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    Ehrengarde Avatar von Callindor
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    Aufgaben eines Siegelwächters

    Wandel des Herzens


    Callindor schreckte zusammen.
    Ein Angriff? Eine Attacke? Ein Dolch im Rücken?
    Der Magier kauerte sich instinktiv zusammen, versuchte sich so klein zu machen wie möglich, zitterte am ganzen Körper. Und dann, nach Sekunden des Horchens in die Dunkelheit, die ihn ringsum um seine Zelle umgab, realisierte er es.
    Er war nass gespritzt. Jemand hatte offenbar Wasser über ihn gegossen.

    "Hallo?", flüsterte Callindor in das Dunkle vor sich, obwohl er sich so sehr angestrengt hatte, dass es wie ein Brüllen hätte erscheinen müssen. Doch seine Lungen waren schwach geworden, seine Stimme winzig, wie die eines Kindes.
    Doch niemand antwortete.
    Callindor wartete noch weitere fünf, zehn, fünfzig, tausend Sekunden, stierte in die Finsternis, glaubte eine Silhouette ausmachen zu können, lauschte weiter und atmete dabei schwer, denn seine Lungenflügel fühlten sich an, als würden Schlingpflanzen oder Ketten sie daran hindern, sich zu entfalten. Mit jedem Atemzug fühlte es sich so an, als sei er heiser.

    Und dann, als er es müde war, zu Lauschen, und ihn der Durst letztlich überkam, stürzte er sich mit Inbrunst auf das bisschen Feuchtigkeit, das durch den Boden zu versickern drohte, leckte wie ein Wahnsinniger, um noch die letzten Partikel Wasser abzubekommen, schabte schon den Dreck vom Boden, was seine Zunge hart und pelzig machte, doch er hatte keine andere Wahl.

    Und dann hörte er es, wie ein Windspiel, dass hier irrtümlich in diesen stickigen Mauer säuselte. Ein Gelächter, so abstoßend und widerlich. Callindor versuchte etwas zu erkennen und robbte näher an das Gitter der Zelle, doch noch immer war so finster, dass er kaum die Hand vor Augen sah. Und ihm war übel. Denn es war nicht nur Wasser gewesen, was er dort geleckt hatte. Zum Teil schmeckte er Urin und Kot auf seiner Zunge, mochte an dem Geschmack bald zugrunde gehen, und doch hielt ihn sein Lebenswille noch aufrecht.

    "Hallo!?", schlug er noch einmal der Finsternis mit aller Kraft entgegen, sodass es sich wie das Flüstern eines Kindes anhörte, doch wieder wurde es von ihr nur aufgesaugt und verschlungen.
    "Hallo!", rief er noch, dann noch einmal und wieder und wieder, Verzweiflung machte sich in ihm breit, er zitterte und wimmerte.
    "Sagt doch etwas ..."
    Traurig sank er an den Zellenstreben herab und flüsterte nur, wonach er sich so sehnte.
    "Morlon ... Vic .. Albrich ... irgendwer ..."

    Doch niemand war da, kein Morlon, kein Vic und auch kein Albrich. Dafür aber eine schnelle, schmale, spitze Schwerzspitze, fast so etwas wie eine Stricknadel, jedoch in sich korpulenter und voluminöser als üblich. Und genau diese Art Waffe bohrte sich in seinen Körper, völlig unvorbereitet wurde Callindor von dem Scherz überrascht und er schrie und brüllte, doch wieder und wieder trieb es sie in ihn hinein, ehe er es endlich geschafft hatte, genug Abstand zwischen sich und der Zellenwand zu bringen, von der der Angriff erfolgte. Und noch immer war unklar, wer der Angreifer war.
    Das Blut quoll aus den feinen Löcher, lief an ihm herab und vermischte sich mit dem Urin, dem Kot, dem Wasser .. und dem anderen Blut, dass hier schon durch ihn vergossen wurde.
    Denn auch wenn er es zu Anfang auch noch so sehr zu verdrängen versuchte, all dies hier war nicht neu. So oft war er auf dieses Schema hereingefallen, wurde ein jedes Mal bestraft und er wusste, was nun folgen würde. Ein helles Licht nämlich, dass den gesamten Raum einnehmen sollte. Und wieder würde er seinen gepeinigten, nackten Körper sehen, übersät von Wunden und Narben, dann ein Knistern, das Rascheln von Metall und Ketten, ehe ein Blitz seine Gedanken löscht, nachdem der Schmerz nicht länger zu ertragen war und sein Geist sich von seinem Körper abkapselte.

    So blieb ein wimmernder Körper zurück, der noch nicht einmal im Ansatz realisiert hatte, was für Dinge noch auf ihn zukommen würden.
    Geändert von Callindor (23.10.2010 um 11:14 Uhr)

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    Lehrling Avatar von Clan der Zaverias
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    Clan der Zaverias ist offline
    Der Magier setzte die Tasse ab und ließ den feinen Geschmack des Kaffees, der nur hier zu gedeihen schien, noch einen Moment nachklingen. Ihm gegenüber saß Sylwina und studierte gerade eine Karte der Umgebung, auf der neueste Wildwanderungen von ihren Spähern verzeichnet waren. Der Magier lächelte, er könnte Stunden lang hier sitzen und sie beobachten, ihre feinen Züge, ihr geschmeidiger Körper und ihr warmes Lächeln. Sie bemerkte seinen Blick und sah auf, lächelte und kräuselte eine Haarsträhne mit ihrem Ringfinger, eine kleine Geste nur, doch für Nero die schönste Geste die es bei ihr zu bewundern gab. Er stand auf und nahm seine Tasche von dem Stuhl neben sich, umrundete den Tisch und drückte Sylwina einen Kuss auf die Stirn.

    "Gute Jagd, Schatz, ich muss jetzt leider auch schon los, meine Verpflichtungen warten auf mich."

    Sie strich sanft über seinen Arm und drückte ihn, dann widmete sie sich wieder ihrer Karte und Nero schritt von dannen. Er fuhr sich mit der Hand durch sein länger gewordenes, mit grauen Strähnen durchsetztes, rotes Haar und gähnte herzhaft. Er war noch immer in topform doch das Alter zog langsam seine Kreise um ihn, zeichnete ihn. Falten hatten sich um seine Augen gebildet, vermutlich wegen seiner andauernden Studien und den Sorgen, die er sich jeden Tag machte. Eine Zigarette fand den Weg zu seinem Mund und erleichtert bließ er den Rauch aus. Eigentlich hatte er ein vollendetes Vorbild für seinen Sohn sein wollen, doch der war nicht anders als sein alter Herr, rauchte, studierte und hatte sein Glück ebensoschnell gefunden wie sein Vater. Desiree war ein aufgewecktes Mädchen und war in ihre Familie eingegliedert worden ohne jede Schwierigkeit, sie ergänzte Dante ebenso gut, wie Sylwina Nero ergänzte, viele Parallelen konnte man zwischen Vater und Sohn erkennen. Der Aufstieg zum Tempel erfolgte ruhig und ereignislos, keiner der Bittsteller und Gläubigen war zu sehen, dafür war es noch zu früh, man hatte hier gewisse Zeiten, nicht so wie früher in Vengard, da hatte man immer alle Hände voll zu tun mit den Gläubigen, musste tagein tagaus Predigten halten und die Massen beschwichtigen die vom Krieg gepeinigt waren. Hier jedoch schien dies nicht mehr nötig. Pedro, der schon langsam auf die siebzig zuging, war noch immer Tempelwächter und empfing den Magier mit einem erfreuten Blick. Lange schon arbeiteten sie zusammen und hatten sich nunmehr sogar angefreundet, doch heute hatte der Magier keine Worte für ihn, sondern grüßte ihn nur und ging an ihm vorbei. Dante fegte erneut den Hof, Novizenarbeit.

    "Hey Dante, schon fleißig bei der Arbeit, huh? Gibt man dir immernoch die Fegerei?"

    "Nicht jeder ist so nett hier, wie du, Vater!"
    Dante grinste schelmisch und gab Nero die Hand zum Kriegergruß, doch Nero schloss ihn in die Arme und legte ihm dann eine Hand auf die Schulter.

    "Mach dir nichts drauß, ich musste auch viel und hart arbeiten um heute das zu sein, was ich bin. Deine Zeit wird kommen..."

    "Weißt du, wie es um meine Berufung zum Magier steht?"

    "Nein, und selbst wenn, ich dürfte es dir ohnehin noch nicht sagen, da ist der Rat eisern, das weißt du."

    "Ja, du hast recht, entschuldige..."

    "Paperlapap, entschuldige dich nicht, ich war in deinem Alter genauso ungeduldig, das ist nur gesund!"
    Nero lachte und klopfte Dante auf die Schulter, verabschiedete sich und ging weiter in die Richtung seines Studierzimmers. Auf dem Weg dorthin begrüßten ihn einige Novizen und als er angekommen war verschwand er ohne einen Blick nach links oder rechts in sein Quartier und zog sogleich einige Bücher an sich heran.

    Die ganze Geschichte rumorte in seinem Kopf. Erst einmal war er Zeuge eines solchen Versuches gewesen und da hatte er sich auch in diesem Alter gesehen. Nie zuvor hatte er es gewagt, nach einem Portal in eine andere Zeit zu suchen, doch die Umstände hatten ihn schließlich dazu gezwungen und Monatelange Arbeit hatte damit begonnen, doch nun schien es gewirkt zu haben. Sein Schüler war einige Zeit nicht aufgetaucht, ob er gefunden hatte, wonach der Magier gesucht hatte? Hätte dieser Schritt nicht geklappt, würden sie wieder einige Zeit benötigen um eine weitere Kugel herzustellen und diese Zeit hatte Nero nicht mehr, er konnte nicht mehr warten, sich nicht mehr damit abfinden, was passiert war, doch was war eigentlich passiert? Es schien ihm alles so schwammig, so als ob es zwei Versionen gab und doch keine so richtig zu stimmen schien. Er schloss die Augen und massierte seine Schläfen, dann kam alles langsam zurück, war es also geglückt? Unwirsch trank er seinen Tee und beugte sich über seine Bücher, er hatte noch zu tun und durfte sich nicht länger als geplant abhalten lassen, schließlich musste neben seiner Forschung auch die Ordensarbeit verrichtet werden, selbst als Priester. Nach einiger Zeit bemerkte er hinter sich Bewegung, doch drehte er sich nicht um, er wusste wer dort stand. Der Mann räusperte sich und trat an Nero heran, noch immer drehte er sich nicht um, und er würde es auch nicht tun. Nero entzündete eine Zigarette und blickte aus dem Fenster. Er richtete dann das Wort direkt an seinen Schüler.

    "Gibt es Neuigkeiten?"

    "Der Auftrag ist abgeschlossen, er ist hier."

    "Wurde er wie geplant in eine Zelle verlegt?"

    "Ja, nachdem er verarztet wurde."

