sie musste sich verteidigen können, erst recht, wenn sie erstmal Münzmeisterin wäre.
Septana stand auf und ließ ihren Blick durch das Fenster des Zimmers gleiten. Das Dorf war ruhig und still. Einige Fackeln brannten und ab und zu lief mal die ein oder andere Person entlang. Alles wirkte so friedlich, alles wirkte so ruhig. Septana konnte in diesem Augenblick nicht glauben, dass es schlechte oder böse Menschen gab...
Trotz dessen nahm sie sich vor, später nocheinmal über die Verteidigung nachzudenken... und auch über die Händlergilde, wie sie in Stewark gegründet wurde, sie musste irgendwie wieder Kontakt zu Yared herstellen...
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Bluttal; Hof
Der Novize wunderte sich ein wenig über die Unterwürfigkeit des Mannes. Er musste wohl weit gereist sein und aus den Blicken der Frau las er auch, dass wohl nicht alles zu beider Zufriedenheit verlaufen war.
Nichtsdestotrotz spannte er sie nicht lange auf die Folter und sprach „Natürlich könnt ihr hier übernachten…und von Geld möchte ich nichts hören. Ihr könnt ruhig in einem der Nebenhöfe schlafen, da sind noch ein paar Betten frei.“
Ihm fiel plötzlich auf, dass sich Gunther zu ihnen gesellt hatte und den Novizen bat, mit ihm zur Seite zu treten. „Entschuldigt mich kurz!“, bat er die Fremden Charles und Charlotte – vermutlich Geschwister dachte er sich im Stillen – und ging mit dem Holzfäller ein wenig abseits.
„Nun…?“, wunderte sich Kialar.
„Meint Ihr, man kann ihnen vertrauen?“, sprach Gunther misstrauisch.
„Wieso vertrauen…ein junger Mann, seine Schwester…eine weißes Pferd, ich denke, sie werden keine Gefahr darstellen.“, winkte er ab.
„Ich würde vorsichtig sein…ich hab da Mal was von so nem Verrückten gehört, irgendsoeine seltsame Geschichte von Thorniara, wilde Experimente…die Beschreibung passt, wenn ihr mich fragt.“
„Also bitte! Dieser Mann…? Innos stehe mir bei, das kann ich mir im Leben nicht vorstellen, obwohl er sich schon ein wenig komisch…ach, jetzt habt Ihr mir was eingeredet!“
„Achja, und die „Schwester“…“, fuhr Gunther fort und betonte das Zweite besonders, er schien wohl nicht davon überzeugt.
…doch Kialar redete dazwischen. „Sie auch noch oder wie? Verrückt und so…?“
„Ne, aber mir kommt vor, die hat Mal hier gearbeitet.“
„Na gut…danke für die Informationen, mal sehen.“, sagte schließlich Kialar und kehrte zu den beiden zurück, die gerade aufhörten, etwas hin und her zuflüstern.
„Mein Kollege hat mir da ein paar interessante Sachen erzählt!“, begann er und erlaubte sich eine theatralische Pause, dann meinte er. „Eure Schwe…ich meine, Charlotte hat hier schon einmal am Hof gearbeitet?“
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Wo zum Teufel war er?
Er sah schon. Es war ein Fehler gewesen diese Taverne verlassen zu haben, vor allem so überstürzt. Er hatte sich ein Fresspaket zusammen stellen lassen, dafür, dass er kurz auf die Theke aufgepasst hatte und war los gezogen, ohne einen Plan wohin, woher, was, wie und warum. Doch einen Grund gab es. Ein Grund der ihn zutiefst beunruhigte, ein Grund der schwerwiegender war, als die Frage, wohin gehe ich eigentlich?
Es kam immer der Moment in dem er in seine Tasche griff und einen Stängel von vielen heraus holte, genau genommen kam dieser Moment immer wenn er beschloss eine zu rauchen, doch wenn dann die Zeit reif war, er hinein fasst und kaum noch einen Stängel fand, war es vorüber mit dem lässigen teilnahmslosen Grinsen, dass er vor lauter Vorfreude vor dem Rauchen immer aufsetzte. Und dieser Augenblick war gekommen. 5 hatte er gezählt. Fünf leppische Sumpfkrautstängel. Das reichte höchstens für zwei Tage, wenn nicht nur einen weiteren und bis er wieder welche auftreiben konnte und davor erst noch das Geld, würde es wohl noch eine Weile dauern. Wie sollte er das überleben?
Hastig hatte er sich erkundigt, doch weder diese Wirtin, noch einer ihrer Gäste schien zu rauchen, keiner hatte einen Stängel für ihn gehabt.
"Diese verfluchten Holzfäller, die hätten sicher einen Stängel, aber nein vor Murdra machten sie eins auf brave Gruppe Schulkinder...", murrte Avik. Mit seiner ruhigen Art war es dahin. Er hatte zwar keine Probleme mehr, seit dem er rauchte, wie all die anderen gestressten Menschen, doch nun, ohne Zigaretten hatte er wieder eines. Ein gewaltiges.
Er hastete den Weg entlang. Zuerst war er Richtung Meer geirrt, war irgendwo rechts abgebogen und hatte sich in irgendeinem von Bergen umrahmten Weg wieder gefunden... verlaufen hatte er sich und zwar gewatlig.
Diese Gegend schien zu brav zu sein. Die Holzfäller nichts, als normale Kerle, die Fischer arme Schlucker und die Händler auf der Brücke, alles feine Leute... jedenfalls zurzeit schien kein zwielichtiger Kerl dabei zu sein. Vermutlich war diese verbitterte strenge Wirtin dran schuld... sei schien in der Tat diese Gegend zu prägen und die Leute hier mehr oder weniger anzuführen. Doch das konnte ihm egal sein, er hatte sie eh mehr oder weniger hinter sich gelassen und vermutlich was das auch gut so. Viel Arbeit für einen Kiffer schien es nicht zu geben mit dem er fix Geld machen konnte, dafür war die Gegend zu arm.
Wo war er nur verdammt!
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