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    Deus Avatar von John Irenicus
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    Khorinis wählt – Die Bürgermeisterkandidaten im Interview
    Ausgabe 2: Thorben (Tischlermeister, Partei Glaube und Familie)


    Ende des Jahres werden der Stadtrat und der Bürgermeister von Khorinis neu gewählt. Die Goth'sche Zeitung stellt Ihnen die Bürgermeisterkandidaten vor. Für die zweite Ausgabe dieser mehrteiligen Interviewreihe haben wir den direkten Herausforderer Thorben (Partei Glaube und Familie) interviewt.




    Meister Thorben, als Vorsitzender der Partei Glaube und Familie sind Sie der direkte Gegenkandidat zum amtierenden Bürgermeister Vatras. Sie beide sind Männer des Glaubens. Worin unterscheiden Sie und Ihr Wahlprogramm sich dann eigentlich vom aktuellen Amtsinhaber?
    Als Wassermagier respektiere ich Vatras natürlich. Er ist für mich eine religiöse Autorität. Und in vielen religiösen Fragen haben wir auch Übereinstimmungen, das haben vergangene Ratssitzungen häufig gezeigt. Unsere Fraktionen konnten gemeinsam viele wichtige Projekte anstoßen. Aber in einigen Belangen vertreten wir unterschiedliche Standpunkte. Wir von der Partei Familie und Glaube sind der Ansicht, dass Glaube und Frömmigkeit wieder einen größeren Raum in der Tagespolitik, aber auch in der gesamten Gesellschaft einnehmen sollten. Davon haben sich die Grünen in einigen Punkten weit entfernt, trotz Vatras' Hintergrund als Priester Adanos'.

    Nennen Sie doch mal einen dieser Punkte, in denen Sie nicht mit den Grünen übereinstimmen!
    Ein gutes Beispiel ist die städtische Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Regelung des Heiler- und Alchemistenwesens. Die Grünen sind hier sehr offen und fordern eine maximale Methodenfreiheit. Das heißt, nach geltender Rechtslage kann jeder, ob ausgebildeter Heiler oder nicht, auf Khorinis entsprechende Dienste anbieten, Mittelchen zusammenmischen und verkaufen und auch offen dafür Werbung machen. Das ist im Wesentlichen also völlig unreguliert, jeder kann sich selbst als Heiler oder Alchemist verdingen. Deshalb haben auch weder Gesundheitsamt noch Gewerbeaufsicht rechtliche Handhabe gegen Marktteilnehmer wie Sagitta, die ohne anerkannte Ausbildung und Approbation ihre Mittelchen verkaufen und für sie werben darf. Die abgegebenen Versprechen sind dabei teils abenteuerlich und womöglich auch gefährlich. Wir wollen das ändern und den Zugang zu Heilerberufen beschränken: Nur wer eine abgeschlossene magische oder alchemistische Ausbildung vorweisen kann, die entweder von einem niedergelassenen Magier, einem Kloster oder der Alchemisteninnung mit einer Abschlussprüfung abgenommen wurde, soll entsprechende Dienste feilbieten dürfen.

    Bleiben wir beim Thema Religion: Kritiker haben Ihrer Partei vorgeworfen, angesichts der jüngsten Vorfälle im Nordwesten des Minentals, bei denen zahlreiche orkische Gräber von Unbekannten geschändet worden sind, auffällig still zu sein. Dennis Urshak von der Partei Die Grauen Orks meldete sich später in einer Ratssitzung zu Wort und warf Ihnen vor, dass Sie sich nur für Religionsfreiheit einzusetzen, wenn es die „richtige“ Religion betrifft. Was entgegnen Sie diesen Vorwürfen?
    Wir von der Partei Glaube und Familie sind für die Freiheit aller Religionen. Das schließt im Grundsatz auch die orkische Religion mit ein. Allerdings gilt diese Freiheit nicht grenzenlos – für keine der auf Khorinis anerkannten Religionsgemeinschaften. Teils stehen die Glaubenansichten der autochthonen Orks des Minentals der freiheitlichen Grundordnung, die sich unsere menschliche Gesellschaft vor Jahren gegeben hat, diametral entgegen. Das heißt aber nicht, dass die angesprochenen Grabschändungen durch irgendetwas zu entschuldigen sind. Bevor wir aber vorschnell irgendwen dafür verurteilen, warten wir das Ergebnis der Ermittlungen ab. Bisher ist nicht erwiesen, dass die Gräber tatsächlich von Menschen geschändet worden sind. Und die Ordnungs- und Streitkräfte, die am Pass des Minentals stationiert sind und täglich für unsere Sicherheit sorgen, genießen ein hohes Ansehen in unserer Stadt. Ihnen gebührt ein Vertrauensvorschuss. Sie müssen als unschuldig gelten, bis das Gegenteil bewiesen ist.

    Ihr zweites großes Thema im Wahlkampf ist die Familie. In Ihrem Wahlprogramm ist aber nichts davon zu lesen, was Sie gegen die zunehmende Kinderlosigkeit in Khorinis unternehmen wollen.
    Das Wohl der Kinder liegt uns am Herzen, und die klassische Familie bleibt für uns die Keimzelle einer gesunden Gesellschaft. Deshalb muss sie auch im Mittelpunkt der Politik stehen. Wir können allerdings nur die Rahmenbedingungen für Familienglück und Kinderreichtum gestalten. Die Männer und Frauen von Khorinis entscheiden selbst, ob sie eine Familie gründen wollen. Wir von der Partei Glaube und Familie glauben aber, dass in der Vergangenheit, insbesondere auch unter der Führung der Grünen, falsche Anreize gesetzt worden sind. Während früher alleinstehende Männer noch in Heimen einquartiert wurden um Sittlichkeitsverbrechen zu verhüten, gilt es heute als normal, wenn ein Mann keine Kinder zeugen möchte. Auch Frauen entscheiden sich mehr und mehr für ein Leben in Kinderlosigkeit. Diese Entscheidung ist auf individueller Ebene natürlich zu respektieren – insoweit stimmen wir mit den Grünen überein. Aus unserer Sicht scheuen die Grünen aber zu sehr, die Hintergründe für solche – im Großen und Ganzen ja doch bedauerliche – Entscheidungen in den Blick zu nehmen. In der laufenden Amtsperiode wurde zum Beispiel der Bau vor allem kleinerer Sozialwohnungen gefördert, in denen aber keine Familie mit zwei oder mehr Kindern leben können. Die steuerlichen Nachlässe für Ehepaare wurden wieder einkassiert. Der ehemals beliebte Waldkindergarten wurde mit Rücksicht auf die sich wieder ausbreitenden Wölfe geschlossen. Diese Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Dazu gehört übrigens auch wieder der Umstand, dass die Grünen sich standhaft weigern, etwas gegen dubiose Heilmittelanbieter zu unternehmen. Diese dürfen nach geltender Rechtslage nämlich auch für Kräutermischungen werben, die eine Schwangerschaft verhindern oder gar im Nachhinein abbrechen sollen. Das kann und sollte in einer frommen Gesellschaft nicht toleriert werden, schon gar nicht darf das die neue Normalität sein. Man sieht: Es gäbe einige Stellschrauben, an denen man drehen könnte, um wieder erfolgreiche Familienförderung zu betreiben. Bei den Grünen fehlt aber der politische Wille dazu.

    Zum Abschluss vielleicht noch eine Frage, die ein wenig ins Private geht: Seit einiger Zeit grassieren in der Stadt Gerüchte darüber, dass ein junger Mann in Ihrem Haus übernachtet haben soll, als Sie für ein Wochenendseminar im Kloster einquartiert waren. Angeblich soll Gritta diesen Mann eingeladen haben. Ist das nicht ziemlich brisant, wo gerade Ihre Partei sich bei der letzten Ratssitzung entschieden dagegen ausgesprochen hat, das stadtweite Kuppelei-Verbot aufzuheben?
    Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass das Verfahren gegen mich, in dem ich der Kuppelei beschuldigt wurde, noch vor Anklageerhebung wieder eingestellt worden ist. Die zuständigen Ermittler haben den Fall – auch auf mein Betreiben hin – einer gründlichen Prüfung unterzogen und sind zu dem Schluss gekommen, dass ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen. Mit Gritta habe ich über diese Gerüchte persönlich gesprochen. Sie sagt, Sie habe niemanden zu sich eingeladen, und ich habe keinen Anlass dazu, ihr nicht zu glauben. Wer auch immer diese Gerüchte gestreut hat, soll sie bitte belegen – das wird aber nicht gelingen. Für mich ist die Sache damit zu den Akten gelegt.

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    Khorinis wählt – Die Bürgermeisterkandidaten im Interview

    Ausgabe 3: Edda (Köchin, Bündnis Gutes Leben)



    Ende des Jahres werden der Stadtrat und der Bürgermeister von Khorinis neu gewählt. Die Goth'sche Zeitung stellt Ihnen die Kandidaten und Kandidatinnen vor, die sich um das Amt bewerben. Für die dritte Ausgabe dieser mehrteiligen Interviewreihe haben wir Edda interviewt, die bei der letzten Wahl noch nicht kandidierte.



    Gothsche Zeitung (GZ): Edda, in der demnächst anstehenden Wahl stehen Sie an der Spitze des neuen Bündnisses zwischen dem Dockarbeiter-Kampfbund ‚Glück und Arbeit‘ und der Frauen-Gewerkschaft ‚Nadel und Kochtopf‘. Können Sie zunächst unseren Lesern erklären, wie es zu dieser Vereinigung gekommen ist?

    Edda: Guten Tag! Zuerst mal: ich bin die Edda. Du kannst mich duzen. Ich koche für alle, die nicht selbst kochen können im Hafenviertel und ich sehe seit längerem, dass es dort für die Leute immer schwerer wird. Wir haben uns schon einige Zeit auf nachbarschaftliche Weise gegenseitig geholfen, aber wir merken, dass wir damit nun an Grenzen stoßen. Die Frauen-Gewerkschaft ‚Nadel und Kochtopf‘ und der Dockarbeiter-Kampfbund ‚Glück und Arbeit‘ sind die beiden größten Hilfsorganisationen, aber in unserem neuen Bündnis arbeiten auch Fischer mit und die Frauen im körpernahen Dienstleistungsgewerbe.

    GZ: Das sind ja sicher einige. Was verbindet euch?

    Edda: Da ist zum Einen das Thema Arbeitssicherheit. Die Docks werden regelmäßig von wilden Waranen verwüstet, die Arbeit dort ist also besonders gefährlich. Wir finden nun, dass von den Ausgaben für Sicherheit der Stadt Khorinis mehr dort investiert werden sollte, wo Menschenleben gefährdet sind. Dazu kommt die Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse, was zu Mangelernährung, schlechtem Gesundheitszustand und Kämpfen untereinander führt.

    GZ: Ihr fordert also mehr Wachen im Hafenviertel?

    Edda: Wir fordern die Sicherheit dafür, unserer Arbeit nachgehen zu können, und nachts nicht beraubt oder entführt zu werden. Vielleicht wäre eine eigene Miliz besser als die Wachen, die bisher nicht besonders viel zu unserer Sicherheit beigetragen haben. Und wir fordern auskömmliche Löhne für alle Ganztagsbeschäftigten.

    GZ: Ihr werdet ja voraussichtlich nicht die Mehrheit der Sitze im Stadtrat erringen, wo seht ihr die Möglichkeit einer Koalition mit anderen Parteien?
    Edda: Wir sind offen für Koalitionsgespräche in alle Richtungen.

    GZ: Wirklich in alle? Was verbindet euch mit so einer rechten Partei wie ‚Glaube und Familie‘?

    Edda: Religiöse oder weltanschauliche Überzeugungen, die Menschen an den Rand der Gesellschaft drängen, statt sie zu unterstützen, tragen wir nicht mit. Aber die Lebens-, Arbeits- und Wohnverhältnisse zum Beispiel der jungen Familien zu verbessern, könnte ein gemeinsames Anliegen sein. Mit Vatras von den Grünen gab es bereits gemeinsame Aktionen für eine nachhaltige Fischerei und gegen die Priorisierung des Militärhafens.

    GZ: Nun gibt es sicher auch kritische Stimmen wegen der jüngsten Streiks. Was sagt ihr dazu, dass just in der Zeit des Boykotts durch die Höfe auch das Entladen der Schiffe blockiert war und so der Mangel verschärft wurde?

    Edda: Man streikt nicht, wenn es niemand interessiert. Die Situation wäre sofort zu lösen gewesen, wenn das Erfüllen der berechtigten Forderungen der Arbeitenden in Sicht gewesen wäre. Aber die Vertretung der Docker als Faulpelze und Schmarotzer zu bezeichnen, war eben der falsche Weg.

    GZ: Man sagt euch gute Kontakte in andere Länder nach… könntet ihr diese auch zum Wohl der ganzen Stadt einsetzen?
    Edda: Durch die heimische Schafzucht verfügt Khorinis über eigene Wolle, die bisher eher in Myrtana und Varant gefärbt und gewoben wurde. Der Krieg mit den Orks hat aber diese multilateralen Wertschöpfungsketten massiv gestört. Wir sehen einerseits dies als die Chance an, wieder eine einheimische Textilindustrie anzusiedeln. Dies würde auch Arbeitsplätze schaffen.
    Andererseits intensivieren wir unsere Kontakte, um Friedensprozesse zu anzustoßen. Wir möchten nicht, dass unsere jungen Männer in den Orkkriegen verheizt werden. Dies nutzt letzten Endes auch den Orks, denen es genauso ergeht. Das Ziel muss sein, das Leben der jungen Männer und Frauen zu schützen. Dann steht deren Arbeitskraft für den Aufbau zur Verfügung. Und es ist auch richtiger so.

    GZ: Liebe Edda, danke für das Gespräch.

    Edda: Ich danke dir. Bleib gesund und glücklich.

