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    Post [Story]Der Kampf des Thorus

    [Bild: Odyssee_des_Thorus.PNG]
    Die Fortsetzung von
    Die Odyssee des Thorus


    Zitat Zitat von Was bisher geschah
    Nach seinem Scheitern in Myrtana floh Thorus mit einer Horde ihm treu ergebener Orks mit der Esmeralda aus Trelis. Von dort aus segelte er in Richtung Lago, wo er den Orkkrieger Grubuz aufsammelte und Lester vor König Rhobar III. warnt. Er versucht in Bakaresch Verbündete zu finden und macht sich Sigmor, den neuen Herrscher der Stadt zum Feind. Nur knapp entgeht er durch Grubuz Opfer einem Attentat und kann aus der Stadt fliehen.
    Die Orks versuchten nun mit Gonzales in Mora Sul zu verhandeln, dabei traf Thorus auf Diego und Lares als unerwartete Verbündete. Jedoch lässt er sich in einer unüberlegten Aktion von Osch gefangen nehmen und wird Zeuge eines Bündnisses zwischen Mora Sul und Myrtana gegen Sigmor und Nafalem. Der neue Gouverneur von Rhobar hintergeht jedoch Gonzales und ermordet ihn, durch einen vergifteten Trank, welchen Thorus Osch unterschieben konnte und die Überraschung seiner Wächter konnte jedoch der Orksöldner aus dem Palast fliehen.
    Später trifft er sich mit Vatras in den Ruinen von Al Shedim, jedoch verweigern ihm auch die Nomaden und Wassermagier Unterstützung. Desweiteren hört er von dem Magier eine mysteriöse Prophezeihung, die besagt, dass entweder er oder Rhobar die Welt ins Verderben stürzen wird, sollte einer von ihnen den Krieg gewinnen. Die Orks ziehen sich zurück, jedoch muss Garan bei einem Überfall der Paladine sein Leben lassen.
    Nachdem er Uruk aufsammelte, beschloss Thorus nach Khorinis zu fliehen um dort eine Armee gegen Rhobar aufzustellen, wurde jedoch von dem rachsüchtigen Sigmor und den letzten Assassinen verfolgt. Es kommt zu einer gewaltigen Seeschlacht in der Sigmor von Thorus getötet wird.
    Als die Esmeralda Wochen später den Hafen von Khorinis erreichte, stolperte Thorus mit seinen Leuten in eine gewaltige Verschwörung, deren Drahtzieher die Orks Trag'uk und Var-Marrog sind. Thorus musste sich mit Lord Andre ins Minental begeben um Ur-Shak zu zeigen, dass er in friedlicher Absicht kam und fähig war ein Ulu-Mulu zu fertigen, diese Prüfung nutzten die beiden Verschwörer aus um den verhassten Thorus zu jagen, seine Orks einsperren zu lassen und zum Tode zu verurteilen sollte seine Unschuld, was den Mord an einem von Trag'uks Vertrauten betraf nicht bewiesen werden und um Ur-Shak endgültig zu beseitigen, damit sie den Oberbefehl über die khorinischen Stämme übertragen bekamen. Unerwartete Hilfe bekamen Thorus und Andre von einem Suchenden, während Var-Marrog alles daran setzte Thorus endgültig zur Strecke zu bringen, da er seine Pläne in Gefahr sah. Es sollte sich jedoch herausstellen, dass der Suchende weit mehr war als ein Sektenspinner...
    Die See war ruhig bevor das myrtanische Kriegsschiff an dem vergleichsweise kleinen Handelssegler von den südlichen Inseln vorbeisegelte.
    Schon aus der Ferne wirkte diese imposante Konstruktion, erbaut von den besten Handwerkern des Mittellandes im Hafen von Vengard, geradezu majestätisch - nun da sie die Wege des Händlerschiffs kreuzte wirkte sie wie ein Werk der Götter. Begleitet wurde der hölzerne Leviathan von vier weiteren Schlachtschiffen von der Größe der Esmeralda - doch nur zwei Schiffe waren von derselben Bauart wie das letzte Flaggschiff von König Rhobar dem II. Die anderen beiden Schiffe muteten schon orientalisch an, beide stammten sie aus den Häfen der Assassinen. Eines von ihnen wies noch immer Schäden einer vor kurzem ausgetragenen Seeschlacht auf, doch anstatt der geschlagenen Söhne Beliars exerzierten die Soldaten der myrtanischen Armee an Deck und bereiteten sich schon jetzt auf den kommenden Feldzug vor. Allein schon diese Anzahl von Schiffen, welche das Schiff an der Spitze umrahmte und seine Flanken deckte, machte es besonders. Jedoch war dies nicht die einzige Auffälligkeit, welche die einfachen Händler staunen ließ.
    Ein goldener, gigantischer Adlerkopf, welcher als Rammsporn fungierte ließ dieses fast doppelt so große Schiff fürchterlich wirken. Entlang der Reling sah man mehrere Paladine und Soldaten des Königs, teilweise verborgen durch die burgzinnenförmigen Verzierungen, die das Schiff wie eine uneinnehmbare Festung zu Wasser wirken ließen. Lediglich die Banner im Wind und aufgerichtete Speere schienen Auskunft über die Zahl des sich an Bord befindlichen Heeres zu geben. Die fünf riesigen Schiffsmasten, welche dieses Meisterwerk der Technik krönten und es als das schnellste Schiff der zukünftigen Welt auszeichneten, wurden durch riesige Segel geschmückt auf welchen man nicht nur die Wappen der Grafschaften Myrtanas sondern auch, meist in der Mitte des roten Tuches das neue Wappen des König sah. Der Adler von König Rhobar dem III.

    "Mein König, wir werden vermutlich sehr bald die Küsten Khorinis erreichen.", meldete Lee salutierend seinem König, " Die Besatzung der 'Adlerschwinge' ist nach dem wochenlangem Training kampfbereit und dürfte euren Vorstellungen, was ein starkes Myrtana angeht entsprechen. Selbst die Orks werden weichen müssen vor unserer Armee." Er machte eine Pause und musterte seinen Herren, welcher gelangweilt auf einem Thron saß und verächtlich auf das mickrige Händlerschiff blickte, welches wagte an seiner Armada vorbeizusegeln.
    "Khorinis wird unter meiner Herrschaft fallen.", entgegnete Rhobar nach einiger Zeit seinem obersten General und starrte ihn an wie ein wütender Schattenläufer, "Und wenn Thorus ebenfalls dort ist wird er für seinen Verrat büßen. Sind die Kommandanten der anderen Schiffe bereit für die Schlacht?"
    Diese Momente waren Lee schon immer unbehaglich gewesen, selbst Rhobar der II., der von ihm verhasste Vorgänger hat weitaus gütiger gewirkt als sein Freund im Moment. Besorgt fragte sich Lee erneut, was den einstigen Helden der vergangenen Jahre quälte...
    "General Gorn meldete mir, dass seine Truppen einsatzbereit wären und vermutlich die größte Kampfleistung erzielen werden, ihr Hass auf die Orks sei unbändig. Gouverneur Osch, euer Berater hat sich von dem feigen Attentat Thorus' wieder erholt und berichtete mir, dass seine Truppen ebenfalls bereit für den Kampf und die Besetzung der Stadt wären. Großmagier Milten sagte mir gerade eben, dass auch seine Abteilung bereit für den Kampf wäre, die Magier haben desweiteren an neuen Waffen gegen die Orks gearbeitet. Offenbar werden die Katapulte und Kanonen feurige Spuren in den Reihen der Feinde hinterlassen. Und euer oberster Paladin Hans lässt ausrichten, dass seine Streiter mit Hingabe auf den kommenden Kreuzzug warten um im Namen Innos Tod und Verderben unter seinen Feinden anzurichten."
    "Wir werden sie alle vernichten.", knurrte Rhobar und ballte die Faust, "Wir... werden sie ... abschlachten! Nur der Starke wird überleben und wir sind stark."
    Der General verabschiedete sich mit einer flüchtigen Verbeugung nachdem Rhobar ihm bedeutete zu gehen. Er konnte schwören kurz einen dunklen Schatten um den König herum gesehen zu haben, doch verwarf er diesen kurzen Augenblick sogleich als Einbildung. Vermutlich bekam ihm die Seeluft nicht wirklich und er bildete sich das alles nur ein...
    Geändert von Olivia (01.11.2017 um 19:09 Uhr)

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    Minental - Marcos Mine

    "Ich hätte mit jedem gerechnet, aber definitiv nicht mit einer Frau.", murmelte Thorus als er die schöne Unbekannte vor sich auf einem Bett in den Tiefen des Stollen sah. Andre hatte bereits eine neue Rüstung bekommen, welche seiner alten stark ähnelte und stellte sich lächelnd neben den Gardisten.
    "Ich hätte vor einiger Zeit auch nicht damit gerechnet, dass ein Orksöldner und Bandit mich befreien würde, insofern solltest du dich lieber ab und zu mal überraschen lassen, Freund.", meinte der ehemalige Kommandant der Miliz während er den Dunkelhäutigen in der schweren Garderüstung beobachtete ,"Nicht selten erweisen sich Berechnungen als falsch."
    Er betrachtete nun ebenfalls die Fremde, durchaus sah sie nicht unattraktiv aus. Ihr Gesicht schien wohlgeformt zu sein, die dunklen, rötlichen eher schulterlangen Haare gaben ihr etwas Verwegenes und Wildes, ein leichter Lidschatten und ihre fülligen Wimpern ließen sie aber gleichzeitig auch würdevoll wirken. Sie war definitiv keine gewöhnliche Bäuerin, das stellte er anhand der gepflegten Fingernägel fest. Vielleicht kam sie auch aus der Stadt, Andre hielt es sogar für möglich, dass sie ihnen sogar bis ins Minental gefolgt war.
    Er zuckte plötzlich zusammen als er merkte, dass sie die Augen geöffnet hatte und die beiden Männer vor sich geradezu wölfisch anlächelte.
    "Sieh an, meine beiden Retter.", erwiderte sie sanft und blickte vor allem Thorus neugierig an, "Wobei es mir scheint als hätte ich denjenigen, der eine Frau in der Wildnis beschützen sollte selber mit meinem Leben beschützt... der Attentäter Trag'uks ist also tot sonst würde ich nicht leben."
    "Die Frage ist, ob es nicht mehr als nur einen Attentäter gibt.", erwiderte Thorus herausfordernd, zu seinem Erstaunen blieb sie auf diese Äußerung recht gefasst als ob sie damit schon gerechnet hätte, "Und zumindest ein Name wäre angebracht."
    "Sucht euch ruhig einen aus, ich hab viele Namen!", lachte die Schöne schallend und stand auf, geradezu kokett stellte sie sich vor dem dunklen Krieger auf, "Aber ich denke mir wäre es am Liebsten wenn ihr mich Zyra nennt."
    Es entstand eine kurze Pause, die jedoch schließlich von Thorus unterbrochen wurde. Er reichte ihr ein Bündel, in welchem sich die Bürgerinnenkleidung befand, welche er in der Burg gefunden hatte.
    "Ich nehme an, dass Milten unschuldig ist.", meinte er grinsend und überreichte ihr das blaue Kleid, "Du kennst dich hier recht gut aus, gehe ich Recht in der Annahme, dass du weder eine Suchende noch eine normale Bürgerin bist?" Trotzdem blieb er vorsichtig, was seinen postiven ersten Eindruck anging, Zyra wie sie sich nannte schien keine Anfängerin in Sachen Täuschung zu sein.
    "Weder das Eine noch das Andere.", meinte die Rothaarige und zog sich vor den Augen beider Männer um. Andre wurde nach nicht all zu langer Zeit verlegen und verließ die kleine Kammer kurzzeitig. "Ich bin Spionin im Dienste der Orks von Khorinis, genauer gesagt in Ur-Shaks Diensten.", fuhr sie eine Spur ernster fort, "Solltest du geglaubt haben, dass er nichts von Trag'uks Boshaftigkeit wusste, so sei dir gesagt, dass du ihn schwer unterschätzt, Thorus, ebenso wie seine Gegner. Ich wurde ausgeschickt um nach dem Rechten im Minental zu sehen, deswegen die Suchendenverkleidung um meine Identität zu verschleiern. Was dich möglicherweise interessieren sollte, es hängt viel von deinem Überleben ab Thorus. Der niederträchtige Trag'uk hat von eurer Flucht vor Gronar und dessen Tod erfahren, zwar glauben viele, dass du aus Notwehr gehandelt hast, doch da sie für dich gesprochen haben, sollen Uruk und die anderen Orks bei Morgengrauen des nächsten Tages hingerichtet werden. Lediglich du kannst das verhindern indem du den Auftrag Ur-Shaks das Ulu-Mulu zu bauen erfüllst und in der Stadt auftauchst bevor Trag'uk sich deiner entledigen kann."
    Sie bemerkte seinen entsetzten Blick, offenbar musste er erst einmal das Gehörte verarbeiten. Seufzend legte Zyra Thorus eine Hand auf die Schulter.
    "Ich musste vorher die Lage prüfen bevor ich mich dir offenbarte. Mein Verdacht, dass Trag'uk dich tot sehen will hat sich bestätigt als ich die Spur des Attentäters aufnahm und versuchte den tödlichen Schuss von dir abzuwenden. Und ebenso scheint es als würde mehr hinter all dem stecken als bisher angenommen. In letzter Zeit werden seine Pläne immer perfider und arglistiger zu werden als ich sie dem Feldherren jemals zugetraut hätte, dafür dass er als Stratege eher direkte, offensichtliche Lösungen bei Problemen bevorzugte. Jemand unterstützt ihn und dieser Jemand scheint eine sehr mächtige Persönlichkeit zu sein. Deshalb sollten wir rasch aufbrechen."
    Wieder eine Pause und plötzlich sah Zyra auf. Auch Thorus hörte nicht all zu weit entfernt die panischen Rufe der Paladine. Begleitet wurden sie von einem unheilvollen Donnern, als würde ein massiver Gegenstand die Steinwand zum Erzittern bringen. Dann ein lautes Krachen, alarmiert rannte Thorus in Richtung Stollenausgang, Zyras Warnrufe ignorierend. Sie folgte ihm fluchend.

    Der Orksöldner kam erst zum Stehen als ihm eine Staubwolke entgegenkam. Schließlich zeichneten sich nach einiger Zeit die hustenden Silhuetten von Garond und Andre hervor. Zyra hatte Thorus bereits eingeholt und sah ihn vorwurfsvoll an, er ignorierte sie jedoch.
    "Was ist passiert?", fragte er die beiden Paladine schließlich.
    "Diese verdammten Orks haben den kompletten Eingang zum Einsturz gebracht, scheinbar haben sie nach dem Trollangriff die Chance und unsere Unachtsamkeit genutzt um mit einer Ramme den maroden Fels zu bearbeiten, sie mussten sich nicht einmal der Mine nähern. Wir konnten sie noch schemenhaft erkennen bevor hier die Hölle losgetreten wurde. Und wir haben zwei unserer Männer verloren.", berichtete Garond. Thorus sah Zyra flüchtig in die Augen, sie schien tatsächlich Recht behalten zu haben.
    "Und was jetzt?", fragte er unsicher, "Können wir den Eingang wieder öffnen."
    Andre schüttelte den Kopf.
    "Unmöglich, die Erschütterungen haben zu große Felsbrocken losgetreten, es würde Jahre dauern die Mine wieder freizulegen.", meinte er, lächelte dann jedoch schwach, "Aber Garond hat mir gesagt, dass Hagen den Stollen erweitern ließ in all den Jahren - und du wirst nicht glauben welcher Ausgang vor kurzem aus diesem elenden Loch freigelegt wurde."

