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Fast schon routiniert wischte Tano sich den gröbsten Dreck aus dem Gesicht und stützte sich zum Aufstehen auf das angewinkelte Knie. Alle Gelenke, auf die er im Laufe des Tages gefallen war, und das nicht nur einmal, schmerzten höllisch doch stand der Schüler immer wieder tapfer auf und versuchte die Übung erneut. Er wollte Kayden nicht enttäuschen und so zumindest noch ein letztes bisschen Würde behalten. Die Wirbelsäule knackte fast schon ungesund, als Tano sich streckte, dieser beachtete das Geräusch nicht weiter. Wieder stieg er auf die letzten Reste der Mauer und versuchte dort einigermaßen sicher zu stehen, was mit dem ganzen Dreck und Moos darauf gar nicht so einfach war. Vorsichtig setzte er einen Fuß nach vorn und sicherte seinen Stand ab. Er streckte die Arme vom Körper um besser balancieren zu können und setzte den anderen Fuß nach vorn. Die letzten Schritte erledigte er zügiger, aber dennoch kontrolliert. Zu seinem eigenen Verwundern hatte er es diesmal tatsächlich geschafft und stand nun auf den Resten eines Pfeilers oder etwas ähnlichem. Freudig reckte er die Arme in die Höhe und Kayden nickte ihm zu. Das mit den Armen war ein großer Fehler, Tano spürte noch, wie sich durch die Bewegung unter ihm ein Stein löste, doch zum reagieren war es für den kaum trainierten Schüler zu spät. Mit einem lauten Klatschen landete er kopfüber im Morast und blieb dort einen Moment lang liegen. Matt hob er den Kopf aus dem Schlamm und blickte seinen Lehrmeister an.
„Genug für heute?“
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Im Piratenlager
Mit fürchterlichen Kopfschmerzen erwachte der Käptn an diesem Morgen. Samuel hatte einen neuen Trank gebraut, der Träume wahr werden ließ. Natürlich hatte der alte Haudegen ihm nicht geglaubt. "Erzähl mir nix vom Klabautermann, gib mal her das Zeuch." hatte er mit rauher Stimme gesagt und dem Alchemisten, den Trank aus den Händen gerissen.
Wenig später hatte sich Greg in seine Hütte eingeschlossen und das neue Stöffchen, das einen leicht süßlichen Geschmack gehabt hatte bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken. Danach hatte er die er die nötige Bettschwere gehabt und war eingeschlafen.
Im Traum hatte er eine Vision gehabt. Auf dem Festland, genauer gesagt im Norden, da wo fast immer Schnee liegt, hatten ihm einer der besten Schmiede einen Säbel aus reinem Erz geschenkt. Mit dieser Waffe war der alte Kapitän praktisch unbesiegbar gewesen...
"Samuel!" brüllte er durch das Piratenlager. Verwundert schauten ihn seine Männer an. "Guckt nicht so dämlich. Habt ihr nix zu tun?" grummelte er sich in seinen Bart und wartete ungeduldig darauf das der Alchemist in seiner Hütte auftauchte. Nachdem er eine Zeit in der Hütte auf und ab gegangen war, erschien endlich Samuel.
"Da bist du ja endlich. Ich habe von einen Säbel aus reinem Erz geträumt. So eine gute Klinge aus Nordmar du weißt schon und DU hast behauptet das nach deinem Trank die Träume wahr werden. Also wo ist nun der Säbel?"
Samule schmunzelte und Greg musste sich zusammenreißen um nicht aus der Haut zu fahren, denn er fühlte sich verkaspert.
"Nun ich habe nicht gesagt, das du nichts dafür tun musst. Der Säbel kann schlecht von selbst übers Wasser fliegen. Du müsstest schon hin um dir die Waffe zu holen."
"Du weiß doch selbst das ich hier jetzt nicht weg kann. Wir planen doch die Kaperfahrt. Welchen der Männer soll ich denn da entbehren?"
"Hm, dann schick doch Anne nach Nordmar. Sie kennt sich doch bestimmt außer Tobi da am besten aus."
"Da is was dran min Jung. werds mir überlegen." sagte Greg und rieb sich nachdenklich den Bart. Was könnte er wohl Anne anbieten das sie bereit wäre für ihn nach Nordmar zu reisen.
Anne
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Im Piratenlager
Tobi studierte mal wieder die Seekarten und hantierte mit Zirkel und einem Lineal herum. Hatte er denn die ganze Nacht da gesessen? Anne stand auf und zog sich seine Piratenjacke über, die über dem Bettpfosten hing.
"Langsam werde ich eifersüchtig auf diese Karte." flüsterte sie ihm ins Ohr und küsste ihn auf die Wange. Er ließ die Schreibgeräte fallen und drehte sich auf dem Hocker um.
"Hey was ist denn mit die los? Seit wann bis du eifersüchtig auf eine Seekarte?"
"Wenn sie dich davon abhält die Nächte mit mir zu verbringen... Es ist schon schlimm genug das ihr bald auf Kaperfahrt geht und ich dich vielleicht einige Monate nicht sehen werde. Schließlich bin ich auch nicht nur Piratin oder Wirtin, sondern auch eine Frau mit gewissen Bedürfnissen."
"Ach Anne, dafür habe ich aber zur Zeit keinen Sinn. Versteh mich nicht falsch. Es liegt nicht an dir, aber es ist die Vorfreude endlich wieder mal ein großes Handelsschiff zu entern und große Beute zu machen. Das verstehst du doch sicher?"
"Ja... hab ich eine Wahl?"
Tobi nahm ihre Hand und zog sie mit einem Ruck zu sich auf den Schoß. Er küsste sie zwar, aber sie merkte das er mit seinen Gedanken ganz woanders war. Erst hörte sie Schritte auf der Veranda, dann klopfte es an der Tür. Anne stand auf. "Einen Moment!" rief sie. Schnell streifte sie sich ihre Hose über und zog auch die Stiefel an. "Herein!"
Es war Skip.
"Moin. Tschuldige die frühe Störung, aber Greg hat schlechte Laune und will unbedingt mit dir sprechen Anne."
"Mit mir? Bist du dir sicher?"
Der Freibeuter nickte. Ein fragender Blick zu Tobi war überflüssig, denn der schaute schon wieder auf die Karte. Also ging Anne zusammen mit Skip zu Gregs Hütte. Die Holztreppe ging sie allein nach oben.
"Moin, Anne. Ich habe einen dringenden Auftrag für dich. Ich möchte das du für mich nach Nordmar reist und mir einen Säbel aus reinem Erz schmieden lässt."
Sicherlich hatte der Käptn Widerworte erwartet, doch die Wirtin freute sich sogar über das Angebot. Das Leben im Piratenlager war ein wenig langweilig geworden und seitdem fest stand das sie nicht mit auf Kaperfahrt gehen sollte und nachdem Tobi ihr eben erklärt hatte das es Wichtigeres gäbe als ihre Liebe, stand einer Reise nichts entegen.
"In Ordnung. Wann soll ich aufbrechen?"
"Wie?" Greg war irritiert. "Du verlangst kein Gold und keine Belohnung? Das hat doch einen Haken..."
"Nein, hat es nicht. Natürlich musst du mir das Gold für den Säbel und auch Gold für die Reisekosten geben, aber sonst verlange ich nichts."
Greg strahlte sie förmlich an. Er tastet am Hals nach dem Lederriemen, an dem sein Truhenschlüssel hing. Wenig später gab er Anne drei gefüllte Beutel mit Gold.
"Das sollte reichen und Adanos möge dich auf deiner Reise beschützen."
Anne nahm das Gold an sich und ging zurück zu ihrer Hütte. Schnell hatte sie alles Nötige zusammen gepackt. Jetzt musste es schnell gehen, denn bei einem länger geplanten Abschied und wenn sie in Tobis Augen blicken würde, dann machte sie vielleicht noch einen Rückzieher. Sie musste jetzt gehen solange die Enttäuschung und der Ärger über ihn noch anhielt.
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Noch einmal atmete Tano langsam ein und wieder aus, dann öffnete er die Augen. Es war schon spät in der Nacht, doch der Mond spendete genug Licht um die Übungen fortzusetzen. Vorsichtig tastete der rechte Fuß nach einem sicheren Stand und als er diesen schließlich gefunden hatte, verlagerte der Schüler sein gesamtes Gewicht auf ihn. Nun wanderte der linke Fuß nach vorn und der Schwarzhaarige tänzelte schon fast durch die Nacht auf der Mauer, die Arme hatte er aber immer ausgestreckt. Fast wäre er heruntergefallen doch durch einen ruckartigen Ausgleich schaffte Tano es, wieder einigermaßen sicher in der Mitte zu stehen, obwohl er kurzzeitig Gefahr lief, durch zu viel Schwung auf der anderen Seite herunter zu fallen. Mit einigen letzten, großen Schritten balancierte der Lehrling ein etwas steileres Stück der Mauerruine aufwärts und stand alsbald auf dem Eckpfeiler. Von dort aus hatte er eine wunderbare Aussicht in die klare Nacht, er genoss sie sichtlich und atmete mehrmals tief ein und aus, bevor er in die Knie ging und sich mit einer Hand auf dem Pfeiler abstützte, um kontrolliert nach unten zu springen. Dort angekommen stellte er sich vor seinen Lehrmeister und erwartete dessen Urteil.
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Das Pyramidental - Heimstatt des vom Krieg zerstörten ehemaligen Sumpflagers ...
Das Dumpfe Grollen eines Donnerschlags kündigte den Blitz an.
Ein kurzes Blitzen, als aus der Nähe ein Blitzschlag die Dunkelheit der Nacht für einen Wimpernschlag in die Helligkeit des Tages tauchte, offenbarte eine steinerne Wand die mit rauhen Kuhlen übersät war.
Im Hintergrund war der ewige Gesang der Himmelswassers zu vernehmen. Die Pflanzen nahmen die Gabe des Himmels mit Freude auf und labten sich am kühlen Nass, das von oben auf sie herabfiel.
Das kurze Klatschen von Fleisch auf Stein durchbrach die Symphonie der Nacht und Staub wirbelte auf. Die hauchdünnen und feinen Partikel der verschmutzten Bodens und der Wand tanzten kurz durch die Luft ehe sie sich wie erschöpft wieder gen Boden sinken liessen.
Kurz darauf vernahm man ein leises Keuchen, begleitet von schnellem, irgendwie angestrengtem Atem, also ob jemand kurz davor stand an Atemnot zu leiden. Die Muskeln in den Fingen der Hand, die sich abrupt auf dem Felsen wiedergefunden hatte zogen sich zusammen und ballten sich zur Faust. Harter Druck wurde auf das Faustbett ausgeübt, während sich die zuvor auf dem Boden zusammengekauerte Gestalt sich schwerfällig aufrichtete.
Begleitet von schwerem Keuchen torkelte die traurige Gestalt kurz umher, versuchte sich zu fassen, zu sammeln, jedes mal so kurz davor zu versagen und wieder in sich zusammen zu fallen.
