Charakteristik MichaelMichael Berg ist eines der vier Kinder eines Philosophieprofessors und einer Mutter, über die keine näheren Angaben gemacht werden. Zu Beginn der Geschichte, im ersten Teil, ist Michael 15 Jahre alt und wohnt in Eppelheim. Zu seiner Familie hat er kein sehr inniges Verhältnis. Er wird im Buch als emotional und sensibel, intelligent, lebensfroh, selbstständig aber äußerst zurückhaltend und daher nach außen hin unsicher wirkend beschrieben. Er lernt in diesem Alter aufgrund einer Erkrankung an Gelbsucht die wesentlich ältere Hanna Schmitz kennen. Wegen dieser recht eigenartigen Beziehung lernt er auch bald besser als seine Altersgenossen den Umgang mit Mädchen (s. 64 „Ich kannte die Frauen und konnte gelassen und kameradschaftlich sein. Das mochten die Mädchen.“)
Er begibt sich in vollkommene Abhängigkeit von Hanna. Gerät er in Streit mit ihr, ist er derjenige, der alles wieder ins Lot bringt, nur um Hanna nicht zu verlieren. (s.50 „Ich habe Fehler zugegebene, die ich nie begangen hatte, Absichten eingestanden, die ich nie gehegt hatte.“)
Als er mit seinen Schulfreunden im Schwimmbad ist, hat er das Gefühl, Hanna zu verleumden, da er sich nicht traut, mit seinen Freunden über sie zu sprechen. (S.73 „Aber was ich mir auch vormachte – ich wusste, das ich Hanna verriet, wenn ich tat, als ließe ich die Freunde wissen, was in meinem Leben wichtig war, und über Hanna schwieg“)
Die Schuldgefühle, Hanna ungerecht behandelt zu haben, werden noch größer, als Hanna ohne ein Wort des Abschieds verschwindet und Michael sie für eine sehr lange Zeit nicht wieder sieht.
Im zweiten Teil des Buches ist Michael ein Jura-Student. Als er im Rahmen einer Seminarsitzung einen Prozess über KZ-Aufseher und Schuldigkeit besucht, sieht er Hanna auf der Anklagebank sitzen. Im Folgenden bekommt er nun auch Schuldgefühle, eine Verbrecherin geliebt zu haben. Auch seinen Seminarkollegen wird er nun zunehmend verschwiegener und verschlossener. Niemand soll erfahren, was in ihm vorgeht. Ebenso wandeln sich seine Charakterzüge. (s.84 „Ich gewöhnte mir ein großspuriges, überlegenes Gehabe an, ich präsentierte mich als einen, den nichts berührt, erschüttert, verwirrt.“)
Er versucht, das Geschehen zu verurteilen und zu verstehen, scheitert aber daran, da immer noch Gefühle zu Hanna im Spiel sind.
Er kommt in der Mitte des zweiten Teils zu der Erkenntnis, dass Hanna eine Analphabetin ist. (s.126 „Hanna konnte nicht lesen und schreiben. Deswegen hatte sie sich vorlesen lassen. Deswegen hatte sie mich auf unserer Fahrradtour das Schreiben und Lesen übernehmen lassen und war am Morgen außer sich gewesen, als sie meinen Zettel gefunden, meine Erwartung, sie kenne seinen Inhalt, geahnt und ihre Bloßstellung gefürchtet hatte.“) Nun fühlt er sich hin und her gerissen. Soll er es dem Richter sagen und somit eine mildere Strafe für Hanna herausholen oder soll er es ihm nicht sagen. Schließlich will Hanna ja nicht als Analphabetin bloßgestellt werden und nimmt lieber eine höhere Strafe in Kauf. Michaels Vater rät Michael dazu, dem Richter es nicht zu sagen, da es Hannas eigene Entscheidung ist und niemand sie bevormunden kann. Dies tut Michael dann auch.
