[Leyla]

Natürlich war die Magie der Druiden geheim. Leyla hatte auf Thorwyns Frage am Abend jedoch nicht mehr geantwortet, sondern mit einem nachdenklichen Seufzen die Nacht für sich eingeläutet. Mit dem Vorhaben, sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen, schlief sie ein.
Der nächste Tag begann im Regen, je weiter er voran schritt, desto mehr lockerte der Himmel jedoch auf, sodass es ihnen zum Mittag hin möglich wurde, draußen intensiv zu arbeiten, ohne eine Erkältung zu riskieren. Die Ovates nutzte die Gelegenheit, um sich die Felder genauer anzusehen, die Beschaffenheit des Bodens, aber auch sein Innenleben - letzteres auf magischem Wege. An sich erweckte alles einen brauchbaren Eindruck, es würde nur einfach sehr lange dauern. Nach dem Anpflanzen brauchten die Pflanzen eine Menge Zeit zum Anwachsen, ehe sie sprießen und eines Tages Früchte tragen konnten. Man würde vermutlich froh sein können, wenn das im nächsten Jahr bereits möglich war. Im Angesicht des derzeit recht milden Wetters, das untypisch für einen Winter in Myrtana wäre, bestand dafür eventuell doch Hoffnung. Auf dieser Insel schien einiges anders abzulaufen, als sie es gewohnt war. Mit dieser Überzeugung kehrte sie zu Rodeon und Thorwyn zurück, die momentan offenbar die einzigen Arbeiter auf dem Hof waren. Ob der Paladin die anderen Helfer weggeschickt hatte? Das würde ihrem magischen Vorhaben entgegenkommen. Erwähnt hatte er jedenfalls nichts. Anstatt jedoch das anzusprechen, wollte sie aber lieber über die Gegend reden. Selbst wenn er erst wenige Wochen hier war, wusste er eventuell ein wenig.
"Rod, mich würde eure Meinung interessieren. Wenn wir in einigen Tagen weiter reisen, sollten wir besser nach Norden oder nach Süden gehen? Wir haben bislang herausfinden können, dass im Norden eine größere Stadt und im Süden ein See liegt. Letzterer interessiert mich, allerdings haben wir auch Orkspuren gefunden, die in diese Richtung führten. Wisst ihr etwas darüber?"

[Rodeon]

„Aye, Orks sind angeblich südlich von hier gesichtet worden“, antwortete Rod der Wanderin, die sich in den letzten Tagen als wahre Hilfe erwiesen hatte. „Der See, den du meinst, ist der Silbersee. Eine Burg steht dort, diese wird von Soldaten aus Setarrif gehalten. Ein komisches Völkchen, so sagt man. Ihr selbsternannter König hat mal eben so einen Bürgerkrieg angezettelt, als ob wir nicht schon mit den Orks genug Probleme hätten. Wie man hört, sind sie nach der Ankunft der Myrtaner misstrauischer denn je gegenüber allem, was ihnen fremd erscheint. Gastfreundschaft würde ich dort nicht erwarten. Hinter der Burg findet man irgendwo einen zu groß geratenen Baum inmitten eines Sumpfes, aber das ist schon alles, was ich zum Süden sagen kann.“
Genau genommen war er eine schlechte Reiseauskunft, wo er noch selber so neu auf Argaan war. Das wenig Wissen, über das er verfügte, hatte er sich durch Gespräche und durch den einen oder anderen Blick auf eine herumliegende Karte angeeignet.
„Im Norden liegt Thorniara“, fuhr Rod fort. „Eine große Hafenstadt, wenn auch nicht mit Vengard vergleichbar. Dort ist man jedenfalls vor Krieg und Orks sicher. Besonders jetzt, wo die Paladine und Magier angekommen sind. Ich kann dir also nur den Norden empfehlen, wenn ihr beide wirklich schon gehen müsst. Ansonsten setzt ihr euch nur unnötigen Gefahren aus. Wobei ich hoffe, dass ihr es euch anders überlegt und noch etwas länger bleibt. Ihr seid bis jetzt eine große Hilfe gewesen.“