Mit einem dumpfen Dröhnen, als ob aus weiter Ferne riesige Trommeln auf einmal geschlagen wurden durchbrach der nächste gleissende Ast aus aufgelandener Luft das Dunkel der Nacht und tauchte die Höhle, samt der Gestalt in ebenjener in Tageslicht.
Ja in der Tat der Mann befand sich in einer Höhle, schwer mit einer Faust an der Höhlenwand abgestützt.
"Verdammt ...", brach es plötzlich aus den Tiefen des Halses durch die Lippen durch. Heftiges Augenzwinkern, das in der Dunkelheit der Höhle nicht registriert werden konnte und ein Schütteln des Kopfes begleiteten den gegrummelten Fluch. Die Haare am Kopf flogen durch die Luft, vollführten einen wilden Tanz, in dem sie unsanft immer gegen eine der beiden Schultern prallten und dann wieder herumgeschwungen wurden.
Schlussendlich wurden dann die schwarzen Punkte im Sichtfeld, die der Blitz provoziert hatte verbannt und der Kopf kam zur Ruhe. Ein leises Stöhnen verkündete alsbald dann, dass der Mann sich in überhaupt keiner guten körperlichen Verfassung befand.
Dann endlich machte sich der kalte Boden unter den mit Stoffetzen verwickelten Füssen bemerkbar. Kalt und unnachgiebig. Draussen war das Rauschen des Regens deutlich vernehmbar. Kälte durch das Nass, Kälte durch die Erde, egal wohin er ging, ihn empfing nur Kälte. Mit einem kurzen Schaudern zog der Mann die Kutte, die mit Schnitten und Rissen übersät war, enger um die Schultern um einen letzten Rest seiner Körperwärme daran zu hindern in die Nacht zu entweichen. Langsam, sachte sackte der Körper gegen die Wand, um daraufhin langsam gen Boden zu gleiten. Ein kurzer Blick nach links, tiefer in die Höhle hinein, erlaubte es ihm das Funkeln von drei sauberen Klingen zu registrieren.
Mit einem zufriedenen Nicken, wenngleich mit leicht verzogenen Mundwinkeln, als sich abermals einige Muskelpartien aufgrund von Überstrapazierung sich bemerkbar machten, schlossen sich die Augen. Der Rest der Höhle, zum Eingang dieser hin wurde keines weiteren Blickes gewürdigt, dies konnte auf den Morgen warten. Es galt zuerst die Kräfte zu sammeln. Dafür würde der Schlaf am besten geeignet sein...
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In einer Höhle der Felswand zur ehemaligen Sumpfplantage ...
Leichter Nebel lag noch über dem Tal als der Tag schon sehr weit fortgeschritten war. Im Verlauf der Nacht hatte das stete Geprassel durch den Regen nachgelassen und die kühle Luft lag wie eine Decke über dem Tal.
Die Höhle in der sich der Mann befand war demzufolge richtig kalt, der Stein war nochmal um ein Stück kälter geworden. Dennoch lag eine gespenstische Stille über dem Tal, das nur durch das leise Gezirpe der Grillen und anderer Insekten, die es sich auf dem Talflur gemütlich gemacht hatten, druchbrochen wurde.
In der Höhle regte sich dann schließlich der Schemen. Ein leises Stöhnen, gefolgt von unsinnigem Gemurmel und Gebrabbel entrang sich einer ausgetrockneten Kehle. Durch ein angespanntes Kinn und einem verkniffenem Mund zeigte sich auf dem Gesicht des Mannes sehr deutlich der Unwille die Augen zu öffnen und dem Tag mit einem wachen Blick entgegenzutreten. Hie und da zuckte ein Muskel, doch die Augenlider wollten sich noch beharrlich weigern dem Drang sich zu öffnen nachzugeben. Schliesslich war der Kampf verloren, da sich die angespannten Muskeln im Genick deutlich bemerkbar machten und eine andere Position des Kopfes einforderten.
Erneut erklang ein leises Stöhnen, gefolgt von einem unmerklichen Ruck durch den Körper, unsichtbar spannten und entspannten sich nach und nach alle Muskelpartien, bis schlussendlich dann die Augenlider sich zu einer Bewegung überreden liessen. Zunächst wurde heftig geblinzelt, denn über den Verlauf der Nacht hatte sich durch unfreiwillige Bewegungen der Gestalt sich ein leichter Staubfilm auf der ganzen Figur niedergelassen. Träge erhob sich der rechte Arm, augenblicklich gefolgt von lauten Protesten der Muskeln, gepaart mit Schmerzensblitzen, provoziert von ein paar kleineren, nicht ganz verheilten Schnitten. Der Wille liess sich davon allerdings nicht beeindrucken und führte die Bewegung zu Ende.
Verschlafen rieb sich Artifex dann seine Augen, kramte ein paar Sandmännchen-Körner aus den Tränendrüsen und entledigte die Augen der letzten Reste des Staubs. Da es ein relativ heller Tag war, mit bedecktem Himmel - wie ihm ein kurzer Blick nach rechts, nach draussen aus der Höhle verriet, machte er sich gleich daran seinen Körper zu inspizieren.
Es war ganz und gar kein schöner Anblick. Sein ehemals kraftstroztender, muskulöser Körper der ihn wie einen Berg von Mann erscheinen liess hatte start abgebaut. Hager war er geworden, die Muskeln nicht mehr so ausgeprägt wie einst. Das schlimmste von allem waren allerdings die Wunden die sich über seine ganze Figur verstreuten. Frische Narben zeigten an wo sich einst schwerwiegende Wunden befanden, die nur notdürftig mit Pflanzen und Stoffetzen abgedeckt waren. Dem Einen sei dank, dass er es geschafft hatte die restlichen Wunden nicht zu überstrapazieren und das Aufbrechen alter Wunden vermeiden konnte.
Mit einem Ruck der sich durch seinen ganzen Körper pflügte, riss er sich zusammen und richtete sich auf.
Heilige Scheisse, der Schmerz war von einem sehr sehr dumpfen Pochen zu einem deutlich bemerkbaren Dorn in seiner Seite geworden. Hart zusammen gebissene Zähne und verspannte Kiefermuskeln zeigten ganz deutlich, dass er an sich halten musste nicht deutlich aufzustöhnen. Letzten Endes hatte er den Kampf gegen seinen Körper gewonnen und er stand wieder auf beiden Füssen.
Ein kurzer Blick tiefer in die Höhle hinein - die Felswand, am Ende der Höhle war schon sichtbar, etwa 5-6 Schritte weg - zeigte ihm den Rest seiner kargen Habseligkeiten, die ihm noch blieben. Seine Waffen waren noch da wo er sie hinterlassen hatte, direkt daneben lag ein kleiner Beutel der deutlich ausgebeult war - offenbar ein paar Steine. Seine Kleidung die er noch hatte trug er bereits am Leibe. Ruckhafte Schritte führten ihn dann zu seinem Ziel. Schwerfällig rüstete er sich. Die Doppelscheide mit seinen beiden Zweihändern zog sich wie gewohnt quer über seine Brust, die Waffen wurden mit geübter Leichtigkeit, begleitet von kurzen Schmerzensstichen weggesteckt. Das Runenschwert verschwand in der Scheide seines Plattengurts, bis dann der Beutel sich in seiner Hand wiederfand.
Jetzt hielt der Krieger inne... irgendwas war hier am Werke, er konnte sich allerdings nicht erklären was. Ein kurzes Schweifen seines Blickes zeigte nichts, der Beutel lag noch in seiner Hand und wartete darauf geöffnet zu werden...
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Pyramidental, auf dem höchsten Punkt einer Pyramidenruine ...
Gedankenverloren hatte der Mann den Beutel in seiner Hand angestarrt, bevor er kurz heftig mit dem Kopf schüttelte, kurz unverständlich vor sich hinmurmelte und den Beutel dann an seinem Gurt befestigte. Bewussten Schrittes bewegte er sich zum Höhleneingang und blickte zum ersten Mal seit ein paar Tagen wieder über das ehemalige Sumpflager im Pyramidental.
Es war eine einzige Ruine, überall waren zerstörte Hütten, die Pfade die einst über den versumpften Talboden einen sicheren Weg boten waren teilweise gar nicht mehr vorhanden. Selbst seine eigene Hütte die er für die Zeit im Tal beansprucht hatte war ausgebrannt und in Einzelstücken verstreut. Still verharrte die hagere Gestalt am Höhleneingang und betrachtete das Tal mit gefasstem Blick, wobei sich zuweilen ein Hauch von Irrwitz und Wahn über die Augen blitzte.
"Alles ... alles ... alles zerstört ... selbst ...", entsetzt keuchte er kurz auf, als sein Blick endlich auf den Pyramiden, oder was mal Pyramiden war, ruhte. Das uralte Gemäuer war nicht mehr wiederzuerkennen. Tiefe Furchen wurden in das ehrwürdige Gestein geschlagen, die teilweise noch mit den Verursachern gefüllt waren, grobe, große Steine, wenn nicht sogar Lavabrocken. Eindeutig orkischer Herkunft. Der Rest der Mauern die noch standen war teilweise niedergerissen, als ob ein riesiges Kind mit seinen Händen sich einen Spaß an den Steinen erlaubte.
Der Anblick war fast nicht mehr zu ertragen, alles was er aus den Überresten des ersten, altehrwürdigen Sumpflager, welches von Y'Berion gegründet war, retten konnte, war selbst in zerstörten Ruinen vor ihm. Schon lange war dem ehemaligen Hüter des Glaubens bewusst gewesen, dass der Schläfer, den er einst kannte ein Erzdämon war. Die Sumpfler von einst hatten sich dann einer anderen Entität zugewandt, von der sie geglaubt hatten dass dies der wahre Schläfer sei. Was aus Ihnen geworden ist, wusste selbst er nicht, denn zu lange irrte er schon herum, zu lange hatte er den Anschluss an seine Brüder und Schwestern verloren. Abbadon, Tomekk, Xion, Dragonsword, Veilyn Odeseron, Scatty ... Namen waren nur Schall und Rauch, doch die Menschen die sie trugen ... sie hatte er nie vergessen. Die Hoffnung sie mal wieder zu sehen trieb ihn durch die Tage seiner Irrfahrten, doch bis jetzt hatte er noch keinerlei Anzeichen von Ihnen wahrgenommen.
Zu diesem Moment allerdings war er im Pyramidental und es war, als ob er die letzte Gewissheit vor Augen geführt bekam, dass seine alte Heimat, kostbare Heimat, nicht mehr war. Irgendetwas hatte ihn hierher getrieben, doch nun, so spürte er, war der Trieb erfüllt, und eine bleierne Kälte, die nichts mit seinen Wunden zu tun hatte, legte sich über ihn. Er hatte gespürt wie sie versuchte an seinem Verstand zu reissen und zu graben, doch mit eisernem Willen, der ihn ausgezeichnet hatte und noch heute Teil seines Selbst war, hielt er dagegen und riss sich zusammen. Es war an der Zeit sich seinen Dämonen zu stellen ...