Im dritten Teil von „Der Vorleser“ bekommt Michael eine Stelle als Rechtshistoriker. Er heiratet Gertrud, eine Frau, die er von seiner Referendarszeit kennt, und hat mit ihr ein Kind, Julia. Nach 5 Jahren geht die Ehe in die Brüche, da Michael das Zusammensein mit Gertrud immer mit dem Zusammensein mit Hanna verglich. (s. 164 „Ich habe nie aufhören können, das Zusammensein mit Gertrud mit Hanna zu vergleichen, und immer wieder hielten Gertrud und ich uns im Arm und ich hatte das Gefühl, dass es nicht stimmt, dass sie nicht stimmt, dass sie sich falsch anfasst und anfühlt, dass sie falsch riecht und schmeckt.“) Auch seine Nachfolgenden Beziehungen scheitern aufgrund dieses Vergleiches mit Hanna.
Er probiert mit Hanna wieder Kontakt aufzunehmen, will sie jedoch nicht besuchen, da er Angst vor aufkommenden Schuldgefühlen ihr und ihm selber gegenüber hat. Auch schreiben tut er ihr nicht. Lediglich Kassetten mit darauf gesprochenen, von ihm vorgelesene Bücher schickt er ihr.
Als Michael erfährt, dass Hanna sich umgebracht hat, ist er traurig, bestürzt. Er merkt, dass er selber Hanna nur eine Nische in seinem Leben gegönnt hat, so wie er dachte, Hanna hätte es damals mit ihm gemacht. (s. 187 „Ich hatte Hanna eine kleine Nische zugebilligt, durchaus eine Nische, die mir wichtig war, die mir etwas gab und für die ich etwas tat, aber keinen Platz in meinem Leben.“)
Charakteristik HannaIm ersten Teil des Buches erfährt man nur sehr wenig über die „eigentliche“ Hanna Schmitz. Da als Erzähler ein Ich-Erzähler aus der Sicht von Michael auftritt, lernt man über Hanna nur das, was Michael in ihr sieht und wird ebenso getäuscht wie Michael. Man erfährt auch über Hannas Gefühle und Stimmung nur das, was sie auch nach außen hin zeigt und als Leser verstehen wir diese meist so, wie Michael diese nonverbalen Ausdrucksmittel interpretiert.
Hanna Schmitz ist eine allein stehende, 36 jährige Schaffnerin, die in Siebenbürgen geboren wurde. Sie wohnt zur gleichen Zeit in Eppelheim wie Michael.
Gleich bei der ersten Begegnung ist sie dominant und kaltherzig. (s. 6 „Die Frau, die sich meiner annahm, tat es fast grob. Sie nahm meinen Arm und führte mich durch den dunklen Hausgang in den Hof. […] „Nimm den anderen!““) Sie bemerkt das steigende Interesse des Jungen an ihr und lässt sich bereitwillig mit ihm ein.
Als Michael nach ihrer Vergangenheit fragt, wirkt Hanna sehr verschlossen. Sie möchte nicht, dass jemand erfährt, dass sie Analphabetin ist und geht somit jeder „Warum?“ Frage aus dem Weg, indem sie so wenig wie möglich über ihre Vergangenheit preisgibt. Dass sie Analphabetin ist, ist ihr bestgehütetes Geheimnis selbst der Leser weiß es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Michael nimmt die Fetzen über Hannas Vergangenheit einfach so hin und fragt nicht weiter nach.
In der Beziehung mit Michael nimmt sie die dominante Rolle ein. Wenn es zum Streit kommt, beharrt Hanna so lange auf ihrer Meinung und greift Michael, meist mit Worten, an. Sie schafft es im immer, dass Michael daraufhin seine Beschuldigung zurückzieht und sich Entschuldigt, obwohl die Beschuldigung eventuell gerechtfertigt war. (s. 48 „Sie hatte mich schlecht behandelt, und ich hatte sie zur Rede stellen wollen. Aber ich war gar nicht an sie herangekommen. Statt dessen hatte sie mich angegriffen. Und ich begann, unsicher zu werden.“) Einmal verletzt sie aufgrund eines Streites Michael. Sie hatte bei diesem Streit Angst, dass ihr Geheimnis des Analphabetismus ans Licht kommen würde, deswegen reagierte sie besonders heftig. (Auch hier weiß der Leser/Michael noch nicht, dass Hanna Analphabetin ist.)
Dass sie nicht viel von sich preisgibt, führt dazu, dass Michael sich von Hanna in eine Nische gedrängt fühlt, was sie vielleicht auch tat.
