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Nero ging vor den anderen, blieb dann jedoch abrupt stehen und drehte sich um und lächelte böse.
"Meine Liebe, ihr macht einen großen Fehler. Ich bin weder der Schuldige, noch bin ich gewillt hier zu sterben. Sollte ich wirklich verurteilt werden, dann wird das euer letzter Triumph sein, da ihr allesamt in meinem Inferno untergehen werdet. Eure letzten Eindrücke werden sengender Schmerz und Höllenqualen sein wenn ihr den Rat dazu bringt, einen Kampfmagier zu verurteilen. Ich habe meinen Plan gemacht und wenn alle Stricke reißen, dann werde ich fliehen nachdem ich euch geschlachtet habe. So, und nun lasst uns gehen, wenn ich doch nur ein wenig Knabberzeugs mitgenommen hätte, heute entscheidet sich schließlich, ob ihr lebend aus Vengard rauskommt oder nicht! Das wird spannend!"
Mit einer wahnsinnigen Lache hoppste der Magier vorwärts, machte aus dieser ernsten Sache eine Farce und schon nach wenigen Augenblicken erreichten sie den Gerichtssaal. Viele hatten sich eingefunden und befragten nero nach den Umständen.
"Meine lieben Freunde, ich bin unschuldig, so wie einst bei der Verschwörung und das wird jeder erkennen! Macht euch keine Sorgen und seid frohen Mutes!"
Innerlich sah der Magier anders aus, denn man würde ihm sehr wohl den Tod Callindors in die Schuhe schieben können und den Vertragsbruch, doch wem würde das nutzen? Der Rat könnte doch niemals so verblendet sein! Mit einem grimmigen Lächeln auf dem Gesicht wurde er zur vordersten Bank geführt, da hatte er schon einmal gesessen. Er verneigte sich gefesselt vor dem Rat und wurde dann unsanft auf die Bank geschubst, schüttelte mit dem Kopf und wartete ab was geschah.
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Ludmilla wartete seelenruhig ab, bis Nero sich setzte, oder eher unsanft gesetzt wurde.
"Werter Hoher Rat. Wir haben uns heute hier zusammen gefunden, die Schuldfrage von Nero Zaveria bei dem Todesfall von Callindor Cray zu ergründen.
Ich bitte daher den Rat, abzuwarten bis dazu alles gesagt wurde, und danach ein Urteil zu fällen. Es ist ein schwerwiegendes Verbrechen, dessen Nero sich schuldig gemacht hat, und entsprechend wird dieser Fall auch exakt und detailiert aufgeschlossen werden."
Die sechs Plätze waren belegt von sechs Männern. So verschieden, wie es untrerschiedliche Haarfarben gab. Außen saß ein älter Mann, vielleicvh der Älteste von allen, mit weißem Haar, seltsam ruhig, aber seine Augen blitzten, und er starrte ungeduldig auf Nero, als würden sie sich kennen.
Daneben hockte ein weitaus jüngeres Exemplar, mitt faltiger Stirn, ebenso unruhig, doch sein Blick huschte eher im gesamten Raum herum und offenbar hatte er Angst, zu lange auf einen Ort zu schauen, geschweige denn Nero direkt anzusehen.
Ludmillas hatte den Eindruck, dass dieses Mitglied des Hohen Rates da noch nicht so lange auf dem Platz saß, und dies vielleicht seine erste Beisitzung bei einer Streitfragenklärung dieser Größenordnung war.
In der linken Mitte der sechs Plätze saß Pyrokar. Sie kannte ihn noch von einem Treffen vor ein paar Jahren. Er hatte die Hände vor seinem Gesicht gefaltet und sein Kinn darauf abgestützt. Er wartete auf das, was kommen möge.
Auf dem Platz zu seiner Linken hatte ein unschainbarer Mann Platz genommmen. Er hielt sich im Hintergrund, hatte seinen Körper auch vollkommen gegen die Lehne gedrückt, während die anderen drei sich vorgebeugt hatten, um ja nichts zu verpassen. So wie Nr 4 jetzt saß, blickte er direkt auf Pyrokars entzückenden Rücken. Offenbar ließ sich dieser Kerl lieber von Worten überzeugen, als von Gesten und Reaktionen. damit würde Ludmilla dienen können.
Daneben hockte ein erwachsener Mann, sicher lebenserfahren und umsichtig, er beäugte sie abschätzend und hob seine Augenbraue. Es kam ihr so vor, als wäre ihm hier furchtbar langweilig und diese Anhörung unter seinem Niveau. Als wäre es anmaßend, ihn wegen so etwas zu behelligen.
Ganz rechts wiederum lehnte ein weißgehaarter Magier auf einer der Thronlehnen und schaute sich Ludmilla und den Angeklagten sehr genau an. Immer wieder ging sein Blick im Kreis herum, als würde er jede Reaktion vor ihm sehen wollen. Offenbar hatte er ein reges Interesse an dem Fall und wartete geduldig, aber nicht ewig, darauf, dass Ludmilla endlich fortsetzte.
"Werter Hoher Rat, Callindor Cray wurde Opfer eines Gewaltverbrechens und es wird sich zeigen, das es niemand anderes als Nero Zaveria war, dem das Blut seines Bruders an den Fingern klebt. Doch zuerst möchte ich darlegen, weshalb es mir ein Bedürfnis ist, diesen Fall hier zur Anhörung zu brignen.
Mein Name ist Ludmila van Dressel und ich besitze ein Weingut nahe einer Hafenstadt, in der ebenso innosgläubige Menschen leben. Ich bin eine Priesterin des Ordens der Feuermagier. Meine Tochter starb vor einigen Jahren und so ist deren Tochter, meine Enkelin Serena, dieses liebreizende Wesen dort ..", und sie erhob sich artig und knickste, "die letzte der van Dressels, wenn ich sterbe. Daher war es mir ein Bedürfnis, sie in den Händen eines Mannes zu wissen. Und dieser Mann war niemand anderes als Callindor Cray. Und diese Zusammenkunft zwecks der Heirat wurde auch vertraglich festgehalten. Leider ist Callindor inzwischen nicht mehr am Leben, sodass die Heirat nichtig ist und ich es als Pflicht ansehe, Callindors Ehre und Treue zu diesem Orden aufrecht zu halten, indem ich seinen Mörder zur Verantwortung ziehe. Nero hat seinen Bruder ermordet, und genau das wird diese Anhörung ergeben."
Es wurde still im Saal, nachdem Pyrokar um Ruhe gebeten hatte und das laute Gemurmel der Zuschauer langsam abebbte. Nero saß dort, seelenruhig und grinste sie verschlagen und irr an, wenn sich ihre Blicke trafen. Würde er wirklich seinen Orden in das Verderben reißen, sollte er mit seiner Strategie scheitern?
"Als erstes sollten wir daher Nero Zaveria anhören. Seine Schilderung der Ereignisse sollte Licht in das Dunkel bringen. Nero, bitte berichte dem Hohen Rat, was sich an jenem Tag in der Wüste zugetragen hat."
Callindor
Geändert von Die Feuermagier (18.12.2010 um 16:47 Uhr)
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"Wenn es Euer Wunsch ist, werde ich das selbstverständlich tun. Ich bin ja kein Unmensch."
"Das sehen wir noch, aber fahre fort."
Nero erhob sich von seinem einsamen Platz und hörte leise Zwischenrufe von Ordenskollegen, die ihm symbolisierten, dass sie zu ihm hielten. Trotzdem, ein fader Beigeschmack blieb.
"Um es zu erklären, muss ich weiter ausholen. Wie der Hohe Rat vielleicht weiß, war ich bis vor nicht allzu langer Zeit noch der Wirt eines Dämons, der meinen Arm in seinen Besitz genommen hatte. Wie ich inzwischen weiß, heckte mein Bruder im Geheimen mit Francoise den Plan aus, mich aus der Hafenstadt zu lotsen und so den Dämon und seinen Wirt von den Bürgern und dem Orden fort zu bringen, sollte ich den Kräften nachgeben. Und es hat geklappt. Mit List und Tücke, mit falschen Versprechungen und gespieltem Tod und Leid, welches sie über mich brachten, indem sie angeblich meine Frau Sylwina töteten, brachen sie mir das Herz, und meine Wut hatte ihren Nährboden gefunden. Ja, ich verfolgte Callindor, um den Tod meiner tot geglaubten Frau zu sühnen.
Doch inzwischen ist mir klar, dass Callindor all dies nur erfunden hat, meine Frau nie in Gefahr war, und auch sonst niemand, außer eben ich."
"Nero, es stimmt also, das Callindor aus dem Bedürfnis der Hilfe für dich gelogen hat, und nie etwas Böses im Sinn hatte, sondern nur, den Dämon von dir zu entfernen.
"Ja."
"Warum musste er es denn dann auf diesen Weg machen? Warum hat er es dir nicht einfach ins Gesicht gesagt, und ihr hättet beide nach einer Lösung gesucht."
"Ja das ist ... kompliziert ..."
"Ich bin sicher, der Hohe Rat wird euch trotzdem folgen können, so wie ich auch, dessen könnt ihr sicher sein."
"Callindor und ich, nun ja ... wir hatten schwere Zeiten und gute Zeiten. Ich möchte es nicht beschönigen, aber zu dieser Zeit damals, so kurz nach der Anklage wegen des Mordanschlags am König, war unser Verhältnis angespannt. Hätte er mir davon erzählt, ich würde ihm nicht geglaubt haben, weil ich meinen Arm bis dahin immer als Geschenk von meiner tot geglaubten Frau Sylwina angesehen habe. Nein, ich hätte es nicht geglaubt, aber möglicherweise hätte sich der Dämon geregt und mich übernommen. Innos allein weiß, welch Unheil dies bedeutet hätte."
"Es ist demnach korrekt, dass Callindor also entgegen der ersten Annahme, sehr wohl umsichtig und vorsichtig gehandelt hat. Er hat Weitsicht und Können bewiesen, setzte sich für seine Kameraden ein, das stimmt doch. Nero, wieviele Opfer hat diese Mission zu beklagen? Wieviele Menschen sind aufgerund des Dämons in deinem Arm umgekommen?"
"Niemand ..."
"Ganz genau. Dank Callindors Einsatz konnte man den Dämon zerstören, ohne auch nur ein Leben, egal ob eines des Ordens, der Armee oder der einfachen Bürger. Und was hätte ein Bleiben in Vengard geheißen? Wieviele Opfer hätte es dann vielleicht gegeben? Eine Schätzung reicht."
"... Sicher ... ein Blutbad ..."
"Ein Blutbad. Das reicht mir als Schätzung. Wir sehen also, dass Callindor viel Unheil vom Orden und Vengard abgewendet hat. Das spricht für sein Engagement und sein Pflichtgefühl, denn diese Mission erforderte einen Bruch zu seinem Bruder, um gleichzeitig die Interessen des Ordens zu wahren. Callindor Cray handelte umsichtig, bestimmmt, war sich der Risiken bewusst, wählte die eigene Gefahr, um die Gefahr von anderen abzuwenden. Für mich klingt das nach einem Menschen, der nicht sehr gewaltätig ist. Der erst nachdenkt, bevor er handelt, Dinge abwägt, analysiert, und nicht blind drauf los rennt. Das stimmt doch, oder?"
"Ja, das dürfte stimmen ..."