[Tyra]

Die Arbeiten am Hof waren bereits für den Großteil der Freiwilligen vorbei. Nachdem Tyrael heroisch die Felder ohne Berserker zu spiele von den Riesenratten befreit und die Mission des Kauzes erledigt hatte, war er in die Scheune gegangen und hatte die Bisswunde einer Ratte am Zeh durch viel Schlaf kuriert - erst später erfuhr er, dass es ein Duell gegeben hatte, was eindeutig nicht normal abgelaufen war - aber was soll's, das Ergebnis war doch schon vor dem Kampf klar gewesen.
Die anderen machten sich bereits reisebereit, Tyrael tat es ihnen gleich. Er wäre zwar gerne noch etwas geblieben, aber die gröbsten Arbeiten waren erledigt und nun konnten nur Handwerker und Feldarbeiter was sinnvolles tun.
Was wohl sein Lohn werden würde? Er hatte gehört, dass die Novizen oder Knechte keinen Lohn bekommen würden, ob er welchen kriegen würde? Er hofft es, besonders da seine Kleidung völlig im Eimer war.

[Andrim]

Es war ja wirklich ein sehr kurzer Aufenthalt auf dem Hof gewesen, doch was hätten sie hier auch noch tun sollen? Mit anpacken? Nein, ihre AUfgabe hatten sie dank Kialar, ihrem Mitbruder erledigt, dann doch lieber wieder zurück in ihr behütetes Viertel und Michael Bericht erstatten. Gerne hätte Andrim seinem Mitbruder, Auf wiedersehen!", gesagt, doch dieser war nirgends anzutreffen und so blieb ihnen wohl nichts anderes übrig, als einfach wieder zu gehen. Nach einem üppigen Frühstück, welches aus einem Laib Brot und einer Wurst bestand, machten sie sich auf...

Merus, bewaffnet mit seinem Wanderstab und der Gläubige selbst gingen ruhigen Schrittes voran, nun wieder Richtung Thorniara ihrer Heimat und komischerweise, freute es Andrim wieder in seinem Tempelviertel zu sein, der bloße Gedanke zauberte ihm ein Lächeln ins Gesicht, war ihm sein Leben schon so vertraut und lieb geworden? Ja... das war es.

"Wenn wir zurück sind, werde ich meine Arbeit im Weinkeller und im Lagerhaus endlich richtig beginnen können, ich bin Michael`s Geselle, ich habe eine feste Arbeitsstelle im Orden und einen Platz in den Reihen der Novizen, ich kanns immer noch nicht glauben..", sprach schließlich Andrim und unterbrach so das Schweigen der Wanderer, welches lange Zeit geherrscht hatte. Beide waren sie wohl in Gedanken versunken gewesen.
"Ich weiß nicht, was für ein Typ du bist und was dir gefällt, aber vielleicht braucht Michael ja noch einen Gesellen oder Arbeiter im Lagerhaus, wollen wir ihn mal fragen? Würde mich freuen, wenn du auch dort arbeiten würdes...", meinte Andrim.

[Merus]

Das Frühstück war lecker gewesen. Doch sonst grämte es Merus schon beinahe, dass sie wieder zurück mussten. Er liebte Reisen und der Ort hier war schön gewesen, die Novizen nett.
Aber jetzt mussten sie zurück. Und was sollte Merus dort machen? Er hatte seine Arbeit im Garten verloren und dauerhaft war das auch nichts, wenn man immer mal wieder Gemüse pflückte oder Unkraut jähte.
Was er brauchte, war eine richtige, feste Anstellung. Bei einer schönen Arbeit.
Griesgrämig, weil er keine Arbeit hatte, zog er eine schlechte Mine. Außerdem nervte es ihn, dass Andrim anscheinend beste Laune hatte. Er hätte ihn fast angeschnauzt, aber sein Freund konnte ja nichts dafür, dass Merus keine Arbeit hatte.
Als dann noch Andrim von seiner Arbeit schwärmte, bekam er noch schlechtere Laune. Doch dann gefiel ihm auf einmal das, was er hörte und er lauschte auf.
Vielleicht brauchte Michael ja tatächlich noch Arbeiter oder Gesellen. Das war sogar wahrscheinlich.
Aber was für Arbeit gab es dort denn?
Und was gefiel ihm eigentlich?
"Das könnte echt sein, dass Michael arbeit hat. Was gibt es denn so für Arbeit im Lagerhaus?"

