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  1. #1 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Xaverine
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    Faranga - eine karibisch angehauchte Insel voller Geheimnisse und Gefahren. Und der Mittelpunkt unseres Forenrollenspiels. Hier findet also das eigentliche Spiel statt, in diesen Thread also bitte nur posten, wenn du einen Charakter sammt Vorstellungspost gestaltet und veröffentlicht hast.

    Der Übersichtlichkeit halber wird darum gebeten, die Signatur beim Posten abzustellen.
    Xaverine ist offline Geändert von Xaverine (19.01.2011 um 19:14 Uhr)

  2. #2 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Jim Hal Wilson
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    Die Tür wurde aufgerissen, und der plötzliche Luftdruckausgleich brachte die Spinnennetze in den Zimmerecken zum Zittern und wirbelte einen Stoß von Blättern auf.
    »Hast du schon davon gehört?«, rief Enzo und stürmte herein.
    Jim stand in seiner gewöhnlichen Haltung vor dem Pult: Nach vorne gebeugt, mit den Augen dicht am Pergament, sodass sein Gesicht hinter der Wand aus dunklen Haaren kaum auszumachen war. Ohne aufzublicken zeichnete er mit seiner knochigen Rechten weiter kantige, kryptische Runen auf das Blatt vor sich.
    »Nein«, antwortete er ruhig, »was gibt es denn zu hören?«
    »Ein paar Magier sind in den Vulkan geklettert, um nach der Ursache seiner Tätigkeit zu forschen.«
    »Tätigkeit? Davon merke ich ja gar nichts.«
    »Kein Wunder, du hast deine Bude seit Wochen nicht verlassen«, stichelte Enzo. »Wenn ich nicht wäre, hättest du gar keinen Kontakt zur Außenwelt.«
    »Was ist denn jetzt mit dem Vulkan?«
    »Keine Ahnung.« Enzo zuckte mit den Schultern. »Aber sie sind wieder zurückgekehrt und reden von einer Expedition in eine unwirtliche Gegend.«
    »Aha«, murmelte Jim, weiterhin in seine Zeichen vertieft. Ihm war anzumerken, dass er das Gespräch für beendet hielt. Aber Enzo hatte noch nicht all sein Pulver verschossen.
    »Es heißt, sie suchen nach einem Artefakt.«
    Jim legte endlich seine Feder beiseite und schaute ihn durch einen fast schwarzen Vorhang von Haaren an. »Artefakt? Wie alt?«, fragte er.
    »Sehr alt«, sagte Enzo mit einem breiten Grinsen, »und sehr mächtig. Und im Trupp sind noch freie Plätze zu haben. Sagt jedenfalls Paul. Und der will es direkt von Santiago gesagt bekommen haben. Ich dachte... weißt schon, du bist doch der Liebling der Magier.« Er hörte nicht auf Jims schwache Proteste. »Du könntest sie doch sicher beschwatzen, damit wir beide uns da anschließen können. Ich hab' bei denen keine Chance.«
    »Wieso sollten die Magier dich auch mitnehmen? Die brauchen doch bestimmt nicht jeden dahergelaufenen Idioten.« Wie üblich hielt sich Jim nicht damit auf, diplomatisch zu sein.
    Enzo ließ sich davon nicht beirren. »Es ist mir egal, was die Oberen meinen. Ich sehe eine Möglichkeit, mal was Spannendes zu erleben. Weg von den Büchern, weg vom Fegen, weg von Broncos Gemeinheiten zu kommen. Und die übrigen Novizen denken das Gleiche. Im Moment ist jeder auf den Socken, um einen Platz im Trupp klarzumachen. Außer dir.«
    Jim spielte nachdenklich mit der Feder. »Ich werd's mir mal überlegen. Vorher schreibe ich aber noch diese Spruchrolle zu Ende.«
    »Alles klar. Sag mir Bescheid, sobald du mit einem Magier gequatscht hast«, sagte Enzo im Gehen und schloss die Tür. Die Spinnweben flatterten erneut, bevor Ruhe einkehrte.
    Jims Lippen bewegten sich beim Schreiben, und uraltes Wissen füllte seinen Kopf. Es dauerte nicht lange, da hatte er Enzos Bitte auch schon wieder vergessen.
    Jim Hal Wilson ist offline Geändert von Jim Hal Wilson (21.01.2011 um 18:11 Uhr)

  3. #3 Zitieren
    bester boi Avatar von MisterMeister
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    Der Tag war noch jung, als Lucien sich auf den Weg zu den Rekruten machte. Die Sonne war gerade im Begriff, aufzugehen, und die Luft war noch kühl, aber immerhin klar. Lucien mochte diese frühen Morgenstunden, zu denen es still und friedlich war.
    Seine Schritte führten ihn von seinem Quartier zu denen der Rekruten, deren Ausbildung er heute übernehmen sollte. Er dachte an seine – noch nicht allzu lange zurückliegende – Zeit als Rekrut. Es war ohne Zweifel eine harte Zeit gewesen, doch er fand, dass sich all die Schinderei gelohnt hatte. Immerhin war er jetzt ein Ordenskrieger. Er hatte es zu etwas gebracht. Das war mehr, als die Tagelöhner im Hafenviertel oder die Banditen im Sumpf von sich behaupten konnten.
    Er erreichte die Schlafräume der Rekruten. Mit einem wehmütigen Lächeln auf dem Gesicht erinnerte er sich daran, wie sehr er damals das frühmorgendliche Aufstehen gehasst hatte. Besonders verabscheut hatte er das unfreundliche, laute Brüllen, mit dem die Ordenskrieger ihn damals immer geweckt hatten …
    »Aufstehen!«, schrie er aus Leibeskräften. »Los, beeilt euch!«
    Nach einigen Augenblick stolperten verschlafen dreinblickende Rekruten aus den Schlafräumen und nahmen in einer unordentlichen Reihe vor ihm Aufstellung.
    Der Tag konnte beginnen.
    MisterMeister ist offline

  4. #4 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Xaverine
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    „Aufstehen? Leck mich!“
    Xaverine musste ob der Bemerkung ihrer Zimmergenossin grinsen. Die andere Rekrutin war wesentlich älter, schien breiter und kräftiger und vor allem schien sie stets schlechter gelaunt. Xaverine aber stellte desöfteren fest, dass deren Flüche und ihr gereiztes Dauerseufzen das Innenleben der einstigen Schatzjägerin durchaus widerspiegelte und damit jene Gefühle zeigte, die Xaverine selbst sich nicht zuzutrauen wagte.
    Wortlos trat die Blonde an ihrer Zimmernachbarin vorbei hinaus auf den Hof der Vulkanfestung, jener prunkvollen Baute, die seit einiger Zeit ihre Heimat darstellte. Kein Ort an dem sie gerne lange verweilte, doch hatte sie noch keinerlei Möglichkeit gefunden, ihrem gegenwärtigen Schicksal zu entfliehen.
    Andererseits war Xaverine keine Frau, die auf das Schicksal baute.
    Die Zwangsrekrutierte reihte sich in das Chaos ihrer Leidensgenossen ein. Es überraschte sie nicht, dass sich auch an diesem Morgen ein Ordenskrieger ihrer annahm, den sie bisher noch nie gesehen hatte, kam es doch reichlich selten vor, dass eine einzelne Person den Unterricht der Rekruten mehr als zwei Tage am Stück leitete.
    Und doch erstaunte sie die Gestalt des Ordenskriegers, der vor ihnen stand. Er schien jünger und schmächtiger, als die Norm es vorgab und ein ungewohnt wehmütiges Lächeln lag auf seinen Lippen.
    Leise seufzte Xaverine. „Na das kann ja was werden.“
    Xaverine ist offline Geändert von Xaverine (22.01.2011 um 22:22 Uhr)