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    Khorinis - Xardas Turm

    Ein blauer Lichtschein erhellte kurz die nächtliche Landschaft, dann wurde es wieder dunkel.
    Überrascht starrte ein Orkkrieger hinunter in das Tal, welches sich unter dem dunklen Turm befand, den er bewachte. Auch wenn die Menschen die Khorinisorks und ihre Artgenossen vom östlichen Archipel für Barbaren hielten, dumm waren sie definitiv nicht. Und ebenso wenig glaubte der Krieger an eine Sinnestäuschung oder an einen Sekundenschlaf, der ihn während der Wache überfallen hatte. Zumal sein Kamerad nun ebenfalls irritiert in seine Richtung sah.
    "Ich schwören können, etwas gesehen zu haben...", meinte sein Kamerad verwirrt.
    "Dann es keine Einbildung sein, was ich bemerkt haben.", grunzte der Wächter misstrauisch, "Komm, da definitiv etwas faul sein!"
    Der Kamerad knurrte zustimmend und hob sein Varrok bevor er dem mit einem länglichen Krush Agash bewaffneten Kollegen folgte. Die Klinge der lanzenartig anmutenden Axt blitzte im Mondlicht mehrfach auf, während sie beide ihren Wachposten verließen und hinunter ins Tal gingen. Dabei bemerkten sie nicht die dunkle Gestalt, welche sich hinter einer der unzähligen Bäume versteckt hatte und sich leise im Schutze der Dunkelheit an den Kämpfern vorbeischlich als diese tiefer in den kleinen Wald hineinschritten. Klammheimlich näherte sie sich dem nun scheinbar unbewachten Turm und blickte schließlich auf. Die Gestalt erkannte den Turm sofort wieder auch wenn sie ihn bisher noch nie mit eigenen Augen gesehen hatte. Es war selbst für einen Fremden unverkennbar, dass er vor Xardas Dämonenturm stand, genauer gesagt vor dem Turm, welchen er vor der Stadt Khorinis errichten ließ. Die dämonische Aura, die ihn umgab war selbst für ihn spürbar obwohl er nicht wirklich mit den Künsten Beliars so vertraut war wie der Avatar Beliars oder andere Meister seiner Kaste. Und dann war da etwas anderes, eine weitere Macht, die er spürte. Neugierig musterte die Gestalt eine Öffnung aus dem Gebäude, aus welcher deutlich violettes Licht glom - etwas sagte ihr, dass der Turm einen neuen Besitzer hatte. Die Frage war nur ob sie es wagen sollteden Turm zu betreten oder nicht, ihre Gedanken überschlugen sich, war es das Risiko wert?
    Schließlich trat die Gestalt tief einatmend durch die Eingangspforte.

    "Auch wenn ich euch gerne vertrauen würde, ich weiß nicht ob ich euch passieren lassen sollte."
    Im schwachen Kerzenschein wirkte Lord Hagens Gesicht noch düsterer als ohnehin schon. Thorus und Zyra standen ihm gegenüber auf der anderen Seite des Tisches, welcher sich inmitten seiner kleinen Höhlenkammer befand. Man merkte dem dunklen Krieger trotz des diffusen Lichtes, welches nur teilweise sein Gesicht beschien an, dass er genau diese Worte nicht hören wollte. Auch Hagen fiel das auf.
    "Ich weiß, was du getan hast, Thorus und ich bin dir dankbar dafür, dass du Andre befreit hast", fuhr Hagen etwas versöhnlicher fort, "und ebenso erfreulich sind die Nachrichten, was die Wiederauferstehung des Reiches angeht - allerdings betrübt mich der Gedanke, dass ihr später möglicherweise gegen uns ziehen werdet. Ich vertraue euch nicht wirklich - wer sagt, dass ihr mit den Orks nicht gegen uns zieht sobald ihr eure Leute befreit habt?"
    "Glaubt ihr, dass es gut ist Rhobar III. zu unterstützen?", fragte Thorus argwöhnisch, "Der Götterkrieg ist beendet, es geht nicht mehr um Innos und Beliar, es geht doch eher darum die Tyrannei abzuwenden so lange es noch geht."
    Hagen bedachte ihn mit einem strengen Blick. "Ich weiß nicht was dich so sicher macht, dass der neue Rhobar ein schlechter Herrscher sein soll.", sprach der Paladin seinen Gedanken aus, "Das klingt eher als würde ein Orksöldner versuchen sein Leben zu retten..."
    "Er hat Rhobar II. ermordet, euren einstigen König bevor er das Land hinter sich ließ, zusammen mit Lee, seinem neuen General.", erwiderte Thorus und stützte sich mit beiden Armen auf den Tisch. Seinem Gegenüber entging nicht der ernste Blick des Kriegers und zu seinem Entsetzen musste er eingestehen, dass Thorus ihn nicht anlog. Was wie eine unverschämte Lüge klang, sprach der Gardist geradezu unverblümt heraus als wäre es eine Feststellung.
    Lord Hagen schüttelte verunsichert den Kopf.
    "Er hat deinen alten König umgebracht, das kann dir jede Person bestätigen, die ihn kennt!", wiederholte Thorus noch einmal energisch seinen Satz, "Verstehst du nicht, Hagen, dass es ein Fehler wäre ihn zu unterstützen. Wer sagt, dass er dich nicht genauso tötet wie die Drachen und deinen einstigen Herrscher?"
    "Du lügst!", rief Hagen energisch, doch es klang nicht sehr überzeugt. Thorus spürte, dass er zitterte, er wusste, dass der Orksöldner die Wahrheit sagte. Er hörte Waffengeklirr, zwei Wachen neben ihm zogen ihre Klinge trotz Andres Geheiß die Waffen wegzustecken. Verwegen grinste er den einstigen General seiner Majestät, Rhobar II. an.
    "Frag sie und sie werden dir bestätigen, was ich dir gesagt habe.", erwiderte er auf den Vorwurf, " Sperr mich ruhig ein und liefere mich dem Mörder deines Anführers aus. Demjenigen, der Innos verbannte und seinen Erwählten auf Xardas Geheiß hin tötete. Unterstütz ihn nur! Unterstütz ihn!"
    Er spie Hagen den letzten Satz geradezu entgegen, nun gab es für Hagens Leibwachen kein Halten mehr. Thorus wehrte sich nicht als zwei Paladine ihn ergriffen.
    "Sollen wir ihn abführen, den verdammten Verräter, mein Lord?", fragte einer der beiden und starrte Thorus wütend an, "Ihn und die Frau?"
    Hagen sah kreidebleich den starken Söldner vor sich an. Es kam dem Anführer der Orks wie eine Ewigkeit vor als Hagen schließlich zu seiner Erleichterung dann doch nachgab.
    "Lasst ihn los.", stieß er atemlos hervor, "Ich lasse ihn passieren."
    Verdutzt ließen ihn die beiden Streiter Innos los und verbeugten sich vor ihrem Kommandanten. Andre atmete ebenfalls kurz auf und auch Garond, welcher sich neben ihm befand schien erleichtert zu sein. Zyra währenddessen grinste zufrieden und klopfte Thorus anerkennend kurz auf die Schulter.
    "Du hast Recht, Thorus", gestand der Befehlshaber der Elite Innos schließlich dem schwarzen Kämpfer, "Ich kann schlecht einen Beweis fordern und muss dir glauben. Für deine Verdienste und auch für deine möglicherweise gut gemeinten Warnungen will ich dich heute passieren lassen aus der Mine."
    Er blickte ernst auf. "Doch wenn der König auf Khorinis landet, werden wir wohl Feinde in der Schlacht sein, sei dir dessen bewusst. Ich habe Rhobar die Treue geschworen und dieser Schwur gilt auch für seinen Nachfolger... und möglicherweise seinem Mörder. Desweiteren erscheint mir und meinen Männern ein Bündnis mit den Orks unmöglich, es würde zu viele Vorbehalte geben. Nein, die neue Ordnung heiße ich nicht gut, mein Platz wird auf der Seite der alten Streiter Innos sein."
    Er musste kurz lächeln.
    "Vielleicht ist es tatsächlich Bestimmung, dass wir uns getroffen haben. Ich werde mich im Kampf und im Angesicht des Todes an deine Worte denken.", meinte er noch bevor er die Anwesenden mit einer Geste entließ.
    "Und ebenso werde ich euch in guter Erinnerung behalten, Lord Hagen.", murmelte Thorus, "Selbst in dem Moment, wo wir uns als Feinde gegenüberstehen werden in der Schlacht und nur einer von uns beiden mit dem Leben davon kommen kann. Denn ergeben kommt für mich nicht in Frage."
    Er verließ mit Zyra und Andre die kleine Höhle, Hagen lauschte noch einige Zeit den immer leiser werdenden Schritten bevor er sich wieder seiner Arbeit widmete. Tatsächlich kam ihm die derzeitige Lage zu Gute, wenn die Orks sich untereinander zerstritten und Rhobar III. tatsächlich mit seiner gesamten Armee sich an Thorus Fersen geheftet hat, dann würde er bald den Ausfall mit seiner Streitmacht kampferprobter Kämpfer wagen können. Zufrieden holte er aus einer Truhe neben seinem Tisch einen bläulich schimmernden Erzbrocken hervor und betrachtete ihn nachdenklich. Hunderte Kisten voll mit magischem Erz standen nun bereit, die Paladine waren selbst in ihrer Notlage nicht untätig gewesen in all den Jahren.
    Fast tat ihm Thorus schon leid, der alte, scheinbar gescheiterte Auftrag der Paladine, die mit der Esmeralda kamen würde ihm spätestens in nicht all zu langer Zeit zum Verhängnis werden, nun da der pflichtbewusste Hagen ihn erfüllt hatte.

    Das matte Fackellicht im Dämonenturm offenbarte nun den Fremden, welcher es wagte Xardas einstige Behausung zu betreten. Nervös sah sich Grosch um, leise schritt er die Stufen in das oberste Turmzimmer hoch. Der Myrtanaork wirkte fast schon in der weisen Schamanenrobe und seiner bleichen Haut wie ein Gespenst in der Dunkelheit als er, den ShaBaNak griffbereit sich seinem Ziel näherte. Stimmen waren von oben zu vernehmen, vorsichtig näherte er sich der Tür des Turmzimmers und spähte um die Ecke. Bisher war er auf keine weiteren Wachen gestoßen, doch wer wusste wie lange er noch Glück hatte. Neugierig beobachtete er das Schauspiel, welches sich ihm hinter der Tür darbot.
    Er sah zwei Personen in dem recht gemütlichen Raum, in welchem Xardas offenbar gewohnt hatte. Die eine Gestalt war eindeutig ein Schwarzmagier, ein Morra mittleren Alters, dessen braunes Haar schon langsam an einigen Stellen ergraute. Weitere auffällige Kennzeichen waren ein dünner, brauner Schnurrbart und eine Narbe, welche sich über das rechte Auge zog.
    Die andere Gestalt dagegen war ein Khorinisork, jedoch ein recht außergewöhnliches Exemplar wie Grosch bemerkte. Im Gegensatz zu Ur-Shak und anderen Schamanen trug er keine weiße Gesichtsbemalung, auch schien er eine Art Robe zu tragen, welcher von dunkler, lilaner Färbung war. Das wohl auffälligste Merkmal war jedoch die Kopfbedeckung des Orks, statt dem üblichen Schmuck trug dieses Individuum eine Art Schamanenhelm aus grauer Vorzeit. Grosch glaubte die Kleidung schon einmal in einem Buch skizziert gesehen zu haben, offenbar trugen schon vor tausenden von Jahren Schamanen der Orks diese Kleidung, jedoch nicht irgendwelche Schamanen, sondern welche von höchstem Rang. Ein Hohepriester!, durchfuhr es dem Myrtanaork mit einem Male und ein leichter Schauer rannte ihm den Rücken hinunter, Ein Varrag der Khorinisorks. Ich hätte nicht geglaubt, dass es diesen Rang noch immer gibt seitdem Krushak die letzten fünf getötet hatte.
    "... du weißt, ich will Thorus tot sehen, Theophrastus.", hörte er den Priester reden, scheinbar befand er sich nicht in guter Stimmung, "Mein unfähiger Schüler hat zwar Kriegsherr Bluguk auf die Sache angesetzt und Khorinis abgesichert, aber ich brauche mehr Sicherheit. Und hier kommst du ins Spiel."
    "Ich höre, großer Var-Marrog.", erwiderte Theophrastus und lächelte seinen Meister bösartig an, "Wie kann ich dir in dieser Sache helfen?"
    "Hör zu, die Patroullien, welche Trag'uk ausgesandt hat werden nicht ausreichen um Thorus zu finden. In dieser Dunkelheit braucht es die Augen von Dienern Beliars um ihn zu entdecken.", erwiderte der Ork ruhig, wenn auch ungeduldig und händigte ihm eine Schriftrolle aus, "und daher sollst du einen Diener beschwören, der definitiv ein für alle mal kurzen Prozess mit Thorus macht. Einen Dämonenlord, der ihn überall aufspüren kann. Verwende die Schriftrolle klug und versage nicht. Der Zorn Beliars ist nichts im Vergleich zu der Folter der ich dich aussetzen werde, solltest du versagen."
    Theophrastus nahm hastig die Rolle entgegen, scheinbar hatte er Respekt vor dem Ork.
    "Wie ihr befehlt.", zischte der Schwarzmagier während der Schamane sich zu dem Pentagramm im Raum nebenan begab, "Ihr werdet nicht enttäuscht werden."
    Kurze Zeit später leuchtete es aus dem Raum blau auf und Var-Marrog war von einem Moment zum anderen verschwunden. Grosch hielt den ShaBaNak fest umklammert, den Klingenstab des Schamanen dürstete es nach Blut. Er beobachtete anschließend wie sich der Schwarzmagier nun ebenfalls zu dem Pentagramm begab, vermutlich um den mächtigen Dämon zu beschwören.
    Es war an der Zeit dies zu verhindern, dessen war Grosch sich sicher. Das Leben seines Meisters musste verteidigt werden, ihm war jedes Wagnis recht. Er stieß ein leises Gebet an die Ahnen aus, dann schritt er durch die Tür, gewillt das Schicksal der orkischen Rasse erneut zu verteidigen.
    Geändert von Olivia (09.08.2015 um 18:28 Uhr)

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    Khorinis - Marcos Mine & Xardas Turm

    "Hier ist nichts.", knurrte der eine Orkwächter vom Turm mit dem Varrok, in der Sprache seiner Art sprechend und schnupperte noch einmal, konnte aber auch keinerlei fremden Gerüche in dem modrigen Wald ausmachen, "Vermutlich weg oder vergangene Magie von Meister."
    "Nein, bestimmt ist es noch immer in der Nähe.", grunzte der Krieger mit dem Krush Agash und sah sich nochmal um. Plötzlich hielt er inne, sein Blick verharrte in der Ferne. Sein Kamerad bemerkte es nach kurzer Zeit auch, als er in die Richtung des merkwürdigen Fackelscheins zeigte, der von einer Felswand her rührte. So leise wie es nur möglich war pirschten sich die Wächter an die seltsame in dieser Finsternis eher unnatürliche Lichtquelle heran - und erkannten, dass es tatsächlich eine Fackel war, allerdings war sie am Eingang der Talhöhle befestigt. Ein eher unüblicher Ort für eine Fackel, das leuchtete selbst den beiden Orks ein.
    "Die Fackel ist frisch entzündet vor nicht all zu langer Zeit.", raunte der eine Ork dem anderen zu, "Eindeutig Morrahandwerk, jedoch habe ich keine Ahnung wie die Morras am Turm vorbeigekommen sind. Wir bewachen den Pass doch seit Jahren!"
    Sie näherten sich immer weiter der vertrauten Höhle und musterten sie genauer. Weitere Fackeln waren angebracht worden in ihrem Inneren. Vorsichtig gingen die beiden Khorinis-Orks tiefer in die Höhle hinein, gelegentlich sahen sie neben Fackeln auch Proviantkisten und weitere Morragegenstände in ihrem Inneren. Und noch etwas war merkwürdig: Je weiter sie in die Höhle hineinschritten, umso mehr erwarteten die Khorinisorks ihr Ende - aber dort wo einst eine glatte Felswand war, befand sich nun ein weiterer Gang, der noch tiefer in das Erdreich führte.
    "Sind die Morras nun unter die Maulwürfe gegangen?", wunderte sich der eine Wächter sofort, doch seinem Kameraden mit dem Krush Agash dämmerte allmählich auf was sie gestoßen sind.
    "Idiot, erinnerst du dich nicht an die Worte des Kriegsherren, dass die Morras in den silbernen Rüstungen möglicherweise im Minental einen weiteren Ausgang gebuddelt haben?", knurrte er und musterte eine der Kisten genauer. Er hob den Deckel an und zufrieden stellte er sogleich fest, dass sich darin das befand, was er vermutete: haufenweise Magisches Erz, wie man es nur im Minental vorfinden konnte.
    Damit war der Verdacht bestätigt: Sie hatten soeben den zweiten Zugang zu Marcos Mine gefunden.