    "Sehr gut, lasst ihn noch ein wenig schmoren, er soll an seinem Leben hängen und nicht aufgeben weil man ihn gut behandelt, ich kenne ihn."

    "Was soll nun mit ihm geschehen?"

    "Er bleibt ersteinmal in der Zelle, gebt ihm Essen und Wasser, doch gib dich nicht zu erkennen, sonst weiß er, was hier los ist."

    "Zu Befehl."

    "Und nun geh, ich muss nachdenken, das war erst einer von vielen Schritten..."


    So viel war geschehen, so wenig würde er verstehen, doch er hatte ihm das Versprechen gegeben, eines Tages würde er ihn wiederfinden, und schließlich war das auch passiert, auch wenn es hart war, wo Callindor jetzt durchmusste, so musste doch sein Geist gereinigt werden...

    Nero

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    Waldläufer
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    Clan dv Dressels ist offline
    Es war nun wieder Herbst geworden. Nicht mehr lange, und der erste Bodenfrost würde die Reben angreifen. Aber zumindest hatten sie auch in diesem Jahr den Wein gut abbekommen und nur wenige Verluste aufgrund von Schädlingen zu beklagen gehabt. Es ging ihnen gut.
    Finanziell, gesellschaftlich, ja sogar gesundheitlich, denn Ludmilla ging inzwischen schon auf die Einhundert zu, zeigte aber noch keine Anzeichen, abtreten zu wollen. Überhaupt konnten sie sich nicht beklagen. Zumindest nach außen hin.
    Die anderen des Innosordens, und auch überhaupt die Leute um sie herum, sahen in den van Dressels noch immer das unbeugsame Landgutgeschlecht und in Serena die ungebrochene Frau, die den Verlust ihres Ehemannes sonderbar und überraschend gut verkraftet hatte und daraus nur mehr ihre Kraft zu schöpfen schien.
    So dachten sie zumindest, aber die Wahrheit sah anders aus.

    Seufzend trat Serena vom Fenster fort, kämmte sich am Spiegel der Kommode ihre langen, dunklen, schwarzen Haare, die dem ihres Mannes Callindor sehr ähnlich waren. Sie konnte noch immer ihren Duft in ihrer Nase wahrnehmen, als er sie dieses eine Mal ganz tölpelhaft an diesem bewussten Morgen in die Halskehle geküsst hatte, ihr einen guten Morgen gewüscht hatte und sie mit seinen starken Armen umschlossen hielt.
    Sie waren so verschieden, und doch, in gewisser Weise, sich auch sehr ähnlich. Wie sie dort so versetzt standen und sich im Spielgel betrachteten, da fühlte sich Serena geborgen. Es war ein angenehmes Gefühl, welches sie seit dem Verlust ihrer Eltern nicht mehr gespürt hatte.
    *Ich liebe dich* hatte sie damals zu Callindor gesagt, und das so aus vollstem Herzen und innerster Zuneigung auch ehrlich gemeint, doch Callindor sah nur bedrückt zur Seite und antwortete darauf nicht.
    Hätte sie es da schon erahnen müssen? Das, was mit ihrem Liebsten geschehen würde. Die Kommode, das Fläschchen mit dem Gift, der Abschiedbrief, sein regloser Körper. All dies war an diesem bewussten Morgen so weit weg, und doch lag nicht mal mehr ein voller Tag dazwischen ...

    Serena seufzte erneut und musste mit den tränen kämpfen, denn obgleich es Callindor wie ein Gefängnis und eine Strafe vorgekommen sein musste, so war es für Serena doch Liebe gewesen - oder zumindest etwas vergleichbares.
    Und nun war sie hier, ihr Liebster fort und nicht ein tag verging seitdem, an dem sie nicht den Depressionen und der Verzweiflung nah mit sich rang, ihm zu folgen. Doch was würde dann aus ihrer Großmutter, was aus Domenik werden? Sie konnte es nicht, sie brachte es nicht über ihr Herz, den Schritt zu wagen.
    Domeniks Mutter war für ihn einundalles. Besonders, als er noch klein war und nicht verstand, wieso er nie hatte einen Vater haben dürfen, weshalb seine Mutter immer einen bekümmerten Blick inne hatte, selten lächelte.
    Alles, was Domenik blieb, was das große Portrait.
    Es hing im Foyer des Guts, direkt am Eingang, und ein Jeder, der hinein wollte, stolperte praktisch darüber. Es zeigte sie beide, Serena und Callindor, in enger, jedoch wohl gewahrter, distanzierter Pose, sie in einem hellen Brautkleid, so hell wie das Licht Innos, ihr Dekoltee ausgesschmückt mit den funkelsten Rubinen, die zu ergattern waren. Und Callindor neben ihr sah prächtig aus. Das sagte so gut wie jeder, der das Bild zum ersten Mal sah. Vielleicht lag es am Künstler, der es gefertigt hatte, aber auch Serena musste zugeben, das es sehr gut gelungen war und man tatsächlich annehmen konnte, dort sei ein Hochzeitspaar abgebildet. Zumindest Serena fühlte sich damals so. Denn dies war der schönste Tag in ihrem Leben und sie würde sich diesen Moment, diesen Augenblick bis in alle Ewigkeit bewahren.
    Und dennoch war da dieser Blick. Callindor mochte lächeln, erhaben in seiner Statur und seiner Montur, wie er ihre Hand hielt, so innig und doch so fremd. Sein Blick zu ihr gerichtet, verliebt, und doch hatte man das Gefühl, er würde durch sie hindurch sehen, jemand anderen sehen, sich nach jemand anderem sehnen. Und so war es ja auch. So war es immer. Das hatte Serena im Nachhinein dann verstanden und erkannt.

    All dies war inzwischen fast zwanzig Jahre her. Und doch kam es ihr wie gestern vor, als sie ihn an sich, in sich und um sich spürte. Denn auch wenn es für ihren Liebsten eine Qual zu sein gewesen schien, hatte er ihr dooch ein Geschenk hinterlassen. Denn diese eine Nacht hatte gereicht, und Monate später war Domenik in ihren Armen, doch Callindor war fort.
    Und nun war es eben dieser Domenik, ihr Sohn, ihr eigen Fleisch und Blut, der sich in seinen zwanzig Lebensjahren so sehr verändert hatte. Sie mochte ihn nicht mehr leiden, und doch hielt sie zu ihm, denn er war ihr Sohn, und dies für ewig.

    "Es reicht!"
    Das waren die ersten Worte, die Serena hörte, als Domenik wutentbrannt in ihr Zimmer hinein gestürmt kam. Nicht einmal klopfen hatte er können. Mit gesenktem Blick wandte sie sich ihm zu und sah nur, wie er wild fuchtelnd immer im Kreis lief und dabei Worte stammelte, von wegen, dass Nero es nun weit genug getrieben hätte, und das er jetzt an der Reihe wäre.
    Serena verstand kein Wort, wollte es auchgar nicht wissen, denn er würde es ihr ja doch nicht sagen. Domenik hatte schon vor langer zeit aufgehört, sich seiner Mutter mitzuteilen. Sie waren sich inzwischen so fremd geworden.

    "Hast du denn gar nichts dazu zu sagen, was Nero sich da geleistet hat?"
    Doch sie schwieg, drehte sich um und kämmte weiter ihr schwarzes, langes, glattes Haar. Damals, an diesem einen Tag, hatte sie mit Callindor hier gestanden, und es war wundervoll gewesen ...

    "Ach vergiss es!", rief Domenik ihr zu und rauschte aus dem Zimmer.
    "Er wird schon noch sehen, was er davon hat. Er mag mein Lehrmeister und Freund sein, aber was zu viel ist, ist zu viel."

    Doch das hörte Serena gar nicht mehr. Auch nicht das Klinken der Türe, als sie sich endlich schloss. Sie sah nur in den Spiegel, sah Callindor und sich selbst darin, sie beide als Paar, lächelte dabei und kämmte ihr Haar.

    Callindor

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    Clan der Zaverias ist offline
    "Wenn ich jetzt die Polarität umdrehe... ja... okay.. das klappt schon ganz gut."

    Der Magier murmelte während er erneut versuchte, die Apparatur mit Stromstößen zum Laufen zu bringen. Er schüttelte den Kopf. So klappte es zwar kurzzeitig, doch wie sollte man die Apparatur am Laufen halten? Verdammte Technik, wenn er es nicht mitentwickeln müsste, er hätte das verdammte Ding schon lange weggeworfen. Seine magie reichte zwar aus, doch sie konnte nicht gewährleisten, dass das Ding weiterlief, es würde sicher noch Jahrzehnte dauern, bis man sowas entwickelt hatte. Er ließ davon ab, krempelte die Ärmel seine Hemdes weiter nach oben und entzündete eine Zigarette. Seine Robe hatte er achtlos über einen Stuhl gelegt und sich selbst in Arbeitskleidung gehüllt. Nachdenklich schmauchend kratzte er sich an seinem ergrauenden Bart. Er kritzelte enige Notizen auf ein Pergament und leitete erneut ein wenig Strom in die Apparatur ein.

    "Wenn ich doch nur ein Ding hätte, das Strom halten könnte! Verdammt!"

    Es reichte ihm, er hatte keine Lust mehr daran weiter zu doktorn, das musste warten. Er tupfte seine Stirn ab und ging von dem Apparat weg, verdammter Hokuspokus! Er streckte sich, spürte dann einen kühlen Hauch und drehte sich um. Domenik war in seiner Kammer angelangt und sah aus, als wolle er etwas loswerden. Nero verengte die Augen zu schlitzen. Domenik war kein ruhiger Geselle, kein Mensch des Friedens, doch man konnte ihn gut Freund nennen und er war ein sehr gelehriger Schüler, vielleicht sogar zu gelehrig, so gelehrig, dass er einmal davon verblendet werden könnte, er überschätzte sich sehr leicht. Nero bot ihm einen Stuhl an, doch er verneinte mit einem Kopfschütteln und dann sprudelte es auch schon aus ihm heraus.

    "Ich kann nicht zulassen, dass du meinen Vater so behandelst! Ich sag dir, er kommt mit mir auf das Weingut!"

    "Das hatten wir doch schon, Domenik, er bleibt vorerst wo er ist!"

    "Wie kannst du es wagen?"

    "Wie ich es wagen kann? Er ist mein Bruder und ich trage Schuld daran, dass es so hat kommen müssen!"

    "Und er hat uns verraten, weshalb ich das Recht dazu habe!"

    "Du sturer Hitzkopf! Nimm dich endlich zusammen! Er ist fremd hier und wenn wir ihn zu schnell einspannen, dann macht er dicht!"

    "Aber... Du gehst zu weit, er ist ein Gefangener, aber muss er in einem so kargen Loch hausen?"

    "Ja, muss er, er ist das gewohnt und er wird damit fertig, das schärft seine Sinne..."


