[Cécilia]

Wand, Wand, sie wollte weg, weg! Blöde Wand, versperrte ihr den Weg! Der kreischende Jäger hatte sie nicht angefallen, sodass sie aufgehört hatte, zu schreien. Trotzdem, sie musste von hier raus, hier raus, raus! Und dann, ja ... dann war noch etwas gekommen. Oder mehrere. Sie hatte sich in eine Ecke, unter ein Holzgestell zurückgezogen und gelauert, abgewartet. Da war etwas gewesen, was ihr gar nicht behagt hatte, etwas, was Macht ausstrahlte, Stärke, gepaart mit dem Selbstbewusstsein eines überlegenen Jägers. Überall Jäger! Es lief alles chaotisch, sie hatte Schwierigkeiten, alles zu verfolgen.
Zurückgezogen versuchte sie, Zusammenhänge herzustellen, aber das schien nicht glücken zu wollen. Je mehr diese Gestalten herumwuselten, desto mehr zog sie sich unter den Tisch zurück. Dann kam eine der Gestalten besonders nah an den Tisch, reflexartig fauchte sie und krabbelte unter dem Tisch an der Wand entlang, bis sie endlich, endlich! freien Blick zum Ausgang hatte. Da war das Licht, sie sah es schon! Misstrauisch schaute sie sich um, dann sprintete sie los, an der kleinen Sonne vorbei, deren Licht sie für Tageslicht gehalten hatte, gegen eine Wand. Beim Aufprall kreischte sie, hatte nicht gesehen, dass dort wieder Wall war, wieder Mauer, wieder Gefängnis, Gefängnis! Sie musste hier RAUS!
Ihr Schrei hatte die Größere auf sie aufmerksam gemacht, die Beute wurde fallen gelassen, als diese sie anknurrte. Sie fauchte, aber die Größere wollte nicht hören, als sie auf sie zukam, mit Augen, die vor Mordlust zu glitzern schienen. Nun hockte sie hier an der Wand, sie war sprungbereit, aber aufgekratzt, sie hatte keine Chance! Sprinten, das konnte sie, aber ihr war kein Platz, keine Möglichkeit, kein Ausweg. Verzweifelt kratzte sie an der Wand, aber es brachte nichts, keine Freiheit. Die Größere kam näher, und sie sprang, musste wegkommen. Nun, auf allen Vieren und in etwas Entfernung, fauchte sie die Größere an.

[Ornlu]

"Blödes Weibsvolk! Streitet sich noch...", murrte Ornlu als dieses Theater losging. Auf der einen Seite Suz, auf der anderen Cécilia. Belauern taten sie sich, herum springen taten sie und dann versuchte die eine die andere zu fassen. Würden sie sich sehen, würden sie sich schämen. Das blöde dann war noch für Ornlu als Beobachter, dass sie sich eher weniger die Kleider vom Leib rissen.
"Suuuuuz!", rief er, doch sie hörte nicht. Lieber jagte sie Cécilia hinterher, bis die eine ins Wasser sprang und dann auf einen Fels und die andere scheinbar es mit der Angst vor Wasser zu tun bekam. Doch das herum fauchen und gestenreiche bedrohen endete nicht wirklich.
Ornlu packte seinen Druidenstab und erhob sich. Vielleicht brauchten die Damen einfach mal eine Pause.

"Miez...mieez...mieeez...mieeez...", ließ der Druide erklingen und würde keine Anstalten machen beiden eine über den Kopf zu ziehen. Doch bevor diese Maßnahme erfolgen musste, war etwas Zeit um zu entspannen.

Sumpfkraut - alles was er besaß - warf er auf den Boden und entzündete an einem Ende. Das kleine Büschel entfachte dann mehr und mehr grünlichen Qualm, je mehr der Druide es am Boden umher wedelte und bewegte sich wie ein Nebel am Boden entlang. Nicht genug, um alles einzuqualmen, aber genug für seine Intentionen.

"Na kommt schon Mädels! Suz ich hab all deine Töpfe auf den Weg nach Beria verschlampt. Komm und hau mich doch! Céci! Wenn du nicht her kommst, erzähle ich herum dass wir es heiß und wild getrieben haben - und du weißt wem die Menschen mehr glauben. Na kommt meine Kätzchen...", lockte der Hetzer und hielt den Druidenstab bereit. Er war immer noch der Stabkampguru Myrtanas und sicherlich auch der Argaans.