"Gut, kommen wir nun zurück zum Hergang. Was ist genau passiert?"
"Ich verfolgte Callindor und seine Helfer Albrich und Vic bis nach Varant, zum Dorf Braga. Dort traf ich ein Mädchen namens June, die mich zu Callindor führen wollte. Ich wusste nicht, woher sie ihn kannte, aber ich wollte meinen Bruder endlich fasen, also ging ich mit ihr - und fand Callindor. Er hielt sich in einer Grabkammer versteckt, irgendwo bei den Gebirgen in der Wüste. Dort schaffte er es auch, den Dämon ans Licht zu zerren."
"Und wie genau hat er das geschafft?"
"Er hat mich wütend gemacht, bis der Zorn stark genug war, dasss er sich in Form des Dämons manifestierte."
"Verstehe. Wie lange hat das in etwa gedauert?"
"Nicht sehr lang, ich wollte noch immer Sylwinas Tod rächen."
"Das heißt also, wir können sagen, sie sind leicht reizbar. Sie sagen ja selbst, dass es nicht lange dauerte, bis sie auf hundertachzig waren, korrekt?"
"Ja, aber da spielte auch der Dämon eine Rolle, er verstärkte meine Gefühle."
"Aha. Also ist das jetzt anders? Ich kann mindestens zwei handvoll Leute anführen, die euch in den letzten zwei Monaten etliche Male haben ausfallend werden lassen, grob oder sogar handgreiflich. So weit ich weiß, war da der Dämon schon nicht mehr vorhanden. Für mich sieht es eher so aus, das Nero noch immer unter seinen Gewaltattacken leidet, die ihn manchmal ruckartig überkommen. Ohne Vorwarnung, ohne Zeichen, einfach *bäm*, wie eine tickende Zeitbombe, und im Fall von Callindor ging sie hoch. Deshalb ist er jetzt tot, weil Nero sich nicht unter Kontrolle hatte."
Ludmilla ging einmal an allen Mitgliedern des Hohen Rates vorbei, sagte nichts, sah niemanden an, ehe sie wieder vor dem Angeklagten stand.
"Erzählen sie nun den Rest der Geschichte. Bitte."
"Nachdem der Dämon aus mir entfernt wurde, erklärte Callindor mir alles, das meine Frau leben würde, und wo mein Sohn sich aufhielt. Doch dies tat er mittels eines Briefes."
"Aha. Wollte er denn Fortgehen? Verreisen?"
"Ich weiß es nicht genau. Vielleicht. Es gab da einen jungen Mann, er hieß Domenik. Er hatte es irgendwie geschaffft, dass Callindor ihm durch ein Portal folgen sollte."
"Ein Portal?"
"Ja, ein Portal. June, von der ich vorhin sprach, verschwand sogar selbst darin. Sie tauchte nicht mehr auf. Domenik und Callindor wollten gehen. Doch ich spürte, dass dieser Domenik etwas Böses vorhatte. Er wollte meinem Bruder wehtun. Ich kann Gefühle in gewisser Weise erkennen, und Domenik strotzte nur so vor Hass und Widerweillen gegenüber meines Bruders. Callindor wurde in eine Falle gelockt."
"Und was geschah dann?"
"Sie wollten beide durch das Portal gehen und Domenik sagte noch etwas, nachdem sich Callindor verabschiedet hatte. Mein Bruder sagte noch, ich solle ihm nicht folgen, sondern stattdessen für Vics und Albrichs Rückkehr nach Vengard sorgen. Da wurde mir klar, dass er wohl nicht wiederkommen würde. Und ich konnte ihn nicht in diese offensichtliche, von diesem Domenik ausgelegte Falle tappen lassen."
"Und was heißt das genau?"
"Ich habe mein Schwert ergriffen und wollte Domenik daran hindern, Callindor zu entführen. Mit allen Mitteln. Wenn nötig auch, indem ich ihn tötete."
"Aber Callindor wollte mit ihm gehen. Gab es denn Anzeichen einer Manipulation? Hat sich Callindor seltsam verhalten, anders als sonst? Wir haben erfahren, dass euer Bruder sehr gewissenhaft war, gern alles bedachte. Er hat sogar einen Brief verfasst, in dem er euch aufträgt, für seine Schützlinge zu sorgen. In meinen Augen klingt das überlegt, und vorbereitet, als hatte er selbst einen Plan. Nicht nach der Verzweiflung eines bald entführten Mannes. Wie war seine Gefühlslage, als er gehen wollte?"
"Gefasst, ruhig, er hat geweint."
"Aha, gefasst und ruhig. War es ein Weinen oder eher ein Heulen, als wenn man um Vergebung bitten würde? Oder versuchte er noch etwas mitzuteilen, dass das in Wirklichkeit doch eine Entführung war."
"... ... ..."
"Nero, bleibt bei der Wahrheit. Wir haben die Aussagen von Vic und Albrich, die ebenso Zeugen waren. Antwortet wahrheitsgetreu: hat Callindor durch Worte, Zeichen, sein Verhalten irgendwie deutlich gemacht, dass er in Gefahr sein würde?"
"... nein ..."
"Dann war euer Spürsinn wohl falscher Alarm. Dieser Domenik stellte keine Gefahr dar. Hat er während seines Auftauchens jemandem Schaden zugefügt?"
"Nein."
"Nein, ganz genau. Statt dessen hat er den Adlaten Vic sogar mit einem Schutzzauber vor den Auswirkungen des Dämons gerettet, wie er in seinenm Bericht schreibt. Für mich hört sich das nicht nach einem Mann an, der vorhatte, Callindor etwas anzutun. Aber kommen wir nun zum Ende. Was passierte, als sie die Waffe gezogen haben?"
"Ich sagte etwas, eine Aufforderung, stehen zu bleiben, danach griff ich an, bevor er mit Callindor im Portal verschwinden konnte."
"Und weiter?"
"Ich hatte Domenik im Visier, aber mein Bruder hat sich hinein gedreht und ihn gerettet und stattdessen habe ich ihn erwischt. Meine Klinge durchbohrte ihn. Danach fiel er zusammen mit Domenik durch das Portal und verschwand. Und wurde bis heute nicht mehr gesehen."
"Fassen wir also noch einmal zusammen: Zwei friedliche Menschen wollen Sie verlasssen, es besteht keinerlei Gefahr, und aus heiterem Himmel, und ihrem seltsamen Spürsinn folgend, greifen sie an und ihr Bruder fängt den Stoß ab und rettet demnach den Mann, von dem sie angenommen haben, er stelle eine Gefahr dar. Also wenn sie mich fragen, das ergibt keinen Sinn. Es ergibt nur dann Sinn, wenn Domenik keine Gefahr darstellte und Callindor das tat, was er immer tat. Er analysierte, schlussfolgerte und kam zu dem Schluss, dass er diesen Domenik, der wohl eine höhere Bedeutung hatte, nur retten konnte, wenn er sein Leben dafür opferte."
Erneut durchquerte Ludmilla den Raum und inzwischen war es ruhig im Saal geworden. Der Hohe Rat hörte aufmerksam zu und als sie wieder vor Nero stand, setzte sie zum letzten Teil an.
"So weit haben wir es jetzt erfahren, und es deckt sich mit den Aussagen von Vic und Albrich, deren Protokolle dem Rat vorliegen. Eines würde mich jedoch noch interessieren. Nero, sie als Heiler können doch bestimmt abschätzen, wie gefährlich die Verletzung war, die ihm zugefügt wurde."
"Schon möglich, die Klinge durchbohrte ihn von vorn und trat hinten wieder aus. Innere Organe waren sicher betroffen, innere Blutungen."
"Aha. Und für uns als Laien, wie ist die Überlebenschance eines Menschen mit solch einer Verletzung?"
"Das kann man nicht so einfach sagen. Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle ..."
"Eine Prognose reicht aus."
"Auch dafür braucht man mehr Variablen ..."
"Kann ein Patient mit dieser Verletzung selbständig überleben, ja oder nein?"
"Ich, also ..."
"JA ODER NEIN, NERO!!!"
"... unwahrscheinlich ... ... nein ..."
"Danke sehr. Um das noch einmal zusammen zu fassen. Nero war bereit, zu töten. Er wollte jemanden verletzen und nahm billigend dessen Tod in Kauf. Und zwar eine Persoin, die nach eigenen Angaben und den Zeugenberichten der anderen zufolge keinerlei Gefahjr für ihn oder Callindor oder einen der anderen darstellte. Wo kommen wir denn hin, wenn man sich plötzlich auf Bauchgefühle und Vorahnungen verlässt und deswegen sogar zum kaltblütigen Mörder wird. Wen es dabei trifft, ist letztlich unerheblich. Leider erwischte es seinen Bruder Callindor, und seiner eigenen Prognose zufolge bestand so gut wie keine Hoffnung auf Rettung. Wo auch immer Callindor jetzt ist, er ist tot. Nero hat sich von seiner Wut, seiner Aggression, die er nicht unter Kontrolle hat, übermannen lassen und hat blind einen Menschen mutwillig und mit der Absicht, zu töten, umgebracht. Die Tatsache, dass es sich dabei um ein Mitglied des Ordens handelt, kommt noch erschwerend hinzu. Ich denke, es ist jetzt klar, was zu tun ist, und der Mord an Calllindor Cray nicht ungesühnt bleibt, denn sein Mörper sitzt dort auf der Bank, und ist einer aus unserer Mitte."
Ludmilla schluckte schwer, sah Nero an, dann den Hohen Rat. Am Ende bedachte er jeden einzelnen der Mitglieder mit einem ruhenden Blick, bevor sie auf ihre Enkelin zusteuerte und sich neben sie setzte.
Jetzt war es die Aufgabe der Ratsmitglieder, aus dem Gehörten ein gerechtes Urteil zu fällen.
Callindor
Geändert von Die Feuermagier (18.12.2010 um 17:01 Uhr)
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Heute stand eine Gerichtsverhandlung an. Für Pyrokar eigentlich etwas gewöhnliches, fast alltägliches. Doch stellte der heutige Fall eine Besonderheit dar die in ihrer Wichtigkeit nicht zu unterschätzen war. Der mutmaßliche Mord an dem Glaubensbruder Callindor durch einen anderen Glaubensbruder namens Nero sollte behandelt werden. Ein Fall von unglaublicher Tragweite.
Der Heilige Rat hatte sich nun komplett im Verhörsaal zusammengefunden. Es handelte sich um insgesamt 7 Sitze. Allen voran im leichten Halbkreis saß der Ratsvorsitzende Karrypto, der die Oberste Feuermagierin Francoise vertrat, um den sich alle anderen entprechend ihrer Position im Orden aufgereiht hatten.
Mehr oder weniger geuldig warteten nun alle darauf, dass der Angeklagte hereingeführt wurde und das Verhör beginnen sollte. Doch kaum wollte Pyrokar einen Gedanken daran verschwenden, dass man ihn so lange warten ließ betraten auch schon der Angeklagte Nero begleitet von einer Feuermagierin und Wachen den Saal.
Als der angeklagte Priester sich auf der Bank niederließ ließ der Vorsitzende seine gelassene, doch ernste Stimme erschallen "Möge die Anhörung beginnen!"
Die Anklägerin erhob daraufhin das Wort.
