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    Waldläufer
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    Clan dv Dressels ist offline
    Das durfte doch alles nicht wahr sein!
    All die Jahre gab es keinerlei Anzeichen, dass es passieren würde, aber nun überschlugen sich die Ereignisse und Ludmilla musste arg mit sich ringen, die Fassung zu wahren.
    Ihr Blick fiel zu dem Pferd neben ihr. Dieser Vagabund Nero Zaveria hatte mit Sicherheit seine Finger im Spiel gehabt, dass stand ihm praktisch auf der Stirn. Sie hatte ja seit jeher gesagt, dass diese Verwandtschaft des unseligen Callindor Cray nur Unglück über ihre Familie bringen würde. Seit Jahren schon merkte sie es hier und da an, aber die gutmütige Enkelin sah die Gefahr eben nicht. Diese verliebte Gast. Als ob dieser Callindor sie auch nur einen Moment geliebt hatte. Was für eine naive und romantische Vorstellung.
    Ludmilla war Rationalistin genug, um zu erkennen, dass sich dieses Mädchen all die Jahre eine Wunschweöt ausgedacht hat. Und nun das!

    "Mia, lass mich runter ...", bat Serena mit schwacher Stimme und zog ihr am Bund.
    "Wir sind gleich da, meine Kleine. Halt noch etwas durch.", sprach sie in den Wind und ritt gleich etwas schneller.
    "Nein, bitte ...", flehte die Frau hinter der Alten und Ludmilla gab sich geschlagen. Schnell wurde ihr Trab langsamer, bis sie still stand und Nero herbei rief, der dem kranken Dame vom Pferd half.
    Mit geübten Griffen packte sie der Heiler in eine stabile Lage, während sein Sohn und Valen sie Szene beschauten.
    "Hey, ihr zwei. Holt etwas Wasser vom Fluss.", pfiff die Alte ihnen zu und Dantze wollte schon protestieren, dass er das auch alleine könne, doch man legte sich nicht mit Ludmilla van Dressel an. Ein paar harsche, deutliche Worte reichten aus, und die beiden zogen mit eingezogenen Schwanz davon.

    Verärgert sah sie zu Nero herüber, der genauso besorgt über Serena kauerte, die kaum mehr bei Bewusstsein war und deren Ausschlag am Handgelenk immer schlimmer zu werden schien.
    "Mia ...", keuchte die Frau und hatte Mühe, ihre Augen zu öffnen.
    "Ja .. ich weiß, Mädchen.", sagte die robuste, Alte mit ungewohnt freundlicher Stimme und strich ihr über die Stirn.
    "Es wird dir gleich besser gehen."

    Sie hasste es zwar, mit Nero hier arbeiten zu müssen, aber ihr lief die Zeit davon. Also würde sie in den sauren Apfel beißen und ihn einweihen.
    "Hey, Zaveria, was du jetzt siehst, bleibt auch hier. Sollte das die Runde machen, wirst du deines Lebens nicht mehr froh. Und jetzt pass auf Serenas Lebensfunken auf. Verlierst du ihn, verlierst du deinen Kopf ..."

    Ludmilla sprach dies mit extremster Ernsthaftigkeit, die sie in ihre Stimme legen konnte, und so abgeschreckt, wie der sonst so vorlaute Nero nickte, schien es den Zweck erfüllt zu haben.
    Serena war inzwischen bewusstlos, Nero voll in seiner Arbeit und überwachte mit seiner Magie den Körper der Frau, die sie grob entkleidet hatten, um besser das Ausmaß in Augenschein nehmen zu können. Für ihr Alter von knapp Vierzig war sie wirklich erstaunt gut in Schuss, was auch Nero nicht verborgen blieb.
    "Hoch mit den Augen, du Lustmolch!", wetterte die Alte und hatte trotzdem etwas Angst vor dem nächsten Schritt. Wenigstens war die *Infektion* erst entlang des Armes gewandert, doch darüber wunderte sich vielleicht Nero, Ludmilla war das mehr als klar.
    "Ich fange jetzt an."

    So nahm sie ein scharfes Messer und schnitt der bewusstlosen Frau entlang der Beuge, dass es sofort blutette.
    Doch nicht lange.
    Nero war sicher überrascht, dies zu sehen, Ludmilla hatte es erwartet. Schließlich war ihre Enkelin nicht umsonst krank.
    Höher wanderte das Messer, ritzte den Arm bis zum Handscharnier auf und da fand sie ihn endlich. Den rautenartig gemeißelten Kristall, der in den vergifteten Adern der Frau dunkel pulsierte.
    "Was ist das?", fragte Nero halb atemlos, denn seine ganze Konzentration lag auf der Überwachung der Vitalität der aufgeschnittenen Frau.

    "Sei still, ich muss mich konzentrieren!", fuhr sie den Heiler barsch an und ihre Augen funkelten zornig, aber gleichsam auch wachsam, aber auch alt und müde zu ihm herüber.
    Vorsichtig klappte sie ihr Amulett, welches sie am Hals trug, auf und darin prangte ein identisches Gegenstück eines Kristalls, dieser jedoch hell und sauber glänzend.
    "Ich entnehme ihn ihr jetzt, und du passt auf, dass du sie nicht verlierst ..."

    So sprach sie es und griff nach dem dunklen Kristall, packte ihn in ihr Amulett und wollte gerade den reinen Splitter nehmen, da erschreckte die so konzentriert arbeitetnde Frau die wiederkehrende Präsenz der beiden Wasserholer.
    "Wir sind wieder da!", verkündete dieser infantile Dante Zaveria laut und polternd, dass ihr der Kristall verloren ging.
    "Verdammt!", knurrte Ludmilla.
    "Sucht den Splitter, ihr Dummköpfe. Wir haben keine Zeit mehr."

    Hektisch sahen sie an sich herum, und tatsächlich hieß es Beeilung, denn die Zersetzung hatte schon begonnen. Die Stelle, an der der Splitter in ihrem Körper gesteckt hatte, begann zu verwesen. Und es breitete sich weiter aus.
    "Wehe du lässt sie sterben!", zischte Ludmilla zu Nero, dem die Schweißperlen auf der Stirn standen. Irgendwo bei ihnen musste schließlich dieser Splitter sein, der das Leben von Serena retten würde.

    Callindor

  2. Beiträge anzeigen #42
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    Clan der Zaverias ist offline
    Nero arbeitete mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln mit, doch es schien einfach nicht richtig zu sein! Es war ihm, als stünde der Körper Serenas zwischen den Welten, so als sei sie nur von diesem Kristall angetrieben worden. AM Anfang hatte er sich nur darauf konzentrieren müssen, dass Serena nicht zu schwach wurde, doch was jetzt geschah passierte in wenigen Sekunden die an seinem Auge wie in Zeitlupe vorbei rauschten. Zusammen mit Dante und Valen suchte Ludmilla nach ihrem Kristallsplitter und sah an sich herunter, Dante bückte sich gerade, Valen tat einen Schritt auf die alte Frau zu, sein Blick ruhte jedoch auf den offenen Adern Serenas. Nero blickte hinunter zu ihrem Arm, der sich weiter verdunkelte und sich schon eine handgroße Fläche verwesenden Fleisches gebildet hatte. Die Magie pulsierte noch im restlichen Körper, doch diese Stelle schien schon lange tot. Seine Hand glitt langsam vor seinen Augen in Richtung der dunklen Stelle während seine zweite Hand nah am Hals ruhte und gleichsam Hirn als auch Herzschlag spürte in seiner Magie. Während seine Hand weiter in Richtung Verwesung glitt breitete sich die dunkle Materie in einer Ader aus, die direkt zu Herzen führte und ihm nun in Windeseile entgegenkroch. Er hörte sich selbst ausatmen und alles um ihn herum verstummte. Noch immer zog alles wie in Zeitlupe an ihm vorbei, die Bewegungen bildeten Schlieren und alles schien so unwirklich. Serena wurde unterdessen immer schwächer, während sich nun auch Male am anderen Arm bildeten und langsam simultan mit den anderen weiterkrochen. Immernoch wanderte der dunkle Strich die Ader hinauf und seine Hand in dessen Richtung. Sekunden erschienen ihm wie Stunden und er hörte sich selbst tief einatmen. Serena war dem Sterben nahe, Ludmilla schien zu schreien, doch Nero hörte nichts mehr, sah nichts mehr, nichts mehr außer dem schwarzen Strich, den seine Hand gerade in diesem Moment erreichte und sich auf ihn legte, den Arm fest umschloss und ihn so wieder in die Wirklichkeit zurückholte. Er nahm den Schmerz Serenas auf, ihre Verwesung für sein Leben, ihre Rettung für seinen bevorstehenden Tod. Mit einem Lichtblitz riss Nero die Augen auf, blickte zum Himmel und sah nurnoch weißes Licht. Mit diesem Kontakt brach er wieder zurück in die normale Zeit, die Eindrücke stürmten auf ihn ein, alles lief wieder normal und schnell, das Geschrei der anderen kehrte zurück, er schnappte noch auf, dass der Splitter wiedergefunden worden war. Dann begann er aus vollem Halse zu schreien, ein tiefes, unmenschliches Geräusch drang aus seiner Kehle. Die Verwesung kroch nicht weiter in Serena voran sondern breitete sich nun in den Handgelenken des Magiers aus und kroch nun seinen Arm aufwärts. Seine Magie floss in Serena über die immernoch schwächer wurde und schon dem Tode nahe war. Nero setzte seine Bemühungen fort, doch auch er wurde immer schwächer und kippte schließlich zuckend um, fiel neben Serena und rührte sich nicht mehr, auch er war nun angegriffen und lag im Sterben. Sein Sohn Dante übernahm da, wo er gerade die Hand von ihrem Handgelenk löste, er hatte ihn ausgebildet.

    Auch Dante begann zu schreien und legte dann eine Hand auf Nero, entzog ihm die Magie und spendete nun an Beide sein eigenes Leben, Nero dämmerte nurnoch dahin, wollte ihm sagen, dass er aufhören sollte, denn das war nicht zu schaffen, sie würden alle drei sterben! Auch Dante wurde immer schwächer, schrie leiser, sackte schon fast zusammen als Ludmilla ihn davonstieß und den Kristall in die offene Wunde einsetzte. Gedämpft hörte er sie nach Serena rufen, sie solle leben! Dante kroch an sie heran und legte eine Hand auf ihr Herz, gab noch einmal sein Bestes und sank dann auf der anderen Seite neben ihr zusammen. Serena würde wohl durchkommen, wenn die Verwesung auch schon eventuell Schaden angerichtet hatte, so würde sie leben, doch Dante und Nero lagen nun im Sterben und dämmerten nurnoch dahin. In einer Welt, geteilt in Licht und Schatten, tauchte auf einmal Valen über Nero auf und durchtrennte die Ader an seinem Arm mit einem schnellen Schnitt, Nero wollte insistieren, doch er nahm es alles nur wahr, konnte aber nicht handeln. Schließlich bemerkte er, dass Valen ihm nun ganz nahm kam, seinen Mund öffnete und eine Ampulle darin entlerrte. Nero schluckte gierig, als habe er seit Monaten kein Wasser mehr gesehen, ohne zu wissen, was es war. Dante erging es dann ebenso. Valen ließ sich schnaufend neben Serena nieder und tat ebenfalls das, was er auch schon an Nero und Dante praktiziert hatte, sank nach hinten und setzte sich schnaufend neben Nero's Füße, Ludmilla war ebenso erschöpft von der Prozedur. Er hörte Valen sagen, dass er nicht wüsste, inwieweit Serena nun geholfen wäre und auch Ludmilla machte sich Sorgen. Die Verwesung jedoch war aus ihren Adern verbannt, den Schaden konnten sie noch nicht beurteilen. Wieder nahm Nero nur Schemen wahr, doch dann schreckte er hoch, als das Mittel von Valen Wirkung zeigte.

    "Was hast du mir da eingeflößt?"

    "Ein Extrakt aus Camilles Blut..."

    "Was? DU verdammter Bastard!"


    Nero packte ihn, wurde dann jedoch von ihm weggestoßen und erhielt eine fahrige Erklärung, dass er sich lieber bedanken solle und nun endlich Nach Serena sehen solle. Dem kam er nach, denn er musste sie noch immer retten, ihr Kreislauf war bedenklich schlecht, und nachdem seine Magie auch das bereinigt hatte, war sie zumindest außer Lebensgefahr, doch er hatte seine Arbeit nicht genau genug erledigt.

    "Serenas Arm ist irreparabel geschädigt, ihr Unterarm ist so gut wie tot, nur mit Glück wird sie ihn nicht verlieren, alles weitere ist nicht weiter schlimm, sie ist über den Berg. Mein kleiner Finger der rechten Hand wird ebenfalls ab müssen, den hats erwischt, ein kleiner Preis für ihr Leben. Dante, gehts dir gut?"

    "Ja Vater, mir gehts gut, an mir bleibt alles dran wie es scheint."


    Nero nickte und setzte sich, entzündete eine Zigarette und schloss die Augen, ihr eigentliches Ziel musste noch 5 Minuten warten, er war am Rande der Ohnmacht.

  3. Beiträge anzeigen #43
    Waldläufer
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    Clan dv Dressels ist offline
    "Was.. wo bin ich ...?", fragte Serena mit schwacher Stimme und setzte sich auf. Da fiel ihr Blick auf den dunklen Unterarm. Sie schrie vor Entsetzen und Dante kauerte sich neben sie und wollte sie trösten.
    "Wir haben alles versucht, aber ..."
    "Unsinn!", fuhr ihm die Alte über den Mund und bedachte den überforscher Zaveriasprößling mit einer gedanklichen Abmahnung. Warum hatte man auch immer wieder Scherereien mit diesen Zaverias?
    "Hört nicht auf ihn. Es wird alles wieder gut werden. Trink etwas, dann wirst du dich von deiner Erschöpfung gleich wieder erholen. Du warst nur kurz ohnmächtig, das ist alles."

    Serena dankte ihr und nickte, froh darüber, dass sie die Gruppe nicht mit etwas ernsterem belastet hatte. Sie wollte ungern der Grund dafür sein, sie aufzuhalten. Lächelnd und schon sichtbar farbenfroher um die Nase herum nahm sie den Schlauch und trank.
    "Liebes, würdest du mich bitte entschuldigen, ich muss etwas mit Nero besprechen."
    "Natürlich ...", meinte sie nur und nickte.

    Die Alte krallte sich den noch immer geschwächten Heiler an der Armbeuge und zerrte ihn von ihrer Enkelin fort, sicherheitshalber außer Hörweite. Dante und Valen waren ihr gefolgt. Doch darum wollte sie sich nun nicht auch noch sorgen müssen.

    "Es wird ihr bald wieder gut gehen. Ihre Wunden und Verletzungen werden sich bald schließen. Der Kristall in ihrem Körper wird dafür sorgen. Also, um Innos Willen, sagt nicht weiter, dass es schlimm wäre. Denn das ist es nicht. Zumindest nicht mehr."
    "Aber was war da los?", wollte Nero wissen, doch Ludmilla verweigerte ihm eine Antwort.
    "Dazu werde ich dir nichts sagen. Du weißt ohnehin schon mehr, als gut für uns ist. Es könnte sich für meinen Clan als nachteilig herausstellen, dir mehr darüber zu sagen. Also unterlasse weitere Annäherungen zu diesem Thema."
    Nero nickte nur, auch wenn Ludmilla das Gefühl hatte, dass sich der Sturkopf nicht so leicht geschlagen geben würde.
    "Dennoch: Auch wenn wir alle geschwächt sind nach der Aufregung und all dem, wir dürfen keine Zeit verlieren."
    "Weshalb, was geht vor sich?", fragte Valen und erwartete unmissverständlich eine Antwort.
    "Domenik ist auch erkrankt. Ich glaube sogar, dass er der Auslöser war, dafür, dass seine Mutter das erleiden musste. Sie konnte ich mit dem Kristall retten, doch wenn wir nicht rechtzeitig zu ihm kommen, kann ich nichts mehr für ihn tun. Niemand kann das. Deshalb müssen wir weiter, ehe es zu spät ist. Sein Urteilsvermögen und sein Verhalten kann dadurch sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Er könnte ausrasten, oder völlig apathisch auftreten, von einem Extrem in das andere."

    Ludmilla sah in die Runde und entdeckte da den sorgenvollen Blick von Nero, der etwas Grauenvolles in seinem starren Blick zu sehen schien.
    "Nero, was ist los? Du weißt doch etwas."