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    Geändert von Ajanna (16.05.2021 um 09:40 Uhr)

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    Khorinis wählt – Die Bürgermeisterkandidaten im Interview

    Ausgabe 4: Wulfgar (Hauptmann der Miliz, Partei für Sicherheit und Ordnung)


    Ende des Jahres werden der Stadtrat und der Bürgermeister von Khorinis neu gewählt. Die Goth'sche Zeitung stellt Ihnen die Bürgermeisterkandidaten vor. In der vierten Ausgabe dieser mehrteiligen Interviewreihe kommt der Milizhauptmann Wulfgar (Partei für Sicherheit und Ordnung) zu Wort.




    Wulfgar, Sie sind in der ganzen Stadt als Hauptmann der Miliz bekannt und üben dieses Amt schon einige Jahre aus. Was hat Sie dazu bewogen, nun den Schritt in die Politik zu wagen?

    Als Hauptmann der Miliz bin ich, wie auch alle anderen Milizionäre, zur Durchsetzung und Wahrung des geltenden Rechts aufgerufen und verpflichtet. Mein Beitrag zu unserem Gemeinwesen war jahrelang, diese Aufgabe gewissenhaft und nachhaltig zu erfüllen. Aber mein Einfluss in dieser Rolle ist begrenzt, und nicht alle Probleme können durch die bloße Durchsetzung des jetzt geltenden Rechts gelöst werden. Deshalb will ich meine Erfahrung aus der Praxis nutzen, um die ein oder andere Fehlentwicklung der letzten Zeit zu korrigieren – und das eben nicht nur durch bloßes Verwalten, sondern auch durch Gestalten unseres Rechtsbestandes.

    Wenn Sie Bürgermeister wären: Welche drei Dinge würden Sie als erstes ändern?

    Zunächst einmal will ich vorausschicken, dass ich natürlich nicht mit der Absicht kandidiere, nach meiner Wahl alles umzustoßen. Ein Vorgehen nach dem Motto „Neue Besen kehren gut“ liegt mir nicht. Zudem hat bei allen wichtigen Entscheidungen immer auch der Rat ein Wörtchen mitzureden. Sollte ich aber zum Bürgermeister gewählt werden, dann würde ich zunächst den Personalschlüssel für die Miliz neu berechnen lassen. Wir sind chronisch unterbesetzt. Zurzeit haben wir auch viele Dauerkranke, deren Stellen nicht nachbesetzt werden dürfen, obwohl teils absehbar ist, dass sie nie wieder in den Beruf zurückkehren werden. Kurzum: Wir brauchen mehr Leute! Zweitens würde ich dafür sorgen, dass die Miliz besser ausgestattet wird, mit Schwertern, Rüstungen und dergleichen. Die Modelle, die wir jetzt nutzen, sind veraltet. Die Verwaltung muss schleunigst ordentlich Geld in die Hand nehmen, damit wir nicht mit irgendwelchen brüchigen Zahnstochern auf Banditenjagd gehen müssen. Hier muss Waffengleichheit herrschen. Drittens würde ich auf eine Verschärfung der Strafvorschriften hinwirken. Die Strafrahmen für die einzelnen Vergehen und Verbrechen sollten im Allgemeinen moderat, für manche Delikte drastisch angehoben werden. Insbesondere die Möglichkeit zur Strafmilderung bei Ersttätern muss entfallen. Schon die erste Übertretung muss spürbar bestraft werden, um Täter abzuschrecken. Mittlerweile ist es doch so, dass die Täter sich kaputtlachen, wenn wir denen einen ganzen Tag hinterherjagen und der Richter sie mit einem lächerlichen Bußgeld wieder nach Hause schickt.

    Das klingt ganz danach, als würden sie als Bürgermeister vor allem die Interessen der Miliz bedienen. Haben Sie auch noch Pläne, die nicht bloß die Strafverfolgung betreffen?

    Natürlich. Aus meiner Erfahrung ist es so, dass die Strafverfolgung immer erst eingreift, wenn das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Deshalb brauchen wir mehr Prävention. Eine gute Sozial- und Ordnungspolitik ist die beste Kriminalpolitik. Hier kann man auch ganz unten ansetzen. Ich würde zum Beispiel die Sauberkeit in der ganzen Stadt verbessern wollen. Wir brauchen städtisches Personal, das regelmäßig den Marktplatz, die Wege, die Schreine und das Obere Viertel reinigt. Zudem sollen Sauberkeitsverstöße künftig mit empfindlichen Bußgeldern geahndet werden. Das betrifft insbesondere die Vermüllung des Markplatzes, die in letzter Zeit zu einem immer größeren Problem geworden ist. Eine saubere Stadt ist auch eine sichere Stadt. Und davon haben am Ende alle etwas, nicht nur die Miliz.

    Die Miliz genießt nicht im ganzen Stadtgebiet den allerbesten Ruf. Insbesondere im Hafenviertel scheinen Ordnungshüter und Bewohner immer mal wieder aneinander zu geraten. Viele Bewohner dort fühlen sich nicht gut genug von der Miliz geschützt, manche sogar von ihr drangsaliert.

    Diese Vorwürfe kenne ich natürlich. Am Ende sind meist die von der Miliz die Dummen, und es heißt, wir seien brutal, bestechlich und was weiß ich nicht alles. Das ist zumindest das Bild, das häufig transportiert wird. Ich lade aber jeden ein, mal auf eine Schicht auf Streife mitzukommen und sich anzugucken, mit was wir da täglich zu tun haben und was wir uns alles anhören müssen. Da wird man als Milizionär schon beschimpft, wenn man nur mal in die falsche Gasse geht. Teils werden wir auch bespuckt oder mit Steinen beworfen. Und wenn man jemanden festnehmen will, steht da gleich eine ganze Traube und versucht das zu verhindern, nicht selten auch mit tätlichen Angriffen. Da muss sich niemand wundern, wenn wir dann mal zupackender werden. Wir vertreten immerhin das städtische Gewaltmonopol und handeln dabei nach Recht und Gesetz. Den Vorwurf der Drangsaliererei lasse ich so pauschal nicht gelten.

    Konkret wird der Miliz vorgeworfen, dass sie bestimmte Bevölkerungsgruppen im Hafen besonders kontrolliert, teils auch ohne konkreten Verdacht.

    Auch diesen Vorwurf höre ich nicht zum ersten Mal. Aber hierzu muss man wissen: Das Hafenviertel gilt als sogenannter „verrufener Ort“ im Sinne der Ordnungssatzung unserer Stadt. Das heißt, die Miliz ist befugt und im Rahmen ihrer täglichen Arbeit dazu verpflichtet, stichprobenartige Kontrollen durchzuführen. Bei diesen Kontrollen lassen wir uns vor allem von kriminalistischer Erfahrung leiten. Diese bewegt sich aber in den Grenzen von Recht und Gesetz. Wir kontrollieren nicht nach Hautfarbe oder Herkunft. Und ansonsten gilt: Getroffene Hunde bellen.

    Bürgermeister Vatras plant, die Ordnungssatzung so zu ändern, dass das Hafenviertel und seine Bewohner nicht mehr unter erleichterten Voraussetzungen kontrolliert werden können. Was halten Sie von diesem Vorhaben?

    Davon halte ich überhaupt nichts. Die verdachtsunabhängigen Kontrollen im Hafenviertel sind ein wichtiges Instrument bei der täglichen Arbeit der Miliz. Der Vorschlag von Bürgermeister Vatras führt in die Irre. Das war für mich übrigens einer der ausschlaggebenden Punkte, selbst bei der anstehenden Wahl zu kandidieren. Ich kann die Bürgerinnen und Bürger nur davor warnen, sich von einer falsch verstanden Multikulti-Politik wie der von den Grünen Sand in die Augen streuen zu lassen. Das Hafenviertel gleicht einem Pulverfass. Wenn jetzt nicht rechtzeitig die Lunte ausgetreten wird, droht uns einiges an Ungemach. Der Sicherheit von Khorinis sind solche Vorhaben jedenfalls nicht dienlich.

    Stichwort Sicherheit: In letzter Zeit erleben private Sicherheitsdienste einen Aufschwung. So sollen zum Beispiel die Vertreter der orkischen Community im Nordwesten des Minentals private Unternehmen beauftragt haben, um ihre Begräbnisstätten zu schützen. Haben die Leute mittlerweile das Vertrauen in die städtische Miliz verloren?

    Ich glaube, dass das Vertrauen in die Miliz im Allgemeinen sehr hoch ist und auch bleiben wird. Die privaten Sicherheitsunternehmen müssten zudem erst einmal beweisen, dass sie ihre Versprechen auch einhalten können. Bisher habe ich davon noch nichts gesehen. Die städtische Miliz hingegen leistet seit Jahrzehnten seriöse Arbeit und sorgt für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger. Unsere Milizionäre durchlaufen eine strenge Ausbildung und bilden sich regelmäßig fort. Täglich wird trainiert. Nur dadurch kann ein hoher Standard bei unserer Arbeit gewahrt werden. Private Sicherheitsfirmen drohen, diese Standards zu unterlaufen. Das betrachte ich mit Sorge. Meine Partei wird daher demnächst einen Antrag in den Rat einbringen, die Arbeit dieser privaten Sicherheitsdienste streng zu regulieren. Der Selbstjustiz in Khorinis wird sonst Tür und Tor geöffnet, und das halte ich für unvertretbar.

    Hauptmann Wulfgar, vielen Dank für das Interview!

    Nichts zu danken.

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    Khorinis wählt – Die Bürgermeisterkandidaten im Interview

    Ausgabe 5: Brian (Schmiedegeselle, Partei für Arbeit und Zusammenhalt)


    Ende des Jahres werden der Stadtrat und der Bürgermeister von Khorinis neu gewählt. Die Goth'sche Zeitung stellt Ihnen die Bürgermeisterkandidaten vor. Für die fünfte Ausgabe dieser mehrteiligen Interviewreihe haben wir den neuen Vorsitzenden der Partei für Arbeit und Zusammenhalt, Brian, interviewt.




    Brian, erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum neuen Vorsitzenden der Partei für Arbeit und Zusammenhalt!

    Vielen Dank! Es war bis zum Ende eine spannendes Rennen, aber jetzt bin ich froh, die Mehrheit unserer Parteimitglieder hinter mir zu haben. Wir brauchen jetzt Geschlossenheit und Zusammenhalt für die anstehende Wahl zum Stadtrat und zum Bürgermeisteramt.

    Sie wurden mit einem historischen Ergebnis von 96,7 % zum Parteivorsitzenden gewählt. Trotzdem gibt es Stimmen, auch innerhalb der Partei, die befürchten, dass der zum Teil heftig geführte Wahlkampf die Partei eher entzweit als geeint haben könnte. Die Zustimmung von über 90% interpretieren außerparteiliche Beobachter dabei eher als pragmatisches Votum der Vernunft, um weiteren Schaden von der Partei abzuwenden.

    Diese Unkenrufe gibt es nach fast jeder Kampfabstimmung, darauf würde ich nicht so viel geben. Ich weiß, wie die Lager innerhalb unserer Partei verteilt sind, und natürlich sind wir nicht alle einer Meinung. Es gab eben einen echten Wahlkampf. Aber dieser Kampf ist jetzt vorbei. Wir haben um Positionen gerungen und Standpunkte ausgetauscht, und am Ende war die überragende Mehrheit unserer Mitglieder der Meinung, dass ich diese Standpunkte am besten austarieren kann. Man darf „Zusammenhalt“ auch nicht mit „Einheitsbrei“ verwechseln. In unserer Partei wurde schon immer viel gestritten. Der Zusammenhalt ergibt sich daraus, dass wir trotz im Detail unterschiedlicher Auffassungen ein gemeinsames übergeordnetes Ziel verfolgen: Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für alle Khoriner Bürgerinnen und Bürger bei gleichzeitiger Sicherung unseres Wohlstands.

    Dennoch bleibt der bisherige Parteivorsitzende Carl einer Ihrer größten innerparteilichen Kritiker: Sie seien zu jung, zu unerfahren und zudem zu arbeitgebernah positioniert. Was entgegnen Sie dieser Kritik – und wie wollen Sie Carl und andere Parteivertreter, die traditionell eher dem gewerkschaftlichen Lager nahestehen, in Zukunft weiter einbinden?

    Carl ist ein alteingesessener Gewerkschafter und hat über die Jahre viel erlebt und gesehen. Seine Erfahrung ist ein großer Gewinn, und er wird auch weiterhin eine wichtige Rolle in der Partei spielen. Aber viele in der Partei sind der Meinung, dass es langsam Zeit für einen Generationenwechsel ist. Mich ehrt es, dass ich diesen Übergang gestalten soll. Ich mag jünger sein als die meisten unserer Parteimitglieder, aber deshalb bin ich nicht dümmer. Die große Mehrheit unserer Mitglieder scheint das ebenso zu sehen, sonst hätten sie mir nicht ihr Vertrauen geschenkt. Und was meine Positionierung angeht: Da ich selber als Schmiedegeselle Arbeitnehmer bin – das ist Carl als Schmiedemeister übrigens nicht –, wird man mir wohl kaum vorwerfen können, dass ich arbeitnehmerfern sei. Das wäre absurd. Ich werde mich natürlich für die Rechte der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Khorinis einsetzen, so wie ich es auch schon in der Vergangenheit getan habe. Für mich heißt das aber nicht gleichzeitig, dass ich in Fundamentalopposition zur Arbeitgeberschaft gehen müsste. In der Vergangenheit dominierte das Bild vom Arbeitgeber als natürlicher Feind des Arbeitnehmers. Ich halte das für falsch. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind keine Gegner, sondern vielmehr natürliche Verbündete. Wir sind alle aufeinander angewiesen. Das gilt zumal in den Zeiten, in denen verschiedene Gruppierungen ein Interesse an der Spaltung der Gesellschaft haben. Für die Zukunft wünsche ich mir ein gemeinsames Eintreten für die Interessen aller Khoriner Bürgerinnen und Bürger, und das schließt Arbeitnehmer genau so mit ein wie Arbeitgeber.

    Einige Beobachter vermuten, dass Sie schon allein deshalb nicht in Fundamentalopposition zur Arbeitgeberschaft gehen können, weil Sie selbst abhängig beschäftigt sind. Der Schmiedemeister Harad ist ihr Chef. Laufen Sie da nicht Gefahr, beim Einsatz für Arbeitnehmerrechte im Zweifel doch lieber etwas leiser aufzutreten, um nicht Ihre eigene Beschäftigung zu gefährden?