Langsam schlug der ehemalige Templer seine Augen auf und liess seinen Blick wandern. Er befand sich im Moment auf der höchsten, noch verbliebenen Erhebung der Pyramidenreste, saß dort und dachte über Vergangenes nach. Wie von selbst war der Beutel in seine Hände gewandert und er spielte gedankenverloren mit der Beutelschnur.
Ihm war, als ob ein letzter Gedanke, eine letzte Erinnerung noch begangen werden musste, bevor er diesen verlassenen Ort mit seinen Ruinen endlich hinter sich lassen konnte. Tief in seinem Inneren wusste er, dass es mit dem Beutel, den er noch in seiner Hand hielt zusammen hang.
Ein Teil von ihm wollte die Geister ruhen lassen und den Beutel kommentarlos mitnehmen. Dagegen kämpfte ein anderer Teil seiner selbst an, der wusste er würde sich ewig Vorwürfe machen, wenn er den metaphorischen Stier nicht an seinen Hörnern packte und seine Gedanken aufarbeitete. Lange hatte es gedauert, jetzt war es soweit, eine Entscheidung war gefallen und es blieb nur noch diese auszuführen.
"Dann wollen wir mal sehen was wir da haben ...", murmelte der Krieger sanft, bevor ihm der Atem kurz stockte und erneut ein leiser Hauch von Wahn ihn überkam. In seiner linken Hand fand er fünf Steine, die aus dem Beutel sanft herausgefallen waren. Doch es waren nicht nur einfache Steine, nein, diese Steine waren etwas äusserst Besonderes, so Besonders, dass nur wenige Menschen seines Schlages sie je besessen hatten.
Es waren kalte, harte, unnachgiebige Runensteine ...
Geändert von Artifex (14.06.2010 um 13:03 Uhr)
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So Tano, dann laß uns mal weiter machen.
Es gibt zwei grundlegende Eigenschaften der Körperbeherrschung,. Die Eine kennst du schon, das ist dein Gleichgewichtssinn, die Andere ist die Sprungkraft und genau mit der machen wir weiter.
Die eingefallene Mauer hier ist genau richtig dafür. Am niedrigsten Punkt fängst du an und arbeitest dich dann weiter. Sie ist leicht ansteigend, so wird es immer schwerer für dich werden. Übertreibe es nicht, taste dich an die Schwierigkeit heran wie du es kannst. Deine Aufgabe ist es also an der niedrigsten Stelle zu beginnen, du sollst einmal über die Mauer und wieder zurückspringen und das aus dem Stand.
Ich werde dir nicht vorschreiben wie schnell du die Schwierigkeit steigern sollst, das kannst du für dich entscheiden.
Kayden zog sich etwas zurück, hatte sich ein gemütliches Plätzchen gesucht, von dem aus er seinen Schüler gut beobachten konnte.
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Wild ruderte Tano mit den Armen durch die Luft, doch auch das half nichts mehr, die Füße hatten sich fest hinter einem Stein verankert. Schmerzhaft schlug der Schwarzhaarige kurz darauf auf dem harten Boden auf, mit dem Kopf voraus. Die untere Lippe war aufgeplatzt und der Lehrling schmeckte den eisernen Geschmack seines Blutes im Mund. Mühsam richtete er sich wieder auf und klopfte sich den Dreck von den Kleidern. Mit den Fingern tastete er nach seiner Lippe und zuckte kurz vor Schmerz zurück. Jedoch ignorierte er den leicht stechenden Schmerz im Gesicht und stieg über den Mauerrest um sich erneut an die Übung zu machen. Er atmete mehrmals tief durch und versuchte sich nochmals an seiner Aufgabe. Diesmal nahm er etwas weniger Anlauf und konzentrierte sich vor allem darauf, in die Höhe zu springen. Die Beine winkelte er nach hinten ab, um auf keinen Fall wieder mit den Füßen hängen zu bleiben. Allerdings vergaß er, seine Beine wieder auszustrecken und überschlug sich beim Aufschlag mehrmals bis er mit aufgeschlagenen Knien im Gestrüpp nahe der Mauer liegen blieb.
„Können wir Schluss für heute machen?“, keuchte er aus dem Busch heraus.
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Das Pyramidental - Heimstatt des vom Krieg zerstörten ehemaligen Sumpflagers ...
Es waren nun einige Tage ins Land gezogen, doch der ehemalige Hüter des Glaubens trieb sich in diesen hauptsächlich im zerstörten Pyramidental umher, da ihm die Runensteine keine Ruhe ließen ...
Wieder einmal saß er nun auf den Felsenstufen der Hauptpyramide, die dereinst die Baale und Gurus des alten Sumpflagers beherbergt hatte, hier hatte er mit Erzengel, Xion und dem ehrwürdigsten Guru Hundder den Umgang und die Ausübung der subtilen und geheimnisvollen Magie der Schläfer-Runensteine erlernt. Ein inneres Gefühl sagte ihm, dass hier ebenso der Ort wäre, dieses Kapitel einem Ende zuzuführen.
Er erinnerte sich in den letzten Tagen, wie er den Umgang mit der Windfaust- und der Schlafrune erlernt hatte, die beide die erste Stufe der Schläfermagie darstellten, wie er dazu mit Erzengel durch die Lande gezogen war, den Sumpfler-Außenposten in den tropischen, brütend warmen und feuchten Dschungelwäldern von Jharkendar besucht hatte. Es hatte recht lange gedauert bis er schlußendlich begriffen hatte die ersten Schritte der Schläfermagie auszuführen.
Mit einem Seufzer erinnerte sich der Krieger daran wie er dieser Tage versucht hatte die magische Natur der Runensteine zu ergreifen und die mystischen Energien der Runensteine anzuzapfen versucht hatte, doch die Steine blieben so reglos, kalt und hart wie zu jenem Tag wo er sie aus dem Beutel herausgeklaubt hatte.
Dann hatten ihn die Erinnerungen wieder weggeführt zu den Tagen wo er dann die zweite Stufe der Magie erlernt hatte, die Angst in Menschen zu ergründen und hervorzuholen und mittels Telekinese seine Umwelt zu beeinflussen. Einem wahren Baal war jedoch der Umgang mit der Teleport-Rune die zur Pyramidenhauptkammer geführt hätte vorbehalten. Baal Hundder hatte ihm diesen Stein sicherlich gedankenverloren überlassen gehabt, ein kleineres Versäumnis, das Angesichts dieser Tage wohl keine Konsequenzen mehr hatte, da zum einen der ehrwürdige Baal schon lange nicht mehr gesehen ward, womöglich sogar beim Angriff und Sturm des Tals durch die Orks um sein Leben gekommen war und zum anderen im Innersten des ehemaligen Templers das ausgesprochen unangenehme Gefühl, die Steine hätten ihre Macht verloren aufzukeimen begann.
Zwischen seiner Gedankenbrüterei und dem Durchwandern des Tals vernachlässigte er nicht seinen Körper und seinen Geist zu trainieren. Die Seele war ein anderes Blatt. Dazu machte er sich die Verwilderung des Tals zu nutzen, denn diese lockte die scheuen Scavenger wieder in das üppige Gestrüpp und waren damit relativ leichte Beute für den Akrobatikmeister, natürlich gepaart mit einer ordentlichen Portion Glück und dem Überraschungsmoment. Feuerholz war auch relativ leicht zu beschaffen gewesen und als Schutz vor dem Wetter diente die Höhle in der er zur Besinnung gekommen war.
Seine Wunden waren mittlerweise teilweise schon fast verheilt, dennoch achtete er streng darauf seinen Körper nicht zu überstrapazieren. Schließlich musste er ja noch sein Gefühl für seine Zweihänder und sein Langschwert erhalten, was einige Übungen beinhaltete.
Doch nun zurück zu den Steinen in seiner Hand, mahnte ihn sein Gedächtnis im Stillen.
"Hmm, die Teleportrune sollte ich wohl wieder an Ihrem angestammten Platz zurückführen, da es nie meine Bestimmung war sie benutzen zu dürfen", meinte Artifex halblaut murmelnd und legte die den Runenstein beiseite. Blieben also nurnoch die restlichen vier Runensteine, Angst, Telekinese, Schlaf und Windfaust ...
Ein weiteres Mal dieser Tage versuchte er die magischen Energien der Runensteine einzeln nacheinander zu ergreifen und zu wirken, doch es war immer noch nach wie vor, als ob er urplötzlich gegen eine endlos hochragende eiserne Wand rennen würde, die keinen Millimeter nachgab.
"Irgendetwas muss geschehen sein, dass die magischen Energien die Runensteine verlassen haben, sie zu nutzlosem alten Plunder verkommen ließ und damit mir die einzige Möglichkeit Magie wirken zu lassen verwehrt wird", es waren unangenehme Gedanken für den ehemaligen Hüter des Glaubens, der sich lange Zeit auf diese Kenntnisse verlassen hatte und davon ausgegangen war diese zeit seines Lebens nie zu verlieren. Die Realität war jedoch ein äusserst harter Lehrmeister und sie ließ nicht mit sich reden.
Es war also an der Zeit der Erkenntnis, dass er nie wieder Magie wirken können würde, gefasst ins Auge zu Blicken und unter diesem Kapitel einen Schlusstrich zu ziehen. Denn an der Vergangenheit sich festzuklammern war nie etwas gutes, es führte nur zu Plagen und Schmerzen, sowie unangenehmen Situationen die einem nie weiterhalfen.
Doch würde er sich wohl einen der Steine aufheben um eine permanente Erinnerung zu haben, dass auch Magie vergänglich war und sich ein Einzelner nie anmaßen sollte dem Lauf der Natur seinen Willen aufzuzwingen. Dies hatte schon viele Menschen vor ihm in ihren Untergang geführt und würde sicherlich noch weiterhin andere in denselben führen. Schließlich war nicht der Mensch derjenige der das Schicksal der Welt bestimmte, sondern es waren unergründliche, sonderbare Mächte, wie etwa die Urgewalt der Natur, die dem Menschen diktierten wie er zu leben hatte.
Nach langer Überlegung entschloss der ehemalige Hüter sich dazu die Windfaust Rune aufzuheben, war diese Fähigkeit doch eines der markantesten Merkmale der Baale und Hohen Templer des ehemaligen Sumpflagers gewesen. Die anderen vier Steine würde er gut in den Ruinen der Hauptpyramide verstecken. Es war an der Zeit auszuziehen und zu ergründen was sich dieser Tage in Khorinis tat.
Sicheren Schrittes und leichten Fußes huschte er über die Pyramide und die auf ihr verstreuten Fels- und Steinbrocken und hielt nach dem Eingang Ausschau. Es dauerte nicht lange, es hatte bereits angefangen zu regnen,da erblickte er den Eingang. Mit Ungemach musste der Krieger feststellen dass er von innen zum Einsturz gebracht worden war und die Orks sich nicht damit abgemüht hatten diesen freizuräumen. Er hatte jedoch davon gehört dass es einen weiteren Eingang zur Pyramide geben soll, aber das waren Gerüchte gewesen, um deren Wahrheit wohl nur die Eingeweihten wussten, welcher er nicht gewesen war.
