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Eigentlich hätten sich Wenda und Iwein jetzt an ihrer Seite befinden sollen. Doch der unvorhergesehene Angriff der Untoten hatte sämtliche Pläne über den Haufen geworfen. Zum Schauplatz zurückkehren wollte Françoise vermeiden, solange sich die Novizen in ihrer Obhut befanden. Das Risiko war einfach zu groß und weder der Karren noch die Werkzeuge ein einziges Leben wert. Vielleicht ergäbe sich irgendwann die Möglichkeit, die Sachen zurück nach Vengard zu bringen. Im Augenblick begnügte sich die Priesterin damit, die Gruppe sicher zur Stadt zu führen. Zwar hatte sie dabei auch Ausschau nach Iwein und Wenda gehalten, doch die Küstenebene war weit und ihr überstürzter Aufbruch erleichterte es nicht gerade jemanden zu finden.
Am Ende gab es Françoise auf. Immerhin handelte es sich um gestandene Kämpfer. Sie wüssten, was zu tun wäre und bedurften ihrer Führung ganz sicher nicht, um den Weg nach Vengard zu finden. Auch wenn die Zauberin das ganze ein wenig bedauerte. Als der Tross dann die Stadttore erreichte, kam Françoise die Idee, dass Wenda und Iwein vielleicht schon vor ihnen angekommen sein könnten. Immerhin legten sie den Weg auf Pferden zurück und ihr Trupp hatte nicht den direkten Weg nach Vengard eingeschlagen, sondern einen großen Bogen um die Höhle gemacht. Wenn die beiden die verlassene Lagerstelle vorgefunden hatten und im Verdacht, dass der Tross eilig in Richtung Stadt geflohen wäre, ihnen hinterher galoppierten, bestand die Hoffnung, sie hier wiederzusehen. Die Torwache enttäuschte Françoise allerdings, denn kein Reiterpaar, das auf die Beschreibung passte, hatte die Tore passiert. Hoffentlich hatten sie sich nicht auf etwas eingelassen.
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Gut. Es war so gekommen, wie Azil es erwartet hatte. Alles, was er jetzt noch tun konnte, war, so viele Leute wie möglich wegzuziehen, um Faren und Calintz zu entlasten. Anscheinend musste er noch nicht einmal mehr groß provozieren - ungefähr ein drittel des Haufens schien zu versuchen, ihn in den Boden zu starren. Die Männer sahen aus, als würden sie sofort auf ihn losspringen und ihn in Stücke reißen. Alles nur, weil er die Bogenschützen ausgeschaltet hatte? Nein, wahrscheinlich, weil ein Paladin sich gegen Calintz stellte und ihm auch standhielt. Mehr als die Hälfte der Söldner deckte dem Paladin den Rücken und wartete anscheinend eine günstige Gelegenheit ab.
"Was?", fragte Azil die wartende 'Masse' scheinheilig, drehte sich um, und begann, in einen Trab zu verfallen, als würde er entspannt joggen. Das machte den Rest aus - die Männer, die ihn bisher wütend angestarrt hatten, rannten ihm brüllend hinterher. Ziemlich schnell sogar. Aber Azil wusste, wie er zu entkommen hatte, immerhin war es das einzige, was er konnte. Blitzschnell fegte er durch die Straßen, die Meute, die nicht so groß war, wie er gehofft hatte, aber doch groß genug, um Erleichterung zu schaffen, folgte ihm. Immer schneller wurde der junge Mann, benutzte eine Bank an einer Hauswand als Trittbrett und kletterte so schnell es möglich war aufs Dach, sprintete weiter. Er hoffte, Calintz und Faren würden auch entkommen, aber er hatte ihnen nicht mehr helfen können. Eher hätte er ihnen wohl im Weg gestanden.
Das letzte Hindernis. Die Palisaden des Dorfs. Wütende Rebellen hinter ihm, bereit, ihm ihren kalten Stahl ins Herz zu stoßen. Aber durch sein Manöver, über die Dächer zu fliehen, weit genug weg, um ihm eine Atempause zu verschaffen. Tief durchatmen. Konzentration, Azil., warnte er sich selbst, sah sich noch einmal um, ob er jemanden entdeckte, der ihn stören könnte.
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Kap Dun
~ Eine Blechbüchse... ~
Calintz hatte nicht mit einem wahrhaftigen Ritter gerechnet. Das hier war nur ein kleines Kaff an der Küste...unbedeutend. Was, in Beliars Namen, suchte hier also ein Ritter? Kaum war der gerüstete Kerl auf der Bildfläche erschienen, hatte der ganze Spaß ein Ende. Die unerfahrenen Recken wichen zurück und hervor trat ein bärtiges Ungetüm. Mit Schild...natürlich.
Noch bevor der neue Gegner sich dem Veteran, dessen Hemd inzwischen wieder vollkommen zerrissen war und auf dessen Brust sich auch ein dünner, roter Striemen befand, nähern konnte, schickte er dem Bärtigen Hahrmone entgegen. Ein hässliches Schleifen ertönte, als die Klingen über das Metall des Schildes ratterte. Wohl aus diesem Grund verfehlte die Waffe des Hashashin auch um Haaresbreite ihr Ziel. Allerdings reichte es um den Schildträger wütend zu machen. Zumindest hatte es den Anschein, dass es so war, denn kaum war Hahrmone wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückgekehrt, war der Ritter auf ihn zugestürmt.
Die Entfernung war eindeutig zu kurz um einen weiteren Angriff zu vollführen und so blieb Calintz nichts anderes über, als dem Anstürmenden auszuweichen. Zu spät sprang der Veteran beiseite und so erwischte ihn der Schild der Blechbüchse gerade noch am linken Arm. Augenblicklich durchzuckte ihn ein heftiger Schmerz und im ersten Moment wähnte er diesen gebrochen. Glücklicherweise war dem nicht so. Auch wenn er den Arm nun kaum mehr bewegen konnte.
Schnell sprang er einen Schritt zurück um Abstand zu gewinnen. Dann schlug er mit seiner Waffe zu. Dieses Mal jedoch ohne den Knopf zu drücken. Mit einem lauten Klirren traf Metall auf Metall. Da es dem Kettenschwert an Stabilität fehlte, wickelte sie sich förmlich um die Kante des feindlichen Schildes und verharkte sich dort.
~ Nicht gut. ~
Erneut wollte der Ritter nach vorne stürmen und dieses Mal wäre es wohl ausgesprochen fatal gewesen, hätte er es nicht geschafft seine Waffe noch rechtzeitig von der unfreiwilligen Umklammerung zu befreien. Dabei zog er auch den Schild des Mannes zur Seite, was diesen aufgrund seiner schweren Rüstung leicht beiseite taumeln ließ.
Erneut machte der Weißhaarige zwei Schritte nach hinten. Aus den Augenwinkeln erkannte er einen Rebell, der sich ihm offenbar nähern wollte. Wütend drückte er den Knopf seiner Waffe und vollführte eine volle Drehung, was sämtliche Rebellen angsterfüllt zurückweichen ließ. Nur den Schildträger nicht. Der war hartnäckig. Cal wechselte die Taktik. Anstatt weit ausholende Schläge zu vollführen, drückte er den Knopf bei jedem Schlag nur für den Bruchteil einer Sekunde, was dazu führte, dass er nicht mehr eine Art Peitsche führte, sondern einfach nur ein etwas längeres Schwert...