    Es dauerte nicht lange bis Groschs Anwesenheit bemerkt wurde. Ein Ork, welchen der Schamane erst jetzt erkennen konnte, nun da er in den Raum getreten war, starrte ihn überrascht an nur um dann die Waffe zu ziehen.
    "Eindringling!", rief er bevor er sich brüllend auf den myrtanischen Artgenossen warf. Grosch indes reagierte sofort auf die neue Gefahr und parierte die Axt mit der Sense seines Stabes geradezu meisterlich nur um dann dem verblüfften Krieger das untere, stumpfe Ende in den Bauch zu rammen. Keuchend fiel der Khorinisork zu Boden während der Schwarzmagier sich nun selber überrascht der Szenerie zuwendete. Bevor der Ork wieder seine Waffe ergreifen konnte, schleuderte sie der Schamane gelassen mit einem Telekinesezauber beiseite in Richtung des Schwarzmagiers. Theophrastus besaß nicht den Mut das Geschoss mittels Magie zu stoppen, weshalb er sich gerade noch rechtzeitig zu Boden warf. Das orkische Varrok aus den Schmieden von Khorinis wirbelte, sich mehrfach überschlagend, über ihn hinweg, nur um dann klirrend in der Nähe des Pentagrammzentrums liegen zu bleiben. Ehrfurchtsvoll wich der Khorinisork mehrere Schritte von Grosch zurück, seinen Meister fragend anblickend. Der Ausdruck in Theophrastus' Gesicht ließ dabei ahnen, dass dieser ganz und gar nicht zufrieden mit der Arbeit seines Untergebenen gewesen ist.
    "Geh mir aus den Augen, Nichtsnutz.", knurrte der Schwarzmagier während er versuchte wieder auf die Beine zu kommen, "Wenn du schon nicht kämpfen kannst, dann hol wenigstens Fähigere deiner Art als dich aus der Stadt! Mir ist es egal, ob der Schamane oder ich dich töten muss, also triff deine Wahl weise!"
    Zunächst zögerte die Kreatur angesichts der unverhohlenen Drohung, doch dann setzte sie sich schleunigst in Bewegung, stets einen zögerlichen Blick auf Grosch werfend, der nichts anderes tat außer dem khorinischen Vertreter seiner Rasse wohlwollend zu zunicken. Schließlich waren die beiden Magier alleine im Raum und zunächst herrschte vorerst Stille, während sie sich gegenseitig musterten und beäugten.
    "Du hättest ihn aufhalten sollen.", bemerkte Theophrastus schließlich nach einiger Zeit, "Oder seid ihr Myrtanaorks noch primitiver und dümmer als ich angenommen habe?"
    Grosch erwiderte die Beleidigung mit einem grimmigen Lächeln. "Er ist nur dein Sklave und hat lediglich das Pech dir zugeteilt worden zu sein. Ich erhebe nicht die Waffe gegen meine eigene Rasse. Lediglich nur dann, wenn die Gefahr besteht, dass ich getötet werde." Er hob eine Augenbraue. "Und genauso musste Thorus sich gegen Gronar stellen, habe ich Recht?"
    Der Schwarzmagier lachte als ob er das ganze für einen Witz hielt, doch obwohl er sich souverän gegenüber der Anschuldigung gab, merkte Grosch das anfängliche Erstaunen des Magiers über diese Worte. Er weiß es.
    "Ich weiß nicht, wovon du redest.", erwiderte der Mensch jedoch höhnisch, "Ich weiß lediglich nur, dass Thorus ein bösartiger Rebell ist und ihr Myrtanaorks nur gekommen seid um uns zu verraten. Er hat einen Untertanen Trag'uks ermordet um seiner Strafe zu entgehen - warum sollte ich also deinen Worten glauben schenken?"
    "Wenn du elender Heuchler nicht gleich sofort die Wahrheit sagst, zeig ich dir gleich mal, warum die Morras kläglich im Mittelland gegen unsere Rasse versagt haben.", knurrte Grosch nun wesentlich wütender. Der Schamane spürte, dass Theophrastus mehr wusste als er bereit war preiszugeben.
    "Sag mir lieber was wirklich passiert ist, wer dieser Varrag da eben war, wo Thorus ist - ach am Besten erzählst du mir gleich die ganze Geschichte. Und danach darfst du sie Ur-Shak auch mal vortragen."
    "Törrichte Kreatur, als ob ich vor die kriechen würde wie ein Hund!", spie der Schwarzmagier aus und zog seinen Stab, "Als höchster Schwarzmagier der Insel befehle ich dir dich zu ergeben oder ich werde dich vernich-"
    Weiter kam der Schwarzmagier nicht, denn sofort erfasste ihn überraschend eine Windfaust, welche Grosch brüllend dem Magier entgegenschickte. Überrumpelt flog Theophrastus mehrere Meter rückwärts und fiel zu Boden. Der Ork wollte bereits sehen, ob sein Gegner schon besiegt war, als plötzlich der Schwarzmagier seinerseits begann einen Zauber auf Grosch zu hetzen. Fluchend rollte er sich zur Seite, als der Blitzschlag an ihm vorbeizischte, den Kopf nur um Haaresbreite verfehlend. Bösartig lächelnd stand der Magier auf und beschwor ein Skelett herbei, um den Myrtanaork zu überrumpeln. Knackend materialisierte sich der untote Unhold vor dem Ork, welche einige Schritte zurückweichen musste, da Beliars Diener sofort begann seine Arbeit mit dem Schwert zu verrichten. Grosch musste parieren und gleich darauf einem weiteren Schwertstreich ausweichen. Er bedachte dabei, dass seine Stabwaffe zu langsam war als dass er dem weitaus agileren Schwert mit derselben Taktik beikommen konnte, wie dem orkischen Kämpfer vor ihm.
    Zudem musste er gleichzeitig Theophrastus im Auge behalten, denn der dunkle Magier schickte sich sogleich an einen weiteren Zauber zu weben. Ein weiterer Blitzschlag flog heran und diesmal streifte er haarscharf die rechte Schulter des Orkes, als dieser einem weiteren, für ihn sicher tödlichen, Hieb von Seiten des Skelettdieners ausweichen musste. Sein Arm brannte vor Schmerzen, während der elektrische Schock ihn kurzzeitig lähmte und ihm an der Schulter eine unschöne Wunde zufügte. Grosch realisierte, dass er gegen den Magier nicht lange durchhalten würde, sollte der Kampf weiterhin so verlaufen, wie er es bisher tat.
    Für den Moment hatte er aber noch die Lage unter Kontrolle.
    Die Frage war nur wie lange es noch so bleiben würde.
    Geändert von Olivia (17.08.2015 um 12:33 Uhr)

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    Khorinis - Marcos Mine, Khorinis-Stadt & Xardas Turm

    "So, da wären wir..."
    Sie befanden sich in einem gut ausgeleuchteten Stollen, welcher in eine Höhle natürlichem Ursprungs mündete. Thorus konnte die frische, kalte Nachtluft, welche vom Ausgang kam schon einatmen. Es tat wieder gut nach dem langen Marsch unter der Erde sich der Oberfäche nahe zu wissen. Doch was würde ihn auf der anderen Seite erwarten?
    "Der Höhlenausgang befindet sich in einem kleinen bewaldeten Talkessel.", erklärte Andre, "Nach einiger Zeit dürftet ihr einen Weg nach oben finden, das Tal ist nicht wirklich groß. Oben angekommen, solltet ihr euch lieber an die rechte Abzweigung halten und ihr Richtung Hafenstadt folgen. Zu eurer Linken würde sich Xardas alter Turm befinden, ein Gebäude von dem wir auch erst seit kurzer Zeit wissen..."
    "Die Orks haben einen Aufsichtsturm direkt vor eurer Nase und konnten euch dennoch nicht entdecken?", warf Zyra argwöhnisch ein, "Meinen Respekt, soweit ich weiß hat Trag'uk einen Schwarzmagier in seinen Diensten, welcher den Turm für sich beansprucht. Bei den vielen Patroullien hier, muss es doch schon zu Angriffen gekommen sein, oder?"
    "Nicht wirklich.", warf Garond überlegen ein, "bisher gab es keinen Orkangriff auf unsere Stellung von Khorinis aus. Alle dachten wir wären bei der Mine, doch dass wir hier einen weiteren Stützpunkt haben, hätte niemand gedacht. Das nebelige Tal schützt uns vor ungebetenen Gästen. Deshalb benötigt es nur weniger Wachen um den Posten zu bewachen.
    Jedoch werden wir nun bald wohl den Ausfall machen nach den jüngeren Ereignissen. Die Orks werden uns nicht einmal kommen sehen."
    "Und eure Wachposten?", fragte Zyra noch immer etwas misstrauisch," bisher sind wir ihnen nicht begegnet. Ehrlich gesagt sorge ich mich doch, dass eure Sicherheitsvorkehrungen nicht wirklich ausgereift sind..."
    "Und wenn schon!", lachte Andre und sah sich um, "Kein Ork würde auf die Idee kommen das Tal zu durchstreifen. Es war schon früher ein Ort, den ich nur aus der Ferne gesehen habe - dass es eine Höhle gab erfuhr ich auch erst vor kurzem."
    Er machte eine kurze Pause und trat dann an Thorus heran. "Wie dem auch sei, ich denke die Zeit des Abschieds ist gekommen. Ich hoffe wir werden uns wieder einmal als Freunde wiedersehen." Er streckte Thorus zum Dank die Hand aus, der schwarze Krieger erwiderte den freundschaftlichen Händedruck lächelnd.
    "Ich hoffe auf den Tag an dem wir Seite an Seite kämpfen.", erwiderte der Ex-Gardist noch bevor er Garond noch höflich zunickte. Zyra verbeugte sich kurz vor den Beiden als Zeichen der Ehrerbietung. Dann kehrten die beiden Paladine um und verschwanden in den Tiefen des Stollens. Beide blickten sie ihnen nach.
    "Ich werd trotzdem dieses ungute Gefühl nicht los...", murmelte Zyra. Thorus jedoch erwiderte darauf nichts.
    "Lass uns weitergehen.", meinte er stattdessen und schritt weiter Richtung Ausgang. Die Rothaarige folgte ihm schweigend.
    Keiner bemerkte den abgeschlagenen Kopf von einem der Höhlenwächter, welcher blutüberströmt hinter einem Fass in einer dunklen Ecke lag. Mit schreckensstarren Augen und vor Erstaunen weit geöffnetem Mund schien er den beiden Gestalten nachzusehen, die sich langsam von ihm fortbewegten. Der Lebenssaft war noch feucht...

    Groschs Lage verschlechterte sich zusehends von einem Moment auf den anderen, als Theophrastus ein weiteres Skelett beschwor. Er musste nun seine Angriffe verstärken und gleichzeitig aber auch seine Ausdauer aufs Spiel setzen. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er wie Theophrastus einen Manatrank zu sich nahm. Der Ork dagegen wurde nun von zwei widerwärtigen Untoten bedroht und musste sein Bestes geben um nicht Opfer eines gut gezielten Klingenstreiches zu werden. Fiebrig dachte er nach, doch es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren, während zwei Gegner ihn bedrängten und er nur noch blocken konnte.
    "Wird Zeit, dass ich einen guten Freund rufe...", meinte der Schwarzmagier grinsend und zückte die Beschwörungsrolle, welche ihm Var-Marrog gegeben hatte, "Meine Zeit ist zu kostbar als dass ich mich mit dir weiter abgeben kann. Sieh deinem Untergang entgegen!" Mit einer weiteren Handbewegung beschwor der Magier einen weiteren Untoten. Dann wandte er sich von dem Treiben ab und stellte sich in die Mitte der Pentagramms. Grosch beobachtete aus dem Augenwinkel heraus, wie sein Gegner die Hände zu einer Beschwörung hob. Rötlicher Lichtschein bildete sich in den Handflächen des Magiers.
    Gleichzeitig formierten sich die drei Skelette vor dem Ork und trieben ihn in die Ecke. Der junge Schamane widmete sich wieder seinen untoten Herausforderern und wich allmählich zurück. Die grinsenden Totenschädel schritten langsam auf ihn zu, bewaffnet mit rostigen Zweihändern, welche sogar einen mächtigen Magier töten konnten, wenn er all zu unvorsichtig war. Sie wirkten geradezu als wollten sie ihn verspotten. Ungeachtet dessen sprach Theophrastus unheilvolle Worte, Beliar dem finsteren Gott geweiht.
    Das Ritual hatte begonnen.

    "Wir haben Grosch!"
    Trag'uks Faust krachte auf den Eichenholztisch im Rathaus. Um ihn herum hatten sich zu nächtlicher Stunde einige seiner treusten Orkoffiziere um ihn herum versammelt, darunter auch Bluguk. Neben dem obersten Feldherren selber stand ein niederer Orkkrieger, welcher offenbar froh war seinem Herren die Nachricht des Schwarzmagiers binnen kürzester Zeit überbracht zu haben.
    "Kriegsherr Bluguk, du sofort versammeln ein Battalion meiner besten Kämpfer.", knurrte er in der gebrochenen Sprache der Khorinis-Orks und starrte ihn geradezu irre mit seinem verbliebenen Auge an. Der Angesprochene salutierte hastig und etwas verängstigt, bevor er sich entfernte. Schließlich gab der oberste Heerführer auch seinen anderen Lakaien Befehle. Wie Var-Marrog es ihm aufgetragen hatte, begann er unverzüglich das Netz über Khorinis auszulegen. Innerhalb einer Stunde würden sämtliche Orkpatroullien die gesamte Insel überwachen, hunderte von Kriegern würden die Person jagen, die ihm am meisten verhasst war, Orkhunde würden seine Fährte aufnehmen und ihn zu Tode hetzen.
    Ein feines Lächeln umsäumte schließlich seine rauen Lippen je länger er sich die Jagd auf Thorus vorstellte. Es war unmöglich ihm nun zu entkommen. Die Stadt war das reinste Bollwerk und jeder Ork, der ihn sah würde ihn hinrichten. Sämtliche Wege würden von Kriegertrupps kontrolliert werden, die nicht einmal er alleine bezwingen würde. Gronar mochte zwar den dunkelhäutigen Krieger sowie den entwaffneten Paladin unterschätzt haben, doch ein umsichtiger Feldherr wusste aus den Fehlern seiner Untergebenen zu lernen. Die Anführer der Wachmannschaften unter seinem Befehl wussten, dass sie der Tod erwarten würde, sollten sie ihr eigenes Versagen überleben.
    Er besah zur Vorsicht nochmals alle Knotenpunkte auf der Landkarte. Seine Feldherren wussten Bescheid, jetzt konnte er nur noch warten. Thorus blieb nur noch eine Galgenfrist von einigen Stunden um seine Leute vor dem Tode zu retten - wahrlich ein unmögliches Unterfangen ohne dabei zu sterben. Durch die Flucht seines loyalen Orkschamanen würde es nun vermutlich sogar leichter werden Ur-Shak von der Korruption der Nordlande-Orks zu überzeugen. In jedem Falle bräuchte sein Gegenspieler ein Wunder um die Prüfung des verhassten Ur-Shaks zu bestehen.
    "Jetzt wir dich haben!", wisperte er voller Genugtuung, bevor er den Raum verließ, um sich zur Ruhe zu begeben.
    Geändert von Olivia (09.08.2015 um 18:25 Uhr)

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    Khorinis - Marcos Mine & Xardas Turm

    "Irgendetwas stimmt hier nicht..."
    Thorus verharrte als sie aus der Höhle getreten waren und auch Zyra merkte, dass tatsächlich etwas faul war.
    "Wir hätten schon längst der Wachmannschaft der Paladine am Nordausgang begegnen müssen.", zischte er leise und zückte langsam sein Schwert, "Wir sollten vorsichtig sein, denn ich glaube fast, dass-"
    Weiter kam er nicht mehr, denn just in diesem Moment stürzte sich einer der Orkkrieger aus seinem Versteck auf den Ex-Söldner. Es war der Krieger mit dem Varok, welcher triumphierend seinen Gegner erkannt hatte. Der schwarze Krieger parierte den Hieb mühelos.
    "Gahrrr, wir ihn jetzt haben! Das ist Thorus!", rief er und setzte zu einer weiteren Attacke an, "Jetzt wir haben deinen Kopf, Morra!"
    "Das wollen wir doch mal sehen, Affengesicht.", knurrte Thorus wütend, wich zur Seite aus und deckte seinerseits den Gegner mit Hieben ein.
    Auch Zyra wollte in das Gefecht ihrerseits eingreifen, doch ein weiterer Ork, welcher mit einem Krush Agash ausgerüstet war, versperrte ihr den Weg, so dass sie gezwungen war ihn zu beseitigen. Mit nicht mehr als einem Dolch ausgerüstet unterwies sich dieses Unternehmen als schwierig.
    Als der Ork mit einem Axthieb ihr nachsetzte, wich sie katzengleich aus, um anschließend einem erneuten Rundumschlag zu entgehen. Ihr war bewusst, dass sie anfangs die Gejagte sein würde, doch diese Rolle gedachte sie in die des Jägers umzutauschen. Flüchtig beobachtete sie aus dem Augenwinkel heraus, wie Thorus in einem Duell seinen Kontrahenten immer weiter in den dunklen Wald zurückdrängte. Insofern müsste sie also nur ihren Widersacher bezwingen, so lange er sich nur auf sie konzentrierte.
    Jetzt mussten sie nur noch beide überleben...