Damit blieb nur die Höhle in der er sich wiedergefunden hatte. Sie war relativ weit in den Fels getrieben, natürlichen Ursprungs und würde sicherlich ein idealer Platz sein, denn ausser ihm befand sich niemand in Tal, dessen hatte er sich mehrfach vergewissert. Die Flora und Fauna tat sowieso ihr übriges, kein Bauer oder Stadtmensch würde sich je hierher verirren und das war auch gut so. Kurze Zeit später fand er sich im hinteren Teil der Höhle in dem auch einiges an Schutt und Geröll zu finden war, womöglich war diese Höhle gar teil eines größeren Höhlenkomplexes gewesen, doch das war jetzt nicht mehr von Belang für ihn.
Es war schließlich getan, er hatte die nun nutzlosen und seit kurzem sicherlich nicht mehr auffindbaren Runensteine in verschiedenen Teilen der hinteren Höhle verscharrt. Er würde sich nicht die Mühe machen die genauen Fundstellen zu merken, da ihm diese Steine nicht mehr von Belang waren.
Ein letzter, gefasster Rundblick über das Tal und er ließ dann schließlich die Gefilde des ehemaligen, jetzt zerstörten Sumpflagers hinter sich und brach zur Hafenstadt Khorinis auf.
Die Zeit der Schläfermagie war damit führwahr zu Ende ...
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Auf dem Weg nach Khorinis, ausgehend von der Taverne "Zur toten Harpyie" ...
Der Krieger war dem vertrauten Weg ausserhalb des Pyramidentals gen Süden gefolgt, als der Regenfall der bereits früher angefangen hatte sich nun verstärkte. Der alte, teils zerschlissene Umhang besaß dem Einen sei dank jedoch eine mehr recht als schlecht angenähte Kapuze, die er sich bereits beim Verlassen des Tals tief über sein Gesicht gezogen hatte. Wie es war diente der alte Umhang noch nach wie vor als recht passabler Schutz gegen das kalte Nass vom Himmel. Es dauerte nicht lang da hatte er den Felssteig über den mittlerweise tosenden Quellbach überquert und wanderte den verschlungenen Weg Richtung Talsenke. Durch einen Spalt in der Schlucht weiter unten am Bachverlauf konnte er den See erspähen, von dem er wusste dass dieser sich an die Felsmasse schmiegte, die das Innoskloster der Insel Khorinis trug.
Mit Erstaunen stellte er fest wie die Felsmasse von Schlingpflanzen und anderen Auswüchsen der Flora die ihm gar unbekannt waren überwuchert war. Sein Interesse war damit geweckt und der Krieger entschloss sich dieses Phänomen in Kürze näher zu begutachten, doch zuerst sollte er sich auf den Weg zur Taverne "Zur toten Harpyie" machen, die am Wege nach Khorinis lag. Die Flora die den Weg säumte nahm das Geschenk des Himmels dankbar an, die letzten Tage waren ausgesprochen heiß und trocken gewesen. Von der Fauna nahm der Hüne nur wandernde Schemen und verschiedene Laute, wie unter anderem das langezogene Geheul von Wölfen, das dumpfe Jaulen der Warge und dem Gekrächz der Scavenger wahr. Hie und da war auch deutlich der Kampf der Natur zu vernehmen wenn sich Jäger und Beute trafen und den Kräften der allgemeinen Nahrungskette Genüge getan wurde.
Es sah wirklich ganz und gar danach aus als ob er einer der wenigen Menschen, wenn nicht der einzige war, die zuletzt diesen Weg durch die Hinterlande von Khorinis beschritten hatten. In der Distanz hatte er bereits die Fackeln und die Sturmlaternen an den Aussenwänden der Taverne erblickt und seine Schritte beschleunigten sich ein wenig. Es war höchste Zeit aus dem kalten Nass herauszukommen.
Mit einem Krachen der Tür gegen die Innenwand hatte sich seine Ankunft bei der Taverne angekündigt und nicht wenige unfreundliche Gesichter blickten ihm entgegen. Zu seiner Bestürzung musste der ehemalige Hüter des Glaubens feststellen dass sogar Orks in der Taverne zu sehen waren. Diese unfreundlichen Zeitgenossen beäugten ihn in seiner zerschlissenen Aufmachung, die nur äusserst notdürftig seine durchaus beeindruckende Waffensammlung verdeckte, sehr misstrauisch. Ihre kleinen, pummeligen Schweinsäuglein verfolgten jede seiner Bewegung mit einer unnatürlichen Aufmerksamkeit. Die menschlichen Besucher des Schankraums waren bereits zu ihren Getränken zurückgekehrt und das Raunen des Schankraums nahm wieder Fahrt auf.
Die Tür, durch die er hindurchgetreten war, war bereits an ihren alten Platz zurückgefallen und schloss die kalten Naturgewalten draußen aus. Der Hüne wandte sich nach links wo er auch sofort mit dem Tresen des Tavernenbesitzers konfrontiert wurde, wenn ihn seine Erinnerung nicht täuschte war es sogar der alte Sador, der seiner Arbeit noch nach wie vor nachging. Der Meister der Körperbeherrschung erkannte dass der Wirt ihn nicht erkannt hatte. Gut, denn er wollte noch keine Aufmerksamkeit erregen.
"Heda, Wirt, was kostet das Zimmer für die Nacht?", seine Stimme fühlte sich richtig eingerostet an und der Wirt schaute ihn bereits noch eine Ecke misstrauischer als sonst an.
Unwirsch reagierte der gute Mann mit der knapp hervorgetragenen Aussage, dass er das letzte noch freie Zimmer für 50 Goldstücke haben durfte. Das war vielleicht ein Preis. Von Halsabschneiderei war hier nicht mehr zu sprechen, das war blanker Raub, doch die Zeiten hatten sich wohl geändert, die Anwesenheit der grobschlächtigen Kreaturen sprach diesem Bild Bände. Keiner der anderen Tavernenbesucher hatte auch nur einen Blick in Richtung der Versammlung im hinteren Teil des Raums geworfen, so als ob alle tunlichst die Aufmerksamkeit der unwillkommenen Gäste vermeiden wollten.
Ihm war das bereits grandios misslungen, dank seines ungestümen Eintritts in die gute Stube. Also, der Preis waren 50 Goldmünzen, seufzend erinnerte sich Artifex noch an die Zeiten wo es noch 3 Goldstücke die Nacht waren. Mit fahrigen Bewegungen fing er dann in seinem Plattengurt zu suchen an, irgendwo musste er doch noch einen mageren Vorrat an Münzen verstaut haben ... ah, da war es ja, ein letzter kleiner Beutel, randvoll gefüllt mit Münzen. Wenn ihn nicht alles täuschte waren es so an die 150 Goldmünzen die er noch sein Eigen nannte.
Widerspruchslos hatte er dann damit die genannte Summe beglichen und verzog sich sofort in das ihm verfügbare Zimmer. Eine Nacht auf einem echten Bett, sei's noch eine verlauste und verfilzte Strohmatter auf vier Holzfüßen, würde sicher gut tun ...
Träge und düster hatte der Tag angefangen, die Versammlung der Kreaturen hatte sich anscheinend verdünnisiert, denn als der ehemalige Hüter den Schankraum der Taverne betrat war von den Orks nichts mehr zu sehen. Da ihn über die Nacht hinweg nichts aus dem Schlaf riss, ging er davon aus, dass der Wirt wohl eine Übereinkunft mit den Orks geschlossen hatte, war er ehrlich, dann interessierte ihn das auch nicht. Als er sich dann dem Tresen näherte hinter dem er Sador an der Arbeit sah, wurde er von einem Krug dampfender Milch samt einer Portion Grütze in einer tiefen Schüssel empfangen.
Der Wirt kommentierte unwirsch dass dies magere Frühstück im Preis inbegriffen sei und beließ es dabei. Artifex sollte dies nicht weiter stören denn er verzehrte das Mahl ohne Kommentar, ehe er mit einem gemurmelten Dank dann den Schenkraum durchquerte und die Taverne verließ, es war an der Zeit weiter nach Khorinis zu ziehen, jedoch nicht ohne zuvor einen Blick auf das Kloster zu werfen.
"Ja, beim Einen, wie sieht es denn hier aus?! Pflanzen, unzählige Pflanzen!?!", unwillkürlich waren ihm diese Worte über die Lippen getanzt, denn der Anblick war für den Hünen etwas vollkommen unvorbereitetes, bevor ihn der Verwesungsgestank mit der Wucht einer Windfaust erreichte. Ein kurzer Blick nach links versicherte ihm dass er eigentlich weit entfernt davon war diesen Geruch wahrnehmen zu müssen, stand er doch direkt vor der Kapelle die den Weg zum Kloster säumte und einen atemberaubenden Blick auf das kleine Tal erlaubte. Atemberaubend im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Gestank der über dem Tal lag war unbeschreiblich, die Wucherpflanzen waren eine Monstrosität deren Anblick auf den ehemals ehrwürdigen Hallen eine Sünde war. All dies wurde jedoch nur durch wilden Pflanzenwuchs der sich beinahe über die gesamte Felsnadel erstreckte, auf der sich das Kloster befand, deutlichst betont. Etwaige Vernichtungsspuren die einst den Weg gesäumt hatten ware bereits lange von der Natur getilgt worden, nur hie und da erinnerten unnatürlich aussehende Furchen und Erdverwerfungen an die Schlachten dereinst. In der Tat, es musste bereits lange Zeit vergangen sein ehe diese furchtbaren Kämpfe ausgetragen worden waren.
Mit einem leichten Schaudern wandte sich der Streuner von diesem Anblick ab und kehrte zurück zum Pfad nach Khorinis. Überlegten und sicheren Schrittes folgte er dem Weg zur Stadt hinunter und näherte sich den Toren, die er hie und da durch die Bäume erblicken konnte ...
Geändert von Artifex (14.06.2010 um 21:06 Uhr)
Grund: Edit die 2te: Zufügen der Begründung: Barriere vor Jahren schon zusammen gefallen / in "Wie sieht es im RPG aus?" jedoch nicht verdeutlicht ...
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Die Stadt Khorinis, besser auch als Sündenpfuhl der Insel bekannt dieser Tage ...
Die Stadt ... oder nennen wir es doch lieber, der große Sündenmoloch der sich Stadt schimpfte, hatte sich seit seinem letzten Besuch gewaltigst verändert. Dazu brauchte der Krieger sich nur an die erste Begegnung mit der Bevölkerung der Stadt Khorinis' zu erinnern ...
Raschen und sicheren Schritts hatte er sich dem offenen Tor Khorinis' genähert, da erblickte er auch schon das Gesinde das sich Stadttorwache nannte. Kaum merklich hielt er inne, ehe er seine Schultern wieder straffte und direkt auf das offene Tor zuhielt.
