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Sonnenuntergang
Es dämmerte über der Haupstadt der Orks. Eine neue Zeit brach an, sie alle wussten es. Nicht nur die versammelten Orks, nein alles um sie herum schien es zu bemerken. Die Luft war wie aufgeladen, die Insekten schwirrten aufgeregt umher. Unten in der Stadt jaulten Orkhunde, Mammuts scharrten unruhig am Boden und die Mushs gaben sich noch paarungswilliger als sonst.
Doch was würde die Zukunft bringen? Noch vermochte es keiner zu sagen, selbst die Götter nicht.
Zwei Krieger waren aufeinander geprallt... doch wäre das viel zu einfach gesagt. Das was hier aufeinanderprallte waren nicht bloss zwei Krieger. Nein das waren zwei Welten, zwei Glauben, zwei Geister wie sie nicht unterschiedlicher sein konnten. Und nur einer würde aus dem diesem Kampf als Sieger hervorgehen. Nur einer würde überleben, eine Welt würde aufgehen eine untergehen. Ein Glaube würde erlöschen und einer erleuchten. Ein Krieger würde fallen und einer die Herrschaft über das orkische Imperium erlangen.
Schon ewig schien dieser Kampf zu gehen und doch schien er erst begonnen zu haben. Dieser Kampf war wie ein ganzes Leben. Durch zwei Geister wurde er geboren. Wie ein Frischling der die Welt erkundet, gewöhnten sich die Kontrahenten an ihr Gegenüber lernten wie ein aufstrebender Krieger, wie das Gegenüber tickte, wo seine Schwächen und wo seine stärken lagen. Nur um sich wie ein Berserker in den Kampf zu stürzen und einen wilden Tanz zu beginnen. Einen Tanz dessen Choreografie vorherbestimmt schien und doch nie zusammen einstudiert wurde.
Feuriges Verlangen nach mehr steckte die beiden immer und immer wieder an, wenn sich ihre Waffen trafen, es dürstete sie nach dem Blut ihres Gegners.
Und doch fand sich keine Harmonie in diesem Tanz, mit brachialer Kraft versuchte ein jeder dem anderen seine eigene Variante aufzuzwingen. Thaluk der Krieger der Sonne, lang gezogene Schläge wie die Strahlen seines Trägers und das ganzen in einer harmonischen Kreisbewegung charakterisierten seinen Stil.
Der Urkma, seinem Namen gerecht, mit brachialen Hieben voller Gewalt und schnellen Schlägen wie zünngelnde Flammen bildete die andere Seite.
Und wie in so manche Beziehung im Leben, dominierte mal der eine, mal der andere, aber meistens war es ein Kompromis, Teile des einen und Teile des anderen. Doch waren im Leben immer alle gleich stark? War es wirklich so einfach? Stürzte man einfach ins Leben, lernte sich kennen und richtete sich dann eben mal frewilliger mal gezwungener einfach miteinander ein?
Was für ein langweiliges Leben, was für ein langweiliger Kampf wäre das denn?
Es gab im Leben solche die zum Herrschen geboren wurden, es gab im Leben solche die zum Dienen geboren wurden. Und dann gab es eben noch jene, eben jene die dem im Weg standen. Es gab die starken und die schwachen. Und eben noch jene schwachen die sich für stark hielten. es gab im Leben die intelligenten und es gab die dummen. Und dann gab es eben jene, die eben nur dachten sie wären schlau.
Diese Einteilung war manchmal einfach... Orks waren die starken, intelligenten Herrscher, Menschen hingegen die schwachen, dummen Diener... manchmal war es aber eben auch schwieriger wer war der Herrscher? Brosh dar Urkma oder Thaluk'Argol? Wer war der stärkere? Die flammende Faust oder der Sonnenkrieger? Welches war die intelligente Lebensweise? Der alte Weg oder der neue Pfad?
konnte man überhaupt nach diesem simplen orkischen Schema einteilen? Oder gab es keine Herrscher, keine Diener, keine Starken und keine Schwachen, keine Intelligenten und keine Dummen? Gab es kein schwarz und weiss, kein gut und Böse?
Die Gedanken sind eines jeden Freiheit, aber das was ausserhalb des Kopfes geschah war nicht frei. Es gab kein Kompromiss für alle, kein schönes graues zwischen drin, kein bisschen von allem für alle. Es gab nur das Schicksal, das der Schöpfer für einen bestimmt hatte, es gab nur das Wort der Ahnen, den Codex des Kriegers, den Pfad der Ehre... es gab nur den Sieg!
Zeit? Zeit war scheissegal! Geisterwelt? Waren sie noch drin, waren sie schon draussen? Wen kümmerts! Blut? War es das eigene oder das des anderen? Wo war der Unterschied, wenn es seinen Zweck erfüllte? Es gab nur den Sieg und der Weg dazu war die Flamme die in seinem Herzen brannte, der Zorn der ihn antrieb, der Hass der ihn lenkte. Er war die flammende Faust, er war nicht irgend ein Ork, er war DER Ork.