    Doch der angesprochene Heiler entriss sich seiner Vision, murmelte etwas Unverständliches udn wiederholte dann nur immer wieder dieselben Worte.

    Wir dürfen keine Zeit verlieren. Sein Leben ist in Gefahr.

    Seltsamer Weise, und Ludmilla wusste nicht, woher sie es nahm, aber sie ahnte, dass er dabei nicht von Domenik zu sprechen schien. Aber noch sagte sie nichts weiter dazu, sondern kümmerte sich um ihre Enkelin, setzte sie auf ihr Pferd und die Gruppe setzte den Weg in Richtung der Berge zu Vics Domizil fort. Und Nero raste vorn an der Front und ritt dabei sein Pferd beinahe zu Schanden, als wäre Beliar persönlich hinter ihm her.

    Callindor

  4. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #44
    Ehrengarde Avatar von Callindor
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    Callindor ist offline
    War dies der Zeitpunkt, an dem sich die gequälte Seele vom zerschundenen Fleisch löste und entschwand, bevor auch sie unwiederbringlich dem Hass eines anderen Menschen zum Opfer fiel?

    Diese Frage ging Callindor schlussendlich durch den Kopf, als er geritzt, blutend und grausam penetriert zu Boden stürzte, als Domenik endlich die Halterung der schwerenm Ketten, die an seinem hageren Körper gebunden waren, löste. Widerstandslos und flüchtig wie ein zarter Kuss im lauen Wind des Frühlings fiel der entführte und fürchterlich zugerichtete Magier auf den Holzboden und blieb dort kauernd liegen, nicht fähig, einen weiteren Schritt zu tun, geschweige denn, sich aufzurichten. Er fühlte sich, als flösse er fort und seine Schenkel brannten hart und heiß, doch nicht vor Lust, sondern aufgrund des Zorns eines anderen, der dafür verantwortlich war.

    "Räudiger Köter! Das ist dein Platz! Füge dich, dorthin, wo du hingehörst. Nicht mehr wert als Dreck! Schämen muss ich mich, eine Hure als Vater zu haben!"
    Angewidert von diesem Anblick holte Domenik aus und trat seinem Vater kraftvoll und erbarmungslos in die Magengrube, nicht nur einmal, sondern einige Male, sodass Callindor röchelte und schon davor war, zu erbrechen, doch nichts war in ihm. Zum Schluss trat sein Sohn mit dem Schuh auf sein Gesicht und presste es hart und gewaltsam auf den Boden, dass er ihm dabei bald den Kiefer brach. Mit schwindendem Blick sah Callindor die aufgehängte Leiche von Vic, denn Domenik hatte dem überwältigten Freund seines Vaters inzwischen die Kehle durchgeschnitten. Grund dafür war der Kristall, den er aus ihm wieder herausoperierte, ohne dabei groß vorsichtig zu sein. Dennoch war an dem Bild, dass er dort sah, etwas seltsam. Doch Callindor konnte momentan nichts Genaues benennen, was dem geschuldet sein mochte, wie rüde sein Sohn mit ihm hier umsprang.

    Schlussendlich hatte Domenik scheinbar ein Erbarmen mit ihm, stieß ihn mit einem Tritt zur Seite und wischte dann über den Küchentisch, sodass die Speisen Vics sich laut scheppernd auf dem Boden verteilten. Zwischen Brackwasser, alten Kartoffeln, stinkendem Fisch und abgestandenem Fleisch schwamm all sein Blut, dass langsam in alle diese Speisen kroch.

    "Friss Köter! Denn nur so hast du es verdient!", brüllte Domenik und tunkte Callindors Kopf mit Nachdruck in die Komposition aus dieser Widerwärtigkeit, dass ihm erneut ein Würgereiz in die Nase stieg, seine Speiseröhre verkrampfte, doch schließlich gab der Ekel dem gierigen Hunger Vorang und Callindor grabschte nach den blutdurchtränkten Kartoffeln und biss in sie, lutschte und schluckte und kaum das sie unten waren, wollten sie schon wieder hinauf, sodass er arg Mühe hatte, sie überhaupt in sich zu behalten.

    Diese Tortur dauerte eine ganze Weile und Domenik schaute dem barbarischen Schauspiel gebannt zu, ebenso wie die drei Schwestern die inzwischen wie aus dem Nichts aufgetaucht waren. Immer wieder fiel ihr Blick auf den kauernden Callindor, den gierig schauenden Domenik und den dunkel funkelnden Kristall, den er zwischen seinen Fingern hin und her bewegte. Er genoss es sichtlich. Dennoch erkannten die Weiber in kurzen, kaum bemerkbaren Augenblicken, dass Domeniks Blick verloren wirkte, abschweifte und er zu zweifeln schien. Sorgenvoll sahen sich die Mädchen an. Sie wussten, was das hieß ...
    "Wir bekommen bald Besuch!", meinte die Blonde und fuhr Domenik einfühlsam von hinten durch die Armbeuge und kuschelte sich an ihn, sodass er seinen Blick von seinem Vater zu seiner Schönheit abwenden musste und sie kurz anlächelte.
    Und wie auf Stichwort hörten sie die wiehernden Pferde und das Brüllen von Stimmen, die nach Vic riefen, der jedoch nicht anworten würde. Dafür hatte Domenik Sorge getragen. War es also soweit? Der entscheidende Moment? Domenik war bereit, riss Callindor hoch und stieß ihn zur Türe, so nackt, ausgemergelt und schutzlos, wie er war. Eine Mischung aus Blut und den Innereien des unwürdigen Mahls, das er gerade verzehren musste, zierte sein Gesicht. Widerstandslos ließ er es zu und fiel auf die Knie, als die Tür sich öffnete und er über den harten Holzboden der Veranda geschoben wurde, direkt vor die Augen der eintreffenden Reiterei.

    Mit verschwommenem Blick schaute er empor und flehte, es möge jemand sein, der ihn erretten würde. Viel länger hielt er diese Gewalt und diesen Hass nicht aus.
    Geändert von Callindor (07.12.2010 um 20:07 Uhr)

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    Lehrling Avatar von Clan der Zaverias
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    Clan der Zaverias ist offline
    Nero sprang vom Pferd und wollte sich schon auf den Weg in Richtung des Hauses machen, als die Tür eben jenes Hauses mit einem dumpfen Schlag aufflog und Domenik mit seiner Geisel herraustrat. Callindor wurde unsanft auf die Knie gestoßen und blieb, mit auf dem Rücken verschränkten Armen, dort knien. Er sah zum Erbarmen aus. Aus zahlreichen Wunden blutete er mehr oder minder stark und sein Gesicht war auf unaussprechliche Weise verschwollen, sein gesamter Körper war aschfahl und mit dunklen Flecken übersäht, seine Haare waren von Blut und Wundwasser verkrustet und eine große Wunde zierte seine Brust. Domenik der Heiler war zu Domenik dem Folterknecht geworden. Callindor wimmerte, schien Nero jedoch zu erkennen und wollte gerade etwas sagen, als Domenik ihm in die Nieren trat und ihn anherrschte still zu sein. Nero drehte sich um und blickte die Versammlung an, die sich hinter ihm gebildet hatte.

    "Bleibt zurück, das ist meine Aufgabe... Dante, komm her... hör zu, du musst die anderen in jedem Fall zurückhalten und beschützen, ich ahne übles..."

    Dante nickte und trat mit düsterer Mine zurück und auch Nero ging nun einige Schritte auf Domenik zu, zog sein Schwert und seine Stimme gefror zu purem Eis, sein gesicht war nurnoch eine verzerrte Maske des Zorns, er hatte es übertrieben!

    Domenik, du verdammter kleiner Bastard! Du denkst also, du könntest jetzt noch etwas ausrichten? So wie du Callindor behandelst, haben wir das nicht geplant! Du lässt ihn augenblicklich frei, denn er ist mein Bruder und Freund und du wirst dich mir in Gewahrsam geben, ansonsten beginne ich mit meinem Schwert in deinem Schritt und schlitze dich bis zu deinen mandeln hin auf. Ich habe lange genug zugesehen, mich ohnmächtig in meiner Rolle geregt und nun ist es genu. Callindor muss leiden und das mit Recht, denn nur so konnten wir etwas erreichen, doch er leidet über das Pensum hinweg und wird sterben wenn du nicht endlich aufgibst und das werde ich nicht zulassen, koste es, was es wolle! Du wirst jetzt hier aufgeben oder sterben!

    "Das denken wir nicht!"

    Ihr reudigen Huren seid auch wieder mit von der Partie? Sehr gut, denn mit euch drei habe ich noch eine Rechnung offen. Ihr habt mich damals hinters Licht geführt und ich werde euch hier genau so vernichten wie Domenik wenn er sich nicht ergibt.

    "Du bist nicht in der Position Forderungen zu stellen!"

    Oh doch, denn hier geht es jetzt ein und allemal um Blutsehre und wenn ich diese nur gewährleisten kann, indem ich seinen Sohn töte und eich vernichte, dann soll es mir recht sein. Ich habe lange genug über mein Alter hinweggelebt, Dante ist erwachsen, Sylwina sowohl finanziell als auch sozial abgesichert, ich werde entweder siegen oder euch mitnehmen in die Welt der Toten, und das ist mein Versprechen für den heutigen Tag! Ich lasse nicht zu, dass Callindor auch nur noch ein Haar gekrümmt wird!

    "Du hast gut reden, es war dein Plan ihn zu foltern!"

    Ja, das war es, seelisch, körperlich, manifestierung seiner Person in unserer Welt, schärfung seines Überlebenssinnes, Offenbarung seines Schicksals, Reinigung seines Geistes, doch nicht pure körpereliche Tortur und keine Gefahr für sein Leben! Und jetzt... ergib dich oder wehr dich, ist mir einerlei!


    Nero wollte gerade näher herangehen als mit einem schrillen Geräusch aus drei Schwestern eine Hydra mit drei Köpfen wurde und vor ihm zahlreiche kleine und auch große, obskure Geschöpfe erschienen. Zwei riesige Spinnen flankierten ihn, und in seiner Hand erschien ein Gestell, dass fünf Karten fassen konnte, daneben ein Kartenstapel, Domenik spielte nicht gegen ihn, es war die Drei-In-Eins Hydra die ebenfalls ein Gestell trug und ihm feixend entgegensah. Nero zog fünf Karten, er hatte dieses Spiel nach ihrem letzten Zusammentreffen mit einigen anderen Magiern entwickelt.

    Alles Illusion, bleibt hinter mir, niemand schlägt mich darin!

    Er sah auf seine Karten, zu seinen Füßen erschien eine flammende 5000, er legte zwei Karten ins Aus und legte einen Fußsoldaten, den er beorderte die Umgebung zu sichern gegen die beiden Spinnen, dazu legte er noch eine Karte mit dem Gesicht nach unten auf das Kartenfeld und ließ die Arme sinken, erhob den Blick erneut und sah herausfordernd zu den Schwestern.

    Euer Zug!

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    Waldläufer
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    Clan dv Dressels ist offline
    Was machten sie da?

    Serena sah Nero und sah diese Mädchen, die sich vor ihren Augen in ein Monster verwandelten. Und mittendrin diese kauernde Gestalt, die nur Callindor sein konnte. Doch das war unmölglich! Callindor war ihr Ehemann, ihre Liebe - und war seit fast zwanzig Jahren tot. Das musste alles eine Illusion sein.

    "Euer Zug!", hörte sie Nero brüllen und tatsächlich schien dieses dreiköpfige Monster eine Art von Magie zu wirken, denn es erschien ein Haufen, recht quadratisch und winkllig und es sah aus wie ein Stapel riesiger Karten. Auf ein Heben der roten Klauen hin hob sich eine Karte und vom Stapel, eine andere senkte sich vor ihnen, verschwand und tauchte dann auf dem Feld zwischen ihnen auf. Dies passierte noch zweimal und sogar noch ein drittes, diesmal jeoch erschien keine verdeckte Karte, sondern eine Kreatur, seltsam schreiend, mit schlohweißem Haar, dass es einen das Fürchten lehrte. Und begleitet wurde es durch ein unbarmherziges Schreien.

    "Eine Banshee. Die Todesfee ...", murmelte ihre Großmutter Mia und Serena ahnte schon, dass das nicht Gutes bedeuten konnte. Wild schnaufte brüllte das mehrköpfige Monster und die Banshee flog zu Nero herüber, kreiste über ihm und stürzte sich dann krieschend, schreiend und brüllend auf seinen Ritter, der sich vor Schmerz krümmte, die Ohren hielt und dann wie ihm Wahn sein Schwert nahm, und es sich in seinen eigenen Leib jagte. Dies schien sein einziger Ausweg gewesen zu sein. Was für eine Wahl! Blut spritzte und überzog Neros Gesicht, der selber überrascht schien. Sagte er denn nicht, es sei eine Illusion?

    Serena war all das nicht geheuer und doch konnte sie sich nicht rühren, sich nicht einen Millimeter bewegen, sei es, um ihre Liebe - Callindor - zu retten, Domenik, ihren Sohn, zu schützen, oder vor diesem grausamen Wahnsinn einfach zu fliehen.
    Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als das Monster laut brüllte, und sich die Banshee wartend auf ihrem angestammten Platz niederließ. Mit gierigen Zähnen und scharfen Augen besah sich sich jede Regung, die Nero vollführen würde, ganz genau.

    Callindor
    Geändert von Clan dv Dressels (07.12.2010 um 20:53 Uhr)

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    Clan der Zaverias ist offline
    Nero wischte sich über das Gesicht und zeigte ein wölfisches Grinsen.

    Vielen Dank, jetzt kommt meine verdeckte Karte zum Tragen! Das Portal! Mein Krieger kehrt unversehrt zurück und ich darf gleich zwei Einheitenkarten ablegen! Sieh her, das wird dein Untergang werden!

    Mit einem ruhigen Atemstoß zog er die nächste Karte und blickte auf sie hinab, er lächelte, dann sah er aufs Spielfeld und nahm zwei Karten aus seiner Hand. Ein gewaltiger Golem erschien und schmetterte seine Keule auf den Boden, neben ihm erschien ein in Purpur gewandeter Magier. Dann zog er zwei weitere Karten aus seiner Hand, legte eine über seinen Soldaten, der nun eine neue Rüstung erhielt und nun ebenso standhalten würde, wie der Golem. Daneben landete eine weitere verdeckte Karte, dann senkte der Magier wieder seine Hand und zeigte auf den Magier.

    Valdus, Magier der Natur, verkleide dich als Banshee und greife eine der Spinnen an!

    Valdus wandelte sich und griff an. Seine Stärke maß sich nicht an einer wahren Banshee hatte jedoch genug Kraft um eine Spinne auszulöschen die grünlichen Eiter verspritzte als sich die Klauen des Immitats in sie bohrten, als er zurückkehrte wandelte er wieder die Form und war wieder er selbst.

  8. Beiträge anzeigen #48
    Waldläufer
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    Das Monster brüllte, doch die Banshee rührte sich nicht, sondern sah nur zu, was sich auf dem Feld tat. Immer wieder sah sie zu ihrer Herrin, und dann geschah etwas Seltsames. Ihr Klang veränderte sich plötzlich, aus dem Schreien wurde ein intervallartiges Stöhnen, wie ein seliger Gesang von Tieren, fast einem Balztanz folgend. Anmutig stolzierte die weißhaarige Hexe auf ihrer Seite, vorbei an Spinnen, dem toten Leib dieser einen, und den anderen Viechern, die sich um sie scharrten.
    Und mit einem Mal stieß einer der Ritter dem Magier sein Schwert von hinten durch die Brust, ehe ein dritter seine Lanze nahm und eben jenen Ritter aus dem Stand enthauptete. Es war eine Ballade aus Blut, Mord und Leid und die Banshee, ganz ihrem Namen folgend, war dafür verantwortlich, nachdem eine dieser Karten scheinbar ihre Macht vergrößert zu haben schien. Das Gemetzel endete schließlich damit, dass nur noch der Golem zurück blieb, durch den die Waffen der Menschen nicht ankamen. Ihr Herz war schwach gegen den Gesang der Todessirene, der Golem jedoch empfand nichts dabei.