Die Stadtwache sah vollkommen verlottert aus, die Rüstungen sahen aus als ob sie seit Tagen nicht mehr auf Hochglanz poliert waren - eine der ersten Veränderungen die dem ehemaligen Hüter des Glaubens aufgefallen waren. Hatte sich doch die Stadtwache unter dem Befehl der hochnäsigen Paladine damals noch ein gewaltiges Stück mehr auf sich eingebildet gehabt und war sicherlich noch straffer geführt worden. Damals galt es ja noch sein Aussehen zu pflegen und gewählt aufzutreten um ja Eindruck beim verängstigten Volke schinden zu können. Denn Orks waren ja nicht allzuweit weg - wobei allzuweit wohl eher als Untertreibung zu werten war, denn zwischen der Stadt und dem Minental war doch ein schönes Stück Land, aber sowas zählte ja ganz und gar nicht.
Dazu kam auch dass die Tore aussahen als ob sie notdürftigst geflickt worden waren. Hie und da spannten sich dünne Bretter über klaffende Löcher im dicken Holz. Ein weiteres Blinzeln später erkannte er dass die Wache auf seiner Linken schon dabei war einzuschlafen, während die auf seiner rechten Seite begann sich aufzuplustern und breitbeinig aufrichtete. Wahrlich, es sollte nicht lange dauern, da sollte der Krieger seine ersten Erkenntnisse über das "neue" Khorinis sammeln.
"Heda, wer kommt da? Wenn du hier rein willst Bursche, 100 Gold zuerst, sonst zieh'n mein Kamerad und ich dir die Ohren steif und du kannst deine Siebensachen wieder einpacken und zusehn dass du dich vom Acker machst!", blaffte der Gockel den hochgewachsenen Haudegen an. Sollte der es doch wagen sich mit einem Mann von seiner Station anzulegen!
Artifex hatte die Wache mit einem ruhigen Blick fixiert, kurz zu dem verlotterten Kollegen des Gecken gelinst und eine Augenbraue begann ihren Weg über dem rechten Auge nach oben gen Stirn zu wandern.
"Hey, bist du schwer von Begriff? Ich will 100 Goldmünzen sehen bevor du auch nur einen Schritt weiterkommst!", irgendwie war der Mann doch etwas unheimlich! Allein diese Kutte! Furchtbar ungepflegtes Teil das, der Kerl musste ja von irgendeinem Bauernhof da draussen entlaufen waren! Kurz blickte er zu seinem Partner rüber um sich seiner Rückendeckung zu vergewissern ...
"Konrad! Verdammt, Konrad, du sollst net auf der Wache einmummeln!", brüllte er sogleich dann auch los. Doch der Angesprochene fiel nur weiter in sich zusammen. Der Schlaf schien der alten Schlafmütze ein weitaus willkommener Gegenpart zu sein als diese heruntergekommene Gestalt vor den Toren. Ach verdammt, er hatte sich doch so sehr gewünscht dass endlich mal was los wäre in dieser Eintönigkeit und jetzt das ...
In aller Ruhe hatte der Krieger dem Gehabe des Grobians zugesehen und festgestellt dass dieser so langsam anfing ausgesprochen nervös zu werden.
Na das kann ja noch heiter werden, dachte er bei sich, ehe er weiter abwartete, es war zu köstlich zuzusehen wie sich andere in Rage redeten.
So langsam wurde der Wache unbehaglich zumute, der Kerl wagte es doch weiterhin seelenruhig dort zu stehen?! Na, das würde eine ordentliche Tracht Prügel geben.
"So Freundchen, da du offenbar nicht gewillt bist Wegezoll zu leisten, hast du nichts anderes verdient!", rief er dann sogleich aus und zog sein Schwert. Er wollte gerade dazu ansetzen auf die Gestalt zuzustürmen als ...
Genug war genug, diese Halbstarken verdienten wohl eine Lektion, soll heissen der Halbstarke, weil sein Kumpane war ja zu nichts mehr gebrauche so wie er da lag und zu schnarchen anfing. Mit dem rechten Arm griff er dann über seine rechte Schulter auf den Turmwächter zu und zog das kürzere der beiden Bidenhänder aus der Doppelscheide hervor. Mit geübten Bewegungen führte der ehemalige Hüter seine Hände auf den Griff des Zweihänders und brachte sich in Position. Mal sehen wie die Wache darauf reagieren würde ...
Heilige Scheisse, war das ein Zweihänder?! Bei diesen Gedanken begann die Wache in Schweiß auszubrechen. Der Kerl sah doch tatsächlich so aus als ob er genau wüsste was man mit so einer Waffe anstellen konnte. Das war eindeutig über seinem Kaliber! Ne, also dafür hatte er sich ganz und gar nicht für den Wachdienst gemeldet, oder war er dazu verdonnert worden? Ach, auch egal!
"Scheisse, dafür hab ich mich nicht zur Wache gemeldet, okay, nur dieses einemal kannst du durchtreten, beim nächsten Mal werde ich nicht so nachsichtig sein, merk dir das!", mit leicht zittriger Stimme versuchte Markus seine Würde zu wahren. Bei Innos, dafür war er nicht geschaffen!
Er hatte es doch gewusst, nur Fassade, nichts dahinter bei diesem Waschlappen. Achselzuckend nickte er nur und führte den Turmwächter wieder in seine Scheide zurück und setzte seinen Weg fort ohne die Wache und den schlafenden Gesellen auch nur eines weiteren Blicks zu würdigen ...
Wahrlich, Khorinis war zu einem reinsten Moloch geworden, der von den niedersten Austrieben des Menschen geprägt wurde. Artifex erblickte an beinahe jeder Ecke wie Frauen wie Ware feilgeboten wurden, wie Diebe ihre Runden machten und die nächstbesten Opfer beraubten. Hie und da erblickte er Bauern die eindeutig danach aussahen als ob sie nicht wüssten was zum Teufel sie in dieser Stadt zu verloren hatten.
Unbewusst lenkten ihn seine Schritte zum Hafen Khorinis' zuletzt war er hier gewesen, da war er mit Taurodir, Fisk und Xalvinia in ferne Gefilde aufgebrochen und da war neben der kolossalen Esmeralda, dem Schiff König Rhobars dem II. und seiner Paladine nur jenes Schiff gewesen das sie in ebenjene trug. Doch jetzt bei Fackelschein und Mondschein stellte er fest dass ein Meer von Schiffsmasten vor den Stegen und Kaimauern des Hafens sanft auf dem Wasser hin und hertanzte.
Hatte man gar Kontakt mit dem Festland hergestellt?! Wie wohl die Lage in Myrtana war?
Fragen über Fragen, die wohl am nächsten Tage beantwortet werden mussten ...
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Khorinis Hafen
Lang war die Reise bis nach Khorinis. Länger als es sich Jun ausgemalt hatte, doch am Ende kamen sie, nach dem überstehen eines Sturmes auf hoher See und dem wieder finden ihres Kurses, in Khorinis an. Zwischenstopp! Bitter nötig um sich mit frischen Süßwasser zu versorgen und kleinere Sturmschäden auszubessern, bevor es gen Drakia und dann gen Gorthar gehen würde.
Die Maera, das Schiff der Sildener, als auch ihre Crew hatten ihre Seetauglichkeit bewiesen. Giran, Gilles und Jun indes durften beweisen wofür Innos sie erwählt hatte. Sie eskortierten vier der Crewmitglieder der Maera, da diese mit vielen Silbestücken unterwegs waren und Jun schon zu Genüge erlebt hatte wie dieses Khorinis war. Er bewaffnet mit der Flammenzunge und seinem Schild, sowie der dunklen Brigantine, über der er einen roten Waffenrock ohne Wappen trug, gerüstet. Giran verbarg noch weniger seine Herkunft. Er war ja selbst Khorinier und mit seiner Kampfaxt auf dem Rücken, sowie seinem schweren Brustharnisch schreckte der Veteran genauso Möchtegern-Schläger, ab wie es Jun tat. Man sah beiden an, dass sie schon alles im Krieg gesehen hatten und mehr als überlebt. Nein, sie hätten schon dutzende Male an forderster Front sterben müssen, doch taten sie es nicht. Innos wollte es so!
Gilles als Girans Knappe indes, wirkte in seinem schlichten blauen Waffenrock über den er eine lederne Rüstung trug nahezu knabenhaft. Doch hatte sich der Knappe auf ihrer Reise bisher, als brauchbar und tauglich erwiesen. Seine Fertigkeiten im Kampf erstaunten. Mit Schild und langstieligen Streitkolben besaß er großes Potential. Vielleicht mehr als Jun zu seiner Knappenzeit.
"Gottloses Khorinis!", klagte Giran und spie auf den Boden, während die vier von der Maera am Markt und bei einem Lagerhaus Materialien beschafften.
"Mon Chevalier Giran. Ihhr abt ja noch nisch alles gesen. Vielleischt ist Innoz dort im oberen Vitel zu finden?", fragte Gilles mit seinem grausamen Akzent. Jun fragte sich, wie seine Heimatsprache klingen mochte und schüttelte den Kopf als er sich vorstellte, wie er umgeben von so sprechenden Menschen, Innos um einen ihn tötenden Blitz anbeten würde.
"Nein, Knappe Gilles de Josseylin. Ihr müsst wissen, dass ich einst zur Garnison dieser Stadt gehörte. Ich war noch etwas jünger als ihr, als ich von Gorthar hierher kam, keine Arbeit als Baumeister fand und am Ende rekrutiert wurde. Anfangs war es schlimm, so wie es beim Militär nun einmal ist, aber letztlich muss ich dem Umstand danken, so Soldat geworden zu sein. Sonst wäre ich bei Innos heute nicht hier. Damals war Khorinis anders. Es war nicht perfekt, aber man lebte gut vom Handel mit dem Erz. Innos war hier geachtet. Heute wird man selbst im oberen Viertel nichts finden, dass Innos huldigt. Die Seelen dieser Stadt sind verdorben und verunreinigt, wie die Stadt selbst. Khorinis ist eine Dirne Beliars geworden.", meinte Giran.
"Für wahr, Giran. Doch liegt es nicht an uns Dreien den Unrat und die Verdorbenheit hier und jetzt auszumerzen. Innos wird über diesen Ort richten und so Innos will, werden wir es in Zukunft sein die seine Flamme in diese Stadt tragen.", warf dann Jun ein.
"Hört, hört! Ich hoffe es, Jun. ich hoffe unsere Pläne werden auf Gorthar sich in die richtige Richtung begeben.", meinte Juns Waffenbruder.
"Innos will es! Zweifle nicht, Giran! Glaube und wir werden aufs Festland zurück kehren, um Myrtana mit dem Heer der Freiheit zu befreien. Rhobar wird abdanken und dann säubern wir Vengard von den schwarzen Schafen, die Innos' Wort in den Mund nahmen und den Herrn für ihre niederen Ziele missbrauchten. Der Orden wird gesäubert und wieder der wahre Glaube zurückkehren. Gleichheit unter der Kirche Innos', Demut unter seinen Dienern und Streitern und Reichtum für das Volk, nicht für den Orden der sich in Prunkgewändern ziert, während im Hafenviertel Menschen im Dreck wohnen. Dies ist nicht Innos' Ordnung. Wir werden die Zukunft ändern, meine zwei Begleiter! Innos will es!", predigte der Kriegspriester schon fast.