[Cécilia]

Rauch, er war überall, er irritierte sie, verwirrte sie, blockierte ihre Nase. Sie musste husten und niesen, konnte ihre Gegnerin nicht mehr sehen. Das Zeug stank! Ihre Augen tränten, so beißend war der grünliche Nebel. Misstrauisch hielt sie noch immer nach der Größeren Ausschau, aber sie konnte den Nebel nicht durchdringen. Der Kampf war vorzeitig abgebrochen. Aber irgendwas hatte diesen Nebel doch verursacht! War da nicht eine Stimme? Tief erklang sie, hörte sich in ihren Ohren wie ein Singsang an. Sie fauchte in die Richtung, aus der sie den Singsang hörte, aber er hörte nicht auf, hielt sich hartnäckig. Bah, er sollte nicht das Gefängnis verpesten, er sollte den Weg freimachen!
Sie hielt inne im Fauchen, und ihr Kopf brach die Melodie in Stücke. Stücke, die ihr Kopf Worte nannte. Allmählich erschloss sich ihr die Bedeutung.
"... Beria verschlampt. Komm und hau mich doch! Céci! Wenn du nicht her kommst, erzähle ich herum dass wir es heiß und wild getrieben haben - und du weißt wem die Menschen mehr glauben. Na kommt meine Kätzchen..."
Beria? Céci? Menschen? Kätzchen? Sie stand da und rätselte. Grob erkannte sie die Bedeutung, aber einzelne Worte wollten sich ihr nicht entschlüsseln. Vielleicht sollte sie gehorchen, dann würde die Gestalt ihr ganz bestimmt hier heraushelfen, oh ja! Nun, mit einer neuen Motivation und da die Größere anscheinend von ihr abgelassen hatte, untersuchte sie den Grund, auf dem sie stand. Da war etwas Abschüssiges, und sie tastete nach dem Boden dort, fasste in etwas Kühles, Unfassbares, Unangenehmes. Brrr! Nein, sie würde drüberspringen, so wie sie hier raufgesprungen war. Sie setzte zum Sprung an, rutschte aus, stellte entsetzt fest, dass sie keine Krallen besaß - PLATSCH! Das kühle, unangenehme, nicht in die Hand nehmbare Zeug war überall an ihr! Sie schüttelte den Kopf, um das Zeug aus dem Fell zu bekommen, dann suchte sie das Ende des Zeugs, verließ das Bassin und begann, sich die Vorderbeine trockenzulecken. Ihre Intention, warum sie zurückgekommen war, hatte sie völlig vergessen.

[Suzuran]

Töpfe?! Wer hatte sie, weg waren sie...verschwunden und mit der Zeit immer weniger geworden. Was man damit machte wusste Suzuran in diesem Moment nicht mehr, jedoch exisitierte ihre Erinnerung daran und war nur ein wenig von falschen Mächten überlagert...sie wusste, dass ihr diese Töpfe fehlten und er hatte sie?! Er...der mit der tiefen Stimme sprach, in ihrem Kopf wohnte und sie an Töpfe erinnert...er deren Stimme sie an andere Dinge erinnerte, Dinge die mehr zum Schnurren als zum Fauchen brachten.
Suz ließ ihre tastenden Arme sinken, für einen kurzen Moment hatte sie das andere kleine Wesen mit den buschigen, weichen Spitzohren vergessen, das wie ein Rivale in ihr Reich gedrungen war und dort ihr Maul zu weit aufgerissen hatte. Für einen Moment ließ sie sich von seiner Stimme tragen, sah sich plötzlich klarer, erkannte in weißem Schein die Umgebung mehr und mehr, folgte dem grünen Weg wo stille war. Dort wo niemand mehr auf sie einredete, wo sich ihr niemand in den Weg stellte...hier war es wirklich friedlich, sie fühlte sich mit einem Male wohl, je länger sie den Bäumen folgte. Der Wald roch dort so intensiv wie im Frühling...eine farbenpracht voll Blumen mit tanzenden Körpern und singenden Köpfen je näher sie kam, desto mehr lachten sie. Die Sonne wärmte ihr Herz und sie wusste dort genau hier, würde sie ihre Töpfe wiederfinden, sie wusste hier war sie sicher vor dem Grauen, das ihren Körper ihren Geist beschwerte. Ihre Ohren würden heilen, würden nie wieder jene Schreie aus fernen Orten hören...
ihr Herz war hier frei, würde nie wieder solch Schmerzen erleiden und Verluste erleben müssen...
Mehr und mehr war sie näher getreten, direkt in die Ausdunstungen des Krautes, ehe sie stehen blieb, die Augen geschlossen...ein wenig lächelnd und wartend.