  5. #5 Zitieren
    bester boi Avatar von MisterMeister
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    Natürlich wusste Lucien, dass ein Dasein als Rekrut des Ordens anstrengend war. Was er hingegen bisher noch nicht gewusst hatte, war, wie die Tage, die er und seine Leidensgenossen als so kräftezehrend empfunden hatten, von der anderen Seite aussahen.
    Bereits nach einigen Minuten hatte Lucien die Nase voll von all den selbstmitleidigen oder verschlafenen Gesichtern, die ihre Aufgaben nur unwillig erfüllten. Doch er bemühte sich, seinen Ärger nicht zu zeigen, wusste er doch, dass er es ihnen damit nicht einfacher machen würde.
    Nun hatte er sich vor den jungen Männern – und einigen wenigen Frauen – aufgestellt, vollführte mit seinem Kampfstab einige langsame Hiebe, die sie später wiederholen sollten.
    »... wenn ihr euren Gegner nur besiegen, aber nicht töten wollt, empfiehlt es sich natürlich, nicht mit dem scharfen Ende zuzuschlagen. Wenn euer Gegner keinen Schild trägt, ist es immer sehr wirkungsvoll, ihm den Stab gegen sein linkes Bein zu schlagen.«
    Er zeigte, was er meinte.
    »Bevor er sich fassen kann, müsst ihr ...«
    Er bemerkte, wie zwei Frauen tuschelten und die eine ein Lachen unterdrückte. Er ging auf die beiden zu, stemmte die Hände in die Seiten und fragte ärgerlich:
    »Und was gibt es hier zu bereden, dass so wichtig sein könnte, hm?«
    MisterMeister ist offline

  6. #6 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Xaverine
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    Xaverine schreckte hoch, als sich der Ordenskrieger vor ihr und ihrer Zimmergenossin aufbäumte. Wieso nur hatte sich die Blonde dazu hinreißen lassen, ihr Grinsen offenkundig zu zeigen? Sie hätte es hinter ihrer Hand halten sollen, in der Hoffnung, damit so unauffällig wie möglich zu wirken.
    „Nichts“, presste Xaverine hervor, während sie dem Ordenskrieger in die dunklen Pupillen sah. Schweinchenaugen hatte ihre Zimmergenossin diese genannt und die Schatzjägerin musste ihr nun, da sein Gesicht unmittelbar vor ihr stand, durchaus recht geben.
    „Wir haben uns nur gefragt, was das hier soll“, erklärte Xaverine weiter, wohl wissend, dass sie sich damit auf einen gefährlichen Pfad begab. „Sind euch die Schwertkämpfer ausgegangen oder warum müssen wir uns statt des üblichen Unterrichts an der Klinge mit einem Stabfuchtler abgeben?“
    Xaverine hatte jenes Wort mit einem abfälligen, ja fast schon spöttischem Unterton ausgesprochen – und bereute es im nächsten Moment wieder. Doch das Prusten ihrer Zimernachbarin neben ihr, sowie ein Gefühl der Erleichterung (war es doch das erste Mal seit langem, dass die Blonde ihre Meinung offen ausgesprochen hatte) wappneten sie für das, was nunmehr wohl kommen musste.
    Xaverine ist offline

  7. #7 Zitieren
    bester boi Avatar von MisterMeister
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    Lucien gelang es nicht ganz, ein Grinsen zu unterdrücken. Der Mut der jungen Frau imponierte ihm, wenn er auch zweifellos verschwendet war.
    »Ich will dir erklären, wieso«, sagte er. »Erstens ist die traditionelle Waffe eines Ordenskriegers der Kampfstab. Das mag dir gefallen, oder nicht, aber es ist nun einmal so. Zweitens ist ein Kampfstab deutlich leichter als Schwert und Schild. Und drittens ist der Kampfstab deutlich seltener anzutreffen, als Schwerter. Ein Stabkämpfer hat also den Vorteil, dass sein Gegner im besten Fall nicht weiß, wie er auf Angriffe mit dem Kampfstab reagieren soll, weil er keine Erfahrung mit dieser Waffe hat.«
    Er unterbrach sich und sah sie direkt an.
    »Aus diesen Gründen wäre es vorteilhaft für dich, zuzuhören, anstatt mit deiner Freundin hier zu tuscheln.«
    Lucien drehte sich um und positionierte sich wieder vor den Rekruten.
    »Nachdem das also geklärt wäre«, hob er an, »möchte ich, dass ihr euch jetzt in Zweiergruppen aufteilt und das gerade besprochene übt. Und zwar etwas plötzlich, wenn ich bitten darf!«
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  8. #8 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Xaverine
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    „Wir gehen zusammen, oder?“, hörte Xaverine ihre Zimmergenossin sagen. Die Blonde aber antwortete nicht, galt ihr Interesse doch noch immer dem Ordenskrieger, der sie soeben zurecht gewiesen hatte. Anders, als sie selbst es erwartet hatte, war sie ob seiner harschen Worte keinesfalls verängstigt oder kleinlaut geworden. Nein, stattdessen verspürte sie eine nahezu unbändige Wut, die wahrlich albern war und ihr doch rechtens erschien.
    „Moment!“, mischte sich Xaverine daher in die Anweisung des selbsternannten Lehrmeisters ein. Sie suchte sich ihren Weg durch den chaotischen Haufen der anderen Rekruten, die dem Ordenskrieger unbeirrt Folge leisten wollten, und trat entschlossen an diesen heran, sodass nur eine Handbreit zwischen ihnen lag.
    Obschon der Ordenskrieger von durchschnittlicher Statur zu sein schien überragte er die eigentlich recht hochgewachsene Xaverine um beinahe einen Kopf. Eine Tatsache, die vermuten ließ, dass mehr hinter ihm steckte, als man auf den ersten Blick vermuten mochte. Und doch vermochte er es nicht, Xaverine einzuschüchtern.
    Vielleicht schwang ein wenig Überheblichkeit in ihrer Stimme mit, als sie schließlich sagte: „Du magst noch so viel von deinen lächerlichen Holzspießen halten, Stabfuchtler, mich wirst du nicht von deren angeblichen Macht überzeugen können. Denn du vergisst, dass eine gute Klinge dem Holz der Stäbe um wenigstens Eines überlegen ist: Eine gute Klinge ist scharf.“
    Xaverine ist offline

  9. #9 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Jim Hal Wilson
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    Über dem Krater des Vulkans hingen feine graue Wolken schlangengleich in der Luft, und ein leichter Geruch von Asche drang Jim in die Nase, als er nach draußen trat. Tatsächlich, die scheinbar statischen, in höheren Luftschichten wie zerfetzt aussehenden Rauchfahnen verursachten ein beklemmendes Gefühl, eine dunkle Vorahnung.
    Genau so beunruhigend wie den Asche spuckenden Berg empfand Jim das Gedränge innerhalb der Vulkanfestung. An den Treppen staute es sich, vor den Latrinen staute es sich, und auf dem Übungsplatz hatte sich eine bunte Mischung aus Jungen und Alten, Männern und Frauen zusammengefunden und ließ sich von Lucien in den Stabkampf einweisen. Die übliche Geborgenheit der dicken Mauern, des tiefsinnigen Schweigens war wie weggeblasen.
    Endlich fand er Abrax.
    »Tag«, grüßte Jim einsilbig. Er konnte mit der jovialen Art des Händlers nichts anfangen und versuchte immer, die Gespräche mit ihm kurz zu halten.
    »Jim! Am Tageslicht!«, rief Abrax aus und lachte spöttisch. »Na, was ist dir denn diesmal ausgegangen?«
    »Tinte«, sagte Jim.
    »Wie viele Fläschchen willst du? Drei, wie sonst?«
    Jim bejahte und zahlte. Doch Abrax wollte ihn noch nicht ziehen lassen. »Es ist zwar nicht gut für mein Geschäft, wenn ich dir das sage, aber du solltest mal ein bisschen aus deinem Schneckenhaus kommen. Lass dich doch mal abends auf ein Bierchen blicken. Das Auge wird jetzt auch mehr verwöhnt, wenn du verstehst, was ich meine.« Er zwinkerte verschwörerisch.
    »Ich überleg's mir«, verabschiedete sich Jim und machte sich auf den Rückweg. Die Trainierenden auf dem Übungsplatz hielten ihre Waffen gesenkt, und alle starrten auf Lucien und eine junge Frau, die sich ein Wortgefecht lieferten. Halb belustigt, halb erschrocken über diese Anmaßung einer Zwangsrekrutierten gesellte sich Jim zu den Schaulustigen.
    Jim Hal Wilson ist offline Geändert von Jim Hal Wilson (23.01.2011 um 00:16 Uhr)