    Nero umrundete den Tisch und setzte sich, er würde nicht zulassen, dass Domenik nun Dummheiten machte. Er musste erst alles aus der Welt schaffen und sein Hirn schmerzte, er massierte seine Schläfen, musste es denn immer erst so weit kommen? Domenik hatte das Recht zu seinen Zweifeln, doch er hatte Unrecht mit den Konsequenzen die er nicht beachtete. Wütend griff sein Schüler nach einem becher Tee, kippte ihn herunter und trat erneut an Nero heran.

    "Mach lieber, dass das schnell geht!"

    "Keine Sorge, ich werde ihn nicht lange beanspruchen. Beachte du einfach deine Befehle, ansonsten werde ich ungehalten."

    "Ich habe keine Angst vor dir, Freund."

    "Ich bin kein schlechter Mensch, aber ich kann unangenehm werden, auch wenn wir Freunde sind. Vertrau mir einfach, so wie du mir so viele Jahre vertraut hast!"

    "Nungut, aber ich bin damit nicht zufrieden, denk das ja nicht."

    "Wie könnte ich? Und nun raus mit dir, ich habe zu tun, und Callindor braucht Nahrung..."


    Der Hitzkopf entschwand und ließ einen kopfschüttelnden magier zurück, er sollte es nicht übertreiben und wenn er Neros Befehle missachtete, dann würde er ihm auf die Pelle rücken, Callindor musste gereinigt werden, von all seinen schlechten Anhängseln, und das war die Wut auf Nero....

    Nero

  5. Beiträge anzeigen #5
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    Clan dv Dressels ist offline
    "Gar nicht schlecht ..."
    "Was hast du gesagt, mein Bester?"

    Thea wandte sich Bastian zu und setzte eine fragende Miene auf. Doch als sie den Schwenker in der Hand des alten Butlers sah, was es ihr klar.
    "Stibitzt du schon wieder, alter Trinker!"
    Es klang mehr amüsiert, als anklagend. Bastian räusperte sich vielsagend und stellte das voluminöse Glas auf den Tisch.
    "Unsere Herrin hat nichts dagegen, meine Liebe, also? Was spricht dagegen, eine Probe zu nehmen? Genau, nichts."

    So tuend, als hätte man sie in ihrer Ehre gekränkt, trat Thea forsch an den Tisch, schnappte nach dem Glas und ließ die letzten Tropfen ihre Kehle hinab gleiten.
    "Du hast Recht. Wirklich ein guter Jahrgang. Ich glaube, dieser Wein wird von Jahr zu Jahr besser, oder täusche ich mich da?"
    "Gut möglich. Aber nun lass mich das Abendessen für uns beide holen."
    Der alte Kauz schlurfte aus dem Bedienstetenzimmer hinaus, man hörte es in der Küche rumoren und kurz darauf erschien er mit einem Holztablett, gefüllt mit ein paar Brotscheiben, etwas Käse und frischer Butter. So hatte Thea es am liebsten. Bastian verstand es eben auch auf seinen betagteren Tage noch, einer Dame etwas Gutes zu tun.

    "Danke schön", meinte sie lächelnd und biss herzhaft schmatzend in die geschmierte Stulle, während sich ihr Dienerfreund ächzend neben sie plazierte.
    "Und sag schon, wie war das Abendessen heute? So wie immer?"
    Thea nickte nur, schmatzte und kaute, würgte am Ende den letzten Bissen herunter, denn offenbar wartete Bastian auf eine ausführlichere Erklärung.
    "Madame Serena saß wieder allein am großen Tisch im Gemeinschaftssaal, der Tisch gedeckt für vier Personen. Wie üblich. Sie bedankte sich mit einem Lächeln, doch solange ich noch mit im Zimmer war, rührte sie gar nichts an. Sie schaute nur auf die leeren Plätze. Würde mich nicht wundern, wenn sie gar nichts von all dem angerührt hat."
    Bastian nickte, zwirbelte seinen ergrauten Bart und nahm sich eine der Schnitten. Sein Essen und Kauen lief etwas bedächtiger und langsamer ab, doch schlussendlich fand auch er ein paar Worte dafür.
    "Du bist noch nicht solange hier wie ich, aber die Sache mit dem Tischdecken war schon so, als die gute Ludmilla noch in ihren besten Jahren war. Damals speißten immer alle zusammen. Ludmilla, ihr Mann, ihre Kinder und eben auch Serena. Nach und nach verstarben und sie, doch war es Sitte bei ihnen, für eine Weile das Gedeck des Verstorbenen mit zu plazieren. Sozusagen als Andenken, schätze ich."
    Thea nickte verstehend, schüttelte dann aber mit dem Kopf.
    "Aber Madame Serena übertreibt es damit ein wenig."
    "Ein wenig? Meine Gute, ihr Mann, mit dem sie kaum einen Tag verheiratet war, ist seit zwanzig Jahren tot, und noch immer sollen wir für ihn mit decken. Das ist schon nicht mehr normal. Und Ludmilla und Domenik. Von denen brauchen wir gar nicht anzufangen. Die Madame kann einem leidtun ..."

    Thea stimmte ihm wortlos zu und beide aßen weiter ihr Abendbrot und wandten sich angenehmeren Themen zu.

    Callindor

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    "Was treibst du da nun schon wieder?"
    Domeniks Stimme war frostig, kalt und distanziert. Serena drehte sich nicht zu ihm um, sondern behielt die kauernde Position bei, direkt vor dem großen Gemälde, dass sie zusammen mit Callindor zeigte, direkt im Eingangsfoyer. Ihr Sohn passierte die große Eingangsdoppeltür und hob nur verächtlich den Blick, als er seine Mutter bei ihrer momentanen Tätigkeit ertappte.

    "Ich ehre das Andenken deines Vaters."

    Sie hatte es laut gesagt und was darauf folgte war Ruhe. Sogar Totenstille. Hätte man es gewollt, ein Weinrebenzweig hätte beim Sprießen belauscht werden können. Zumindest galt das für ungefähr eine Nanosekunde. Denn kaum war dieser Bruchteil von Zeit verstrichen, schmetterte Domenik die Türe mit aller Gewalt zu, dass Serena sich innerlichst erschreckte.

    "Mein Vater ist tot!", schnauzte er sie unwirsch an und hängte seinen Umhang über den Diener.
    "Sieh dich doch an, Mutter. Klammerst dich noch immer an ihn, selbst jetzt, nach beinahe zwanzig Jahren. Sieh den Tatsachen ins Gesicht. Er wollte nichts von dir und er wollte auch nichts von mir. So einfach ist das. Also verbrenn' dieses Gemälde endlich, sonst tue ich es."

    Serena erhob sich von ihren Knien, wandte sich um und stellte sich ihrem Sohn demostrativ in den Weg. Doch Domenik ließ sich davon schon lange nicht mehr einschüchtern. Die Zeiten waren längst vorbei. Und das war auch ihr klar. Es war nicht mehr als ein Akt der Verzweiflung. Und so schritt auch Domenik näher zu ihr heran.
    "Du würdest tatsächlich gegen mich handgreiflich werden? Deiner eigenen Mutter?" Sie sprach es voller Entsetzen, teils mit Abscheu, teils aus Furcht aus.
    Domenik räusperte sich kurz, straffte sich und gewann zusehends an Körpergröße.
    "Natürlich nicht, werte Mutter", wiegelte er ab und es klang, als sei jedes Wort davon gelogen.
    Mit einem Schwenk schritt Domenik von dannen und ließ seine Mutter allein.
    *Zumindest noch nicht ...* ging es ihm durch den Kopf und dabei lächelte er. So kühl und eiskalt, als hätte er nie eine Wärme gespürt, nie die Fürsorge einer Familie genossen. Und genau das hatte er eben auch nie, seit seiner Geburt an schon nicht. Das war ein Fakt. Zumindest in seinen Augen.

    Callindor

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    Clan dv Dressels ist offline
    "Wenn ich du wäre, würde ich da jetzt nicht hoch gehen!"

    Bastian versetzte diese Warnung in zweierlei Hinsicht in Erstaunen. Zum Ersten, weil seine Freundin und Mitangestellte Thea während des Kochens so gut wie nie den Mund aufmachte und akribisch und konzentriert zu Werke ging, und Zweitens, weil es sonst immer er selber war, der sie vor etwas warnte, sie auf etwas hinwies und dergleichen. Das kam schon einem Novum gleich.

    "Thea, meine Liebe, ist beim Frühstück etwas vorgefallen, wovon ich wissen müsste?"
    Die Köchin putzte sich ihre Hände an der Schürze ab und schnupperte zufrieden über dem Kochtopf. Ja, das wird schmecken - so es denn jemand essen wird.
    "Frag lieber nicht. Als ich den Tisch abräumte, da war dort oben Eiszeitstimmung angesagt. Madame Serena schien völlig in Gedanken und ihr Sohn, Domenik, murmelte nur wieder und wieder irgendwas. Er achtete überhaupt nicht auf das Essen, so er denn etwas anrührte. Verstehen konnte ich es nicht, und als Klatschbase und Lauscher will ich mich nicht heißen lasssen, aber es hat wohl etwas mit seinem Lehrmeister zu tun. Diesen Zaverian, erinnerst du dich?"

    Bastian überlegte kurz und nickte dann vorsichtig.

    "Du hast keine Ahnung, von wem ich rede, richtig?", stellte Thea spitzbübissch fest, und als Bastian schuldbewusst nickte und dann doch lachen musste, stimmte sie mit ein.
    "Ich werde halt auch nicht jünger. Würdest du einem alten Mann ein wenig auf die Sprünge helfen?"
    "Ach mein Guter, du bist doch noch in den besten Jahren. Manch einer sollte sich von dir eine Scheibe abschneiden, so fit wie du bist. Aber um auf die Frage zurück zu kommen. Nero Zaverian, dieser hagere Typ, meist in offizieller Form als Lehrmeister für Domenik hier, gebildet, gut aussehend, hat auch eine Frau und einen Sohn. Und er raucht. Und das nicht zu knapp. Will hoffen, dass er den guten van Dressel Sohn damit nicht noch ansteckt. Wirklich eine Schande. Ich glaube sogar, dass die ganze Familie dem Zeug verfallen ist. Ein Wunder, dass die Madame das erlaubt. Also wenn das mein Kind wäre, ich würde dem Kerl ein paar Takte erzählen ..."
    "Aber dich fragt niemand.", warf Bastian ein und lächelte ihr zu.
    "Eben. Meine Meinung will mal wieder niemand wissen. Aber ich schätze, du weißt, welchen ich meine, denn du bist es doch, der dann immer die Zimmer durchlüften muss, sobald Eure Lordschaft wieder gegangen ist."

    Inzwischen hatte auch der gute Bastian erkannt, von wem die Rede war und nickte nur seufzend. Das mit dem Lüften war wirklich so eine Sache. Schließlich war das Gut groß, und die Lady wollte es sauber. Was würde dieser Nero wohl sagen, wenn man ihn höflichst aufforderte, das Rauchen innerhalb des Gutes zu unterlassen? Ihm den Vogel zeigen? Sicherlich. Heutzutage gab es eben keinen Respekt mehr.