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Sie hatte nicht wirklich etwas zu tun. Seitdem sie in Kap Dun angekommen war und ein Zimmer bezogen hatte, hatte sich eine Langeweile eingestellt, die ihr ganz und gar nicht gefiel. Zwar gab es hier keine Orks mehr – wie sie hörte, hatten die Königstreuen Truppen das Dorf vor einiger Zeit blutig erobert – doch von den Rebellen hatte sie bislang auch wenig erfahren, was ihr weiterhelfen könnte. Zwar waren sie Anhänger Innos und zeigten zudem ein gewisses Maß an Hoffnung, doch noch irgendwann diesen Krieg zu gewinnen. Doch sie konnte sich nicht vorstellen, was sie hier anfangen sollte. Hier wohnen und das Dorf aufbauen helfen? Nein, das ist nichts für mich.
So trainierte sie in den vielen Stunden Freizeit ein wenig mit ihrem Schwert. Zu gerne hätte sie wieder ihr Schild zur Hand und würde damit üben, doch so schnell würde sie nicht nach Khorinis zurückkehren, vor allem nicht ins Minental. So blieb ihr nichts anderes als mit dem Schwert zu üben, was sie einst von Freeze erhalten hatte, als sie noch im Sumpflager gelebt hatte und bei ihm in der Lehre gewesen war.
Und das Training sollte sich bezahlt machen, wie sie noch in dieser Nacht erleben sollte.
Überall Schreie. Manche riefen nach weiterer Hilfe, andere schrien vor Schmerzen. Irgendwo in Kap Dun schien ein Kampf stattzufinden, nur sie wusste nicht wo. Als sie von ihrem abendlichen Spaziergang zurückgekehrt war, hatte sie bereits die ersten aufgebrachten Rebellen herumlaufen sehen und hören.
Nun hielt sie ihr Schwert in ihrer Hand und schritt langsam durch das Tor des Fischerdorfes. Wo auch immer der Kampf war, er fand nicht hier statt. Als sie sich weiter durchs Dorf arbeiten wollte, sah sie eine aufgebrachte Menge in ihre Richtung eilen. Die Rebellen schrien und schimpften und taten dies gen Himmel. Schreien sie etwa Beliar an? Dann sah sie, wohin die Schreie gerichtet waren.
Sofort lief sie in die andere Richtung und bog dann zur Palisade ab. Hoch auf den Dächern versuchte jemand zu fliehen und der Reaktion der Rebellen nach niemand ihr Wohlgesonnenes. Sie befand sich zwischen der gestalt und der Palisade, eine gute Ausgangslage. Einen kurzen Moment wartete sie, wie auch die Gestalt, die sich nun der Palisade zuwandte, dann jedoch stürmte sie auf ihn los.
Bleibt stehen! Im Namen des Schläfers!“ Sie hielt ihr Schwert kampfbereit. „Ich glaube nicht, dass ihr so einfach verschwinden wollt“, fuhr sie fort und machte einen weiteren Schritt auf den anderen zu.
Geändert von Florence (19.08.2010 um 00:37 Uhr)
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"Oh", machte Azil, seufzte resigniert. "Sowas passiert doch sicher auch nur mir." Langsam drehte sich der junge Mann um, hatte mit einer schnellen Bewegung seine Dolche wieder unter seinem Hemd verschwinden lassen. Er lächelte der Angekommenen leicht zu. "Ihr ruft mich im Namen des Schläfers an? Nicht Innos? Das scheint mir etwas seltsam, Milady, in diesem von Königstreuen besetztem Dorf." Azil stand da, mit leicht erhobenen Armen, und schien vollkommen unbewaffnet, nur noch ein wenig außer Atem. Die eisblauen Augen des jungen Mannes glitten über den Körper des Frau, die ihm gegenüber stand. Kräftig, nicht zu muskulös. Kräftiger Schlagarm, also wahrscheinlich für den Schwertkampf ausgebildet.
Kein Gegner, den Azil einfach so besiegen könnte. Zwar würde er dem Schwert einige Zeit Paroli bieten können, doch war er nur aus Fleisch und Blut, während seine Gegnerin auch Stahl auf ihrer Seite hatte. "Ihr wollt mich doch nicht etwa aufhalten oder sogar angreifen, oder? Einen Unbewaffneten?" Ihm lief die Zeit davon. Er musste die Frau ablenken, außer Gefecht setzen, wie auch immer, aber das möglichst bald. Schweigend wartete auf eine Antwort, suchte nach einer Gelegenheit. Sobald die sich bieten würde, musste er losschlagen, und dann über die Palisade - so schnell wie möglich. Verdammt.
Geändert von Azil Al-Fidai (20.10.2010 um 15:29 Uhr)
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Inmitten des Trubels entdeckte Faren ein ihm bekanntes Gesicht, auch wenn es inzwischen schon viele Jahre her war seit er es das letzte Mal gesehen hatte. »Na wenn das nicht der edle, versoffene Paladine Uncle ist, hätte nicht gedacht das du immer noch lebst oder das ich dich nach all den Jahren nocheinmal wiedersehen würde.«, brüllte der Hüne und stiess ein höhnisches Lachen aus, in dem eine Spur Wahnsinn mitschwang. Je mehr Blut um ihn herum vergossen wurde, desto mehr begann sein eigenes Blut zu brodeln und langsam legte sich ein schwacher roter Schleier über sein Blickfeld. Am liebsten hätte er sich auf den Paladin gestürzt, aber eine kleine Gruppe Rebellen trennte ihn von dem Streiter Innos, außerdem hatte sich Calintz bereits seiner angenommen und er war nicht so dumm als das er versuchen würde dem Hashashin seine Beute streitig zu machen.
Stattdessen wandte sich einem stämmig gebauten, in ein Lederwams gekleideten Krieger zu der ein einfaches Schwert und einen groben Holzschild führte. Während er auf den Braunhaarigen zustürmte rieß der Elitesöldner eine brennende Fackel aus dem Boden, schlug mit dieser nach dem Schild des Königstreuen und begann ihn dann mit kräftigen, aber dennoch recht schnellen Hieben seines Schwertes einzudecken. Die Art und Weise wie sein Gegner seinen Schild führte wirkten leicht unbeholfen, vermutlich hatte er noch nicht viel Erfahrung mit dem Schildkampf, dennoch war er bereits gut genug um die meisten der Schläge des Hünen abzuwehren oder abzulenken und konnte den wenigen Angriffen die seine Abwehr überwanden rechtzeitig auszuweichen. Dennoch war klar das der Eliesöldner seinem Gegner in Sachen Kraft und Ausdauer weit überlegen war, und aus einem längeren Kampf letztendlich als Sieger hervor gehen würde. Aber Faren hatte keine Zeit sich lange mit dem Braunhaarigen herumzuschlagen, Calintz war vollauf damit beschäftigt Uncle in Schach zu halten, er musste seinem Waffenbruder schnellstmöglich zur Hilfe eilen und ihm Rückendeckung geben, sonst würde der Weißhaarige früher oder später von einem Angriff in seinem Rücken zu Fall gebracht werden.