  10. #10 Zitieren
    bester boi Avatar von MisterMeister
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    »Zweifelsohne«, antwortete Lucien langsam, »doch es würde von beträchtlicher Dummheit zeugen, einem Schwerthieb ausgerechnet den empfindlichsten Teil des Stabes entgegenzuhalten.«
    Er betrachtete die junge Frau vor ihm. Sie war für eine Frau recht groß, hatte helle, blonde Haare, dunkle Augen – und nicht zuletzt eine ziemlich große Klappe, dachte Lucien.
    »Wenn du es unbedingt demonstriert haben möchtest, bitte«, sagte Lucien nun. Er ging zu einem nahen Waffenständer und zog ein langes Einhandschwert hervor. Mit dieser Waffe in der Hand ging er zu den Rekruten zurück und bedeutete ihnen mit einer Geste, ihm zu folgen.
    Er führte sie zu der Arena. Dort angekommen, drehte er sich zu der vorlauten Rekrutin um und reichte ihr das Schwert.
    »Hier. Versuch, mich damit zu besiegen, und du wirst sehen, dass ein Schwert dem Stab nicht zwangsläufig überlegen ist. Und ihr anderen«, er wandte sich an die restlichen Rekruten, »seht zu, und lernt hoffentlich etwas.«
    Er scheuchte die Rekrutin in die Arena und folgte ihr, während er im Gehen seinen Kampfstab hervorzog und in Angriffsposition ging. Er hatte zwar keine Zweifel, dass er sie besiegen würde, doch sein eigener Lehrmeister hatte ihm seinerzeit beigebracht, vor jedem Gegner Respekt zu haben. Diesen Rat wollte er beherzigen.
    Er beschloss, seiner Gegnerin den ersten Schlag zu lassen, stand da, und wartete, dass sie angreifen würde.
    MisterMeister ist offline

  11. #11 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Xaverine
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    Xaverine beäugte den Ordenskrieger mit grimmiger Miene. Er glaubte doch nicht ernsthaft, er könne sie mit einem dieser klobigen Stäbe besiegen, ganz gleich, wie viel länger er schon mit seiner Waffe vertraut war, als sie mit der ihrigen.
    Tatsächlich fühlte sich das Schwert schwer in Xaverines Händen an. Es handelte sich für einen halbwegs Waffenkundigen unübersehbar um eine einhändig zu führende Klinge und doch war die Blonde ob des Gewichts versucht, den Schaft mit beiden Händen zu fassen und ihre Waffe so auch mit beiden Armen in die Höhe zu reißen.
    Aber diese Blöße wüde sie sich gewiss nicht geben.
    Moment ... was tat sie da eigentlich? Glaubte sie ernsthaft, einen Lehrmeister schlagen zu können? Mit einer Waffe, die sie kaum zu führen vermochte und die zudem noch so gewichtig in ihren Händen lag, dass ihre einzigen Gedanken um den Schmerz in ihrem Armmuskel kreisten?
    Xaverine blickte sich um. Neben den Rekruten, die betont wachsam auf den Ausgang des bevorstehenden Kampfes warteten, hatten sich inzwischen einige Schaulustige dazugesellt. Die Blonde entdeckte hier einen älteren Ordenskrieger, der alles andere als begeistert zu sein schien, dort einen Novizen mit vollem schwarzen Haar und ganz hinten eine Person, die Irritationen hervorrief, konnte Xaverine doch kaum deren Geschlecht bestimmen.
    „Na schön“, flüsterte die Zwangsrekrutin so leise, dass nur sie selbst das Zittern in ihrer Stimme vernehmen konnte. Ihr Biss ruhte auf ihrer Unterlippe und ihre Haltung krümmte sich merklich, als Xaverine schließlich das Schwert hob – natürlich mit nur einem Arm, in der Hoffnung, niemand würde merken, welch Mühe sie das kostete – und einen schwungvollen Hieb gegen den Ordenskrieger ausführte.
    Die Blonde hatte dabei ihre Augen reflexartig geschlossen und so wusste sie nicht, wo sie ihn getroffen hatte. Nur ein leichter Widerstand, der fast schmerzhaft durch ihren angespannten Arm schoss, verriet ihr, dass sie einen Treffer gelandet hatte.
    Xaverine ist offline Geändert von Xaverine (23.01.2011 um 16:33 Uhr)

  12. #12 Zitieren
    bester boi Avatar von MisterMeister
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    Lucien sah den Hieb kommen, und hatte mehr als genug Zeit, seinen Kampfstab zu heben. Ohne die geringste Mühe blockte er den Schlag mit dem metallverstärkten Abschnitt seines Stabes ab, machte einen eleganten Ausfallschritt nach links und schlug der Rekrutin das hölzerne Ende des Stabes in die Magengrube – zwar nicht mit ungehemmter Kraft, aber dennoch kräftig. Sie stieß einen halb erstickten Schrei aus und beugte sich vornüber, woraufhin Lucien ihr noch einen Schlag auf die Schultern versetzte. Beinahe lautlos ging die junge Frau, die seine Gegnerin war, zu Boden.
    Lucien drehte sie mit der Stiefelspitze auf den Rücken, um zu sehen, ob ihr Gesicht bei ihrem Sturz Schaden davongetragen hatte. Immerhin war sie, ohne sich mit den Händen abzufangen, hingefallen. Doch sie hatte Glück gehabt – weder waren ihre Lippen oder Brauen aufgeplatzt, noch ihre Nase gebrochen.
    Sie hielt die Augen geschlossen und atmete stoßweise.
    »Du musst versuchen, dich zu entspannen«, sagte Lucien. »Atme nicht so verkrampft, und bemühe dich, den Schmerz nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Und sei froh, dass ich nicht mit einem Schwert zugeschlagen habe«, fügte er trocken hinzu.
    MisterMeister ist offline

