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»Vielen Dank für die Ausrüstung, Dilga.«
Daarin verneigte sich leicht vor der Silberfüchsin. Er war immernoch erstaunt über die Gastfreundlichkeit der nadoreter Diebesgilde, die ihn vor zwei Tagen willkommen gehießen hatte, als er erschöpft an ihre Tür geklopft hatte. Sie hatten ihm einige nützliche Dinge beigebracht und ihn, trotz seines anfänglichen Misstrauens, in ihre Reihen aufgenommen.
Ein bitteres Lächeln stahl sich auf das sonst eher unscheinbare, freundliche Gesicht mit den braunen Augen. Das letzte Mal als er jemanden vertraut hatte, hatte er einige Zeit später aus Havena fliehen müssen. Saliem diese Ratte hatte ihn an die Stadtgarde verraten und nun wurden Daarin zahlreiche, nie begangene Verbrechen zur Last gelegt. Den Vogt beraubt und einen Händler ermordet zu haben, legte man ihm zur Last, doch irgenwann würde schon Gras über die Sache gewachsen sein, bloß wann?
»Sag an Daarin, was hast du nun vor? Möchtest du bei uns bleiben? Du wärst hier gerne gesehen.«
Dilga unterbrach Daarins Gedanken und riss ihn in die Wirklichkeit zurück.
»Ähh, danke für das Angebot, doch ich möchte mich nicht an Nadoret binden, es ist ein schöne Stadt, und so übersichtlich, doch es ist nicht der Ort, an den ich hingehören.« Dabei strich her sich durch das kurz geschnittene Haar und schaute Dilga verlegen an. Diese jedoch lächelte nur wissend und nickte leicht.
»Ich kann dich verstehen, das Leben ruft nach dir und mit deinem Talent wirst ein phexgefälliges führen können. Deshalb habe ich dir ein Angebot zu machen, was hälst du davon ein dem Phex geweihtes Leben zu führen?«
Führte Daarin nicht schon seit seiner Geburt ein phexgefälliges Leben? Doch sie hatte recht er war kein Phexgeweihter. Beim Gedanken sich in einer langen, wallenden Robe zu sehen, musste er unwillkürlich schmunzeln. Dennoch antwortete er:»Ich schwöre, dass ich ein Leben führen werde, dass dem Gott Phex geweiht ist.«
»Sehr schön, willkommen unter den Phexgeweihten.«
Daarin stutzte einen Moment, ob dieser wirklich sehr kurzen Zeremonie, doch ihm wurde bewusst, dass Phex nicht für seine pompösen Auftritte wie sein Bruder Praios bekannt war und somit auch seine Geweihten auf jegliches Zeremoniell verzichteten. Dieser Umstand war ihm nur recht, stand er doch nie gerne im Mittelpunkt, da ihm sein unscheinbares Äußeres dort recht fehl am Platz wirkte.
»Nun wird es Zeit für mich zu gehen, Dilga.« Wieder verneigte er sich kurz.
»Ich, nein wir alle hier, wünschen dir viel Glück und phexens Segen auf deinem Weg. Dein Zimmer wird immer bereit stehen, es sei denn wir haben es vermietet.«
Mit einem kurzen auflachen verabschiedete sich Daarin von der Silberfüchsin und machte sich daran seine wenigen Habseligkeiten - ein dutzend Wurfmesser, seinen alten Dolch, einige Haarnadeln und einmal Wechselkleidung - in einem Reisebeutel zu verstauen.
Die Sonne blendete ihn kurz, als er aus dem unauffälligen Haus auf den Marktplatz trat. Mit seinem einfachen Leinenhemd und den dunklen Hosen, mischte er sich unter die Besucher des Marktes. Wohin sollte er sich nun wenden? Er drehte sich einmal um seine eigene Achse und erblickte kurz das Wasser des großen Flusses.
»Mhh, vielleicht sollte ich nach Ferdok reisen, dort gibt es bestimmt Neues und Aufregendes zu erleben, ob der Graf dort wirklich ein Zwerg ist?«, sagte er mehr zu sich selbst als zu den Umstehenden und fasste den Entschluss nach Ferdok zu reisen. Also wandte er sich zum Hafen, doch als er dort angekommen am hiesigen Krämer namens Olbin, den er am voherigen Tag bereits besucht hatte, vorbeikam, fiel ihm ein, dass er noch Vorräte für eine solche Reise benötigte.
»Guten Tag, Olbin.«
»Ahh, wenn das mal nicht der nette junge Mann von gestern ist, brauchst du wieder eine Aufgabe? Diesmal hätte ich eine Lieferung für den neuen Praiosgeweihten.«
»Nein, nein«, lachte Daarin, »dieses Mal komme ich als Kunde, du hast nicht zufällig etwas Essbares zu einem erschwinglichen Preis vorrätig, oder?«
»Da achtet aber jemand auf seinen Geldbeutel. Einen Moment ich schaue mal ob ich etwas für dich habe.« Mit diesen Worten drehte sich Olbin von Daarin weg und begann in seinen Waren zu kramen.
Daarin jedoch wurde bewusst, dass er keinen einzigen Heller mehr hatte und bückte sich kurz entschlossen, nach einem annähernd runden Stein und sprach den nächsten Passanten an.
»Entschuldigen Sie, haben sie zufällig ihren Handschmeichler verloren?« Dabei griff er nach dem Arm des jungen Mannes und zog ihn zu sich heran.
»He, was wollen Sie denn von mir, das ist nur ein blöder, normaler Stein und kein Handschmeichler.« Vor sich hin grummelnd befreite der Mann sich aus Daarins Griff und entfernte sich schnellen Schrittes von ihm. Im nächsten Moment richtete sich Olbin wieder auf und legte ein trockenes Stück Brot, einen Apfel und einen Streifen Pöckelfleisch auf den Thresen.
»Es tut mir leid, das ist alles was ich an Essbarem hier habe. Für dich nur 13 Heller.«
Viel war es nicht, doch wenn er es sich gut einteilte, konnte er einige Tage zurechtkommen.
»Dankeschön, hier hast du 15 Heller für die Umstände.« Damit drückte er dem Krämer die 15 Heller in die Hand und verstaute grinsend den Proviant. Dabei fiel ihm ein Anschlag ganz in der Nähe auf.
»Soso, Gesuch des Grafen... den Zwölfen Geweihte... sollte ich mich angesprochen fühlen... an der Thalaria melden? Ferdok? Na das trifft sich doch gut, danke Phex.« Zu Olbin gewandt erkundigte er sich nach dem Schreiben. »Sag, Olbin, wo kann ich die Thalaria finden?«
»Da bist du nicht der einzige, der sich für den Anschlag interessiert. Wie auch immer, die Thalaria liegt gleich dort drüben vor Anker. Ihr Kapitän Dielbrack ist ein sympathischer Geselle, das muss man schon sagen.«
»Danke, Olbin. Auf bald.« Mit diesen Worten machte Daarin sich auf zur Thalaria, vorbei an zahllosen Kisten, Waren und Seeleuten.
Last edited by Saixes; 28.06.2010 at 18:11.
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