[Andrim]

"mhh... lass mich überlegen. Es gibt den Weinkeller, den kleinen weiteren Keller und das kleine Bierlager dort, dann das normale Lagerhaus, das Verwaltungszimmer, die leer stehende vermietbare Lagerräume im ersten und im Erd-Geschoss und die kleine Tischlerei, die zurzeit lehrsteht, auch im ersten Sock. Also vermutlich Verwaltungskram, Schlepp und Pflegearbeit oder das mit dem Tischlern, schätze ich. Was kannst du denn, also ich meine hattest du bereits schon mal einen Beruf? Oder weißt du in was du gut bist?", fragte Andrim nach.

Sie hatten den engsten Punkt, an welchem das Meer und die Berge sich beinahe berührten und kaum noch Platz für einen Weg war, überquert und Thorniara lag schon wieder in Sichtweite vor ihnen. Lange würde es nicht mehr dauern...

[Merus]

Merus wusste eigentlich gar nicht richtig, was er richtig gut konnte. Hanwerklich war er fast noch nie aktiv gewesen. Doch diesen ganzen Papierkram und das Zeug, wo kam was hin, was fehlt usw...
Das konnte er gar nicht leiden. Wenn dan wollte er etwas herstellen. Vor etwas zu stehen, daran zu arbeiten und irgendwann stolz seine Arbeit fertigstellen können. Danach konnte man auf seine Arbeit schauen und sagen, nun ist das schon viel besser. Ich habe viel Arbeit investiert und es hat sich gelohnt.
Und tischlern?
Das wäre sicher eine interresante Herausforderung. Er konnte es ja einmal versuchen, vielleicht klappte es ja und machte ihm dann am Schluss sogar Spaß. Wieso das nicht probieren?
Andrim meinte, es war im ersten Stock des Lagers, so würde er seinen Freund sicherlich oft sehen.
Es wäre es wert, es einmal zu versuchen.
Langsam kamen sie Thornaria immer näher und schon bald hatten sie das Dorf vor Thornaria erreicht. Es sah aus wie ein normales kleines Dorf, Alte saßen auf Bänken am Straßenrand, Kinder tollten durch die Gassen und Männer gingend anscheind beschäftig durch die Straßen.
Merus und Andrim schlendert dagegen ruhig durch die Straße.
"Kannst du mich dann einmal mit Michael bekannt machen? Vielleicht will ich Tischler werden..."

[Gorbag]

Eine kalte Brise wehte über den See zu den Orks am Ufer hinüber und wühlte die ruhige Oberfläche auf. Der Wind blies Gorbag kräftig ins Gesicht.

" Wir sind die Söhne der Urkmas und Shaks, Morratöter vom großen Land nördlich von hier. Wir kommen von dort, wo Orks nicht von Morras gerichtet werden und es kein Menschling wagen würde, uns zu betrügen." Sprach Gorbag mit einer Mischung aus grimmigen Stolz, aber auch unverhohlenem Abscheu. Was waren das für bloß für feige Gobboherzen, die einen Bruder nicht aus der Gefangenschaft befreiten? Ein wahrer Ork würde solch eine Beleidigung seines Stammes nicht ungestraft zulassen. Nun stellte sich die Frage, ob die Orks auf dieser Insel wirklich ein Haufen ehrloser, feiger Morrafreunde und Gnakas waren, oder aber der blinde Ahurak ihnen eiskalt ins Gesicht log. Einem Ork, der zu Morras ging, um mit ihnen zu handeln, könnte man so etwas glatt zutrauen...