[Ornlu]

Wie kleine Kinder die dachten sie wären wirklich Tiere. Es war schwer zu beschreiben, was beide Frauen da so machten. Was für ein starker Zauber es doch gewesen sein musste? Die Frage war, was geschah, wenn der noch länger wirkte und wie es zu Anfang war? Und schütze der Bund mit der Natur vor so schlimmen Auswirkungen, wie bei den Magiern? Fragen über Fragen, die keine Antwort jetzt benötigten.
Jetzt sprachen die Waffen oder mehr Ornlus Waffe. Zu leichtgläubig kamen sie her. Suz blickte wie zugekifft und Céci machte Anstalten an Suz' Hintern zu schnüffeln, nachdem sie an Samarus geschnüffelt hatte.
"Ihr braucht Hilfe...", dachte er sich, als er begann den Druidenstab in seinen Händen rotieren zu lassen und ein paar Schritt zurück machte. Suz folgte, bevor es zu spät war. Ornlu machte einen Satz nach vorne und schlug ihr gekonnt gegen die Schläfe, bevor ein leichter Tritt sie zur Seite bewegte. Es tat Ornlu irgendwo leid, doch es war besser.
Der Druide holte erneut aus. Céci sprang auf, während Ornlu ihr hinterher eilte, den Stab rotieren ließ und sie von den Beinen holte, als sie vor dem Wasser hielt. Kaum richtete sie sich mit dem Oberkörper auf, gab es auch bei ihr einen dumpfen Schlag gegen die Schläfe.

Pfeifend zog er dann beide Damen zum glimmenden Sumpfkrautbüschel und setzte sie dem Rauch aus. Dann holte er ein Seil für die Jagd hervor und fesselte beide aneinander.

"So wie sie da ruhen, glaubt man gar nicht, was die gerade abzogen... - Heilerin. Sie werden etwas Kopfschmerzen haben, aber sich zumindest fürs Erste nicht die Augen auskratzen.", meinte der Druide und hockte sich zu Corax.

"Wir sollten vielleicht suchen. Oder wir hoffen die Heilerin findet einen Weg. Ich sage gleich Jarvo bescheid. Ein paar Wächter die keinen aus dem Baum lassen oder rein lassen. Das ist nötig.", meinte Ornlu und besah sich die Wassermagierin.
"Hmm, nicht Jail...ein Glück."

[Lina Suavis]

Ob Sumpfkraut so gut für sie ist?, fragte sich die Heilerin und murmelte, zu dem Jadewolf blitzend, „Ich hab‘ auch einen Namen…“. Während dessen benebelte der sanfte Qualm ihren Kopfschmerz ein wenig. Immerhin hatte er das katzenhafte Gebaren der beiden Frauen beenden können. Sie hätten sich womöglich noch gegen Lina verbündet, wär nicht hilfreich gewesen.
Nun ließ sie sich gemütlich hinter Cecilia nieder, krempelte die Ärmel nach oben und sammelte sich. Diesmal wollte sie schneller zum Ziel ihrer Nachforschungen gelangen. Fest konzentrierte sie ihre Gedanken auf das Zentrum der Ängste im menschlichen Geist. Bei jedem Menschen gab es das und musste ähnlich zu finden sein. Lina wusste nicht, ob es bei jedem eine Truhe sein würde. Vielleicht sah sie bei Frauen einfach hübscher aus.
Sie legte die Hände an den Kopf ihrer Patientin.
Magie floss.
Leichter als zuvor konnte sie den Schild des Geistes überwinden. Weil Cecilia sie kannte, glaubte die einstige Priesterin und erhoffte sich dadurch, mehr herausfinden zu können.
Im ersten Moment teilte sie nur den punktuellen Schmerz in den Schläfen, dann flog sie suchend durch den Geist der jungen Frau.