    Sie hörte Nero grimmig knurren, als sich noch eine Karte drehte, die Bashee sich herumwandte und dann mit einem Dolch und ihren scharfen Krallen auf die Hydra stürzte.
    Wild schnaubend schrie sie auf, während sich das Todesweib ihre knochigen Finger leckte, an deren Enden das sonderbare Blut heruntertropfte. Und als wäre das noch nicht genug, schien dies eine Veränderung hervorzurufen, denn die Banshee wurde noch aufreizernder, noch bößartiger und ihre Macht noch stärker. Wild wackelte ihr Becken, auffordernd und stoßend, doch der Golem rührte sich nicht. Zumindest nicht solange, bis zwei weitere Sirenen, vogelartige Harpyien vom Himmel stürzten und ihn mit ihren scharfen Krallen entzwei teilten.
    Nun war Nero allein, während sich ihm gegenüber ein Damentrio positionierte, nur darauf wartend, ihre gewetzten Krallen in seinen agilen Adoniskörper zu rammen.

    Callindor
    Geändert von Clan dv Dressels (07.12.2010 um 21:12 Uhr)

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    Nero schüttelte den Kopf.

    Mehr als eine Kreatur der höchsten Stufe auf dem Feld? Seid ihr wirklich so leicht zu durchschauen? Seht meine Fallenkarte: Eine Kreatur wird mal direkt vom himmlischen Blitz getroffen, die andere, denn es gibt ja immer noch zwei von ihnen, ermöglicht es mir jetzt einen Wall aus Kreaturen zu bauen, drei Kreaturen meiner eigenen Wahl aus meinem Deck und eine Neuordnung des Decks!

    Nero nahm den Stapel auf und durchsuchte ihn. Er zog drei Einheiten und mischte die Karten neu, legte sie wieder auf ihren Platz und legte die drei Karten auf das Spielfeld. Ein Eisener, eine abscheuliche Kreatur, bestückt mit zahlreichen Waffen, ein vollkommener Krieger, gleichsam agil als auch gefährlich ob seiner 999 Angriffsmöglichkeiten. Eine Bruxa, eine fliegende Abscheulichkeit und Artverwandte der Banshee, ein wenig schwächer doch nicht angreifbar durch die Banshee, da würden sie sich was neues einfallen lassen müssen. Der Dritte im Bunde war eine Kopie des Magiers selbst, eine mächtige Einheit, die genau das tat, was Nero tun würde, nämlich töten und Angriffe überleben, einziges Manko dabei war, dass Nero nach einer Attacke auf sein ebenbild 500 Lebenspunkte verlieren würde, egal ob er überlebte oder starb, sein Rettungswurf war jedoch stark und konnte selbst eine Banshee überstehen. Drei Kreaturen die für den hauch des Todes, das Lied des Leides und den Tanz des Verderbens nicht anfällig waren, zwei die nur physisch angegriffen werden konnten und eine, die nicht zerstört werden konnte, jedenfalls um Moment. Er legte zwei weitere Karten verdeckt und eine Zauberkarte, die alle Kreaturen auf seiner Seite des Feldes verstärkten.

    So, nun bin ich nicht mehr allein, lass dir was einfallen, ich bin der Erfinder des Spiels, mich wirst du noch besiegen, egal wie sehr du es auch versuchst!

  10. Beiträge anzeigen #50
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    Clan dv Dressels ist offline
    Nero schien sich hier um Kopf und Kragen zu spielen. Sah er denn nicht, in welcher Gefahr sie alle schwebten? Hier ging es um Menschenleben und ihm fiel nichts Besseres ein, als den großen Macker raushängen zu lassen. Dort vorn lag Callindor, das hatte etwas zu bedeuten, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, wie das überhaupt möglich sein sollte.

    Serena sah von Nero herüber zu dem Monster und diesem schien das Gehampel und Gezeter rein gar nichts auszumachen. Statt dessen brüllte es nur, schien grimmig zu schauen, wenn man das hätte irgendwie erkennen können und drehte eine Karte um. Darauf war ein Mann mit einem blauen Zepter zu erkennen.
    Und was als nächstes geschah, ging so schnell, dass sie es vor Schreck fast nicht mitbekommen hätte. Scheinbar hatte dieser Kerl ebenfalls magische Kräfte, denn auf einen Stoß mit seinen Händen hin hatte sich das Spielfeld schockartig zu einer Standaufnahme verwandelt, doch nicht nur die Viecher darauf, auch die Hydra und Nero selbst waren bewegungsunfähig. Als nächstes wirbelte der beschworene Mensch mit seinem Zepter und wie bei einem Zaubertrick schienen sich die Figuren rückwärts zu bewegen. Alle Handlungen, die Nero getätigt hatte, vollführten sich umgekehrt, Karten verschwanden, Effekte wurden aufgehoben und zwar genau bis zu dem Moment, als Nero mit seinem Zug begonnen hatte. Und nun spulte die Szene wieder nach vorn, und es passierte ebenso wieder, alles gleich, und man hätte schwören können, Nero würde sich dagegen innerlich sträuben, seinen Körper Bewegungen tun zu lassen, die er schon einmal ausgeübt hatte.
    Es gab nur einen kleinen Unterschied.
    Nach jeder Aktion, die mit einer Karte zu tun hatte, sei es ein Monster, eine Falle, oder ein Zauberfekkt gewesen, stieß die Figur mit seinem Zauberstab in Richtung der Karte in die Luft, und ein eisiger Hauch, wie ein dünner Raureif legte sich über die jeweilige Karte, und ließ die jeweilige Auswirkung gar nicht erst eintreten.
    Am Ende lagen bei Nero beinahe alle Karten unter einer Frostschicht, auf der Seite der Hydra waren es auch nicht gerade wenige. Und mit einem Stoß auf den Boden zersplitterten alle jene Karten, beiderseitig und ein Nebel aus Kälte, Winter und Eis legte sich über das Feld, ehe der Magier wieder mit seinem Stab wirbelte, sich die Splitter und Flocken in Bewegung setzten und sich wie eine Windhose auf den jeweiligen Spieler zubewegten. Am Ende schlossen sie sie komplett ein und es ergab eisige Skulpturen, die reglos dort standen und scheinbar gar nichts davon gemerkt hatten, als seien sie noch immer in dieser Zeitschleife gefangen gewesen.
    Das Ende ergab sich für diesen Zug äußerst schnell.
    Denn für jede Karte, die er eingefroren hate, stürzte er mit seinem Stab auf die Frostfigur und schien sie zu beschädigen, ja beinahe zu zerstören. Nach dem letzten Schlag stieß der jeweilige Spieler aus der Kältekammer hinaus, wie sein eigener Schatten und sah die Skulptur noch zerfallen und den Schnee davonschmelzen, ebenso, wie auch die Lebenspunkte der Spieler wie Eis in der Sonne schmolzen.
    Am Ende hatte die Hydra mehr Kraft gelassen, doch das Feld war nun vollkommen leer, und von den starken Wirkungen von Neros Karten von zuvor befreit. Abschließend legten sich zwei verdeckte Karten auf die Seite des Monsters und ein lautes Brüllen gab die Verkündung, Nero sei nun wieder an der Reihe.
    Es schien verlockend zu sein, einfach anzugreifen, doch Serena hatte das Gefühl, dass dies eine fatale Entscheidung sein würde. Doch Nero war hitzköpfig und stur, und andererseits ... was verstand sie schon davon? Sie war doch nur sie. Serena. Niemand von Bedeutung und Einfluss. Warum sollte Nero schon auf sie hören, das tat ja ansonsten auch niemand, warum jetzt damit anfangen?

    Callindor
    Geändert von Clan dv Dressels (08.12.2010 um 21:37 Uhr)

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    Nero schnaufte, er hatte einiges an Punkten gelassen, doch die Hydra war nun kurz vor dem Ende und er hatte seinen Trumpf noch in seiner Hand, er würde ihn jetzt nutzen und das Spiel beenden, er legte die Karte auf das Feld und aktivierte sie. Er hatte noch 2300 Punkte übrig, die Hydra nur noch 1900, jetzt würde es hier enden.

    Ich lege Armageddon, die Karte die dich zugrunde richten wird, ich sagte bereits, mich besiegt man in diesem Spiel nicht! Ich beschwöre einen Meteoritenregen, der beiden Spielern, unabhängig von ihren Feldkarten und Zauberfallen, 2200 Lebenspunkte abzieht, lass es krachen!

    Am Himmel erschienen flammende Punkte, tausende mussten es sein, kleine feurige Kugeln, die gleich auf sie einhageln würden. Nero schloss die Augen und breitete die Arme aus, dann wurde das Getöse laut. Gesteinsbrocken hagelten auf Feld und Spieler nieder, begruben sie unter mächtigen Hieben, beide, Nero und die Hydra, schrien unter Schmerzen, der Preis, den man an das Spiel zu zhalen hatte, Schmerzen für den Sieg...

    Nach wenigen Sekunden war alles vorrüber und Nero ging keuchend in die Knie, Schweiß troff von seinen Haaren und hinter sich hörte er Gemurmel, die Hydra war gestürzt und regte sich nicht mehr, alles schien irgendwie eingefroren. Nero stellte sich auf, der Himmel erschien ihm ungewohnt weit entfernt und kein Lüftchen regte sich, obwohl die Blätter der Bäume sich bewegten. Er dachte nach, irgendetwas war dort... Er nahm einen kleinen Gegenstand aus seiner Tasche, ging zu einem ebenen Stein und legte ihn dort ab, dann nahm er ihn zwischen die Fingerspitzen. Ein vollendeter Kreisel, der sich drehen würde wie kein Zweiter, doch umstürzen würde er... Er drehte sich und drehte sich, doch er machte keine Anstalten zu kippen, Nero riss die Augen auf, dann sah er sich um, die Gefährten murmelten wirres Zeug durcheinander, es sei alles vorbei, alles sei überstanden und Nero solle doch endlich kommen und sie zu Callindor führen, sie bemerkten die Besonderheiten nicht, die aufgehobene Physik, das verschobene Zeitgefühl, die gestörte Wahrnehmung, denn zwischen den Bäumen hindurch schien sich das Land zu wiederholen. Nero ging vorsichtig auf das Feld hinaus, doch seine Füße trugen ihn nicht vorwärts, es schien ihm, als würde alles einfach größer und weiter. Er ging zurück, seine Bedenken waren bestätigt. Er wob einen magischen Lichtkegel, der anschwoll und die Gefährten umhüllte, dann sah er voraus und sprach die magischen Worte, die er nach der Waldbegegnung vor vielen Jahren gelernt hatte, und schließlich zersprang vor seinen Augen der Spiegel in den sie blickten, die Illusion der drei Schwestern, die sie gekonnt gewoben hatten, er hätte sich fast darin verloren. Die Gefähten keuchten, Nero blickte zur Hütte, es war kaum etwas zu erkennen...

    Dante, komm zu mir, wir müssen zu Callindor.... Dante?... Wo... Verdammt!

    Er sah sich um, Dante war verschwunden und nun bemerkte er auch, dass die Drei und Callindor verschwunden waren. Wo waren sie hin? Wo war sein Sohn? Nero keuchte und schrie, wie konnte das sein? Wie hatte er sich nur so reinlegen lassen können?

    Nero
    Geändert von Clan der Zaverias (11.12.2010 um 09:57 Uhr)

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    Waldläufer
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    Clan dv Dressels ist offline
    Was war das für ein Gefühl?

    Als er ihn sah, da ... Domeniks Herz schlug ihm fast bis zum Hals und er erschrak förmlich, als er sein Relief unter denen aus der Gruppe um Nero erkannte.
    Was tust du hier?
    Für einen Augenblick kamen Zweifel in ihm auf und er sah auf den wimmernden Körper zu seinen Füßen, die nackte, geschundene und vergewaltigte Hülle seines Vaters, der er noch gar nicht war.
    Was habe ich getan?
    "Domenik, was hast du?", fragte seine blonde Schönheit und er riss sich von seinem Anblick los, der kaum einen Wimpernschlag gedauert hatte, schluckte schwer und hörte sein aufgeregtes Herz schlagen. Woher kamen diese Gefühle?
    Was passiert mit mir?
    "Alles in Ordnung?", fügte sie sorgenvoll hinzu und kam auf ihn zu und streichelte ihm die Wange. Und wie durch einen reinigenden Wind verflogen seine Zweifel und nagenden Gedanken.
    "Ja, alles okay. Haltet mir Nero vom Hals. Und auch die anderen. Ich kümmere mir um meinen Vater, keine Sorge."
    Domenik drehte sich von den Schwestern weg und sein Blick fiel auf ihn, und wieder setzte sein Herzschlag für einen Moment aus. Dieses Gesicht ...
    *Ich kann ihn nicht hierlassen*
    Hastig fügte er noch hinzu, dass er sich auch um jenen jungen Mann kümmern würde und die Schwestern waren einverstanden. Sie würden für die Ablenkung sorgen, während ihr Partner sich um Callindors weiteren Werdegang bemühen sollte.

    ***

    "Irgend etwas beschäftigt ihn. Er entgleitet uns."

    Die Blonde schaute in die Augen ihrer Schwestern, die sie beide musterten und es war offensichtlich, dass die Silbrige mit der Dunklen übereinstimmte. Sie hatten ja recht. Für einen kurzen Moment schien es so, als wäre Domenik verwirrt, nicht bei Sinnen und abgelenkt. Aber sie hatte es doch selbst wieder behoben. Dennoch ...

    "Es war doch nur ein kurzer Augenblick und ich habe es korrigiert."
    "Ein kurzer Augenblick ist aber ein Moment zu viel und das weißt du. Wir müssen uns an unseren Plan halten. Wir stehen kurz davor. Wir können kein unnötiges Risiko mehr eingehen."
    Erschrocken von diesen Worten blickte sie zu der Dunklen hinauf und musste um die richtigen Worte kämpfen.
    "Risiko? Domenik ist kein Risiko! Was hast du vor, ihn etwa zu eliminieren? Dazu besteht keine Veranlassung! Der Zauber besteht noch immer, das siehst du doch, oder nicht. Er ist keine Gefahr für uns."
    "Derzeit nicht, das stimmt", wandte die Silbrige ein und stand zwischen den beiden und schaute immer wieder von der einen zur anderen.
    "Aber falls es soweit kommen sollte ... nur damit du vorbereitet bist, das Richtige zu tun, Schwester. Ich werde nicht zulassen, dass deine Gefühlsduseleien unseren Plan sabotieren. Dafür steht zu viel auf dem Spiel! Das werde ich nicht zulassen!"
    Eine Welle von Zorn schwappte zwischen ihnen über und eine knisternde Spannung lag in der Luft.
    "Mädels, lasst ihn uns beobachten, dann werden wir sehen. Noch ist nichts entschieden", beschwichtigte die neutrale Silberne die anderen beiden Damen und tatsächlich schaffte sie es, eine Art Waffenstillstand zu erreichen. Vorerst.
    Trotzdem war die Dunkle noch nicht fertig.
    "Du hast es doch auch gesehen, oder nicht?"
    "Was meinst du?", fragte die Blonde unsicher, obwohl sie es insgeheim tatsächlich bemerkt hatte und wusste, was das heißen würde. Heißen würde müssen.
    "Muss ich es wirklich aussprechen, Schwester?"
    Stille. Sie hatte die Augen kurz geschlossen und wollte es nicht hören, nicht von ihr. Bei ihr klang es immer so endgültig, unabänderlich.
    "Er ist zu dunkel. Der letzte Splitter könnte uns bei Callindor alles verderben. Schwester, wir dürfen nicht riskieren, dass das passiert, sonst ..."
    "Mir ist bewusst, was das heißt, liebe Schwester!", fuhr sie sie an und die Silberne nickte nur verstehend und gleichzeitig mitfühlend mit dem Kopf.
    Ja, sie hatte verstanden, doch hatte ihr Herz noch nicht das verarbeitet, was ihr ihr Verstand mitzuteilen versuchte.
    "Lasst uns Nero ein wenig beschäftigen, damit Domenik die Zeit gewinnt, die er braucht."

    Ohne ein weiteres Wort stimmten sie darin überein und woben den Zauber der Illusion. Ein Bild von Monstern, Karten und Strategien. Ein Trickspiegel, in dem sie gefangen sein würden.

    ***

    Es war die Hand auf seinem Mund und ein Heilzauber auf dem seinen, der dafür sorgte, dass er regungslos und unbemerkt das Bewusstsein verlor, während die anderen gebannt das Schauspiel verfolgten, welches die Schwestern auf seinen Wunsch hin vollführten.
    Bemüht, ruhig und unerkannt zu bleiben, schleppte er ihn fort und doch war da dieser nagende Gedanke.
    Was tu ich hier eigentlich? Warum ist mir das so wichtig? Was ist so besonders an ihm?