    "Meinst du, er wird zu Besuch kommen?", wollte der betagte Alte wissen und wischte über sein bärtiges Kinn.
    "Schon möglich. Bei den Herrschaften weiß man ja nie. Die kündigen ihr Kommen ja manchmal auch gar nicht an und schneien einfach so rein."

    Und kaum hatte Thea zu Ende gesprochen, da stürzte der Greis auch schon vom Tisch, und begann, sich zu dehnen, was bei seiner krummen Figur mehr als lächerlich aussah. Doch Thea kannte ihn nun schon so lange, da gab es dewegen kein Zucken im Mundwinkel. Auch wenn sie sehr an sich halten musste, nicht lauthals loszubrüllen vor Lachen.
    "Sag mal, was soll das werden, wenn es fertig ist?"

    "Na was wohl?! Ich wärme mich auf für den Fenstermarathon. Sollte der gute Lord Zaverian wirklich antanzen, kommt heute noch einiges auf mich zu."
    Und mit Pusten und Schnauben preschte der alte Greis mit jugendlichem Ansporn die Bedienstetentreppe hoch.
    "Und Übung vorneweg, damit ich nicht einroste."

    Thea grinste und feixte, denn dieser Bastian war schon eine Ikone hier auf dem Gutshof der van Dressels. Und sie vergaß dabei völlig das Mittagessen, dass sich durch ein Zischen und Überlaufen des Topfes bemerkbar machte. Eilig wischte sie die Sauerei fort, noch immer lächelnd.

    Nero
    Geändert von Clan dv Dressels (24.10.2010 um 11:30 Uhr)

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    Ein Geräusch ...

    Callindor zuckte zusammen, machte sich so klein wie möglich und lauschte angestrengt in die Finsternis, die ihn ringsum umgab.
    War es eine Ratte, oder etwas Schlimmeres? Nun war es wieder still.
    Oder ... nein ... da war etwas. Ein leises Rauschen. Atem.

    "Hallo?"

    Doch niemand antwortete. Sollte es nun wieder so kommen? Wie so oft. Das er verletzt wird, behandelt und dann wieder verletzt. Immer noch dieses starke Röcheln, als bekäme jemand schlecht Luft.
    Vorsichtig rutschte der eingesperrte Magier hinüber zu den Zellenstreben, versuchte etwas zu erkennen, doch so sehr er seine Augen auch beanspruchte, es wurde nicht klarer. Überhaupt war sein Augenlicht so sehr an die Dunkelheit gewöhnt, dass er sich wie ein Blinder vorkam.

    *Was Nero wohl gerade macht*, ging es ihm durch den Kopf, und er dachte zurück an diesen Moment, als sein Bruder endlich von dem vermaledeiten Dämon befreit war. Sicher hatte er seinen Sohn ausfindig gemacht, und sicher auch Sylwina. Wenigstens einer war also glücklich im Moment.
    Und was war mit ihm? Hielten sie ihn inzwischen für tot, hatte man die Suche eingestellt? Bestimmt hatte Nero mit der Oberin Mutter darüber gesprochen und in ihrer abgeklärten, kühlen Art, mit der sie Dinge anzugehen pflegte, war dies der logische Schluss, wenn Nero seinem Bruder die Klinge in den Wanst bohrte.
    Callindor war tot. Mausetot. Bestimmt stand schon irgendwo in Vengard eine Gedenktafel mit seinem Namen und darunter in Blockschrift *geliebter Bruder bla bla bla*.
    Alles für'n Arsch!
    Schließlich war er sehr wohl noch quicklebendig. Naja, wohl eher mehr lebendig als tot, aber immerhin. Einige Male hatte er sich schon das Gesicht seines Bruders vorgestellt, wenn er sehen würde, dass es seinem Bruder wider Erwarten doch gut ginge. Würde er lachen? Weinen? Um Verzeihung bitten?
    Aber leider konnte Callindor um's Verecken keinen Gegenbeweis für seinen Tod anführen, denn er konnte hier in diesem Verlies keiner Magie kanalisieren. Vielleicht war er zu schwach anzwischen, oder ein magischen Dämpfungsfeld umgab diese Zelle. So oder so, wegteleportieren war erstmal nicht drin.

    Aber zumindest erhaschte Callindor jetzt so eine Art Silhouette dort im Dunkel, ein schwacher Schemen.
    "Ich ... ich sehe dich ...", flüsterte Callindor und lachte, was sich eher wie ein Wimmern anhörte. Natürlich war das mit dem Sehen mehr als gelogen, aber zumindest erkannte er da irgendwas. Und scheinbar reichte dies.
    Denn wie auf ein Fingerschnippen war es nicht mehr dunkel, sondern gleißend hell. Und Callindor sah nun noch weniger, denn ihm brannten bei dieser Helligkeit schier die Augen. Zuckend und sich in sich zusammenkauernd rückte Callindor von der Zellenseite ab, und versuchte alles, um nicht in dieses Licht blicken zu müssen.
    Wie erbärmlich er wohl aussehen musste. Und dann noch so drapiert wie auf einem Präsentierteller. Und das völlig nackt, ohne jede Möglichkeit, sich zu bedecken. Was für ein Elend. Früher war Callindor stolz auf seinen Körper, und zeigte ihn gern. Inzwischen war er von der Folter so mitgenommen, dass er sich selber davor ekelte. Was hatte man ihm nur angetan. Und wie lange war er überhaupt schon hier drin. Tage, Wochen, Monate - oder gar Jahre?

    Callindor wusste es nicht. Aber vielleicht bot sich hier und jetzt die Möglichkeit, mehr zu erfahren, denn offenbar hatte dieser Jemand, doch noch immer kein Wort aussprechen wollte, etwas mit Callindor vor.

    "Wo ist .. Domenik .. ich ... ich muss ... mit ihm ... sprechen."

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    Wie er sich in die Ecke verzog, zuckte und wimmerte, irgendwie tat es dem Magier Leid, doch das konnte er im Moment nicht berücksichtigen. Callindor würde wahnsinnig werden, wenn er erfuhr, wer hier stand und was hier gespielt wurde. Zwanzig lange Jahre... Zwanzig Jahre der völligen Leere... Nur unter einer Bedingung könnte Nero sich schon jetzt offenbaren, wenn Callindor es bereits wüsste, dass er sich selber umbringen würde aufgrund des Schicksales, welches seine Familie damals besiegelte. Nero war damals noch nicht adoptiert worden und hatte es nicht gewusst, dennoch hatte Callindor ihn dafür gehasst, denn ihm, als dem Älteren, war es eigentlich zur Aufgabe, seinen bruder vor alem zu schützen, was ihm widersagte oder oder was ihn bedrohte, doch er hatte es nicht abwenden können. Zwanzig Jahre.... ohne Callindor wie eine Ewigkeit.

    ***
    zwanzig Jahre zuvor
    ***

    "Du weißt, dass ich es nicht ändern kann, ich habe alles versucht."

    "Du... du bist doch an all dem Schuld, du hast mich mitgeschleift!"

    "Ich dachte nicht, dass man uns aufspüren würde! Ich kann dir nicht helfen, Callindor, so gern ich es würde!"

    "Dann zieh Leine! Ich kann dich nicht mehr ertragen!"

    "Aber..."

    "Hau ab!"


    Nero seufzte und entfernte sich, während Callindor zornig an seinem Festtagsgewand zerrte und riss, damit es endlich richtig saß. Er hatte es nicht abwenden können. Eigentlich hatte der Magier gedacht, man könnte sie hier nicht finden, in ihrer Waldhütte, losgelöst von jedem Menschen außer Sylwina und Dante. Sie hatten knapp ein halbes Jahr ein glückliches Leben geführt als Außenposten des Ordens, ein kleines Forschungsteam, und nun das. Callindor sollte eine Frau heiraten, weil er in einem Vertrag seiner Eltern aufgeführt war, als Tausch für Gefälligkeiten. Nero schüttelte mit dem Kopf, was hätte er denn tun sollen? Ihre Eltern abschlachten? Matt setzte er sich auf die Stufen der Treppe zum Haupteingang des großen Weinguts, entzündete eine Zigarette und wartete. Normalerweise ging Callindor ihm nach einem Streit immer nach, doch selbst eine halbe Stunde nach seinem Abgang war er nicht aufgetaucht, also ging Nero schließlich, wohnte der Zeremonie bei und kehrte dann zurück zu seiner Frau und seinem Sohn.

    *
    Am Abend darauf
    *

    Nach einem kleinen Abendessen stand der Magier schon in Unterwäsche, gewaschen und bettfertig in der Küche seines Hauses und trank einen Schluck Wein, es war schon einige Zeit nach Mitternacht, als es an der Tür klopfte. Müde ging er an die Tür, öffnete sie einen Spalt und sah dann zwei Bedienstete des Gutes, die mit kreidebleichen Gesichtern auf ihn einredeten. Zu erst verstand er nur Bahnhof, doch dann erreichte irgendwann die Kunde sein Ohr, dass Callindor reglos am Boden liege. Er war sofort aufgebrochen, mitsamt seiner Heilertasche und im Morgenrock, doch die Panik überschattete all dies. Schlussendlich hatte er versucht Callindors Körper wiederherzustellen, doch das Gift hatte ihn schon zu sehr geschädigt und ließ sich nicht mehr bannen. Er hatte nurnoch den Tod seines bruders feststellen können...

    ***
    jetzt
    ***

    Nero löschte den Lichtpfeil wieder und kniete sich im Dunkeln vor die Gitterstäbe, seine rauhe, gealterte Stimme hallte von den nassklaten Kerkerwänden wieder.

    "Callindor... ich werde dir jetzt ein paar Fragen stellen, auf die ich Antworten haben will. Erst werde ich dir die Fragen stellen, dann wirst du antworten, dass hält dich wach... Und wenn du auch nur ein Wort mehr sagst, als ich von dir hören will, dann wird dir das Leid tun, verlass dich drauf..."

    Leises Wimmern kam aus der Ecke, Nero biss sich auf die Lippe, er durfte nicht weich werden! Callindor musste hier und jetzt geprüft werden, denn noch immer war nicht klar, was er bereits erkannt hatte und was für ihn noch schleierhaft war.

    "Erstens, wo bist du hier? Zweitens, wer bist du? Drittens, in welchem Jahr befinden wir uns? Viertens, wie kamst du hierher? Fünftens, an was kannst du dich vor deinem Erwachen in dieser Zelle erinnern?"

    Der Magier kratzte sich am Bart, während er angespannt auf Callindors Antworten wartete.

    Nero
    Geändert von Clan der Zaverias (24.10.2010 um 13:00 Uhr)

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    Callindor hörte die Worte, die wie rauhes Schleifpapier über die Stimmbänder gerissen wurden. Als hätte jemand zu viel geraucht.
    *Hoffentlich ergeht es Nero nicht auch mal so*, dachte er sofort und sehnte sich zurück nach Vengard.
    Und dann war da ja noch diese eine Frage. Sollte er auf die Fragen antworten, oder sich stur stellen?
    Vielleicht brachte Kooperation ihm einige Pluspunkte ein. Zu Verlieren hate er ohnehin nichts mehr.