Im Bett hingegen beschreibt Michael sie als zärtlich, einfühlsam und lustvoll. Bereits am Anfang der Geschichte werden ihre Anmutigen Bewegungen ob ihres üppigen Körperbaus beschrieben.
Auch wirkt sie als eine Erziehungsperson für Michael, da dieser wohl ein nicht sehr inniges Verhältnis zu seinen Eltern pflegt. (s. 36 „Ich erzählte ihr von meinem schwänzen. „Raus.“ Sie schlug das Deckbett zurück. „Raus aus meinem Bett. Und komm nicht wieder, wenn du nicht deine Arbeit machst.““)
Sie lässt sich ständig von Michael etwas vorlesen. Michael denkt, sie mag seine Stimme und deshalb soll er ihr vorlesen. Er schöpft keinen Verdacht, dass sie nicht lesen kann.
Als sie aus der Stadt nach Hamburg zieht, weil sie einer Beförderung in ihrem Beruf entgehen will (dann würde es entdeckt werden, dass sie nicht lesen und schreiben kann), tut sie dies, ohne sich von Michael zu verabschieden.
Im zweiten Teil wird Hannas Vergangenheit aufgearbeitet. Sie wird bei einem Gerichtsprozess angeklagt, KZ-Aufseherin zuerst in Auschwitz und dann im KZ Krakau gewesen zu sein und somit Beihilfe zum Mord geleistet zu haben. Auch habe sie Hilfeleistung unterlassen, als einige Frauen bei einem Brand einer Kirche umgekommen sind und die Aufseherinnen das verriegelte Gotteshaus nicht öffnen wollten.
Sie habe sich, nachdem ihr eine Beförderung bei Siemens angeboten wurde, freiwillig bei den Soldaten gemeldet. Dass Hanna damit ihren Analphabetismus verdecken kann, gibt sie bei der Gerichtsverhandlung nicht zu. Auch wird sie angeklagt, ein Schriftstück geschrieben zu haben. Als Richter eine Schriftprobe machen lassen will, gibt Hanna zu, das Schriftstück geschrieben zu haben und entgeht somit wieder einer Bloßstellung als Analphabetin, was jedoch eine lebenslange Gefängnisstrafe als Preis fordert.
Den ganzen Prozess wirkt Hanna hochmütig und unerschütterlich. Es sieht für das Publikum so aus, als interessiere sie gar nicht, was sie getan habe und dass sie es mit Gleichgültigkeit aufnimmt. Sie probiert um die Freiheit zu kämpfen, jedoch ist sie nicht bereit, für die Freiheit sich zum Analphabetismus zu bekennen. Im zweiten Teil allgemein erfährt man recht wenig über Hannas Gefühle und Stimmung, da Michael und somit auch der Leser diese nur aus dem Publikum heraus wahrnimmt.
Der dritte Teil spielt sich für Hanna im Gefängnis ab. Sie erfährt von ihrem Umfeld Achtung und Beliebtheit aufgrund ihres positiven Werdeganges. Lesen und Schreiben lernen gehört zum Beispiel dazu. Dies beginnt Hanna, nachdem sie von Michael Kassetten bekommt. Sie leiht sich die Bücher aus der Bibliothek aus und liest mithilfe der Kassetten mit. Sobald sie einigermaßen Lesen konnte, hat sie sich mit der Problematik des zweiten Weltkriegs, insbesondere die der KZs beschäftigt und hat mit der Aufarbeitung ihrer Schuld begonnen.
Dann merkt man einen deutlichen Einschnitt in ihrem Leben. Hanna zieht sich immer mehr zurück und begeht am Vorabend ihrer Entlassung Selbstmord.
Warum sie Selbstmord begeht, wird in diesem Buch nicht geschildert. Ich denke, dass sie nach der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit und der Auseinandersetzung mit dem Problem Nationalsozialismus begriffen hat, dass sie diese Schuld mit keiner Haftstrafe oder mit Almosen wieder ausgleichen kann und meinte, ihr Leben sei verwirkt.
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Laut Lehrer ist die Carakteristik richtig gut geworden, aber aufgrund der schwächeren, zweiten Aufgabe (die ich hier deswegen nicht hineingestellt habe) nur eine 3+ geworden.