    "Domenik!", rief eine helle Stimme, und noch bevor er sie erblickt hatte, wusste Domenik, dass es seine blonde Schönheit war, die nach ihm rief.
    "Wo ist der Splitter? Wir haben nicht viel Zeit. Gib mir den Kristall, damit wir fortfahren können.
    Beinahe schon beiläufig schnippste er ihr den dunklen Kristallsplitter entgegen und bedachte sie keines weiteren Blickes mehr. Sein Hauptaugenmerk lag bei jemand anderem.
    "Aber warum?
    Sie bedankte sich noch und schritt zu ihren Schwestern und Callindor, den sie unter ihrer Obhut hatten und sich daran machen würden, den Splitter in ihm einzusetzen. Doch das war für ihn im Moment nicht von Belang.
    "Aber warum nicht? Du hast solange daraufhin gearbeitet!

    Da lag er nun vor ihm. So reglos und still, als wäre er tot, oder würde auf ewig schlafen. Sein Haar war zerzaust, der Wind hatte die feuchten Haare in alle Richtungen zerschoben und seine Kleider klebten an ihm vom Schweiß und vom Regen. Nur zu deutlich zeichnten sich die Höhe und Tiefen auf seinem Körper ab. Das schnittige Gesicht, ganz dem seines Vaters, dazu der schmale, Hals, die kräftige, starke Brust und die schlanke Taille. Es war eine stimmige Komposition aus Maxima und Minima, welche sein Relief ihm boten.
    "Nur warum war mir das so wichtig? Warum er? Warum Dante!?"
    Und dann konnte und wollte er es nicht noch länger aufschieben, legte seine rechte Hand auf die leicht entglößte Brust und Halsregion des schlafenden Dante und zitterte plötzlich am ganzen Körper, kaum dass er ihn berührt hatte und spürte, wie kraftvoll und regelmäßig sein Herz schlug.
    "Was passiert hier mit mir?"

    "Spürst du es? Natürlich. Wir alle drei tun es. Es ist zu viel ..."
    "Nein, es ..."
    "Doch, so ist es!"
    "Nein ... ... ... ja ..."


    Domenik flüsterte den Zauber und ließ seine Magie fließen und erhob sich langsam, nachdem er seine Hand von Dantes Oberkörper gelöst hatte. Für einen Moment hatte er nicht einmal das tun wollen.
    Blinzelnd kam Neros Sohn zu Bewusstsein, schüttelte den Kopf und fasste sich an die Schläfen. Er war einen Augenblick lang nicht Herrr seiner Sinne, das sah Domenik nur zu deutlich.
    "Wo bin ich ... DU! Wo hast du mich hingebracht?"
    Seine Worte wurden mit jedem Ton schärfer und er hatte sich inzwischen aufgerichtet und stand Domenik offen gegenüber.
    "Was soll das?", fuhr er ihn an und Domenik schien diese Frage sehr zu erregen.
    "Was das soll? Dasselbe könnte ich dich fragen."
    "Was soll das heißen?"
    "Wieso bist du hier? Warum musstest du kommen. Warum? Warum!?"
    "Ich verstehe nicht, der Orden schickte mich nach meinem vater und dann ..."
    "Der Orden! Dein Vater! Konntest du nicht Daheim bleiben? Verdammt!"
    "Domenik, ich ..."
    "Warum konntest du dich nicht aus der Schusslinie begeben? Verdammter Mist! Scheiße!"

    Domenik war außer sich, doch wusste er selber nicht, warum ihn das so schaffte, wie sollte er es dann Dante erklären, damit der es verstand. Es war so unglaublich. Das konnte doch nicht sein ...
    "Du verlierst ihn ..."
    "Nein, tu ich nicht!"
    "Schwester ..."
    "Ich sagte NEIN!"


    Domenik war noch so in Gedanken, dass er gar nicht merkte, wie Dante sein Schwert ergriffen hatte und es mit der Spitze auf ihn richtete. Unglauben stieg in ihm auf. Was sollte das werden?
    "Was tust du?
    "Domenik, was hast du getan? Wo ist Vic? Was ist hier passiert?"
    "Dante, ich ... du verstehst nicht ... es ist anders, als du denkst ..."
    Doch leider rumorte es jetzt auch in seinem Kopf und tatsächlich erkannte er selber nicht mehr den rechtfertigenden Grund für seine Taten. Da war ...
    Wieso sind da diese Gefühle. Schuldgefühle, Reue? Was hatte er nur getan ...?
    "Schwester mach was, sonst ist es zu spät ..."
    "Lass mich, das klappt schon, vertrau mir ..."
    "Vermassel es nicht!"


    "Du musst verstehen ... Dante ..."
    "Was? Mein Vater war gut zu dir, zu euch! Es hat dir an nichts gefehlt. Er liebt dich wie einen Sohn, siehst du das nicht? Und jetzt wendest du dich von uns ab und machst so eine Scheiße!"

    Er hatte Recht. Seit er Nero kannte, war er wie ein Vater für ihn. Ging mit ihm durch dick und dünn, brachte ihm alles bei, was er wusste, und Domenik nahm ihn als Vorbild, in manchen Dingen. Und doch ...
    Es gab immer wieder Augenblicke, da konnte er Neros Zweifel in seinen Augen sehen. Wenn sie sich gestritten oder Domenik bei eienr Aufgabe versagt hatte oder zu leichtsinnig gewesen war. Einmal hätte er um ein Haar den gesamten Gutshof durch einen Zauberfehler in Brand gesteckt. Nero war außer sich gewesen. Er hatte Domenik grün und blau geschlagen. Das war einer der schlimmsten Tage in seinem Leben. Nero war nicht wiederzuerkennen. Am nächsten Tag stand er vor der Tür, aufgelöst mit Tränen in den Augen und er tat ihm unendlich leid, was er ihm angetan hatte. Man konnte den Gedanken förmlich aus seinen Augen, seinem Mundwinkelzucken und seinem unsicheren Blick ablesen:

    "Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte das nicht tun dürfen. Weil er es nie und nimmer getan hätte."

    Und genau darum ging es, das hatte Domenik nach diesem Tag begriffen. Jedes Mal, bei jeder Entscheidung hatte Nero sich immer wieder diese eine Frage gestellt.

    "Hätte Callindor sich ebenso entschieden? Tue ich das Richtige?"

    Domenik erkannte dann mehr und mehr, unter welcher Last sein Lehrmeister, Freund und Vaterersatz zu leiden hatte, denn der Verlust seines Bruders hatte auch ihn schwer getroffen und war an ihm keinesfalls spurlos vorüber gegangen. Sicher, er verbarg es vor seiner Mutter und ihm, so gut er konnte, aber an jenem Tag vor der Tür, mit verweintem Blick, da hatte er zum ersten Mal seine Fassade nach all den Jahren sinken lassen. Weil er nicht mehr konnte. Und er hatte es ihm gesagt, direkt ins Gesicht.

    "Callindor hätte das nicht gewollt. Das weiß ich hundertprozentig. Es tut mir leid. Verzeihst du mir, mein Sohn ..."

    Danach lagen sie sich weinend in den Armen und Domenik fühlte sich ihm noch näher, als jemals zu vor. Weil Nero es zugelassen hatte. Die äußeren Wunden auf seinem Körper vergingen, doch die seelischen blieben, überdeckt von Schichten aus Freude, Lachen und Lächeln. Seine Mutter war eine Meisterin darin, sich zu verstellen, so wie es auch Nero gewesen war. Seit jenem bewussten Tag sah er seine Mutter auch anders. Als hätte man ihm die Augen geöffnet. Als wäre er vorher blind gewesen.

    Sie liebte seinen Vater. Das tat sie. Nur konnte er bis dahin nicht verstehen, warum. Es war doch nur eine Nacht! Er konnte es nicht nachvollziehen. Bis Nero sich ihm zeigte, den Schmerz zuließ. Weil Callindors Präsenz sein Herz erreicht hatte, sie verbunden waren über ein Band der Freundschaft und Liebe und mit seinem Verschwinden riss dieses Band und Neros Herz war verwundet worden und blutete aus einer kleinen Wunde. Es tropfte Tag für Tag, bei Sonne und Regen, Jahr um Jahr, nur hörte es nie auf, es wurde höchstens immer schlimmer. Es wollte nicht heilen. Und zum Teil sollte es das vielleicht auch nicht, weil sich Nero eine Mitschuld am Tod seines Bruders gab. Auch das hatte er ihm eines Tages offen gesagt, als sie so beieinander saßen und einfach nur die Sonne, die frische Luft und den Duft von Rebstöcken und der einsetzenden Blüte der Trauben genossen.

    "Ich hatte nicht erwartet, dass es so sein würde. Damals sagte ich mir, es könne nicht funktionieren. Mein Bruder wollte das nicht tun. Er war gern, wie er war. Ja, das kann ich dir versichern. Wir haben uns oft genug deswegen in die Wolle gekriegt. Denn er war, wie er war. Und trug sein Herz in der Hand und jeder, der ihn traf, wurde davon berührt. Ich ... wollte nicht, dass man ihm weh tat. Letztlich konnte ich es nicht verhindern. Hätte er von dir gewusst, vielleicht ... Er wäre ein wunderbarer Vater für dich gewesen, dass musst du mir glauben, denn so war er. Seine Familie ging ihm über alles. Er hat auch deine Mom geliebt, ganz bestimmt, für diesen Augenblick, doch reichte es nicht aus, um seine Zerrissenheit in ihm zu heilen. Er konnte nicht beides sein, verstehst du ... Wäre es doch nur anders gekommen. Wäre ich doch nur stark genug gewesen, ihm zu helfen, ihn zu heilen. Wozu bin ich ein Heiler, wenn ich es doch nicht verstehe?"
    Eine Antwort auf die Frage hatte Domenik nun gefunden:

    Weil es Dinge im Leben eines Menschen gibt, die man mit keiner Medizin und keinem Zauber heilen kann.

    Seine Mutter Serena litt auch an einer Krankheit, die man nicht heilen konnte, denn auch ihr Herz war durch Callindors Liebe berührt worden und es brach entzwei, als er sich von ihr löste. Immer wieder erinnerte er sich an diese Bilder vor dem Wandspiegel, wie sie sich das Haar kämmte und diese Melodie summte und ihm sagte, wie wohl und geborgen sie sich fühlte, als Callindor bei ihr stand und sie in den Arm genommen hatte. Seit diesem Tag lebte seine Mutter nicht mehr, sondern floh sich in diesen einen Moment, in dem sie glücklich war. Glücklich und geliebt von ihrem Mann, seinem Vater Callindor.
    Sie hielt sein Andenken in Ehren, blickte tagtäglich mit einem Ausdruck der Liebe und zugleich mit verzweifelter Trauer zu dem Bildnis des Hochzeitstages empor, welches in der Galerie des Eingangsflurs hing. Domenik meinte immer, dass sein Vater darauf zu distanziert wirkte, nicht bei der Sache. Doch nun erinnerte er sich an ein Detail, was ihm vorher entgangen war.
    Die verschrenkten Finger seiner Eltern, der Arm über der Schulter, der gesenkte Blick in ihre Augen. Voller Liebe und Zuneigung. Er hatte sich immer vorgestellt, dass es etwas anderes zu bedeuten hatte, doch nun realisierte Domenik endlich, dass er sich in eine Wunschvorstellung geflüchtet hatte. Ein Bild von seinem vater, in dem er ihn nicht lieben konnte, weil er auch seine Mutter nicht lieben konnte.
    Aber nun waren da diese Selbstzweifel, dass es vielleicht ganz anders war. Liebte er Serena, wenn auch nur in diesem Augenblick, wie es auf dem Bild zu sehen war und hätte er auch ihn geliebt und wäre bei ihnen geblieben, wenn er vom ihm gewusst hätte? Erfahren, dass er einen Sohn erwartete?

    Es war ein Tag im Winter, das wusste Domenik noch. Der Schnee war schon sehr zeitig gekommen und es war unsicher, ob die Weinstöcke es sicher überstehen würden. Seine Mutter und er hatten zu Abend gegessen und gingen wie so oft durch den Flur und sie sah das Bild, sah ihn, und seufzte.
    Domenik hatte sich gefragt, warum sie ihn so sehr vermisste, denn er wäre doch nur einen ganzen Tag ihr Mann gewesen. Sie lächelte ihm zu und strich ihm durch das dunkle Haar, welches er von seinen Eltern geerbt hatte.

    "Manchmal reicht schon ein Tag aus, um das Herz einer Frau zu erobern. Ich habe deinen Vater geliebt, Domenik. Leider hat meine Liebe nicht ausgereicht, um ihn zu retten."

    Seit dem Todestag seines Vaters hatte seine Mutter jeden weiteren Tag ein Stück mehr von sich verloren, als wäre auch sie an diesem Tag gestorben. Und zurück blieb die Hülle einer einst lebenslustigen Frau, die ihr Herz an jemanden verschenkt hatte, dessen einmalige Berührung die Welt eines Menschen auf den Kopf zu stellen und völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen vermochte. Als schwebe man auf einer Wolke, hoch oben im Himmel.
    Der Aufschlag auf dem Boden der Tatsachen war dann gleichsam schmerzhaft. Und daran zerbrach seine Mutter, Stück für Stück. So wie auch Nero zerbrach, und Vic, und all die anderen, denen Callindor seine Liebe geschenkt hatte und die unter seinem Verlust zu leiden hatten.

    "Domenik, warum tust du all das?"

    Er schreckte auf. Es war Dante, der ihn gefragt hatte und da merkte er, dass seine Gedanken abgeschweift waren.
    Was hatten sie ihm über seinen Vater gesagt? Das er sein Herz in der Hand trug? Was hieß das? Für ihn?
    "Domenik?"
    Sollte er auch so sein? Mutig und offen der Welt begegnen und seine Liebe mit seinen Mitmenschen teilen? Mit denen, die ihm wichtig waren? Auf einmal hämmerte sein aufgeregtes Herz ihm bis zum Hals. Er spürte eine nie geahnte Unsicherheit in sich aufsteigen, weiche Knie und Schmetterlinge im Bauch.
    Er schluckte schwer und fasste einen Entschluss.
    War er in dem einen Augenblick noch so fern, stand im nächsten Dante schon so nah, dass er seinen Atem in seinem Gesicht spüren konnte. Seine Hände umgriffen seine Handgelenke und mit einem Klirren ließ er das Schwert fallen, dass er just zuvor noch auf ihn gerichtet hatte.
    "Domenik, was hast du vor?"
    "Dante, ich ..."
    "Es wird immer schwächer, es ist zu spät."
    "Nein, noch nicht."
    "Domenik!"


    Doch er hörte die Blonde nicht länger, sondern war in einer Welt jenseits dieser Welt, in der nur er und Dante eine Rolle spielten. Alles andere war bedeutungslos geworden.

    "Ich ... es gibt da etwas ..."
    "Domenik ... nicht ..."
    "Ich wollte es dir schon so lange sagen."
    "Tu das nicht!"
    "Dante ich ... ich ..."

    Domeniks Finger umschlossen jene von Dante und hielten ihn fest, umschlangen seine Glieder gefühlvoll und zart, verschrenkten sich mit ihm und hielten ihn sicher fest. Unerschütterlich sah er ihm in die Augen, die von Unsicherheit und Zweifeln sprachen, zitterten und auch ängstlich waren. Er hätte in ihnen ertrinken wollen.

    Mit einem Klirren spürte und fühlte man das Zerbrechen des Zauberspiegels, in dem sie ihn gefangen hatten. Sie hielten es nie für möglich, doch irgendwie war es Domenik gelungen, ihren Bann aufzuheben. Die Blonde zitterte am ganzen Körper, als sie spürte, wie ihr Band zu ihm riss. Die Schwarze zitterte ebenso, doch vor Zorn und Angst, dass ihnen nun die Felle doch noch davonschwimmen würden.

    "Es ist zu spät, wir haben keine Wahl."
    "Ja"
    "... ... ... ja ..."