    Grosch hingegen fand nun die Gelegenheit den ungleichen Kampf zwischen ihm und den drei Untoten zu beenden. Eine glücklich gegen die Skelette geführte Rundumschlagattacke von Seiten des Schamanen, brachte ihm nicht nur den gewünschten Abstand zwischen den Kämpfern, sondern schickte eines der Skelette wieder zurück in Beliars Reich. Mit gespaltenem Torso klappte es lautlos in sich zusammen und diese Verwirrung nutzend, floh Grosch schnellen Schrittes aus der Ecke, in welche man ihn gedrängt hat, zwei untote Verfolger im Nacken. Theophrastus, vor welchem sich nun ein riesiges Wesen aus Beliars Sphäre langsam manifestierte, bekam davon nichts mit, stattdessen murmelte er weiterhin seine magischen Formeln. Die Skelette in den Nebenraum gelockt, begann Grosch nun systematisch sich dieser unliebsamen Zeitgenossen zu entledigen. Mit dem Telekinesezauber entwaffnete er mühelos einen der Untoten und noch bevor das Skelett sich weiter darüber wundern konnte, wurde es von einem beherzten Tritt des Schamanen in den Ofen befördert. Binnen Sekunden entzündeten sich die alten Knochen und noch bevor es sich wieder erheben konnte, zerfiel es schrill kreischend zu Asche. Über einen alten Sessel hinweg hechtete Grosch wieder zurück in den Nebenraum, dem Hieb des übrig gebliebenen Skeletts entgegen. Einen kurzen Moment später rammte er den Zweihänder des verbrannten Skelettdieners in die Brust des Dämonenlords, der sich nun vollständig materialisiert hatte. Der eben erst erschienen Dämon brüllte wütend auf, zur Verwunderung des aus seiner Trance erwachten Theophrastus und fegte mit einem Hieb den überraschten Schwarzmagier zur Seite. Mit einem weiteren Hieb zerteilte er schließlich auch noch das verwirrte, übrig gebliebene Skelett, in dem Glauben, dass sie es waren, die ihn angegriffen hatten. Der Schamane triumphierte innerlich, hatte er es zumindest geschafft das Ritual soweit zu unterbrechen, dass der Dämonenlord nicht den Befehlen Theophrastus' gehorchen würde.

    Währendessen versuchte das teuflische Wesen zu begreifen, was überhaupt geschehen war und wo er sich überhaupt befand. Anstatt des Nebels, der seinen Geist trübte, fühlte er wie sich die fremde Kontrolle eines schwächeren Geistes, der versucht hatte sich seines Verstandes zu bemächtigen, um ihn zu kontrollieren, verschwunden war. Der Dämon spürte Schmerz und Blut aus ihm frisch zugefügten Wunden tropfen, doch das verstärkte nur seinen Hass auf den schwächlichen Magier, den er als seinen Beschwörer erkannte.
    Er, ein stolzer Dämonenlord Beliars ließ sich eine solche Behandlung nach seiner Materialisierung in eine fremde Sphäre nicht bieten. Was dachten sich eigentlich armselige Kreaturen wie dieser Mensch dabei Wesen wie ihn aus ihrer Sphäre zu rufen, nur um sie dann für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen? Es war ohnehin Zeit, dass er ihnen zeigte, wer der eigentliche Herr war. Im Begriff den vermeintlich Schuldigen für sein Leiden in das Reich seines Meisters zu schicken, hob der Dämon seine linke Pranke, um sich des bewusstlosen Störenfrieds zu entledigen.
    "Du hast dir den falschen Gegner ausgesucht, Bestie", spottete jedoch in diesem Moment jemand hinter dem Dämon.
    Und als das Wesen seinen Kopf herumfuhr, wirbelte ihm auch schon die nächste Klinge, diesmal ein orkisches Krush Varok, entgegen. Bevor der Dämonenlord ausweichen konnte, blieb die schwere, orkische Waffe nach mehrfacher Umdrehung in der Luft, im nun gespaltenen Kopf der Bestie stecken. Ein infernalischer Aufschrei folgte dem tödlichen Aufprall , während der Dämonenlord stark geschwächt zu Boden fiel. Nach einer Blitzentladung aus Groschs ShaBaNakk sowie weitere durch den Klingestab geführte Hiebe, verstummten die Schreie der Kreatur schließlich endgültig und schickten die verwirrte, dunkle Seele der Höllenbestie wieder zurück in die Sphäre, aus der sie gekommen war. Dunkles Blut breitete sich wie ein See um das gefallene Monstrum aus, welches mahnend in der Mitte des Pentagramms lag.
    Stöhnend stand Theophrastus auf und begutachtete bestürzt den von Grosch angerichteten Schaden. Bevor er jedoch reagieren konnte, spürte er an seinem Hals die scharfe Klinge eines orkischen Schamanenstabs. Ein Blick aus dem rechten Augenwinkel heraus verriet ihm, dass Grosch überlebt hatte.
    "So Morra, und jetzt wo wir unsere Argumente ausgetauscht haben, könntest du so freundlich sein und mir einiges erklären während ich dich fessele.", erwiderte Grosch erbarmungslos. Am Blick des Schwarzmagiers erkannte er, dass dieser ihm nur zu gerne das Herz rausgerissen hätte um es an seinen gefallenen Lakaien zu spenden. Dennoch leistete er keine Gegenwehr und setzte sich auf einen im Raum befindlichen Stuhl. Zufrieden nutzte der Ork die Zeit um den gefangenen Magier mit einem Seil an den Händen hinter dem Rücken zu fesseln, so dass jegliche Flucht ausgeschlossen war, bevor er den ShaBaNakk wieder am Halse des Morras ansetzte.
    "Am Besten du fängst gleich mal damit an mir alles zu erzählen, was den Varrag sowie seine Pläne betrifft. Es könnte sonst sein, dass du gleich deiner Bestie im Reich ihres Schöpfers Gesellschaft leistest.", sprach der Ork kalt, wenn auch entspannter, "Du hast die Wahl."
    Die Augen des Schwarzmagiers funkelten zornig zurück, doch er realisierte, dass er zu geschwächt war um sich zu befreien geschweige es mit dem Ork erneut aufzunehmen.
    "Warum sollte ich reden?", fragte der Schwarzmagier listig, "Wenn du vom Varrag weißt, weißt du bestimmt auch, dass er mich für mein Versagen leiden lassen wird, wenn ich aussage."
    "Nun, schätze dann hast du nichts zu verlieren", meinte Grosch als ob es eine beiläufige Unterhaltung wäre, während er den Druck der Klinge auf den Hals langsam erhöhte, "War nett dich gekannt zu haben."
    Mit Genuss betrachtete der Nordlande-Ork die darauf aufsteigende Panik in den Augen von Theophrastus. Das aufkommende Zucken seiner Lippen sagte ihm bereits, dass die Furcht vor dem Tod bei dem dubiosen Morra doch größer war als die Angst vor dem unbekannten Meister.
    Die Klinge wurde sanfter, woraufhin der Schwarzmagier sich wieder entspannte und anschließend nur wortlos nickte, sehr zur Zufriedenheit Groschs.
    "Nun denn, dann sind wir uns ja einig", sprach der Ork-Schamane mit einem öligen Lächeln, bevor er sich die Worte seines Gegenübers anhören musste.
    Geändert von Olivia (09.08.2015 um 18:57 Uhr)

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    Xardas Turm

    Da!
    Was war das?
    Gehetzt blickte sich der Krieger um, seine Waffe in defensiver Haltung. Er roch wie sein eigenes Blut ihm die Stirn hinabran, er aus zahlreichen Wunden blutete und seine Glieder zitterte. Zwar dachte er mit seinem Gegner leichtes Spiel zu haben, doch irgendwas war anders gewesen als sonst, wo er seine Feinde mühelos beseitigte. Er wurde gejagt, gehetzt, immer wenn er sich zum Kampf stellte, wurde er mit schnellen Stichen eingedeckt, ein regelrechtes Sperrfeuer feindlicher Hiebe, der er sich nicht erwehren konnte. Nun schmeckte er sogar das Blut auf seiner Zunge, er spürte die Nässe seines eigenen Körpers, Lebenssaft und Schweiß vermengten sich zu einem stinkenden Gemisch, welches seine Panik nur steigerten.
    Und da war es wieder, dieses Rascheln!
    "Wer da?", rief der Krieger panisch.
    Keine Antwort.
    Dann wieder ein Rascheln und anschließend ein merkwürdiges Geräusch, welches ihm zwar bekannt vorkam, aber er nicht einordnen konnte. Die humanoide Bestie war hier, sie musste ihn verfolgt haben nachdem sie sich voneinander getrennt haben. Eine Furie sondergleichen! Wie konnte er nur sträflichst die Morrafrau unterschätzen?
    "Morraweib, zeig dich, wenn du haben Ehre!", keuchte der Ork mit dem Agash und glaubte nun einen schmalen Schatten im Gebüsch auszumachen, eine Silhuette, welche er im Dunkeln des Waldes nicht genau ausmachen konnte. Doch eigentlich war klar wer es war. Sie hatte seine Aufforderung gehört. Abermals das seltsame Geräusch, das wie ein Keuchen ihrerseits klang.
    Er hatte sie also auch verwundet!
    Der Ork festigte den Griff um die Axt und bleckte sein Gebiss, während er irre grinsend auf die sich nun beugende Gegnerin zuging. Nein, diesmal hatte er kein Erbarmen, selbst wenn sein Kamerad gegen Thorus gefallen sein sollte! Diese Frau würde ihn nicht bezwingen!
    "So und nun du mir grüßen Beliar und Kru-AAAAAAAAAAAAAAAHHHHHH!!!!"
    Der Satz verwandelte sich binnen Augenblicke in einen panischen Schrei als der Mond plötzlich hinter den Wolken langsam hervorkroch und wie zum Hohn die Stelle erleuchtete, wo der entsetzte Ork seine Gegnerin geglaubt hatte. Der Schattenläufer knurrte zum dritten Male bevor der Schrei dann endlich abriss und lediglich nur noch ein raubtierhaftes Fauchen aus dem Inneren des Waldes ertönte. Ein Fauchen, welches nur eine Bestie von sich gab, wenn sie ihre Beute erlegt hatte.

    Thorus fuhr überrascht auf der Schwelle des Turms herum als er plötzlich den Tumult aus dem Inneren des Waldes vernahm. Doch als Zyra ihn beruhigend anlächelte und die Geräusche verebbten, steckte er das von seinem Gegner erbeutete Krush Varrok wieder weg.
    "Ich dachte, du hättest deinen Verfolger getötet.", fragte er verwundert und argwöhnisch die junge Frau. Diese lächelte jedoch charmant und bemühte sich gekonnt unschuldig zu wirken.
    "OK, vielleicht hab ich vergessen ihm den Gnadenstoß zu verpassen.", meinte sie nur beiläufig und winkte ab, "Aber ich kenne diese Gegend ja noch aus meiner Kindheit und ließ ihn dort zurück wo in meiner Kindheit... reizende, flauschige Geschöpfe sich gelegentlich bei Vollmond zur Paarung trafen."
    "Reizende, flauschige Geschöpfe... so, so...", meinte Thorus nur und lachte dann, "Du bist mir ja Eine!"
    Er hielt kurz inne bevor er drohend fortfuhr.
    "Aber ich warne dich, sofern du MIR ebenfalls flauschige Begleiter unterjubeln willst wie diesem Ork, dann wird es das letzte Rendevous mit euch beiden sein."
    "Mach dir keine Sorgen.", meinte sie nur und grinste dabei leicht boshaft, "Wenn ich dich umbringen will, dann hätte ich dir schon längst den Auftrag gegeben eine Sonnenaloe aufzutreiben."
    Der ehemalige Gardist dachte kurz nach, was sie mit dieser letzten Äußerung meinen könnte, verwarf aber den Gedanken und betrat den Turm. Seine Begleiterin tat es ihm nach.

    "Schneller!", trieb Bluguk seine Meute Khorinisorks auf dem Weg zum Turm an, "Wenn wir Grosch nicht einfangen, wird Trag'uks Zorn fürchterlich sein!"
    Er wusste nicht wieso er sich genau Sorgen machte, schließlich würde Theophrastus den Eindringling überwältigen. Aber bisher dachte er auch, dass es unmöglich war aus dem Khoriner Gefängnis auszubrechen.

    "Willkommen, im Turm des Dämonenbeschwörers!", rief Grosch theatralisch als er einen der Eindringlinge als Thorus erkannte, den ShaBaNakk beiseite warf und seinen Anführer freudig umarmte, "Hätte nicht gedacht, dich hier zu sehen, mein Kriegsherr."
    Der schwarze Krieger winkte ab und löste sich lächelnd aus der Umarmung um die Situation zu erklären, "Nun, unten im Tal hatte ich zwar noch ein Problem mit zwei orkischen Wächtern, aber ansonsten hab ich die ganze Sache hier heil überstanden."
    "Die gehen auf mein Konto, alter Freund.", gestand der Orkschamane, "Hat mich eigentlich gewundert, dass sie so lange nach mir suchten, deswegen dachte ich erst, dass ihr beide die Lakaien des Schwarzmagiers wärt."
    "Schwarzmagier?", fragte Thorus verblüfft, "Xardas ist doch den Gerüchten nach in das Unbekannte Land mit Rhobar III. gereist! Was ist hier los? Seit ich auf dieser Insel bin, werde ich von scheinbaren Freunden gejagt und man versucht mich umzubringen."
    "Das konnte mir unser netter Freund hier mitteilen.", meinte Grosch düster und deutete zu einem an den Kaminsessel gefesselten Theophrastus, welcher Thorus nur einen finsteren Blick zuwarf, "Offenbar haben wir hier in ein regelrechtes Wespennest gestochen bei unserer überraschenden Ankunft. Offiziell mögen Trag'uk sowie Ur-Shak die Herrscher der Insel sein, jedoch dient diese Made hier ebenso wie besagter Trag'uk einem alten, von den Orks totgeglaubten Inseldespoten namens Var-Marrog."
    "Das ist unmöglich!", rief Zyra plötzlich und lenkte damit die Aufmerksamkeit des Orkschamanen auf sich, "Es kann nicht Var-Marrog sein! Bei der Schlacht von Khorinis richtete er in der alten Führungsriege der Orks ein Massaker an, als er hörte, dass die Drachen tot waren und Beliars Macht zu schwinden begann. Es heißt Ur-Shak und Trag'uk haben ihn nach der Schlacht gestellt und auf Anweisung des Kriegsherren bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ich hab es damals selbst miterlebt."
    "Lord Andre hat sich aber ganz schön verändert, findest du nicht auch?", scherzte der Schamane während er eine Pfeife ansteckte um anzudeuten, dass er durchaus an der Identität und Gesinnung von Thorus' neuer Gefährtin interessiert war.
    "Lange Geschichte.", erwiderte Thorus abwinkend, "Erzähl mir lieber schnell, was du sonst noch weißt, bevor wir hier abhauen. Ich möchte nicht noch mehr Orks als nötig töten..."
    "Gemach, gemach, wir haben Zeit.", beruhigte ihn sein orkisches Gegenüber, "So wie die Sache aussieht, hat Var-Marrog den Scheiterhaufen überlebt - bedenken wir mal, dass es Trag'uk war, welchen der Schändliche seinen Schüler nannte."
    "Er war hier?", fragte der schwarze Krieger verblüfft.
    "In der Tat, hier war kurzzeitig ein Varrag, welcher dem Morra hier eine sehr mächtige Schriftrolle anvertraute, damit er einen Dämonenlord beschwören konnte. Offenbar hast du aus seiner Sicht viel zu oft sein Intrigenspiel überlebt, dass er sogar neben der systematischen Überwachung Khorinis einen weiteren Schritt einleitete um dich matt zu setzen."
    "Hätte dieser Dilettant hier nicht eingegriffen, wärst du jetzt tot, mein Junge.", höhnte der Schwarzmagier, was ihm einen wütenden Hieb von Groschs Schamanenstab einbrachte. Mit schmerzerfülltem Gesicht verstummte der Magier und beschränkte sich wieder auf das Schweigen.
    "Das erklärt aber immer noch nicht, was die Sache mit uns zu tun hat.", erwiderte Thorus verwirrt.
    "Unser Anliegen ist es, dass dem Hohepriester nicht gefällt.", erklärte sein Getreuer , "Er wusste schon von uns, bevor wir im Hafen eintrafen, denn die Höchsten unserer Kaste verfügen über die sogenannte Sehergabe, welche es ihnen ermöglicht die Zukunft schemenhaft zu erkenen. Und er ahnte schon welchen Ärger unser Kommen bedeuten würde..."
    "Aber was-", fuhr Thorus erbost dazwischen, doch der Schamane unterbrach ihn mit einer deutlichen Handbewegung.
    "Macht.", sprach er düster, "Dieser Ork sieht sich als uneingeschränkter Herrscher dieser Insel und diese Herrschaft wird durch uns bedroht. Denn wenn du es schaffen würdest die Stämme unter einem Banner zu vereinen um sie gegen König Rhobar III. in die Schlacht zu führen, so könnte er keinen Einfluss mehr auf Khorinis erwirken. Trag'uk ist die Marionette seines Exils bis er den geeigneten Zeitpunkt sieht Ur-Shak zu beseitigen um mit einer triumphalen Wiedergeburt wieder auferstehen zu können. Aus orkischer Sicht wäre er dann ein Auserwählter und somit ein Gesandter Beliars, vergleichbar mit einem der Avatare oder den Erwählten. Nach allem, was mir dieser Theophrastus verraten hat, ist der Kerl radikaler als Sigmor und seine Assassinen. Er wird alles tun um in Beliars Namen seine Macht zu erhalten."
    "Sieht er denn nicht ein, dass die königliche Flotte, sollte sie hier eintreffen ihn und die Stämme zermalmen wird, wenn wir unsere Kräfte nicht bündeln?", fragte Thorus verzweifelt, doch er glaubte bereits die Antwort zu kennen.
    "Nein.", meinte Grosch kopfschüttelnd, "Sei es sein eigener Stolz oder die Verblendung mit der er dich hetzt, weil er in dir die größere Bedrohung sieht: Var-Marrog glaubt mit Rhobar fertig zu werden und ihn zermalmen zu können, wie er schon die Paladine besiegen konnte."
    "Nun, das wird ihm nichts nützen.", murmelte Thorus, "Lord Hagen und seine Männer werden mit der Ankunft der königlichen Truppen ihr Exil verlassen und als Vasallen sich dem neuen Herrscher beugen."
    "Keine gute Nachricht.", sagte der Schamane nachdenklich, "Im Vergleich zu den Festlandmorras sind diese hier vermutlich im Zustand des dauerhaften Krieges zu wahren Eliten herangereift. Das sind die besten Männer des Kö-"
    "Orks!", zischte Zyra plötzlich, woraufhin Grosch verstummte und erst jetzt fiel Thorus auf, dass sie am Fenster Wache gestanden hatte. Der Söldner eilte zu ihr hin und vergewisserte sich ebenfalls. Tatsächlich strömte von Richtung Stadt ein großer Fackelzug in Richtung des Turms. Der Weg zum Tal war ihnen verwehrt.
    "Jetzt seid ihr fällig!", lachte der Schwarzmagier gehässig, "Ich werde zwar für mein Versagen ebenfalls sterben, aber ihr werdet mit mir gehen."
    "Deine Wortwahl langweilt mich zutiefst, dreckiger Beliaranhänger!", knurrte Grosch und schlug ihn mit einem gut gezielten Fausthieb nieder. Sicherheitshalber murmelte der Ork noch einen Schlafzauber woraufhin der bewusstlose Schwarzmagier komplett das Bewusstsein verlor.
    "Und was jetzt?", fragte Thorus nervös, während Grosch plötzlich anfing in den Regalen des Schwarzmagiers herumzukramen, bis er schließlich zu seiner Zufriedenheit drei schwarze, viereckige Steine fand.
    "Na, was wohl?", grinste der Ork und warf Thorus einen Stein zu, "Wir lösen uns in Luft auf. So wie wir es immer taten!"
    Der schwarze Krieger erwiderte das Grinsen und schüttelte nur den Kopf als er den Stein betrachtete, wissend, warum er gerade für Grosch's Hilfe so dankbar wie nie zuvor war.