" Morratöter? Das große Wesen hat euch geschickt. Ich habe den Blutgeist im Dunkeln in der Nacht angerufen und nun seid ihr da! Der Blutgeist wird durch euch Tod über die Morras bringen!" Erwiderte Ahurak mit freudiger Stimme und versuchte sich an einem breiten Lächeln, was angesichts seines entstellten Gesichtes jedoch viel eher einer Grimasse glich.

" Wir wurden von niemandem hierher geschickt, dünner Orak! Iss dein Fleisch und ruh dich aus. Wir werden dir bald mehr Fragen stellen." Brummte Gorbag und wandte sich gemeinsam mit Tat`ank`Ka von dem Argaanork ab.
" Im ersten Augenblick wäre ich brüllend zur Burg gestürmt und hätte die Morras abgeschlachtet. Jetzt bin ich froh, dass ich es nicht getan habe. Diese Oraks hier sind nicht wie die Stämme, von denen wir abstammen. Ich will mehr über Ahurak wissen und was er bei den Morras getrieben hat. Vielleicht sollten wir hier in der Nähe auf Morrajagd gehen und aus einem von denen rausquetschen, was passiert ist."

[Thon Daar]

All das hier war dem kleinen Ork nicht ganz geheuer. Es war nicht so, als hätte er Angst, es war einfach ... anders. Etwas fehlte und Daar wusste was es war. Es war das Fehlen von Schreien und Schmerzen, Furcht und Folter. Er konnte ihn nicht zufügen, nicht die jämmerlichen Morras sehen, wie sie sich auf der Folterbank räkelten, sich den Schmerzen hingaben, schrien, wimmerten, weinten. Er fühlte ihn auch selbst nicht, denn er war weder in Gefahr, noch erlitten seine Gefährten Schmerzen, die er durch den Pakt mit Beliar hätte empfangen können. Gut, einerseits ist's ja gut, dass hier niemand Schmerzen erleidet... aber verdammt sei Beliars Arsch, es fehlt!

Murrend sagte er nichts, hörte dem geschändeten Ork zu und glaubte fast kaum, was er da so hörte. Orks handeln mit Morras? Wo sind wir denn hier gelandet? Verwirrung machte sich breit, doch erst einmal galt es, weiter zuzuhören. Irgendwas von Blutgeistern und dem Tod der Morras. Mit Blutgeistern konnte er nichts anfangen, der Tod von Morras klang da doch schon eher nach was. "Im ausquetschen bin ich gut." kommentierte er Gorbag finster grinsend. "Lasst uns doch mal die Silberseeburg besuchen, scheint ja so, als könnten wir dort rein gehen. Unter irgend einem Vorwand locken wir dann den Schmied nach draußen und dann -" Ein tiefes Lachen erschallte aus seiner Kehle "Nehmen wir ihn uns gemeinsam vor." Ja, der Gedanke, verbunden mit seinem Kopfkino und eventuell der passenden Hintergrundmusik hatte etwas.

Erwartungsvoll stiefelte der Kleinwüchsige auf den Inselork zu, musternd. "Orak, wie hieß der Schmied, von dem du gesprochen hast?" fragte er direkt und musste eine Weile warten, denn sein Gegenüber kaute noch gierig auf dem Fleisch herum. "Dreckiger Morra!." Ein erneuter Biss in die Keule signalisierte Thon Daar, dass das wohl alles an Antwort wäre, die er heute noch bekommen würde.