[Wertan]

"So, hier dürften sich unsere Wege trennen. Mit meinem Karren komme ich dort nicht entlang. Ich nehme einen Nebenpfad hier der nicht voller Schlamm und Sumpf ist",sagte der Händler.
"Alles klar. Ich danke Euch vielmals für die Mitfahrgelegenheit. Sicher kann ich mich irgendwann revanchieren, lasst es mich nur wissen. Möge Euer Weg offen sein", antwortete Wertan und sprang vom Karren.
Ein ziemlich tropisches Klima befand sich hier im Sumpfgebiet. Was er natürlich sofort bemerkte war der riesige Baum. Einen solchen kolossalen Baum hatte er noch nie gesehen. Interessant war dieser, gewiss, aber erstmal wollte er seinen Auftrag beenden und eine Unterkunft finden.
Also ging er den Weg entlang, fragte jemanden nach der nächsten Taverne und wurde auf direktem Wege zur Sumpflilie geschickt.
Diese betrat er auch sofort und wurde von einer Wolke empfangen die eigenartig roch. Das dürfte Sumpfkraut sein, das kannte er bereits.
Die Luft hier war ziemlich stickig, der Nebel des Sumpfkrautes trug seinen Teil dazu bei. Wie das tavernentypische schallender Gelächter der Gäste, waren auch wieder Würfel zu hören, welche über die Tische rollten und den einen oder anderen Gast um ein wenig Gold reicher machten.
Wertan drängelte sich auf den Tresen zu und sprach die Wirtin hier an.
"Ein Paket aus der gespaltenen Jungfrau wurde mir mitgegeben. Nur vergaß ich zu fragen an wen es geliefert werden soll, wartet einer der Gäste auf ein solches?", fragte Wertan schleunigst.
"Ja, wenn du mir nun den Brief mit dem Siegel zeigst, nehme ich das entgegen. Ansonsten kannst du direkt wieder raus", antwortete die Wirtin mit einem verdächtigenden Blick.
Brief? Siegel? Sie meinte wohl den, den Graan Wertan gab. Was für ein Glück, zumal er komischerweise keine Banditen auf dem Weg traf, die ihn überfallen wollten.
Er kramte den Brief mit dem Siegel aus seiner Tasche und überreichte diesen.
"Nungut, dann kannst du mir das Paket geben. Du solltest einen solchen Brief das nächste mal lesen, dann weißt du auch wohin das ganze gehen soll."
Das Päkchen nahm es aus seinem Beutel und übergab dieses der Wirtin.
"Du willst nun auch sicher entlohnt werden, hm? Wenn du willst kannst du für eine Zeit lang hier bleiben, ich habe immer das eine oder anderen Zimmer frei. Besser als im Sumpf zu schlafen und in der Nacht von irgendeinem Tier gefressen zu werden. Hier, nimm ein Bier und setz dich erstmal hin", sagte die Wirtin noch zu Wertan.
"Besten Dank, das nehme ich doch gerne so an", antwortete dieser.
Nun war er endlich angekommen in Tooshoo. Er hatte keine Ahnung wie die Lebensweise der Menschen hier war, was überhaupt vor sich ging.
An seinem Nachbarstisch saß ein Mann, welcher einigermaßen betrunken war.
Wertan schaute zu ihm und hebte sein Bier an. "Zum Wohl", sagte er.

[Cécilia]

Sie war müde. Schläfrig. Trotzdem spürte sie, wie etwas ihr Revier betrat. Sie streckte sich, räkelte sich, dann tapste sie gemächlich den Ast entlang, sprang auf einen niedrigeren Ast und dann zu Boden. Wer hatte sie da bei ihrem Schläfchen gestört? Es war doch gerade so ruhig geworden?

Sie lenkte ihre Schritte durchs Unterholz. Es war ihr Territorium, sie kannte es am besten und sie wusste, was hineingehörte und was nicht. Und hier war etwas, was nicht hineingehörte, ganz eindeutig nicht. Getrieben von Vorsicht, Neugier und Misstrauen näherte sie sich, stellte die Ohren auf. Den Kopf hielt sie gesenkt, sie blieb in Lauerstellung, sprungbereit, abzuwarten, was dort war. Eng am Boden hockte sie da, beobachtete. Diese Gestalt ... irgendwo erschien ihr diese Gestalt bekannt. Sie legte den Kopf schief. Woher kannte sie diese Gestalt? Sie richtete sich auf und kam auf die Gestalt zu, wollte nun wirklich wissen, wer oder was das war. Es war weder Beute noch ein anderer Jäger, der ihr ihre Beute nehmen wollte.