    "Keine Bewegung, ihr seid umzingelt!", schrie Bluguk als er mit gezückter Armbrust in das Kaminzimmer eintrat, aus welchem ihm der hässliche Gestank von Blut entgegenwehte. Im Pentagrammraum nebenan konnte er den gewaltigen Leib einer grauenhaften Kreatur entdecken, welche allem Anschein nach tot war. Zumindest ließ die Blutlache um das Wesen darauf schließen.
    Erst jetzt, als er seinen Blick durch die Zimmer schweifen ließ, die sich mit immer mehr Orkkriegern füllten, bemerkte er den gefesselten Theophrastus, welcher geruhsam schlief. Unsanft weckte er ihn auf, da er Grosch nirgendwo ausmachen konnte.
    "He, du!", blaffte er den irritierten Schwarzmagier an, welcher langsam aufwachte, "Wo ist er hin?"
    "Sie sind geflohen", war nur die ruhige Antwort des Zauberers, "Binde mich los und ich kann dir auch möglicherweise sagen, wohin."
    "Sie?", fragte Bluguk verwundert, "Wer ist noch zusammen mit Grosch geflohen?"
    Die Mundwinkel Theophrastus verzogen sich nun zu einem spöttischen Lächeln.
    "Na, rate mal..."
    Geändert von Olivia (09.08.2015 um 18:11 Uhr)

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    Kloster-Katakomben & Xardas Turm

    Als Thorus sich wieder umblickte, stellte er fest, dass die Welt in tiefste Dunkelheit getaucht war.
    Eine leichte Furcht, dass bei der Teleportation etwas schief gelaufen und er erblindet war, beschlich ihn. Doch diese Furcht wurde rasch beiseite gefegt als jemand neben ihm plötzlich ein Licht entzündete oder besser gesagt ein magisches Licht heraufbeschwor. Zur Erleichterung des schwarzen Kriegers war es Grosch und als er sich im erleuchteten Raum genauer umsah erblickte er auch Zyra.
    "Wo in Beliars Namen sind wir diesmal gelandet?", fragte sie zweifelnd und sah sich um. Thorus tat es ihr nach und begriff sofort was sie meinte. Sofern man diesen Raum mit nur einem Adjektiv beschreiben konnte, so wäre leer das wohl Treffendste: Außer ein paar Fleischwanzen, die zwischen den modrigen Steinen umherkrabbelten und stickigen, kahlen Wänden gab es hier nichts. Eine Sackgasse.
    Ratlos blickten sie Grosch an, doch der zuckte nur mit den Schultern.
    "Ich dachte eigentlich, dass wir hier zumindest sicher wären.", gestand er schließlich, "Nun, Letzteres sind wir zwar, aber eigentlich hab ich auch mit einem Ausgang gerechnet. Denn die Teleportsteine trugen eindeutig die Handschrift Xardas. Und auf Xardas Magie ist normalerweise Verlass."
    "Ehrlich gesagt sehe ich nur, dass wir hier in der Falle sitzen.", meinte Thorus schließlich verärgert, "Dieser Theophrastus wird bald dahintersteigen mit welchen Teleportrunen wir geflohen sind und dann war es das. Wir können nicht einmal mehr unsere Kameraden retten!" Da er keinerlei Rat wusste, setzte er sich schließlich hin. Der Schamane und Zyra taten es ihm nach, während unruhig über ihnen das magische Licht flackerte. An einem Ort, der vollkommen von der Außenwelt abgeschirmt zu sein schien.
    Nach einigem Schweigen war es schließlich der Schamane, welcher wieder das Gespräch in Gang setzte.
    "Wie sieht es denn eigentlich mit deiner Aufgabe aus?", fragte Grosch direkt seinen Anführer, welcher unwillkürlich zusammenzuckte, "So wie du wirkst, scheint es so als hättest du das Ulumulu komplett vergessen."
    "Das nicht.", winkte Thorus ab, "aber bisher konnte ich nur zwei Zutaten auftreiben. Die Feuerwaranzunge sowie die Hauer eines Trolls. Und so wie es aussieht, werde ich weder die Zähne des Sumpfhais noch das Horn eines Schattenläufers erhalten."
    Grosch verzog den Mund plötzlich zu einem breiten Grinsen. Verwundert aber auch leicht verärgert blickte Thorus den Ork an. Eigentlich war jetzt nicht die richtige Zeit für Späße.
    "Was ist?", fragte der Krieger nach, "Spuck's schon aus!"
    Statt eine Antwort zu geben kramte der Ork in seinem Umhängebeutel herum - nur um nach kurzer Zeit mehrere Zähne herauszuholen, die an einer Kette befestigt waren. Genauer gesagt: Sumpfhaizähne.
    Thorus Augen weiteten sich vor Erstaunen und unvermittelt lachte der Schamane laut auf.
    Lächelnd nahm der Krieger das unerwartete Präsent entgegen und steckte es ein.
    "Ich wusste ja, dass du zaubern kannst, aber das...", meinte er kopfschüttelnd, "Woher hast du die?"
    Grosch räusperte sich um eine Erklärung bemüht.
    "Mir war irgendwie klar, dass du bei den Problemen, die du schon am Hals hattest kaum noch Zeit für deine Suche hattest als der Schwarzmagier mir die Wahrheit erzählte und Onar vor seinem Tode andeutete, in was für einer Scheisse wir da stecken..."
    "Onar ist tot?", fuhr der Krieger ihm dazwischen.
    "Später.", winkte der Schamane ab und hoffte auf Thorus Geduld, "Jedenfalls hab ich noch ein wenig Hausputz im Turm betrieben, bevor ihr aufgetaucht wart und diese netten Beißer gefunden. Ich hab mir gedacht, dass der Schwarzmorra sie sowieso nicht mehr brauchte bei unserem Verhältnis und möglicherweise könnten sie deine Suche erleichtern. Was sie letztendlich wohl taten!"
    "Ich weiß nicht...", begann Thorus plötzlich, weil ihm ein Gedanke gekommen war, "Eigentlich müsste ich den Sumpfhai selbst töten statt die alchemistischen Utensilien eines Schwarzmagiers zu verwenden..."
    "Hör zu, Thorus, im Normalfall gäbe ich dir ja recht.", widersprach Grosch vehement, "Aber dummerweise fechten wir hier gerade einen Kampf aus mit Gegnern, die dir schon von vorne herein die Möglichkeit nahmen diese Mission auf ehrliche Art und Weise zu beenden. Gronars Tod war doch Notwehr, oder?"
    "Diese feige Ratte hat mich und Andre hinterrücks umbringen wollen!", knurrte der Söldner gereizt als die Erinnerung in ihm wieder hochstieg, "Um seine Seele trauere ich nicht!"
    "Du siehst, es wäre dir nicht möglich mit diesem zusätzlichen Hindernis auf faire und ehrenhafte Weise Ur-Shaks Aufgabe zu erfüllen.", schloss Grosch zufrieden und wurde daraufhin nachdenklich, "Dennoch sollten wir versuchen diesen Auftrag zu erfüllen. Denn im Hinblick auf die Steine, die uns Trag'uk und Var-Marrog in den Weg gelegt haben, ist ein Ulu-Mulu ein weiterer Schritt um diese Sache hier heil zu überleben?"
    "Wie meinst du das?", fragte Thorus sofort. Er ahnte schon, was Grosch meinen könnte, brauchte aber eine Bestätigung von seiner Seite aus.
    "Neben dem Zeugnis deiner Unschuld und Treue gegenüber Ur-Shak vermittelt das Ulu-Mulu den khorinischen Orks auch Frieden.", erklärte der Schamane seine Überlegungen, "Wer auch immer wagen würde dich anzugreifen, der Zorn der übrigen Orks wäre sein Preis. Gerade die hiesigen Stämme achten die uralten Traditionen und wenn Trag'uk dumm genug wäre sich über diese hinwegzusetzen, was ich ihm durchaus zutrauen würde, hätten wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Dann müssten wir nur noch rechtzeitig die Exekution unserer Freunde verhindern."
    "Ich möchte ja nicht unhöflich sein und euch irgendwie unterbrechen", fuhr Zyra plötzlich dazwischen, "aber ich habe hier soeben etwas Interessantes entdeckt."
    Thorus und Grosch blickten beide die junge Frau leicht perplex an, da ihnen im Eifer des Gesprächs nicht einmal ansatzweise aufgefallen war, dass Zyra den Raum genauer unter die Lupe genommen hatte. Sie deutete auf eine unscheinbare Stelle und befahl dem Schamanen mit einer Handgeste sie genauer zu beleuchten. Zunächst sahen die Beiden überhaupt nichts Auffälliges, doch plötzlich fiel es dem Ex-Gardisten wie Schuppen von den Augen.
    "Natürlich! Wir hätten es eher merken müssen!", meinte er und hielt sich die Hand vor Augen, "Fleischwanzen gehen hier ein und aus - wie sonst wenn nicht durch eine enge Spalte?"
    Zur Bestätigung ihrer These scheuchte Zyra einen der kleinen Krabbler durch besagte Öffnung, in welcher er blitzschnell verschwand.
    "Ganz nach Xardas Stil!", erwiderte Grosch grinsend, "Ich wette der Schwarzmorra hat den Raum ebenfalls gesehen, konnte damit aber genauso wenig anfangen wie wir und teleportierte sich wieder hier raus. Wenn meine Theorie stimmt, könnte der Ausgang uns an eine Stelle führen, in denen keinerlei Orks patroullieren... wenn wir uns in Fleischwanzen verwandeln könnten."
    "Und dafür hat Xardas auch gesorgt.", erwiderte Zyra gut gelaunt und schob mit ein wenig Anstrengung einen der Wandsteine auf der gegenüberliegenden Seite beiseite. Die drei Personen betrachteten die nun freiliegende Öffnung und ahnten, was die darin enthaltenen Pergamente für Zauber enthielten.
    "Zyra, wie kommt es eigentlich, dass DU es nie in die Minenkolonie geschafft hast mit deinem Können?", fragte Thorus sie lachend.
    "Nun, vielleicht war ich einfach besser als ihr und ließ mich nicht erwischen.", stichelte sie zurück und lächelte unschuldig.