[Leyla]

Ein großer Baum inmitten eines Sumpfes, das weckte ihr Interesse. Damit stand ihr nächstes Reiseziel jenseits des Silbersees wohl fest, in dessen Umgebung sie vermutlich auch einige Zeit verweilen würden. Diesen Baum im Sumpf musste sie sich aber definitiv genauer anschauen, das klang sehr viel versprechend.
Offen war lediglich, wie lange sie die Abreise noch hinauszögerten. Denn wie Rodeon richtig meinte: Sie schienen hier eine große Hilfe zu sein und zumindest Leyla fühlte sich in ihrer Rolle nicht unwohl. Solange sie mit dem Gedanken spielte, ihm mithilfe von Magie ein kleines Wunder zu bescheren, solange würden sie wahrscheinlich auf jeden Fall noch hier bleiben. Und bis das soweit war, musste sie den Paladin erst einmal richtig kennen lernen.
"Keine Angst, wir bleiben noch ein Weilchen, oder Thorwyn? Du vereinsamst doch sonst hier auf deinem Hof, wo nun offenbar viele deiner Arbeiter nicht mehr hier sind. Muss man diesen Ort eigentlich fürchten? Wir hörten, er trage den Namen Bluttal. Nur sehe ich bislang weder ein richtiges Tal, noch eine Bestätigung für das Blut. Finsterer Wald oder so würde es besser treffen..."
Dabei hatte sich der Wald gelichtet, je weiter sie nach Osten vorgedrungen waren. Das Jägerlager lag auf einer größeren Lichtung und auch rund um Rods Hof herum gab es wenig richtigen Wald, sondern mehr einzelne Baumgruppen und brach liegende Wiesen. Kein sonderlich traumhafter Anblick. Wäre dieser Hof hier verlassen und noch so zerstört, wie er bis vor kurzem offenbar mal war, so könnte man durchaus an ein Kriegsgebiet oder ähnliches denken.

[Rodeon]

Die paar Arbeiter, die noch auf dem Hof arbeiteten, saßen nach einem langen harten Arbeitstag alle zusammen im Haupthaus und aßen gemeinsam, so wie es sich gehörte.
Das erinnerte ihn an die beiden Novizen, die kurz hier auftauchten ohne überhaupt Bescheid zu geben, einfach was von ihnen Vorräten aßen und schon wieder gegangen waren.
Unhöflich, befand Rod. Und dreist war es auch noch. Man hätte ihn auch durchaus aufsuchen können, so erinnerte ihn das irgendwie an kleine Diebe. Wenn ich wieder in Thorniara bin, guck ich mal ob ich die nicht finde.

Wenigstens auf diese Leyla und auf diesen Thorwyn war noch verlass. Im Gegensatz zu den beiden Novizen arbeiteten die wenigstens für die Verpflegung.
„Du bist aus Myrtana, oder?“, fragte Rod schließlich Thorwyn, der sich gerade über ein Stück Wurst hermachte. „Was hast du denn genau da gemacht? Irgendwie wirkst du nicht so, als wärst du dein ganzes Leben ein einfacher Bauer gewesen.“

[Thorwyn]