"Innos will es!", sagte auch Giran und schlug sich mit dem Panzerhandschuh an den Harnisch. Nah an seinem Herzen.
"Innoz will es!", rief auch Gilles und gefiel Jun. Giran hatte Recht behalten, dass man spürte, dass der Knappe so wie sie beide war. Mit Innos' Flamme im Herzen.
"Emmm...wir können los.", meinte einer der Matrosen und schaute wie der Rest etwas verwirrt, als er die drei Streiter sah, die mit ihrem gerede und ihrem Innosding doch seltsam wirkten.
"Wurde auch Zeit! Lasst uns die Maera betreten. Es ist gleich Zeit für das Gebet. Giran und Gilles helfen euch beim tragen. Folgt mir.", meinte der Colovianer und ging vor.
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Khorinis Stadt - Hafenviertel
Knapp eine Woche verbrachte der Krieger jetzt schon in dieser Stadt, jeden Abend hatte er sich stets eine neue Schlafgelegenheit gesucht. Vor der Stadt, das verstand sich von selbst, schließlich war die Stadt seit Abzug der Lichten Gestalten, wie er die Paladine von einst immer spöttisch nannte, ganz und gar kein Hort der Sicherheit mehr.
Das rege Treiben auf der Hauptstraße der Stadt sowie auf dem Marktplatz nahe des Stadttors gen landeinwärts vermochte es nie den ehemaligen Hüter des Glaubens zu täuschen. Khorinis war das reinste Haifischbecken, in dem er sich schon über mehrere Tage hinweg befand. Jeden Tag versuchten andere Halsabschneider und Taschendiebe ihn um seine letzten Goldmünzen, sowie seine Waffensammlung zu erleichtern. Wenn auch er es Ihnen, beim Einen, stets von Neuem schwer machte.
Ein besonderes Ereignis hing noch lange in seinen Gedanken nach, welches sich am zweiten Tage nach seinem Ersten Betreten der Stadt ergeben hatte ...
Er war soeben wieder von draußen in die Stadt gekommen, um weitere Forschungen über die letzten Ereignisse anzustellen, als er gemerkt hatte, wie sich eine Menschentraube nahe eines der Stände, die den Rand des Marktplatzes säumten, gebildet hatte. Neugierig wie er war, wollte er sich jener nähern, bis er ein Stapel Fässer entdeckte die in der Nähe aufgestellt waren. Flugs hatte er sich auf jenen gestellt, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen, als er auch schon entdeckte was die anwesenden Bürger so aufgebracht hatte.
Der Standinhaber hatte gerade Hand an eine verlotterte Gestalt gelegt und diese mit harter Hand festgehalten. Deutlich vernehmbar war sein Fluchen und Gekeife, von wegen er hätte einen Dieb inflagranti erwischt und würde gleich ein Exempel an ihm studieren. Dem Meister der Körperbeherrschung war jedoch die in sich gekauerte Figur des Angeklagten und das unterdrückte Zittern nicht entgangen, von daher kam er schnell zum Schluss, dass der Anschein getrogen hatte. Zunächst wollte er damit nichts zu schaffen haben, doch eine innere Stimme hatte ihn dazu gedrängt sich einzumischen und zu sehen was wirklich los war. Eine kurze Zeit lang war er hin- und hergerissen, bis ihn sein Gewissen dann überredet hatte. Mit einem unterdrückten Seufzen war er vom Fass glitten und hatte sich unsanft einen Weg in die Mitte der Menschentraube gebahnt.
"Heda, guter Mann, so beruhigt euch doch und erzählt mir was genau passiert war!", hatte er gerufen, als er bei den zwei Hauptdarstellern des Schauspiels angekommen war.
"Mischt euch nicht ein, seht Ihr nicht dass ich gerade dabei bin diesen Dieb hier zu bestrafen?!", hatte der Verkäufer unwirsch den Hünen angeblafft. Artifex hatte dem Mann sofort eine gewisse Portion von Wahn und Blutdurst angesehen, das bereits gezückte Kurzschwert war ihm auch nicht entgangen. Er war praktisch dazu genötigt worden einzugreifen sonst hätte die Situation äusserst ungemütlich geendet.
Mit einem gedämpften Sirren war sein Langschwert aus der Scheide geglitten und wie eine Schlange nach vorne gezuckt, ehe es wieder in jener verschwand. Ein lauter Aufschrei war dem Händler entrungen, begleitet von einem anschwelleden Gemurmel der umstehenden Gaffer. Der Krieger hatte so schnell gehandelt dass die Umstehenden nicht mitbekamen was passiert war.
Ein lautes Klirren von Metall auf Steinboden offenbarte was passiert war. Die Hand des Standbesitzers, die soeben noch ein Kurzschwert mit tödlicher Intention getragen hatte, war jetzt mit einem sauberen, oberflächlichen Schnitt verziert, aus dem Blut floss.
"Vielleicht bringt dies euch jetzt zur Besinnung und Ihr erzählt mir was passiert ist?!" hatte Artifex seelenruhig erwidert, dem man deutlich angemerkt hatte, dass er jederzeit bereit war auf ungefällige Aktionen zu reagieren.
Hasserfüllten Blickes hatte der Verkäufer ihn angestarrt, kurz vor sich hin geflucht, ehe er seine Hand mit seiner Linken - wobei er die Gestalt losgelassen hatte - vorsichtig ergriffen hatte. Schließlich hatte er daraufhin dann zu Keifen angefangen, seine Anschuldigung dass der Dieb gerade dabei war ihm eines seiner Brote zu stehlen wiederholt, bevor er wieder verstummt war.
Ein kurzer Blick auf den Stand hatte offenbart, dass der Händler offenbar Allgemeinwaren verkaufte und dass ein Laib Brot direkt vor dem Stand auf dem vom Regen vermatschten Boden lag. Ein weiterer Blick in die Menschenmenge hatte gezeigt, dass anscheinend so keiner recht mitbekommen hatte was passiert war.
"Nun denn, bevor wir weiter hier rumstehen und zu ergründen versuchen was passiert ist, entschuldigt, zu raten versuchen was passiert ist, warum fragen wir nicht den Angeklagten?", hatte Artifex daraufhin gemeint und die von einer langen Kapuze verhüllte Gestalt mit wachem Blick beobachtet. Kaum dass er dazu ansetzen wollte seine Frage zu stellen, hatte sie bloß den Kopf geschüttelt und hob ihre Hände hochgehoben, dass diese sichtbar wurden.
Ein lautes Raunen durchfuhr die Menge wie ein Blitz, denn die Hände waren von Bandagen übersät, die hier und da Blutflecken aufwiesen. "Ein Aussätziger!", hatte einer der Gaffer geschrieen, ehe die Menge wie eine Herde panischer Hirsche auf und davon in verschiedenste Richtungen geflüchtet war.
Der Standinhaber war wie von Donner gerührt dagestanden, in seinem Gesicht hatte es wie wild rumourt, ehe er sich hinter den Tresen des Stands gerettet und mit bleichem Gesicht die Vermummte Gestalt angestarrt hatte. Angesichts der neuen Situation war offensichtlich der ursprüngliche Plan möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen und an einem armen, unwichtigen Bettler seinen Frust auzulassen komplett fehlgeschlagen.
"Nun, ich denke ich habe euch wohl gerade bei Volksverhetzung auf frischer Tat ertappt.", hatte der ehemalige Krieger des Sumpflagers daraufhin bestimmt. Er hatte sich kurz gebückt und das triefend nasse Brot aus der Schlammpfütze, in der es gelandet war hochgehoben und es auf dem Stand wieder abgelegt. Daraufhin hatte er sich zwei Laib Brote von der Auslage genommen und den Händler mit einem durchbohrenden Blick fixiert.
"Sicher habt Ihr nichts dagegen, dass wir diese zwei Laib Brote nehmen und die Sache auf sich beruhen lassen, oder?!" Seine sanften Stimme hatte ein stählerner Unterton begleitet, der keinen Widerspruch zuließ, woraufhin der Händler nur hilflos mit schmerzverzerrtem Gesicht nicken konnte.
"Nun denn, habt ihr eine Bleibe oder sonstwas, wohin Ihr euch zurückziehen könnt?" An die vermummte Gestalt gerichtet hatte der ehemalige Templer diese Frage gestellt, auf ein Nicken hin setzte er fort, "Dann führt mich dahin." Die Gestalt hatte bloß ein weiteres Mal genickt und ihm bedeutet ihr zu folgen. Mit den zwei Laiben in seinen Armen war der Hüne ihr nachgelaufen. Es hatte nicht lange gedauert, da kamen sie auf verschlungenen Wegen bei einer heruntergekommenen Bretterbude im Armenviertel der Stadt, das nahe dem Hafen war, an. Der Vermummte hatte sich unter den Verschlag geduckt und die Bude betreten, kurz darauf gefolgt von Artifex. Ein Blick offenbarte eine spartanische ebenfalls heruntergekommene Einrichtung. Ein Tisch, der anscheinend kurz davor war auseinander zu fallen, zwei Stühle die kein Stück besser aussahen, sowie eine Pritsche an der hinteren Wand der Bude und ein notdürftig zusammengewerkelte Kiste rundeten den Anblick ab.
Wortlos hatte er die Brote auf dem Tisch abgelegt, seine Waffen abgürtet und sich auf einem der Stühle nieder gelassen, ehe er die Person anblickte. Diese hatte soeben ihren Umhang zurückgeschlagen und es zeigte sich dass es eine ältere Frau war, die er aus einer misslichen Lage "befreit" hatte. Seit sie den Marktplatz verlassen hatten war ihm nicht entgangen wie sie in regelmäßigen Abständen gezittert hatte, wie sie eben auch tat. Mit einem Wispern hatte sie sich bedankt und erschöpft auf dem anderen Stuhl niedergelassen. Ihren Augen merkte der Krieger an dass sie von Hungerkrämpfen gepeinigt war, und offenbar schwere Verletzungen an den Armen zugezogen hatte.
Behutsam hatte er sie nach ihren Umständen ausgefragt und sie hatte mit leiser Stimme ihre Geschichte erzählt. Im Verlauf der Erzählung hatte der ehemalige Sumpfler festgestellt, dass er augenscheinlich richtig gehandelt hatte, denn die Frau hatte nichts mehr besessen und war ganz allein gewesen ...
Er erinnerte sich noch zu deutlich an die Dankbarkeit der alten Vettel, den gemeinsamen Tag, ihre lebhaften Geschichten und die verschiedensten Gerüchte, die die Vettel gehört und ihm erzählt hatte.
Anscheinend war der Krieg auf dem Festland verloren gewesen, sowie Khorinis von den Orks überrannt worden. Die großen Gilden die sich noch auf der Insel getummelt hatten waren auf das Festland ausgewandert und hatten sich verschiedensten Fraktionen auf dem Festland angeschlossen. Weiteres war nicht bekannt, ausser dass es nun wieder möglich war auf das Festland zurückzukehren, was sein erster Anblick vom Hafen vor knapp einer Woche nur bestätigt hatte.