"Werter Hoher Rat. Wir haben uns heute hier zusammen gefunden, die Schuldfrage von Nero Zaveria bei dem Todesfall von Callindor Cray zu ergründen. Ich bitte daher den Rat, abzuwarten bis dazu alles gesagt wurde, und er danach ein Urteil zu fällen. Es ist ein schwerwiegendes Verbrechen, dessen Nero sich schuldig gemacht hat, und entsprechend wird dieser Fall auch exakt und detailiert aufgeschlossen werden."
Woraufhin ein langes Frage und Antwort Spiel zwischen der Anklägerin und Nero entstand. Aufmerksam lauschte Pyrokar was beide Parteien hervorzubringen hatten. Die Anhörung war öffentlich für Angehörige des Ordens. Regelmäßig ging ein Raunen und tuscheln durch die Reihen, denn nicht wenige hatten sich versammelt um diesem Spektakel beizuwohnen. Es schien als hätte sich das Publikum in zwei Lager gespalten.
Nero geriet während dem Verhör extrem in Bedrängnis und teilweise Erklärungsnot.
Im Schlussplädoyer beteuerte Ludmilla weiterhin die Schuld des Angeklagten und schaffte dies sogar mit einer glaubwürdigen Argumentation zu untermauern.
Pyrokar beobachtete während des Verhörs das Gesicht Neros, dass sich von einem anfänglich überheblich despektierlichen Grinsen in etwas beinahe Trübsinniges übergehen sah während seine Hoffnungen schwanden heil aus dieser Verhandlung rauszukommen. Doch der Priester konnte sich nicht von Mitleid oder dem Gefühl heraus ergreifen lassen, dass es sich um ein Ordensmitglied handelte. Dieser Nero stellte offenbar ein großes Risiko für die öffentliche Sicherheit dar. Der Ratler war sich sicher, dass es sich nur um einen Unfall handelte, was die Tötung Callindors anging. Doch geschah dies aus einer sehr törichten Überlegung und schließlich Handlung daraus.
Der Gedanke, dass ein Fehler begangen wurde diesen Mann zu einem Priester Innos' zu ernennen war Pyrokar erpicht darauf diesen Fehler wieder rückgängig zu machen. Sicher wäre eine Todesstrafe zu viel des Guten. Doch auch die Bevölkerung würde darauf drängen diesen Mann zu verurteilen. Außerdem würde er die Reputation des Ordens schädigen weshalb man ihm weiterhin nicht mehr erlauben sollte die Position eines Priesters inne zu haben.
Pyrokars Urteil stand fest. Der Mann war schuldig und gehört in den Kerker geworfen. Zur Sicherheit des Ordens und ganz Vengard. Er wollte sich garnicht ausmalen was ein solcher Mensch mit dieser Macht ausgestattet anrichten konnte wenn man ihm nicht Einhalt gebieten sollte.
Mit zielgerichtetem Blick schien er den Angeklagten förmlich zu durchbohren. Er wollte ihm signalisieren dass er nicht ungeschoren davonkommen würde.
Der Blick Neros war nachdenklich als überlegte er schon nach einer Möglichkeit wie er aus dieser Situation wieder herauskommt. Möglicherweise sogar mit Gewalt, fürchtete Pyrokar und wartete darauf, dass die Anhörung der Ratsmitglieder begann.
Wenige Minuten später erhob Karrypto das Wort.
"Verehrte Mitglieder des Heiligen Rates. Wurde eine Entscheidung gefällt?"
Geändert von Heiliger Rat (18.12.2010 um 19:03 Uhr)
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"Ein Feuermagier tötet einen anderen Feuermagier... Welch erbärmliche Vorstellung..." murmelte Serpentes, seines Zeichens Mitglied des Heiligen Rates und somit einer der wichtigsten Persönlichkeiten des gesamten Festlands, vor sich hin. Für Serpentes stand schon bevor die Anhörung überhaupt begonnen hatte fest, dass der Angeklagte für schuldig befunden gehört. Selbst wenn es nur Gerüchte wären, dass ein Mitglied des Ordens einem anderen brutal das Leben nahm musste man dem Nachgehen und im Keim ersticken, ausmerzen. Das Gerede, dass der Rat Nachsicht walten lässt wollte Serpentes sich nicht leisten. Seiner Meinung nach gehören die Novizen und jüngeren Magier mit strenger Hand erzogen damit solche Absurditäten überhaupt nicht zustande kamen.
Der Ratler war inzwischen schon sehr alt, hatte eine Menge erlebt, ja er war sogar der einzige der die Prüfung des Feuers bestanden hatte und wie lang er noch auf Innos Welt verweilen durfte war auch nicht sicher. Doch zuvor wollte er noch ein Exempel für die Nachwelt statuieren.
Als letztes Ratsmitglied hatte er seinen Platz im Verhörsaal eingenommen. Er wollte hier nicht mehr Zeit verschwenden als wirklich nötig. Seine Ungeduld zeigend wartete er darauf, dass der Querulant endlich den Verhörsaal betrat. Die wenigen Minuten kamen ihm vor wie Stunden. Er hätte in dieser Zeit wirklich wichtigeres erledigen können. Doch war es nunmal seine Pflicht anwesend zu sein, auch wenn er die ganze Angelegenheit nur als eine Farce sah.
"Endlich..." knurrte Serpentes vor sich hin als die Ludmilla und der Priester Nero den Saal betraten. Mit einem abschätzigen Blick musterte er die beiden, die von ein paar Wachen begleitet wurden als wolle er ihnen deutlich machen, dass er für beide Parteien nichts übrig hatte. Dennoch, beide hatten einen siegessicheren, fast fanatischen Blick ausgesetzt. Doch davon wollte er sich nicht täuschen lassen.
Die Stimme des Ratsvorsitzenden Karrypto erhallte den Raum "Möge die Anhörung beginnen!"
Aus seiner Überzeugung heraus und um sich selbst zu bestätigen beschloss Serpentes den Ausführungen der Anklägerin und dem Angeklagten Gehör zu schenken. Mit abwechselnd hochgezogener Augenbraue kommentierte der Ratler die notdürftigen Erklärungen des Priesters.
Auch wenn er unter den Anwesenden als weniger fromm galt, war ihm der Orden mehr als wichtig. Er konnte es nicht zulassen, dass ein solcher Choleriker den Ruf des Ordens schädigt, pöbelnd und mordend durch die Lande zieht. Serpentes war sich sicher, Nero würde nicht davonkommen, was er mit einem hämischen Grinsen kommentierte. Denn ein Querulant weniger würde die Gegend unsicher machen.
Das Schlussplädoyer nichtmal mehr beachtend lehnte sich Serpentes im Sessel zurück und betrachtete sich den Angeklagten geringschätzig. Auch die Anklägerin konnte ihn nicht für sich gewinnen. Sie schien aus reiner Gier zu handeln, nicht als ob es ihr um den Orden ging. Doch nichts desto trotz stand sein Urteil fest. Nero war schuldig und ein Exempel statuiert.
Wiederum ergriff Karrypto das Wort, einige Minuten nach dem Schlussplädoyer.
"Verehrte Mitglieder des Heiligen Rates. Wurde eine Entscheidung gefällt?"
Morlon
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Nero sah zu Boden, es stand schlecht um ihn, viele der Anwesenden schienen sich schon darauf einzustimmen ihn mit Hasstiraden und Verwünschungen dem Schafrichter zu übergeben, andere hörte er murmeln, dass er richtig gehandelt hatte. Seufzend legte er den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. So wie es aussah würde man ihn ohnehin verurteilen und sein Leben war verwirkt. Sylwina und Dante würden ohne ihn klarkommen und sie waren auch abgesichert, dafür hatte er schon lange gesorgt. Er sah sich um während alle schwiegen, Ludmilla tuschelte leise mit den Anwesenden auf ihrer Bank, in ihrem Gesicht lag ein Ausdruck puren Triumphes. Nero schnaubte, ja, sie hatte ihr Ziel erreicht, sie hatte ihn an den Pranger gestellt, mit faulem Obst beworfen und dann den Henker bestellt, hieß das jetzt, dass er noch einmal Scavengerfleisch, einen guten Wein und eine Zigarette bekam bevor man ihm den Kopf abschlagen würde oder durfte er nun bei schimmligem Brot und ranzigem Wasser in einer Zelle verrotten so wie damals? Nein! Das würde er nicht zulassen, man hatte ihn in einer Tour betrogen, damals, während Callindors Flucht, heute... Er konnte garnicht anders als so zu handeln wie ursprünglich geplant.
Der Priester sah sich um, die Fragen Ludmillas hatten ihre Wirkung gezeigt, der Rat schien schon fast bereit für eine analysierte These, einen Schuldspruch und seine unmissverständliche Strafe für diese Tat, seine eigene Meinung dazu hatte natürlich niemanden interessiert, er durfte nur Fragen beantworten und nicht einmal selbst für sich sprechen, ein Hoch auf das Rechtssystem des Ordens, gebet der Masse was sie will, Gerechtigkeit auch wenn ein Mann zu Unrecht beschuldigt wurde. Die Bank auf der er saß war an eine hölzerne Absperrung gezimmert, die ihm Schutz bieten würde. Gegen die Macht des Rates, die sicherlich bei einem Fluchtversuch auf ihn niederregnen würde wie ein Armageddon von Innos persöblich, kam er niemals an, doch das brauchte er auch nicht. Die Ausgänge wurden von Magiern des Ordens bewacht, einfachen Magiern, die ihm niemals gewachsen sein würden und draußen stand ein Teil der Garde, auch sie würde er überwinden können, doch wie sollte er aus dem großen Saal rauskommen? Er sah sich weiter um, hinter ihm saßen Leute, einige von ihnen waren sicherlich zivile Einheiten der Garde aufgrund der Schwere seines Verbrechens, flankiert wurde der Saal von Priestern die ihm einheizen konnten. Er musste also wohl oder übel über die Bank hinweg und sich zwischen den Sitzreihen hin und her schlängeln bis er die Freiheit erblickte, doch was dann? Die Stadt wäre innerhalb von Minuten abgeriegelt und er säße erneut Matt. Die Kloake würde man nunmehr sofort nach ihm absuchen, das war sein erstes Versteck damals gewesen, die Docks waren ebenfalls für ihn Tabu... Wohin sollte er sich wenden? Er verwarf den Gedanken und setzte auf Improvisation, er würde es irgendwie schaffen!
Der Priester verbarg seine Hände unter einer Falte seiner Kriegsrobe und begann damit, sich aus der Schlinge zu befreien die ihm Sylwina netterweise sehr locker gebunden hatte. Er war schon fast raus als Karrypto sich erhob und den Rat nach einer Entscheidung fragte, dem Priester lief die Zeit davon! Er würde sich beeilen müssen und durfte keine Fehler machen... Noch vor der endgültigen Verkündung war er auf den Beinen und würde sich kämpfend zurückziehen, lieber starb er auf der Flucht als sich einem Henker oder dem Kerker hinzugeben. Freiheit oder Tod!