    Die Vermutung, dass ich mich in entscheidenden Momenten wegducken werde, weil Harad mein Chef ist, habe ich in letzter Zeit häufiger gehört. Sie wird dadurch aber nicht richtiger. Ich sehe meine Stellung vielmehr als Vorteil: Zum einen weiß ich, was es heißt, für seine eigene Rechte als Arbeitnehmer einstehen zu müssen; zum anderen kenne ich aber auch die Seite des Arbeitgebers sehr gut, dadurch, dass ich mit Harad in ständigem Austausch stehe. Gerade das gibt mir ja erst die nötige Basis, um die Arbeitnehmerschaft wieder mit der Arbeitgeberschaft versöhnen zu können. Im Übrigen hat Harad mich ausdrücklich zur Kandidatur zum Parteivorsitz ermutigt.

    Genau daraus wollen aber manche Beobachter herleiten, dass mit Ihrer Wahl zum Parteivorsitzenden in Wahrheit auch der Einfluss Harads und anderer Arbeitgeber in der Partei gestärkt wird. Auf den Wahlplakaten des neu gegründeten Bündnis Gutes Leben steht zu lesen: „Wer Brian wählt, wird Harad bekommen!“ Können Sie diese Befürchtungen nachvollziehen?

    Wer das glaubt, der unterstellt gleichzeitig über 96 % unserer Parteimitglieder, dass sie entweder sehenden Auges die Arbeitnehmerposition mit meiner Wahl geschwächt haben, oder aber dass sie nicht klug genug sind, um dieses Problem zu sehen. Beides entbehrt jeglicher Grundlage. Auf der politischen Ebene trete ich völlig unabhängig von meinem Chef auf, und das wird auch so bleiben. Im Übrigen gibt es beim Bündnis Gutes Leben auch intern Streit um die von Ihnen zitierten Plakate. So wie es jetzt aussieht, waren die Plakate eine nicht mit den Bündnispartnern abgesprochene Aktion des Dockarbeiter-Kampfbunds ‚Glück und Arbeit‘. Man sollte das alles also nicht überbewerten.

    Da Sie die politischen Mitbewerber schon erwähnen: Ihr bisheriger Parteivorsitzender Carl hatte im innerparteilichen Wahlkampf stets für eine Zusammenarbeit mit dem Bündnis Gutes Leben geworben. Sie hingegen traten da deutlich reservierter auf. Es wird befürchtet, dass Sie sich insgeheim eine Koalition mit eher anders gelagerten Parteien wie den Freien Bürgern oder der Partei für Sicherheit und Ordnung offenhalten wollen. Das dürfte nicht jedem Ihrer Wähler passen.

    Zunächst einmal ist es schon so, dass wir naturgemäß viele Überschneidungen mit dem Bündnis Gutes Leben haben. Viele unserer Ziele decken sich: Strengere Regeln für die Arbeitssicherheit, die Überführung prekärer Arbeitsverhältnisse in auskömmliche und sichere Beschäftigungen, der Ausbau sozialer Sicherungsnetze für Beschäftigungslose und so weiter. Es bestehen aber unterschiedliche Vorstellungen darüber, mit welchen Mitteln diese Ziele zu erreichen sind. Auch die Radikalität der Forderungen aus dem Bündnis überzeugen mich nicht. Ich sehe hier die Gefahr, dass das Bündnis Gutes Leben mit seinen Aktionen eher die Spaltung der Gesellschaft befördert als ihren Zusammenhalt. Wir brauchen weniger Protest und mehr Dialog.

    Und diesen Dialog wollen Sie mit allen Parteien führen? Sowohl mit dem Bündnis Gutes Leben, als auch zum Beispiel mit der Partei für Sicherheit und Ordnung oder den Freien Bürgern?

    Im Grundsatz ja. Natürlich gibt es aber auch hier rote Linien. Dialog heißt ja nicht, dass es am Ende auch zu einer Koalition kommt. Mit vielen Parteien gäbe es im Fall der Fälle einiges an Abstimmungsbedarf und vielleicht auch Konfliktstoff. So sehen wir es zum Beispiel ähnlich wie die Freien Bürger, dass die bisherigen starren Arbeitszeitregelungen behutsam flexibilisiert werden müssen, um den neuen Realitäten der Lebens- und Arbeitswelt gerecht zu werden. In anderen Punkten aber sind wir genau gegensätzlicher Meinung: Während die Freien Bürger jegliche Bürokratisierung und damit auch Marktzugangsregeln ablehnen, sind wir hier für eine strengere Regulierung, damit sich nicht unqualifizierte Händler und Dienstleister breit machen. Ich denke da zum Beispiel an die jüngsten Vorfälle rund um Drax Dentaflex, wo nun schon Schadensersatzklagen wegen ärztlicher Behandlungsfehler erhoben wurden. So etwas schadet im Ergebnis der Wirtschaft, das müssten eigentlich auch die Freien Bürger wissen.

    Von Seiten der Freien Bürger, aber auch von anderen Parteien aus diesem Spektrum wird Ihnen wiederum eine zu große Nähe zu den klassischen Arbeitskampforganisationen wie dem Dockarbeiter-Kampfbund ‚Glück und Arbeit‘ vorgeworfen, seit Parteimitglieder aus Ihren Reihen auf den jüngsten Streikveranstaltungen gesichtet wurden. Haben Sie keine Angst, dass Sie beim Versuch, sich alle Koalitionen offenzuhalten, am Ende zwischen allen Stühlen landen werden?

    Wir sind und bleiben eine Partei der Arbeitnehmer. Wir können und wollen niemandem unserer Mitglieder verbieten, sich an Streikaktionen zu beteiligen. Wir können nur mahnen, genau darauf zu schauen, von wem diese Streikaktionen organisiert werden und welche Ziele dabei eigentlich verfolgt werden. Abgesehen davon halte ich unsere Dialogfähigkeit für unsere größte Stärke. Vielleicht ist das sogar unser Alleinstellungsmerkmal, dass wir potentiell mit – fast – jedem koalieren können. Die Wählerinnen und Wähler wissen daher, dass eine Stimme für die Partei für Arbeit und Zusammenhalt in jedem Fall eine Stimme für die Verbesserung der Arbeitsverhältnisse und eine Stimme für den Wohlstand ist – unabhängig von jeglichem Koalitionspoker nach der Wahl.

    Vielen Dank für dieses Interview!

    Gerne.

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    Ausgabe 6: Hokurn von Drakenklau (Söldner, Sprecher der Allianz der Gerechten)

    Ende des Jahres werden der Stadtrat und der Bürgermeister von Khorinis neu gewählt. Die Goth'sche Zeitung stellt Ihnen die Bürgermeisterkandidaten vor. Für die sechste Ausgabe dieser mehrteiligen Interviewreihe konnten wir leider kein Interview mit der Kandidatin Natalia Dormiens y Berion bekommen. Wir haben stattdessen Hokurn von Drakenklau, den Sprecher ihres Büros , interviewt.



    Sehr geehrter Herr von Drakenklau, die fehlende Möglichkeit, die Kandidatin selbst kennenzulernen, ist vielleicht für unsere Leser nicht leicht nachzuvollziehen. Können Sie dazu eine Erklärung abgeben?

    Natürlich, selbstverständlich. Sehen Sie, Frau von Dormiens y Berien befindet sich zur Zeit an einem Ort, an dem sie sich für die neue Aufgabe optimal vorbereiten möchte. Wir nehmen die Notwendigkeit einer substanziellen Veränderung für die alte Kronstadt Khorinis sehr ernst und sind bereit zu allen notwendigen Schritten, um eine Verbesserung der derzeitigen untragbaren Verhältnisse einzuleiten.

    Was also ist ihr Programm? Von welchen Verbesserungen sprechen Sie?

    Sehen Sie, für uns sind Raub, Mord und Entführung auf der einen und Streik auf der anderen Seite nur zwei Seiten einer Münze, und diese ist Falschgeld. Wir wollen den Ungeist der Gewalt in dieser Stadt bei der Wurzel packen und entfernen. Die Bürger des oberen Viertels müssen sich wieder gefahrlos überall bewegen können und die Waren aus den anderen Kronlanden sollen wieder geschätzt und preiswert eingeführt werden können.

    Das ist ja zurzeit vor allem wegen der Orkkriege schwierig. Wie wollen sie diese Gewalt in den Griff bekommen?

    Wir brauchen eine Generalmobilmachung aller wehrfähigen Männer, und dabei denke ich vor allem an die Bewohner des Hafenviertels, deren Arbeitskraft in den letzten Wochen und Monaten nicht nur ungenutzt blieb, sondern in unguten und gewalttätigen Zusammenrottungen vertan wurde. Khoriner Bürgerinnen und Bürger sollen daran aktiv mitarbeiten, diesen Schlendrian wieder in die richtige, und das heißt natürliche Ordnung, einmünden zu lassen. Arbeitnehmer, genau wie Arbeitgeber sind gefordert, sich zu entscheiden, ob sie diese sinnlose Gewalt oder die Schönheit der Freiheit vor diesen ständigen Kämpfen wollen.

    Und durch den Krieg wollen sie dies erreichen?

    Der Krieg gegen die Orks muss endlich gewonnen werden. In Nordmar liegen die Ressourcen, die wir zur Entwicklung der Wirtschaft Myrtanas brauchen. Von diesem größeren Kuchen werden dann alle anderen Kronstädte profitieren. Es nicht nötig, an jedem idyllischen Ort Wirtschaft zu entwickeln. Das Hinterland von Khorinis ist perfekt für die Jagd. Die Reichen Myrtanas werden sich darum reißen, in Khorinis ihr wohlverdientes Geld auszugeben. Alle würden davon profitieren, und das Meer vor der Küste würde nicht durch Färbereiabwasser oder zu viel Schmutz aus der Kanalisation in seiner einzigartigen blauen Farbe getrübt.

    Sehen Sie Überschneidungen zu anderen Parteien? Mit wem können sie sich vorstellen, nach der Wahl Koalitionsgespräche zu führen?

    Vatras unterstützt unsere Vorstellung der Erhaltung der Schönheit der Küste. Mit Thorben verbindet uns die tiefe Achtung der unveräußerlichen moralischen Werte. Wulffgar ist ein fähiger Mann, er könnte mit uns zusammenarbeiten, wenn er seine Vorstellung von Sicherheit geringfügig überdenkt. Wir würden uns freuen, seine Vorstellung von einer besseren Ausrüstung der Miliz zu unterstützen, wenn sie für die richtigen Belange eingesetzt wird.

    Was ist mit den anderen Parteien?

    Die Zusammenrottungen der Besitzlosen im Hafenviertel, das sind für uns Terroristen. Ihre Erfolglosigkeit zeigt ihre Konzeptlosigkeit und die Sinnlosigkeit ihrer Anliegen. Unsere Vorstellung der Entwicklung dieser Insel birgt aber auch die Möglichkeit der Ausweitung des Dienstleistungssektors und damit Arbeit und Beschäftigung für alle. Die Einzelheiten wird die Zukunft zeigen.

    Inwiefern lassen sich diese – sie entschuldigen das böse Wort – elitären Ziele demokratisch erreichen? Wo verläuft für Sie die Grenze zu einer authoritären Übernahme?

    Zuerst möchte ich klarstellen, dass die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens für uns einen hohen Stellenwert haben. Das beinhaltet jedoch auch die Akzeptanz einer natürlichen Autorität. Nicht jeder Geselle ist dazu bestimmt, ein Meister zu sein. Die Menschen folgen denen, die selbst jeden Tag für den Erhalt ihrer Existenz kämpfen müssen, nicht. Sie haben einen Blick dafür, wem es mühelos gelingt, sein Leben erfolgreich zu organisieren und sich dabei den Sinn für die Schönheit zu bewahren.

    Wann können wir damit rechnen, Frau von Dormiens y Berion kennenzulernen?

    Auf jeden Fall noch vor der Wahl. Sie plant zur Zeit ein exklusives Event im oberen Viertel. Die entscheidenden Bürger werden rechtzeitig eine Einladung erhalten. Die Sicherheit wird von der in Vengard bekannten und geschätzten L. Brothers Stealth & Security garantiert. Es werden international bekannte Künstler und Künstlerinnen eine Kostprobe ihrer überragenden Fähigkeiten zeigen, darunter auch die bekannte Velaya.

    Das freut mich zu hören. Vielen Dank für dieses Interview!

    Wir erwarten Sie.

    Bisherige Interviews:

    Geändert von Ajanna (16.05.2021 um 10:46 Uhr)

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    „Was Du nicht sagst!“
    ~Die Spalte für Klatsch und Tratsch~

    Wir treffen uns bei seiner Lieblingsbank am Hafenbecken. Er ist wortkarg, seine Haut gegerbt von Wind, Wetter und Salzwasser. Auch in seinen stahlblauen Augen, die mit ruhigem Kennerblick über das Meer schweifen, spiegeln sich viele Jahre auf hoher See wider. Hauptsächlich auf Handelsschiffen war er unterwegs, um sich als Steuermann und später als Kapitän seine Makrelenbrötchen zu verdienen. Auf namhaften Schiffen wie der Seeperle heuerte er an, blieb aber stets bescheiden und heimatverbunden: „Die ollen Schaluppen vom Garvell war'n mir doch immer die liebsten. Die hatten nen ganz eigenen Charme.“

    Sie ahnen sicherlich, von wem die Rede ist. Seit einigen Jahren fährt er nicht mehr aktiv zur See, sondern sorgt von unserem Khoriner Leuchtturm aus für klare Sicht in dunklen Nächten: Jack, unser alter Seebär. Sogar Zuben von Varant soll er einst, im Wissen um dessen Sildener Herkunft, als „mijn Jung“ angesprochen haben, wofür er beinahe in einer Löwenarena geendet wäre. Zu dieser Geschichte wollte Jack sich nie äußern – und trug wohl gerade dadurch zu ihrer Langlebigkeit bei.