Heute sollte der Tag sein an dem er sich eine Passage zum Festland besorgen wollte, dazu war er bereits im Hafenviertel und begann die verschiedensten Seeleute zu begutachten ...
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Khorinis Hafen
Ein müdes Lächeln lag auf seinen Lippen. Nach langer Reise war sein Ziel endlich in Sichtweite. Es waren Wochen seitdem er Al Shedims Küste bei Nacht auf dem Rücken einer Riesenschildkröte verlassen hatte. Zwischenziele hatte er genug, doch nach dem Treffen mit Aegir dem Seedruiden, wurde es Durnir für weitere Reisen au dem Meer zu gefährlich. Man konnte sich immer noch nicht ausstehen und würde es nie.
Am Hafen bildeten sich schon Schaulustige, die das Offensichtliche schlichtweg sahen. Ein alter, bärtiger Mann, der auf dem Panzer einer Riesenschildkröte saß, die gut und gerne so breit wie zwei Fischerboote war und etwas länger als ein übliches. Doch bevor mehr durch irritierte Menschen passieren konnte, war er angekommen.
Der Greis sprang auf ein Schiff, drehte sich zum riesigen Schildkrötenkopf und klopfte dem Wesen auf dem Kopf.
"Ich danke dir, Grüne Muschel.", sprach Durnir in der alten Sprache des Waldvolkes und wartetet ab bis das große Tier drehte und am Horizont langsam im Wasser verschwand.
Danach stolperte und trampelte er von Fischerboot zu Fischerboot bis seine nackten Füsse dreckiges Sandufer betraten und das Begrüßungskomitee nicht auf sich warten ließ. Ein Fischer fragte was das da gewesen wäre und wer er sei. Durnir aber lächelte ihn an und zuckte mit den Schultern.
"Guter Mann! Ich weiß nicht wovon ihr sprecht. Wen kümmert das Eben, wenn im Jetzt meine alten Füsse im nassen Sand versinken. Habt ihr in der Zukunft nicht ein Paar alte Stiefel für mich? Ich musste sie einem grimmen, alten Mann nach einem Würfelspiel überlassen. Oder habt ihr anderen so etwas? Ich hätte Tabak mit Sumpfkraut vom Festland zum Tausch bereit.", fragte der Druide in einer bewusst verwirrenden Art. Es gab Dinge in dieser Welt, die sollten die einfachen Menschen nicht kümmern. Entweder käme er nun hier irgendwie durch oder ein paar Narren würden nachhaken.
ornlu
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Das Schiff da, das sah ja mal vielsprechend aus, dachte sich der Krieger, als er einen Zweimaster begutachtete, die Mannschaft war emsig mit dem Schiff beschäftigt, luden ein und aus, die Takelage sah gepflegt aus und der Maat, sicherlich war es der Maat, denn der Mann brüllte sich fast die Kehle aus dem Leibe. Die Männer und Frauen die sich über das ganze Schiff verstreut ihren Aufgaben widmeten, zuckten hie und da zusammen bevor sie mit größerem Eifer versuchten ihren Auftrag zu erledigen. Er wollte schon auf das Schiff zugehen um sich zu erkundigen wohin die Reise gehen würde und wenn es gen Festland ginge ob er mitkommen könnte, als eine kleinere Menschenmenge sich auf der Kaimauer verteilte und mit aufgeregten Stimmen untereinander unterhielt und mit vereinzelten Armen gen Meer zeigte.
Einmal mehr war seine Neugier geweckt und er folgte einem der ausgestreckten Arme mit dem Blick und schaute auf das Meer hinaus. Artifex hatte schon vieles in seinem Leben gesehen, doch der Anblick der sich ihm nun bot, der war was ganz neues. Ein alter Mann schunkelte im Takt der Wellen auf einem sich bewegenden Felsen ... nein, das war kein Fels, das war irgendein Panzer ... verdutzt hielt er inne, war das etwa eine Riesenschildkröte?
Einst hatte er in der königlichen Bibliothek - etwas was schon Urzeiten hinter ihm lag - von solchen Wesen gelesen, er hatte den Beschreibungen nicht glauben können, da die Schildkröten die er gesehen hatte, bei weitem kleiner waren. Doch nun sah den lebenden Beweis vor sich und konnte nur ungläubig zusehen wie sich das Tier mit seinem Passagier näherte. Es dauerte nicht lang da bekam er mit wie der Mann auf eines der Fischerboote weiter draussen sprang, anscheinend ein paar Worte mit dem Tier wechselte und ihm zusah wie es sich wieder tummelte. Nachdem er irgendwie sichergestellt hatte dass das Tier nicht mehr zu sehen war, wie der Hüne feststellte, wandte er sich um und sprang von Boot zu Boot bis er auf einem Flecken Sand nahe eines Aufstiegs zu Kaimauer hinaus landete. Die Menschentraube murmelte und grummelte nach wie vor deutlich und tat keinerlei Anstalten sich zu trennen.
Artifex bekam noch mit wie einer der Fischer ein paar Worte mit dem alten Mann wechselte, bevor er sich kopfschüttelnd von ihm abwandte und die Stufen zum Kai erklomm. Der Alte Mann rief ihm noch etwas hinterher, doch er wurde offenbar nicht beachtet und so blickte er sich, wie Artifex beobachtete, entschlossenen Blickes um, bevor er selbst die Stufen hochstieg und nackten Fußes die Hauptstraße der Stadt betrat um sich von der Menschenmenge irgendwohin leiten zu lassen.
Der ehemalige Hüter des Glaubens entschloss sich diese Phänomen noch ein wenig weiter anzusehen bevor er sich dem Schiff das er zuvor erspäht hatte widmen sollte, wer weiss, vielleicht würde Artifex heute etwas neues kennenlernen ...
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Khorinis Hafen
"Unfreundlich diese Fischer...", dachte sich Durnir, nachdem der Fischer verwirrt und Durnir für verrückt erklärend sich abwandte. Er schien ihre Fragen nicht befriedigt zu haben und so wie sich Durnir dann auf weitere Fragen gab, sorgte er mehr für desinteresse. Sicher würden es die Menschen im Kopf behalten, sicher auch beim Tratsch herum erzählen. Aber letztlich Durnir mehr vergessen. Das Spiel war dem Druiden bei weitem kein Neues. So viele Reisen, von Nordmar bis zu den südlichen Inseln. Von den unbekannten Landen bis zum östlichen Archipel. In seinen so viele Menschenleben währenden Leben hatte er gelernt zu verbergen wer er ist und die Menschen denken zu lassen was er wollte.
Durnir war ein paar Menschen gefolgt. Tratschende Weiber, man wollte ja neuste Gerüchte aufschnappen, doch kaum waren sie um die Ecke und Durnir in einen Hundehaufen getreten, erfuhr er leider nicht mehr, ob der Paul die Gabi nun betrog oder er doch wirklich eine seltsame Vorliebe für Fische hätte.
Durnir zuckte mit den Schultern, stützte sich an seinem Druidenstab ab und schüttelte seinen Fuss bis der Unrat im Groben weg war.
"Hmm wenn ich mir die Füsse wasche, dann werden sie auf dem Weg aus Khorinis wieder dreckig.", grübelte er vor sich hin überlegte und starrte hin und her. Khorinis war vor zwanzig Jahren noch ein schöner Ort. Heute war seine einstige Heimatinsel so verdorben wie ihre Natur. Khorinis lag im sterben, so wie die gesamte Insel.
Der Druide beschloss sich hinzusetzen. Ein paar Kisten boten sich an und bevor er weiter reisen würde, würde er noch etwas überlegen und beobachten. Die Pfeife kam hervor und dann etwas Sumpfkrauttabak aus Silden. Einen Moment wartete Durnir, bis er sich unbeobachtete von den dreckigen Menschen fühlte, die hier lieber ihren Dingen nachzugehen schienen.
Dann wandte sich sein Blick auf den Tabak, der dann im nächsten Moment wie durch Magie leicht zu glimmen begann. Als er dann den Rauch aus den Nasenlöcher stieß, wandte sich sein Blick auf jemanden der nicht unbedingt aussah, als würde er zu den Khoriniern gehören. Durnir erfasste seinen Blick, wandte ihn jedoch ab, als er dessen Stiefel sah. Er winkte, bat und flehte regelrecht mit Gesten den imposant wirkenden Mann doch her zu kommen.
"Bewahre, Einäugiger unter den Blinden! Ein seltsames Volk hier, nicht wahr? Ihr habt da ein paar sehr schöne Stiefel. Mögt ihr vielleicht mit mir gegen etwas bestimmtes tauschen? Da ihr aus dem Hafen kamt, segelt ihr doch eh bald davon? Ich alter Mann indes werde durch Khorinis wandern und meine letzten Winter den Orten widmen, wo sich das wahre Leben abspielt. Da braucht es gute Stiefel und wenn ich mal so meine Füsse betrachte..." - Durnir ob einen Fuss - "...würden eure Stiefel vorzüglich auf meinen Füssen passen. Ich meine doch vor den Aufstieg des Geschlechts Rhobars noch kleinere Füsse gehabt zu haben, aber meine Großmutter väterlicherseits hatte auch erst im Alter größere bekommen. So spielt das Leben einem ein böses Spiel. Gute Stiefel sind teuer, je größer die Füsse. Lasst euch dieser Worte eine lehre sein. Nun möchtet ihr tauschen?", fragte der Druide und paffte wieder an seiner Pfeife. Sein Spiel wurde weiter gespielt und er lächelte.
ornlu
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Dieser alte Kauz erinnerte Artifex an jemanden, der sich allzu ähnlich verhalten hatte, irgendwie hatte er den Eindruck als ob er wieder mal mit einem seiner besten Freunde Scatty, dem verrückten Sumpfler der ihn damals in der hohen Kunst der Körperbeherrung eingewiesen hatte, sprechen würde. Innerlich seufzend antwortete der ehemalige Hüter des Glaubens.
"Erwache!", entfuhr es ihm als Antwort auf das "Bewahre." des tattrigen Opas, ehe er fortfuhr, "Nun alter Mann, ich fürchte ich kann dir meine Stiefel nicht geben, weil sie dir gewiss nicht passen würden. Sie waren eine Maßanfertigung für mich gewesen und ich bezweifle stark dass deine Füße genauso groß sind wie meine. Was ich jedoch anbieten könnte, ist, mit dir zu einem hiesigen Schuster zu gehen und dir ein paar maßgeschneiderte Stiefel zu kaufen, sofern ich mir das noch leisten könnte ...", der Krieger verstummte, als er merkte dass der Alte heftig mit dem Kopf zu schütteln anfing.