Blitzschnell liess er seinen Arm vorschnellen und schleuderte die Fackel dem Königstreuen entgegen, der hastig seinen Schild in die Höhe riss um sein Gesicht zu schützen und Faren nutzte diesen kurzen Moment der Unachtsamkeit um mit einer Drehung am Schild seines Feindes vorbei zu schlüpfen. Während der Drehung wechselte er sein Schwert von der Rechten in die Linke Hand, holte mit seiner zu Faust geballten monströsen Pranke aus und donnerte sie dem Königstreuen ins Gesicht, der sofort wie ein nasser Sack zusammen sackte. Noch bevor der Braunhaarige mit dem Gesicht im Dreck landete wandte sich Faren auch schon um, und eilte zu seinem Waffenbruder hinüber um diesen Rückendeckung zu geben.
Geändert von Faren (19.08.2010 um 00:49 Uhr)
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Die Templernovizin grinste, als sie die Worte des Mannes hörte. Ein Unbewaffneter, der über Dächer läuft und scheinbar versucht zu fliehen? Das ergibt nicht wirklich einen Sinn.
„Ich bin nur ein Gast hier, genauso wie ihr, wie es mir scheint“, meinte sie. „Aber auch wenn ich nicht zu Innos bete, wundert es mich doch, dass ihr, obwohl hier ein Kampf zu herrschen scheint, einfach so verschwinden wollt – und dies auf solch spektakuläre Weise“, meinte sie und deutete auf die Palisade.
Sie kam näher auf den Mann zu. Sie war jederzeit bereit, ihr Schwert zu nutzen. Doch wenn es sich verhindern ließ, wäre sie nicht traurig.
„Ich möchte euch nicht angreifen. Aber vielleicht möchtet ihr mir erklären, wieso ihr über das Dach gekommen seid und gerade jetzt Kap Dun verlasen wollt? Zu solch später Stunde? Meint ihr nicht, man könnte eure Hilfe gebrauchen?“
Es trennten sie nur noch wenige Schritte, doch Florence trat noch einmal näher. Entweder liege ich vollkommen falsch oder aber er wird gleich seine wahre Absicht zeigen. Ich bin bereit.
„Nun, was meint ihr?“
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Sie war weit offen. Zu weit, als das es unabsichtlich sein könnte. Sie vernachlässigte ihre Deckung absichtlich, um ihm die Chance zu geben, anzugreifen - und dann würde er kämpfen müssen. Nein, das hatte er nicht nötig, nicht so. Er war schneller als sie, das wusste er. Wenn sie noch näher kommen würde, wenn sie mit dem Schwert zuschlagen würde - zu dem Zeitpunkt wäre er schon zu nah bei ihr gewesen, als das sie ihn noch hätte abwehren können.Also wartete er weiter ab, ließ sie herankommen und machte keine Anstalten, sich zu rühren.
"Oh, ich wurde in den Kampf verwickelt.", meinte Azil lächelnd - und weil es die Wahrheit war, hörte er sich auch so an. "Aber leider unabsichtlich. Die Wachen hielten mich für einen der Angreifer, obwohl ich nur auf der Durchreise bin... mein seltsamer Fluchtstil kommt daher, weil die Wachen mich verfolgen. Dort waren zwei Männer, die angefangen haben, die Wachen zu töten... da wollte ich aus dem Umkreis heraus, damit ich nicht getötet werde, und die Wachen haben mich erst dann gesehen, und mich verfolgt.", erklärte er - und mimte wirklich perfekt denjenigen, der zu Unrecht verfolgt wird - die richtige Portion Angst und Empörung.
Einen Schritt noch..., murmelte er in sich selbst hinein, lächelte nach außen hin ein wenig. "Aber Innos sei Dank, das ihr da seid. Wollt ihr mir nicht helfen?"
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Der Schlag mit dem Schild hatte seinem Gegner zugesetzt, aber das reichte dem Lord nicht. Für das, was diese Bestie seinen Männern angetan hatte, würde er ihn persönlich der Gnade seines Gottes überlassen. Die reinigende Flamme Innos‘ würde die verkommene Seele dieses Häretikers in einem schier unendlichen Inferno läutern. Voller Zorn verfolgte er jeden Schritt und griff erneut an.
Die Mechanik der Peitsche knackte. Der Orksöldner hatte einen kleinen Knopf gedrückt und sich somit plötzlich eine neue Waffe geschaffen. Ähnlich einem Schwert würde sie nun auch im Nahkampf verwendbar sein. Für einen Wimpernschlag war Uncle verunsichert, wehrte dann jedoch einen schnellen Hieb des Mannes zur Seite ab. Er war flink und ohne Zweifel geschickt, aber einen Kampf Mann gegen Mann würde er nicht gewinnen können. Diese Konstruktion konnte nicht sonderlich stabil sein. Zumindest wenn Uncle all dem Glauben schenken wollte, was er über Waffen wusste. Sie tauschten einige Schläge und jedes Mal, wenn der Lord sich sicher war nun den entscheidenden Schlag zu führen, wich sein Gegenüber zurück.
„Na wenn das nicht der edle, versoffene Paladine Uncle ist.“ Er nahm die Beleidigung unterbewusst war, ließ sich jedoch zunächst nicht ablenken und ignorierte den Rest. Die Stimme war ihm seltsam vertraut. Der Feuermagier, er hatte ihm im Schein der Fackeln nicht erkannt, aber nun…
Uncle zögerte einen Augenblick als ihm klar wurde, dass Faren sie alle verraten hatte. In Anbetracht der verführerischen Macht, die Beliar offensichtlich über die Menschen wirken konnte, musste der ehemalige Gefährte seinem Glauben abgeschworen haben wie es einst auch Draconiz getan hatte. Nur der feste Glaube an den Gott des Feuers bot Schutz vor dem was so viele gute Männer ins Verderben gestürzt hatte.
„Du wirst deinen Frieden finden, Faren.“, antwortete er nun und sah im Augenwinkel wie dieser seinen Schüler Damrod niederstreckte. Er würde nicht zulassen, dass der Nordmann hier und heute sein Leben ließ. Sein Gegenüber hatte er lange genug abgelenkt. Mochten sich die neu herbei geeilten Bogenschützen darum kümmern, solange der Mistkerl im Schein der Fackeln noch zu treffen war. Ein gut platzierter Schuss konnte jedem Mann die kalte Gnade des Todes bringen.
Geändert von Uncle-Bin (19.08.2010 um 01:14 Uhr)
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Zwickmühle. Wem soll ich glauben? Meinem Bauch oder diesem Fremden?
Sie blieb stehen und schaute zu dem Gegenüber. Nicht mehr viel und sie könnten sich berühren. Wieso sollte er mich so nah an sich herankommen lassen, wenn er einer der Angreifer ist? Ich hab zwar mein Schwert, aber ob das reicht, wage ich zu bezweifeln.