Geändert von Nero (18.12.2010 um 19:51 Uhr)
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Ulthar blickte von seinem Stuhl hinab zu dem Angeklagten, er sah nicht aus wie ein Mörder oder ein gewalttätiger Mensch. Der Rat hatte diesen Mann sehr wohl beobachtet nach seiner Misere mit der Verschwörung in Vengard. Nero war bestenfalls ein wenig stürmisch und zu schnell mit der Hand am Gesetz, doch ein Mörder? Ulthar konnte es kaum fassen, kannter er den Magier doch lediglich als impulsiven Zeitgeist. Die Anklägerin war da weitaus schlimmeren Kalibers, sie hatte ein böses Funkeln in den Augen und das bei einer Angehörigen des ordens? Ulthar schüttelte mit dem Kopf, wo war er da nur wieder hineingeraten? Er hätte sich entspannen können, ein Bad nehmen oder sich mal ein wenig früher ins Bett legen können, seine Knochen waren schließlich nicht mehr die Jüngsten und nun musste er dieser Verhandlung beiwohnen. Das Frage-Antwortspiel hatte seine Meinunge jedenfalls geprägt. Die Anklagepunkte waren in sich schlüssig und auch Ulthar konnte sich davor nicht verschließen, doch er musste gestehen, dass Neros Reaktion nicht unberechtigt war, so urteilte er zumindest. Seine Entscheidung stand fest: Nero würde zwar bestraft werden doch eine Exekution stand außer Frage, dafür war Nero nicht schuldig genug und sein talent wäre damit verheizt! Als er dies bis zum Ende durchdacht hatte und sich erneut darüber geärgert hatte, dass man ihm die Ruhe genommen hatte, erhob sich Karrypto und fragte nach der Meinung des Rates.
Nero
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Das würde sie also sein. Seine erste richtige Anhörung. Es ging um einen Mord an einem der Ihren. Schon vom dran denken wurde Talamon übel. Wie konnte es nur zu so etwas kommen? Die Mitglieder des Ordens hatten sich untereinander zu achten, zu respektieren. Das war der erste Grundsatz. Ohne diesen konnte diese Hierarchie nicht aufrecht bestehen.
Der Ratsneuling wusste nicht viel über den Angeklagten, diesen Nero Zaveria. Nur was es an Gerüchten so gab. Eine Frau und einen Sohn. Dazu einen Bruder, den er ermordet haben sollte. Er konnte sich das nicht wirklich vorstellen. Blutsbande waren fester und dicker als alles, was es gab. Was muss vorgefallen sein, um solch eine Tat herauf zu beschwören?
Der Saal füllte sich und schließlich trat auch der Angeklagte mit der alten Frau ein, daneben das junge Mädchen in einem pompösen Kleid. Ein wenig zu viel, aber Talamon fand sie sehr adrett gekleidet. Nero verhielt sich ruhig, sagte so gut wie nichts und schien eher mit seinen Augen, seinen Gesten zu sprechen. Und was sie aussandten, war deutlich. Er wollte nicht hier sein, er empfand es als falsch, dass man ihn anklagte für ein Verbrechen, wo er keines sah. Talamon bekam während der Verhandlung mehr und mehr den Eindruck, dass es sich mehr und mehr zu einem Machtkampf zwischen Ludmilla und Nero ausweitete, als stünden sie in einer Arena und kämpften verbissen um den Titel. Beinahe schon zu verbissen. Als wolle sie um jeden Preis gewinnen. Auf der anderen Seite Nero, der ihre Fragen so abgeklärt beantwortete, das es ihn schon fast fröstelte. Wo waren Neros Aggressionen denn jetzt, in diesem Moment? Ludmilla hatte gesagt, er könne jeden Moment hochgehen. Davon merkte Talamon jedoch gar nichts. Spielte er ihnen allen etwas vor? Versteckte er sich hinter einer Maske? Konnte man überhaupt einer der Parteien vertrauen? Der eine wollte es zu sehr und der andere viel zu wenig. Euphorie gegen Lethargie. Konnte man da so einfach über ein Menschenleben entscheiden? Sicher, Callindor war verletzt, aber auch wenn Nero beschied, es wäre höchst wahrscheinlich, so war es nicht sicher. Das gefiel ihm nicht. Wie konnte er jemanden wegen Mordes verurteilen, wenn nicht hundertprozentig sicher war, dass es eine Leiche gab. Nein, das konnte er nicht. Das Leben ist heilig, wohl wahr, aber zwanghaft ein Leben nehmen zu wollen, ohne die nötige Sicherheit zu haben, empfand Talamon als zu überzogen. Da half dann auch Ludmillas gut aufgebaute Darlegung nichts mehr. Es sah alles so aus, als habe Nero in einem Rausch seinen Bruder getötet, aber die absolute Sicherheit fehlte. Im Zweifel musste man für den Angeklagten entscheiden. Aber wirklich unschuldig war der Zaveria auch nicht. Seine Gemütslage als Ausdrucksmittel seiner Kraft zu nehmen war nie verlässlich. Zu leicht glitt man ab in Bereiche, die einen zu einem wilden Tier machten, nur seinen Instinkten folgend. Denn genau das machte Nero. Er vertraute dieser Aura, von er sprach. Das konnte er gerne machen, aber trotzdem fehlt da noch etwas. Das Vertrauen in den Menschen. Warum in ihn sehen, ihm seine Geheimnisse stehlen, wenn man auch mit ihnen in Kontakt kommen konnte. Nero musste unter Menschen kommen, wieder Vertrauen fassen. Zum Orden, zu seinen Ordenskollegen. Der Verrat von Callindor mochte wirksam gewesen sein, und viele Menschenleben gerettet haben, es hat Neros Herz sehr geschadet und er hat sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen und bombardiert jeden, der versucht, ihm zu nahe zu kommen. Vielleicht wäre eine Art Aggressionsbewältigungstherapie das Richtige, verbunden mit Meditation, Malen oder Schnitzen, um Bilder aus dem Kopf zu bekommen, Visionen auf Papier zu bannen, Albträume zu verscheuchen. Der Priester war sehr allein in den letzten Monaten, doch die Nähe zu seiner Familie gibt ihm Kraft, spendet ihm den nötigen Rückhalt. Und seine Lehre bei seinen Schülern, denen er beibrachte, Magie sorgsam und mit Demut anzuwenden. Zumindest sollte er ihnen das beibringen.
Talamon hatte seine Entscheidung getroffen. Solange keine Leiche existierte und somit Callindors Tod nicht einwadfrei feststand, was das für ihn nur eine Körperverletzung, und diese würde er sich mit Arbeit austreiben, indem man ihm mehr Schüler zuteilte, denen er die Magie näher bringen durfte. Dabei knüpfte er neue Kontakte, fasste Vertrauen zu den Jüngsten des Ordens und kam so auch mit den älteren von ihnen wieder in Kontakt. Es musste langsam geschehen und Talamon war der Meinung, dass dies ein passender Weg sei, wie Nero seine Probleme angehen konnte. Denn eines war Talamon fast aus den Augen abzulesen. Er wollte Nero helfen, und ihn nicht bestrafen, denn nicht nur Callindor war hier ein Opfer, auch der Angeklagte, das hatte der Ratsneuling inzwischen erkannt.
Karrypto räusperte sich und sprach:
"Verehrte Mitglieder des Heiligen Rates. Wurde eine Entscheidung gefällt?"
Callindor
Geändert von Heiliger Rat (18.12.2010 um 19:59 Uhr)
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Ein Mord in ihrem Orden. Corristo hatte ja schon viel erlebt, aber diese Konstellation war neu. Beides Brüder, beides Priiester, die Elite des Ordens, und dann verfallen sie den weltlichen Gelüsten auf so erbärmliche Art und Weise. Sich der Wut, dem Schwert und dem Hass hinzugeben war falsch.
Menschen, Männer, Frauen und sogar Kinder hatten es. Corristo war sich dessen ganz sicher. Und das was sie in sich trugen, was das Feuer Innos. Doch wie sie dieses Feuer nutzen würden, dass stand auf einem anderen Blatt. Die Armee hatte nicht viel mit dem Orden gemein, dort verließ man sich auf Muskelkraft und Ausdauer, Geschicklichkeit und Präzision.
Der Orden arbeitete anders. Völlig anders.
Alle Mitglieder des Ordens waren in gewisser Weise etwas Besonderes. Etwas, was sie von der übrigen Masse, auch den Paladinen, abhob. Denn Innos selbst hatte ihnen einen Hauch seiner Macht mitgegeben, ihnen die Gabe des Sehens, des Fühlens gegeben und sie erhielten das einzigartige Previleg, eine Magie zu erlernen und zu studieren, die in ihrer Pracht einfach ihres Gleichen sucht.
Diese Möglichkeit zu erhalten, sollte man nicht leichtfertig verspielen. Doch Nero hatte es getan. Dieser verlauste Bursche hatte der Magie entsagt und zum Schwert gegrifffen. Hatte er so wenig Vertrauen in seine magischen Fähigkeiten? Musste er seinen Bruder, seinen ORDENSbruder gleich töten? Konnte er nicht das Portal sprengen, Callindor einsperren, mit einem Zauber ihn von diesem Domenik trennen? Er ist ein Priester des Ordens und dann kommt ihm nicht in den Sinn, sich auf das zu verlassen, was Innos ihm geschenkt hatte.
Nero war vom Pfad der Demut und der Ergebenheit zu Innos abgekommen. Er vertraute lieber auf seine Kraft, seine Wut, seinen Kampfgeist. Nero war kein Magier mehr.
Deshalb war die Strafe klar. Ganz egal, ob Callindor lebte oder nicht, Nero hatte sich an Einem ihres Ordens vergriffen, doch nicht in einem fairen Kampf mit der Magie, in einem gleichen Wettstreit, sondern er griff zur Waffe. Nero musste den Orden verlassen, auf der Stelle. Corristos Meinung nach sollte Nero Zaveria degradiert werden. Dann konnte er seintwegen sein Glück bei der Armee des Königs suchen. Aber hier im Orden hatte er seine Chance verspielt.
Karrypto sprach schließlich in einem ermahnenden Ton:
"Verehrte Mitglieder des Heiligen Rates. Wurde eine Entscheidung gefällt?"
Callindor
Geändert von Heiliger Rat (18.12.2010 um 21:05 Uhr)
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Karrypto konnte es kaum fassen, welcher Fall dem Heiligen Rat vorgetragen wurde. Nero, den er seinerzeit noch höchstpersönlich zum Priester ernannt hatte, sollte einen anderen Ordensbruder getötet... ermordet haben? Das war schwer vorstellbar. Zwar hatte er Nero als ziemlich hitzköpfig wahrgenommen, aber dass er einen Mord begehen würde war schwer vorstellbar. Er war doch kein böser Mensch... Oder doch?
Heute sollte er den Vorsitz übernehmen und die Oberste Magierin Francoise vertreten. Inzwischen waren ihm die anderen Mitglieder des Heiligen Rates wohlbekannt und befürchtete, dass dies wohl eine schwierige Verhandlung werden würde. Karrypto wusste selbst nicht wie er die Geschichte angehen sollte, also beschloss er einfach abzuwarten bis die Verhandlung begann.
Aus pflichtbewusstsein war der Ratsvorsitzende schon viel zu früh in dem Verhörsaal erschienen. Er lief den Saal bestimmt fünfmal auf und ab bis sich die ersten anderen Mitglieder und ein kleines Publikum angesammelt hatte. Schließlich nahm er den Platz in der Mitte ein und wartete geduldig, ein wenig nervös, darauf, dass der Angeklagte Nero den Raum betrat und die Verhandlung beginnen sollte.