Was hatter er auch so lang rumgetrödelt, worauf hatte er solange gewartet? Hatten ihn die Götter dazu gezwungen eine Show zu liefern? Lag es im orkischen Blut einen solchen Kampf nicht einfach schnell schnell hinter sich zu bringen? Oder war es dieser kleine wicht in seinem Kopf der immer möglichst cool wirken wollte? Fragen die sich Brosh dar Urkma niemals... nunja vieleicht irgendwann mal, wenn ihm die glorreiche Geschichte über diesen Kampf langweilig wurde... stellen würde.
Der wilde Tanz, die feurige Choreografie, die schnellen Bewegungen, der Rausch in dem sich alle befanden fand sein abruptes Ende. Plötzlich herrschte Stille, absolute Stille. Nur um vom röcheln eines leicht zuckenden Thaluk'Argols unterbrochen zu werden. Irgendwie wusste niemand mehr so genau wie es dazu gekommen war. Hatten sie alle geträumt? Hatten sie sich das ganze nur vorgestellt? Hatte tatsächlich jemand über Kampf philosophiert und ihn mit einem Leben verglichen? Nunja, das wär dann jedenfalls das Ableben dieses Kampfes.
Brosh leckte sich seine Lippen, süsses Blut klebte daran. Vergnügt schaute er seinem Arm entlang. Seine Faust hatte den Brustkorb seines gegenübers zertrümmert und schaute... sofern er das richtig fühlte... hinten wieder zum Rücken raus. In seiner Hand zuckte irgendetwas glitschiges. Um ihn herum schauten ihn haufenweise hochkarätige Orks mit offenen Augen und oft auch offenen Mündern erstaunt an. Das Krush Urkma, das eigentlich in seiner Hand sein sollte lag neben ihm am Boden und just in diesem Moment lösten sich Thaluks Waffen aus seinen zuckenden Händen und gesellten sich unter lautem Scheppern zu der heiligen Waffe des Urkma.
Die Dämonenklaue hielt der Kriegsherr mit der anderen Hand hoch gegen den Himmel... war es die Geste des Sieges oder war sie päventiv erhoben um im Falle, dass die Faust das Herz verfehlte, nachsetzen zu können?
Lächelnd knackste Brosh mit seinem Genick ehe er die erhobene Waffe herunterfahren liess und damit den leblosen Körper seines Kontrahenten vom ausgestreckten Arm stiess.
Die Sauerei die dadurch entstand kümmerte den Urkma nicht, vielmehr vergewisserte er sich, dass er die Lebensessenz Thaluks wirklich in der Hand hielt. Das Herz des Sonnenkriegers, noch immer gewillt Leben in seinen Träger zu pumpen obschon dieser nun von ihm getrennt war.
Triumphierend streckte er das Herz in die Höhe und brüllte laut seinen Sieg heraus:
Urkma tshaga!
denn es gab nur einen Herrscher, alle anderen waren geboren um zu dienen.
Geändert von Brosh dar Urkma (01.11.2011 um 23:13 Uhr)
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Lehrling
"Das Schicksal kann mich mal!" glitt es kaum hörbar über ihre Lippen. Ihr bisher unbekannte Kraft übermannte sie. Rakli riss ihre Axt hoch und erwischte den völlig überaschten Gurk mit voller Wucht. Der Urkma ging unter einem Schmerzensschrei zu Boden, seine Klinge prallte scheppernd gegen den kahlen kalten Felsen.
"Ihr alle könnt mich mal!" diesmal schrie sie. Der finstere Zorn gab ihr Kraft, der eiskalte Hass trieb sie an. Ein zweites Mal liess sie die Axt auf den völlig überrumpelten Elitekrieger nieder. Die alte Axt ihres Vaters, die den alten Feuern der heiligen Orkschmieden enstammte, glitt durch Gurks Rüstung als wäre es die Fettpaste Murka Dars. Die berstenden Knochen halten an diesem grässlichen Ort wider und trugen weiter zur bizarren Stimmung bei.
Mit einem Ruck befreite Rakli die Waffe aus dem Körper ihres Angreifers. Könnte er töten, der Blick, den sie Gurk zuwarf hätte es auf jeden Fall getan. Ein jeder sterblicher fühlte wohl die kälte die in ihm wohnte. Auch Gurk schien es zu spüren, zitternd versuchte er von ihr wegzukriechen. "Du wirst der Anfang sein, Krieger der Urkmas... und mein Bruder wird der letzte sein." sprach sie langsam. Die Worte schienen zu gefrieren, als sie sie ausspieh.