„Ein Missverständnis?“ Sie dachte kurz darüber nach. In einem solchen Chaos konnte das durchaus vorkommen, aber wieso hatte sie dann vorhin solch eine große Meute Rebellen gesehen, die in diese Richtung gelaufen gekommen waren. Auf den bloßen Verdacht hin?
Er klingt so verdammt überzeugend.
„Ich soll euch aus Kap Dun herausschmuggeln? An den Wachen vorbei, die gerade nach euch suchen?“ Erst jetzt wurde ihr klar, was dies für Konsequenzen haben könnte. Hat er recht, rette ich jemandem das Leben. Hat mein Bauch aber recht, bringe ich mich um Kopf und Kragen, sollte dies jemand beobachten. Und mein Bauch hat meistens Recht.
Ich hab eine Idee. Ohne eine Antwort auf seine Frage zu geben, machte sie einen Schritt zurück und senkte ihre Waffe. „Bei eurer bisherigen Flucht werden sie erwarten, dass ihr es über die Palisade versucht. Was haltet ihr vom Tor? Dort ist derzeit niemand. Nicht bei diesem Chaos und es wird niemand erwarten.“
Und bevor ihr euch verseht, hab ich euch und wir können das "Missverständnis" aufklären.
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"Das Tor?", fragte Azil, offensichtlich überrascht. Natürlich war er nicht überrascht, sein Gegenüber war nicht dumm, und genau das hatte er erwartet. Er tat, als würde er kurz überlegen, musterte sie gespielt zweifelnd. "Aber es scheint mir fast, als würdet ihr mir nicht glauben. Das ist natürlich schade, aber ist es nicht wirklich etwas zu risikoreich, durchs Tor zu gehen? Ich meine, selbst bei so einem Angriff werden dort immer Wachen sein.", gab er zu bedenken - aber in seinem Kopf war schon klar, was passieren würde. Er konnte nicht durch das Tor. Er musste die Frau ausschalten. Aber wie nur, wie. Die Nähe war gut, aber die Frau war jetzt wieder auf der Lauer, war bereit. Ihre Verteidigung war subtil da, sozusagen, präsent, aber nicht ausgeführt. Er schnalzte mit der Zunge, lächelte wieder. "In Ordnung. Führt mich zum Tor.", meinte er und nickte, als sei es das Beste.
"Ihr werdet vorne gehen müssen.", erwiderte die Frau, schien sich minimal zu entspannen.
"Ja, in Ordnung.", antwortete Azil schickte sich an, an ihr vorbeizugehen...
Und in genau diesem Moment griff er an. Seiner Geschwindigkeit konnte mit einem Schwert nicht zu folgen sein, und jeder Reaktionsversuch der Frau war jetzt zu spät: Azil stieß ihren Waffenarm beiseite, zog ihr die Beine weg und rammte ihr noch in der gleichen Bewegung den Ellenbogen in den Solar Plexus. Keuchend ging sie zu Boden, für den Augenblick gelähmt, wie es ein Angriff au dieses Areal auf sich hatte.
"Verzeiht.", murmelte Azil noch und grinste schief. "Unser Treffen ist ein wenig unglücklich verlaufen, das gebe ich zu. Auf Wiedersehen." Bevor sie ihn noch angreifen konnte, nagelte er sich praktisch auf dem Boden fest, indem er die durch die eine Hand seinen einen Dolch jagte. Halb erfolgreich unterdrückte die Frau einen Schmerzensschrei, und Azil neigte kurz den Kopf, drehte sich um und kletterte so schnell es ging mit Hilfe des Dolches an der Palisade hoch - keine Sekunde zu früh, die Wachen kamen jetzt wirklich, versuchten, ihn noch zu erwischen - aber da war der junge Schmied bereits in der Nacht außerhalb von Kap Dun verschwunden.
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Calintz brüllte zornerfüllt auf.
"Wieso, bei Beliars dreiköpfigen Schoßhündchen, müsst ihr Innos-Fanatiker eigentlich immer abhauen?! Kann mir das einmal jemand erklären?!"
Herausfordernd hatte der Dieb die Arme von sich gestreckt und drehte sich langsam im Kreis, während er seinem Ärger lauthals Luft machte. Sein ach so ritterlicher Gegner hatte sich aus dem Staub gemacht...hatte ihn einfach sitzen lassen. Nicht gerade das Verhalten was man sich vo neinem ehrenwerten Paladin erwartete, doch irgendwie schien das so üblich zu sein bei den Rockträgern. Das hatte ihm einst der Prediger bewiesen. Nicht einmal die umstehenden Rebellen trauten sich nun mehr anzugreifen. Sie standen einfach nur in einem gehörigen Respektsabstand um ihn herum und warteten. Schon wollte Cal zu einer weiteren Beleidigung ansetzen, als ein leises Sirren an sein Ohr drang.
Das Schwarzauge sah in den Himmel und erkannte gerade noch ein Geschoß, welches geradewegs auf ihn zuhielt.
"Verdammt..."
Reflexartig sprang der Dieb in letzter Sekunde zur Seite. Offenbar hatten die Rebellen nun erneut Unterstützung von Fernkämpfern erhalten. Das war schlecht...ausgesprochen schlecht. Damit sanken ihre Überlebenschance...und zwar drastisch.
Weitere Geschosse schlugen neben dem Hashashin im Boden ein und ohne lange zu zögern stürmte er auf die Rebellen zu, welche ihm den Weg zum Leuchtturm versperrten. Mit einem lauten Fluch auf den Lippen schwang er Hahrmone über dem Kopf und alleine schon dieser Anblick ließ die Rockträger zurückweichen. Noch bevor der Weißhaarige jedoch seine todbringende Waffe gegen sie führen konnte, kam wie aus dem Nichts ein Rammbock, der auf den Namen "Faren" hörte, herbeigestürmt und rannte die Zwei regelrecht über den Haufen. Keuchend sah der Hüne seinen Waffenbruder an.
"Los. Weg hier."
Cal nickte und schon stürmten die zwei Söldner los. Immer wieder hörte der Veteran hinter und neben sich Pfeile in den Boden einschlagen, doch aus irgendeinem seltsamen Umstand schienen die Schützen der Rebellen ihre Ziele nicht zu treffen. Möglicherweise lag dies jedoch auch daran, dass einige Rockträger ihnen dicht auf den Fersen waren und die eigenen Leute umzubringen war für die verweichlichten Innosspinner ein Ding der Unmöglichkeit.
Faren erreichte als erster den kleinen Geheimgang, riss sich den Rucksack von den Schultern und warf ihn in das Loch hinein. Anschließend warf er sich selbst hinterher. Cal brauchte einen kurze Augenblick länger. Er konnte gerade noch die Füße des Schwarzhaarigen sehen, dann schien dieser in Sicherheit zu sein. Allerdings quoll beunruhigend schwarzer Rauch aus dem kleinen Loch. Kein sehr vertrauenserweckender Anblick, doch der Hashashin hatte keine Zeit mehr. Wagemutig sprang er förmlich, was nur aufgrund seiner "überschaubaren" Körpergröße möglich war, in den Tunnel und krabbelte dann hektisch vorwärts.