    "Ich warte ...", mahnte die Stimme und Callindor machte deshalb nur umso langsamer, nur um ihn zu ärgern. Sollte er doch wieder mit seiner Feuernadel kommen, er würde es aushalten, wie schon so oft vorher.

    "Ich bin Callindor ... Cray, Hochmagier des Ordens von Vengard. Das letzte, was ich weiß, ist, dass ich meinen Bruder errettet habe, irgendwo in Varant, da war eine Höhle, ein Grab. Und Vic war auch da ..."

    "Weiter ..."

    "Domenik, mein ... ... Sohn ... nahm mich mit. Hier her. Bin ich ... wo ... bin ich? Und wann? Wo ist Domenik? Ich weiß nicht ...
    Und jetzt, lasst mich gehen, ich werde auch nichts sagen, ich ... ich verspreche es ... ich muss zurück nach Vengard. Francoise wartet schon, und ... Nero auch ... bitte, lasst mich frei!"

    Callindor hämmerte gegen die Streben und aufgeschreckt hüpfte die Stimme von ihm fort. Hatte er ihn erschreckt? Wovor fürchtete er sich so? Vor ihm, einem nackten Mann, ohne Waffen und Verstand.

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    Er wollte zu ihm? Also seinem ehemaligen Ich? Laut Domenik hatte er ihn damals erdolcht und Domenik musste ihn retten.... kein Hass?... Wie konnte das möglich sein? Nero fand keine Worte und sammelte sich, während Callindor weiter klagte und schrie. Nero beendete das Treiben mit einem wuchtigen Schlag gegen die Gitterstäbe.

    "Ich spüre keinen Hass in dir.... war es nicht dein Bruder, der dich in diese Lage brachte?"

    Der Magier ging vor den Stäben auf und ab, während er dem Schweigen Callindors lauschte.

    "Willst du nicht sofort zurück um deinen Bruder in tausend kleine Fetzen zu reißen? Ist dir dein Schicksal noch nicht bewusst genug, wo du doch hier in dieser Zelle sitzt?"

    Wieder Schweigen, ein leises Schniefen, weinte er? Wieder hämmerte er gegen die Stäbe

    "Antworte!"

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    "Ich weiß nicht ..."

    Callindor schniefte leise, dachte nach, erinnerte sich. Nero wollte ihn töten? Unmöglich. Der Dämon war doch vernichtet worden.

    "Heißt das ... ich habe versagt ... meine Mission gescheitert? Heißt es das? Der Dämon lebt noch, richtig. Und ich bin fort. Francoise wird enttäuscht sein. Ich ... ich muss zurück ... zu Nero .. um zu retten, was zu retten ist ... er ist ... mein Bruder ...
    Ich muss sie schützen vor ihm. Francoise, Morlon, Albrich ... Vic und Milten und .. einfach alle. Ich darf nicht versagen. Lasst mich frei, ich bitte euch, lasst ... mich ... gehen."

    Doch der andere Kerl antwortete nicht.

    War das ein Zeichen? Hieß das etwa ...

    "Sie sind alle tot ... nicht wahr. Ich habe versagt, auf ganzer Linie. Es war also meine Schuld. Sagt schon, was wurde aus meinem Bruder? Und aus den anderen. Bitte, ich muss das wissen. Und wo ist Domenik, mein Sohn? Ich ... muss ... ihn ... sehen. JETZT!!!"

    Das letzte Wort sollte drohend klingen, doch es klang allemal weinerlich, winzig und verzweifelt. Callindor war jegliche Stärke abhanden gekommen. Was hatte er nur angerichtet ...

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    Nero seufzte, einen tiefen Atemzug lang herrschte absolute Stille. Nero lachte leise, auf seine eigene, markante Art, doch Callindor erkannte es nicht, darüber konnte er nur noch mehr lachen.

    "Ich glaube, du weißt nicht recht, wo du hier bist, Callindor. Es ist, als würde man mit einem Kind reden. Wenn ich dich gehen ließe, es würde dir nichts bringen, auch wenn sie nicht tot sind, sie sind nunmehr Fremde."

    "Was meinst du damit? Was... was soll das alles bedeuten?"

    "Nur nicht so voreilig, ich will es dir gerne erläutern. Hör mir einfach zu..."


    Wieder atmete er tief durch, das Versteckspiel konnte beginnen, mal sehen, ob Callindor darauf kommen würde....

    "Vic hat sich nie damit abgefunden, dass du tot bist, er hat Nero nie verziehen, er ging einfach fort, lebt in Einsamkeit und zurückgezogen, ein mächtiger Magier nunmehr, doch im Oberstübchen nicht ganz richtig. Den lieben langen Tag faselt er von dir, dass du ihm alles bedeutet hast und nun einfach fort bist."

    Ein Rascheln war zu vernehmen, Ketten die über den Boden schabten.

    "Albrich ist in die andere Richtung aufgebrochen, im Auftrag Nero's leitet er jetzt eine Bibliothek, aber auch er ist ein wenig daran zerbrochen, dass du verschwunden bist. Er hat sich ebenfalls von allem losgesagt und lebt nurnoch für seine Bücher. Man sagt, er habe seit langer Zeit seine Gemächer nicht mehr verlassen.

    Ein ungläubiges Geräusch folgte auf die Erklärung, doch Nero ließ keine Fragen zu, jedenfalls jetzt noch nicht.

    "Francoise hat sich in ihre Studien zurückgezogen und leitet den Orden mit eiserner Hand. Sie war getroffen von dem Verlust, doch sie konnte nicht anders, als es zu übergehen, denn das wohl des Ordens war bedroht und ist es heute auch noch. Sie forscht nach Wegen, um den Orden zu dem zu machen, was er sein sollte, ein buntgemischter Haufen Magier, die sich voll und ganz den menschen verschreiben, ihre Hausaufgaben machen und dem orden dienen. Du weißt ja, Du und Nero, ihr wart immer Chaosstifter, Reisende, keine ansässigen Magier. Sie versucht herauszufinden, wie man den Orden effizienter machen kann und schmiedet magische Ringe, wahrlich prächtige Ringe. Mehr weiß ich jedoch auch nicht."

    Wieder wollte Callindor ansetzen, doch Nero schnitt ihm wieder das Wort ab.

    "Nero ist zwar nicht an dem Verlust zerbrochen, doch er suchte nach einem Weg, dich zu retten, denn du bist es, um den es sich hier dreht. Er wollte sich für den Gefallen revangieren, und wie es aussieht hat er das ja auch fast geschafft. Er fand seine Familie, doch er hatte seinen Bruder verloren, kannst du dir den Verlust ausmalen?"

    Callindor blieb stumm, dann bemerkte Nero, dass er ganz nah an die Gitterstäbe heran getreten war und eine Hand hervorgestreckt hatte.

    "Aber, das kann unmöglich sein... ich bin doch nicht lange fort.... bitte, lasst mich euch sehen..."

    "Du warst länger fort als du denkst.... zwanzig Jahre..."


    Die Hand entfernte sich, Callindor hielt die Luft an, schien nachzudenken, vielleicht gar verrückt zu werden.

    "Erkennst du mich noch immer nicht?... Mein.... Bruder?"

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    Callindor sah ihn vor sich. Doch das konnte nicht stimmen. Das konnte alles nicht wahr sein. Überhaupt wusste Callindor nicht mehr, was gelogen war und was der Wahrheit entsprach, was Illusion, und was Realität.

    "Nein ... das ... das ist unmöglich! Du bist unmöglich mein Bruder. Der Nero, den ich kenne, hätte mir so etwas nie angetan! Nie!!!"

    Angewidert wandte sich der Magier ab, stierte in das fahle Licht des Zaubers und wartete auf die Auflösung.

    "Domenik! Ich weiß, dass du hinter all dem steckst. Es reicht jetzt endlich. Ich habe die Spielchen satt. Löse endlich den Zauber, oder den Traum auf. Die Scharade ist vorbei."

    Doch es regte sich nichts. Nur der Nero-Doppelgänger lachte, erst leise, dann immer lauter werdend, bis es fast in einem schaurigen Gelächter endete.

    "Das ist kein Traum, keine Illusion, Bruder. Soll ich dich kneifen, damit du mir glaubst. Dabei dachte ich, die Schmerzen der letzten Wochen hätten dich schon eines Besseren belehrt."

    Callindor schwieg. Er verstand das alles nicht, und wollte auch gar nicht mehr verstehen.

    "Es ist viel Zeit vergangen, seit ich er war. Viel ist geschehen. Dein Tod hat viele getroffen. Hast du schon einmal daran gedacht."

    "Aber ... ich lebe doch ..."

    "Erinnerst du dich an deinen Plan? Das Tagebuch. 111 Tage ..."

    Jetzt langsam fiel der Groschen. Davon sprach er also. Er war also wirklich gestorben, so, wie er es geplant hatte ... und hatte damit die Zukunft in ein Chaos gestürzt.

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    An einen Tag vor fast zwanzig Jahren ...

    "Mia, wie konntest du nur!"

    Serena sah sie tadelnd an, doch Ludmilla van Dressel, von ihr liebevoll Mia genannt, ließ es an sich abprallen, als sei ihr Körper eine emotionslose Wand. Das war sie auch die meiste Zeit über, sodass ihr dieser Akt nicht sonderlich schwer fiel.

    "Ich kann doch nicht einfach einen wildfremden Mann heiraten. Das geht doch nicht."
    "Und wie das geht!", fiel ihr ihre Großmutter ins Wort und dies war das Erste, was sie sagte, seitdem ihre Enkelin das Zimmer gespürt und auf sie eingeredet hatte.
    "Es ist ein Wunsch deiner Eltern, den wir zu respektieren haben. Sie es als ihren letzten Willen an."

    Serena murmelte etwas für sie unverständliches und gab sich noch nicht geschlagen. Sicher, ihr Vater und ihre Mutter hatten bestimmt einen guten Grund, diesen Burschen für sie zu arrangieren, dennoch konnte sie das alles nicht verstehen. Welche Schuld ließ solch einen Vertrag folgen?
    "Wie heißt er überhaupt? Ist er hübsch? Und gebildet?"
    "Sein Name ist Callindor Cray. Und natürlich ist er gebildet, gut aussehend und besitzt überdies noch alle anderen hervorzuhebenden Eigenschaften. Er gehört schließlich zum Orden der Feuermagie, das spricht doch für sich."
    Serena rollte mit den Augen und sah nur das Plätzchen im Tee verschwinden und seltsam gefärbt davon wieder auftauchen. Herzhaft biss ihre Granny davon ab und palaberte noch weiter über das Geschlecht der Crays und das der van Dressels und Hie und Da und Bli und Bla. Im Gegensatz zu Ludmilla van Dressel, die als Oberhaupt der Dynastie eine Stellung zu wahren hatte, machte sich Serena nicht viel daraus. Sollte er sie doch nur glücklich machen können. Das war das Einzige, worauf sie hoffte.