Dann zuckte ihre Axt wie ein Blitz am Himmel auf, nur um einen Augenblick Gurks Schädel vom Leib zu trennen. Sie würde ihn tragen, als Trophäe, als Abschreckung und dafür, dass sie nie vergessen würde wozu sie noch lebte.
Den Kopflosen Körper steckte sie auf einen Pfahl am Eingang des Tal des Schreckens. "Dein Geist soll nie wieder hier heraus finden, das Reich des Schöpfers soll dir verwehrt bleiben, bis dein Häuptling tot zu meinen Füssen liegt." sprach sie ihren Fluch gegen den Urkma aus.
Mit dem Blut des Toten zog sie eine Linie vor dem Kadaver und trieb Gurks Klinge in sie. "Am Tag meines Erfolges wird dieses Tal wieder lachen, bis dahin sollst du als Seelenloser Wächter darauf achten, dass keiner deiner Bastardbrüder je einen Fuss hierher setzen wird."
Mit einer Mischung aus Dreck und Blut, malte sie sich das Zeichen der Rache auf ihr Gesicht. "Dein Blut ist mein Zeuge, ich schwöre meinen Worten zu folgen, und nicht einmal der Tod wird mich davon abhalten meinen Bruder zu richten." schloss sie ihr Ritual ab. Dann drehte sie sich um und lief.
Sie kannte ihr Ziel, sie wusste bloss nicht wie sie es erreichen sollte. Aber das war ihr egal, sie wollte weg von hier, so schnell wie möglich, so weit wie möglich. Erst, wenn sie stark genug sein würde, würde sie wiederkehren. Bis dahin hatte sie aber noch viel vor ihr. Zwar wusste sie wie man überlebte, aber die Offensive kannte sie kaum... ausserdem hatte sie keine Verbündeten. Und ohne diese würde sie niemals gegen ihren grossen Bruder bestehen können. Denn dieser war nicht nur unglaublich stark, nach dem, was er in ihrem Dorf abgezogen hatte, würde es Rakli nicht wundern, wenn Brosh inzwischen in der Hauptstadt die Herrschaft an sich genommen hätte.
Als wäre es eine Antwort auf ihre Frage ging am Horizont eine blutrote Sonne auf und setzte den Himmel in Flammen. Die Flammende Faust, hatte Murka Dar diese Stimmung immer genannt, wenn der Felsen am Dorf durch das Licht der Sonne in Flammen zu stehen schien. Der Gedanke schmerzte sie, eine Träne erkämpfte sich ihren Weg Raklis Wange herunter, ehe sie sie wegwischte, und weiterlief, immer und immer weiter, weg von hier, weg aus den Orklanden, weg aus dem verlfuchten Land hinein in eine unbestimmte Zukunft.
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"Aaaachtung!" donnerte die Stimme eines Generals über die Hochebene "Kniet nieder vor Brosh dar Urkma dem Schicksalsbringer, Rächer der grossen Schmach, Held des myrthanischen Krieges, Bezwinger des Verräter Thaluk'Argol, Wort der Rechenschaft und Imperator der orkischen Reiche"
Alle versammelten knieten nieder und senkten respektvoll ihr Haupt. Danach herrschte Stille, auch der Sprecher hatte sich hingekniet. Die herrschende Stimmung konnte mit einem einzigen Wort beschrieben werden, Ehrfurcht.
Der Mond erhellte das Geschehen, er schimmerte Fahlrot, im Mondlicht schien es fast als würde die Welt der sterblichen mit der Welt der Geister verschmelzen. Kein Wunder befanden sich die Anwesenden doch an einem Ort an dem sich die Welten der Vergangenen und der Lebenden so nahe standen wie kaum wo.
Die Hochebene Hallwaka, die Grabstätte der Kriegsfürsten und einstigen Mitgliedern des Ältestenrates. Hier reihten sich die Grabmäler jener aneinender, die einst grosses für das Orkreich getan hatten aneinander. Manche waren aus schlichtem Fels geschlagen, andere waren aus verschiedensten Metallen gegossen, es gab sogar welche aus Drachenknochen oder gar längst vergessenen Materialen. Es gab solche die als Statue den Ork darstellten, der unter Ihnen ruhte, viele stellten symbolisch dar an wen sie erinnerten. Die ganz alten Grabstätten hingegen waren nur leicht verziert, wenn überhaupt wies nur eine orkische Rune darauf hin, wer hier lag, ansonsten waren es auf den ersten Blick bloss irgendwelche Felsen oder Klumpen aus wetterbeständigen Materialen.
Der Anblick täuschte jedoch, jeder der mit der Magie verbunden war, spürte die Macht, die von diesen Gräbern ausging. Heute jedoch widmeten sich die versammelten Orks jedoch den vier neusten Grabmälern.