Der Rauch schien immer dichter zu werden doch war auch Licht am Ende des Tunnels. Hustend krabbelte der Dieb weiter. Den Rebell, welcher ihm gefolgt war, bemerkte er überhaupt nicht. Da packte ihn plötzlich eine kräftige Hand und zog ihn wieder auf die Beine.
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Für den kurzen Moment, in dem sie vollkommen gelähmt war durch den Schlag des Mannes, glaubte sie, alles wäre vorbei. Doch anstatt es zu beenden, rammte der andere ihr den Dolch nicht mitten ins Herz, sondern „nur“ durch ihre Schwerthand. Den Schmerzensschrei konnte sie nur teilweise unterdrücken, Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Aus dem Augenwinkel schaffte sie es jedoch, die Gestalt über die Palisade fliehen sehen – und gerade richtig für ihn, denn die ersten Wachen trafen ein.
Zunächst wirkten sie verwirrt. Man hatte sie zwar schon öfter in den letzten Tagen in Kap Dun gesehen, doch hier hatte man mit ihr wohl nicht gerechnet.
„Dort, verdammt“, fluchte sie kaum die Schmerzen unterdrücken könnend. „Er ist über die Palisade, beim Schläfer!“ Sofort eilte eilten die Wachen los. Keiner war geblieben, alle waren sie losgelaufen. „habt ihr den Dolch nicht gesehen?“,schrie sie ihnen hinterher.
Verdammt, muss ich es alleine machen. Dieser Sohn einer räudigen Hündin, schimpfte sie innerlich über den Fremdling. Wie hat er mich nur so einfach überraschen können. Verdammter Mist!
Gerade, als sie mit ihrer linken Hand den Dolch ergriff, tauchte eine der Wachen wieder auf. „Ich mach das“, meinte diese, kniete sich nieder und zog den Dolch mit einem kräftigen Ruck heraus. Florence, vollkommen überrascht ob dieser Dreistigkeit, schrie schmerzerfüllt auf.
„Was… was… was denkt ihr euch eigentlich?“, brachte sie nach einem Moment heraus. Sie hielt ihre verletzte Hand in der gesunden und spürte, wie das Blut sich auch über diese verteilte und zu Boden tropfte. „Ihr… Wie wäre es mit einer Warnung?“
Der Rebell schüttelte ungläubig den Kopf. „Seid dankbar, die Klinge ist draußen. Kommt.“ Er griff ihr unter die Arme und zog sie, wieder mit einem kräftigen Ruch, hoch. Ihr Brustkorb schmerzte, doch viel schlimmer war die Hand. Nur mühevoll unterband sie weitere Tränen.
„Ich kann alleine laufen“, riss sie sich aus des Mannes Armen.“Kümmert euch lieber um diesen Flüchtigen.“
Erneut schüttelte die Wache den Kopf, dieses Mal jedoch kommentierte sie es nicht, sondern tat, was Florence empfohlen hatte. Die Templernovizin, nun alleine, konnte ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Im ersten Moment kam der Schmerz. Ihre Hand brannte und pochte. Dann jedoch kam etwas ganz anderes: Wut.
Wenn ich dich in die Finger kriege, wer auch immer du bist, wirst du das bereuen!
Sie schaute wieder auf ihre Hand hinab, dann griff sie auch schon dorthin, wo sie sonst ihre Tasche mit Verbandszeug trug. Doch sie hatte vergessen, dass sie in ihrem Zimmer war. Einfach großartig. Noch mehr, was du mir aufhalsen willst, Schläfer?
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Mit seinen kräftigen Pranken packte Faren den Veteran an den Schultern und zog ihn auf die Füße, als im nächsten Moment ein weiterer Kopf aus dem Tunnel auftauchte. Mit einem wütenden Fluch trat der Hüne mit aller Kraft von oben auf den Schädel des Königstreuen, dessen Schädelknochen mit einem deutlichen hörbaren Knacken nachgab. »Los wir müssen hier raus, bevor wir ersticken...«, hustete der Elitesöldner und zerrte seinen Waffenbruder weiter durch die Gänge des Verstecks, und hielt nur kurz an um eine riesige Karte Myrtanas von einer Wand zu klauben. Je näher sie der Haupthalle und damit den Ausgang des Verstecks kamen, desto dichter wurde der schwarze Rauch der die Höhlen erfüllten bis die beiden Söldner kaum noch atmen konnten. Als sie schließlich aus dem Tunnel in die Haupthalle traten schien Calintz bereits nicht mehr bei Bewusstsein zu sein, und auch der Hüne stand kurz davor zusammenzubrechen, doch unter Aufbietung seiner allerletzten Kraftreserven schaffte er es seinen Waffenbruder zum Ausgang hinüber zu schleppen. Hektisch drückte er seine Hand mit dem Damastring der Diebe gegen die versteckte Tür, die mit einem Klicken aufschwang und stolperte mit dem Weißhaarigen durch das dunkle Rechteck der Türöffnung, gerade als hinter ihm eine ohrenbetäubende Explosion ertönte und er von einer Wucht in den Rücken getroffen wurde die ihn und Calintz mehrere Meter weit in die Höhlen auf der anderen Seite der Tür schleuderte. Als Faren hart auf dem felsigen Boden der Höhlen aufschlug wurde ihm schwarz vor Augen, und er verlor sein Bewusstsein.
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Benommen sah der Weißhaarige auf. Die Explosion hatte ihn zu Boden geschleudert und ihm kurzzeitig die Sinne geraubt. Sein Blick war verschleiert, doch er erkannte, dass der beißende Rauch nun zusätzlich mit dem Staub der Felsen durchwirkt war. Die perfekte Mischung um daran zu ersticken...
Calintz hustete heftig und spie vor Ekel geschüttelt den Inhalt seines Mundes aus. Es war eine Mischung aus Blut, Staub und Speichel. Ein schlechtes Zeichen, doch im Augenblick unwichtig. Geistesgegenwärtig riss er sich einen Teil seines zerrissenen Hemdes vom Leib und verwendete es als Mundschutz. Dann machte er sich auf die Suche nach Faren.
Halb gebückt, halb auf allen Vieren kriechend suchte der Veteran die Höhle ab. Heftige Kopfschmerzen plagten den Weißhaarigen und vor allem der Rauch machte seinen empfindlichen Augen zu schaffen. Außerdem war da dieses grässliche Pfeifen in seinen Ohren. Hatte er etwa sein Gehör verloren? War er überhaupt noch am Leben? War er...
Unwillkürlich schlug sich Calintz selbst mit der flachen Hand gegen den Kopf. Er durfte jetzt nicht nur an sich denken. Faren musste auch noch irgendwo hier sein...mit seinen Habseligkeiten. Außerdem war er sein Waffen- und Ordensbruder. Er konnte ihn nicht einfach hier liegen lassen. Der ruppige Hüne war eigentlich alles, was er an zwischenmenschlicher Beziehung besaß. Er war...sein Freund.