Nach geraumer Zeit des Ausharrens betraten Ludmilla, die Anklägerin und Nero begleitet von Wachen den Saal. Sicherheitsvorkehrungen waren getroffen, denn wenn Nero wider erwarten wirklich boshaft war dann konnte man die Sicherheit der anderen Menschen nicht einfach gefährden. Karrypto war ein realistischer Mensch, er glaubte nicht an die Schuld Neros wollte sich aber dennoch anhören was beide Parteien vorzutragen haben um sich nicht von irgendwelchen Vorurteilen leiten zu lassen.
Der Saal war getaucht in ein lautes Tuscheln, und noch lautere Rufe der Verachtung und der Zuversicht für Nero.
"Ich bitte um Ruhe." ließ der erste Vorsitzende mit sonorer Stimme verlauten und erhob sich. "Möge die Verhandlung beginnen." fuhr er fort nachdem der Lautstärkepegel sich gelegt hatte.
Schweigsam hörte Karrypto sich das Katz und Maus Spiel beider Parteien an. Wobei Nero eher in die Rolle der Maus schlüpfte. Er war ungewohnt zurückhaltend. Brütete er was aus? Oder sah er nur sein Ende gekommen ob der Fragen Ludmillas die, wie ein Schmied auf das Eisen einschlug, ebenso auf das Gemüt des Priesters einschlugen.
Während des Verhörs verdunkelte sich die Miene Neros immer weiter. Zuvor noch ein siegessicherer Blick, doch jetzt ein eher verstohlener solcher. Nervös blickte er umher und seine Blicke trauten sich fast nicht die Gesichter des Rates zu streifen sondern machten sich eher auf in Richtung Tür und Fenster. Er wollte bestimmt nicht hier sein. So viel war gewiss. Doch würde er durch eine Flucht seine Schuld noch weiter beteuern.
Nero war der Täter wie er selbst zugab. Doch konnte man aufgrunddessen noch lange nicht von Schuld sprechen. Die Umstände waren zu betrachten. Doch lassen sich diese nur sehr schwer rekonstruieren.
Angestrengt dachte Karrypto nach wie er diese Situation handhaben sollte. Denn es hatte sich schon rumgesprochen was hier vor sich ging. Inzwischen wusste bestimmt schon ganz Vengard bescheid. Und würde der Rat nach aktueller Sachlage nichts Unternehmen würde er massiv an Glaubwürdigkeit verlieren. Selbst wenn man ihn freisprechen würde, würden die wenigsten hier ihn wieder akzeptieren. Stirnrunzelnd beobachtete er den lethargisch dasitzenden Nero. "Was soll ich machen um das Beste für alle rauszuholen?" fragte Karrypto sich innerlich.
Die einzige Möglichkeit die ihm in den Sinn kam war es den Priester ins Exil zu schicken, damit er sein Glück woanders finden würde. Aber ein sicheres Urteil konnte er nicht fällen. Deshalb beschloss er abzuwarten was die anderen Mitglieder zu sagen hatten. Er blickte in die Runde um festzustellen, dass wohl jedes Mitglied des Heiligen Rates seine Entscheidung für sich getroffen haben mochte.
Nun war es also soweit. Mit einem Räuspern machte er auf sich aufmerksam. Alle Blicke fielen gebannt auf ihn.
"Verehrte Mitglieder des Heiligen Rates. Wurde eine Entscheidung gefällt?"
Morlon
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Alles drehte sich ... Domenik dröhnte der Kopf, ihm war schlecht. Dieser Zauber hatte es wirklich in sich. Mit Carstons Hilfe wäre es sicher schneller gegangen und ihnen wäre nicht so übel. Diese Annahme bestätigte sich allein durch das Wanken von Karissa, Valen kauerte auf dem Boden und spukte Blut.
"Verfluchte Magie. Ich hasse sie. Jetzt weiß ich auch wieder, warum! Hätte ich mich nur nie für diesen Blödsinn gemeldet?", wetterte Valen aufgebracht.
Valen fletschte die Zähne und eine Reihe glänzender Weißlinge kam zum Vorschein. Seine Lippe war angerissen und es lief Blut in seinen Mundwinkeln zusammen. Er müsste sich wohl damit vorerst begnügen.
"Wo sind wir? Ist es richtig?", fragte Karissa und drehte sich einmal um die eigene Achse.
"Das letzte Bild in Neros Kopf war das, wie er abgeführt wurde, daher nehme ich an, dass dies sein Zuhause ist."
"Wunderbar! Ich will endlich einen Satz neuer Klamotten. Fünf Minuten werden wir doch wohl noch haben, oder?"
Domenik zuckte mit den Schultern, Karissa hielt den Kopf nach unten und hatte die Augen geschlossen und gerade ganz andere Sorgen.
***
Valen schlich um das haus herum, schaute durch die Fenster und sah dort eine Frau sitzen, dazu ein kleiner Knirps. Das war wohl Neros Familie. Hmm, wie stellte er es am besten an, an ein paar Klamotten zu kommen? Da kam er auf die einfachste Idee von allen. Er würde einfach fragen. Entsprechend beschwingt erschien der Dieb wieder vorn bei der Türe und klopfte vorsichtig. Die Frau öffnete einen Spalt breit und schaute hinaus.
"Ihr seid die Frau von Nero, richtig? Er hat mich gebeten, für ihn auszusagen, nur leider kann ich in diesem Aufzug nicht dort hin. Er hat mir seine Erlaubnis gegeben, ich könnte mich hier frisch einkleiden."
Sie musterte ihn einen Moment, schaute auch skeptisch auf Karissa und Domenik, am Ende ließ sie ihn jedoch gewähren, weil er Nero helfen wollte. Valen verabschiedete sich nach dem Kleiderwechsel schnell, schloss sich den anderen beiden an und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Hörsaal. Sie wussten nicht, wie weit es schon fortgeschritten war. Sie brauchten Gewisssheit.
Nur eine Ecke noch ...
"Hey ihr da!", rief eine Stimme und Pedro kam auf sie zu.
"Wer seid ihr und was macht ihr hier? Ich habe euch noch nie hier gesehen und was tragt ihr für seltsame Klamotten? Gehören die zum Ordensgewand?"
Domenik und die anderen schwiegen.
"Ich werde jetzt eine Wache rufen und dann werden wir uns näher mit euch beschäftigen. Das sieht mir sehr nach illegalen Aktivitäten aus. Das werde ich nicht dulden. Wac ..."
Karissa hatte ihre Hand auf seinen Mund gepresst und betäubte ihn rasch mit einem prüfenden Muskelgriff.
"Nun geht endlich, ich kümmer mich um unseren Freund hier und werde nicht mitkommen. Viel Glück. Und denkt dran, der Zauber wirkt nicht ewig. Ihr werdet merken, wann die Zeit naht."
Valen und Domenik eilten weiter, nahmen die eine Ecke und standen dann vor dem Hörsaal. Drinnen konnte man aufgeregtes Gemurmel hören. Gut, sie waren noch rechtzeitig gekommen.
Vorsichtig schoben sie die schwere Türe einen Spalt auseinander und sahen die korpulente Gestalt von Ludmilla, wie sie Nero ansah. So, wie ein Löwe seine Beute fokussierte. Hier war ein Pulverfass dabei, hochzugehen.
"Geh du zu Nero, ich kümmer mich um Mia.", flüsterte Domenik und schwenkten mit den Fingern in die Gassen der letzten Reihen. Es war doch voll besetzt, sodass sie beim Reinschlüpfen nicht bemerkt wurden. Valen war eben ein Dieb erster Güte.
Der Rat stimmte gerade über das Strafmaß ab, und ob Nero schuldig war.
Sie würden falsch entscheiden, denn Domenik wusste es besser. Er muste es nur irgendwie schaffen, sich Gehör zu verschaffen. Doch zur Zeit schien das ein Ding der Unmöglichkeit.
Callindor
Geändert von Die Feuermagier (18.12.2010 um 21:48 Uhr)
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"Verehrte Mitglieder des Heiligen Rates. Wurde eine Entscheidung gefällt?" hallte die Stimme Karryptos durch den Saal. Abgesehen von den Ratsmitgliedern, die sich nun aus ihren Sesseln erhoben herrschte eine Totenstille in dem Saal. Es war fast unheimlich.
"Klären wir nun die Schuldfrage. Meister Pyrokar? Würdet Ihr den Anfang machen?" bat der Ratsvorsitzende.
Mit einem einem leichten Nicken erwiderte Pyrokar den Wunsch Karryptors.
"Nach reiflichem Abwägen der Schilderung und der Umstände plädiere ich für schuldig."
Schuldig... Das Wort hallte durch den Saal. Man konnte regelrecht etwas in Nero zerbrechen sehen.
"Meister Serpentes? Euer Urteil?"
"Schuldig." ließ der Ratler kurz und knapp verlauten als wolle er nicht noch mehr Zeit verschwenden.
Während Karrypto sah wie die Miene Neros immer weiter verdüsterte konnte er den triumphierenden Blick Ludmillas sehen, die mit einem selbstgefälligen Grinsen auf Nero herabschaute.
"Fahren wir fort. Meister Talamon, wie beurteilt Ihr die Sitaution?"
"Eine schwierige Situation... Aber ich bin von seiner Unschuld überzeugt." erklärte das Ratsmitglied.
Was Karrypto wortlos entgegen nahm ließ Ludmilla die Verärgerung auf's Gesicht geschrieben stehen und noch fast in Jubel ausbrechen. Denn noch bestand Hoffnung für ihn.
"Meister Ulthar, wie lautet eure Entscheidung?"
"Ungern plädiere ich für schuldig. Die Fakten liegen auf der Hand." rechtfertigte er sich.
"Meister Corristo? Eure Meinung?"
"Vor Innos' Gesetz... Schuldig."
Man konnte regelrecht sehen wie schwer es Nero fiel sich zu beherrschen. Doch noch immer schaute er hilfesuchend Karrypto an wohl in der Hoffnung noch gerettet zu werden, auch wenn die Zeichen alles andere als gut für ihn standen.
Karrypto erhob das Wort "Zum Wohle aller und der Gemeinschaft plädiere ich ebenfalls für schuldig. In diesem Fall fünf Stimmen für schuldig und eine für unschuldig. Klären wir nun die Frage wie die Strafe ausfallen soll. Fahren wir der Einfachheit halber in der Reihenfolge wie eben fort."
Das Getuschel, das sich inzwischen wieder verstärkt hatte verhinderte, dass Pyrokar das Wort ergreifen konnte, bis Karrypto erneut um Ruhe beten musste. Er hatte schon gleich geahnt, dass diese Angelegenheit nicht einfach werden würde und Konsequenzen nach sich ziehen würde.
"Aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und zu seinem eigenen Schutz soll er die nächste Zeit im Kerker verbringen." erklärte Pyrokar besonnen.
Daraufhin erhob Serpentes das Wort "Was er getan hat ist in den Augen des Ordens unverzeihlich. Zur Abschreckung vor solchen Missetaten soll er die Todesstrafe erhalten."
Sichtlich geschockt ballte Nero die Hand zu einer Faust. Einige Ratsmitglieder begannen untereinander zu tuscheln und befürchteten eine Eskalation. Doch die Verhandlung musste weiter gehen. Es gab jetzt kein zurück mehr.
"Ich kann nicht glauben, dass Nero seinen eigenen Bruder getötet haben soll, dennoch zweifle ich nicht an dem Hitzkopf des Angeklagten weshalb ich eine Wiedereingliederungsmaßnahme vorschlage." sprach Talamon seinen Einwand aus.