Inzwischen waren sie über zwei Jahre alt und es war das zweite Mal, dass man sich hier speziell wegen ihnen versammelte. Es war der Tag der Reinigung und der Imperator wollte den Gefallenen der letzten Schlacht gedenken: Erguk'Nomol'Tur, Poxtal'Itr und Urg'Arr'Zwarr den letzten Kriegsfürsten sowie Unjagurlog dem Allesseher.
Sie waren es nicht alleine gewesen, die dem Imperator zur Seite gestanden hatten, aber sie waren es, die die letzte Schlachtlinie verköperten, welche die Orkheit vor dem Untergang bewahrten.
Eine riesige Gestalt erklomm die letzte Stufe zur Hochebene und schritt über die Schwelle, die nur reine Orks überschreiten konnten. Er wirkte noch imposanter, als er noch zu den einfachen sterblichen gehört hatte. Eine feuerrote Aura flackerte um ihn und erhellte die Ebene zusätzlich zum Mondlicht.
Der Urkma hielt einen Moment inne und schaute auf sein Volk. Er hatte es vollbracht, er hatte die Orks gereinigt und ihnen ihren alten Glanz verschafft. Er war stolz auf sich und seine Brüder. Es waren tausende und abertausende, die sie hier vor ihm knieten. Jeder Ork, dessen alltägliches Tun eine Zeit lang entbehrlich war, hatte sich hier versammelt. Mit der Ausnahme jener Orks, die zu weit weg waren um die Hauptstadt zu erreichen. Wie die Khoriner oder die Bewohner der nördlichen Eiswüsten. Und tief ganz tief in sich drin vermisste ein Kriegsherr seine einstigen Gefolgsleute.
Doch der damalige Kriegsherr hatte er hinter sich gelassen, er war zu mehr geworden, als ein einfacher Ork, er war alleiniger Herrscher über das orkische Imperium, sie alle schauten zu ihm auf, folgten ihm, dienten ihm.
Die Erinnerung an die Waffenbrüder des Kriegshäuptling des Krushakclans war nur noch ein verblasster Schleier ganz hinten in seinem Kopf. Er selbst war nun Urkma Imperator und Lenker der Macht der Ahnen. Das was Brosh verkörpert hatte war nur ein kleiner Teil seines Selbst. Sein Geist war längst mit Ruk'kar verschmolzen, wenn er seine alten Waffenbrüder vermisste, so war das ein ähnliches Gefühl, wie wenn er sich der Krieger seines Ahnen erinnerte. Sie alle waren mit ihm in die Schlacht gezogen, ob in diesem oder einem vergangenen Leben.
Mit einer einfachen Geste seiner beiden Arme verhiess er die Orks sich zu erheben. Dann nickte er Zlischa zu, das Oberhaupt der Schamanen war sein treuster Diener geworden. Er war eine grosse Hilfe gewesen, wenn es darum ging zu vermitteln. Sei es zwischen Magiern und Kriegern, zwischen Stammesfürsten und Statthaltern, zwischen Jung und Alt oder zwischen Weibern und Männern. Da wo die mächtige Aura Broshs nicht zu überzeugen reichte, aber die weisen Worte des mächtigsten aller Schamanen eben. Da wo selbst das nicht reichte überzeugte eine machtdemonstration des Imperators, jene Zweifler, die er dabei verschonte.
Verweigerern hingegen, blühte nur der Untergang. Und er hatte es geschafft. Der Widerstand im orkischen Reich war gebrochen, sie waren wieder vereinigt und keiner folgte mehr dem verräterischen Glauben des Sonnenkriegers.
Zlischa stimmte das Lied der Ahnen an und die versammelten Orks stimmten mit ihm ein, manch einer packte ein Instrument aus, so ertönte das alte Lied aus tausende Kehlen, auf Orktrommeln und Orkflöten. Währenddessen schritt der Imperator durch die Masse auf die vier Grabmäler zu.
Erfürchtige Blicke verfolgten ihn, Frischlinge schauten ihn mit grossen Augen an, manch einem blieb der Text aus, wenn sich der Imperator ihm näherte, andere verfehlten zumindest den Ton. Doch mit neuem Elan und Mut sang ein jeder weiter, wenn der Urkma weiter schritt.
Als das Lied endete hatte der Imperator die Grabmäler erreicht. Er kniete sich hin, zog seinen Dolch und schnitt sich tief in die rechte Hand. Langsam liess er das Blut auf den Boden tropfen.
„Reines Blut für die reinen Seelen, auf dass wir niemals vergessen.“ sprach er ruhig. Dann sprachen sie ihm alle nach.