    Nun aber kursieren plötzlich ganz andere Gerüchte über ihn, die nicht im fernen Orient spielen. Was erzählt man sich in den Gassen unserer Hafenstadt dieser Tage hinter vorgehaltener Hand? Lassen wir Jack selbst auf diese Frage antworten: „Joa, dei Lüe vertelln dat ick dat tweide Gesicht heff. Düsse Windbüdel denken dat ick 'n Spökenkieker wär!“ Er zuckt die Achseln, besonders scheint es ihn nicht zu interessieren. Das einstmals flachsblonde Haar, das langsam lichter wird, weht im Wind und am Horizont hat er längst etwas entdeckt, das wohl interessanter zu sein scheint als unser Gespräch. Unwillkürlich schaudert es mich.

    [Bild: Jack65.PNG]
    Leuchtturmwärter Jack - nun auch "Spökenkieker Jack"?

    Es begann vor gut zwei Wochen, wie mir diverse Bewohnerinnen und Bewohner des Hafenviertels berichteten. Der Wetterdienst hatte für den Abend Gewitter gemeldet, folglich war ein gewisser Anwohner, der hier nicht namentlich genannt werden möchte, eifrig mit dem Hammer dabei, seine Behausung regenfest zu machen. Es traf sich, dass Leuchtturmwärter Jack – gerade auf dem Weg zu seinem geliebten Hafen – Zeuge dieser sich lärmend im Kreis drehenden Bauarbeiten wurde und besagtem Anwohner riet: „Mijn Jung, diene Nachboarn sind schon ganz dull. Wenn du so weiter hämmerst passeert bald sicher was, dat gifft böses Blut!“ Am Abend schlug ein Blitz in besagtes Haus ein und brannte es vollständig nieder. Am folgenden Morgen verhaftete die Miliz einen Schlachtermeister, der den Blitzableiter seines hämmernden Nachbarn entwendet hatte.

    „Der Jack hat das Haus brennen gesehen, schon als es noch ganz unversehrt stand!“, sind sich die Nachbarn einig. Und schon erinnert man sich weiterer merkwürdiger Begebenheiten und Aussagen des alten Seemanns, denen man in der Vergangenheit viel zu wenig Bedeutung beigemessen habe. Mit zwölf Paladinen ins Minental gegen die Orks zu ziehen sei unsinnig und würde nicht gut ausgehen, soll Jack im letzten Orkkrieg geäußert haben, doch niemand hatte ihm geglaubt. Wenige Tage später erreichte uns die unerwartete Todesnachricht des ehrenwerten Lord Hagen und seiner tapferen Streiter. Ob Jack ihre Seelen bereits im Vorfeld hatte heimwandern sehen? Ein Fischer weiß außerdem zu berichten, dass Jack einst dringend geraten haben soll, auch auf See Fleischwanzen- und Riesenrattenragout nur im äußersten Notfall zu verzehren – man hörte nicht auf ihn und hatte später die Pest an Bord. Im Vorfeld des schrecklichen Falls von Brudermord auf Akils Hof soll Jack einem der Beteiligten geraten haben, „maol ruhig Blut“ zu bewahren, sonst würde eines Tages noch „etwas Schreckliches“ geschehen. „Das Schicksal war also geschrieben, es war nicht zu verhindern“, berichtete Akil mir später traurig mit dem Kopf schüttelnd, „Wahrscheinlich hat Jack den Leichenzug schon von seinem Leuchtturm aus ziehen sehen. Wir hier auf dem Hof hätten nichts tun können, um es zu verhindern.“

    Die Liste von Jacks vermeintlichen Vorgesichten will nicht enden. Irgendwas muss also doch dran sein, wenn behauptet wird, der abgeschieden lebende Mann habe das „Zweite Gesicht“. Mir zumindest erscheinen seine stahlblauen Augen nach diesen Erzählungen bereits in einem ganz anderen Licht. Kann der Leuchtturmwärter wirklich zukünftige Ereignisse mit ihnen vorausschauen?

    Fragen wir die Wissenschaft! Geschichten um sogenannte „Spökenkieker“ (Spukseher) kursieren in myrtanischen Küstengebieten immer wieder. Die Theologie hat sich ihrer schon vor Jahrhunderten angenommen und die Vorgesichte mal als Gabe Innos', mal als Beliarswerk beurteilt. Im letzten Jahrhundert verfasste der Gelehrte Barthos von Laran – heutzutage vor allem bekannt durch die Rassismusdiskussion um sein Werk – eine Abhandlung über eine „innere Schaukraft“ als eine bislang von nur wenigen Menschen genutzte Hirnfunktion, die Vorgänge unabhängig von Raum und Zeit sinnlich wahrnehme und somit einen Beweis für die Existenz der unsterblichen Seele darstelle.

    „Vielleicht gifft sowat, dat weet ick nich.“ Der Leuchtturmwärter will sich nicht festlegen, seine stahlblauen Augen schweifen weiter in die Ferne. „Ick kann nur seggen: Gesehen heff ick veel im Leven, man kiene Gespenster. Gequatscht werd veel.“

    Das wird es tatsächlich: Gritta spekuliert bereits, aus welch böswilligen Motiven Jack ihren armen Mann vor seiner letzten Fahrt nicht vorgewarnt habe – zum Ärgernis ihres Onkels, dem stellvertretenden Bürgermeister Thorben (Partei Glaube und Familie), der sich vehement gegen jegliche Form des Aberglaubens ausspricht. Außerdem fragen sich einige Bürgerinnen und Bürger, ob Jack damals von den Banditen in seinem Leuchtturm tatsächlich überrascht worden ist – oder ob er ihre Ankunft vorhergesehen hat und noch in aller Ruhe seine Koffer packen konnte, im Wissen darum, dass die Verbrecher ohnehin nicht lange bleiben würden. Und auch die Frage nach der Ursache der Veranlagung stellt sich. Hat vielleicht der Schwarzmagier Zuben ihn damals mit der Bürde des Vorspuksehens gestraft?

    „Alles Schaobernack, mijn Jung. Schlimmer als Seemannsgoarn.“ Zum Abschied gibt der rätselhafte Mann mir einen kräftigen Händedruck. Mir ist nicht ganz wohl dabei, habe ich in alten Sagenbüchern doch gelesen, dass die Bürde des Spökenkiekens übertragbar sei. Aber dafür müsse man dem Spökenkieker bei einer Sichtung über die linke Schulter blicken, von daher Entwarnung. Sollte mich in der nächsten Nacht aber doch eine unwiderstehliche Kraft dazu zwingen, das Bett zu verlassen und einen Vorbrand oder einen Leichenzug zu beobachten, weiß ich ja, bei wem ich mich zu bedanken habe. Und Sie, verehrte Leserinnen und Leser, würden es ganz sicher nächste Woche in dieser Spalte erfahren. dkm
    Geändert von alibombali (24.05.2021 um 20:22 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Darth Plagueis
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    Wacht auf!

    Horchet auf verehrte Userschaft des Forums, denn der kommende Beitrag wird die Grundfesten des WoP`schen Forums erschüttern!
    Erstmals in der Geschichte der WoP hat nun ganz exklusiv ein Whistleblower geheime Informationen aus einem für uns sonst unzugänglichen Kreis preisgegeben. Diese bisher gut behüteten Informationen werde ich nun mit euch teilen.... unzensiert und ohne das die WoP`sche Führungsriege auch nur das Geringste dagegen unternehmen kann. Vergesst WikiLeaks; vergesst die X-Akten. Nachdem dieser Artikel nun erscheint, gibt es keinen weiteren Matrix reloaded. Wir befinden uns nun im Endgame!


    Vor gut einem dreiviertel Jahr vertraute sich mir unser ehrenwerter Lord Regonas an. Wie ihr alle wisst, hat er unmittelbaren Einblick in das Geschäftsfeld vor Ajnif. Sie ist Moderatorin unseres geliebten Story Forum`s und gehört dementsprechend zum auserwählten Kader der Obrigkeiten. Lord Regonas war zu diesem Zeitpunkt zutiefst erschüttert und der vollkommenen Verzweiflung nahe. Was er mir dann in den folgenden Gesprächen mitteilte, war... ich kann es selbst kaum in Worte fassen. Ich werde dennoch folgend versuchen, alles in einen zusammenhängenden Kontext darzustellen...:


    Der trügerische Account von Medi!
    Ungefähres Zitat von Medi:
    Der Account von Ajnif ist Fake!
    An dieses Zitat wird sich wohl noch der ein oder andere erinnern. Damals ging es um die Nachfolge der ehemaligen Moderation und es wurde seitens der Administration bei allen möglichen Kandidaten eine Personenprüfung durchgeführt. Eine Prüfung, derer sich Medi laut Ajnif bislang selber noch nicht unterzogen hat. Können wir somit also ausschließen, dass der Account von Medi Fake ist?
    Ich denke nicht!


    Es gibt Foren, die gibt es gar nicht!
    • Die Läster-ecke
    • 1001 Gründe um einen User zu bannen
    • Das TUS der Moderation
    • Der FKK Bereich

    Dies sind nur wenige Beispiele der für uns normalen User unzugänglichen Foren. Das schlimmste darin sind jedoch die absolut von Werten befreiten Beiträge. Schreibt unsereins an Pulitzerpreis verdächtigen Story`s, so rankt die WoP`sche Leitung die nervigsten User des Monats und verleiht alljährlich dem Moderator mit den meisten Verwarnungen einen Sonderrang.


    Die Diskriminierung des Maskulinums!
    Das Fass zum überlaufen brachte dann aber wohl das geplante Layout des WoP`schen Forum`s. Das sollte Anfang 2021 etabliert werden und die geschlechtliche Gleichstellung unterstreichen. Wer jetzt an die heiße Kriegerin denkt, die dem Fettwams in Ritterrüstung weichen musste, liegt weit daneben. Geplant war ein pinkes Layout, dass mit Einhörnern in Regenbogenfarben, allerlei Blümchen und funkelnden Blinksteinchen verziert werden sollte. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass wir es unserem hoch verehrten Lord Regonas zu verdanken haben, dass dieser völlig überzogene Plan nicht verwirklicht wurde. So drohte er im Falle der Verwirklichung des neuen Layouts, mit seinem endgültigen Forenaustritt. Dies hat letzten Endes die WoP`sche Leitung dazu bewogen, sich dann doch von der kunterbunten Zukunftsplanung zu distanzieren.

  9. Beiträge anzeigen #109 Zitieren
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    Errichtung der Barrierre beschlossen


    Nach jahrelanger Lobbyarbeit ist es Statthalter Larius endlich gelungen, sein zentrales Wahlkampfversprechen, den Bau einer magischen Barrierre um die khorinische Strafkolonie, durchzusetzen. Vor wenigen Tagen erreichte ein königlicher Herold die Insel, welcher feierlich verkündete, Seine Majestät König Rhobar II. habe den von Larius seit langem geforderten Bau der Barrierre bewilligt und würde in Kürze ein Schiff mit den fähigsten Magiern des Landes nach Khorinis entsenden, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Die khorinische Bevölkerung zeigt sich mehrheitlich hocherfreut. "Seit die Sträflinge da sind, fühle ich mich auf den Straßen nicht mehr sicher", sagt die besorgte Bürgerin Gritta. "Ich bin froh, dass der König unsere Sorgen ernst nimmt und uns vor diesen Kriminellen schützt."

    Reaktion auf antimyrtanische Ressentiments

    Besonders Statthalter Larius zeigt sich erfreut. Experten vermuten, dass die Errichtung der Barrierre der Befriedigung antimyrtanischer Ressentiments dienen soll, welche in Folge der Gründung der Strafkolonie in Khorinis Einzug gehalten und dem Populisten Larius zum Wahlsieg verholfen hatten. "Wenn die Myrtaner ihre Leute schicken, schicken sie nicht ihre besten. Sie schicken Leute mit Problemen und diese Leute bringen ihre Probleme mit sich. Sie bringen uns Gewalt und Verbrechen. Sie sind Vergewaltiger. Und manche von ihnen sind vermutlich gute Menschen", hatte er im Zuge seines Wahlkampfes gesagt. Als Kompromiss zwischen den Interessen des Königs und denen der khoriner Bevölkerung hatte er die Errichtung einer magischen Barrierre vorgeschlagen. "Wir werden diese Barrierre bauen", hatte er großspurig versprochen. "Und Myrtana wird dafür bezahlen." Die große Zustimmung die Larius mit diesen Parolen erntete, bewogen Seine Majestät wohl dazu, Larius' Forderung nachzugeben und seine Magier nach Khorinis zu entsenden.

    Tierschützer befürchten Artensterben

    Doch es gibt auch kritische Stimmen: "Durch die Barrierre könnte ein falsches Gefühl der Sicherheit entstehen", sagt etwa Waffenhändler Hakon. "Es lassen sich nicht einfach alle schlechten Menschen in die Barrierre stecken. Manche von ihnen werden immer unter uns weilen und das einzige, was einen schlechten Menschen aufhalten kann, ist ein guter Mensch mit einer Waffe. Dank der Barrierre werden sich die Menschen in Sicherheit wiegen und die Bürgerpflicht der Wehrhaftigkeit vernachlässigen." Andere halten die Barrierre für unverhältnismäßig. Da das Meer beim Minental voller Riffe und tückischer Strömungen ist, sei eine Flucht über den Seeweg ausgeschlossen, auch das Gebirge, welches das Minental vom Rest der Insel trennt gilt als praktisch unüberquerbar. Nur über den Pass sei ein Ausbruch möglich, doch dieser sei gut bewacht und leicht zu verteidigen. Auch von Tierschützern hagelt es Kritik. "Ökologisch betrachtet ist die Barrierre eine Katastrophe", sagt Wassermagier Vatras. "Vögel und Insekten würden von der Barrierre einfach verbrutzelt werden." Besonders betroffen sei der seltene Khorinis-Adler, welcher in den Bergen ums Minental nistet und durch die Barrierre in seinem Lebensraum gestört sei. "Der Khorinis-Adler wird binnen weniger Jahre aussterben, wenn die Barrierre gebaut wird", warnt Vatras. Die khorinische Bevölkerung kann dies aber nicht umstimmen. Meinungsforschern zufolge hat die Bekanntmachung des königlichen Edikts zu einem rapiden Anstieg von Larius Popularitätswerten geführt und seinen Ruf als ein Politiker, der "hart durchgreift" und "ans einfache Volk denkt" gefestigt.