"Da mögt Ihr durchaus ein wahres Wort sprechen." stimmte Ulthar zu "Dennoch überwiegt die Faktenlage und die Zeugenaussagen sprechen eindeutig gegen seine Unschuld. Eine Exekution halte ich allerdings für weit übertrieben. Er soll seine Zeit im Gefängnis absitzen."
"Er soll aus dem Orden verbannt werden!" argumentierte Corristo energisch "Er hat sich Innos Gunst verspielt. Er ist es nicht würdig die Robe eines Magiers zu tragen. Soll er sein Glück bei der Garde versuchen."
"Nun, hiermit werde ich wieder den Schluss machen." sagte Karrypto mit einem ruhigen Ton "Zum Wohle aller, des Ordens, der Bürger Vengards, zum Wohle Neros halte ich es für das Beste ihn ins Exil zu schicken. Wir können unsere Bürger nicht der Gefahr aussetzen, dass jeden Moment einer unserer Priester ausrastet. Wenn wir die Todesstrafe vollzögen wären wir nicht besser als ein gewöhnlicher Mörder, dennoch können wir ein solches Vergehen nicht ungesühnt lassen. Wir haben viele verschiedene Meinungen. Aus diesem Grund setzen wir uns jetzt zusammen und beraten die Strafe für den Angeklagten."
Der Heilige Rat bildete einen Kreis vor dem Sessel des Vorsitzenden. Das Getuschel wurde wieder lauter. Man konnte Stimmen hören die dem Urteil zustimmten und welche die absolut dagegen waren und noch immer an die Unschuld glaubten.
Doch inmitten dieses Getuschels konnte man deutlich hören wie Ludmilla lauthals ihren Triumph vor Gericht verkündete und Nero anzustacheln versuchte.
"Was fällt dir eigentlich ein?! Dafür werdet Ihr büßen! Ich werde mich rächen, darauf könnte ihr euch verlassen und es wird schmerzhaft werden!" schrie Nero der Priesterin entgegen.
"Ach und wie wollt Ihr das anstellen? Ihr werdet bald hängen!" lachte Ludmilla teuflisch.
"Jetzt reichts!"
Die Blicke waren alle auf die beiden Streithähne gerichtet.
"Ich hab's doch gesagt, wir sollten ihn hängen!" meldete sich Serpentes lautstark zu Wort. Auch die anderen Ratsmitglieder blieben nicht unbeeindruckt von dem Geschehen.
"Wachen! Fasst ihn!" befahl Karrypto um die Situation nicht eskalieren zu lassen.
Talamon schien enttäuscht von Nero obwohl er weiter an dessen Unschuld glaubte, wollte er doch vor dem Rat für eine milde Strafe kämpfen.
Pyrokar sah sich bestätigt, dass eine Gefängnisstrafe das richtige wäre. Man durfte so jemanden nicht frei herumlaufen lassen. Der Rest des Rates war fassungslos darüber wie man sich in dem Verhörsaal derart verhalten konnte und schüttelte den Kopf.
Doch ehe die Wachen den herumwütenden Nero erreichen konnten hatte dieser schon ausgeholt um einen Feuerball auf Ludmilla loszulassen begleitet von einem wahnsinnigen Grinsen seinerseits. Als ob er wenigstens diesen Sieg erringen wollte, als ob es ihm egal wäre ob er bei diesem Versuch draufginge.
Morlon
Geändert von Heiliger Rat (18.12.2010 um 23:26 Uhr)
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Domenik beobachtete die Szene ganz genau, hörte die Worte der Magier, konnte ihnen nachfühlen, ihre Meinungen begründen. Jeder sah es etwas anders, die Meinungen fächerten sich auf. Das hieß Besprechung. Und diese ging nicht gerade leise ab. Leider benahmen sich auch Ludmilla und Nero nicht sehr vornehmlich. Offen gifteten sie sich an.
Und dann kam es zum Eklat!
Nero geriet außer Rand und Band und griff Ludmilla mit einem Zauber an.
Jetzt musste Domenik dazwischen gehen. Mit einem Blick signalisierte er Valen, dass dieser sich um Nero kümmern sollte. Von der Übnerraschung noch gepackt, stand sie 6 Herren nur in der Senkrechten, während Ludmilla kurz davor war, von dem Feuerball erfasst zu werden. Aber nicht, wenn Domenik da noch ein Wörtchen mitzureden hatte.
Er sammelte all seine magische Energie in seinem Körper, lenkte sie in seine Hände, und schickte eine Luftschockwelle aus, die Nero Zauber erreichte und ihn bersten ließ, sodass nicht mehr als Funken zurück blieben.
"Wer war das?", rief Serpentes laut und forderte um Aufklärung.
Domenik sah Valen neben Nero stehen, wie er ihm sein kräftige Klaue gegen den Hals drückte. Eine falsche Bewegung, und er würde sich das Genick brechen. Sie schienen etwas zu flüstern. Danach wurde Nero spürbar ruhiger, senkte die Arme und wurde wieder zivilisiert.
"Das ist der Kerl, der Callindor mitgenommen hat, dieser Typ ist Domenik."
Ein Raunen ging durch die Bankreihen, Getuschel wurde laut, auch unter den Ratsmitgliedern. Karrypto bat lautstark um Ruhe.
Domenik schritt langsam zu den Ratsmitgliedern hin, sah die verächtlichen Blicke von Nero, das abschätzige Augenpaar von Ludmilla. Und hinter ihr saß seine Mutter, in jungen Jahren. Es war ihm etwas unangenehm, sie so zu sehen. Und zu wissen, was aus ihr später einmal werden würde, wenn sie keinen Erfolg hätten.
"Bevor ich spreche, möchte ich darum bitten, dass der Saal geräumt wird. Jeder, außer der Hohe Rat, der Angeklagte Nero, die Anklägerin Ludmilla, meine Wenigkeit und mein Freund dort drüben sollen im Saal verbleiben. Sonst werde ich mich nicht äußern."
"Das ist ja unerhört!", wütete Serpentes und wandte sich an Pyrokar.
"Ihr werdet solchem Unsinn doch nicht Glauben schenken?"
"Mein Ratsbruder hat recht. Wir können nicht nur auf dein Wort hin, einen Saal räumen lassen. Schließlich geht es hier um eine Mordanklage."
Domenik seufzte. Wieso konnte es denn nicht mal einfach sein? Nero hatte sich inzwischen gegen die Bank gestemmt und seine Hände waren frei, dennoch nutzte er den Moment nicht aus. Er verharrte und wollte sehen, was passierte.
"Nun gut. Ich werde einem des Rates davon berichten, und er soll dann entscheiden."
Der Rat beriet sich darüber, und sie kamen überein, dass sie es wagen sollten. Domenik flüsterte Karrypto ins Ohr. Mit jedem Worte wurden seine Augen größer, voller Überraschung, aber auch Unglauben.
Es vergingen nur Sekunden.
"Lasst den Saal räumen, alle sollen gehen, bis auf die von ihm genannten Personen."
Die Mitglieder des Ordens beschwerten sich, wurden aber von den Wachen herauskomplimentiert, bis sich die Tür ein letztes Mal schloss und sie allein waren. Auch Serena musste gehen und fand es gar nicht nett, so behandelt zu werden.
Nero grinste und hatte seinen Lebensmut inzwischen wieder gewonnen. Offenbar hatte Valen es ihm schon gesagt, dass Callindor lebte.
"Jetzt werde ich sprechen. Alles, was ich von jetzt ab sagen werde, wird der Wahrheit entsprechen. Zweifelt nicht an meinen Worten, denn ich bin ein Priester des Innos, von seinem Hauch und seiner Magie berührt, die Wahrheit und das Licht verkündend. Zur Demostration ließ Domenik eine Lichtkugfel entstehen, die über ihnen schwebten, immmer größer wurde und bald allesamt in einen goldenen Schleier hüllte. Zum Schluss explodierte sie und ließ kleine Funken von der Kuppeldecke regnen.
"Mein Name ist Domenik. Domenik van Dressel. Ich bin der Sohn von Serena van Dressel. Und Callindor Cray ist mein Vater."
Ludmillas Augen weiteten sich, sie konnte das nicht glauben.
"Unmögllich! So ein Unsinn!"
"Schau her! Dies hast du mir gegeben, als Zeichen des Vertrauens."
Der junge Mann hielt das Amulett empor, mit dem kleinen Edelstein und den funkelnden Brillianten, die zusammen einen Regenbogen ergaben.
Entsetzt fingerte die Alte an ihrem Hals und holte dasselbe Amulett hervor. Es war komplett identisch.
"Es ist mein Amulett. Aber das kann nicht sein. Und doch ist es so. Werter Rat, ich verbürge mich für diesen Mann. Er spricht die Wahrheit. Im Namen von Innos, unserem Herrn."
Ludmilla lächelte ihm zu und mit einem Nicken sollte er fortfahren.
"Wie schon gesagt, Serena ist meine Mutter, in circa einem Monat werde ich geboren. Dennn Callindor wird sie heiraten und den Vertrag erfüllen."
"Das heißt ..."
"Ja, Callindor lebt. Er wurde nach unserer Rückkehr behandelt und ist zur Zeit am Leben. Ich komme aus einer Zeit, die zwanzig Jahe in der Zukunft liegt. Alles, was Nero euch sicherlich erzählt hat, entspricht der Wahrheit. Ich wollte meinen Vater entführen, denn damals, als der Lauf der Zeit noch rein war, heiratete Callindor meine Mutter und brachte sich dann um, nicht unbedingt ohne die Hilfe seiner Freunde. Mich hat er nie kennen gelernt. Ich wuchs ohne Vater auf, meine Mutter ging daran zu Grunde. Ich wollte es korrigieren, wollte Callindor zeigen, was er mit seinem Tod anrichtet. Und er wird es verstehen. Er wird nach seiner Rückkehr in diese Zeit Serena ehelichen."
"Wann wird das sein?", fragte Talamon und sah sich den Fremden ganz genau an.
"Diese Frage kann ich nicht beantworten. Sie könnte die Zeitlinie, wie wir sie kennen, verändern. Daher ist es besser, so wenig Informationen wie möglich aus der Zukuft hier her zu tragen. Wichtig ist nur, dass Nero Callindor retten wollte, der erkannt hat, wer ich war. Und er wollte seinen Sohn, trotz des Umstandes, dass ich ihn entführen wollte, schützen. Neros Instinkt hat ihn nicht getäuscht. Es tut mir Leid, dass Callindor sich so entschieden hatte und sich für mich opferte. Ich hatte selbst nicht damit gerechnet. Zu jedem Zeitpunkt stand das Wohl seines Bruders an erster Stelle für ihn. Und so merkte er auch nicht, wie ich ihn manipulierte."
"Was soll das heißen?"
"Ich schlich mich in seinen Geist und stimulierte seine Reizzentren, dass sich seine Aggression mehr und mehr steigerten. Leider ging es so schnell, dass ich nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte."
"Ihr wisst, dass ihr euch dafür verantworten müsst."
"Nein, das wird nicht der Fall sein. Wir sind nicht wirklich hier. Ein Zauber hat uns hierher gebracht. In wenigen Minuten schon werden wir wieder fort sein. Ich musste nur Nero retten. Es war also nicht Nero, der Callindor angriff, letztlich war ich es selbst, aus versehen. Nero trifft keine Schuld daran. Ich bitte daher, das der Rat sein Urteil überdenkt. Nero ist nicht der Mensch, der er glaubt zu sein, Gebt ihm die Chance, wieder zu dem zu werden, der er früher war."