    Dante so nah zu sein, den Duft seines Haares zu riechen, seine Haut zu fühlen, sein Herz schlagen zu hören, das war ... unglaublich ... Dieser Augenblick sollte nie enden. Jetzt konnte er verstehen, was seine Mutter meinte. Wie geborgen sie sich in nur einem Augenblick eines Lebens gefühlt hatte. Ihm erging es gerade genauso.
    Doch plötzlich spürte er dort dieses Ziehen.
    NEIN!
    So durfte es nicht enden. Er musste diesen Moment festhalten, mit aller Kraft. Er wollte ihn nicht verlieren.
    "Domenik?"
    Es wurde immer stärker. Eine Kraft wollte ihn von Dante trennen, doch das konnte und wollte er nie und nimmer unter keinen Umständen zulassen. Jetzt oder nie. Sein Herz setzte aus, seine Beine sanken ab und der Griff seiner Hände verstärkte sich in denen Dantes, als er die dünne Kluft zwischen ihnen überwand und ihm die Lippen auf seine presste.
    Davon hatte er immer geträumt, seit dem Tag, als er merkte, wie attraktiv und anziehend er Neros Sohn fand, der für ihn bis dahin nie mehr als ein Bruder und Freund gewesen war.
    Fester und inniger zog er ihn an sich, als wolle er ihn in sich aufnehmen, presste und drückte mit seiner Zunge und forderte Einlass und nach einem Moment des Zögerns schoben sich die Zähne auseinander und seine Sinne überschlugen sich förmlich. Was für ein Gefühl! Wie das Erfüllen eines Wunschtraums. Und in ihm erstrahlte eine Kraft, von der er nie geahnt hätte, dass er sie überhaupt besessen hatte. Es wuchs mehr und mehr und tauchte ihn in ein Licht, so hell und strahlend.
    "Seht ihr das?"
    "Der Kristall, es muss sein Splitter sein!"
    "Das ist unsere Chance!"

    Ihre Zungen wanden sich wie Schlangen, die zu einer unbekannten Melodie tanzten und seine Liebe wuchs mit jeder Sekunde, die sie so nah und verbunden zusammen waren.
    Solange, bis der Bund riss.
    Der Zug, den er vor dem Kuss verspürt hatte, war stärker und stärker geworden, es zerrte ihn von seiner Liebe fort und sein Herz wünschte sich und schrie danach, dass Dante ihn retten möge. Doch in seinen Augen sah er es.
    Er würde es nicht können. Genauso, wie auch die Liebe seiner Mutter nicht ausgereicht hatte, Callindor zu retten. Doch er war ihm nicht böse. Nie hätte er schlecht über Dante denken können. So wie auch seine Mutter kein schlechtes Wort über ihren Mann verloren hatte. Nie ...
    "Es tut mir Leid ...", flüsterte er ihm zu, drückte ihm noch einmal einen Kuss auf, für den er alle Anstrengung seines Körpers aufwenden musste und dann konnte er es nicht länger verhindern. Tränen der Freude, des Glücks und der Trauer vermischten sich auf seinem Gesicht, als er nach hinten und fort von Dante gerissen wurden, sich ihre Hände von einander lösten und er wie eine Puppe durch die Luft geschleudert wurde. Alles ging so schnell. Er spürte noch den Luftzug an seiner Kehle, dann das Leuchten eines Lichts, das Glänzen eines Splitters.
    Das musste der Himmel sein ...

    Den Aufschlag auf den Boden spürte Domenik nicht mehr. Ebenso den Verlust seines so wichtigen Kristalls, der in seinem Hals gesteckt hatte und überhaupt erst für sein Leben verantwortlich war. All das spürte er nicht mehr. Und er brauchte es auch nicht mehr. Denn er fühlte noch immer die Feuchtigkeit der Lippen, die er geküsst hatte, fühlte noch immer den Herzschlag, der sich mit seinem vereinigt hatte, als wären sie eins.
    Er schloss einfach die Augen.

    ***

    Dante begriff nicht, was hier gerade passierte. Zuerst der Kampf, dann Domenik, seine Hände, der Kuss ... und dann?
    So schnell er konnte rannte er in die Richtung, in die sein Bruder und Freund fortgerissen wurde, stolperte mit Tränen in den Augen über die Unebenheiten der gebirgigen Pfade und stürzte sogar einmal und schrammte sich dabei schlimm das Bein auf, sodass Linien von Blut daran herabliefen.
    Doch das war ihm jetzt egal. Er musste Domenik finden. Er musste einfach!
    Schließlich fand er ihn. Eine leblose Hülle, den Kopf leicht zur Seite geneigt, doch lief fast kein Blut über die Wunde, die sich an der Kehle abzeichnete, als er den Kopf des jungen Mannes zur Seite drehte. Es sah so aus, als würde er schlafen. Doch etwas war hier nicht in Ordnung. Es war ... wie bei Serena ... genau ...
    Dante ließ Domenik zurück, für den er jetzt sowieso nichts machen konnte und rannte unter ignorierenden Schmerzen so schnell er konnte zurück zu dem Haus, zu seinem Vater und der Alten van Dressel. Sie würde Domenik helfen können. Sie musste es einfach tun. Er wollte Domenik nicht verlieren.

    "Vater!", schrie er aus vollem Hals, so laut er konnte, keuchte und japste, heulte und seufzte und sein Bein brannte vor Schmerz. Er musste Hilfe holen!
    "Vater, hör mich doch, bitte!"
    Er war völlig außer Atem, konnte keinen Schritt mehr gehen, seine Brust wummerte vor Anstregung und doch war dort niemand.
    "VATER!"
    Jetzt konnte er es nicht mehr zurückhalten. Seine Trauer überwand ihn, spülte ihn fort und Tränen rannen wie Bäche an ihm herab. Er hatte versagt.
    Die Stimme, die sich ihm näherte, nahm er nur wie unter einem Filter, schwach und dumpf wahr.
    "Dante!!! Bist du hier? Melde dich!"

    Und da sah er ihn auf sich zueilen. Sein Vater ...
    "Vater, ich habe dich gefunden ... ich habe... dich ... gefunden ...", flüsterte er und bekam bald kein Wort mehr heraus.
    "Es ist gut. Du bist in Sicherheit ..."
    "Domenik, er ... er, Serena ... er ... stirbt ..."

    Die Fassungslosigkeit in ihren Gesichtern vermochte nicht einmal im Ansatz zu beschreiben, wie aufgewühlt er sich in seinem Inneren fühlte.

    Callindor
    Geändert von Clan dv Dressels (11.12.2010 um 11:48 Uhr)

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    Dante hatte sie zu Domenik geszerrt und Nero kniete neben ihm nieder, sein Gesicht zeigte einen entspannten und glücklichen Ausdruck, ganz anders, als der Domenik der letzten Zeit. Nero war so erleichtert darüber, dass sie Dante wiedergefunden hatten, der sich mit sorgenvoller Mine neben seinen Vater gekniet hatte und schwer atmete. Domenik war soweit noch stabil, doch dann fiel dem Magier sein Hals auf, dieses dunkle Mal das sich dort ausbreitete. Nero schloss die Augen für einen kurzen Moment und unterdrückte seine aufkeimenden Gefühle so gut es ging. Er legte seine Hand an die Stelle und leitete Magie ein, doch nach kurzer Zeit schon wusste er, dass es so nicht weitergehen würde, zumindest hatte er ihn aufgeweckt. Nero blickte zu ihm herab, Domeniks Augen füllten sich mit Tränen.

    "Nero... ich... es tut mir alles so Leid... Ich war nicht...."

    "Ssschhh, ist gut Domenik, ich weiß, was dir wiederfahren ist... Es ist alles Gut..."


    Nero legte seine Hand auf Domeniks Stirn und lächelte ihn an, doch Domeniks Augen füllten sich weiter mit Tränen und auch Nero konnte nicht mehr umhin nun auch fast in Tränen auszubrechen, er würde sterben wenn sie keinen Weg fanden.

    "Ich werde sterben nicht wahr? Ich will nicht sterben! Ich habe so viele Fehler gemacht... ich... Mutter? Bist du da? Bitte, komm her! Mutter!!"

    "Ich bin hier..."


    Serena trat an Domenik heran, ergriff seine Hand und legte ihren Kopf auf seine Brust, beide weinten, Domenik stammelte und versuchte sich zu entschuldigen und schrie gegen den kommenden Tod an. Nero legte erneut die Hand auf die aufkommende Verwesung, versuchte sie zumindest zu verlangsamen.

    "Ludmilla!"

    "Was willst du?"

    "Du musst doch noch einen anderen Splitter haben!"

    "Nein..."

    "Doch! Serenas Splitter!"

    "Nein, den kann ich nicht verwenden!"

    "Warum nicht? Was bei Innos hindert dich daran?"

    "Er ist verseucht... er kann nicht verwendet werden..."

    "Aber Domenik braucht ihn, sonst stirbt er sicher!"

    "Ich sagte NEIN!"


    Der Magier stand auf und zückte einen kleinen Dolch, packte Ludmilla und umklammerte sie eisern, den Dolch am Hals haltend, er war außer sich vor Wut und er hatte es satt von dieser alten Vettel so herumkommandiert zu werden, nun war er dran.

    "Ich sage dir eins, Ludmilla, er ist wie ein Sohn für mich und ich trage die Verantwortung für ihn. Ich bin Callindor Crays Bruder und ich habe die Fürsorge für Domenik übernommen, und du wirst mir helfen ihn zu retten, denn ich werde ihn hier nicht sterben lassen, er wurde manipuliert und du wirst diesen verdammten Splitter verwenden, haben wir uns verstanden?"

    "Du wirst mir nichts tun. Du..."

    "Bist du dir da ganz sicher? Würdest du dein Leben wirklich darauf verwetten? Wenn Domenik stirbt weil du zu störrisch bist, dann wirst du gleich neben ihm liegen...


    Die Stimme des Magiers war kalt und berechnend, er hatte einen Eid geleistet und geschworen, dass Domenik nichts passieren würde, er plante nicht diesen Eid heute zu brechen.

    "Aber es könnte so viel passieren..."

    "Aber dann haben wir es wenigstens versucht!"

    "Nero ich...."

    "Verdammt Ludmilla! Tu einmal das richtige! Handle nicht nach den Vorschriften und stell dich über dein Wissen, vertraue endlich!"

    "Nero... ich... du hast recht... ich muss es versuchen... für Serena... für Domenik..."


    Nero ging zu Domenik, dies könnten die letzten Worte sein, die er mit ihm wechseln würde, er ergriff seine Hand und zwanng ihn dazu, ihn anzusehen, das dunkle Mal breitete sich weiter aus, aber er ertrug das besser als Serena, sein Mana war stark...

    "Domenik, ich vergebe dir, alles was du getan hast geschah unter bösem Einfluss und wenn ich es früher bemerkt hätte, dann hätte ich dich retten können... dann hätte niemand zu Schaden kommen müssen, doch deine Verzweiflung und Neugier machten die empfänglich für die Dämonen... Es ist allein meine Schuld, dass du hier liegst und ich werde dich nicht aufgeben! Verstehst du? Wir halten zusammen, egal was da kommt, du Dante und ich, wir werden noch sehr lange leben und wenn du über den Damm bist, dann werden wir zusammen alles daran setzen, dass alles anders wird, das verspreche ich dir..."

    "Aber...ich sterbe..."

    "Nein, das lasse ich nicht zu, und wenn ich mich selbst aufgebe um dich zu retten, es ist meine Pflicht und ich bin es dir schuldig!"

    "Vater..."

    "Nein Dante, es ist mein Entschluss, ich werde ihn retten..."

    "Nero..."

    "Ludmilla, tu es, jetzt!"

    "Nero..."

    "Domenik, halt die Luft an, das könnte schmerzhaft werden..."

    "Aber..."

    "Still... spare deine Kräfte..."


    Und damit legte Nero die Hand auf seine Wunde, drückte zu und nahm die Verwesung in sich auf, er schien nun auch mehr vertragen zu können, denn er konnte, während der Schmerz sich ausbreitete, Ludmilla dabei beobachten, wie sie den Splitter zum Hals führte... immer näher kam sie ihm... und schon hatte sie ihn erreicht... dann wurden sie alle umgestoßen. Ein starker Windstoß löste Neros Heilung und trug den Splitter aus Ludmillas Hand davon. Die Alte starrte in die Nacht hinaus, dem Splitter hinterher, Nero sah in die Richtung aus der der Windstoß gekommen war, sprang auf und beschwor wütend brüllend drei große Feuerbälle, schoss sie in flachem Winkel in die Dunkelheit und beschwor dann schließlich einen Blitz, der sich in mehrere kleine auffächerte und dann in die Dunkelheit jagte, er brüllte noch immer, kniete wieder neben Domenik nieder und hämmerte mit den Fäusten auf den Boden. Als er zur Ruhe gekommen war keuchte er vornübergebeugt dem Boden entgegen.

    "Warum...."

    Fragte der Magier erschöpft, warum passierte das alles? Warum musste es ausgerechnet geschehen? Domenik würde sterben...

  14. Beiträge anzeigen #54
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    Endlich hatte er sie erreicht. Er wollte nicht solange brauchen, aber Thea hielt ihn davon ab, zu zeitig einzugreifen. *Wegen der höheren Ordnung*, wie sie es nannte. Sie hatte ja recht und schlussendlich fügte sich Bastian. Trotzdem, es war sehr knapp geworden. Die drei Schwestern und Callindor waren fort, dass spürte er sofort und Vic ging es sehr schlecht. Zum Glück konnten sie den Lebensfaden noch reparieren und ihn vor dem Tod retten.
    Doch nun stand eine weitaus schwierigere Prüfung bevor.

    "Wer ist da, zeig dich!", schrie Nero blind vor Zorn und beschwor Feuerball um Feuerball und Blitz um Blitz, doch sie waren so ungerichtet und voller Wut, dass er sie leicht umgehen konnte.
    "Es tut mir Leid, aber ich kann es nicht zulassen, dass Domenik diesen Kristall bekommt.", meinte Bastian und trat ins Licht. Alle bekamen große Augen, allem voran Ludmilla und Serena, doch Nero beruhigte sich nicht.
    "Es tut uns leid, aber wir konnten nicht eher kommen ...", hörten sie auf einmal eine Stimme hinter sich und Thea trat heran.
    "Bastian, Thea?", fragte Serena verwundert und wusste nicht weiter, selbst Ludmilla fehlten die Worte, obwohl sie sonst so redegewandt war.
    "Was macht ihr hier?"
    "Wir lösen ein Versprechen, das noch nicht gegeben wurde. Verzeiht MyLAdy, aber vielleicht solltet ihr es nun wissen. Ich log euch an."
    "So wie auch ich ..."
    "Was meint ihr damit?"
    "Ihr werdet es sehen ..."

    Bastian seufzte, trat zu Thea und beide wurden umwoben von Luft, von Hitze und Magie und noch sahen sie betroffen, als sich das gestutzte graue Haar wand mehr und mehr, das Brünett wurde zu Rot, der Greis zum Jungspunt. Die Dame zum Mädchen. Nach ihrer Gestaltwandlung holte der junge Mann seine Brille aus der Brusttasche und setzte sie sich auf. Noch immer zierte ein Blick der Entschuldigung sein Gesicht.
    Dante war automatisch an Nero getreten, Ludmilla näher an Serena, die sich schützend über Domenik beugte.
    "Wer .. wer seid ihr in Wahrheit ..."

    Das Mädchen lächelte ein Sonenscheinlächeln und hakte sich bei dem jungen Bastian ein.
    "Mein Name ist Carston, dies hier ist Karissa. Wir sind ... anders, wie ihr gesehen habt. Aber wir wollen euch nichts tun. Hätten wir einen Grund, hätten wir euch jederzeit töten können oder was auch immer. Ihr habt nichts vor uns zu befürchten."
    "Warum seid ihr jetzt hier, was soll das alles?"
    "Callindor ..."
    "Callindor?"
    "Ja, er wird von uns ein Versprechen erhalten, nämlich, dass wir seine Familie schützen, deshalb sind wir vor Jahren zu ihnen gekommen. Und nun braucht der junge Domenik Hilfe, und wir werden ihm helfen. Doch nicht mit dem Kristall."
    Carston ließ ihn in seiner Hand hin und her kullern und die dunklen Schlieren darin waberten hin und her.
    "Nero, ich sagte dir doch, dass man einem alten Mann manchmal glauben sollte, und das dich deine große, vorlaute Klappe noch mal in Schwierigkeiten bringen würde. Nun, das hätte sie, denn Ludmilla hat Recht mit dem, was sie sagte. Ein verseuchter Kristall kann nicht helfen, er würde sich nur noch mehr mit der Verseuchung vollsaugen, anstatt den Wirt zu heilen. Hättet ihr Domenik den Kristall eingesetzt, er wäre unter eurer Hand gestorben. Deshalb sind wir hier und wir werden den Kristall heilen."