  10. Beiträge anzeigen #110 Zitieren
    Veteran Avatar von Lukar
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    LARIUS LÖST DIPLOMATISCHE KRISE AUS

    [Bild: larius2.png]
    „Myrtana wird bezahlen“
    Larius polarisiert mit Plänen seiner Barriere


    Die Äußerungen des Stattshalters von Khorinis haben ein internationales Erdbeben ausgelöst. Gomez, Erzbaron des Minentals, reagierte empört über die Anschuldigungen des Staatshalters. „Statthalter Larius beleidigt das Volk des Minentals. Sträflinge werden von ihm pauschal als Verbrecher, Mörder und Vergewaltiger verunglimpft. Er bedient Vorurteile und rassistische Rollenbilder, für die sich jeder Statthalter schämen sollte.“ Auf die Drohung, eine magische Barriere über dem Minental zu errichten, findet Gomez klare Worte: „Wir werden das nicht tatenlos hinnehmen. Wir haben die Druckmittel, um angemessen zu reagieren.“ Der Staat Khorinis ist wirtschaftlich stark von den Erzlieferungen aus dem Minental abhängig, seit die Minen des Umlandes erschöpft sind. „Im Notfall werden wir die Lieferungen einstellen.“ Kündigte Gomez an.


    [Bild: gomez.png]
    „Warum denkst du, dass wir an deiner Barriere interessiert sind?“
    Minentals Erzbaron Gomez bestellt khorinischen Botschafter ein


    Statthalter Larius zeigte sich von den Worten des obersten Erzbarons unbeeindruckt. „Gomez ist ein schwacher Mensch, ein sehr schwacher Mensch. Er hat keine Kontrolle über sein Leben, er hat keine Kontrolle über das Tal, er hat keine Kontrolle über den Pass. Wir tun nur, was wir müssen.“ Die Sorge, die Errichtung der Barriere könnte im Hafen von Khorinis zu Massenarbeitslosigkeit führen, winkte Larius ab. „König Rhobar ist ein Freund von Khorinis. Wir sprechen jeden Tag über die Barriere. Wir machen einen Deal, und es wird ein wirklich großartiger Deal sein. Warten sie nur! Das Erz wird kommen!“

    Neben dem Minental stieß die Ankündigung des Statthalters auch International auf Kritik und Ablehnung. Nordmars Stämme drohten, König Rhobar den Zugang zu den Hochöfen zu verweigern, sollte er Larius Pläne unterstützen. Auch Zubin, Kalif von Beliarus, bezeichnete die Errichtung einer Barriere als „übereiltes Vorhaben“. Sie könnte Konflikte zwischen den Sträflingen und orkischen Minderheiten auslösen. „Wir Assassinen stehen aufgrund unseres Glaubens traditionell für die Rechte orkischer Stämme ein. Wir sind sehr besorgt um die Orks im Minental.“ Orks im Minental waren unter der Ära des Grafen von Westfeld lange Opfer von Vorurteilen und Ausgrenzung. Aber auch unter Gomez seien die Vorurteile nicht verschwunden. „Die alten Wunden könnten wieder aufreißen.“ Fürchtet Zubin.

    [Bild: dieganjahu.png]
    „Großartiger Erfolg!“
    Ministerpräsident Dieganjahu applaudiert Statthalter Larius


    Ganz andere Worte fand dagegen Diegraels Ministerpräsident Dieganjahu. Er befürwortete die Errichtung einer Barriere, da diese dem Treiben der Gornterroristen endlich Einhalt gebieten würde. Das Minental gilt als Rückzugsort antidiegraelischer Söldnergruppen. Gomez habe dem Treiben der Gorns zu lange tatenlos zugesehen; „Gut, dass Larius endlich eingreift!“

    Erzbaron Gomez will von der Kritik an seinem Minental nichts wissen. "Im Lager gibt es Buddler, die mehr politische Erfahrung haben als Larius. Das Minental ist sich seiner Veranwortung für die Grenzen und die orkischen Minderheiten sehr wohl bewusst. Auch dem Treiben der Gorns begegnen wir mit staatlicher Härte." Die Errichtung der Barriere wird er mit seiner Beteuerung aber wohl nicht mehr stoppen. Berichten des Ratshauses zufolge, sind die Magier bereits in Khorinis eingetroffen, um das Vorhaben des Staathalters in die Tat umzusetzen ...
    Geändert von Lukar (14.06.2021 um 07:04 Uhr) Grund: Staathalter ...

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    Zum 150-jährigen Jubiläum der Goth‘schen Zeitung:

    Special „Alles Krupek, oder was?“ zur Situation der Jugend in der Hauptstadt



    Zum Auftakt der Serie ein Interview mit unserer Jahrespraktikantin Vannie Scavenger.


    Goth‘sche Zeitung (G. Z.): „Vannie, magst du erst ein bisschen was über dich erzählen, wie kam es, dass du bei uns angefangen hast?“
    Vannie: „Ich bin auf Sekobs Hof aufgewachsen, mein Vater ist dort im Wachschutz beschäftigt. Er hat mich alleine aufgezogen, meine Mutter ist gestorben. Es gab ja auf dem Hof eine Zeitlang das Problem mit den dort immer wieder einfallenden Goblin-Horden, bei einer dieser Raids ist meine Mutter vom Dach gefallen. Ich kann mich eigentlich kaum an sie erinnern. Die Goth‘sche Zeitung hat damals darüber berichtet, der Artikel hing lange über meinem Bett. Jedenfalls wollte ich, sobald ich schreiben gelernt hatte, auch für die Goth‘sche Zeitung schreiben – aber anders.“
    G. Z.: „Inwiefern anders?“
    Vannie: „In dem Artikel ging es nur um die Goblins. Darüber, dass sie in Höhlen wohnen, warum sie sich gerade jetzt so verbreiten, was alles zum Schutz der Bürger getan wird – oder besser getan worden wäre, um die Theorie eines Forschers über ihre Sprache. Meine Mutter war in dem Artikel einfach nur eine namenlose Frau, die halt Angst hat, auf‘s Dach klettert und dann runter fällt. Das hat mich irgendwie verletzt. Als ich älter war, wollte ich mehr über meine Mutter erfahren, aber in dem Artikel stand nichts darüber. Obwohl damals, wie mein Vater mir erzählt hat, sogar extra ein Reporter aus Khorinis auf den Hof gekommen ist. Aber er hat anscheinend mit niemandem über meine Mutter geredet. Oder nichts darüber geschrieben.“
    G. Z.: „Ich kann mich noch an deine Bewerbung erinnern. Damals haben wir ihn in der Redaktion vorgelesen und alle gesagt, diese zornige junge Frau müssen wir kennen lernen.“
    Vannie: „Echt? Ich habe nicht gedacht, dass der Brief als so zornig wahrgenommen wird. Aber seit ich in Khorinis bin, sehe ich noch andere Beispiele von Sachen, die ich verändern möchte.“
    G. Z.: „Was zum Beispiel?“
    Vannie: „Wir machen die Zeitung jeden Tag neu, und es ist wichtig, dass alles gut recherchiert ist und spannend zu lesen und dass sich nicht zu viele Leser beschweren. Aber für mich als Bürgerin dieser Insel ist nicht nur wichtig, dass ich die Freiheit habe, zu leben wie ich will, sondern auch, das zu lesen, was ich will. Und dazu gehören Geschichten über interessante Menschen, die keine Verbrecher*innen oder zukünftige Bürgermeister*innen sind. Ich freue mich total, dass im Rahmen meines Volontariats die Möglichkeit bekommen habe, ein paar solcher Personen vorzustellen.“
    G. Z.: „Wie hast du diese Interviewten ausgewählt?“
    Vannie: „Zuerst natürlich danach, wie neu oder unbekannt sie sind. Das Exotische ist ein Rätsel, und Menschen lieben Rätsel. Ich kann jetzt das Neue darstellen, als sei es gefährlich… oder als sei es eigentlich gar nicht so neu, sondern nur eine unbekannte Varianz von etwas, woran die Menschen mit ihren Erfahrungen anknüpfen können. Dann interessiert es sie, weil diese Gefühle mitschwingen, und die können sehr ambivalent sein. Am Beispiel meiner Ur-Großmutter zum Beispiel: sie ist aus Nordmar weggelaufen, um meinen Vater zu suchen, der von den königlichen Schnellgerichten zur Arbeit im damaligen Minental verurteilt wurde. Man kann sie heroisieren als eine außergewöhnliche Frau, oder darstellen als eine bemitleidenswerte Trine, die ihre Zukunft verschenkt aus Abhängigkeit und fehlgeleiteten Hormonen. Oder man kann ihre Existenz im Dunkeln lassen. Dasselbe gilt für meine Mutter: Die Goth‘sche Zeitung hatte die Wahl, sie darzustellen als ein namenloses Gewaltopfer oder ihre Geschichte zu erzählen. Ich denke, ihre Geschichte hätte mehr interessiert. Mich, als ihre Tochter, zum Beispiel. Und vielleicht wäre es auch besser gewesen für meinen Vater, wenn er sie gewürdigt gesehen hätte. Dass persönliche Geschichten Emotionen erzeugen, das ist uns Zeitungsmachern ja bekannt.“
    G. Z.: „Gibt es jemanden, den du gerne interviewt hättest, der aber nicht mit dir sprechen wollte?“
    Vannie: „Meinen Freund Hosh-Borscht zum Beispiel. Ich konnte nicht mehr mit ihm sprechen, weil er eine neue Stelle angetreten hat. Er kochte vier Jahre lang in der Hafenkneipe. Er ist spezialisiert auf die Zubereitung von Fleisch. Er mixt nicht nur tolle Rubs und Relishes, er kennt auch mehr als zwanzig Methoden, das Fleisch zu schaben, zu trocknen, zu räuchern, zu rösten und in Kräuter einzulegen. Natürlich gehen viele in die Hafenkneipe, um Fisch zu essen, aber die Seeleute, die wollen alles essen, nur nicht Fisch. Hosh-Borscht hatte eigentlich vor, ein eigenes Restaurant an der Mole zu eröffnen. Aber dann hat er sich doch anders entschieden.“
    G. Z.: „Was liebst du an Khorinis?“
    Vannie.: „Das Meer. Und viele Leute… meine Kollegen. *innen fällt ja aus, weil: haben wir nicht (lacht).“
    G. Z.: „Und was gefällt dir weniger?“
    Vannie: „Die Wahrnehmung der jungen Leute als eine Generation, die angeblich nur feiern wollen. Zur Zeit regen sich alle darüber auf, dass jemand ‚allet Krupek‘ an den Tempel der Wassermagier geschmiert hat. Aber niemand fragt, durch wen oder warum das da hingeschrieben wurde.“
    G. Z.: „Was, außer der Berichtserstattung in der Goth‘schen Zeitung, würdest du gerne verändern?“
    Vannie: „Ich finde, wir sollten ein Seebad bauen. Ich liebe das Schwimmen.“
    G. Z.: „Liebe Vannie, wir sind alle sehr neugierig auf deine Interview-Serie und danken für dein Engagement und dieses Gespräch.“


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    Zum 150-jährigen Jubiläum der Goth‘schen Zeitung:

    Special „Alles Krupek, oder was?“ zur Situation der Jugend in der Hauptstadt


    Interview von Vannie Scavenger mit Len Bosper, ehemaliger Auszubildender zum Webtechniker.