"Nein, nein, nein, das war ganz und gar nicht was ich im Sinn hatte! Du hast mir alles kaputt gemacht!", rief die verwitterte Gestalt dann, wenn auch der Ausruf im Gelärme der Menschenmenge untergegangen war. Mit einem Schnauben fuhr der Alte fort: "Dennoch danke ich dir für deinen guten Willen, aber die Natur wird für Ihre Kinder sorgen." Auf den ungläubigen Blick Artifexs' hin wandte er sich ab, blinzelte kurz und blickte sich um, ehe er ein Katzenpaar in der Nähe erspähte. Geduldig wartete er bis eine der beiden Katzen in seine Richtung blickten, ehe er sie mit seinem Blick fixierte.
Eine kurze Weile später, der ungläubige Gesichtsausdruck war einem der Verwirrung auf dem Gesicht seines Begleiters gewichen, waren die beiden Katzen vor dem Kauz stehengeblieben.
"Bringt mir ein paar Stiefel bitte, meine Lieben", brabbelte der alte Mann derart unverständlich - oder waren es gar keine menschlichen Laute, wie Artifex annahm? Die Katzen stoben daraufhin davon, währen der alte Kauz mit rauchender Pfeife auf den Kisten sich es ein wenig gemütlich machte.
"Ist das Sumpfkraut was du da rauchst, alter Mann?", frug der ehemalige Sumpfler unvermittelt als er erkannte woran ihn der Geruch erinnerte. Auf den verdutzten Blick des Alten hin entgegnete er, "Was? Ich hab mal selbst Sumpfkraut angebaut, von daher sollte ich wohl sehr wohl wissen wie gerauchter Sumpftabak riecht, oder?"
Während des kurzen Intermezzos waren die Katzen nicht untätig geblieben und so kam es dass sie kurz darauf wieder beim alten Mann waren, jede von ihnen trug einen Stiefel in ihrem Mund. Der Alte zwinkerte den Hünen kurz zu, ehe er sich bei den Tieren bedankte und die Stiefel in Empfang nahm. Laute der Zufriedenheit und sonstwas ausstoßend zog er sich die Stiefel an, richtete sich auf und schnappte seinen Stab den er an die Kisten gelehnt hatte. Den jungen Mann mit einem bohrenden Blick fixierend sprach er dann:
"Wie du siehst habe ich recht behalten. Die Natur sorgt für Ihresgleichen, wenn Du mehr erfahren möchtest, kannst du mich gerne begleiten."
Mit diesen Worten wandte er sich ab und marschierte auf die Stadttore gen landeinwärts zu ohne einen weiteren Blick nach hinten zu werfen ...
Dies alles hatte sich gestern ereignet und so kam es, dass der ehemalige Hüter des Glaubens sich nun in Gesellschaft eines sonderbaren alten Kauzes befand und diesen auf seiner offensichtlich letzten großen Reise ein Stück begleiten würde, wenn man seinen Worten von gestern noch Glauben schenken konnte. Das ungleiche Paar befand sich gerade auf dem Weg zu Onar's Hof, nachdem bereits die Nacht über die beiden hereingebrochen war und sie zu einer Nachtruhe zwang.
"Was ist eigentlich dein Streben hier in diesen Landen, ich meine, hier ist praktisch gar nichts mehr?! Seit die Orks die Herrschaft über die Insel übernahmen geht hier doch alles vor die Hunde?" Brennend interessierte sich Artifex für die Aufgabe des alten Mannes auf der Insel, irgendwas wichtiges musste es doch sein, wenn er auf einem derart sonderbaren hier angekommen war.
"Und wer oder was bist du eigentlich?", entfuhr es dem Krieger noch ...
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"Hihihi.", kicherte Durnir und blickte den Hünen an. Wissen wer er war wollte er. Es war gut, dass die Menschen einfach manch Dinge nicht wussten. Und es amüsierte Durnir dann, wie sie blickten und es sich nicht erklären konnten was geschah. Durnir sah sich verschwörerisch um, rieb sich durchs Gesicht, als wolle er Schminke wegwischen und blickte den Herrn so an wie er wirklich war.
Streng blickte er, die Haltung gerade und die Stimme ein wenig tiefer.
"Was ich bin müsst ihr euch selbst beantworten. Für manch einen bin ich ein alter Kauz, für andere nur ein alter Mann, für andere bin ich mehr und für wieder andere ein unausgesprochenes Geheimnis der Natur. Ich bin, was die anderen in mir sehen. Nichte mehr und nicht weniger als ihr, Krieger.", sprach der Druide und deutete auf die Klinge des Mannes.
"Was meine Reise betrifft. Ihr seid wohl einer dieser 'Menschen'*abfällig betont* die aufgehört haben dem Rauschen der Blätter im Wind zuzuhören. Kein Wunder, dass ihr das Wesentliche nicht erkennt. Ihr seid wie so viele ein verlorenes Kind. Geknechtet durch den Willen der Götter und blind für das wahre Leben.", sprach Durnir leicht spottend.
"Aber ihr seid wie ihr seid. So wurdet ihr geboren, so lebt ihr, so werdet ihr womöglich sterben. Was kann das Reh dafür, dass es als Reh und nicht als Wolf geboren wurde? Ich beschuldige euch nicht. Aber ich denke ihr werdet nicht verstehen, wenn ich sage, dass ich den Herzschlag der Natur wieder hier erwecken werde. Eine letzte Aufgabe, nach über drei Jahrhunderten. Und das in Khorinis, war eine meiner Masken, guter Mann. Es gibt Dinge im Hier und Jetzt, die die 'Menschen' nicht verstehen und nie verstehen werden, wenn sie nicht das Wahrhaftige erkennen. Daran sind sie selbst schuld. Aber die Götter haben auch ihren Anteil daran. Wieso sollte ich sie dann zu viel denken lassen? Es verwirrt sie nur in ihrem eintönigen Dasein, bis sich der Kreis des Lebens bei ihnen schließt. So wie bei mir nach über drei Jahrhunderten und wenn ich ehrlich bin, freut es mich ein Teil des Ganzen zu werden. Mit den Jahren beginnt man sich für seine Rasse zu schämen und den Glauben an sie zu verlieren. Ihr 'Menschen' seid euer eigener Untergang...", sprach der alte Greis und blickte in das Tal hinab, über dem sie nun standen. Karg wirkte es im Vergleich zu seinen früheren Reisen hier.
ornlu
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Hmmmmm, Artifex war angesichts des Wortschwalls des alten Mannes ins Grübeln verfallen. Vieles was dieser gesagt hatte, berührte erstaunlicherweise etwas in ihm. Tief in Gedanken versunken war er dem sonderbaren Weisen gefolgt und hing seinen Gedanken nach.
Bevor er dereinst in die Barriere geworfen wurde, hatte ein Teil seiner selbst sich wie leer angefühlt gehabt. Ihn hatte etwas herumgetrieben, er fand dabei lange keine Ruhe auf der Suche und war wahrhaftig ein Suchender gewesen. Zunächst hatte er ja eine gewisse Zeit in der Burg des Minentals, die dereinst auch als das "Alte Lager" bekannt war verbracht gehabt, bis der innere Drang wieder übermächtig wurde und ihn aus der Burg trieb. Nachdem er durch Tomekk damals vor schlimmerem bewahrt wurde und ein Teil des Sumpflagers wurde, fand er zum ersten Mal wieder Ruhe, ihm war als hätte er ein Zuhause gefunden gehabt. Einige Jahre später stellte sich heraus dass die höhere Macht die sie damals angebetet hatten ein Erzdämon war und ihr Glauben war arg in Frage gestellt worden, doch der große Teil des Sumpflagers, der sich im Pyramidental niedergelassen hatte ging nur gestärkt aus dieser Prüfung. Sie alle fühlten dass es den einen wahren Schläfer durchaus gab und dieser weitaus mysteriöser war. Derart mysteriös, dass es dem Erzdämonen gelungen war sich als den Schläfer auszugeben, die Bruderschaft hatte dies letzten Endes erkannt und Schritte gegen diesen Frevel eingeleitet, wenn nicht sogar des Dämonen Niedergang aktiv unterstützt gehabt.
Jetzt wo das Pyramidental zerstört war und er in jenem erstmals seit langer Zeit wieder zu Besinnung kam, realisierte Artifex, dass dies der endgültige Riss war, der ihn halb wahnsinnig hat werden lassen. Der Wahn war über ihn gekommen zu etwa derselben Zeit als die Orks alles im Pyramidental den Erdboden gleich machten und die Bruderschaft nahezu auslöschte.
Lange Gedanken, kurzer Sinn, der ehemalige Hüter des Glaubens wandelte nun wieder auf dem Pfad des Suchenden und dieser Alte Mann berührte mit seinen Worten jenen Teil, der ihn wieder umhergetrieben hatte. Es war eine respektgebietende Person, die so ganz unscheinbar war, aber das war sicherlich Absicht wie Arti bemerkte. Ebenso war sicherlich die seltsame Wortwahl und Ausdrucksweise seines Begleiters eine Maske, wie dieser selbst bestätigt hatte, die er anderen präsentierte. Irgendetwas an dieser Naturverbundenheit des Mannes kitzelte sein Gedächtnis, der Hüne war sich sicher, dass er einst etwas in diesem Zusammenhang aufgeschnappt hatte.
Lange zermarterte er seinen Kopf über dies Rätsel, da kamen sie schon an der Taverne "Zur toten Harpyie" wieder vorbei und betraten den Weg zum Tal in dem sich Onars Hof befand.
Naturverbunden, ... diese Tiernähe, Katzen und Riesenschildkröten, Tiersprache ... da war doch etwas ... irgendwas mit einem D am Anfang des Wortes. In der königlichen Bibliothek war ein Buch über diese Phänomene verfasst gewesen... war das nicht das Buch mit dem Titel "Die Waldläufer, ihre Chargen und die Natur"?! Hmmm ja, ich bin mir sicher dass es dieses Buch war und da war von so Männern wie diesem alten Kauz die Rede gewesen ... Wie hatte der Autor diese Männer bezeichnet? D-d-d-dr ... hmmmm ... Dru-
"Ihr seid ein Druide!", entfuhr es ehrfürchtig der Kehle des Kriegers und beobachtete die Reaktion des Mannes. Kurz darauf verstummte er wieder und fuhr zögerlich fort, "In der Tat ... ihr habt Recht damit wenn ihr sagt, dass die Menschheit eine parasitäre Lebensform ist die nur auf die Zerstörung der Natur aus ist. Alles was ich bis jetzt erlebt habe und erfahren durfte deutet darauf, man braucht nur an die Barriere die das Minental auf dieser Insel umschloss zu denken... Ich bin mir sicher dass dies eine gedankenlose Anwendung von Magie war, die der Natur ganz und gar nicht gut tat ... Ja, wenn ich mir den derzeitigen Zustand des Tals ins Gedächtnis rufe ... soll heissen, nach dem an was ich mich noch erinnern kann ... dann ist dem garantiert so. Und eure Worte über eure letzte Aufgabe hier alter Mann, bestätigen dies indirekt nur noch."
Gedankenverloren hielt Artifex an als er sah wie der Druide über das Tal von Onars Hof blickte.
"Ich hoffe Ihr habt nichts dagegen wenn ich Euch für eine Weile begleite. Vielleicht möchtet Ihr ja meine Dienste in Anspruch nehmen ..."
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