[Das Waldvolk]

"sSssum Wohl, gleina!", murmelte Viktor in seinen schwarzen Bart und kippte sich das Bier die Kehle hinab bis nichts mehr davon übrig war.
"Mama...Fusel! Ein wenig Fusel...weischtttt du Jungschee in düschem Kaff gibts niet moal Wacholder..", wandte sich der Dickbäuchige dann an seinen Sitznachbarn, während er näher an ihn heranrückte und schließlich ganz nah bei ihm saß.
"Nüscht lang hiar? Nüsch...schlimm, schlimm hier. Grad neulüsch, nit sischa üsst man hia *hicks*, hat miach...hat miach doch wirklüsch jemaand genötigt scheine Snürschenkel zu bieenden...die drehn dursch hier. *hicks* Abbär de Fuusel, Fuusel sach üsch dia hülft. Suusum Wohl, gleina!", betonte der Schwarzhaarige in Richtung seines Gegenübers und trank den, von Mama Hooqua gebrachten Schnaps.
"Leborasch...ischt weg, is dasch nisch sön? *hicks* Hölle, Hölle, Hölle, Hölle, junga Maaan, die waa hia losch...de Baum, die Magiaa schie schiend wesch, haben durchgedreeht, vom Baum geschbrungen oder ersoffen...net besoffen", lachte Viktor und blickte leicht schielend seinen Sitznachbarn an, der sichtlich verwirrt schien.

Suzuran

[Lina Suavis]

„Hallooooo!?“, rief Lina ins Dickicht, ohne mehr als typische Waldgeräusche als Antwort zu bekommen. Natürlich, Cecilias Kopf musste ein Wald sein. Nichts würde sie hier finden, nichts. Sie konnte genauso gut wieder gehen.
Unzufrieden stapfte sie über den fruchtbaren Boden, ringsum gesäumt von Bäumen, die sie um ein Vielfaches überragten. Lina erwog bereits, ihre Magie einfach wieder zu entziehen, doch---
Nein, kein Geräusch. Lediglich der Anflug von Magie.
„Cecilia?“, fragte sie zögerlich, sah sich hektisch um. Als was würde sie hier auftreten und was mochte sonst in ihrem Geist spuken? Nicht, dass Lina aus dem Nichts von einem riesigen Bären angegriffen wurde. Oder einem Löwen! Verschreckt erinnerte sie sich an das katzenhafte Auftreten der jungen Frau.
Eine mittelgroße, wilde Katze versperrte ihr den Weg.
Lina stoppte.
„Bist du es?“
Lina zögerte, wich ein wenig zurück. Jeder war seines eigenen Geistes Herr, Lina nur ein Eindringling, den es im Notfall zu beseitigen galt. Wieso hatte ihr niemand erklärt, was passieren konnte…

[Cécilia]

Die Gestalt hatte wieder solche Laute von sich gegeben, wie sie sie schon zuvor gehört hatte. Eine Melodie, in Stücken, ein Satz in Worten. Cecilia. Das Wort kam ihr besonders bekannt vor. Die Bedeutung kannte sie nicht, aber sie wusste, dass sie es kannte, äußerst gut sogar. Als die Gestalt dieses Wort gesagt hatte, hatte sie den Kopf gehoben. Irgendwas sagte ihr, dass es etwas Besonderes bedeutete, dass diese Gestalt das Wort kannte. Sie näherte sich der Gestalt wieder, hielt jedoch irritiert inne, dass die Gestalt nicht wollte, dass sie näher kam.
Erinnerungen kamen hoch an diese Stimme, keine unbekannte. Sie erinnerte sich, dass sie diese Stimme schon einmal gehört hatte, im freundlichen Umgang, nicht im bösen. Das war gut, das hieß, dass es kein Feind zu sein schien. Möglicherweise ein Konkurrent, aber irgendwie glaubte sie das nicht.
Sie schnupperte. Die Gerüche des Waldes erfüllten ihre Nase, aber noch ein anderer Geruch, der ihr vertraut war und der keine bösen Erinnerungen weckte. Sie kam nun näher an diese Gestalt, schaute sie an, dann schnurrte sie. Die Gestalt war in ihrem Territorium willkommen.