Thorwyn hatte nur die Schultern gezuckt zu der Frage, ob man noch eine Weile hier bleiben sollte. Was sprach schon dagegen? Je länger man wartete, desto größer wurde der Abstand zu den Orks, negative Konsequenzen gab es auch nicht. Schließlich standen sie nicht unter Zeitdruck, hatten nichts vor und lebten einfach in den Tag hinein. Da konnte man sich also ruhig etwas nützlich machen und dafür verköstigen lassen. Was man so in der Wildnis bekam, hatte ja auch nicht immer die beste Qualität, Abwechslung war daher willkommen.
„Mmh“, setzte Thorwyn etwas überrumpelt zu seiner Antwort auf Rods Frage an und biss schnell noch einmal ab, um etwas Zeit zu gewinnen. Ob der Paladin es ihm übel nehmen würde, wenn er erfuhr, dass er der Armee den Rücken zugewandt hatte? Aber so wirkte er eigentlich nicht, und wenn er sich wider Erwarten doch als verbohrter Fanatiker erwies, wusste Leyla zumindest, dass Rodeon wohl nicht besonders gut dafür geeignet war, ihr magisches Geschenk zu erhalten. Und so gab der Jäger ein weiteres Mal ein Stück seiner Lebensgeschichte zum Besten. „Ja, aus Myrtana. Bauer war ich eigentlich … bis vor einem Jahr, ungefähr. So wie meine Eltern. Aber das war in Montera, wo damals noch die Orks gelebt haben, und deshalb sind mein Bruder und ich nach Vengard gegangen. Ich habe gejagt und … mich dann der Armee angeschlossen. Sehr lange bin ich aber nicht geblieben, es hat … mir nicht gerade Glück gebracht.“
Nachdenklich überlegte Thorwyn noch einen Moment. Inzwischen fiel es ihm schon leichter, auch über die schlimmste Zeit seines Lebens zu sprechen, auch wenn er Details immer noch ausließ. Nach einem Seufzer fuhr er daher noch fort. „Irgendwann haben mich Orks geschnappt und es hat Monate gedauert, bis ich wieder frei war. Aber diese Monate … und der Krieg … danach wollte ich nicht mehr. Ich jage einfach wieder, das reicht mir.“

[Rodeon]

Rod überlegte einen Moment wie er reagieren sollte. Ein Deserteur? So ein Hämpfling?
Thorwyn wirkte zwar nicht wie ein Bauer auf den Paladin, aber gleich ein Soldat? Das ging ihm im ersten Moment zu weit.
„Weißt du“, fing er zögerlich an. „Es gab Zeiten, da hätte ich dich in die nächste Zelle werfen lassen. Das war bevor man mich selber Deserteur nannte.“
Er hielt inne. Sollte er einem Fremden seine Lebensgeschichte erzählen? Es ging ihn nichts an, aber irgendwie wirkte es gerade passend.
„Ich hatte einen Auftrag bekommen und ihn nicht erfüllen können. Ich war lange weg und als ich wieder kam, wollte man mich nicht mehr in der Armee haben. Es waren erst die Paladine, die mich wieder aufnahmen und über diese Anschuldigungen hinweg sahen. Man gab mir eine zweite Chance. Das ist die Kurzfassung.“
Der Paladin konnte sich Thorwyn immer noch nicht als Armeeangehörigen vorstellen. Das passte einfach nicht. Er schaute sich schließlich um. Die anderen Arbeiter hatten das Mahl bereits beendet und waren zu Bett gegangen, einzig Rod war noch mit den beiden Reisenden in das Gespräch vertieft. So blieben ihre kleinen Geheimnisse auch Geheimnisse.
„Ein gut gemeinter Rat: Erzähl das niemanden, dem du nicht auch vertraust. Das Ausliefern von Deserteuren wird gerne mit der einen oder anderen Münze belohnt. Über derart materielle Dinge ist man als Paladin natürlich erhaben, aber das gilt leider nicht für den Rest.“
Thorwyn wollte irgendetwas sagen, überlegte aber wohl noch, wie er es am besten sagen sollte. So schien es Rod zumindest. So hatte der Paladin wenigstens Zeit zum Weiterreden.
„Jetzt hab ich geredet und geredet und weiß gar nicht mehr, wo wir eigentlich stehen“, sagte Rod. „Wenn es dir nichts ausmacht, erzähl mir doch bitte ein bisschen von deiner Zeit bei den Orks. Ich hab so manchen erlebt, der danach keine zwei sinnvollen Sätze mehr von sich geben konnte und doch sitzt du vor mir, als hätte es dir nichts ausgemacht. In dir steckt wohl mehr als es den Anschein hat.“

[Corg]

Corg hatte sein Opfer in eine kleine Höhle abseits der Stadt geschleift. Ein paar Malereien und kleine Werkzeuge deuteten darauf hin, dass vor nicht alzu langer Zeit Goblins in dieser Grotte gehaust hatten.
Zum Glück hatten die kleinen Biester auch schon vorher den Plan gehabt den ein oder anderen Gefangenen bei sich festzuhalten sodass der Schwarzschopf nichts weiter tun musste als Mirax in einen rostigen Käfig zu schmeißen der die Hälfte des kleinen Höhlengewölbes einnahm. Der Schlüssel funktionierte sogar noch.