  13. #13 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Xaverine
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    Xaverine bemühte sich, dem Ratschlag des Ordenskriegers nicht zu folgen, musste sich aber eingestehen, dass er recht hatte. Sie spürte einen pochenden Schmerz in ihrer Magengegend und rieb sich mit beiden Händen den Bauch, um ihn zu beruhigen. Zugleich blickte sie in den Himmel, der an diesem Tage von merkwürdigen grauen Wolken überzogen war, um ihre Gedanken schweifen zu lassen.
    Sie hörte ihren schweren Atem und spürte jeden ihrer Knochen. Was waren das für Wolken? Hatte sie tatsächlich verloren? Was würden die anderen Rekruten nunmehr sagen? Nein, Wolken. Sie musste an Wolken denken. Was waren das für ...
    „Schluss jetzt!“, ermahnte sie sich selbst, offenbar lauter, als sie es beabsichtigt hatte, glaubte sie doch, dass das Stimmengewirr um sie herum langsam abebbte. Xaverine rappelte sich auf und sie hatte alle Mühe dabei, die schwarzen Flecken, die in ihrem Sichtfeld tanzten, zu ignorieren. Ihr war es nunmehr egal, dass sie sich laut keuchend und stöhnend auf die Beine zog und in eine stehende Position überging, sodass sie mehr einem Trunkenbold, als einer Dame glich.
    Ihr Blick wanderte durch die Reihen des Publikums, manch einer trug ein Grinsen auf dem Gesicht, andere warfen ihr besorgte oder gar mitleidige Blicke zu, viele andere aber hatten sich inzwischen von ihr und ihrem Gegner abgewandt. Doch keiner schien ihr wohlgesinnt zu sein, niemand lobte sie insgeheim für ihren Mut und obschon Xaverine wusste, dass sie kläglich untergegangen war, so nagte die fehlende Anerkennung doch an ihrem Selbstbewusstsein.
    Und alles nur wegen diesem ungehobelten Ordenskrieger! Als ob er etwas besseres wäre, bloß, weil er die Lehre zum Rekruten bereits absolviert hatte! Wahrscheinlich auch noch mit Spaß an der Sache und mit Stolz, nunmehr ein vollwertiges Mitglied der Inquisition zu sein. Zwei Dinge, die Xaverine nicht verstehen konnte.
    Und doch schwörte sie in jenem Moment Rache. Ganz still, heimlich, in ihrem Innersten. Irgendwann würde sie ihn besiegen und irgendwann würde er an der ihrigen Stelle stehen. Selbst, wenn das bedeutete, dass Xaverine den Schwertkampf perfektionieren musste.
    Die Geschlagene spürte, dass es allmählich Zeit für sie war, das Weite zu suchen. Sie hatte verloren, das musste sie sich eingestehen. Und vielleicht hätte sie es von Beginn an wissen müssen, doch brachte es ihr rein gar nichts, über vergangene Entscheidungen zu klagen.
    Eine Sache aber konnte sich Xaverine nicht nehmen lassen. So trat sie neuerlich an den Ordenskrieger heran, zögerte jedoch nicht lange, ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Ein Raunen ging durch die Reihen der wenigen, die dem Spektakel noch immer als Zuschauer beiwohnten, aber als Xaverine schließlich an ihrem Kontrahenten vorbei ging und die Arena verließ, verschloss sie Augen und Ohren so gut es nur ging.
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  14. #14 Zitieren
    Heldin Avatar von Cruxa
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    Es war noch relativ früh am Morgen, und doch war Dan’el nicht nur bereits auf den Beinen, sondern schon zu dieser frühen Stunde in eines seiner zahlreichen Bücher vertieft. Die abgeblätterten Lettern auf dem uralten Ledereinband waren kaum mehr zu entziffern, doch selbst deutlicher lesbar hätten nicht viele Leute sie auch verstanden, formten sie doch Wörter einer bereits seit langer Zeit in Vergessenheit geratenen Sprache. Auch Dan’el selbst bereitete das Verstehen der seltsamen Zeichen im Inneren des Buches große Probleme, und immer wieder unterbrach er seine Arbeit für einige Momente, um einen kurzen Blick auf eines seiner Notizblätter zu werfen, und die ungewöhnlichen Zeichen des Buches mit jenen zu vergleichen, deren Bedeutung er bereits aus anderen Sprachen kannte.
    Mit einem Mal riss ihn ein lautes, forsches Klopfen an der Tür seines Zimmers aus seinen Gedanken, und Dan’el blickte überrascht von seiner Arbeit auf. Wer sollte ihn denn schon so früh am Morgen besuchen wollen? Oder eher, wer sollte ihn denn überhaupt besuchen wollen? Er hatte in seiner kurzen Zeit auf Faranga noch kaum Kontakte knüpfen können, mit Ausnahme von einigen Mitgliedern der Inquisition, und bei ihnen konnte er sich keinen plausiblen Grund vorstellen, aus dem sie ihn aufsuchen sollten. Hastig rief er in Richtung der robusten Holztür: „Einen Moment, bitte!“, und hoffte inständig, dass seine Stimme auch von außen zu vernehmen sein würde, während er aufstand, das Buch schloss, es auf einen halbwegs freien Platz auf dem kleinen Schreibtisch legte, und schließlich mit schnellen Schritten zur Tür ging.
    Ohne einen Moment zu zögern öffnete er sie, und erstarrte für Bruchteile einer Sekunde, als er den Mann erblickte, der vor ihr stand. Dieser trug die weißen Gewänder der Inquisition und war zweifellos ein Ordenskrieger, der ihm zwar nicht gerade freundlich, aber auch nicht unbedingt unfreundlich in die Augen blickte.