[Lina Suavis]

Ein Schrecken fiel von ihr, als sie das Verhalten der Katze als freundlich erkannte. Lina hatte in ihrem Leben noch nicht viel mit Katzen zu tun gehabt, besonders keinen, die als Realisierung einer Person fungierten. Doch sie wusste, Schnurren ist gut. So ging sie in die Hocke – diese Katze wirkte ausgesprochen groß – und streichelte ihr Fell am Nacken.
Aber was nun?
Verträumt spürte Lina das Schnurren auf ihre Hand einwirken. Es fühlte sich sehr beruhigend an. Doch ihr Blick ging in die von Cecilias Kopf erschaffene Ferne. Zu was der menschliche Geist doch fähig war, staunte sie einen Moment lang. Dann jedoch begann sie, zu überlegen. Wie konnte sie Cecilias normalen Geist finden und zurückholen. Eine Katze konnte eigentlich nicht richtig sein. Fragend verzog sie den Mund und sah in die Augen der Katze herab.
Sie atmete aus.
„Kannst du mich verstehen?“, fragte sie und sich selbst daraufhin seufzend, wie sie das von einer Katze signalisiert bekommen wollte.

[Wertan]

Sein Tischnachbar war nicht nur einigermaßen betrunken, er war völlig betrunken. Die Einsicht war die erste die Wertan hier machte.
Er fragte sich, ob dieser Mann einfach wirres Zeug sprach oder ob dahinter doch ein Funken Wahrheit steckte. Das einzige was Wertan verstanden hatte war 'Leboras' und Magier die von diesem Baum sprangen. Aber welchen Sinn sollte das haben? Er wurde einigermaßen neugierig und wollte wissen, was in der letzten Zeit hier so passiert war. Aber ihm war klar, von seinem Sitznachbarn hätte er diese Information nicht kriegen können.
Er trank sein Bier zuende und stand auf, klopfte seinem Tischnachbarn auf die Schulter und rief zu Wirtin: "Ein Bier für den guten Herren hier bitte."
Wertan ging an den Tresen und schaute die Wirtin an, "Ein Zimmer wäre nun ziemlich gut. Ich will mich ein wenig entspannen, der Weg war lang."
"Entspannen willst du dich? Nimm das Zimmer am Ende des Ganges hier. Und zum Entspannen gehört mehr als ein Zimmer, nimm das hier. Da sollte eine Kerze brennen, mach es dir gemütlich. Aber all zu lang kannst du nicht auf Hauskosten bleiben", sagte die Wirtin und wandte sich von ihm ab.
Er schaute an was sie ihm gab und begutachtete das Teil und auch dieses war ihm bekannt. Er hatte Sumpfkraut es zwar noch nie selbst geraucht, aber immerhin war immer irgendwann das erste Mal.
Er ging direkt zu dem Zimmer von dem die Wirtin sprach und sah die anderen Leute in diesem. Er grüßte diese kurz und setzte sich dann auf ein eher ungemütliches Bett, was aber seinen Zweck erfüllte. Tatsächlich brannten dort einige Kerzen und so nahm er das dünnere Stengelende zwischen die Lippen, hielt die andere Seite in das Feuer der Kerze und zog kräftig.
Er hustete stark, schließlich war er etwas solches nicht gewohnt, aber trotz allem rauchte er Zug für Zug den Stengel zuende.
Sofort fiel er mit seinem schwer gewordenen Körper auf das Bett und ließ das Sumpfkraut wirken.

[Cécilia]