    "Trag'uk wird das nicht gerne hören.", meinte Bluguk schließlich als er den Bericht des Schwarzmagiers über die Schilderungen von Groschs Angriff auf den Turm zu Ende gehört hatte, "Nun denn, wo sind sie hin? Sie können doch nicht weggeflogen sein!"
    "Ich schätze schon.", meinte Theophrastus grimmig, "In diesem Turm gibt es genug Teleportrunen, die sie hätten nutzen können. Und ich kann beim besten Willen nicht erkennen, welche sie benutzt haben, Kriegsherr. Dazu müsste ich sie allesamt sortieren und nachzählen. Und das dauert bei diesem ganzen Chaos hier!"
    "Diese Zeit haben wir nicht.", fluchte der Ork und musterte abermals den toten Dämonenlord ein wenig misstrauisch, "Darf ich eigentlich fragen, was es mit diesem Gesellen im Nebenraum auf sich hat?"
    "Auftrag von Trag'uk.", antwortete der Magier sofort, da ihm klar war, dass Var-Marrog ihm definitiv den Kopf abreißen würde, sollten nicht eingeweihte Kriegsherren von seiner Anwesenheit auf der Insel erfahren, "Diese Kreatur sollte Thorus jagen zusätzlich als Unterstützung der Nachtpatroullien."
    Bluguk musterte den Morra argwöhnisch. An einen solchen Auftrag konnte er sich nicht erinnern, denn normalerweise pflegte der oberste Kriegsherr sämtliche seiner Aufträge durch ihn selbst übermitteln zu lassen. Sicher kannte er auch Theophrastus von einigen der jüngeren Geheimsitzungen, was die kommende Führung der Insel anging - aber dass man dem Morra direkt Befehle übermittelte, hatte man ihm nie gesagt.
    "Bist du dir sicher?", harkte der Kriegsherr nach, "Ich konnte mich nicht erinnern, dass unser Stammesführer das Rathaus in letzter Zeit verließ. Insofern, wenn das nur ein fehlgeschlagenes Experiment war, das auf deine Kappe ging..."
    "Er hat mir einen Boten geschickt.", meinte der Schwarzmagier nur und gab sich souverän, während er innerlich nach einem Fluchtweg Ausschau hielt. Sein eigenes Leben war eigentlich so gut wie verwirkt, nun da die Ereignisse im Turm des Dämonenbeschwörers unerwünschte Aufmerksamkeit von außen erregt haben. Es war eigentlich genau genommen seine Schuld, da letztendlich er den Befehl gab Verstärkung aus der Stadt zu rufen - wenn Var-Marrog das alles erfuhr, was er letztendlich nun auch tun wird, dann stand er vor dem sicheren Tod.
    "Nun gut... dann bleibt uns nichts anderes übrig als die Stadt weiter zu befestigen.", meinte der Ork schließlich und seufzte schwer. Theophrastus nahm dies als gutes Zeichen auf und wandte sich zum Gehen.
    "Ich werde mich, sofern es gestattet ist mich in meine Gemächer begeben.", erwiderte er maliziös lächelnd und gähnte noch um den Eindruck zu vermitteln, dass er sich nichts Sehnlicheres als Ruhe wünschte, "Ich werde morgen sehen, was ich für den Stammesführer noch tun kann, was die Sache Thorus angeht. Zumal ich mir die Hinrichtung nicht entgehen lassen will."
    Bluguk nickte nur und schnaubte nur wütend auf nachdem der Beliaranhänger sich entfernt hatte. Er selber hielt eigentlich gar nichts von der Hinrichtung. Aus seiner Sicht war es mehr als krank sich an der Erhängung stolzer Krieger zu ergötzen, doch zum Glück tickten er und Trag'uk anders als dieser barbarische Morra. Das Einzige, was Bluguk halbwegs begriff auch wenn er es nicht gerne tat, war die Beseitigung Ur-Shaks. Unter seiner Führung sah es nicht so aus als könnten die Orks von Khorinis der Bedrohung aus Myrtana standhalten, insofern musste er zugunsten des höheren Wohles weichen.
    Neugierig sah der Kriegsherr sich um. Nun, da er den Schwarzmorra abgewimmelt hatte, konnte er sich ja in aller Ruhe umsehen. Zunächst durchsuchte er halbherzig einige Regale mit einem der Krieger seines Kontingents, fand aber nichts Hilfreiches außer Runensteinen, Schriftrollen, Tränken und alchemistischen Zutaten. Dann jedoch fiel ihm eine halb verbrannte Schriftrolle am Boden auf. Interessiert hob er sie auf und erkannte sie selbst ohne große Magiekenntnis als Beschwörungsrolle für den Dämonenlord. Das verdankte er vor allem dem Umstand, dass es orkische Runen waren, welche von der Herbeirufung eines solchen Wesens sprachen, zum großen Teil aber unleserlich oder weggebrannt waren als das Wesen beschworen wurde.
    Jedoch verblüfften diese Zeichen den Kriegsherren ungemein, war es doch ungewöhnlich, dass ein Schwarzmagier orkische Schriftzeichen beherrschte. Er besah das Pergament genauer, es schien nicht besonders alt zu sein und auch die Schrift war mir frischem Tierblut aufgetragen worden. Der Zauberspruch war demnach nicht besonders alt.
    Er las den Fetzen weiter bis zum Schluss - und plötzlich keuchte er vor Überraschung auf.
    "Das ist unmöglich!", stieß er fassungslos hervor und spürte, dass eine alte, längst vergessene Wut in ihm wieder aufkochte.
    "Kriegsherr, alles in Ordnung?", fragte einer der umstehenden Krieger seinen Vorgesetzen, verblüfft über dessen Verhalten.
    Der Kriegsherr zerknüllte zornig den Rest der Schriftrolle, auf der er eine Stammesrune erblickte, die ihm mehr als nur bekannt vorkam.
    "Bringt mir den Schwarzmagier herbei!", knurrte er befehlend, "Sofort!"
    Einige Zeit später wurde ihm gemeldet, dass besagte Person nicht mehr in ihren Gemächern aufzufinden war und auch im restlichen Turm keinerlei Spuren von Theophrastus zu finden seien. Bluguk wusste, dass der Magier schon längst geflohen war, doch wohin, würde auch er nicht vermögen zu sagen. Er brach schließlich mit dem Großteil der orkischen Wachabteilung wieder Richtung Stadt auf, ließ allerdings einige Wachen beim Turm zurück um eine Rückkehr des Magiers auszuschließen oder um ihn gegebenfalls festzunehmen.
    Denn wenn sein Verdacht stimmte, dann lebte Var-Marrog noch. Und sofern dieser Magier den Aufenthalt des Mörders seines Mentors wusste, so würde er ihn nach der Hinrichtung jagen und so lange foltern bis er sein Wissen preis gab.
    Geändert von Olivia (06.11.2017 um 18:54 Uhr)

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    Kloster-Katakomben

    Wie kann man nur mit so vielen winzigen Beinen in einer so großen Welt überleben?
    Zumindest stellte sich Thorus diese Frage nach einiger Zeit als er in seiner Fleischwanzengestalt Grompel folgte. Oder war es Zyra die da vor ihm war, hatte sie sich nicht als Erste verwandelt? Vielleicht lief er da gerade auch nur einer gewöhnlichen Fleischwanze hinterher, die sich darüber wunderte, warum ihr drei ihrer vermeintlichen Artgenossen folgten. Letztendlich wusste er es nicht und im Endeffekt war es dem verwandelten Krieger eigentlich auch egal, hauptsache dieser Tunnel würde keinerlei Abzweigungen aufweisen, denn außer einem unverständlichen Zirpen hatte Thorus nichts hervorgebracht mit den Mundwerkzeugen dieser asselartigen Wesen. Da er seine eigenen Worte nicht verstanden hatte, war davon auszugehen, dass auch die anderen nicht wussten, was er sagen würde. Im Nachhinein ärgerte ihn die Überstürzung mit der sie sich in Wanzen verwandelt hatten, doch konnten sie ahnen, dass sie ein dunkles Tunnelsystem erwarten würde?
    Wenigstens hatten diese posierlichen Tierchen Augen (oder zumindest einen funktionierenden Sehapperat), mit denen sie auch in der Dunkelheit so scharf sehen konnten wie bei Tageslicht. So wusste er, dass der steinerne Pfad nach kurzer Zeit sich in lockeres Erdreich verwandelte und erhaschte flüchtige Blicke in einige kleine Höhlen, die der schwarze Krieger immer von einem höher gelegenen Pfad aus betrachtete und deren deutliche Abzweigung nach unten er getrost ignorieren konnte. So beobachtete er dort unten weitere Fleischwanzen, welche sich von irgendwelchen, leuchtenden Pilzen an den Höhlenwänden ernährten und sie genüsslich abfraßen, wie manche Fleischwanzen auf Ameisenjagd gingen und ihre Beute, sollte sie eine angemessene Größe haben nicht auffraßen, sondern sie irgendwo hinschleppten als wären sie selbst etwas ähnliches wie Ameisendrohnen und wie sie ihre Eier ablegten. Flüchtig glaubte Thorus in einer Höhle sogar die dunklen Umrisse einer monströsen Fleischwanze zu erblicken, um die sich mehrere kleinere Artgenossen scharten, doch er bemerkte es erst als er schon den Anfang des neuen Tunnels erreicht hatte. Gerne wäre er geblieben und hätte noch mehr von dieser faszinierenden Welt erkundet, die ihn an ein Miniatur-Minecrawlernest erinnerte, doch die Zeit drängte ihn. Er musste seine Freunde und Gefolgsleute retten bevor die Orks sie hinrichten würden und überdies wollte er nicht die Wirkung des Zaubers überstrapazieren. Denn ehrlich gesagt konnte der Feldherr der Orks sich Schöneres vorstellen als sich in einem fleischwanzengroßen Gang zurückzuverwandeln und an der blossen Masse des Erdreiches über ihm zu ersticken.
    Zu seiner Erleichterung befiel ihn der darauf folgende klaustrophobische Gedanke nur für kurze Zeit, denn nach einiger Zeit erblickte er einen grellen Lichtschein am Ende des Tunnels. Und hörte Stimmen mehrerer Personen.
    "Schon wieder eins von diesen Mistviechern!", schimpfte eine menschliche Stimme wütend, "Ich hab es langsam satt diesen krabbelnden Unrat zu sehen!"
    "Reg dich ab, Parlan.", beruhigte jemand anders die Stimme, die offenbar besagtem Parlan gehörte, "Mir sind diese Fleischwanzen immer noch lieber als die Dämonen und Skelette, die wir hier bei unserem ersten Eintreten hier vernichten mussten. Außerdem sind sie, seitdem wir keine Schafe mehr haben eine recht ergiebige Nahrungsquelle."
    Die Fleischwanze vor Thorus bleib augenblicklich vor dem Ende des Spaltes stehen und wieder stellte sich das klaustrophische Gefühl des schwarzen Kriegers ein. Definitiv war die Fleischwanze vor ihm einer seiner beiden Gefährten. Er spürte, dass eine weitere Wanze dicht hinter ihm stand. Hoffentlich war das Grompel... oder Zyra, wenn Grompel vor ihm stand. Bestand eigentlich noch die geringe Wahrscheinlichkeit, dass es noch mehr Magier hier unten gab, die sich als Fleischwanzen tarnten um Eindringlinge aufzuspüren oder die große Fleischwanzenkönigin im Vorraum zu studieren -
    Er brach den Gedanken ab, weil er merkte, dass die Fantasie wieder mit ihm durchging und lauschte stattdessen dem Gespräch.
    "Du hast Recht, Sergio.", meinte Parlan schließlich, "Lieber Fleischwanzen in den Grundmauern unseres Klosters als die Orks in den Katakomben. Zugegebenermaßen schmecken sie nach monatelangem Fasten wirklich gut..."
    "Wer? Die Orks oder die Fleischwanzen?", lachte sein Gegenüber.
    "Scherzkeks, an deiner Stelle würde ich nicht so laut scherzen, Sergio.", zischte daraufhin der andere gereizt, "Wir Magier hatten damals vor zehn Jahren eigentlich erwartet, dass ihr Paladine unser Kloster beschützen würdet - und nun sind wir gezwungen uns in den Kammern eines Verräters von Fleischwanzen zu ernähren!"
    "Zum was weiß ich wie vielten Mal, Parlan", donnerte der Paladin nun beleidigt, "wir haben uns diesen ganzen Scheiß hier auch nicht ausgesucht! Hagens Priorität war die Verteidigung und das Halten der Burg im Minental um die Erzförderung für das Festland zu gewährleisten. Ihr Magier hättet ja auch die Stadt verteidigen können!"
    "Lieber dem Mammon als der Kirche dienen, so kenne ich euch Stadtvolk!", spottete der Feuermagier herablassend, "Nach Pyrokars mysteriösem Verschwinden in den Katakomben und Serpentes Tod bei der Sprengung der Klosterbrücke war klar, dass wir der Stadt nicht mehr zur Hilfe eilen konnten. Das war sogar auch das, was du gesagt hast! Aber haben die Paladine das genauso gesehen nach der Öffnung der Burgtore und dem überraschenden Einfall der Orks in die Burg? Haben Garond und Hagen eingesehen, dass das Minental nicht mehr zu retten war, als sie sich aus der Burg retten mussten? Mitnichten, Daron überbrachte uns noch die Nachricht, dass sie versuchen würden Marcos Mine zu halten und danach war Funkstille. Die Orks aus dem Minental strömten ungehindert über den Pass und verstärkten die Reihen unserer Belagerer."
    "Das magische Erz war wichtig, damit das Festland und damit auch wir den Krieg entscheiden konnten.", beharrte der Streiter Innos trotzig auf seine Meinung, "Wir können im Nachhinein nicht mehr sagen, wer letztendlich an allem Schuld war. Innos hat es so gewollt, nun müssen wir auf Errettung hoffen."
    "Errettung?", lachte Parlan geradezu sarkastisch, "Die Runenmagie ist schon seit mehr als zwei Jahren erloschen, falls unsere Zeitrechnung in den Katakomben stimmt und Innos Präsenz soll Ulthar auch nicht mehr an den Schreinen gespürt haben. Die Orks besetzen immer noch die Insel und aller Wahrscheinlichkeit ist der König schon längst tot! Von welcher Erlösung sprechen wir da bitte, werter Krieger?"
    "Wie gesagt, es ist müssig darüber zu streiten.", versuchte Sergio Parlan zu beschwichtigen und entfernte sich scheinbar von diesem Ort, da Thorus nun immer leiser werdende Schritte hörte und auch seine Worte immer undeutlicher zu vernehmen waren, "Komm, wir gehen lieber zu den anderen zurück und..."
    Dann verstanden sie nur noch Gemurmel und eine weitere hitzige Erwiderung von Seiten Parlans bevor es schließlich still wurde. Eine Fleischwanze lugte vorsichtig aus dem Spalt in der Klosterwand, sah sich kurz um und kroch dann in den spährlich von Fackeln erleuchteten Katakombengang. Thorus krabbelte ihr hinterher und kurze Zeit später wurde aus dem Insekt nach kurzem Aufleuchten ein orkischer Schamane, der ihm nur all zu gut bekannt vorkam. Hilflos sah der verwandelte Krieger den Schamanen an, weil er es ihm gleich tun wollte, als Zyra sich ebenfalls außerhalb des Tunnels zurückverwandelte.
    "Das Leben als Fleischwanze ist hart, nicht wahr?", meinte Grosch grinsend und lachte als die Wanze vor ihm mit einem der Vorderbeine versuchte eine wüste Geste zu machen, "Keine Panik, denk einfach daran wie du normalerweise aussiehst, es genügen eigentlich nur Umrisse oder Merkmale deiner selbst, also das, was du instinktiv von dir weißt - ah, du siehst, es klappt!"
    Froh wieder ein Mensch zu sein, klopfte Thorus sich den Staub von der Rüstung und überprüfte ob er noch alles bei sich trug. Erleichterung überfiel ihn als er zu dem Spalt zurückblickte und sich sicher war, nichts durch eine Nebenwirkung dieses Zaubers verloren zu haben.
    "Ich hatte schon befürchtet mich im Stollen selber zurückzuverwanden.", gestand er seinem Freund schließlich nervös lachend.
    Grosch winkte ab.
    "Das passiert eigentlich nur wenn du es willst oder dich in deiner Angst zu sehr auf deine menschliche Gestalt konzentrierst oder dich aufgrund anderer Umstände wieder zurückverwandeln willst.", erklärte er schließlich, "Die weitaus größere Gefahr ist, dass man irgendwann sein eigenes Selbst vergisst nach einer Verwandlung, gerade dementen oder sehr alten Personen passierte das häufig in der Vergangenheit. Einige Druiden und Schamanen haben das schon mal vollbracht, angeblich soll der mythologische, weiße Hetzer auch zu diesen Unglücklichen gehören, die ihr altes Ich vergaßen und vermutlich als Tier irgendwann verstorben sind."
    Bei diesem Gedanken schauderte es den Orksöldner ein wenig. Magie war ihm schon immer suspekt gewesen und würde es wohl auch bleiben.
    "Und was jetzt?", fragte Zyra hilflos und blickte vorsichtig um die Ecke, wo die beiden Innosanhänger von vorhin vermutlich abgebogen waren, "Wenn es stimmt, dann sind wir hier im Innoskloster von Khorinis oder besser gesagt dessen Gewölben gefangen. Schöner kann man eigentlich gar nicht vom Regen in die Traufe fallen."
    "Das stimmt.", gab Thorus zu bedenken, "Wenn man uns drei hier sieht, werden wir definitiv angegriffen. Die Paladine ließen sich noch dank Andre von unserer Aufrichtigkeit überzeugen. Wenn sie jedoch uns mit Grosch sehen, werden sie uns nicht nur gefangen nehmen, sondern auch noch töten. Wir können unmöglich diesen Weg einschlagen!"
    "Und lieber den anderen Weg ins Ungewisse nutzen?", warf der Orkschamane ein und schaute bedenklich in die andere Richtung, welche weiter ins Dunkel führte, "Das hier sind Xardas Gewölbe, vergesst das nicht! Ein Konflikt mit den Feuermagiern sowie einen Versuch den Belagerungsring um das Kloster zu durchbrechen könnten wir eher riskieren als einen Weg, der uns nicht nur in den Tod führten könnte, sondern auch noch in eine Sackgasse."
    "Warum haben wir dann diese Teleportrunen benutzt, wenn du Xardas nicht mehr traust, Grosch?", harkte Thorus plötzlich nach als wäre er fest entschlossen den anderen Weg zu verwenden. Unsicher und ein wenig überrumpelt glotzte ihn der Schamane an.
    "Du verstehst nicht wie Xardas denkt.", meinte Grosch schließlich nach kurzem Nachdenken, "Eine Teleportrune ist eine offene Einladung, die nicht zwingend tödlich endet in den meisten Fällen. Alle anderen Wege jedoch sind Prüfungen, die entweder absichtlich mit Fallen oder Monstern gespickt sind. Außerdem war hier schon ewig niemand mehr und die Magier trafen hier immer noch auf Monster!"
    "Die der Namenlose, welcher nun König Rhobar heißen soll, ja getötet haben soll, wenn man den Mythen um die sagenumwobenen Klosterkatakomben hört, die außer den Feuermagiern und ihm bisher niemand betreten hatte und von denen auch kaum einer weiß, wie man sie findet.", unterstützte Zyra den Ork nervös, "Das ist riskant! Viel zu riskant! Hast du nicht gehört, dass hier sogar einer der obersten Feuermagier des Reich Myrtanas verschwand?"
    "Vielleicht hat er sich ja in eine Fleischwanze verwandelt und Alzheimer bekommen.", witzelte Thorus nur, merkte jedoch, dass seine Gefährten nicht darüber lachen konnten. Auch ihm war zugegebenermaßen ein wenig mulmig, allerdings hatte er das Gefühl, dass er an genau diesem Ort fündig werden würde, nach dem, was er suchte. Er bemühte sich um einen Kompromiss.
    "Hört zu, wenn ihr wollt, dann könnt ihr euch meinetwegen an den Feuermagiern und dem orkischen Belagerungsring versuchen.", meinte er schließlich und nahm die Fackel aus ihrer Halterung, "Ich für meinen Teil will erst einmal schauen ob sich dort drinnen nicht doch etwas befindet, was uns helfen könnte. Deshalb schlage ich folgenden Plan vor:
    Wenn ihr mich nicht begleiten wollt, so wartet hier erst einmal. Ich werde in einer halben Stunde spätestens wieder hier sein. Sollte ich nicht mehr vor dieser Frist nicht wieder bei euch auftauchen, so geht ohne mich. Dann könnt ihr davon ausgehen, dass ihr Recht hattet."
    Er übergab dem Schamanen den Beutel mit den Zutaten für das Ulu-Mulu und wollte gerade in der Dunkelheit verschwinden, als Zyra ihn plötzlich am Handgelenk festhielt.
    "Das ist doch Irrsinn!", zischte sie wütend und man merkte auch, dass eine Spur von Sorge in ihrer Stimme lag, "Wir können dich jetzt doch nicht einfach so opfern! Nach all dem, was wir überlebt haben!"
    Thorus lockerte ihren Griff und blickte sie ernst an.
    "Manchmal gibt es Dinge, die man sich nicht erklären kann.", erwiderte Thorus, "Ich weiß nicht wieso, aber was auch immer da unten ist, es wird unser Weg in die Freiheit sein. Das spüre ich irgendwie und mein Gespür hat mich weder in der Kolonie, noch in Jharkendar geschweige denn auf dem Festland betrogen. Manchmal muss man einfach entgegen der eigenen Vernunft handeln."
    Und mit diesen Worten verschwand er schließlich in der Dunkelheit. Zyra und Grosch blickten lange der Fackel hinterher, in der Hoffnung, dass ihr Anführer sich eines Besseren besinnen würde, doch als er schließlich um die Ecke des unbekannten Korridors ging und das Licht erlosch, war ihnen, als hätten sie den schwarzen Krieger für immer verloren.
    Seufzend stellte der Schamane eine kleine Sanduhr auf dem Boden auf, während Zyras Augen leicht zu glänzen schienen.
    Geändert von Olivia (09.08.2015 um 17:54 Uhr)