    Nach dem Tod ihrer Eltern war Mia die Letzte aus der Familie, die sie hatte. Nur leider verstand es die hartherzige Lady nicht, mit ihr umzugehen. Mag nach außen hin der Respekt und die Zuneigung beiderseits vorhanden sein, so vermochte die Alte nie ihr Herz ergründen zu können.
    Ihr Herz - wie ein weiter, stiller Ozean, und sie hoffte, dass dieser Callindor Cray darin eintauchen würde und er immer ein Teil von ihr bliebe. Bis das der Tod sie schiede ...

    "Und nun mein Kind, mach dich fertig, er wird sicher gleich eintreffen, und du willst doch eine passable Figur machen, nicht wahr?"
    Serena nickte nur, denn das war keineswegs eine Frage, sondern viel mehr eine Order, und band sich das Haar zurecht, kämmte es ein letztes Mal durch und schaute verträumt in den Spiegel. Gleich würde sie auf ihren Traummann treffen. Hoffentlich würde ihr Traum in Erfüllung gehen.

    Da wusste sie noch nicht, welch Albtraum daraus erwachsen, und welch ein Schatten sich dadurch auf die gesamte Familie legen würde.

    Callindor
    Geändert von Clan dv Dressels (26.10.2010 um 12:38 Uhr)

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    Nero seufzte, Callindor hatte es nicht verstanden, noch nicht. Er war so ungemein begriffsstutzig gewesen in seinen jungen Jahren, wie sie alle eben, niemand hatte das wahre Ausmaß damals erkannt und niemand hatte mit den Folgen gerechnet, dabei war es immer Nero gewesen, der sich solche Sachen am ehesten begreiflich machen konnte. Doch er hatte es nicht geschafft das Böse hinter diesem verdammten Vertrag zu erkennen denn er hatte eigentlich gedacht, dass Callindor es einfach so überstehen würde, es ertrug wie ein starker Mann, dass er sich schlussendlich umgebracht hatte, hatte der Magier nie verkraftet. Er dachte zurück an die Zeit, in der sie hier her gekommen waren....

    ***
    einundzwanzig Jahre zuvor....
    ***

    Nero packte zusammen, räumte seinen ganzen Kram in Kisten und Boxen, stapelte was das Zeug hielt und unterhielt nebenher seinen kleinen Sohn, der es sich gefallen ließ, wenn mal wieder etwas schweres auf des Vaters Fuß landete. Alles in allem genommen war der Hausstand klein, so dachte Nero es jedenfalls, doch je mehr er verpackte desto mehr schien es zu werden. Callindor war schon tagelang bedrückt, doch an einer Scheinehe konnte doch nichts auszusetzen sein!? Ein neues Land, neue Möglichkeiten, ihrer aller Versetzung in ein neues Leben! Myrtana war dem Magier schon lange nicht mehr so am Herzen wie sonst, denn der Krieg hatte es mehr und mehr zerfressen, nur noch ein Abbild des einst stolzen Landes war geblieben, zerstört und ruiniert. Seine Heimat war nicht mehr zum Leben bestimmt und das hatte selbst Callindor erkannt, doch daraus hatte er keinen positivien Nutzen gezogen sondern war noch schlechter drauf als eh schon. Er sah ab und an bei Nero und Sylwina vorbei, doch immer hinterließ er das Gefühl, ein Stück Eis wäre in ihrer Beisein herangewachsen. Nero schnaufte, denn es war nicht leicht schließlich den Karren mit seinen, Sylwinas und Dantes Sachen zu beladen, geschweigedenn sie dann oben zu halten. Alle lachten, freuten sich auf ein neues Leben und zogen dann frohen Herzens gen Schiff, denn ihre Sachen sollten verladen werden, schließlich ging es heute Abend noch weg aus Vengard! Scherzend setzten sie ihren Weg fort und Nero spürte Eiseskälte. Er hatte erneut einen Anfall und sah alles in seinen magischen Spähren, erkannte für einen Augenblick die wagen Gefühle der Leute, gerade so als ein Schleier der sie umgab, denn Magie war dafür sehr anfällig. Ihre Gedanken konnte er nicht lesen, doch ihre Gefühle sehrwohl sehen. Und da war es, ein Meer aus freudigen Empfindungen und eine Gasse die sich in der Magie bis zu Callindor bildete, den tiefe Trauer und Leid umgab, so als nähme er Abschied von Vengard UND sich selbst. Nero nickte ihm zu, denn man sah ihm an, dass er lieber alleine gelassen werden wollte. Und nachdem die Sachen verstaut waren, betraten sie das Schiff und bald schon, nun sogar mit Callindor an seiner Seite, stand er am Bug des Schiffes und spürte leichten Wind im Gesicht als sie in eine neue Welt aufbrachen...

    ***
    Jetzt
    ***

    Nero nahm einen Zug von seiner Zigarette, nach diesem Ereigniss war sein Verhältnis zu callindor nicht besser geworden, denn dieser kapselte sich mehr und mehr ab, doch war es noch nicht verloren, denn zusammen wohnten sie in dem Vorposten und auf den Namenslisten der Reisenden war Callindor nicht zu finden, dafür hatte Nero schließlich mit einer Hand voll Gold gesorgt, doch Callindor spürte schon, was als nächstes geschehen würde...

    ***
    einundzwanzig Jahre zuvor, knapp ein halbes Jahr nach ihrer Ankunft...
    ***

    Callindor brütete erneut über seinen eigenen Plänen und Vic schaute wieder einmal vorbei, schnappte sich Nero und zog ihn nach draußen, in den Regen. Nero schüttelte den Kopf und zog schnell seine Kaputze über den Kopf, was sollte das nun wieder heißen? Wild redete er auf ihn ein, er solle Callindor besser verstecken, weiter fortbringen, weg von dem Vorposten, man würde es herausfinden. Alles was nero tun konnte, war beschwichtigend die Arme zu heben, ihm zu erklären, dass er keine andere Möglichkeit sah und ihn auf eine Tasse Tee einzuladen, schließlich hatte er alle Register in dieser Sache gezogen, irgendwann wusste auch er nicht mehr weiter!

    ***
    Jetzt
    ***

    Nero seufzte erneut, hätte er damals nur auf Vic, der sein Freund geworden war, gehört und Callindor in eine abgelegenere Behausung gebracht, doch hätte er ihn denn absolut isolieren sollen? Er war doch sein Bruder gewesen! Und nach seinem Tod... hatte er sich um Domenik gekümmert... der im Übrigen den Sturkopf seines Vaters geerbt hatte. Verbissen hatte er sich an die Lippen seines neuen Lehrmeisters geheftet und war schnell zu einem guten Kämpfer und Magier herangewachsen. Sie hatten eine Freundschaft entwickelt die jenseits von Gut und Böse lag, es war mehr eine Bruderschaft, mit Rivalitäten und Streit, doch immer hatte Nero als Lehrmeister und Pate gewonnen, denn Domenik hatte sich nicht an ihn herangetraut, noch nicht wie Nero feststellen musste...

    ***
    fünf Jahre zuvor
    ***

    Nero stellte sich in Grundstellung, heute war Domenik ganz besonders erpicht darauf, einen Treffer zu landen und dabei hatte er schon einiges einstecken müssen, jedoch nur die Breitseite des Schwertes, schließlich sollte es hier nicht zu Verletzungen kommen, doch dann packte Domenik der Übereifer. In einer wilden Attacke unterwanderte er Wiesungsgerecht die Parade Neros und sollte ihn von den Füßen stoßen, doch anstattdessen tauchte ein Dolch in seiner linken Hand auf und fand als Ziel den Unterarm Neros und hinterließ eine blutende Wunde, es war nur ein Streich gewesen, hätte Nero nicht gehandelt hätte Domenik den Dolch im Fleisch versenkt. Nero wies ihn zurecht.

    "Das habe ich dir nicht beigebracht! Was soll das?"

    "Ich nutze mein Wissen um dich endlich zu schlagen!"

    "Ich habe dich Ehrlichkeit gelehrt!"

    "Na und? Scheiß drauf!"


    Nero vollführte eine halbe Drehung, entging beiden Klingen seines Schülers, stieß das Schwert von unten unter die Klinge Domeniks, rammte sie ihm aus der Hand, zog den einen Dolch aus der Armschiene des Schwertarmes, rammte diesen in den Unterarm seines Schülers, der daraufhin den Dolch fallenließ und ein offenes Ziel für Nero bot, der nun seinerseits mit unfairen Mitteln kämpfte, ihn von den Füßen holte und den zweiten Dolch durch wechseln des Schwertarmes tief im Oberschenkel Domeniks vergrub. Er stelle einen Fuß auf die Brust seines Schülers und drückte ein wenig zu, damit er ihn in seinem Schmerz schreiend ansah.

    "Du igrnoranter Hitzkopf... Du weißt nicht zu was ich fähig bin und diese Mittel sind nicht die Tugenden eines Kämpfers. Kämpfst du noch einmal mit diesen Waffen, werde ich dich dafür hart bestrafen! Hast - Du - Das - Verstanden?"

    "*gnnn* Ja!"

    "Ich schwöre dir eins, dein Vater hätte das nie zugelassen und ich auch nicht!"

    "Mein Vater ist tot, rede nicht über ihn als sei er ein Heiliger, er hat uns im Stich gelassen der verdammte Bastard!"


    Nero trat auf die Brust seines Schülers, der unter dem Schmerz erneut aufschrie.

    "Erdreiste dich nicht! Er war ein guter Mensch und seine Bewggründe waren anders! Und nun... scher dich fort, ich will dich hier erst wieder sehen, wenn ich dich rufe..."

    Nero drehte sich um, behandelte seine Wunde kurz um zumindest die Blutung zu stoppen und schritt von dannen, den blutenden Domenik ließ er hinter sich, dieses Benehmen war alles andere als akzeptabel!

    ***
    Jetzt
    ***

    Nero zog erneut an seiner Zigarette, da hätte er es eigentlich erkennen müssen, erkennen was für ein intriganter und arroganter Mensch Domenik in den Jahren darauf werden sollte, doch wieder hatte er es nicht verstanden und niemand war da, um ihm zu helfen, jeder ging anders seiner Trauer um Callindor nach und keiner versagte dabei so schrecklich wie er selbst, schließlich hatte er Domenik nicht mehr im Griff, und das war heute nur zu seinem Leidwesen, denn er hatte ernsthaft daran gedacht, Callindor zu töten wenn er ihn gefunden hatte, das konnte Nero nicht zulassen!