Die Pfoten der Gestalt, feingliedrig und lang waren sie, glitten durch ihr Fell. Genießerisch schloss sie die Augen, schnurrte weiter. Ja, das machte den verpassten Schlaf fast wett, auch wenn sie das Sonnenbad normalerweise vorgezogen hätte. Die Gestalt war eigentlich größer als sie, nun hatte sie sich gebückt, so schien es ihr, um ihr Fell zu berühren.
Schließlich hielt die Gestalt inne, die Pfote verharrte im Nackenfell. Es stieß einen seltsamen Laut aus und sprach wieder. Eine Frage, erkannte sie, und entdeckte auch, dass sie antworten sollte. Zum Nachdenken legte sie sich auf den Bogen, stützte den Kopf auf die Vorderpfoten, während sie versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, was die Fremde wollte. Langsam, als wäre ihr Gedächtnis ein Bach, der von Zweigen und Ästen gedämmt wurde, durch die nur wenige Rinnsale Wasser fließen konnten, so kamen ihr die Worte ins Gedächtnis.
Sie erhob sich wieder, stubste mit der Schnauze die Pfote des Wesens an, dann rieb sie den Kopf am Hinterlauf der Gestalt. Sie verstand, wollte sie symbolisieren. Sie konnte die Worte enträtseln.

[Lina Suavis]

Mh… nettes Tier, dachte Lina. Ihr kamen Zweifel an ihrem Handeln. So waren Katzen wohl, stupsten, kuschelten liebenswürdig. Wenigstens war sich Lina nun sicher, gemocht zu werden. Aber das brachte sie auch nicht weiter.
Ungünstig ließ sie sich nieder und beugte den Kopf etwas hinab. Vielleicht sprach sie ja ganz leise – nein. Wieder nichts. Aber…
Nun wanderte die Hand der Magierin etwas weiter am Kopf der Katze hinauf, genau zwischen ihre spitzen, felligen Ohren. Das Fell schien hier noch weicher zu sein als im Nacken. Vielleicht sollte sie sich eine Katze holen. Doch wie machte man sowas? – Sicher würde Cecilia etwas dazu sagen können, wenn sie wieder normal war.
Wieder hieß es Konzentration. Diesmal schloss Lina die Augen, während ihre Hand unterbewusst weiter den Kopf der Katze streichelte. Sie fühlte sich beobachtet. Nur ein kleines Bisschen mehr Magie sollte ihre Fingerspitzen verlassen, um mit dem Tier zu verbinden. Eine geistige Geistesverbindung – wie viel mochte dabei schief gehen können?
Sie spürte ihren schneller werdenden Herzschlag sogar hier, fernab ihres Körpers. Er schob das Blut durch ihren Körper und mit ihm die Magie. Schnell bewegten sich ihre Nasenflügel von dem schwierigen Atem.
Kannst du mich jetzt hören?, dachte sie bloß und hoffte, dass der Gedanke ankam. Ich suche Cecilia, dachte sie weiter, um nicht zu viel Energie mit Plaudereien zu verschwenden.
Bitte Antworte.

[Cécilia]

Die Gestalt benahm sich seltsam. Hatte sie vielleicht noch nicht mit einer wie ihr zu tun gehabt? Aber woher kannte sie die Gestalt dann? Ihre Erinnerungen, die Gefühle, der Geruch, das alles sagte ihr sie kannte die Gestalt, aber warum tat die Gestalt dann, als habe sie sie noch nie gesehen? Sie nahm sogar den Kopf herunter, brachte ihr Ohr an ihre Schnauze! Ein wenig verwundert war sie, und sie strich mit dem Kopf an den des Wesens, damit andere Tiere in diesem Revier wussten, dass diese Gestalt unter ihrem Schutz stand.
Die Gestalt hatte die Augen geschlossen, und nun hörte sie die Worte in ihrem Kopf. Sie war irritiert. Die Gestalt bewegte die Schnauze dabei nicht, wie sonst, woher kamen die Worte? Sie stand auf, schaute sich um. Woher kam das?
Dann, allmählich, beruhigte sie sich wieder, legte das gesträubte Fell wieder an. Vielleicht fand sie es heraus, wenn sie lauschte. Und wieder kam es vor, das besondere Wort. Cecilia. Was bedeutete das? Sie vergaß vor lauter Verwirrung und Verwunderung gar, zu schnurren, blickte die Gestalt nur an. Ja, sie hörte, aber wie antworten? Leise maunzte sie. Ich höre dich.

[Lina Suavis]

Jetzt nur nicht übermütig werden.
Still und ruhig saß Lina da, regungslos, um nicht den Kontakt zu verlieren. Sie hatte nicht mehr als ihn. Und Lina spürte, wie sie schwächer wurde, wie dieser Aufenthalt von ihr zehrte.
Gut, dachte sie. Sanft bildeten ihre geistigen Lippen ein schwaches Lächeln. Sie kraulte die Katze für einen Moment intensiver.
Bist nicht du Cecilia?
Nur dies konnte es bedeuten, dass nicht geantwortet wurde.
Wir müssen sie finden, es geht ihr schlecht.
Überlegend musterte sie die geistige Struktur der Katze, soweit sie konnte. Etwas…
Sie ist wie ich!
Das war der rettende Gedanke.
Hast du irgendwo eine wie mich gesehen?