Plötzlich krachte der Fuß des kleinen Veterans gegen etwas, das ein leises Klirren verursachte. Sofort ließ er sich auf den Boden fallen und tastete das Ding, welches da lag, ab. Es war ganz eindeutig der Rucksack, den Faren am Rücken getragen hatte und in dem sich alle ihre "Beute" befand. Hektisch tastete das Schwarzauge weiter und tatsächlich...der Schwarzhaarige hing immer noch an den Gurten. Allerdings mit dem Gesicht nach unten.
"Nein...nein...", keuchte der Weißhaarige und stemmte den Halbriesen mit der Kraft der Verzweiflung auf den Rücken. Faren bewegte sich nicht.
"Faren! Wach auf! Wir müssen hier weg!"
Der Söldner reagierte nicht. Noch einmal schrie sein Waffenbruder ihn an und klopfte dabei auf dessen Brust. Nichts. Der Dieb spürte wie eine Träne aus seinen schwarzen Augen rann. Er war gerade im Begriff den letzten Menschen zu verlieren, der ihm etwas bedeutete. Der letzte Mensch, dem er wahrhaftig vertraute. All die anderen, welche sich diese Gunst verdient hatten, waren entweder verschwunden oder tot. Er hatte ihm das Leben gerettet. Wieder einmal...und wie hatte ihm das der Hashashin gedankt? Mit Spott, Hohn und Beleidigung. Calintz fühlte sich elendig. Nicht zuletzt aufgrund des Rauches, welcher es ihm immer schwieriger machte noch Luft zu bekommen. Nein, der Hauptgrund war, dass sein Waffenbruder im Sterben lag und nichts...wirklich garnichts dagegen unternehmen konnte. Wütend warf sich der Weißhaarige auf die Brust des Hünen und plötzlich konnte er ein leises Keuchen vernehmen. Ein wahrhaftiges Lächeln überkam das blasse Gesicht des Veterans.
"Du lebst! Wir müssen hier schleunigst raus...komm mit..."
Unter Aufwendung all seiner Kraft, half der kleinwüchsige Attentäter seinem Waffenbruder dabei aufzustehen und stützte ihn so gut es ging. Dann führte er sie in die Richtung, in der er den Ausgang vermutete.
Kurz darauf sanken zwei staubbedeckte Körper unter lautem Husten in die Wiese vor den Höhlen. Immer wieder krachte es hinter ihnen, doch sie hatten es geschafft. Sie waren draußen...und hatten all diesen Mist überlebt.
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Trelis, Kontor der SSSuHK
Das flackernde Kaminfeuer erhellte zaghaft das Arbeitszimmer. Yared hatte es in den Monaten der Etablierung in Trelis eingerichtet, hauptsächlich um Geschäftspartner zu beeindrucken. Am Ende hatte er aber dennoch gefallen an dem breiten Kamin und den hohen Bücherregalen gefunden und hatte die Büros im Erdgeschoss Samiel und Ijan überlassen.
Er hatte es zu genießen gelernt, die Abende vor dem Kaminfeuer zu verbringen in Zwiesprache mit sich selbst, der Ratte oder Arvideon, wenn er mal wieder in der Stadt der Türme weilte. Heute Abend hatte er den Rat der Rattensippe in kleinen Raum mit der hohen gewölbten Decke geladen. Zu Neunt saßen sie um den wuchtigen Schreibtisch, die Vertreter der einzelnen Familien. Die vier Sippenältesten Hatlod, Kusteau, Arentin und Vida saßen dem Ältermann gegenüber, während ihn links und rechts Ijan, Francis, Kaldrin und Tayon flankierten. Der Rat war nicht vollständig, denn Melford und Núria fehlten. Der Baumeister war in Beria geblieben um beim Einrichten der Wohnquartiere in den Höhlen und der Errichtung von Baumhäusern zu helfen. Yareds Tochter hingegen, nahm ihr Anwesenheitsrecht als direkte Verwandte des Sippenführers nicht wahr, hauptsächlich, weil sie noch nicht weit genug in die Sippe integriert war, um mit entscheiden zu können, aber auch zu wollen.
"... und deshalb halte ich es für das beste, wenn die Werft in die Höhlenfestung umzieht.", endete Francis.
Yared ließ seinen nachdenklichen Blick weiter in der Runde umher schweifen.
"Kusteau?"
"Francis hat recht mit dem, was er sagt. Es wäre nicht gut, die Werfthalle in Silden wieder zu errichten, zu viel Aufmerksamkeit und außerdem wären wir dort völlig ungeschützt, abgesehen davon wären die Sildener bestimmt nicht begeistert uns wiederzusehen. Die Höhlen sind hingegen gut zu verteidigen, wir wären ind er Nähe von Runaks Lager und könnten auch zur Not Bhôr um Hilfe bitten. Aber was ist mit den gebauten Schiffen? Die kommen dann für alle andern offensichtlich aus dem Nirgendwo? Früher oder später wird man Nachforschungen anstellen."
Hier meldete sich Ijan zu Wort.
"Ich habe mich mit dem Krüppel beraten, seiner Meinung nach sollte es möglich sein, gefälschte Papiere aus Südvarant und Gorthar zu bekommen, sodass die Herkunftsnachweise für etwaige Neubauten kein Problem darstellen sollten."
"Gut, dann wäre das geklärt.", schloss der Ältermann, "Die Maera wird Morgen ablegen und uns nach Silden bringen, sobald der Kutter aus Beria eingetroffen ist. Wie sehen die nächsten Pläne für die Issilia aus? Arentin, Francis?"
"Wir werden übermorgen nach Khorinis auslaufen und dann über Gorthar und Lago zurückkommen.", antwortete Arentin, "Auf Khorinis werden wir in Drakia Proviant aufnehmen und eine Lieferung für den Krüppel abliefern."
"Halozuk, der alte Halsabschneider, hat uns eine Kontakt über Mittelsmänner nach Gorthar verschafft. Es gibt einen Auftrag über mehrere Last Getreide, die von Gorthar nach Nordvarant sollen. Die Preisdivergenzen sind wegen der schlechten Ernte in Varant, gut genug, um unsere bisherigen Aufwendungen für Beria auszugleichen.", ergänzte Ijan, kurz die groben Anmerkungen seiner Kalkulationen überfliegend.
"Das hört sich doch gut an. Sonst noch irgendwas, das wir besprechen sollten?"
Hatlod ließ brummend seine Bitte um Aufmerksamkeit ertönen.
"Srekos und Maros haben sich als Verstärkung für die Mannschaft der Maera gemeldet."
"Ist das mit Cotton abgeklärt?"
Der Werftleiter nickte.
"Gut, dann hat die Maera endlich wieder einen Segelmacher. Hatlod, was ich noch sagen wollte, du und Rikka ..."