Domenik setzte sich, sagte nichts mehr und der Hohe Rat geriet wieder ins Tuscheln. Ludmilla, Nero und auch einige aus dem Rat, konnten diese Geschichte noch nicht so ganz glauben. Aber er schwor auf Innos, ihren Herrn, dass er die Wahrheit gesprochen hatte. Selbst die eiskalte Ludmilla hatte ihm ihren Segen gegeben.
Callindor
Geändert von Die Feuermagier (18.12.2010 um 23:33 Uhr)
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Nero lehnte an der Bank und konnte nicht wirklich glauben, was er da hörte. Das sollte Callindors Sohn sein? Wenn man es so betrachtete, dann ergaben die Sachen Sinn. Sein Bruder war der Typ Mensch, der sich für sein eigen Fleisch und Blut hergab, um es zu schützen. Und es erklärte auch, weshalb Callindor freiwillig ging. Er vertraute Domenik. Weil er mehr Informationen hatte als alle anderen.
Noch immer hielt Valen ihm den Hals. Sicher ist sicher.
"Hallo Valen. Auch wieder mal im Land? Kann das sein, dass das Sakko mir gehört?"
Valen grinst und erläuterte, dass er persönlich es ihm erlaubt habe. Klang etwas verquer, am Ende glaubte der Innospriester es.
"Nero, hör zu. Egal was Domenik gerade sagte, du darfst nicht zulassen, das Callindor diese Frau, Serena, heiratet. Er wird sich das Leben nehmen und alles geht wieder von vorne los. Was immer passiert, die Hochzeit muss ausfallen, um jeden Preis."
Nero nickte verstehend. Er kannte zwar nicht alle Hintergründe, aber aufgrund von einigen widrigen Umständen waren sie so etwas wie Arbeitskollegen geworden, auch vielleicht sogar Freunde. Deshalb bezweifelte er auch keinen Moment die Wahrheit von seinen Worten.
"Und auch wenn Domenik es nicht tut, ich werde dir sagen, was ich kann. Um Callindor steht es nicht gut. Die drei Schwestern haben ihn bei sich. Es geht um den magischen Ring, den er benutz hat, um deinen Dämon zu vernichten. Callindor hat sich verändert, und ich kann nicht versprechen, dass er wirklich lebend zurück kommt. Wir tun, was wir können, bauen auf Dante und Domenik. Und auf Carston und Karissa. Diese Namen sollten dir auch etwas sagen. Aber angeblich seien sie anders als jene, die du kennst. Sonst gibt es nichts, außer das deine Familie gut heranwachsen wird. Mach dir nicht so viele Sorgen. Dante ist stark, Domenik ist stark. Gemeinsam werden wir sie stoppen und Callindor retten.
"Versprich mir, dass du ihn rettest!"
"Das tue ich ..."
Plötzlich fühlte Valen dieses flaue Gefühl im Magen. Er hatte schon darauf gewartet und scheinbar war es jetzt so weit. Noch einmal sah er zu Nero, verabschiedete sich mit einem diebischen Grinsen, während sich Domenik zu Ludmila umdrehte, die ihn nur matt von seiner Stärke und Aussehen anhimmeln konnte.
"Lebt wohl. Und viel Glück."
Damit spürte Valen den Zug exponentiel ansteigen und gleich darauf war da nur noch eine Ansammlung von Hemd, Hose und Stiefel. Der Kerl, der darin gesteckt hatte und Nero Dinge von der Zukunft veriet, die er nicht hätte preisgeben dürfen. Denn es war unklar, was Nero mit diesen Hintergrundbausteinen machen würde.
Callindor
Geändert von Die Feuermagier (18.12.2010 um 23:56 Uhr)
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Der bislang recht einseitige Prozess, der sich größtenteils gegen den Priester Nero ausgesprochen hatte, hat nun eine überraschende Wendung genommen. Zuerst entsteht ein Streit im Gerichtssaal und dann taucht wie aus dem Nichts der Mann auf der sich für all das Durcheinander verantwortlich zeichnet und angeblich kam er aus der Zukunft.
Karrypto fiel es schwer dieser hanebüchen anmutende Geschichte Glauben zu schenken. Doch hatte er keine Wahl nachdem selbst Ludmilla dies anerkennen wollte. Unter diesen neuen Gesichtspunkten setzte sich der Heilige Rat wieder zusammen.
Serpentes seinerseits war immer noch fest davon überzeugt, dass dieser Domenik nur ein Lügner war und man ihm keinen Glauben schenken darf. Nero sollte weiterhin dem Tode überführt werden. Corristo wollte seine Meinung ebenfalls nicht ändern. Denn ein Magier von Neros Rang darf sich nicht derart beeinflussen lassen. Es wäre eine Schande vor Innos.
Pyrokar und Ulthar allerdings revidierten ihr Urteil. Sie befanden Domenik für durchaus glaubwürdig. Und wenn Callindor noch lebte kann man die Anklage fallen lassen. Die Entscheidung hing nun an Karrypto. Wenn er sich für die Unschuld Neros entschied dann war dem auch so.
Als sich beide wie in Luft aufgelöst hatten war der letzte Zweifel Karryptos gefallen. Die Unschuld Neros wäre damit sozusagen bewiesen.
"Damit wäre es entschieden. Vier zu zwei Stimmen für die Unschuld Neros. Meister Talamon, da Ihr der einzige wart, der an seiner Unschuld festhielt, was schlagt Ihr vor? Denn zweifelsohne ist er ein Hitzkopf und der Angriff auf Ludmilla war nicht die feine Art, trotz der Provokation."
"Nun..." druckste der neuste Ratler ein wenig rum "wir sollten ihm eine Möglichkeit geben sein Gemüt zu kühlen. Dazu soll er unsere neusten Ordensmitglieder begleiten und Ihnen zeigen worauf es im Leben ankommt. Das ist eine Chance für ihn als auch für unsere Adlaten." erklärte Talamon.
Der Rat reihte sich in einer Linie auf.
"Das Urteil wurde gefällt. Nero wird aufgrund der neuen Sachlage für unschuldig erklärt. Der Anklagepunkt des Mordes an Callindor wird demnach fallen gelassen."
Die Freude über diese Worte stand Nero regelrecht ins Gesicht geschrieben. Und selbst Ludmilla schien zufrieden zu sein, denn Callindor weilte wohl immer noch unter den Lebenden.
"Aber, der ungestüme Angriff auf ein Mitglied unseres Ordens hat uns dazu veranlasst eine Strafe zu verhängen. Oder besser gesagt eine Chance deinen Ruf wiederherzustellen. Nero, Ihr werdet ab sofort die Adlaten betreuen und ihnen zeigen worauf es im Leben ankommt. Dies wird auch als Möglichkeit dienen Euren Hitzkopf ein wenig zu kühlen." erklärte Karrypto mit einem verschmitzten Lächeln.
"Der Rat hat gesprochen. Hiermit ist der Prozess beendet." schloss der erste Vorsitzende mit dem Spießrutenlauf von Prozess ab.
Morlon
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Leise klopfte Ludmilla an das Holz der Türe. Sie wollte sie nicht stören, aber ohne ein letztes Wort konnte sie nicht gehen. Die Ereignisse des gestrigen Tages hatten einige Veränderungen in ihr ausgelöst. Sie hatte jedes Wort von Domenik geglaubt, nachdem er ihr das Amulett gezeigt hatte, welches ihr Mann ihr damals zum Geschenk machte, und dabei eben jene Worte benutzt, wie der Überraschungsgast es tat.
Domenik war zu einem stattlichen Kerl herangewachsen. Ludmilla hatte nicht erwartet, dass in diesen Callindor so viel Mann stecken würde, um dies an seinen Sohn weitergeben zu können. Aber wenigstens konnte sie jetzt ruhigen Gewissens davon ausgehen, dass Serenas zukünftiger Ehemann sich nicht vor der Hochzeit drücken wird.
Deshalb hieß es jetzt, nach Hause zurück zu kehren und die Vorbereitungen zu treffen. Jetzt musste auch sie lächeln und spannte sich an, als die Türe sich einen kleinen Spalt aufschob. Es war wieder der kleine Junge.
"Hallo Kleiner, hol mal deinen Vater, ja?"
"Die Hexe von gestern wieder. Die will zu dir, Papa. Ui, du bist ja noch ganz nackig ..."
Der Junge erschien wieder in der Tür und meinte unverblümt, das Nero erstmal seine Hosen und so weiter finden müsse. Ludmilla konnte sich schon vorstellen, was gestern in diesem Haus ablief, als Nero zurückkehrte. Da konnte sie sich ein Grinsen auch nicht länger verkneifen.
Man hörte Geräusche, Gerumpel und Gefluchte, ein *Autsch* und *verdammte Hexe*, dann presste sich der notdürftig bekleidete Oberkörper von Nero samt Kopf an Dante vorbei und versuchte ein herzliches Lächeln. Also das musste er noch üben. Man sah ihm an der Nasenspitze an, das er diesen Besuch nicht willkommen hieß.
"Was denn noch?", fuhr er sie ohne Umschweife an und wollte sie noch immer mit seinen Blicken töten. Doch Ludmilla grinste ihn an. Ein seltsames Bild, denn was ansonsten kühl und berechnend war, erschien nun als offen und herzlich, ja beinahe freundschaftlich.
"Du hast dein Hemd falsch herum an. War wohl eine wilde Nacht. Ach ... die Jugend", schwärmte Ludmilla und wurde nach einem unanständigen Gedanken, der plötzlich in ihrem Kopf Gestalt annahm, verlegen und kicherte. Auf Nero musste das mehr als verstörend gewirkt haben. Sie räusperte sich bemerkend, und kam dann wieder zum Thema ihres Besuchs.
"Nero, es sehe es noch immer als richtig an, was ich tat. Doch inzwischen ist die Sachlage anders. Callindor lebt und wird meine Serena heiraten. Das ist das, was ich wollte. Diese Gewissheit löst die Schwere um mein Herz, die ich so lange mit mir herumtragen musste. Was ich sagen will, ist, dass Callindor einsehen wird, dass eine Heirat richtig ist, und er den Vertrag erfüllt, und mit Serena einen wunderbaren Sohn haben wird. Du hast ihn doch gesehen. Was für ein stattlicher Bursche. Ich hatte nicht erwartet, dass so viel Mann in einem Kerl wie Callindor steckt, aber scheinbar hat er alles, was einen van Dressel ausmacht. Und wüsste ich es nicht besser, ich könnte mir denken, dass er auch etwas von eurem Wesen an sich hatte. Gut möglich, dass ihr ihm als Lehrmeister gedient habt. Oder besser ... dienen werdet. Das zeigt mir, dass deine Familie und die unsere, in der Zukunft ihre Differenzen aus dem Weg räumen. Ich bitte dich nur um eines. Denn ich fühle, dass du noch immer dagegen bist. Bitte lass es. Callindor wird es wollen, bitte stelle dich nicht dagegen. Das ist alles, was ich dir sagen wollte. Serena und ich werden unverzüglich zu unserem Gut zurückkehren, um die Hochzeit vorzubereiten. Du bist mit deiner Familie natürlich herzlichst eingeladen. Callindor wird sich auch freuen."