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    Kloster-Katakomben

    Es schien Thorus wie eine Ewigkeit, als er die Gänge mit erhobener Fackel entlang schritt, immer in der Erwartung ähnliche Schreckgestalten zu treffen wie die Schergen dieses merkwürdigen Schwarzmagiers, den sie im Turm getroffen hatten. Und dennoch schien es, als wären die Katakomben unter dem Kloster so leer und trostlos wie die Wanzentunnel.
    Aber auch das wäre glatt schon eine Lüge, da der Söldner selbst im Erdreich mehr Leben angetroffen hatte als in diesem monotonen Labyrinth.
    Nur ab und an schreckten ihn Geräusche auf, doch lediglich endete dies in der Feststellung, dass er selbst der Auslöser dieser Geräusche gewesen ist, sei es durch einen weggetretenen Kieselstein am Boden oder das unabsichtliche Schleifen eines seiner Stiefel über den Fußboden.
    Allgemein fühlte er sich ausgelaugt, erschöpft und müde im Angesicht der letzten Erlebnisse.
    Kein Wunder, dachte er sich nur, als er die dritte oder vierte Weggabelung nach rechts einschlug, um seine Orientierung aufrecht zu erhalten, Es ist fast schon ein Tag vergangen, seitdem wir von Gronar beinahe getötet wurden. Und abgesehen von Marcos' Mine, gab es nie wirkliche Gelegenheiten sich auszuruhen - es ist zum Kotzen!
    Manchmal fragte er sich, ob andere Menschen an seiner Stelle schon längst aufgegeben hätten. Das Ulu-Mulu würde er kaum noch vollenden können und selbst wenn er noch das fehlende Schattenläufer-Horn auftreiben könnte, so würde er unmöglich die Stadt bis zum Morgen erreichen können. Jeder andere Halunke oder Halsabschneider aus der Minenkolonie, den er kannte, hätte unter solchen Bedingungen wohl schon das Weite gesucht und seine Kameraden im Stich gelassen.
    Und er?
    Ich stecke natürlich tief in der Scheiße und versuche alle Orks, die mir freiwillig aus welchem Grund auch immer folgen, vor dem Henkersbeil durch irgendwelche Irren zu retten, setzte er seine Gedankengänge fort, beinahe schon versucht über diese Ungerechtigkeit des Schicksals zu lachen, Immer auf die armen, kleinen Torwächter, Beliar, wie?
    Doch das machte auch keinen Sinn. Die Götter waren verbannt. Beliar hatte damit genauso wenig zu tun wie Innos und Adanos.
    Obwohl ihre Magie weiterhin Teil dieser Welt ist... warum eigentlich?
    Zahllose Gedanken beschäftigten den Geist des Kriegers, doch er verwarf den neuen Gedankengang wieder so schnell wie er gekommen war um weiter voran zu kommen. Er war schlicht und ergreifend zu müde um sein Gehirn nun auch damit zu belasten - später würde er noch genug Zeit haben die Konsequenzen seines Handelns und andere wichtige Fragen, die ihm später wohl ohnehin belanglos erscheinen würden, zu klären. Wer sich fragte, ob Fleischwanzen eine Königin haben oder warum es noch die alte Magie gab, war wahrlich entweder vom Sumpfkraut benebelt oder übermüdet.
    Er mutmaßte nur, dass er im Gegensatz zu anderen Menschen diesen Spießrutenlauf bisher nur überlebt hatte, weil er nun mal ein verdammter Torwächter die meiste Zeit seines Lebens gewesen ist. Ein Mann, der zu jeder Tageszeit, jedem Wetter und unter allen Umständen schon seinen Dienst routinemässig erledigt hatte.
    Ein Mann mit Disziplin und Pflichtgefühl.
    Ohne diese Eigenschaften wäre er wohl vermutlich entweder tot oder hätte schon längst aufgegeben. Das war das Einzige, was er noch zu Ende dachte, denn als er um die nächste Biegung ging, bemerkte er, dass ein mattes Licht vom anderen Ende des Tunnels her glimmte. Doch anders als Tageslicht, war es ein unnatürliches, bläuliches Leuchten aus dem Inneren eines Raumes, dessen Ausmaße sich schwer einzuschätzen ließen.
    Ohne Frage magischen Ursprungs.
    Mit dieser Erkenntnis zückte Thorus leicht aufseufzend die Waffe. Sofern ihn ein Kampf erwartete, konnte er nur hoffen, dass es keine große Herausforderung werden würde.
    Doch wie wahrscheinlich war dies inmitten der ehemaligen Räumlichkeiten eines Dämonenbeschwörers?

    Der Raum selber war nicht besonders groß, wie der Ex-Gardist einige Zeit nach seinem Betreten bemerkte, doch es machte die Sache nicht besser, dass er sich durch die schwach beleuchteten Steinziegel, welche das Mauerwerk bildeten und die kleinen Mauerbögen, welche den Raum vermutlich aufrecht erhielten, an Jharkendar erinnert fühlte. Den unheimlichen Tempel, welchen sie einst für Raven bewachen mussten, in dessen dunklen Herzen sich die Klaue Beliars befand.
    Bei dem Gedanken schauderte es Thorus, da die leichte Erhöhung am Ende des Raumes fast schon an ein Waffenpodest erinnerte. Und zugleich den Ursprung des unnatürlichen Lichts darstellte, was schwach, aber dennoch deutlich sichtbar leuchtete. Fast, als wollte es gefunden werden.
    Eine neue Teufelei?
    Bevor Thorus es jedoch näher begutachten konnte, ließ ihn plötzlich ein bekanntes Lachen zusammenfahren.
    Und nur um Haaresbreite duckte er sich unter einem gut gezielten Schwinger eines Krähenschnabels aus, der den entgeisterten Soldaten andernfalls hinterrücks durch den Brustkorb hindurch aufgespießt hätte. Fassungslos starrte er dem unerwarteten Gegner entgegen, der ihn so unwirklich angrinste, wie Thorus noch an seine Existenz glauben konnte.
    "Du bist tot", sagte er nur entschlossen seinem Gegenüber, wenn auch der Anblick ihn an der Aussage seiner Worte zweifeln ließ, "Wir haben deine Leiche verbrannt."
    "Ich hatte ja auf eine freundlichere Begrüßung gehofft wie etwa 'Hey, schön dich zu sehen, Boss! Wie geht es dir?', aber anscheinend hättest du meinen kleinen Seitenhieb tatsächlich vertragen können", lachte Raven hämisch den ehemaligen Untergebenen an, gekleidet in seine markante, pechschwarze Rüstung, die vor allem durch die flügelförmigen Schulterplatten auffiel, "Anscheinend wart ihr ja nicht besonders gründlich gewesen, wenn ich noch vor dir stehe, hmm?"
    Leicht verunsichert, aber dennoch überzeugt, schüttelte Thorus nur den Kopf, die Klinge bereithaltend um einen weiteren Angriff zu parieren, während der Totgeglaubte sich vorerst damit begnügte wie ein Raubtier zu umkreisen. Sofern er damit den übermüdeten Feldherren irritieren wollte, gelang die Wirkung nicht, da er dies langsamen Schrittes tat - wohlmöglich war es aber auch nicht die Absicht seines gerissenen Gegners, wenn er der war, der er vorgab zu sein.
    "Du bist tot", wiederholte er sich nochmal, doch Raven musste erneut über diese Aussage für einen kurzen Moment lachen.
    "Und du bist naiv, weißt du das?", erwiderte der Erwählte Beliars nur kalt, während seine scharfen Augen den ehemaligen Torwächter regelrecht durchbohren zu schienen, "Ich gebe zu, man muss anerkennen, dass du es weit gebracht hast. Feldherr der Orks, hmm? Wächter zum Tor für Varant, was du geschworen hast zu bewachen, bist du aber wohl nicht mehr."
    "Woher weißt du-"
    "Ich weiß mehr als du ahnst, Thorus", schnitt er dem Krieger nun kalt das Wort ab, während er an der Stelle stehen blieb, von der das kalte Leuchten drang, "Deine Träume, deine Ängste all das, was du dir nun aufgebaut hast wieder komplett zu verlieren - du bist einen langen Pfad gegangen, der nicht zwingend besser ist als der meinige. Du hast mit Mächten paktiert, die genauso verdorben waren wie der Pakt, den mir Beliar einst dargeboten hat. Eine Waffe und Macht gegen die eigene Seele - denkst du, du bist so viel besser als der neue König von Myrtana? Besser als Gorn und Lee?"
    Eine beklemmende Pause entstand für einen kurzen Moment.
    "Es war Notwehr", antwortete der Gefragte schließlich nach einiger Zeit, zunächst zögernd, wenn auch aufrecht und gereizt im Angesicht dieser Anklage, "Ja, ich habe die Entführung von Milten veranlasst. Ich wusste von der Macht des Auge Innos'. Doch wenn du mich so gut kennst, Raven, dann weißt du auch, dass ich nichts über die wahren Pläne des Beschwörers wusste! Alles was er machen sollte, war sicher zu stellen, dass Gorn's Kriegstreiberei endlich Einhalt geboten wird!
    Mehr nicht!"
    "Ein Missverständnis, was du nun suchst zu vertuschen", tadelte ihn Raven nur gespielt mit einem falschen Lächeln, "Du wusstest davon, denn die Lüge war schlecht. Deine Absichten zweifel ich nicht an, denn dir liegt offenbar wirklich mehr an diesen armseligen Kreaturen als mir, auch wenn es nur dem Eigennutz und deiner eigenen Existenzangst dient - doch du wusstest, dass eine Bestie beschworen wird. Er hatte es angedeutet.
    Und du hättest es verhindern können.
    Frieden mit Rhobar III. wäre möglich gewesen."
    "Er ist nicht mehr er selbst, du Narr!", war die laute, verärgerte Antwort von Seiten Thorus' über diese Hypothese, "Ich glaube dir kein Wort, ebenso wie wenig ich glaube, dass du überlebt hast. Du und Beliar seid längst aus dieser Welt verbannt."
    Erneut hörte er Raven lachen, doch bevor Thorus darauf noch wütend etwas erwidern konnte, merkte er plötzlich wie ihm schwarz vor Augen wurde und plötzlich seine Glieder sich wie gelähmt anfühlte. Ein hässlicher, unerträglicher Schmerz bohrte sich schlagartig tief in seine rechte Seite und Kälte kroch seine Glieder hinauf.
    Was war das? Die Müdigkeit?
    Würde er sterben?
    Er hörte nur noch einen dumpfen Aufprall und weiteren Schmerz, während seine Hände kalten Steinboden fassten und seine Nase einen starken Blutgeruch aufnahm. Von weiter oben hörte er nur noch wie Raven auf ihn herabspuckte und der Speichel förmlich an Thorus' Wange zu kleben schien, kalt und unnatürlich, doch genauso widerwärtig wie er es noch aus ganz alten Tagen in Erinnerung hatte.
    "Beliar ist zurück", war das Einzige, was der ehemalige Erzbaron leise, aber vernehmlich, dem auf den Boden Liegenden zu wisperte, "Var-Marrog wird dein geringstes Problem sein, wenn ich dich in die Knie gezwungen habe. Heute werde ich dich nur warnen - die nächste Nacht in der wir uns begegnen, aber, könnte deine Letzte sein."
    Sogleich umfing gnädigerweise Ohnmacht den geschundenen Krieger, die Welt des Schmerzes und der Kälte hinter sich lassend.


    "Hey, wach auf"
    "Argh, mein Schädel... Wer-? Was-?"
    "Langsam, langsam", beruhigte die Traumgestalt Thorus, der nun realisierte, dass jemand anderes zu ihm sprach, wenn auch die Welt vor seinen Augen in ein blendendes Weiß gehüllt war, "Du bist geschwächt und wärst beinahe an der Macht von dem, der gebannt wurde, vergangen, Sohn der Standhaftigkeit."
    "Ein Assassine?", fragte Thorus unbeirrt, nun da er auch bemerkte, dass der Schmerz und die drückende Müdigkeit der vergangenen Stunden von ihm abgefallen war, "Wo ist Raven?"
    "Fragen über Fragen, Sohn der Wissbegierigkeit", lachte der Unbekannte nur gutmütig in einem mittelländischen Akzent auf, "Alle werden sie dir noch beantwortet werden und das Schicksal, was dir und dem König vorbestimmt ist, erfüllen."
    Flüchtig erinnerte sich Thorus in diesem Moment der Worte, die ihm einst Vatras in der Wüste anvertraut hatte. Da war sie wieder, diese ominöse Prophezeihung, welche alle Menschen-Magier des Reiches zu wissen schienen.

    "Wächter und Entscheider, einst Brüder im Geist,
    einer durch dunkle Mächte verdorben,
    der ganz Myrtana Vernichtung verheißt.
    Dies wird passieren, sobald die Bestie wird beschworen."


    "Dann ist es wohl besser, wenn ich sterbe", seufzte der Gardist nur, den Gedanken verabscheuend, dass er vielleicht doch der Ursprung des Leides sein könnte, dass Myrtana befallen soll, "Wenn ich sterbe, dann tu ich dieser verdammten Welt vielleicht noch einen Gefallen."
    Die Stimme kicherte vergnügt vor sich hin wie ein vergnügter Mann.
    "Vielleicht, vielleicht aber auch nicht", lachte der mysteriöse Fremde nur und Thorus meinte zu spüren, dass ihm jemand den Arm kameradschaftlich über die Schulter legte, "Die Nacht, von welcher der Rabe sprach, ist nicht heute! Komm, nimm meine Hand! Steh auf und finde deine Bestimmung um die zu retten, die du retten kannst.
    Nimm das Horn und du wirst sie retten.
    Wir werden uns bald wieder begegnen."
    Bevor Thorus noch weiter etwas darauf erwidern konnte, löste sich der weiße Nebel wieder auf und er merkte, wie er wieder erwachte.