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Es war verdammt anstrengend mit den Berserkern auch nur ansatzweise Schritt zu halten. Die rasenden Orks kannten weder Müdigkeit, noch das Wort "Pause". Es schien fast, als wären sie in einer eigenen Welt...einer blutroten Welt gefangen in der es nichts anderes gab als Tod und Zerstörung. Glücklicherweise schienen wenigstens die Schamanen nicht ganz dem Wahn verfallen zu sein. Sie lenkten den Zorn ihrer Artgenossen, erinnerten sie immer wieder daran, wer ihr eigentlicher Feind war und hinderte sie daran den kleinen Söldnertrupp, den Ra'mon anführte, zu zerfleischen. Schließlich machten die Grünhäute in ihrem derzeitigen Zustand kaum einen Unterschied zwischen Freund-Morra und Feind-Morra.
Kaum war der kleine Außenposten bei Gotha dem Erdboden gleichgemacht worden, hatten sich die Berserker schon auf den Weg zu ihrem nächsten Ziel gemacht. Ihre Begleiter folgten ihnen so gut es ging.
Schon nach kurzer Zeit hatten sie eine Anhöhe erklommen, von der aus es hinunter zu einem kaum befestigten Hof ging. Allerdings war der Hof keineswegs unbewacht. Kaum hatten die ersten die unliebsamen Besucher entdeckt, war Alarm geschlagen worden und aus den Häusern traten sowohl Ork-, als auch Menschen-Krieger. Kampfbereit stellten sie sich den Berserkern entgegen, doch aus noch unerfindlichen Gründen hielten die Schamanen sie zurück. Stattdessen griffen sie nun selbst in den Kampf ein.
Beschwörend hoben sie ihre Stäbe in die Luft und wackelten eher unspektakulär damit herum. Nichts geschah...zumindest nichts was der Adelige auf den ersten Blick erkennen konnte. Es dauerte eine Weile, bis Ra'mon die wahre magische Kraft der Schamanen erkannte. Ohne ersichtlichen Grund krümmte sich plötzlich ein großer Teil der Verteidiger am Boden, griff sich wimmernd an den Kopf oder versuchte gegen unsichtbare Gegner zu kämpfen. Diejenigen, welche nicht von der Magie der Orks betroffen waren, wichen vorsichtig etwas zurück um Abstand von ihren wahnsinnigen Kameraden zu nehmen.
In diesem Moment der Verwirrung und Angst, stürmten die Berserker den Hang hinunter und der aufgestaute Blutdurst traf die überrumpelten Verteidiger mit voller Wucht. Kurz darauf führte auch Ra'mon seinen Trupp zum Angriff. Natürlich hatten sie wieder den Auftrag bekommen hinterher "aufzuräumen" und genau das taten sie auch. Schon auf dem Weg nach unten teilte sich der Söldnertrupp auf und man begann die ersten Flüchtenden zu jagen. Dass es sich hierbei größtenteils um unbewaffnete Bauern zu handeln schien, störte offensichtlich niemanden.
Ra'mon selbst hatte es sich zum Ziel gemacht die von den Schamanen abgelenkten Personen zu eliminieren. Eine narrensichere Aufgabe, doch auch sie musste erledigt werden und die Berserker kümmerten sich um solche Kleinigkeiten nur im "Vorbeilaufen".
Mit einem schmatzenden Geräusch zog der junge Adelige seinen Streitkolben soeben aus dem zertrümmerten Kopf eines toten Söldners, als ihn ein lauter Schrei plötzlich aufhorchen ließ. Er wirbelte herum und erblickte einen hochgewachsenen Mann, der einen wilden Bart trug. In seinem Gesicht spiegelte sich der Wahnsinn, doch es schien sich hierbei nicht um einen Krieger zu handeln. Vielmehr deutete die einfache Kleidung darauf hin, dass er einer der Bauern war. Über seinem Kopf schwang der kräftige Mann eine einfache Holzfälleraxt, an der offensichtlich schon eine Menge Blut klebte. Ob diese jetzt von verbündeten Einheiten stammte, die er in seinem Wahn erschlagen hatte, oder gar von einem der Söldner, welche unter dem Kommando des Barbiers standen, ließ sich nicht sagen. War im Augenblick auch eher unwichtig, denn jetzt galt es zu handeln.
Brüllend schwang der Bauer die blutbefleckte Axt durch die Luft und verfehlte dabei den Söldner nur um Haaresbreite. Leicht erschrocken machte dieser einen Satz nach hinten, hatte sich aber sofort wieder im Griff. Allerdings musste er jetzt noch weiter zurückweichen, denn ein Angriff schien im Augenblick vollkommen unmöglich, denn der Wahnsinnige hatte beschlossen seine Axt wie eine Sense vor sich her zu schwingen. Fieberhaft suchte Ra'mon nach einem Ausweg, doch viel Zeit blieb ihm nicht.
Mit einem kurzen Blick zur Seite erkannte er Tat'ank'ka, der soeben blutige Ernte unter den Feinden des Krushak-Clans einbrachte. Der würde ihm keine Hilfe sein...oder etwa doch? Er erinnerte sich an seine Ausbildung auf dem Hof bei Faring. Keiler, Bär, Scavenger...Keiler? Keiler!
Ein Grinsen huschte über das Antlitz des Bedrängten, dann schlug er die Axt seines Gegners vollkommen überraschend beiseite. In nur einem Lidschlag überwand er die Distanz zu dem Axtkämpfer und warf sich mit seiner geballten Muskelmasse gegen dessen Körper. Eine Aktion, die den Bauern unweigerlich zu Boden stürzen ließ. Auch Ra'mon stürzte, landete jedoch direkt auf dem Körper seines Feindes. Der bärtige Mann keuchte heftig auf und blies dem Adeligen einen Mundgeruch ins Gesicht, der ihm unwillkürlich die Galle hochtrieb. Er würgte und presste in einem Anflug von Selbstschutz die Breitseite seines Streitkolbens gegen den Hals des Mannes. Anschließend stemmte er sich mit seinem gesamten Gewicht darauf, was zum Resultat hatte, dass die Wirbelsäule des Axtkämpfers ein lautes Knacken von sich gab. Angewidert drehte der Braunhaarige seinen Kopf zur Seite, verringerte den Druck jedoch nicht. Erst als er vollkommen sicher war, dass kein Luftzug mehr aus der Kehle des Toten entweichen konnte, ließ er von ihm ab.
Langsam erhob er sich wieder und wandte sich den Berserkern zu, die offenbar inzwischen schon fast fertig waren mit der kompletten Zerstörung des Hofes. Als er sich zum Gehen wandte, bemerkte der Adelige plötzlich einen kleinen Blutstrom, der an seinem linken Arm hinabrann. Verwundert suchte er nach einer Wunde und erkannte bald, dass ein Metallsplitter in seiner Schulter steckte. Etwas verwundert zog er den Splitter heraus und augenblicklich setzten auch die Schmerzen ein. Ra'mon biss die Zähne zu sammen und fluchte leise. Woher war dieser Splitter gekommen?
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Kap Dun
Es war eine Nacht ohne Morgen. Oder eine Nacht ohne Ende? Sie wusste nur eines: Schlaf war überbewertet. Und sie hatte keinen abbekommen.