„Reines Blut für die reinen Seelen, auf dass wir niemals vergessen.“
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Ein weiterer Tag in den Orklanden neigte sich dem Ende zu. Blaues kaltes Licht reflektierte vom Mond, in den weiten Steppen des Imperiums legten die Orks langsam ihre Arbeiten nieder, gönnten sich einen Wurzelschnaps am Lagerfeuer, kehrten zu ihren Liebsten heim wo eine fette Mahlzeit auf sie wartete, oder Frischlinge die sich kaum beruhigen liessen.
Es herrschte Frieden im Land der Orks, Harmonie wenn man es so nennen wollte. Doch die Ruhe der Abendstunde täuschte, zwar war es selbst hier in der grossen Haupstadt ruhig, ein Volk genoss seinen Feierabend und genoss die freien Stunden, die ihnen gewhärt waren, ehe sie sich schlafen legten.
Doch man durfte sich hier nicht täuschen lassen, die grossen felligen Kreaturen die hier hausten waren keine Kuschelbären, die davon träumten, wie sie Liebe und Sicherheit schafften, nein, die grossen Krieger die sich hier eine Pause gönnten, würden heute Nacht von Blut träumen, von aufeinanderschlagende Schwerter und Äxte, von zerschmetternden Schilden und brechenden Knochen, von Kriegsgebrüll und Todesschreien, von panischem Gekreische und Rufen des Sieges, von Schlachten und ehrenvollen Toden, von einem glohrreichen Weg ins reich des Schöpfers wo ein endloses Mahl an der Tafel der Ahnen auf sie wartete.
An ihrer Spitze würde er gehen, Urkma, die Verkörperung der flammenden Faust, Herrscher über diese Landen, Völker und Nationen dieser Welt würden vor ihnen erzittern ehe sie fallen werden. Brosh dar Urkma stellte die grösste orkische Armee auf, die je dagewesen war. Ozeane von Blut würden über die Länder waschen ehe sie ihm gehören würden.
Doch das waren die Träume und Visionen, die er für die Orkheit verfolgte, die ER in ihm erfolgte, Ruk'kar, Urkma selbst. ER war gross, mächtig, ja unbezwingbar. Brosh war niemals klein und keineswegs machtlos gewesen, doch in Momenten wo sein altes Ich zu ihm durchdrang fühlte er sich vorallem klein und schwach. Nicht im Sinne von wehrlos, oder das alles, das was er war, nicht real war. Vielmehr gebückt und alt, erdrückt von der Last, die er jeden Tag trug. Doch er durfte nicht Schwach sein, ein ganzes Imperium baute auf seine Stärke. Was ihm fehlten waren Rückzugsorte, ein gemütliches Bier am Lagerfeuer unter Waffenbrüdern.
Brosh war niemals gesellig gewesen, aber Macht machte einsam, keine ebenbürtige zu haben liess nur einen Weg zu, den Alleingang.
„Imperator“ ein Elitekrieger hatte den Thronsaal betreten „ein gewisser Col'Ka, er behauptet euch persönlich zu kennen“
Col'Ka wer soll das sein, unwichtig, kein Clanhäuptling, kein Hauptmann der Armee, meinte die mächtige Stimme in seinem Kopf. Doch der Gesichtsausdruck des orkischen Imperators erhellte sich, „Schick ihn rein und stell sicher, dass uns keiner stört!“ der mächtige Ruk'Kar hatte für heute Pause und Col'Ka war nicht unwichtig, Col'Ka war der Held von damals, der erste Kriegsherr zu dem Brosh dar Urkma aufgesehen hatte, sein erstes Vorbild auf Khorinis. Es war lange her, sehr lange.
Der Kriegsherr erhob sich von seinem Thron und trat auf das Tor zu, das in den Thronsaal führte, er würde seinen einstigen Helden nicht von oben herab begrüssen. Lächelnd erwartete er seinen Besuch.
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Zahlreiche Winter sind ins Land gezogen, seit die orkischen Horden einst ins Minental der Insel Khorinis zogen, um dort in dieser neuen Siedlung ihren Familien ein Heim und dem orkischen Reich die Abbaustätten des menschlichen Erzes zu bieten. Zahlreiche menschlichen Sklaven hätten dort geschürft und das orkische Großreich mit reichlich waffenfähigem Erz versorgt. Doch hatte sie nicht alle Eventualitäten bedacht... Insbesodere die Dummheit der Menschen und ihre Ignoranz gegenüber uralten Kultstätten anderer Zivilisationen waren Auslöser des Übels. Die orkischen Schamanen waren die ersten, die die Folgen des aufkommenden Unglücks begriffen. Gefangen unter der blauen Zauberkuppel verfielen immer mehr Orks dem Wahnsinn und ließen sich von dem Gott einer längst vergangenen Zivilisation verführen. Nicht einmal vor Col'Ka und seiner Gefährtin machte diese Seuche halt. Einst führte er als junger Ork seine Brüder ins Minental, doch letztlich war er der Verwalter einer orkischen Enklave in einem Menschenreservat.