  17. Beiträge anzeigen #17
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    Domenik sah sich vorsichtshalber noch einmal um. Er war allein. Zumindest konnte er das so sicher annehmen, wie man das Pferd, das dort angebunden stand, ignorieren konnte. Er kannte es sehr gut, und die Voraussage, dass es sich bei dem Reiter um Nero handelte, war mehr als wahrscheinlich. Kein anderer wagte sich an diesen aufbrausenden Hengst.
    Also war er bei Callindor und machte etwas mit ihm, fragte ihn aus, folterte von A-Z und wieder zurück.
    Sollte er machen, wie er wollte, doch nun war er hier, und Nero würde gehorchen müssen.

    "Ein angenehmer lauer Herbstabend, nicht wahr?", fragte er Nero, als er die Höhle betrat und die Fackeln an den Seiten der Szene etwas Düsteres und Schauerliches gaben.
    "Domenik ... wie hast du mich gefunden?"
    Er lächelte ihm zu und nahm einem Schluck aus dem Schlauch. Dieser Rotwein hatte wahrlich eine exquisite Note. Wie exquisit sollte sein Mentor noch feststellen.

    "Dachtest du wirklich, ich fände dein Versteck nicht heraus? Es gibt nicht viele zerklüftete höher gelegene Ebenen hier, wo du jemanden für längere Zeit verstecken kannst. Außerdem habe ich meine Augen und Ohren überall."
    "Du lässt mich also beschatten? Habe ich dir so etwas gelehrt? Sicher nicht."
    "So ein hartes Wort. Sagen wir eher, ich habe mich um dich gesorgt."
    "Natürlich."

    Domenik wandte sich von ihm ab, dachte sich seinen Teil und ging näher an die magisch-metallene Zelle heran. Der Körper, der darin eingepfercht war, rührte sich nicht und sah besser aus, als Domenik es eigentlich erwartet hatte. Weniger beschädigt. Eine gewisse Enttäuschung konnte er nicht verbergen. Zu gern hätte er von seinem Vater nicht mehr als einen Haufen zusammengehauenes Fleisch übrig gehabt. Aber vielleicht war es besser so. Schließlich wollte auch er noch seinen Spass mit ihm haben. Nero war auf seine Tage weich geworden. Das brachte es wohl mit sich, selbst ein Vater zu sein, als Vorbild für seinen Mustersohn Dante zu fungieren. Inzwischen hatte sich dieser ja sogar zu einem Ehemann abstempeln lassen. Wie leicht zu bezirzen diese Menschen doch waren.
    Bei Domenik würde es nicht so sein, ihn würde man nicht so leicht bekommen. Aber wer wollte ihn schon? Und alles war die Schuld seiens Vaters. Und dafür sollte er büßen. Da kam ihm auch Nero nicht dazwischen. Dafür würde gesorgt werden.

    "Hier, nimm einen Schluck, er wärmt den Bauch und macht die Heimkehr angenehmer. Wartet deine Familie denn nicht auf dich?"
    "Und du? Wartet bei dir denn niemand?"
    Domenik antwortete auf die Frage nicht, murrte nur in sich hinein und hielt den Schlauch noch energischer hin. Schließlich nahm Nero ihn, hielt ihn an seinen Mund, zögerte kurz, und trank dann doch.

    "Du hast doch nichts dagegen, wenn ich ihn mir ansehe?"
    "Mach ruhig. Er wird ruhig sein. Die Befragung heute war sehr anstrengend für ihn."
    *Er wird noch lernen, was Folter ist.*, dachte sich Domenik nickend und betrat die Zelle, nachdem Nero die Abwehrbarriere Kraft seines Willens heruntergefahren hatte.
    Eilig kniete sich der junge Mann nieder, fühlte den Puls, tastete den Körper ab und lächelte ab und zu vergnügt. Das in ihm auch ein Heiler steckte, sah man ihm äußerlich gar nicht an, aber Nero zeigte ihm eben alle Tricks und machte dabei auch vor dieser Art Magie nicht halt. Was er aber nicht wusste, war, dass er inzwischen selbständig weiter studiert und geforscht hatte und über das Stadium des Heilers hinaus war. In ihm schlummerte ein Alchemiker, ein Experte des menschlichen Körpers, der es mit Extrakten und Mittelchen verstand, eben jenen zu beeinflussen.
    Und eben aus diesen Zweck heraus zog Domenik eine schmale Börse aus seinem Unterarm, öffnete es klappend auf und holte kleine Nadeln hervor, kaum breiter als ein Stück Holzsplitter.
    Der erste dieser Nadeln landete auf Callindors Kopf, wo ein kleiner weißer Punkt zurück blieb.
    "Was machst du da?", fragte Nero leicht alkoholisiert. Ihm fiel das Sprechen plötzlich unerwartet schwer. Entsprechend überrascht sah er hinüber zu Domenik und wiederholte seine Frage lauter und ungehaltener, als dieser darauf nicht reagierte.
    Trotzdem kam er nicht umhin, sich an den Zellenstreben festzuhalten, und nur keuchend und stöhnend zuzusehen, wie Domenik an den Armen, den Beinen und der Brust von seinem Vater weitere Nadelpunkte hinterließ.
    "Entschuldige bitte, würdest du ...", fragte Domenik, als er fast über die Füße seines Freundes und Mentors stolperte, dem das Einziehen seiner Gliedmaßen ungeheuer schwer fiel, oder der dazu nicht mehr in der Lage war. Beinahe schon angewidert schob er sie beiseite und zog Callindor an den Beinen voran aus der Zelle.
    Er hörte noch die lallenden Widerworte, ehe Nero zur Seite fiel und sich nicht mehr regte. Sollte er seinen Rausch aussschlafen, der mit purem Extrakt versetzte Wein sollte mächtig reinhauen und für gute Kopfschmerzen sorgen. Zum Glück hatte Domenik ja das Antidot vorher zu sich genommen, um jener fatalen Wirkung zu entgehen.

    "Falls du ihn sehen willst, komm zu unserem Anwesen, dort wird er im den unteren Etagen zu finden sein. Gräme dich nicht, ich habe dich vorgewarnt gehabt, Freund. Und sieh es mal so. Wärst du nicht der Mann, der du bist, dann würde die Dosis hoch genug gewesen sein, um dich zu töten. Ich bin nur wegen Callindor hier, und will mit dir keinen Streit. Ich hoffe, du verstehst das. Und wenn du uns nun entschuldigst, mein Vater und ich müssen uns dringend unterhalten. Wir haben so viel nachzuholen."

    Verschmnitzt lächelnd und Nero über die roten Haare fahrend, wandte er sich um, schnappte sich wieder die Beine des Nackten, und zog ihn aus der Höhle raus. Dioe Kälte der Nacht wäre nur ein Bruchteil dessen, was er ihm noch antun würde. Und dabei hatte es sein Vater noch gut. Bewusstlos nahm er es nicht einmal wahr.
    "Ach ja, falls du dir um deine Familie Sorgen machst. Ich habe meine gute Thea zu ihnen geschickt, dass sie ihnen als Gesellschafterin Dienste leistet, denn du bist offiziell mit mir auf der Jagd. Schlaf also aus, und komm vorbei, wenn du magst."

    Zufrieden entfernte er sich mit dem Bündel reglosen Fleisches von der Höhle, löste sein Pferd, hievte den Körper darauf und anschließend sich selbst. Es dauerte etwas, brauchte mehrere Anläufe, aber schlussendlich klappte es. Überhaupt konnte Domenik zufrieden mit sich sein. Diese Aktion hatte wirklich wie am Schnürchen funktioniert.

    Callindor
    Geändert von Clan dv Dressels (28.10.2010 um 18:55 Uhr)

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    Dafür, dass es von Tag zu Tag kälter wurde, war dieser Morgen noch einer der angenehmeren gewesen. Überhaupt schien momentan herrlichst die Sonne und beschönte die Gemüter. Bastian ließ sich daher nach längerem zu einer Pfeifenpause verleiten.
    Zum Glück hatte er für den Vormittag so weit alles fertig, sodass er sich das mal erlauben konnte. Außerdem bekam es von den Herren und Damen sowieso nie jemand mit. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass er sich abseits der Arbeit etwas die Zeit vertrieb.
    So zog er an dem Vordachpfeiler stehend einige Mal an seiner Pfeife, als doch tatsächlich der Umstand eintrat, dass Domenik persönlich diesen Weg ankam, in Begleitung eines anderen Mannes, der mit Laken behangen noch erbärmlicher daher kam, als so mancher Pfeinnigbettler. Bastian schüttelte nur mitleidig mit dem Kopf und klopfte seine Pfeife aus. Es war ohnehin zu spät, denn der werte Herr des hauses hatte ihn bereits gesehen, war davon allerdings genau so überrascht wie Bastian es gewesen war. Von etwaiger Nervosität merkte man beim darauf folgenden Gespräch allerdings nichts.

    "Gut, dass ich dich hier erwische, Bastian. Wir haben einen Gast zu Besuch, der es vorzieht, in den unteren Etagen zu bleiben, wenn du verstehst, was ich damit sagen will."
    Der Diener stutzte, nickte dann aber schnell. Offenbar war das ein Gefangener. Es dauerte etwas, aber er hatte es doch noch assoziiert.
    "Bring ihm etwas anständiges zu Essen und passende Kleidung. Wir wollen doch nicht, dass er sich etwas wegholt."
    "Natürlich nicht.", meinte der Greis da schnell und katzbuckelte noch mehr. Domeniks Begleiter hingegen blieb noch immer stumm. Offenbar schlief er tief und fest. Bastian fragte sich, wie man so etwas zu Stande bringen konnte, so mitten am Tag. Er stand mit den ersten Sonnenstrahlen auf der Matte.
    "Komm mit, dann zeige ich dir, wo er die nächste Zeit bleiben wird. Und kein Wort darüber zu meiner Mutter oder den anderen, verstanden."
    "Natürlich ... Herr."
    Domenik schnaubte und zog des Bewusstlosen mit sich, im Schlepptau den alten Diener, der es inzwischen bereute, seinem Verlangen nachgegeben zu haben. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Denn irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass Domenik das so nicht geplant hatte.

    Das Donnerwetter hörte Bastian jetzt schon in seinen Ohren klingeln. Ohje, was hatte er nicht schon alles mit dieser Familie durchmachen müssen ...

    Callindor

  19. Beiträge anzeigen #19
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    "Wie schön er aussieht."

    Domenik zog es bei diesen Wort alles zusammen. Schauernd stand er kleinen, quadratischen Ausguckfenster des Turmverlieses und schaute stumm in die Nacht hinaus.

    "Wenn du meinst", sagte er schließlich beiläufig, denn als er sich umdrehte, stand sie doch wirklich so da, als erwarte sie auf ihren Ausspruch eine Reaktion.
    "Du kennst ihn eben nicht solange wie ich ... wie wir. Da haben wir einen Vorteil. Mit Callindor verbindet uns etwas sehr wertvolles."
    "Und nur deswegen macht ihr ja den ganzen Zirkus mit, nicht wahr?"