    „Der Archäologe Dan’el, nehme ich an.“, sagte der Mann anstelle einer Begrüßung, und ohne auch nur die geringste Regung zu zeigen. Es war keine Frage, auch wenn man den Satz vielleicht so auffassen mochte, doch der entschlossene Ausdruck in seinen Augen ließ keinen Zweifel daran, dass der Krieger ganz genau wusste, was er hier tat.
    „Ja, der bin ich.“, erwiderte Dan’el mit hochgezogenen Augenbrauen, und fügte mit einer unsicheren Geste hinzu: „Wollt ihr hereinkommen, oder…“
    Doch der Mann unterbrach ihn forsch, noch ehe er seinen Satz beenden konnte: „Ich habe Befehl, Euch sicher zur Vulkanfestung zu begleiten.“
    Für Bruchteile einer Sekunde herrschte nach diesen Worten Schweigen zwischen ihnen, bevor Dan’el fähig war, seine Verblüffung in Worte zu fassen. Unwillkürlich leicht mit dem Kopf schüttelnd entgegnete er: „Moment. Als ich vor einigen Tagen mit Kommandant Carlos gesprochen habe, sagte er mir, es wäre vollkommen unmöglich die Stadt zu verlassen. Es sei jedem aufgrund der Gefahr verboten.“ Fragend blickte er dem Ordenskrieger in die Augen, doch dessen Antwort erwies sich nicht unbedingt als hilfreich: „Daher begleite ich Euch schließlich auch.“
    Immer noch war kaum eine Gefühlsregung auf dem Gesicht des Mannes lesbar, und langsam fühlte Dan’el sich von der Selbstverständlichkeit, die er an den Tag legte, seltsam überfordert. Noch vor wenigen Tagen hätte Carlos ihn eher hinrichten lassen, als ihm zu gestatten, auch nur einen einzigen Fuß vor die Tore der Stadt zu setzen, und auch in den Wochen davor, in denen Dan’el sich regelmäßig um eine Genehmigung zur Untersuchung der Ruinen bemüht hatte, war dies kaum anders gewesen. Dan’els Gedanken rasten, während er sich fragte, was diesen plötzlichen Sinneswandel bewirkt haben mochte, und als er sprach, tat er es dementsprechend schnell.
    „Ja, aber warum jetzt? Was hat sich in den letzten Tagen geändert, dass der Kommandant auf einmal anderer Meinung ist? Und warum so plötzlich?“
    „Die Magier haben einen Auftrag für Euch.“, erwiderte der Mann in derselben ruhigen Tonlage, die er bereits die ganze Zeit über an den Tag gelegt hatte.
    „Was?“ Vollkommen verblüfft starrte Dan’el den Mann an, doch dieser blickte ihm lediglich fest in die Augen und machte keine Anstalten, seine Worte genauer auszuführen. „Was für einen Auftrag?“, fügte Dan’el daher mit gerunzelter Stirn in leicht beklommenen Tonfall hinzu.
    „Ich weiß es nicht.“, erwiderte der Mann schlicht. „Alles was ich weiß, ist, dass Ihr mich begleiten sollt.“
    Verwirrt schüttelte Dan’el den Kopf einmal mehr den Kopf über die unwirkliche Situation, und erwiderte eilig: „U-Und was ist, wenn ich kein Interesse daran hätte?“
    Zum ersten Mal seit dem Beginn ihres Gesprächs veränderte sich der Gesichtsausdruck des Mannes leicht, und ein Lächeln schien seine Lippen zu umspielen. „Nun, natürlich steht es Euch frei, abzulehnen. Kommandant Carlos legte mir in diesem Fall jedoch nahe, Euch daran zu erinnern, dass dies Eure einzige Gelegenheit sei, etwas außerhalb der Stadt zu sehen oder auch die Vulkanfestung zu besuchen.“
    Unwillkürlich schweiften Dan’els Gedanken bei diesen Worten zur allseits bekannten, umfangreichen und vor allem auch uralten Bibliothek der Vulkanfestung, und ein Gefühl der Aufregung und freudigen Erwartung befiel ihn. Unsicher blickte er wieder den Krieger an, und antwortete ihm: „Na schön. Sagen wir, ich hätte Interesse…“
    „Dann begleitet mich. Sofort.“, unterbrach der Mann ihn entschlossen, und stürzte Dan’el damit ein weiteres Mal in heillose Verwirrung.
    „Sofort wie… jetzt gleich?“, erwiderte er perplex, und der Krieger antwortete ihm stoisch wie eh und je: „Sofort.“
    Zweifelnd drehte Dan’el den Kopf, um einen kurzen Blick in das Zimmer hinter ihm werfen zu können. Wie jeder Raum, in dem er sich länger als einige Tage lang aufhielt, war auch dieser bereits über und über bedeckt mit alten Büchern, Pergamenten, altertümlich aussehenden Gegenständen sowie einigen Fässchen an Tinte und Federn, und insbesondere der kleine Tisch gab ein Musterbeispiel an Überfüllung und Unordnung ab. Sollte er dies etwa alles hier zurücklassen, und darauf hoffen, dass es in der Zeit seiner Abwesenheit unangetastet bleiben würde?
    Zögernd wandte er sich wieder dem Ordenskrieger zu, doch dessen fester Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass es keinen Platz für Kompromisse gab, und dass Dan’el jetzt eine Entscheidung treffen musste. Seufzend wandte er sich wieder an den Krieger: „Kann ich wenigstens noch meine Tasche holen?“ Der Mann schwieg und sein leicht düsterer Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel an dessen Ungeduld, und doch nickte er, wenn auch leicht widerwillig. Erleichtert wandte sich Dan’el hastig um, und machte sich daran, das wichtigste, in seinen Augen hauptsächlich Bücher, Tinte und Feder sowie eine beträchtliche Menge unbeschriebenen Pergaments, zusammenzupacken, während er immer noch vollkommen überrumpelt darüber nachdachte, was eigentlich gerade geschehen war.
    Cruxa ist offline

  15. #15 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Jim Hal Wilson
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    »Unglaublich«, brummte Bronco, als die Aufmüpfige mit schnellen Schritten die Szene verließ. »Das hätte die mal bei mir versuchen sollen.«
    Die übrigen Kämpfer nahmen ihre Übungen wieder auf. Enzo kam um die Ecke gehetzt und erblickte Jim.
    »Was war los?«, keuchte er und stützte sich auf den Besen, den er aus Zeitmangel nicht mehr hatte ablegen können - wenn es etwas zu sehen gab, vergaß Enzo alle Pflichten.
    »Na ja«, sagte Jim, dem es peinlich war, beim Glotzen erwischt worden zu sein. »Eigentlich habe ich gar nicht so viel gesehen.«
    Bronco drehte sich zu ihnen um und taxierte sie missmutig. »Lucien hat so 'ner Rekrutierten ordentlich aufs Maul gegeben.« Er hob die Stimme. »Stimmt's, Lucien?«
    Der Angesprochene schaute zu ihnen herüber. »Halt die Klappe, Bronco«, sagte er genervt. Seine linke Wange glühte rot.
    Broncos Laune fiel wegen der Zurechtweisung noch um einiges. »Dich hab' ich ja schon ewig nicht mehr beim Training gesehen«, wechselte er, an Jim gerichtet, das Thema, »geschweige denn überhaupt irgendwo. Denkst wohl, die Welt steht zwischen zwei Buchdeckeln geschrieben, oder was?«
    Jim antwortete nicht. Er merkte, wie Enzo sich still davonmachte.
    »Das sind harte Zeiten. Solche Waschlappen wie du überleben nicht lange in der rauen Welt da draußen. Da kommt's nicht drauf an, in wie viele alte Schwarten man seinen Zinken schon gesteckt hat. Was da zählt, ist das hier.« Er tippte sich auf seine baumstammdicken Oberarme.
    Jim verkniff sich mühsam einen Kommentar.
    »Reden kann er auch nicht.« Bronco war eindeutig auf einen Streit mit einem Rangniederen aus. »Vielleicht sollte man dich mal kräftig durchschütteln, damit der ganze Staub aus deinem Gehirn gepustet wird. Der scheint ja schon einiges zu blockieren.«
    Jim öffnete gerade seinen Mund, als sein Name gerufen wurde und Vitus zu ihnen trat. »Meister?«, fragte er erleichtert.
    »Schön, dich zu sehen«, sagte der Magier freundlich. »Was machst du hier?«
    »Ich ... ich suche nach Ihnen«, improvisierte Jim, weil es ihm unpassend erschien, vor Bronco in der derzeitigen Situation den Kauf von Tintenfässchen zuzugeben. »Enzo hat mir von einer Expedition erzählt.«
    »Das ist richtig, auch wenn es noch gar nicht bekannt gegeben werden sollte«, sagte Vitus.
    Jim spürte Broncos eisigen Blick auf sich ruhen. »Ich will an dieser Expedition teilnehmen«, sagte er und schluckte.
    Jim Hal Wilson ist offline Geändert von Jim Hal Wilson (23.01.2011 um 16:04 Uhr)

  16. #16 Zitieren
    Heldin Avatar von Cruxa
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    Die Sonne stand bereits wieder hoch am wolkenverhangenen Himmel, und längst war ein neuer Tag angebrochen. Dan’el und sein Führer, Leandro, wie er nun erfahren hatte, waren bereits wieder aufgebrochen, obgleich es noch relativ früh am Morgen war, und die Wildnis Farangas sich ruhig und beinahe friedlich vor ihnen ausbreitete. Eine Tatsache, die Dan’el mehr als nur recht war, insbesondere wenn er an den vergangenen Tag zurückdachte. Zwar hatten sie sich auf ihrem Weg zur Vulkanfestung stets auf den dank der Inquisition relativ sicheren Wegen aufgehalten, doch immer wieder hatten kleinere oder auch größere Tiere sie bemerkt und teilweise sogar angegriffen. Dank dem Krieger hatten sie sich zwar zu keiner Zeit in ernsthafter Gefahr befunden, er schien sich im Gegenteil auf ihrem Weg sogar eher zu langweilen, doch Dan’el war trotzdem heilfroh gewesen, als sie am späten Abend endlich einen kleinen Bauernhof erreicht, und dort die Nacht verbrachten hatten.
    Bereits in den ersten Stunden der Morgendämmerung waren sie wieder aufgebrochen und damit nun bereits eine Weile unterwegs. Die letzte Zeit hatten sie damit verbracht, einen recht steilen Aufstieg zu bewältigen, der zur Vulkanfestung hinaufführte, die bereits imposant über ihnen thronte. Trotz dieser Tatsache fragte sich Dan’el insgeheim, wie weit der Weg denn noch sein mochte, denn allmählich begann er sich bereits müde und erschöpft vom anstrengenden Aufstieg zu fühlen. Seine Beine schienen mittlerweile halb betäubt und bleischwer, seine Atemfrequenz hatte sich stark beschleunigt und zu allem Überfluss machte sich in seiner Seite bereits ein schmerzhaftes Stechen bemerkbar. Mittlerweile bereitete es ihm fast schon Mühe, mit den schnellen Schritten Leandros mitzuhalten, der den Berg nahezu hinauf zu sprinten schien, zielstrebig und schweigsam wie eh und je. Zu Beginn ihres gemeinsamen Weges hatte Dan’el ihm viele Fragen gestellt, über ihn selbst, Faranga, die Inquisition, die Vulkanfestung, doch im besten Falle hatte er einsilbige Antworten erhalten, bis er irgendwann endgültig den Versuch aufgegeben hatte, ein Gespräch mit Leandro zu beginnen.