    Das Erste, was er feststellte, war, dass er tatsächlich von Blut benetzt war - ob es jedoch sein Eigenes gewesen ist, ließ sich jedoch schwer nachvollziehen, da zumindest die Wunde, die Raven ihm zugefügt hatte, entweder wie durch Magie verheilt war oder niemals existiert hatte.
    Allgemein hoffte Thorus, dass er nur kollabiert war, als er sich wieder aufrichtete, doch zu seiner Verwunderung war das Leuchten, was er in der Kammer ausgemacht hatte, verschwunden. Stattdessen lag auf dem Podest,welches er nun als einen steinernen Tisch erkannte, seine, wie durch ein Wunder, noch immer brennende Fackel sowie ein Schattenläufer-Horn - zufälligerweise genau diesselbe Zutat, die ihm jetzt noch gefehlt für das Ulu-Mulu gefehlt hatte.
    Hatte der mysteriöse Mann im Traum nicht auch von einem Horn gesprochen?
    Erneut ran ihm ein leichter Schauder über den Rücken, doch zu seiner Verblüffung realisierte der Krieger auch, dass er entspannter und ausgeruhter wirkte, Halluzinationen hin oder her.
    Ihm war klar, dass irgendetwas hier nicht stimmte, doch jetzt war nicht die Zeit es rauszufinden. Er wusste nur, dass es möglicherweise ein Fehler war noch länger zu verweilen, sollte er länger über die Ereignisse nachdenken.
    Daher nahm er das Horn an sich und drehte sich um in Richtung des Ganges von wo er gekommen war, nur um sich noch einmal zu erschrecken. Das Skelett in der rechten Ecke des Raumes neben den Ausgang gelehnt war zwar zum Glück nicht mit untotem Leben beseelt, doch war Thorus sich definitiv sicher, dass es nicht während seiner Halluzination mit Raven, oder was auch immer das gewesen ist, dort gelegen hatte.
    Prüfend musterte er die Leiche und erkannte schnell anhand der Robe, wer hier vermutlich schon seit Jahren hier sein Grab gefunden hatte.
    "Pyrokar", sagte er nur tonlos, während er die Robe schnell abtastete in der Hoffnung noch etwas wertvolles zu finden, was ihm und seinen Gefährten von Nutzen sein könnte. Was auch immer hier in diesen Kammern sein Unwesen trieb oder eventuell noch treibt, es war stark genug um ihn zu töten.
    Und tatsächlich wurde er fündig: Neben einem kleinen Pergamentfetzen in der rechten Hand, hatte der Magier zwei scheinbar volle Manatränke dabei, welche hoffentlich über die Zeit keinen Schaden genommen hatten.
    Zumindest wird Grosch daraus seinen Nutzen ziehen können. Die Teleportation und sein Kampf vorhin haben ihn bestimmt geschwächt.

    Mit diesen Gedanken ließ Thorus diesen verhängnisvollen Raum hinter sich, in der Hoffnung, dass er sich das alles nur eingebildet hatte, den Weg zurück noch wissend.
    Vorerst würde er mit keinem seiner Gefährten darüber sprechen und lediglich Grosch anweisen ihn auf Flüche oder Ähnliches zu prüfen - dennoch ließen ihn die vergangenen Ereignisse keine Ruhe und nagten an ihm genauso wie einst die dunklen Träume während der Seefahrt, in welchen ihm Raven ebenfalls erschienen ist.
    Er hoffte nur, dass er nicht zu lange weg gewesen ist und dass er die Frist von einer Stunde nicht schon längst durch seine unerwartete Ohnmacht überschritten hatte.

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    hier steht auch Text Avatar von Olivia
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    Kloster-Katakomben - Khorinis - Marktplatz

    "Wie kommt es eigentlich, dass wir bei unserer Suche so viel Glück haben?", meinte Thorus nach einiger Zeit, als er das Ulu-Mulu dank Grosch's Anleitung mehr oder minder fertiggestellt hatte, "Den Feuerwaran habe ich selbst erlegt und den Troll haben wir soweit ja auch besiegt, soweit in Ordnung. Dass das Labor des Schwarzmagiers uns die Zähne eines Sumpfhais bescheren würde war zwar unerwartet, aber zumindest plausibler als dieses Schattenläuferhorn.
    Wie kann es sein, dass ausgerechnet hier unten ein solches Horn zu finden ist?"
    Leicht entnervt seufzte Grosch, leicht mit den Augen rollend.
    "Nochmal: Es war Xardas, der diese Katakomben angelegt hat", merkte der Schamane an, "Das ist alles, was ich dir dazu sagen kann. Genauso gut könntest du mich auch fragen warum Morras vom Körperbau weniger robust gebaut sind als wir Orks. Ich kann dir dazu eine Antwort geben, aber keine Befriedigende."
    "Zumal wir es positiv sehen sollten", fügte Zyra hinzu, welche in einer Ecke saß und versonnen eine Teleportrune musterte, "Ohne diese Zufälle werden deine Kameraden bald tot sein. Hier unten in den Katakomben verliert man schnell das Zeitgefühl, aber als wir uns an der Oberfläche befanden hat der Mond bereits den Zenit überschritten. Sei daher froh, dass ich in der Zwischenzeit, wo du weg warst noch einmal mich in den Gängen hier umgeschaut habe und diese Teleportrune fand.
    Es graut bald der Morgen und somit wird Trag'uk sicherlich die Hinrichtung der Gefangenen einfordern - selbst wenn Ur-Shak dagegen protestiert, so werden die Orks es einfordern wollen."
    "Weil sie dank der Gerüchte, die der Feldherr streuen lässt, tatsächlich glauben, dass ich einen der ihrigen gemordet habe, ja", erwiderte Thorus grimmig, bevor er das Ulu-Mulu prüfend in die Höhe hob.

    Er hatte weder Zyra noch Grosch von seiner Begegnung mit Raven - oder zumindest das, was er in seiner wahrscheinlichen Übermüdung für Raven hielt - erzählt. Auch den Traum bezüglich des mysteriösen Fremden ließ er unerwähnt, denn mittlerweile war Thorus davon überzeugt, dass es sich nur um Zufall handeln musste.
    Und selbst wenn nicht, so lag die höchste Priorität für ihn erst einmal darin die Machenschaften des verräterischen Kriegsherren aufzudecken.
    In der Zwischenzeit, wo Thorus weg war, waren Grosch und Zyra nicht untätig gewesen. Während der Schamane versucht hatte einen Plan zu schmieden, wie man den Komplott am Besten aufdecken könnte um auch dem letzten Khorinis-Ork begreiflich zu machen, dass Trag'uk sie hintergangen hatte, hat Zyra bei ihrer Suche nach einem weiteren Ausgang aus den Katakomben einen weiteren geheimen Raum entdeckt, welchen Xardas wohl ebenfalls vor langer Zeit angelegt hatte. In ihm befand sich unter anderem eine Teleportrune, von welcher Grosch nach einiger Untersuchung ausging, dass sie zum Schrein der Wassermagier in Khorinis führen würde.
    Thorus hoffte dabei nur, dass der Orkschamane sich nicht vertan hatte.
    Der Vorteil inmitten der Stadt zu erscheinen ohne dabei zu riskieren in ein Gefecht mit potentiellen Attentätern verwickelt zu werden war eine wesentlich bessere Aussicht als er sich erhoffen konnte. Selbst wenn man an den Toren mit ihrem Erscheinen rechnen würde, so wäre es lediglich eine Seitengasse, welche sie bei ihrem Erscheinen vom Marktplatz trennen würden.
    "Nun denn, wenn ihr bereit seid, sollten wir es auf einen Versuch ankommen lassen", meinte Grosch schließlich, nachdem er das Ulu-Mulu ebenfalls begutachtet und als würdig empfunden hatte. Thorus musste zugeben, dass es für einen Menschen massiv wirkte, was allerdings auch kein Wunder war - immerhin war das Ulu-Mulu die Friedensstandarte der Orks. Der ehemalige Torwächter meinte eine solche Standarte nur einmal gesehen zu haben und dies war noch zu den Zeiten, als Rhobar III. noch nicht als derjenige bekannt war, der er heute war.
    Ohne die Anleitung des Orkschamanen hätte Thorus vermutlich nicht einmal herausgefunden, wo er die einzelnen Materialien an dem massiven Holzstab hätte anbringen sollen, doch nun, wo es halbwegs zusammengefügt worden war, ergab die Konstruktion dieses archaischen Stammestotem mehr Sinn als der Orksöldner es zunächst geglaubt hatte. In jedem Falle wurde es gut genug angefertigt um einjeden Ork davon zu überzeugen, dass der Träger eindeutig ein Freund der Orks war.
    "Da es hier unten langsam kalt wird und ich nicht dem Schlaf verfallen möchte, bevor wir die Hinrichtung verhindern, wäre ich bereit", gähnte Thorus und blickte den Schamanen erwartungsvoll an, "Meinst du, du kannst uns wirklich mit einer Rune zu dritt hier herausteleportieren?"
    "Glaub mir, es wird funktionieren", erwiderte der Ork mit einem Schmunzeln, "Es wird zwar meine magischen Reserven komplett aufbrauchen, aber das wird es wert sein."
    "Dann sollten wir nicht lange um den heißen Brei reden, sondern machen", merkte Zyra an, die Hand an den Dolch bereits angelegt, "Eine Hinrichtung verhindert sich nicht von alleine."
    Bevor Thorus etwas erwidern konnte, setzte Grosch dazu an die Teleportrune zu aktivieren. Magische Energien hoben die drei binnen weniger Sekunden in die Höhe, nur um sie anschließend in einem blauen Leuchten vergehen zu lassen. Stille und Dunkelheit legte sich abermals über die Katakomben unter dem Kloster.


    Die Morgendämmerung setzte bereits ein, als Bluguk aus einem der Fenster des ersten Stocks eines an den Marktplatz angrenzenden Gebäudes auf eben jenen blickte und die Khorinis-Orks die Orks der Nordlande einzeln auf den Platz führten. Das Gebäude von welchem der Kriegsherr aus operierte soll ehemals ein Hotel gewesen sein, welches jedoch auf Trag'uk's Befehl hin geräumt und als Wohnbarracke der orkischen Truppe eingerichtet wurde. Drei weitere Scharfschützen hatten sich bereits hinter den ornament-verzierten Fenstern postiert - ein Befehl genügte um das Leben Einzelner zu beenden.
    Der Kriegsherr zögerte als nach einiger Zeit hinter dem Tross der Gefangenen Trag'uk in Begleitung des obersten Schamanen der Insel die ehemalige Kaserne der Stadtmiliz verließen. Beide waren anscheinend in ein Gespräch vertieft, doch trotz seines ausgeprägten Sehsinns konnte Bluguk nicht erkennen ob die Diskussion erhitzt war oder eher organisatorischer Natur war.
    Und selbst wenn, warum machte er sich überhaupt diese Gedanken, wenn einzig und alleine darin sein Sinn bestand Ur-Shak zu eliminieren.

    Sein Blick fiel wieder auf die Armbrust.
    Thorus führte sie mit sich, das Werk eines nordländischen Armbrusters. Wem dieser präzise gefertigte Bolzenwerfer vorher gehört haben mag vermochte Bluguk nicht zu sagen, doch er bewunderte durchaus die Technik sowie die Feinheit der Mechanismen, mit welcher die artverwandten Nordlande-Orks diese Mordwaffe versehen haben. Die Khorinis-Orks waren zwar berüchtigt für ihre brachiale Gewalt und Ausdauer im Feldkampf, doch ohne die technologischen Errungenschaften der Nordlande-Orks, welcher sich insbesonders auf die Schmiedekunst und den Waffenbau bezieht, hätten die Khorinis-Orks auch weiterhin die Stadt mit primitiv-anmutenden Wurfmaschinen und Schleudern belagern können. Auf hoher See waren es die Kanonen der myrtanischen Galeassen, welche den orkischen Kriegsgaleeren vom Östlichen Archipel zusetzten und ebenso erinnerte Bluguk sich daran, wie die Khorinische Stadtwache einst mit ähnlichen Geschützen die Stadt hielten.
    Dann erschienen die stolzen Segelschiffe der Nordlande mit ihren Bombarden - und ehe man sich versah wurde die Hafenverteidigung durchbrochen und somit auch der Belagerungsring.
    Seitdem hatte Bluguk die Strategie der Nordlande-Orks stets bewundert. Nur um heute ihren Niedergang herbeizuführen.

    Er hatte mit Trag'uk noch einmal über die Geschehnisse im Turm gesprochen und zu seiner Genugtuung versprach ihm der oberste Kriegherr den Kopf des verräterischen Schwarzmagiers Theophrastus. Seine Entdeckung bezüglich Var-Marrog's Schriftrolle erwähnte er jedoch nicht. Es mochte lediglich nur eine üble Vorahnung sein oder prinzipiell Misstrauen in die eigene Armee, doch Bluguk's Zweifel an der Richtigkeit der Hinrichtung sind seitdem gewachsen.
    Gewiss, er stimmte mit Trag'uk überein, dass Ur-Shak's Führung schwach aus Sicht der Kriegsfürsten war.
    Es stimmte, dass er die Morras milder behandelte als es ihnen ursprünglich zugedacht war - ähnlich wie die verräterischen Nordlande-Orks.
    Es stimmte, dass es seit dem Tode Hosh-Paks Zweifel an Ur-Shak's Legitimation als Varrag gibt. Dass der dunkle Gott sich von den Orks abgewandt hätte, nachdem er die Führung übernahm und die Orks deshalb den Fluch Beliars auf sich zogen war stets ein heimlich verbreitetes Gerücht unter den Truppen. Wenn Bluguk sich recht entsann meinte er es das erste Mal vernommen zu haben als ein anderer Kriegsherr unter Trag'uk's Führung sich mit ihm besprechen wollte.
    Und es stimmte, dass er bis zuletzt die Hinrichtung des Verräters Thorus sowie die Exekution seiner Unterstützer, versprengte Separatisten des alten Nordreiches, verhindern wollte, obwohl sich der Orksöldner des Verbrechens schuldig machte einen Kriegsherren hinterrücks ermordet zu haben.
    Im Grunde genommen gab es keine Zweifel bis jetzt, dass Trag'uk die Orks zu alter Stärke zurückführen will und man sich lediglich weiterer Verräter entledigte.

    Und dennoch bestanden die Zweifel.
    Nur wenige Stunden war es her, dass ein Schwarzmagier im Dienste Trag'uks einen Dämonen mit Hilfe einer Schriftrolle beschworen hatte, deren Fertigung durch Var-Marrog zustande kam.
    Var-Marrog war tot, vor einigen Jahren hingerichtet worden durch die Hand Trag'uks. Es war Var-Marrog, welchen Bluguk als den Mörder seines Vaters vermutete. Außer Ur-Shak teilte niemand diese Meinung - wenn Bluguk in der Vergangenheit versuchte mit Trag'uk über den verräterischen Varrag zu reden, so erhielt er kaum Antworten.
    Es sei aufgrund der Weisung des obersten Kriegsherren geschehen, einem Ork, welcher Ur-Shak nahe stand und sein Leben während der Belagerung von Khorinis verlor. Trag'uk führte lediglich nur seine Pflicht als Clanführer aus um Var-Marrog dem Flammentod zu überantworten.
    Wie also kam der Schwarzmagier an eine Schriftrolle eines toten Hohepriesters? Die Schriftrolle war frisch, es konnte demnach nicht das Erbe des Verräters sein, sondern musste von jemanden angefertigt worden sein, der seine Runen kannte. Aber wer?
    Var-Marrog hatte keinen Schüler abgesehen von Bluguk's Vater. Demnach konnte es nur der Hohepriester sein.
    Der allerdings tot war. Getötet durch Trag'uk.
    Je mehr Bluguk's Gedanken rasten umso misstrauischer wurde er.
    Es passte alles. Es gab keine Zweifel an der Rechtmässigkeit von Trag'uk's Plan, jeder bisher von ihm in die Wege geleiteter Schritt erschloss sich dem Kriegsherren.
    Doch Bluguk versuchte vergeblich den Gedanken zu verdrängen, dass möglicherweise die Geschehnisse der letzten 24 Stunden und eventuell sogar davor lediglich nur ein Teil einer Wahrheit waren, die man ihm unter Umständen wissentlich vorenthalten hatte.
    In der Hoffnungen, dass er nur Gespenster sah, legte er den Armbrustbolzen ein, welcher Ur-Shak ein tödliches Ende bereiten würde.
    Der Klang eines Jagdhorns erscholl in der Ferne um die Hinrichtung einzuleiten, während sich allmählich die Menge am Marktplatz einfand um dem Spektakel beizuwohnen.

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