    Vannie: „Moin, Len, was macht die Kunst?“
    Len: „‘Unser Handwerk, das ist verdorben, die letzten Saufbrüder sind gestorben...‘ Nein, ehrlich, fragst du das wirklich? Du bist doch auch für dieses Seebad. Wen interessiert heute noch Brokat oder Walk-Loden? Die Bademode, das Zeug kommt alles aus den Makilas von Übersee, dafür muss ich nichts lernen. Alles, was mich daran interessiert, ist, wie der Verschluss aufgeht (lacht).“
    Vannie: „Du bist Webtechniker…“
    Len: „Ich wollte einer werden, aber ich hab‘ die Ausbildung abgebrochen. Das war sogar noch, bevor mein Lehrbetrieb zugemacht hat. Der Eigentümer will ihn ins Inland hinter Antigua verlegen…“
    Vannie: „ Warum hast du die Ausbildung abgebrochen?“
    Len: „Ich hab mit neuen Techniken experimentiert. Ich habe ein Web-Muster entworfen, das eine Art Sonnenbräune-Tattoo auf die Haut zaubert. Aber mein Meister hat mich gerüffelt wegen dem verschwendeten Material. Mein Muster hat halt irgend so einer den-Vorschrift nicht genügt und er hat gesagt, er muss alles wegschmeißen, was ich gewebt habe. Das hat mich aufgeregt...“
    Vannie: „Das kann ich total verstehen. Wie geht es jetzt für dich weiter?“
    Len: „Eigentlich würde ich gerne die Prüfung doch noch machen. Ich bin extra im Kloster gewesen und habe mir ein paar Schriften über Textilien im Lauf der Jahrhunderte angeguckt und auch die Gesetzestexte über die den-Vorschriften. Also, eigentlich muss man nur ein neues Patent anmelden, und auf einen anderen Nutzungsbereich hinweisen, dann gelten die den-Vorschriften in ihrer jetzigen Form gar nicht. Wenn ich die Prüfung hätte, dann könnte ich meinen eigenen Betrieb aufmachen und nach meinem Patent produzieren. Aber das klappt ja alles gerade eh‘ nicht.“
    Vannie: „Warum nicht?“
    Len: „Was glaubst du, was so ein Patent kostet. Dafür musst du ein Haus verkaufen – wenn du eins hast. Habe ich natürlich nicht. Und für die Zulassung zur Prüfung fehlt mir die praktische Ausbildungszeit im Betrieb. Ich hätte da zwar weitere anderthalb Jahre nur exakt genau dieselben Handgriffe gemacht, wie in den ersten anderthalb, aber ‚Praxis ist ja so wichtig‘...“
    Vannie: „Wovon lebst du, wenn du keine Ausbildung mehr machst, hast du andere Arbeit?“
    Len: „Eine Zeitlang habe ich für Hosh-Borscht Wacholderbeeren und Kräuter gesammelt. Das war der Koch in der Hafenkneipe. Aber der ist weggegangen, weil er keine Lizenz für ein Restaurant an der Mole bekommen hat. Sie haben ihm geschrieben, da seien die hygienischen Verhältnisse nicht beherrschbar. Der neue Koch macht nur die Gefriertruhe auf, das ist seine ganze Arbeitsvorbereitung. Da werde ich nicht mehr gebraucht.“
    Vannie: „Und was machst du jetzt?"
    Len: „Hosh-Borscht wollte mir schreiben, falls er mich in dem neuen Betrieb einsetzen kann, aber bisher habe ich noch nichts von ihm gehört. Ich hatte ein paar Botengänge für ein paar Leute erledigt – dies und das – nichts, was du wissen willst (lacht). Jedenfalls habe ich noch ein bisschen was zurücklegen können. Aber das ist doch alles Krupek hier!“
    Vannie: „Apropos Krupek, da gibt es ja diese Schmiererei...“
    Len: „Ich weiß, was du jetzt denkst. Aber das war ich nicht. Es gibt noch ein paar mehr, die gerade auf das Ganze hier keine Lust mehr haben. Die jungen Leute haben ja nicht so die Riesen-Auswahl, was sie noch machen können. Ich meine, nicht jeder will Bademeister werden. Oder Zimmermädchen...“
    Vannie: „In der Freizeit, was machst du da?“
    Len: „Freizeit habe ich ja gerade genügend. Auch vorher waren wir manchmal zu mehreren am Mangosaft-Stand. Da trifft man interessante Leute. Aber im Moment trinke ich Leitungswasser und gebe mein Geld nur fürs Essen aus.“
    Vannie: „Es gibt ja noch den Freibier-Stand… „
    Len: „Nee, lass man, ich hasse Bier. Erinnert mich an meinen Alten. Der sagt, ich soll mit in sein Geschäft einsteigen. Präzessionsoptik für Jagdgewehre. Vielleicht mache ich das. Wenn mein Geld alle ist. Aber eigentlich hat mich die Welt der Mode immer mehr interessiert.“
    Vannie: „Was liebst du an Khorinis?“
    Len: „Die Männer.“
    Vannie: „Und was gefällt dir weniger?“
    Len: „Na, diese ganze Bürokratie. Wie immer über unsere Köpfe hinweg entschieden wird. Die ganzen alten Knacker, die sich so wichtig vorkommen, weil sie zu jemand ‚Nein‘ sagen können.“
    Vannie: „Was würdest du gerne verändern?“
    Len: „Die Prüfungsordnung für Webtechniker. Das Patentrecht.“
    Vannie: „Hast du schon mal überlegt, politisch aktiv zu werden?“
    Len: „Überlegt, ja. Aber im Moment überlege ich eher, ob ich nicht auswandern soll. Ich weiß nur noch nicht, wohin.“
    Vannie: „Ich wünsche dir jedenfalls viel Erfolg, bei was immer du auch Neues anfängst. Vielen Dank, dass du mit mir gesprochen hast."
    Len: „Nichts zu danken. Vielleicht finde ich ja so einen Sponsor für die Patentierung.“

    Geändert von Ajanna (14.07.2021 um 18:36 Uhr)

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    Zum 150-jährigen Jubiläum der Goth‘schen Zeitung:

    Special „Alles Krupek, oder was?“ zur Situation der Jugend in der Hauptstadt


    Interview von Vannie Scavenger mit Kersti Brünne, Miedermacher-Gesellin bei ‚Herzens Sehnsucht – trag deine Träume‘.


    Vannie: „Hallo Kersti, du siehst ja Hammer-krass aus. Ist das deine Arbeitskleidung?“
    Kersti: „Hallo Van, nein, auf der Arbeit trage ich entweder einen Arbeitskittel, oder, wenn ich im Verkaufsraum bin, das übliche kleine Zofenmieder mit Strapsen. Niemand möchte von einer Angestellten ausgestochen werden, da achten wir auf eine gewisse Bescheidenheit im Auftritt. Dies ist mein Gesellenstück, mein eigener Entwurf: Blutkrallen-Leder mit Skex-Federn.“
    Vannie: „Von Bescheidenheit keine Spur… Ich bin sehr beeindruckt.“
    Kersti: „Danke. Ich liebe diese neuartigen Materialien. Sie fordern mich dazu heraus, neue Grenzen auszuloten und dem Körper neue Empfindungen und Formen zu schenken.“
    Vannie: „Was ist das für ein Material?“
    Kersti: „Ehrlich gesagt… ich kann dir nicht sagen, woher es stammt. Der Jäger, der mir das Blutkrallen-Leder verkauft hat, sprach ein bisschen merkwürdig, und sah auch ziemlich ungesund aus, ganz blass. Ich habe es relativ lange in der Lauge liegen lassen, dadurch ist es jetzt aber sauber und es haben sich diese tollen Strukturen verstärkt. Die Skex-Federn stammen wohl von einer Art Snapper.“
    Vannie: „Die Wirkung ist in jedem Fall… elektrisierend. Kannst du es alleine anziehen?“
    Kersti: „Die meisten fragen mich ja, ob ich es alleine ausziehen kann. Das kann ich bis zu dem Punkt, wo das wichtig ist. Die Rückenspange mit den Brillanten muss ich mit einem Schlüssel öffnen lassen, der in unserem Safe liegt, sonst wäre sie wohl schon verschwunden.“
    Vannie: „Warum bist du Miedermacherin geworden, was gefällt dir an diesem Beruf?“
    Kersti: „Das normale Leben ist doch fad, da will jeder mal etwas Abwechslung erleben. Mich haben Mieder schon immer fasziniert. Ich bin in der Nähe der Roten Laterne aufgewachsen, da habe ich schon früh gesehen, dass die Verwandlung, die so ein Mieder bewirkt, eine ganz eigene Poesie verstrahlt. Aber ich war nie zufrieden, meine Kunst nur auf diese Branche zu beschränken. Sieht du, unsere Mieder gibt es in feuerfest, mit Sicherheitszonen und Rüstungselementen, unsere Mieder können aber auch eine Figur total verändern. Und sie verändern die tragende Person – nicht nur Frauen – so sehr, dass alle Wünsche erreichbar scheinen.“
    Vannie: „Du bist also eine Künstlerin des Wandels...“
    Kersti: „Das hast du schön gesagt, ja. Und die Mieder und Korsette haben auch innere Werte, wir arbeiten da mit verschiedenen Materialien, die unterschiedliche sensorische und olfaktorische Impressionen ermöglichen.“
    Vannie: „Du hast schon erwähnt, dass du nicht über die Kund*innen sprechen möchtest...“
    Kersti: „Diskretion ist für die Branche überlebenswichtig. Ich kann dir nur sagen, dass ich mich sehr über die Perspektiven freue, die ein Seebad uns eröffnen würde. Wir bieten auch eine Kollektion exquisiter Bademoden an… Nicht in allen jedoch kann man tatsächlich schwimmen.“
    Vannie: „Du bist also sehr zufrieden mit der Situation und wie sich die Lage in Khorinis wahrscheinlich entwickelt?“
    Kersti: „Nun ja. Ich sehe schon, dass es hart ist für die meisten in meinem Alter. Ich habe Glück gehabt, ich bin in einem Beruf, den ich liebe und habe Arbeit. Aber ich wohne mit zwei Schwestern in einer winzigen Dachmansarde. Der Bürgermeister könnte schon mehr für die Leute tun, Wohnungen bauen zum Beispiel. Ich zahle ein Drittel meines Lohnes an Steuern, ich frage mich manchmal, was ich dafür kriege.“
    Vannie: „Wie stehst du zu der neuen Gewerkschaft?“
    Kersti: „‘Nadel und Kochtopf‘ meinst du. Sie fordern neuerdings ein Mitspracherecht über die Ausgestaltung unserer Produkte, die als Arbeitskleidung von den Häusern bestellt werden und nicht von den Personen, die sie dann tragen. Stichwort Feuerfestigkeit zum Beispiel, Druck auf bestimmte Stellen, Einschränkung der Atmung, und so weiter. Für mich ist das in Ordnung, ich nähe nichts, was ich nicht selbst tragen würde.“
    Vannie: „Hast du schon Aufträge abgelehnt?“
    Kersti: „Inzwischen kann ich das, ich habe mir dieses Privileg aber erarbeitet. Ich habe heute genug Kund*innen, die in erster Linie zu mir kommen und erst in zweiter Linie in die Werkstatt, wo ich zur Zeit arbeite. Meine Chefin weiß das.“
    Vannie: „Was würdest du am liebsten nähen, hast du gerade ein spezielles Projekt?"
    Kersti: „Ich arbeite an einem Zweier-Mieder. Bei dem die eine Person dann fühlt, wie sich die andere bewegt. Das ist technisch ziemlich anspruchsvoll, man will ja auch noch selbst bestimmen, was man tut, also darf es nicht zu starr sein. Aber ohne eine gewisse Festigkeit leiert es aus und der Effekt ist nicht so anregend, wie er sein könnte.“
    Vannie: „Das ist ja unglaublich. Ich hoffe, ich kann darüber berichten, wenn du es fertig gestellt hast. Was liebst du an Khorinis?“
    Kersti: „Ich kenne nur Khorinis (lacht). Ich würde gerne mal eine Reise unternehmen, nach Vengard zum Beispiel, in eine richtige Großstadt.“
    Vannie: „Und was gefällt dir hier weniger?“
    Kersti: „Die Armut im Hafenviertel. Ich wohne und arbeite da ja. Die besser gestellten Kund*innen besuche ich zum Teil zuhause, die haben keine Vorstellung von den Verhältnissen in anderen Bereichen der Stadt.“
    Vannie: „Was würdest du gerne verändern?“
    Kersti: „Es wäre schön, wenn wir eine Messe nach Khorinis bekommen könnten. So etwas wie dieses Blutkrallen-Leder oder die Skex-Federn würde ich gerne öfter verarbeiten können.“
    Vannie: „Es war mir eine Freude, dich zu interviewen. Alles Gute weiterhin und Vielen Dank.“
    Kersti: „Mach‘s gut, Van, sehe ich dich mal in der Werkstatt irgendwann?“

    Geändert von Ajanna (17.07.2021 um 15:45 Uhr)

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    Khorinis wählt – Die Bürgermeisterkandidaten im Interview

    Ausgabe 7: Canthar (Kaufmann, Freie Bürger)


    Ende des Jahres werden der Stadtrat und der Bürgermeister von Khorinis neu gewählt. Die Goth'sche Zeitung stellt Ihnen die Bürgermeisterkandidaten vor. In der siebten Ausgabe dieser mehrteiligen Interviewreihe stellt sich Canthar, der Parteivorsitzende der Freien Bürger, unseren Fragen.




    Canthar, Sie wurden erst kürzlich mit einem Ergebnis von über 90% als Parteivorsitzender wiedergewählt, und die Freien Bürger stehen in den Umfragen so gut da wie noch nie. Wie erklären Sie sich diese Erfolgswelle und was macht Sie sicher, dass sie nicht noch vor dem Wahltermin wieder verebbt?

    Es stimmt, wir Freie Bürger sind in Aufbruchsstimmung, aber so sind es auch die Leute in dieser Stadt. Die Leute haben genug von der Bürokratisierung ihres Lebens und von der alltäglichen Gängelung durch Vorschriften und noch mehr Vorschriften. Zu Anfang von Vatras' Amtszeit mag eine Mehrheit der Stadtbewohner noch euphorisch gewesen sein, aber mittlerweile hat sich die grüne Regierung mit ihrem Verbotswahn und ihrer autoritäten Art, sich in die Lebensweise der einfachen Leute einzumischen, selbst entzaubert. Wir sind jetzt in der Endphase des Wahlkampfs und ich erwarte, dass unser Wahlergebnis die jetzigen Umfragewerte sogar noch übertreffen wird.

    Sie treten also explizit als Gegenmodell zu Vatras und den Grünen an und mit dem Ziel, den bisherigen Amtsinhaber abzulösen?

    Schauen Sie, in den Zielen liegen die Grünen und die Freien Bürger längst nicht in so vielen Punkten auseinander, wie man meinen könnte. Auch die Partei- und Wählerstrukturen sind nicht so verschieden. Aber während die Grünen für Aufbruch geworben und Khorinis dann bloß im Wartestand verwaltet haben, wollen wir das Versprechen, die Hafenstadt aus der schleichenden Abwärtsspirale herauszuholen, auch einhalten. Und hier unterscheidet sich die Haltung der Freien Bürger vor allem in der Wahl der Mittel: Nicht Verbote, Gesetze und Vorschriften werden Khorinis aus der wirtschaftlichen und sozialen Schieflage herausbringen, sondern Innovation, Wachstum und Unternehmergeist, alles getragen vom Engagement und der Kreativität der einzelnen Bürger. Wir brauchen keine Bevormundung, sondern vielmehr die nötige Freiheit, um uns an den eigenen Haaren wieder aus dem Sumpf herauszuziehen, in den wir – sehenden Auges – geraten sind. Der wirtschaftliche Riese Khorinis muss endlich entfesselt werden und darf nicht länger in die Ketten bürokratischer Verordnungen gelegt werden.

    Bei all der scharfen Abgrenzung zu den Grünen wird Ihnen zuweilen vorgeworfen, Sie würden auch am entgegengesetzten Ende des politischen Spektrums, insbesondere im Lager der Alternative für Myrtana, nach Stimmen fangen wollen. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?