    Einige Zeit später gelangten sie endlich zu den Toren der Vulkanfestung, und Dan’el hielt erleichtert einen Moment inne, auch um die alte Festung genauer betrachten zu können. Doch ehe er mehr als verwitterten Stein registrieren konnte, warf ihm der Ordenskrieger bereits einen leicht ungeduldigen Blick zu, und so beeilte sich Dan’el, ihm durch die geöffneten Tore zu folgen.
    Im Inneren der Festung erwartete sie eine große, steinerne Empfangshalle, die in ein dämmriges, düsteres Licht getaucht war, sowie ein älterer Mann, der offenbar eine Robe der Magier trug, und im Moment ihres Eintretens fragend von einer Pergamentrolle aufblickte. Leandro trat einige Schritte auf ihn zu und sprach ihn an: „Der Archäologe, Meister Pallas.“
    Ein Ausdruck jäher Erkenntnis breitete sich bei diesen Worten auf dem Gesicht des alten Mannes aus. „Ah, ja richtig. Dan’el, nicht wahr?“ Dan’el nickte schlicht, und bemerkte verunsichert, dass Leandro sich bereits auf den Weg in das Innere der Festung machte, und ihn mit dem Magier allein ließ. Der Mann schien seine gerunzelte Stirn als stumme Frage zu interpretieren, und so fuhr er fort, während er hinter seinem kleinen Pult hervortrat. „Ich bin Pallas, einer der höheren Magier, und möchte Euch in der Vulkanfestung willkommen heißen.“
    Ein kurzes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, und Dan’el nutzte die Gelegenheit, endlich die Frage zu stellen, die ihn den gesamten Weg über nicht mehr losgelassen hatte. Lächelnd, aber dennoch mit zusammengezogenen Brauen, erwiderte er: „Ähm, ja, vielen Dank… Leandro… er, er erwähnte etwas von einem Auftrag.“
    Sofort wurde der Gesichtsausdruck des Magiers wieder ernst, und als er sprach, tat er es in geschäftlichem Tonfall. „Das ist richtig. Bedauerlicherweise werdet Ihr Euch noch kurze Zeit gedulden müssen, ehe wir Euch Genaueres mitteilen können. Fürs erste würde ich daher vorschlagen, dass ihr noch etwas im Inneren der Festung umseht, ehe wir Euch über die derzeitige Lage in Kenntnis setzen. Geduldet Euch einen kurzen Augenblick, dann sorge ich dafür, dass jemand Euch die Festung zeigen wird.“
    Ehe Dan’el auch nur die Chance dazu bekam, etwas auf diese Worte zu erwidern, hatte sich Meister Pallas auch bereits umgewandt und angeschickt, die Eingangshalle zu verlassen. So blieb Dan’el nichts anderes übrig, als dem Magier halb hinterherzurufen: „Natürlich. Ich… warte… dann einfach… hier.“, und sich etwas verloren in dem großen, steinernen Raum umzublicken. Langsam aber sicher hatte er eindeutig genug davon, dass niemand es für nötig hielt, ihm etwas Genaueres zu erzählen, aber alle von ihm zu erwarten schienen, dass er ihren Anweisungen Folge leistete.
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  17. #17 Zitieren
    Held Avatar von paladinmirko
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    Morgian sah in den wolkenbedeckten Himmel, der sich allmählich Orange färbte. Die Sonne war im Begriff unterzugehen und Morgian fragte sich wie viel Uhr es wohl war. Lange sollte es aber auf jeden Fall nicht mehr dauern, bis die Sonne endgültig verschwunden war. Sein Blick schweifte ab und er musterte das imposante Gemäuer der Vulkanfestung. Angespannt lauschte er und konnte die rufe trainierender Rekruten wahrnehmen. Unweigerlich schüttelte Morgian den Kopf und fragte sich, wie man nur so leben konnte, jeder Freiheit beraubt. Ihm war es sichtlich egal, sollten diese Schnösel doch versuchen ihn zu rekrutieren, er würde das nicht zulassen, zu gut kannte er die Umgebung Farangas bereits. Jeden Strauch, jeden Stein, jeden Grashalm, konnte er auf dieser Insel bestimmen. Irgendwas in seinem Inneren sagte ihm jedoch, das sich die Welt, die er kannte, im Wandel befand.
    Morgian sah nach rechts, als habe er ein Geräusch wahrgenommen, drehte sich dann um und ging ohne zurück zu blicken in Richtung seiner Hütte.

    Das knacken eines Stockchens ließ ihn fast unmerklich zusammen zucken. Langsam wanderte seine Hand in die Richtung seines Schwertheftes und er ging langsam, ganz aufmerksam, weiter. Blitzschnell drehte er sich um und zog seine Klinge in die Höhe. Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine, in einer weißen Robe gekleidete Gestallt, die sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Er wandte sein breites Gesicht ihr zu und seufzte resigniert. Peinlich berührt, von dem Versagen, wandte er sich um und wollte gerade gehen, denn der Rekrut, der ihn aufschrecken ließ, war wohl kaum eine Bedrohung, als dieser jedoch frech die Stimme erhob: „ Herr, man wünscht euch in der Feste zu sehen.“ Morgian, der allein schon durch die Anrede und den Tonfall des jungen Rekruten genervt war, verdrehte die Augen und drehte sich auf dem Absatz um und sah den jungen Mann mit schiefem Kopf und gelangweilten Ausdruck an. „Was ist denn?“, fragte er mit einem nachhängenden Seufzer. Der Jüngling, sichtlich verwirrt vom Desinteresse seines Gegenübers, stotterte eine Art Antwort: „Man sagte... ähm... mir eigentlich nur... ich, ich sollte ihnen eine Nachricht zukommen lassen. “ „Jetzt hör’ erst mal auf mich zu Siezen, immerhin bin ich keiner deiner Arroganten Meister. Und nun sprech’ in ganzen Sätzen und sag mir doch mal was für eine Nachricht das sein soll“, entgegnete Morgian mit gespielter Langeweile, denn sein Interesse war eigentlich geweckt.