Jetzt war es schon der nächste Morgen und der Schläfergläubige wachte mit einem leisen vor sich hin schmatzen auf. Kurz blickte er ratlos im Raum umher als wüsste er nicht wo er war, doch dann kam ihm alles wieder in den Sinn. "Bist du mitlerweile wieder bei Sinnen?", fragte Corg abfällig den in einer Ecke sitzenden Ungläubigen.

Keine Regung.

"Hey du verdammter Mistkerl!", rief der Schwarzschopf und warf dem Gefangenen einen Stein gegen das an sich herangezogene Bein. Mit dem Schmerz öffneten sich die Augen des Fremden.

[Mirax]

Mirax wachte von einem stechenden Schmerz am Schienbein. Der war aber eigentlich nebensächlich, denn ihm tat so ziemlich alles weh. Er öffnete die Augen und da war dieser Sadist, der ihn gestern noch durchgeprügelt hatte.
"Was willst du eigentlich von mir? Wo sind wir hier? Was habe ich dir denn angetan?", das fiel ihm grad so ein aber sein Peiniger würde ihn wahrscheinlich nur auslachen. Mirax schloss schonmal mit seinem Leben ab, dachte nochmal an Septana und wartete die Antwort ab.

[Corg]

"Was ich von dir will?", lachte Corg spöttisch:"Du hast gestern schlecht über den Herrn und Meister geredet... ich will wissen was du über ihn weißt."
Der Gläubige nahm sich ein weiteren Stein vom Boden warf ihn in seiner Hand auf und ab. "Kennst du die Lehren des Schläfers?"
Der Schwarzschopf legte den Stein beiseite und kam näher an die Gitterstäbe heran:"Ich will dich nicht verletzen, ich will dir nur helfen auf deinem Weg der Erleuchtung. Du hast die Lehren des Schläfers in dir und du musst sie mit der Welt hier teilen...."
Gedankenversunken blickte der Novize durch die Stäbe als wär er auf der Seite des Gefangenen und fuhr langsam mit seinen Fingerspitzen über die Gitterstäbe. "Ich weiß nichts über mich oder meinen Glauben, die Tättowierungen auf meinem Körper sagen mir nichts.... ", murmelte Corg bevor sich seine Mimik wieder versteinerte und er mit einem kühlen Blick forderte:"Ich brauchte Antworten."

[Mirax]

Hilfe ein Irrer, dachte Mirax. Er wurde aus seinem Gefasel nicht schlau. Was hatte er damit zu tun. Er würde jetzt so gerne einfach Aufwachen und dies als schlechten Traum vergessen. Aber es war echt. Was sollte er tun. Erst einmal herausfinden was der Kerl genau von ihm wollte. Er hatte ja nichts mehr zu verlieren. "Warum willst du deine Antworten von mir. Soweit ich weiß wurde der Schläfer besiegt und verbannt. Deshalb fiehl die Barriere. Dein Glaube ist falsch. Selbst als er noch in unserer Welt war war der Schläfer ein Erzdämon. Er war nichts gutes. Eine Kreatur Beliars."
Mirax hatte wenig Hoffnung, dass die Wahrheit diesen Spinner irgendwie beeinflussen würde, aber immerhin sollte er sie mal gehört haben. Scheiße, er wollte hier raus. Er war viel zu jung zum Sterben und außerdem wäre Septana sicher kreuzunglücklich, wenn sie erfahren würde, dass ihr Mirax von einem Irren zu Tode gefoltert worden ist. Nein er musste hier raus, schon ihr zu liebe.
Hoffentlich verließ der Mann auch mal diese Höhle. Der Käfig schien nicht sonderlich solide zu sein und eventuell hatte er eine Chance zu entkommen...