    Thea hatte mit Kreide einen magischen Zirkel auf den Boden gezeichnet und kaum war sie fertig, funkelte und blitzte die Farbe magisch auf. Was für eine Kraft.

    "Nero, als Heiler wird es deine Aufgabe sein, den Kristall zu säubern, dein Sohn kann dir helfen. Ludmilla, Serena und wir beide werden uns darauf konzentrieren, das die Seuche nicht in dich oder seinen Sohn eindringt. Habt ihr das verstanden?"
    "Was wird solange aus Domenik? Er hat keine Zeit mehr."
    "Keine Sorge, ich konnte ihn erstmal in eine Stasis versetzen und die Ausbreitung der Seuche verlangsamen, aber es sind nur Minuten. Deshalb kommt jetzt in den Kreis und lasst uns den Kristalls heilen. Ansonsten hat Domenik keine Chance, das hier zu überstehen."

    Karissa wandte sich ab und ihr feuerotes Haar tanzte im Wind, zuckte wie elektrisiert, als sie den Zauberkreis betrat und hielt Carstons Hand, als dieser an ihre Seite trat. Er lächelte ihr zu.

    "Bitte, vertraut uns. Es ist seine einzige Chance."

    Einladend hielt er die Hand hin und wartete, dass sie folgen würden.

    Callindor
    Geändert von Clan dv Dressels (11.12.2010 um 14:52 Uhr)

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    Nero kannte die Beiden noch sehr gut und ihnen vertraute er nicht mehr als allen Anderen. Sie waren ihm immer ein unbeschriebenes Blatt geblieben und noch immer wusste er nicht, was er von ihnen haalten sollte. SIe standen da wie die Helden, die sich nun aufspielten um Domenik zu retten, sie würden schon erkennen, was es bedeuten würde, wenn sie dabei versagten. Mit einem leichten Zögern war er jedoch der erste, der den Beiden folgte, und dabei Ludmilla und Dante mit sich zog, denn er packte ihre Hände und trat mit ihnen in den Kreis, die anderen folgten ihnen ebenfalls. Er atmete tief durch, eine Kristallheilung hatte er nur in einem Buch gesehen, besser gesagt vage davon gelesen, nichts genaues, doch es brauchte eine Menge Magie um dies zu bewerkstelligen. Er atmete tief durch, und als sich alle bei den Händen gefasst hatten, der Kristall lag vor ihnen auf dem Boden, pulsierte dunkel, dunkle Magie umgab ihn. Der Magier nickte und verband sich mit der Magie der anderen, schloss die Augen und plötzlich waren sie alle eins. Er sah die Ereignisse früherer Tage von Karissa und Carston, Serenas Gedanken waren erfüllt von Callindor, von dem einen Tag den sie ihn lieben konnte, ihre Angst, ihre Verwirrung, ihre Trauer. Neros Herz wurde schwer, denn auch er hatte an diesem Tag den mit wichtigsten Menschen in seinem Leben verloren, und sein Sohn sollte nun nicht sterben müssen. Ludmilla, wie sie ihn damals fast in den Tod gebracht hatte, seine Hinrichtung war schon so gut wie beschlossen gewesen, doch auch ihre gemeinsame Zeit und wie die Wunden heilten und sie sich respektieren lernten. Dante, sein Sohn, dachte jedoch ausschließlich an Domenik, ihre gemeinsame Lehren, die Trainingsstunden, die Streite mit Nero, die Versöhnungen, die leidvollen Auseinandersetzungen und ihr Treffen kurz bevor sie Domenik gefunden hatten... Er dachte dabei an einen Kuss... Ganz der Vater, dachte sich der Magier dabei und lächelte stumm, Dante war zwar nicht der Richtige dafür, aber was sollte er tun, jetzt war es wichtiger, den Kristall zu heilen und vielleicht würde dieses Ereigniss Domenik genug Lebenswillen geben um es zu überleben.

    Der Magier öffnete die Augen, Magie ging von den Anwesenden aus und verband sich mit dem Kristall und dieser begann sich zu heben, stieg auf vom Boden und gelangte dann auf Augenhöhe an, pulsierte und dann schoss ein Licht von jedem einzelnen in verschiedenen Farben auf den Kristall zu und bald schon leuchtete er weiß auf, wurde begleitet von dem Gesang der beiden Retter und erstrahlte dann plötzlich ganz hell bevor er durchsichtig wurde und wieder langsam zum Boden schwebte. Schnaufend kamen alle auseinander und Ludmilla barg den kostbaren Stein, sie murmelte vor sich hin geheilt...geheilt...endlich...

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    Der Kristall lag in ihrer Hand und pulsierte kraftvoll, rein und darauf wartend, benutzt zu werden. Und das würden sie jetzt auch tun. Es wurde allerhöchste Zeit.
    Ohne Umschweife trat Ludmilla aus dem magischen Zirkel, ignorierte die anderen völlig, die sich von der Säuberung noch erholen mussten und widmete sich voll und ganz ihrem Großenkel. Sie hatte es viel zu lange so weit schleifen lassen. Ihr war gar nicht bewusst geworden, wie katastrophal die Zustände auf ihrem Weingut inzwischen waren. Oder wollte sie es nicht sehen? Schließlich war sie es selbst, die sich lieber mit ihren Kollegen und Koleginnen des Ordens traf, als für ihre Enkelin und deren Sohn da zu sein. Sie hatte nicht einsehen wollen, welch einen Einfluss Callindor Cray auf sie genommen hatte, sogar nach seinem so tragischen Tod. Hier, jetzt in diesem Augenblick, gestand sie es sich ein und würde seinem Tod ehrenhaft gedenken, auch wenn ihr Umdenken viel, viel zu spät einsetzte.
    Sie erreichte Domenik, kurz bevor auch die anderen zu ihr stießen. Ihr fiel erst jetzt auf, wie schwach und langsam sie geworden war. Die letzten Stunden hatten sie um Jahre altern lassen.
    "Ist es noch rechtzeitig?", fragte Dante besorgt und hielt die Hand von dem schlafenden Domenik, der so friedlich und lieb aussah, wäre da nicht die schwarze Flechte, die sich von seinem Hals weiter und weiter ausbreitete.
    Mit wenig Feingefühl presste Ludmilla den magischen Kristall in die Wunde und nähte die offene Wunde zu. Nun hieß es abwarten.
    Zum Glück für alle Anwesenden mussten sie nicht lange auf eine Reaktion warten. Serena bemerkte es als erste, sank auf ihre Knie und weinte, ihres Sohnes Hand haltend. Die Seuche und Flechte bildete sich zurück. Er war über den Berg, Domenik würde es schaffen.
    Sie lachten und weinten gleichermaßen, doch diesmal vor Freude, ja selbst die sonst so abgeklärte und kühle Ludmilla konnte sich einige Tränchen nicht verkneifen.
    "Danke", sprach irgendwann Serena und wandte sich an Carston und Karissa, die etwas abseits der Gruppe standen und ihr nur entgegen lächelten.
    "Es war uns ein Vergnügen. Und ein Bedürfnis. Leider ist es noch nicht vorbei."
    "Sie haben recht", bestätigte Nero ihre Aussage und sah dann zu Serena, die ihn wiederum fragend anblickte.
    "Serena, vorhin, das war wirklich Callindor. Es ist eine lange Geschichte, und ich fürchte, wir haben nicht die Zeit, das jetzt alles zu erklären. Die drei Schwestern, die du gesehen hast, sie verfolgen Callindor und mich schon seit zwei Jahrzehnten, doch bis heute ist unklar, weshalb."
    "Der Ring ..."
    Domenik hatte gesprochen. Unglaublich! Die Schwärze auf ihm war fort, seine Gesichtsfarbe kräftig fleischig und er strahlte eine innere Kraft aus, die Ludmilla in ihm noch nie gesehen hatte. Die Magie des Kristalls war phantastisch.
    "Domenik, mein Schatz, ruh dich aus, überanstreng dich nicht. Das hat Zeit."
    Serena streichelte seine Hand und liebkoste sein Haar, küsste ihm die Stirn und war in diesem Augenblick eine glückliche Mutter, die beinahe ihr einziges Kind verloren hätte.
    "Nein ... Nero hat recht. Ich ... es tut mir leid. Sie haben mich benutzt, die ganze Zeit. Ich dachte, ich würde das Richtige tun, aber nun ..."
    "Was wollen sie von Callindor, und was für einen Ring meinst du?", fragte Nero und man spürte die Aufregung in seiner Stimme.
    "Genaues weiß ich nicht. Aber offenbar ist mein Vater im Besitz von einem magischen Ring, so kraftvoll und gefährlich, weil er aus reinem Licht besteht und in der Lage ist, Kreaturen der Dunkelheit zu vertreiben."
    "Der Ring ...", sprach Nero atemlos und fiel nach hinten gegen einen Felsen und hielt sich fest.
    "Du weißt, wovon er redet?", wollte Serena wissen, und Nero nickte.
    "Damals hat Callindor mir geholfen, mich von einem Übel, dass meinen Arm befallen hatte, zu befreien. Mit Hilfe des Rings des Lichts ist ihm dies auch gelungen. Das reinigende Licht hat den Dämon zerstört. Und ich war frei."
    "Nero, da ist noch etwas ... ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, aber sie sagten, ich solle warten, bis dies passiert war, und Callindor nicht vorher mitnehmen. Anfangs dachte ich, sie wollten dich nicht sterben lassen, aber mittlerweile scheint es, als wollten sie an den Ring kommen, die ganze Zeit über."
    "Aber warum?"
    Ludmilla hatte diese Frage gestellt, und sie war wohl die Wichtigste von allen, die es derzeit zu beantworten gab.
    "Ich weiß es nicht, tut mir Leid."

    Domenik weinte, sah so hilflos aus und vergrub sich in den Armen seiner Mutter. Die traute Idylle wurde jäh von Neros Worten unterbrochen, die so unglaublich klangen, dass Ludmilla sie erst nicht glauben konnte.
    "Ihr wusstet davon, richtig?", fragte Nero wissend und richtete seinen Blick auf Carston und Karissa. Sie nickten und versuchten nicht, sich raus zu reden.
    "Wir hatten den Verdacht, aber wir durften nicht eingreifen. Es uns nicht gestattet. Erst jetzt können wir euch helfen, aber letztlich seid ihr es, die das Übel abwenden müssen. Es tut mir Leid, aber mehr können wir nicht tun."
    "Dann lasst uns meinen Vater retten!", beschwor Domenik und hatte sich inzwischen in die Senkrechte gestemmt. "Er soll nicht meinetwegen sterben. Das verkrafte ich nicht noch einmal."
    "Ja, ich bin auch der Meinung", pflichtete Dante ihm bei, und als sich ihre Blicke trafen, mussten sie beide lächeln. Doch es sah eher verlegen aus. Domeniks Wangen erröteten. Was ging zwischen den beiden vor?
    Aufbruchsstimmung machte sich breit, doch Carston machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.
    "Leider gibt es da noch ein Problem, um das wir uns zuerst kümmern müssen. Und das betrifft dich, Nero."
    "Mich? Wieso?"
    Carston setzte die Brille ab, putzte die Gläser darin und setzte sie sich wieder auf. Es dauerte eine Ewigkeit, aber der seltsame Mann ließ sich nicht hetzen.
    "Nun sag schon!"
    "Das ist das Problem, Nero. Du bist zu ungeduldig. Das wird einmal dein Tod sein. Faktisch gesehen bist du schon tot."
    "Wie bitte?"
    "Um das zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen. Du weißt doch noch, wie Ludmilla damals Callindor wegen dem Heiratsvertrag so zugesetzt hat, richtig? Er hat sich das Leben genommen, auch das wisst ihr. Doch aufgrund von Domeniks Zauber und dem Eingriff in diese Zeit damals, hat sich eure Vergangenheit verändert. Domenik hat seinen Vater zu einem Zeitpunkt aus dem Strom der Geschichte entfernt, der inzwischen einen kritischen Moment erreicht hat. Versuch dir einmal vorzustellen, was passiert, wenn Callindor verschwindet, ein hitzköpfiger Nero dies verhindern will und dabei seinen Bruder so sehr verletzt, dass es so scheint, als würde er sterben? Erinnere dich an den Vertrag der van Dressels. Ludmilla, was hättest du getan?

    Die Alte überlegte nicht lange. Ihr war klar, worauf das Pärchen dort anspielte.

    "Ich hätte Nero für diese Tat zur Rechenschaft gezogen, schließlich hat er meiner Enkelin den Mann geraubt. Ein Leben für ein Leben."

    Nero sah sie an, sie sah ihn mit unerschütterlicher Miene an, dann schaute er zurück zu Carston und Karissa.
    "Und genau das ist passiert. Die Ludmilla aus jener Zeit hat genau dies getan und wenn wir nichts unternehmen, wird ihr Unternehmen Erfolg haben, und Nero wird sterben."
    "Das ist doch Schwachsinn, Vater. Du bist doch noch hier. Wenn sie die Wahrheit sagen würden, wie kannst du dann ... Vater? Vater ..."

    "Deine Vergangenheit verändert sich langsam, Ereingnisse von damals verwischen, andere kommen hinzu. In deinem Leben hat es diese Verhandlung nie gegeben, und doch erinnerst du dich daran."
    "Ja, das stimmt, jedoch nicht an alles. Es sind nur Bruchstücke. Ludmilla und ich, Vic ..."
    "Das liegt daran, dass die Zeit noch nicht so weit vorangeschritten ist. Uns bleibt nur noch wenig Zeit."
    "Was können wir tun?"

    Carston rieb sich die Hände , kratzte sich am Kinn und stieß dann einen Seufzer aus.
    "Wir sollten dies eigentlich nicht tun, aber Callindor hat uns gebeten, auf seine Familie aufzupassen. Das schließt auch dich ein. Wir werden versuchen, in diese Zeit zu kommen, Nero irgendwie zu warnen, oder Ludmilla davon zu überzeugen, es nicht bis zum Äußersten kommen zu lassen. Vielleicht können Bastian und Thea sie umstimmen."
    "Darauf würde ich nicht setzen ...", sagte Ludmilla kühl und schaute sie an.
    "Wieso nicht?"
    "Wenn es stimmt, was du sagst, dann ist sie im Moment sehr reizbar und für Argumente nicht zugänglich. Ich muss es schließlich wissen, oder nicht?"
    "Was können wir da tun."
    "Hier, nimm dies."
    Ludmilla zupfte an ihren Hals und zog dann ein unscheinbares Amulett unter ihrem Kleid hervor. Ein kleiner Rubin war darin eingefasst, umgeben von Brillianten, die alle in verschiedenen Farben leuchteten. Carston ließ es in seine Hand fallen und wiegte es darin hin und her. Die Glieder der Kette raschelten flüsternd dabei. Kurz darauf verschwand es in seiner Hosentasche.
    "Es hat meinem Mann gehört. Er hat es mir *als Geste des Vertrauens* geschenkt. Ich denke, wenn du ihr hiervon erzählst, aber nur ihr, dann wird sie euch glauben, und Nero nichts antun."

    "In Ordnung, Carston, oder wer immer du bist, ich glaube euch. Was müssen wir jetzt tun?"
    "Mir kommt als Einziges eine Astralprojektion in den Sinn, für komplexere Zauber bleibt nicht mehr genug Zeit. Dabei werden wir deine Gedanken brauchen, um in die richtige Zeit zu kommen. Die Projektion muss aber stark genug sein, damit unsere Körper dort lang genug Bestand haben, und wir nicht verschwinden, bevor wir unseren Auftrag erfüllt haben. Einen zweiten Versuch haben wir nicht. Außerdem kann ich nicht abschätzen, ob es ungefährlich für dich ist, schließlich spielen wir hierbei mit deinen Gedanken herum."
    "Ich bin auch ein Heiler. Ich werde meinen Vater überwachen."
    "Genauso wie ich", fügte Domenik hinzu und legte sie Nero auf die Schulter.
    "Zusammen schaffen wir das."

    "Aber nicht ohne mich, damit das mal klar ist!"

    Alle Versammelten sahen überrascht in dieselbe Richtung und im Schein der Fackeln erschien Valen, diebisch grinsend. Sein Hemd war zerfetzt, die Kehle blutig, die Hosenbeine ebenso bespritzt. Das Haar war zerzaust und machte aus ihm eine Vogelscheuche. Das entgegen der Gepflegtheit und Würde, die Valen sonst ausstrahlte. Das Bild war geradezu verstörend.