    Morgian dachte nach. Tausende Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, denn was er gerade erfahren hatte, ließ ihn stark grübeln. Etwas derartiges hatte er noch nie gehört und aus diesem Grund war er dem Rekruten auch gefolgt und betrat nun freiwillig die Festung. Ein mulmiges Gefühl durchwühlte seine Magengegend und er hatte das ungute Gefühl beobachtet zu werden. Vielleicht war das doch alles nur eine Falle. Seine Hand wandert zu seinem Schwert und der raue Griff beruhigte ihn ein wenig. Er wollte sich jedoch nicht schwach geben, deshalb biss er die Zähne zusammen, reckte den Kopf und ging, so majestätisch wie nur möglich, hinter dem strammmarschierenden Rekruten her.
    Ein Magier stand am Ansatz einer Treppe und schien sie zu erwarten, denn er seine Augenbrauen hoben sich beim Anblick der beiden Ankömmlinge. Er trat einen sichern Schritt auf sie zu und sprach mit fester, freundlicher Stimme: „ Morgian stimmt’s.“, Morgian nickte knapp und war sich im klaren, das dies eine rein formelle Frage gewesen war, denn wenn dieser Magier nicht wüsste wer er war, dann hätte er ihn nicht rufen lassen. Der Magier nickte und sah auf seine Hände, als er weiter sah. „Sie wissen zwar nicht den Grund ihres Erscheinens hier, aber ich kann ihnen versichern, dass es sich für sie Lohnen wird.“ Morgian stemmte die Hände in die Hüfte, legte den Kopf schief und sah den Magier finster an. „Was genau wird sich für mich lohnen, ich will erst mal wissen worum es geht, dann können wir verhandeln.“ Als wüsste der Magier jetzt wieder was er sagen wollte, hob er schnell den Kopf und sah Morgian tief in die schwarzen Augen. „Aus diesem Grund sind sie auch hier, sie werden heute an einem Treffen teilnehmen, das über unser aller Zukunft bestimmen wird.“ Verwirrt blickte Morgian den recht jungen Magier an, der jedoch wandte sich zum gehen. Der Rekrut, der die ganze Zeit nicht von Morgians Seite gewichen war, beugte sich vor und flüsterte ihm schadenfroh ins Ohr: „Folge ihm besser, er wird nämlich keinen halt für dich machen!“ Morgian sah den Rekruten vorwurfsvoll von der Seite an, wandte sich dann aber von ihm ab und rannte dem Magier hinter her. Flüchtig sah er beim rennen nach links, auf den Hof der Vulkanfestung, und helles, blondes Haar stach ihm ins Auge, das sich von den anderen Farben abhob. Gerade wollte er stehen blieben, sah dann jedoch noch einmal zu dem Magier hinüber und rannte weiter.
    Leicht Außeratem, kam Morgian hinter dem jungen Mann zum stehen, der vor einer steinernen, flachen Wand stehen blieb. Der Magier hob den Arm und klopfte gegen die Wand. Zu Morgians Überraschung schnellte die angebliche Wand in die Höhe und gab einen düsteren Gang frei, der in einen schlecht belichteten Raum führte, in dem sich ein Alchimiepult und eine Art Bett befanden. Morgian zögerte, folgte dem Magier dann jedoch ins innere der Festung.

    Morgian fand sich in einem dunklen Raum wieder, der nur von einer einzelnen Fackel beleuchtet war. Um ihn herum waren meterhohe Regale, die kein Ende zu nehmen schienen. Der Raum war allgemein nicht groß, aber bis oben hin mit Büchern und wichtig aussehenden Pergamenten vollgestopft. Ein steinerner Tisch war in der Mitte des Raumes und der kalte, graue Steinboden war mit den Tischbeinen verbunden. Stühle fehlten, doch der Tisch war hoch genug, sodass man im Stehen schreiben konnte, auch ohne sich groß bücken zu müssen. Morgian sah sich mit großen Augen um, noch nie hatte er so viele Bücher an einem Ort gesehen. Er nahm vorsichtig ein Buch mit einem grünen Lederumschlag aus dem Regal und schlug es auf. Gleichzeitig trat der Magier mit einer weiteren Fackel ein und steckte sie in eine steinerne Halterung, die wohl lange nicht mehr benutzt worden war. Morgian schlug das Buch heftig wieder zu, als er erkannte das er von dieser Krakelschrift eh nichts lesen konnte. Als er das Buch wieder zurück stellen wollte, vielen sämtliche braune, alt aussehende Blätter aus dem Buch und zu guter Letzt hatte er nur mehr den Lederbund in der Hand. „Oh“, sagte er mit einem leicht belustigten Unterton und er riss sich zusammen, um nicht lachen zu müssen. Dann jedoch, sah er zu dem Magier, der mit weitaufgerissen Augen da stand und versucht ein Wort mit den Lippen zu bilden. Entsetzt über die Behandlung der Bücher, sagte er genervt: „Würden sie sich bitte einfach nur in die Ecke stellen und warten!“ „Ich hoffe dieses Buch war nicht wichtig“, versuchte er den Magier zu besänftigen, der jedoch murmelte nur irgendwas von wichtigen Heilformeln. Morgian seufzte und ließ die Schultern hängen, als er sich in den Schatten stellt und wartete.
    paladinmirko ist offline Geändert von paladinmirko (25.01.2011 um 19:32 Uhr)

  18. #18 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Xaverine
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    Angewidert blickte Xaverine auf den Ordenskrieger vor ihr, der herzhaft in einen Apfel biss und, noch ehe er schluckte, seine ölige Stimme erhob. „Und deshalb muss ich dich jetzt bitten, mir zu folgen.“
    Eine kräftige Statur, ein hühnenhaftes Auftreten und dabei schmutzige Haut und ungemein fettige Haare – er war das Sinnbild der Ordenskrieger, die sich hier in der Vulkanfestung rumtrieben. Und Xaverine graute es vor der Vorstellung, selbst einmal so zu enden. Nur der Krieger, gegen den sie am Morgen gekämpft hatte, der war nicht so. Aber der war ja auch ein arroganter Schönling.
    Inzwischen hatte sich der Tag beinahe dem Ende zugeneigt und Xaverine hatte ihr Zimmer seit ihrer bitteren Niederlage nicht mehr verlassen. Zu groß war die Schmach, ebenso aber auch die Angst vor der Reaktion aller anderen Rekruten. Xaverine hatte daher gehofft, noch eine Weile länger in ihrem Zimmer verweilen zu können, sie hatte sich gar überlegt, eine Krankheit zu simulieren, um am folgenden Morgen nicht am Unterricht teilnehmen zu müssen. Nun aber, wo ihr gesagt wurde, es gäbe einen wichtigen Auftrag, der wie für sie geschaffen schien, hoffte Xaverine endlich das Schlupfloch gefunden zu haben, nach dem sie so lange suchte.
    Es würde nicht einfach werden, da war sich die Blonde sicher. Und doch konnte sie sich einer solchen Chance nicht entziehen, viel zu wertvoll erschien ihr nunmehr doch die Freiheit, die sie außerhalb der Vulkanfestung würde genießen können.
    Falls jener Auftrag sie überhaupt hinausführen würde. Aber welchen Auftrag sollte eine einstige Schatzjägerin schon in einer gut bewohnten Vulkanfestung zu verrichten haben?
    Es sei denn ...
    „Stopp mal!“ Ihr kam ein schrecklicher Verdacht in den Sinn. „Das Ganze hat doch nicht etwa was mit dem Vulkan zu tun, oder?“
    Xaverine erinnerte sich an die dunklen Wolken, die vor einiger Zeit aus dem Kraterberg hinaufgestiegen waren und sie glaubte sogar mal etwas von einer Expedition gehört zu haben, die den Vulkan erforschen sollte.
    Da beruhigte es die Rekrutin nicht, als der Krieger sagte: „Mehr Informationen kann ich dir nicht liefern. Folge mir einfach, du wirst schon früh genug erfahren, was das alles hier soll.“