[Cécilia]

Wieder und wieder, so lange sie diese Gestalt hier schon kannte, tauchte das besondere Wort mit der großen Bedeutung auf. Cecilia. Auch die Gestalt maß dem Wort besondere Bedeutung bei, aber welche?Die Gestalt wollte es nicht sagen, nein, sie war mit einem Vorhaben hier in ihr Revier gekommen. Sie stellte Fragen, fragte immer wieder nach Cecilia. Nun, so im Kopf, erfasste sie die Worte schneller, es dauerte nicht mehr ganz so lange. Es ging ihr schlecht, es war eine wie die Gestalt ... Mussten sie finden ... und immer wieder, seit die Gestalt hier war, das Wort.
Was bedeutet es? Was bedeutet Cecilia?
Was sollte heißen, möglicherweise war sie Cecilia? War das irgendein Titel? Nein, bestimmt nicht. Es gab Wesen, die in Gruppen unterwegs waren, die gaben den Höheren der Gruppen Titel. Sie dagegen war eine Einzelgängerin, sie hatte keinen Titel, hatte nie eine Gruppe gehabt.
Eine wie dich habe ich noch nie gesehen ...

[Lina Suavis]

Das ist schlecht
Mittlerweile atmete Lina mit offenem Mund. Ihrem Körper konnte es nicht anders gehen. Die Erschöpfung griff um sich. Ihre Magie wurde schwächer.
Dann … bist du … Cecilia
Linas Worte verloren an Stimme, leiser waren sie geworden, kraftlos und bitter. Wie sollte sie ihr so helfen? Etwas musste Lina noch herausfinden, aber…
Was…, formulierte ihr Kopf mit aller Anstrengung.
Was macht dir…
Selbst ihr Geist schien atmen zu wollen, wieder und wieder unterbrach er ihre Worte. Lina spürte, wie ihre Gestalt schwächer wurde, durchsichtig.
Angst!, prustete sie.
hier?
Bald würde sie hier verschwinden. Linas Atem war nun deutlich zu hören, ihre Schwäche zu fühlen, auch der Katze musste das auffallen. Tränen flossen aus ihren die Augen, ihre roten Wangen hinab und fielen zu Boden.
Nur noch ein bisschen!
Sie zwang sich. Bald war sie leer. Gleich…. Jetzt… ?

[Cécilia]

Der Gestalt ging es schlecht ... Sie schüttelte die liebkosende Hand ab, umrundete die Gestalt und schlüpfte unter ihren seltsam herabhängenden Vorderlauf, um das Wesen zu stützen. Es wurde so merkwürdig, so halb-da und halb-nichtda. Wasser rann aus ihren Augen, über das Nichtfell. Sie rieb ihren Kopf am Arm der leidenden Gestalt, versuchend, zu helfen. Sie musste diese Worte erkennen, schnell! Um sich konzentrieren zu können, schloss sie die Augen, hoffte auf ihren Sinn.
Angst, hatte die Gestalt erwähnt, hervorgestoßen, als habe sie an diesem Wort gewürgt. Was machte ihr Angst? Hier? Was machte ihr an diesem Ort Angst? Welchen Ort hier meinte sie? Oder meinte sie den anderen Ort, außerhalb dieses Waldes?
Meinst du diesen Wald? Er macht mir keine Angst.
Dann jedoch dachte sie an den anderen Ort zurück. Er war ... schlimm gewesen. Anders. Sie hatte das Holz um sie gespürt, es hatte sie getröstet, aber sie kletterte viel lieber auf als in Bäumen, und bah! kein Wasser mehr!
Da war ein anderer Ort. Er war in ... in der Natur, aber nicht in diesem Wald. Es waren überall Wände, und man kam nicht heraus. Es war so eng da draußen! Und dann waren da die Größere und der Mächtige und der Leckere ... aber die Größere und der Mächtige wollten mich vertreiben, und da war kein Ausweg!