    "Wo kommst du denn plötzlich her? Und was ist passiert?"
    "Während ihr hier Händchen gehalten habt, hab ich mich auf die Spur von Callindor begeben, den scheint ihr ja alle vergessen zu haben."
    "Halt die Klappe, sonst ...", fuhr Dante auf und wollte schon handgrefilich werden. Nero ging dazwischen, seinen Sohn mit einem scharfen Blick strafend.
    "Dante. Lass das! ... wie ist es gelaufen?"
    "Das Gute ist, ich habe sie gefunden. Und Callindor geht es den Umständen entsprechend gut. Auch wenn er sich etwas verrückt verhält, aber das ist ja nichts Neues. Inzwischen ist er aber wirklich abgehoben. Und habt ihr gesehen, was er für Klamotten trägt, also ..."
    "Valen ..."
    "Um zum Punkt zu kommen, sie waren doch stärker, als ich mir das gedacht hatte. Zum Glück konnte ich ihnen entkommen. Gerade so. Offenbar sind sie gerade zu beschäftigt, um mich zu verfolgen."
    "Und weißt du, was sie vorhaben?"
    "Es hat etwas mit einem Ring zu tun, den Callindor bei sich trägt. Er scheint ihn zu schützen und sie wollen ihn schwächen, um ihn zu bekommen."
    "Deshalb die Kristalle ..."
    Nero wandte sich zu Domenik, der nur matt seufzte.
    "Hmm?"
    "Ich habe meinem Vater Kristallle eingesetzt. Dunkle Kristalle. Sie verleihen Kraft, doch sie verdunkeln auch seinen Geist. Die Blonde hat mich damals überzeugt. Ich war so wütend auf ihn. Ich wollte ihm nur Schmerz zufügen, weil ich mich so verletzt fühlte. Verdammt ... ich habe alles kaputt gemacht."
    "Noch ist es nicht so weit", meinte Ludmilla überraschend forsch und mutig und rieb Domenik über den wuscheligen Kopf.
    "Hast du noch mehr herausgefunden? Was sie mit dem Ring vorhaben?"
    "Nein, tut mir Leid. Ich hörte nur etwas von einem Ort, zu dem sie wollen.
    "Ein Ort?"
    "Ja. Avaron ..."

    Ludmilla hörte Carston und Karissa nach Luft schnappen. Ihr Blick ließ einem das Blut in den Adern gefrieren.
    "Was ist los mit euch?"
    "Wir müssen uns beeilen. Es wird sie Zeit kosten, dort hin zu kommen. Doch auch nicht ewig."
    "Ihr wisst also, wo dieser Ort ist?"
    " ... ja ... aber zuerst müssen wir Nero retten.
    "Nicht ohne mich, wie gesagt. Entweder ich geh mit, oder keiner geht. Keine Diskussion."

    Es war entschieden. Es dauerte nicht lange, da waren die rituellen Vorbereitungen abgeschlossen, Tees gekocht, Arzneien zusammengerührt und magische Rezitate zusammengetragen. Sie machten all das in Vics Hütte, der, mit der Hilfe von Carston und Karissa, nach der kristallentnahme doch nicht umgekommen war. Auch wenn es sehr knapp war und sein Leben an einem mehr als hauchdünnen Faden hing. Domenik machte sich noch immer Vorwürfe deswegen. Vic lag derzeit im Koma, ruhte sich aus, und die zeit würde zeigen, ob er sich von den Qualen der Folter erholen würde können.
    Kurz vor dem Beginn des Zaubers wandte sich Nero an Valen und flüsterte ihm ins Ohr.
    "Willst du die beiden überwachen, oder warum willst du unbedingt mit?"
    Valen grinste ihn spitzbübisch an und meinte dann:
    "Ich will dir helfen, so wie sie auch. Nur mach ich das auf etwas ... subtilere Weise. Lass mich nur machen, du wirst sehen. Callindor bedeutet mit noch immer etwas, auch nach all dieser Zeit. Und du ebenso. Ich werde es schon schaffen."
    "Aber umziehen solltest du dich bei Gelegenheit."
    "Wohl wahr. Zum Glück kenne ich da einen Innospriester, der fast die gleiche Kleidergröße hat, wie ich. Stört es dich, wenn ich mal in deinem Kleiderschrank stöbere?"
    "Würde es dich davon abhalte, wenn ich nein sage?"
    Valens Grionsen wurde breiter und breiter und überstrahlte sein düsteres Gesicht. Manchmal vergaß man richtig, was er eigentlich war, so menschlich kam er einem vor.
    "Dacht ich mir ..." resümierte Nero und grinste dann auch, Valens Lachen war beinahe ansteckend.

    "Lass uns endlich mit der Show anfangen, ich brauche wirklich frische Klamotten!", jammerte Valen und saß als erstes im Ritualkreis, den Carston und Karissa dafür vorbereitet hatten und ihm sodann bald folgten. Nun fehlte nur noch Nero, der seine Gedanken und Erinnerungen dafür opferte, sich selbst retten zu können. Ob es klappte, stand noch in den Sternen.

    Callindor
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    Carston flüsterte die Silben der antiken Sprache, die Symbole auf dem Boden begannen zu schimmern, leuchteten mehr und mehr, Stöße von Farbenspielen umfingen den Zirkel in Lichtbögen, zu anfang weiß, dann gelb, später, blau, violett. Es wurde ein Prisma des Lichtspektrums.
    Am Ende waren Nero, Valen und das Pärchen innerhalb der Halbkugel eingeschlossen. Nichts drang mehr an sie heran. Dort war nur noch ein Gedankenstrom, ein Wille. Neros Erinnerungen.
    Carston schloss die Augen, hielt die Hand seiner Freundin Karissa und nickte ihr zu. Dann reichte sie Valen die ihre und dieser legte seine scharfen Krallen in ihre zartfühlenden, feingliedrigen Finger. Mit der rechten Hand berührte Carston Neros Stirn und spürte sofort den Strom der Magie, die Stöße von Bildern, von Gefühlen und Gedanken.
    Das Schreien eines Babys, das Gesicht einer lächelnden Mutter. Weiter suchte der Gestaltwandler in Neros Innerstem, ließ sich Visionen zeigen von Zeiten der Einsamkeit in Varant, dem Fortreißen von seiner Familie, dem wachsenden Groll auf seine Umwelt - und auf sich selbst. Und dann berührte jemand sein Herz. Zuerst dachte Carston, es wäre der Moment gewesen, als Nero in den Orden aufgenommen wurde, den er als Rückzugsort und Schoß willkommen hieß.
    Doch es war Callindor, der mit seinem Lächeln und seiner Art das Herz des verschlossenen Mannes erreicht hatte. Eine Szene einer Prügelei folgte, in dem Callindor und Nero Seite an Seite kämpften. Es waren betrunkene Tavernengäste gewesen, die Callindor beschimpft hatten. Etwas mit Weichspüler und Warmduscher ...
    Und obwohl Nero ihn kaum einen Tag kannte, setzte er sich für ihn ein, und gewann dessen Freundschaft damit. Seitdem umfing sie ein Band der Brüderlichkeit, auch wenn es nur zu oft Streit und laute, aber eben auch ehrliche Worte gab, sie verloren sich nie, sondern folgten einander, mochte der Abstand auch noch so weit gewesen sein.
    Es zeigte sich, dass mit jedem Wort, jedem Streit, jeder Versöhnung und der Unterstützung der Zusammenhalt dieser beiden so unterschiedlichen Männer intensiver wurde, anstatt daran zu zerbrechen. Als wären sie Seelenverwandte.
    Nun ja, verwandt waren sie nicht wirklich, zumindest nicht über das Blut, wie sich durch die abtrünnige Paladina Samantha herausstellte. Sie waren Halbbrüder, der eine geboren, der andere adoptiert. Doch hier reinigte ein, wenn auch heftiges, Gewitter die Wogen und sie hielten zusammen. Auch wenn Callindor bald darauf viel unternahm, um es anders aussehen zu lassen. Aber nur, um Nero zu retten. Eine Hinterlist hier, eine Scharade da, und am Ende war es gelungen. Der Dämon zeigte sich, wurde ... was ist das? Oh mein Gott ...
    Carston atmete scharf aus, atmete schneller, bekam plötzlich keine Luft mehr und er fühlte sich schlecht.
    "Was ist los? Kommen wir zu spät?", fragte Karissa, und schaute ihn besorgt an.
    "Nein .. nein, Liebes, alles ... gut. Ich war nur ... lass uns weiter machen ..."
    Er zauberte ein verzerrtes Lächeln auf sein Gesicht, dass mehr Schmerz als Liebe zeigte, er spürte es genau, doch nachdem, was er hier sehen musste, war es jetzt absolut klar, dass ihnen die Zeit davonlief. Schneller und schneller blätterte Carston durch die Erinnerungen, nahm nun keine Rücksicht mehr auf Nero, der mehr und mehr unter der Last der Bilder zusammenzubrechen drohte und immer lauter aufschrie vor Schmerz. Doch er musste es tun, er hatte keine andere Wahl. Es gab keine Alternative. Jetzt nicht mehr ...
    Das Stöhnen, Ächzen und Schreien von Nero übertönte bald den Singsang des Zaubers, den sie gewirkt hatten, jede Faser in Carstons Körper war angespannt, er musste die Erinnerung finden. Doch es waren so viele, ein Durcheinander von Worten, Gesprächen und Handlungen.
    Da!
    Er stoppte bei einer Vision von Nero, wie er umgeben von Sylwina stand, vor ihm die heroische Gestalt von Ludmilla, samt zweier Leibwachen. Es war kein Freundschaftsbesuch.
    Ludmilla drohte Nero dabei an, ihn zur Verantwortung zu ziehen für seine Taten, dem Mord an Callindor.
    Ja, er war fast da, nur noch ein Stück.

    Er wollte gerade weitermachen, da erfasste ihn eine Welle der Magie, anbrandend an seinen Körper, dass er sofort aus Neros Kopf flüchtete, Karissa ansah und wartete. War das real, oder die Auswirkung von Neros Gedanken?
    "Was ist? Hast du es erreicht?"
    "Schhh ... still. Spürst du das?"
    Sie horchten auf, doch innerhalb der Halbkugel war es ruhig. Nero war an sie Schulter von Valen gekippt und stöhnte leise, aber nicht mehr vor Schmerz. Die Emotionen in ihm schienen nun abzuebben. Dummerweise hatte Carston die Suche nicht komplett beenden können. Mit anderen Worten: Nero durchlebte diese Gedankensequenz, er mit Sylwina und Ludmilla und den Wachen in seinem Haus, wieder und wieder und wieder, wie in einer Endlosschleife. Und wenn er das nicht schnell behob, würde der Innospriester daran zugrunde gehen. Sein Gehirn würde den Stress nur eine begrenzte Zeit aushalten, danach würden sich nach und nach Organsysteme abschalten, bis Nero sterben müsse, gefangen in seinen Gedanken, nichts davon merkend.
    Es passierte nichts mehr, sodass Carston zu dem Schluss kam, dass es tatsächlich nur eine Einbildung war.
    "Hab mich wohl geirrt. Ich bin fast fertig ..."
    Doch seine beruhigenden Worte sollten im nächsten Moment in das komplette Gegenteil umschlagen. Denn die Woge der Magie überflutete den Zirkel förmlich, wie eine Flutwelle hätte es sie davongespült. Selbst Valen schien es wahrzunehmen.
    "Etwas kommt auf uns zu. Und es ist sehr mächtig. Eine gewaltige Kraft."
    Die Kraft von Callindor oder einer der Schwestern war es nicht, die hätte er erkannt. Wer blieb dann noch übrig?
    "Oh nein!", stieß Carston aus und schaute Karissa mit angstvollem Blick an.
    "Es ist Vic! Und er ist sehr verwirrt. Seine Kraft sprengt fast den Rahmen. Seine Rachegelüste kann ich schon auf der Zunge schmecken, so offensichtlich schwappen sie aus ihm heraus und überfluten das gesamte Gebiet. So eine Kraft ..."
    "Was machen wir jetzt? Sind wir hier drin sicher?, fragte Valen und versuchte, Nero zu wecken. Er konnte im Moment bestimmt eine Hilfe sein, doch Carston entzog ihm jegliche Hoffnung.
    "Es wird nichts nützen, Nero ist noch immer verzaubert und ich habe jetzt keine Zeit mehr, das zu beheben. Vic ist dort draußen, und jemand muss sich ihm entgegenstellen. Sonst wird er ihn töten."
    "Du meinst doch nicht ..."
    "Doch, Geliebte. Er will zu Domenik. Ich sehe seinen Zorn, seine Trauer und seinen Willen, deshalb zu töten. Ich muss ihn stoppen, es ist meine Pflicht."
    "Ich helfe dir!", setzte sie sofort an, doch Carston ergriff ihre Hand und verweigerte das strikt.
    "Nein! Du musst hier bei Nero bleiben, und bei Valen. Du musst ihn schützen. In seinem geschwächten Zustand ist er eine leichte Beute für Vics Magie. In seiner Raserei bringt er uns Vic vielleicht noch alle um. Du musst den Zirkel aufrecht erhalten, sonst ist alles verloren. Nero muss überleben!"
    "Wieso? Was hast du gesehen?"
    "Nicht jetzt. Tu einfach, worum ich dich bitte, vertrau mir. Warte, bis ich zurück komme, dann machen wir weiter. Bis dahin, komm mir nicht nach, egal was du zu spüren glaubst. Folge mir nicht!"
    Carston drückte Karissa einen Kuss auf den Mund und war aus dem Zirkel verschwunden. Hinter sich spürte er noch, wie Karissa die Barriere verstärkte.
    Gut.

    "Leute, passt auf, Vic ist hier!"

    Callindor
    Geändert von Clan dv Dressels (16.12.2010 um 12:02 Uhr)

  18. Beiträge anzeigen #58
    Waldläufer
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    Die Halbkugel pulsierte, doch bekamen sie nicht mit, was darunter geschah. Serena hielt Ludmillas Hand, Domenik hielt sich an seiner Mutter. So nah und innig, das war ein seltenes Bild. Das hätten sie schon viel eher mal machen sollen.
    Während dieses Zuschauens stahlen sich seine Blicke immer wieder zu Dante, der sehr besorgt zu dem Zirkel hinblickte und sicher an seinen vater dachte. Seinen Vater ... Domenik hatte so viel falsch gemacht, und jetzt auch noch die Sache mit Dante. Wie sollte er dieses Thema anfangen? Es baute sich wie eine unüberwindbare Hürde zwischen ihnen auf und schon so oft hatte es der junge Mann versucht, aber immer verließ ihn der Mut, auf Neros Sohn zuzugehen. Leider - oder zum Glück - machte auch Dante keine Anstalten von sich aus, ihn darauf anzusprechen. Sicher würde er ihm dafür eine Ohrfeige verpassen, oder Schlimmeres, weil er den Augenblick damals so schamlos ausgenutzt hatte. Aber der Kuss war schön. Ihre Verbindung viel intensiver, gefühlvoller, als es sich Callindors Sohn vorgestellt hatte.
    Er war völlig in Gedanken versunken und versuchte sich daran zu erinnern, doch es verwusch mehr und mehr. So hörte er die Worte von Carston so spät, um fast nicht mehr darauf reagieren zu können.

    "Vic ist hier!"
    Vic? Domenik hatte gedacht, dass Vic tot sei, durch seine Hand gestorben, bei dem sadistischen Plan, den Kristall aus dessen Hals zu entnehmen. Er war dabei wenig zimperlich vorgegangen. Scheinbar doch nicht zu weit. Er hatte sich schon Vorwürfe deswegen gemacht. Aber zum Glück war es anders.
    Hoffentlich würde er sich bei ihm entschuldigen und die ganze Sache aufklären können. Sicher verstand er es danach, warum er so handelte.
    Doch dazu kam er gar nicht, denn plötzlich fühlte er, wie sich eine Hand um seinen Hals legte, und zudrückte. Doch da war keine Hand, oder Klaue. Aber trotzdem spürte er das Quetschen der Haut, das Zusammenpressen der Adern. Röchelnd ging Domenik in die Knie, versuchte bei Atem zu bleiben, doch die unsichtbare Hand schloss sich weiter und weiter um ihn. Bald würde er ersticken oder sein Genick würde brechen. Sein Tod war unausweichlich, er selbst konnte dagegen nichts tun. Und Nero war nicht da, seine Mutter nicht gut genug ausgebildet.
    "Domenik, was hast du? Oh Gott, er erstickt. Jemand muss ihm helfen."