    Sie zuckte nur mit den Schultern und strich dem schlafenden Mann eine Strähne aus dem Gesicht. Wie dort so dalag, mochte man meinen, man sähe in das makellose Gesicht eines Toten, eines frisch aufgebahrten Leichnams.
    Nero hatte wirklich vor nichts Halt gemacht mit seiner Art Exorzismus, oder was auch immer dieser verquere Bruder da wieder im Sinn hatte. Und letztlich mussten SIE es wieder gerade biegen. Aber wenn es sie einen Schritt näher zu ihrer Erfüllung brachte, taten sie notgedrungen auch das.
    "Nero hat ihn ja ganz schön rangenommen. Sicher war er wütend, als du dir Callindor einfach so geschnappt hast."
    Domenik nickte nur zu Fenster hin, sie würde schon verstehen.
    "Sicherlich kommt da noch was nach, aber zumindest lebt er noch, da kann er froh drüber sein."
    "Und das auch nur, weil ich dich darum gebeten habe, nicht wahr."
    Domenik murrte, wieder zum Fenster gewandt, und die Scheiben beschlugen und färbten sich schwach milchig weiß.
    Sie hatte ja recht. Nur ihrer Bitte nach hatte er die Dosis schwächer gewürzt, denn tief in seinem Inneren hasste er seinen Lehrmeister noch mehr als seinen Vater. Denn für ihn stand eindeutig fest, dass Nero der Grund dafür war, dass Callindor so wurde, wie er war ... oder eher so blieb, wie er war, denn als eine Aufgabe eines Bruders wäre es gewesen, Callindor vom sündoigen Pfuhl der Verderbheit abzubringen. Aber stattdesen hatte er ihn in seinen Neigungen auch noch unterstützt. Nicht zuletzt hatte er Vic, Callindors Geliebten, gewähren lassen, obwohl er als Dämonenjäger die Pflicht gehabt hätte, eben jenen Jungen zu töten. Aber stattdessen trieb er ihn direkt in die Arme seiens Vaters. Nero war durch und durch zu schwach gewesen, all die Jahre lang, sich mit Callindor Auge in Auge messen zu können, denn sonst wäre es ganz anders gekommen. Sein Vater wäre noch da, und sie wären eine glückliche Familie. Aber nein, nun stand er hier allein am Fenster, dachte an seinen verhassten Vater, an seinen noch mehr verhassten Freund, und daran, wie er der Bitte einer einfachen Frau hatte nachgeben können.

    Nero Tod hätte den Schmerz vielleicht etwas gedämpft. Und schließlich war ihm der alte Sack inzwischen zu nichts mehr nütze, in Sachen Magie und andeer Talente hatte er ihn inzwischen überholt, oder war zumindest auf Augenhöhe mit ihm. Von daher wäre der Verlust zu verschmerzen gewesen.

    "Und was wäre aus Sylwina und den anderen geworden?", fragte sie plötzlich, während Domenik damit beschäftigt war, seine Gedanken zu sortieren.
    "Du sollst mich nicht immer ausspionieren.´Ich mag das nicht, das weißt du."
    "Ja, ja. Da kommst du geradewegs nach deinem Vater. Callindor hatte es früher auch nicht gerne."
    "Ich habe nichts von meinem Vater, rein gar nichts. Wir beide wir zwei völlig verschiedene Menschen."
    "Aber ein Teil von dir stammt von ihm, dass lässt sich nicht leugnen."
    "Schlimm genug, dass es so ist ... reden wir nicht mehr davon. Es geht mir nicht besonders."
    "Das habe ich schon festgestellt. Trotzdem darfst du nicht davor scheuen, der Augenblick wird kommen, wo du dich entscheiden musst. Sobald wir unser Fragment haben, kannst du mit ihm machen, was du willst. Aber bis dahin ..."
    "... rühre ich ihn nicht an, schon verstanden."

    "Genau. Und so abgelegen, wie das Zimmer ist, wird er owieso keinem auffallen."

    Tatsächlich war es so, dass man den Westturm des großen Gehöfts nur mehr durch den Keller erreichen konnte, da ein Brand die obere Etage unbegehbar gemacht hatte. Und hier her verirrte sich nie jemand. Auch kein Nero.

    "Domenik ..."

    Er wandte sich um, und sah ihr ins Gesicht, das ruhig zurückstrahlte, und trotz der Jahre, die dazwischen lagen, noch immer frisch und rosig aussah. Fast identisch mit ihren beiden Schwestern, sah man mal von den Haarfarben ab. Es war ohnehin nicht sicher, ob dies das wahre Bild ihrer Erscheinung war, aber Domenik kümmerte das wenig, solange er nur das von ihnen bekam, was er wollte.

    "Wirst du es deiner Mutter sagen?"
    Domenik verneinte dies vehement, meinte, es würde sie zu sehr aufregen und in ein emotionales Chaos stürzen. Es sei zu riskant.
    "Diese Sache meinte ich nicht, und das weißt du auch."

    "Halt dich aus meinen Gedanken raus!", blaffte er sie an und schlug die Zimmer tür hinter sich zu.
    Dies war seine Sache, damit sie oder eine ihrer Schwestern rein gar nichts zu tun. Es war so schon schwer genug, Tag für Tag auf's Neue zu bestehen. Und alles nur wegen Callindor
    Diesen einen Gedanken, diese fast rituelle Spruchformel sagte er sich in Gedanken so lange, bis er sich wieder beruhigt hatte.
    Ja, es war alles Callindors Schuld, und auch Neros, und sie sollten dafür noch zahlen, mit ihrem Blut.

    Callindor

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    Serena zuckte zusammen, als der Blitz in der Nähe ihres Gutes einschlug. Vor Schreck ließ sie den Löffel klirrend in die dampfende Suppe fallen. Bastian hingegen, der gerade dabei war, das Abendessen zu servieren, reagierte gar nicht darauf, sondern erst auf die Sauerei, die die gute Madame dort fabrizierte. Schließlich würde er das Tischtuch waschen müssen. Aber er sagte nichts, tat nichts und räusperte sich nur kurz, als wäre gar nichts gewesen, was man hätte bemerken brauchen. Ganz der Butler eben.

    Serena sah fröstelnd zu ihm herauf und ihre flehenden Augen ließen selbst sein altes Herz noch weich werden. Wie einsam sich die MyLady wohl vorkommen musste in dem großen Haus. Von Domenik und Ludmilla keine Spur. Letztere verbrachte ihre Abende eher in Gesellschaft der anderen Magier des Ordens, doch wenigstens ihr eigener Sohn hätte doch erscheinen können. Doch das tat er fast nie. Und doch standen jeden Abend die Teller, Brettchen und Gläser für sie bereit. Noch immer hoffte Serena anscheinend auf ein Wunder.

    "Die Suppe ist wirklich gut. Thea ist eine gute Köchin."
    Bastian sah zu ihr und lächelte sie an. Er meinte es wirklich so, obgleich er auch erkannte, dass Madame kaum mer als fünf oder sechs volle Löffel davon probiert hatte. Es war wirklich beschämend. Besonders für Domenik, der mit seinem Verhalten das herz seiner Mutter Mal für Mal zum Erschüttern brachte. Sie war eine starle Frau, ganz offensichtlich. Doch hatte sie nie diesen Weg selbst gewählt. Er war ihr aufgedrängt worden. Erst durch Ludmilla, die sie zwangsverheiratete, dann durch Callindor, der sich von ihr durch Selbstmord trennte, und nun ihr Sohn Domenik, der sie tagein, tagaus mit Nichtbeachtung, Verhöhnung und Spott bedachte.

    "Ich werde es ihr sagen. Sie wird sich darüber freuen."
    Serena sah auf, und nun fand auch sie endlich die Kraft, zu lächeln, wenn auch nur kurz.
    "Wo wohl mein guter Sohn wieder bleibt?"
    Bastian sah zur Eingangshalle, sie hörten es wieder rumsen und poltern und diesmla zuckte sogar der Alte. Dieses Gewitter brachte ja bald Weltuntergangsstimmung mit sich.
    "Ich habe in seinem Studierzimmer Licht gesehen. Soll ich nachsehen und den Herrn van Dressel persönlich zum Abendmahl geleiten? Sicher hat er bei all der Arbeit nur die Zeit vergessen."
    Und da lächelte sie wieder, verneinte jedoch und war dennoch dankbar. Denn Bastian hatte das Offensichtliche genannt, und es doch geschafft, es verständnisvoll und nachvollziehbar zu verpacken, obwohl sie beide nur zu gut wussten, weshalb er wie so oft an der Tafel fehlte.

    "Ist schon gut, aber nein."
    "Gut, MyLady. Dann werde ich abräumen sobald ... erwartet ihr noch Besuch?"
    Serena folgte dem Blick des Butlers hinaus aus dem Fenster, an den die dicken Regentropfen klatschten. Regelmäßig wurde die schwarze Nacht von hellen Blitzen erhellt, doch immer wieder blieb ein heller Punkt zurück, der scheinbar nicht zu dem krachenden und donnernden Lichtspektakel gehörte.
    "Nein, das tue ich nicht."
    Nachdenklich sah Serena zum Fenster, sah den Reiter näher kommen, hörte schon das aufgeregte Wiehern selbst beim prasselnden Regen und schaute dann entlang des langen Flures hinaus zur Wendeltreppe hinauf in Domeniks Studierzimmer.
    "Bastian, sei so gut, und sieh nach, wer das ist. Und egal, was er will, ich möchte niemanden sehen, und mein Sohn auch nicht, wenn er nicht einmal für ein gemeinsames Abendbrot die Zeit findet. Wir wollen ihn also lieber nicht stören. Schick ihn fort. Schick ... ihn ... fort.

    Bastian war über die Entschlossenheit seiner Herrin überrascht, genauso, wie wohl Serena von sich selbst verwundert sei durfte, zu solcher Stärke gefunden zu haben. Inzwischen war ihr Blick schon wieder hinweggeglitten, und nur sie selbst wusste, was sie da hinter den großen Fensterscheiben sah.
    Bastain hörte und sah nur den Regen, Madame Serena vielleicht etwas völlig anderes.
    "Natürlich, wenn sie es wünschen.", entgegnete er nur steif und vornehm und entfernte sich dienerisch, bgis er schlussendlich an der prächtigen Doppeltür des Hauseingangs angekommen war. Das Wierhn war abgeflaut, man hörte das Platschen von Wasserpfützen, danach Stifel, die in Feuchtigkeit suppten. Und gerade, als der Fremde klopfen wollte, öffnete Bastian die Türe und komplimentierte den überraschten Nero rigoros nach draußen, ohne ihn auch nur mit den Händen oder Worten zu bedrängen.
    "Sir, ich muss sie bitten, zu gehen. Die MyLady fühlt sich nicht gut und möchte niemanden sehen. Auch sie nicht, Nero Zaveria. Darüber hinaus wünscht Herr Domenik nicht bei seinen Studien gestört zu werden. Ich bitte also darum, uns sogleich zu verlassen, und wünsche eine sichere Heimreise angesichts des tosenden Wetters."

    Callindor

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