Der gealterte Ork erhob sich von seinem Diwan und griff nach dem langen Stab, der an seinem Lager lehnte. Das stabile Stück Holz, einst der Stamm und Wurzelballen eines knorrigen Baumes war verziert mit bunten Federn, Tierknochen und Harpyenkrallen. Für die anderen Orks wirkte dieser Stab zwar wie standesgemäße Zeichen eines altgedienten Veterans. Praktischerweise bot ihm dieser Trophäenstab auch ausreichend Halt, um sich daran nach oben zu ziehen und beim gehen abzustützen.
Einen einfachen Handstock würde der einstige Kriegsher niemals anfassen, lieber würde er sich herum tragen lassen. Jedoch wäre eine Sänfte auch nicht wirklich das bevorzugte Forbewegungsmittel. Da war ein Stab noch deutlich besser, gerade wenn es zu einem einstigen Weggefährten ging. In der Zeit nach dem Fall der blauen Zauberkuppel war er ein vielversprechender Emporkömmling in den Reihen von Col'Kas. Nach dem Sturz des damaligen Kriegsherren von Khorinis und dessen Rückzug ins Exil war dieser Ork einer der Begründer einer neuen Generation und Gloreicher Eroberer der menschlichen Lande. Aus der Ferne hatte er die Karriere dieses Orks verfolgt, wie konnte er es denn auch anders tun. Die Geschichten der Heldentaten eines gewissen Brosh dar Urkma waren in aller Munde in den Orklanden, selbst die kleinen Orks spielten gerne das Spiel "Urkma Clan" oder "Fang den Mensch". Ein jeder kleiner Ork wollte hier die Rolle des Brosh einnehmen.
"Col'Ka, einstiger Oberbefehlshaber von Khorinis und bekannt mit dem großen Kriegsherr selbst."
Der Elitekrieger vor dem Tor schnaubte kurz und antwortete: "Wartet hier!"
Mit einem Grunzen quittierte Col'Ka die Aufforderung und wartete bei den anderen Torwachen auf die Rückkehr des Elitekriegers. Diese ließ nicht lang auf sich warten, schon bald wurde dem alten Ork Einlass gewährt. Vor ihm erstreckte sich der gewaltige Thronsaal an dessen Ende der Thron des großen Kriegsfürsten seinen Platz hatte. Der Thron war leer und der große dar Urkma herabgestiegen.
Die Knochen waren zwar alt und die Gelenke nicht mehr das, was sie einst waren, doch für eine Respektsbezeugung durch eine einfache Verbeugung reichte es noch.
"Ich grüße Euch Brosh, ehrhafter Kriegsherr und Begründer der Urkmas. Lang ist es her, dass ich Euch das letzte Mal sah, doch hören durfte ich viel von Euch und Euren Taten. Entspricht auch nur die Hälfte dessen was man sich erzählt der Wahrheit, so seid ihr der größte Kriegsherr der letzten Generationen."
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Aus ihm selber erstmal unerklährlichen Gründen wollte das Grinsen nicht von Brosh dar Urkmas Gesicht weichen, als er den alten Ork den Thronsaal betreten sah. Vieles, wenn nicht sogar das meiste, von dem was Col'Ka einst für Brosh verkörpert hatte, war nicht mehr in dem alten Ork der sich hier in den Saal hievte. Zwar merkte man nur wenig von den Gebrechen, die dieser Ork mit sich trug, doch wer Col'Ka in seinen glohreichen Tagen als khorinischer Kriegsherr gekannt hatte, sah sofort, dass dieser Ork seine besten Tage bereits gesehen hatte.
Er ist schwach! Gebrechlich, meiner Gegenwart unwürdig! Schrie eine angekelte, entsetzte Stimme in ihm.
Doch Brosh dar Urkma schob diese Gedanken zur Seite, der Ork der hier den Saal betrat erinnerte ihn zu sehr an sich selbt, wie er sich fühlte, wenn er die Last spürte die ihn zu erdrücken drohte. Damals als er Col'Ka vor zwölf Wintern das erste Mal gesehen hatte, war er selbst noch fast ein Frischling, jung, unerfahren, ungeblutet. Heute fühlte es sich nicht wie zwölf Winter an, nein eher wie hundert.
"Ehre und Stärke, Col'Ka. Es ist mir eine Ehre dich willkommen zu heissen. Verzeiht einem Imperartor, dass er nicht von all seinen Kriegsherren weiss, woran sie heute sind. Wo treibt es dich herum?" begrüsste er seinen einstigen Helden, ungewohnt fröhlich.
"Kann ich dir einen Wurzelschnaps oder ein Kräuterbier anbieten?"