    Und doch hatte sich Xaverine dazu bereiterklärt, sich vom Ordenskrieger quer über den Hof der Festung in einen Raum führen zu lassen, den sie selbst bisher noch nicht entdeckt hatte. Wie denn auch, gab es doch keine einfache Tür, sondern lediglich eine hölzerne Wand mit einem Türrahmen in der Mitte.
    Erst, als die Blonde näher herangekommen war, erkannte sie, dass ein Teil der Wand offenbar nach oben geschoben wurde. Ihr entfuhr ob ihrer Entdeckung ein leises Keuchen, war ein solch magischer Anblick für einen Zwangsrekrutierten eher selten zu vernehmen. Zumindest ihrer Erfahrung nach.
    Sie betraten einen Raum, dessen Wände von Bücherregalen verdeckt wurden. Und während Xaverine sich umsah, widererwartend ohne etwas seltsames in dieser Bibliothek zu bemerken, verabschiedete sich der Ordenskrieger und ließ die Blonde allein zurück.
    Nein, nicht allein. Xaverine erstarrte. Nur wenige Schritt vor ihr stand eine Gestalt. Mann oder Frau? Xaverine tippte auf Ersteres. War er ein Ordenskrieger? Im schwachen Licht zweier Fackeln war eine genaue Aussage kaum zu treffen. Wer war er und was wollte er hier? Was wollte er von ihr?
    Zögernd rang sich Xaverine ein Lächeln ab, ohne zu wissen, ob ihr Gegenüber dieses überhaupt registrieren konnte. Sie fühlte sich reichlich verloren in diesem großen, dunklen Raum und zugleich an der Seite eines Unbekannten, der im seichten Licht so unheimlich aussah, dass Xaverine sich unweigerlich fragte, wie um alles in der Welt sie sich in dunklen Höhlen und Ruinen zurechtgefunden hatte, als sie noch dem Handwerk der professionellen Schatzsuche nachgegangen war.
    Ach ja, richtig. Fackeln. Sie hatte immer eine Fackel dabei, ganz dicht an ihrem Körper. Wieso nur hatte sie keine Fackel mitgenommen?
    Xaverine ist offline Geändert von Xaverine (25.01.2011 um 20:00 Uhr)

  19. #19 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Jim Hal Wilson
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    Bei Abenddämmerung. Der Zeitpunkt war gekommen. Jim war beinahe froh darüber, endlich sein dunkles Zimmer verlassen zu können. Die Anspannung hatte seinen Geist betäubt und jede sinnvolle Tätigkeit - Lesen und Schreiben - unmöglich gemacht. Worauf hatte er sich da eingelassen? Eine Expedition, das bedeutete für ihn Dreck und Gestank, Ruhelosigkeit und Gefahr. Tagelange Wanderungen. Unbequemes Schlafen. Die letzten Stunden hatte er nur ruhelos gesessen oder gestanden und sich für seine Schwäche vor Bronco verflucht, überlegt, wie er sich doch noch aus der Sache herauswinden konnte. Und doch trat er nun ins Freie.
    Der Wind hatte an Stärke zugenommen und wirbelte sein ungebändigtes Haar durcheinander. Meergeruch lag in der Luft - Jim brachte ihn unbewusst sofort in Verbindung mit dem Abenteuer. Es war etwas in ihm erwacht, als er sich vorgestellt hatte, doch noch abzusagen. Das Gefühl eines schweren Verlusts.
    Er wusste, dass Enzo nicht gut auf ihn zu sprechen wäre, wenn er ihm vom Ausgang seines Gesprächs mit Vitus berichtete, deshalb mied er die Schlafhütten und nahm einen komplizierteren Pfad. Enzo würde kein Mitglied der Expedition werden, obwohl Jim Meister Vitus darum gebeten hatte.
    Sein Ziel war die geheime Kammer, in der die Oberen sonst ihre Besprechungen und Rituale abhielten. Enzo hatte ihm vor Jahren erklärt, wie der Mechanismus funktionierte, der die Tür zu diesem Raum nach oben gleiten ließ - Enzo, der jeden verborgenen Winkel dieses Gemäuers kannte. Jim versuchte, seinen Freund endlich aus seinen Gedanken zu verbannen. Er klopfte gegen den richtigen, unauffällig gekennzeichneten Stein in der Wand, der daraufhin ein Gewicht nach unten sacken ließ, und schon war der Weg frei.
    Er war nicht der Erste, wie er sofort merkte: Die hochfahrende Blonde vom Trainingsplatz war da, und ebenfalls ein markiger Kämpfer, dessen Schultern zu breit für diesen geduckten Raum schienen. Na, hoffentlich waren die beiden nur versehentlich hier; Jim konnte sich nicht vorstellen, mit ihnen auch nur ein Wort zu wechseln, geschweige denn wochenlang aufeinander herumzuhocken. Wo blieben bloß die Magier?
    Jim Hal Wilson ist offline Geändert von Jim Hal Wilson (25.01.2011 um 20:34 Uhr)

  20. #20 Zitieren
    Held Avatar von paladinmirko
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    Morgian sah auf, hatte er bis gerade noch den Gedanken gepflegt, er müsse alleine warten, so hatte er sich geirrt. Eine blonde, junge, hübsche Frau, die er auf 17 schätzte, betrat den düsteren Raum. Ihr Haar, das im Fackelschein schimmerte, erinnerte ihn an die Situation von Vorhin. Die Frau hatte ihn nun auch gesehen und schien leicht erschrocken. Ihr Blick wechselte jedoch schnell in eine Art arrogantes Mustern, das ihre Neugier nicht verbarg. Morgian grinste, diese junge Frau war nach seinem Geschmack. An ihre Körperhaltung erkannte er, dass sie sich nicht so leicht alles gefallen ließ. Er richtete sich auf und bemerkte dabei, das er eigentlich etwas zu groß für diesen Raum war, doch er ignorierte das Gefühl der Platzangst und beobachtete die Blonde genauer. Zögerlich, ohne zu wissen was sie wohl antworten könnte, sprach er mit tiefer Stimme: „Morgian, ist mir eine Freude.“ Schüchtern senkte er den Blick, als er das freche Grinsen der Blonden bemerkte und in ihren Augen glänzte ein Schwall Belustigung. Morgian war das alles zu Blöd. Er wollte sich gerade mit resigniertem Ausatmen umdrehen und sich auf den kalten Steinboden setzten, als ein Magier im Türrahmen erschien. Er schien ein wenig Überrascht nicht der Einzige zu sein, der diesen Raum bereits betreten hatte. Er musterte erst die Blonde, dann wandte er sich Morgian zu. Der Krieger schwelte die Brust und stand so aufrecht wie möglich da, um den Magier zu imponieren. Dieser schien sich für keinen der Beiden genauer zu interessieren und schon verspürte Morgian ein wenig Abscheu für diesen eitlen, arroganten Magier. Morgian kniff die Augen zusammen. Nein, er war kein Magier, er war noch ein Novize. Noch schlimmer, dachte Morgian. Er dachte sämtliche Rekruten und Novizen waren unfreiwillig hier, doch dieser sah aus, als würde er sich mehr für Bücher und Sprüche interessieren als für halb nackte Frauen, so wie es Männer in seinem Alter doch taten. Ein lernwilliger Novize als, na das kann ja heiter werden.
    Morgian grinste, er konnte diesen Novizen mit seinem jetzigen Rang bestimmt gut ärgern. Angestrengt suchte er in seinen Gedanken nach dem ersten Spruch, als eine der Fackeln ausging und den dunklen, verstaubten Raum nur noch mehr verdunkelte. Morgian verschwand wieder im Schatten wo er sich wohler fühlte.
    paladinmirko ist offline

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