    Doch da war es schon geschehen. Eine Windboe ungeheuren Ausmaßes erfasste die Gruppe und schleuderte sie weit auseinander. Für einen Augenblick löste sich der erstickende Griff um seinen Hals und gierig und verängstigt sog Domenik so viel Luft ein, wie er nur könnte. Wo waren die anderen? Er konnte sie nicht mehr sehen, alles war von Staub umhüllt. Röchelnd und hustend lag er am Boden und rieb sich den geröteten Hals.
    Von Vic war noch immer nichts zu sehen. War er der Angreifer? Doch Domenik sah nichts. Hatte er die Macht, auf so eine Distanz seine Magie zu wirken?
    Auch wenn Serenas Sohn es anders erhofft hatte, fühlte er gleich darauf wieder den Zug, doch diesmal wurde sein Körper empor gehoben, und seine Glieder erschlafften, jeglicher Muskel in ihm war schwach geworden, keine Kraft steckte in ihm. Vic würde ihn umbringen, als Rache für seine verabscheuungswürdigen und verdammenswerten Taten.
    Plötzlich fühlte er an seinen Beinen ein Brennen, fast schon sowas wie ein Kochen. Und tatsächlich brannten seine Beine bis zu den Knien, doch es war kein natürliches Feuer, dieses Feuer war magischer Natur. Domenik wimmerte und schrie voir Schmerz, höher krochen die Flammen an ihm und er konnte doch nichts tun, hing in der Luft und war dazu verdammt, am lebendigen Leibe zu verbrennen.
    Und dann hörte er endlich ihre Stimmen. Ludmilla rief seinen Namen, auch Serena kam, und Dante und Carston. Sie alle rannten auf ihn zu. Doch bevor sie ihn erreichten, schossen aus dem Boden Feuerfontänen und schlossen sie alle ein. Langsam zog sich der Kreis zu und wenn sie nichts unternahmen, würden sie ebenso verbrennen. Vic würde sie alle töten. Und das nur aufgrund der Taten, die Domenik in seiner Trauer und Verwirrung begangen hatte.

    Callindor
    Geändert von Clan dv Dressels (16.12.2010 um 12:59 Uhr)

  19. Beiträge anzeigen #59
    Waldläufer
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    Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
    Vics Magie war so gewaltig, selbst Carston bezweifelte ernsthaft, dagegen etwas ausrichten zu können. Ebenso waren alle anderen hier zu schwach. Nero, der als Einziger hätte etwas unternehmen können, war dazu gerade nicht fähig.
    Er musste alles auf eine Karte setzen, und Domenik und die anderen retten, auch wenn es sein eigenes Leben kostete. Bei ihm standen Ludmilla, Serena und Dante, die Panik zeichnete ihre Augen und Domenik hing in der Luft, brannte und schrie um sein Leben. Jeder war für sich in einem Feuerkreis eingeschlossen, dessen Flammen so hoch schlugen, das man unmöglich dort hindurch kam, ohne sich ernsthaft zu verbrennen.
    Ihm gingen die Optionen aus. Doch noch waren die Flammen weit genug vom Mittelpunkt seines Kreises entfernt, sodass er es wagte. Mit geschlossenen Augen sammelte er seine Magie, seine Fähigkeiten und Zauber, flüsterte die Silben in den Wind, riss sich den Daumen mit seinen Zähnen auf und ließ das Blut auf die Erde tropfen. Es sickerte in den Boden, doch Carston konnte es fühlen, lenken und so unter den Flammen des Kreises auf die andere Seite schicken. Danach folgte ein weiterer Zauber, seine Gedanken brannten, denn die Hitze stieg ins Unerträgliche, doch er musste weitermachen. Er hatte es Callindor in die Hand versprochen. In seiner Vision sah er die Blutstropfen auf der anderen Seite schimmern. Sein Blut. Und er konnte damit etwas anstellen. Wozu war er denn ein Gestaltwandler. Er kanalisierte seine Magie auf das Blut, aktivierte ihre Energie und wie nach einem Fingerschnippen wuchs aus dem Blutteich, der größer geworden war, ein Körper heraus, erst Haare, dann eine Stirn, ein Gesicht, Carstons Kopf. Immer weiter stieg er aus seinem Blut empor, bis schließlich eine lebensechte Kope von sich selbst außerhalb des Feuerrings stands.

    "Du weißt, was zu tun ist!"

    ***

    Der Carston-Klon kannte seine Aufgabe, eilte zu Domenik hin, der schon bis zu den Schultern von diesem seltsamen Feuer umgeben war. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Deshalb nutzte der Klon die Verbindung zu dem Echten, hielt seine Hände in Richtung der Flammen und tatsächlich gelang es ihm, das Feuer von Domeniks Körper abzusaugen, in sich hinein. Doch es fühlte sich nicht gut an. Aber zumindest war er gerettet. Domenik war in Sicherheit. Doch Vic war immer noch dort draußen und nun konnte Carstons Klon auch erspüren, wo, denn der Zauber in ihm hatte noch immer eine Verbindung zu seinem Erschaffer. So schnell er konnte, rannte er auf Vic zu, der sich durch einen Luftzauber unsichtbar gemacht hatte, oder in feinem Nebel stand, zumindest für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar. Doch Carston konnte ihn fühlen.
    Schnell kramte er alle Fläschchen zusammen, die er bei seinem Aufbruch aus dem Weingut greifen konnte und schmiss sie wahllos auf sein Ziel, von dem er wuste, er würde es treffen. Vic wehrte sich auch gar nicht dagegen. Die ersten trafen, zersplitterten scheinbar an einer unsichtbaren Wand, doch beim vierten endlich verpuffte die Barriere. Immer weiter schmiss Carston die Tinkturen, wollte Vic am Zaubern hindern und tatsächlich stöhnte dieser nicht nur einmal, als er von den Dämpfen, den Flüssigkeiten und Gasen getroffen wurde. Aber Vic stand noch immer. Verdammt zäh der Typ. Und ihm gingen langsam die Gifte und Tränke aus. Also blieb nur noch das, was er als letztes Mittel ausersonnen hatte.
    Denn der Zauber, den er von Domenik abgezogen hatte, pulsierte in ihm, tötete ihn innerlich, dass wusste Carstons Klon nur zu sicher, denn die Flammen wüteten jetzt in ihm. Sein Blut begann zu kocken. Er hatte von solchen Zaubern gehört. Sie gehörten zur Meistermagie und waren verboten worden. Doch Vic hatte sich schon lange vom Orden abgewandt und schien dessen Regeln nicht länger zu befolgen. Die Hitze ließ ihn brennen, aus seinem Mund, seiner Nase und den Augen trat das Blut, viel länger konnte er es nicht in Schach halten. Zwei Tinkturen noch, die in seinen beiden Händen lagen. Erst das eine, dann die andere, beide ließen Vic zusammenkrümmen, was ihm die Zeit verschaffte, die der Klon brauchte.
    Mit einem Schrei warf er sich auf den abgelenkten Vic, lag auf ihm, rollte mit ihm herum, ehe er ihn fest auf den Boden drückte.

    "Das war's!", meinte der Klon Blut spuckend und triefend und ließ der Magie in seinem Innern freien Lauf. Die menschliche Bombe ging hoch.

    Callindor
    Geändert von Clan dv Dressels (16.12.2010 um 13:26 Uhr)

  20. Beiträge anzeigen #60
    Waldläufer
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    Die Druckwelle der Explosion riss sie alle von den Füßen. Und Domenik flog mit einer ungeheuren Geschwindigkeit gegen die Rinde eines Baumes, jaulte laut auf und fiel dann wie ein Stein zu Boden. Doch es brannte nichts. Das war keine normale Bombe. Die Umgebung war abgesehen von der Luftwelle noch völlig intakt.
    Keuchend und japsend kamen Ludmilla, Serena und Dante zusammen, um Domenik aufzuhelfen, der langsam wieder zu sich kam. Die letzten Ereignisse musste er erst einmal verarbeiten.
    "Geht es euch gut?", fragte Serena und sah von allen ein Nicken, von Köpfen, die an manchen Stellen von angesenkten Haaren umgeben waren. Die Feuerringe waren echt gewesen.
    "Sie sahen sich an, dankbar, noch am Leben zu sein, doch dann bemerkte Domenik das Fehlen einer Person.
    "Wo ist Carston?"
    Sie sahen sich um, riefen ihn, doch er antwortete nicht. Schließlich fanden sie ihn am Boden liegend, bewusstlos.
    Dante untersuchte ihn, Domenik half ihm dabei, und sie kamen zu dem Schluß, dass es die Auswirkungen von einer magischen Überanspruchung war, die seinen Zustand herbeiführte.
    "Hey, hier liegt Vic!", rief Serena, die den Körper zuerst gesehen hatte. Völlig unversehrt lag er blutbespritzt und von Leichenteilen umgeben, die zusammengesetzt einen zweiten Carston ergaben, auf dem Boden und regte sich nicht mehr.
    "Er ist nicht tot. Nur bewusstlos, wie Carston. Also der Carston dort drüben, meine ich."
    "Für den hier können wir wohl nicht mehr tun", meinte Dante Schulter zuckend und deutete auf die menschlichen Reste.
    "Ihr habt doch die Druckwelle gespürt, oder nicht?", fragte Serena verwundert.
    "Wie konnte Vic das überleben, wo er doch im Zentrum stand, Carston hat es doch auch zerfetzt."
    "Ich weiß auch nicht, Mutter. Vielleicht hat er bei seinen Studien einen Weg gefunden, wie er seine Magie nur für seine Feinde schädlich machen kann, aber sich und seine Freunde sicher davor sind. Auf jeden Fall war dieser Zauber wirklich gefährlich. Hätte Carston mich nicht gerettet, ich hätte euch alle mitgerissen."
    Das wurde ihnen nun klar. Sie hatten dem bewusstlosen Carston ihre Leben zu verdanken. Dabei hätte er auch ganz sicher in der Zauberhalbkugel bleiben können, um sich zu schützen. Doch stattdessen hatte er sich einem scheinbar unüberwindbaren Gegner gestellt, nur um sein Versprechen zu halten. Dieser Mann, oder was immer er in Wahrheit war, verdiente ihren Respekt, und ihr Vertrauen, das hatte er hier tatkräftig und eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
    "Was machen wir mit ihm?", fragte Ludmilla schließlich und stieß mit ihrem Reitstiefel gegen das reglose Bein von Vic, das nur kurz schlackerte.
    "Er hat sich an Mitgliedern des Ordens vergriffen, er wollte uns alle töten. Es gibt dafür nur eine Strafe."
    "Nein!", rief Domenik dazwischen und stellte sich schützend vor Vic.
    "Das ist alles meine Schuld. Hätte ich ihn nicht gefoltert und diese Dinge mit ihm gemacht, es wäre nie so weit gekommen. Wenn du jemanden verantwortlich machen willst, dann mich. Töte mich, Urgroßmutter."
    "Domenik, was soll das, geh aus dem Weg, ich befehle es dir."
    "Nein, das werde ich nicht tun! Er wird nicht bestraft. Das lasse ich nicht zu, auch von dir nicht, verstanden!?"
    So aufgebracht hatten sie ihn noch nie erlebt. Zumindest nicht, seitdem er wieder der alte Domenik war. Das überraschte auch die Alte.
    "Nun gut, vorerst begnüge ich mich damit. Was machen wir mit ihm, er stellt immer noch eine Gefahr dar."
    "Jemand muss in den alten Turm, der vom Feuer verschont blieb. Dort habe ich Callindors Rucksack und Habe versteckt. Darunter ist auch ein Paar Handschuhe, welche die magische Kraft blockierten. Ebenso ein Amulett, das den gleichen Effekt hat. So sollten wir Vics Kräfte eindämmen können."
    "Ich werde gehen", sagte Serena entschlossen, denn sie war hier keine wirklich Hilfe. Dante und Domenik würden mit Ludmilla den Astralprojektionszauber überwachen, sie stünde nur dabei. Niemandem von Nutzen.
    "Gut, Mutter. Hier hast du eine Schriftrolle, mit der du die Illusion auflösen kannst, dann wirst du es finden."
    Domenik reichte ihr ein eingerolltes Pergament, drückte sie zum Abschied an sich und dann war sie schon unterwegs. Hoffenntlich waren die Pferde nicht abgehauen, dann würde sie viel schneller vorwärts kommen.
    "Was machen wir solange? Carston ist ..."
    "Do ...me ...nik ...", hauchte Carstons Körper, der noch immer dort lag, wo sie ihn gefunden hatten.
    Kniend beugte sich Callindors Sohn über das Gesicht des schwachen Kerls und lauschte.
    "Du musst es tun!"
    Domenik verstand nicht sofort, was er damit meinte, doch dann wurde es ihm schlagartig klar.
    "Was hat er gesagt, mein Junge?", fragte Ludmilla und wartete begierig auf eine Antwort.
    "Ich werde anstelle von Carston den Zauber leiten."
    "WAS!!!!???", sagten Dante und die Alte fast in einem Ton und waren strikt dagegen.
    "Es gibt keinen anderen Weg. Er ist zu schwach, das seht ihr doch selbst. Und Karissa allein kann es nicht machen. Ich muss gehen. Dante ..."
    Doch als er sich ihm zuwandte, versagte ihm erneut die Stimme.
    Zu seiner Verwunderung ergriff aber Neros Sohn seine Hand und zog ihn zu der Halbkugel hin, während die Alte den schmächtigen Carston buckelte.
    Kaum bei Bewustsein tippte Carstons Hand einmal gegen die Barriere, dann sank er in sich zusammen.
    Domenik hatte nicht viel Zeit, also atmete er einmal aus und kräftig ein und wollte gerade in die Kugel schlüpfen, als sich etwas gegen seine Wange presste. Dante hatte ihn geküsst, nicht viel, beinahe flüchtig.
    "Als Aufmunterung ... dachte ... ich ...also ..."
    Domeniks Gesicht strahlte, er fühlte sich gleich viel gewillter, dies durchzuziehen, als habe Dantes Kuss in ihm neue, unerschlossene Reserven geweckt.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen verabschiedete er sich von den beiden, und trat in die Kugel.

    ***

    Drinnen warteten Valen, Karissa und der scheinbare schlafende Nero. Und offenbar hatten sie jemand anderen, nämlich Carston, erwartet, was deutlich an ihren überraschten Gesichtern zu erkennen war.
    "Wo ist Carston, Domenik?", fragte Karissa besorgt, ihr Blick zerfließend.
    "Er ist dazu gerade nicht in der Lage, aber es wird ihm bald wieder gut gehen, versprochen. Dante und meine Uroma werden dafür sorgen. Er hat dort draußen großen Mut und Stärke bewiesen. Er ist jemand ganz Besonderes.
    "Ja, das ist er ..."
    "Können wir jetzt mal langsam anfangen? Mir ist egal, wer es macht, hauptsache, überhaupt jemand, ich will endlich aus den versifften Klamotten raus!", jammerte Valen in einem Ton und roch angewidert an dem durchtränkten Hemd, das er trug.
    Karissa und Domenik grinsen ihm zu und nickten dann. Es war wirklich Zeit. Sich sammelnd und die Verbindung aufbauend, die zuvor Carston initiiert hatte, presste Domenik seine Hand auf Neros Stirn und sah eine Szene in dessen Gedanken. Nero und dessen Frau, daneben Ludmilla und zwei ihrer Leibwachen, sie schienen zu streiten. Es ging um eine Anklage wegen Mordes an Callindor. Und Nero sollte der Schuldige sein. So weit war es also schon gekommen ...
    Es kostete ihn Kraft, die Wellen und Anbrandungen von Neros Gefühlen, Bildern und Gedanken, Wünschen und Hoffnungen zu durchleben und durchzuhalten. Er schwitzte sehr schnell, keuchte außer Atem und trotzdem wollte er weitersuchen. Viel weiter musste er nicht mehr gehen, vielleicht zwei, drei Tage noch, dann würde er den Moment haben. Er machte es betont langsam, auch wenn es ihn anstrengte, dafür jedoch Nero schonte. Das hatte ihm sein Lehrmeister gleich zu Beginn der Heilerausbildung gesagt. Der Patient darf dabei nicht leiden. Und genauso wollte er es halten. Nero würde stolz auf ihn sein, irgendwie, wenn er davon wüsste. Ganz bestimmt.

    Und das beflügelte Domenik noch mehr.

    Callindor
    Geändert von Clan dv Dressels (16.12.2010 um 14:12 Uhr)

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