Mit diesem Angebot nahm er Col'Ka an der Schulter und wies ihm den Weg zu einer grossen Tafel am einen Rand des Thronsaales, ein Sammelsurium von orkischen Schnapsflaschen und Bierfässern war darauf zu finden. Normalerweise beglückte der Imperator damit den Pöbel, der sich zu etwas grossem auserkoren fühlte, aber nichts weiter als Marionetten waren.
Heute würde er sich selbst einmal daran verköstigen, sich selbst und einen alten Bekannten. Langsam schritten die beiden Orks in Richtung der Tafel. Die Betonung dabei lag tatsächlich auf langsam. In diesem Moment waren sie bloss zwei alte Orks, die sich seit Jahren nicht mehr gesehen hatten. Nichts deutete daraufhin, dass diese beiden Orks massgeblich zu den Glohrreichen Tagen ihres Volkes beigetragen hatten.
Auf halbem weg bemerkte Brosh schliesslich noch "Wenn es übrigens eher was zu essen sein sollte, der Mampf ist auf der anderen Seite" hätte er vieleicht besser vorher gefragt, denn Col'Ka versuchte zwar sich seinen Schwächlichen Gang nicht anmerken zu lassen, aber wenn man etwas reflektieren würde, hatten ihm die Stufen hoch zum orkischen Palast vermutlich schon mehr als genug zugesetzt.
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Wurzelschnaps, Kräuterbier oder saftiges Fleisch, es war also wahr, der große das Urkma war noch immer nicht zu einem Kostverächter verkommen. Wahrscheinlich hatte ihm auch noch kein Schamane zur Zurückhaltung geraten. Ein Schock war es nicht, als der Schamane einst zu Col'Ka meinte, er solle weniger Saufen und Fressen und mehr Gras oder Rindensuppe essen. Dass eine Nahrungsumstellung gesünder für einen alten Ork sei, war keine neue Idee. Schon seit längerem gab es sogenannte Veggie Orks. Eine Absolute Abart der orkischen Spezies und wider jeder orkischen Natur. Noch weniger wie von diesen verkommenen Orks hielt Col'Ka auch von der Idee sich wie diese zu ernähren. Dies war auch, was der Schamane schnell erkennen durfte.
"Kräuterbier und Braten, das klingt nach einer guten Mahlzeit."
Schon allein der Gedanke daran, das saftige Fleisch mit einem guten Schluck Kräuterbier herunterzuspülen und anschließend zur besseren Verdauung einen kräftigen Schluck Wurzelschnaps zu trinken, weckte neue Lebensgeister in dem alten Ork.
Er war sich nicht sicher, ob es nicht doch etwas respektos erschien, hier im Plast des Imperators den obersten aller Orks zu besuchen und sich erst einmal auf ein zünftiges Mahl einladen zu lassen. Andererseits war es eine Geste der Ehre des Imperators gegenüber Col'Ka. Die Tage des gemeinsamen Kriegsdienstes waren nun schon lange vorrüber, doch der Respekt für den jeweils anderen war noch immer vorhanden.
"Die Zeiten des aktiven Dienstes an den Grenzen des Reiches sind für mich gezählt. Zu gern würde ich zwar wieder eine Horde in die Schlacht führen, oder mit einer Galeere jagd auf unsere Feinde machen. Doch habe ich inzwischen eine neue Aufgabe gefunden. Im Fortbildungszentrum bilde ich die künftigen Rottenführer im Überleben auf Feindesland aus. Insbesondere meine Erfahrungen von Khorinis kann ich hier einbrigen. Es gibt sonst niemanden, der abgeschnitten von jeglicher Versorgung derart lange eine orkische Horde durchgebracht hat."
Ein weiterer Bissen aus dem saftigen Fleisch, dass zerlaufende Fett im Munde Col'Kas und der Geruch von warmen, gegrillten Fleisch. Gerrade der Geruch angebrannter Schwarte, erinnerten den alten Ork an die frühere Zeit, als die schwelenden Leichen der Feinde die Schachtfelder säumten. Die Brandgeschosse, die durch die Luft geschleudert wurden und die Felder, Höfe und Stallungen in Flammen standen.
"Doch ich muss euch mitteilen, dass die neue Generation an Orks ein wenig schwächlich erscheint. Ständig sind sie am rummosern und zeigen kaum Respekt vor den alt Gedienten. Beschweren sich über das Essen, wenn sie lediglich eine Woche im Wald überleben müssen und sind nicht in der Lage die Zeichen der Natur um sie herum zu erkennen. Doch genug von mir. Wie ist es dir in den Heimatlanden der Menschen ergangen? Es kursieren zwar viele Geschichten und Legenden, doch wie war es wirklich? Ist es wahr, dass ihr eure eigenen Kampfsklaven unter den Menschen hattet? Und die haben euch nicht hintergangen?"