Eilig lief sie zu einem der Betten, welches sie für die Verletzten der letzten Nacht übernommen hatten. „Ich brauche Hilfe, er übergibt sich gleich“, rief die Templernovizin und sofort kam einer der anderen angelaufen und gesellte sich zu ihr. „Haltet ihn schräg, sodass alles hinaus läuft. Ich hole eben eine Kräutermischung“, meinte sie und lief zu ihrer Tasche, während sie im Hintergrund ein altbekanntes Würgen hörte. Gut. Solange er sich übergibt, gelangen alle Giftstoffe aus dem Körper. Sie eilte wieder zu ihm hinüber, als sie die passende Mixtur gefunden hatte. Der Helfer kümmerte sich bereits mit angewidertem Gesicht um das Erbrochene. „Danke“, rief sie ihm hinterher und ließ die Mixtur langsam in die Kehle des Verletzten laufen. Dieser hustete kurz, dann jedoch kam ein erleichtertes Seufzen und ein tiefer Schlaf setzte ein.
Als sie sich anschließend um des Verletzten Bein kümmern wollte, vergaß sie ihre eigene Verwundung und machte einen kurzen laut, bevor sie mit der linken Hand jeden weiteren Mucks unterband. Das Pochen setzte wieder vermehrt ein und auch der verband färbte sich allmählich wieder rot. Verdammt, der Faden ist gerissen. Wütend ließ sie sich auf einen Stuhl fallen und löste langsam den verband. Es war ihr schwer gefallen, die Wunde alleine zu behandeln, doch nach einiger Zeit hatte sie es geschafft. Und sie war weit glimpflicher davon gekommen als so manch ein anderer, der beim eigentlichen Kampf gewesen war. Sie schaute zwischen den Verletzten hindurch. Es waren gar nicht so viele, wie sie angenommen hatte. Mag daran liegen, dass die Angreifer ganze Arbeit geleistet und ihre Gegner direkt erledigt hatten. Ich hatte wirklich Glück. Und dann das Feuer, das aus der Nähe des Friedhofs kam. Eine Rauchsäule hatte sich die ganze Nacht und auch noch bis heute Morgen entwickelt, die man sicherlich in einiger Entfernung noch sehen konnte.
Sie löste vorsichtig die letzte Schicht des Verbandes und spürte sofort, wie das Blut ihre Handfläche hinunterlief und auf den Boden tropfte. Ein Stück des Fadens war aus der Wunde gerissen. Wenn ich das Schwein kriege, wird es froh sein, wenn es mein Schwert endlich in seiner Kehle spüren darf.
Was hatten die drei gestalten nur hier gewollt?
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Warum hatte er sie nicht einfach umgebracht? Wieso hatte er sie einfach daran gehindert, ihn zu verfolgen, und dieses Auf Wiedersehen hätte er sich genauso gut sparen können. Azil war sich relativ sicher, beim nächsten Treffen mit der Frau würde sie ihn wahrscheinlich gar nicht erst ansprechen, sondern ihm von hinten eine Klinge in den Rücken rammen. Nun ja, solange er in Faring verweilte, sollte das kein Problem sein... hoffte er. Schwer atmend hastete er weiter, sah sich gelegentlich um, ob eventuelle Verfolger hinter ihm waren - doch die Nacht hatte den Söldner so verschluckt, das die Rebellen die Suche entweder aufgegeben hatten, oder auch hier irgendwo herumirrten.
Nachdenklich wurde der Schmied langsamer, fragte sich, was er jetzt tun sollte. Er war mehr oder weniger entkommen, aber seine Flucht hatte einige Zeit gedauert. Wie es wohl Faren und Calintz ergangen war? Der junge Söldner entschied sich, zu der Höhle zu laufen, aus der die beiden Söldner eigentlich kommen sollten. Ja, heute ist definitiv was los..., dachte Azil, schmunzelte, lockerte kurz seine Beine und lief dann wieder los.Da er in leichtem Zickzack lief, um eventuelle Verfolger abzuschütteln, brauchte er einige Zeit, um zu der Wiese zu kommen, auf dem zwei Gestalten sich hustend krümmten. Anscheinend waren sie durch die bereits brennende Höhle der Diebe geflohen und hatten viel zu viel des Rauches eingeatmet. Hoffentlich haben sie sich nicht tödlich vergiftet... Azil knirschte mit den Zähnen, wusste nicht genau, was zu tun war. Beide schienen sehr schwach, aber nicht zu schwach, um wenigstens noch außer Reich- und Sichtweite Kap Dun's zu kommen - das war überlebenswichtig.
"Atmen, meine Herren, atmen, nicht husten!", gab er die Anweisung und wartete ab, bis die beiden wenigstens versuchten, ihre verkrampften Lungen nicht mehr auszuhusten, sondern frische Luft hineinzuziehen, um den Rauch zu vertreiben. "Wir müssen hier weg, und zwar so schnell wie möglich. Gut, das wusstet ihr bestimmt auch schon so, aber ich bin mir sicher, sie suchen uns noch. Wohin gehen wir? Wenn wir über den Strand fliehen, kommen wir bald zu dem Wald, aus dem wir gekommen sind, da sollten wir für die Nacht sicher sein."
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Keuchend erhob sich der Weißhaarige und sah an sich herab. Auch wenn seine Kleidung bislang einen sehr zerrissenen Eindruck vermittelt hatte, war sie jetzt wahrhaftig kaum mehr zu gebrauchen. Der einst schwarze Mantel, hatte eine gräuliche Verfärbung angenommen und auch die Hose wies inzwischen sowohl Löcher als auch kleine Schnitte auf. Nur die Stiefel schienen noch einigermaßen zu begreifen.
"Verdammte...", murmelte der Hashashin und versuchte sich den Staub aus den Kleidern zu klopfen, was allerdings nur mäßig von Erfolg gekrönt war. Er fühlte sich ausgesprochen beschissen. Als ob er drei Tage ohne Pause Sumpfkraut gepafft hätte. In seinem Kopf drehte sich alles und seine Kehle fühlte sich an, als ob sich aus Schleifpapier bestünde. Faren schien nicht minder benommen zu sein, da auch er nur sehr wackelig auf seinen Beinen stand. Nur Azil schien weder verletzt, noch erschöpft zu sein. Ausgesprochen verdächtig, doch das erkannte der Dieb nicht einmal wirklich. Was ihn vielmehr störte war die saubere Kleidung des jungen Mannes und so deutete er mit der Rechten schwunghaft auf ihn und sagte:
"Erinnere mich daran, dass ich dich noch umbringen wollte, wenn wir wieder in Faring sind..."
Azil nickte artig, schien jedoch nicht sehr viel von den Worten seines Anführers zu halten, schließlich hatte dieser nach diesen Worten schon wieder heftig zu husten begonnen. Schnell war der Jungspund zur Stelle und klopfte ihm mit der flachen Hand mehrere Male heftig auf den Rücken. Schleim bahnte sich seinen Weg durch den Hals des Attentäters und erblickte mit einem heftigen Röcheln das Licht der Welt, wobei es sofort Bekanntschaft mit der lieben Mutter Erde machte. Angeekelt betrachtete Cal für einen Augenblick sein "Produkt" und wandte sich dann ab um dem Weg hinab zum Strand zu folgen. Schließlich hatte Azil recht...hier konnten sie nicht bleiben.
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