[Corg]

"Den Schläfer verbannt?? Wie soll man eine Gottheit verbannen!?" fluchte der Novize und verfiel langsam aber sicher in einen Wutausbruch. Er schnappte sich eine auf dem Boden liegende Eisenstange und schlug damit wütend auf die Gitterstäbe ein. Immer heftiger und heftiger.
"Wenn du dir deine Worte nicht überlegst mach ich dich fertig du Dreckshaufen!" schrie Corg durch das Gewölbe.
Die Eisenstäbe des Gitters waren demoliert, aber immer noch weitesgehend Ausbruchsicher.
"Was hat der Schläfer uns geprädigt?"
"Gibt es noch Bücher mit seinen Lehren?"
"Wird er wieder auf Erden wandeln um uns von der Last der falschen Götter zu trennen?"
Corg hatte sich wieder beruhigt und durchlöcherte den Fremden mit Fragen. Sein Name, seine Herkunft, seine Zukunft, alles war ihm egal, wer wollte nur Antworten aus diesem Fleischgefäß pressen, und dafür würde er ans äußerste gehen.
"Beantworte nur meine Fragen und spotte nicht über den einen Gott", fügte Corg noch hinzu und wartete auf eine Antwort die ihn nicht wieder zur Eisenstange greifen lies.

[Mirax]

"Naja, er hat den Gurus Visionen gezeigt, dass er den Weg in die Freiheit offenbaren würde und er hat den Anstoß zur großen Anrufung gegeben.", improvisierte Mirax aus seinem Bescheidenen wissen, denn er hatte sich nie für den Schläfer interessiert.
"Ich glaube nicht, dass es ein Buch mit seinen Lehren gibt. Es gibt vielleicht noch den Almanach, der für die Anrufung verwendet wurde. Du kannst ihn ja suchen gehen, aber müsstest dich dann beeilen, den ihn suchen sicher viele Magier.", sagte Mirax listig. Hoffentlich rennt der sofort los.
"Nun er wurde verbannt. Ob er zurückkehren kann weiß ic nicht, aber eventuell kannst du es mit dem Almanach ja machen. Dann wärst du der Mächtigste, der höchste seiner Diener." Mirax appellierte nun an seine Dummheit und seinen Größenwahn...

[Tat'ank'Ka]

"Davon halte ich nichts.", brummte Tat'ank'Ka.
"Ahurak sagte, dass er dafür auch bestraft wurde, dass er Waffen tragen wollte. Wenn wir dort auftauchen, werden die Morras es direkt als Krieg verstehen und angreifen. Ein Einzelner ohne Waffen wäre womöglich ein Gedanke, aber es schaut keiner von uns aus wie ein Südlandeorak! Oder sollen wir auf die Arroganz der Morras vertrauen?", warf Tat'ank'Ka in die Runde und blickte dann zu Ahurak. Irgendwas passte da noch nicht ganz.

"Ich möchte darauf nicht vertrauen. Viel mehr aber, dass auch dort die Morras mal die Burg verlassen. Lasst uns diese schmale Passage hier nutzen. Irgendwann kommt einer vorbei und den holen wir uns. Es reicht die Aussage eines Morras aus der Burg. So eine Bestrafung eines Oraks sorgt immer für aufsehen, da bin ich mir sicher. Dann wissen wir mehr und wenn nicht, halten wir den Morra gefangen und warten bis ihn seine Brüder in der Burg suchen. Wenn sich einer von uns allerdings traut in die Höhle des Khaz zu gehen, dann soll er. Ich mache es nicht, denn so wie der da schaue ich sicher nicht aus und ich glaube auch nicht, dass andere seines Stammes wie echte Krieger aussehen.", sprach der Schwarzork der nicht nur durch sein Wissen Waffenschmied und Berserker war, sondern auch durch sein Äußeres.