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Zum ersten Mal seit langem realisierte der Imperator, was seine Position eigentlich so für Vorzüge hatte, wenn man es aus den Augen eines Normalsterblichen betrachtete. Stets frisches Bier und der Braten war sogar noch warm.
Die beiden Orks hatten sich an die Tafel gesetzt und zünftig zugegriffen. Erinnerungen, die solange so fern schienen, kamen wieder hoch im Imperator. Und weit weg verspührte er diese Sehnsucht, nach einem einfachen Leben, am Feuer mit seinen Clangeschwistern, auf Raubzügen oder auf der Jagd, das simple Orkleben, in dem es erlaubt war, sich eine Pause zu gönnen.
Herrschen und Siegen, Pausen sind für die Schwachen! Doch nicht heute, heute hatte er einen Ork an seiner Tafel, der nur so von Schwächen triefte, aber es war kein schwacher Ork, Stärke war keineswegs nur physischer Natur. Col'Ka war der Beweis dafür, auch wenn es wohl bald an der Zeit für ihn war in die Letzte Schlacht zu ziehen oder wenigstens auf die letzte Jagd zu gehen.
"Du sprichst von verweichlichten Orks... da hättest du die in Myrtana sehen sollen." Oh ja, die paar schwächelnden Individuen hier in der Heimat waren zwar eine Schmach für die Orkheit, aber keineswegs in grosser Zahl vorhanden. Geschweige denn hatten sie etwas zu sagen. Dieser Umstand war natürlich ihm, Brosh dar Urkma zu verdanken, aber er war kein Angeber. "Diese Kampfsklaven, gab es tatsächlich, hässliche Morras, die lieber ihre Mütter verkauften als für ihre eigene schwächelnde Rasse zu kämpfen. Hintergangen habe uns die wenigsten von denen, schliesslich kämpften sie für die Sieger..." Brosh nahm einen grossen Schluck von seinem schwarzen Bergkräuterbier "Zumindest am Anfang. Und danach, danach hassten ihre Rassenverwandten sie mehr als sie uns hassten. Verräter am eigenen Blut, wer konnte es ihnen verdanken."
Mit dem Handrücken wischte er sich den Schaum von der Oberlippe. "Viel schlimmer waren die Orks selbst... Kan..." wut, hass... Kan dieser Abschaum, er wiederholte den Namen hasserfüllt und zerschmetterte dabei seinen Bierkrug "Kan, dieses schleimige Verräterschlange. Schwache Dienerkreatur des Sonnenkriegers... argh, wie ich ihn hasse. Und er entkam uns auch noch. All seine Verräterbrüder haben bezahlt, nur Kan nicht..." Brosh zitterte vor Wut "Bis hier in die Haupstadt haben sie das Orktum vergiftet mit ihrem neuen Weg der Intrige und des hinterhältigen Verrates. Orks kämpfen nicht im verborgenen, Orks schlagen nicht von hinten zu, unserer Schlachten werden ehrenvoll geschlagen. Ohne einen ehrenvollen Tod wird uns der Zugang zum Reich des Schöpfers verwehrt, wie kann man nur das wahre Orktum verraten." Brosh redete sich in Rage.
"Myrtana war ein Reinfall, ohne Kan und seine Lakaien, wäre das ganze Land nun von Orks regiert, inklusive der Wüste. Vengard... hätte ich damals bloss nicht auf Kan gehört, ich hätte die Stadt mit Ugluk zusammen problemlos eingenommen ehe die Verstärkung ankam." vermutlich machte er nur wenig Sinn, aber der alte Ork hörte respektvoll zu. "Anstatt die Invasion voranzutreiben, musste ich unsere eigenen Reihen von diesen Lakaien des Verrates, dieser schwächlingen hinterhältigen Schlangen, befreien. Und damit war Myrtana verloren. Aber nun Col'Ka, nun bauen wir uns erneut auf, die Orks sind wieder geeint und schon bald wird uns die Welt zu füssen liegen, in Blut getränkt!"
Und da war es, da war er wieder der Imperator, den er heute nicht sein wollte, er wollte eine Pause machen, zurücklehnen und in den guten alten Zeiten schwelgen. "Weisst du, manchmal vermisse ich sie, die alten Zeiten auf Khorinis. Die Welt auf der Insel war viel einfacher, kleiner überschaubarer. Und doch gab es immer genügend ruhmreiche Schlachten zu schlagen."
Doch nicht die kleinen Schlachten und nicht die kleine verfluchte Insel Khorinis zählten, die Welt zählte und sie würde durch ihn in Blut und Flammen untergehen, sich ihm beugen und ein neues Zeitalter einläuten.
Doch nicht heute, heute waren sie zwei alte Orks, die im Vergangenen schwelgten, saftigen Braten schmatzten und Kräuterbier schlürften.
"Vermisst du sie auch manchmal? Die alten Zeiten?
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