    Wissen Sie, ich muss nicht über jedes Stöckchen springen, was mir hingehalten wird. Wer einmal die Parteiprogramme der Freien Bürger und der sogenannten Alternative für Myrtana vergleicht, der wird die Unterschiede sofort sehen. Die Alternative für Myrtana ist eine Partei der Ewiggestrigen, wir hingegen sind eine Partei des Aufbruchs, die sich für ein freiheitliches, tolerantes Miteinander aller Menschen einsetzt, ob jung oder alt, religiös oder nicht religiös, einheimisch oder zugewandert. Diese Haltung vertreten wir seit unserer Gründung. Im Übrigen arbeiten wir gerade mit den anderen Fraktionen im Rat an einer gemeinsamen Resolution, die jeglichen Extremismus – egal von welcher Seite – verurteilt. Wer da noch Überschneidungen der Freien Bürger mit Parteien am rechten Rand sieht, der kennt sich, muss ich sagen, einfach zu schlecht aus. Aber wir leisten da im Wahlkampf sehr gerne Nachhilfe.

    Und wie sieht es bei den Schnittmengen mit den klassisch-konservativen Parteien und Wählerbündnissen aus? Die Freien Bürger haben in der Vergangenheit ja immer wieder mal mit Parteien aus diesem Lager zusammengearbeitet. Könnte so eine Zusammenarbeit in Zukunft auch auf Koalitionsebene stattfinden?

    Das schließen wir jedenfalls nicht aus. Eine freiheitlich-konservative Regierung würde dieser Stadt gut tun. Der Fokus muss dabei allerdings eindeutig auf dem freiheitlichen Aspekt liegen. Wertekonservatismus und Liberalismus schließen sich nicht gegenseitig aus. Wenn der Konservatismus aber in einen Autoritätsglauben oder gar in einen Polizei- und Sittenstaat abzudriften droht, stehen wir als Partner nicht mehr zur Verfügung.

    Was heißt das für ein mögliches Bündnis mit der Partei für Sicherheit und Ordnung? Unter den Freien Bürgern soll es durchaus Leute geben, die so einem Bündnis nicht abgeneigt wären.

    Das sehe ich persönlich momentan noch kritisch. Die Partei für Sicherheit und Ordnung muss hier zunächst einen Standpunkt formulieren, wie sie zur Freiheit in dieser Stadt steht und wie sie ihre Sicherheitspolitik mit einem freiheitlichen Zusammenleben in Einklang bringen will. Zudem muss sie sich klar und deutlich von autoritären Gruppierungen wie der Allianz der Gerechten abgrenzen. Das gilt insbesondere für den Spitzenkandidat Wulfgar. Man darf nicht vergessen, dass Wulfgar damals bei der Errichtung der magischen Barriere rund ums Minental beteiligt war. Zwar nicht als Hauptmann, aber schon damals war er Teil der Sicherheitskräfte, die unter dem ehemaligen Statthalter Larius die Einkesselung eines ganzen Landstrichs gewaltsam durchgesetzt haben, mit allen wirtschaftlichen und übrigens auch ökologischen Folgen, unter denen Khorinis noch heute zu leiden hat. Ich habe dazu bis heute noch nichts von ihm gehört, keine Distanzierung, keine Erklärung, wie er heute dazu steht, rein gar nichts. Das macht eine Zusammenarbeit mit seiner Partei natürlich schwer. Wir werden keinesfalls Steigbügelhalter für ein neues autoritäres Regime werden.

    In einem Punkt aber stimmen Sie mit der Partei für Sicherheit und Ordnung überein: Sie verurteilen die gewaltsamen Ausschreitungen bei den jüngsten Streiks im Hafenviertel und fordern harte Strafen für Randalierer. Hat Freiheit also auch Grenzen?

    Natürlich hat Freiheit auch Grenzen. Wir Freie Bürger stehen für Streit, Diskussion und Meinungsaustausch, aber wer hierbei Gewalt übt, der verletzt elementare demokratische Spielregeln und hat sich vom Diskurs disqualifiziert. Das Streikrecht ist ein hohes Gut in in einer freiheitlichen Stadt, aber wer dieses Recht missbraucht, muss mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden. Der Rechtsstaat zieht hier sehr klare Grenzen, und die sind auch nötig, um den freien und offenen Meinungsaustausch zu schützen.

    Stichwort jung und alt: Sie sind, demographisch gesehen, eine sehr junge Partei, viele Ihrer Mitglieder sind junge Unternehmer und Gründer. Gleichzeitig gibt es in Khorinis aber auch viele junge Leute, die aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation keine Arbeit finden, ihre Ausbildung abbrechen mussten und keine Perspektive mehr für sich sehen. Dieser Unmut äußert sich mittlerweile in wachsenden Protesten. Sehen Sie hier einen Generationenkonflikt heraufziehen?

    Ich weiß nicht, ob man hier von einem Generationenkonflikt sprechen sollte. Viele der wirtschaftlichen Probleme treffen alle Bürger von Khorinis. Außerdem muss man sagen, dass die Proteste nur von einem Teil der Jugend ausgehen. Sie haben es ja gesagt: Viele unserer Parteimitglieder sind ebenfalls sehr junge Leute, und die haben alle keine Problem dabei, Arbeit und Ausbildungsplätze zu finden oder oftmals sogar bereits selbst in sozialer Verantwortung einen eigenen Betrieb zu führen. Ich sehe hier eher ein Mentalitätsproblem: Die einen beschränken sich darauf, die Stadt und den Bürgermeister für ihre persönlichen Probleme verantwortlich zu machen und um Hilfe zu rufen, die anderen packen ihre Probleme mit Fleiß und Kreativität an und machen etwas aus ihrem Potential. Wir Freie Bürger treten deshalb dafür ein, durch Abbau von Bürokratie, Regulierungswahn und anderen Hemmschwellen die Hürden für junge Gründer mit Unternehmergeist so gering wie möglich zu halten, um jungen Leuten weitere Perspektiven zu geben. Wir brauchen die jungen Leute, um Khorinis endlich wieder nach vorne zu bringen, sei es wirtschaftlich, sei es sozial, sei es ökologisch. Aber dafür brauchen wir vor allem junge Leute, die auch mit anpacken wollen und die sich nicht nur mit ein paar Schmierereien in der Stadt begnügen. Damit ist nämlich niemandem geholfen.

    Sie spielen damit auf die „Alles Krupek“-Schriftzüge an, die neuerdings vermehrt im Stadtbild auftauchen und der Jugendszene zuzurechnen sind. Unsere Jahrespraktikantin Vannie Scavenger hat bereits mit einigen dieser jungen Menschen gesprochen, die sich teils schon als verlorene Generation ansehen. Halten Sie diesen Unmut wirklich für völlig unberechtigt?

    Nein, für völlig unberechtigt halte ich das natürlich nicht. Der Unmut ist ja teils sehr berechtigt. Aber man muss hier einerseits schauen, welche Ursachen diese wirtschaftlichen und sozialen Schieflagen haben und andererseits, mit welchen Mitteln man diese Schieflagen beseitigt. Die Grünen zum Beispiel haben bei vielen jungen Leuten immer noch ein gutes Image, aber man sollte darauf hinweisen, dass es auch und gerade die grüne Wirtschaftspolitik war, die viele, teils alteingesessene Geschäftsbetriebe in Khorinis zum Aufgeben gezwungen hat, weil diese die gesetzlichen Auflagen nicht mehr erfüllen konnten oder gleich ganz verboten wurden. Den Unmut gegen diese Art der Politik teilen wir natürlich. Aber niemand löst Probleme, indem er weltfremden grünen Utopien nachhängt oder das Stadtbild mit Schmierereien verunstaltet. Das sind ja nicht die Mittel, die uns und die Jugend aus der momentanen Situation heraushelfen. Bei allem Verständnis für jugendlichen Rebellionsgeist – auch ich habe während meines Kaufmannsstudiums an zahlreichen Demonstrationen teilgenommen – muss man hier doch ganz rational fragen, welche Ziele die richtigen sind und wie diese zu erreichen sind. Und die Beantwortung dieser Fragen kann nicht allein der Jugend aufgebürdet werden, sondern man sollte sie vielmehr den Profis überlassen.

    Canthar, vielen Dank für das Gespräch!

    Nichts zu danken.

    ~


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    Zum 150-jährigen Jubiläum der Goth‘schen Zeitung:

    Special „Alles Krupek, oder was?“ zur Situation der Jugend in der Hauptstadt


    Interview von Vannie Scavenger mit Olli und Bully, die ihre vollen Namen genannt haben, sie aber nicht in der Zeitung sehen möchten.


    Vannie: „Hallo Olli, hallo Bully, wie geht es euch heute?“
    Olli: „Kann´ch noch nicht sagen, wenn du uns naher zum Essen einlädst, eher gut.“
    Bully: „Kopfschmerzen.“
    Vannie: „Zuerst würde ich gern erzählen, wie ich euch kennengelernt habe...“
    Olli: „Mach doch...“
    Vannie: „Als ich neulich spät abends aus der Redaktion nach Hause gelaufen bin, war die Beleuchtung an der Hafenmauer mal wieder ausgefallen. Blöderweise bin ich auf irgendwas Glitschiges getreten, und – sehr ungeschickt von mir, aber ich bin ins Wasser gefallen. Leider ist da weit und breit keine Treppe und kein Geländer, sodass ich nicht direkt wieder hochklettern konnte. Und, das Schwimmen in voller Kleidung ist auch tatsächlich anstrengender, als ich gedacht hätte. Jedenfalls, diese beiden HELDEN haben mir das Leben gerettet! Was habt ihr gemacht?“
    Bully: „Erst haben wir gar nicht gerafft, dass du ein Mensch bist. Olli hat nur das Platschen gehört und hat gemeint: Alter, die Ratten werden immer fetter hier.“
    Olli: „Wir sind dann doch gucken gegangen. Ham ja sonst nix zu tun. Und dann hast du auch einmal oder zweimal gerufen, also, eher gejapst.“
    Vannie: „Ich hatte tatsächlich keine Luft zum Schreien übrig...“
    Olli: „Ja, dann wollten wir dir ein Tau hinwerfen, aber da war kein Tau…“
    Bully: „Da lag nur so altes Holz ´rum, davon habe ich dann eine Latte geschnappt...“
    Olli: „Es war nicht so einfach, wegen der Hebelwirkung, aber zum Glück hast du dich gut festgehalten...“
    Vannie: „Da war ein Nagel im Brett, aber ich hätte nicht losgelassen, solange ich lebe. Jedenfalls, diese beiden jungen Herrschaften haben mich aus dem Wasser gezogen und dann auch noch heim gebracht. Danke, ihr beiden. Worte können das nicht ausreichend beschreiben, aber immer, wenn ich euch jetzt am Hafen sehe, durchfährt mich ein Glücksstrom.“
    Bully: „Das ist echt nett von dir, Vannie, aber da bist du wahrscheinlich die Einzige.“
    Olli: „Du glaubst nicht, was die Leute sonst noch so alles über uns sagen.“
    Vannie: „Was zum Beispiel?“
    Olli: „Nee, das soll nicht auch noch in der Zeitung stehen. Aber die Leute denken, nur weil wir da den ganzen Abend hocken, wär‘n wir blöd oder kriminell oder was.“
    Vannie: „Warum hockt ihr da?“
    Bully: „Ich hab mein Zimmer verloren, als sie die Stadtmauer renoviert haben. Sie haben mehr Zement an die Mauer dran geklebt, und da war mein Zimmer im Weg. Also, es war eigentlich nur so ein Verschlag, das alte Taubenhaus. Aber es war halt mein Zimmer. Es war billig. Ich arbeite nur beim Netzflicken mit, hab‘ keine andere Arbeit gefunden.“
    Vannie: „Und wo wohnst du jetzt?“
    Bully: „Ich kann in einem Vorratshaus im Keller schlafen, aber erst, wenn die Transporte abgefertigt sind. Das ist normalerweise nicht vor halb zwölf Uhr nachts.“
    Vannie: „Und du, Olli?“
    Olli: „Ich hab ein Zimmer bei meinen Eltern, aber ich bin halt nicht gerne da. Es gibt immer Streit.“
    Vannie: „Was macht ihr so, abends, am Hafen?“
    Bully: „Wir gucken tatsächlich ziemlich oft den Ratten zu. Die leben da, das ist wie im Zoo. Wildpark für Arme. Und, wenn wir Geld haben, trinken wir auch schon mal ´nen Schluck.“
    Olli: „Der Ork hat uns manchmal was zu Essen rausgebracht, wenn an manchen Tagen wenig Kunden kamen und er die Sachen nicht länger aufheben konnte...“
    Bully: „Vielleicht haben sie ihm deshalb die Lizenz nicht gegeben...“
    Olli: „Zutrauen würd‘ ich‘s ihnen.“
    Vannie: „Wer ist ‚ihnen‘? Welcher Ork?“
    Bully: „Der von der Hafenkneipe, der alte Koch.“
    Vannie: „Hosh-Borscht?“
    Olli: „Genau der. Der ist in Ordnung.“
    Bully: „Ist aber nicht mehr da.“
    Olli: „Tja, Vannie, siehst du, so isses.“
    Vannie: „Wie war das früher, habt ihr da was anderes gemacht?“
    Bully: „Ich bin bei meinem Großvater aufgewachsen, meine Eltern sind beide zur See gefahren. Aber als mein Großvater gestorben ist, hat meine Mutter mir nur die Geburtsurkunde geschickt und hat geschrieben, ich kann ja jetzt selber arbeiten. Sie schickt mir manchmal Geld, aber nicht regelmäßig. Im Moment sitzt sie irgendeinem Hafen in der Eysenstejn-See fest, weil das Schiff kaputt ist. Da musste ich ihr Geld schicken, der Reeder hat nur einen Teil der Mannschaft weiter gebucht, auf ein anderes Schiff. Sie kriegt gerade die Heuer nicht, auch nicht für den ersten Teil der Fahrt. Ich kann mich zur Not noch bei Ollis Eltern durchfressen (Olli protestiert, lacht aber), das kann sie nicht.“
    Vannie: „Und bei dir gab es eine ganz andere Veränderung, Olli?“
    Olli: „Wir hatten ein Schuhgeschäft. Aber das lief irgendwann nicht mehr. Meine Eltern wollten nicht, dass ich länger in der Schule bleibe, ich sollte im Laden mithelfen… Aber jetzt ist halt Essig.“
    Bully: „Allet Krupek, ne?“
    Vannie: „Da ist er wieder, der Spruch! Wollt ihr dazu noch was sagen?“
    Olli: „Nee, besser nicht.“
    Bully: „...“ (macht eine Geste)
    Olli: „Ich bin in die Gewerkschaft eingetreten. Zuerst wollten sie mich nicht, weil, ich hab ja kein‘ Betrieb. Aber seit Edda mit denen geredet hat, lassen sie mich mitmachen. Manche sind ganz wild auf das Seebad, sagen, dann gibt es endlich Arbeit. Aber ich weiß nicht… ich denk‘, dann reißen sie am Hafen alles ab und machen es fit für die Bonzen und dann können wir noch nicht mal mehr den Ratten zugucken. Ich will eine richtige Arbeit, als Maschinenführer, Docker oder Wachmann...“
    Bully: „Du als Wachmann (kichert).“
    Olli: „Alter, hör auf! - Jedenfalls ist der Streik für uns wichtig, weil da geht es auch um unsere Rechte als Bürger. Das Recht, in der eigenen Stadt zu leben und zu arbeiten. Und nicht vertrieben zu werden, von irgendwelchen Leuten, die woanders noch ´ne zweite oder dritte Wohnung haben.“
    Vannie: „Also, was gefällt euch an Khorinis? Ich hab das alle gefragt, dazu habt ihr ja bisher nichts gesagt?“
    Olli: „Das Wetter. Doch tatsächlich. Der Himmel ist toll. Blau, meistens, aber wenn nicht, ist er auch toll. Trammatisch!!!“
    Bully: „Ich mag‘s einfach, weil ich hier zuhause bin. Wo soll ich sonst hin? Olli ist hier, und andere Freunde.“
    Vannie: „Was mögt ihr nicht?“
    Bully: „Die Leute, die uns anpöbeln. Dass es keinen Platz für uns gibt.“
    Olli: „Das mit der Arbeit. Dass es keine richtige Industrie oder Werkstätten mehr gibt. Das, was Bully an Stundenlohn kriegt…
    Bully: „Halt die Klappe Mann, sonst bin ich DIE Arbeit auch noch los!“
    Vannie: „Was würdet ihr gerne verändern?“
    Olli: „Irgendwie alles. Hier sind alle Türen nur zu, nichts ist offen.“
    Bully: „Yep. Ich würd‘ gern mal wieder ausschlafen. Nicht um zehn vor sechs von der ersten Fuhre geweckt werden.“
    Vannie: „Danke Jungs. Alles Gute. Essen im Leuchtturm heute. Aber nur im Biergarten draußen.“
    Olli und Bully zeigen Thumps Up.