Ludmilla hielt ihm die Hand hin, und nach einigem Zögern ergriff er sie und es hatte so etwas symbolisches. Das Ende eines Kampfes, der schon viel zu lange gewütet, und auf beiden Seiten nur Unmut hervorgerufen hatte. Und plötzlich kam Leben in die Alte. Hurtig drehte sie sich um und wollte fast beschwingt hüpfen und singen vor Glück, als sie sich erneut an Nero wandte:
"Und du solltest dich reisefertig machen. Wie ich hörte, legt eines der Schiffe mit einer ganzen Gruppe Adlaten und Novizen im Laufe dieses Tages noch ab. Und du hast dich um sie zu kümmern. Also pack lieber alles ein, was du brauchst. Vielleicht solltest du deine Familie auch mitnehmen, es wird sicher kein Kurzbesuch werden. Und wir sehen uns spätens auf der Hochzeit ..."
Winkend und fröhlich und freundlich ging Ludmilla ihren Weg und hörte nicht mehr die gepressten Worte von Nero, der ihr mit finsterer Miene nachschaute.
"Nicht, wenn ich es verhindern kann, koste es, was es wolle!"
Callindor
Geändert von Die Feuermagier (19.12.2010 um 10:19 Uhr)
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Kialar hatte einen ganzen Tag benötigt, um seine Gedanken zu ordnen und seinen Fokus wieder auf normale Dinge zu richten. In dieser Zeit, an diesem Tag hatte er all die am Prüfungstag beanspruchten Kräfte geschont und seine Energiereserven wieder zurück gewonnen. Die Prüfung war ein haarsträubendes Erlebnis für ihn gewesen, ein Konzentrationsaufwand, den er einfach nicht gewohnt war und er hoffte, Nero würde verstehen, dass er ihm nicht sogleich am gestrigen Tag über die Teleportationsebene gefolgt war. Es war ihm einfach alles zu schnell gegangen.
Somit hatte er den heutigen Tag für den zweiten Teil der Prüfung auserkoren, denn es schien nun alles wieder klarer vor ihm zu liegen. Seine Aufmerksamkeit galt vollkommen der bevorstehenden zweiten Prüfung.
Es herrschte eisige Kälte auf den Straßen und es war ein weiterer Tag in Vengard, den Kialar verfluchte, an dem er sich wünschte, woanders zu sein. Vorerst war er aber noch an sie gebunden, doch seiner Planung nach, könnte das schon bald vorüber sein.
Der Wüstensohn wandelte am Tempelplatz, während er ihn besah, um sich für den Zauber vorzubereiten; schließlich musste er ja wissen, wo er wieder auftauchen sollte. Mit großer Verwunderung hatte er am Vortag seinem Lehrmeister gelauscht, als er seine Ansprache gehalten hatte und mit noch größerer Verwirrtheit hatte er ihn plötzlich verschwinden sehen. Der Adlatus war davon überzeugt gewesen, dass solche Zauber höheren Magiestadien vorbehalten war, umso größer war die Überraschung, nachdem er herausgefunden, dass gerade ER diesen lernen sollte.
Nachdem Kialar den Platz eingehend betrachtet hatte, schritt er in Richtung Neros Anwesen, um sich der zweiten Prüfung zu stellen. Der Adlatus was aus irgendeinem Grund weder aufgeregt noch konnte er sich vorstellen, dass er diesen Teil nicht schaffen würde.
…und wieder einmal stand er vor Neros Anwesend und klopfte an dessen Tür.
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Nero schaute durch das angefrostete Fenster und bließ blauen Dunst ins Arbeitszimmer hinein. Er ließ den Blick schweifen, all seine Wünsche, seine Schuld, seine Vorwürfe, sie lösten sich langsam in Luft auf. Callindor lebte, das war bestätigt und ließ einen großen Teil des Gesteins, dass sein Herz blockierte, von ihm abfallen, und doch sah der Priester seiner nächsten großen Aufgabe entgegen: Callindor hatte ihn gerettet und den Dämon von ihm genommen, nun war es wieder an ihm, seinem Bruder den Arsch zu retten, als kleine Gegenleistung quasi, diese Ehe würde nicht stattfinden! Valen hatte, und das wunderte Nero nicht mehr, wiedereinmal seine Klauen mit im Spiel und das konnte nur bedeuten, dass Callindor in Schwierigkeiten steckte. Valen war der Einzige gewesen, dem Nero im Gerichtssaal wirklich hatte vertrauen können, denn auf eine unerklärliche Weise waren sie zu Freunden geworden, wenn er auch noch immer der Meinung war, dass dieser Vampier nur Ärger machte so sah Nero ihn gerne und freute sich auf ein, diesmal freundschaftliches, Duell, denn in Valen hatte er jemanden gefunden, der ihm gewachsen war. Er grinste, grinste so fröhlich wie schon lange nicht mehr, sein Bruder hatte es also tatsächlich wieder einmal geschafft, er war halt einfach nicht tot zu kriegen, gut für ihn, war er doch verantwortlich für das kleine Nervenbündel namens Callindor. Der Priester fühlte sich befreit und sah nun auch mit Gelassenheit seiner neuen Aufgabe entgegen, dieses Los nahm er gerne in Kauf!
Sylwina trat an ihn heran und legte seinen Arm um sich, schmiegte sich einfach still an ihn, Dante spielte in der Küche, die Vorbereitungen waren getroffen, die Koffer gepackt und Raziel ebenfalls für die Reise rausgeputzt. Der Falke krisch vor der Tür, er wollte wohl endlich aufbrechen. Der Priester drückte Sylwina eng an sich, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und atmete frei durch, so frei wie schon lange nicht mehr, und doch war er erschöpft, erschöpft von der letzten Nacht, erschöpft weil Sylwina so ausdauernd war. Beide standen noch wenige Augenblicke stumm lächelnd vor dem Fenster und dann holte ein Klopfen ihn aus seinen Gedanken.
"Wir treffen uns am Tempelplatz, Schatz. Ich werde dort auf euch warten, ihr braucht ja nur wenige Minuten."
"Bis gleich Nero."
"Das du mir nicht wieder verschwindest, diesmal gehe ich nicht ohne euch fort...."
"Keine Sorge, ich werde dich nie wieder alleine lassen..."
Der Magier lächelte erneut, umarmte Sylwina fest und öffnete dann, mit seinem mächtigen Schwert auf dem Rücken und seiner Umhängetasche bewaffnet, die Tür und reichte seinem Schüler Kialar die Hand, der schon aufgeregt auf ihn wartete. Nero grinste und blickte an Kialar vorbei, dann fragte er ihn, was die alte Frau da mache und wartete kurz bis er sich umdrehte um nachzusehen, dann hauchte er ein fang mich in seine Richtung und ließ sich mitsamt seiner Ausrüstung von der Magie zum Tempelplatz tragen, was blieb, war nur ein magischer Schimmer dem Kialar nun folgen musste um seine Lehre zu beenden.
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Sein Lehrmeister fackelte also nicht lange herum. Einen Moment lang war er noch da, ein Lichtkegel erschien und dann war Nero wie vom Erdboden verschluckt. Kialar konnte sich nur mehr über den unscheinbar verpuffenden Magiestrom und dieses „Fang mich“ wundern. Seltsam.
…und so tat der Adlatus, wie ihm schon am Vortag geheißen. Er verinnerlichte sich des Tempelvorplatzes und begann die Magie um sich zu sammeln, für seine Zwecke zu verwenden und sein Vorhaben einzuleiten. Bei diesem Zauber musste viel Magie aus dem Inneren gezogen werden, das fiel ihm sogleich auf, als die Magie sozusagen an allen Ecken und Kanten seines Selbst zu zupfen schien. Die Veränderung vollzog sich nur sehr langsam, doch immer mehr schien er aus dem jetzigen Ort zu driften, bis er schon kaum mehr wusste, wo er sich überhaupt befand.
Sein Umfeld geriet aus seinem Blickfeld und eine seltsame Zwischenebene löste sie ab, ein Meer aus Nichts um ihn herum, doch eher er es sich versehen konnte, brach - einem Schlag ins Gesicht gleich - Kialars Konzentration ab und er befand sich noch immer dort, wo er eigentlich nicht sein sollte: In Neros Zimmer. Es schien alles verkehrt, nicht richtig, als würde sein Geist nicht mit der Tatsache fertig werden, dass der Teleport doch nicht stattgefunden hatte.
Es dauerte ein wenig, bis er sich dergestalt wieder beruhigt und soweit gesammelt hatte, den Teleportationszauber nochmals auszuprobieren. Er entschied sich dafür, es nochmals auf die gleiche Weise zu probieren, denn zumindest der Anfang schien doch ganz vielversprechend gewesen zu sein.
Erneut tauchte der Adlatus in Leere, nachdem er genug Konzentration gesammelt hatte, doch im Unterschied zum letzten Mal, steigerte er hier nochmals seinen Fokus, damit der Zauber auf keinen Fall abbrechen würde. Es wurde alle weiß um ihn herum, als er die Magie aus sich, so wie aus seinem Umfeld sog wie ein Schwamm. Im nächsten Moment sah er gar nichts mehr, wohl irgendein Zwischenstadium des Ortswechsels.
Es war ihm ein Rätsel, welche Kräfte hier am Wirken waren, doch im nächsten Augenblick befand er sich am Tempelplatz, zumindest ein Teil von ihm, denn sein Geist hinkte dieses Mal irgendwie hinterher, weswegen er nur verwirrt um sich blickte, als er einen kurzen Moment in der Luft zu schweben schien, bis die Schwerkraft einsetzte und ihn zu Boden warf. All sein Geschick aufwendend, strauchelte er dennoch, wankte und fiel um. Der Zauber hatte ihn wohl genau über einem kleinen Eisfeld in die Realität zurückgeholt.
Als er am Boden saß, staunte er nur so. Es hatte tatsächlich funktioniert. Sein Lehrmeister lächelte und hielt ihm die Hand hin, um den Wüstensohn aufzuhelfen. Als er wieder stand, schien auch sein Verstand die Geschehnisse verarbeitet zu haben.
„Wahnsinn!“, sprach der Adlatus, völlig baff von dem, was gerade geschehen war. Freudig lächelte er und schüttelte den Kopf.
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"Du hast nun also die Grundzüge der Magie sowie denkerisches Können bewiesen und hast den teleportationszauber gemeistert. Ich kann also mit Stolz sagen, dass du hiermit die erste Stufe der Magie Innos gemeistert hast. Ich bin stolz auf dich Kialar, du warst sehr gelehrig und hast verstanden, wie du dieses Talent in der Welt einsetzen kannst um Recht und Ordnung zu verbreiten in Worten, Taten und Gedanken. Gehe nun hin, frei von der Lehre und feiere dein Bestehen meiner Tests!"
Der Magier schüttelte erneut die Hand seines Schülers, der sich noch immer verwirrt umsah und noch nicht zu begreifen schien, dass er wieder in der Wirklichkeit war. Nero lachte und schüttelte ihn einmal kräftig durch, danach war Kialar auch schon wieder voll und ganz dabei, begriff wohl endlich, dass er es geschafft hatte und setzte nun auch ein erleichtertes Lächeln auf.
Damit war es beendet, Kialar hatte die erste Hürde auf seinem Weg zum Magier genommen und hatte die Grundzüge der Magie erlernt!
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