    Geändert von Ajanna (17.07.2021 um 20:56 Uhr)

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    Khorinis wählt – Die Bürgermeisterkandidaten im Interview

    Ausgabe 8: Gerbrandt (Kaufmann, Alternative für Myrtana)


    Ende des Jahres werden der Stadtrat und der Bürgermeister von Khorinis neu gewählt. Die Goth'sche Zeitung stellt Ihnen die Bürgermeisterkandidaten vor. Für die achte Ausgabe dieser mehrteiligen Interviewreihe haben wir Gerbrandt, den Vorsitzenden der Alternative für Myrtana, befragt.




    Herr Gerbrandt, wir haben uns vor dem Interview darauf geeinigt, dass ich Sie mit der formalen Anrede „Herr“ anspreche. Ihnen sind traditionelle Werte wie Respekt und Anstand wohl sehr wichtig?

    Ja, ich bin so erzogen worden, und ich sehe auch nichts Falsches daran. Ganz im Gegenteil würde ich behaupten, dass es gerade Respekt, Anstand und die Besinnung auf traditionelle Werte sind, die Khorinis zurzeit fehlen.

    Nun gibt es nicht wenige Ratsherren und insbesondere auch Ratsfrauen, die gerade Ihnen mangelnden Respekt und Anstand im Umgang mit anderen vorwerfen würden. In den letzten Ratssitzungen hat es ordentlich gekracht, hört man. Zuletzt wurden Sie sogar vom weiteren Verlauf einer Sitzung ausgeschlossen. Wie hat sich das Geschehen aus Ihrer Sicht abgespielt?

    Das ist alles Teil der Kampagne, die die Altparteien im Rat und zum Teil auch die Medien gegen uns fahren. Man versucht, uns auszugrenzen. Das zeigt sich zum Beispiel auch daran, dass wir trotz ausdrücklich bekundetem Interesse nicht von den anderen Fraktionen eingeladen wurden, die Resolution gegen Extremismus zu unterschreiben. Dabei haben wir seit unserer Gründung nie einen Zweifel daran gelassen, dass wir gegen jeden Extremismus sind. Im politischen Tagesgeschäft und in der Presse werden wir dann aber als extremistisch dargestellt. Das ist absurd. Wenn eine Partei der Mitte wie die Alternative für Myrtana nun schon als extrem gilt, dann ist das ein vielsagender Beleg dafür, wie sehr das politische System in Khorinis in Schieflage geraten ist.

    Der Extremismus-Vorwurf kommt allerdings nicht von ungefähr: Recherchen von Investigativjournalisten haben ergeben, dass einzelne Mitglieder Ihrer Partei an Wehrsportübungen im Khoriner Forst teilgenommen haben, auf denen auch Mitglieder der Allianz der Gerechten anwesend waren.

    Was unsere Mitglieder in ihrer Freizeit machen, bleibt ihnen überlassen. Brauchtum, Traditionspflege und leibliche Ertüchtigung sind alte Khoriner Tugenden. Das myrtanische Heer hat jahrzehntelang unser Land geschützt und sichert bis heute unseren Frieden. Auch die Khoriner Miliz hat stets ihren Teil dazu beigetragen, teils unter erheblichen Verlusten. Auch heute noch setzen viele tapfere Männer ihr Leben für unsere Sicherheit aufs Spiel. Ich kann nichts Verwerfliches daran sehen, hier ein aktives Erinnern und Gedenken zu bewahren. Und nicht jeder, der stolz auf diese Leistungen ist, ist gleich ein Extremist. Zu unserer Haltung zur Allianz der Gerechten verweise ich auf unseren Beschluss vom jüngsten Parteitag [siehe dazu den Infokasten am unteren Ende dieser Seite – Anm. d. Red.].

    Zurück zu Ihrem Auftreten im Stadrat: Wie kam es zu Ihrem Rausschmiss aus der Ratssitzung vergangenen Donnerstag?

    Der Bürgermeister, der die Ratssitzung selbst geleitet hat – was im Übrigen einen klaren Verstoß gegen die Geschäftsordnung des Rats darstellt – hat schon von Anfang an nach Gelegenheiten gesucht, mich unter irgendeinem Vorwand rauszuschmeißen. Er hat mich mehrfach unterbrochen, mir immer wieder das Wort entzogen und mich fortlaufend provoziert. Dabei ist es als momentan einziger Vertreter der Alternative für Myrtana im Rat von Khorinis ohnehin schon nicht leicht, ausreichend zu Wort zu kommen. Als dann der Tagesordnungspunkt zum geplanten Seebad aufgerufen wurde, habe ich erneut das Wort ergriffen. Es wurde mir dann allerdings schnell wieder entzogen, wohl weil die Vertreter der anderen Parteien Angst bekommen haben, dass hier endlich mal jemand die Wahrheit sagt. Das Ganze ist doch ein abgekartetes Spiel. Mit irgendwelchen Diskussionen um den Bau eines Seebads wird der Bürger an der Nase herumgeführt, während im Hintergrund schon längst alles so gemauschelt wurde, dass das Bad auf jeden Fall gebaut wird. Die Pläne liegen doch bereits alle in der Schublade, da muss der Bürgermeister nur noch seine Unterschrift druntersetzen. Die ganzen Debatten jetzt sind doch nur Schau. Und weil diese Wahrheit niemand hören soll, wenn es nach dem Willen der Altparteien geht, haben sie mich schließlich aus der Sitzung rausgeworfen.

    Nun soll dem Vernehmen nach aber ausgerechnet Matteo, Vizevorsitzender Ihrer Partei, bereits Anteile an der einzigen Baufirma im Umkreis erworben haben, die für die Errichtung des Seebads in Frage kommt. Provoziert das nicht auch den Vorwurf der Mauschelei, wenn Sie im Rat öffentlich gegen den Bau des Seebads wettern, Ihr Parteifreund aber offensichtlich schon darauf setzt, dass das Seebad kommt?

    Zu Matteos Geschäften müssen Sie Matteo befragen, nicht mich. Ich habe mit ihm nicht darüber gesprochen. Welche Anteile er an welcher Firma erwirbt, ist seine Sache und fällt im Übrigen unter das Geschäftsgeheimnis. Dass nun öffentlich üble Nachrede gegen einen verdienter Unternehmer betrieben wird, nur weil sich dieser sich politisch in der Alternative für Myrtana engagiert, spricht Bände.

    Dann wollen wir Ihnen hiermit die Gelegenheit geben, klarzustellen, was die offizielle Haltung der Alternative für Myrtana zum geplanten Seebad am Hafen ist.

    Wenn die Zeitungen fair und neutral aus den Ratssitzungen berichten würden, dann wüssten die Bürger längst, dass die Alternative für Myrtana grundsätzlich jedes Vorhaben unterstützt, das die Stadt aufwertet, eine Investition in die Zukunft ist und sich für die Bürger rechnet. In Khorinis muss dringend mehr gebaut werden. Hier wurde in der Vergangenheit leider vieles aus ideologischen Gründen verhindert. Die Bauvorhaben müssen aber vor allem in der Hand der Unternehmen liegen und dürfen nicht zum Spielball einer autoritären Verwaltung werden. Die öffentliche Hand ist nicht in der Lage, profitabel zu wirtschaften, so etwas muss den privaten Unternehmen überlassen werden. Sollte es zum Bau eines Seebades am Hafen kommen, darf dies nicht wie so oft von den Grünen zur Projektionsfläche für Sozialromantik gemacht werden. Wir haben schon mehr als genug arbeitslose Jugendliche, die an öffentlichen Plätzen herumlungern und verdiente Bürger belästigen. Die Aufenthaltsqualität in unsererer Stadt ist in den letzten Jahren unter der Ägide von Bürgermeister Vatras massiv gesunken, das bestätigen alle Umfragen. Gehen Sie doch einmal raus und fragen Sie die Menschen: Wenn es in Zukunft so sein sollte, dass schon am frühen Nachmittag die Südländer den Hafen und das Bad belagern, traut sich da doch gar keiner mehr dort hin. Hier braucht es ein klares Konzept und klare Regeln.

    Sie haben auch schon in anderen Zusammenhängen null Toleranz gegenüber kriminellen Jugendlichen gefordert, auch in Form vom harten Strafen selbst bei kleineren Übertretungen und Vergehen. Sozialforscher weisen aber darauf hin, dass die Probleme von Jugendarbeitslosigkeit und Jugendkriminalität so nicht gelöst werden können, und fordern stattdessen mehr Angebote zum Beispiel in der Sozialarbeit, mehr Streetworker und dergleichen mehr braucht.

    Sozialforscher haben schon vieles behauptet, was sich in letzter Konsequenz als realitätsfern und schlicht falsch erwiesen hat. Statt Ideologie und Sozialromantik sollte hier Vernunft Platz greifen. Wir brauchen nicht mehr Streetworker, sondern die Rückkehr zur traditionellen Familie als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Hier sind in der Vergangenheit wichtige Bindungskräfte verloren gegangen, unsere Jugend droht zu verlottern. Wir sehen zudem zwar, dass die Lage am Arbeitsmarkt angespannt ist – übrigens auch wegen grüner Verhinderungspolitik bei wichtigen Bauvorhaben. Aber noch immer gilt: Jeder, der ernsthaft Arbeit sucht, wird sie auch finden. Wer dagegen glaubt, seinen Lebensunterhalt nicht selbst oder durch kriminelle Aktivitäten, Taschendiebstähle und Krauthandel verdienen zu müssen, der sollte schnell eines Besseren belehrt werden. Der grüne Schlendrian, der sich in den letzten Jahren diesbezüglich in Khorinis eingeschlichen hat, hat die Kriminalitätsraten und die Arbeitslosenzahlen in die Höhe schießen lassen. Damit muss jetzt Schluss sein. Wir von der Alternative für Myrtana fordern harte und konsequente Strafen auch für Ersttäter. Die Strafen insbesondere für Diebstähle und Krauthandel, aber auch für Schmierereien an öffentlichen und privaten Gebäuden müssen drastisch erhöht werden, um potentielle Täter abzuschrecken. Wir fordern zudem eine Absenkung der Strafmündigkeitsgrenze auf zehn Jahre, da die Täter immer jünger werden, insbesondere die aus dem varantinischen Raum. Und: Wer nach Myrtana und Khorinis einwandert, um Straftaten zu begehen, hat hier nichts verloren. Straffällige Einwanderer müssen konsequent in ihre Heimatländer rückgeführt werden.

    Ihre Forderungen zur Kriminalitätsbekämpfung weisen deutliche Schnittmengen mit denen der Partei für Sicherheit und Ordnung auf. Könnten Sie sich in Zukunft eine Zusammenarbeit oder sogar eine Koalition mit dieser Partei vorstellen?

    Eine Koalition mit der Partei für Sicherheit und Ordnung oder mit anderen Parteien des gutbürgerlichen Lagers kommt durchaus in Betracht. Dazu müssten diese Parteien aber endlich ihre Blockadehaltung aufgeben und zu einem demokratischen Diskurs zurückkehren, statt uns als demokratisch legitimierte Partei ständig auszugrenzen. Wenn hier Bewegung ins Spiel kommt, sind wir gesprächsbereit.

    Vielen Dank, Herr Gerbrandt!

    Ich danke Ihnen.

    ~


    Bisherige Interviews:
    Geändert von John Irenicus (22.08.2021 um 10:27 Uhr)

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